Dracwinesca und Merlion von Loreanne (Kurzgeschichten - Sammlung von Dracwinesca und Merlion) ================================================================================ Kapitel 1: Unterricht bei Merlion --------------------------------- Es war ein gewöhnlicher Tag in der Magierakademie in Gaschok. Wie immer setzten sich die Schüler kurz vor Acht auf ihre Plätze. Sie wussten alle, dass ihr Magister Merlion sie wieder auf eine Art bestrafen würde. Merlion war in der Hinsicht immer schadenfreudig und die Bestrafungen, die er den Schüler auflastete, waren immer für einen Magier sehr demütigend. Sie gehorschten sie lieber ihrem Lehrmeister. Um genau Acht Uhr trat Merlion ein. Seine Haltung war gerade und seine Nase rechte schon ganz hoch in die Luft. Sein hinterlistiger Blick streifte durch die Klasse. Als er sah, dass seine pädagogischen Maßnahmen Erfolg zeigten, wurde seine Haltung noch gerader und seine Nase ragte noch weiter in die Luft. Stolzen Schrittes ging er zum Pult und legte sorgfältig sein Diamonicon darauf. Er hielt kurz inne, klemmte das große Buch unter den Arm und wischte über den eigentlich sauberen Pult mit seinem Ärmel. Danach legte er das Buch hin. Merlion atmete noch einmal zufrieden auf und richtete sich dann an die Schüler: „Guten Morgen ihr armseligen Würmer!“ Verdutztes Schweigen lag in der Klasse. Sie waren ja schon einiges von Merlion gewohnt, aber er wusste immer wieder einen draufzusetzen. Merlion lächelte innerlich. Genau so etwas wollte er erreichen. Er hatte es wieder einmal geschafft die Schüler zu verunsichern. Nach Außen versuchte er kühl zu wirken. Plötzlich kitzelte ein Sonnenstrahl an Merlions Nase. Er wirbelte mit den Händen vor seinem Gesicht so als würde ihn eine Fliege ärgern. Doch nun bemerkte er, dass das lästige Kribbeln an der Nase keine Fliege war, sondern nur die Sonne. Er drehte sich zu den Vorhängen, so dass die Schüler nicht sehen konnten, dass er leicht errötete. Während er den Vorhang zuzog sprach er im ernsten Ton: “So jetzt hatten wir schon einiges theoretisch über das Beschwören von Dämonen gelernt! Heute wollen wir einen herbeirufen.“ Sein Blick streifte durch die Klasse und blieb bei einem hageren Magier hängen: „Fendrakon, Welche Dämonen kennst du?“ Der junge Magier wurde erst ganz klein und grübelte kurz nach. Er konnte die Ungedult in Merlions Augen schon erkennen. Dann stand er auf und sprach mit zittriger Stimme: „Ich kenne einen Karmanoth, Meister Nerpfanin.“ „Sehr gut mein junger Schüler“ ,sagte Merlion mit einem hinterhältigem Lächeln und blinzelte zu Fendrakon. Der hagere Magier strahlte. Noch nie hatte jemand ein Lob von Merlion bekommen. Dachte zumindest Fendrakon. Kaum hatte Fendrakon eine geradere Haltung eingenommen, hörte er Merlions Stimme sagen er solle einen dieser zwar niederen, aber dennoch hinterhältigen Dämonen herbeirufen und ihm befehlen einen Teller Erdbeeren zu fressen. Fendrakon ging mit zittrigen Knien und in geduckter Haltung nach vorne. Der junge Magier wagte es nicht in Merlions sadistisches Gesicht zu schauen. Merlion rechte dem momentan sehr klein wirkendem Fendakon die Beschwörungskreide: „Da du diesen Dämon kennst, wirst du ja bestimmt auch die Zeichen kennen! So, dann zeichne mir das Pentagramm mit eben diesen Zeichen!“ Fendrakon nahm die Kreide immer noch ohne seinem Lehrmeister in die Augen zu schauen und fing an zu zeichnen. Er gab sich viel mühe und zog jeden Strich des fünfzackigen Sterns ganz vorsichtig, damit die Linien auch alle schön gerade waren. Nach einer Stunde hatte der Magier es endlich geschafft diesen Stern fertig zu zeichnen. Fendrakon stellte sich hin, reckte sich einmal, so dass jedes Gelenk einmal knackte und überprüfte sein Kunstwerk. Er schaute, ob wirklich alle Linien gerade waren und alle Winkel stimmten. Dabei bemerkte er nicht den Rest der Klasse. Teilweise waren die Schüler eingeschlafen und die anderen haben ihre Gerade Haltung verloren. Selbst Merlion war zu angespannt um die eingeschlafenen Schüler zu wecken und auf deren Haltung zu achten. Merlion ging das alles viel zu langsam. Als er damals sagte die Schüler sollten sich beim Beschwören alle Zeit nehmen, die sie hatten, nicht, dass sie alleine für den Stern schon eine Stunde brauchten. Endlich hockte Fendrakon sich wieder hin und zeichnete weiter. Bei den Zeichen ließ sich Fendrakon auch zeit und überlegte noch mal ganz genau, welches Zeichen in welche Lücke musste. Auch hier achtete er darauf, dass jede Lienie ganz gerade gezogen wurde und jeder Bogen gleich groß war. Nach etwa einer weiteren Stunde hatte Fendrakon endlich seine Zeichnung fertig. Er stellte sich auf , überprüfte noch mal die Zeichen und machte sich fertig den Dämon zu rufrn. Plötzlich fuhr der junge Magier zusammen. Hinter ihm stand Merlion, der ganz dicht hinter ihm stand und brüllte: „Warte du Narr! So unfähig, wie du bist, wird da bestimmt nichts vernünftiges bei raus kommen.“ Fendrakon wurde wieder ganz klein. Er hatte sich doch alle Mühe gegeben und was er bekam war mal wieder eine blöde Bemerkung. Er schaute sich noch mal seine ganze Zeichnung an und schaute nachdem er nichts fehlerhaftes entdeckt hatte zu seinem Lehrmeister. Er stand mit eingestützten Armen bedrohlich hinter ihm: „Du bist sogar so unfähig, dass du nicht einmal den Fehler erkennst!“ Er blickte prüfend durch die Klasse. Alle eingeschlafenen Schüler waren nun auch wieder wach, denn das Gebrüll von vorhin konnten selbst sie nicht überhören. Nun schaute er wieder zu Fendrakon, der sich keinen Schritt bewegt hatte noch nicht einmal gewagt hatte mit der Wimper zu zucken, und schimpfte mit strengem Ton: „Schau dir diese zwei Zeichen an! Die beiden gehören jeweils in die andere Lücke! Das ist eine ganz schön schlampige Arbeit für zwei Stunden und setz dich endlich hin! Du stehst mir im Weg. Ich werde euch allen jetzt zeigen, wie man das richtig macht!“ Mit gesenktem Kopf ging Fendrakon zu seinem Platz zurück und setzte sich. Währenddessen wusch Merlion die Zeichnung von Fendrakon weg und zeichnete sein eigenes Pentagramm. Nach nicht mal einer viertel Stunde hatte Merlion seine Zeichnung fertig und richtete sich stolz auf. Er war mit sich sehr zufrieden. So schnell hatte er die Zeichnung noch nie fertig gehabt. Nun sprach er die Formel um einen Karmanoth herbeizurufen. Doch Merlion blieb in einem leeren Pentagramm stehen Eine leichte Röte legte sich im Merlions Gesicht. Wo blieb nur der Dämon? Die Schüler warteten neugierig, denn sie hatten noch nie einen Dämon leibhaftig gesehen. „Soetwas kann geschehen, wenn man zu schlampig arbeitet. Dabei treten Fehler auf und glaubt mir, dass der Dämon nicht erscheint, ist das harmloseste, was bei solchen Fehlern geschehen kann“ ,erklärte Merlion mit sicherer Stimme. Er wollte sein Missgeschick verbergen und tat so als sei es Absicht gewesen, „Bei euch unfähigen Schülern wird so etwas immer wieder auftreten Also…“ Merlion wurde von einem Klopfen unterbrochen und zuckte zusammen. Er blickte auf den Boden. Am Pentagramm hatte sich nichts verändert also konnte das Klopfen auch nicht aus den Niederhöllen kommen. Dennoch zeigte sein Gesicht einen hauch von Unsicherheit. Dann öffnete sich die Tür und der Kopf von Dracwinesca lukte ins Klassenzimmer: „Sag mal, Merlion, hast du den Karmanoth beschworen?“ „Welchen Karmanoth meinst du?“ entgegnete Merlion, „Ich sehe keinen.“ Dracwinesca zeigte auf den Vorhang: „Ich meine den im Weingarten, der gerade die kostbaren Trauben genießt!“ Merlion wurde rot wie eine Tomate und drehte sich weg um es vor der Klasse zu verbergen. Er ging zum Fenster um sich zu vergewissern, dass der Dämon auch wirklich dort ist, oder ob Dracwinesca ihn nur rein legen wollte. Doch im Weingarten sah er den kalbsgroßen, weißen Höllenhund. Ihm schienen die Trauben zu schmecken, doch Merlion wird nie wieder richtig Freude an diesem Wein haben, denn er wird sich immer an dieses Missgeschick erinnern. Dracwinesca lächelte verlegen und ging aus dem Klassenzimmer. Sie hätte Merlion nicht darauf aufmerksam machen sollen. Beim herausgehen, sah sie die Schüler, die alle versuchten ein lautes Gelächter zu unterdrücken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)