I didn't hear you leave von abgemeldet ================================================================================ The Past -------- Vor 28 Jahren „Aaaaaargh“, brüllte jemand. Dann erkannte ich, dass es meine Stimme war, dass ich es war, die schrie. Ich konnte nicht aufhören, denn ich verbrannte. Mein Körper verbrannte. „Es ist gut.“, versuchte mich eine Person sanft zu beruhigen. Es ist gut? Es ist gut? Diese Person musste verrückt sein. NICHTS war gut. Dieser grausame Schmerz. So überwältigend. Ich würde sterben. Tod. Barmherziger Tod, wieso starb ich nicht? Wieso verlor ich nicht mein Bewusstsein? Ich hielt es nicht aus. „Es vergeht. Es wird besser.“, sprach die Person. Tröstende Worte… ich brauchte keine tröstenden Worte, sondern Erlösung. Es sollte aufhören. Sofort. „Hilf mir!“, flehte ich. Es soll aufhören, es soll aufhören, es soll aufhören. Bitte! Ich erlitt Qualen. „Ich kann dir nicht helfen. Beruhige dich. Es wird aufhören.“, sagte die Person. Ich wollte ihr so gerne glauben. Aber das konnte ich nicht. Niemand kann solche Schmerzen überleben. Ich wand und wälzte mich. Alles tat mir weh und niemand half mir, ich war verzweifelt. Irgendwann… -waren es Stunden? Wohl eher Tage- später… ließ der Schmerz tatsächlich nach. Er wurde erträglicher. Die Person hatte Recht behalten. Obwohl sie mir nicht geholfen hatte, hatte sie mich wenigstens nicht angelogen. Ich versuchte meine Augen zu öffnen, doch meine Lider fühlten sich an, als wären sie mit Blei gefüllt. Und als es mir endlich gelang, kniff ich sie sofort wieder zusammen. Es war so hell… die Sonne blendete mich. Nein, das war nicht nur die Sonne, die mich geblendet hatte. Als sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnten, sah ich einen Mann wenige Schritte neben mir sitzen. Er funkelte. Seine Haut glitzerte in der Sonne. Er wandte mir seinen Kopf zu und lächelte müde. „Du bist wach…“, stellte er erleichtert fest. „Das ist sehr gut. Ich möchte hier nicht länger verweilen, als unbedingt notwendig.“, seine Stimme klang belegt. Ich versuchte meinen Kopf zu drehen, um beurteilen zu können wo ich war. Doch meine Schmerzen waren noch zu groß. Ich stöhnte auf. „Ich weiß, dass du noch schwach bist und vielleicht Schmerzen hast, aber wir müssen hier weg. Es ist wichtig, dass wir hier so schnell wie möglich verschwinden.“, redete er auf mich ein. Ganz langsam fanden mich meine Kräfte wieder. Ich konnte mich umsehen. Und ich erschrak. Was sich da vor meinen Augen ausbreitete war… ein Schlachtfeld! Ich war mitten auf einem Waldhang, der durch den Kampf, der hier ausgefochten wurde, zur Lichtung geworden war. Überall lagen umgestürzte, ausgerissene Bäume. Zersplitterte Bäume. Alles war zerstört, zerschlagen, verwüstet. Allein an den Spuren konnte ich erkennen, dass hier gekämpft wurde. Und an dem Blut. Blut… aber keine Leichen? „Ich weiß nicht, was hier genau passiert ist. Ich war nur auf der Durchreise, als ich das Geschmetter gehört habe und erriet schnell wer hier gegen wen kämpfte, ich konnte es riechen. Vampire gegen Werwölfe…“, bei dem letzten Wort verzog er das Gesicht und betrachtete angewidert das Blut, das auch ich gesehen hatte. „Als ich ankam, fand ich dich. Grade bei deiner Verwandlung. Und ich stelle mir nur eine Frage: Was hatte ein Mensch hier verloren?“, er sah mich fragend an. Seine Worte drangen nur langsam bis zu meinem Verstand. Er redete von Vampiren? Ein seltsam vertrautes Wort… Von Werwölfen? Ich wunderte mich über meinem Gedanken, dass Werwölfe schlecht, gefährlich waren. Was hatte er zum Schluss gesagt? Meine Verwandlung? Was hatte das zu bedeuten? Er stand auf und kam auf mich zu, „Du hast Durst.“, das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Der ich allerdings nichts entgegen zu bringen hatte, denn er hatte Recht. Einen unbeschreiblichen Durst sogar. Er hielt mir die Hand hin, um mir beim Aufstehen zu helfen. Ich nahm sie an. Seine Hand war so stark… aber ich erwiderte seinen Händedruck. Mich zu erheben fiel mir schwer, ich fühlte mich so schwach, aber gleichzeitig spürte ich eine unbändige Kraft in mir… ungewöhnlich. Ungewohnt. „Wie heißt du?“, fragte er mich beiläufig. „Isabella“, antwortete ich wie aus der Pistole geschossen. Er zog seine Augenbrauen hoch. „Und wer bist du?“, fragte er mich weiter. Ich machte meinen Mund auf, um ihm zu antworten. Und schloss ihn wieder. Ich machte ihn wieder auf, um ihm zu sagen, dass ich… Nun ja, dass ich was? „Ich…“ „Erinnerst du dich an irgendwas?“, wollte er wissen. Ich heiße Isabella. Und…ich konnte mich einfach nicht erinnern… Warum fragt er mich überhaupt aus? Er hat doch selbst gesehen, was für Schmerzen ich ertragen musste! Ist doch natürlich, dass man kurz überlegen muss! Ich schüttelte wütend den Kopf. „Du musst nicht gleich zornig werden…“, mahnte er mich. „Ich bin nicht zornig!!“, donnerte ich ihm entgegen. „Viele Vampire erinnern sich nicht an ihr Menschenleben. Ich erinnere mich auch nicht. Wenigstens kennst du deinen Namen, dann brauchen wir dir keinen auszudenken.“, erzählte er, ging an mir vorbei an den Rand der Lichtung, zu den Bäumen. Als er an einer Baumreihe ankam drehte er sich nach mir um. „Hm? Wo bleibst du denn? Komm! Ich hab doch schon gesagt, dass wir hier verschwinden sollten.“ Ich sah ihn ungläubig an. Dachte er wirklich ich würde mit ihm irgendwohin gehen? Ha! Ich bin doch nicht von gestern. Vielleicht erinnerte mich ja nicht an mich oder an mein Leben und vielleicht verstand ich nicht wie ich überleben konnte, nach dem ich doch verbrannt war und vielleicht hatte ich auch keinen Schimmer von dem was dieser Mann da erzählte, aber Eins wusste ich ganz sicher: Geh nicht mit Fremden. Der Mann hatte wohl meinen entschlossenen Gesichtsausdruck gesehen, denn er kam kopfschüttelnd wieder auf mich zu. „Wo liegt dein Problem?“, fragte er mich leicht genervt. „Ich kenne Sie nicht.“ Er stöhnte. „Das glaube ich ja nicht. Ich bin Jake. 30 Menschenjahre alt. 498 Vampirjahre-“ „Was soll das die ganze Zeit mit den Vampiren?!“, fragte ich genauso genervt, wie er es war. „Das ist jetzt nicht dein Ernst!“, zischte er und packte mich fest am Oberarm. „Du kommst mit, hast du verstanden?! Ich hab keine Lust länger mein Leben für dich aufs Spiel zu setzten! Wenn die Werwölfe zurückkommen, dann-“ Ich entriss ihm meinen Arm und wunderte mich selbst über die Wuchtigkeit meiner Bewegung, die ihn fast zum Fallen brachte. Dabei hatte ich ihn genau verstanden. Ich sollte also ein Vampir sein. Ich sah an mir herab und bemerkte ich, dass auch ich in der Sonne glitzerte. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, dabei wusste ich gar nicht warum. Aber der Gedanke endlich ein Vampir zu sein, war sehr befriedigend. Endlich? Warum endlich? Verdammt war das lästig! Seine eigenen Gedanken nicht zu verstehen. „Offenbar verstehst du mich doch.“, sagte er. Seine Miene entspannte sich. „Also gehen wir.“, und er wandte sich wieder um. Ich hatte allerdings nicht das Verlangen mit ihm fort zu gehen. Und nicht, weil er natürlich immer noch ein Fremder war, oder weil ich immer noch nicht alles verstand, was er mir zu sagen versuchte, sondern einfach nur, weil ich hier bleiben sollte. Mein Gefühl sagte mir, ich sollte hier warten. Worauf? Ich wusste es selbst nicht. Aber der Drang hier zu bleiben und auf etwas oder jemanden zu warten, war tausendfach größer, als der von hier zu verschwinden. „Ich bleibe hier.“, sagte ich so entschlossen wie ich konnte. „WAS?“, er drehte sich blitzschnell um. „Ich finde, ich sollte hier bleiben. Ich warte.“, erzählte ich ihm in einem beiläufigem Tonfall. „Und worauf, wenn ich fragen darf?“, fragte er gereizt. „Du bist noch so jung und hast noch nicht einmal deinen ersten Durst gelöscht. Ich frage dich also wie willst du dich einem Rudel Werwölfe stellen?“ Ich hatte darauf keine Antwort, und das wusste er. Aber ich musste hier bleiben und warten. Je länger ich darüber nachdachte, desto richtiger erschien mir meiner Entscheidung. „Glaubst du vielleicht jemand wird dich abholen?“, er lachte laut. „Man hätte dich nicht alleine gelassen. Glaub mir. Vertrau mir. Ich war bei deiner Verwandlung dabei. Ich habe gesehen wie du gelitten hast“, seine Stimme war jetzt ernst und mitfühlend, „Ich habe dich nicht allein gelassen und dadurch mein eigenes Leben riskiert. Wenn ich dir was antun wollte, hätte ich es längst getan.“ Er war sehr schön. Aber das waren alle Vampire, verriet mir mein Verstand. Aber was er mir da sagte, konnte ich nicht von der Hand weisen. Ich zweifelte an meinem Entschluss hier bleiben zu wollen. „Wieso willst du mich mitnehmen?“, fragte ich. Es interessierte mich wirklich. „Ich…ich hab dich gefunden… Wir sind Gefährten. Verbunden, verstehst du“, erklärte er. Nein, das waren wir nicht. Ohne Zweifel. Nicht mal eine kleine Wahrscheinlichkeit bestand. Ich wusste es ganz sicher. Es war unbestreitbar. Ich sagte nichts dazu. Ich überdachte nur meine Chancen und Möglichkeiten. Ich konnte hier bleiben und warten. Im besten Fall würde jemand kommen oder etwas würde passieren, dass mein Warten erklären könnte. Im schlimmsten Fall würden die Werwölfe zurückkommen. Und nicht nur Jake war besorgt, was das anging. Mein Instinkt riet mir zu gehen. Hauptsache weit weg von den Werwölfen. Mein Gefühl sagte, ich sollte bleiben und warten. Was sollte ich tun? „Ich bringe dir bei, was du wissen musst und später kannst du immer noch gehen. Zurückkehren.“, er war ungeduldig. Ich zögerte nur kurz. Dann nickte ich und ging mit ihm. Ich würde zurückkehren. Ganz sicher. Gegenwart Jake kam in die Hütte rein und riss mich aus meinen Gedanken. Es waren so viele viele Jahre vergangen und ich war bei ihm geblieben. Warum? Warum war ich nie zurückgekehrt? Ich hatte Angst. Angst, das Jake mal wieder Recht behalten würde und ich tatsächlich nicht ohne ihn auskäme. Aber noch größere Angst hatte ich davor zurückzukehren und nichts zu finden. Nichts. Ich wollte die Hoffnung nicht verlieren. Ich wollte meinen Traum nicht aufgeben. Meine vielen Träume was hätte geschehen können, wenn ich nicht mit Jake gegangen wäre. Ich hätte sterben können. Vielleicht hätten mich die Werwölfe gefunden und getötet. So schlimm war die Vorstellung gar nicht. Lieber war ich tot, als dieses Dasein zu fristen. Weiter als armselige Existenz zu überdauern. Unglücklich. Jake lächelte mich an. Glaubte Jake wirklich ich sei seine Gefährtin? Wir seien verbunden? Ich wusste, dass dem nicht so war, dass ich es nicht war. Jake spürte sicher auch, dass wir keine Gefährten sein konnten. Aber das war ihm egal. Er war 498 Jahre alleine gewesen und dann kam ich… Er betrachtete mich eher als sein Eigentum. Er beschützte mich… wie einen wertvollen Schatz, eine Kostbarkeit. Ich war dankbar, dass er auf mich Acht gab, aber ich war genauso stark wie er, ich könnte selbst auf mich aufpassen. Aber das war ihm auch egal. In den ganzen 28 Jahren habe ich nie einen anderen Vampir gesehen. Jake hat es immer geschafft mich zu verstecken, mich fernzuhalten, wenn andere Vampire in der Nähe waren, sodass mich auch niemand je hätte sehen können. „Isabella, ich mag es nicht, wenn du so verträumt bist.“, kritisierte er. Ich mochte es nicht wie er meinen Namen sagte. So voller besitzerstolz. Ich drehte mein Gesicht weg, „Dann sieh mich nicht an.“ „Gerade heute solltest du besonders gute Laune haben“, flüsterte er. Ich spürte seinen süßen Atem auf dem Gesicht. „Und wenn ich keine gute Laune haben will?“, fragte ich. Mein Atem ging unregelmäßig. Seine goldenen Augen glühten. „Zu schade.“ Ich erstarrte und saß fassungslos auf der Couch. Das blieb nicht unbemerkt, „Und was hast du jetzt schon wieder?“, fragte Jake. Ich schüttelte langsam den Kopf, um ihm eine Antwort zu geben. Eine Erinnerung! Und es war dieselbe Stimme, wie in meiner letzten. Ich sprang auf. Goldene Augen. Er hatte also goldene Augen. War das üblich bei Menschen? Ich wusste es nicht mehr. „Jake, haben viele Menschen goldene Augen?“, fragte ich neugierig. „Du weißt doch selbst, ich bin nie unter Menschen. Außer ich töte jemanden, um zu trinken, aber ich habe nie auf die Augenfarbe geachtet.", antwortete er nachdenklich, "Und das war auch schon so bevor du gekommen bist. Ich weiß es nicht.“ Ich nickte nur und lief nach draußen. Ich hatte nicht viel Zeit für mich. Wenn ich nicht bald zurückkäme, würde Jake nach mir suchen. Und mich finden. Er fand mich immer. Aber einen kurzen Moment hatte ich für mich alleine und ich gab mich meinen Träumereien hin. Ich wäre nicht mit Jake gegangen, damals. Ich hätte gewartet. Und jemand mit goldenen Augen wäre gekommen, um mich abzuholen. Ich strahlte über das ganze Gesicht. Ja, so wäre es gewesen. So hätte es sein können. „Isabella? Wo bist du?“, ich hörte Jake kommen. Aber so war es nicht. „Zu schade.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)