A Matter of Life von LairdofPen (Der Wahnsinn des langhaarigen Lebens) ================================================================================ Kapitel 1: Alltäglicher Wahnsinn Kapitel I ------------------------------------------ Es dämmerte bereits als Roxes sich des Heimweges begab. Während des gesamten Tages hatte er nicht sonderlich viel Interessantes erlebt und war nun heilfroh wieder in die Wiege der Geborgenheit der Einsamen Kälte eines Winterabends entlassen zu werden. In seinem MP3-Player befanden sich nun endlich wieder frische Batterien, die Lautstärkenanzeige des Displays offenbarte 90 % und Alexi Laiho eröffnete gewohnt mit einem Schrei die Metallorgie in seinen Gehörgängen. Somit völlig abgeschnitten von der Außenwelt begann er des Weges zu schreiten, manchmal in Gedanken den Chören der Musiker folgend, und entschloss sich des schönen Abends zum Danke mit aufrechtem Haupt den Weg entlang zu laufen. Er bog in Richtung Treppe ein und warf einen Blick über die Straße Richtung Bahnhof. Eine Gruppe Punks war lauthals damit beschäftigt sich über einen Kasten Bier herzumachen. Roxes schnaufte, warmer Nebel entfloss seiner Nase und stieg den tiefblauen Himmel entgegen. Er hasste Punks. Er hasste ihre Musik, er hasste ihre politische Sichtweise und er hasste ihre Kleidung. Sich plötzlich beobachtet fühlend schlitterte er hastig - und dennoch vorsichtig – die Treppe hinunter. Die Straßenlaterne warf ihr Licht auf ein Graffiti, das den Eingang der Unterführung ,die dem Bahnhof entsprang, schmückte. CCCP Mockba Hip Hop 4-Ever. Wie oft hatte er dies schon gesehen und immer wieder wunderte er sich warum ausgerechnet im tiefsten Süden Deutschlands dies geschrieben stand. Inzwischen war es ihm zuwider geworden sich mit dem Thema Hip Hop auseinander zusetzen. Verschwendet war doch jeder kritischer Gedanke, da ein Großteil der heutigen Welt dieser Musikschiene äußerst freundlich entgegensah. Er stapfte durch die Unterführung, wich hie und da einem verirrten Reisenden aus und nahm die letzte Treppe nach oben. Schon fast zu Hause. Er schloss die Tür auf. Warme Luft stieg ihm in sein kaltes Gesicht und der Duft von Essen machte ihm den Mund wässrig. Er war alleine. Seine Eltern mussten Arbeiten, er konnte also ein wenig entspannen. Er öffnete seine Zimmertür, wieder einmal leicht verwundert warum sein Bett gemacht ist obwohl er es früh Morgens in einem verwahrlosten Zustand zurückgelassen hatte. Langsam griff seine Hand gen Regal und zog eine Pappschachtel hervor. Blind Guardian – A Twist In The Myth. Er grinste in purer Vorfreude, lies die Zimmertür hinter sich und begab sich Richtung Wohnzimmer. Der CD-Player sprang an, das Laufwerk fuhr mit dem wohl vertrauten Geräusch arbeitender Plastik-Zanhräder ihm entgegen und er legte die bunt bedruckte CD in den Player. Mit einem stöhnen setzte er sich auf die Couch und steuerte die Dolby Surround Anlage auf Lautstärke 40 hoch. Die CD sprang an und E-Gitarren sowie die gigantische Stimme des Sängers Hansi Kürsch erhallten und zum ersten mal am heutigen Tag fühlte er sich richtig wohl in seiner Haut. Die Bühne war hell erleuchtet. Frederik begann zu spielen. Markus stieg ein und André spielte ein Geisterriff. Roxes sprang auf die Bühne. Die Zuschauermenge brodelte, klatschend und gröhlend begrüßten sie ihn. Er erhob seinen E-Bass wie eine Marienfigur und fing wie wild an die Saiten zu zupfen. Die Spannung war am explodieren. Hansi stürmte auf die Bühne und sang hastig den Text. Es kam zum Refrain. Er, Markus und André setzten zum choralen letzten Abschnitt des Liedverses ein. Zusammen mit Hansis Stimme ergab es eine überwältigende Einheit – die Menge sang kräftig der lauten Musik entgegen. Das ganze glich einem Märchen. Jetzt – so dachte sich Roxes – kann es einfach nicht mehr besser werden. Hansi kündete ein Basssolo an. Wie wild spielten seine Finger einen Akkord nach dem anderen. Da stand plötzlich seine Mutter im Türstock. „Sag mal bist du Wahnsinnig? Mach gefälligst diesen Krach leiser!“ Murrend betätigte er den Eject-Knopf auf der Fernbedienung. Bass spielen muss toll sein.... So sah die harte Realität aus. Mutter machte ihm etwas zu essen, er setzte sich, aß und fing an seine Hausarbeiten zu erledigen. Englisch – mal wieder. Er kämpfte sich durch das Vokabelwirrwarr. „Bionic Youth“ – so die Textüberschrift. Er las ihn sich ein paar mal durch und verstand ihn nicht. Er fing an langsam jedes einzelne Wort durchzugehen und blätterte im Wörterbuch die Ausdrücke nach, die ihm fremd waren. Nun war Mathematik an der Reihe. Polynomfunktionen. Leicht – er rechnete die Aufgaben und verstaute alles fein säuberlich in seiner Schultasche. Schnalzend ging der Verschluss zu; er lief Richtung seines Zimmers und versenkte die Tasche vor dem Bett. Er ging an den Computer. Piepsend ging er an. Jedenfalls dies blieb ihm. Ein dunkles Zimmer, ein 19-Zoll Bildschirm und das fahlblaue Licht das er verbreitete. Seine Zuflucht, der einzige Ort in dem er wirklich akzeptiert wurde. Windows startete, hastig klickte er den MSN-Messenger hinfort und schloss den immer wieder aufkeimenden nervigen Real Player. Er tat das, was er immer machte wenn er den Computer benutzte. Er schaltete den Windows Media Player ein, steckte den Kopfhörer in die Verteilerbuchse und startete ICQ. Ein ganzer Reigen grüner Blumen blickte ihm entgegen. Muus, Adamindo, Sam, Maze und sogar Nekesh. Gar kein schlechtes Timing. Er fing an eine Nachricht an Adamindo und Sam zu schreiben. Sam antwortete sofort. Adamindo antwortete nicht. Schon wieder. „Muss an der Verbindung liegen“ sagt er immer. Adamindo besaß Wireless-LAN. Sich sinnloser Unterhaltung fröhnend verschwendete er Stunden und schon zeigte die Uhr mit dem kleinen Zeiger auf 22. Er verabschiedete sich und begab sich in sein Zimmer. Mal wieder ein Tag wie jeder andere. Nichts neues, nichts anderes sondern einfach nur ein Tag; und während er sich zudeckte kam ihm der Gedanke: „Etwas muss sich doch bald mal ändern“. Doch als er im Dunkeln die Augen schloss war ihm wieder klar: Das wird in nächster Zeit bestimmt nicht passieren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)