I didn't hear you leave von abgemeldet ================================================================================ Colors of Remembrances ---------------------- „Nur von einem Vampir kann ein Vampir getötet werden.“ „Nicht von einem Menschen?“ „Kein Mensch, kein Werkzeug, keine Maschine vermag es einen Vampir zu töten, der nicht getötet werden will.“ „Und was ist mit Werwölfen?“ Ich erinnerte mich an eine meine ersten Lektionen, die mir Jake beigebracht hatte. Für mich war er damals das schlauste Wesen auf der Welt gewesen. Gewesen. Meine Bewunderung hatte nicht lange angehalten. Und jetzt war ich hier. Fünf Vampiren gegenüberstehend. Potentiellen Mördern. Innerlich verkrampfte ich. Ich hatte auch Edward mitgezählt. Zu meinen Feinden gezählt. Waren sie Feinde? Ich schaute Edward an und sah, dass ich das alleine durchstehen musste. Durchstehen würde. Ich konnte nicht mit ihm rechnen. Eine Kälte breitete sich in meinem Inneren aus. Ich spannte meine Muskeln an. Ich würde nicht kampflos aufgeben. Es geschah in weniger als einer Sekunde, das Esme –die ich eben erst erkannt hatte- auf mich zugesprungen kam. Aber es war kein Sprung zum Kampf, auf seine Beute zu. Nein… sie umarmte mich heftig. Ich war geschockt! Eher ein anderer reagieren konnte, eher ich etwas sagen konnte, eher Edward mich vorstellen konnte, umarmte mich diese Frau, als wäre ich…jemand. Ein Teil ihrer Familie. Als hätte sie mich erkannt. Als hätte sie mich vermisst. Als würde sie mich lieben. Ich sah mit großen Augen über Esmes Schulter und sah die geschockten Gesichter der Anderen. Selbst Edward sah geschockt aus, als würde er mich zum ersten Mal sehen. Was sollte das? „Bella Swan?!“, fragte Carlisle ungläubig. Ich knickte nur hilflos. Es gelang mir schließlich mich von Esme zu lösen. Doch sie nahm mein Gesicht in ihre Hände und sie strahlte über das ganze Gesicht. Dann küsste sie mich auf die Wange und umarmte mich wieder. Als würde sie ein verloren geglaubtes Kind wieder finden. Carlisle schaute Edward an und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen was er ihm gerade sagte. Ich sah die anderen an, sie schienen alle in Gedanken auf Edward einreden zu wollen. Besonders das blonde Mädchen. Sie sah wütend aus. „Komm, Bella, ich bring dich nach oben. Wir suchen dir was zum Anziehen. Du kannst dich waschen.“, Esme zog mich am Arm mit sich. Ihre Kraft war unglaublich. Sie ist ja auch ein Vampir, rief ich mir wieder ins Gedächtnis. Als wir in der Tür standen, drehte sie sich halb um, „Carlisle, rufst du bitte die Polizei an? Ich glaube wir haben das vermisste Mädchen gefunden, habe ich Recht?“, fragte sie mich, aber wartete die Antwort nicht ab, sondern schob mich durch die Tür. Schob mich die Treppe rauf. Schob mich den endloslangen Flur entlang. Schob mich durch ein Zimmer. Und endlich ins Bad. Ich hatte gar nicht genug Zeit, um mir alles anzugucken und die Einrichtung zu betrachten. Esme hatte es offenbar eilig. „Du siehst ja mitgenommen aus, Schatz.“ Sie kicherte, „Du glaubst gar nicht wie gut es tut, dich wieder zusehen!“ Ich hätte gern das Gleiche zu ihr gesagt, doch mehr als an den Namen erinnerte ich mich nicht. Ich lächelte verlegen. „Ich… bin wohl nicht sehr sorgsam mit meinem Kleid umgegangen…“ „Du Tollpatsch! Das sieht dir natürlich ähnlich.“ Sie grinste und dann wies sie auf die Handtücher und das Shampoo. „Wir besorgen dir sofort was zum Anziehen. Ruf einfach, wenn du fertig bist. Aber lass dir schön Zeit.“ Dann ging sie aus dem Bad. Nur in der Tür blieb sie noch mal stehen und drehte sich um. „Das ist Edwards Zimmer und Bad, aber ich denke nicht, dass er was dagegen hat.“, sie lächelte, „Früher hat es ihm ja auch nichts ausgemacht, seine Sachen mit dir zu teilen.“ Sie schloss die Tür und ich war alleine. Wie knüpft man an, an ein früheres Leben? Wo macht man weiter, wenn man sich nicht erinnert? Wo macht man weiter, wenn man zu verstehen beginnt, dass man nicht mehr zurück kann? Ich stand in der Dusche und das Wasser floss in Strömen auf mich herab. Ich lehnte mich an die Wand und ließ mich langsam herunter gleiten. Bis ich am Boden saß. Das heiße Wasser dampfte und vernebelte die Glastüren der Dusche. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und ließ es auf mein Gesicht rieseln. Wie würde es weiter gehen? Wie lange ich da saß, konnte ich nicht sagen. Irgendwann hörte ich jemanden gegen die Tür klopfen. „Bella? Alles in Ordnung?“ Es war Esme. Ich wurde aus den Gedanken gerissen und kam wieder zu mir. „…Ja! Ich bin jetzt fertig!“, rief ich nach draußen. Dann machte ich den Wasserhahn aus, trat aus der Dusche und trocknete mich ab. Ich sah das Stück Stoff, das ich vorhin noch getragen hatte, in der Ecke liegen und wickelte mir ein Handtuch um meinen Körper. Als ich aus der Tür trat, sah ich in Esmes besorgtes Gesicht. Es war sicher anmaßend von mir, aber ich fragte sie trotzdem, „Ist was passiert?“ Ich konnte sehen, dass sie kurz überlegte, aber dann sagte sie es mir doch, „Carlisle hat eben mit der Polizei telefoniert… um Entwarnung zu geben. Die Polizei sagte ihm, dass sie –als sie auf der Suche nach dir waren– jemand anderen gefunden habe. Eine Gruppe von Wanderern. Tot… Sie… Bella…Edward hat gesagt, als er dich fand… du warst in Begleitung…“ „…Jake…“ Ich war nicht allzu überrascht. Das passte zu Jake. Trotzdem spannte sich mein Körper an. Ich ahnte, dass das noch nicht das Ende war. „Bella, die Polizei hat…sie haben dich im Verdacht. Sie wussten ja, dass du auch im Wald warst...“ „Aber ihr habt doch gesagt, dass ich bei euch bin! Wie können sie denn da glauben? Wie hätte ich denn so schnell her kommen sollen?“ Schließlich wussten sie doch sicher nicht, dass ich ein Vampir bin. „Carlisle hat es ihnen am Telefon erklärt, aber sie werden dich trotzdem verhören wollen. So ist das nun mal üblich.“ Das Leben unter Menschen war wohl doch nicht so einfach, wie ich mir das vorgestellt hatte. „Ich komm gleich wieder, Bella. Warte hier kurz, ich wollte noch mal mit Carlisle sprechen.“, dann ging sie aus dem Zimmer. Und ich war wieder allein. Ich hatte kurz überlegt, ob ich sie fragen sollte, wo Edward war. Aber hatte es mir anders überlegt. Ich wusste nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Ich sah mich kurz im Zimmer um, als das blonde Mädchen mit einem Stapel Anziehsachen ins Zimmer kam. „Hey Bella.“, sie klang leicht verlegen. „…hey…“, ich hatte nicht die kleinste Erinnerung an sie. „Ich…hab hier ein paar Kleider für dich zusammen gesucht.“ Es war wie eine Entschuldigung, auch wenn sie das Wort selbst nicht gebrauchte. „Danke.“, sagte ich auch verlegen. Wieso sollte diese Person, diese Schönheit das Bedürfnis haben sich bei mir zu entschuldigen zu wollen? Wofür? Sie legte die Sachen auf den Tisch vor der Couch. „Naja, für solange, bis wir dir Neue kaufen.“ Ihre Stimme klang jetzt fröhlicher. Als hätte sie geglaubt, ich würde ihr Geschenk nicht annehmen. Ich lächelte schwach. „Gut, dann werd ich mal wieder… gehen“ Als sie aus der Tür war blieb sie noch mal stehen. „Wenn du was brauchst, dann sag einfach bescheid.“ „Danke noch mal.“, sagte ich. Sie war wirklich nett. Schade, dass ich mich nicht an sie erinnern konnte. Ich sah mir den Kleiderstapel gar nicht genau an, sondern zog einfach das Erstbeste raus. Aber ich musste zugeben, dass die Sachen sehr schön waren. Und sich gut auf der Haut anfühlten. Ich legte mich auf die schwarze Ledercouch im Zimmer und wartete. Worauf ich wartete, konnte ich nicht sagen. Ich hatte nur das Gefühl, dass ich das Zimmer nicht verlassen sollte. Nicht verlassen durfte. Als wäre ich gefangen. Aber das war ich natürlich nicht. Ich sah aus dem Fenster. Es war hell geworden. Die Nacht war mir so endlos vorgekommen, doch plötzlich schien die Zeit wieder ganz schnell zu laufen. Er bewegte sich so lautlos, ich hatte ihn nicht gehört. Ein Seufzer schreckte mich auf. Ich blickte mich um und sah Edward in der Tür stehen. Den Kopf gegen den Türrahmen gelehnt. Er sah mich an. „Tut mir leid, das hier ist dein Zimmer, nicht wahr? Esme hat mich hierhin geschickt… Oder besser gesagt verschleppt, ich-“ „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.“ Er trat ins Zimmer, ans Fenster und schaute raus. Ich wurde allein von seinen Bewegungen hypnotisiert. Dann ging er zu seinem Schrank und schaute was nach. Er schien bemüht darum Abstand von mir zu halten. Dann wurde ihm erst bewusste das ein Haufen Klamotten auf seinem Tisch lagen. Er hob die Augenbrauen verwundert, „Rosalie?“ Er zeigte auf den Stapel. Rosalie, das konnte ja nur der Name des blonden Mädchens sein. Viele Frauen hatte ich sonst nicht gesehen. „Ja.“, antwortete ich kurz, „Sie ist sehr nett, nicht wahr?“ Jetzt sah er mich überrascht an. Hatte ich was Falsches gesagt? „…unglaublich…“, sagte er vor sich hinlächelnd und schüttelte den Kopf. Zwischen uns herrschte ein unangenehmes peinliches Schweigen. Beide wussten wir, dass es andere –wichtigere– Dinge zu besprechen gab, als Rosalie und ihre Anziehsachen. Aber es war… einfacher über belangloses zu reden. „Edward, Esme hat mir gesagt, dass Jake-“, fing ich an, doch ich wurde unterbrochen. „Benutz nie wieder meinen Namen im selben Satz mit seinem.“, zischte Edward finster. Seine Augen wurden pechschwarz. Wow. Es schien noch komplizierter zu sein, als ich mir vorgestellt hatte. „Edward hier ist jetzt kein Platz für falschen Stolz!“, seufzte ich. „Mein Stolz soll falsch sein?!“, fragte er wütend. Wir sprachen natürlich vollkommen aneinander vorbei. „Was ich sagen wollte, ist doch nur, dass ich zum Verhör bestellt werde! Und ich wollte dich nur fragen, ob du weißt, wann!“, rief ich verzweifelt. Ich wollte nicht, dass es so war. Dass wir nicht miteinander sprechen konnten. Ich zog meine Beine an und legte meinen Kopf auf die Knie. Umarmte die Beine mit meinen Armen. Kurze Zeit später setzte er sich neben mich auf die Couch. Dann berührten seine Finger leicht meinen Arm. Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung. Ob ich wohl genauso traurig aussah wie er? Er nahm meinen Arm und zog mich zu sich. Umarmte mich fest. „Tut mir leid, Bella.“ Es tat ihm wirklich leid. Ich hörte es in seiner Stimme. Jetzt wäre wahrscheinlich der beste Zeitpunkt, um über Damals zu sprechen. Mit der Zeit würde sich doch alles klären. Und wir hatten die Ewigkeit zum Reden. Vielleicht könnten wir das Rätsel lösen. Vielleicht könnten wir anknüpfen. An das alte Leben. Aber ich ahnte, dass das nicht passieren würde. Manche Dinge kann auch die Zeit nicht heilen. Manchen Schmerz, der zu tief sitzt. 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