A Matter of Life von LairdofPen (Der Wahnsinn des langhaarigen Lebens) ================================================================================ Prolog: Einstieg in den Tag --------------------------- Der Winter war inzwischen im vollen Gange. Tief verschneite Wege hinderten ein zügigeres Vorankommen während sich die Kälte langsam in die schlotternden Körper zog. Eine Gruppe Teenager war gerade im Begriff sich in Richtung Schule zu begeben. Linksseitig des Weges bog eine Treppe ein, verfrostet aber nicht unpassierbar. Eine langhaarige Gestalt, vermummt durch Haupthaar und Schal kämpfte sich die rutschige Kletterpassage hinauf und landete genau vor der Gruppe tuschelnder Heranwachsender. Eine peinliche Ruhe entstand, er klopfte den Schnee von seinen bodenlangen Mantel und wandte sich dem Gehen zu. Während er eiligen Schrittes – so gut es nun mal bei Schnee ging – versuchte sich möglichst weit von dem Auflauf zu entfernen vernahm er das leise Getuschel. „Freak“, „Satanist“, „Luzifer“ – Er musste schmunzeln. Vielleicht war es töricht anzunehmen, dass er zwanzig Minuten nach Sieben auf keine Menschenseele traf. Inzwischen ist das zum Alltag geworden – da heißt es nur Haare ins Gesicht, Augen auf den Boden und durch. Natürlich immer einen verstohlenen, finsteren Blick an alle vorbeikommenden und sich dann im Nachhinein über die empörten Grimassen still und heimlich amüsieren. Der MP3-Player war ausgegangen – höchstwahrscheinlich sind die Batterien leer, so kam es ihm. Sei’s drum, er fing an in Gedanken Lieder nachzusingen. Dies war bereits eine richtige Freizeitbeschäftigung geworden und half dabei die schweren Zeiten ohne künstliche Musikbehämmerung zu überbrücken. Während er seines Weges schritt traf er noch auf unzählige Personen – die meisten tuschelten hinter seinen Rücken. Es begann so wie jeder Tag. Ein ganz normaler Tag eben für diejenigen, denen die Gesellschaft kein Verständnis entgegenbringt. Kapitel 1: Alltäglicher Wahnsinn Kapitel I ------------------------------------------ Es dämmerte bereits als Roxes sich des Heimweges begab. Während des gesamten Tages hatte er nicht sonderlich viel Interessantes erlebt und war nun heilfroh wieder in die Wiege der Geborgenheit der Einsamen Kälte eines Winterabends entlassen zu werden. In seinem MP3-Player befanden sich nun endlich wieder frische Batterien, die Lautstärkenanzeige des Displays offenbarte 90 % und Alexi Laiho eröffnete gewohnt mit einem Schrei die Metallorgie in seinen Gehörgängen. Somit völlig abgeschnitten von der Außenwelt begann er des Weges zu schreiten, manchmal in Gedanken den Chören der Musiker folgend, und entschloss sich des schönen Abends zum Danke mit aufrechtem Haupt den Weg entlang zu laufen. Er bog in Richtung Treppe ein und warf einen Blick über die Straße Richtung Bahnhof. Eine Gruppe Punks war lauthals damit beschäftigt sich über einen Kasten Bier herzumachen. Roxes schnaufte, warmer Nebel entfloss seiner Nase und stieg den tiefblauen Himmel entgegen. Er hasste Punks. Er hasste ihre Musik, er hasste ihre politische Sichtweise und er hasste ihre Kleidung. Sich plötzlich beobachtet fühlend schlitterte er hastig - und dennoch vorsichtig – die Treppe hinunter. Die Straßenlaterne warf ihr Licht auf ein Graffiti, das den Eingang der Unterführung ,die dem Bahnhof entsprang, schmückte. CCCP Mockba Hip Hop 4-Ever. Wie oft hatte er dies schon gesehen und immer wieder wunderte er sich warum ausgerechnet im tiefsten Süden Deutschlands dies geschrieben stand. Inzwischen war es ihm zuwider geworden sich mit dem Thema Hip Hop auseinander zusetzen. Verschwendet war doch jeder kritischer Gedanke, da ein Großteil der heutigen Welt dieser Musikschiene äußerst freundlich entgegensah. Er stapfte durch die Unterführung, wich hie und da einem verirrten Reisenden aus und nahm die letzte Treppe nach oben. Schon fast zu Hause. Er schloss die Tür auf. Warme Luft stieg ihm in sein kaltes Gesicht und der Duft von Essen machte ihm den Mund wässrig. Er war alleine. Seine Eltern mussten Arbeiten, er konnte also ein wenig entspannen. Er öffnete seine Zimmertür, wieder einmal leicht verwundert warum sein Bett gemacht ist obwohl er es früh Morgens in einem verwahrlosten Zustand zurückgelassen hatte. Langsam griff seine Hand gen Regal und zog eine Pappschachtel hervor. Blind Guardian – A Twist In The Myth. Er grinste in purer Vorfreude, lies die Zimmertür hinter sich und begab sich Richtung Wohnzimmer. Der CD-Player sprang an, das Laufwerk fuhr mit dem wohl vertrauten Geräusch arbeitender Plastik-Zanhräder ihm entgegen und er legte die bunt bedruckte CD in den Player. Mit einem stöhnen setzte er sich auf die Couch und steuerte die Dolby Surround Anlage auf Lautstärke 40 hoch. Die CD sprang an und E-Gitarren sowie die gigantische Stimme des Sängers Hansi Kürsch erhallten und zum ersten mal am heutigen Tag fühlte er sich richtig wohl in seiner Haut. Die Bühne war hell erleuchtet. Frederik begann zu spielen. Markus stieg ein und André spielte ein Geisterriff. Roxes sprang auf die Bühne. Die Zuschauermenge brodelte, klatschend und gröhlend begrüßten sie ihn. Er erhob seinen E-Bass wie eine Marienfigur und fing wie wild an die Saiten zu zupfen. Die Spannung war am explodieren. Hansi stürmte auf die Bühne und sang hastig den Text. Es kam zum Refrain. Er, Markus und André setzten zum choralen letzten Abschnitt des Liedverses ein. Zusammen mit Hansis Stimme ergab es eine überwältigende Einheit – die Menge sang kräftig der lauten Musik entgegen. Das ganze glich einem Märchen. Jetzt – so dachte sich Roxes – kann es einfach nicht mehr besser werden. Hansi kündete ein Basssolo an. Wie wild spielten seine Finger einen Akkord nach dem anderen. Da stand plötzlich seine Mutter im Türstock. „Sag mal bist du Wahnsinnig? Mach gefälligst diesen Krach leiser!“ Murrend betätigte er den Eject-Knopf auf der Fernbedienung. Bass spielen muss toll sein.... So sah die harte Realität aus. Mutter machte ihm etwas zu essen, er setzte sich, aß und fing an seine Hausarbeiten zu erledigen. Englisch – mal wieder. Er kämpfte sich durch das Vokabelwirrwarr. „Bionic Youth“ – so die Textüberschrift. Er las ihn sich ein paar mal durch und verstand ihn nicht. Er fing an langsam jedes einzelne Wort durchzugehen und blätterte im Wörterbuch die Ausdrücke nach, die ihm fremd waren. Nun war Mathematik an der Reihe. Polynomfunktionen. Leicht – er rechnete die Aufgaben und verstaute alles fein säuberlich in seiner Schultasche. Schnalzend ging der Verschluss zu; er lief Richtung seines Zimmers und versenkte die Tasche vor dem Bett. Er ging an den Computer. Piepsend ging er an. Jedenfalls dies blieb ihm. Ein dunkles Zimmer, ein 19-Zoll Bildschirm und das fahlblaue Licht das er verbreitete. Seine Zuflucht, der einzige Ort in dem er wirklich akzeptiert wurde. Windows startete, hastig klickte er den MSN-Messenger hinfort und schloss den immer wieder aufkeimenden nervigen Real Player. Er tat das, was er immer machte wenn er den Computer benutzte. Er schaltete den Windows Media Player ein, steckte den Kopfhörer in die Verteilerbuchse und startete ICQ. Ein ganzer Reigen grüner Blumen blickte ihm entgegen. Muus, Adamindo, Sam, Maze und sogar Nekesh. Gar kein schlechtes Timing. Er fing an eine Nachricht an Adamindo und Sam zu schreiben. Sam antwortete sofort. Adamindo antwortete nicht. Schon wieder. „Muss an der Verbindung liegen“ sagt er immer. Adamindo besaß Wireless-LAN. Sich sinnloser Unterhaltung fröhnend verschwendete er Stunden und schon zeigte die Uhr mit dem kleinen Zeiger auf 22. Er verabschiedete sich und begab sich in sein Zimmer. Mal wieder ein Tag wie jeder andere. Nichts neues, nichts anderes sondern einfach nur ein Tag; und während er sich zudeckte kam ihm der Gedanke: „Etwas muss sich doch bald mal ändern“. Doch als er im Dunkeln die Augen schloss war ihm wieder klar: Das wird in nächster Zeit bestimmt nicht passieren. Kapitel 2: Alltäglicher Wahnsinn Kapitel II ------------------------------------------- Der neue Tag begrüßte ihn wie jedes mal äußerst unsanft. Immer wenn er im Begriff war auch nur Ansatzweise etwas schönes zu träumen riss ihn das monotone und kalte Piepen seines Weckers, in Autoreifenform, in die Realität zurück. Hastig fingerte er auf seinen Nachttisch herum, kramte sich an halb-leeren Snacktüten und zurückgelassenen Nachtlektüren vorbei und erreichte letztendlich den viel zu kleinen Schieber, der den Wecker zum Schweigen brachte. Er warf seine Bettdecke über den Kopf und schaltete die Nachttischlampe ein. Trotzalledem war er geblendet. Er verfluchte den Erfinder des elektrischen Lichtes und entstieg seinen warmen Versteck. Roxes begann zu frösteln und wühlte sich durch den meterhohen Berg Kleidung, der sich immer wieder auf seinem Bürostuhl ansammelte. Ein Astral Doors T-Shirt und eine schwarze Hose mussten für die heutigen Erledigungen genügen. Da das T-Shirt wegen eines Bar-Aufenthalts am letzten Wochenende noch eher stark nach Rauch roch sprühte er es großzügig mit Deodorant ein und striff es sich über. Er stapfte hinaus – verdammt, er konnte immer noch nicht viel erkennen, da die gesamte Wohnung durch das verfeindete Licht hell erleuchtet war. Halb-blind tastete er sich zum Küchentisch und nahm sein typisches Frühstück ein: Eine Tasse Tee und eine (sogar Originale) Milchschnitte. Im Halbschlaf packte er sein Schulzeug zusammen, begab sich ins Badezimmer, vollzog die allmorgendliche Wäsche und machte sich bereit das Domizil zu verlassen. Die Haustüre ging auf und ein eisiger Wind blies ihm entgegen. Wunderbar, beste Bedingungen um Wach zu werden. Traditionsgemäß schaltete er seinen MP3-Player an. Tobias Sammet von Edguy begann über ein „Ugly Woman“ zu singen. Eines seiner Lieblingslieder, was gleich zu seiner allmorgendlichen Erheiterung beitrug. Er marschierte gen Schule, versuchte die Menschenmassen um ihn herum zu ignorieren und erreichte letztendlich nach einem kleinen Marsch das Schulgebäude. Die Tür ging auf und nach einem kurzem Marsch befand er sich in der Aula. Einige bekannte Gesichter waren hier zu sehen. Eines kam auf ihn zu – es war Rob. Eigentlich hatte Roxes kein Problem mit Rob. Nein, er fand ihn sogar unterhaltsam. Allerdings auf eine merkwürdige Art und Weise. Rob begann davon zu erzählen, wie er sich desletzt bis zur Besinnungslosigkeit betrank. Ein jeder Dialog mit ihm ging so los. Roxes tat das, was er immer in dieser Situation tat. Er grinste, nickte und sagte: „Echt oder? Schon wieder?“ Er hasste dies zutiefst. Stumpfsinnige Unterhaltungen waren das alltägliche Geschehen auf der Fachoberschule und Roxes begann immer mehr daran zu zweifeln, ob er jemals auch nur eine Überraschung erleben würde. Tum marschierte gerade in die Aula. Er war groß, schwarz gekleidet und wollte einfach keine andere Musik als Industrial und Dark Wave hören. Zusammen mit ihm verschwand Roxes im Klassenzimmer und der grausame Schulalltag nahm seinen Lauf. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Letztendlich aber klingelte es – die letzte Stunde war vorüber und er war sich wie immer sicher, dass eine höhere Macht die Zeit magisch verlängert hatte. Beschiedenen Schrittes ging er hinaus, es war bereits um einige Grad wärmer als Morgens. Dennoch war es kalt, er zog aus einem Fach seiner Schultasche Schal und Mütze heraus. Beide wurden sogleich aufgesetzt. Klassenkammeraden hatten ihn bereits als Penner authentifiziert. Dies war ihm gleichgültig. Die meisten Leute wussten eben nicht was man an einer Wollmütze hat. Schon beinahe Gewohnheitstechnisch läutete Alexi Laiho den Feierabend ein. Irgendwas von einem Sensenmann.....aber das war Roxes egal. Hauptsache es klang gut. Es dämmerte ihm auch jetzt, dass Freitag war und das Wochenende begonnen hatte. Gar nicht schlecht. Er entschloss sich den Abend alleine vor dem Fernseher zu verbringen. Das hatte er schon lange nicht mehr gemacht. Und während er die Tür öffnete kam ihm die Idee, dass er eigentlich auch etwas mit seinen beiden Kumpels Muus und Adamindo machen könnte. Er schlurfte zum Telefon und begann die magischen Zahlen zu wählen..... Kapitel 3: Alltäglicher Wahnsinn Kapitel III -------------------------------------------- Die Zahlen wählten sich durchs digitale Schaltzentrum und mit einem klicken machte es Roxes aufmerksam, dass der Angerufene eine Benachrichtigung erhält. Nach wenigen Sekunden nahm jemand das Telefon ab. Es war Muus. „Hallo Muusy! Na was machst du heute abend? „Hai hoh Roxes! Nun nicht viel. Wir wollten uns ordentlich mit Schnaps besaufen und dann besoffen ins Melo gehen!“ Roxes zuckte zusammen. Zwei Wörter die ihm nicht gefielen sind gerade gefallen. Schnaps und Melo. Er zog missmutig eine Grimasse. Infolge seiner eigenen persönlichen Inkompetenz sagte er: „Hey klingt gut! Ich komm dann später vorbei!“ Er war sich sicher, dass Muss grinste. „Super! Ich erwarte dich!“ Noch während des Auflegevorgangs seufzte er. Er war einfach nicht imstande dann zu etwas NEIN zu sagen, wenn er überhaupt nicht erpicht darauf war. Er schlurfte gen Zimmer, pfefferte seine flauschigen Hausschuhe in die nächste Ecke und zog sich ein paar Socken an. In seinem Inneren tobte ein Krieg. Ein Krieg zwischen seinen zwei Persönlichkeiten. Die eine war hellauf begeistert mit den ganzen „Kerlen“ einen drauf zu machen, die andere empfand alles nur als kindischen und sinnlosen Unsinn. Gerade die begeisterte Seite wog immer schwerer und so warf er sich Mantel, Schal und Mütze über. Er lies eine Notiz für seine Eltern zurück und marschierte aus dem Haus. Er hatte sich entschlossen den 5 km langen Weg zu Fuß zu laufen, da er schlichtweg zu geizig für den Bus war. Der MP3-Player sprang wie immer an. Die Batterieanzeige verweilte noch auf der Hälfte und so hatte er genügend Reserven für den langen Marsch der noch vor ihm lag. Still summte er das soeben angestimmte Lied der Band Hammerfall und zog Pilgergleich in genau die Gegend seiner Heimatstadt, die doch den übelsten Ruf von allen besaß. Das Haus war nicht gerade besonders. Eines von vielen, das in einer Häuserreiche gequetscht wurde und von einem mehr als dürftigen Garten die einzige Grünstelle in einem Meer von Asphalt genoss. Roxes klingelte gut eine halbe Stunde an der Tür bevor ihm jemand aufmachte. Muus' großer Bruder Aundi grinste ihn entgegen, packte ihn und trug ihn zu seinem Leidwesen unter den Augen einer Gruppe Mädchen mit einem Catcher-Gleichen-Griff ins Haus. Er trommelte wie wild gegen den Rücken, doch dieser Packknecht war nun mal gut 20 cm größer und mindestens 40 kg in der Überzahl. Er erkannte das es keinen Sinn hatte sich zu wehren und lies sich die Stufen hinauftragen. Er landete weich auf einer Couch, Muus grinste ihn von einem entlegenen zerflissenen Couch-Sessel her an und tippte wie wild auf seiner Tastatur herum. „Na wieder wichtig?“ Roxes stand auf und ging in seine Richtung. „Johjoh.....“ Muus tippte zuende - mit einem übertrieben festen Druck seines Daumens ächzte die Enter-Taste und führte den Befehl des Abschickens der Botschaft aus. „Kommt Adamindo bald?“ Roxes setzte sich wieder auf die Couch. „Ich hab ihn mal vor einer halben Stunde geschrieben er solle dann mal rüberkommen.“ Roxes hustete, richtete sich auf und ging die Treppen wieder hinunter. Er öffnete die Haustür und starrte in linker Richtung hinaus. Adamindo bog gerade um die Ecke, erspähte ihn und verzog sein murriges Gesicht zu einer grinsenden Grimasse. Roxes fing an zu lachen. Das konnte einfach kein Zufall gewesen sein. Mit einer übertriebenen Verbeugung wies er seinen von blonden Haaren übersäten Kumpanen den Weg durch die Tür und ging führend wieder nach oben. Als sie zu viert in dem Zimmer saßen, mochte noch immer keine gute Laune aufkommen. Adamindo hatte sich wieder in die Tiefen seiner Haare verkrochen und hatte die Ohrstecker seines MP3-Players in den Ohren. Muus tippte immer noch wie wild auf der Tastatur, während Aundi ein paar völlig uninteressante Serien auf Pro 7 schaute. Roxes kam sich wie immer total verloren vor und beschloss auch in den Flimmerkasten zu starren. Während er schaute kam es ihm immer wieder: „Warum machst du das eigentlich? Du hättest es viel interessanter zu Hause haben können.“. Doch sein Party-Ego zwang ihn dazubleiben. In wenigen Stunden sollten noch mehr Leute kommen. Und dann hoffentlich auch Stimmung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)