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Das Blut der Prieuré de Sion

von

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2.1 Allein

„Steh auf, Schatz.“ Ares knurrte leise und warf ein Kissen Richtung Alecia. Sie fing es auf und warf es zurück aufs Bett.

„Los, los. Geh und bring Alessio zur Schule. Und du musst zur Arbeit.“ Mit einiger Mühe kroch Ares aus dem Bett und ins Bad. Alecia kicherte leise und machte sich auf den Weg zu Alessios Zimmer.
 

Ares seufzte und schwang sich hinter das Steuer seines Wagens. Die ‚Arbeit’, von der Alecia gesprochen hatte, beschränkte sich für gewöhnlich darauf, dass er ein, zweimal die Woche Robert und Lucrezia einen Besuch abstattete und sich bei ihnen die neuesten Ereignisse anhörte, aber da Templer und Prieuré inzwischen mehr oder minder friedlich nebeneinander existierten (nicht zuletzt, weil seine Schwester es wieder einmal geschafft hatte, dem Tempelmeister den Kopf zu verdrehen), gab es keine nennenswerten Neuigkeiten mehr.

Und auch nichts zu tun und Lucrezia fütterte Alecia, Alessio und ihm ohnehin nur aus Mitleid durch.

Mit einem leisen Knurren ließ er den Wagen an.
 

Alecia sah Ares besorgt nach. Er litt sichtlich darunter, dass seine Fähigkeiten als Ritter und Schwertmeister nicht mehr benötigt wurden und wurde von Tag zu Tag launischer und gereizter.

Und er redete sich ein, nicht gut genug für sie zu sein, weil er komplett von seiner Schwester abhängig war und diese ihnen sogar die Eheringe bezahlt hatte.

Er brauchte dringend eine neue Aufgabe. Aber genau genommen konnte Ares zwar eine gute Schuldbildung, aber kein Studium oder ähnliches vorweisen, zur Armee wollte er nicht und bei der Polizei oder ähnlichem war das Risiko verletzt zu werden zu groß – und sie mussten ihr Geheimnis bewahren.

Gedankenverloren griff sie nach einer Tasse aus dem Regal, doch sie glitt ihr aus den Fingern. Rasch versuchte sie, die Tasse aufzufangen, doch sie rutschte erneut ab und ihre Hand griff stattdessen schmerzhaft in die Scherben auf dem Boden.

„Verdammter Mist!“ Rasch wickelte sie sich ein Handtuch um die blutigen Finger und hob mit der freien Hand die Scherben auf, um diese in den Müll zu befördern.

Reichlich unamüsiert griff sie nach dem Handtuch und zog es beiseite in der Erwartung hier allenfalls noch kleine Kratzer vorzufinden. Dem war nicht so. sie starrte ihre Hand an.

Die Wunden verheilten nicht. Im Gegenteil, sie bluteten stärker und Alecia spürte, wie ihr schwummerig wurde.

„W-Was....“ Mechanisch griff sie nach einem Küchenmesser und zog einen glatten Schnitt über ihre Hand. Auch diese Wunde schloss sich nicht sofort wieder.

Ruckartig riss sie sich vom Anblick der dunkelroten Flecken auf dem Küchenfußboden los und rannte zum Telefon.
 

„Alessio, schnall dich an...“ Alessio murrte leise.

„Du schnallst dich doch auch nicht an!“

„Anschnallen hab’ ich gesagt!“

„Ja, ja...“ Ares setzte Alessio auf dem Parkplatz vor der Schule ab.

„Mach keinen Unsinn.“

„Hmh...“

„Leg dich mit niemanden an. Verletz dich nicht.“

„Ja, Papa...“

„Wenn doch, sieh zu, dass es keiner merkt. Geh auf keinen Fall zum Arzt.“

„Tschüß, Papa...“

„Spiel nicht auf der Straße.“

„Papa?“

„Hmh?“

„Bist du ein Ritter?“

„... was?!“

„Du hast ein Schwert.“, murmelte Alessio, „Und Sachen mit einem Wappen drauf. Und Kim hat gesagt...“

Ares umklammerte das Lenkrad etwas fester.

„Ich bin kein Ritter, okay?“

„Was ist Sangreal?“

„Warum willst du das wissen?“

„Ich hab’ gehört, wie du und Mama darüber geredet habt.“

„Ich... das erklär’ ich dir später... jetzt geh, du kommst noch zu spät...“

„Okay.“ Alessio hüpfte aus dem Auto und gesellte sich zu seinen Freunden.

Es dauerte lange, bis Ares den Motor seines Wagens wieder startete.
 

Die Autobahn war aus irgendwelchen ihm schleierhaften Umständen fast menschenleer und so hatte er zum ersten Mal seit langem die Möglichkeit sich zu entspannen und Vollgas zu geben, doch Alessios Fragen gingen ihm nicht aus dem Kopf.

Sie hatten vorgehabt, ihn weit weg von alledem aufzuziehen und ihm eine unbeschwerte Kindheit zu ermöglichen, aber wie sollte das gehen, wenn er weiterhin solche Fragen stellte?

„Du hast ein Schwert.“ Ha. Ja, das hatte er und es war scharf und poliert und einsatzbereit und er hatte sich wohlweislich im Keller sein Trainingscamp eingerichtet.

Schließlich hatte er da ein paar Sachen im Hinterkopf...

Ein Knall riss ihn aus seinen Gedanken. Verflucht, war ihm ein Reifen geplatzt? Nein, der Wagen schlingerte kaum. Aber... ein kreisrundes fast faustgroßes Loch zierte die Windschutzscheibe seines Wagens.

„Was zur Hölle– “ Es krachte ein zweites mal und die Scheibe zersplitterte.

Es gelang ihm gerade noch, den Kopf hinter dem Lenkrad in Sicherheit zu bringen, doch unzählige kleine Glassplitter gruben sich ihm und Schultern, Oberarme und seine rechte Hand.

Das Lenkrad glitt ihm aus den Fingern und in solchen Momenten wünschte er sich seine linke Hand wieder voll funktionsfähig zurück, doch die funktionierte immer noch nur sehr begrenzt. Das Letzte, was er sah, war die Leitplanke, die rasend schnell auf ihn zukam.
 

„Wir müssen Ares suchen! Und jemand muss Alessio von der Schule holen!“

Robert seufzte leise. „Mach dir keine Sorgen, wir regeln das...“ Er warf Lucrezia einen Blick zu. „Kümmre du dich um sie, ja?“

Lucrezia nickte leicht und nahm neben Alecia Platz, während Robert David und Sascha Anweisungen erteilte.

„Dass sein Sangreal nicht mehr wirkt... glaubst du, es hat etwas mit...“

„Ich glaube nicht, ich weiß.“ Alecia biss sich auf die Unterlippe und schloss die Augen. Lucrezia sah sie besorgt an.

„Mach dir keine Sorgen, auf unserer Burg bist du in Sicherheit...“

„Ich mach’ mir nicht um mich Sorgen, sondern um Ares und Alessio!“

„David und Sascha holen die Beiden hierher... aber weiß Ares denn, dass...“ Alecia schüttelte den Kopf.

„Ich weiß es auch erst seit heute Morgen. Ich... wie wird Ares reagieren?“

„Oh, ziemlich aufgeregt, denke ich. Aber im negativen Sinne. Wir werden beide gut auf ihn aufpassen müssen... wie geht es seiner Hand?“

„Nicht besonders... ich meine, sein Sangreal sorgt dafür, dass sich alle Sehnen und Nervenbahnen nachbilden, aber es wird noch lange dauern, bis er alle Finger wieder so benutzen kann, wie früher.“

„Lass mich raten, das kratzt an seinem Stolz.“

„Das kannst du laut sagen!“ Alecia kicherte leise. „Aber er kümmert sich ja gut um Alessio, das ist wirklich süß.“

„Ares soll sich um jemanden kümmern? Er kann ja nicht mal auf sich selbst aufpassen!“
 

Das Erste, was er spürte, war die Hitze auf seinem Gesicht und eingetrocknetes Blut. Mit einem leisen Stöhnen und viel Mühe schlug er die Augen auf.

Von der Hüfte abwärts an konnte er sich nicht mehr bewegen, wie er feststellte und auch sein rechter Arm war zwischen zwei Metallteilen eingeklemmt.

Eine Scherbe, vermutlich aus dem zerbrochenen rechten Seitenfenster, steckte in seiner Hand und verursachte bohrende Schmerzen bei jeder Bewegung. Ein seltsamer orangeroter Schein schimmerte im rubinrotem Blut. Was...

Er versuchte sich umzusehen, doch er war eingeklemmt und konnte sich kaum bewegen. Beiläufig registrierte er, dass sein linkes Bein seltsam verdreht war – zweifellos gebrochen.

Und dieses knisternde Hintergrundgeräusch und die flirrende Luft...

Feuer! Großer Gott, der halbe Wagen stand in Flammen und daher auch die Hitze und der Rauch!

Er zwang sich ruhig zu bleiben. Keine Panik, Ares. Keine Panik.

Er atmete tief durch, schluckte eine Menge Rauch und begann zu husten. Das Feuer näherte sich seiner eingeklemmten rechten hand, doch er bekam keine Luft...

In blinder Panik versuchte er, seine rechte Hand zu befreien, doch es gelang ihm nicht und er spürte, wie ihm wieder schwarz vor Augen zu werden drohte.

Das Feuer kroch näher.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2007-08-18T18:28:31+00:00 18.08.2007 20:28
*heul*
mein schatz....
*taschentücher suchen geh*
Von:  Ea
2007-08-17T18:23:44+00:00 17.08.2007 20:23
der arme ares :(
immer ist er dran
wieso stellt alessio die fragen so plötzlich? und nicht zu hause, wo er die beweise hat?


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