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Was ist Glück?

von

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Acht

Das Mädchen sah ihn misstrauisch an. Ihre roten Augen bohrten sich in sein Gehirn und schienen dort nach der Antwort zu forschen, die er ihr in den letzten drei Sekunden noch nicht hatte geben können.

Sie war über und über voller Blut, die Wand hinter ihr war voller Dellen, in die etwas sehr Großes eingeschlagen hatte. Selbst Sakera fand diese Methoden übermäßig grausam, aber sein Vater wollte unbedingt einen Fuß in der Tür haben, falls die Diclonius tatsächlich die dominierende Rasse werden würden.

In Gedanken verfluchte er seinen Vater und dessen engen Kontakt zu Generaldirektor Kakuzawa.

Er schluckte schwer. Schließlich riss er sich zusammen. „Hatchiko, dein Papa wird nicht mehr wiederkommen, ab sofort bin ich für dich zuständig. Mein Name ist Dr. Sakera. Ich hoffe, wir werden uns gut miteinander verstehen.“

Sie sah ihn hochnäsig von unten herauf an. „Gut miteinander verstehen? Pah! Was denkst du bin ich? Ich bin eines eurer unzähligen Versuchskaninchen und nicht eure Freundin. Aber das passt ja zu euch! Ihr sperrt uns hier jahrelang ein, ihr tötet uns, aber wenn ihr mal Probleme habt, kommt ihr sofort zu uns. Kniet mit euren zitternden Beinen auf den Boden, bettelt uns um Hilfe an. Immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass ihr uns danach ohnehin umbringen werdet. Für euch sind wir doch nur Mittel zum Zweck!“

Sakera sah sie nachdenklich an. Eigentlich hatte sie ja recht. Alles, was sie sagte, war wahr. Auch Hatchiko wollte man umbringen, nachdem sie ihren Auftrag erfüllt hatte.

Aber er musste es dennoch tun.

„Hatchiko, du musst etwas für uns erledigen.“

Sie kniff ihre Augen zusammen, aus ihrem Blick sprach der reine Trotz. „Habe ich es doch gewusst. Ihr seid doch alle gleich. Was soll ich denn tun? Und was kriege ich dafür?“

Sakera warf einen Blick zum Vorraum zurück.

„Wir werden hier drin nicht belauscht“, sagte Hatchiko plötzlich. „Du kannst mir also offen sagen, worum es geht.“

Er nickte ihr zu. „Hatchiko, ich biete dir die Freiheit an, unter der Bedingung, dass du danach keine Menschen tötest oder derartiges.“

Ihr Blick veränderte sich. Plötzlich konnte er einen Hauch von Sehnsucht darin erkennen, doch da war immer noch das Misstrauen.

Immerhin lebte sie bereits seit vielen Jahren in diesem Komplex, kein Wunder, dass sie hier niemandem traute.

„Pah! Und was bitte soll ich tun, wenn ich draußen bin? Unter einer Brücke wohnen, in der ständigen Angst, dass ich direkt wieder eingefangen werde? Ich kann mich ja irren, aber ich denke, du hast das Angebot mit niemandem hier abgesprochen.“

„Das ist richtig.“

Er kniete sich direkt vor sie, in eine blutige Pfütze, die sich auf dem weißen Kachelboden gebildet hatte und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Hör zu, mein Vater ist ein einflussreicher Mann. Wenn du das tust, was ich dir auftrage, werde ich dafür sorgen, dass du mit gefälschten Papieren in die USA kommst und dort auch einen Job kriegst. Dort kannst du dann tun und lassen, was du willst, solange du niemanden umbringst oder sonst irgendwie Aufmerksamkeit auf dich lenkst.“

Hatchiko ließ sich das Angebot durch den Kopf gehen. Er konnte ihren unbändigen Drang nach Freiheit in ihren Augen sehen, ihren Wunsch, endlich wieder den Wind in ihren Haaren zu spüren.

Schließlich nickte sie. „Okay, was soll ich tun?“

Er atmete erleichtert auf. „Gut. Dein Auftrag hat mehrere Stufen. Finde Lucy, töte Nummer 7 und fange den Jungen ein, der bei Nummer 7 ist.“

Sie schmunzelte leicht. „Sonst noch was?“

Sakera warf noch einmal einen Blick über seine Schulter, dann sah er wieder Hatchiko an und nickte. „Ja. Du musst Generaldirektor Kakuzawa töten.“
 

***
 

Kouta öffnete die Tür. „Das hier ist dein Zimmer, Shou.“

Die beiden Jungen traten ein, Shou legte seine Sachen auf den Boden und lief zum Fenster. „Wow! Der Ausblick ist wirklich super!“

Er konnte direkt in den Garten hinuntersehen. Erst jetzt bemerkte er, dass der Garten verkommen war, irgendjemand sollte sich dringend darum kümmern.

Kouta trat neben ihn und nickte betrübt. „Ja, ich weiß. Wir hatten bisher zuviel mit dem Haus zu tun, als dass wir uns um den Garten kümmern konnten.“

„He, dann werde ich das machen, ja? Wir haben zu Hause auch einen Garten und ich denke, ich kann es hinkriegen, dass er so aussieht wie bei meiner Mutter.“

Kouta lächelte ihn an. „Du kannst wohl alles, oder?“

„Nein, leider nicht“, erwiderte Shou lachend. „Ich bin eine absolute Niete, wenn es um elektrische Dinge geht, da braucht ihr mich also nicht zu fragen. Sag mal, Kouta, ist es nicht anstrengend für dich, mit lauter Frauen zusammen zu wohnen?“

Der dunkelhaarige junge Mann wurde schlagartig rot, verlegen kratzte er sich den Hinterkopf. „Nun, anstrengend ist eigentlich nur Yuka. Die anderen beiden sind okay. Aber das wirst du wohl noch mitkriegen, wenn du hier wohnst. Hast du eigentlich keine Kleidung zum Wechseln dabei?“

„Keine Sorge, meine Mutter schickt mir morgen welche, jetzt da sie durch meinen Vater weiß, dass ich hier bin.“

Kouta sah sich noch einmal im Zimmer um. „Vielleicht solltest du nachher nochmal saubermachen, wie gesagt, wir hatten viel zu tun. Wenn du willst, schicke ich dir Nana vorbei.“

„Nein, danke, das kriege ich auch alleine hin.“

Shou sah ihn prüfend an. „Kouta... warum lebst du eigentlich mit den Mädchen alleine hier?“

Das Gesicht des Dunkelhaarigen verschloss sich, er wandte sich eilig ab. „Nun, das ist jetzt nicht so wichtig. Wir sehen uns morgen zum Frühstück.“

Kouta verließ das Zimmer wieder und schloss die Tür hinter sich.

Shou ließ seinen Blick schweifen. Tatsächlich befanden sich unzählige Spinnweben und staubige Oberflächen in diesem Zimmer. Er ließ seine Vektoren aktiv werden.

In Null-Komma-Nichts war der Raum sauber, der Futon lag ausgerollt auf dem Boden. Die Sonne ging bereits unter, aber es war noch zu früh, um schon schlafen zu gehen.

Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, wo er erneut die Hörner spüren konnte. Manchmal fragte er sich, warum gerade er als Diclonius der ersten Generation geboren worden war.

Und warum er im Gegensatz zu so vielen anderen Diclonius weitergelebt hatte.

Sein Blick suchte den Horizont ab, wo er einen Hubschrauber erkennen konnte.

Und plötzlich hatte er das Gefühl, dass er irgend etwas vergessen hatte.

Er griff in seine Tasche und fand einen Zettel mit einer Telefonnummer. Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Natürlich, er hatte Bandou vergessen, der Mann, der die Diclonius jagte.

Nach dessen Aussage hatte er sich Nana ganz anders vorgestellt, aber sie war doch eher harmlos...

Und wo war die andere, von der Bandou gesprochen hatte?

Er schüttelte seufzend seinen Kopf und fuhr herum.

Vielleicht sollte er heute lieber früher ins Bett gehen...
 

***
 

Hatchiko sah aufgeregt aus dem Fenster des Helikopters auf das blaue Meer hinunter, das sich durch die untergehende Sonne bereits rot zu färben begann.

„Wow! Wahnsinn!“, entfuhr es ihr immer wieder.

Sakera, der neben ihr saß, lächelte. Diese kindliche Freude erinnerte ihn an früher, als er noch ein kleines Kind gewesen war. Wann hatte er sich so sehr verändert, dass er über seinem eigenen Schreibtisch einschlief?

Sein Blick huschte immer wieder nervös zu ihrem Rücken. Es war nichts von den Vektoren zu sehen. Allerdings hatten die anderen ihm erzählt, dass man Vektoren im Allgemeinen nicht sehen konnte. Man konnte sie lediglich spüren – und wenn es soweit war, war es meist schon zu spät.

Er hoffte, dass er das niemals spüren müsste.

Hatchiko wandte sich ihm zu. „He... wirst du eigentlich die ganze Zeit bei mir bleiben?“

Er räusperte sich hastig. „Nun ja, jemand muss dich beaufsichtigen. Der Generaldirektor meinte, dass die Gefahr zu groß ist, dass du genau wie Nummer 7 eigenmächtige Handlungen durchführen wirst. Diese eigenmächtige Handlung hat dafür gesorgt, dass Nummer 7 für uns unbrauchbar wurde.“

Hatchikos Blick wurde wieder finster. „So...“

Der Pilot wandte Sakera den Kopf zu. „Wir sind gleich da. Hoffe, ihr wisst, was ihr tut.“

Der junge Wissenschaftler nickte. „Ja.“

In Gedanken fügte er ein Das hoffe ich auch. dazu, dann begann der Helikopter, sich langsam zu senken.
 

***
 

Kakuzawa sah missmutig auf die Urlaubsliste seiner Angestellten. Der Vater des Jungen war ebenfalls noch für die nächsten sieben Tage im Urlaub.

Der Generaldirektor überlegte, einfach ein paar Soldaten zu dessen Haus zu schicken, aber das erschien ihm dann doch zu auffällig. Am besten, er wartete doch erst noch eine Weile. Vielleicht schaffte Nummer 8 es doch, den Jungen einzufangen. Dann würde der Mann ganz von alleine angekrochen kommen und Kakuzawa konnte ihm die notwendigen Fragen und Bedingungen für die Freiheit des Jungen stellen.

Ein siegessicheres Lächeln zierte sein Gesicht. Egal, was kam, er saß am längeren Hebel.
 

***
 

Hatchiko sah dem Helikopter hinterher, Sakera stand neben ihr und sah sich in der Gegend um.

„Eigentlich hätten wir auch bis morgen warten können“, meinte er seufzend. „Na, egal. Wir haben ein Zimmer in einem der Hotels hier. Wollen wir zusammen essen gehen?“

Sie sah ihn ratlos an. „Du bist neu in dem Geschäft, oder?“

Er nickte.

„Das dachte ich mir doch. Die anderen Wissenschaftler würden nicht mit einem von uns essen gehen, weißt du. Wir sind ja auch nur irgendwelche Monster, die es nicht verdient haben zu leben.“

„Das habe ich nie gesagt“, erwiderte Sakera hitzig.

Hatchiko lachte. „Man kann dich so schön ärgern. Du bist irgendwie die Ausnahme von der Regel. Ich schätze das sehr... deswegen werde ich dich nicht töten.“

„Ähm, danke...“

„Gut, dann bring mich jetzt irgendwohin, wo es etwas zu essen gibt. Ich habe richtig Hunger.“

Er nickte. „Okay, gehen wir. Ich kenne ein sehr gutes Restaurant, da können wir zusammen essen.

Also komm mit.“
 

***
 

Die junge Frau mit den roten Haaren nahm die nächste Ladung verschmutzter Teller und stellte sie unter das Gerät, welches das Geschirr mit Heißluftdampf reinigen sollte.

Als die Maschine lief, widmete sie sich dem bereits fertigen Geschirr, um es abzutrocknen.

Sie trug die einfache weiße Uniform des Küchenpersonals und noch dazu ein weißes Haarband. Zwar hatte sie keine Hörner mehr, aber es war dennoch eine Gewöhnungssache.

Eigentlich erwartete jeder von ihr, dass sie bereits ganz weit weg war, aber irgendwie schaffte sie es nicht, diese Stadt zu verlassen. Gut, sie war hier in einer recht gefährlichen Zone, aber sie stand ohnehin den ganzen Tag in der Küche, wo sie nie jemand sah außer die wenigen Angestellten, die in diesem kleinen Restaurant arbeiteten.

Und ihre Wohnung (die nur aus einem Zimmer und einem kleinen Bad bestand) war direkt über dem Restaurant, so dass sie eigentlich nie gesehen wurde. Und bislang schien auch niemand sie zu suchen. Bestimmt glaubten alle, dass sie tot oder eben ganz woanders wäre.

Dennoch musste sie sich zusammenreißen, nicht zu den anderen zurück zu kehren. Sie vermisste Kouta, aber sie konnte nicht zurück, sie hatte es nicht verdient, bei ihm zu sein und das musste sie akzeptieren. Andererseits hatte sie es auch noch nicht fertig gebracht, diese Stadt, in der sie so viele Erinnerungen mit Kouta teilte, zu verlassen.

Vielleicht blieb sie auch für immer hier, immerhin suchte niemand hier nach ihr.

Die Schwingtür schwang auf, jemand kam mit großen Schritten auf sie zu. „Na, Lynn, wie sieht's aus? Läuft alles gut?“

Sie nickte. „Ja, Kent, alles in Ordnung.“

Kent war der Besitzer des kleinen Restaurants, er hatte sie eingestellt, obwohl er ganz sicher wusste, dass ihre Identität als Lynn Mokato nur eine Erfindung war. Er schien nur das Beste von ihr zu halten und kümmerte sich auch immer gut um sie.

Er lächelte sie an. „Lynn, wir haben ein kleines Problem. Wir haben zu wenig Personal heute, könntest du vielleicht ein wenig hinter der Bar aushelfen?“

Sie runzelte ihre Stirn. „Ich weiß nicht... ich habe das noch nie gemacht.“

„Ach, komm schon, Lynn, es ist ja nur für heute. Und vielleicht gefällt es dir sogar.“

Seufzend gab sie schließlich nach. „In Ordnung, ich mache das.“

„Gut, dann komm mit, ich weise dich schnell ein.“

Gemeinsam gingen sie nach vorne, während einer der Küchenangestellten das Spülen übernahm.

Sie trat gemeinsam mit Kent in den Vorraum und blieb wie angewurzelt stehen. Dieses Gefühl...

Sie sah zur Eingangstür und entdeckte dort einen schwarzhaarigen Mann gemeinsam mit einer rothaarigen Frau mit ebenfalls roten Augen.

Ihre Augen verengten sich. Das konnte nicht sein, sie hatten sie doch gefunden!

Sie ging in Angriffsposition und aktivierte ihre Vektoren...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Leef
2007-05-03T05:07:15+00:00 03.05.2007 07:07
Uh war das wieder toll.
Ich bin so neugierig geworden.
mahc bitte schnell weiter, ja?
*lieb guck*
*kekse schenk*
^O^
Von: abgemeldet
2007-04-12T09:00:23+00:00 12.04.2007 11:00
Uhuuuuu Lucy XD mach bitte schnell weiter ja? Kanns nich erwarten ^0^ bin halt neugierig was nu passiert

*Keks reich*


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