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Was ist Glück?

von

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Besuch aus der Vergangenheit

„Die Straßen wurden gesperrt“, erklärte Nomura. „Aber die Diclonius werden sich davon nicht aufhalten lassen. Das heißt, sie werden also kommen. Schon nervös, Bandou?“

Er lachte durch die Nase. „Ich doch nicht. Ich zittere vor Erwartung, nicht vor Angst. Die sollen nur kommen und versuchen mich fertig zu machen. Diesmal werde ich sie fertig machen.“

„Sir Bandou!“, rief ein SAT-Mann dazwischen. „Da kommt jemand.“

„Wird auch Zeit.“

Er sah zum Ende der Straße hinüber. „Aber... das ist doch...“

Shou und Nana blieben in gebührendem Abstand stehen.

Die Soldaten entsicherten ihre Gewehre und zielten auf sie. Shou stellte sich schützend vor Nana.

Bandou grinste. „Sieh mal an, der kleine Junge vom Strand und die kleine Lügnerin.“

Nomura ging einige Schritte vor. „Shou, es ist lange her, nicht wahr?“

„Was willst du hier, Risa?“

Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Weißt du, seit unserem letzten Treffen konnte ich diese Diclonius-Sache nicht mehr vergessen und deswegen... habe ich beschlossen, mich Kakuzawa anzuschließen, um euch zu vernichten.“

Shou lachte leise. „Ach ja? Hast du etwa verdrängt, dass deine eigene Schwester ein Diclonius war? Ein Diclonius, der dich hatte umbringen wollen? Ohne mich würdest du nicht mehr leben.“

„Ohne dich würde meine Schwester noch leben!“, erwiderte Nomura hitzig. „Ach, was reden wir alle hier rum? Bandou, geben Sie den Befehl zum Schießen!“

Der Mann nickte. Er hob seinen Arm. „Ihr habt sie gehört! Schießt!“

Shou und Nana gingen in Abwehrstellung. Dann zerrissen Gewehrsalven die eingetretene Stille.
 

***
 

Hatchiko blieb stehen.

„Was ist los?“, fragte Sakera.

Bevor Hatchiko antworten konnte, kam Lucy um eine Ecke herum. „Was tut ihr denn hier?“

Ihre Stimme klang kühl, aber auch nicht wirklich abweisend.

„Wahrscheinlich dasselbe wie du“, antwortete Sakera. „Auf dem Weg zum Aufenthaltsort der Menschen, die gekommen sind?“

„Nun, ich wollte eigentlich nur nachsehen, warum die anderen Diclonius sich versammeln.

Plötzlich ertönten Gewehrsalven.

Die drei sahen sich um.

„Haben Sie etwa schon geschossen?“, fragte Hatchiko ungläubig.

„Normale Kugeln können einem Diclonius doch nichts anhaben“, erwiderte Lucy geflissentlich.

Sakera runzelte seine Stirn. „Normale Kugeln vielleicht nicht, aber ich glaube, dass sie jetzt Panzermunition verwenden und die ist um einiges schwerer.“

Lucy verzog ihr Gesicht. „Warum können sie uns nicht einfach leben lassen?“

Der junge Wissenschaftler zuckte mit seinen Schultern. „Ich weiß nicht genau, was Kakuzawa vorhat, aber... egal! Gehen wir!“

Das Gewehrfeuer war bereits verstummt, als sie endlich vor Ort ankamen.

Die drei Neuankömmlinge blieben stehen. „Aber... das kann doch nicht...“

Nana und Shou standen aufrecht und unverletzt da. Das Mädchen sah sich verunsichert um, während der Junge verärgert aussah.

Die unzähligen Geschosse, die eben noch in der Luft geschwebt hatten, fielen nun klappernd zu Boden. Undeutlich waren vier Vektoren zu sehen, die aus dem Rücken des Jungen kamen.

Ärgerlich wandte Nomura sich Bandou zu. „Haben Sie nicht gesagt, dass die Diclonius keine Panzergeschosse aufhalten können?!“

„Das... das dachte ich auch...“

Es war eindeutig, dass der SAT-Mann selbst von der Situation überfordert war. Warum hatte es nicht funktioniert? „Das verstehe ich nicht...“

Shou ging einige Schritte auf die SAT-Leute zu, seine Vektoren fuchtelten wild in der Gegend herum und versuchten scheinbar irgend etwas zu fassen zu kriegen, was sie vernichten konnten.

„Risa, du bist eine Idiotin“, bemerkte er, als er wieder stehenblieb.

„Warte mal!“, rief Sakera dazwischen. „Das ist Risa? Etwa Risa Nomura? Warum habe ich sie nicht früher erkannt?“

„Weil du ein blinder Vollidiot bist!“, fauchte Nomura ihn an, bevor sie wieder Shou ansah. „Warum bezeichnest du mich als Idiotin?“

Der Junge schwieg einen Moment, seine Vektoren beruhigten sich langsam wieder.

Irgend etwas an seiner Aura veränderte sich und ließ Nana einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Es war, als ob in ihm der Drang zu töten entstehen würde, doch er kämpfte ihn mühsam nieder und versuchte weiterhin die Oberhand zu behalten.

Schließlich seufzte Shou. „All eure Forschungen und deren Ergebnisse basieren auf Lucy und anderen Diclonius, die nicht wirklich stark ausgebildet waren. Es ist für jeden von uns möglich, unsere Vektoren zu trainieren, damit sie auch eure Panzergeschosse spielend aufhalten können. Also, seid ihr euch immer noch so sicher, mich besiegen zu können?“

Sein letzter Satz war eine schneidende Frage, die SAT-Männer zuckten allesamt zusammen.

„Ich zähle bis drei,“, fuhr Shou fort, „und wer bis dahin nicht weg ist...“

Den Rest des Satzes ließ er offen, aber alle wussten, was er meinte. Nana schüttelte heftig ihren Kopf. „Shou, bitte lass das!“

Ungeachtet ihrer Bitte, fing er an zu zählen: „Eins...“

Hatchiko trat neben ihn. „Bitte, hör doch auf damit. Was erhoffst du dir davon?“

„Zwei...“

Die SAT-Männer wichen angsterfüllt zurück. Nomura und Bandou gingen in Abwehrhaltung.

Shou schloss seine Augen für einen Moment, vermutlich, um noch etwas Dramatik zu erzeugen. „Drei...“

Vier der zehn SAT-Männer warfen ihre Waffen schreiend auf den Boden und rannten weg. Nomura fuhr herum und lief ihnen eilig hinterher. „Bleibt hier, ihr Trottel!“

Der Junge öffnete seine Augen wieder. „Tja, Nomura und die anderen vier waren wohl schlauer als ihr. Ihr anderen... habt leider verloren.“

Seine Vektoren schossen vor. Nana schloss ihre Augen, um das nicht mitansehen zu müssen.

Laute Schmerzensschreie erklangen, Gewehrfeuer schien die Luft zu zerreißen.

Nach nur wenigen Sekunden herrschte wieder eine unheimliche Stille.

Nana öffnete ihre Augen wieder, nur noch der mit Blut vollgespritzte Bandou stand da, seine Augen in ungläubigem Entsetzen weit aufgerissen.

Die anderen Männer lagen in mehreren Einzelteilen auf dem Boden verstreut.

„Was... was hast du getan?“, fragte Nana ungläubig.

Und die Frage, die sie nicht stellte: Warum hast du diesen Mann am Leben gelassen?

Shous Blick war ein wenig gesenkt, er erinnerte das junge Mädchen stark an die Zeit, als Lucy noch eine gespaltene Persönlichkeit gehabt hatte. Seine Aura war dunkel und undurchdringlich.

Sakera trat vor Hatchiko und Lucy. „Shou... nicht schon wieder.“

Der Junge fuhr herum. „Du hast es doch gesehen, Yosh. Sie haben mich zuerst angegriffen, ich habe mich nur verteidigt.“

„Deine verdammte Selbstjustiz geht mir echt auf die Nerven! Denkst du einen Moment auch nur an die anderen oder die Hinterbliebenen, denen du die Liebsten entreißt?“

Shou runzelte seine Stirn. „Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe?“

Ohne ein weiteres Wort erhob er sich mit seinen Vektoren plötzlich in die Luft und verschwand im Gebüsch. Eine Weile raschelten die Blätter noch, während er sich entfernte, schließlich blieb alles still, als ob nie etwas gewesen wäre.

Sakera schüttelte seufzend seinen Kopf. Er stemmte seine Hände in die Hüften. „Dieser Junge macht mich fertig, immer haut er ab, wenn er Ärger kriegen soll.“

Nana sah immer noch in die Bäume. „Was ist denn los mit ihm?“

Lucy und Hatchiko stellten sich dazu. „Das ist eine gute Frage.“

„Wahrscheinlich sollte ich euch etwas erzählen, etwas aus der gemeinsamen Vergangenheit von Shou und mir. Kommt, wir gehen in meine Wohnung, ja?“

Er ging voraus, die drei Mädchen folgten ihm.

Nach einigem Zögern setzte auch Bandou sich in Bewegung und ging hinter ihnen her.
 

***
 

Nomura blieb keuchend stehen, als die SAT-Männer sich erschöpft zu Boden fallen ließen. „Warum... seid ihr... weggerannt?“

„Warum sind Sie uns gefolgt?“, erwiderte einer der Männer und zielte damit genau auf Nomuras Schwachpunkt.

„Na ja...“

„Wir haben gesehen, was so ein Ding aus unseren Kollegen gemacht hat“, fuhr ein anderer fort. „Wir haben alle Familie, lieber werden wir gefeuert als von so einem Ding zerstückelt.“

Ein plötzliches Rascheln ließ alle aufhorchen. Im nächsten Moment stand Shou vor ihnen. „Habe ich euch endlich. Ich dachte schon, ich werde euch nie finden Wir sollten das, was wir begonnen haben, beenden, meint ihr nicht auch?“

Die Männer schüttelten ihre Köpfe. „N-nein, bitte nicht!“

Nomura trat einige Schritte zurück. Shou glich die Schritte wieder aus. „Also, ich habe es nur auf Risa Nomura abgesehen. Ihr anderen könnt von mir aus abhauen und euch in eure Löcher verkriechen.“

Das ließen sich die Männer nicht zweimal sagen. Sie sprangen alle auf und rannten davon.

Nomura sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. „Was... was willst du von mir?“

„Risa... warum hast du dich Kakuzawa angeschlossen? Dieser Mann wollte deine Schwester damals töten.“

„Und du hast sie letztendlich getötet!“

„Um dich und deine Familie zu beschützen. Denkst du, mir fiel es leicht, einen der meinen zu töten? Aber sie war eine Gefahr und sie wäre sicherlich noch für andere eine Gefahr geworden. Sie war eine Mörderin und das bereits mit fünf Jahren.“

Nomura fegte den Einwand mit einer Handbewegung beiseite. „Hör doch auf, dich selbst zu rechtfertigen! Du nervst! Verstehst du!?“

„Aber ich...!“

Ein plötzlicher Schuss unterbrach ihn. Shou taumelte. Er griff sich an die brennende Schulter, klebriges Blut bedeckte seine Hand. Wütend fuhr er herum. Einer der Soldaten stand da, sein Gewehr immer noch im Anschlag haltend.

Shou kniff seine Augen zusammen, die Vektoren schossen aus seinem Rücken auf den Soldaten zu.

Plötzlich erreichte der Schmerz sein Gehirn. Er schrie auf und sank in die Knie. Seine Vektoren verschwanden.

„Soll ich nochmal schießen?“, fragte der SAT-Mann.

Es dauerte eine Weile, bis die Frage in Nomuras Gehirn sickerte, doch dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, es hieß, wir sollten ihn lebend zurückbringen, also... nehmt ihn einfach fest, solange der Schmerz ihn am Einsetzen seiner Vektoren hindert.“

Die nachträglich dazugekommenen SAT-Männer näherten sich ihm vorsichtig.

Urplötzlich sprang er auf, seine Vektoren griffen nach einem Ast und bereits zum zweiten Mal an diesem Tag verschwand er im Unterholz.

„Sollen wir ihm folgen?“, fragte einer der Männer.

Nomura schüttelte den Kopf. „Nein. Wahrscheinlich wird er ins Krankenhaus gehen, dort brauchen wir ihn nur noch abzuholen. Wir ziehen uns lieber erstmal zurück.“

„In Ordnung.“

Der SAT-Mann fuhr herum und ging zu seinen Kollegen, um ihnen Bescheid zu sagen.

Nomura sah wieder zu der Stelle, an der Shou verschwunden war.

„Sei bloß nicht zu tollkühn, Shou“, flüsterte sie leise und ging dann mit den SAT-Männern davon.
 

***
 

Sakera, Hatchiko, Lucy und Nana gingen gemeinsam durch die Stadt. Der junge Wissenschaftler hatte extra eine Strecke gewählt, auf der kaum Menschen zu sehen waren. Die ungewöhnlichen Haarfarben seiner Begleiterinnen waren schon auffallend genug, aber der mit Blut vollgespritzte Bandou, der ihnen immer noch folgte, war ein Garant für unerwünschte Aufmerksamkeit.

Sakera blieb abrupt stehen und stellte sich vor Bandou. „Was wollen Sie?“

„Diese Dinger“, Bandou deutete auf die Mädchen, „sind mir heute zum vierten Mal begegnet und ich lebe immer noch. Und ich verlange endlich alles darüber zu wissen. Wer sind sie und was wollen sie? Warum sind sie so wie sie sind?“

Sakera sah die Mädchen nur einen Augenblick an, dann nickte er. „Okay, kommen Sie mit uns. Ich werde zusehen, dass auch Sie es verstehen werden.“

Er gab ihm mit einem Nicken zu verstehen, dass er gefahrlos aufholen konnte.

Bandou nutzte die Gelegenheit, um gleichauf mit Lucy laufen zu können. „He... hast du nicht gesagt, dass ich dich nie mehr sehen würde?“

Sie schwieg, Bandou seufzte. „Na dann halt nicht.“

Schweigend liefen sie wieder nebeneinander her, jeder in seine eigene Gedanken vertieft.
 

***
 

Shou lehnte gegen einen Baum und versuchte den Schmerz zu verdrängen. Einer seiner Vektoren wühlte sich durch sein eigenes Fleisch auf der Suche nach der Kugel.

Wieso hatte er sich nur so gehen lassen?

Er hätte die ganzen Menschen nicht umbringen dürfen, aber es war einfach mit ihm durchgegangen.

Er hielt sich den Kopf. „Verdammt! Was soll ich jetzt tun?“

Der Vektor zog sich aus seinem Körper zurück, die blutige Kugel fiel neben ihm ins Gras.

Und jetzt? Sollte er ins Krankenhaus gehen und seine Wunde behandeln lassen?

Nein, dort würden sie ihn als erstes suchen. Am besten besorgte er sich irgendwo Verbandsmaterial und ließ sich dann von Kouta und Yuka in der Pension verbinden.

Aber erst einmal musste er hier weg, bevor sie ihn fanden. Er richtete sich mühevoll auf, seine Vektoren brachten ihn wieder in die Baumkronen, von wo sie ihn überall anders in dieser Stadt hinbringen konnten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2007-06-09T09:16:58+00:00 09.06.2007 11:16
cool, danke für's bescheid sagen~
good job (wieder mal)!
ich freue mich schon auf den nächsten teil^^

Von: abgemeldet
2007-06-09T08:36:14+00:00 09.06.2007 10:36
Wieder n klasse Kapitel ^^ aber seit wann ist Shou denn so brutal XP
Wie bitte? Ne Fortsetzung? Is ja der Hammer :D hoffe das wird was ^.-
Und du mach bitte weiter so ^^

AvengerUchiha
Von: abgemeldet
2007-06-08T16:51:17+00:00 08.06.2007 18:51
Deine Fortsetztung ist echt gut!
Sie gefällt mir ... jetzt fehlt nur noch ein Schluss :-)

Ich habe sogar gehört eine Fortsetztung soll verfilmt werden ...
trotzdem hoffe ich nicht das sie so ähnelt wie deine!

Es fehlt irgendwie mehr Gefühl ..sry ( traurigkeit ! ) sry :-(


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