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Das Blut der Prieuré de Sion

von

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1.3 Father and Son

Es war ein harter Tag gewesen für Alecia.

Morgens um fünf Aufstehen – das kannte sie noch aus alten Prieuré-Zeiten, aber dort wurde sie immerhin von einem Probealarmsignal geweckt und nicht von Alessio, den es lautstark nach Frühstück verlangte – , Alessio füttern – eine nervenaufreibende Prozedur, die sich dank diversen „Ich mag das nicht!“s und Alecias tatkräftiger Überzeugungsarbeit oft Stunden hinzog – , Alessio zum Kindergarten bringen, ab ins Büro – verfluchte Schreibtischarbeit, da zog sie die Außeneinsätze allemal vor! – , in der Mittagspause Alessio abholen und bei der KiTa absetzen, zurück an den Schreibtisch, unterwegs bei der Spurensicherung vorbei, panische Zeugen befragen (sie zog es vor, erst gar keine Zeugen zurückzulassen!), zwei Gerichtstermine, Alessio abholen, nach Hause fahren, Essen kochen, wieder Alessio füttern.

Da war es nicht weiter verwunderlich, dass sie, als sie Alessio endlich ins Bett bekommen hatte, wie ein Stein ins Bett sank und gerade noch in der Lage war, Ares’ Bildnis, das sie von ihrem Nachttisch aus gut gelaunt angrinste, eine Kusshand zuzuwerfen, bevor sie sofort einschlief.

Dieser Schlaf jedoch dauerte nicht allzu lange an.

Drei Uhr war es, als sie auf einen Schlag jegliche Müdigkeit verließ.

Das lose Dielenbrett vor Alessios Zimmer knarrte.

Sie hörte das so oft am Tag, wenn Alessio das Haus erkundete oder sie sein Zimmer betrat.

Doch Alessio schlief.

Somit gab es nur eine Möglichkeit.

Einbrecher befanden sich im Haus.

So leise wie möglich erhob sie sich und griff nach dem erstbesten Gegenstand, den sie fand – ihr Trainingsholzschwert.

Warum auch nicht.

Die Kerle sollten sie kennen lernen!
 

Ares knurrte leise angesichts des schlafenden Jungen.

Verdammt, Alecia war doch eine betrügerische kleine Zicke!

Er zog sein Schwert und setzte es dem Jungen auf die Brust.

In diesem Augenblick zuckte der Junge und schlug die Augen auf.

Mit großen, dunkelblauen Kinderaugen sah er zu Ares auf, ohne einen Laut von sich zu geben.

Ein Schauder fuhr Ares über den Rücken.

Schnell jetzt!, zischte sein Verstand, gleich kreischt er los und weckt Alecia!

Doch es gelang ihm nicht.

Seine Arme verweigerten ihm schlicht den Dienst.

Was war das denn nun?!

Er, der er lächelnd unzählige Menschenleben gefordert hatte, war nicht in der Lage, einen kleinen Hosenscheißer wie diesen Jungen zu töten?!

Bevor er jedoch weiter darüber nachdenken konnte traf etwas mit voller Wucht seine Seite, zerschmetterte ihm den Ellbogen und zwei Rippen.

Mit einem überraschten Aufkeuchen taumelte er zur Seite und das Schwert entglitt seinen Fingern.

Ehe er sich’s versah, fand er sich auf dem Boden wieder, die Spitze seines eigenen Schwertes unter dem Kinn.

„Wer hat dich geschickt?“, zischte eine Stimme neben seinen Ohr, „Wer, du Mistkerl, die Templer?!“

Ares keuchte leise. „Niemand, zur Hölle, Alecia, ich bin’s!“

Die Klinge an seinem Hals erstarrte, dann begann sie so heftig zu zittern, dass Alecia die Klinge zurückziehen musste, um ihm nicht doch die Kehle durchzuschneiden.

„Das... das ist unmöglich!“

Ihre Stimme klang heiser, und Ares spürte, dass all seine Wut verflogen war.

Tatsächlich sehnte er sich nur danach, sie in den Arm zu nehmen.

„Ares...“

Sein Schwert glitt neben ihm zu Boden.

Urplötzlich beugte Alecia sich vor und drückte ihm einen Kuss auf den Mund.

Dann sprang sie auf und stellte sich mit gezogener Waffe zwischen Ares und Alessios Bett.

„Was hat er dir getan, verdammt?“

Ares knurrte leise – schlagartig war seine Wut wieder da.

„Offenbar hattest du’s ja sehr eilig, mich zu ersetzen, aber musstest du dich dabei auch noch unbedingt schwängern lassen?!“

Alecia klappte der Mund auf.

„Was zum...“

Blitzschnell stand sie vor ihm und verpasste ihm links und rechts eine schallende Ohrfeige.

„Verdammt, Ares! Bist du so blöd oder tust du nur so?! Er ist zweieinhalb Jahre alt, Ares, zweieinhalb! Und sogar du müsstest in der Lage sein, dir die Vaterschaft dann auszurechnen – und ich weiß es mit Sicherheit! Er ist dein Sohn, zur Hölle!“

Sie packte ihn am Revers seines silbergrauen Hemdes und schüttelte ihn.

„Dein Sohn, Ares, hörst du? Du hättest um ein Haar deinen Sohn umgebracht!“

Vollkommen aufgelöst ließ sie den Kopf an seine Brust sinken und brach nun endgültig in Tränen aus

Vollkommen fertig mit der Welt war Ares nur noch dazu in der Lage, die Arme um sie zu legen, sie zu Boden zu ziehen und ihr immer wieder zu versichern, dass es ihm leid tat.
 

Er wusste nicht genau, wie lange sie eng umschlungen auf dem Boden von Alessios Zimmer gehockt hatten, doch als Alecias Tränen versiegten, dämmerte draußen bereits der Morgen.

Ares strich Alecia durchs Haar und hauchte ihr einen Kuss auf die Schläfe. „Süße...?“

Müde blinzelte Alecia zu ihm auf. „Ares.“, sagte sie leise, „Ares, was tust du hier? Bist du nur hergekommen, um...“

Ihr Blick wanderte über sein Gesicht und ihre Stimme erstarb. „Oh Gott...“

Behutsam fuhr ihr rechter Zeigefinger die Narbe entlang, die sich über seine linke Gesichtshälfte fast bis zum Kiefer zog.

„Großer Gott...“, wiederholte sie, „Was ist... ich meine, wie... waren das die Templer...? Wieder Charney?“

Charney...

Kurzzeitig blitze vor Ares’ innerem Auge das blutüberströmte Gesicht eines älteren, weißhaarigen Templers auf.

Oh, richtig.

Er hatte ihn umgebracht.

Offenbar war sein Gedächnis noch nicht wieder ganz so wie früher...

„Nein, nicht Cedric... David.“

Alecia riss den Mund auf. „W-Was?!“

Schlagartig fiel Ares ein, dass sie sich seit dem Überfall auf die Templerburg nicht mehr gesehen hatten.

„Ja, David... er ist übergelaufen, aber Lucrezia hat Metz umgebracht, deshalb war er wütend, glaub’ ich.“

Alecia seufzte leise. „Bis zu einem gewissen Grad verständlich. Und der Rest war zu erwarten, er ist ein halber SaintClaire, und die neigen zu abrupten Richtungswechseln.“

Ares knurrte leise. „Was soll das jetzt wieder heißen?“

„Nichts, nichts... sag mal, gehen wir jetzt in die Devina zurück?“

„Besser nicht, da herrscht ein Chaos wie nach dem letzten Weltkrieg... Vorläufig haben wir uns im Hotel in Berlin einquartiert. Ich will doch hoffen, dass du mich begleitest?“

Alecia zog die Unterlippe zwischen die Zähne.

„Aber Alessio...“

„Man wird sich gut um ihn kümmern, versprochen.“

Alecia nickte leicht. „Das weiß ich... aber ich will nicht, dass er noch vor seinem fünften Geburtstag zur Vollwaise wird, Ares...“

„Durch wessen Hand? Die Templer sind vernichtet.“ Ares grinste. „Mach dir keine Sorgen, es gibt niemanden, der sich uns entgegenstellen könnte.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-04-12T20:14:05+00:00 12.04.2007 22:14
Das ist mein Lieblings Kapitel bis jetzt
^^
Ich könnte es mir immer wieder durch lesen.
Hast auch Alecia super gut getroffen


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