In your Hands... von Carura (... nothing else matters...) ================================================================================ Kapitel 3: Involuntary Meeting ------------------------------ Involuntary Meeting Nachdem Bakura die Schiffe verpasst hatte, hatte er sich entschlossen, die Zeit, die er gestern im Lager versäumt hatte, aufzuholen. Man war es gar nicht gewohnt, dass er so früh dort auftauchte, doch seine Hilfe war willkommen. Der Weißhaarige sprach nie viel mit den anderen, die mit ihm dort schufteten, doch er war immer hilfsbereit und packte ordentlich mit an. Dabei war es vollkommen egal wie schwer die Arbeit war. Solange Bakura Geld dafür bekam, machte er sie. Der Chef des Ladens war ein alter Mann, den Bakura schon kannte, seit er sehr klein war. Die Arbeit machte ihn zwar nicht reich, aber es reicht zum überleben. Nebenbei hatte er ja noch den Job in der Kneipe, wo er ab und an aushalf. Wenn er an die Kneipe dachte, kam ihm unwillkürlich der Seemann in den Sinn, den er kennen gelernt hatte. Kura... „Bakura... Hey... träumst du?“ Der Angesprochene zuckte zusammen und blinzelte leicht, sah dann den alten Mann an, für den er arbeitete. „Träumst du?“, wiederholte er und lächelte freundlich, doch Bakura schüttelte schnell den Kopf. Wie lange hatte er denn nun da gestanden und die Wand angestarrt? Das war doch peinlich! „Könntest du einige Lebensmittel zu Frau Jinan bringen? Sie hat sich den Fuß verstaucht.“ Dabei lächelte der alte Mann, als würde er Bakura gerade einen riesigen Gefallen tun. Die Miene des Weißhaarigen war unergründlich. Natürlich kannte er die Frau, sie war immer sehr nett zu ihm gewesen. Deswegen zuckte er nur mit den Schultern. „Sicher.“ Zwar mochte er es nicht sonderlich, Lieferant zu spielen, doch etwas frische Luft würde ihm gut tun, nachdem er einige Stunden im stickigen Lager zugebracht hatte. Sein Vorgesetzter führte ihn in den Verkaufsraum, wo er schon drei prall gefüllte Tüten mit Einkäufen bereit gestellt hatte. Der Laden an sich war nicht besonders groß. Ein Krämerladen, der allerlei Dinge zum Verkauf anbot. Von Lebensmitteln bis zu Haushaltsgegenständen, konnte man alles mögliche dort finden. Zwar war in der Nähe auch ein Supermarkt, der recht günstig war, doch viele Bewohner der kleinen Stadt waren Stammgäste und kamen regelmäßig her. Die Gemeinschaft des Dorfes war ziemlich stark und nur die Zuneigung zu dem alten Mann bewog die Mitbürger hier einkaufen zu kommen, wobei es im Supermarkt deutlich günstiger war. Bakura selbst ging in den Supermarkt, weil er es sich anders einfach nicht leisten konnte. Sein Chef nahm ihm das aber alles andere als übel und verstand ihn. „Mach danach einfach Feierabend, ich denke du hast für heute genug vom Lager“, entschied der alte Mann und Bakura lächelte leicht. Mit drei schweren Tüten bewaffnet schleppte sich der junge Mann durch die Straßen. Ein Auto wäre sehr praktisch, aber Bakura mochte diese Fuhrwerke nicht. Der Weißhaarige besaß nicht mal ein Fahrrad. Frau Jinan lebte in einem kleinen Häuschen am Rande der Stadt, nahe einer Klippe direkt am Meer. Als er jünger war, war er oft hergekommen und hatte hier gespielt. Sein Großvater war mit Frau Jinan befreundet gewesen. Allerdings wusste er nicht sonderlich viel über sie und hatte sich nie die Mühe gemacht, mehr über sie in Erfahrung zu bringen. Obwohl er die meisten Märchen über das Meer von ihr gehört hatte. Als er die Einfahrt betrat, fiel ihm ein dunkelblauer Wagen auf, der dort geparkt war. Also hatte sie Besuch? Bakura wusste, dass sie kein eigenes Auto besaß. Wahrscheinlich jemand, der ihr im Haushalt half, während ihr Fuß lädiert war. Die Tüten stellte er erst einmal vor der Haustür ab und heftete seinen Zeigefinger an die Türklingel. Er konnte Frau Jinan rufen hören. „Mach mal bitte jemand die Tür auf!“ „Malik geh mal!“ „Geh doch selber!“ „Du bist näher dran!“ „Ja, ja, ist ja schon gut!“ Die genervte Stimme war beim Reden lauter geworden, was wohl bedeutete, dass derjenige der sprach sich der Tür genähert hatte. Und dabei behielt Bakura recht. Wenige Augenblicke später wurde sie aufgemacht. Ein blonder, junger, schlanker Mann, mit hellen lavendelfarbenen Augen und dunkler Haut öffnete die Tür und sah Bakura aufmerksam an. Dann wandte er den Kopf in Richtung Flur. „Es ist ein weißhaariger Kerl mit Tüten!“ „Dann hilf ihm, sie in die Küche zu bringen!“, kam es von weiter drinnen. Der Blonde seufzte und lächelte Bakura, der sich im Moment irgendwie vollkommen veralbert vor kam, an. „Na dann gib mir mal eine davon“, entschied er und schnappte sich die Tüte, die am leichtesten aussah, was Bakura ein kurzes Schnauben entlockte. Ohne etwas zu sagen nahm er die anderen Tüten und folge dem jungen Mann ins Haus. In der geräumigen Küche saß Frau Jinan, das graue Haar hatte sie zu einem Knoten gebunden und ihr Fuß lag in Verbänden. Gegenüber am Tisch saß jemand, der dem blonden Individuum unbekannter Herkunft, welches ihm die Tür geöffnet hatte ähnlich sah. Nur schien er größer, sein Haar stand wild von seinem Kopf ab und seine Augen wirkten um einiges dunkler. „Hallo Bakura, stell sie bitte dort ab. Möchtest du etwas trinken?“, fragte die Dame freundlich und Bakura schüttelte den Kopf. „Nein, danke.“ Der jüngere Blonde hatte sich nun auch an den Tisch gesetzt und der Weißhaarige fühlte drei Augenpaare auf sich ruhen, als würde er gleich irgendwelche Kunststückchen vorführen. „Setz dich doch. Das hier sind Malik und Mariku. Sie kommen aus Domino City und sind hergekommen, weil mein Sohn gestern heimgekehrt ist“, erklärte sie und Bakura nickte den beiden zu, die ihn einfach immer noch anstarrten. Der Größere der beiden trank etwas aus seinem Glas und schmunzelte kurz, verzog dann aber das Gesicht, als hätte ihm jemand einen Tritt gegen das Schienbein versetzt. Eigentlich wollte Bakura sich nicht setzen. Doch es wäre unhöflich nun abzulehnen, bevor sie ihm sein Trinkgeld für das bringen der Einkäufe gegeben hatte. Und sie gab ihm immer etwas! Also ließ er sich auf den nächsten Stuhl sinken und versuchte so auszusehen, als wäre er gar nicht da. Das Frau Jinan einen Sohn hatte, war ihm neu. Gesehen hatte er ihn hier noch nie. Plötzlich wurde etwas in seiner Erinnerung angestoßen, was seine Eingeweide dazu veranlassten sich zusammen zu ziehen. „Ich bleibe noch zwei Wochen hier und fahre dann mit einem anderen Händlerschiff mit. Ich wollte noch meine Mutter besuchen.“ Am liebsten wäre Bakura einfach aufgestanden und gegangen. Und als hätte er seinen Gedanken gehört, betrat nun ein ihm bekannter weißer Haarschopf, mit körperlichem Anhang daran die Küche. Kura lehnte sich locker in den Türrahmen und hatte die Lippen zu einem Grinsen verzogen. „Hallo, so schnell sieht man sich wieder“, stellte er amüsiert fest und Bakuras Miene versteinerte sich. Der Hüne setzte sich neben ihn auf den Stuhl und sah ihn schwach grinsend an. „Wie er sich freut mich wieder zu sehen. Ich kann es ihm an der Nasenspitze ansehen“, witzelte er und nahm sich ein leeres Glas, das auf dem Tisch stand, um es mit Cola zu füllen. Frau Jinan lächelte Bakura entschuldigend an. „Ich habe schon gehört, dass ihr euch getroffen habt. Sei ihm nicht böse, er ist ein Idiot.“ „Das hab ich gemerkt“, rutschte es Bakura raus und Mariku fing daraufhin an zu lachen. Kura brummte neben ihm, schien aber nicht wütend zu sein. Er zuckte mit den Schultern und streckte sich auf dem Stuhl aus, Bakura dabei zuzwinkernd. „Kura bleibt für zwei Wochen hier und da er so lange fort war, sind seine Freunde hergekommen, um Urlaub zu machen“, erklärte die alte Frau und trank etwas von ihrem Kaffee. Natürlich erwiderte Bakura nichts darauf. Er hasste es, wenn ihm fremde Menschen vor die Nase gesetzt wurden und fragte sich gerade ernsthaft, ob er das Trinkgeld so dringend brauchte. Ja, leider schon. Deswegen sanken seine Schultern etwas herab. „Ich habe deinen Chef gebeten, dich herzuschicken. Ich dachte, vielleicht könntest du den Jungs ein wenig das Dorf zeigen. Kura war sehr lange nicht mehr hier und du kennst dich hier so gut aus.“ Bei dem Lächeln das sie ihm schenkte, war es ihm fast unmöglich Nein zu sagen. Allerdings brummte er. „Das Dorf ist nicht sonderlich groß. Da“, er deutet in eine Richtung „... ist das Meer und da“, Bakura deutete in die andere „... nicht.“ So viel zur Führung. Malik und Mariku lachten leise und Kura schüttelte amüsiert den Kopf. Frau Jinan schien etwas betrübt. „Wenn du nicht möchtest, kann ich das natürlich verstehen. Du hast ja immer so viel zu tun.“ Und wie er das hatte. Auch wenn er heute nicht mehr arbeiten musste, konnte er sich wesentlich bessere Dinge vorstellen, als drei Leute durch die Gegend zu schleifen, von denen er einem am liebsten gegen den Kopf treten würde. „Auf eine Stadtführung hab ich eigentlich gar keine Lust“, sagte Kura und zum ersten Mal, seit er ihn getroffen hatte, flammte ein Funken Sympathie für ihn auf, den dieser aber gleich wieder im Keim erstickte, indem er weiter sprach. „Mir würde es auch reichen, wenn der Hübsche hier einfach mit zum Strand kommt und ich ihn in aller Seelenruhe angaffen kann.“ Frau Jinan warf ihrem Sohn daraufhin einen tadelnden Blick zu. Das sie seine Neigungen tolerierte hieß nicht, dass sie den Anstand in diesem Haus verfallen lassen würde. Sie suchte in ihrer Handtasche, die an ihrem Stuhl hing nach ihrer Geldbörse und schob etwas Geld für Bakura über den Tisch, der es dankend entgegen nahm und dann aufstand. „Vielen Dank, Frau Jinan. Wenn sie noch etwas brauchen, rufen sie einfach im Laden an. Ich muss nun gehen, tut mir leid.“ Bakuras Stimme war freundlich, doch irgendwie tonlos. Da sie ihm das Geld so zügig gegeben hatte, sollte das wohl bedeuten, dass er gehen konnte. Die blonden Typen und Kura ignorierte er nun allerdings vollkommen und verließ das Haus, ohne noch einmal zurück zu sehen. „Das lief ja wie am Schnürchen“, witzelte Mariku und fing sich noch einen Tritt von Malik unter dem Tisch ein. „Lass das doch mal!“, motzte er seinen Freund an und zog eine Schnute. Vorhin hatte er ihn auch schon getreten, als Mariku in Versuchung kam, etwas sehr Unverschämtes zu sagen. Malik kannte ihn eben zu gut. Kura schien nicht gerade erfreut und schenkte ihm nur einen kalten Blick. Ohne Hast räumte er die Einkäufe weg und sah Bakura durch das Fenster die Einfahrt hinunter gehen. „Bakura ist eben etwas eigen“, erklärte seine Mutter und lächelte. Dass sie Bakura hat herkommen lassen, hatte sie nur auf seine Bitte hin getan, nachdem sie ihm gesagt hatte, dass er auch in dem Krämerladen arbeitete. Das einzig Grandiose an diesem Plan war nun, dass er wirklich grandios nach hinten los gegangen war. „Dann musst du wohl doch Zeit mit uns alleine verbringen, Kuralein“, schmunzelte Malik und neigte den Kopf zur Seite. „Wunderbar“, knurrte der Hüne und seufzte. Mariku und Malik waren seine Freunde und sie kannten sich schon sehr lange. Doch mit beiden alleine etwas zu unternehmen, konnte sehr anstrengend werden. Nach seinem Abgang war Bakura erst einmal nach Hause gegangen, um zu duschen und sich umzuziehen. Heute war es sehr warm und in verschwitzter Kleidung wollte er nicht herum laufen. Die Uhrzeit wusste er nicht, doch bald müsste die Sonne unter gehen und ihn zog es erneut zum Meer. Seine Füße fanden den Weg alleine, ohne das er darüber nachdenken musste zu seinem Lieblingsplatz in der Nähe des Hafens. Auf einer hohen Düne setzte er sich und zog die Beine an. Der sandige Weg zum Wasser war zum Teil von hohem, durch die Hitze trocken gewordenem Gras gesäumt, bis sich der Sand ohne Hindernis in einem weißen Sandstrand ergoss und das Meer ihn schließlich begrüßte und in sich aufnahm. Sein Blick ruhte auf der ruhigen See. Heute wehte kaum ein Lüftchen und er genoss die Wärme der letzten Sonnenstrahlen auf seinen Armen und seinem Gesicht. Der Himmel am Horizont färbte sich allmählich gelb und orange, als der große Feuerball namens Sonne langsam im Meer versank und das Wasser in warmen Farben glitzern und schimmern ließ. Das seine Gedanken gerade zu dem heute Geschehenem wanderten war unvermeidlich. Am besten verarbeitete er Dinge wenn er genau hier saß. Es beruhigte ihn und Bakura hatte das Gefühl, er konnte hier einfach alles abladen, um die Last seiner Schultern zu schmälern. Seit seiner Kindheit kam er her und vertraute dem Meer seine Sorgen an. Die Vorstellung, wie viel er den Untiefen schon von sich preis gegeben hatte, war erschreckend. Es war für ihn wie ein Tagebuch, dass niemand, auch er selbst nicht, lesen konnte. Als würden seine Gedanken von den Wellen fort getragen und für immer auf dem Grund versinken. Einen sichereren Ort für seine tiefsten Gefühle konnte man sich doch gar nicht vorstellen. Jetzt musste er nur noch eins tun: Sich zwei Wochen lang irgendwo verstecken. Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)