Es kann nur einen geben von Hotepneith (Zwei Hundebrüder und ein mörderisches Turnier) ================================================================================ Kapitel 1: Die Einladung ------------------------ Die Idee zu dieser Geschichte kam mir, als ich Harry Potter und der Zauberkelch las. Ein magisches, tödliches Turnier, an dem unsere lieben Hundebrüder teilnehmen müssen. Nach dem Willen des Veranstalters wird nur einer der Teilnehmer überleben.... Vielen Dank an lizard und hrafna, die sich diese lange Geschichte als beta angetan haben. 1. Die Einladung The runes are singing the truth around, their riddle is now clear, I’m just a pawn in the hands of fate, finally revealed. I stare deep inside my soul to find the reasons why But for all these years I always knew, that I was born to fight. (Domine: „ Stormbringer Ruler“) Die Gruppe, die sich am Ufer des Sees niedergelassen hatte, war selbst in diesen unruhigen Zeiten seltsam. Ein kleiner Fuchsdämon, ein Kitsune, saß im Arm eines Mädchens in fremdartiger Kleidung. Ein buddhistischer Mönch und ein Mädchen im Gewand der Dämonenjäger befanden sich mit am Feuer. Die Jägerin streichelte eine kleine Katze, deren zwei Schwänze verrieten, dass es sich ebenfalls um kein sterbliches Tier handelte. „Komm schon, Inuyasha“, rief das Mädchen in der fremdartigen Garderobe: „Das Essen ist fertig.“ Aus den Schatten des Waldes löste sich ein rotgekleideter Junge mit langen, weißen Haare. Spitze Ohren auf seinem Kopf verrieten, dass er kein Mensch war, sondern ein Hanyou, das Kind einer menschlichen Mutter und eines Youkai. „Ich komm ja schon, Kagome.“ Aber er drehte wieder den Kopf, prüfte die Luft. „Ist etwas?“ erkundigte sich der Mönch daher: „Du bist so unruhig.“ „Ich weiß es nicht.“ Inuyasha setzte sich zu seinen Freunden: „Irgendetwas stimmt hier nicht.“ „Ich spüre keinen Splitter des Juwels.“ Kagome reichte ihm einen gebratenen Fisch: „Du, Sango-chan?“ „Ich spüre auch keinen Dämon, sei es Oni oder Youkai“, antwortete die Dämonenjägerin, zog aber unwillkürlich den großen Bumerang näher zu sich: „Riechst du was, Inuyasha?“ „Nein. Es ist…ach, vergesst es.“ Er biss ab: „Vermutlich sehe ich schon Gespenster.“ „Ich weiß nicht“, meinte der Mönch namens Miroku: „Du hast so etwas noch nie ohne Grund gespürt. Vielleicht ist eine Magie hier am Werk, die nur von Youkai erkannt werden kann. Und als Hanyou merkst du es eben auch.“ „Möglich.“ Inuyasha sah sich wieder um: „Es fühlt sich so an, als ob irgendetwas eine Verbindung mit mir sucht. Aber ich habe keinen Schimmer, was.“ „Die da?“ Kagome nickte seitwärts, fasste unwillkürlich nach Bogen und Pfeilen. Der Kitsune hüpfte von ihrem Schoss. Im nächsten Moment sprangen auch Sango und Miroku auf. Inuyasha hatte sich mit einem großen Satz bereits schützend vor seine Freunde gestellt. Das, was die Gruppe aufgetrieben hatte, waren drei verhüllte Gestalten, die aus dem Wald traten. Sie trugen bodenlange, schwarze Kutten, deren Kapuzen ihre Gesichter so vollständig verbargen, dass man nicht einmal sagen konnte, ob sie männlich oder weiblich waren. Der Hanyou hatte die Hand am Schwert, seine Freunde gingen in Verteidigungsposition. „Inuyasha“, sagte die mittlere Gestalt, mit eindeutig männlicher Stimme: „Wir sind gekommen, um dich zu dem großen magischen Turnier einzuladen.“ „Turnier?“ Der Angesprochene entspannte sich: „Ich nehme an keinem Turnier teil. Und was sollte das überhaupt für ein Turnier sein? Und wer seid ihr?“ „Wir sind die Ritter vom Orden des Kessels. Und an dem Turnier wirst du teilnehmen müssen. Denn der Kessel nannte deinen Namen.“ „Kessel? Wovon redet ihr?“ „Du hast nie davon gehört?“ „Nein.“ „Oh“, sagte der zweite Mann: „In jedem Fall ist es ein magisches Turnier, an dem jeder teilnehmen muss, den der Kessel ausgewählt hat. Du hast keine Wahl. In dem Augenblick, in dem dein Name im Kessel erschien, sich deine Kanji bildeten, wurde zwischen dir und dem Kessel ein magisches Band geknüpft. Nimmst du nicht an dem Turnier teil, stirbst du.“ „Und was soll das für ein Kessel sein? Und was für ein Turnier?“ fragte Kagome sofort: „Wenn er nicht daran teilnehmen will, ist das doch sein gutes Recht.“ „Nein, Menschenmädchen. Und das geht dich nichts an. Das ist ein Youkai-Turnier. Und eine sehr heilige Sache.“ „Ich bin ein Hanyou“, sagte Inuyasha, in der Hoffnung, doch noch wegzukommen: „Weiß das euer komischer Kessel nicht?“ „Wir haben uns auch sehr gewundert“, gab der Ritter zu: „Aber das ist gleich. Du wurdest ausgewählt und durch uns eingeladen. Falls du nicht am Treffpunkt der Kandidaten erscheinst, wird das magische Band zwischen dir und dem Kessel dafür sorgen, dass du stirbst. So ist das.“ „Ihr macht einfach ein Turnier, ohne die Beteiligten zu fragen?“ fauchte Kagome: „Was ist denn das für ein Irrsinn!“ „Sei still, Kagome“, sagte der Hanyou: „Ein magisches Turnier, ja? Wer nimmt denn daran teil? Oder wie soll das ablaufen?“ „Inuyasha...“ begann sie fassungslos: „Du willst da doch nicht mitmachen?“ „Hört sich so an, als ob ich gar keine Wahl habe, oder?“ „Nein, die hast du nicht“, bestätigte der mittlere der Ritter: „Niemand hat sie, dessen Name im Kessel erscheint.“ „Und worum es geht, bei dem Turnier, fragst du?“ Die dritte verhüllte Gestalt war eindeutig eine Frau: „Der Kessel ist ein uraltes magisches Gerät. So alt, dass niemand mehr weiß, wo und wie er entstanden ist. Ein Youkai oder Oni - eigentlich nur Youkai - ist immer der eigentliche Hüter des Kessels. Wenn er stirbt, sucht der Kessel aus allen starken Youkai, und manchmal auch Oni, die Kandidaten aus, die für diesen Posten in Frage kommen. In einzelnen Prüfungen wird dann festgestellt, wer stark genug ist, vorsichtig, schlau und andere Dinge, kurz, wer der Beste ist.“ „Dann hat mich dieser Kessel aus Versehen ausgewählt.“ Inuyasha nickte: „Erstens bin ich ein Hanyou und zweitens habe ich sicher keine Lust Kinderwärter für einen Kessel zu spielen, irgendwo rumzusitzen. Ich muss Splitter suchen und Naraku jagen.“ „Wie gesagt, du hast keine Wahl. Das magische Band ist da.“ Die Frau klang ein wenig mitleidig: „Und du musst ja nicht bei dem Kessel bleiben, falls du gewinnen solltest.“ „Was passiert mit denen, die ausscheiden?“ fragte Miroku. „Das geht dich nichts an, Mensch“, sagte einer der Männer. Die Frau schüttelte leicht den Kopf, schien aber den Hanyou anzusehen: „Für gewöhnlich wissen die Youkai, was das Kesselturnier ist. Es ist nur gerecht, wenn wir es Inuyasha sagen. Bei diesen Prüfungen kann man nicht ausscheiden. Nun, nur durch den Tod. Wer aufgibt oder nicht zu dem Turnier erscheint, wird durch die Magie des Zauberkessels getötet. Und auch die Prüfungen sind lebensgefährlich. Denn von allen starken Youkai, die der Kessel erwählt hat, wird nur einer überleben.“ „Das darf doch wohl nicht wahr sein!“ sagte Kagome entsetzt: „Was ist das denn für eine blöde Idee? Ihr zwingt Leute, um ihr Leben zu kämpfen?“ „So ist es, Kagome.“ Inuyasha dachte nach: „Ich habe einmal von einer schweren Prüfung gehört, die nur die mächtigsten Youkai überhaupt anfangen können. Und was muss der Hüter des Kessels machen?“ „Du hast vor zu gewinnen, Hanyou?“ Einer der Ritter klang ein wenig spöttisch: „Es sind die stärksten aller Youkai dabei.“ „Da ich nicht sterben will, muss ich wohl gewinnen, oder?“ „Der Hüter des Kessels ist eigentlich der Herr der Youkai“, antwortete die Frau: „Bei Streitigkeiten, die sie nicht im Zweikampf entscheiden können oder wollen, wird er angerufen. Der letzte Hüter war dein Vater, Inuyasha. Vielleicht wählte der Kessel darum auch dich aus. Das können auch wir vom Orden des Kessels nicht sagen.“ „Aber mein Vater ist schon eine ziemliche Zeit tot. Und außerdem….“ „Genug. Komm jetzt mit. Du wirst den Weg zum Treffen der Kandidaten nicht kennen.“ „Nein, den kenne ich nicht.“ „Wir kommen mit“, sagte Kagome: „Wir lassen dich doch nicht im Stich.“ „Das ist ein Turnier für Youkai“, erwiderte der Ritter sofort: „Menschen haben da nichts verloren.“ „Inuyasha ist unser Freund, wir lassen ihn doch nicht allein in solche Schwierigkeiten gehen.“ „Kagome, das ist zu gefährlich“, kam es von dem Hanyou: „Bleibt hier und wartet auf mich.“ „Kommt nicht in Frage. Du hast doch viel bessere Chancen, wenn wir dir helfen.“ „Das dürft ihr nicht.“ Die drei verhüllten Gestalten waren sich einig: „Das ist die Prüfung, das Turnier des Kessels.“ Die Frau fuhr fort: „Aber ihr scheint alle drei entschlossen zu sein, dabei zu sein. Neugier? Freundschaft? Gleich. Wollt ihr dabei sein?“ Und da die drei Menschen nickten: „Nun, es sei. Aber sagt nicht, wir hätten euch nicht gewarnt.“ Sie hob die Hände. Magie schien wie ein Sturm um sie zu entstehen, raste dann auf Inuyasha und seine Freunde los. Die drei Menschen schrieen auf. Der Hanyou presste die Hand an sein Herz, als ihn ein stechender Schmerz durchfuhr. Erschreckt sah er, wie seine Freunde bewusstlos zu Boden fielen. „Verdammt“, brachte er hervor: „Was hast du mit ihnen gemacht?“ „Sie werden dabei sein. Aber sie werden eben nicht dabei sein.“ Der vorderste Ritter nickte: „Eine gute Idee, meine Liebe.“ „Was habt ihr getan?“ Der Hanyou schrie es fast. „Ihre Seelen sind nun in deinem Herzen“, erklärte die Frau: „Ihre Körper bleiben hier. Wenn du dich genügend konzentrierst, wirst du mit ihnen reden können.“ „Ihre Seelen…sind in mir?“ „Ja. Was natürlich bedeutet, wenn du stirbst, sterben auch sie.“ Inuyasha murmelte einen Fluch, drehte sich aber um: „Shippou, du musst auf sie aufpassen, bis ich wieder da bin, ja?“ Der kleine Kitsune hatte vollkommen entsetzt zugeguckt, nickte jetzt: „Aber du bringst sie doch wieder?“ „Natürlich.“ „So selbstsicher, Inuyasha?“ Der Ritter des Kessels wandte sich an seine Begleiter: „Komm nun. Du warst sowieso der Einzige, den wir direkt abholten, da wir uns schon dachten, dass du keine Ahnung hast.“ „Inuyasha...“ Shippou klang besorgt: „Du passt doch auf, dass Kagome und den anderen in dir nichts passiert?“ „Werde ich ja wohl müssen.“ Das war eher ein Knurren: „Pass du hier auf sie auf. - Na schön, ihr komischen Ritter vom Orden des Zauberkessels. Dann gehen wir. Je eher dieser Irrsinn vorbei ist, desto eher kann ich mich wieder auf die Suche nach Naraku machen. - Oder nimmt der etwa auch an dem Turnier teil?“ „Naraku?“ Die Frau schüttelte den Kopf: „Dieser Name sagt mir nichts. Es waren, als wir dich suchen gingen, schon fünfzig Namen ausgewählt.“ „Fünfzig?“ Inuyasha war entsetzt: „Soll das heißen, so viele Leute müssen sterben, bei diesem dämlichen Turnier?“ „Ja. Aber es hört sich schlimmer an, als es ist. Solch ein Turnier findet ja sehr selten statt. Das letzte vor über tausendfünfhundert Jahren.“ „Das reicht ja wohl auch.“ Aber er schloss sich den verhüllten Gestalten an. Er hatte ja keine Wahl. Shippou und Kirara sahen ihnen sorgenvoll nach, ehe sie sich bemühten, die regungslosen Körper wie zum Schlaf hinzulegen. Inuyasha versuchte, seine schweigenden Begleiter ebenfalls zu ignorieren. Etwas anderes war wichtiger. Er versuchte, in seine Seele zu blicken. Diese Frau hatte doch gesagt, die drei Seelen seien nun in ihm. Und er könnte sogar mit ihnen reden. Mal sehen. Kagome, Sango und Miroku blickten sich irritiert um. Sie befanden sich in einer Art Raum. An einer Wand erschienen Bilder, die Kagome an Fernsehen erinnerten. Es war, als ob sie einen Film ansehen würde, die Kamera durch einen Wald getragen wurde. Sie sah zu ihren Freunden: „Ihr…ihr seht so durchscheinend aus.“ „Du auch, “ gab Sango zurück: „Ich fürchte, diese Ritter haben unsere Seelen irgendwohin verbannt.“ „Nicht irgendwohin.“ „Inuyasha!“ Kagome sprang auf: „Gottseidank!“ Der Hanyou sah ebenfalls etwas durchscheinend aus. Sie blieb stehen, als sie bemerkte, dass er sie wütend anschaute: „Was...was hast du denn? Wo sind wir hier?“ „In meiner Seele. Diese Frau hat eure Seelen in meine gesteckt. Und jetzt bin ich für euch verantwortlich. Sterbe ich, sterbt ihr auch.“ Er klang zornig: „Verdammt, hatte ich nicht gesagt, dass ihr da bleiben sollt? In Sicherheit?“ „Ich wollte dir doch nur helfen.“ „Tolle Hilfe.“ „Beruhige dich, Inuyasha“, sagte Sango: „Vielleicht können wir dir auch so helfen. Es ist natürlich dumm, dass unser Schicksal an deines gebunden ist, aber es war unsere Idee, unsere Entscheidung. Du brauchst dich nicht für uns verantwortlich fühlen.“ „Aber genau das tue ich eben. Verwünscht, wieso könnt ihr denn nicht einmal auf mich hören. Habe ich euch etwa um Hilfe gebeten? Habe ich nicht gesagt, ihr sollt da bleiben?“ „Du bist unser Freund.“ Kagome stand neben ihm: „Und man lässt doch seinen Freund nicht allein in Todesgefahr.“ Sie versuchte, ihm eine Hand auf die Schulter zu legen, aber ihre Finger berührten nichts. „Wer weiß, wozu es gut ist, dass wir hier in dir sind.“ „Ich weiß, dass du das nett gemeint hast, aber jetzt habe ich die Verantwortung. Ich muss euch beschützen, während ihr sonst da an dem See in Ruhe hättet auf mich warten können. Und ich habe gehört, dieses Turnier sei sehr schwer. Sie haben ja gesagt, dass nur einer überleben wird. Vielleicht werde ich einmal eine falsche Entscheidung treffen, in einem Kampf oder sonst in einer Prüfung, weil ich an euch denke. Hast du daran schon mal gedacht?“ „Das musst du nicht.“ Kagome war ein wenig verblüfft. So sauer hatte sie den Hanyou nur sehr selten gesehen: „Wir wollen dir helfen. Nimm also keine Rücksicht auf uns.“ „Keh!“ Er verschwand. Die drei sahen sich an: „Oh oh“, machte Miroku: „Da ist jemand wirklich wütend.“ „Nicht zu Unrecht.“ Sango nickte leicht: „Er und sein Beschützergefühl. Er wird automatisch an uns denken. Und er hat in einem Recht: er hat ausdrücklich gesagt, dass wir nicht mit sollen.“ „Aber wir konnten ihn doch nicht allein gehen lassen…“ begann Kagome, brach dann aber ab: „Na schön. Wir haben seinen Willen ignoriert. Aber deswegen muss er doch nicht so sauer sein. Wir haben es doch nur gut gemeint.“ „Schon.“ Miroku wandte sich dem Bild zu: „Wir sehen hier anscheinend das, was auch Inuyasha sieht. - In jedem Fall hat er Recht: wir haben erstens überhört, was er wollte und zweitens hat er nun den Schlamassel. Er muss die Prüfungen bestehen, sonst ist er schuld an unserem Tod. Na, dann hoffen wir mal das Beste.“ „Wir müssen doch etwas tun können“, meinte Kagome und sah sich um: „Aber hier gibt es keinen Ausweg. Wie ist Inuyasha denn eigentlich hergekommen?“ „Es ist seine Seele, in der wir sind“, antwortete Sango: „Darum wird er hier auch ein und ausgehen können.“ „Und wie können wir mit ihm reden?“ „Gar nicht. Nur, wenn er uns besucht.“ „Wir sind hilflose Zuschauer?“ Kagome passte diese Vorstellung überhaupt nicht. „Ja, so sieht es aus.“ Sango seufzte: „Kein Wunder, dass Inuyasha so sauer war. Wir können gar nichts tun und er muss uns retten.“ Der Hanyou machte einen Satz, um neben das weibliche Mitglied des Kesselordens zu kommen: „Sag mal, was ist das eigentlich für ein Orden?“ „Wir werden vom Kessel erwählt. Wir sind sieben Ritter des Kessels. Unsere Aufgabe ist die Durchführung des Turniers. Wir laden ein, wir hüten den Frieden.“ „Frieden?“ „Die Kandidaten dürfen nicht gegeneinander kämpfen, es sei denn, dies ist in einer Runde die Prüfung. Wer den Frieden bricht, stirbt unverzüglich.“ „Hm. Und wie läuft so eine Runde ab?“ „Wir sieben sagen die jeweilige Aufgabe der Runde. Und wir sagen den jeweils neuen Treffpunkt. Wer dort lebendig ankommt, hat diese Runde bestanden.“ „Na toll. Und was sind das für Prüfungen?“ „Lass dich überraschen. Das müssen auch alle anderen.“ „Keh! Kannst du mir wenigstens sagen, was das andere für Youkai sind?“ „Youkai und Oni. Nur die stärksten. Mehr darf ich dir nicht sagen. Und bitte, rede nicht mehr mit mir.“ „Warum?“ „Prüfer und Prüflinge sollten sich nicht kennen lernen, zumindest nicht gut.“ „Damit es euch nicht Leid tut, wenn der andere draufgeht? Na, ein tolles Programm.“ Aber er ließ sich wieder zurückfallen. Das sah nach einem ganzen Berg Unannehmlichkeiten aus, die da auf ihn zukamen. Aber er war stark, er hatte Tessaiga. Und er wollte nicht sterben. Alles drei zusammen sollte ihn doch dieses Turnier des Zauberkessels gewinnen lassen. ******************************************************** Das nennt man Optimismus. Im nächsten Kapitel: Treffen der Kandidaten, wird Inyuasha feststellen, dass es nciht ganz so einfach wie geplant werden wird. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das nächste Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 2: Das Treffen der Kandidaten ------------------------------------- Ritter vom Orden des Kessels..ja, einige haben schon bemerkt, dass das eigentümlich klingt. Liegt aber wohl am Veranstalter des Turniers ^^". Dazu allerdings viel später. Zunächst einmal treffen sich alle Teilnehmer... 2. Das Treffen der Kandidaten Die drei Ordensmitglieder blieben stehen und so machte Inuyasha den Sprung neben sie. Ein wenig erstaunt blickte er auf das Bild vor sich. Vor ihnen lag ein Talkessel, der wie eine Schüssel geformt war. In der Mitte erhob sich ein großer Felsen, auf dem vier andere Mitglieder des Ordens standen - und der ominöse Kessel. Der Hanyou war etwas überrascht, wie groß der war. Mit Leichtigkeit hätten da vier Menschen hineingepasst. Im Tal selbst standen oder saßen schon Youkai der verschiedensten Arten, alle bewaffnet, und, soweit er erkennen konnte, alle recht stark. Nun, diese Ritter hatten ihm ja gesagt, dass der Kessel die stärksten Youkai aussuchen würde. Da seine drei Begleiter sich abwandten und einen schmalen Pfad hinunter einschlugen, folgte er ihnen. Unten angekommen nickte ihm der Wortführer der Ritter zu: „Hier warte mit den anderen. Wenn alle da sind, werden wir mit den Prüfungen beginnen.“ Der Hanyou blieb stehen, sah sich um. Die meisten der Kandidaten waren bereits da, da war er sicher. Es waren gewiss schon fünfzig Youkai anwesend. Keiner redete mit einem anderen. Nun gut. Erstens waren Youkai immer recht schweigsam und zweitens hätte Inuyasha auch nicht gewusst, über was man sich mit Leuten unterhalten sollte, die man vermutlich bald ins Jenseits befördern müsste, um selbst zu überleben. Die meisten waren Männer, aber er entdeckte auch einige weibliche Youkai. „Du bist doch ein Hanyou, oder?“ Er drehte sich um: „Was dagegen?“ Der Typ vor ihm war größer als er und hatte die Hand am Schwert. Wie war das doch noch mit der Friedenspflicht gewesen? „Ja. Wie kannst du es wagen, hierher zu kommen, zu dem wichtigsten, heiligsten Turnier der Youkai?“ „Oh, ich wäre viel lieber nicht hier, aber diese komischen Ritter sagten, mein Name sei in dem Kessel aufgetaucht und ich müsse hier herkommen.“ Inuyasha zuckte die Schultern: „Wenn du sie überzeugen kannst, dass ich gehen kann, wäre ich dir echt nicht böse.“ „Das denke ich mir, Feigling. Aber was soll man schon auch von einem Bastard erwarten.“ „He, jetzt reicht es mir aber gleich!“ Unwillkürlich legte der Hanyou die Hand an Tessaiga. Der Youkai musterte ihn von oben bis unten. „Wäre nicht die Friedenspflicht, würde ich dich auf der Stelle ins Jenseits befördern. Aber so muss ich eben warten. Obwohl, schwach wie du bist, wirst du sicher schon die erste Prüfung nicht überstehen.“ „Das werden wir ja sehen“, knirschte Inuyasha, der sich zusammennehmen musste, nicht zu ziehen. Aber er durfte sich nicht provozieren lassen. Die Warnung war klar gewesen. Wer den Frieden brach, wurde getötet. Und er musste doch an seine Freunde denken, deren Seelen in ihm steckten. „Das werde ich sehen!“ betonte der Youkai: „Und du wirst sterben. Das erbärmliche, minderwertige Youkai-Blut in dir wird dich nicht retten.“ Etwas Helles zuckte auf die beiden Streithähne zu. Inuyasha hob unwillkürlich schützend den Ärmel vor sein Gesicht, ehe er erkannte, dass die Energie zwischen ihnen beiden hindurch schoss. „Friedenspflicht, Friedenspflicht!“ kamen sofort Rufe von den anderen. Der Youkai hatte einen Satz zurück gemacht, starrte nun seitwärts. „Von der Hälfte seines Blutes ist jeder Tropfen wertvoller als alles in dir“, sagte eine kühle Stimme: „Von der anderen Hälfte reden wir allerdings besser nicht.“ „Sesshoumaru!“ Das hätte er sich ja eigentlich denken können, dass bei einem Treffen der stärksten Youkai auch sein Halbbruder auftauchen würde. „Sesshoumaru“, wiederholte der fremde Youkai: „Du kennst den Hanyou?“ Der Hundeyoukai ignorierte ihn, kam langsam näher: „Wer hat dich denn herbestellt, Inuyasha?“ „Na, der dämliche Kessel. Und falls du eine gute Idee hast, warum es für Hanyou verboten ist, hier teilzunehmen, sag sie. Ich lege nicht den geringsten Wert darauf, der Hüter des Kessels zu werden.“ „Du wirst es auch nicht werden.“ „Das werden wir ja sehen.“ Toll, dachte Inuyasha. Die Sache hier zu gewinnen wurde schwerer als gedacht. Warum nur hatte er keinen Gedanken daran verschwendet, dass Sesshoumaru auch eingeladen worden sein könnte? Vermutlich, weil er sich einfach nicht hatte vorstellen können, dass sein Halbbruder an irgendeiner Gemeinschaftsaktion teilnahm. Nun, diese Kesselsache war wohl etwas anderes. Er war sicher ebenso gezwungen gewesen, hier teilzunehmen, wie jeder andere auch. „Hat man dir dämlichem Bastard nicht gesagt, dass nur einer überleben wird?“ „Schon. Aber wenn du glaubst, dass du gegen mich gewinnen kannst….“ Der Hundeyoukai wandte sich ab und ging. Mit Inuyasha hatte er nicht gerechnet. Warum hatte der Kessel ausgerechnet das Halbblut mit eingeladen? Nun, er war recht stark und mit Tessaiga ein interessanter Gegner. Aber die Prüfungen beinhalteten auch Hindernisse, die man mit einem noch so guten Schwert nicht lösen könnte. Andererseits würde die Anwesenheit des Hanyou die Sache für ihn selbst erleichtern. Er müsste sich sehr irren, wenn nicht bei der ersten Kampfstation möglichst viele auf Inuyasha losgehen würden, in der abwegigen Annahme, der sei der leichteste Fall. Und jeder Gegner, den sein Halbbruder tötete, würde ihm selbst nicht lästig fallen. Der Youkai sah ihm kurz hinterher, ehe er sagte: „Du kennst Sesshoumaru, Hanyou?“ „Muss ich wohl. - Warum?“ „Wieso musst du? - Na, weil er sich eingemischt hat, als ich dir vorwarf, dein Youkai-Blut sei jämmerlich.“ Inuyasha musste etwas grinsen: „Na ja. Damit hast du ihn ziemlich beleidigt. Wenn hier nicht die Friedenspflicht wäre, hätte er dich vermutlich in handliche kleine Portionen zerlegt.“ Und da der andere anscheinend noch immer nicht begriff: „Wir haben den gleichen Vater.“ Das war die Erklärung. Aber die Halbbrüder schienen nicht gerade befreundet zu sein. Gut. So würden sie nicht im Team kämpfen. Wobei, nach allem, was er gehört hatte, war das bei den Prüfungen gar nicht möglich. Jeder musste da allein durch - oder allein sterben. Ein Gongschlag ertönte. Inuyasha sah ebenso empor, wie die anderen. Die sieben Ordensmitglieder hatten sich um den Kessel versammelt. Einer trat etwas vor: „Alle Kandidaten sind nun eingetroffen, die noch am Leben sind. Von den zweiundsechzig Eingeladenen sind vier nicht erschienen und nun tot. In Kürze beginnt die erste Prüfung. Sie mag euch einfach erscheinen, aber natürlich ist sie nichts desto trotz lebensgefährlich. Aber wer aufgibt oder fliehen will, wird durch die Magie des Kessels getötet. Eure Aufgabe lautet: dort in Richtung Westen führt ein Pfad aus diesem Tal. Dahinter beginnt ein Sumpfgebiet, der Nebelsumpf. Wie der Name schon sagt, liegt immerwährender Nebel darüber, der denjenigen, die den Sumpf durchqueren wollen, die Orientierung nimmt. Auf der anderen Seite des Sumpfes liegt Kuri. Wer dorthin gelangt, hat die erste Runde bestanden.“ „Und was ist Kuri?“ fragte ein Youkai. „Das werdet ihr sehen. Zwei Dinge noch. Erstens: nach wie vor gilt die Friedenspflicht. Wer einen anderen angreift, stirbt selbst. Zweitens: es ist bei dieser Prüfung vollkommen gleich, ob ihr der erste oder der fünfzigste seid, der dort ankommt. Hauptsache ist, dass ihr am Leben seid.“ Das klang ja verheißungsvoll. Inuyasha presste die Lippen zusammen. Er nahm nicht eine Sekunde lang an, dass der Nebel des Sumpfes das einzige Problem war. Man konnte sich verlaufen, ja, aber vermutlich waren da noch andere unschöne Überraschungen. Es half nichts. Er würde vorsichtig sein müssen. Hm. Gegen das Verlaufen nützte vermutlich nur, dass man sich im Nebel nicht auf seine Augen verlassen sollte, sondern auf seine Nase. Er müsste es doch schaffen, das andere Ufer zu wittern. Und wenn schon nicht er, dann Sesshoumaru. Wenn der Typ hier dabei war, konnte man ihn doch auch brauchen. Und die Nase seines Halbbruders war die schärfste, die er kannte. Genau. Er würde sich an ihn halten. Nochmals tönte ein Gongschlag: „Die erste Prüfung beginnt!“ rief der Sprecher der Ritter. Die Kandidaten setzten sich in Richtung auf den Pfad in Bewegung. Wieder fiel Inuyasha auf, dass sie nicht miteinander redeten. Aber ihnen war allen wohl bewusst, dass nur einer von ihnen überleben würde. Und selbst für Youkai war das sicher keine sehr angenehme Vorstellung. Die drei Gefangenen in seiner Seele sahen sich an: „Durch einen Sumpf“, meinte Sango: „Da gibt es sicher auch Tiere oder andere Gefahren als den Nebel, den der Ordensmeister erwähnte.“ „Und Sesshoumaru ist auch dabei.“ Kagome seufzte: „Das ist mehr als dumm. Zum einen ist er gewiss stark genug, einige der anderen zu besiegen, aber dann werden die Brüder sicher wieder gegeneinander kämpfen müssen.“ „Ja.“ Miroku betrachtete die Bilder, die ihnen das zeigten, was Inuyasha sah: „Und dass die beiden zusammenarbeiten, können wir getrost vergessen.“ „Das können sie ja gar nicht. Du hast es doch gehört, dass nur einer überleben wird.“ Kagome rieb sich die Arme: „Und das ist wirklich so gemein. Diese Kesselprüfung ist tödlich, aber keiner kann sich weigern mitzumachen, weil er sonst gleich stirbt.“ „Es ist eine Youkai-Prüfung.“ Die Dämonenjägerin schüttelte leicht den Kopf: „Ich denke, dass auf diese Weise viel Streit unter den Youkai vermieden wird. Wer auch immer hier gewinnt, hat dann wohl die Autorität über die anderen zu entscheiden. Und darum muss es eine schwere Prüfung sein. - Inuyashas Vater hat hier wohl gewonnen.“ „Ja, die Ritter sagten, dass er der letzte Hüter des Kessels war.“ Miroku wandte den Kopf: „Vielleicht schafft es Inuyasha auch.“ Oder Sesshoumaru, dachte Kagome, aber das sagte sie lieber nicht. Denn es war für sie vollkommen gleich, wer gewann. Wenn es jemand anderer als Inuyasha war, wären sie drei ebenfalls tot. Die Prüflinge blieben wie auf ein geheimes Kommando stehen, als sie vor sich den Sumpf entdeckten. Das Grau der Nebelschleier war dicht, zu dicht, als dass man auch nur hätte erahnen können, was sich dort verbarg. Inuyasha versuchte, etwas zu wittern, aber er konnte nur verschiedene Lebewesen ausmachen, die er nie zuvor gerochen hatte. Immerhin bestätigte das seine Vermutung, dass in diesem Sumpf ganz andere Gefahren lauerten, als nur Verlaufen. Er sah, dass die Ersten vorsichtig in den Nebel gingen und von dem dichten Dunst verschluckt wurden. Wo war Sesshoumaru? Er hatte vor, sich an ihn zu halten. Wenn er selbst hier schon nichts riechen konnte, sollte der Hundeyoukai mit der empfindlichen Nase doch das andere Ufer wittern können, und sich nicht verirren. Als er seinen Halbbruder entdeckte, ging der gerade in den Nebel. Mit einem großen Satz sprang Inuyasha dorthin. Natürlich würde Sesshoumaru bemerken, dass er ihm folgte, aber da die Friedenspflicht immer noch galt, wäre er kaum so dumm, ihn anzugreifen. Mit einem seltsamen Gefühl betrat er das Grau des Nebels. Die Luft hier war abgestanden und es roch moderig. Er spürte nach der vertrauten Witterung seines Halbbruders, als er vorsichtig sich vorwärts bewegte, auf der Suche nach festen Stellen, die sein Gewicht tragen konnten. Hier im Morast unterzugehen war kein Tod, der ihm sonderlich gefallen hätte. Feuchtigkeit schien aus dem Nichts zu tropfen und in kürzester Zeit waren seine Haare nass geworden. Er umklammerte Tessaiga, für den Fall, dass jemand oder etwas Unfreundliches aus dem grauen Einerlei um ihn auftauchen sollte. Immer tiefer gelangte er so in den Sumpf. Alles, an was er sich hielt, war der Geruch des Hundeyoukai vor ihm. Soweit er es beurteilen konnte, ging Sesshoumaru geradeaus, hatte wohl tatsächlich das andere Ufer gewittert oder orientierte sich sonst wie. Die Witterung seines Halbbruders war auch das Einzige, das ihn mit der anderen Welt verband, die außerhalb des Nebels lag, wo Sonne schien, wo man Geräusche hörte, Dinge erkennen konnte. Das bewahrte ihn vor dem Gefühl der Verlassenheit. Er war kein Youkai, dem solche Empfindung fremd war, der gewohnt war, auf sich allein gestellt zu sein, und so bemerkte er mit gewisser Überraschung, dass ihm sein ungeliebter Halbbruder tatsächlich einmal von Nutzen war. Dem Hundeyoukai war nicht entgangen, dass Inuyasha sich an ihn als Merkpunkt hielt. Für gewöhnlich hätte er sich das verbeten, aber zum einen herrschte hier Friedenspflicht und zum zweiten...nun, zum zweiten war er etwas überrascht, dass der Hanyou eine Möglichkeit erkannt hatte, durch den Nebel zu gelangen, was er bei seiner minderwertigen Sinnenausstattung sonst kaum geschafft hätte. Das konnte noch interessant werden, zuzusehen, wie sich Inuyasha bei den verschiedenen Prüfungen schlagen würde. Er selbst wusste auch nicht genau, was sie erwartete, aber Vater hatte hier gewonnen und einige Andeutungen gemacht, soweit er sie hatte machen dürfen. Inuyasha zuckte unwillkürlich zusammen, als neben ihm ein schriller Schrei ertönte. Bereits, als er herumfuhr, hatte er sein Schwert in der Hand. Der Nebel rechts von ihm schien sich zu lichten und für einen Augenblick erkannte er einen Kopf mit Stielaugen, das Maul geöffnet. Eine rosafarbene Zunge, mit tausenden Zähnen besetzt, hatte sich um einen Youkai geschlungen, drückte ihn nun gegen den harten Gaumen des gigantischen Tieres, zerrieb ihn. Inuyasha wollte schon auf der Windnarbe zuschlagen, um den anderen zu retten, als er sah, wie das Tier schluckte. Es war zu spät, dem Youkai zu helfen, und er lief weiter, um nicht selbst zum nächsten Opfer zu werden, oder auch, den Geruch seines Halbbruders zu verlieren. Ein ganzes Stück weiter, ohne, das er hätte sagen können, welche Entfernung oder Zeit vergangen war, fand er an seinem Weg den zerfetzten Körper einer Amphibie. Er konnte sich denken, dass diese dumm genug gewesen war, seinen Halbbruder zu überfallen. Dessen Youki-Peitsche hatte sie nichts entgegenzusetzen gehabt. Immerhin war das wieder eine Abwechslung in dem grauen Einerlei, das so die Sinne abstumpfte. Inuyasha stellte fast erschreckt fest, dass er die letzten Minuten oder Stunden nur gegangen war, ohne weiter aufzupassen, ohne sich um mögliche Gefahren zu kümmern. Er nahm sich zusammen. Der Geruch des Hundeyoukai verschwand langsam und er beeilte sich, ihm zu folgen, die Hand wieder fest um Tessaiga. Das war wohl das Gefährlichste an diesem Sumpf. Man hörte nichts, man sah nichts und alle Sinne begannen einzuschlafen. Falls wirklich eine Gefahr kam, war man geistig zu müde, sie noch abwehren zu können. Natürlich nicht, wenn man Sesshoumaru hieß, dachte er plötzlich. Verdammt, wenn der nicht müde würde, noch Angreifer abwehren konnte, dann würde er das auch schaffen. Irgendwann musste ja dieser Sumpf ein Ende finden, sie Festland erreichen. Und dann müsste er nur noch dieses Kuri finden, was immer das wäre. Aber da würde schon auch noch wer anders hinwollen. Seine Ohren zuckten, als irgendwo hinter ihm Schreie zu hören waren. Für einen Augenblick war er versucht, umzudrehen, zu helfen, aber das würde kaum etwas bringen, außer, dass er mit Sesshoumaru seinen Führer verloren hätte. So suchte er weiter einen Weg durch den Morast, der unsichtbaren Spur mit der Nase folgend. Der Nebel endete so plötzlich, wie er begonnen hatte. Als sei er durch eine Tür getreten, stand Inuyasha in der Sonne. Erleichtert reckte er sich, blickte empor zu dem blauen Himmel. Er hatte es geschafft, er war durch den Nebelsumpf gelangt. Die Wärme der Sonne tat gut, die feuchten Haare würden bald trocknen. So sah er sich um. Vor ihm lagen Hügel, bewachsen mit lichten Wäldchen. Wohin war denn Sesshoumaru gegangen? Er suchte die Witterung. Auch andere Youkai waren wohl schon hier gewesen, durch den Nebel gekommen. Es war ja auch kaum davon auszugehen gewesen, dass die erste Prüfung schon die Zahl der Kandidaten rapide senken würde. Mit gewissem innerem Seufzen machte sich der Hanyou mit weiten Sprüngen auf den Weg zu dem größten der Hügel, um einen Hinweis zu finden, wo dieses Kuri liegen würde. Da erstarrte er. Vollkommen unbewusst übernahm sein Beschützerinstinkt. Und für die drei menschlichen Seelen in ihm wurde es dunkel. Die Bilder, die sie von der Außenwelt empfangen hatten, waren verschwunden. Verwirrt, besorgt, riefen sie, aber bekamen keine Antwort. Sie fürchteten, Inuyasha sei in Ohnmacht gefallen. Weiter entfernt von der Wahrheit hätten sie kaum liegen können. Der Hanyou hatte seinen Halbbruder entdeckt, der seine Rüstung abgelegt hatte, anscheinend gerade die Nässe des Nebelsumpfes aus seinem Haar, seinem Fell drückte. Und er war sich sehr sicher, dass dieser die drei Menschen unverzüglich töten würde, hätten sie ihn bei dieser Tätigkeit überrascht, oder auch später nur ein Wort darüber verloren. Vermutlich würde er ihn, Inuyasha, sogar umbringen, wenn er wüsste, dass seine Freunde in ihm waren. Dazu kam, dass die Seidenkleidung ebenfalls feucht geworden war, und nun wie eine zweite Haut anlag. Natürlich würde es rasch trocken werden, zumal, wenn Sesshoumaru Youki einsetzte, aber weiße, feuchte Seide war nun eben durchsichtig. Der Hundeyoukai wusste, wer sich ihm näherte. Sollte dieser Bastard es wagen, auch nur ein Wort darüber zu verlieren…Friedenspflicht hin oder her, das wäre es ihm dann wert. Inuyasha war sich dessen bewusst. Auch seine Haare waren feucht, allerdings hatte das rote Feuerrattenhaar keine Nässe aufgenommen. Ohne etwas zu sagen, oder einen weiteren Blick in die Richtung seines Halbbruders zu werfen, ging er weiter, auf den Hügel zu. Von der Anhöhe aus erkannte er in einiger Entfernung ein größeres Gebäude, einige Leute davor. Das waren Youkai. Und er entdeckte die verhüllten Gestalten der Ritter des Ordens des Kessels. Wunderbar. Jetzt musste er nur noch dorthin gelangen. So lief er hin, blieb aber am Rand stehen. Insgesamt zählte er bis jetzt zwanzig Youkai, aber nach ihm kamen immer mehr. Die Ordensmitglieder trugen den geheimnisvollen Kessel in die Mitte des Platzes, stellten ihn ab. Zwei beugten sich darüber, ein dritter nahm eine Rolle. Die beiden lasen Namen vor, die anscheinend im Kessel auftauchten, der andere strich die Namen aus. Inuyasha zählte acht Namen. Also hatten acht Youkai bereits den Nebelsumpf nicht überlebt. Acht von achtundfünfzig. Und es würde am Schluss nur einen Überlebenden geben. Am liebsten hätte er diese dämliche Prüfung verlassen, aber das wäre nicht nur für ihn tödlich, sondern auch für die drei, die sich in seiner Seele befanden. Dem ungeachtet, diese Verschwendung von Leben störte ihn. Die drei hatten wieder Bilder bekommen, auch wenn weder Sango noch Miroku etwas damit anfangen konnten, dass Kagome meinte: „Der Fernseher ist wieder an.- Es scheint Inuyasha gut zu gehen. Was wohl passiert ist?“ „Keine Ahnung.“ Sango seufzte: „Wir können eben nichts tun. Und das stört mich so.“ Aber das störte alle drei. Inuyasha bemerkte, dass sich Sesshoumaru näherte, ordentlich und makellos gekleidet wie eh und je. Instinktiv packte er Tessaiga. Es hatte noch nie etwas Gutes bedeutet, wenn sein Halbbruder auf ihn zukam. „Sogar du müsstest mitbekommen haben, dass hier Friedenspflicht herrscht, Inuyasha.“ „Keh!“ Aber er entspannte sich: „Weiß ich, ob du das weißt?“ „Ich werde dich töten. Aber erst, wenn es erlaubt ist.“ „Sei dir da nur nicht so sicher. Eher werde ich dich umlegen. Mich zu töten ist nicht so ganz einfach, wie du weißt.“ „Sagt mal“, mischte sich ein anderer Youkai ein: „Zieht ihr zwei eigentlich auch in Erwägung, dass hier noch achtundvierzig andere Leute sind? Fallen aufgebaut werden? Prüfungen zu bestehen sind?“ Zwei goldene Augenpaare musterten ihn mit gleichartiger Arroganz, ehe Inuyasha sagte: „Schon. Aber das macht ja nichts.“ Die Halbbrüder sahen sich an. Und zum ersten Mal hatten sie das Gefühl, sich vollkommen zu verstehen. ************************************************************ Selbstsicherheit liegt ihnen wohl im Blut... Ob das wirklich so einfach werden wird wie bislang, dank guter Hundenase? Das nächste Kapitel heisst: Der Wald des Todes. Das Tier im Sumpf mit den Stilaugen und den Zähnen auf der Zunge gibt es wirlich, ihr habt es alle schon gesehen, wenn auch ein paar Nummern kleiner. Eine Schnecke. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält von mir, wie gewohnt, eine ENS, sobald ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 3: Der Wald des Todes ----------------------------- Freut mich, dass euch die Brüder, natürlich Halbbrüder, so gefallen. Die nächste Prüfung führt in eine Gegend, die die Menschen Todeswald nennen. Ob das aich für Hanyou oder Youkai gilt? 3. Der Wald des Todes Der Ordensmeister schlug gegen den Gong: „Ich grüsse die Überlebenden“, begann er, wie er nun immer die nächsten Aufgaben eröffnen würde. „Wie ihr sicher bemerkt habt, wurde in der ersten Aufgabe die Fähigkeit geprüft, trotz eintöniger Umgebung aufmerksam zu bleiben, nicht die Richtung zu verlieren. - Eure nächste Aufgabe führt euch hier, von Kuri, durch die Wälder in Richtung der Berge. Denn zunächst einmal müsst ihr den See von Baiu erreichen. Dort werden wir euch treffen. Die Insel im See wird eure nächste Prüfung sein. Aber zunächst einmal müsst ihr hier durch die Wälder gehen, Richtung Osten.“ „Was wird denn jetzt durchgespielt?“ fragte einer. Der Ritter des Kessels zuckte die Schultern: „Das kann ich natürlich nicht im Voraus sagen. Sonst wäre es ja keine Prüfung. Geht nun und bedenkt, dass der Wald, durch den ihr gehen werdet, von den Menschen der Gegend der Shi no mori, der Todeswald genannt wird Für euch untereinander gilt noch immer die Friedenspflicht. Wer einen anderen attackiert, stirbt.“ Wieder ertönte der Gong und die ersten Kandidaten liefen Richtung Osten. Inuyasha blieb noch stehen. Todeswald klang nicht so gut, auch, wenn man davon ausgehen musste, dass Menschen anders gebaut waren als ein Hanyou. Aber was half es. Er musste eben da durch. So rückte er Tessaiga zurecht und ging los. Sesshoumaru wanderte fast gemächlich durch den Wald. Er gab sich nicht der Illusion hin, dass es hier nichts geben würde, was möglicherweise auch ihm Schwierigkeiten bereiten konnte. Dieses Turnier war als tödliche Falle gedacht. Er war versucht, zu überlegen, was ihm sein Vater über den Shi no mori gesagt hatte, sparte es sich aber. Er konnte sich an einige Fallen erinnern, die noch kommen würden. Also war es entweder nicht wichtig gewesen oder es hatte Vater keine Probleme bereitet. In beiden Fällen sollte er es auch schaffen. Er prüfte allerdings sorgsam die Luft. Hier roch es nach Insekten. Und das waren entweder sehr viele - oder sehr große. Im schlimmsten Fall stimmte beides. Dieser Kessel machte es einem nicht gerade einfach. Er blieb daher wohl auf der Hut. „Na, du Hanyou?“ Inuyasha blickte seitwärts, überrascht, angesprochen zu werden. Neben ihm war ein Youkai aufgetaucht, der auch zu den Kandidaten gehörte. Dieser fuhr fort: „Friedenspflicht!“ Erst jetzt bemerkte Inuyasha, dass er automatisch die Hand ans Schwert gelegt hatte: „Ja, du bist auch ein Prüfling“, meinte er zur Entschuldigung: „Was willst du?“ „Ich bin Haku. - Ich wollte dir den Vorschlag machen, gemeinsam durch den Wald zu gehen. - Oh, nicht dass du meinst, dass das ein Freundschaftsangebot ist. Uns ist doch beiden klar, dass nur einer von uns das Turnier überleben wird. Aber zu zweit könnten wir bessere Chancen haben, den Wald zu überstehen. Und erst, wenn alle anderen weg sind, werden wir uns bekämpfen. Einverstanden?“ „Warum fragst du mich das? Es gibt genug vollblütige Youkai.“ „Huh. Die allermeisten sind Einzelkämpfer. Ich komme aus…nun, ich bin ein Hasenyoukai. Und wir mögen es lieber, in der Gruppe zu kämpfen. Ich dachte, ich frage dich. Ich sah, wie du mit dem Hundeyoukai geredet hast.“ „Sesshoumaru?“ „Ja. Du hattest keine Angst vor ihm.“ „Sollte ich?“ „Sag nur, du kennst ihn nicht. Er ist bekannt für seine Stärke. Und dafür, dass er ohne Gnade tötet.“ „Das würde ich unterschreiben.“ Inuyasha setzte sich wieder in Bewegung: „Einverstanden, Haku. Bleiben wir zusammen, bis dieser Wald hinter uns liegt.“ „Ja. - So, wie dieser Ritter das sagte, endet dann sowieso die Friedenspflicht.“ „Wie kommst du darauf?“ „Es hörte sich es an. Er betonte jetzt dauernd, dass Frieden sei. Das heißt doch, dass er endet.“ „Möglich. Aber das ist doch auch schon egal.“ „Wie heißt du?“ „Inuyasha.“ Der Hasenyoukai blieb stehen, starrte ihn an: „Du bist Inuyasha? Das hätte ich mir ja denken können.“ „Äh…was?“ „Ich habe von einem sehr starken Hanyou gehört, der das Juwel der vier Seelen sucht. Sein Name ist Inuyasha.“ „Oh.“ Der Hanyou war etwas geschmeichelt: „Ich wusste nicht, dass ich so bekannt bin.“ „Ich hörte es eben. – Sag, warum hast du keine Angst vor Sesshoumaru?“ Sollte er sagen, weil ich der Grund war, warum er einen Arm weniger hat? Das ging doch diesen Hasen nichts an. „Er ist mein Halbbruder.“ Oh.“ Haku klang - und war - beeindruckt. Er hoffte mit dieser Begleitung den Todeswald sicherer durchqueren zu können. Und andere Hindernisse zu schaffen. Im direkten Duell wäre er natürlich gewiss einem Hanyou überlegen, aber bis dahin würde sich diese Reisebekanntschaft auszahlen. Sesshoumaru erstarrte. Unwillkürlich legte sich seine Hand auf den Griff seines Schwertes. Dort kam jemand durch den Wald auf ihn zu. Der Witterung nach etwas Rinderverwandtem. Und er konnte Stahl riechen. War das auch ein Kandidat, der sich verlaufen hatte? Dann musste Frieden herrschen. Oder war das ein Wesen, das diesem Wald seinen Namen gegeben hatte? Das Unterholz vor ihm teilte sich und eine schwarze Kreatur trat heraus. Er konnte sich nicht entsinnen, die schon einmal gesehen zu haben, wartete aber ab. Das Wesen war männlich, lief auf zwei Beinen, hatte zwei Arme. In den dreifingrigen Händen hielt es ein beidhändiges Schwert. Kopf und Rücken wurden von einer mächtigen schwarzen Mähne bedeckt, die jeden Löwen erfreut hätte. Zwei grünleuchtende Augen musterten ihn. „Aus dem Weg!“ sagte der Hundeyoukai. „Mein Sturmbringer wird dich fressen.“ Der Unbekannte hob sein Schwert etwas: „Wie jeden, der sich in diesen Wald wagt.“ „Hu.“ Sesshoumaru zog blank: „Du bist kein Prüfling, also gilt keine Friedenspflicht.“ Der Fremde ließ sein Schwert mit aller Kraft durch die Luft sausen. Wind, dachte der Hundeyoukai und sprang empor, suchte die verletzliche Stelle im Angriff, die Wunde des Windes. Dieses Rindvieh wusste ganz offenkundig nicht, dass seine Attacke eine tödliche Schwäche hatte. Nun, es gab wohl auch nicht viele, die das kaze no kizu sehen konnten. Selbst Inuyasha hatte dafür lange gebraucht. Und dabei war das Tessaigas ureigenste Taktik, das genaue Gegenteil dieses Angriffs. Er schlug zu, setzte seine eigene Energie dafür ein, diese Attacke auf seinen Kontrahenten zurückzuschicken. „Was...“ brachte der Fremde hervor, als sein Angriff förmlich zerteilt wurde. Mit gewissem Entsetzen stellte er fest, dass sein Gegner bereits knapp vor ihm war. Dieses große Schwert leuchtete blau unter dem Youki. Das war das Letzte, was er sah. Als Sesshoumaru landete, ruhte Tokejin bereits wieder an seiner Hüfte. Wie langweilig. Ob er im Laufe dieser Prüfung einmal auf einen richtigen Gegner stoßen würde? Oder müsste er tatsächlich auf Inuyasha warten? Wie erbärmlich, wenn ein Hanyou besser war, als so mancher vollwertige Youkai. Andererseits sollte er nicht leichtsinnig werden. Es konnte immer sein, dass der nächste Widersacher ernst zu nehmen war. Und Shi no mori, Todeswald, war eine Warnung. Inuyasha blieb stehen, witterte. „Was hast du?“ fragte Haku, dem nichts auffiel. „Hier stinkt es nach Insekten. Und das mehr als deutlich. Wir müssen vorsichtig sein. Entweder sind das sehr viele oder etwas sehr Grosses.“ „Gut.“ Der Hasenyoukai fasste nach dem Schwert. Das war einer der Gründe gewesen, warum er sich für diesen Wald einen Partner gesucht hatte. Er mochte offene Flächen, wo er die Übersicht bewahren, Laute identifizieren konnte. In so einem Wald konnte er nur bis zum nächsten Baum sehen, dauernd knackte etwas. Er war einer der stärksten seiner Gattung, der Grund, warum der Kessel ihn herbefohlen hatte, aber er war auch schlau genug, seine Grenzen zu erkennen. Inuyasha fasste nach Tessaiga: „Ich möchte wetten…“ Er zog: „Kaze no kizu!“ Sein Angriff zerfetzte einige Bäume, Unterholz – und einige menschengroße, grüne Käfer. „Huh!“ Im gleichen Moment hatte auch Haku schon gezogen, zu selbstbeherrscht, seine Überraschung über die Stärke des Hanyou zu zeigen. Er sprang an die Seite seines neuen Partners, suchte seine Dämonenenergie: „Sind da noch andere?“ „Oh ja, “ brachte Inuyasha noch hervor, dann waren Dutzende von grünen Käfern auch schon über ihnen. „Iggit“, machte Kagome: „Die sehen ja aus. Grüne riesengroße Käfer auf zwei Beinen. Hoffentlich werden Inuyasha und dieser Haku damit fertig. Immerhin ist Inuyasha nicht mehr allein.“ „Er wird es umso mehr sein, wenn sie aus diesem Wald wieder draußen sind.“ „Was meinst du, Sango-chan?“ „Haku ist ein Youkai, da schließt man Bündnisse, solange der andere von Nutzen ist. Aber Freundschaft gibt es, soweit ich weiß, nicht. Haku suchte einen Partner, um heil durch den Wald zu kommen. Es mag gut sein, dass wenn bei der nächsten Prüfung die Friedenspflicht endet, er als erstes auf Inuyasha losgeht.“ „Armer Inuyasha.“ Kagome seufzte: „Allein unter den ganzen Youkai.“ „Er kennt sicher die Spielregeln unter Youkai. Immerhin ist er zur Hälfte ja auch einer“, erwiderte Miroku: „Aber, Sango, was sind das denn für Käfer? Solche habe ich noch nie gesehen.“ „Ich auch nicht, “ gab die Dämonenjägerin zu. Auf den ersten Blick wirkten die Käfer wie normale, wenn auch überdimensionierte Käfer, die auf den Hinterbeinen liefen. Erst auf den zweiten Blick erkannte man, dass das mittlere Beinpaar zu Händen umfunktioniert worden war und das vorderste zu Greifzangen, die wohl den übergroßen Mündern die Nahrung zureichen sollten. Und da die Mäuler rundherum mit nadelspitzen Zähnen versehen waren, blieb kaum ein Zweifel, was passieren würde, würden die Angreifer gewinnen. Aber diese zögerten doch mit weiteren Anläufen. Die erste Attacke dieser Überfallenen hatte schon einigen ihres Stammes das Leben gekostet und auch der Angriff ihrerseits war nicht durchgekommen, hatte wiederum Käfern den Tod gebracht. Sie würden sich einfachere Beute suchen. Ihre Zahl war zu gering, als dass sie sich den Verlust vieler Mitglieder leisten konnten. So verschwanden sie im Dickicht so rasch, wie sie aufgetaucht waren. „Na also, “ Inuyasha entspannte sich: „Das wurde ja auch Zeit.“ „Ja. Hast du diese Mäuler gesehen? Da möchte ich nicht drin landen.“ Haku schob sein Schwert weg. „Ich auch nicht. Aber langsam wird mir klar, warum die Menschen das hier Shi no mori nennen.“ „Menschen.“ Das klang wegwerfend. Inuyasha warf ihm einen etwas ärgerlichen Seitenblick zu. Youkai würden sich wohl nie ändern. Naja. Warum sollten sie auch. Aber er meinte: „Die Käfer waren auch für dich eine Gefahr. Du hättest sie doch nie erkannt.“ Haku hatte schon eine passende Erwiderung bereit, brach aber ab. Das war ein Hanyou und natürlich war er menschenfreundlicher. Und er brauchte ihn in diesem Wald. Solange Inuyasha nützlich war, würde er ihn auch in Ruhe lassen. Außerdem natürlich, solange die Friedenspflicht galt. So gingen sie weiter durch den Wald, Inuyasha sorgfältiger denn je witternd. Sesshoumaru war stehen geblieben. Der Wind hatte ihm eine interessante Botschaft zugetragen. Dieser Insektengeruch wurde deutlicher, aber es roch nach deren Körperflüssigkeit, auch nach der Windnarbe. Hatten einige Käfer Inuyasha überfallen? In jedem Fall schien das Halbblut sich nicht ohne weiteres geschlagen zu geben. Er hoffte es fast. Er wollte doch noch einen wirklich interessanten Kampf gegen seinen Halbbruder kämpfen, ihn selbst töten. Irgendwie wäre es verächtlich, würde ein Familienmitglied, sei es auch eine Schande für die Familie, sich von Käfern fressen lassen. Er witterte noch einmal. Nein, das sah so aus, als ob Inuyasha in der Lage gewesen war, sich durchzusetzen. Etwas flog direkt auf ihn zu. Unwillkürlich wich er aus, fasste dann aber zu. Ein wenig erstaunt betrachtete er die kleine Gestalt zwischen seinen Fingern. Sie sah menschlich aus, hatte aber vier durchscheinende Flügel und eine blaue Haut. Das war doch eine Art Fee? Er hatte einmal von ihnen gehört, aber noch nie eine selbst gesehen. Die Kleine war zu Tode erschrocken, als sie gefangen wurde, starrte jetzt in die bernsteinfarbenen Augen des Youkai. „Kennst du den kürzesten Weg aus dem Shi no mori?“ fragte Sesshoumaru knapp. „J....ja, natürlich. Ich…ich lebe hier.“ „Liegen auf diesem Weg Gefahren?“ Nun, nicht für ihn gefährlich, aber vermutlich lästig. „Nein.“ Das kam zu prompt, dachte er plötzlich und hob sie etwas höher: „Keine Lüge.“ Seine Finger begannen grünlich zu leuchten. Die ätzende Säure ließ die Fee aufschreien: „Hört auf, bitte!“ „Nun?“ Er hörte tatsächlich auf. „Im…im Wald hier….“ keuchte sie: „Leben Käfer.“ „Große Käfer.“ „Du hast sie schon gesehen? Sie...sie fressen Youkai, wenn sie sie erwischen, aber auch Menschen.“ Sie macht eine kurze Pause, betrachtete ängstlich die Finger des Youkai, der sie so bedrohte: „Es mag sein, dass sie Euch auch noch einmal überfallen.“ „Weiter.“ „Weiter…ist nichts….“ Aber sie bemerkte, wie er die Augen zusammenzog und redete hastig weiter: „Nicht, bitte, nicht wehtun! Da ist sonst wirklich nichts, was einem Wesen…einem so mächtigen Wesen wie Euch gefährlich werden könnte.“ Sie warf einen prüfenden Blick in sein Gesicht und entschied sich, noch etwas zu ergänzen: „Da lebt sonst nur noch mein Volk. Wir…wir machen Jagd auf Menschen, die sich hierher verirren. Aber nie auf Youkai.“ „Zeig mir den Weg.“ Der kleinen Fee war klar, dass sie nur dann Chancen hatte, freigelassen zu werden. Soweit sie etwas von Youkai wusste, waren das keine Wesen, denen man als Fee zu nahe kommen sollte. Und dieser hier schien ein besonders mächtiger zu sein. Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass er ihr ausgewichen war, zugefasst hatte. Er musste schnell und stark sein. Niemand, mit dem sie sich anlegen konnte. So sagte sie: „Da...dort entlang. Lasst Ihr mich dann frei?“ „Ja.“ Was hätte er schon mit einer Fee anfangen sollen? Und sie einfach töten – nicht, ohne dass sie ihm einen Grund lieferte. Er tötete nie ohne Ursache, zumindest nicht ohne Grund in seinen Augen. Allerdings war der meist nicht schwer zu finden. Inuyasha blieb kurz stehen, witterte erneut. „Was ist?“ fragte Haku sofort. „Ich denke mal, wir gehen da rüber.“ „Warum?“ „Weil da der Ausgang sein dürfte. Also dieser See Baiu, wo wir hinmüssen.“ „Kannst du den See riechen?“ Inuyasha antwortete nicht, bog aber ab. Er verspürte keine Lust, diesem Hasen zu sagen, dass er Sesshoumaru gewittert hatte und eigentlich sicher war, der Hundeyoukai würde den kürzesten Weg durch diesen Wald nehmen, schon, um sich nicht zu langweilen. Denn dass seinen Halbbruder ein solcher Käferüberfall nur anwidern würde, dem aber nicht gefährlich werden würde, nahm er doch schwer an. Die Sonne versank am Horizont, was dem See von Baiu einen fast blutroten Schimmer verlieh. Die Youkai, die sich hier versammelten, hatten keinen Blick für die Schönheit des Sonnenuntergangs. Sesshoumaru hatte die kleine Fee am Waldrand freigegeben und näherte sich nun dem Treffpunkt. Seine Nase verriet ihm, dass das Halbblut kurz hinter ihm war. Hatte sich Inuyasha wieder an ihn gehalten, als Führer? Langsam wurde das lästig. Aber da war noch ein Youkai bei ihm…..ein Hasenverwandter, wie ihm schien. Möglicherweise war das Folgen doch Zufall, hatte Inuyasha ja die Käfer getroffen, was ihm erspart geblieben war. Nun, im Moment konnte er seinen Halbbruder sowieso noch nicht zur Strecke bringen, das blieb einem späteren Zeitpunkt überlassen. So ging er ruhig zu den anderen. Die Ritter des Kessels lasen wieder in ihm, wer den Todeswald nicht überstanden hatte, strichen die Namen durch. Dies war eine Arbeit, die sie erledigt haben wollten, ehe es vollkommen dunkel geworden war. Die anderen vier Ordensmitglieder hatten Holz aufgeschichtet, zündeten es nun an. Der Treffpunkt wurde so in flackerndes Licht getaucht. Inuyasha und Haku waren ebenfalls eingetroffen. Der Hasenyoukai nickte: „Wir sind durch den Wald gekommen, Inuyasha. Nun ist wieder jeder sich selbst der Nächste.“ „Ja.“ Der Hanyou hatte nichts anderes erwartet. Youkai waren eben zuerst immer auf ihr eignes Wohl bedacht. Ob das sein Vater auch gewesen war? Eigentlich wohl nicht, soweit er von seiner Mutter gehört hatte. Aber möglicherweise wurden Youkai erst mit fortgeschrittenem Lebensalter so nett. Und die Kandidaten hier sahen alle noch relativ jung aus. „Sieben“, sagte jemand neben ihm, eine Frau. Er drehte den Kopf, erkannte die Frau vom Orden. „Sieben was?“ „Sieben haben den Todeswald nicht überlebt.“ „Kommt jetzt schon die neue Prüfung oder können wir mal schlafen?“ „Schlafen? Oh, du bist ein Hanyou. Ich fürchte, darauf wird keine Rücksicht genommen.“ Sie ging weiter. Na toll, dachte Inuyasha. Noch war er nicht sonderlich müde, aber irgendwann wäre es notwendig, eine Mütze Schlaf zu bekommen, wollte er fit bleiben. Und genau das würde er sein müssen. Hier saßen und standen noch zweiundvierzig Youkai herum. Und jeder von denen würde sich demnächst bemühen, ihm sein sowieso schon etwas dornenreiches Leben noch schwerer zu machen. Oder gar am besten zu beenden. Da war ja auch der Hauptkandidat dafür. Er betrachtete seinen Halbbruder, der dem ganzen Aufbau den Rücken zuwandte, über den See blickte, zu der Insel. Stimmt ja, dachte der Hanyou. Dieser Ordensmeister hatte gesagt, dass die nächste Prüfung auf der Insel sein würde. Er warf einen Blick am Seeufer entlang. Da waren keine Boote. Das konnte ein Problem werden. Sollten sie etwa in das nächste Fischerdorf gehen, Boote dort holen? Die armen Menschen würden in Ohnmacht fallen, wenn über vierzig Youkai in ihr Dorf stürmen würden, Boote stehlen würden. Oder hatten das die Youkai gar nicht nötig? Er erinnerte sich durchaus, dass Sesshoumaru schweben konnte. Hatten alle Youkai diese Fähigkeit, bloß er selbst nicht? Das wäre dann wieder etwas, das es ihm nicht gerade erleichtern würde, hier zu gewinnen. Oder besser, da er eigentlich nicht an dem Sieg interessiert war - zu überleben. ********************************************** Was für brüderliche Gefühle.... Die nächste Aufgabe bedeutet also, sich ein Boot zu beschaffen, wenn man ein Hanyou ist, und dann "Jeder gegen Jeden". Mit wurde gesagt, Haku sei auch ein Name, der in Naruto vorkommt. Als ich den Hasen so nannte, wusste ich das nicht, er soll also keine Anspielung sein. Wer so nett ist, mit einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel on ist. bye hotep Kapitel 4: Jeder gegen jeden ---------------------------- Die Vorrunde des Turniers läuft also. Die nächste Prüfung ist die erste Kampfstation. 4. Jeder gegen Jeden It’s the eye of the tiger, It’s the cream of the fight Risin up to the challenge of our rivals. And the last known survivor stalks his prey in the night And he’s watching us with the eye of the tiger (Survivor: “Eye of the tiger”) „Ich grüße die Überlebenden“, begann der Ordensmeister: „ Dort drüben liegt die Insel von Baiu. Ihr werdet dort hingelangen, sie überqueren, dann weiter in Richtung auf das Gebirge gehen. Auf der Insel selbst gilt die Friedenspflicht nicht mehr. Jeder von euch darf gegen jeden kämpfen. Bis ihr die Insel erreicht und sobald ihr sie wieder verlassen habt, gilt allerdings wieder Frieden. Ihr solltet also genau aufpassen, wann ihr jemanden aus eurem Kreis angreift. Wir treffen uns wieder im Tal von Hanma. Dort liegt ein verlassenes Kloster der Menschen. Von dort aus beginnen dann Einzelprüfungen, für diejenigen, die es erreichen. Der Zeitraum, in dem ihr das tut, ist egal.“ Wunderbar, dachte Inuyasha. Jeder gegen jeden? Da konnte er sich schon mal an allen Fingern abzählen, wie viele ihr Glück zuerst bei dem einzigen Hanyou weit und breit probieren wollten. Und da war immer noch die Sache, wie er auf die Insel kommen sollte. Schwimmen? Das konnte er mehr schlecht als recht und ganz sicher nicht über diese Strecke, über einen offenen See. Sein einziger Trost war, dass die Zeit keine Rolle spielte. So würde er sich mal aufmachen, am Seeufer ein Dorf oder so etwas suchen, ein Boot besorgen. Er hoffte, dass doch einige seiner Gegner in dieser Zeit auf der Insel die Geduld verlieren, sich gegeneinander wenden würden. Möglicherweise würden sie ihn dann übersehen, oder zumindest, nicht abfangen. Er wandte sich ab und verschwand in der Nacht. Er sucht ein Boot, dachte Sesshoumaru. Natürlich. Er kann ja nicht fliegen. Kein Hanyou kann das, nicht einmal Abkömmlinge von Vogelyoukai. Sie waren einfach schwach, diese Mischlinge. Warum nur gab es immer wieder welche? Diesen Gedanken schob er nach hinten. Das war gleich. Wichtiger war, dass er hinüber auf diese Insel gelangte und dann weiter zu dem Kloster. Wenn sich ihm jemand in den Weg stellen würde, würde er ihn beseitigen. Ansonsten überließ er es diesen ganzen Youkai gern, sich gegenseitig umzubringen. Er warf einen raschen Blick umher. So, wie es aussah, suchten sich einige schon ihre Gegner aus. Und er müsste sich schwer irren, wenn nicht etliche dabei auch an Inuyasha dachten. Kaum jemand würde sich so früh in der Prüfung schon an ihn wagen, dessen war er sicher. Er kannte schließlich seinen eigenen Ruf. Inuyasha konnte niemanden wittern, der ihm folgte, was ihn ein wenig beruhigte. Wenn tatsächlich alle Youkai fliegen konnten, würde kaum jemand daran denken, dass er das nicht schaffte und mit einem Boot ankommen musste. Und daher würde ihm auch kaum einer auflauern. Er wanderte immer weiter. Seltsamerweise gab es hier keinen Hinweis auf Menschen, kein Dorf, keine Felder. War die Gegend zu öde und abgelegen? Immerhin stieg ihm ein willkommener Geruch in die Nase. Honig. War hier etwa ein Stock von Wildbienen? Er hatte ja schon einige Zeit nichts gegessen, und, auch wenn er noch nichts benötigt hätte, konnte doch keiner sagen, wann sich wieder eine Gelegenheit ergeben würde. Und sei es auch nur etwas zu naschen. Er folgte der Witterung durch die Dunkelheit, blieb dann überrascht stehen. Es waren keine Wildbienen. Auf einer Lichtung stand er vor Bienenkörben. Im matten Sternenlicht erkannte er eine Hütte. Hm. Das war schlecht. Er hatte nur zu gut gelernt, wie schwer Menschen arbeiten mussten, um ihr Leben zu sichern. Da konnte er doch nicht einfach den Honig stehlen. Außerdem würde das Kagome sicher nicht gern sehen, und auch, wenn sie im Moment in seiner Seele eingeschlossen war, konnte er sich das „Osuwari“ Feuerwerk vorstellen, das über ihn hereinbrechen würde, wäre sie wieder draußen. „Wer ist da?“ fragte eine männliche Stimme aus der Hütte. „Ich wollte niemanden wecken“, sagte Inuyasha ehrlich: „Ich dachte nur, hier seien wilde Bienen.“ „Nein, die Bienen gehören uns.“ Er erkannte zwei Gestalten, die aus der Hütte kamen, ihn betrachteten. Das Misstrauen konnte er gut verstehen: „Ich…es ist schon in Ordnung. Ich hatte nur Hunger und dachte…“ „Hunger?“ Die Frau musterte ihn: „Du bist doch ein Youkai?“ „Nein. Ein Hanyou. Ich sagte ja schon, es ist...“ Er wandte sich ab „Warte. Du kannst von uns Honig und Brot haben. Was tauscht du denn dafür ein?“ Er drehte sich um: „Eigentlich nichts. Ich habe kein Geld.“ „Es muss ja kein Geld sein.“ Die Frau nickte leicht. „Was ist mit deinem Schwert“, schlug der Mann vor. „Nein.“ Instinktiv griff Inuyasha nach Tessaiga. War das hier etwa eine Falle? „Das…das ist mein einziger Schutz. Ich muss an so einem Turnier teilnehmen…“ „Oh, das Kesselturnier läuft wieder?“ Die Frau schien erstaunt: „Nun, dann behalte dein Schwert.“ „Ihr kennt das Turnier?“ „Wir sind Youkai. Hast du uns etwa für Menschen gehalten, junger Hanyou?“ Der Mann klang amüsiert: „Also, was kannst du uns sonst bieten?“ „Na ja…eigentlich...“ Warum fiel ihm nur plötzlich ein, was Sesshoumaru gesagt hatte? Von der Hälfte seines Blutes sei jeder Tropfen wertvoll? So meinte er: „Ich habe sonst nichts mehr, außer meinem Blut.“ „Einverstanden. Blut eines Hanyou ist gut bei bestimmten Zaubertränken. Und es ist selten.“ Der Mann nickte: „Meine Liebe, besorge ihm Brot und Honig, damit unser Gast essen kann. Und du komm zu mir, Hanyou. Hast du auch einen Namen?“ „Inuyasha.“ „Hundeblut, also. Oh, das ist gut. Da brauche ich nicht so viel. Ich werde zuerst mal einen Tropfen nehmen, um zu sehen, wie mächtig es ist.“ Der Mann wies zu der Bank vor dem Haus: „Hier. Setz dich und gib mir deine Linke. Du hältst dein Schwert doch in der Rechten?“ „Ja, also, meist mit beiden.“ „Aber bist Rechtshänder. Ich will ja nicht, dass du wegen mir bei dem Kesselturnier stirbst. - So. Ich schneide kurz.“ Ein Tropfen Blut fiel in eine kleine Schüssel. Der Mann roch vorsichtig daran: „Huh“, sagte er dann: „Hundeblut, ja. Aber was für eines.“ „Was meinst du, mein Lieber?“ Die Frau kehrte mit weißem Brot und Honig zurück und stellte eine Laterne vor die beiden. „Das ist das edelste Blut der Hundeyoukai. – Drei Tropfen, Inuyasha, bist du damit einverstanden? Und wir geben dir auch unser Boot, so dass du zur Insel gelangen kannst.“ „Nur drei Tropfen?“ sagte Inuyasha verwirrt: „Und deswegen auch noch das Boot?“ Hatte Sesshoumaru etwa von der Werteinschätzung her Recht gehabt? Komische Vorstellung, dass der je in irgendetwas Recht haben sollte. „Drei Tropfen nur?“ Die Frau sah überrascht zu ihrem Ehemann. „Drei Tropfen sind so magisch, wie ein Kännchen voll eines gewöhnlichen Youkai. Ich frage mich nur, wie du das aushalten kannst, Inuyasha. Ich hätte immer geglaubt, das Blut eines DaiYoukai sei zu stark für einen Menschenkörper.“ Inuyasha wollte wirklich nichts über Tessaiga erzählen: „Mein Körper ist auch nicht nur menschlich.“ Ein DaiYoukai, ein mächtiger Youkai, ein Herr unter den Youkai war sein Vater gewesen. Schon darum hatte er wohl das Turnier gewinnen können. Dann hätte diesmal wohl Sesshoumaru die besten Karten. Und er selbst natürlich, denn soweit er wusste, war er der Einzige, der es je geschafft hatte, seinen Halbbruder zu besiegen. Also sahen seine Chancen doch schon mal ganz gut aus. Außerdem schmeckte das Essen sehr gut und ein Boot hatte er auch noch in Aussicht. Seine Stimmung hob sich. Eigentlich war die Nacht schon besser gelaufen, als er zuvor angenommen hatte. Seine gute Laune hielt an, bis er lautlos mit dem Boot die Insel erreichte. Schon aus Entfernung hatte er wittern können, dass Blut geflossen war. Die Kämpfe hatten wohl frühzeitig begonnen. Möglichst leise sprang er an Land, versuchte, sich zu orientieren. Da war Wald, direkt vor ihm. Er bemerkte den Geruch von Blut von verschiedenen Youkai darin. Ganz schwach jedoch, jenseits des Wassers, konnte er ein Gebirge wahrnehmen. Dorthin musste er. Er machte sich auf den Weg. Für einen Moment war er versucht gewesen, das Boot zu benutzen, damit einfach um die Insel herumzufahren, dann drüben wieder über den See zu gelangen, aber das wäre nicht der Aufgabenstellung entsprechend. Da hatte es eindeutig geheißen: über die Insel. Mogeln wäre vermutlich ebenso tödlich wie Flucht. Leider konnte er das Boot nicht mittragen, falls er kämpfen musste. Wie er wieder von der Insel Baiu herunterkommen sollte, war ihm im Moment noch ein Rätsel, aber es würde sich hoffentlich etwas ergeben. Die drei Menschen in seiner Seele hatten alles mit ansehen können. „Blutmagie? Blut für Zaubertränke?“ fragte Kagome: „Das klingt schon gruselig genug. Aber wieso wollte der nur drei Tropfen?“ „Blut ist für bestimmte magische Tränke wichtig“, antwortete Sango: „Je mächtiger der Spender ist, umso weniger braucht man.“ „Außerdem dürfte er ein bisschen Angst vor Inuyasha gehabt haben.“ Und da Miroku bemerkte, wie ihn Kagome ansah: „Du hast es doch gehört: sein Vater war ein DaiYoukai. Wir vergessen das meistens.“ „Ja, schön, sein Vater war ein mächtiger Hundedämon aus dem Westen. Daran denken wir doch immer. Oder was meinst du?“ „Ein DaiYoukai ist nicht nur ein starker Dämon, im Sinn, dass er gut kämpfen kann.“ Sango nickte: „Ich verstehe, was du meinst, hoshi-sama. - Kagome-chan, ein DaiYoukai ist so etwas wie ein Fürst unter den Youkai, mächtig auch in der Magie. Darum hat Inuyasha ohne Tessaiga Probleme mit seinem Dämonenerbe.“ Und da sie merkte, dass das Mädchen aus der Zukunft noch immer verständnislos blickte: „Jinenjis Vater war auch ein Youkai. Und der braucht nichts, um seinen Körper und seinen Verstand zu schützen.“ „Das stimmt.“ Kagome dachte nach: „Das bedeutet, dass Inuyashas Dämonenseite stärker ist als die vollständige von vielen anderen reinblütigen Youkai. Das würde auch erklären, warum er zu diesem bescheuerten Turnier eingeladen wurde. – Aber: Moment mal. Das heißt doch dann aber auch, dass Sesshoumaru ein DaiYoukai ist, oder?“ „Schon ist oder noch werden wird.“ Der Mönch sah wieder zu den Bildern, die sie von der Außenwelt erfuhren: „Um unsretwillen und für Inuyasha würde ich hoffen, dass er es noch nicht ist.“ „Dann schon.“ Sango seufzte leicht: „Ja, dann schon. Wenn wir wieder draußen sind, Inuyasha uns gerettet hat, sollten wir wirklich eher darauf hören, was er sagt. Wir unterschätzen ihn viel zu sehr.“ „Er treibt einen manchmal aber auch die Wände hoch“, verteidigte sich Kagome prompt: „Er ist unsensibel, ungehobelt…“ „Würdest du lieber mit seinem Bruder durch die Lande ziehen?“ „Der ist das hoch drei. Aber was meinst du, Sango-chan?“ „Ich glaube, wir behandeln Inuyasha zu oft wie einen von uns, wie einen Menschen.“ „Aber das will er doch. Er war so lange allein…Und jetzt hat er Freunde.“ „Ja. Aber er IST eben kein Mensch. Und wir alle neigen dazu, das zu vergessen, wenn wir so beisammen sind. Nicht im Kampf, da verlassen wir uns auf seine übermenschliche Stärke. Aber sonst…Ich glaube, wir sollten da alle ein bisschen nachdenken. Wir haben ihn sicher manchmal verletzt.“ „Jedenfalls“, sagte Miroku, um der Diskussion ein Ende zu setzen: „Wenn wir hier je wieder rauskommen, hat er mit Sicherheit übermenschliches geleistet. Überyoukaimäßiges gleich dazu.“ Sesshoumaru wanderte gemächlich durch den Wald. Er hatte trotz der Dunkelheit keinerlei Probleme, sich zu orientieren. Er konnte wittern, dass um ihn Blut vergossen wurde, aber noch war niemand so selbstmörderisch gewesen, sich ihm zum Kampf zu stellen. Es waren starke Youkai dabei, das gab er zu, aber er hatte noch bei keinem eine Macht feststellen können, die seiner gleichkam. Allerdings verstanden viele, ihre wahre Stärke zu verbergen. „Sesshoumaru-sama.“ Die höfliche Anrede einer Frau ließ ihn stehen bleiben, den Kopf wenden. Unter den Bäumen stand eine Youkai, mit einem Schwert bewaffnet, eine der Kandidatinnen. Wollte sie ihn herausfordern? Wenn sie auch nur einen Funken Verstand besaß, müsste sie wissen, dass sie keine Chance gegen ihn hatte. Aber so höflich sprach man eigentlich niemanden an, den man zu einem Kampf provozieren wollte. „Was willst du?“ Sie legte die Hand an ihr Schwert: „Ich würde mich geehrt fühlen, wenn Ihr gegen mich kämpfen würdet.“ Er zog etwas die Augen zusammen, legte aber die Rechte an den Schwertgriff. Täuschte er sich und war sie stärker, als es den Anschein hatte? Sie nickte und näherte sich: „Ich danke Euch.“ Sie zog, kam rasch auf ihn zugelaufen, schlug zu. Er hatte Tokejin schon in der Hand, parierte mühelos Stahl auf Stahl. War sie so täppisch oder unerfahren? Die Geschwindigkeit war hoch, aber er konnte den Angriff leicht abweisen. Sie tauschten einige Schläge. Plötzlich begriff er: sie setzte weder volle Kraft noch Youki ein. War sie so stark, dass sie ihn austesten wollte oder verfolgte sie einen anderen Plan? Aber das war eigentlich gleich. Er verspürte nicht die mindeste Lust, sich auf Spielchen einzulassen und sprang zurück. Die Youkai begegnete dem Blick ihres Gegners. „Genug“, sagte er kalt und streckte seine Klinge mit der Spitze gegen sie aus. Sie begriff, dass er jetzt wirklich ernst machen würde und hob ihr Schwert zur Verteidigung. Sie spürte die Youkai-Energie, die von ihm ausging, sich über seine Hand mit der seiner Klinge verbindend. Er war so stark, wie sie vermutet hatte. Dennoch wurde sie überrascht, als Druckwellen von seinem Schwert ausgingen, die Distanz zwischen ihm und ihr überbrückten – und sie wie kleine Klingen trafen. Sie stöhnte unwillkürlich etwas auf, als sie zurückgeschleudert wurde und hart auf den Boden prallte. Sie warf einen Blick an sich hinab. Dort, wo sie nicht die Rüstung geschützt hatte, war ihr Ärmel zerfetzt, ihre Haut, ihr Fleisch gerissen. Sie richtete sich auf, erhob sich mühevoll. Er kam langsam näher, die Spitze noch immer gegen sie ausgestreckt. Als sein Schwert erneut eine Druckwelle aussandte, wartete sie schon darauf. Aber sie konnte dem nichts entgegensetzen, obwohl sie unwillkürlich versuchte, sich zu verteidigen. Sie lud ihre Klinge mit ihrem Youki auf, aber das seine war so viel stärker, dass es sie überrannte, ihre Rüstung traf, die zum Teil zu Bruch ging. Schmerzlich stöhnte sie auf. Das hatte sie jedoch erwartet. Wieder ein Angriff, der an ihrer schwachen Verteidigung vorbeikam. Sie spürte, wie diese Youki-Klingen in ihren Körper schnitten, und keuchte auf. Blut rann über ihren Körper. „Wenn du dein Schwert nicht weglegst, wird es ein sehr langsamer Tod“, sagte er nüchtern. „Aber das hättest du wissen müssen.“ „Ja“, gab sie zu: „Aber ich wollte lieber ehrenhaft im Kampf von der Hand eines Youkai sterben, dessen Namen ich im Jenseits meiner Familie sagen kann. Mir war klar, dass ich dieses Turnier niemals überleben würde.“ Sie ließ ihre Klinge fallen. Wehrlos stand sie da, zum sterben bereit. Sie sah, wie er sich näherte, hörte, wie das Schwert durch die Luft pfiff, gegen ihren Hals gerichtet. Mit letzter Kraft schloss sie die Augen. Inuyasha spürte den Youkai und riss Tessaiga heraus. Der Unbekannte trat aus den Schatten des Waldrandes, die Hand am Schwert, betrachtete ihn kurz. „Da dich der Kessel ausgewählt hat, Hanyou, wirst du stark sein.“ „Willst du es ausprobieren?“ „Ich muss. Für gewöhnlich würde ich mir nicht die Hände an dir schmutzig machen.“ „Keh!“ Inuyasha hob sein Schwert: „Ich kann dir gerne zeigen, was ein Hanyou drauf hat.“ „Ich hoffe, doch einiges.“ Er zog blank: „Aber das meinte ich nicht. Du bist ja fast noch ein Kind. Wie alt bist du? Zweihundert Jahre oder so? Aber wenn du in diesem Turnier bist, ist das gleich. Du wirst sterben.“ Eine Armbewegung ließ eine Energieentladung auf Inuyasha zulaufen. Dieser sprang mit einem Überschlag zurück, griff aber an, sobald er gelandet war. „Kaze no kizu!“ Der überraschte Gegner schaffte es gerade noch, auszuweichen. Es sah nicht sonderlich elegant aus, da er im gleichen Moment sein eigenes Youki wieder losjagte, aber es war effektiv. Obwohl der Hanyou versuchte weg zu springen, wurde er von einigen Ausläufern der Dämonenenergie erwischt und rückwärts zu Boden geschleudert. Im nächsten Augenblick war der Youkai bei ihm und schlug mit dem Schwert zu. Inuyasha schaffte es gerade noch, Tessaiga schützend über sich zu reißen, mit beiden Händen Klinge gegen Klinge zu parieren. Ein erbittertes Kräftemessen um die letzten Zentimeter begann. Der Youkai versuchte, sein eigenes Schwert oder auch Tessaiga in Inuyashas Hals zu drücken, der wiederum setzte alle seine Kraft ein, um genau das zu verhindern. Es war ein leichtes Hin und Her, als es schließlich dem Youkai mit einer gewaltigen Kraftanstrengung gelang, Tessaigas Klinge auf wenige Millimeter an den Hals des Hanyou zu bekommen. Er lag oben und hatte somit den Vorteil, sein Körpergewicht mit einsetzen zu können. Verdammt, dachte Inuyasha. Das sah alles andere als gut aus. Und er hatte doch auch noch die Seelen seiner drei Freunde in sich. Wenn er hier versagte, getötet wurde, wären auch sie verloren. Kagome… Mit einer raschen Bewegung zog er die Knie an, bäumte sich auf. Sein Gegner wurde davon überrascht und stürzte seitwärts, rollte sich allerdings sofort ab, sprang auf. Auch der Hanyou stand schon wieder. Noch einmal durfte er sich auf solch einen Ringkampf nicht einlassen. Ohne weiter nachzudenken ließ er Tessaiga durch die Luft sausen. Die Macht der Windnarbe riss den Boden metertief auf. Der Youkai versuchte noch, weg zu springen, aber es war zu spät. Keuchend schob Inuyasha sein Schwert zurück. Das war knapp gewesen. ZU knapp, um ein Haar. Immerhin wusste er nun, wie stark die Gegner hier waren. Na ja. Das hätte er sich eigentlich denken können. Immerhin hatte es ja geheißen, dass der Kessel nur sehr starke Youkai überhaupt zu diesem Turnier auswähle. Im gleichen Moment fühlte er eine Bewegung hinter sich, einen Luftzug vor sich. Bevor er mitbekam, was genau los war, sich auch nur umdrehen konnte, schlang sich etwas Warmes, Festes um seinen Hals, seine Kehle. Er verlor das Gleichgewicht und fiel auf die Knie. Erschreckt fasste er mit beiden Händen nach dem Ding, was ihn würgte. Es fühlte sich an, wie eine Schlange oder so etwas, aber er war sicher, dass es nichts dergleichen war. Etwas drückte in seinen Rücken, bog ihn so zurück. „Wie leichtsinnig, Hanyou, “ flüsterte es an seinem Ohr: „Einen Kampf gewonnen und schon alle anderen Gegner ignorieren...“ Inuyasha versuchte, den würgenden Arm zu entfernen, zu zerreißen, aber er schaffte es nicht. Auch der Versuch, seinen Angreifer zu packen, schlug fehl. Hinzu kam, dass er von dem vorangegangenen Kampf noch immer ziemlich atemlos gewesen war. Das raubte ihm zusätzlich Sauerstoff. Er spürte, wie seine Lungen zu schmerzen begannen, in dem aussichtslosen Bemühen, doch noch Luft zu ergattern. Seine Kraft erlahmte. Verzweifelt versuchte er noch einmal, den feigen Angreifer zu fassen, einen Klauenangriff anzusetzen, aber er wusste ja nicht einmal, was das für ein Youkai war, wie groß er war, welche Form er hatte. Vor seine Augen traten dunkle Punkte, die zu tanzen schienen, sich immer mehr miteinander verbanden. Und dann eine grüne Helligkeit. Der würgende Arm erschlaffte. Wie eine zerbrochene Marionette fiel Inuyasha mit dem Gesicht auf die Erde, rang keuchend nach der Luft, die er schon nicht mehr erwartet hatte einzuatmen. Was war nur geschehen? Spielte der Unbekannte mit ihm? Mühsam drehte er den Kopf – und sah fassungslos, wie eine vertraute Gestalt sich von einem Toten abwandte und ging. „Sess…“ brachte er hervor. Sein Kehlkopf schmerzte und reden war fast ein Ding der Unmöglichkeit. Das konnte doch nicht wahr sein? Sein Halbbruder hatte seinen Angreifer getötet? Aber warum? Ohne sich umzudrehen oder im Schritt innezuhalten, sagte der Hundeyoukai: „Ich werde derjenige sein, der dich tötet.“ „Aber warum...“ Ja, warum hatte er es dann nicht jetzt gemacht? In diesem Zustand war er doch so gut wie hilflos? „Ich will gegen den Stärksten KÄMPFEN.“ Und Sesshoumaru verschwand in der Dunkelheit. Inuyasha starrte ihm nach, sicher, dass er sich gerade verhört hatte. ************************************************ Kämpfen, nicht einfach töten, also? Es fragt sich, ob das gut oder schlecht für Inuyasha sein wird. Im nächsten Kapitel: Todesmelodie beginnen nun die Einzelprüfungen. Und Inuyasha wird alles tun, seine Lebensschuld wieder loszuwerden. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, schicke ich, wie immer, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 5: Todesmelodie ----------------------- Überraschenderweise hat Sesshoumaru zu Gunsten seines Halbbruders eingegriffen. Dieser ist davon weniger angetan, als man meinen sollte... 5. Todesmelodie Inuyasha dachte, er habe nicht recht gehört. Sesshoumaru hatte gesagt, er wolle ihn töten, hatte das aber nicht gleich erledigt, weil er gegen den Stärksten kämpfen wollte? Betonung auf: kämpfen? Sollte das etwa bedeuten, dass für den Herrn Halbbruder der Kampf gegen ihn wirklich interessant war? Sollte das heißen, dass ein Kampf untereinander spannender wäre, als gegen alle anderen Kandidaten? Er, der Hanyou, sei besser als die ganzen anderen vollwertigen Youkai? Das klang zu eigenartig. Mühsam richtete er sich auf. Eins war jedenfalls klar. Leider hatte dieser Mistkerl von Sesshoumaru ihm gerade das Leben gerettet, aus was für egoistischen Motiven auch immer. Und er musste und würde diese Schuld bezahlen. Im Laufe dieses Turniers würde doch sicher auch der ach so tolle Hundeyoukai mal in Bedrängnis kommen. Und da würde er ihm helfen. Dass sie irgendwann gegeneinander kämpfen mussten, war sowieso klar. Aber dann wären sie bei diesem Duell wenigstens quitt. Er stand auf. Seine Kehle schmerzte noch immer, aber das würde vergehen. Hauptsache war, dass er am Leben war. Jetzt müsste er nur noch weiter über die Insel gehen, und dann...ja. Und dann müsste er wieder ein Boot finden oder sonst wie zusehen, dass er über den See kam. Leider konnte er ja nicht fliegen. Prüfend witterte er. Einige Duelle schienen noch gelaufen zu sein, denn er konnte frisches Blut wahrnehmen. Im Augenblick war er selbst nicht sonderlich fit. Hoffentlich würde er niemandem mehr begegnen. Er müsste eben vorsichtig sein. So machte er sich langsam wieder auf den Weg, sorgfältig auf seine Umgebung achtend. Als er unbehelligt das andere Ende der Insel erreichte, erstarrte er für einen Moment, ehe er begriff, dass ihn seine Augen nicht täuschten. Das andere Ufer, mit dem Gebirge, dem Tal, zu dem sie sollten, war schon recht nahe. So nahe, dass er es wagen konnte, dort hinüber zu schwimmen. Sehr positiv. Er erkannte einige Youkai, die wohl gerade über das Wasser geflogen waren. Sesshoumaru war nicht zu entdecken, aber spätestens bei dieser Klosterruine würde er ihn ja wieder sehen. Und er würde ihn nicht mehr aus den Augen lassen, bis seine Schuld beglichen war. Gleich, ob das diesem arroganten Mistkerl passte oder nicht. Der musste sich ja an die Friedenspflicht halten. Der Hanyou begann vorsichtig durch den See zu schwimmen. Hier war er zumindest vor Angriffen sicher, hatte die Friedenspflicht doch wieder begonnen. Dieses ganze Turnier war einfach wahnsinnig. Die mächtigsten und stärksten aller Youkai wurden dazu gezwungen, solange zu kämpfen, bis nur noch einer übrig war. Schön, als Belohnung war derjenige dann wohl so eine Art Richter über alle Youkai, aber was für eine Verschwendung von Leben. Dieses Turnier schien nur drauf ausgelegt zu sein, die stärksten der Youkai kurz zu halten, auszurotten. Warum nur? Und wer hatte eigentlich diesen blöden Kessel erschaffen? Aber eigentlich brauchte ihn das ja nicht zu interessieren. Wichtig war nur, dass er die nächste Prüfung überstand, die übernächste. Seine Aufgabe war es einfach, am Leben zu bleiben. Und das musste er schaffen, schon um der drei Seelen willen, die er mit sich trug. Bei der Klosterruine im Tal von Hanma erwarteten die sieben Ritter vom Orden des Kessels die Kandidaten. Ihr magischer Kessel hatte ihnen bereits die Namen derjenigen angegeben, die die Kämpfe auf der Insel Baiu nicht überlebt hatten. Die siegreichen Prüflinge - oder auch diejenigen, die es geschafft hatten, sich aus den Kämpfen herauszuhalten - kamen in gewissen Zeitabständen heran. Inuyasha hatte sich am Seeufer das Wasser aus der Kleidung geschüttelt und war dann immer der Nase nach gelaufen. So erreichte er ebenfalls das Kloster, suchte sofort seinen Halbbruder. Dieser beachtete ihn nicht, aber das hatte der Hanyou auch nicht erwartet. Mit einem gewissen inneren Grinsen blieb er stehen. Jetzt konnte der Hundeyoukai tun, was er wollte, er würde ihn nicht mehr aus den Augen lassen, bis er die Lebensschuld ausgeglichen hatte. Und dann…Ja, und dann würden sie früher oder später gegeneinander kämpfen. Wenn nicht einer von ihnen von einem der anderen Kandidaten besiegt werden würde. Aber irgendwie konnte sich Inuyasha das nicht vorstellen. Der Ordensmeister stand auf der Ruine der alten Klostermauer. Neben ihm waren die verhüllten Gestalten der anderen Ritter: „Ich begrüße die Überlebenden in Hanma“, begann er: „Von den ursprünglich zweiundsechzig Eingeladenen seid ihr neunundzwanzig nun diejenigen, die an Stärke, aber auch an Vorsicht und Durchhaltevermögen die Besten waren. Darum folgt als nächste Prüfung eine Einzelprüfung. Im Abstand von einer Stunde werden wir euch in einer ausgelosten Reihenfolge auf den Pfad schicken, der dort hinten tief in das Gebirge führt. Eure Aufgabe lautet, diesem Pfad zu folgen, bis er am Eingang zu einem Labyrinth endet. Dort erwartet euch ein Prüfer, der euch eine Frage stellen wird. Aus eurer Antwort wird sich dann euer weiterer Weg ergeben. Wir, die Ritter des Kessels und dieser selbst erwarten euch am Ausgang des Labyrinths.“ Er machte eine Pause: „Ich möchte ehrlich sein und euch alle warnen. Dies ist eine Ausschlussprüfung. Für gewöhnlich kommt kaum ein Drittel der Kandidaten am anderen Ende des Labyrinths an.“ Wie nett, dachte Inuyasha zynisch, denn es wäre ihm weitaus lieber gewesen, diese Ritter wären so fair und ließen ihn und die anderen laufen. Aber sie hatten ja schon gesagt, dass das nicht in ihrer Macht stand. Allerdings war das jetzt dumm. Starten im Abstand von einer Stunde nach einer ausgelosten Reihenfolge? Wie sollte er sich da an Sesshoumaru halten? Dem das Leben retten? Musste er etwa warten, bis er wieder aus dem Labyrinth draußen war? „So“, sagte der Ordensmeister und winkte. Ein Ritter sprang von der Mauer, einen Sack in der Hand: „Dort sind eure Nummern. In der Reihenfolge, in der sie gezogen werden, werdet ihr starten.“ Die Kandidaten bildeten schweigend eine Reihe, jeder griff in den Sack, zog. Allen war bewusst, dass dies wohl eine der schwierigsten aller Prüfungen war, die dieses Turnier bereithielt. Und vielleicht die tödlichste. Inuyasha warf einen Blick auf seine Nummer. Zwanzig. Das war gut. Also hatte er Zeit. Er suchte sich einen Platz an einem Baum und schloss die Augen. Hier herrschte Friedenspflicht und niemand würde ihn angreifen. Andererseits hatte diese nächste Prüfung nach ziemlichem Ärger geklungen. Und da sollte und musste er fit sein. Eine Runde Schlaf würde ihm da nur gut tun. Sesshoumaru warf einen Blick auf seinen Halbbruder. Der hatte die Nerven, hier zu schlafen? Nicht übel. Er selbst benötigte keinen Schlaf, aber ein wenig Entspannung und Meditation würde sicher nicht schlecht sein. Seltsamerweise wirkte der Hanyou im Schlaf sehr jung, geradezu wehrlos, verletzlich. Er verdrängte das Gefühl rasch. Natürlich war Inuyasha verletzlich. Er war nur ein minderwertiges Halbblut. So setzte sich auch der Hundeyoukai an einen Baum, lehnte sich dagegen und wartete, bis seine Nummer, die vierundzwanzig, an der Reihe wäre. Inuyasha schlug die Augen auf. Er fühlt sich erfrischt, bereit, der neuen Prüfung entgegenzusehen. Ein Blick herum verriet ihm, dass gut zehn Youkai schon auf den Weg geschickt worden waren. Also hatte er noch Zeit. Vielleicht wäre etwas zu essen nicht schlecht. So stand er auf, ging zu einem Ritter: „Ich habe die Nummer zwanzig. Da kann ich mir doch noch was zu essen besorgen?“ Die schattenhafte Gestalt schien ihn anzusehen: „Essen? Oh, du bist ja ein Hanyou. Ja, ich denke, du darfst dir etwas holen. Dort hinten ist ein Fluss, da müsstest du Fische finden können. Weiter würde ich nicht weggehen. Flucht bestraft der Kessel mit dem Tode.“ „Ja, schon klar.“ Er sprang in die angegebene Richtung. Fisch. Nicht Kagomes Ramen. Das wäre ihm viel lieber gewesen. Überhaupt, Kagome ansehen zu können, Sango, Miroku...Nun, er trug sie mit sich, aber das war in diesem Fall eher schlecht. Während der Fisch grillte, schloss der Hanyou wieder die Augen, versuchte, seine Freunde in seiner Seele zu finden. Die durchscheinenden Geister wirkten erfreut, als sie ihn sahen. „Inuyasha!“ Kagome kam herangelaufen, wollte ihn umarmen. Da das nicht ging, ließ sie ein wenig mutlos die Hände fallen: „Du hast schlafen können?“ fragte sie bloß. „Ja. Jetzt bin ich wieder fit.“ „Das ist gut.“ Miroku und Sango kamen ebenfalls zu ihm. Der Mönch fuhr fort: „Der Weg ist sicher schon mit Fallen gespickt. Mehr Sorge macht mir allerdings diese Prüfung am Eingang des Labyrinths.“ „Warum? Da steht einer, fragt etwas und schickt einen dann weiter.“ „Schon.“ Die Dämonenjägerin zögerte: „Aber….Dieser Ordensmeister sagte, aus der Antwort wird sich der weitere Weg ergeben. Was, wenn man da schon bei einer falschen Antwort buchstäblich in den Tod geschickt wird, ohne sich wehren zu können?“ „Keh! Ich kann mich immer wehren. Gegen Bannkreise hab ich ja das rote Tessaiga.“ „Ja, natürlich. Ich meinte nur, wenn du dir bei der Beantwortung der Frage nicht sicher bist, vielleicht können wir dir dabei helfen. Damit wir nicht nur Ballast für dich sind.“ Der Hanyou schnaubte leicht verächtlich. Trauten sie ihm denn gar nichts zu? Andererseits war es wohl wirklich schwierig für sie, hier nur rumzusitzen und ihm zuzugucken, ohne selbst etwas tun zu können. „Das werden wir ja sehen“, sagte er daher bloß: „Kagome, alles in Ordnung?“ „Ja, mach dir keine Sorgen“, meinte die prompt. Sie wollte ihn nicht ablenken, in dem sie ihm verriet, dass sie durch das Eingesperrtsein hier und die Hilflosigkeit schon fast an die Decke gegangen war. Er sollte sich keine Gedanken um sie machen, jedenfalls nicht mehr, als unbedingt notwendig, denn sonst wäre er unaufmerksam. Und das konnte in diesem Turnier nur tödlich sein. Inzwischen hatte sie verstanden, warum er so wütend gewesen war, dass er sie drei nun mit dabei hatte. „Es ist nur…manchmal würde ich so gern einen Pfeil nehmen und…na ja. Du weißt schon. Es ist so schwer, nur Zuschauer zu sein. Ich drück dir jedenfalls die Daumen.“ Und da Inuyasha etwas zweifelnd seine Hände anguckte: „Ach, das sagt man nur so. Ich wünsche dir Glück!“ „Ich esse jetzt mal. Und dann bin ich ja irgendwann auch dran. Also, bis später...“Er verschwand und seinen Freunden blieb nichts anderes übrig, als ihm beim Grillen zuzusehen. Während der Nacht wurden weitere Kandidaten losgeschickt. Die ersten Strahlen der Morgendämmerung zeigten sich, als ein Ritter zu Inuyasha kam: „Du bist der Nächste. Komm.“ Der Hanyou sprang auf, folgte dem Ordensmitglied zur anderen Seite des Tales. Dort blieb der Ritter stehen: „Hier beginnt der Pfad, der in die Berge führt, zum Eingang des Labyrinths. Wie allen sage ich auch dir: wenn du diesen Pfad beschreitest oder auch später das Labyrinth, gibt es keine Hoffnung für dich.“ „Keh! Das werden wir sehen.“ „Ja. Wir rechnen allerdings nicht damit, dass mehr als fünfzehn das überleben. Und das wäre schon Rekord. Dennoch, Hanyou. Viel Glück.“ „Ihr seid wirklich aufbauend“, murrte Inuyasha: „Aber natürlich habt ihr es auch noch nie mit jemandem wie mir zu tun gehabt.“ Er betrat den schmalen Pfad, der steil aus diesem Tal hinausführte. Der Ritter wandte sich mit gewissem Kopfschütteln ab. Inuyasha hatte sich rasch vergewissert, dass der Weg an sich in Ordnung war, wohl keine Fallen aufwies und sprang mit großen Sätzen weiter, als die aufgehende Sonne ihm Licht bot. Aus irgendeinem Grund wollte er schnell sein, diese Prüfung hinter sich bringen, obwohl ihm klar war, dass die Fallen da waren, gleich, ob er sie schnell oder langsam erreichen würde. Als er die Passhöhe erreichte, sah er sich um. Bislang hatte er keine Spur von den Youkai gesehen, die vor ihm gestartet waren, sah man von einzelnen Fußabdrücken auf dem Pfad ab. Vor ihm lag nun ein dicht bewaldetes, schattiges Hochtal. Wenn er das recht erkannte, führte der Pfad auf der anderen Seite wieder hinauf, diesmal höher. Und dahinten stiegen wirklich sehr hohe Gipfel auf. Dort irgendwo musste das Labyrinth beginnen. Er sog prüfend die Luft ein. Da war nichts Verdächtiges. Nun gut. Die Fallen waren ja auf Youkai ausgelegt und sollten wohl nicht so rasch erkennbar sein. Immerhin gab es auch andere Youkai-Arten außer Hunden und sie alle hatten eine ganz gute Sinnenausstattung. Aber es half ja alles nichts. Er musste weiter, ehe dieser dämliche Kessel annahm, er wolle sich drücken. Er hegte keinen Zweifel daran, dass dieser ihn tatsächlich umbringen könnte und wollte. Warum auch immer. So machte er sich auf den Weg hinunter in das Tal. Die drei Gefangenen in seiner Seele betrachteten angespannt das Bild, das sich ihnen bot, auf Scherereien gefasst. Miroku machte einen Schritt näher an die Wand, die ihnen zeigte, was Inuyasha sah: „Oh...wie wunderschön…“ Die beiden Mädchen sahen erst sich an, dann ihn: „Der Wald sieht doch aus wie jeder?“ meinte dann Kagome. „Nein, die Musik. Hört ihr nicht dieses Singen?“ Er machte noch einen Schritt, stand nun direkt vor dem Bild: „Es ist so schön…oh, ich muss dahin…Inuyasha, geh nur…ja, genau…“ „Ich höre nichts.“ Kagome zuckte etwas die Schultern: „Aber Inuyasha hört es anscheinend auch, denn er geht in die Richtung.“ „Ja“, stöhnte Miroku: „Das ist so wundervoll. - Die Sängerin ist sicher eine bezaubernde Person. Ich muss sie sehen.“ „Hat es dich jetzt?“ Kagome blickte zu Sango, die offenbar nachdachte: „Was ist? Hörst du auch etwas?“ „Nein. Und genau das macht mich stutzig. Wieso hört es jedes männliche Wesen, aber kein weibliches?“ „Eine Falle?“ „Ich fürchte.“ Die Dämonenjägerin nickte zu dem Mönch, der ganz verzückt da stand: „Und Inuyasha geht auch schnurgerade in die richtige Richtung. Ob er auch so verzaubert ist?“ „Aber wer…?“ „Ich habe einmal von Wesen gehört, die irgendwo jenseits des Meeres leben, in einem fremden Land. Sie sollen mit wunderschönen Liedern Männer anlocken, um sie zu töten und zu fressen.“ „ Sirenen, meinst du? Wir müssen Inuyasha warnen!“ Kagome sah sich hektisch um, obwohl sie wusste, dass sie hier nicht herauskamen oder sich mit dem Hanyou verständigen konnten. „Das geht nicht. Wir können nur hoffen, dass er rechtzeitig aufwacht. Immerhin ist er ja nicht so auf Frauen aus, wie unser ehrenwerter hoshi-sama.“ Sango klang ein wenig zynisch: „Ja, Sirenen heißen diese Wesen, wenn ich mich recht erinnere. Sie verführen die Männer und ….naja….und ihre Opfer merken zu spät, dass sie keine menschlichen Frauen sind, wahrscheinlich erst, wenn sie schon ihre Zähne in sie schlagen.“ „Ihre Zähne? Hu!“ Kagome begriff, was das auch für sie bedeuten mochte: „Inuyasha! Osuwari!“ schrie sie ohne Ergebnis: „Verdammt. Wenn ich draußen wäre, würde ich ihn zu Boden schicken, damit er aufwacht. Aber wie soll das hier gehen?“ Inuyasha folgte dem Klang der wunderschönen Stimme wie in Trance. Nichts war mehr wichtig außer der Sängerin dieses Liedes. Die verlockenden Töne riefen nach ihm, riefen in ihm eine Sehnsucht wach, die er so noch nie empfunden hatte. Als er die Sängerin entdeckte, blieb er stehen. Sie war eine Menschenfrau, wunderschön. Sie sang weiter, als sie ihn sah, winkte ihm, näher zu gehen. Fast zögernd machte er die Schritte. Irgendetwas in ihm fragte sich noch, warum eine Menschenfrau einen Hanyou zu sich winken sollte, warum sie keine Angst hätte. Aber sie war so schön…. „Hallo, Fremder“, sagte sie mit ihrer wohlklingenden Stimme: „Du bist ja ein ganz Hübscher. Diese Öhrchen…Du bist ebenso einsam wie ich, nicht wahr? Komm nur, setz dich zu mir.“ Er wollte schon gehorchen, als ihn irgendein sechster Sinn warnte. Einsam? Nein, er war nicht einsam. Lange war er es gewesen, aber nun hatte er Freunde, hatte Kagome, ja, er trug sie im Moment sogar mit sich in seiner Seele. Kagome….Wenn er an sie dachte, wurde ihm ganz warm. Er konnte ihre Augen vor sich sehen, wie sie ihn anstrahlten, wenn sie fröhlich war, wie sie ihn anfunkelten, wenn sie zornig wurde. Nein. Diese Frau war schön, aber sie war nicht so lebendig wie Kagome, nicht seine Freundin. Der Bann der Melodie fiel von ihm ab und er fasste instinktiv sein Schwert: „Was hast du vor?“ Die Frau begann wieder zu singen. Aber diesmal verfehlten die Töne ihre Wirkung. Was auch immer das hier war, dachte Inuyasha, das war sicher eine Falle in diesem Turnier. Noch einmal würde er vielleicht nicht aus der Trance erwachen, dann tun müssen, was immer sie wollte. Als er mit einem mächtigen Satz vorsprang, fiel sein Blick noch auf einige Youkai-Knochen, die hinter ihr in den Büschen verborgen waren. Mit gewissem Zorn holte er aus: „Sankontessou!“ Die Mädchen hatten erleichtert aufgeatmet, als er nicht näher gegangen war, nun sogar angriff. Sie brauchten nur einen Blick auf den vollkommen weggetretenen Miroku werfen um ahnen zu können, welche Wirkung das Lied hatte. Warum auch immer Inuyasha aufgeweckt worden war, es konnte nur von Vorteil sein. Und jetzt erst schien der Mönch langsam aus seiner Trance zu erwachen. „Was…was ist passiert?“ fragte er verwirrt. „Du wärst nur um ein Haar gefressen worden“, sagte Kagome prompt. Da er verständnislos guckte, erzählte sie ihm, was geschehen war. Inuyasha ging vorsichtig weiter. Einmal kam es ihm so vor, als ob er noch einmal solch einen bezaubernden Gesang hören würde, weit hinter sich, aber er bemühte sich, nicht hinzuhören, sich auf den Weg zu konzentrieren. Er wusste, dass er knapp entkommen war und wollte nicht ausprobieren, ob der Gesang einer zweiten dieser seltsamen Frauen auf ihn die gleiche Wirkung ausüben würde. Außerdem musste er aus diesem Tal, zum Eingang des Labyrinths und das sollte er besser geschafft haben, ehe es dunkel wurde. Soweit er gesehen hatte, stieg der Pfad steil an, hinauf ins Hochgebirge und er hatte keine Lust, in irgendeine Schlucht zu fallen. Vier Stunden später erreichte Sesshoumaru das Hochtal. Auch er vernahm das verlockende Lied. Mit einem seltsamen Laut folgte er der Melodie. Eine schöne Frau lächelte ihn an, als sie ihr Lied abbrach: „Fremder…oh, du bist ein starker Youkai. Komm, setz dich zu mir. Ich werde noch ein wenig für dich singen.“ „Hast du wirklich geglaubt, ich falle auf deinen Verführungszauber herein, Sirene?“ Er machte eine rasche Handbewegung. Seine Youki-Peitsche fuhr durch die Luft, zerteilte die Frau, ehe diese reagieren konnte. Er drehte sich um, nahm seinen Weg wieder auf. Er war ein wenig verärgert, dass diese Sirene angenommen hatte, jemand wie er würde auf das Lied hereinfallen. Allein dafür, dass sie es versucht hatte, hatte sie sterben müssen. Er dachte kurz nach. Soweit er wusste, waren Sirenen nie allein, traten immer in Gruppen auf. Was wohl aus den Youkai geworden war, die vor ihm diesen Weg entlang geschickt worden waren? Die weiblichen dürften heil durchgekommen sein, aber sonst? Nun, während Sirenen mit einer Mahlzeit beschäftigt waren, würden sie kaum neue Opfer anlocken. Wie es wohl Inuyasha ergangen war? Der Hanyou war sicher nicht in der Lage, sich dem magischen Lied zu widersetzen. Dazu besaß er kaum eigene Zauberkräfte, die ihn schützen würde. Wieso dachte er schon wieder an seinen Halbbruder? Nun, vermutlich nur, weil der der Einzige war, der ihm gefährlich werden könnte. Er blieb stehen. Seine Nase verriet ihm, dass dort eine tote Sirene war. Und den Geruch des Hanyou. Neugierig geworden sprang er hinüber, betrachtete kurz die Tote. Der Klauenangriff hatte sie zerfetzt. Hm. Inuyasha war doch deutlich stärker geworden, in der letzten Zeit. Überdies war es interessant, dass der Bastard es geschafft hatte, dem Zauberlied zu widerstehen. Das könnte wirklich eine Herausforderung werden, mit ihm zu kämpfen. Wenigstens etwas, das an diesem Turnier ein wenig vergnüglich wäre. ********************************************************* Nun, im "Labyrinth der Fallen" wird sich auch Sesshoumaru nicht mehr langweilen. Vorausgesetzt, dass beide Halbbrüder die Logikprüfung zu Beginn überstehen... Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet worden ist. bye hotep Kapitel 6: Das Labyrinth der Fallen ----------------------------------- Inuyasha ist wild entschlossen, seine Lebensschuld auszugleichen und zu überleben. Doch ob ihm das etas in der nächsten prüfung hilft? Das Logik-Rätsel nennt sich im Urspung: Dame oder Tiger, und ich habe es ein wenig angepasst. Wer von euch kann es lösen? 6. Das Labyrinth der Fallen Inuyasha blieb stehen. Er war nun schon stundenlang immer höher in die Berge gegangen. Die einzige Falle, die er noch bemerkt hatte, war ein Bannkreis gewesen, den er mit dem roten Tessaiga geöffnet hatte. Und diese Barriere war seltsam gewesen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie starke Youkai abhalten sollte. Aber eigentlich war es ihm auch vollkommen egal. Er musste jetzt den Eingang zu diesem Labyrinth finden, den Prüfer, und dem seine Antwort geben. Und da vor ihm schien endlich das Ziel zu sein. In der Abenddämmerung erkannte er eine steil aufragende Felswand in deren Mitte sich eine Höhle öffnete. Er lief hin: „Hallo?“ „Ach, herzlich willkommen“, antwortete die Stimme eines älteren Mannes: „Komm nur herein. Du bist Kandidat Zwanzig, nicht wahr?“ „Wenn du so willst, alter Mann. Ich bin Inuyasha.“ Der Hanyou betrat die Höhle. Fackeln beleuchteten sie. Es wirkte fast wohnlich und er erkannte rechter Hand Matten, auf denen eine menschliche Gestalt saß. Im Hintergrund der Höhle befanden sich drei Türen. „Soso, Inuyasha. Du bist ein Hanyou, nicht wahr? Der erste Hanyou, der an dem Kesselturnier teilnimmt. Und du hast es bis hierher geschafft. Nicht schlecht. Ich habe immer gedacht, Hanyou taugen nicht viel. Aber, entschuldige…“ Er hob die Hand: „Ich wollte dich nicht beleidigen. Nun, wie du weißt, sollst du mir eine Frage beantworten. Du hast in den vergangenen Prüfungen Mut und Stärke bewiesen. Nun soll geprüft werden, ob du auch denken kannst.“ Oh, dachte Inuyasha, dem klar war, dass Logik nicht gerade seine starke Seite war: „Warum denn das?“ „Das ist eben so. Ich stelle dir eine Aufgabe, die durch Logik zu lösen ist. Löst du die Aufgabe falsch, wird das dein Tod sein. Sieh dort die drei Türen. Auf jeder der Türen befindet sich ein Schild. Sie geben dir den Hinweis, welcher Weg durch das Labyrinth der richtige ist. Nun, auch dieser ist voller Gefahren, aber die anderen beiden führen in den sicheren Tod. So. Du bekommst noch einen Hinweis von mir. Das Schild, das den richtigen Weg zeigt, sagt die Wahrheit und mindestens eines der anderen beiden Schilder lügt. Sag, durch welche Tür willst du gehen?“ Der Hanyou starrte ihn an. Das war ja ein toller Hinweis. Und eine noch idiotischere Prüfung. Er ging zu den drei Türen. Sollte er würfeln? Das waren ja noch dämlichere Schilder, als er schon befürchtet hatte. Auf dem Schild der ersten Tür stand: „Tür zwei ist der Tod“. Auf der mittleren Tür stand: „Hier ist der Tod“ und auf der rechten: „Tür eins ist Tod.“ Er holte tief Luft. Das war ja so etwas von bescheuert. Der Prüfer hatte den Atemzug gehört: „Versuche nicht, zu wittern, wohin die vor dir gegangen sind. Die richtige Tür ändert sich von Fall zu Fall.“ „Ja, toll...“ murrte der Hanyou. Da blieb nur ein Weg. Er schloss die Augen, um in seine Seele zu gehen. Seine drei Freunde erwarteten ihn schon. Sie wussten alle, wie ungern er nachdachte und keiner der drei Menschen nahm an, dass er für solche Logikaufgaben geschaffen war. Er sah sie auch an: „Und?“ „Nummer eins“, sagte Sango prompt. Und da er sie anstarrte: „Es ist doch einfach. Wenn das Schild, das den richtigen Weg zeigt, die Wahrheit sagt, kann der richtige Weg nicht die Tür zwei sein. Wenn der richtige Weg aber die rechte Tür wäre, würden alle drei Schilder stimmen. Und der Prüfer hat doch gesagt, dass mindestens ein Schild falsch ist. Darum kann es nur die linke Tür sein, die erste.“ „Vorausgesetzt, dass der Prüfer die Wahrheit gesagt hat“, wandte Miroku ein: „Aber ich denke schon. Die Prüfungen sind zwar tödlich, aber die Ritter haben noch nie gelogen.“ „Also die erste. Na schön. Dann hoffen wir mal das Beste.“ Inuyasha kehrte zu seinem Bewusstsein zurück und drehte sich zu dem Prüfer um: „Ich nehme die erste.“ „Dann öffne sie.“ „Gleich. Eine Frage habe ich noch: stellst du jedem, der herkommt, die Frage?“ „Ja. Aber die richtige Tür ist jedes Mal eine andere.“ „Kann ich dann andere Kandidaten treffen, da im Labyrinth?“ „Unwahrscheinlich. Aber möglich wäre es, ja. Warum?“ Diese Frage hatte wirklich noch niemand gestellt. „Nur so.“ Inuyasha öffnete die erste Tür. Dahinter gähnte ein dunkler Schacht. Was soll es, dachte er und sprang hinunter. Falls Sango falsch gelegen hatte, würde er irgendwie sterben, ansonsten würde eben unten diese dämliche Prüfung weitergehen. Aber Sango konnte denken. Er landete auf festem Boden. Im gleichen Moment knarrte etwas. Dann war um ihn nur noch Stille und Dunkelheit. „Na toll, “ sagte er laut. Seine Stimme hallte ein wenig. Er schien sich in einem abgeschlossenen Raum zu befinden, wie eine Höhle. Vorsichtig machte er einige Schritte, die Hände ausgestreckt. Tatsächlich berührte er bald Fels. Als er sich in der Finsternis dort entlang tastete, konnte er feststellen, dass der Raum rund war. Und keine Tür besaß. Aber hier musste es doch irgendwie weitergehen? Er rieb sich die Stirn. Hatte der alte Mann oben etwas gesagt, was er überhört hatte? Es sollte geprüft werden, ob er denken könne? Aber wie sollte man im Dunkeln denken, wenn es keinen Ausgang gab? Moment, dachte er. Wenn es an den Wänden nichts gab und er von oben gekommen war, müsste es nach unten weitergehen. So bückte er sich, witterte er sorgfältig. Tatsächlich. Da war ein Luftzug. Als er weitersuchte fand er schließlich eine Klappe. Diese öffnete sich zu einem weiteren Schacht. Anscheinend fand dieser dämliche Kessel es witzig, die Leute hier sitzen zu lassen. So sprang er wieder ins Unbekannte. Diesmal war es nicht tief. Und als er landete, erhellten Fackeln an den Wänden einen in den Fels gehauenen Gang. Immerhin etwas. Er sah sich um. Da nichts von noch einer Falle zu entdecken war, machte er sich langsam auf den Weg. Es schien ihm endlos vorzukommen, aber je länger nichts geschah, umso aufmerksamer wurde er. Dieses Kesselturnier war tödlich und wenn die Ritter schon gesagt hatten, dass kaum ein Drittel der Kandidaten dieses Labyrinth überleben würde, war es ganz sicher nicht gerade einfach, hier durchzukommen. Und er musste es doch schaffen, um seine drei Freunde wieder in Sicherheit bringen zu können. Im gleichen Moment erloschen die Fackeln. Instinktiv machte der Hanyou einen gewaltigen Satz nach vorne. Irgendetwas dröhnte an der Stelle, an der er sich eben noch befunden hatte. Und dann gingen die Fackeln wieder an, wieso auch immer. Er blickte sich um und holte tief Luft. Ein riesiger Stein war von der Decke nach unten gefallen. Wenn er nicht unverzüglich, ohne Schrecksekunde, und weit genug gesprungen wäre, als es dunkel wurde, wäre er zermalmt worden. Kein Wunder, dass das hier schwer war, durchzukommen. Irgendwo quietschte etwas und der Stein wurde wieder angehoben. Ganz offenkundig wurde die Falle für den nächsten Kandidaten wieder in Stand gesetzt. Ob er dem irgendwie eine Warnung zukommen lassen konnte? Aber wie? Außerdem müsste er selbst zusehen, dass er an den nächsten Fallen vorbeikäme. So kehrte er dieser den Rücken zu und ging weiter. Der Gang wand sich durch den Berg. Immer wieder schien er fast im Kreis zu laufen, bergauf, bergab. Inuyasha blieb stehen. Vor ihm befand sich ein Loch, das die gesamte Breite ausfüllte, gewiss auch fünf Meter lang war. Vorsichtig versuchte er den Boden zu erkennen, aber da war nur Schwärze. Allerdings verriet ihm seine Nase, dass es wohl recht tief hinabging. Was sollte das denn sein? Er fasste instinktiv an sein Schwert. Es wäre für ihn, und wohl auch für jeden Youkai, der zu diesem Turnier gezwungen war, ein Leichtes, hier drüber zu springen. Das mussten doch auch der Kessel und seine Ritter wissen. Er betrachtete die Wände, den Boden jenseits des Grabens. Eigentlich sah das hier alles aus wie immer. Aber was sollte das Loch hier? Wurde man plötzlich angegriffen und sollte das die Flucht erschweren? Erneut blickte er angespannt um sich. Er hatte schon zuviele Angriffe aller möglichen Lebensformen erlebt, um nicht auch damit zu rechnen, dass sie aus der Gangwand kommen würden. Und er müsste Kagome und die anderen doch beschützen. Aber alles war wie zuvor. Moment. Nein. Die rechte Wand sah nicht aus, wie immer. Als er genauer hinblickte, erkannte er, dass dort kleine Vorsprünge waren, wie winzige Stufen. Misstrauisch geworden, guckte er noch einmal genau alles an. Und dann entdeckte er die Falle über sich. Wenn jemand über dieses Loch springen würde, würde er eine gespannte Schnur berühren - und aus der Decke würde etwas kommen. Die Löcher dort oben waren passend für Pfeile, sogar für Lanzen. Also durfte er nicht springen. Da waren sogar mehrere Schnüre. Wenn er dort an der Wand entlang klettern würde, müsste er eben aufpassen, diese Leinen nicht zu berühren. Und er würde heil dort auf der anderen Seite ankommen. So machte er sich vorsichtig an die Erklimmung der kleinen Stufen. Die Menschen in seiner Seele hatten aufgeatmet. „Er ist achtsam!“ sagte Kagome erleichtert: „Das sind so gemeine Fallen.“ „Ja. Kein Wunder, dass die Ritter gesagt haben, dass das hier die tödlichste Prüfung sei.“ Sango nickte leicht: „Und da kommt sicher noch einiges. Hoffentlich bleibt er so aufmerksam.“ Die anderen beiden nickten nur. Sie alle kannten Inuyashas Ungeduld, wie rasch er die Konzentration verlor. Irgendwann würde er anfangen, leichtsinnig zu werden. Sie konnten nur hoffen, dass sie dann schon aus dem Labyrinth draußen waren. Eine magere Hoffnung. Sie hatten nicht vergessen, dass die Ritter erwähnt hatten, nur ein Drittel der Prüflinge käme lebendig hier wieder raus. Nun, bislang schien Inuyasha auch daran zu denken. Inuyasha bog erneut um eine scharfe Kurve - und erstarrte. Vor ihm leuchtete unerwartet ein Licht auf, das ihn blendete. Er konnte praktisch nichts mehr erkennen, und seine Instinkte trieben ihn voran. Er musste an diesem Licht vorbei sein, dann würde er wieder etwas sehen können. So machte er einen großen Sprung vorwärts, ging dann aber deutlich langsamer weiter. Immerhin hatte das Labyrinth schon einige Ecken aufgewiesen und er verspürte keine Lust, an einer Wand zu landen. So ging er seitlich, berührte die Mauer, tastete sich so weiter voran. Die Lichtquelle lag auf diese Art bald hinter ihm. Er stand an einer plötzlichen Haarnadelkurve und es fehlte nicht viel, dass er das Schicksal so manch anderem geteilt hätte. Er war noch geblendet von dem hellen Licht, als der Geruch nach Fäulnis und Verwesung in seine Nase stieg - aus einer Tiefe empor. Er warf sich sofort zurück, wartete, bis sich seine Augen wieder an das Dämmerlicht gewöhnt hatten. Dann allerdings biss er die Zähne zusammen. Vor ihm hörte der Boden auf. Erst gut zwanzig Meter vor ihm lief der mit Fackeln beleuchtete Gang weiter. Der Zwischenraum wurde von einem Netz ausgefüllt, in dem einzelne Skelette verschiedener Rassen von Youkai hingen. Manche davon konnte er zuordnen, andere Gerippe hatte er nie zuvor gesehen. Mitten drin saß ein monströses Wesen, ähnlich einer Spinne, nur zählte er zwölf Beine und die Kiefer waren auch größer als von jeder Spinne, die der Hanyou je gesehen hatte. Und was jetzt? Der Sprung nach vorne über zwanzig Meter wäre kein Problem gewesen, aber die Überreste der Youkai im Netz boten einen eindrucksvollen Beweis dafür, dass der Netzbesitzer wohl recht geschickt war, was das Einfangen von Beute betraf. Er zog Tessaiga. Er wollte hier durch, musste hier durch und zwar so schnell wie möglich. Immerhin würde er den Kandidaten, die nach ihm kamen, diese Falle vom Hals geschafft haben. So ließ er die Macht der Windnarbe frei: „Kaze no kizu!“ Das Wesen hatte dem nichts entgegen zu setzen. Als er in weitem Satz über das Netz sprang, überlegte er, warum eigentlich niemand der Youkai vor ihm es geschafft hatte, diese Spinne zu zerstören. Da waren doch sehr starke dabei gewesen? Aber eigentlich wäre es egal, ob die anders weitergekommen waren, diese Kesselritter jedem eine neue Spinne präsentierten - er war hier durchgekommen. Und damit auch Kagome und seine Freunde. Die Fackeln im Gang wurden immer spärlicher. Dafür tauchten immer mehr Hindernisse im Gang auf, die zu überspringen oder überklettern waren. Inuyasha setzte gerade über eine zwei Meter hohe Mauer, als er von der Ahnung eines Geruchs alarmiert wurde. Nach der Landung überprüfte er die Witterung, die er da gerade in die Nase bekommen hatte. Aber nun war nichts mehr da. Allerdings war er sicher, dass er etwas gerochen hatte, nur den Hauch eines Geruches, eine Vermutung. Es hatte nach einem Lebewesen gerochen, einem großen Lebewesen. Und nach verdorbenem Fleisch. Vorsichtig richtete er sich in der dichten Dämmerung auf, versuchte, etwas herauszufinden. Aber er konnte nichts hören, nichts wittern, geschweige denn, etwas sehen. Aber da war etwas gewesen. War das die Falle, an der die meisten scheiterten? Immerhin hatten die Ritter doch gesagt, dass nur wenige hier überleben würden. Er fasste nach Tessaiga. Hier weiterzugehen war sicher gefährlich, aber es half nichts. Lautlos schlich er weiter, versuchte, sich auf seine Nase, seine Ohren zu verlassen. Die Fackeln brannten nur noch in großen Abständen - und diese wurde immer ausgedehnter. Er hätte niemandem sagen können, wie lange er in der Dunkelheit herumgelaufen war, als er plötzlich einen widerlichen Gestank wahrnahm. Und, dass sich etwas über ihm bewegte. Er wollte noch sein Schwert ziehen, als sich irgendein Ding wie eine glühende Nadel in seinen Hals bohrte. Sesshoumaru hatte unterdessen den Graben erreicht. Fünf Meter hinüber zu springen erschien ihm eigentlich keine passende Herausforderung in diesem Turnier. Das würde sogar der Hanyou geschafft haben. Im gleichen Moment witterte er seinen Halbbruder. Ein wenig irritiert stellte er fest, dass sich dieser an der Mauer entlang bewegt hatte, statt zu springen. Nun ja, Inuyasha war ein Trottel, aber er war auch faul und ganz sicher würde er nicht mühsam klettern, wenn es nicht notwendig wäre. So betrachtete er noch einmal, sorgfältig die Decke, die Wände - und entdeckte ebenfalls die gespannten Schnüre, die Speerfalle. Also war das an der Wand entlang der einzige Weg, um heil durchzukommen. Als er hinüberkletterte, dachte er bei sich, dass er froh war, hier allein zu sein. Das sah sicher ein wenig würdelos aus. Aber dann dachte er nicht mehr an andere. Dies tat er erst wieder, als vor ihm das Netz war, dessen Besitzer eindeutig die Windnarbe zu spüren bekommen hatte. Eigenartig. Warum hatte ausgerechnet Inuyasha diese Spinne zerstören können? Oder gab es hier zwei Wege durch dieses Labyrinth und sie beide hatten nur aus Zufall diesen genommen, alle anderen hatten einen anderen gewählt? Das wäre auch unwahrscheinlich. Aber noch undenkbarer wäre es, wenn alle neunzehn Youkai zuvor schon gescheitert wären und nur ausgerechnet der einzige Hanyou bis hierher vorgedrungen wäre. Nein. Hier war definitiv etwas anders, als angekündigt. Aber was? Oder war zwischen Inuyashas Besuch hier und seiner eigenen Ankunft zu wenig Zeit vergangen, als dass die Ritter die Falle neu hatten aufbauen können? Nun, zugegeben, er hatte nicht sehr viel Zeit unterwegs verschwendet, auch das Logikrätsel hatte keinen langen Aufenthalt bedeutet. Aber dennoch: soweit er verstanden hatte, hatte Inuyasha die Nummer zwanzig und er die vierundzwanzig gezogen gehabt. Ein Unterschied von vier Stunden. Den konnte nicht einmal der Hanyou vertrödeln. Oder hatte der schon wieder essen und schlafen müssen? Auch das passte nicht zusammen. Und wo waren die drei Youkai, die zwischen ihnen gewesen waren? Er versuchte sich genau zu erinnern. Waren da andere Gänge abgebogen? Hatte er solche übersehen? Manchmal war es so dunkel gewesen, dass das möglich gewesen wäre. Aber er war immer dem beleuchteten Gang gefolgt. Es hatte auch keinen Wegweiser auf etwas anderes gegeben. Die Ritter hatten gesagt, das sei die tödlichste Prüfung. Aber was stimmte hier nicht? In jedem Fall musste er weiter. So setzte er problemlos über das Netz. Soweit er auf der anderen Seite riechen konnte, war Inuyasha hier gewesen. Aber danach wohl niemand mehr. Und das war mehr als merkwürdig. Natürlich war es rein zufällig möglich, dass genau die drei Youkai zwischen ihm und dem Hanyou in einer der Fallen gestorben waren. Aber zumindest dieses Spinnennetz hatte ihnen nicht mehr zum Verhängnis werden können. Er blieb stehen, witterte sorgfältig. Wenn er das so recht betrachtete, waren vor Inuyasha schon Youkai hier entlanggekommen. Aber Stunden vorher. War diese Logikprüfung etwa eine Farce? Gleich, welche Antwort man gab, man landete nur einfach in einem anderen Gangsystem in diesem Labyrinth? Das würde erklären, warum von den anderen hier kaum einer vorbeigekommen war. Er hatte die Startnummer vierundzwanzig bekommen. Bei den Möglichkeiten in der Logikprüfung bedeutete das, dass nur maximal acht diesen Weg hier genommen hätten. Vorausgesetzt, niemand von denen war an den Sirenen gescheitert. Und das konnte durchaus möglich sein. Jetzt fiel ihm auch ein, dass er nur in dem Spinnennetz Überreste von Youkai gesehen hatte. Das klang nach einem miesen Trick des Kessels. Wobei, die Ritter hatten nicht gelogen. Sie hatten gesagt, je nach Antwort werde man auf einen Pfad geschickt. Und das stimmte. Er sah sich noch einmal in dem Gang um, ehe er sich wieder auf den Weg machte, in die immer tiefer werdende Dunkelheit hinein. Die Hindernisse, die da aufgebaut waren, interessierten ihn nicht. Weder Mauern noch sonst etwas war eine echte Störung für ihn. Aber das Turnier war auf Youkai ausgelegt und er nahm nicht an, dass das ohne Grund so einfach war. Irgendetwas würde noch kommen. Er erstarrte, als er etwas witterte, das er nicht einordnen konnte. Das roch nach Fäulnis, Verwesung, aber auch nach Angst und er konnte eine große Menge Youki spüren. War da etwa ein Youkai zum Opfer einer Falle geworden? Aber was roch so widerlich? Es war allerdings vollkommen gleich. Er müsste zusehen, dass er dieses Labyrinth rasch hinter sich brachte, dieses gesamte Turnier. Es war reine Zeitverschwendung, sich hier durchbewegen zu müssen. Aber die Regeln des Kesselturniers waren klar. Wer eingeladen wurde, hatte keine Wahl mehr. So ging er weiter. Vor ihm schien es heller zu werden. War da etwa der Ausgang aus diesem Tunnel? Aber von dort kam auch der Geruch nach Fäulnis und verstärkte sich mit jedem Schritt. Er war versucht, sich die Nase zuzuhalten, aber das wäre seiner nicht würdig. So beschleunigte er etwas, um so rasch es ging, dem Gestank zu entkommen. Etwas bewegte sich über ihm und er griff instinktiv noch zum Schwert, als er einen brennenden Schmerz an der linken Halsseite spürte. Die letzte Wahrnehmung, ehe er zusammenbrach. *********************************** Jetzt ist es passiert. Trotz aller Vorsicht hat er/sie/es beide Hundebrüder erwischt. Und nun? Das erfahrt ihr im nächsten Kapitel: Halbbrüder. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält von mir, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 7: Halbbrüder --------------------- Die armen Hunde sind in einer Falle gelandet. Aber manchmal ist es gut, Halb-Brüder zu sein.... 7. Halbbrüder They are blinded by a lie They don’t know even why So many men must die This is Blood Brothers fight (Domine: “Blood Brothers Fight”) Inuyasha erwachte mit dem Gefühl, dass etwas Schreckliches passiert war. Ihn umgab ein widerlicher Gestank. Als er die Augen öffnete, erkannte er in dem schwachen, rötlichen Licht auch den Grund. Er lag in einer tiefen Grube, umringt von Überresten von Youkai. Einige schienen aus diesem Turnier zu stammen, waren noch recht gut erhalten, andere waren nur noch Knochen, an manchen hingen noch Kleiderfetzen, oder gar Fleisch. Entsetzt sprang er auf. Wer auch immer ihn angegriffen hatte, hatte wohl angenommen, dass er auch tot war. Aber warum? Er wollte aus der Grube springen, als er entgeistert feststellen musste, dass das nicht funktionierte. Ein zweiter Blick bestätigte seine Vermutung. Er war zu einem Menschen geworden. Hatte der Unbekannte darum geglaubt, er sei gestorben? In jedem Fall musste er aus dieser Grube hinaus. Der Gestank trieb ihn mit seiner menschlichen Nase schon fast in den Wahnsinn. Es war wohl gewissermaßen ein Glück, dass er sich verwandelt hatte. Überdies war er vermutlich nur darum hier. Hatte diese Falle des Turniers etwa bis zum heutigen Tag nur vollwertige Youkai getroffen und erkannte einen Menschen nicht? Oben schien es heller zu sein. Brannte dort Licht? Er warf noch einen flüchtigen Blick auf die Toten. Einige erkannte er, hatte sie in den vergangenen Tagen schon gesehen. Verdammt. Dieser bescheuerte Kessel und sein verwünschtes Turnier! Mit gewisser Wut im Bauch machte er sich an den mühsamen Aufstieg. Als er mit dem Kopf am Rand auftauchte, erstarrte er bei dem Anblick, der sich ihm bot. Es handelte sich um eine Kuppel, deren Wände in rötlichem Licht leuchteten. Drei Gänge kamen von rechts und links aus dem Berg hier herein, ein vierter führte von ihm weg, geradeaus. Aber es gab zwei Punkte, die ihn bestürzten. Die gesamte Kuppel schien in einem gleichmäßigen Rhythmus zu pochen, zu zittern. Aus der Decke hingen zwei Gebilde herunter, die ihn an Fangarme eines Tintenfischs erinnerten, hatten sich um zwei Wesen geschlungen. An der Spitze des Fangarms befand sich jeweils ein scharfer Dorn und er entsann sich, dass ihn etwas gestochen hatte, ehe er bewusstlos geworden war. Was auch immer das war: es jagte offenkundig die Youkai, die hier im Laufe des Turniers durch mussten. Und ihn hatte es wohl durch seine Verwandlung für tot gehalten. Ernährte es sich etwa vom Youki seiner Opfer? Hatte es darum angenommen, er sei tot, weil er plötzlich kein Youki mehr hatte? Erneut sah er sich um. War es möglich, dass dieses Wesen der ganze Berg war? Ein Bergmonster? Das würde erklären, warum nichts Verdächtiges zu wittern gewesen war. Und diese gesamte Prüfung war eine Täuschung, um die Opfer hierher zu führen, zu dem, was wohl das Verdauungsorgan dieses Wesens war? Kein Wunder, dass so wenige heil durch das Labyrinth kamen. Mühsam robbte er auf den Boden der Kuppel, stand auf. Er musste hier weg, ehe er sich wieder in einen Halbdämon verwandelte. Im nächsten Moment stoppte er diesen Plan. Trotz der festen Umschlingung durch den Fangarm erkannte er weiße Haare, eine Rüstung. Sesshoumaru! Gleich, wie dieses seltsame Wesen es geschafft hatte, den Hundeyoukai zu überwältigen: das war seine Chance, seine Schuld zu begleichen, nun ihn zu retten. So näherte er sich, warf aber vorsorglich einen Blick zur Decke. Nicht, dass er auch noch so enden würde. Tessaiga konnte er ja leider im Augenblick nicht einsetzen. Aber was sollte er machen? Einfach den Fangarm wegziehen, war mit menschlicher Kraft wohl auch ein Ding der Unmöglichkeit. Hm. Er würde eben seine Freunde fragen. Aber er stellte rasch fest, dass das nicht ging. Mit der Verwandlung in einen Menschen war wohl auch die Verbindung zu den dreien in seiner Seele unterbrochen worden. „Keh!“ murmelte er. Das gab es doch einfach nicht. Ihm musste etwas einfallen, er durfte nicht aufgeben. Hm. Die Idee war lächerlich, geradezu grotesk, aber…Das würde schon klappen. Frage war nur, was sein Herr Halbbruder dazu sagen würde, bekäme er davon etwas mit. Aber das war wohl auch egal. Noch herrschte Friedenspflicht und irgendwann würden sie sowieso gegeneinander kämpfen. Immerhin wäre dann seine Schuld abgetragen. So trat er langsam zu dem Fangarm, der ebenfalls pulsierte, anscheinend sich von dem Youki versorgte. Sesshoumaru schien bewusstlos zu sein, sonst hätte er sich bestimmt gegen dieses Ausgesaugtwerden gewehrt. Aber wenn das Tier, oder was auch immer, sich von Youkai ernährte, hatte es bestimmt auch Gifte zur Verfügung, die gegen seine Opfer wirkten. Immerhin war er selbst ja auch bewusstlos geworden. Mit gewissem Zögern legte er seine Hand an das unterste Ende des Fangarms, den spitzen Dorn, schob sie dann darunter. Er konnte das Fell seines Halbbruders spüren. Und ebenso fühlen, wie der Fangarm vor ihm zurückschreckte, sich an der Stelle, wo sich seine Hand befand, zurückzog. Also erwies sich seine Idee als richtig. Ein Mensch schien diesem Wesen nicht zu schmecken. So schob er seine Hand weiter, seinen Arm, drängte sich selbst dazwischen. Die Umschlingung wurde fast postwendend lockerer. Das bedeutete allerdings auch, dass er sehr eng an den Hundeyoukai geschmiegt stand, aber das war eben notwendig, wollte er ihn aus der tödlichen Fesselung holen, seine Lebensschuld bezahlen. Immer weiter schob er sich zwischen den Fangarm und Sesshoumaru, bewegte sich langsam um diesen herum. Die Schlinge wurde immer lockerer. „Du wagst es, noch dazu in dieser jämmerlichen Gestalt…“ sagte jemand an seinem Ohr. Und das klang nicht freundlich „Halt bloß den Rand. Wenn ich nicht gerade als Mensch herumlaufen würde, würden wir beide da hinten in der Grube landen, wenn das Mistvieh uns ausgesaugt hat.“ „Lass das! Ich sterbe lieber, als die Hilfe eines Menschen anzunehmen!“ „Tja, im Moment frage ich dich aber nicht.“ Inuyasha spürte, wie sich sein Halbbruder anspannte: „Du hast mich auch nicht gefragt, als du auf der Insel meinen Angreifer erledigt hast, oder? Und außerdem sind wir dann quitt. Ich habe keine Lust, gegen dich zu kämpfen, solange ich in deiner Schuld stehe.“ Es kam keine Antwort. Aber ungeachtet der Tatsache, dass der jüngere Halbbruder die Umschlingung nun fast beseitigt hatte, bewegte sich der Hundeyoukai nicht. Inuyasha nahm das als Einwilligung und schob den Rest des Fangarms weg: „Wir müssen hier raus.“ Statt einer Antwort lief Sesshoumaru zu einem Gang. Er folgte ihm, fragte aber doch: „Bist du sicher, dass es hier rausgeht und nicht zurück in das Labyrinth?“ „Erspare mir die Vorführung, wie erbärmlich Menschen sind.“ Also konnte er da wohl etwas wittern. Na schön. Der Hanyou rannte hinterher, so rasch er konnte. Nicht, dass dieses Monster sie noch verfolgen würde. Immerhin hatte es ihn überfallen, als er noch nicht in der Kuppel gewesen war. Anscheinend konnte es sich auch durch die Gänge des Labyrinths bewegen, oder zumindest seine Fangarme losschicken. Kurz darauf erreichten sie eine weitere Höhle. Und an deren anderen Ende war endlich der Ausgang. Die Morgenröte war angebrochen. Inuyasha atmete auf, als er unter dem freien Himmel stand. Sobald die ersten Strahlen der Sonne über den Horizont kamen, lösten sie die Verwandlung aus. Erleichtert spürte er wieder Youki. Jetzt war er nicht mehr so hilflos, jetzt konnte er auch wieder Tessaiga führen. Das einzig Ärgerliche war, dass der liebe Halbbruder nun von dem Tag seiner Schwäche wusste. Aber eigentlich wäre das sowieso wurst. Nur einer von ihnen beiden würde dieses Turnier überleben. Sesshoumaru hatte mit gewissem wissenschaftlichem Interesse der Verwandlung zugeschaut. Er hatte seinen Halbbruder schon in beiden Gestalten gesehen, aber noch nie direkt die Metamorphose beobachtet. Der jähe Anstieg des Youki war in der Tat bemerkenswert. Ohne eine Bemerkung zu machen, wandte er sich ab und ging. Er konnte bereits die Ritter und einige Youkai wahrnehmen. Wie viele Prüfungen es wohl noch gab? Nun, es war gleich. Er würde sie bestehen, wie Vater sie bestanden hatte. Inuyasha kam an seine Seite, nicht willens, wie ein Dienstbote hinterher zu pilgern. Da es ihm der Hundeyoukai auch nicht verbot, gingen sie in seltsamer Eintracht nebeneinander her. Auf einer Bergwiese hatten sich die Ordensmitglieder um den Kessel versammelt. Die Prüfungskandidaten, die das Labyrinth überlebt hatten, standen oder saßen bei ihnen. Inuyasha zählte zwölf. Mit ihnen beiden also vierzehn. Vierzehn von zweiundsechzig. Was für eine miese Verschwendung von Leben! Der Ordensmeister sah ihnen entgegen: „Ihr seid also die letzten. Gut. Vierzehn ist eine gerade Zahl, das macht es bei der nächsten Prüfung einfacher. – Ich grüße die Überlebenden. Ihr seid die vierzehn Besten aus diesem Jahr. Eure Stärke, euer Mut, eure Vorsicht hat euch bis hierher gebracht. Von hier aus führt euch euer Weg nun dort hinüber. Ihr erkennt gewiss den schwarzen Berg links. An seinem Fuß liegt ein uraltes Gebäude, von Bannkreisen umgeben, die es vor dem Zutritt von Menschen schützen. Für keinen von euch dürften sie ein Problem darstellen. Dort werden wir uns wieder treffen und ihr bekommt die nächste Aufgabe erklärt. Es handelt sich um eine Kampfarena.“ Er bemerkte, wie die Blicke unwillkürlich zu den anderen Kandidaten wanderten: „Es wird nicht „jeder gegen jeden“ heißen. Aber genaueres erfahrt ihr erst dort. Geht nun. Bei Sonnenuntergang werden wir uns dort treffen.“ Die Kandidaten wandten sich ab und gingen. Was blieb ihnen auch anderes übrig. Inuyasha dachte nicht weiter nach, als er wieder neben seinen Halbbruder sprang. Der Hundeyoukai warf ihm einen raschen Blick zu, sparte sich aber das Reden, zumal der Hanyou auch nichts sagte. Aber irgendwie war es ein angenehmes Gefühl, nicht ganz allein zu sein, ein Gefühl, dass seltsamerweise beide so empfanden. Es war ein massives Bauwerk, das sie vorfanden, steinern, abweisend, für die Ewigkeit gebaut. Anscheinend fand hier ein wichtiger Teil der Prüfung statt. Die Ritter des Kessels erwarteten die Kandidaten bereits und Inuyasha fragte sich zum ersten Mal, wie sie wohl reisen mochten. Einer der Ritter trug ein Säckchen in der Hand: „Hier. Jeder von euch zieht nun ein Stäbchen. Es sind schwarze und weiße dabei, jeweils mit den Zahlen von eins bis sieben. So werdet ihr zu Paaren ausgelost, die morgen eine gemeinsame Prüfung bestehen müssen. Stellt euch bitte in der Reihenfolge der Zahlen auf.“ Als Sesshoumaru in das Säckchen griff, zog er ein weißes Stäbchen mit der Nummer fünf. Er warf einen raschen Blick auf die Reihe der Youkai mit den schwarzen Stäbchen. Dort war der fünfte Platz noch leer, ebenso der siebente. Und nur zwei hatten noch nicht gezogen, ein Youkai aus der Familie der Vögel und Inuyasha. Während der Hundeyoukai sich auf seine Position begab, überlegte er, dass ihm Inuyasha fast lieber wäre. Immerhin hatte der Tessaiga, wenn er schon sonst nicht gerade zu viel zu gebrauchen war. Und so, wie das der Leiter angekündigt hatte, müssten die ausgelosten Paare jeweils vereinigt eine Prüfung bestehen. Überdies war der Hanyou zwar vorlaut, aber er kannte dessen Kampfstil. Inuyasha hatte gewartet, bis alle anderen gezogen hatten. Nicht gerade aus Feigheit, eher aus dem Gefühl heraus, doch nichts ändern zu können. Er zog das letzte Stäbchen, ein schwarzes, und er brauchte gar nicht hinzugucken, um zu wissen, wer sein Partner morgen sein würde. Hm. Sie mochten sich ja nicht sonderlich gut verstehen, aber Sesshoumaru war stark und schlau. Und wenn sein eigenes Leben davon abhing, würde er schon dafür sorgen, dass sie diese Prüfung gewinnen würden. „So“, sagte der Ordensmeister: „Dann folgt uns nun in die Arena. Die beiden für morgen ausgelosten Partner werden die Nacht gemeinsam verbringen, um sich besser kennen zu lernen. Ihr werdet morgen gemeinsam kämpfen und Prüfungen bestehen müssen.“ Juchu, dachte Inuyasha. Eine gemeinsame Nacht mit dem so innig geliebten Halbbruder. Na, das konnte ja heiter werden. Obwohl, wenn er Sesshoumaru richtig einschätzte, würde der gar nichts sagen. Das wäre doch sicher unter seiner Würde, ein Gespräch mit einem Hanyou zu führen. Und besser kennen zu lernen? Sie wussten einiges über sich, ihre Kampfstile und Ansichten. Wozu hätten sie da auch reden sollen. Die drei Gefangenen in seiner Seele sahen sich besorgt an. „Ich weiß jetzt wirklich nicht, ob das gut oder schlecht ist, dass die beiden gemeinsam kämpfen sollen“, sagte Kagome: „Ich meine, wir alle wissen, dass Sesshoumaru stark ist, aber...“ „Ich denke, dass er nicht gerade Selbstmord begehen will.“ Sango nickte leicht: „Und wenn ich diesen Ordensmeister richtig verstanden habe, sind die Partner morgen aufeinander angewiesen. Entweder beide überstehen die Prüfung oder keiner.“ „Ja.“ Miroku dachte kurz nach: „Ich fürchte, dass da eher Inuyasha Probleme machen könnte, falls ihm Sesshoumaru irgendwie eine Anweisung geben will.“ „Danke!“ knurrte der Hanyou, der gerade in seine Seele eingetaucht war. Die drei fuhren herum. „Inuyasha!“ Kagome lief zu ihm: „Ich bin froh, dass es dir gut geht.“ „Ja, auch wenn Miroku mich anscheinend für völlig dämlich hält.“ „Das meinte ich nicht!“ sagte der Mönch hastig: „Ich dachte nur daran, dass du es nicht ausstehen kannst, wenn dir jemand sagt, was du tun sollst.“ „Auch Sesshoumaru nicht“, ergänzte Sango: „Ich meine, keiner von uns zweifelt daran, dass du stark bist….“ „Nur, ihr beide in einem Team?“ Kagome seufzte etwas. „Ach, das wird schon. Ich werde euch hier herausholen!“ Und er war verschwunden. „Nun ja“, machte Sango: „Ein Ziel hat er.“ „Aber ich mache mir trotzdem Sorgen.“ Kagome dachte an vergangene Kämpfe zwischen den Halbbrüdern. Und nicht nur sie. Es war ein kahler, steinerner Raum, nur erleuchtet von einer Fackel neben der Tür, in den die Halbbrüder geführt wurden. Unwillkürlich setzten sie sich an die entgegengesetzten Wände, lehnten sich daran. Lange herrschte Schweigen. Zum einen hätte keiner der beiden gewusst, über was er mit dem anderen reden sollte, zum anderen sah Sesshoumaru auch nicht den geringsten Grund überhaupt etwas zu sagen. Inuyasha besaß nicht seine Schweigsamkeit. Außerdem war da immer noch etwas, das an ihm nagte. Die Nacht war schon halb vorüber, als das erste Wort fiel: „Du musst dich gewundert haben, dass ein einfacher Hanyou so weit in diesem Youkai-Turnier kam.“ „Du bist kein einfacher Hanyou. Du bist Vaters Sohn.“ Huch? Inuyasha dachte fast, er hätte sich verhört: „Dann hast du erwartet, dass ich soweit komme? Meintest du das mit dem: du willst gegen den Stärksten kämpfen?“ „Diesmal kannst du nicht einfach weglaufen.“ „Ich bin noch nie vor einem Kampf weggelaufen!“ protestierte der Hanyou. „Nur vor deiner Ausbildung.“ „Das ist nicht wahr!“ „Inuyasha. Erspare mir deine erbärmlichen Ausreden. Du hast nach fünfzehn Jahren deine Ausbildung aus Faulheit hingeworfen und bist lieber durch die Welt gezogen, zu Menschen gegangen.“ „Aus Faulheit? Das ist ja wohl die Höhe! Wie sah denn diese berühmte Ausbildung aus? Weißt du das zufällig? Natürlich nicht. Der Herr Halbbruder hat ja wohl gedacht, seine Aufgabe erledigt zu haben, als er mich ein paar Youkai-Lehrern in die Hand drückte und sich dann nie wieder sehen ließ!“ „Natürlich kannte ich die Ausbildung. Es waren meine Lehrer.“ „Das erklärt wohl auch das dauernde: na ja, was kann man von einem Hanyou schon erwarten...du dämlicher Hanyou und so, was sie mir regelmäßig um die Ohren gehauen haben, oder?“ Inuyasha fauchte es nur: „Da hast du das dann her!“ „Es wird wohl gestimmt haben.“ „Keh! Ich brauche mich nicht vor dir zu rechtfertigen. Aber das Eine sage ich dir: wenn du einmal dazu gekommen wärst, dich einmal in den ganzen fünfzehn Jahren deinem kleinen Bruder gezeigt hättest, hätte ich vielleicht gewusst, warum ich das machen soll, die gesamten fünfzig Jahre. Aber nein. Diese dämlichen Lehrer haben mich von morgens bis abends schikaniert, unter Druck gesetzt, egal, wie sehr ich mich angestrengt habe. Nein. Das brauchte ich mir nicht bieten lassen. Und außerdem habe ich das alles ja gar nicht gebraucht. Das war vollkommen überflüssiger Quatsch.“ Immerhin konnte er lesen und schreiben, das gab er zu. Aber ansonsten war das eine reine Tortur gewesen, ein strikter Stundenplan von früh bis spät mit diesen dämlichen Lehrern. Und wenn er nach Sesshoumaru gefragt hatte, hatte es nur geheißen, der habe natürlich anderes, wichtigeres, zu tun, als sich um seinen kleinen, ach so törichten Hanyou-Bruder zu kümmern. Sesshoumaru sah keinen Grund, dazu etwas zu sagen. Was hatte dieser Idiot denn alles noch von ihm erwartet? Er hatte sich, wenngleich zähneknirschend, bereit gefunden, seinen Halbbruder nach dem Tode seiner Menschenmutter im väterlichen Schloss aufzunehmen. Er hatte ihm die gleiche Ausbildung, die gleichen Lehrer gegeben, die er erhalten hatte. Und der Hanyou hatte die erstbeste Gelegenheit genutzt, einfach abzuhauen, die fünfzigjährige Ausbildung eines vornehmen Youkai zu verlassen. Schön, er gab zu, dass er in den fünfzehn Jahren sich nicht sonderlich um die Ausbildung selbst gekümmert hatte. Aber wieso machte ihm das Inuyasha zum Vorwurf? Hatte der etwa geglaubt, er würde mit ihm Händchen halten? So lief eine Ausbildung eines Prinzen nie ab. Seine eigene nicht und die von niemand anderem. Weder unter Youkai noch unter Menschen, soweit er dazu etwas wusste. So herrschte wieder Schweigen. „Habe ich das gerade richtig verstanden?“ erkundigte sich Kagome bei niemand bestimmten: „Inuyasha sollte ausgebildet werden? Im Auftrag seines Bruders?“ „Da ist dann wohl einiges schief gelaufen.“ Sango nickte: „Zum einen sind sie deswegen heute noch sauer aufeinander, zum anderen…er hat nie etwas davon von erzählt.“ „Das war unser Fehler. Wir haben uns nie gefragt, woher er Lesen und Schreiben kann, oder? Wir haben immer geglaubt, dass ihm das seine Mutter beigebracht hatte.“ Miroku sah zu Kagome: „Oder hast du ihn je danach gefragt?“ „Nein. Er hat aber auch nie etwas davon erzählt.“ Sie schwieg kurz, ehe sie ehrlich fortfuhr: „Aber ich hätte jedenfalls nie geglaubt, dass ausgerechnet Sesshoumaru...ich meine, er wollte ihn doch umbringen!“ „Da lag wohl von Anfang an das Missverständnis. Sie hatten keine Eltern mehr. Und Sesshoumaru kümmerte sich nach Youkai-Art um Inuyasha. Der war zu jung, um das zu verstehen, den Unterschied zu verstehen, wie es bei seiner Mutter, wie es bei Menschen abgelaufen war. Daher türmte er nach einer gewissen Zeit. Ich meine, fünfzehn Jahre sind doch für uns oder vermutlich auch für ihn doch eine lange Zeit. Youkai sehen das wohl wieder anders. Und Sesshoumaru verachtete ihn, weil er weich, schwach gewesen war. Also nahm er ihn nie für voll. Und als er dann erfuhr, dass der kleine, schwache Hanyou ausgerechnet Tessaiga bekommen sollte…“ Sango zuckte die Schultern: „Hoffentlich kämpfen sie morgen Seite an Seite, egal, was in der Vergangenheit war. Sonst sind sie beide tot und wir gleich dazu.“ „Danke, Sango, für diese aufmunternden Worte!“ Miroku seufzte: „Ich hoffe es allerdings auch. Und bislang scheinen sie sich ja zusammen zu nehmen. Ich meine, sie sind bisher noch nicht aufeinander losgegangen.“ „Das dürfte daran liegen, weil sie wissen, dass sie früher oder später gegeneinander antreten müssen. Und sie wollen sicher nicht dem Kessel die Freude machen, sie beide zu erledigen.“ Kagome atmete tief durch: „Ich würde diesen Kessel leidenschaftlich gern einschmelzen. Was der macht ist so unfair, so gemein!“ „Ja, das ist es. Zumindest für Menschen.“ Miroku warf einen unwillkürlichen Blick an die Wand, wo sie beobachten konnte, was Inuyasha in diesem Moment erblickte: und das war Sesshoumaru: „Youkai sehen das vielleicht ganz anders. Aber in einem hast du sicher Recht, Kagome-sama. Sie wissen, dass nur einer von ihnen beiden überleben wird. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, als ob sie beide auch sicher sind, DASS es einer von ihnen beiden sein wird, der das Turnier gewinnt. Ist das Arroganz oder Selbstsicherheit?“ „Bodenloses Selbstvertrauen.“ Sango lächelte etwas: „Und das ist etwas, dass beiden eigen ist. Angeboren oder durch diese Ausbildung. Aber wir werden es sehen.“ Ja, das würden sie. Aber irgendwie machte das die Sache für die drei Seelen in der Inuyashas nicht gerade besser. *********************************************** Das nächste Kapitel "Tödliches Risiko" zeigt also entweder Teamwork oder Untergang. Nun, man kann natürlich auch einen dritten Weg suchen.^^" Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem sende ich, wie immer, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel on ist. bye hotep Kapitel 8: Tödliches Risiko --------------------------- Freut mich, dass ihr alle an den Einblicken in die Vergangenheit interessiert seid. Im Laufe der Zeit wird sich da noch einiges klären. Aber zunächst einmal müssen die beiden die nächste Aufgabe meistern: 8. Tödliches Risiko Die beiden Halbbrüder erhoben sich, als sie vor der Tür Schritte bemerkten. Schon einige Male hatten sie gehört, wie die Ordensmitglieder jeweils zwei der Kandidaten geholt hatten. Trotz ihrer guten Ohren hatten sie allerdings nie wahrnehmen können, was dann geschehen war. Zwei der Ritter des Kessels kamen herein: „Ihr beide seid dran.“ Ohne ein Wort schlossen sich die beiden den Ordensmitgliedern an, gingen nebeneinander. Inuyasha warf einen raschen Blick seitwärts. Sesshoumaru schien kühl, gelassen wie immer. Und irgendwie beruhigte ihn das. Nicht, dass er Angst gehabt hätte. Er war sicher, dass er mit allem fertig werden würde, was ihm dieser dämliche Kessel präsentierte. Aber es war beruhigend, dass er sich nur um sich kümmern müsste. Sein Halbbruder würde sich gewiss nicht darauf verlassen, dass er an seiner Seite sein würde. Er könnte seinen eigenen Kampf durchziehen. Sesshoumaru hatte den Seitenblick beobachtet. Hatte es der Hanyou doch langsam mit der Angst zu tun bekommen? Aber seine Witterung hatte sich nicht verändert. Nein. Furcht war es nicht. Eher das, was er selbst spürte: die Sicherheit, zu siegen, was auch immer sie dort erwartete. Immerhin würde der Bastard seinen Part übernehmen. Er selbst müsste sich nicht darum kümmern, wie der und Tessaiga zurande kamen, sondern könnte seinen eigenen Kampf durchziehen. Der Ordensmeister erwartete die nächsten beiden Kandidaten in einem kleinen Raum oberhalb der Arena. Die Wand zu der runden Kampfbahn bestand nur aus Säulen, bot freien Blick hinunter: „Willkommen, ihr beiden. - Kommt und seht.“ Er trat zu den Säulen, deutete hinab: „Dies ist eure nächste Prüfung.“ Die Halbbrüder betrachteten das sandige Rund. Beiden entging nicht, dass dort unten schon Blut geflossen war. Youkai-Blut. Jemand hatte bereits diese Prüfung nicht überstanden. „Und was soll da los sein?“ erkundigte sich Inuyasha. „Einen Moment, mein ungeduldiger Junge. – Wie ihr wisst, sollt ihr beide nun als Partnerschaft antreten, gemeinsam kämpfen. Damit soll geprüft werden, wie sehr ihr euch zurücknehmen könnte, um ein gemeinsames Ziel nicht zu gefährden.“ Der Ordensmeister blickte noch immer hinunter: „Das ist für Youkai schwierig, ich weiß. Darum ist dies auch eine der letzten Prüfungen. Für gewöhnlich überlebt hier nur ein, höchstens zwei Gruppen. Darum ist es üblich, dass ich hier an dieser Stelle die Kandidaten frage, ob sie einen letzten Wunsch haben, den wir ihnen erfüllen können. Er darf allerdings nichts mit dem Turnier zu tun haben.“ „Nein.“ Sesshoumaru sah keinen Grund dazu. Inuyasha fühle etwas wie Erleichterung in sich aufsteigen: „Kannst du etwas rückgängig machen, dass ein Ritter getan hat?“ „Ja, wenn es nichts mit dem Turnier zu tun hat.“ Der Ordensmeister sah zu ihm: „Was meinst du?“ „Die Seelen meiner drei Freunde. Kannst du sie wieder in ihre Körper zurückschicken?“ „Nein!“ schrie Kagome auf: „Er…das kann er doch nicht tun!“ „Er will uns beschützen“, sagte Sango: „Und wir können ihn wohl kaum umstimmen.“ „Nein, wir müssen seinen Wunsch diesmal respektieren, Kagome-sama.“ Miroku holte tief Atem: „Ich weiß, dass du ihm gern helfen willst, wir auch. Aber er wird leichter kämpfen können, wenn er uns in Sicherheit weiß.“ „Stimmt, er sagte ja, dass wir ihn ablenken.“ Das Mädchen aus der Neuzeit seufzte: „Aber ich...ich möchte ihm helfen, wissen, dass es ihm gut geht.“ „Wir…“ Sango brach ab. Etwas wie ein Wirbelwind erfasste die drei Seelen, zog sie weg. Als sie wieder klar denken konnten, schrie jemand auf: „Kagome!“ Shippou drückte sie fest: „Sango, Miroku...ihr seid wieder da!“ Erst nach einer Pause fuhr er fort: „Aber was ist jetzt mit Inuyasha?“ „Kleiner Shippou-chan“, Kagome streichelte ihn: „Das werden wir wohl erst später erfahren. Hoffentlich überlebt er die nächsten Prüfungen.“ „Am besten kehren wir zu Kaede-sama, ins Dorf zurück.“ Sango stand: „Wenn uns Inuyasha hier nicht findet, wird er dort suchen. Und da ist das Warten angenehmer, als hier.“ Sesshoumaru hätte fast den Kopf geschüttelt. Der letzte Wunsch seines Bastardbruders galt also wieder Menschen. Wann würde der endlich einmal aufhören, sich um diese schwächlichen Wesen zu kümmern? Aber das war letzten Endes nichts, das ihn etwas anging. Inuyasha hatte durchgeatmet: „Danke“, sagte er erleichtert zu dem Ordensmeister. Jetzt musste er nicht mehr die Verantwortung tragen, jetzt waren Kagome und die anderen beiden in Sicherheit. „Und wie geht es nun weiter?“ „Seht wieder in die Arena.“ Die Halbbrüder taten es. An einer Stelle öffnete sich der Boden um eine Säule von vielleicht einem halben Quadratmeter Fläche. Darum lag nun ein schwarzer Abgrund. „Wir losen nun noch einmal. Einer von euch beiden wird dort auf diese Säule gebracht. Ein magischer Bannkreis verhindert, dass auch ein noch so starker Youkai weg springen kann. Unten in dem Graben leben Wesen, wie ihr sie schon im Labyrinth kennen gelernt habt, die sich von Youki ernähren, Abkömmlinge des Monsters dort in dem Berg. Ihr könnt euch sicher vorstellen, was das für ein Tod ist. Für beide, denn eure Leben sind in dieser Prüfung magisch aneinander gebunden.“ Der Ordensmeister schwieg einen Moment, fuhr dann fort: „Der andere von euch beiden wird hinüber zu dem Tor geführt. Er bekommt zwanzig Minuten, um von dort zu seinem Gefährten zu gelangen. Links könnt ihr einen Hebel im Sand erkennen. Legt er diesen um, wird der Bann gelöst und der...hm…sagen wir, der bislang passive Partner kann dann dort weg. Passiert das nicht in der Zeit, wird die Säule in sich zusammenbrechen.“ „Und ihr schickt irgendetwas in die Arena, um die Sache nicht gerade zu vereinfachen?“ Der Hanyou betrachtete missmutig die Säule. Na toll. Sich darauf verlassen zu müssen, dass einen der andere da rausholte, war nicht so ganz seine Sache. Immerhin war Kagome in Sicherheit. Der Ordensmeister griff in seine Tasche, ballte beide Hände zu Fäusten und streckte sie aus: „Nun, entscheide sich jeder für eine Hand.“ Da Sesshoumaru prompt auf die Linke tippte, nahm Inuyasha die Rechte. Es war ja sowieso egal. Sie mussten da durch, wollten sie am Leben bleiben. Und das bedeutete auch, leider, irgendwie Zusammenarbeit. Aber immerhin kannten sie sich und ihre Kampftechniken. Der Ordensmeister öffnete die Hand: „Links ist das Holz. Also kommst du auf den Pfahl, Sesshoumaru. Begleite dort den Ritter.“ Der Hundeyoukai drehte sich schweigend um und verließ den Raum, durch nichts sein Unbehagen zeigend, auf seinen Halbbruder angewiesen zu sein. „So, und nun zu dir, Inuyasha: Der Ritter dort wird dich zum Tor bringen. Wie gesagt, du hast zwanzig Minuten, um den Hebel zu erreichen, diesen zu kippen, so dass der Bannkreis verschwindet. Falls du es nicht schaffst, stirbt dein Partner…dein Halbbruder. Und im gleichen Moment du auch.“ „Wieso habe ich mir das nur schon gedacht…“ Aber seine Freunde waren in Sicherheit. Das war das einzige Positive an dieser gesamten Lage. Nun auch, dass, falls es ihm gelang, den Herrn Halbbruder da rauszuholen, wieder der in seiner Schuld stand. Allein das wäre doch schon amüsant. Aber er drehte sich um, ging zu dem Ritter, der auf ihn wartete und folgte diesem hinunter, bis vor ein großes Tor. „Ich kann dir kein Glück wünschen“, sagte der Ritter: „Ich will dir nur eines mit auf den Weg geben: du bist der erste Hanyou, der an diesem Turnier teilnimmt. Und niemand hätte geglaubt, dass du es bis hierher schaffst.“ „Keh! Ihr solltet nie einen Hanyou unterschätzen.“ „Offenkundig. Das Tor wird sich gleich öffnen. Du hast dann zwanzig Minuten Zeit.“ „Ja, schon verstanden.“ Inuyasha baute sich vor dem Portal auf, die Hand vorsorglich an Tessaiga. Er nahm keine Sekunde an, dass der Weg durch die Arena einfach werden würde. Dieser Kessel hatte ihm nicht ohne Grund zwanzig Minuten gegeben. Er würde vermutlich jede einzelne davon brauchen. Als sich das Tor öffnete, sprang er mit einem weiten Satz in den Sand der Arena, sah sich rasch um. Auf dem Pfosten stand Sesshoumaru, regungslos und gelassen wie immer. Sonst war das Rund leer. Er ließ sein Schwert los und rannte in Richtung auf seinen Halbbruder. „Nach rechts!“ Als er Sesshoumarus Aufforderung hörte, hechtete er sofort mit einem Satz in die angegebene Richtung, ohne weiter nachzudenken. Ein Schatten fiel auf die Stelle, wo er eben noch gewesen war, dann ein Körper. Inuyasha starrte entgeistert auf das Wesen. Das war ein Raubtier, das verrieten die sechs Pfoten mit scharfen Krallen ebenso, wie das beachtliche Gebiss mit vier Fangzähnen. Im ersten Moment vermisste er die Augen, aber dann entdeckte er drei kleine schwarze Punkte auf der Stirn. Das mussten sie wohl sein. Ohne den Blick von dem Wesen zu lösen, zog er Tessaiga. Das war kein Youkai, schien eher ein Tier zu sein, obwohl er so etwas noch nie gesehen hatte. Aber das war egal. Er musste zu diesem Hebel, ihn umlegen, wollte er am Leben bleiben. Sesshoumaru war ein wenig überrascht gewesen, wie prompt Inuyasha beiseite gesprungen war. Das Tier war von hinten mit einem so großen Satz gekommen, dass es schneller da gewesen war, als man es hatte wittern können. War der Hanyou gewohnt, solche Warnungen in einem Kampf zu bekommen? Interessant. Vielleicht taugte diese Menschenbande doch etwas, mit der er da herumzog. Nun, gegen Tessaiga und die Windnarbe hatte das Wesen gewiss keine Chance. So wartete er gelassen ab, betrachtete, wie Inuyasha die Klinge schwang. Das sah immer noch so schrecklich dürftig aus. Sich selbst Schwertkampf beizubringen, war eindeutig etwas stilwidrig. Es war effektiv, gab er zu, als die Windnarbe losgejagt wurde, aber leider unschön. Außerdem war es mehr als lästig, nichts tun zu können, darauf warten zu müssen, dass ausgerechnet ein Hanyou einem mehr oder weniger zu Hilfe kam. Das war auch so ein Scherz dieses Kessels. Den oder besser dessen Schmied würde er sich gern einmal vorknöpfen. Inuyasha atmete durch, als das Tier in der Helligkeit des kaze no kizu verschwand. War es das schon gewesen? Das war ja einfacher, als er gedacht hatte. Im gleichen Moment fuhr er herum, als er hörte, wie sich das Tor erneut öffnete. Und da begriff er, warum es so hoch war. Denn in die Arena stapfte ein Youkai, in begrenzt menschlicher Form, sicher gut drei Meter hoch, offenkundig von Kopf bis Fuß mit Metall gepanzert. Nur schmale Sehschlitze ermöglichten ihm, überhaupt etwas zu erkennen. Und er hatte ein Schwert in der Hand, neben dem selbst das aktivierte Tessaiga wie ein Zwerg wirkte. Wunderbar, dachte der Hanyou. Also schön. Versuchen wir gleich noch einmal die Windnarbe. Er schwang seine Klinge: „Kaze no kizu!“ Der fremde Riese hob sein Schwert. Inuyasha erkannte nicht sonderlich begeistert, dass der die Windnarbe sehen konnte. Und, was schlimmer war, abwehren konnte. Er konnte natürlich gewinnen, aber das würde Zeit verbrauchen. Obendrein hatte er keine Ahnung, wie viel er schon von seiner Frist genutzt hatte. Er musste es einfach noch einmal probieren. Sesshoumaru hatte den unbekannten Youkai einordnen können. Das war ein Matmatai, aus einem Volk von Kriegern. Mit der Windnarbe würde Inuyasha keinen Blumentopf gewinnen. Ein Matmatai konnte sie sehen, zum Teil sollten sie sie sogar selbst beherrschen. Er hatte zwar noch nie einen Angehörigen dieses Volkes gesehen, aber anscheinend arbeitete der Kessel mit ihnen zusammen. Das Metall war auch speziell gehärtet worden. Selbst er hätte Probleme, da durchzukommen. Es gab gute Chancen, auch gegen solch einen Gegner….für ihn. Leider war er auf einen einfachen Hanyou angewiesen. Und der schien noch immer nicht gemerkt zu haben, dass er mit dem kaze no kizu nicht weiterkam, da er zum dritten Mal einen solchen Angriff startete. Und der natürlich ebenso prompt versagte. Inuyasha holte tief Luft, als seine Attacke diesmal nicht nur pariert, sondern zu ihm zurückgeschleudert wurde. Mit einem Satz gelang es ihm gerade noch auszuweichen. Verdammt. Dieser komische Riese war stark und gefährlich. Er musste ihn erledigen, denn wenn die Frist um war, würde Sesshoumaru sterben - und damit auch er, egal, wie er sich gegen diesen Gegner gehalten hatte. Nein. Er musste sich beeilen. Aber wie? Erst einmal musste er diesen Riesen beschäftigen und…Er entdeckte aus den Augenwinkeln den Hebel. Er war gut fünf Meter davon entfernt – nur ein Sprung. Aber im gleichen Moment bemerkte er, dass sein Gegner nicht dumm war. Er hatte die Augenbewegung richtig interpretiert und schoss einen Youki-Angriff genau zwischen Inuyasha und dem Hebel hindurch. Wäre der Hanyou sofort gesprungen, hätte ihn die Energie getötet. „Verdammt!“ brachte Inuyasha hervor: „Jetzt reicht es mir wirklich!“ Er jagte wieder die Windnarbe los, diesmal allerdings bewusst phantasielos wirkend. Sollte der Kerl doch annehmen, dass er zu dämlich war, sich etwas anderes einfallen zu lassen. Er musste den Hebel umlegen und konnte selbst kaum dahin gelangen, da er hier kämpfen musste? Dann gab es nur einen Weg. Den empfand er allerdings fast als Selbstmord, aber er hoffte doch, dass Sesshoumaru zum einen schnell genug sein, und zum zweiten ihm helfen würde, da sein eigenes Leben auch daran hing. So wich er seinem eigenen, auf ihn reflektierten, Angriff aus und schleuderte im gleichen Moment Tessaiga von sich, in Richtung auf den Hebel. Das Schwert verkleinerte sich rasch als es kein Youki mehr bekam, aber so wirbelte es nur noch schneller durch die Luft, prallte gegen den Hebel, der sich langsam zur Seite neigte, dann fiel. Tessaiga blieb daneben liegen. Der Matmatai hatte erkannt, dass sein Gegner seine Waffe weggeworfen hatte und griff sofort an, rannte auf den Hanyou zu, das Schwert erhoben. Inuyasha konnte diesem Ansturm nur die Flucht entgegensetzen, wollte abspringen, stoppte gerade noch rechtzeitig, um nicht in der Energie seines Gegners zu enden. Im nächsten Moment fühlte er sich am Fuß gepackt, zu Boden geschleudert. Durch den harten Aufprall für einen Augenblick benommen, wollte der Hanyou wieder aufspringen, als sich der Matmatai auf ihn fallen ließ, ein gepanzertes Knie auf die Brust, das andere in den Bauch. Inuyasha keuchte schmerzlich auf, als ihm die Luft wegblieb. Er musste hier weg, er musste doch…aber da legte sein Gegner ihm die riesigen metallgeschützten Hände um die Kehle und drückte langsam immer fester zu. Sesshoumaru hatte den Hebel umfallen sehen, im gleichen Moment gespürt, wie der Bannkreis erlosch. Mit einem weiten Satz sprang er über den Graben, in den Sand der Arena. Inuyasha hatte einiges riskiert, um ihn hier wegzuholen. Und da in dieser Prüfung ihre Leben aneinander gebunden waren, müsste er ihm nun helfen, wollte er selbst bestehen. Der Hanyou drohte unter dem Griff des Matamatai zu ersticken. Die rechte Hand des Hundeyoukai leuchtete grünlich auf, als er sie versteifte und in den gepanzerten Rücken des Riesen jagte. Er hatte allerdings zuviel von dieser Rasse gehört, um nicht noch die Geistesgegenwart zu besitzen, seine Hand rasch wieder herauszureißen. Der Matmatai ließ den regungslosen Hanyou los, fuhr auf und herum und betrachtete seinen neuen Gegner. Das ätzende Gift hatte es vermocht durch seinen Panzer zu dringen, ihn zu verletzen. Sesshoumaru hob ein wenig die Hand, ließ die Finger knacken, ärgerlich über sich selbst, dass er es nicht geschafft hatte, diesen Gegner auf Anhieb zu töten. Aber diese Panzerung bestand aus einem besonderen Metall. Ruhig erwartete er den Matmatai, der langsam auf ihn zukam. Inuyasha hatte sich etwas erholt, raffte sich auf. Als er die Situation bemerkte, rannte er hinüber zu dem Hebel, um sich Tessaiga zu holen. Warum nur zog Sesshoumaru nicht, sondern wollte das mit der Giftklaue erledigen? Der Hanyou fuhr herum, nur, um zu sehen, wie der Riese sich auf den noch immer reglos dastehenden Hundeyoukai stürzte, ihn unter sich zu Boden riss. Erschrocken rannte Inuyasha hin, sofort alle Müdigkeit vergessend. Dann blieb er stehen. Sein Halbbruder hatte seine Hand in die einzige verwundbare Stelle seines Gegners gestoßen, die Lücke an der Kehle. Nun zog er sie wieder zurück, fast, als sei nichts geschehen. Der Riese fiel langsam rückwärts um. Inuyasha sprang hinzu. Er bezweifelte keine Sekunde, dass der tot war. Soweit er wusste, war er der Einzige, der einen Angriff mit dieser Giftklaue überstanden hatte. Und Sesshoumaru stand bereits wieder. „Das war es wohl“, sagte er: „Aber wieso hast du nicht dein Schwert gezogen?“ Im nächsten Moment hätte er sich am liebsten die Zunge abgebissen. Musste er denn ausgerechnet seinem arroganten Halbbruder gegenüber beweisen, dass er weniger wusste, als er? „Das war ein Matmatai“, kam die überraschend sachliche Antwort. „Aber das wusstest du natürlich nicht.“ „Nein“, gab der Jüngere daher zu: „Aber wieso per Pfote und nicht per Schwert?“ „Effektiver.“ Sesshoumaru drehte sich um, suchte oben in der Tribüne den Ordensmeister. Wo steckte der? Sie hatten doch offenbar die Prüfung überstanden? Oder kam da noch etwas? Diese Frage fand im nächsten Moment eine Antwort, als das Tor sich erneut öffnete. „Ach nein, “ kommentierte Inuyasha: „Was soll das denn jetzt werden?“ Aber er behielt sein Schwert lieber in der Hand. In die Arena kam langsam, fast gemächlich ein riesiger Hund mit drei Köpfen. „Ein Verwandter?“ „Kaum.“ Sesshoumaru hatte solch ein Wesen noch nie gesehen. Aber es schien ein Youkai zu sein, jedenfalls konnte er Dämonenenergie spüren. Ob er sich auch verwandeln sollte? Aber das erschien ihm dann doch zu primitiv. Der dreiköpfige Hund betrachtete die beiden, dann stieg seine Energie an und er verwandelte sich in eine menschenähnliche Gestalt. Nun hatte er nur einen Kopf, aber dafür sechs Arme. Und in jeder Hand trug er eine äußerst scharfe Sichel. „Na, dann, “ Inuyasha hob Tessaiga seitlich an: „Ich nehme mal nicht an, dass du zum reden hergekommen bist?“ „Wie überaus amüsant, einmal zwei Hundeartige als Gegner zu haben. Ganz etwas Neues. Das hatte ich noch nie, seit ich bei diesem Turnier auftrete.“ „Das wird auch das letzte Mal sein!“ Der Hanyou bemerkte, dass sein Halbbruder links neben ihn kam, wenn auch mit gewissem Abstand. „Wie kann man nur so blöd sein, und freiwillig bei diesem bescheuerten Turner auftreten!“ „Es wird gut bezahlt. Und ich habe immer den Vorteil auf meiner Seite, Hanyou. Nun, einen Hanyou hatte ich auch noch nie.“ Die obersten zwei Hände mit Klingen dran wurden etwas angehoben, die untersten angewinkelt: „Und jetzt…“ Im gleichen Moment sprang Sesshoumaru mit gezogenem Schwert auf ihn zu, hieb gegen einen Arm. Dem dreiköpfigen Hundedämon gelang es, mit der mittleren Klinge zu parieren. Gleichzeitig fuhr er mit den anderen drei Armen herum, wollte auf den Hundeyoukai einschlagen, als der Hanyou ihn angriff. Hoppla, dachte er. Die beiden waren schnell und stark. Andere Gegner waren zu diesem Zeitpunkt schon erschöpft gewesen, körperlich, durch die bestandenen Prüfungen, aber auch geistig. „Verdammt, Sesshoumaru, was soll das?“ Inuyasha sprang zurück: „Lass den Kerl mir!“ „Er gehört mir.“ Er musste sich ein wenig abreagieren, und da kam dieser Idiot gerade recht. Dieser Bastard sollte es nicht erneut wagen, zwischen ihn und seine Beute zu kommen. Der sechsarmige Hundedämon sah überrascht, wie seine beiden Kontrahenten zurücksprangen, sich gegenseitig anstarrten. Sollte das etwa bedeuten, dass die sich darum stritten, wer ihn als erstes angreifen durfte? Wer ihn töten sollte? Was waren das denn für Amateure? Wussten sie etwa nicht, dass sie nur als Team überhaupt den Hauch einer Chance gegen ihn hatten? Bedachten sie nicht, dass ihr Leben aneinander gebunden war? Starb einer, starb auch der andere? Waren sie so leichtsinnig? Oder schon so geistig zermürbt durch das Kesselturnier? „Keh! Versuch das hier doch zu verhindern!“ Inuyasha fuhr herum: „Kaze no kizu!“ Das hatte er sich so gedacht. Mit einer Armbewegung jagte Sesshoumaru seine Energie aus seinem Schwert hinterher. Er hatte vor, die Windnarbe mit seinem Youki zu zerstören, um dann selbst angreifen zu können. „Was…?“ brachte der Jüngere hervor. Er konnte sich schon denken, was der Herr Halbbruder beabsichtigte. Auch ihrem Gegner war das klar und er wartete mit der Ruhe eines erfahrenen Kämpfers auf diesen Moment. Sobald der Energieangriff verschwunden war, sich die beiden Attacken gegenseitig zerstört hatten, würde er direkt die Feindseligkeiten eröffnen, mit allen sechs Sicheln auf den Youkai losgehen. Der Hanyou war doch sicher das geringere Problem. Große Klappe und nichts dahinter. Alle drei sahen verwundert, wie sich das bläuliche Youki um die Energie der Windnarbe schlang, sich damit vereinigte. Beide Angriffe jagten gemeinsam weiter. Der sechsarmige Hundedämon begriff entsetzt, riss alle Arme schützend vor sich. Nicht, dass es ihm etwas genützt hätte. Inuyasha drehte sich um: „Schön, er ist erledigt“, gab er zu: „Aber wieso musst du Idiot dich da einmischen? Warum hast du nicht einmal das Vertrauen, dass ich was richtig mache?“ „Beweise es mir einmal.“ Sesshoumaru schob sein Schwert zurück. Oben war der Ordensmeister erschienen. „Keh!“ Inuyasha steckte Tessaiga in die Scheide. Immer musste der Mistkerl ihn beleidigen, nie machte er etwas in dessen Augen richtig. Immerhin schienen sie gemeinsam diese dämliche Prüfung bestanden zu haben. Oder kam jetzt noch etwas? ******************************************************* Natürlich kommt da noch etwas, Inuyasha. Denn das Turnier steht ja unter dem Motto: "Es kann nur einen geben". Das nächste Kapitel heisst denn auch: Verhängnisvolles Duell. Fragt sich nur, für wen das Verhängnis naht... Wer so freundlich ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie immer, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.. bye hotep Kapitel 9: Verhängnisvolles Duell --------------------------------- Ja, das Turnier nähert sich der Finalrunde. Oder? 9. Verhängnisvolles Duell Der Ordensmeister nickte: „Ihr beide habt diese Prüfung erfolgreich beendet. Ich grüße euch als Überlebende. – Von den vierzehn Prüflingen, die diese Arena betreten haben, sind nun noch sechs am Leben, euch eingerechnet. Das ist die beste Quote seit langem. Für gewöhnlich überleben zwei, höchstens vier diese Runde.“ Inuyasha presste die Lippen zusammen. Dieser miese Kessel. Solch eine Verschwendung von Leben, auch, um ehrlich zu sein, von mächtigen Youkai. Wer hatte dieses dämliche Turnier nur erfunden? Den Kessel geschmiedet? Und was hatte dieser Typ sich davon versprochen, alle paar Jahrtausende so einen Massenmord zu begehen? „Der Abend ist nahe. Ihr werdet wieder in den Raum geführt, in dem ihr gestern die Nacht verbracht habt. Bei Sonnenaufgang geht es in die nächste Runde. Es wird nur noch zwei Runden geben, ehe das Turnier abgeschlossen ist. Morgen wird auch der Kessel hier oben stehen. Ich will nicht sagen, dass er zuschauen will, aber so ist es üblich.“ „Wieso schleppt ihr das Teil eigentlich überhaupt mit euch rum? Das ist doch sicher schwer?“ fragte Inuyasha prompt. „Wir tragen ihn nicht. Er bewegt sich selbst von Ort zu Ort. Wir reisen mit seiner Hilfe. Hast du dich nicht gewundert, wie wir immer schon vor euch an den Stellen sein konnten, an denen die Prüfungen stattfinden?“ „Schon.“ Dann war das jetzt wenigstens geklärt. „Geht nun.“ Der Hanyou zog sich sein Schwert aus dem Gürtel und ließ sich nieder. Sesshoumaru blieb stehen, warf einen Blick aus dem Fenster, das sich fast unter der Decke befand. Man konnte nur ein Stück des Sternenhimmels sehen, aber immerhin. „Wenn sie uns hier zusammensperren, werden unsere Leben morgen wieder aneinander gebunden sein“, sagte Inuyasha: „Zuerst, jedenfalls.“ Sein Halbbruder sparte sich eine Antwort. So fuhr der Hanyou fort: „Ich gehe davon aus, dass wir beide den Endkampf bestreiten werden. Und ich gewinnen werde.“ Er warf einen Blick auf den Hinterkopf des Hundeyoukai: „Egal, auch, wenn es anders ausgeht: ich will dich noch etwas fragen. Wieso hast du versucht mich umzubringen? Und komm jetzt nicht mit Tessaiga daher. Du hast es auch schon versucht, als du noch nicht wusstest, dass ich es habe. Andererseits hast du mich aber nach Mutters Tod in Vaters Schloss aufgenommen, erziehen lassen. Es wäre doch viel einfacher gewesen, mich zu erledigen, als ich ein Baby war.“ „Inuyasha.“ Er drehte sich nicht um: „Ich hätte dich als Baby getötet, wäre nicht Vater genau aus dem Grund gestorben, dass du am Leben bleibst. Solange du dich nicht wehren konntest, wäre es unehrenhaft gewesen. Aber natürlich habe ich nie vergessen, dass du und deine Menschenmutter schuld an seinem Tode seid.“ „Na, toll. Und jetzt hast du gesagt, du willst dir den Stärksten bis zum Schluss aufheben, den Kampf mit mir?“ Sesshoumaru schwieg. Nur im Kampf mit den Stärksten konnte er sich verbessern, konnte er mächtiger werden. Aber das würde der Hanyou nie verstehen. Der kämpfte um sein Leben, für seine Menschenfreunde, für was auch immer, aber nie aus dem Grund, ein besserer Kämpfer zu werden. Sonst hätte er sich doch schon einmal an einen Schwertkampfmeister gewendet, um zu lernen. So aber suchte er neue Techniken für sein Schwert – nie für sich selbst. „Dann…auf einen guten Kampf morgen.“ Inuyasha lehnte sich zurück und schloss die Augen. Sein Halbbruder hatte schon eigenartige Ansichten. Ob das immer bei Youkai so war? Oder war das einfach Sesshoumaru-typisch? Immerhin hatte er ihm geantwortet. Allein deswegen sollte man sich den Tag merken. Der Hundeyoukai hörte, wie der Atem des Jüngeren ruhig wurde. Er war eingeschlafen. Auf einen guten Kampf, ja. Und wenn der Hanyou ausgeruht war, würde es gewiss ein guter Kampf werden. Vier andere Gegner waren noch zu schlagen, aber er ging davon aus, dass sie zwar gut wären, sonst hätten sie nicht bis hierher überleben können, aber kaum gut genug waren. Je nach dem, wie der Kampf morgen ablaufen sollte, würden sie jedoch wohl eher auf Inuyasha losgehen, in der Annahme, er sei der leichtere Fall. Zum einen wäre es ganz amüsant, den lieben Bastardbruder ins Schwitzen kommen zu sehen, zum anderen freute er sich eigentlich auf das Duell mit ihm. Er würde also eingreifen, wenn die Lage für Inuyasha zu kritisch wurde. Er sah durch das Fenster wieder zum Sternenhimmel auf. Die sechs letzten Teilnehmer des mörderischen Turniers trafen sich am Morgen in der Arena. Oben auf der Empore stand heute auch der Kessel, als ob er Zeuge sein wollte, wie auch die letzten starben. Sesshoumaru musste plötzlich an die weibliche Youkai denken, die sich lieber von ihm hatte töten lassen, als von etwas gefressen zu werden oder sonst wie umzukommen. Von ehrenhaftem Kämpfen hielt dieser Kessel, oder eher sein Schmied, wohl nichts. Wenn er dieses Turnier gewonnen hatte, würde er die Ordensmitglieder einmal fragen, wer eigentlich der Schmied gewesen war und wer dieses Turnier begründet hatte. Es musste jemand mit mächtiger Magie gewesen sein, um Youkai seiner Stärke dazu zwingen zu können, hieran teilzunehmen. Und es müsste doch eigentlich möglich sein, diesen Kessel irgendwie zu vernichten. Der Ordensmeister nickte leicht. Heute sahen auch alle Ritter des Kessels zu. Immerhin würden die nächsten beiden Runden die Entscheidung bringen, wer der neue Hüter des Kessels sein würde: „Ich grüße die Überlebenden! – Wie ihr gewiss bemerkt habt, seid ihr nun noch zu sechst. Ich nehme an, dass ihr euch einen Plan überlegt habt, für das, was heute wohl auf euch zukommen wird. Ja? Dann werde ich euch eine Enttäuschung bereiten müssen. Jeder Plan, den ihr, vielleicht sogar mit eurem gestrigen Partner geplant habt, ist sinnlos. Es heißt nun jeder gegen jeden. Wenn nur noch zwei am Leben sind, wird dieser Kampf abgebrochen. Falls die letzten beiden so verletzt sein sollten, dass sie nicht weiter kämpfen können, wird eine Pause gewährt, um sich zu erholen. Dann wird das letzte Duell stattfinden. Denn es kann nur einen Hüter des Kessels geben.“ Wiederhole es nur noch mal, dachte Inuyasha wütend. Dieser Mistkessel scheint Freude daran zu haben, Leute umbringen zu lassen. Allerdings hatten die Ritter ja auch gesagt, dass sie von dem Kessel auserwählt wurden - und der eine Ablehnung ihrerseits ebenfalls mit dem Tod bestrafte. Nein. Auf den Orden war er nicht sauer. Nur auf den Kessel. Den Schmied dieses sadistischen Topfes würde er sich gern mal vorknöpfen. „Verteilt euch nun in der Arena.“ Instinktiv wichen die sechs Kandidaten an die Außenwände der Arena zurück, möglichst weit auseinander. Inuyasha wusste, dass er für seine Attacken Platz brauchen würde, wollte er sie mit aller Kraft einsetzen. Und genau das würde er mit Sicherheit tun müssen. Die Youkai hier hatten bislang nicht überlebt, weil sie sich durch außergewöhnliche Schwäche oder Dummheit auszeichneten. Immerhin war eine Frau dabei. Er war ein wenig überrascht, aber andererseits kannte er Sangos Kampfqualitäten. So betrachtete er die Youkai. Sie trug einen Brustpanzer und Schienbeinschoner, ein Schwert. Ihre langen Haare hatte sie zusammengebunden, vermutlich, um nicht bei einem Kampf zu stören. Sie musste gut sein. Vielleicht sollte er sie sich als erste vornehmen? Wer war denn wohl der schwächste Gegner? Aber das fragten sich sicherlich alle. „Gut“, sagte der Ordensmeister: „Auf einen guten Kampf. Und möge der Beste gewinnen!“ Im gleichen Moment legten alle fünf Youkai und der einzige Hanyou die Hände an die Schwerter. Für eine Sekunde herrschte Stille und Regungslosigkeit, ehe die ersten losrannten, schon im Laufen ihre Schwerter zogen. Sesshoumaru war ein wenig überrascht, als er feststellte, dass das Ziel der Angreifer nicht Inuyasha, sondern er selbst war. Aber im Grunde blieb es sich gleich. Er würde auch mit zweien zu Rande kommen. So zog er sein Schwert, machte einige Schritte vor, um nicht die Wand im Rücken zu haben. Im gleichen Augenblick bemerkte er, dass er einen Fehler gemacht hatte. Ganz offenkundig hatten sich die jeweiligen Paare in der Nacht abgesprochen. Und, was auch immer der Ordensmeister gesagt hatte, sie hatten einen Plan geschmiedet, an den sie sich nun hielten. Und ebenso eindeutig hatten sie alle vier beschlossen, auf ihn loszugehen, ihn zu zweit auszuschalten, da sie sich alleine nicht an ihn heran trauten. Und so kamen nun alle vier auf ihn zu. Er sprang hoch empor, um dem Quartett auszuweichen, machte einen Überschlag in der Luft und landete. Im gleichen Moment schlug er mit der Klinge auf den Boden, die unter seinem Youki aufleuchtete. Ein tiefer Spalt riss den Sand der Arena hinunter, raste auf die vier Youkai zu, die ebenfalls rasch weg springen mussten. „Keh!“ machte Inuyasha aufgebracht. Was sollte das denn? Nahm ihn denn keiner hier für voll? Und dafür gleich vier gegen seinen Halbbruder? Na schön, der war ein Mistkerl und stark, aber trotzdem. Einer der Youkai war bis knapp vor Sesshoumaru gesprungen, hatte ohne Zögern zugeschlagen. Die Klingen knirschten, als Stahl auf Strahl gedrückt wurde. Der Hundeyoukai verzog keine Miene, aber ihm entging nicht, dass die anderen drei ebenfalls jeden Moment zum Angriff übergehen würden. Zum Angriff auf ihn. Verdammt. An diese Möglichkeit hatte er nicht gedacht. Und mit nur einem Arm stand ihm auch nicht frei, mit links abzuwehren. Das würde schwerer werden als erwartet. „He! Ich bin auch noch da!“ schrie Inuyasha im gleichen Moment: „Und damit ihr das auch merkt: kaze no kizu!“ Das Trio, das gerade ebenfalls auf den älteren Halbbruder losgehen wollte, fuhr herum, entkam mit Mühe der Windnarbe. „Nicht schlecht, Hanyou!“ rief einer: „Ich übernehme dich gern“ Und zu seinem Partner gewandt: „Ich komm gleich nach!“ Sesshoumaru war mit einem Seitwärtssprung aus dem Nahkampf gelangt, drehte sich nun um und jagte einen vollen Youki-Angriff auf seine drei Gegner, die rasch ausweichen mussten. Anscheinend verspürte keiner von ihnen Lust, auszuprobieren ob sie etwas entgegenzusetzen hätten. Nun gut. Sie alle hatten die Tests bestanden, waren gewiss nicht leichtfertig oder dumm. Inzwischen war der vierte Youkai direkt zu Inuyasha gelaufen, hatte zugeschlagen. Der Hanyou hatte mit Tessaiga pariert, setzte nun Kraft gegen Kraft. „Ich weiß nicht, wie du es bis hierher geschafft hast, Hanyou...“ brachte der Youkai hervor: „Aber du bist ganz schön stark für einen Bastard.“ „Das ist wohl der Grund.“ Inuyasha stemmte sich gegen seinen Widersacher. Wenn es seinem Gegner gelang, ihm Tessaiga aus der Hand zu schlagen oder auch zu ihm zurückzudrücken, war er tot: „Aber es könnte noch was anderes sein…“ Immerhin waren seine Freunde in Sicherheit, war Kagome in Sicherheit. Dieser dämliche Kessel hätte ohne mit der Wimper zu zucken …komisches Bild, dachte er gleichzeitig… auch Kagome umgelegt, Sango, Miroku. „Ach, und was?“ Der Youkai sammelte seine Kräfte. Er musste vergessen, dass das ein nichtsnutziger, lausiger Bastard war. Der war stark wie nur je ein vollwertiger Youkai. Und der Energieangriff zuvor war auch nicht von schlechten Eltern gewesen. „Ich bin…ein verdammt schlechter Verlierer!“ Mit aller Macht, allem Youki, über das er verfügte, schob er Tessaiga vorwärts. Sein Gegner bemerkte zu spät, dass er zwischen die Klinge und die Wand gepresst worden war, nicht mehr ausweichen konnte. In einer hellen Lichtexplosion verschwand der Körper des Youkai. Inuyasha fuhr herum. Warum nur überraschte es ihn nicht, dass Sesshoumaru nur noch mit zwei Gegnern kämpfte? Die Frau lag regungslos abseits. Für einen Augenblick blieb er stehen, dann rannte er hinüber: „Lass mir gefälligst auch noch was!“ „Wozu?“ erkundigte sich sein Halbbruder fast gelassen, als er einem Youki-Angriff auswich, gleichzeitig Stahl auf Stahl parierte, ruhig und überlegt. „Weil du nicht immer den ganzen Spaß für dich allein haben sollst! Und wenn diese Mistkerle meinen, sie brauchen nicht mit einem Hanyou zu kämpfen, dann haben sie sich geschnitten!“ Er hob Tessaiga und sprang neben seinen Halbbruder: „Kaze no kizu!“ Die Energie der Windnarbe raste auf den entfernter stehenden Youkai zu, der seine Klinge hastig mit seinem eigenen Youki auflud, um zu parieren, diese Macht zu dem Hanyou zurückzuschicken. „Na, so ein Glück!“ kommentierte Inuyasha: „Darauf habe ich doch gewartet: Bakuryuuha!“ Er schlug zu. „Misch dich nicht in meinen Kampf ein!“ Das reichte jetzt wirklich. Dieser unverfrorene Bastard! Sesshoumaru sprang etwas zurück, hob seine Klinge waagerecht vor sich, als er sie mit allem Youki auflud, über das er verfügte. „Ach du…“ machte sein jüngerer Bruder, der das schon kannte und fuhr herum. Im gleichen Moment explodierte das Youki des Hundeyoukai in der Arena. Der einzige der Gegner, der noch stand, wurde förmlich zurückgefegt. Auch Inuyasha flog in hohem Bogen rückwärts durch die Luft. Die Zeit war zu knapp gewesen, als dass er noch hätte versuchen können, die Bakuryuuha einzusetzen. Aber die Barriere seines Schwertes schien ihn zu schützen. Der Hanyou prallte hart gegen die Wand der Arena, Tessaiga noch immer zum Schutz vor sich, ehe er aufsah. „Verdammter Mistkerl!“ brachte er hervor, während er sich aufrappelte: „Hast du etwa gedacht, du könntest mich gleich mit erledigen?“ „Es kann nur einen geben.“ Sesshoumaru schob sein Schwert weg. Laut dem Ordensmeister wurde der Kampf abgebrochen, wenn es nur noch zwei Überlebende gab. Und immerhin war das Halbblut stark genug gewesen, natürlich unter Zuhilfenahme von Tessaiga, seinen Angriff zu überleben. „Du redest schon genauso wie dieser bescheuerte Kessel!“ Inuyasha erinnerte sich nun ebenfalls an das, was ihnen zuvor gesagt worden war und blickte zu den Rittern des Kessels und dem selbst empor, während er Tessaiga zurückschob. „Du solltest ihn nicht beleidigen!“ warnte der oberste Ritter: „Es wäre doch jammerschade, wenn du so weit gekommen bist, um wegen einer Regelverletzung getötet zu werden.“ „Ach, da gibt es eine Regel, nach der der Verursacher dieses ganzen dämlichen Turniers nicht beleidigt werden darf? Wie vorsorglich.“ Er war wirklich wütend: „Am liebsten würde ich den Kessel irgendwo einschmelzen, das sage ich dir. So viele Leute sind in den letzten Tagen gestorben, sinnlos, nutzlos, ohne dass sie auch nur die Chance hatten, nicht zu kämpfen oder aufzugeben. Und warum? Weil da irgendein Schmied verblödet genug war, das Teil herzustellen. Obwohl: ich denke, er wird schon einen guten Grund für diesen Massenmord an Youkai gehabt haben.“ „Gewiss.“ Sesshoumaru kam etwas näher: „Auf diese Weise wird der jeweils stärkste Youkai einer Generation an den Kessel gebunden. Und alle Gegenspieler sind ausgeschaltet.“ Ihm war das klar geworden, als Inuyasha jetzt den Kessel so beschimpft hatte. Der Schmied hatte wirklich einen ganz guten Grund gehabt. „In jedem Fall...“ Der Hanyou blickte kurz seitwärts: „Ich bin jederzeit bereit, dich umzulegen. Aber ehrlich gesagt, habe ich im Moment keine Lust dazu. Ich werde mal versuchen, ob man dem Topf da ein wenig zu Leibe rücken kann.“ Das war keine schlechte Idee. Den Hundeyoukai widerte es schon geraume Zeit an, dem Befehlen eines Kessels Folge leisten zu müssen. „Gut.“ „Ihr seid verrückt!“ beschwor der Ordensmeister die beiden: „Schweigt, sonst müsst ihr beide sterben!“ Im gleichen Moment hallte ein dröhnendes Lachen durch die Arena, das eindeutig aus dem Kessel kam. Die Ritter fuhren herum, starrten ihn an. Nie zuvor hatte der Kessel gezeigt, dass er eine Stimme besaß. „Wie überaus amüsant. Und das sind auch noch zwei Hundeabkömmlinge!“ „Ihr Vater hat das letzte Turnier gewonnen...“ sagte der Ordensmeister fast vorsichtig: „Es sind Halbbrüder.“ „So ist es nicht verwunderlich, dass sie es soweit geschafft haben.“ Die Stimme klang hohl und gleichzeitig metallisch: „Aber ich muss sagen, sie sind die Ersten. Die Allerersten in den Turnieren, die nachfragen. Selbst ihr Vater nahm an, es gehe bei diesem Turnier darum, wer der Stärkste sei, um so den Hüter des Kessels zu bestimmen. Nie zuvor haben Teilnehmer soweit gedacht. Das ist wirklich überaus amüsant.“ „Ach ja?“ fauchte Inuyasha: „Und warum bringst du die ganzen Leute um?“ „Du willst eine Antwort? Dann hole sie dir. Ändern wir ein wenig die Regeln, für dieses eine Mal. Ihr seid die Ersten, die gedacht haben. Ich bin der Schmied dieses Kessels. Wenn ihr zu mir kommen wollt, Hundebrüder, müsst ihr es wie die Ritter machen und durch den Kessel springen.“ Er lachte: „Aber das ist für euch tödlich. Der Kessel ist von einem Bannkreis umgeben, so dass sich ihm kein Youkai nähern kann. Im Kessel selbst jedoch wird euch das Youki entzogen. Dort wird nämlich das Youki aller Youkai gespeichert, die jemals bei solch einem Turnier gestorben sind. Im Kessel und in mir, denn das ist nun meine Macht. Entscheidet euch. Springt in den Kessel. Oder kämpft miteinander. Oder ihr werdet beide durch die Macht des Kessels getötet.“ „Keh!“ machte Inuyasha: „Du glaubst wohl, du alter Spinner hast dich gut abgesichert, oder was?“ „Hanyou, auch dein Youki würde dir entzogen, sobald du in den Kessel springen würdest. Du magst es überleben, aber…Aber da ist der Bannkreis.“ „Inuyasha.“ Der sah seitwärts. War dem Hundeyoukai etwas eingefallen? Sesshoumaru nickte leicht zu Tessaiga: „Den Bannkreis überlasse ich dir.“ Und er sollte ihm den Rest überlassen? Das bedeutete, dass er ihm vertrauen müsste. Aber da Sesshoumaru vermutlich ebenfalls den Kessel und seinen Schmied erledigen wollte und nicht vorhatte, Selbstmord zu begehen, war es wohl durchaus angebracht. Nie wieder sollte so ein mörderisches Turnier stattfinden, Youkai getötet werden, um die Laune irgendeines Schmiedes zu erfüllen, der offenbar noch verrückter als der alte Toutousai war. So zog er Tessaiga, dessen Klinge sich rasch verbreiterte, rot wurde: „Haut mal ab, ihr Ritter, sonst bekommt ihr noch was um die Ohren.“ Er konnte den Bannkreis nicht sehen, aber da war sicher einer. So sprang er mit einem mächtigen Satz empor, schlug zu. Im gleichen Moment erkannt er, wie die Luft vor ihm vibrierte, als sich der Bannkreis auflöste. Und er spürte, wie sich etwas fest um ihn schlang, ihn gegen Metall presste. Instinktiv wollte er sich wehren, erkannte dann, dass es Sesshoumaru war, der mit ihm in seinem Fell eingewickelt zu dem Kessel sprang, in die Höhlung. „Was...“ brachte der Hanyou hervor, als er begriff. In der rechten Hand seines Halbbruders lag eine blau leuchtende, pulsierende Klinge. Tenseiga. Und der Hundeyoukai hielt das Schwert des Lebens dicht vor sie beide. Natürlich. Tenseigas Barriere würde in diesem Fall so, für sie beide lebenserhaltend wirken. Tja, dieser Schmied hatte sich wohl gehörig verschätzt. *********************************************************** Nun, auf alle Fälle hat er den Ärger höchstpersönlich zu sich eingeladen. Andererseits scheint der Schmied sicher zu sein, dass sie nie bis zu ihm gelangen werden. Im nächsten Kapitel "Falsches Spiel" erfahren die Halbbrüder mehr über den Ursprung des Turniers und den Schmied des Kessels. Und treffen auf das erste Problem. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt eine ENS, sobald ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. Frohe Ostern an euch alle! bye hotep Kapitel 10: Falsches Spiel -------------------------- Der Kessel hat einen Schmied. Und der Schmied hat gerade einen Fehler begangen. Oder? 10. Falsches Spiel We’re the princes of the universe. Here we belong, fighting to survive, In a world with the darkest powers. And here we are, we’re the princes of the universe. Here we belong, fighting for survival. We’ve come to be the rulers of your world. (Queen: “Princes of the Universe”) In dem Menschendorf saßen Inuyashas Freunde besorgt vor der Hütte der alten Priesterin Kaede. Kagome seufzte. Sie wäre gern bei ihm geblieben, auch, wenn sie einsah, dass sie das nicht durfte, weil es ein Youkaiturnier war, und auch der Hanyou das nicht gern gesehen hatte. Immer wollte er, dass sie in Sicherheit sei. Aber irgendetwas müsste sie doch tun können, oder? „Was meint ihr, ob er noch lebt?“ „Er lebt“, bestätigte eine kühle Stimme. Kagome sprang auf: „Kikyou?!“ Die miko näherte sich: „Wo ist Inuyasha? Was ist mit ihm passiert?“ „Du sagst, er lebt noch? Bist du sicher?“ „Ich würde spüren, wenn er stirbt. Also?“ Kagome schluckte ihren Ärger hinunter. Zu groß war die Erleichterung, dass er noch am Leben war: „Er bekam eine Einladung zu einem Youkaiturnier, die er nicht ausschlagen durfte. Das Turnier des Kessels. – Bitte, setz dich.“ Sie erzählte, was geschehen war, soweit sie es wusste: „Aber warum bist du hergekommen?“ schloss sie. „Ich spürte seit einigen Tagen, wie sich etwas zwischen mich und Inuyasha legte. Gewöhnlich kann ich, wenn ich mir Mühe gebe, seine Lebensenergie fühlen. Aber da war ein Schatten. Und dieses Gefühl hat sich in den letzten Stunden verstärkt. Es ist eine dunkle Macht um ihn, bei ihm.“ „Das wird der Kessel sein“, sagte Miroku: „Er ist ein äußerst mächtiger, magischer Gegenstand. Und da er mit Youkai zu tun hat, muss er die dunkle Macht der Youkai haben.“ „Ja, das könnte durchaus sein.“ Kikyou sah nachdenklich vor sich hin: „Aber dennoch, hoshi: kein Gegenstand allein ist magisch, wie du weißt. Etwas, jemand, muss ihn steuern, sozusagen am Leben erhalten, eine Seele geben.“ „Das ist wahr. Selbst das shiko no tama ist hell oder dunkel, je nach der Seele des Trägers, “ gab Kagome zu: „Aber was meint ihr?“ „Ich spüre die finstere Macht nahe bei Inuyasha. Wenn ich dorthin gehe, die Seele, die den Kessel lenkt, läutere, könnte er aus dem Bann des Kessels freikommen.“ „Oder auch nicht.“ Sango merkte, dass alle zu ihr blickten: „Ich kenne mich mit Seelenläuterung nicht gerade gut aus, aber der Kessel und Inuyasha oder die anderen Opfer haben einen magischen Pakt geschlossen. Gegen den Willen der Teilnehmer, aber doch. Könnte es nicht passieren, dass auch alle sterben müssen, die an den Kessel oder seine Seele gebunden sind?“ „Der Einwand ist berechtigt, Sango.“ Während Miroku nachdenklich die Hand ans Kinn legt, wanderte seine andere wie unabsichtlich Richtung der Dämonenjägerin. Diese schlug zu, ohne auch nur hinzugucken. So zog er sie hastig zurück: „Dieser magische Pakt, ja. Wir wissen nichts darüber, aber er muss sehr mächtig sein, wenn auch jemand wie Sesshoumaru dazu gezwungen werden kann.“ „Das ist wahr.“ Kikyou dachte erneut nach. Inuyasha wäre nicht geholfen, würde sie ihn über die magische Verbindung mit dem Kessel quasi mitläutern. „Aber wir würden doch dann da in jedem Fall Inuyasha finden, oder?“ Kagome sah weniger ein Problem: „Dann können wir ihm vielleicht helfen? Schön, ich weiß, dass es ein Youkai-Turnier ist und dass er es sicher nicht will...“ „Darum lassen wir es auch.“ Die miko musterte ihre Wiedergeburt: „Gerade du solltest doch wissen, dass er so vor den anderen Youkai das Gesicht verlieren würde. Überdies könnte der Kessel ihn für unsere Einmischung bestrafen wollen.“ „Aber hier nur herumzusitzen und zu warten, macht mich einfach verrückt!“ „Du hast nicht die Ausbildung einer miko.“ Und das klang nicht wie ein Lob. Miroku beschloss, lieber einzugreifen: „Dieser magische Pakt kann nicht gebrochen werden, soweit ich weiß, zumal, wenn er so stark und mächtig ist. Aber wodurch könnte er ausgelöst werden? Blutmagie?“ „Weniger“, sagte Sango, ebenfalls bemüht, die beiden auseinander zu halten: „Aber vielleicht….Youki? Wenn die Seele des Kessels auch ein Youkai war?“ „Aber warum sollte ein Youkai andere vernichten wollen?“ fragte Kagome prompt: „Youkai töten Menschen, in Ordnung, meinetwegen auch Kämpfe untereinander, aber wozu ein solch gemeines Turner, wo niemand außer einem überlebt?“ „Keine Ahnung“, gab der Wandermönch zu: „Aber das ist eigentlich auch egal. In einem hat Kikyou-sama sicher recht: sie wird es spüren, wenn Inuyasha etwas passiert. Und es waren nur noch wenige Teilnehmer dabei, als wir zurückgeschickt wurden. Anscheinend hat er die nächste Runde überstanden, vielleicht auch die übernächste.“ „Und das heißt, er wird früher oder später auf seinen Halbbruder treffen.“ Kagome seufzte: „Nun ja, er hat ihn schon geschlagen, das kann er noch einmal schaffen. Oh, ich mache mir solche Sorgen.“ „Nicht nur du.“ Die Halbbrüder waren in den Kessel gesprungen, Inuyasha etwas unbequem in das Fell des Hundeyoukai gewickelt, der in der Hand Tenseiga hielt. Der lebenserhaltende Bannkreis würde in diesem Fall sie beide schützen. Der Hanyou war etwas überrascht. Wenn dieser Kessel dem, der hineinsprang, das Youki entzog, wäre es natürlich für Sesshoumaru tödlich, da war Tenseiga gewiss das Schwert der Wahl. Aber wieso hielt er ihn so nahe an sich? Weshalb legte der arrogante Hund Wert darauf, dass auch sein Youki, das des ach so jämmerlichen Halbblutes, erhalten blieb? Wusste der Youkai etwa nicht, dass er auch ohne Youki überleben würde, wenn auch nur in Menschenform? Oder wollte er genau das verhindern? Verhindern, dass er mit einem Menschen irgendwo landen würde? Das wäre natürlich auch eine Möglichkeit. Durch das Licht der Klinge erkannte er vor sich die Kesselwand. Nein. Das konnte nicht mehr die Wand sein, dafür flogen sie hier schon zu lange. Aber er konnte Energien spüren, Youki. Das musste das sein, von dem dieser Kessel oder eher der Schmied gesprochen hatte. Das Youki all jener, die im Verlauf dieser Turniere gestorben waren. Was für ein mieser Kerl. So viele Opfer. Sesshoumaru erkannte festen Boden und wickelte prompt den Hanyou aus. Es war nicht notwendig, ihn länger so nahe bei sich zu dulden. Aber wer wusste schon, wo sie landen würden. Und wenn Inuyasha Tessaiga benutzen könnte, unter Umständen Bannkreise zerstören könnte, wäre das nur nützlich. Nicht notwendig, aber doch nützlich. Der jüngere Bruder spürte, wie sich sein Halt lockerte und schaffte gerade noch eine einigermaßen weiche Landung. Er sparte sich allerdings jeden Protest, als er erkannte, wo sie sich nun befanden. Irgendwie hatte er angenommen, dass sie wieder in die reale Welt zurückkehren würden. Immerhin hatte der Kessel, hatten auch die Ritter erwähnt, dass der Orden durch den Kessel sprang, um so von Ort zu Ort zu reisen. Aber das hier sah völlig anders aus. Er drehte sich um. Das wirkte, als seien sie im Inneren einer umgedrehten Schüssel gelandet. Die Wände der Kuppel waren undurchsichtig, leuchteten aber im Rot eines Sonnenuntergangs. Direkt vor ihnen erhob sich ein riesiger Baum, der scheinbar bis zur Mitte der Kuppel reichte. Allein die Wurzeln, die zu sehen waren, besaßen den Umfang von mehreren Metern. Wo waren sie hier nur? Instinktiv legte er die Hände an Tessaiga, versuchte zu wittern. Sesshoumaru betrachtete ebenfalls die Umgebung, den Baum. Auch er hatte so etwas noch nie gesehen. Hatte dieser Kessel sie hereingelegt? In eine magische Welt geschickt, aus der sie nicht entkommen würden? „Der Baum, den ihr vor euch seht, Hundejungen, “ sagte die Stimme des Schmiedes: „Ist ein Gedankenbaum. Habt ihr davon schon einmal etwas gehört? Ein Baum der Erinnerungen. Ihr wolltet wissen, warum ich den Kessel schmiedete. Und ihr werdet es gleich sehen. Allerdings seid ihr hier nun in meiner Welt. Ihr werdet hier erst wieder weg kommen, wenn ihr den Kessel gefunden habt. Dann könnt ihr in ihn springen und werdet dorthin gelangen, wo ich nun bin. Viel Spaß beim Suchen!“ „Verdammt!“ schrie Inuyasha: „Was soll dieses Rumgerede! Komm her und zeig dich endlich.“ Waren sie tatsächlich hier gefangen? Da keine Antwort kam, drehte er sich um: „Hast du eine Ahnung, was ein Baum der Erinnerungen ist?“ Sesshoumaru blickte an dem riesigen Baum vor ihnen empor. Auf halber Höhe des Stammes löste sich die feste Oberfläche, verschwamm zu einer Landschaft, zu einem Bild. Der Hanyou guckte ebenfalls empor. Anscheinend sah man dort das, was der Schmied ihnen zeigen wollte. Eine Landschaft, ein Dorf, das unterhalb eines Berges lag, über dessen Hänge Lavaströme flossen. Die Art, wie die Häuser gebaut waren, war unterschiedlich von allen Dörfern, die Inuyasha je gesehen hatte. Auch die Kleidung der Menschen dort sah anders aus. Auf halbem Weg zwischen dem Dorf und dem Vulkan lagen zwei Gebäude. Eines war unverkennbar eine Schmiede, das andere ebenso augenfällig ein Schrein. Da menschliche Schmiede auch Priester sein mussten, um mit Magie umgehen zu können, war das nicht weiter verwunderlich. Das gesamte Bild wirklich friedlich, aber ganz sicher kam da jetzt etwas. Die Perspektive wechselte, zeigte nun, was wohl damals der Schmied gesehen hatte, gehört hatte. Lautes Poltern war zu hören, entfernter Krach. Die Menschen in dem Dorf hielten erschreckt mit ihrer Arbeit inne, sahen sich um, als das Getöse sich rasch näherte. Dann tauchten zwei riesige, ineinander verbissene Hunde auf. „Youkai?“ fragte Inuyasha, ohne eine Antwort zu erwarten. „Youkai“, bestätigte sein älterer Bruder, unberechenbar wie eh und je. Die beiden Youkai hatten offensichtlich ihre wahre Gestalt angenommen, kämpften erbittert. Immer wieder erreichte einer der beiden, den anderen zu Boden zu werfen, was die Geräusche erklärte, dem scheinbar Unterlegenen gelang es, wieder aufzuspringen. Sie schienen nicht sonderlich auf ihre Umgebung zu achten, und als die ersten Menschen begriffen, was sich da ihrem Dorf näherte, war es schon zu spät. Einer der beiden riesigen Hunde stürzte mitten in die aufschreiende Menge hinein, in das Dorf. Der andere setzte sofort nach. Sesshoumaru verstand das nur zu gut. Mitten in einem Kampf würde keiner der beiden auf irgendwelche schwächeren Geschöpfe aufpassen oder auch nur achten können. Inuyasha presste etwas die Lippen zusammen. Warum hatten diese beiden sich nicht irgendeine Gegend ausgesucht, wo niemand wohnte? Als die beißenden Hunde wieder verschwanden, war das Dorf dem Erdboden gleichgemacht. Und niemand hatte überlebt. Niemand, außer dem Schmied. „Hast du darum den Kessel gebaut?“ fragte Inuyasha laut: „Weil dein Dorf bei einem Kampf von Youkai zerstört wurde?“ „Ja“, bestätigte die Stimme: „Diese Hundeyoukai kämpften, um zu sehen, wer der Stärkere war. Nur aus diesem Grund. Nur deswegen haben sie mein Dorf zerstört, alle Menschen getötet, die ich kannte und liebte. Ich …niemand sollte das mehr durchmachen müssen“ Er klang unwillkürlich traurig: „So ging ich. Ich war Priester und beschäftigte mich lange mit Magie, lernte viel über Youkai, in den Klöstern, die ich besuchte, bis es mir schließlich gelang, zu lernen, wie ich Youki in mir aufnehmen konnte.“ „Das ist unmöglich!“ entfuhr es Inuyasha, der genug Probleme mit seiner Mischung aus menschlichem Blut und Youki hatte. „Du bist der Gegenbeweis“, antwortete Sesshoumaru ruhig: „Aber dennoch, Schmied: das war nicht einfach.“ Hatte der Schmied daraufhin beschlossen, alle Youkai zu töten? Aber wozu dann dieses Turnier? Er musste wissen, was los war, um zu wissen, wie man den Kessel vernichten konnte. „Nein. Es waren viele Schritte nötig. Manche waren sehr unangenehm, kein einziger davon war einfach. Und ich war schon alt geworden. Aber das Youki gab mir neue Kraft, neue Macht. So schmiedete ich den Kessel. In ihm würde ich lesen können, wer die stärksten unter den Youkai waren. Und sie sollten ihren Streit in einem Turnier beilegen können, ohne dass ein Mensch zu Schaden käme.“ „Das klingt eigentlich nicht schlecht“, gab Inuyasha zu: „Aber wieso tötest du alle Youkai, auch die, die nicht kämpfen wollen?“ Das Lachen des Schmiedes klang jäh anders, hasserfüllt: „Oh, zunächst dachte ich, dass sich das von allein regelt. Und dann…ja, als die ersten beiden Turniere stattgefunden hatten…es waren Hunde dabei, Hundeyoukai. Und jedes Mal gewann eines dieser Monster, die mein Dorf zerstört hatten. Das durfte nicht wahr sein. Und so verschärfte ich die Regeln. Wieder gewann ein Hundeyoukai. Ich….ich tat wirklich alles, damit niemand überlebte. Schon gar kein Hund. Aber immer wieder, immer wieder! Da machte ich es absolut tödlich für alle, bis auf den Sieger. Und euer Vater gewann. Wieder ein Hund! Und zu allem Überfluss habt ihr beide nun die letzte Runde erreicht. Aber mit euch wird auch jeden Fall einer mit Hundeblut sterben, dachte ich. Und dann kamt ihr beide mit der Einsicht an, was ich plante. Ihr seid die Ersten, die fragten. Und ihr werdet die Letzten sein!“ Die Stimme klang immer schriller: „Ihr könnt versuchen, mich zu finden. Aber ihr kommt erst wieder in eure Welt, wenn ihr mich getötet habt. Und das wird euch nie gelingen, Hundebrüder!“ Das Lachen verhallte. „Der ist ja völlig durchgeknallt“, sagte der Hanyou sachlich: „Also schön, dann müssen wir ihn eben umlegen. Immerhin sollte dann das bescheuerte Turnier auch aufhören.“ „Der Kessel.“ „Ja, den müssen wir auch zerstören, schon klar, nicht, dass der sich selbstständig macht.“ „Der Schmied sagte, wir müssen in den Kessel springen, um zu ihm zu gelangen.“ „Ja, stimmt. Also müssen wir den Kessel suchen?“ Der Hanyou blickte sich um: „Aber außer dem Baum der Erinnerungen sieht es hier ziemlich öde aus. – He, wohin willst du?“ Der Hundeyoukai blieb weder stehen, noch wandte er den Kopf. Aber er sagte: „Die Wurzeln eines Baumes der Erinnerungen liegen im Gedächnis des Wesens, dass diese Welt schuf. Und dort wird auch der Kessel sein.“ „Meinst du.“ Aber Sesshoumaru war schlau, das wusste Inuyasha, und immerhin hatte der ja auch diese ganze dämliche Ausbildung durchlaufen. So folgte er ihm zu den riesigen Wurzeln, sprang hinter ihm her, offenbar auf der Suche nach einer Art Eingang. Zwischen zwei der gigantischen Wurzeln öffnete sich ein Loch in die Erde. Sesshoumaru blieb für einen Moment davor stehen. Das musste es sein. Wenn er sich richtig erinnerte, umfassten die tiefsten Wurzeln eines Baums der Erinnerungen die wichtigste davon. Und das würde in diesem Fall hoffentlich der Kessel sein. Was sie sonst da unter dem Baum, unter der Erde erwarten würde, war sicher nichts, mit dem man nicht fertig werden könnte. So gesehen, war es ganz praktisch, Tessaiga dabei zu haben, zumal mit der Fähigkeit Bannkreise zu durchbrechen. Er selbst käme zwar auch durch einiges durch, aber wozu überflüssige Handlungen begehen, wenn man das auch anders haben konnte. „Wir müssen da runter.“ Inuyasha starrte ein wenig missmutig auf den Eingang. Er mochte Dunkelheit nicht sonderlich und um ehrlich zu sein, verband er mit Höhlen nicht gerade seine besten Lebenslagen. Oft genug schon hatte er in so etwas in der Klemme gesessen. Statt einer Antwort machte der Hundeyoukai den Sprung hinunter. Auch er fand die Aussicht, wieder unter der Erde sein zu sollen, nicht gerade aufbauend. Aber das war eben notwendig, also nicht zu ändern. Zur gewissen Überraschung der Halbbrüder war der Gang unter den Wurzeln nicht vollständig dunkel. Fluoreszierende Moose und Algen hatten sich an den Wänden gebildet, boten ein mattes Licht. „Sesshoumaru?“ Und da keine Antwort kam: „Du hast gesagt, das hier ist ein Baum mit Erinnerungen. Dann dürften wir auf niemanden stoßen, oder?“ Aber Inuyasha hatte die Hand vorsorglich am Schwert. Der Hundeyoukai sparte sich eine Antwort. Das war auch seine Meinung. Dieser Baum, diese Welt war mit Magie geschaffen worden, um die Erinnerungen dieses Schmiedes am Leben zu erhalten. Und Erinnerungen konnten sich ja wohl kaum materialisieren und zum Angriff übergehen. Andererseits: was taten diese Moose hier? Gab es doch irgendwelche Lebensformen? Es wäre wohl besser, vorsichtig zu sein. Es war das reinste Labyrinth an Gängen unter dem Baum der Erinnerungen, nur matt erleuchtet von den Algen an den Wänden. Sesshoumaru ging voran, scheinbar unbeirrt immer weiter in die Tiefe strebend. Inuyasha folgte ihm einfach. Er wusste weder, was so ein Gedankenbaum war, noch, was er genau bewirkte oder wohin sie gehen mussten. Alles, was er wollte, war, diesen dämlichen Schmied zu fassen zu bekommen, den zu erledigen und somit das Turnier ein für alle Mal zu beenden. Und er war sicher, dass sein Halbbruder ausnahmsweise das gleiche Ziel hatte. Falls sie zu zweit bei ihm aufkreuzen würden, konnte sich dieser Schmied schon mal frisch machen. Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, zu zweit zu sein. Natürlich würde er diesen Schmied sicher auch allein mit Tessaiga erledigen können, aber da war auch noch der Kessel. Und mit Magie hatte er es wirklich nicht sonderlich. Da würde Sesshoumaru bestimmt mehr Ahnung haben. Immerhin hatte der ja die komplette Ausbildung durchgestanden. Der Hanyou sah sich um. Irgendwie hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden, aber es war nichts zu sehen, nichts zu hören, nicht einmal etwas zu wittern. Und doch …. „Sesshoumaru.“ Es kam keine Reaktion, aber langsam gewöhnte sich der jüngere Halbbruder daran: „Da ist etwas, hinter uns.“ „Wenn es dich angreift, bringe es um.“ Der Hundeyoukai empfand das als eine befriedigende Lösung und ging weiter. Na toll, dachte Inuyasha. Als ob ich das nicht von allein gewusst hätte. Aber immerhin - der Mistkerl traute ihm zu, alles umbringen zu können, was auch immer da in diesem Wurzellabyrinth war. Was das wohl sein mochte? Baum der Erinnerungen. Hm. Ob sich hier Gedanken lebendig gemacht hatten? Dann konnte man sie auch töten. Alles, was lebendig war, konnte man töten. Sesshoumaru blieb stehen. Zum ersten Mal, seit sie unter den Gedankenbaum gegangen waren, wusste er nicht weiter. Er war immer dem steilsten abwärts führenden Pfad gefolgt. Nun waren sie bestimmt schon tief in den Erinnerungen des Schmiedes. Aber jetzt gabelte sich vor ihnen der Gang, schien in beide Richtungen eben weiterzuführen. Und aus beiden Gängen drang der gleiche Geruch nach Wurzeln und Erde. Nichts anderes war zu wittern. Aber er war sicher, dass sie seit geraumer Zeit nicht mehr allein waren. Inuyasha hatte es auch gespürt, was ihn überrascht hatte. Aber schon in der Arena hatte der Hanyou bewiesen, dass er zwar impulsiv und vorlaut war, aber durchaus erfahren im Kampf. Seit dem Abbruch der Ausbildung musste er sich selbst einiges beigebracht haben, vermutlich im Kampf gegen allerlei verschiedene Gegner. Notwendigkeit und Überlebenswille waren anscheinend bessere Lehrer für einen Hanyou, als die Mentoren, die einst er selbst gehabt hatte und die auch Inuyasha hatten ausbilden sollen. „Was ist?“ Inuyasha griff instinktiv an sein Schwert, versuchte, an seinem Halbbruder vorbei zu sehen. „Eine Weggabelung“, erklärte der Hundeyoukai, damit seinen Begleiter überraschend. „Und nun? Trennen wir uns?“ Ein wenig geschmeichelt bemerkte Sesshoumaru, dass sein jüngerer Bruder ihm die Führung überließ: „Jeder geht dreihundert Schritte, kehrt dann um. Wir gehen den Weg, der steiler hinabführt.“ Er erwähnte nicht, dass, was auch immer sie belauerte, sicher die Gelegenheit ergreifen würde, wenn sie getrennt wären, um zuzuschlagen. Das sollte selbst Inuyasha wissen. Aber sie mussten möglichst rasch den richtigen Weg, den Kessel finden, um zu dem Schmied zu gelangen, dieser Farce ein Ende zu bereiten. Und dann, ja, dann würde man sehen, wer von ihnen beiden der Bessere war. ****************************************************** Im Dunklen unter einem Baum der Gedanken: wer schleicht da herum? Hat Sesshoumaru Recht, dass bloße Gedanken nicht zum Angriff übergehen können? Hat Inuyahsa Recht, dass man alles, was lebt, auch töten kann? Hat der Schmied Recht, dass man Hundeyoukai ausrotten muss, damit Menschen in Frieden leben können? Und niemand von der Sorte ihn finden kann? Das nächste Kapitel heisst: Schatten in der Schwärze. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Info-Ens, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 11: Schatten in der Schwärze ------------------------------------ Ihr habt Recht, auf die Hundebrüder warten eine Menge Unannehmlichkeiten: 11. Schatten in der Schwärze Die Halbbrüder gingen getrennt in die beiden Gänge der Gabelung. Beiden war klar, dass irgendetwas außer ihnen ebenfalls anwesend war, aber sie hätten nicht sagen können, was. Es war nichts zu sehen, nichts zu hören, nichts zu wittern. Inuyasha ließ die Hand an Tessaiga. Irgendwie fühlte er sich so sicherer. Das matte Licht der Algen schien immer dunkler zu werden. Dreihundert Schritte sollte er gehen, dann umkehren. Als er bis hundertfünfzig gezählt hatte, weitete sich der bislang eben dahinführende Gang zu einer Halle. Die Algen konnten sie nicht erleuchten. Er warf einen Blick hinauf. Die Decke war nicht zu erkennen, aber es roch nach einem großen Raum. Der Boden war weiterhin eben, soweit er sehen konnte. Aber etwas wie ein Kribbeln in der Wirbelsäule ließ ihn sich umdrehen, der uralte, menschliche, Instinkt, beobachtet zu werden. Ein Schatten glitt hinter ihm über den Weg, den er eben gekommen war. Wo dieser vorbeikam, erloschen die Algen. Der Hanyou riss sein Schwert heraus. Was auch immer da kam, würde kaum gastfreundlich sein. Und dann wurde es um ihn vollkommen dunkel. Er aktivierte Tessaiga und wartete. Seine empfindlichen Ohren vernahmen ein Knistern, dann das leise Klirren von Metall und er drehte sich in diese Richtung: „Wer bist du? Und was willst du?“ „Ich bin nichts als ein Kage, ein Schatten“, antwortete jemand: „Und es wird es dir schwer machen, mich mit deinem Schwert zu treffen. Du bist ein Youkai, aber so in vollendeter Dunkelheit kannst auch du einen schwarzen Schatten nicht erkennen. Du kannst mich nicht wittern, denn ein Schatten hat keinen Geruch. Kurz, du bist mir vollkommen ausgeliefert, Hundejunge.“ „Meinst du?“ „Oh, denke mal darüber nach. Du stehst hier allein, in der absoluten Schwärze, weißt nicht, wo und wann ich wie zuschlagen werde. Und ich bin sicher, wenn du darüber nachdenkst, wird die Angst in dir aufsteigen.“ „Wieso soll ich mich überhaupt auf dich einlassen? Wer bist du?“ „Willst du dich etwa vor einem Kampf drücken, Hund?“ „Keh!“ Inuyasha hatte jetzt die Stelle gefunden, von wo aus die spöttische Stimme kam und machte einen weiten Satz dorthin, schlug zu. Tessaiga prallte auf Stein. Dem Schatten entkam ein höhnisches Gekicher: „Oh, nicht schlecht, Hundejunge, du versuchst, anhand meiner Stimme herauszufinden, wo ich bin. Nette Idee. Aber das wird nicht klappen. Und weißt du auch, warum? In einer Höhle wird der Schall reflektiert. Ich dagegen kann dich wahrnehmen und….“ Inuyasha fuhr herum. Irgendein unbekannter Instinkt ließ ihn mit beiden Händen seine Klinge empor reißen. Stahl knirschte auf Stahl. Dieser so genannte „Schatten“ schien auch über ganz gute körperliche Kräfte zu verfügen. Das würde nicht einfach werden. Sesshoumaru war die dreihundert Schritte gegangen. Die Höhle hier hatte sich verändert. Immer wieder kreuzten Wurzeln den Weg, so dass er klettern, springen musste. Bedeutete dass, dass er sich dem Herzen des Wurzelwerks näherte? Dem Ort, wo er den Kessel vermutete? Denn ohne diesen würden sie hier nie herauskommen. Er stutzte. Hatte er gerade „sie“ gedacht? Doch, tatsächlich. Was war nur mit ihm los? Warum dachte er auf einmal so, ja, gemeinschaftlich? Aber eigentlich war es klar, warum. Während dieses gesamten Turniers und gerade in den erzwungenen gemeinsamen Kämpfen auf der gleichen Seite hatte er mehr an den Bastard denken müssen, als in den gesamten Jahren zuvor. Und er gab zu, dass Inuyasha im Kampf etwas konnte. Warum nur war er damals so weich und feig gewesen, die Ausbildung abzubrechen? Weil er ein Hanyou war? Weil er einfach zu schwach zum Leben war? Was sollte es. Er brauchte sich doch keine Gedanken um ihn zu machen. Der sollte seinen Teil übernehmen und dann würden Kessel und Schmied Geschichte sein. Nicht, dass er das nicht allein schaffen könnte, immerhin war er Sesshoumaru, aber es wäre angenehm, jemanden dabei zu haben, der einem den Rücken freihielt. Nicht notwendig, aber angenehm. Er blieb stehen: „Was willst du?“ fragte er, ohne sich umzudrehen. „Deinen Kopf“, sagte eine Stimme höhnisch: „Auch schon gemerkt, dass ich hier bin?“ Es wurde stockdunkel. „Hmph.“ Der Laut des Hundeyoukai drückte sein Missvergnügen aus: „Lebensmüde?“ „So sicher, dass du gegen einen Schatten in der Schwärze gewinnen kannst? Ich bin nichts als ein Kage, ein Schatten, entstanden aus den dunklen Gedanken meines Herrn. Du kannst nichts sehen, mich nicht wittern, mich nicht hören.“ „Du hast ein Schwert.“ „Oh, da ist jemand schlau. Woher weißt du das?“ Sesshoumaru sah keinen Grund, dem Wesen zu sagen, dass er das Metall wittern konnte. Man gab keinen Vorteil aus der Hand. Er drehte sich in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, auch, wenn die winzigen Luftmoleküle des Metalls links neben ihm waren: „Und warum willst du mich töten?“ „Das ist mein Lebenszweck. Du bist ein Monster, ein Hundeyoukai. Der Herr will alle Hundeyoukai tot sehen.“ „Wo ist dein Herr?“ „Das möchtest du gern wissen, oder? Aber ich sag’s dir nicht.“ „Also glaubst du, dass ich gewinne.“ „Unsinn! Wie willst du gegen einen Schatten gewinnen, in der völligen Finsternis? Du bist ein Youkai, aber so in vollkommener Dunkelheit kannst auch du nichts erkennen. Du kannst mich nicht wittern, denn ein Schatten hat keinen Geruch. Kurz, du bist mir vollkommen ausgeliefert, Hundejunge.“ Sesshoumaru hob die Hand, ließ die Finger leise knacken. Was für ein Narr, soviel zu reden. Ihm war nun klar, dass die Stimme reflektiert wurde. Sie schien sich um ihn zu bewegen. Aber weitaus interessanter war die Stelle, wo sich das Schwert befand. „Wo ist dein Herr?“ wiederholte er. Vielleicht gab es eine Abkürzung und sie müssten nicht den Kessel suchen. „Na schön…geht weiter, tiefer unter diesen Baum. Dort leben…egal. Und dort ist der Kessel. Springt ihr in ihn, kommt ihr in eine andere Welt. Dann geht Richtung Neumond.“ Der Schatten kicherte: „Aber das nützt euch alles nichts. Ich werde dich hier töten.“ „In der Tat.“ Der Hundeyoukai machte einen großen Satz nach links. Der Raum wurde plötzlich von einem grünen Licht vage erhellt. Etwas Großes, Schwarzes war vor Sesshoumaru, ein Schwert. Ohne jedes Zögern stieß er seine grün leuchtende Hand mitten in diese Dunkelheit, spürte Widerstand: „Dann stelle ich dir meine Dokkaso vor.“ Der „Schatten“ löste sich auf. Das letzte, was er hervorbrachte war: „Wie…?“ Der Hundeyoukai bemerkte, dass die Algen um ihn wieder leuchteten. Gut. Was hatte dieser so gennante Schatten gemeint? Wie er ihn hatte finden können oder wie er ihn getötet hatte? Das war gleich. Er war nun die vereinbarten dreihundert Schritte gegangen. Der Weg führte abwärts. Mal sehen, was Inuyasha herausgebracht hatte. Er wandte sich um und wanderte zurück. An der Weggabelung angekommen, fehlte von diesem Bastard weit und breit jede Spur. War Inuyasha etwa auch einem Schatten begegnet? Und hatte es der Hanyou mit seiner minder entwickelten Sinnesausstattung nicht geschafft, den ausfindig zu machen? Steckte er in Schwierigkeiten? Nun, beschloss der Hundeyoukai, das ging ihn eigentlich nichts an. Obwohl, vielleicht könnte dieser Kage einem genauere Auskunft geben, wo man seinen Herrn finden konnte. So machte er sich auf den Weg. Kaum hundert Schritte weiter konnte er Tessaigas Geruch wahrnehmen. Also kämpfte Inuyasha mit etwas. Aber im Dunklen, denn auch hier waren alle Algen erloschen. „Gib schon auf, Hundejunge!“ sagte eine höhnische Stimme: „Du musst es doch selbst bemerken, dass deine lächerlichen Angriffen danebengehen.“ Der Hundeyoukai blieb stehen. „Ach ja? Bis jetzt hast du ja auch noch nicht gerade viel gebracht!“ fauchte Inuyasha wutentbrannt zurück: „Und wer von uns beiden versteckt sich feige in der Dunkelheit?“ „Ich verstecke mich nicht, und schon gar nicht feige. Der einzige Feigling bis du. Ich kann doch sehen, wie du zitterst, dich hektisch umblickst, wo ich bin. Weißt du nun, was der Satz besagt, die Nacht hat tausend Augen, Hundejunge?“ „Keh! Als ich gelernt habe, was dieser Satz bedeutet, war ich noch ein Kind. Und wenn ich damals Angst vor der Dunkelheit gehabt hätte, wäre ich in dieser dämlichen Kappa-Kammer umgekommen, gefressen worden. Vergiss es. Mit Angst vor der Dunkelheit kommst du bei mir nicht weiter!“ Inuyasha versuchte erneut, das winzige Geräusch zu lokalisieren, als sein unsichtbarer Gegner das Schwert in Angriffsposition brachte, als ihm plötzlich ein vertrauter Geruch in die Nase stieg. Youki. Dieser Schatten besaß dämonische Energie. Erleichtert suchte er nun die Witterung die Windwunde. Warum nur war er nicht gleich auf diese Idee gekommen? „Genauer, du kommst überhaupt nicht mehr weiter, Vollidiot. Kaze no kizu!“ Na also, dachte der ältere Halbbruder und kam näher: „Was spielst du denn hier?“ „Sesshoumaru!“ Inuyasha fuhr herum: „Da war ein Schatten…“ Er brach ab: „Ich brauch mich doch nicht vor dir zu rechtfertigen!“ „Ich habe ebenfalls einen getötet.“ „Und natürlich schneller, als ich, oder, der ach so tolle Herr Halbbruder!“ „Ja.“ Der Hundeyoukai drehte sich um: „Der andere Gang ist der richtige.“ Er wollte keine fruchtlosen Diskussionen mit diesem Halbblut führen. Aber etwas anderes war viel interessanter. Inuyasha war als Kind in der Kappa-Kammer gewesen? Wieso denn das? Wie hatte er es geschafft, sich in eine derart tödliche Falle zu manövrieren? Die Kappa-Kammer lag unter dem väterlichen Schloss im Westen, wohlverschlossen. Dort lebten Kappa, die nicht, wie es allgemein üblich wäre, Menschen und Youkai gegen Geschenke über ihre Gewässer gelassen hatten, sondern sie gefressen hatten. Vater hatte sie eingefangen und dort eingesperrt. Sie bekamen Futter, Vieh, waren sie doch Fleischfresser, aber sonst ließ man sie in Ruhe. Und kein ausgewachsener Youkai ging dort hinunter, da die gut zwanzig Exemplare über ihn herfallen würden, ihn fressen würden. Zu allem Überfluss stand die Kammer unter Wasser. So klein, wie Inuyasha gewesen war, als er noch im Schloss lebte, musste ihm das Wasser bis zur Brust gegangen sein. Nun ja, er hatte ja gewusst, dass sein Halbbruder ein ausgesprochenes Talent dafür hatte, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Aber irgendwie musste es ihm gelungen sein, da auch wieder herauszukommen, ohne gefressen zu werden. Nicht schlecht, für ein Halbblutkind. Seltsam. Warum dachte er nur schon wieder über den Hanyou nach? Aber er gab sich die Antwort selbst. Weil da etwas nicht stimmte, nicht stimmen konnte. Inuyasha war schwach gewesen, faul, zu undiszipliniert und feige, sich der Ausbildung eines vornehmen Youkai zu stellen, dazu widerspenstig. Und dennoch hatte er bis heute durchgehalten, das Kesselturnier soweit überlebt. Seine Kampftechniken waren beklagenswert, aber effektiv. Er musste sie in Kämpfen auf Leben und Tod gelernt haben. Also konnte er nicht so schwach sein, wie er, Sesshoumaru, immer vermutet hatte. Und wenn er als Kind in der Kappa-Kammer gewesen war, das überlebt hatte…Hm. Er würde ihn einmal genauer beobachten müssen. Inuyasha ging etwas wütend hinter dem Hundeyoukai her. Da erledigte er einen Schatten in der absoluten Dunkelheit, nur um zu hören, dass Sesshoumaru auch einen getötet hatte. Konnte der nicht einmal auch sagen: gut gemacht? Aber das war wohl absolut zuviel verlangt. Leider hatte der Hanyou das Gefühl, dass er das wirklich einmal gern von seinem großen Bruder hören wollte. Keh, dachte er gleichzeitig. Der Mistkerl verachtet dich, du bist nur ein Bastard, der im Moment die Ehre hat, hinter ihm hertrotten zu dürfen, weil er vielleicht Tessaiga brauchen kann und der Bannkreis ihn abweist. So sieht es aus. Finde dich damit ab. Er hat sich noch nie für dich interessiert und wird es auch nie. Sonst wäre er doch einmal gekommen, in den ganzen fünfzehn Jahren, die du mit ihm im gleichen Schloss warst, hätte einmal geguckt, was du lernst, was du für Fortschritte machst. Oder sogar mal gelobt, weil du diese Prüfungen überstanden hast? Träum weiter, Inuyasha. Er hat es doch selbst gesagt. Nur aufgenommen, damit der Kampf gegen dich ehrenhaft ist, fair. Er ist einfach ein eiskalter Mistkerl. Und doch konnte er die kleine Stimme in seinem Hinterkopf nicht zum Schweigen bringen, die ihm sagte, dass da irgendetwas an diesem Bild nicht stimmen konnte. In tiefem Schweigen wanderten die Halbbrüder hintereinander durch die Gänge. Immer öfter bildeten Wurzeln Hindernisse, die sie überspringen mussten oder sich gar bücken mussten, um darunter durch zu gehen. Sesshoumaru war versucht, die Wurzeln zu zertrennen, da er es als peinlich empfand, sich bücken zu müssen, aber die Vernunft sagte ihm, dass er nicht wusste, was geschehen würde, würde er den Gedankenbaum verletzen. Womöglich blieben sie dann hier in diesem unterirdischen Labyrinth gefangen. „Geh mal beiseite.“ Inuyasha klang genervt. Er wandte nicht den Kopf, blieb auch nicht stehen, sagte jedoch: „Wenn du den Baum verletzt, weiß niemand, was geschieht.“ Der Hanyou knurrte leise vor sich hin, nahm aber an, dass sein Halbbruder Recht hatte. Natürlich wusste keiner von ihnen beiden, was passieren würde, wenn er die Wurzeln mit der Windnarbe zerlegte. Aber einen Versuch wäre es eigentlich wert. Allein: hier gemeinsam mit Sesshoumaru bis ans Ende seiner Tage eingesperrt zu sein, war nicht gerade sein Lebenstraum. Er wollte den Schmied samt Kessel erledigen, dann zurück zu seinen Freunden. Aber hier in diesem Schummerlicht durch Wurzelwerk zu kriechen, war auch nicht gerade lustig. Obwohl - wenn er das schon unangenehm fand, müsste der hyperstolze Hundeyoukai das doch erst recht als peinlich empfinden. Also konnte man im Moment wohl wirklich nichts machen. Sesshoumaru tat einen weiten Sprung und blieb stehen. Inuyasha kam neben ihn. Beide betrachteten überrascht die Höhle vor sich. Soweit sie erkennen konnten, war hier unter den Wurzeln ein See. Er glitzerte in dem vagen Licht der Algen. Selbst der Grund schien zu schimmern. „Was ist das?“ erkundigte sich der Hanyou, ohne allerdings eine Antwort zu erwarten. „Der See der guten Vorsätze“, sagte jemand neben ihm. Beide Halbbrüder fuhren herum, betrachteten das weiße nebelige Gebilde, das neben ihnen schwebte. „Wohnst du hier?“ fragte Inuyasha, der nicht annahm, dass das ein Gegner sei. „Ja. Ich bin das, was einst das gute Gewissen des Herrn war, ehe er….ehe er sich verwandelte.“ „Verwandelte?“ „Youki erhielt?“ erkundigte sich Sesshoumaru. „Ja.“ Das gute Gewissen seufzte etwas: „Du bist auch ein Youkai. Haben Youkai kein Gewissen?“ Der Hundeyoukai zögerte kurz mit der Antwort, da er keinen Sinn in dieser Frage entdecken konnte, meinte dann: „Ein Youkai tut, was er tun will.“ „Also kennt er keine Reue.“ Ein erneuter tiefer Seufzer der Gestalt. „Und was ist dieser See? Übrigens, weißt du, wo der Kessel ist?“ Inuyasha stellte lieber die Fragen, ehe dieses Wesen sich auch noch nach seinem Gewissen erkundigte. „Das ist der See der guten Vorsätze. Alle guten Vorsätze, an die sich der Herr erinnern konnte, sind hier. Und der Schimmer kommt von dem Dämmerschein der ungetanen Taten. Der Kessel? Warum wollt ihr denn dahin?“ „Wir wollen aus diesem Baum raus und der Schmied sagte, dazu müssen wir ihn finden.“ „Ach so, ja.“ Das Wesen schien aufzusehen, soweit man das bei einem Nebel behaupten konnte: „Dann müsst ihr hier am See entlanggehen. Dort hinten kommt ein Schacht. In den springt hinein. Aber er ist tief.“ „Macht nichts. Und dann?“ „Dann seid ihr wahrscheinlich in Gefahr.“ „Keh! Ich ..wir haben die Schatten der dunklen Gedanken auch erledigt.“ „Mag sein. Und vielleicht sind sie auch nicht mehr da. Ich gehe dort nie hin.“ „Sie.“ Das war echt mühselig mit diesem Gewissen! „Es sind Wesen, die die Wurzeln des Baumes fressen. Und mit jeder Wurzel, die sie abfressen, verschwindet eine Erinnerung des Herrn. Er vergisst.“ Ob das jeder hatte? Aber Inuyasha fragte weiter: „Wenn die Wurzeln fressen, werden sie uns schon nichts tun. Jetzt rede endlich weiter. Wo ist dieser Kessel?“ „Ja, der müsste da sein, irgendwie. An der tiefsten Stelle unter dem Baum der Erinnerungen. Aber seid vorsichtig. Ich möchte euch wirklich nicht in Gefahr bringen.“ „Nett von dir. Also, da lang.“ „Ja.“ Sesshoumaru setzte sich in Bewegung, unwillig, einem weiteren Gespräch zwischen diesem Wesen und dem Hanyou zuzuhören. Sie hatten die Informationen, die sie brauchten. Sein Halbbruder folgte ihm unverzüglich. Das ehemalige Gewissen seufzte ein wenig, als es ihnen hinterher blickte. Hätte es ihnen noch mehr sagen sollen? Aber was? Es war ja nie dort unten gewesen. Und von den Wesen, die die Erinnerungen fraßen, wusste es auch nicht mehr. Hoffentlich hatte es alles richtig gemacht. Der Schimmer des Sees der guten Vorsätze erhellte ihren Weg, zumal an der Wand rechts von ihnen auch noch die phosphoreszierenden Algen wuchsen. Inuyasha warf einen Blick auf das leuchtende Wasser. Kagome würde das gewiss gefallen, sie mochte doch auch Glühwürmchen und so etwas. Ob es ihr wohl gut ging? Bestimmt machte sie sich Sorgen um ihn, das machte sie doch immer. Aber er hatte nicht mehr tun können, um sie zu beschützen, als sie zurückzuschicken. Er bemerkte, wie der Hundeyoukai vor ihm absprang, dann in einem Schacht verschwand. Ohne Zögern setzte er hinterher. Dieses Gewissen hatte gesagt, dass es ein tiefer Schacht war, und das stimmte. Er landete hart, stolperte dann und fiel. Für einen Augenblick war er verwirrt, als er feststellte, dass sein Gesicht in etwas Weichem gelandet war, dann erkannte er den Geruch und sprang hastig auf. Sesshoumaru riss im gleichen Moment sein Fell unter ihm weg, sah sich dann aber nur um. Kein Kampf? Inuyasha stutzte, aber dann begriff er, dass sein Halbbruder im Augenblick nur den Kessel und dessen Schmied zu erledigen als Ziel hatte. Alles andere war zweitrangig, zumal sie danach ja sowieso gegeneinander kämpfen wollten. Dann sollte er auch nichts dazu sagen und lieber sehen, wo sie hier waren. Der Raum, in dem sie gelandet waren, war eine Halle. Der Schein der Algen an den Wänden reichte kaum für mattes Dämmerlicht aus. Aber es war deutlich zu erkennen, dass hier unten keine Hindernisse waren. Die Wurzeln des Baumes bildeten über ihnen das Hallendach. Ob das die Tiere gewesen waren, die das gute Gewissen erwähnt hatte? Die, die die Erinnerungen fraßen? Aber er sah seitwärts: „Ich kann den Kessel nicht riechen.“ Sesshoumaru schwieg einen Moment, ehe er aus einem unklaren Gefühl, der ältere Bruder zu sein, heraus sagte: „Natürlich nicht. Es ist ja nicht der richtige Kessel, sondern nur ein Gedankenbild.“ „Oh.“ Hatte er sich gerade verhört, oder war das tatsächlich eine Erklärung gewesen? Das war ja für die Verhältnisse dieses Mistkerls direkt nett. Der Hundeyoukai setzte sich in Bewegung. Wenn der Kessel am tiefsten Punkt des Baumes zu finden war, würde er sich hier in der Mitte der Halle befinden, nahm er an. Inuyasha folgte ihm, warf aber einen neugierigen Blick um sich. Irgendwie war das die größte Höhle, in der er je gewesen war. Und da bemerkte er, was von der Decke fiel und riss sein Schwert heraus. Sesshoumaru hörte es, witterte Tessaiga und fuhr herum. Als er sah, was sich ihnen da näherte, hob er die Hand, ließ die Finger knacken. Das schien nicht für ein Schwert zu taugen. Es war ein weißer Wurm, gewiss zwei Meter lang, mit braunem Kopf. Sein Maul zeigte scharfe Zähne, mit denen er vermutlich die Wurzeln des Baumes abfraß. Und der Wurm näherte sich ihnen, zischte etwas. „Ist das ein Gruß, ein Heiratsantrag oder eine Drohung?“ fragte Inuyasha zurück, das aktivierte Tessaiga seitwärts erhoben. Falls das Wesen sie nicht angreifen wollte, brauchte er sich nicht zu verteidigen. Der Wurm öffnete sein Maul, schoss auf ihn zu und der Hanyou entschied sich, dass das eine Drohung gewesen war: „Kaze no kizu!“ Der Macht der Windnarbe hatte das Tier nichts entgegenzusetzen. „Na also.“ „Inuyasha.“ „Ja?“ Der Hanyou drehte sich seitwärts: „Bin ich dir schon wieder in die Quere…ja, so ein Mist!“ Denn von der Decke fiel nun Wurm um Wurm, vermutlich die gesamte trauernde Verwandtschaft. Und die Halbbrüder befanden sich im Mittelpunkt einer weißen, wabernden Masse. ***************************************************** Es wird Zeit, aus dieser Gedankenwelt zu verschwinden. Aber ob es da, wo der Schmied auf sie wartet, wirklich besser ist? Das nächste Kapitel heisst: Schwarze Sonne. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Nachricht, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 12: Schwarze Sonne -------------------------- Die Sache mit der Kappa-Kammer kam nicht nur euch ziemlich merkwürdig vor. Aber die Dinge aus der Vergangenheit werden nur langsam geklärt, wenn man sich nicht richtig aussprechen will oder kann. 12. Schwarze Sonne Inuyasha fasste Tessaiga fester. Er konnte in der kaum beleuchteten Höhle nicht abschätzen, wie viele dieser weißen, Erinnerungen fressenden Würmer von der Decke gefallen waren, aber es waren eindeutig viele. Und der Mittelpunkt des Interesses waren augenfällig Sesshoumaru und er. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie sein Halbbruder ebenfalls zum Schwert griff und drehte sich instinktiv etwas, so dass sie nun Rücken an Rücken standen, sich gegenseitig deckend. „Was für nettes Gewürm…“ meinte er sarkastisch. „Gewürm.“ Das klang schon wieder so, als ob er etwas Falsches gesagt hätte. Obwohl der Hundeyoukai ihn während dieser Reise an seiner Seite zuließ, schien er ihn immer noch nicht für voll zu nehmen. Na ja, gab sich Inuyasha zu, warum hätte er auch eine Meinung, die er sich vor Jahrhunderten gebildet hatte, ändern sollen? Vielleicht nur, weil er während des Kessel-Turniers gesehen hatte, dass man auch als Hanyou was drauf haben konnte? Er nicht so schwach war, wie der Herr große Bruder immer gemeint hatte? Ach, verdammt: „Kaze no kizu!“ Mit gehöriger Wut im Bauch schlug er auf der Linie der Windnarbe gegen die Würmer zu. Eine Schneise entstand, die fast unverzüglich von neuen Tieren geschlossen wurde. Wie viele waren das nur? Nun, es war gleich. Er wollte zu dem Schmied und das war alles, was zählte. Aufgeben kam nicht in Frage. Sesshoumaru hatte ebenfalls einen Angriff auf die Würmer gejagt. In der Dunkelheit war es kaum zu sehen gewesen, aber er glaubte, dort hinter den Tieren, einen goldenen Kessel bemerkt zu haben. So lud er seine Klinge erneut mit Youki auf. Es war lästig, so viele dieser Wesen zwischen sich und seinem Ziel zu sehen, aber zunächst einmal musste er sicher gehen. So schlug er erneut zu. Immerhin schien sich Inuyasha um sich selbst zu kümmern. Am Ende der durch seinen Angriff geschlagenen Schneise erkannte der Hundeyoukai nun deutlich, dass der Kessel, den sie suchten, dort war oder genauer, das Abbild des eigentlichen Kessels, das ihnen hier aus dieser Gedankenwelt des Schmiedes wieder heraushelfen sollte. „Inuyasha.“ Der drehte etwas den Kopf, erstaunt darüber, angesprochen zu werden: „Was ist?“ Er schlug erneut mit der Windnarbe zu. Keine Antwort. Leicht ärgerlich darüber sah er sich noch einmal um, erkannte dann, dass sein Halbbruder ebenfalls eine Lichtung in die Angreifer geschlagen hatte, nun mit raschen Sprüngen diese entlanglief. Er folgte sofort. Hatte der Hundeyoukai eine Idee gehabt, wie sie an diesem widerlichen Viehzeug vorbeikommen konnten? Als dieser einen weiten Satz machte, bemerkte auch der Hanyou den Kessel. Klar. Man musste sich nicht mit diesen Würmern streiten, wenn man auch so das Ziel erreichen konnte. Obwohl, eigentlich widerstrebte es ihm schon, so einfach aus einem Kampf zu verschwinden. Aber es war ja irgendwie kein richtiger Kampf. So beeilte er sich, hinter seinem Halbbruder in den Kessel zu springen. Warum der hier nicht Tenseiga einsetzte? Aber er hatte ja gesagt, dass das hier nur das Abbild des Kessels sei. Klar. Das hier war ein Baum der Erinnerungen, nichts hier konnte wirklich sein. Wenn man von diesen ganzen seltsamen Wesen absah, die aus den Gedanken des Schmiedes entstanden waren. Diesmal war der Sprung nicht sonderlich lang und die Halbbrüder fanden sich in einem dichten Wald wieder. Die Luft war stickig, seltsame Dämpfe schwebten zwischen den hohen Bäumen und durch das scheinbar undurchdringliche Unterholz, verhinderten, dass sie wittern konnten. Am wolkenverhangenen Himmel stand eine schwarze Sonnenscheibe. Wo auch immer sie waren, es war kaum die wirkliche Welt. Oder besser, die Welt, aus der sie stammten. Sesshoumaru ging ohne zu zögern los. „He, wohin willst du?“ erkundigte sich der Hanyou. Was für ein Idiot, dachte der Hundeyoukai unwillkürlich, ehe er erfasste, dass Inuyasha ja nichts von seinem kurzen Gespräch mit dem Schatten mitbekommen hatte: „Der Schatten, den ich tötete, sagte Richtung Neumond.“ „Und was soll das sein?“ „Norden.“ Er hatte wohl wirklich nicht gerade bei den Lehrern aufgepasst, als er Landkarten erklärt bekam, die Zeichen darauf, die für die lesenden Youkai die Richtungen angaben. „Aha“, machte der Hanyou, da er nicht wusste, was er darauf erwidern sollte. Immerhin hatte er etwas begründet bekommen. Schon dafür durfte er ja vermutlich dankbar sein. Wieso hatte Sesshoumaru auch so einen Schatten mit richtigen Informationen erwischt? Der Schatten, den er getötet hatte, war zwar äußerst redselig gewesen, aber etwas Nützliches hatte der nicht gerade von sich gegeben. Freilich, was sollte es. Um diesen Schmied zu erwischen, den sadistischen Kessel, und so ein für alle Mal das Turnier zu beenden, musste er sich eben mit der Begleitung des Hundeyoukai abfinden. Danach...nun, danach gab es sicher wieder jeden Grund, sich aus dem Weg zu gehen. Oder zu einem Duell. So sprang er hinter seinen Halbbruder, der mit seiner Energiepeitsche gerade einen Pfad in den Wald vor ihnen schlug. Eine solche Begleitung hatte eindeutig auch Vorteile, dachte der Jüngere. Sie waren stundenlang durch den Dschungel gewandert, als sie eine Lichtung an einem Fluss erreichten. Sesshoumaru blieb stehen und Inuyasha nutzte die Gelegenheit, sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Die heiße, stickige Luft machte ihm zu schaffen. „Dieser Schatten hat nicht zufällig erwähnt, wie weit wir nach Norden gehen müssen?“ Keine Antwort. Erst nach einer ganzen Weile meinte der Hundeyoukai: „Wie bist du aus der Kappa-Kammer wieder herausgekommen?“ „Hä? Woher weißt du…“ Er musste den Schluss des Kampfes mit dem Schatten mitgehört haben, erkannte Inuyasha. Aber seit wann interessierte sich der Herr Halbbruder denn dafür, wie er wann wo überlebt hatte? Gewöhnlich versuchte der doch eher selbst, ihn umzubringen! Dann dämmerte ihm eine Erklärung: „Musstest du auch diese Prüfung bestehen?“ „Wie kamst du hinaus?“ Irgendwie war dieses plötzliche Interesse angenehm. „Naja…ich stand bis zur Brust im Wasser und es war völlig dunkel, also habe ich Klauenangriffe gemacht, wo immer ich etwas gehört habe. Ich habe auch einige erwischt, einige allerdings auch mich. Ich habe ganz schön geblutet. Irgendwann ist mir dann eingefallen, dass ich das Blut auch verwenden kann und Hijinkessou erfunden, die Blutklingen. Aber den Angriff kennst du nicht. Ich habe ihn nie gegen dich eingesetzt.“ Klingen aus Blut? Das war auch eine Technik, die nur einem Bastard einfallen konnte. Wie schwer musste er sich verletzen lassen, um sie einsetzen zu können? Natürlich hatten ihn damals wohl die Kappa schwer verletzt, so dass es wohl eher eine Notlösung gewesen war. Inuyasha bemerkte, dass er auf einmal interessiert betrachtet wurde und fuhr mit gewisser Verwunderung fort: „Ich weiß nicht, wie lange es gedauert hat, aber irgendwann lehnte ich mit dem Rücken an der Tür und mich griff nichts mehr an. Es war still geworden und so machte Mawashi die Tür auf und holte mich raus, brachte mich zum Heiler.“ Mawashi, der Lehrer für Kampfkünste, den auch er selbst, Sesshoumaru, gehabt hatte. Aber was hatte der Hanyou da von einer Prüfung gesagt? Der brachte sicher etwas durcheinander. Natürlich hatte Mawashi auch ihm zwei oder drei Kappa auf dem Kampfplatz gegenübergestellt, damit er seine Fähigkeiten trainieren konnte. Hatte Inuyasha daraufhin geglaubt, auch mit zwanzig fertigwerden zu können? Nun, er war es wohl sogar geworden. Sesshoumaru drehte sich etwas. In der stickigen Luft konnte selbst er fast nichts wittern. Kein Windhauch kam durch die dichte Atmosphäre, schon gar nicht hier im Wald. Aber er nahm keinen Augenblick an, dass hier nichts oder niemand außer ihnen existierte. Er betrachtete sorgfältig ihre Umgebung. Jetzt erst entdeckte er im Gras der Lichtung Insekten, Käfer, Ameisen, allerdings gut um ein Drittel größer, als sie in ihrer eigenen Welt waren. Also konnte es sehr wohl hier auch größere Wesen anderer Arten geben. Er würde aufpassen müssen. Sie würden aufpassen müssen. Inuyasha war mehr als überrascht gewesen über die Frage nach den Kappa. Wollte Sesshoumaru aus irgendeinem Grund seine Kampffähigkeiten überprüfen? Aber wozu die Frage? Das hätte er doch in der Arena oder auch sonst wo schon feststellen können. Oder nahm der Hundeyoukai an, dass es hier ähnliche Wesen gab? Es hätte ihn ja schon interessiert, wie Sesshoumaru mit den Kappa fertiggeworden war. Aber da er überlebt hatte, war er es wohl. Immerhin hatte Mawashi ja gesagt, dass er die Tür erst aufmachen würde, wenn keine Kampfgeräusche mehr zu hören wären. Seine Ohren zuckten, als sie ein Brummen hörten, lauter und tiefer, als er es je vernommen hatte. Er fuhr herum. Zwei Insekten waren auf die Lichtung geschwirrt, wie er sie noch nie gesehen hatte. Nun, gesehen schon, das waren Libellen, aber sie waren gewiss so lang wie die Spannweite seiner Arme. Wahre Riesenlibellen. „Sind die groß!“ entfuhr es ihm staunend. Sesshoumaru schwieg. Aber für einen Augenblick stand ihm das Bild des kleinen Hanyou vor Augen, den Myouga damals zu ihm gebracht hatte, mit der Bitte, sich um ihn zu kümmern. Die Libellen gingen in Sturzflug über, fassten Insekten aus dem Gras und flogen mit ihrer Beute zurück zum Fluss. Der Hundeyoukai blickte sich kurz um, ehe er weiterging, wieder in den Urwald, sorgfältig witternd. Der dichte Dschungel verhinderte zwar, dass er alle Gerüche wahrnehmen konnte, aber er war so gewohnt, sich auf seine Nase zu verlassen, dass er es unwillkürlich auch hier tat. Die Sichtweite im Unterholz war sowieso nur genau soweit, wie er einen Pfad mit seiner Youki-Peitsche schlagen konnte. Inuyasha schloss sich ihm an. Nach einer gewissen Zeit reichte es dem Hanyou allerdings. Stundenlang wanderten sie nun schon durch den Urwald. Es herrschte drückende Schwüle, man konnte praktisch nichts riechen und sah immer nur grün. Zu allem Überfluss musste er dauernd den Hinterkopf seines Halbbruders betrachten, der vor ihm einen Pfad bahnte. Das dauerte alles so lange. „Sesshoumaru, lass mich mal vor. Ich mach den Weg jetzt mit Tessaiga frei.“ „Nein.“ „Du hast mir gar nichts zu befehlen.“ Er wollte an dem Hundeyoukai vorbei springen, wurde aber von dessen Arm aufgehalten: „Also...“ setzte er zum Protest an. „Dummkopf. Merkst du nichts?“ „Was?“ Aber er wollte sich nicht blamieren, zumindest nicht mehr, als er es wohl schon hatte. So witterte er sorgfältig, aber in der dampfigen Luft konnte er nur die Gerüche von Blüten erkennen. Auch seine Ohren offenbarten ihm nur das Rascheln der Blätter. Sesshoumaru ließ erneut seine Youki-Peitsche schwirren, schlug wiederum einen Weg von sicher zwanzig Metern frei. Er ging weiter. Inuyasha folgte ihm irritiert. Was sollte da sein? Und warum sollte er Tessaiga nicht verwenden? Wenn er fragen würde, bekäme er vermutlich keine Antwort. Und hätte sich blamiert. Noch einmal strengte er alle seine Sinne an. Und da merkte er es. Als sein Halbbruder erneut stehen blieb, er ebenso, raschelte es seitlich hinter ihnen noch einen Moment, ehe das Geräusch verstummte. Etwas oder jemand begleitete sie. Unwillkürlich warf er einen Blick über die Schulter. Wollte Sesshoumaru darum nicht, dass er zeigte, wie stark er mit Tessaiga war? Um einen möglichen Angreifer überraschen zu können? Er gab sich zu, dass er mit Strategie nicht gerade viel am Hut hatte. Ein offener Kampf war ihm immer lieber, als irgendwelche Versteckspiele. Aber Sesshoumaru war schlau, das wusste er, und so nahm er an, dass er durchaus Recht haben könnte. Es war zwar irgendwie eigenartig zuzugeben, dass dieser Misthund mal in irgendetwas Recht haben sollte, aber er hatte während des Turniers und auch unter dem Gedankenbaum durchaus gesehen, dass sein älterer Halbbruder nachdachte. Und das war wirklich nicht so seine Stärke, das gab er gern zu. Kagome schimpfte ihn deswegen ja auch oft genug. Sesshoumaru hatte beruhigt bemerkt, dass der Hanyou nicht auf seinem Vorschlag beharrte, den Weg mit Tessaiga frei zu schlagen. Hatte er nun auch bemerkt, dass sie verfolgt wurden? Oder hatte er es zuvor schon gespürt und hatte darum schneller vorankommen wollen? Das war sinnlos. Sie kannten keinen Pfad hier im Urwald, mussten sich buchstäblich durchschlagen, während der, wer auch immer sie da begleitete, offenbar keinerlei Probleme mit dem dichten Unterholz hatte. So war es günstiger, nicht zu zeigen, welche Fähigkeiten man besaß. Zu wittern war leider nichts, aber er vermutete nach dem Rascheln zu urteilen, dass es sich um ein zweifüßiges Wesen handelte. Aber es schien sie nur zu beobachten. Wusste es nicht, was sie waren und war einfach neugierig? Das war zwar nervend, aber er wollte kein Wagnis eingehen. Sich auf unbekanntem Terrain mit einem unbekannten Gegner anzulegen, dessen Fähigkeiten man nicht einschätzen konnte, war stets riskant. Und sein Ziel war der Schmied und sein Kessel. Ein Kampf gegen etwas anderes war überflüssig. Erneut machte er den Weg frei. Inuyasha hatte versucht, ihre Begleitung zu erkennen, aber das dichte Blattwerk machte es unmöglich. Auch er hatte gehört, dass es sich wohl um jemanden mit zwei Beinen handeln musste. Einen Menschen schloss er aus. Das hier war keine Welt, in der es Menschen geben würde. Vielleicht eine Art Vogel? Nun, eigentlich war es ja gleich, solange dieser Unbekannte sie nicht angriff. Vielleicht hatte er einfach noch nie einen Hanyou oder einen Youkai gesehen, das wäre ja möglich. Vielleicht würde er bald herauskommen und mit ihnen reden? Wer wusste das schon. Er blickte zum Himmel auf. Die schwarze Sonne war hinter dichten Wolken verschwunden und es begann zu nieseln. Die Feuchtigkeit stieg weiter an und machte es wirklich äußerst unangenehm. Immer mehr Insekten, keines kleiner als seine Hand schwirrten um sie und er bemerkte, dass Sesshoumaru sein Youki ansteigen ließ, um sie von sich fernzuhalten. Er selbst nutzte seine Klauen, um zu aufdringliche Fliegen zu zerreißen. „Wie lange denn noch“, murrte er. Sesshoumaru sparte sich eine Antwort. Er wusste es auch nicht. Sie mussten eben immer weiter nach Norden gehen, bis sie den Schmied erreicht hatten, einerlei, was für Hindernisse auf sie warteten. Hier durch den regenfeuchten Dschungel zu wandern war überaus lästig, das gab er gern zu, aber es war eben nicht zu ändern. Immerhin hatte sich der Geruch des Waldes verändert. Wenn er sich nicht zu sehr täuschte, müsste es bald lichter werden, der dichte Urwald sich ein wenig lockern, denn er glaubte, von vorn einen Hauch von Wind empfangen zu haben, der von einem trockeneren Wald berichtete. Aber er war sich durchaus nicht sicher. Und er verspürte keine Lust, sich vor Inuyasha zu blamieren. Der Nieselregen ging in einen heftigen Guss über, der es unmöglich machte, weiterzugehen. Die Halbbrüder blieben unter einem dichten Baum stehen. Sie waren zwar schon durchnässt, aber auf diese Art hatten sie einen dicken Stamm im Rücken, der ihnen Deckung bot. Dennoch witterten beide sorgfältig. Aber ihr unsichtbarer Begleiter schien verschwunden zu sein. Es war nichts zu sehen, nicht zu riechen, nichts mehr zu hören, wobei der heftige Regen auch nicht gerade hilfreich war. Beide legten instinktiv die Hände an die Schwertgriffe, als sie etwas vernahmen, das alarmierend war. Knacken, wenn Bäume brachen, Erderschütterungen. Ein riesiges Wesen kam offenkundig direkt auf sie zu. Sie blickten in diese Richtung. Der Regen fiel wie ein dichter Vorhang. Wenn sich das Wesen ihnen weiter näherte, würde es irgendwann durch den silbrigen Wasserschleier kommen. Das Knacken wurde lauter, die Erschütterungen heftiger. Inuyasha umklammerte den Griff von Tessaiga, als er rechts von ihnen zwischen, über den Baumwipfeln den Schemen eines Schädels erkennen konnte, dann eine gigantische Gestalt. Ein oranges Auge, so groß wie sein ganzer Kopf leuchtete durch den Regen. Zwischen den Bäumen und durch den Guss konnte er nur die Silhouette erkennen, aber das genügte ihm auch. Das musste wirklich das größte Tier sein, das er je gesehen hatte. Wenn es denn ein Tier war. Aber er konnte kein Youki spüren. Sesshoumaru nahm die Hand langsam vom Schwert, als der Riese weiterlief, an ihnen vorbei. Hatte er sie nicht bemerkt oder waren sie für ihn uninteressant? Gleich. Ein unnützer Kampf war ausgeblieben. Er sah seitwärts, wo sich auch Inuyasha gerade entspannte. „Hast du schon einmal so ein Riesenvieh gesehen?“ fragte der. „Nein.“ Der Hundeyoukai wandte den Kopf. Er hatte sich schon gedacht, dass es hier größere Tiere geben musste, als sie es gewohnt waren, da bereits die Insekten solche Größe erreichten. „Immerhin kein Youkai. Ob es hier überhaupt welche gibt?“ Sesshoumaru schwieg. Was sollten solche überflüssigen Bemerkungen? Inuyasha musste sich doch denken können, dass er das auch nicht wusste. Der Hanyou hatte eigentlich auch keine Antwort erwartet. Aber er war durch den Umgang mit Menschen gewohnt, sich zu unterhalten und es fiel ihm ein wenig schwer, dauernd mit dem schweigsamen Hundeyoukai zu gehen. Zumal hinter ihm. Hoffentlich würde bald der Dschungel zu Ende sein oder zumindest dieser Regen aufhören. Nach zwanzig Minuten endete der Guss abrupt. Die Luft war nun zwar wassergesättigt und schwer zu atmen, aber es war ein wenig kühler geworden. Und sie konnten wieder genug sehen, um weitergehen zu können. So sehr Inuyasha auch lauschte, er konnte nichts von ihrem Begleiter wahrnehmen. „Er ist weg“, stellte er fest. Statt einer Antwort ließ Sesshoumaru erneut seine Youkipeitsche durch den Wald sausen, schlug mit einer fast nachlässig anmutenden Handbewegung einen Pfad in das Unterholz. So gingen die Halbbrüder weiter. Langsam stieg die Landschaft an. Noch immer war um sie der dichte Dschungel, aber die Luft wurde trockener, angenehmer zum Atmen und auch zum Gehen. Inuyasha blieb stehen: „Warte.“ Der ältere Halbbruder blieb tatsächlich stehen, wandte aber nicht den Kopf. Das hatte nicht nach einer Warnung geklungen. „Was ist?“ „Da sind Früchte und ich hab Hunger.“ Der Hanyou roch an ihnen: „Sie scheinen essbar zu sein.“ Er pflückte sie rasch, da er nicht annahm, Sesshoumaru würde lange auf ihn warten wollen. Aber er brauchte etwas für seinen Magen. Er hatte sich in den letzten Monaten nur zu sehr daran gewöhnt, dass Kagome für regelmäßige Mahlzeiten sorgte. In den langen Jahren, als er allein gewandert war, hatte er bei weitem nicht so viel benötigt. Der Hundeyoukai sah nachdenklich in das Unterholz. Man merkte eben immer wieder, dass das ein Hanyou war, kein wahrer Youkai. Menschliche Schwächen waren nur zu deutlich bemerkbar. Er hob den Kopf, lauschte angespannt. Da war doch etwas gewesen? Es war ein leises Geräusch gewesen, selbst für ihn kaum zu vernehmen. Es war wahrscheinlich kein so ein riesiges Lebewesen, wie das, das zuvor an ihnen vorbeigelaufen war, aber das bedeutete natürlich nicht, dass es harmlos sein musste. Inuyasha warf einen Blick seitwärts, um zu sehen, ob sein Halbbruder schon die Geduld verlor. Er verspürte keine Lust, hier allein herumlaufen zu müssen. Als er merkte, wie angespannt dieser war, richtete er sich auf. Was war los? Da hörte auch er ein leises Knacken aus dem Unterholz. Etwas war auf einen Ast getreten. Er fuhr herum. Ein gedämpfter Laut kam von der anderen Seite, gleich noch einer von einer dritten. Was auch immer da war - es schienen mehrere zu sein und sie versuchten, sie einzukreisen. Und dann bemerkte er im Unterholz eines der Wesen und griff unwillkürlich zum Schwert. So etwas hatte er noch nie gesehen. Am ehesten konnte man es mit einem Schmetterling vergleichen, nur, dass es zwei Beine hatte und aufrecht ging. Es mochte gut zwei Meter groß sein. An dem, was bei einem Schmetterling die Vorderflügel gewesen wären, befanden sich Hände mit langen, messerscharfen Krallen. Am ovalen Kopf waren zwei Augen zu erkennen, zwei Fühler, und seltsame Büschel die am Hals und Wangen entlang nach oben wuchsen. Falls er noch daran gezweifelt hätte, dass das Wesen ein Raubtier war, so brauchte er nur einen Blick auf das nadelspitze Gebiss zu werfen. Auch Sesshoumaru hatte das Wesen entdeckt. Und er wusste, was das war. „Flügelkiemer.“ „Sie kreisen uns ein“, sagte Inuyasha überrascht, dass sein Halbbruder den Namen der Art kannte: „Na, dann wollen wir ihnen mal das Essen verderben.“ ******************************************** Flügelkiemer? Was es mit ihnen auf sich hat, erfahrt ihr im nächsten Kapitel: Düstere Erinnerungen. Wer so nett ist, einen Kommentar zu hinterlassen, bekommt von mir, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 13: Düstere Erinnerungen -------------------------------- Ja, ihr habt recht, da lief wohl was falsch, früher.... Aber nun ein ruhiges Kapitel^^^ 13. Düstere Erinnerungen When you were young and your heart was an open book You used to say: live and let live (you know, you did) But this ever changing world, in which we live in, Makes you give in and cry Say: live and let die (Paul McCartney: “Live and let die”) Inuyasha warf einen raschen Blick seitwärts, als er Tessaiga zog: „Flügelkiemer, ja?“ Sesshoumaru sparte sich die Antwort. Er hatte von diesen Wesen gehört. Wenn sie sich hier in ihrem Territorium befanden, war das mit Sicherheit mehr als lästig. Der unsichtbar bleibende Beobachter zuvor war dann gewiss auch einer von ihnen gewesen. Und der hatte sein Volk darüber informiert, dass sich hier Beute befand. Soweit er sich entsann, waren sie durchaus nicht zu unterschätzen. Sie jagten in der Gruppe und sowohl ihre Zähne als auch ihre Klauen waren absolut zu beachten. Hinzu kam, dass ein solches Volk bis weit über tausend Mitglieder haben konnte. Sie mussten den Jagdtrupp hier vernichten, damit niemand zu Hause Alarm schlug. Dann wäre es schon gehöriges Pech, wenn sie wieder ein Kundschafter aufspüren würde. Er zog ebenfalls blank. Unwillkürlich wichen die Halbbrüder seitwärts, um so Rücken an Rücken zu gelangen. Sie waren umzingelt und niemand konnte vorhersagen, von welcher Seite aus der erste Angriff erfolgen würde. Für einen Moment herrschte absolute Stille, dann brach aus dem dichten Dschungel um sie ein Wirbel aus zwanzig Flügelkiemern über sie herein, jeder gut zwei Meter messend, mit scharfen Klauen und spitzen Zähnen. Die Überfallenen schlugen sofort zurück, hieben mit ihren Schwertern auf die Angreifer ein. Aber die schiere Anzahl der Feinde führte dazu, dass doch einige ihre Klauen in die Kleidung der Halbbrüder schlagen konnten. Schluss, dachte Sesshoumaru ärgerlich. Er verspürte nicht die mindeste Lust, sich mit solchen Wesen abzugeben, sich gar verletzen zu lassen, und füllte seine Klinge mit seinem vollen Youki, ehe er erneut zuschlug. Die Energieentladung ließ nicht nur die Flügelkiemer vor ihm verschwinden, sondern auch die nächsten dreißig Meter Urwald. Inuyasha hatte den Anstieg des vertrauten Youki gespürt. Auch er war der Meinung, dass das hier rasch ein Ende finden musste. Zwar schützte ihn sein Gewand aus Feuerrattenhaaren gegen die Klauen und Zähne, aber wer wusste schon, wann die ersten dieser Mistviecher dazu übergehen würden, sein Gesicht zu attackieren. Während er mit der Linken seine Hand versteifte, einen Klauenangriff durchführte, um den Flügelkiemer zu töten, der sich gerade in sein Gewand krallen, ihn beißen wollte, führte er mit der anderen Tessaiga auf der Linie der Windnarbe: „Kaze no kizu!“ Tiefe Scharten im Boden, umgestürzte Bäume bestätigten die Macht Tessaigas. Flügelkiemer konnte er keinen mehr entdecken. Für einen Augenblick blieben die Halbbrüder regungslos stehen, dann schoben sie in einer seltsam gleichartigen Bewegung die Schwerter zurück. „Flügelkiemer, also?“ wiederholte Inuyasha seine Frage von zuvor, während er sich umsah: „Was weißt du denn über sie?“ „Mehr als du Halbblut offensichtlich gelernt hast. Hat dir Tamahato-san nichts beibringen können?“ Das war sein Lehrer für Magie und magische Wesen gewesen und er hatte ihm Inuyasha ebenso zugeteilt. „Tamahato, keh! Der war doch genauso bescheuert wie die anderen auch. Immer dieses blöde Geschwafel von: nichtsnutziges Halbblut, dämlicher Bastard und so. Diese ganzen Lehrer haben doch nichts getaugt.“ „Nun, den Eindruck hatte ich nicht, wenn ich sah, wie du mit Akado-san im Hof gesessen bist und er dir die Kanji beibrachte.“ Inuyasha blickte überrascht seitwärts. Zugesehen? Sesshoumaru hatte doch einmal dem Unterricht zugesehen? Zumindest am Anfang? Aber er sagte langsam: „Da hast du ausnahmsweise Recht. Akado war der Anständigste der ganzen Bande. Er hat mir Lesen und Schreiben beigebracht, die Grundregeln des Rechnens und auch so einiges.“ „Das war seine Aufgabe.“ Akado war ein alter Youkai gewesen und er hatte sechs Jahre lang Inuyasha die Grundlagen beigebracht, ebenso, wie er es zuvor schon bei Sesshoumaru getan hatte, ehe die weitere Ausbildung in die Hände einzelner Lehrer gelegt wurde. Der Hanyou ergänzte nachdenklich: „Und er war der Einzige, der mich nie geschlagen hat. Nein, der war echt ein netter Kerl.“ „Geschlagen?“ Inuyasha blickte verblüfft zu seinem Halbbruder auf. In dessen Stimme hatte Verwunderung gelegen. Aber er meinte bissig: „Nun tu doch nicht so. Immerhin war das dein Befehl, dass sie mich schlagen sollten, wenn etwas nicht schnell genug ging, das haben sie mir selbst gesagt.“ „Niemand schlägt einen Sohn des Inu no Taishou.“ Der jüngere Bruder stutzte. Er konnte Sesshoumaru wirklich nicht sonderlich leiden, aber er wusste, dass dieser niemals lügen würde. Hatten die Lehrer ihn etwa angelogen, hatte sein Halbbruder gar nichts davon gewusst? Langsam sagte er: „Nun, sie haben es getan. Und als ich zu dir gehen wollte, erzählten sie mir, es wäre dein Befehl, dem dämlichen Hanyou ein bisschen Bildung einzubläuen.“ Der Hundeyoukai zog etwas die Augen zusammen. Das war eine Erklärung dafür, warum sich Inuyasha nie an ihn gewandt hatte. Und die Lehrer hatten es nicht nur gewagt, einen Sohn des Inu no Taishou zu schlagen, sondern hatten sich daneben noch unterstanden, ihn, Sesshoumaru, anzulügen. Nun, es war keine echte Lüge gewesen, eher ein Verschweigen, aber nun verstand er auch, warum sie immer nur schriftliche Berichte geschickt hatten. Das würde noch ein Nachspiel haben, wäre die Sache mit dem Schmied hier erledigt. Er antwortete jedoch sachlich: „Flügelkiemer leben in Stämmen bis zu tausend Wesen. Falls es wider Erwarten doch einem gelang, uns zu entkommen, werden uns andere bevorstehen.“ „Ich denke nicht, dass einer entkommen konnte.“ Inuyasha sah ein, dass das hier wichtiger war, als irgendetwas, das vor langer Zeit passiert war und sowieso niemanden interessierte, weil es nicht mehr zu ändern war. Immerhin wusste er jetzt, dass Sesshoumaru nie zugelassen hätte, dass er geschlagen wurde. Und das war doch schon mal was. Irgendwie klang das eher nach großem Bruder…. seltsam warm, wenn auch vollkommen ungewohnt. „Aber wir werden aufpassen müssen.“ Er betrachtete noch einmal die Zerstörungen, die ihre Angriffe im Wald hinterlassen hatten: „Haben die auch Waffen?“ „Nein.“ Sesshoumaru wandte sich ab und ging. Sein jüngerer Bruder folgte ihm sofort. Der Urwald begann sich zu lichten, das Unterholz wurde weniger, je höher sie wanderten. Allerdings verriet ihnen der Wind, dass sie wohl nur ein Hindernis gegen ein anderes ausgetauscht hatten. Schwefel war zu riechen, Hitze. Irgendwo vor ihnen musste ein Vulkan sein, oder eher mehrere, denn es war keine genaue Richtung zu erkennen, in der ein Berg gelegen wäre. Inuyasha drehte sich immer wieder einmal um, versuchte zu hören, ob sie wieder beschattet wurden, aber da war nichts. Nun, diese Flügelkiemer hatten seiner Windnarbe und auch dem Angriff seines Halbbruders nichts entgegenzusetzen gehabt. Da war wohl wirklich keiner entkommen, der das gesamte Volk alarmiert hätte. Und in dem lichteren Wald hier wäre es wohl auch nicht mehr möglich, sich so vollkommen unsichtbar an sie heranzuschleichen. Er bemerkte, dass Sesshoumaru keinen Weg mehr schlug. Man konnte hier nun schon so durch den Wald gehen. Dann gab es doch eigentlich keinen Grund, warum er hinter ihm bleiben sollte. So sprang er vor. Der Hundeyoukai sagte nichts und demgemäß gingen sie nebeneinander weiter. Der Hanyou versank in Gedanken. Wie war das vorher gewesen? Sesshoumaru hatte gar nicht gewusst, dass die Lehrer ihn geschlagen hatten? Eigenartig. Aber das führte seine Erinnerungen in diese Zeit zurück. Von den Menschen war er nach dem Tod seiner Mutter aus dem Schloss geworfen worden. Hätte Myouga ihn nicht zu Sesshoumaru gebracht, hätte er nicht gewusst, wohin er sollte. Und der hatte ihn alles andere als freundlich begrüßt. Na ja. Er hatte ja in der Arena zugegeben, dass er ihn nur deswegen aufgenommen hatte, um ihn später umbringen zu können, wenn er sich wehren könne. Was für eine eigenartige Auffassung von Moral und Ehre. War das Youkai-Stil? Oder eher nur Sesshoumaru? Aber er erinnerte sich durchaus, dass dieser später gekommen war, um gegen ihn zu kämpfen, sich wieder zurückgezogen hatte. Selbst, als sie um Tessaiga im Grab ihres Vaters stritten, hatte Sesshoumaru etwas von sich gegeben, er, Inuyasha würde ja immer noch wie ein Baby kämpfen, ihn nicht einmal berühren können. Nun, das hatte sich schleunigst gelegt und mit Tessaiga hatte er ihm ja dann ordentlich gezeigt, was er konnte. Aber war der Hundeyoukai da tatsächlich etwas wie enttäuscht gewesen? Und da war noch etwas anderes. Kagome hatte ihm erzählt, als er so vollkommen durchgedreht war, sich verwandelt hatte, war Sesshoumaru gekommen, um ihn bewusstlos zu schlagen. Miroku hatte ihn dann gefragt, warum er ihn nicht getötet hätte. Und sein lieber Herr Halbbruder hatte gesagt, später, wenn er wieder fit sei. Es sei keine große Herausforderung, einen tollwütigen Hund zu erschlagen. Herausforderung, ja. Und beim Turnier hatte Sesshoumaru auch gesagt, er wolle sich das Beste, den Kampf gegen ihn, bis zum Schluss aufheben. War das nicht auch eine gewisse Form der Anerkennung? Er hatte ihm die gleichen Lehrer gegeben, die er selbst gehabt hatte. Und Akado war wirklich in Ordnung gewesen, der Typ, der ihm die Grundlagen hatte beibringen sollen. Jetzt konnte er das ja zugeben, aber damals war er nur enttäuscht gewesen. Nach dem Tod seiner Mutter hatten ihn die Menschen vertrieben. Und die Youkai…er hatte sich so nach Liebe gesehnt, Arme um sich zu spüren. Aber weder von Sesshoumaru noch von Akado war er je berührt worden. Und er hatte sich schrecklich einsam und verlassen gefühlt. Heute verstand er, dass ein Youkai gar nicht auf die Idee kommen würde, selbst, wenn es sich um ein Youkai-Kind gehandelt hätte. Aber damals hatte er es darauf geschoben, das sei, weil er eben ein Hanyou war. Auch, wenn Akado da nie etwas gesagt hatte, sich aber stundenlang bemüht hatte, ihm etwas beizubringen. Naja. Die anderen Lehrer nach ihm, allen voran Mawashi, hatten es ihm dann ja oft genug um die Ohren gehauen, dass er nichts tauge, nur ein dämlicher Hanyou sei. Sie hatten ihn beschimpft und geschlagen….und die Prüfungen waren ihm auch eine Nummer zu gefährlich gewesen. So war er eines Tages weggelaufen, in der festen Überzeugung, allein auf sich gestellt, könne es auch nicht schlimmer kommen. Nun, das war es dann doch worden. Menschen verjagten ihn, versuchten, ihn zu töten, auch, wenn er sich nichts gefallen ließ. Und Youkai ebenso. Er war wohl noch einsamer gewesen, als mit selbst den verhassten Lehrern. Es hatte manchmal Monate gegeben, in denen er mit niemandem ein Wort wechseln konnte, seien es auch nur Beschimpfungen. Erst, als er nach langen Jahrzehnten Kikyou kennen gelernt hatte, hatte er zum ersten Mal etwas wie Entgegenkommen gespürt. Sie war auch einsam gewesen, und dass hatte ihnen bei ihrer Annäherung geholfen. Priesterin und Hanyou. Aber bevor das wirklich etwas hätte werden können, war Naraku dazwischen gekommen. Und er, Inuyasha hatte die nächsten fünfzig Jahre am Baum gebannt geschlafen, bis Kagome ihn befreit hatte. Ab da war er eigentlich nicht mehr einsam gewesen, die kleine Nervensäge von Shippou, auch Miroku waren dazugekommen, Sango. Und er hatte gelernt, damit zu leben, dass er eben anders war als alle anderen. Aber selbst bei dem Kesselturnier, waren sofort wieder Youkai darauf herumgeritten, dass er ein Halbblut war. Na schön, die waren nun tot, und er, der Hanyou, einer der letzten beiden Überlebenden dieses bescheuerten Turniers. Und das war jetzt wichtiger, als solche trüben Gedanken. Sie würden diesem Schmied den Weg ins Jenseits zeigen, zusammen. Und danach…ja, danach würde es eben nur noch einen geben. Auch Sesshoumaru war in Gedanken versunken. Irgendetwas störte ihn, ohne dass er es hätte benennen können. Irgendetwas stimmte hier nicht, war falsch. Es dauerte eine Weile, ehe er darauf kam, dass es etwas mit den Flügelkiemern zu tun haben musste. Natürlich. Flügel- Kiemer. Diese Auswüchse an Hals und Gesicht waren Kiemen. Sie lebten für gewöhnlich im Wasser, genauer gesagt im Meer an der äußersten Nordküste Japans. Wieso liefen sie hier an der Luft herum? Und mitten in einem Dschungel? Was war das nur für ein seltsamer Ort? Aber eigentlich blieb nur eine logische Lösung: wenn hier Wesen, die in ihrer Welt im Wasser lebten, an Land waren, handelte es sich wohl um eine Art Spiegelwelt. Manches war vertraut und nur falsch gespiegelt, manches andere war vollkommen neu, stammte womöglich wiederum aus einer anderen Welt. Magie war schon eine eigene Sache, dachte er. Das führte zu etwas anderem: hatte der Schmied diese Welt erschaffen, so wie er den Gedankenbaum erzeugt hatte? In diesem Fall hatte er gewiss Hindernisse für unerwünschte Besucher eingebaut. Hatte er dagegen nur eine schon vorhandene magische Welt benutzt, um dort zu existieren, würde es nur quasi natürliche Schwierigkeiten geben, wie eben diese Flügelkiemer oder der Dschungel an sich. Was wohl eher zutraf? Eigentlich war es gleichgültig. Er würde sich allen Problemen stellen. Nun, Inuyasha wohl auch. Immerhin hatte der Hanyou seit Beginn des Turniers keine Feigheit gezeigt, war, seit sie zusammen auf der Suche nach dem Schmied waren, auch jederzeit bereit gewesen, seinen Teil des Kampfes zu übernehmen. War er tatsächlich reifer geworden? In jedem Fall würde ein Duell gegen ihn wirklich eine interessante Herausforderung darstellen. Die Halbbrüder blieben nebeneinander stehen und betrachteten die Szenerie vor sich. Sie hatten einen steil abfallenden Bergrücken erreicht. Hinter ihnen lag der Dschungel mit all seinen seltsamen Lauten. Links von ihnen näherte sich die Sonne dem Horizont. Es würde bald dunkel werden. Und vor ihnen breitete sich eine scheinbar endlose, vulkanische Ebene aus, die weiter rechts in hohen Bergen endete, von denen aus einigen Rauch aufstieg, einer gar Feuer spuckte. „Na toll, “ murmelte Inuyasha: „Um weiter nach Norden zu kommen, müssen wir zwischen den Feuerfontänen und den Geysiren durch. Und Schwefelquellen haben sie auch nicht vergessen.“ Statt einer Antwort sprang der Hundeyoukai die Steilwand hinunter. Der jüngere Bruder folgte sofort. Sie hatten keine Wahl, wollten sie den Schmied erledigen. Und das wollten sie beide. Am Fuße des Steilabfalles wuchsen Büsche, vereinzelte Bäume, ehe der vulkanische Boden begann. Inuyasha legte etwas ärgerlich berührt die Hand auf seinen Bauch, als sein Magen knurrte. Aber der war eben so an regelmäßige Mahlzeiten gewohnt, auch, wenn er sie nicht wirklich benötigte. Kagomes Ramen, den sie immer aus ihrer Zeit mitbrachte, und auch die anderen Sachen….Aber trotzdem war es ungemein peinlich, so ein Knurren vor dem Herrn Hundeyoukai zu haben. Der hatte bestimmt wieder etwas Verächtliches zu sagen. Sesshoumaru betrachtete die vulkanischen Aktivitäten vor sich, als er ruhig meinte: „Such dir etwas.“ Inuyasha sah ihn für einen Augenblick irritiert an. War das alles? Wieso kam da nichts von wegen dämlicher Hanyou oder Schwächling? Aber dann fiel ihm ein, dass Sesshoumaru ja ein Menschenmädchen in seiner Begleitung hatte. Vermutlich war er es von daher einfach so gewohnt. So wandte er sich ab und betrachtete die Büsche. Hier wuchs jedenfalls schon mal nichts. Aber von einem Stück entfernt kam es ihm vor, als ob er da Beeren wittern könnte. So sprang er hinüber. Die Sonne berührte bereits den Horizont, aber in der Dämmerung erkannte er, dass er Glück hatte. Da waren nicht nur ein paar Beeren, da wuchsen wunderschöne Äpfel an einem Baum. Er sprang hoch, setzte sich auf einen Ast, als er alles zu pflücken begann, was in seiner Reichweite war. Einige Zeit später landete er neben dem Strauch, den er zuvor bemerkt hatte. Ramen wäre natürlich besser, aber auch so würde es gehen. Was Kagome wohl trieb? Miroku und Sango? Sie machten sich doch bestimmt Sorgen, da sie ja nicht wussten, wie das Turnier weitergegangen war, ja, dass er überhaupt noch am Leben war. Aber er konnte ihnen auch schlecht irgendeine Nachricht zukommen lassen. Was hätte er auch sagen sollen: juhu, ich lebe noch, wandere aber mit meinem Halbbruder durch eine magische Welt, um einen Schmied zu erledigen und mich dann mit Sesshoumaru zu duellieren? Das wäre auch kaum beruhigend. Es war dunkel geworden und der Hanyou richtete sich auf. Er musste zurück, damit sie weitergehen konnten. Im gleichen Moment stieg ihm eine Witterung in die Nase, die ihn alarmierte. Aber da erkannte er in der Nacht um sich auch schon leuchtende Augen, blitzende Fangzähne, die sich auf ihn stürzten. Plötzlich stieg in ihm wieder die Erinnerung an die Kappa-Kammer auf, der verzweifelte Kampf in der Dunkelheit gegen die Kappa, die sich heißhungrig auf ihn gestürzt hatten. Die Jahre schienen zurückzufliegen, er wieder ein Kind zu sein. Er vergaß in diesem Moment, dass er ein Schwert trug, dass er sich anders zur Wehr setzen konnte, als nur mit seinem Klauen-Angriff. Aber auch so war sein Sankontessou-Hieb erfolgreich. Flügelkiemer stürzten tot zu Boden. Dann jedoch waren die anderen über ihm, rissen ihn zu Boden. Er spürte, wie sich Fangzähne in seinen Hals bohrten, in seine Hand. Es gewiss so viele wie heute Nachmittag, und alle gingen auf ihn los. Sie hatten die Gelegenheit genutzt, als sie sich getrennt hatten. Ob wohl gleichzeitig auch welche Sesshoumaru angriffen? Er schlug wieder zu, versuchte, sich aus der Lage zu befreien, als er erkannte, warum sie ihn gebissen hatten. Sein Körper wurde schwer. Irgendein lähmendes Gift hatten sie ihm injiziert. Verdammt! Er wollte wieder auf, wollte sich wehren, aber sie hielten ihn fest. Irgendwie schaffte er es doch noch, einen Angriff durchzuführen, aber dann verließen ihn seine Kräfte. Sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Er lag am Boden, bei klarem Bewusstsein - und war vollkommen hilflos den sicher noch zehn Flügelkiemern ausgeliefert, die ihn nun betrachteten, als ob sie sich schon mal die besten Teile aussuchen würden. Zwei bückten sich, begannen, seine Kleidung abzustreifen, da sie den Widerstand des Stoffes bemerkt hatten. Inuyasha presste die Zähne zusammen, versuchte, sich zu wehren. Das durfte doch einfach nicht wahr sein! Sie wollten ihn ganz offenkundig hier bei lebendigem Leib auffressen. Und ebenso schienen sie bemerkt zu haben, dass Kleidung nicht schmeckte. Verdammt, dachte er. Ich muss mich konzentrieren, angreifen….Aber die lähmende Wirkung des Giftes war zu intensiv. Vermutlich würden seine guten Selbstheilungskräfte ihn von dem Gift befreien können - aber bis dahin wäre wohl kaum mehr etwas von ihm übrig. Sesshoumaru….wann würde dem auffallen, dass er nicht zurückgekommen war? Würde der die Flügelkiemer wittern? Daraus schließen, dass sein Halbbruder in Schwierigkeiten steckte? Und selbst wenn dem so wäre, dachte Inuyasha resignierend: das würde ihn bestimmt nicht interessieren. Warum sollte es auch? Für Sesshoumaru war jeder allein für sich selbst verantwortlich. Und wenn er eben zu leichtsinnig gewesen war, vor lauter Beeren pflücken und an Kagome und ihr Ramen denken, die eigene Sicherheit vergessen hatte, so musste er auch die Konsequenzen tragen. Kagome würde nie erfahren, was aus ihm geworden war. Aber er wollte nicht so hilflos gefressen werden, nicht einfach so sterben, ohne wenigstens noch ein paar von diesen Flügelkiemern mit in die Hölle zu nehmen. Nur einen noch, wenigstens….Er sammelte all seine Willensenergie in der rechten Hand. Er musste es versuchen. Und ihm war klar, dass er höchstens einen Versuch hatte. Sesshoumaru hatte die vulkanischen Flächen betrachtet. Es gab Wege, dorthin durch, soweit er erkennen konnte. Das würde lästig werden, heiß, aber ihr Ziel lag im Norden. Er glaubte, dort, noch weit entfernt, etwas wie einen Bannkreis zu spüren. Falls dies stimmte, so war er sicher, dass da der Schmied und sein Kessel waren. Der Schmied hatte ja schon durch den Bannkreis am Kessel gezeigt, dass er so etwas erschaffen konnte. Nun gut, wenn ihm tatsächlich das Youki aller Youkai zur Verfügung stand, die je bei diesem Kessel-Turnier gestorben waren, so war dies wohl auch nicht weiter verwunderlich. Zu wittern war Richtung Norden nichts, die Schwefeldämpfe und die Hitze der Lavafelder machten das unmöglich. Aber dennoch hatte seine empfindliche Nase den Hauch eines Geruchs wahrgenommen, den er lieber nicht gewittert hätte und er drehte sich rasch um. Er konnte jedoch keine Flügelkiemer entdecken, nichts hören, nichts riechen. Es war mittlerweile schon dunkel geworden, aber das hätte ihm gewöhnlich kaum etwas ausgemacht, zumal die vulkanischen Feuer im Hintergrund glühten. Wo waren die Flügelkiemer? Er hob ein wenig den Kopf, prüfte erneut die Luft. Der Wind brachte Nachricht vom Tod. Anscheinend waren dort drüben Flügelkiemer gestorben, besser, zerrissen worden. Inuyasha, wohl. Hatten sie es ausgenutzt, dass sie sich getrennt hatten, den Hanyou überfallen? Nun, das ging ihn eigentlich nichts an. Allerdings wäre es wirklich bedauerlich, wenn sie nicht gegeneinander kämpfen können würden, weil sich Inuyasha von diesen Wesen hätte besiegen lassen. Immerhin schien der sich zu wehren. Hm. Vielleicht sollte er mal vorbeischauen, natürlich nur, um zu sehen, wie sich der Bastard gegen eine Übermacht schlug? Ein äußerst interessantes Bild bot sich dem Hundeyoukai. Zehn Flügelkiemer umstanden den Hanyou, der offenbar gelähmt worden war. Sie hatten ihn ausgezogen, ihm auch Tessaiga genommen, was für gewöhnlich durchaus ein fataler Fehler hätte sein können, hätten sie das Schwert nicht einfach neben ihm liegen lassen. Und Inuyasha schien sich gegen das Lähmungsgift zu wehren. Als sich nun eines der Wesen zu ihm bückte, schlug er zu. Bei weitem nicht so schnell und machtvoll wie er es gewöhnlich tat, aber offenbar wollte er nicht aufgeben. Durchaus interessant. Das Duell könnte wirklich überaus anregend werden, vielleicht sogar wirklich anstrengend. Er, Sesshoumaru, würde sich deutlich verbessern können. Dazu benötigte er allerdings seinen Halbbruder. Mit einer eleganten Bewegung hatte er sein Schwert in der Hand, lud es mit seiner Energie auf ****************************** Und jetzt? Das nächste Kapitel dürfte den Biologen unter euch Freude bereiten: Im Tal der Feuerwesen. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Ens, wenn ich sehe, dass das neue Kaptitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 14: Im Tal der Feuerwesen --------------------------------- In diesem Kapitel lernen die Halbbrüder die Feuerwesen kennen. Ich weiss, dass das wohl rein biologisch unmögliche Wesen sind, aber ich mag sie ^^. Ich hoffe, ihr auch. Und wieder kommt ein bisschen aus der Vergangenheit ans Licht.... 14. Im Tal der Feuerwesen Inuyasha spürte das heranrasende Youki, das auch ihn schmerzhaft traf, ihn bluten ließ. Aber das war nicht so wild, das würde heilen. Viel überwältigender war die Erkenntnis, dass sein Halbbruder gekommen war, um ihm zu helfen. Und was immer Sesshoumaru dazu getrieben hatte, nun, vermutlich die Aussicht auf das geplante Duell, – er stand schon wieder in seiner Schuld. Verflixt. Jetzt konnte er also wieder zusehen, dass er den Hundeyoukai aus einer Patsche holte. Aber er schaffte es nicht, sich zu bewegen. Das lähmende Gift der Wesen wirkte noch immer. Irgendwann würde es sein Körper sicher abgebaut haben, aber im Moment lag er hier splitterfasernackt zwischen lauter toten Flügelkiemern und Sesshoumaru trat neben ihn, musterte ihn so eigenartig. „Was ist?“ brachte er daher hervor: „Noch nie einen nackten Mann gesehen?“ Das war irgendwie peinlich, auch, wenn es immerhin doch der eigene Bruder war. Das verdiente keine Antwort, dachte der Hundeyoukai. Es würde gewiss einige Zeit brauchen, bis das Halbblut das Gift unschädlich gemacht hatte. Bei ihm selbst wäre das natürlich vergebene Liebesmühe gewesen. Es gab kaum ein Gift, auf das er reagierte. Aber etwas anderes konnte er sehen. Er hatte Inuyasha noch nie unbekleidet betrachtet. Und für den, der es erkennen konnte, waren da die Reste von Narben. Nun, bei einigen konnte er sich vorstellen, woher die stammten, das war er selbst gewesen. Aber ansonsten schien es ihm fast, als sei keine einzige Stelle des Körpers unverletzt geblieben. War Inuyasha doch so schwach? Oder hatte er sich einige Male mit den falschen Leuten angelegt? Aber er lebte noch, das musste man ihm zu Gute halten. Eigenartig. Da schienen auch recht alte Verletzungen gewesen zu sein, die nicht aus einem Kampf herrühren konnten. Der Hanyou wurde nervös. So vollkommen unbekleidet, unfähig sich zu rühren vor jemandem zu liegen, der einen irgendwann töten wollte, war irgendwie mehr als unangenehm. Um das zu überspielen, sagte er die erste dumme Bemerkung, die ihm durch den Kopf ging: „Wie du sicher gemerkt hast, kann ich mich nicht bewegen. Diese dämlichen Flügelkiemer haben so ein Gift gehabt. Aber du kannst mir gern helfen, mich anzuziehen.“ Naja, dachte er dann. Irgendwie wäre ein Danke wohl angebrachter gewesen. Kagome hätte ihn bestimmt schon wieder geschimpft und zu Boden geschickt. „Wurdest du auch von deinen Lehrern verletzt?“ „Hä?“ Vollkommen verblüfft antwortete Inuyasha dann: „Ich sagte doch, sie haben mich geschlagen. Und anderes.“ So, dachte Sesshoumaru. In der Tat. Das würde noch ein Nachspiel haben. Aber etwas anderes war nun wichtiger. Wer konnte schon sagen, wie lange der Hanyou brauchen würde, sich zu regenerieren. Und den Schmied zu finden, hatte oberste Priorität. Er hatte für diese Kesselgeschichte schon viel zu viel Zeit verschwendet. Naraku war eigentlich sein Ziel, und da war das Turnier dazwischen gekommen. Die Lösung war unangenehm, aber die einzig logische Variante, die ihm einfiel. Inuyasha konnte sich nicht bewegen, also würde er es selbst tun müssen. Hoffentlich verstand der Bastard das nicht falsch. Er ließ sich auf ein Knie nieder: „Das Gift lähmt dich.“ Das passte wieder nicht zu dem, was vorher gesprochen wurde. Aber irgendwie war es auch gleich, dachte der Hanyou. Was hatte denn der Herr Halbbruder nun vor? Irgendwie klang das so eigenartig. Verdächtig, geradezu. Fast, als ob er ihm helfen wollte. Nun, noch mehr helfen wollte. „Ja, schon“, gab er zu: „Aber ich...das krieg ich schon hin.“ Nur keine Schwäche zeigen. „Wann?“ Mist, dachte Inuyasha. Darauf hatte er keine Antwort. So sagte er: „Ich kenne diese Flügelkiemer nicht. Aber ich weiß, dass ich schnell heilen kann.“ „Zu langsam.“ Sesshoumaru legte seine Hand neben die seines Halbbruders. Das konnte Tage brauchen und er wollte keine Zeit mehr vergeuden. Das Duell mit dem Bastard wäre wenigstens eine nette Abwechslung, wenn sie den Schmied erledigt hätten. Und er gab zu, dass Inuyasha, oder eher noch Tessaiga, da ganz nützlich sein konnte. Für einen Moment zögerte er noch. Er hatte so etwas noch nie getan und eigentlich war es unwürdig, einem Hanyou zu helfen. Aber wenn er nicht allein weitergehen wollte, seinen Kampf mit diesem austragen wollte, musste es wohl sein. Immerhin könnte er sich da verbessern, mächtiger werden, und so diesen Abschaum von Naraku ein für allemal besiegen. Daher legte er sein Handgelenk an die Krallen seines Halbbruders, ritzte sich. Blut drang aus der kleinen Wunde. Seine Selbstheilungskräfte würden das bald wieder verschwinden lassen, daher legte er die Verletzung an den Mund des Hanyou: „Trink!“ „Du hast sie wohl doch nicht mehr alle? Glaubst du im Ernst, ich würde dein Blut trinken?“ „Gegengift.“ Oh. Daran hatte er nicht gedacht. Aber es stimmte natürlich. Sesshoumaru machten die meisten Gifte nichts aus, das wusste auch Inuyasha. Und so peinlich es war, hier Blut trinken zu sollen - es würde ihn sicher schnell auf die Beine bringen. Schließlich war das nackte Herumliegen auch nicht gerade toll. So gehorchte Inuyasha mit ungewohnter Fügsamkeit, saugte soviel Blut er konnte aus der Wunde, ehe sie sich schloss. Das Blut schmeckte eigenartig, nicht wie das eines Menschen, eher wie sein eigenes, aber dann wieder doch nicht. Und es war nicht so unangenehm, wie er gedacht hatte, Sesshoumaru zu berühren. Sie hatten nie wirklich direkten Kontakt gehabt, außer im Kampf. Irgendwie machte es ihm klar, dass das nicht nur ein Youkai war, sondern ein Wesen mehr oder weniger aus Fleisch und Blut, aus seinem eigenen Blut. Das war sein Halbbruder, sein Bruder. Der Hundeyoukai stand schon wieder, musterte die Gegend. Nicht, dass noch weitere Flügelkiemer in dieser Nacht ihr Glück versuchen wollten. Warum sie sie verfolgt hatten? Nun, eigentlich war das gleich. Es waren Raubtiere und die würden jede potenzielle Beute verfolgen, solange sie sich in ihrem Territorium befand. Er nahm allerdings an, dass das Gebiet hier endete. Selbst, wenn es sich um eine Spiegelwelt handelte: Wesen, die ursprünglich im Meer lebten, mochten vielleicht im feuchten Dschungel zurande kommen, aber sicher nicht in der vulkanischen, heißen Ebene, die nun vor ihnen lag. Inuyasha spürte, wie ihm heiß wurde, als sich das Gift neutralisierende Blut des Hundeyoukai durch seinen Körper bahnte. Es war ihm zwar unangenehm, das zugeben zu müssen, aber es wirkte. Er konnte sich, wenn auch mit Mühe, bewegen und versuchte als erstes, an seine Hose zu kommen, diese anzuziehen, sich weiter anzukleiden. Jetzt war er diesem Mistkerl wirklich schon wieder zu Dank verpflichtet. Aber auf dieser Reise, im Kampf gegen den Schmied und seinen Kessel, würde es doch hoffentlich eine Gelegenheit ergeben, ihm zu helfen, so seine Schuld abzubezahlen. Noch ein wenig mühsam stand er auf. Nur keine Schwäche zeigen. „Wir können weiter.“ Es war eigenartig genug, dass sein Halbbruder nachgucken gekommen war, wo er blieb, noch merkwürdiger, dass er ihm mit dem Blut geholfen hatte. Und was sollte diese Frage, ob ihn seine Lehrer verletzt hatten? Er hatte gesagt, dass sie ihn geschlagen hatten, aber von den alten Verletzungen war doch nichts mehr zu sehen. Oder konnte das Sesshoumaru etwa noch erkennen? Hatte er ihn darum so eigenartig angeschaut? Fragen konnte er ihn ja wohl schlecht. Außerdem fand er es peinlich genug, dass dieser ihn nackt gesehen hatte. Irgendwie machte das so verwundbar – obwohl es natürlich reiner Unsinn war. Sesshoumaru wusste sicher, wie nackte Männer aussahen. Immerhin sah er ihn nun nicht an, sondern ging einfach weiter, in Richtung auf die in der Dunkelheit glühenden Feuerfontänen. Der jüngere Halbbruder sprang an seine Seite. Inuyasha warf einen Blick seitwärts. Seit Stunden liefen sie hier nun schon durch die Nacht, vorbei an glühenden Seen aus Lava, manchmal auch an faulig stinkenden Schwefelteichen vorbei. Ab und an sprühten Dämpfe aus der Erde. Seine Füße waren abgehärtet, aber er konnte unter der verbrannten Erde oft genug Wärme spüren, die ihm verriet, dass nur die Oberfläche kühl war. Sesshoumaru schien genau den Weg nach Norden zu halten, soweit er das überblicken konnte. Er hatte ja einen recht guten Orientierungssinn, aber wie er wusste, konnte sich ein Youkai nicht verlaufen. Eigentlich war es praktisch, so einen dabei zu haben. Im glühenden Licht der Lava leuchtete das weiße Haar seines Halbbruders in fast rötlichem Schimmer, sein eigenes wohl auch. „Müde, Inuyasha?“ Also hatte er den Blick bemerkt: „Keh! Für was für einen Schwächling hältst du mich eigentlich?“ „Muss ich wieder damit beginnen?“ Der Hanyou holte etwas zu laut Luft, zwang sich aber zur Beherrschung. Eine Nacht in den Lavafeldern war kein optimaler Platz für ein Duell, zumindest, solange dieser Schmied noch lebte. So sagte er nur das Erste, was ihm sonst durch den Kopf schoss: „Ich werde es dir sicher zeigen. Sobald dieser Schmied und der Kessel erledigt sind. Vergiss nicht, es kann nur einen geben.“ „Natürlich.“ Inuyasha zog langsam seine Hand von Tessaiga zurück. Noch nicht, ermahnte er sich. Verdammt. Immer wenn er dachte, sein Halbbruder sei ein wenig netter, kam prompt eine kalte Dusche. Sesshoumaru hatte es beobachtet. Oh, da entwickelte jemand tatsächlich Selbstbeherrschung? Bemerkenswert. Doch, das Duell konnte wirklich erfreulich werden. Gut, dass er ihm geholfen hatte. Die Halbbrüder blieben stehen. Vor ihnen senkte sich der Boden kreisförmig ab. Auf der anderen Seite des riesigen Kraters befand sich ein Tal, das schnurgerade nach Norden wies. Und der Hundeyoukai konnte dort hinten noch immer einen mächtigen Bannkreis spüren. Der Boden des Kraters war mit Lava angefüllt, ein glühender Brei, die sich bewegte. Aber genau in der Mitte lag kühlere Masse, fast wie ein Weg. Unwillkürlich versuchten beide zu wittern, aber das war unmöglich. Kein Geruch außer der Lava drang bis zu ihnen, sah man von Schwefel und Asche ab. Dennoch… „Irgendetwas stimmt da nicht“, sagte Inuyasha, ehe ihm bewusst wurde, dass er sich vermutlich wieder einmal blamiert hatte. Da keine zynische Bemerkung kam, sah er zu seinem Halbbruder. Dieser musterte den Krater, den Kraterrand: „Was ist?“ fragte er dann: „Merkst du es auch?“ „Sei still.“ Auch er empfand das undeutliche Gefühl einer Lebensform, wenn auch ohne Youki. Aber es war nichts zu sehen, nichts zu riechen und obwohl der Hanyou nun schwieg, nichts zu hören. Überdies half es nichts. Es gab nur den Weg nach Norden. So sprang er den Abhang hinunter in den Krater; allerdings diesmal Zwischenhalte auf Vorsprüngen einlegend. Aber nichts war zu bemerken, außer glühender Lava und einer deutlich ansteigenden Hitze. Aber den Krater zu umgehen hätte bei dieser Größe wirklich eine ziemliche Zeitverschwendung bedeutet. Und er wollte endlich diesen Schmied finden. Sei still, murrte Inuyasha. Das war mal wieder der gesamte Kommentar gewesen. Aber immerhin schien auch Sesshoumaru gemerkt zu haben, dass hier etwas war. Aber da ihre Sinne in der Hitze dieser feurigen Ebene abgestumpft waren, war es einfach unmöglich etwas zu wittern. Immerhin hatte er sich also nicht blamiert. Das war ja schon einmal etwas. Vielleicht würde er doch noch, bevor sie gegeneinander kämpften, seinem älteren Bruder zeigen können, dass auch ein Hanyou wie er etwas drauf hatte. Schließlich war er ja nicht irgendein hergelaufener Schwächling. Und, auch wenn Sesshoumaru dazu nichts sagte, er war immerhin ein ganzes Stück jünger als er. Mit einem gewissen Grinsen landete Inuyasha im Krater. Er hätte ja gern gesehen, wie sich der Herr Halbbruder in seinem Alter angestellt hatte, Vollyoukai hin oder her. Er trat neben den Hundeyoukai, der anscheinend erneut prüfte, ob sich etwas oder jemand in der Nähe befand. Aber die Luft war heiß und stickig, es war fast unmöglich etwas zu riechen oder zu sehen. Unwillkürlich hielt sich der Hanyou einen Ärmel vor das Gesicht. Das Gewand aus rotem Feuerrattenhaar schützte ihn vor den Auswirkungen des Kraters. Dann ließ er jedoch den Arm sinken. Wenn Sesshoumaru so damit zu recht kam, würde er das wohl doch auch schaffen. Tatsächlich war eine Art Weg zwischen den Kraterwänden. Nun erkannten sie auch, dass der gesamte Krater aus einzelnen Feuerteichen bestand, die zwar miteinander verbunden waren, immer wieder mal ineinander schwappten, aber auch durch solche kühleren Bereiche getrennt waren. Das Ganze wirkte fast wie eine Bienenwabe, gefüllt mit glühendem Gestein. Dieser „Weg“ schien genau die Mitte zu bilden. Die Bodentemperatur wäre dort zwar für Menschen auch zu heiß gewesen, aber als Inuyasha prüfend darauf trat, stellte er fest, dass es für ihn zu ertragen war. Und da er bemerkte, wie sich sein Halbbruder in Bewegung setzte, tat er es auch, bemüht, an dessen Seite zu bleiben, so seine Gleichrangigkeit zu demonstrieren. Er war schließlich nicht Jaken. Sie blieben vorsichtig. Nach ihren bisherigen Erfahrungen mit den vulkanischen Aktivitäten der Gegend konnte jeden Augenblick rechts oder links eine Feuerfontäne emporschießen, oder auch direkt vor ihnen auf diesem seltsamen „Weg“. So achteten sie auf alle Anzeichen, um rasch wegspringen zu können. Inuyashas Ohren zuckten. Immer deutlicher wurde das Gefühl, dass sie nicht allein hier waren, irgendjemand sie beobachtete. Und war da nicht etwas wie ein Flüstern um sie? Zuerst war er sicher, sich zu irren, aber dann glaubte er, einzelne Worte zu vernehmen. Es war wie das Wispern eines unsichtbaren Chores, ohne dass es einen Sinn ergab. Aber als er einen Blick seitwärts warf, stellte er fest, dass auch Sesshoumaru das hören konnte. Dieser ging zwar scheinbar ungerührt weiter, aber sein Halbbruder kannte ihn gut genug, um zu sehen, dass er ein wenig angespannt und sehr aufmerksam war. Rechnete auch dieser mit einem Überfall? Auf noch so ein Erlebnis wie mit den Flügelkiemern konnte er locker verzichten. Das Flüstern wurde immer deutlicher, verwob sich schließlich zu einem verständlichen Text: „Weiße Haare…weiße Haare… der Wächter…Mond…der Gesandte…weiße Haare…“ Wer auch immer das war, hatte wohl noch nie Leute mit weißen Haaren gesehen, konstatierte Inuyasha und sah sich erneut um. Im gleichen Moment erstarrte er und fasste instinktiv nach seinem Schwert. Kein Wunder, dass nichts zu wittern gewesen war. Aus jedem einzelnen der Teiche in diesem Krater erhob sich flüssiges Gestein. Nein, dachte er, kein Gestein. Das waren Lebewesen, die hier in der glutflüssigen Lava existierten. Jedes von ihnen hatte etwas Menschenähnliches an sich, was sich allerdings auf die Tatsache beschränkte, dass es zwei Beine, zwei Arme und einen Kopf besaß. Ansonsten bestanden diese Wesen aus glühendem Gestein. Und das Flüstern wurde immer deutlicher: „Weiße Haare…der Mond…“ Der Mond? Der Hanyou warf einen Blick hinauf. Nun ja, die Sichel des zunehmenden Mondes war deutlich zu erkennen. Es waren ja doch schon gut vier Tage her, seit Neumond. Was auch bedeutete, dass es sicher noch drei Wochen wären, ehe er sich wieder in einen Menschen verwandeln musste. Aber was wollten diese Wesen? Angreifen wohl kaum, oder? „Was wollt ihr?“ fragte Sesshoumaru laut. „Du…“ Eines der Wesen, dass links neben ihm war, schien sich ein wenig ungeschickt zu verneigen: „Du…weiße Haare…der Mond hat dich zu uns gesandt, nicht wahr? Bote des Mondes!“ „Gesandter des Mondes!“ bestätigten die anderen Feuerwesen im Chor. „Wovon reden die?“ erkundigte sich der Hanyou. Als ob er das wissen konnte, dachte Sesshoumaru für einen Moment ärgerlich, erkundigte sich dann aber: „Woher wollt ihr das wissen?“ „Weiße Haare… die Prophezeiung…weiße Haare, der Mond auf der Stirn...Gesandter des Mondes…“ „Was soll der Unsinn?“ fragte Inuyasha dann: „Wir suchen nur einen Schmied.“ „Ja…der Wächter…“ seufzten die Wesen und begannen sich hin und herzuwiegen, scheinbar in einem uralten Rhythmus: „Gesandter des Mondes, rette uns…“ Sie begannen eine Melodie von sich zu geben, fast wie eine Anrufung. Sesshoumaru dachte kurz nach. Diese Wesen wollten sie nicht angreifen, kannten aber den Schmied? Womöglich dessen Aufenthaltsort? Wie man zu ihm kam? Und sie schienen nicht gerade glücklich über diese Nachbarschaft zu sein. So sagte er: „Ich werde den Schmied töten. Wer von euch kann sagen, wo er ist?“ „Der Prophet, Gesandter des Mondes..“ „Der Prophet?“ wiederholte der Hanyou fragend. Das wurde ja immer besser. War sein Halbbruder hier etwa so eine Art Gott? Immerhin, wenn es eine Prophezeiung gab, in der es hieß, jemand mit weißen Haaren würde kommen und einem Mond auf der Stirn...naja. Das passte schon. Das kam davon, wenn man sich auf solche Prophezeiungen verließ. Dann wurde ein Dämon zum Gottgesandten. „Der Prophet…“ bestätigte ein Feuerwesen neben ihm: „Der, der die Zeichen versteht und uns sagt...“ „Danke“, knurrte Inuyasha. Hielten ihn denn alle für verblödet? „Bist du der Diener des Gesandten? Weiße Haare…?“ „Ich bin sein Bruder.“ „Oh…“ Etwas wie ein Raunen ging durch die Wesen, die nun wieder still geworden waren. „Rettet uns...“ „Was macht der Schmied denn?“ erkundigte er sich. Immerhin schienen diese Feuerwesen wirklich verzweifelt zu sein. Und ihnen wollten sie aufgrund dieses Missverständnisses sicher nichts tun. Warum sollte er ihnen dann nicht helfen, wenn es möglich wäre? Zumal dieser Schmied ja sowieso fällig war. „Er…“ Das Flüstern wurde wieder vielstimmig und Inuyasha hatte Probleme die Worte zu sortieren: „Ofen...Hitze…Schmiede...Kessel…tote Youkai aus anderer Welt…“ „Er nimmt euch zum Heizen her?“ fragte er dann ungläubig: „Wenn er Youkai mit dem Kessel verbinden will?“ Das wurde ja immer mieser. „Ja…“ bestätigte der Chor: „Gesandter des Mondes und sein Bruder…vom Höchsten gesandt…rettet uns…“ Das wäre wohl der Nebeneffekt, wenn sie den Schmied und seinen Kessel zerstören würden. Er sah seitwärts. Sesshoumaru hatte zum Mond aufgeblickt, betrachtete nun aber die Feuerwesen: „Wo ist der Prophet?“ „Im Tal…..“ Der Hundeyoukai musterte das Feuerwesen: „In welchem Tal?“ „Dort….Gesandter…dort…“ Mehrere der Wesen wiesen nach Norden. „Oh, ihr könnt hier nicht weg, oder?“ erkundigte sich Inuyasha. Leises Flüstern bejahte dies. Der bisherige Sprecher fuhr fort: „Wir sagen ihm…Gesandter ist da…Gesandter kommt…rettet…“ Also hatten diese Wesen wohl irgendeine Form der Kommunikation untereinander, auch, wenn sie ihren jeweiligen Feuerteich nicht verlassen konnten. Nun gut, dachte der ältere Halbbruder. Dann würde dieser Prophet ihnen ja auch sagen können, wie weit es noch bis zum Schmied war und was es noch für Hindernisse zu überwinden galt. Das konnte diese Reise deutlich beschleunigen. „Gehen wir, Inuyasha.“ „Keh“, machte der leise, blieb aber an der Seite des Hundeyoukai. Die Feuerwesen, an denen sie nun vorbeiliefen, wiegten sich wieder in und her, sangen leise diese Anrufung, als sie vorbeigingen. Ganz offenkundig hatte keines von ihnen Zweifel, dass da der Gesandte des Mondes ging und sie retten würde. Hatten sie so um ihn gebetet? „Es wird irgendwie immer dringender, diesen verrückten Schmied zu erwischen“, murmelte Inuyasha nach einer Weile: „ Und ich werde das tun.“ „Nein, ich.“ „Ach ja? Traust du mir nichts zu? Wieso willst immer du den Vorrang haben?“ „Ich bin der ältere Bruder“, kam es sachlich. So sachlich, dass dem Hanyou keine Antwort mehr einfiel. *********************************************** Sachliche Gespräche statt Schwertkampf? Die beiden nähern sich wohl einander ein wenig an. Im nächsten Kapitel: Der Gesandte des Mondes erfahren die beiden Neues über die Welt, in der sie sich befinden und über den Schmied. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält wie immer eine Info-Ens, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 15: Der Gesandte des Mondes ----------------------------------- Während die Halbbrüder durch eine fremde Welt laufen und die eigenartigsten Wesen treffen, machen sich zu Hause Leute Sorgen... 15. Der Gesandte des Mondes Am Rande des Menschendorfes saßen Inuyashas Freunde und Kikyou. Sie warteten auf den Hanyou und alles, was sie im Augenblick über ihn wussten war, dass er noch lebte. Kikyou hatte versichert, dass sie es spüren würde, würde er sterben, und das glaubten ihr alle. Die untote Miko blickte nachdenklich auf. „Hoshi-sama?“ „Ja, Kikyou-sama?“ Miroku sah zu ihr. „Ich spüre noch immer Inuyashas Lebenskraft, jedoch getrennt von mir durch eine dunkle Macht.“ „Den Kessel, haben wir ja vermutet.“ „Schon. Aber nun fühlt es sich so eigen an.“ „Ist er tot?“ platzte Kagome besorgt dazwischen: „Hat der Kessel ihm etwas getan?“ „Inuyasha scheint nicht mehr in dieser Welt zu sein. Aber auch nicht tot.“ Kagome presste die Lippen zusammen. Immer, wenn Kikyou etwas zu ihr sagte, klang das wie ein Tadel. Miroku hatte es bemerkt. Hastig sagte er: „Du meinst also, eine andere Welt? Eine magische Welt?“ „Ja. Aber ich kann noch immer seine Energie spüren. Und ebenso diese dunkle Macht, die sich immer näher an ihn schiebt.“ „Ist er in Gefahr?“ erkundigte sich Sango: „Der Kessel war nicht sonderlich freundlich.“ „Wir vermuten nur, dass es der Kessel ist“, sagte Miroku: „Aber wer oder was könnte es sonst sein?“ „Sesshoumaru.“ Und da alle zu Kagome sahen, fuhr sie fort: „Er ist ein Youkai, also eine dunkle Macht, oder? Er war mit bei dem Turnier. Und nach allem, was wir mitbekommen haben, will er sich den Kampf gegen Inuyasha bis zum Schluss aufheben. Es könnte doch sein, dass die beiden seit dem erzwungenen gemeinsamen Kampf in der Arena zusammenarbeiten, um die letzten Prüfungen zu bestehen. Allerdings: warum sollten die letzten Prüfungen im Jenseits stattfinden?“ „Nicht im Jenseits. In einer anderen Welt.“ Der Wandermönch nickte leicht: „Möglicherweise hast du recht. Sie sind zwei Idioten, aber nichts desto trotz Brüder. Vielleicht führt das Ganze dazu, dass sie sich daran erinnert haben. Auch, wenn es ihnen wenig nutzen wird, denn es kann ja nur einen Überlebenden geben.“ „Eine andere Welt“, wiederholte Sango: „Ja, möglicherweise so etwas wie die Spiegelwelt, in der wir uns einmal befunden haben, oder ähnliches. Gibt es das öfter?“ „Öfter nicht. Aber es ist möglich.“ Kikyou sah zu Boden: „Die Zugänge sind allerdings unbekannt. Aus gutem Grund. Eine Spiegelwelt, ja. Der Zugang könnte durch den Kessel erfolgen, durch einen See oder etwas anderes, das spiegelt. Und auch nur so kommt man wieder hinaus. Die dunkle Macht, die ich spüre…ein Youkai? Ich habe Sesshoumaru nur einmal getroffen, aber er ist ein starker Youkai. Es wäre möglich. Aber es mag natürlich auch der Kessel oder sein Schöpfer sein. Es ist müßig, zu raten.“ „Zumal wir nichts tun können.“ Miroku ließ gedankenverloren seine Hand nach rechts wandern, was ihm prompt einen Schlag darauf von Sango einbrachte. Scheinbar ungerührt fuhr er fort: „Aber diese magischen Welten haben es in sich, soweit ich weiß. Manche sind durch jemanden erschaffen worden. Das bedeutet, der hat dann die absolute Kontrolle über diese Welt. Wenn Inuyasha dort ist, womöglich in einer Welt, die der Kessel erschaffen hat...“ „Dann steckt er in ziemlichen Schwierigkeiten“, ergänzte Kagome besorgt: „Aber das muss ja nicht sein, oder? Es gibt auch andere Welten? Die einfach so existieren, wie auch die unsere?“ „Ja. Es kann in diesem Fall sein, dass sich der Schmied des Kessels dorthin zurückgezogen hat, zum Beispiel, weil er...“ Er brach ab. Er hatte sagen wollen, untot sei, aber das wäre gegenüber Kikyou wohl unhöflich. Diese lächelte matt: „Wenn er in unserer Welt nicht mehr leben konnte, meintest du? Ja, das wäre auch denkbar. Es sind zu viele Möglichkeiten. Wenn Inuyasha in solch einer magischen Welt ist, und das glaube ich, wird er gewiss auf Probleme stoßen. Vor allem, wenn er wieder zurück will. Aber wenn wirklich der Hundeyoukai bei ihm ist….Nun, vielleicht halten sie solange zusammen, bis sie wieder zurück sind.“ „Die zwei dickköpfigen Idioten?“ Kagomes Stoßseufzer konnten alle nachvollziehen. Die Halbbrüder waren aus dem Krater gewandert. Im ersten Schein der aufgehenden schwarzen Sonne erkannten sie vor sich ein neues Tal. Dort befand sich nur ein Feuerteich. Dies war vermutlich der Lavasee, in dem der Prophet dieser Feuerwesen lebte. Hoffentlich konnte der ihnen Auskunft darüber geben, wo der Kessel und sein Schmied zu finden waren, und wie sie ihn am schnellsten erreichen konnten. Beiden reichte es wirklich, hier durch diese Vulkanlandschaft zu wandern, oder, wie gestern durch einen feuchten, regnerischen Dschungel. Als sie am Rand der glutflüssigen Lava stehen blieben, erhob sich tatsächlich ein weiteres Feuerwesen, schien sie zu betrachten, auch, wenn man nur die Stelle erahnen konnte, an der der Kopf sein müsste. Sinnesorgane waren nicht wahrzunehmen. „Tatsächlich….weiße Haare, der Mond auf der Stirn….beide weiße Haare….Gesandter des Mondes und sein Bruder…Boten des Höchsten.“ Die Stimme klang leise, war aber besser zu verstehen als der flüsternde Chor seines Volkes zuvor. „Du bist der Prophet?“ erkundigte sich Inuyasha: „Weißt du, wo sich der Schmied aufhält und sein Kessel?“ „Ja, das weiß ich. Ich bin der Prophet. Meine Visionen leiten mein Volk. Der Mond, unser Herr und Gebieter, schickte mir Zeichen, dass du kommen würdest, Gesandter...“ Er wandte sich an Sesshoumaru: „Du bist der Retter vor dem Unheil…“ Er verneigte sich. „Ich werde den Schmied töten. Wo ist er?“ Der Hundeyoukai fühlte sich ein wenig genervt. Das dauerte alles viel zu lange. „Weit von hier, im Norden….“ „Ist das sein Bannkreis, den ich spüre?“ „Ja, Gesandter. Du kannst es bis hier spüren...in der Tat, mächtig in der Magie, Wächter der dunklen Macht.“ „Im Norden.“ Das bedeutete weitere Suche, wenn der Kerl nicht mit vernünftigen Informationen herausrückte. „Ja. Wenn ihr von hier aus immer Richtung Norden geht, kommt ihr in eine Gegend ohne Feuer. Aber dennoch voller Gefahren. Wesen, die laufen können, berichten von Ärgerem als dem Tod. Kein noch so tapferer Held kann sich dagegen wehren, heißt es. Aber du bist der Gesandte des Mondes, der Wächter der dunklen Macht….“ „Was bedeutet Wächter der dunklen Macht? Youki?“ erkundigte sich Inuyasha: „Das habe ich auch.“ Er fühlte sich ignoriert. „Ja, aber der Gesandte ist der Wächter, sagte meine Vision. Und die schwarze Sonne wird dem Träger des Mondes helfen, so lautet die Prophezeiung.“ „Sonne oder Mond? Was jetzt?“ Musste denn immer alles so schwierig sein? „Beides.“ Sesshoumaru warf einen Blick zum Horizont, wo die schwarze Sonne dieser Welt nun völlig aufgegangen war. Bedeutete das, dass der Schmied aus irgendeinem Grund anfällig für das Licht dieser Sonne war? Aber das wusste dieser Prophet gewiss auch nicht. Er hatte nur seine Visionen. Gut, die schienen zu stimmen, wenn sie ihn angekündigt hatten, wenn auch als diesen ominöse Gesandten des Mondes. „Noch etwas, Prophet?“ „Nein, meine Visionen schwiegen darüber, wie du uns retten kannst. Aber das wirst du bestimmt wissen, wenn du dort bist. – Und ich bin sicher, dass auch du, Bruder des Gesandten, eine Rolle zu spielen hast.“ „Nett, dass mich deine Visionen nicht ganz vergessen haben“, murrte Inuyasha: „Also schön, dann sehen wir, damit wir hier endlich wieder wegkommen.“ Um dann ein Duell zu kämpfen. Dann könnte er endlich zurück zu seinen Freunden. Die würden sich sowieso schon ziemliche Sorgen machen. Immerhin waren ihre Seelen zurückgeschickt worden, als sich das Turnier des Kessels dem Ende näherte. Und sie konnten kaum mit dieser irren Welt rechnen, in der er hier gelandet war. Hoffentlich dachte Kagome nicht, dass er tot sei. „Gehen wir.“ Sesshoumaru verspürte nicht die mindeste Lust, sich noch länger zu unterhalten, wenn nichts Wichtiges mehr dabei herauskam. Dieser Prophet hatte ihn nur vor neuen Gefahren warnen können, aber er hatte auch keine Sekunde angenommen, dass es keine weiteren Hindernisse auf dem Weg nach Norden gab. Der einzige nützliche Hinweis war gewesen, dass die Sonne irgendwie hilfreich sein könnte. Ob der Schmied bei Tag schwächer war? Aber das würde man sehen, ob so etwas überhaupt nötig wäre. Immerhin war er Sesshoumaru und nicht irgendjemand. Und sobald sie aus dieser Welt draußen waren, würde er gegen Inuyasha kämpfen, gewiss besser werden, und sich dann Naraku vorknöpfen. Danach wäre es bestimmt ratsam, sich einmal zu erkundigen, wo die alten Lehrer so abgeblieben waren. Inuyasha zu schlagen und ihn, Sesshoumaru, anzulügen - dafür würden sie bezahlen. Der Prophet der Feuerwesen blickte ihnen nachdenklich hinterher. Sie waren stark alle beide, das nahm er an, wenn der Mond sie ihnen geschickt hatte. Hoffentlich würden sie es schaffen, den Fremden, den Schmied zu töten, damit die Feuerwesen endlich wieder ohne Furcht leben konnten. Schon seit so vielen Vollmonden zitterten sie. Immer wieder hatten sie geglaubt, es sei vorbei. Aber dann war er erneut zurückgekommen, hatte sie eingefangen, für seine magischen Schmelzen verwendet. Die Hälfte aller Feuerwesen war nun schon so gestorben. Auch um den vergangenen Neumond herum war er wieder gekommen. Doch diesmal hatten Visionen ihm, dem Propheten, gezeigt, dass dies das letzte Mal gewesen war. „Gesandter des Mondes!“ Inuyasha warf einen Blick seitwärts: „Ziemlicher Blödsinn. Du bist doch ein Youkai.“ „In der Tat, Inuyasha.“ „Verdammt, jetzt tu doch nicht schon wieder so überheblich. Du weißt, was ich meine. Wenn der Mond hier ihr Gott ist, wieso soll er dann ausgerechnet dich schicken.“ „Neidisch?“ „Wieso sollte ich denn auf dich neidisch sein?“ Etwas aggressiver fuhr der Hanyou fort: „Ach ja, ich vergaß ja, der reinblütige, vollwertige Dämon, der mächtige Hundeyoukai…Du liebe Güte! Das hat mich schon damals so auf die Palme gebracht, wenn das die Lehrer immer wieder gesagt haben, natürlich dauernd mit dem Zusatz, dass ich nichts wert bin, dass ich nur ein Hanyou bin, dass ich dich nie erreichen werde. Gerade Mawashi und Tamahato haben sich da immer hervorgetan.“ „Das meinte ich nicht. Du wärst auch gern in der Prophezeiung aufgetaucht.“ Das klang so gelassen, dass sich Inuyasha beruhigte: „Nicht unbedingt“, gab er nach einer Weile zu: „Visionen sind schließlich nicht immer zutreffend. Auch, wenn diese Feuerwesen anscheinend gute Kontakte haben. In jedem Fall ist dieser Schmied fällig. Wegen aller Youkai, wegen der Feuerwesen und weil er uns so auf die Nerven geht.“ Er blickte zu seinem Halbbruder. Da keine Antwort kam, nahm er an, dass der das genauso sah. Sesshoumaru tat dies. Aber da war noch etwas anderes gewesen. Wenn Inuyasha aus der Zeit seiner Ausbildung etwas sagte, dann nicht, wie hart sie gewesen war, dass es ihn zu sehr angestrengt hätte, dass er zu faul gewesen war…alles Dinge, die er eigentlich erwartet hatte. Immerhin war der Hanyou weggelaufen und hatte die Ausbildung abgebrochen. Soweit er ihn nun bei dem Turnier und auch in dieser Spiegelwelt genauer kennen gelernt hatte, war der jedoch einfach zu stur, die Ausbildung abzubrechen, wenn nicht in seinen Augen ein sehr guter Grund vorgelegen hätte. Einer war gewiss gewesen, dass ihn die Lehrer geschlagen hatten. Der Hundeyoukai gab zu, dass er, selbst als Inuyasha das erwähnt hatte, nur an Ohrfeigen gedacht hatte - auch dies schon unziemlich einem Prinzen gegenüber, sei er auch ein Hanyou. Aber als er nach dem Angriff der Flügelkiemer seinen Halbbruder zum ersten Mal unbekleidet gesehen hatte, hatte er alte Narben feststellen können, die von Schlägen herrühren mussten, und von anderen Dingen. Inuyasha sprach nicht darüber, beschwerte sich heute ebenso wenig wie damals. Nun gut, seinerzeit hatten ihm die Lehrer wohl eingeredet, dass das sein, Sesshoumarus Befehl, gewesen sei. Die Erzieher hatten den Hanyou wohl auch dauernd beleidigt und gekränkt. Sesshoumaru dachte darüber nach. Immerhin hatte er sie auch gehabt. Tamahato, der Lehrer für Magie und magische Wesen, und Mawashi der Lehrer für die Kampfkünste, hätten sich an Herabwürdigungen besonders hervorgetan, hatte Inuyasha gerade gesagt? Er selbst entsann sich beider als äußerst höfliche Youkai: Würdet Ihr dies tun, Sesshoumaru-sama…seht her, wenn Ihr diesen Angriff so ausführen wollt….Und sie hatten beide immer beteuert, wie stolz und glücklich sie wären, einen so starken Youkai der edelsten Blutlinien ausbilden zu dürfen, einem so mächtigen Herrn wie seinem Vater dienen zu dürfen. Youkai des edelsten Blutes. War es das etwa gewesen? Immerhin hatten sie ihm ja auch beigebracht, dass nur Macht und Stärke zählte, und das reine Blut der Linien. Hatten sie darum Inuyasha verachtet und ihn das auch deutlich spüren lassen? Ihn deshalb sogar geschlagen? Nun gut, er selbst hatte sich nicht um die Ausbildung gekümmert, nachdem die ersten Jahre mit Akado-san gut verlaufen waren. Dieser hatte in seinen Abschlußbericht geschrieben, dass Inuyasha gute Anlagen hätte, allerdings recht impulsiv sei und leicht abzulenken. Daraufhin hatte er, Sesshoumaru, die weiteren Lehrer angewiesen, seine Konzentration zu fördern, ihn ruhiger zu machen, selbstbeherrschter. Wenn er im Moment seinen Halbbruder so betrachtete, waren sie damit wohl gescheitert. Nun, sie wären wohl auch gescheitert, hätte Inuyasha die Ausbildung tatsächlich die fünfzig Jahre durchgehalten. Selbstkontrolle war nicht gerade das, was man ihm nachsagen konnte. Wieso nur dachte er schon wieder über seinen Halbbruder nach? Und über Dinge, die so weit in der Vergangenheit lagen? Die Antwort war nicht schwer zu finden. Dort lag der Grund, warum Inuyasha ihn nicht leiden konnte, aber auch die Ursache, warum er selbst ihn für weich und schwach gehalten hatte, unwürdig, Tessaiga zu führen. Der Anstoß für ihre Feindschaft, ihre Kämpfe. Und daran waren womöglich minderwertige Youkai schuld gewesen, Lehrer, die sie beide belogen hatten? Hm. „Wann hat Mawashi dich so beleidigt?“ Die Frage kam so unerwartet, dass Inuyasha einen Moment nachdenken musste, ehe er sich an das erinnerte, was er zuvor gesagt hatte: „Na, eigentlich dauernd, die ganze Bande, Aber er und Tamahato waren die schlimmsten.“ Wieso fragte der Hundeyoukai denn das auf einmal? Seit wann interessierte der sich denn dafür, wer seinen ach so schwachen Halbbruder ärgerte? Egal, das wäre vielleicht mal eine Gelegenheit, dem sein Desinteresse zu beweisen: „Ich meine, das ganze Gerede vom dämlichen Hanyou und unfähigen Bastard und so solltest du ja bestens kennen. Dir haben sie es ja wohl beigebracht. Und die beiden waren auch die, die am schnellsten zugeschlagen haben. Naja. Mawashi eigentlich immer nach den Prüfungen.“ „Mawashi und Prüfungen?“ erkundigte sich Sesshoumaru verwundert Jetzt blieb Inuyasha stehen und sah ihn erstaunt an: „Ja, wieso? Er war doch der Prüfer.“ „Mawashi war dein - und mein - Trainer für Kampfkünste.“ „Ja, und? Er machte die Prüfungen ja auch in allen anderen Fächern.“ Erstaunlich, dachte Sesshoumaru. Entweder der Hanyou brachte da etwas vollständig durcheinander oder die anderen Lehrer hatten gedacht, sie könnten sich vor dem Stellen der Prüfungen drücken und hatten Mawashi die Aufsicht übertragen? Das würde es wohl sein. So ging er weiter. Der Hanyou sprang an seine Seite. Was sollte das denn jetzt schon wieder? Seit wann machte sich Sesshoumaru Gedanken über ihn oder über diese bescheuerte Ausbildung? Das hätte er damals tun sollen. Wen interessierte es jetzt schon, was vor so langer Zeit passiert war? Nun gut, er gab zu, dass es ihn gefreut hatte, irgendwie, als der ältere Halbbruder gesagt hatte, dass er nie den Befehl gegeben hätte, ihn zu schlagen. Das hatte ihm schon gefallen. Aber sonst? Er hatte so lange nicht mehr an die Lehrer und diese dämliche Ausbildung gedacht. Warum kam das jetzt alles wieder hoch? Und wieso dachte Sesshoumaru offenkundig über ihn nach? Das hatte er doch noch nie getan? Komisch. Inuyasha sah zu Boden. Wieso wurde das auf einmal so kompliziert? Er hatte gedacht, das Turnier bestreiten, dann das Duell mit seinem Halbbruder überleben zu müssen und dann zurück zu seinen Freunden gehen zu können. Dann war die Sache mit dem durchgeknallten Schmied und dem Kessel hinzugekommen und er hatte sich plötzlich Seite an Seite mit seinem Halbbruder befunden. Nun gut, sie kamen ja soweit miteinander aus, sogar die üblichen Streitigkeiten hatten nachgelassen. Aber ihm war klar, dass, wenn der Schmied und sein mörderischer Kessel erledigt waren, er gegen Sesshoumaru würde kämpfen müssen. Warum nur fragte der auf einmal nach diesen alten Geschichten? Weil dem plötzlich bewusst wurde, dass sie doch Halbbrüder waren? Unwahrscheinlich. Das war ja immerhin einer der Punkte, die er ihm ja dauernd vorwarf, eine Schande für die Familie zu sein. Eigenartig. Aber was sollte es. Sesshoumaru war schon immer sehr eigenartig gewesen. Und er sollte sich keine Gedanken mehr über den Mistkerl machen. Wenn er zu weich wurde, würde er sonst das Duell sicher verlieren. Die schwarze Sonne stand hoch am Himmel, als sie endlich das Ende der Lavafelder erreichten. Vor ihnen dehnte sich eine bewachsene Landschaft, grüne Wiesen, Wälder. Aber beiden Halbbrüdern war bewusst, dass dort jemand lebte, Gefahren waren. Inuyasha spürte, dass sein Magen Sehnsucht nach etwas zu essen bekam. Aber da sein letzter Versuch in der Richtung fast dazu geführt hatte, dass ihn die Flügelkiemer auf der Speisekarte hatten, sparte er sich, etwas zu suchen. Er brauchte noch nichts. Aber Kagomes Ramen wären jetzt schon schön gewesen. Kagome überhaupt. Er stellte sich vor, wie sie ihn manchmal ansah und ihm ganz warm wurde, irgendwie so eigenartig. In ihrer Gegenwart fühlte er sich wohl. Das war mehr, als er von der Anwesenheit seines Halbbruders behaupten konnte. Nein, dachte der Hanyou dann, sei nicht ungerecht. Bei den blöden Flügelkiemern war es wirklich gut, dass er dabei war. Auch, wenn das nun leider wieder bedeutete, dass er, Inuyasha, in der Schuld seines älteren Halbbruders stand. Er bemerkte, wie intensiv der Hundeyoukai die Luft prüfte und witterte nun ebenfalls: „Ein großes Reptil in einem Sumpf….“ „Ganz ordentlich für einen Bastard. Eine Schildkröte.“ „Ver…“ begann der Hanyou, als ihm dämmerte, dass trotz der beleidigenden Anrede das fast so etwas wie ein Lob gewesen war. So sagte er lieber: „Eine Schildkröte? Die muss aber gigantisch sein.“ Irgendwie irritierte ihn, wenn Sesshoumaru für seine Verhältnisse freundlich war. „Und dahinter ist ein See.“ Das stimmte und so schwieg der ältere Bruder, setzte sich in Bewegung. Sowohl der Sumpf als auch der See lagen direkt auf ihrem Weg nach Norden. Aber eine Schildkröte dürfte kaum eine Bedrohung darstellen. Obwohl es gewiss besser wäre, die Augen offen zu halten. Der Prophet hatte immerhin von einer Gefahr hier gesprochen, der kein noch so starker Krieger entgehen könne. Hatte er den Sumpf gemeint? Nun, sie hatten das Kesselturnier überstanden, die Gedankenwelt eines verrückten Schmiedes. Er war Sesshoumaru und Inuyasha nicht ganz hilflos. Wer oder was sollte sie aufhalten? Der Hanyou blieb prompt an der Seite seines Halbbruders. Eine gigantische Schildkröte? Warum nicht. Er hatte in den letzten Tagen schon genügend eigenartige Lebewesen gesehen, von denen er noch nie gehört hatte. Das Ärgerliche war nur, dass Sesshoumaru die meisten kannte. Und das, obwohl sie angeblich die gleiche Ausbildung bekommen hatte. Schön, er hatte seine abgebrochen, aber deswegen hätte er doch nicht beim Thema magische Geschöpfe gar so ahnungslos sein dürfen. Das war wirklich zum Wändehochgehen, immer als der kleine dumme Bruder dazustehen, dastehen zu müssen. Bei der erstbesten Gelegenheit würde er diesem arroganten Hund zeigen, was er drauf hatte. ****************************************************** Diese Gelegenheit wird sicher kommen. Im nächsten Kapitel: Gefährliche Engel treffen die Hundebrüder auf eine Schildkröte - und die Falle, der auch die stärksten Krieger nicht entkommen. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 16: Gefährliche Engel ----------------------------- Ja, bei der Schildkröte liegt ihr richtig, ich dachte an Morla aus der Unendlichen Geschichte, auch, wenn diese hier doch etwas anders ist. 16. Gefährliche Engel We are the ones with the power To hold down the enemy Our gods are perfection And they are protecting our lives We still need some more of them To be safe from the other side As long as we are stronger Nothing will happen to us (Helloween : “Twilight of the Gods”) Die Halbbrüder wanderten durch die frühlingshafte Landschaft. Beide konnten den Gestank des Sumpfes immer deutlicher wahrnehmen, auch den Geruch einer großen Schildkröte. „Den Sumpf können wir umgehen“, meinte der Hanyou. Der Witterung nach war der nicht sonderlich groß und seit dem Nebelsumpf war seine Lust, durch einen Morast zu wandern noch einmal deutlich gesunken. Der Hundeyoukai sparte sich die Antwort. Zunächst einmal wollte er den Sumpf ansehen, der direkt auf ihrem Weg in den Norden lag. Aber Inuyasha hatte damit recht, dass der wohl nicht sonderlich groß war. Dennoch: da war diese Schildkröte und noch etwas. Die Witterung von anderen Wesen stieg ihm in die Nase. Sie erreichten eine Anhöhe, dicht von Bäumen und Sträuchern bewachsen. Auf der anderen Seite senkte sich die Landschaft zu einem fast kreisrunden Tal, ebenfalls bewaldet. Zwischen den Bäumen hindurch entdeckten sie am Talgrund den Sumpf, den ihre Nasen ihnen schon angekündigt hatten, darin eine dunkle Stelle. „Eine Insel“, deutete Inuyasha das, ehe er die Hand an den Schwertgriff legte. Da war etwas, das sich rasch näherte. Im nächsten Moment stürzte sich eine schwarze Gestalt mit Hörnern auf ihn. Er erkannte eine Schwertklinge und riss Tessaiga heraus, wehrte Stahl auf Stahl ab. Dann sprang er zurück. Während sich seine Waffe rasch verbreiterte, betrachtete er den Unbekannten. Er war schwarz, in Menschenform, aber ohne Haare. Stattdessen ragten vier Hörner aus seinem Kopf: „Was soll das denn?“ fragte der Hanyou. Das war doch ein Oni, eine Art Dämon. Er hörte hinter sich auch leises Klirren. Jemand anderer hatte sich wohl an Sesshoumaru gewagt. Statt einer Antwort griff der Oni erneut an. Der Hundeyoukai hatte ebenfalls nur Stahl auf Stahl pariert, da immerhin eine Möglichkeit bestand, von diesen einfachen Oni eine Auskunft über den Schmied zu bekommen. Jetzt sprang sein Gegner zurück, hob ein wenig das Schwert, das orange leuchtete. Die Macht seiner Klinge schien Funken zu sprühen, als sie auf Sesshoumaru zuschoss. Dieser brachte sich mit einem eleganten Überschlag aus der Bahn. Noch während der Landung schlug er zu. Tokejin prallte scheinbar harmlos auf den Boden auf, aber eine bläuliche Energiewelle raste auf den Oni zu. Dieser riss seine Klinge herum, um zu parieren. Der Hundeyoukai schob sein Schwert bereits zurück, bevor seine Energie den Dämon auflöste. Das letzte, was dieser sah war, wie sich der weißhaarige Fremde umdrehte. Inuyasha hatte ebenfalls kein Problem mit seinem Angreifer gehabt, als er die Windnarbe eingesetzt hatte. Umgestürzte Bäume, eine Schneise im Wald war alles, was übrig geblieben war. Er schwenkte kurz Tessaiga, ehe es wieder in die Scheide wanderte: „Was sollte das denn?“ erkundigte er sich bei niemand Bestimmten: „Gehen diese Idioten immer auf Leute los, die sich das Tal angucken?“ „Sie wollen mich beschützen.“ Eine tiefe Stimme hallte durch das Tal: „Was sucht ihr hier?“ „Äh…“ Der Hanyou blickte sich um, konnte aber niemanden entdecken. Die Stimme war laut und tief, es musste ein sehr großes Wesen sein, was da sprach. „Eigentlich nichts, “ sagte er dann: „Wir wollen nur weiter nach Norden gehen.“ „Nach Norden.“ „Ja. Wir suchen einen durchgeknallten Schmied und dessen Kessel. Kennst du den zufällig?“ Einen Moment lang herrschte Schweigen: „Was wollt ihr von ihm?“ „Ihn umbringen.“ Inuyasha sah keinen Grund, die Wahrheit zu verschweigen. Überdies hatten ja schon die Feuerwesen nicht den Eindruck gemacht, sonderlich glücklich über diesen Schmied zu sein. „Kommt weiter hinunter in das Tal.“ Die Halbbrüder gehorchten. Wer auch immer das war, konnte vielleicht neue Informationen haben. Während sie hinab stiegen, entdeckten beide, dass in dem Talkessel weitere Oni waren, die sie wohl beobachteten. Zwar griff sie niemand mehr an, aber beide erkannten, dass dies eine Menge Dämonen waren - und sie womöglich direkt in eine Falle liefen. Beide waren allerdings selbstsicher genug, davon auszugehen, dass sie auch mit allen Oni fertig werden würden, sich im Notfall wieder hier herauskämpfen könnten. So hatte keiner der beiden auch nur die Hand am Schwert, oder wirkte angespannt. Am Ufer des Sumpfes blieben sie nebeneinander stehen. Nun erkannten sie, dass der dunkle Fleck mitten im Sumpf ein Schildkrötenpanzer war. Und direkt vor ihnen hob sich ein gigantischer Kopf aus dem Morast, betrachtete sie. Diese Schildkröte musste uralt sein, das war beiden bewusst. „Ihr seid Fremde in dieser Welt“, sagte die tiefe Stimme, die sie zuvor vernommen hatten. Jetzt war klar, dass sie zu der Schildkröte gehört hatte: „Wie seid ihr hergekommen?“ „Naja, wir sind in den Kessel von dem Schmied gesprungen“, gab Inuyasha zu: „Der Mistkerl wollte uns umbringen - und wir wollen uns revanchieren.“ „Dann tötet er auch in eurer Welt.“ „Er zwingt Youkai durch einen magischen Bann dazu, an einem Turnier teilzunehmen, dass nur einer überleben kann.“ „Youkai. Ihr seid Youkai. Gar Brüder?“ „Äh…fast. Also, er ist ein Youkai. Ich bin ein Hanyou. Wir sind Halbbrüder. Warum fragst du?“ Dieses Verhör passte ihm nicht. „Du beschützt diese Welt, nicht wahr?“ stellte Sesshoumaru fest. „Ja.“ Die Schildkröte klang leicht erstaunt: „Gut geraten. Du bist ein Hundeyoukai?“ „Ja.“ „Zwei Hunde…und du hast auf der Stirn eine Mondsichel…“ „Och nö…“ Inuyasha seufzte: „Fang du jetzt nicht auch noch an, wie dieser Prophet, Sesshoumaru sei der Gesandte des Mondes.“ „Der Prophet der Feuerwesen hat mit euch gesprochen? Ja, der Gesandte des Mondes. Ich erinnere mich. - Mein Name ist Shodai. Ich lebe seit unzähligen Jahren hier dieser Welt... So viele Sommer habe ich gesehen, das es mir immer vorkommt, als ob dies meine Welt ist, ich für sie die Verantwortung trage.“ Der Schildkrötenkopf hob sich zum Himmel: „Es sind viele tausend Sommer vergangen, seit der Schmied aus der anderen Welt das erste Mal hierher kam. Ich weiß nicht, wie er den Weg herfand, aber er war damals schon mächtig in seiner Magie. Sein Name ist Reimaru. Er errichtete dort im Norden einen Bannkreis. Zunächst beunruhigte mich das nur ein wenig, da er nichts weiter tat. Aber nach einigen tausend Sommern verschwand er. Als er zurückkehrte, war er viel mächtiger geworden, hatte deutlich mehr Energie gewonnen. Dies war das Jahr, in dem er zum ersten Mal die Feuerwesen heimsuchte, sie sammelte und zum Schmelzen benutzte. Wieder schien er zu schlafen, auf etwas zu warten. Und dann verschwand er erneut, kehrte wiederum mächtiger zurück. Dies geschah nun sechsmal.“ „Das waren wohl immer die Turniere“, sagte Inuyasha: „Der Mistkerl hat das Youki aller Youkai eingesammelt, die bei seinem Turnier starben.“ „Reimaru, also.“ Sesshoumaru sah unwillkürlich Richtung Norden. Shodai nickte ein wenig dem jüngeren Halbbruder zu: „Das mag so sein, kleiner Hund. Ich weiß nicht viel über Youkai oder Youki. Aber jedes Mal wurde er mächtiger. Und er begann auch die Wesen hier zu stören. Er tötete die Feuerwesen. Und er tötete alle hundeartigen Geschöpfe, die es in dieser Welt gab. Die Oni, die ihr hier in diesem Tal seht, haben sich zu mir geflüchtet, da er sie sich dienstbar machen wollte. Sie sollten ihm helfen, irgendetwas zu schmieden. Ich weiß nicht, was. Aber meine Macht ist groß genug, ihn aus diesem Tal fernzuhalten. Noch. Denn nun kehrte er zurück, abermals mächtiger. Aber der Prophet hatte die Zeichen gelesen. Und er sagt, dies sei das letzte Mal. Nun wird es mir klar. Welche Ironie, dass der, der Hunde so hasst, von eben solchen gejagt wird. – Reimaru ist dort im Norden. Aber hütet euch. Sein Bannkreis ist mächtig. Und er selbst besitzt nun ungeheure Kräfte.“ „Kein Problem“, antwortete Inuyasha prompt. „Was ist die Falle, der auch die stärksten Krieger nicht entkommen können?“ fragte Sesshoumaru. Natürlich nur, weil er interessiert war, welche Hindernisse sich ihm noch in den Weg stellen könnten. „Wenn ihr weiter Richtung Norden geht, kommt ihr zu einem See. Dort lebt eine mächtige Hexe mit ihren Dienerinnen. Sie ist so stark, dass selbst der Schmied ihr bislang nichts anhaben konnte.“ „Und du?“ „Ich habe kein Interesse daran, mich mit Hakuna zu messen. Sie stört nicht die Kreise dieser Welt, sie ist ein Teil von ihr. Ich weiß nur, dass oft starke Krieger ihr Gebiet nicht mehr verließen. Ich denke, dies ist die Falle.“ „Hakuna, also? Na, die müssen wir ja nicht besuchen.“ Der Hanyou warf einen Blick zu seinem Halbbruder: „Oder?“ fragte er dann doch nach. Irgendwie wollte er sich wirklich nicht vor so einem uralten Lebewesen blamieren. Shodai machte einen recht achtungsgebietenden Eindruck und bestimmt hätte Kagome gewollt, dass er respektvoll blieb. Sesshoumaru war fast ein wenig verwirrt über diese ungewohnte Höflichkeit. Seit wann behandelte ihn denn Inuyasha tatsächlich wie einen älteren Bruder? Aber er sah zu der Schildkröte: „Gute Frage, nicht wahr, Shodai?“ „Ja. Wenn ihr nicht um den See herumgehen wollt - und er ist mehrere Tagesreisen groß - benötigt ihr ein Boot. Nur Hakuna lebt dort an dem See, und ihre Dienerinnen. Ich habe keine Ahnung, was sie mit starken Kriegern macht. Nun, das hat mich auch nie interessiert. Ich schütze diese Welt, aber nicht einzelne Bewohner. Das werdet ihr wohl herausfinden müssen. Oder ihr nehmt den Umweg. Das liegt bei euch. Der Prophet hat die Zeichen gelesen. Aber handeln müsst nun ihr.“ „Na toll, “ murmelte Inuyasha: „Dieser Schmied, wie hast du gesagt, Reimaru, geht mir gehörig auf die Nerven. Das wird ja immer schwieriger, den zu erwischen. Das scheint ja so eine Art zweiter Naraku zu sein.“ „Niemand hat dich gezwungen, mitzukommen“, kam es prompt von dem Hundeyoukai. „Das meinte ich auch nicht, Idiot.“ Soviel zum Thema Inuyasha und Höflichkeit. Sesshoumaru war fast beruhigt, dass sein Halbbruder wieder normal schien. Ein höflicher Hanyou war einfach ungewohnt. „Ich kann fliegen.“ „Ja, schon gut.“ Das fehlte jetzt noch, dass der Mistkerl ihm vor der Schildkröte vorwarf, dass er nur ein Hanyou sei und zu nichts zu gebrauchen. „Na schön, Shodai. Dann gehen wir mal.“ „Ich wünsche euch Glück.“ Die riesige Schildkröte blickte an ihren Talwänden empor. Die Halbbrüder betrachteten das als Aufforderung und machten sich auf den Weg, um den Sumpf herum, um am nördlichen Talende wieder emporzusteigen. Shodai folgte ihnen mit den Augen. Ob sie wirklich wussten, gegen wen sie da antreten wollten? Der Schmied der anderen Welt war mächtig, aber wenn das der vom Propheten angekündigte Gesandte des Mondes war, und sein Halbbruder, müssten sie doch Erfolg haben können. Zunächst einmal würden sie sich jedoch Hakuna stellen müssen. Der Weg nach Norden führte weiterhin durch eine geradezu anmutige Landschaft. Die leichten Hügel waren mit Sträuchern bewachsen, oder auch kleinen Wäldchen, dazwischen wuchsen Blumen. Sesshoumaru ertappte sich bei dem Gedanken, dass Rin sich über diese Blumen freuen würde. Da waren gewiss einige dabei, die sie nicht kannte und bestimmt zu einer Blumenkette für Jaken verwenden würde. Der Geruch des großen Sees vor ihnen wurde immer deutlicher und er nahm an, dass sie spätestens morgen früh das Wasser erreichen würden. Dann müssten sie auch sehen, wer oder was die Hexe und ihre Dienerinnen waren. Wenn möglich, wollte er nichts mit ihnen zu tun haben. Möglicherweise konnten sie sich ein Boot auch so ausleihen, ohne sich näher mit den Frauen beschäftigen zu müssen. Das Ganze hatte schon viel zu viele Tage verschlungen. Es wurde Zeit, dass sie diesem Reimaru endlich näher kamen, um ihn zu guter Letzt erledigen zu können. Und da mochte Inuyasha und vor allem Tessaiga noch eine Rolle spielen. Immerhin vermochte das Schwert Bannkreise zu durchbrechen. Er selbst schaffte das zwar auch, aber wer wusste schon, ob es nicht nützlich war, zu zweit zu sein. Dieser Schmied besaß das Potential aller im Turnier gestorbenen Youkai und es war gewiss besser, nicht leichtsinnig zu sein, zumal der Hanyou in den vergangenen Tagen bewiesen hatte, dass er nicht so schwach oder auch feige war, wie er, Sesshoumaru, immer geglaubt hatte. Inuyasha wanderte schweigend neben seinem Halbbruder her. Er sehnte sich nach seinen Freunden, vor allem nach Kagome, denn auch, wenn sie sich manchmal stritten - so still durch die Lande zu pilgern entsprach so gar nicht dem Wesen des Hanyou. Er hätte lieber ein bisschen geredet, nur ein bisschen. Aber er verspürte auch keine gesteigerte Lust, sich vor Sesshoumaru als weich oder auch nur redselig darzustellen. Im Vorbeigehen pflückte er ein paar Beeren, die er sah, aber da der Hundeyoukai nicht stehen blieb, wollte er sich auch nicht die Blöße geben, nach einer Pause zu fragen. Es reichte ja schon, dass sie ein Boot brauchten, weil er nicht fliegen konnte. Sesshoumaru allein wäre sicher geflogen. Es war sowieso erstaunlich genug, dass er das nicht tat, sondern sich darauf eingelassen hatte, mit ihm weiterzugehen, zu dieser Hexe, um da ein Boot zu bekommen. Warum eigentlich? Wieso war der Mistkerl auf einmal so nett? Also, relativ gesehen? Nur, weil er das Duell mit ihm bestreiten wollte? Bestimmt. Das musste es sein. Er wollte einen interessanten Kampf und ihn dann endlich umbringen, so, wie er es von Anfang an vorgehabt hatte. Die schwarze Sonne ging gerade über den Hügeln auf, als die Halbbrüder stehen blieben. Vor ihnen dehnte sich ein riesiger See aus, so groß, dass sie weder nach rechts noch nach links das Ende entdecken konnten. Geradeaus allerdings war am Horizont schemenhaft das andere Ufer zu erkennen. „Ein Schloss!“ Inuyasha deutete nach rechts: „Das ist bestimmt das der Hexe.“ Das verlangte nach keiner Antwort. Sesshoumaru ging weiter, in Richtung des Gebäudes, das von einer Mauer umgeben war. Sie wurden rasch bemerkt, wie sie an den neugierigen Köpfen erkennen konnten, die über die Mauer guckten, anscheinend alles Frauen. Aus dem Tor kamen ebenfalls zwei, allerdings Kriegerinnen, wie Brustpanzer und Schwert verrieten. Der Hundeyoukai ging ungerührt weiter. Vielleicht konnten die ihnen ein Boot verschaffen. Wenn diese Hexe so mächtig war und so nahe an Reimaru wohnte, war es allerdings erstaunlich, dass sie keinerlei Bannkreis um ihr Schloss gezogen hatte. War sie so sicher, dass sich der Schmied nicht an sie wagen würde oder hatte das einen anderen Grund? „Das Empfangskomitee.“ Inuyasha wollte schon die Hand an Tessaiga legen, sparte es sich aber. Sie wollten hier immerhin ein Boot bekommen, da war Kampf sicher nicht der richtige Einstieg. Die beiden Kriegerinnen blieben stehen, musterten sie: „Was wollt ihr in dieser Gegend, Jungs?“ „Ein Boot.“ Sesshoumaru zwang sich dazu, die Anrede zu überhören. Die beiden Frauen blickten ein wenig irritiert drein: „Ein Boot?“ wiederholte dann die Wortführerin. „Ja“, erklärte Inuyasha: „Wir wollen über den See, um da einen verrückt gewordenen Schmied zu jagen. Und uns wurde gesagt, dass wir hier ein Boot ausleihen können. Das ist doch das Schloss von Hakuna?“ „Ja, aber….Einen Schmied?“ Das klang plötzlich verstehend. Die Kriegerinnen blickten sich an: „Das muss die Herrin entscheiden. Kommt.“ Die Halbbrüder folgen ihnen in den Schlosshof. Die weißgekleideten Frauen waren schon von der Mauer herunter gelaufen, standen nun dicht gedrängt, versuchten, einen Blick auf die Besucher zu erhaschen, was diese etwas irritierte. Kam hier so selten jemand her? Die Kriegerinnen blieben stehen. Einige in der Menge waren wohl ihre Kolleginnen, ebenfalls bewaffnet, aber die meisten schienen einfach Dienstpersonal zu sein. „Wartet hier!“ Sie stieg allein die Stufen zum Schloss empor. Inuyasha sah sich neugierig etwas um. Soweit er außer den Frauen etwas erkennen konnte, handelte es sich um ein schönes, großes Schloss. Im Hintergrund witterte er Tiere, vermutlich welche, die als Nahrungsmittel gehalten wurden oder so etwas. Das hatte jedes Schloss, das er je gesehen hatte, wenn man von dem Narakus einmal absah. Aber da wohnte ja auch niemand, der Essen benötigte. Ob hier irgendwie Gefahr drohte? Immerhin hatte es geheißen, hier seien auch noch so starke Krieger nicht mehr herausgekommen. Aber die Frauen guckten mehr neugierig, lächelten. Auf einmal wichen sie etwas zurück, verneigten sich: „Hakuna-sama...“ Der Hanyou sah zum Schlosseingang. Dort war die Kriegerin zurückgekehrt, an ihrer Seite die Schlossherrin. Und Inuyasha gab sich zu, dass er wohl selten oder auch nie eine derart mangelhaft bekleidete Frau gesehen hatte. Das, was sie trug, konnte man eher als weißes Netz bezeichnen, dass gerade an einigen Stellen dichter gewebt war. Um ihre bloßen Schultern lag ein Tuch aus feinster und durchscheinender Seide. „Tatsächlich, was für hübsche Jungs. Willkommen in meinem Schloss.“ Die Halbbrüder entspannten sich unmerklich. Ein Willkommen schien keine Gefahr zu beinhalten. Bekamen sie doch einfach das Boot? „Ich hörte, ihr wollt über den See fahren, um einen Schmied zu jagen. Zufällig jemanden namens Reimaru?“ „Ja“, sagte der Hanyou. Der Schmied schien nicht gerade die beliebteste Person dieser Welt zu sein: „Bekommen wir eines?“ „Ich bin Hakuna, die Hexe. Und alles, was ihr von mir wollt, ist ein Boot?“ „Ich kann nicht fliegen.“ Die Schlossherrin lachte leise, offenbar vergnügt: „Willkommen, sagte die Spinne zur Fliege.“ Und da sie bemerkte, dass beide prompt zu den Schwertern griffen: „Ihr wollt keine Macht, keine Reichtümer von mir, ihr wollt Reimaru töten. Das entscheidet die Sache für mich. Wenn ich ihn los bin, können wir auch wieder mit den Ländern im Norden in Verbindung treten. – Aber ihr bekommt das Boot nicht umsonst. Jedes männliche Wesen, das dieses Schloss betritt, muss sich drei Prüfungen unterziehen. Je nach dem, bei welcher Prüfung er versagt, so sieht seine Strafe aus, zumeist der Tod. Aber bei euch machen wir es anders. Besteht ihr die drei Prüfungen, erhaltet ihr von mir das Boot. Und ich werde euch einen Rat geben, wie ihr Reimaru töten könnt. Besteht ihr die drei Prüfungen nicht, bleibt ihr bis an euer Lebensende in meinem Schloss.“ Die Frauen kicherten, als sie die beiden Halbbrüder betrachteten, durchaus nicht unangenehm berührt von dieser Vorstellung. Inuyasha warf einen Blick seitwärts: „Ein Bannkreis? - Tessaiga?“ Waren sie doch in eine Falle gelaufen? „Ja. Und nein.“ Sesshoumaru hatte im gleichen Augenblick, in dem die Hexe das gesagt hatte, einen mächtigen Bann gespürt, der das gesamte Schloss umfasste. Den Zauber konnte auch er nicht brechen, denn er war tödlich für jedes männliche Wesen. Vermutlich würde das auch Inuyasha mit Tessaiga nicht schaffen. Dies war eine eigene, aber sehr starke Hexerei. Er ließ sein Schwert los. In der Tat. Das war wohl die Falle, der auch mächtige Krieger nicht entkommen konnten. Sie mussten nun eben die drei Prüfungen bestehen. „Welche Prüfungen, Hexe?“ Hakuna lächelte ein wenig: „Ihr seht euch recht ähnlich, weiße Haare, diese Augen….Brüder? Nein, nicht ganz. Halbbrüder, oder? Und ihr seid aus jener anderen Welt, aus der auch der Schmied stammt. Gut. Die Prüfungen erfordern Stärke in mancherlei Hinsicht. Wünscht ihr eine Vorbereitung?“ „Nicht notwendig.“ Das kam von beiden gleichzeitig. Für einen Augenblick sahen sie sich an, ehe Inuyasha fortfuhr: „Je eher wir das Boot haben, umso besser. Wir haben wegen diesem dämlichen Schmied schon ziemlich viel Zeit vertrödelt.“ „Gut.- Nimie, du begleitest den älteren Bruder zu den Prüfungen, Hazu, du den jüngeren. Ihr anderen geht zuschauen.“ Hakuna betrachtete ihre Gäste: „Man sollte sich fast wünschen, dass ihr die Prüfungen nicht besteht. Aber keine Sorge. Ich bleibe ehrenhaft.“ Sie drehte sich um und verschwand im Schloss. „Wie freundlich“, murrte der Hanyou, dem es weitaus lieber gewesen wäre, die Hexe hätte auf die Prüfungen komplett verzichtet. Zwei der jungen Frauen kamen heran, traten zu dem ihr jeweils zugewiesenen Bruder: „Ich bin Hazu.“ „Ich bin Nimie“, sagte die andere: „Folge mir nun.“ Die Dienerinnen führten die beiden um das Schloss herum. An dessen Südseite befand sich ein Portal, das sie öffneten. Dahinter zeigte sich ein Gang, der in die Tiefe führte, mit Fackeln beleuchtet. Unwillkürlich witterten die Hundebrüder, aber da roch es nur nach Mauerwerk. Die jungen Frauen gingen voran und so folgten sie ihnen in den Keller des Palastes. Vor sich erkannten sie bald einen größeren, helleren Raum. Ihre Sinne verrieten ihnen, dass sich dort wohl die Bewohnerinnen des Schlosses versammelten, vermutlich der ersten Prüfung zusehen wollten. Dann erkannten sie eine Rundung, Mauern. Das war wohl eher eine Arena. Sollten sie kämpfen? Hakuna hatte ja etwas von Stärke gesagt, die geprüft werden sollte. Die Dienerinnen blieben stehen: „Hier geht es hinein zur ersten Prüfung. Wenn ihr sie bestanden habt, werden wir euch das Tor hier wieder öffnen.“ „Na toll.“ Inuyasha fühlte sich an die Arena beim Kesselturnier erinnert. Hoffentlich kam da jetzt nicht auch so etwas. Aber er ging weiter. Was blieb ihnen schon anderes übrig. Sesshoumaru warf einen raschen Blick umher, als sie die Arena betraten. Oberhalb saßen die Zuschauerinnen in der Runde. Ob man die Hexe als Geisel nehmen konnte? Aber das würde kaum etwas bringen, wenn sie nicht den Bannkreis aktiv wieder lösen konnte. Und das war durchaus fraglich. Überdies war das Rund durch Gitter abgetrennt. Auch über ihren Köpfen war das Hindernis. „Ein Käfig,“ kommentierte Inuyasha das Offensichtliche: „Für uns oder für das, was kommt.“ Sie drehten sich nicht um, als das Tor hinter ihnen geschlossen wurde. Viel wichtiger war das auf der anderen Seite, das sich nun langsam öffnete. Beide Halbbrüder senkten in einer seltsam gleichartigen Bewegung die Rechte auf den Schwertgriff. ******************************************************** Sie stecken mal wieder in Schwierigkeiten. Das nächste Kapitel heisst: "Die Prüfungen der Hexe". Was man so alles tun muss, um einen Schmied zu finden.... Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem shcicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 17: Die Prüfungen der Hexe ---------------------------------- Oh ja, die beiden Hundebrüder sind genervt. Und einige von euch haben es erraten: Hakuna kommt aus dem König der Löwen, wo es heisst: "Hakuna Matata, das heisst: keine Sorgen".... Nun, wenn man als Mann in ihren Prüfungen steckt, sollte man das anders sehen... 17. Die Prüfungen der Hexe Die fröhlich plaudernden Frauen schwiegen abrupt, als sich die Tür in der Arenawand öffnete. Die Hundebrüder warfen unwillkürlich einen raschen Blick hinauf, in die erste Reihe der Ränge, wo auch die Hexe Hakuna saß. Wie auch immer diese Prüfung aussehen mochte, sie wollten sie schnell bestehen, das Boot bekommen und dann endlich diesem Schmied und seinen Kessel gegenüberstehen. Dieser verrückte Reimaru hatte sie schon viel zu viel Zeit gekostet. Sie wichen einige Schritte auseinander, um Platz zu schaffen. In den vergangenen Tagen hatten sie besser denn je miterleben können, wie der jeweils andere kämpfte. Vier bewaffnete Männer kamen langsam in das Rund, stellten sich nebeneinander auf. Inuyasha betrachtete sie. Das waren gewiss jene starken Krieger, die die Prüfungen nicht bestanden hatten und nun hier im Schloss hatten bleiben müssen. Immerhin waren sie nicht tot. Die Hexe hatte doch gesagt, die Strafe für das Nicht-Bestehen der Prüfungen könne durchaus der Tod sein. Oder starben sie eben durch die nächsten Prüflinge? Irgendwie taten sie ihm Leid. Sie hatten ihm nichts getan und eigentlich wollte er sie nicht töten. Man konnte sie bestimmt auch besiegen, ohne ihnen das Leben zu nehmen. Allerdings war ihm klar, dass das Sesshoumaru anders sehen würde. Und mit Mitleid brauchte er seinem Halbbruder sicher nicht kommen. So machte er den Sprung hinüber, sagte leise: „Wir sollten sie nicht umbringen. Ich bezweifle, dass die Hexe uns ein Boot leiht, wenn wir ihr Personal massakrieren.“ Der Hundeyoukai war ein wenig überrascht. Ohne den Blick von den Kriegern zu nehmen, die ihre Schwerter zogen, dachte er kurz nach. Möglicherweise hatte der Hanyou Recht. Immerhin war diese Hakuna eine Frau und Inuyasha zog ja mit zwei weiblichen Wesen herum, manchmal sogar dreien, wenn er die untote Priesterin dazurechnete. Er musste nur daran denken, wie zögerlich Rin sich zuweilen bei Blut benahm. Hakuna hatte ihnen zwar gesagt, sie würden das Boot bekommen, wenn sie die drei Prüfungen bestehen würden, aber Inuyasha kannte sich sicher mit Frauen besser aus als er. So nickte er. Der jüngere Halbbruder nahm das als Versprechen und machte einen Satz zurück auf seinen Platz, zumal sich das Quartett der Krieger teilte, jeweils zwei gegen einen kamen. Er konnte kein Youki spüren, aber sie waren gewiss stark. Und sie stammten aus dieser Welt. Vielleicht verfügten sie über irgendeine Energie, die er nicht erkennen konnte. Na schön. In dem Fall würde sie umgekehrt auch kein Youki bei ihm bemerken können. Natürlich auch nicht bei Sesshoumaru. Nun, es würde bestimmt Stahl auf Stahl gehen. Falls er hier die Windnarbe einsetzen würde, bekämen die Zuschauerinnen ziemliche Probleme. Diese Arena war einfach nicht dafür geschaffen, mit Energieattacken zu arbeiten. Gab es so etwas in dieser Welt gar nicht? Er zog Tessaiga, das sich rasch verbreiterte. „Was willst du denn mit diesem komischen Schwert? Das kannst du ja kaum heben, Kleiner, “ sagte einer der Krieger, die zu ihm kamen. „Da wäre ich mir nicht so sicher.“ Inuyasha legte es sich fast lässig auf die Schulter: „Aber mit Reden kommst du nicht weit.“ „Du hast keine Chance, Junge.“ Und die beiden griffen mit erhobenen Schwertern an. Hakuna und ihre Dienerinnen betrachteten fachkundig die entstehenden Kämpfe. Der ältere Halbbruder hatte eine Klinge Stahl auf Stahl pariert, den Gegner zurückgestoßen, um in einer fließenden Bewegung den zweiten abzuwehren und zurückzuspringen. Der jüngere der beiden Fremden schlug mit seinem plötzlich so riesengroß gewordenen Schwert dem einen fast die Waffe aus der Hand, ehe er einen Satz machte, mit der Faust den zweiten Gegner ins Gesicht traf. Dieser taumelte zurück. „Hakuna-sama…“ sagte eine Dienerin verblüfft. „Ja, das sehe ich auch so.“ Die Hexe klang nachdenklich: „Das ist bestimmt nicht alles, was sie draufhaben. Ich hätte gedacht, Männer aus der anderen Welt, soweit sie Youkai-Blut haben, könnten auch Energieattacken einsetzen. Das tun sie nicht.“ „Warum denn nur?“ „Es gibt zwei Möglichkeiten. Einmal wäre es möglich, dass sie zu mächtig für diese kleine Arena sind und eher das Schloss einreißen würden.“ „Oh, so stark?“ Die Dienerin leckte sich ein wenig über die Lippen: „Hakuna-sama, dann wird die dritte Prüfung ja wirklich amüsant.“ „Die andere Möglichkeit wäre, dass sie die Krieger schonen wollen, sie nicht töten wollen. Oder beides trifft zu. In einem hast du Recht. Das sind die interessantesten Gäste seit langer Zeit. Und die ersten seit langem, die nicht Macht, Reichtum, Stärke wollen. Sie wollten nur ein Boot ausleihen. Und das auch noch, um den lieben Reimaru auszuschalten. Ich frage mich, was er ihnen angetan hat, dass sie ihm sogar in eine andere Welt folgen.“ „Aber wenn sie so stark sind, Hakuna-sama...nun, das hilft ihnen nicht durch den zweiten Teil. Falls sie da versagen…“ „Falls sie da versagen, gehören sie uns. So habe ich es ihnen gesagt. Ebenso, wenn sie den dritten Teil nicht bestehen.“ „Fein. Also wollt Ihr sie nicht in Schweine verwandeln?“ „Nicht in Schweine, nicht in Hunde. Ich bin neugierig, wie sie die nächsten Prüfungen bestehen werden. Körperliche Kraft haben sie. Auch Kampftechnik. Es ist bestimmt nicht das erste Mal, dass sie gegen zwei starke Gegner stehen.“ Über das Gesicht der Hexe glitt ein amüsiertes Lächeln: „Aber sie werden mehr brauchen als das, um die anderen beiden Prüfungen zu bestehen.“ Sesshoumaru war mehr als genervt. Zuerst das Turnier, dann die bislang vergebliche Jagd nach dem Schmied und jetzt diese vollkommen nutzlose Prüfung, nur, um ein Boot zu bekommen. Daran war nur Inuyasha schuld, da der ja ein Boot benötigte, als Hanyou nicht fliegen konnte. Und jetzt hatte der Bastard vermutlich auch noch Recht damit, dass es besser wäre, diese Männer nicht zu töten. Wer wusste schon, wie die Hexe das sehen würde. Er sprang voran, schlug noch in der Luft mit der Faust rückwärts zu. So traf er einen seiner Gegner mit dem Griff seines Schwertes an der Schläfe. Dieser stürzte wie ein Stein zu Boden. Im nächsten Augenblick stand der Hundeyoukai vor seinem nächsten Widersacher. Der Krieger bewies sofort, warum er eine gewisse Klasse hatte. Er hatte die Bewegung vorausgeahnt und seine Klinge hochgerissen um zu parieren. Sesshoumaru machte eine drehende Handbewegung. Sein Schwert schien sich um das seines Gegners herum zu winden, ehe es seitwärts gezogen wurde. Der Krieger stöhnte unwillkürlich auf, als sein Handgelenk geprellt, wenn nicht gebrochen wurde, seine Waffe nutzlos an die Arenawand flog. Dann jedoch keuchte er erschreckt auf, als Tokejin rasch auf seinen Kopf zukam. Erst im allerletzten Moment wurde die Klinge erneut gedreht, prallte mit der flachen Seite gegen ihn. Er fiel bewusstlos zu Boden. Inuyasha hatte zwei Arme und nach den ersten Schwertattacken war es ihm gelungen, mit der Linken einen der beiden Krieger zu Boden zu schlagen. Nun presste er seinen anderen Gegner Klinge auf Klinge gegen die Wand. Für einen Moment zögerte er, es erschien ihm unfair, aber es würde diesem Mann wohl das Leben retten. So packte er ihn mit der Linken an der Kehle, drückte fest zu, in der Hoffnung, ihm nicht aus Versehen das Genick zu brechen. Zu seiner Genugtuung bemerkte er rasch, wie der zu keuchen begann, nicht mehr so fest mit seinem Schwert gegen Tessaiga drücken konnte. Die freie Hand des Kriegers fuhr empor zu seiner Kehle, um die würgende Klaue zu entfernen. Das genügte dem Hanyou. Er riss Tessaiga beiseite, schlug mit dem Schwertknauf zu. Irgendwie war es immer einfacher, die Gegner zu töten, als sie am Leben zu lassen, während sie einem selbst ans Leder wollten. Und diese beiden hatten durchaus ernsthaft gekämpft. Er sprang zurück, sah sich um. Wie er erwartet hatte, stand Sesshoumaru einfach nur noch da. So guckte er zu der Schlossherrin: „Wir haben gewonnen, oder müssen wir sie töten?“ „Nein.“ Hakuna nickte leicht: „Ein guter Krieger tötet nicht grundlos, ein guter Kämpfer kennt Mitleid. Sie hatten dies nicht gezeigt und mussten nun gegen die neuen Prüflinge antreten. Nun, da sie gegen euch verloren haben, aber noch am Leben sind, haben sie hoffentlich ihre Lektion gelernt und können gehen. - Wollt ihr eine Pause haben oder gleich die zweite Prüfung?“ „Die zweite“, antwortete Sesshoumaru sofort. Es wurde Zeit, diesen Aufenthalt hinter sich zu bringen. Und anscheinend hatte Inuyasha Recht gehabt. Hätten sie die vier Krieger getötet, wären sie nie zu dem Boot gekommen. Ärgerlich, dass der Hanyou mal Recht hatte. Oder auch nicht. Je besser dieser war, umso interessanter wurde doch das Duell mit ihm. Und er gab zu, dass Inuyasha während des Kessel-Turniers oder auch in dieser Welt durchaus gewisse Qualitäten gezeigt hatte, mehr, als er je von ihm erwartet hatte. Auch so eine Sache, die er seine lieben alten Lehrer einmal fragen musste. Die Hexe nickte etwas: „Dann geht zu dem Tor hinaus, aus dem ihr gekommen seid. Nimie und Hazu werden euch zu der nächsten Prüfung begleiten. Diesmal müsst ihr sie allerdings jeder für sich bestehen. Ein guter Krieger hat auch andere Eigenschaften.“ Jeder für sich? Unwillkürlich tauschten die Halbbrüder einen Blick. Aber sie hatten keine Wahl, wollten sie je wieder aus diesem Schloss heraus. So kehrten sie zu dem Tor zurück, dass die beiden Dienerinnen öffneten. Ohne ein Wort zu sagen, drehten sie sich um und die widerwilligen Gäste folgten ihnen, durch Gänge unterhalb des Gebäudes. Endlich blieben die beiden vor einer eisenbeschlagenen Holztür stehen. „Wer von euch will anfangen?“ fragte Nimie und sah zu dem Hundeyoukai, der ihr zugewiesen worden war. Immerhin war er der ältere der Brüder. „Was müssen wir tun?“ erkundigte sich Inuyasha prompt: „Sagt schon. Wir wollen uns beeilen.“ „Oh, das ist einfach“, erklärte Hazu: „Ihr geht durch diese Tür in die Kammer und durch die Tür auf der anderen Seite wieder hinaus.“ „Ach, einfach so?“ „Nun, diese Kammer heißt die Kammer des Schreckens. Aber euch erwartet kein Gegner, der mit einem Schwert besiegt werden kann.“ „Hazu, erzähle nicht zuviel“, warnte Nimie sofort. „Keh!“ murmelte der Hanyou: „Also, einfach da durch?“ Er trat zu der Tür: „Na, dann gucken wir mal, was ihr diesmal da habt.“ „Gut.“ Hazu zog den Riegel ab: „Aber vergiss nicht, hier kommst du nicht mehr hinaus. Du musst die Tür am anderen Ende erreichen und öffnen.“ „Was sonst?“ Sie zuckte unwillkürlich die Schultern: „Wenn du dich von der Prüfung wieder erholt hast, hat Hakuna-sama gesagt, dass du bis an dein Lebensende hier im Schloss bleibst. Du siehst niedlich aus und ich hätte nichts dagegen.“ „Keh! Träum weiter.“ Inuyasha öffnete die die Tür und trat ein, sah sich rasch um. Kammer des Schreckens? Das war nichts als ein kahler, leerer Raum, gemauert, mit festgestampftem Lehmboden, an der gegenüberliegenden Seite der Ausgang. Wo sollte hier der Schrecken sein? Er hörte, dass die Tür hinter ihm geschlossen wurde. Ein erneuter Blick herum zeigte ihm, dass es sich hier nicht um eine gewöhnliche Decke handelte. Sie war schwarz, trichterförmig nach oben gezogen. Und er spürte plötzlich etwas wie Kälte, einen Zug, der nach oben ging. Was geschah hier? Unwillkürlich blieb er stehen, blickte hinauf. Da war etwas oder jemand, dessen war er sich sicher. Irgendetwas passierte mit ihm, er konnte es spüren, aber nicht begreifen. Es war, als ob ihm jemand einen Alptraum schicken würde, auf ihn einreden würde, er sei allein, wertlos, nutzlos. Es war ein wuchtiger Angriff und für einen Augenblick erstarrte er, schlug die Hände vor das Gesicht. Ja, das war er, war er schon immer gewesen, seit Mutters Tod. Allein, wertlos, von allen verachtet. Aber war da nicht auch jemand gewesen, der nett zu ihm war? Er konnte sich nicht daran erinnern. Nur Mutter…und sie war tot, schon so lange tot. Alles, was er noch wusste, waren diese Gefühle von Einsamkeit, Hilflosigkeit, Wertlosigkeit, die ihn überfluteten. Er war ein Nichts, ein Niemand, er hatte kein Recht zu leben… Er hob den Kopf. „Keh!“ kam es über seine Lippen. Das stimmte. Das war ihm nichts Neues. Das hatten schon immer alle gesagt, er sei nichts wert, er habe kein Lebensrecht, sei ein Niemand, ein Bastard, eine Schande für die Familie. Was sollte es. Nun war eben noch einmal einer dieser Meinung. Na und? Warum sollte er sich davon abhalten lassen, aus diesem Raum zu gehen? Er war er, Inuyasha, ein Hanyou, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Er machte die Schritte in Richtung Ausgang, berührte den Riegel. Im gleichen Moment ließen die negativen Gefühle nach. Jetzt fielen ihm auch andere Dinge ein: Kagome, Kikyou, Miroku, Sango, Shippou, ja, selbst die alte Kaede. Es gab Leute, die ihn mochten, so akzeptierten, wie er war. Mit einem tiefen Atemzug öffnete er die Tür. Dahinter befans sich ein leerer Kellergang. Ein wenig irritiert blieb er stehen. Was sollte er nun tun? Einfach darauf warten, dass Sesshoumaru auch durch diesen Raum kam? Das würde für den stolzen Hundeyoukai vermutlich recht hart werden, eingeredet zu bekommen, er sei nichts wert. Aber helfen konnte er ihm auch nicht. Die Tür war schon wieder zugefallen und der Hanyou nahm nicht an, dass er sie würde öffnen können. Nun gut. Sein Halbbruder war immerhin nicht irgendwer. Vielleicht würde er mit dieser Falle auch klarkommen. „Du bist schon da?“ Er sah auf und begegnete einem fassungslosen Blick: „Was ist, Hazu? Du hast doch gesagt, man soll einfach durchgehen.“ „Schon, aber…aber du hast keine fünf Minuten gebraucht. - Hat dir der Raum keine Gedanken geschickt, keine Vorstellungen?“ Das war ihr erster Einfall: dass die Prüfung nicht stattgefunden hatte. „Schon. Aber das war nichts Neues.“ Die Dienerin starrte ihn an: „Ich dachte, der Raum schickt einem die schlimmsten Angstgefühle, man kommt sich absolut wertlos vor, hat keinen Stolz mehr. Die wenigsten Männer kommen hier durch. Und du sagst, es war nicht Neues?“ „Nein.“ „Was ist hier…?“ Hakuna war herangekommen: „Du bist schon da?“ „Herrin, er sagt, diese Prüfung war nichts Neues für ihn“, erklärte Hazu eilig. Die Hexe musterte ihn: „Es ist für dich nichts Neues, keinen Stolz mehr zu haben, zu Boden gedrückt zu werden von dem Eindruck, dass die ganze Welt gegen dich ist?“ „Das ist doch völlig normal. Ich bin ein Hanyou.“ „Äh...und?“ „Menschen hassen, verachten, mich, weil mein Vater ein Youkai war. Und Youkai verachten, hassen, mich, weil meine Mutter ein Mensch war. Und alle wollen mich umbringen. So ist das eben.“ „Oh.“ Hakuna hatte bis zu diesem Moment nicht gewusst, dass man jemanden, der annahm, die ganze Welt sei gegen ihn, durchaus als Realisten bezeichnen konnte. „Gut. Du hast jedenfalls diese Prüfung bestanden. Sollte sie dein Bruder nicht bestehen, wirst du allein die dritte bestehen müssen. Dann bekommst du eben allein das Boot.“ Inuyasha zuckte ein wenig die Schultern. Das würde er dann schon sehen. Nimie sah zu dem Hundeyoukai auf, der regungslos im Gang stand: „Dein Halbbruder ist durch die Kammer gekommen. Nun bist du dran.“ Sie trat zu der Tür, zog den Riegel beiseite: „Du musst nur die Tür auf der anderen Seite erreichen.“ Sesshoumaru ging langsam in die Kammer. Ohne es zu wissen, war sein Blick identisch mit dem Inuyashas: Wände, Türen, Decke. Was war dieser seltsame Trichter dort oben? Im gleichen Moment spürte er, wie ihn eine unnatürliche Kälte erfasste. Er war ein Youkai, er konnte nicht frieren, aber dieser Frost schien bis auf seine Knochen zu gehen. Im nächsten Moment erfolgte der geistige Angriff. Er konnte noch registrieren, dass etwas, jemand, seine Erinnerungen auszulöschen schien. Aber trotz all seiner Macht und Stärke vermochte er nicht, sich dagegen zu wehren. Dann tauchten Bilder auf, die er sehen musste, obwohl er nicht wollte. Die Sonne, wie sie auf und unter ging, Sterne, die kamen und gingen, Tage, Wochen, die vorüberstrichen. Wind, der wehte, das Meer, das sich immer wieder ein Stück von einem Strand holte, Schnee der fiel, Regen, der Pflanzen wachsen ließ. Und alles ohne seinen Einfluss. „Und nun“, fragte etwas in ihm. „Was würde mit all diesem geschehen, wenn es dich nie gegeben hätte? Du bist ein Nichts, unwichtig für die Existenz des Universums, ein Niemand, denn es ist vollkommen gleich für alle Lebewesen, ob du jemals da warst. Nun, eher wäre es besser, denn dann würden viele noch leben, nicht wahr, du ach so starker Krieger. Was hast du schon vollbracht in deinem Leben? Nichts. Du bist wertloses Leben.“ Nein, er war nicht wertlos. Er war ein starker, mächtiger Youkai… Er konnte nicht unbrauchbar sein. Er war in die Knie gebrochen und bemerkte es nicht einmal. Das Gefühl der Einsamkeit überflutete ihn, aber das war er gewohnt. Ein Wesen seiner Macht musste einsam sein. Es gab niemanden, der gleichwertig war…niemanden? „Bruder“, höhnte die Stimme in ihm: „Ja, er hätte gleichrangig werden können, aber nicht einmal das hast du geschafft. Du hast minderwertigen Youkai, nur weil sie dir einmal etwas beigebracht haben, geglaubt. Durch deine Schuld hat er die Ausbildung abgebrochen, wird nun nie so stark werden, dass du dich an ihm wirklich messen kannst…du hast versagt. Wertloses Leben.“ „Nein“, dachte er verzweifelt. Das stimmte nicht. Inuyasha war auch so stärker geworden. Und er hätte doch durchhalten können, durch die ganzen Demütigungen und Schläge…und...nun gut. Er hatte da einen Fehler begangen. Aber da war auch noch etwas anderes. Wenn er sich nur erinnern könnte. „Niemand interessiert sich dafür, ob du lebst oder stirbst. Du bist allein, wertlos….“ Nein, das stimmte nicht. Da war jemand… Die Erinnerung kam zurück. An ein kleines Mädchen, das versucht hatte, ihm das Leben zu retten. Rin. Er hatte sie wieder ins Leben zurückgeholt, ihr war er wichtig. Und auch dem kleinen, grünen Youkai. Jaken. Auch der war immer da, immer bei ihm. Und beide wären ohne ihn tot. Tenseiga hatte er für sie eingesetzt, damit sie leben bleiben konnten. Für sie war er wichtig. Nein. Es gab jemanden, der sich für ihn interessierte. Er war nicht allein, nicht wertlos. Und da war auch noch Inuyasha. Das versprochene Duell. Aber auch etwas anderes, das er nicht bestimmen konnte. Mühsam wurde er sich bewusst, dass er auf dem Boden des Raumes kniete. Ja, die Kammer des Schreckens. Er stand auf. Wie viele starke Krieger waren an dieser Prüfung gescheitert, hatten sich in dem Gefühl der Wertlosigkeit verloren? Als er zum Ausgang ging, wurde ihm klar, dass ihn eigentlich nur die Erinnerung an seine beiden kleinen Begleiter daraus befreit hatte. Und an seinen Halbbruder. Nun gut, dachte er, während er zum Riegel griff: in einem Punkt hatte diese Prüfung schon Recht. Er hatte mit seinem Desinteresse an Inuyashas Ausbildung wohl mit dazu beigetragen, dass dieser aufgegeben hatte. Aber das bewies doch nur, wie schwach der war, nicht allein zurechtkommen zu können. Inuyasha lehnte an der Gangwand, die Hände in die Ärmel geschoben. Langsam wurde er unruhig. Wieso dauerte das solange? Bestand Sesshoumaru etwa die Prüfung nicht? Was sollte er dann tun? Sie hatten sich auf Hakunas Bedingungen eingelassen, mussten zu ihrem Wort stehen. Außerdem bezweifelte er, dass die Hexe den Hundeyoukai einfach so gehen lassen würde. Andererseits – wenn er den Schmied allein besiegt hatte, könnte er vielleicht schon versuchen, den Herrn Halbbruder aus der Patsche zu holen. Da war ja immer noch das Duell. Und Sesshoumaru sollte nicht sagen können, er, Inuyasha, habe sich davor drücken wollen. Hakuna warf ihm einen Blick zu. Er lehnte scheinbar ruhig da, aber sie konnte an seinen immer häufiger zur Tür wandernden Augen ablesen, dass er nervös wurde. So sagte sie: „Je stolzer ein Krieger ist, umso länger dauert es. Wenn sie die Prüfung nicht bestehen, haben wir sie schon weinend auf dem Boden vorgefunden, unfähig, zu sprechen. Es dauert dann manchmal Wochen, ehe sie wieder einigermaßen hergestellt sind. Und manche erholen sich nie. Andere bestehen zwar, kommen aber angekrochen, zu erschöpft, um gleich mit der dritten Prüfung fortfahren zu können. Jemand wie du ist mir noch nie begegnet. Das mag daran liegen, dass du aus einer anderen Welt stammst, oder auch daran, dass du ein Hanyou bist. Mal sehen, wie sich dein Halbbruder anstellt…“ Sie brach ab, denn die Tür wurde geöffnet. Inuyasha betrachtete den Hundeyoukai. Er kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass für den diese Prüfung sicher nicht gerade einfach gewesen war. Er wirkte ein wenig erschöpft. Für jemanden, der ihn nicht so durchschaute, wirkte er gewohnt kühl. „Auch schon da“, meinte der Hanyou daher nur. Hakuna nickte: „Wenn ich euch so recht beurteile, wollt ihr gleich weitermachen, oder? Nun, die dritte Prüfung beginnt gewiss angenehm. Ihr dürft baden, eure Körper, euren Geist etwas entspannen. Nimie, Hazu, führt sie in das Bad. Ach ja. Und dann bringt sie in den Saal.“ Sie wartete einen Moment. Aber keiner der Halbbrüder fragte, was dann geschehen würde. Offenkundig waren sie sicher, mit allem fertig werden zu können. Die Hexe lächelte etwas. An dieser letzten Prüfung waren schon zu viele Männer gescheitert, als dass sie nicht gewusst hätte, wie falsch diese Einschätzung war. ************************************************** Die Kammer des Schreckens mal nicht a la Harry Potter. Im nächsten Kapitel: Prüfungen jetzt und einst müssen sich die Hundebrüder dem ultimativen Test der Hexe stellen, die zu anderen Zeiten wohl Circe hieß. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 18: Prüfungen jetzt und einst ------------------------------------- Euch scheint Hakuna zu gefallen. Die dritte Prüfung hat es in der Tat in sich - wenn auch ganz anders, als es die Halbbrüder erwarten: 18. Prüfungen jetzt und einst Die Halbbrüder waren ein wenig überrascht, dass sie baden sollten. Aber zum einen war es gewiss recht angenehm, sich ein wenig entspannen zu können, nach den ganzen Kämpfen während des Turniers und auch in dieser Welt, zum anderen hatten sie kaum die Möglichkeit, sich gegen Hakuna und ihre Dienerinnen zu wehren. So folgten sie Nimie und Hazu durch das Schloss zu dem Badetrakt. In einem großen Zuber war bereits dampfendes Wasser eingefüllt worden. Nimie trat zu Sesshoumaru, dem sie zugewiesen worden war: „Darf ich dir nun die Rüstung abnehmen?“ „Nein. Geh.“ „Äh…wenn du möchtest, würde ich dich waschen, massieren…“ sagte sie verwirrt. Wusste der nicht, wie solch ein Bad ablief? War das in seiner Welt anders? „Geh!“ „Du auch, “ befahl Inuyasha prompt Hazu. Irgendwie wollte er es seinem großen Bruder gleichtun, auch wenn er zugleich dachte, dass das völliger Unsinn war. Aber vermutlich würde ihn Kagome ganz schön zu Boden schicken, wenn sie je erfahren würde, dass ihn ein anderes Mädchen ausgezogen hatte, sei es auch nur zu einem Bad. Mit einem bedauernden Blick verschwanden die beiden Dienerinnen. Soweit sie wussten, war das auch noch mit keinem Gast passiert. Möglicherweise wurde die dritte Prüfung problematischer, als die Herrin geglaubt hatte. Sie würden Bericht erstatten. Inuyasha zögerte ein wenig. Sollte er etwa nun dem Hundeyoukai helfen, den Brustpanzer abzulegen? Aber er sah schnell, dass dieser auch mit einer Hand gut zurande kam. So wandte er sich etwas ab, legte sein Schwert zu Boden, zog sich das Oberteil aus. Irgendwie war es ihm peinlich, sich in Sesshoumarus Gegenwart ausziehen zu sollen, aber dann dachte er sich, dass es vollkommener Unsinn war. Erstens war das trotz allem immerhin sein Halbbruder und zweitens hatte der erst vor wenigen Tagen sowieso schon alles gesehen, was es zu sehen gab. So entkleidete er sich, stieg dann in den Badezuber, der groß genug für zwei Personen war, setzte sich auf die Bank auf der rechten Seite und schloss die Augen. Er wollte nicht hingucken, wie der Überrest des Armes aussah, den er dem Hundeyoukai abgeschlagen hatte. Das war im Augenblick irgendwie unangenehm. Seit Tagen wanderten sie Seite an Seite und auch, wenn am Ende ein Duell stand, das nur einer überleben würde, im Augenblick waren sie so etwas wie Partner. Nun, soweit ein Youkai ein Partner sein konnte. Er musste da nur an den Hasenyoukai Haku denken, mit dem er durch den Wald des Todes gegangen war. Dieser hatte klipp und klar gesagt, dass die Partnerschaft nur für die Dauer des Shi no mori reichen würde. Danach hatte er ihn auch nicht mehr gesehen. Sesshoumaru hatte ebenso eindeutig gesagt, dass er das Duell zwischen ihnen zurückstellen würde, bis sie den Schmied erledigt hatten und den Kessel. Danach würde es nur noch einen geben. Er spürte, wie der Hundeyoukai ins Wasser glitt. Ohne die Augen zu öffnen, meinte er: „Irgendwie scheint diese dritte Prüfung nichts mit Kampf zu tun zu haben.“ „Du kannst ja denken.“ „Verdammt, kannst du nicht einmal normal reagieren?“ Aber was erwartete er auch von diesem Mistkerl. „Wie einer deiner Menschen?“ kam es sofort herablassend. „Nein, ohne mich niederzumachen.“ Inuyasha ärgerte sich im gleichen Moment, dass er das gesagt hatte. Das klang schon wieder so schwach. Bestimmt kam jetzt noch eine dämliche Bemerkung. Aber Sesshoumaru schwieg. Aus irgendeinem Grund musste er an die Kammer des Schreckens denken. Hätte er sich ein bisschen mehr für seinen Bastard-Bruder interessiert, damals, wäre dieser sicher nicht so geschlagen, ja, misshandelt worden, wie es wohl geschehen war. Und er gab zu, dass Inuyasha durchaus mit gewissem Recht ihn für einen schlechten großen Bruder hielt, Grund hatte, ihn zu hassen. Vielleicht hatte diese Stimme in der Kammer recht gehabt und der Hanyou wäre ein wirklich würdiger Gegner geworden, hätte er die Ausbildung vollendet. Nun, auch so war er ein sehr interessanter Widersacher und er freute sich auf das Duell mit ihm. Was damals geschehen war, war geschehen und nun nicht mehr zu ändern. Aber seine alten Lehrer konnten schon mal seinen Besuch erwarten. Da gab es einige Fragen, die er ihnen stellen wollte. Nimie und Hazu holten die Gäste aus dem Bad ab und führten sie in den großen Saal des Schlosses. Mit gewissem Erstaunen stellten die Halbbrüder fest, dass sich alle weiblichen Bewohner dort versammelt hatten. Auf dem Platz des Schlossherrn lehnte die Hexe, so mangelhaft bekleidet, wie zuvor. Ihre Dienerinnen trugen nun auch Kleider aus äußerst durchsichtiger Seide, die der Phantasie keinerlei Raum mehr ließen. Kerzen erleuchteten den Raum, leise Musik klang im Hintergrund. Die Mädchen und Frauen sangen dazu leise. „Setzt euch hierher.“ Die Hexe winkte zu den Plätzen vor sich: „Gäste sitzen immer hier.“ Inuyasha zog sich Scheide und Schwert ab, legte es sich auf den Schoß, als er saß. Hazu kniete neben ihm nieder, lächelte: „Nun, sag, was möchtest du?“ „Äh, was?“ Das klang nicht nach der Prüfung, mit der er gerechnet hatte. Hazu lächelte wieder. Diese Reaktion kam immer zuerst: „Du darfst sagen, was du willst. Ich werde alles tun für dich.“ „Gibt es hier etwas zu essen?“ Inuyasha dachte kurz nach. Nach den letzten Tagen mit Beeren und Äpfeln oder auch gar nichts wäre eine warme Mahlzeit nett: „Ramen?“ „Äh…“ Hazu sah Hilfe suchend zu ihrer Herrin. Hakuna nickte: „Bring ihm etwas zu essen. Ich weiß nicht, was Ramen sind, aber du kannst Nudeln bekommen. Möchtest du auch etwas?“ wandte sie sich an Sesshoumaru. „Ich nehme keine menschliche Nahrung zu mir.“ Der Hundeyoukai hatte sich an einer Säule niedergelassen, seine Schwerter nur zurückgelegt, die Beine fast nachlässig angezogen. Aber die Hexe erkannte eine Haltung, die es ihm ermöglichen würde, rasch aufzuspringen, kampfbereit zu sein. Auch der jüngere Halbbruder hatte die rechte Hand am Schwertgriff. Sie rechneten noch immer mit einem Kampf. Nun, das würde bald anders sein. Es hatte nur wenige Männer gegeben, die diese Prüfung überstanden hatten, so versteckt, wie sie war. Und als Ergebnis hatte sie die meisten in Schweine verwandelt, die hinter dem Schloss einen Pferch hatten. Diesmal würde das anders ausgehen. Diese beiden Hundebrüder würden hier bei ihr bleiben müssen. Sie bemerkte durchaus das Interesse ihrer Dienerinnen an den beiden. Das waren auch wirklich die zwei hübschesten Jungs, die seit langem hier gewesen waren. Allein diese Augen der beiden…und die Öhrchen des Jüngeren….Hakuna nickte unmerklich zu Nimie, die neben Sesshoumaru kniete, sich nun vorbeugte: „Kein menschliches Essen. Möchtest du etwas trinken? Oder etwas ganz anderes?“ Sie lächelte. „Wann endet die Prüfung?“ „Oh…“ Jetzt sah Nimie zur Hexe. Hakuna schmunzelte: „Es scheint dir hier nicht zu gefallen. Sag, was du möchtest und du wirst es bekommen. Soll dir Nimie dein Haar bürsten? Dich massieren, anders entspannen? Oder hättest du lieber jemand anderen? Such dir eine Dienerin aus. Was immer du willst, wirst du bekommen. Du brauchst dir um nichts Sorgen zu machen. Jeder Wunsch wird dir erfüllt werden. Die Prüfung endet, sobald die Sonne den Horizont erreicht hat.“ Was sollte dieser Unsinn? Eine Prüfung, bei der man Wünsche äußern sollte? Das bedurfte keiner Antwort, beschloss Sesshoumaru und betrachtete den Raum. Außer den jungen Frauen, die ihn anlächelten, war nirgendwo etwas zu erkennen, keine Wachen, keine Falle, nicht einmal Magie. Aber wieso sollte das eine Prüfung sein? Nun, die Sonne senkte sich schon, soweit er das sehen konnte. Also würde er einfach den Sonnenuntergang abwarten. Es sei denn, diese Hexe würde damit herausrücken, was die Prüfung eigentlich beinhaltete. Er warf einen Blick seitwärts. Inuyasha bekam gerade einen Teller mit Nudeln hingestellt. Immerhin war das Halbblut vorsichtig genug, zuerst kurz zu wittern, ehe er sich darüber hermachte. Er sah sich erneut ein wenig um. Neben der Schlossherrin erkannte er etwas, mit dem er in einer anderen Welt nicht gerechnet hatte. Das war ein Spiel, das er einmal gesehen hatte. Es stammte aus einem Land weit im Westen und sollte eine Schlacht nachstellen. Mawashi, sein Lehrer für Kampfkünste, hatte es ihm gezeigt, um ihm zu erklären, wie man strategisch denken lernen konnte. Hakuna hatte den Blick bemerkt: „Kennst du das hier? Ich bekam es geschenkt.“ „Ja, ein Spiel.“ „Es nennt sich Schach und kommt wohl aus deiner Welt. Möchtest du es spielen?“ „Warum nicht?“ Irgendetwas wollte er tun. Und er konnte sich nicht vorstellen, dass dies die Prüfung sein sollte. Wie konnte die Hexe damit rechnen, dass ihre unfreiwilligen Gäste das Spiel kannten oder es gar spielten. Hakuna glitt von ihrem Sitz, nahm das Spiel und trug es zu dem Hundeyoukai, kniete vor ihm nieder und setzte die Platte mit den Figuren ab. „Ich habe schon viele Männer hier gehabt“, sagte sie: „Aber ich bin noch nie auf die Idee gekommen, es mit Schach zu versuchen.“ Was zu versuchen? Aber Sesshoumaru betrachtete das Spiel. Ja, das war so eines, wie es ihm damals Mawashi gezeigt hatte. Hazu sah zu Inuyasha: „Hat es dir geschmeckt? Hast du nun einen Wunsch?“ „Ja, noch einen solchen Teller. Das schmeckt so gut wie Kagomes Ramen.“ Hakuna wandte ihm den Kopf zu: „Kagome? Oh, du hast eine Frau, die dich bekocht.“ Und da er etwas rot wurde: „Die mehr für dich ist, ich sehe schon. Das erklärt auch möglicherweise…“ Sie blickte wieder zu dem älteren Halbbruder: „Und du hast auch jemanden?“ Sesshoumaru schwieg, aber er fasste nach einer Bauernfigur, eröffnete das Spiel. Die Hexe lehnte sich etwas vor, bot so ungehinderten Einblick in ihren Ausschnitt, als sie ihrerseits den Zug machte. Drei Teller Nudeln und eine Partie Schach später blickte die Schlossherrin auf: „Ihr seid so schüchtern“, sagte sie: „Meine Dienerinnen würden euch jeden Wunsch erfüllen, gleich, ob ihr einer oder mehrerer bedürft. Oder hättet ihr Lust auf mich? Ich sagte schon, nichts wird euch verwehrt.“ „Hä?“ Inuyasha schob den Teller weg, endlich satt und zufrieden: „Ich habe keine Ahnung, von was du redest, Hexe. Aber so langsam könntest du uns sagen, worin die dritte Prüfung bestehen soll. Immerhin wollen wir hier weg und diesen Reimaru umbringen.“ „Die Sonne berührt gleich den Horizont“, ergänzte sein älterer Bruder. Was sollte dieses Gerede von Wünschen erfüllen? Sie wollten doch nur ein Boot. War das so schwer zu verstehen? Oder was sollte diese dritte Prüfung sein? Hakuna lächelte ein wenig: „Ich verstehe. Ihr habt ein Ziel, und von dem wird euch nichts abbringen. Ja, die Sonne berührt gleich den Horizont. Und damit habt ihr die dritte Prüfung bestanden. Ein guter Krieger darf sich durch keine Verlockung von seinem Ziel abbringen lassen. Kommt, gehen wir. Wie ich es versprach, dürft ihr dieses Schloss wieder verlassen. Ihr bekommt ein Boot. Und ich werde euch sagen, was ich weiß, damit ihr Reimaru töten könnt.“ Sie stand auf. „Hättet ihr nachgegeben, euch mit meinen Dienerinnen vergnügt, hättet ihr hier bleiben müssen, da ihr dann versagt hättet. Für gewöhnlich lautet die Strafe, dass ich diese Männer in Schweine verwandele.“ Die Halbbrüder tauschten unwillkürlich einen Blick, als sie sich erhoben. Mit einer solchen Prüfung hatte keiner von ihnen gerechnet. Aber sie folgten der Hexe aus dem Schloss, durch eine Tür in der Mauer zum See. Dort lag ein Boot. „Ich werde es verzaubern. Es bringt euch sicher ans andere Ufer und kehrt dann wieder zu mir zurück, “ sagte Hakuna. „Schade, dass ich euch nicht hier behalten kann. Aber ihr seid gut, das habt ihr bewiesen. – Nun, der Schmied Reimaru ist vor langem aus eurer Welt gekommen.“ „Wir haben mit Shodai gesprochen“, erklärte Inuyasha: „Der Mistkerl verschwindet hier immer wieder, macht in unserer Welt das Turnier und kommt stärker zurück.“ Das konnte man doch abkürzen. „Ja.“ Die Überraschung der Hexe war unüberhörbar: „Shodai selbst hat mit euch gesprochen? Mit mir noch nie. Er gilt als Wahrer dieser Welt. Nun, wie dem auch sei: nach dem letzten Turnier, wie du sagtest, kehrte Reimaru so stark zurück, dass er seinen Bannkreis erheblich vergrößern konnte. Ich … mir war es nun unmöglich, mit meinen Hexenschwestern im Fernen Norden in Verbindung zu bleiben. Ich sitze hier sozusagen gefangen. Wenn ihr ihn töten könnt, soll es mir daher nur recht sein. Ich kann es nicht. Es war zu spät, mich gegen ihn zu wehren, als er das vorletzte Mal zurückkehrte. Zuvor war er mir eigentlich gleich gewesen, wir waren uns nie in die Quere gekommen.“ Sie zuckte ein wenig die Schultern: „Ich sah keine Gefahr.“ „Wie können wir ihn töten?“ erkundigte sich Sesshoumaru. Warum nur erzählten hier immer alle gleich Geschichten, statt auf den Punkt zu kommen? „Er ist stark, und wurde jedes Mal stärker, wenn er zurückkehrte. Aber die Macht seines Bannkreises schwankt. Nachts ist er stärker. Darum denke ich, dass auch Reimaru nachts stärker ist als am Tag. Die schwarze Sonne scheint ihn zu stören. Möglicherweise, weil er aus eurer Welt kommt. Aber es wird nicht genügen, ihn zu töten. Jedes Mal, wenn er zurückkehrte, brachte er mehr Energie mit, die er zum einen in seinen Bannkreis steckte, zum zweiten aber auch für sich benutzte, hortete.“ „Mit dem Kessel“, sagte Inuyasha, um zu zeigen, dass er zugehört hatte. „Das weiß ich nicht“, antwortete Hakuna: „Ich war nie bei ihm. Aber mein Rat an euch lautet: greift ihn an, solange die Sonne scheint, aber vergesst nie den Hort der Macht. Und das ist auch schon alles, was ich euch sagen kann.“ Sie machte eine Handbewegung über das Boot: „Steigt nun ein. Weder Ruder noch Segel benötigt ihr. Bis zum Morgen werdet ihr bestimmt am anderen Seeufer sein. Dort beginnt bald der Bannkreis des Schmiedes aus der anderen Welt.“ Die Halbbrüder stiegen in das Boot, Sesshoumaru vorn. Sein jüngerer Bruder hätte fast gemault, wollte das dann aber unter den Augen der Hexe doch nicht tun. Das fehlte noch, dass er sich im letzten Moment blamierte. Und in einem hatte der Hundeyoukai recht: er war nun mal der ältere, auch, wenn das im Grunde gar nichts besagte. Eigentlich war es ja auch völlig egal, wer vorn saß. Es musste niemand rudern. Das Boot glitt sofort von allein auf den See hinaus. Der Hanyou wandte den Kopf. Hakuna stand am Ufer und blickte ihnen beiden nach. Auf der Mauer konnte er die Köpfe der Dienerinnen entdecken. Immerhin waren sie aus diesem Schloss wieder draußen. Und am folgenden Morgen würden sie endlich bei dem Bannkreis dieses dämlichen Schmiedes angekommen sein. Reimaru dürfte sich kaum über seine Morgenbesucher freuen. Die Sonne versank und der Sichelmond ging auf. Das Boot fuhr durch die Magie der Hexe quer über das Wasser. Eine ganze Weile herrschte schon Schweigen zwischen den Halbbrüdern. Sesshoumaru sah keinen Grund, irgendetwas zu sagen, es gab nichts zu bereden. Inuyasha wusste auch nicht so recht, mit welchem Thema er hätte anfangen sollen. Es war eigentlich alles klar. Sie überquerten den See, gingen durch den Bannkreis, töteten Reimaru, kehrten in ihre Welt zurück und bekämpften dann sich. Immerhin hatten sie Hakunas Schloss überstanden, die Falle, der ja angeblich die stärksten Krieger nicht entkommen konnten. So schlimm waren diese Prüfungen doch eigentlich gar nicht gewesen. Schön, diese Kammer des Schreckens schien allen außer ihm zuzusetzen, aber das war sicher nichts über das der Hundeyoukai mit ihm hätte reden wollen. Aber seine Neugier wegen einer anderen Sache war zu groß: „Was war das für ein Spiel, das du mit der Hexe gespielt hast?“ „Schach.“ „Aha.“ Immerhin hatte er eine Antwort bekommen. Ohne sich umzudrehen fuhr Sesshoumaru fort: „Hat dir Mawashi das nie gezeigt?“ Er wollte in Erfahrung bringen, ob der Kampfkunstlehrer die Ausbildung verändert hatte. Irgendwie schien der Hanyou auch Dinge nicht zu wissen, die er absolut hätte wissen sollen. Und so langsam machte sich der Hundeyoukai Gedanken, ob das wirklich allein die Schuld des Halbblutes war. „Nein. Mawashi hat mir eigentlich nie etwas gezeigt, “ knurrte Inuyasha prompt: „Fängst du schon wieder mit den alten Zeiten an?“ „Du hast mich gefragt.“ Das stimmte. So meinte der Hanyou etwas ruhiger: „Schach, also.“ Und da keine Antwort kam: „Und der liebe Mawashi hat es dir beigebracht. Na toll. Mit mir hat er nie gespielt. Ich habe immer nur diese Prüfungen von ihm serviert bekommen.“ Der Hanyou hatte schon einmal erwähnt, dass der Lehrer für Kampfkünste alle seine Prüfungen gestellt hatte, für alle Fächer. Aber das war eigentlich blanker Unsinn. „Prüfungen in Kämpfen.“ „Nein, alle Fächer. Seit der alte Akado weg war, hat immer Mawashi diese bescheuerten Prüfungen gemacht. War das bei dir nicht so?“ Irgendwie bekam Inuyasha langsam das Gefühl, dass da etwas nicht stimmen konnte. Warum hakte Sesshoumaru dauernd so nach? Das war absolut ungewöhnlich. „Du hast fünf Lehrer gehabt in fünf Fächern.“ „Ja, aber Mawashi war sozusagen der Oberlehrer. Er hat immer die Prüfungen gemacht.“ Jetzt konnte er sich nicht mehr halten: „Was soll denn diese komische Fragerei? Da steckt doch irgendetwas dahinter?“ „Jeder Lehrer prüfte für sein Fach.“ „Ach, denkst du? Na, dann kann ich dir sagen, dass keiner der anderen Lehrer mich je geprüft hat. Das war immer Mawashi. Manchmal war noch Tamahato dabei, aber das war auch schon alles. Und wenn du dich ein bisschen um mich gekümmert hättest, hättest du das vielleicht sogar mitbekommen.“ In diesem Moment dämmerte Inuyasha etwas ganz anderes: „Haben sie dich etwa angelogen? Gesagt, sie hätten mich jeder einzeln geprüft? So, wie sie mir erzählt haben, es sei dein Befehl gewesen, mich zu schlagen?“ Das wäre eine Erklärung dafür, warum sein Halbbruder in den vergangenen Tagen immer wieder auf diese Ausbildung zurückgekommen war. Hatten die Lehrer etwa dem etwas ganz anderes berichtet? Kein Wunder, dass er dann erstaunt war. Immerhin schien er ihm, Inuyasha, zu glauben, etwas, das er noch vor zwei Wochen für vollkommen unmöglich gehalten hätte. „Wie lief eine Prüfung bei Mawashi ab?“ Soweit er sich erinnern konnte, war der äußerst gut im Schwertkampf, auch in anderen Kampftechniken, ein Stratege und Waffenmeister. Was sollte der schon im Japanisch prüfen? In Gedichten und Kanji? Erdkunde und Biologie? Oder gar in Mathematik und Astronomie? In Magie und magische Wesen konnte er es sich gerade noch vorstellen. Aber Inuyasha hatte doch zuvor gemeint, Tamahato habe auch manchmal an den Prüfungen teilgenommen. „In Kampfkünste? Einmal wurde ein Seil gespannt über eine Schlucht. Darüber musste ich mit verbundenen Augen gehen.“ Der Hanyou klang bitter: „Naja….Nachdem mich der Heiler wieder entlassen hatte, war die nächste Tracht Prügel fällig, weil ich wieder mal zu dämlich gewesen war, das zu schaffen. Hast du das nicht machen müssen?“ „Doch.“ Aber da bestand ein gravierender Unterschied: auch er war gefallen, aber er konnte fliegen. Für ein Halbblutkind hätte der Sturz in den Abgrund tödlich sein können. Und dann war der Hanyou auch noch dafür geschlagen worden? Sesshoumaru zog ein wenig die Augen zusammen: „War das mit der Kappa-Kammer auch eine Prüfung?“ „Ja, in Mathematik.“ Wie bitte? Kampfkunst hätte er sich noch vorstellen können. Aber was sollte das jetzt? Entweder er hatte den verrücktesten jüngeren Bruder, den es je gab, oder aber da war wirklich etwas ganz gründlich falsch gelaufen. Und hauptsächlich durch Mawashis Schuld. „Erkläre.“ „Was gibt es da groß zu erklären. Er kam zu mir und Yoshi…du weißt schon, der Mathelehrer, sagte, er könne mich mitnehmen. Dann brachte mich Mawashi zu der Tür der Kappa-Kammer und sagte, ich müsse jetzt eine Matheprüfung bestehen. Er werde die Tür wieder aufmachen, wenn es keinen Kampf mehr gebe, es still sei. Das hat er ja auch gemacht, mich dann zum Heiler gebracht.“ „Eine Mathematik-Prüfung?“ „Ja. Die Aufgabe war ganz einfach. Zwanzig Kappa und ein Hanyou ergeben wie viele Überlebende?“ *************************************************** Eine Mathematik-Aufgabe? Die Fragen an ein paar Lehrer werden immer drängender. Aber zunächst einmal sollten die Hundebrüder sich um einen Schmied kümmern. Und ob das wirklich so einfach geht, erfahrt ihr im nächsten Kapitel: Die Jenseits-Falle. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine Ino-ENS von mir, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 19: Die Jenseits-Falle ------------------------------ Ihr habt vollkommen Recht, die "Leuchten der Lehre" können einen Besuch erwarten. Allerdings steht davor ein ziemlich großes Problem namens Reimaru und sein Kessel. Denn den zu erreichen ist nicht so einfach, wie man glauben sollte. 19. Die Jenseits- Falle Run away and hide from everyone Can you change the things we’ve said and done? (Allan Parsons Project: „Don´t answer me“) „Ein Hanyou und zwanzig Kappa ergeben wie viele Überlebende?“ Sesshoumaru dachte, er hörte nicht richtig. Aber Inuyasha log nicht, da war er sicher. Trotz allem war der Bastard zu stolz dafür, eine Lüge zu erzählen. Das bedeutete jedoch, dass der Hanyou schon als kleines Kind tödlichen Prüfungen ausgesetzt worden war. Während fast der gesamten Zeit, die er unter seinem Dach verbracht hatte, war der jüngere Halbbruder geschlagen worden, gedemütigt und hatte Prüfungen auf Leben und Tod bestehen müssen. Eigentlich war es nicht verwunderlich, dass er diese „Ausbildung“ abgebrochen hatte, sondern eher, dass er das fünfzehn Jahre lang durchgehalten hatte. Und die Lehrer, mit Mawashi an der Spitze, schienen ihm auch sonst gerade nur das beigebracht zu haben, was sie unbedingt mussten, um nicht ihm, Sesshoumaru, eine Lüge zu erzählen. Sie hatten ihn auf den Arm genommen, und das gründlich. Unwillkürlich hob er die Hand, ließ die Finger knacken. Das würde noch ein Nachspiel haben, in der Tat. Sie hatten ihn in dem Glauben gelassen, Inuyasha sei faul gewesen, zu schwach, die Ausbildung durchzustehen, zu feige, zu unfähig. Und darum hatte er ihn auch für unwürdig befunden, sein Bruder zu sein, gar Vaters Tessaiga zu bekommen. Er hatte den Lehrern, seinen Lehrern, vertraut. Das also kam dabei heraus, wenn man jemandem vertraute. Und Inuyasha beschwerte sich nicht, fand es anscheinend völlig normal, dass man für eine Rechenaufgabe eben töten musste oder selbst sterben. Das ließ Rückschlüsse auf die anderen Prüfungen zu. Warum nur hatte Myouga ihm nichts davon berichtet? Der alte Flohgeist war doch Vaters Vertrauter gewesen und hatte von diesem den Auftrag bekommen, sich um Inuyasha zu kümmern. Und er hatte ebenso die Anweisung bekommen, Vaters Grab im Diesseits zu bewachen, fiel ihm nun ein. Das bedeutete, Myouga hatte Inuyasha zu ihm, dem älteren Halbbruder gebracht, damit angenommen, ihn in Sicherheit befördert zu haben, und hatte Teil zwei seines Befehls in Angriff genommen. Nein. Es half nichts. Myouga konnte er keine Schuld an dem Fiasko geben. Auch wohl kaum Inuyasha. Der Hanyou war damals noch jung gewesen, ein Kleinkind, selbst, wenn man berücksichtigte, dass Hanyou und Youkai anders alterten. Schuld an dem Ganzen waren diese Lehrer, ausgenommen wohl Akado, aber der war auch der Einzige gewesen, dem er etwas besser auf die Finger geguckt hatte. Was zu etwas anderem führte: wenn er ehrlich war, gab es eine einzige Person, deren Pflicht gegenüber der Familie es gewesen wäre, sich an Stelle des verstorbenen Vaters um den Kleinen zu kümmern. Er selbst. Gleich. Was geschehen war, war geschehen. Und das war nun nicht mehr zu ändern. Aber bis sie den Schmied erledigt hatten, aus dieser fremden Welt entkommen waren, sollte er vielleicht endlich einmal wie der ältere Bruder handeln. Danach freilich würde ein Duell zeigen, wer der Bessere von ihnen beiden war. Inuyasha war verwundert. Wieso interessierte sich der Hundeyoukai plötzlich so für die Vergangenheit? Das tat ein Youkai normalerweise nie, und Sesshoumaru schon zweimal nicht. Ein Youkai kannte keine Reue über etwas, dass er getan hatte. Und dieser eiskalte Mistkerl von Halbbruder sowieso nicht. Dennoch ritt der, seit sie in dieser anderen Welt gelandet waren, immer wieder auf der Vergangenheit herum, hatte sogar wegen der Kappa-Kammer nachgefragt, wegen Mawashi, dessen bescheuerten, schmerzhaften bis gefährlichen Prüfungen. Warum? Die einzige Lösung, die dem Jüngeren einfiel, war die, dass er zuvor Recht gehabt haben musste. Mawashi und die anderen Lehrer hatten Sesshoumaru sonst etwas erzählt, aber wohl nicht die Wahrheit. Das würde den ganz schön fuchsen. Angelogen zu werden war noch nie etwas, das er gut vertragen konnte. Nun, falls der ältere von ihnen ihr Duell überleben würde, wären die Lehrer gewiss fällig. Da war sich der Hanyou sicher. Eigentlich war es fast schade, dass das jetzt erst und so ans Licht gekommen war, dass die Lehrer sie alle beide angelogen hatten. Er schüttelte etwas den Kopf. Das war vollkommen gleich. Es hätte sich doch kaum etwas geändert, selbst, wenn Sesshoumaru früher erfahren hätte, wie seine Ausbildung abgelaufen war, oder auch er, Inuyasha, eher mitbekommen hätte, dass die Schläge und Prüfungen durchaus nicht auf Befehl seines Bruders erfolgt waren. Sie konnten sich nicht ausstehen und da wartete ein tödliches Duell auf sie. Es konnte nur einen geben. Die Nacht war schon weit fortgeschritten, als sie im matten Sternenlicht vor sich das andere Ufer erkennen konnten. Der Hundeyoukai spürte nur zu deutlich den mächtigen Bannkreis, der dort vor ihnen lag. Er musste riesig sein, oder besonders stark. Nun gut, dieser Schmied hatte ja das Youki all seiner Opfer aufgenommen. So gesehen war es nicht verwunderlich. Allerdings war das leider eine äußerst beachtliche Stärke. Selbst er würde Probleme bekommen, diese magische Sperre zu durchqueren. Sollte Inuyasha doch einmal zeigen, was er und das rote Tessaiga so drauf hatten. „Da ist ein Bannkreis“, stellte der Hanyou fest. „Sag mir einmal etwas, das ich nicht weiß.“ Na bitte, dachte Inuyasha. Dieser Mistkerl wird sich nie ändern. Und er hatte ja gesagt, dass er ihn umbringen wollte, schon, seit er auf der Welt war. Nun, das würde er wohl bald erneut probieren. „Tessaiga packt das schon.“ „Ich habe nie bezweifelt, dass Tessaiga ein wertvolles Schwert ist.“ „Solange ich es trage“, fauchte der jüngere Halbbruder ungnädig zurück. Aber er versuchte in der Dunkelheit vor ihnen den Bannkreis zu erkennen. Selbst er spürte ihn jetzt und er gab zu, dass das eine unerwartet starke Barriere war. Aber er würde es schon schaffen, da durchzukommen, schon, weil sich der verrückte Schmied sonst ins Fäustchen lachen würde. Von der Blamage gegenüber dem ach so tollen Herrn Halbbruder gar nicht zu reden. Sesshoumaru schwieg, betrachtete das näher kommende Ufer, suchte die Gerüche in der Nacht. Außer dem Bannkreis war allerdings nichts wahrzunehmen. Vermutlich war die Nähe der Barriere schwer zu ertragen für Wesen dieser Welt. Das Boot glitt sanft an das sandige Ufer. Die Halbbrüder sprangen hinaus und sofort kehrte das kleine Gefährt ins Wasser zurück, um zu seiner Besitzerin zurückzufahren. Die Magie der Hexe musste wirklich außergewöhnlich sein. „Na, da ist er ja.“ Inuyasha fasste nach Tessaiga, ohne zu zeigen, dass ihm ein wenig unheimlich wurde. Die schwarze Sonne dieser Welt ging langsam auf und im Schein der Dämmerung war der Bannkreis nun deutlich zu beobachten, eine dunkle, gigantische Kuppel, die anscheinend bis zu den Wolken reichte. Das musste eine der massivsten Barrieren sein, die er je gesehen hatte. Nun, es hatten ja alle gesagt, dass dieser Reimaru das Youki all seiner Opfer für sich vereinnahmt hatte. Eigentlich war es nicht weiter verwunderlich. „So ein Feigling, versteckt sich da hinter seinem Bann. Ganz wie Naraku.“ Der Hundeyoukai sparte sich eine Antwort und ging näher. Um solch eine Barriere aufrechterhalten zu können, benötigte der Schmied eine ungeheure Energiemenge. Das schien ihn jedoch nicht zu stören. Und das ließ Rückschlüsse auf die Macht zu, die Reimaru im Laufe der Jahrhunderte zusammen gestohlen hatte. Es würde selbst für ihn nicht einfach werden, diesen Schmied zu töten. Er spürte, wie der Hanyou neben ihn kam, Tessaiga bereits in der Hand. Die breite Klinge leuchtete nun rot, wie wohl immer, wenn das Schwert gegen einen Bannkreis eingesetzt wurde. Gut. Er würde ohne Tessaiga wirklich Schwierigkeiten haben, dort hindurch zu kommen. Natürlich würde er den Bann überwinden können, er war ja kein unterklassiger Youkai. Aber es wäre gut möglich, dass er danach ein wenig müde wäre, eine Regeneration bräuchte - und dass dieser Schmied genau das erreichen wollte, um dann selbst angreifen zu können. Inuyasha machte einen mächtigen Satz und schlug mit dem aktivierten Tessaiga gegen die schwarze Kuppel. Ein Riss erschien in dem Bann. War es so einfach? Aber dieser sichtbare Schaden verschwand sofort wieder. „Keh!“ entfuhr es ihm, als er landete. Das war ja wirklich ein mächtiger Bann. Aber er musste es schaffen. Wer wusste schon, was er sich sonst wieder anhören durfte, von wegen schwacher Hanyou. Außerdem sollte der Schmied dafür bezahlen, dass er so viele Youkai getötet hatte, denn dieses bescheuerte Kessel-Turnier war nichts anderes als eine gigantische Todesfalle. Mit gewisser Wut im Bauch sprang er erneut empor, schlug wieder zu, mit aller Kraft, die er aufbringen konnte. Diesmal spürte er abermals den Widerstand der magischen Kuppel, aber auch, wie er die Klinge hineindrückte, diese stecken blieb. Ob man auf dem Bannkreis stehen konnte, um sie wieder herauszuziehen? Aber er hegte eine eindeutige Abneigung dagegen, mit den Füssen einen Bann zu berühren. So nutzte er nur den Schwung seines Sprunges, um Tessaiga zu drehen, den Riss, den es geschaffen hatte, zu verbreitern. Eine quadratische Öffnung entstand, ein schwarzer Schacht. Darunter konnte er Felsen erkennen, Steine. „Steh nicht da wie angewurzelt!“ keuchte er, während er sich an seinem Schwert festklammerte, versuchte, die Öffnung zu erhalten: „Spring!“ Interessant, dachte Sesshoumaru, während er empor sprang. Der Hanyou hatte es tatsächlich geschafft, eine Öffnung in diesen Bannkreis zu schlagen. Der würde sie allerdings wohl kaum lange aufrechterhalten können, so wie er sich gerade an sein Schwert klammerte. Er konnte ja nicht fliegen. So setzte er selbst hindurch. Inuyasha folgte in einem Überschlag, riss Tessaiga mit aller Kraft mit sich. Sofort schloss sich die Kuppel wieder. „Ach du…“ brachte der Hanyou hervor, als er erkannte, wo sie gelandet waren. Sein Halbbruder wusste nicht, welches Schimpfwort er verschluckt hatte, aber was immer es auch war, er stimmte ihm vollinhaltlich zu. Das war eine Falle gewesen. Was hatte dieser Reimaru denn noch so alles auf Lager? Die Öffnung im Bannkreis hatte einen Weg gebahnt – aus der Spiegelwelt in eine andere, in der sie beide schon gewesen waren. Sie kannten alle zwei den Ort mit den schroffen Felsen, die Knochenvögel am Himmel. Das hier war die andere Welt, dort, wo sich auch Vaters Grab befand. Nun gut. Sie waren beide hier schon gewesen. Und er trug Tenseiga mit sich, das Schwert, das die Wesen dieser Welt verletzen konnte. Immerhin etwas. „Dieser verdammte Mistkäfer von Schmied!“ Inuyasha sah sich genauer um: „Das hier ist doch...“ „Ja. Jene Zwischenwelt, in der Youkai begraben werden.“ Es war wohl an der Zeit, dass er wirklich einmal den älteren Bruder herauskehrte. Der Hundeyoukai blickte sich um. Um ihn lagen, scheinbar achtlos hingeworfen, Knochen verschiedener Youkai, zu hunderten: „Dies sind die Verlierer des Turniers.“ Da war er sicher. „Und was jetzt? Hier finden wir diesen Reimaru bestimmt nicht. Wir müssen hier wieder weg. Aber der einzige Weg, den ich kenne, ist durch die Feuerflüsse. Außerdem natürlich der, auf dem wir dann mit dir raus sind. Und da kommt man nicht mehr durch, wenn man diesen Weg schon gegangen ist.“ „Es wird einen anderen Weg geben.“ „Ja. Wie bist du eigentlich hergekommen? Du weißt schon, gegen Naraku?“ „Das Tor, das dich abwies.“ „Mit den Steinfiguren und dem Licht, das einen in Stein verwandelt? Aber wie hast du das geschafft?“ „Tenseiga konnte sie verletzen.“ „Oh.“ Das war ja glatt eine Erläuterung gewesen. Inuyasha war sich nicht ganz im Klaren, was ihn mehr verwundern sollte: dass er eine Erklärung bekommen hatte oder dass der Herr Halbbruder anscheinend die Eintrittskarte ins Jenseits und zurück besaß. Jetzt entdeckte er kleine Funken, wie Glühwürmchen, die sich ihnen genähert hatten, nun um sie wie Mücken tanzten. Aber da sie harmlos zu sein schienen, betrachtete er sie nur. Sesshoumaru hob die Hand. Sofort kam eines der Lichtpünktchen zu ihm, setzte sich auf seinen Finger: „Youkai.“ „Was ist los?“ „Dies sind die Seelen der Youkai, die hier liegen.“ Er hatte sich ja vorgenommen, den Jüngeren solange wie einen Halbbruder zu behandeln, bis der Schmied tot war. Aber das konnte mühsam werden, stellte der Hundeyoukai gleich fest. „Die Seelen...ich dachte, die sind nicht hier? Das hier ist doch nur ein Friedhof?“ Oder was war mit Vater? „Der Bannkreis scheint sie hier zu halten, wo auch ihre Körper sind. Oder es liegt daran, dass die Magie des Kessels ihr Youki behalten hat.“ „Dann kämen sie hier raus, sobald wir den Kessel zerstört und diesen Reimaru getötet haben.“ Inuyasha nickte etwas: „Das scheint für immer mehr Leute wichtig zu sein. Sie kennen aber nicht zufällig den Ausgang?“ Warum sollten sie, dachte Sesshoumaru, aber das Lichtpünktchen auf seinen Fingern erhob sich, tanzte vor ihm herum. Hatte es verstanden, was der Hanyou gesagt hatte? Und kannte es einen Weg hier heraus? Sein feines Gehör vernahm etwas wie ein Zwitschern, als die Seele des Youkai empor flog, erneut einen Kreis zog, zu warten schien. „Es sieht so aus.“ Er machte zwei Schritte. Das kleine Licht schien erfreut, da es einen Kreis flog, wieder wartete. „Wir sollen ihm folgen.“ Auch Inuyasha hatte nun das Verhalten bemerkt: „Vielleicht kennt dich diese Seele?“ Im gleichen Moment dachte er, dass das Unsinn war. Es konnte sich nur um einen Teilnehmer des Turniers handeln. Und wenn der hier war, war er tot, gestorben entweder in den Fallen oder durch einen anderen Kandidaten oder gar durch einen von ihnen beiden. Da wären sie kaum hilfsbereit. Oder wollte diese Seele, vielleicht auch die anderen, den Schmied erledigt wissen, um ihre Rache für das Turnier und ihren Tod bekommen? Das wäre durchaus youkaimäßig. Da sein Halbbruder sich bereits in Bewegung gesetzt hatte, dem kleinen Seelenlicht folgte, sprang er neben ihn. Die Gegend war öde. Felsen, Steine und die Knochen toter Youkai. Keine Pflanzen, keine Tiere. Dennoch blickte sich Inuyasha immer wieder um, suchte die Gerüche. Er konnte sich nicht vorstellen, dass der Kesselschmied sie hierher geschickt hatte, wenn es hier nicht gefährlich wurde. Nun gut, außer Naraku hatte er in dieser Welt nur gegen Sesshoumaru gekämpft, damals, um Tessaiga, in Vaters Grab. Aber wie hatte dieser Reimaru es überhaupt geschafft, sie hierher zu schicken? Oder auch schon in diese Spiegelwelt? Er musste ziemlich viel Youki erbeutet haben, um so mächtig zu werden. Und er hatte ihnen ja gesagt, dass er sehr viel Zeit darauf verwendet hatte, Magie zu lernen. Das schien geklappt zu haben. Das konnte länger dauern, bis sie ihn umlegen konnten. Aber zu zweit würden sie es ganz bestimmt schaffen, da war er sicher. Er war mit Tessaiga praktisch unbesiegbar und Sesshoumaru war ja nun auch nicht gerade vom letzten Haken. Genauer gesagt, sie beide waren es nicht. Sesshoumaru bemerkte durchaus interessiert, dass der Hanyou sicherte. Er selbst hielt das für unnötig. Hier, in dieser Welt der Toten, dürfte es nichts geben, was sie angreifen würde. Und falls es wider Erwarten doch etwas existieren sollte, würde er es rechtzeitig wittern. Aber er war ein wenig überrascht, dass sein kleiner Halbbruder doch solche Vorsicht walten ließ. Nun gut. Aufmerksamkeit gehörte vermutlich dazu, wenn ein Hanyou überleben wollte. Vorsicht und eine gewisse Stärke. Immerhin hatte Inuyasha den Bannkreis im zweiten Anlauf geöffnet. Auch, wenn sie damit in eine Falle geraten waren. Er betrachtete nachdenklich das Seelenlicht, das vor ihm her flog, offenbar einen Weg zeigen wollte. Warum nur hatte Mawashi so hartnäckig versucht, den Hanyou umzubringen? Auch die anderen Lehrer? Aber er kannte die Erklärung. Mawashi und Tamahato hatten immer schon die Position vertreten, nach der das reine Blut der Youkai nie vermischt werden sollte, sogar auch nur die jeweils Stärksten Nachwuchs bekommen sollten. Nur reinblütige Youkai hatten in ihren Augen überhaupt ein Lebensrecht. Und vermutlich hatten sie sogar angenommen, er, Sesshoumaru, teile diese Ansicht, würde sich nicht beschweren, wenn der kleine Hanyou einen Unfall hätte, so dass er aus seiner Verpflichtung erlöst wäre… „Mist!“ Der Ausruf Inuyashas wies auf Ärger hin, zumal er hörte, dass Tessaiga gezogen wurde. So drehte sich der Hundeyoukai um. Gerippe längst verstorbener Youkai um die Halbbrüder begannen sich zu bewegen, sich aufzurichten. An manchen hingen noch Überreste ihrer Kleidung, ihrer Rüstung. Der Hanyou aktivierte sein Schwert. Ohne sich umzudrehen, sagte er: „Beschütze du dieses Seelchen. Das dürfte unser Führer nach Hause sein. Ich werde diese Knochen ein wenig durcheinander bringen.“ Sesshoumaru fühlte, wie eine Woge Ärger in ihm aufstieg. Für was hielt sich dieser Bastard eigentlich? Glaubte das Halbblut im Ernst, er würde nicht mit einigen Skeletten fertig werden? Aber dann bemerkte er, dass die ersten Gerippe begannen, nach dem kleinen Seelenfunken zu schlagen, der sie bis hierher geführt hatte, und zwang sich zu seiner gewöhnlichen Selbstbeherrschung, streckte die Hand aus. Das Seelenlicht flog sofort schutzsuchend zwischen seine Finger. Und damit konnte er kein Schwert mehr führen. Inuyasha hatte mitgedacht. Eigenartig. Sobald es darum ging, etwas zu beschützen, entwickelte der Hanyou gute Ideen. „Kaze no kizu!“ Der Angriff der Windnarbe ließ die näher rückenden Knochengespenster auseinander fallen, soweit sie in Reichweite Tessaigas gewesen waren. Inuyasha fuhr herum, jagte seinen Angriff in die andere Richtung: „Und sei jetzt ja nicht sauer! Ich will mich noch für die Sache mit den Flügelkiemern revanchieren. Ich hasse es, jemandem etwas schuldig zu sein.“ Das war eine Eigenschaft, die Sesshoumaru verstand. Ihm selbst erging es ja nicht anders. So sagte er nur sachlich: „Schlag uns den Weg frei.“ Vor ihnen lagen höhere Felsen. Die Skelette würden ihnen dorthin kaum folgen können, so mühsam, wie sie sich nach der Windnarbe wieder zusammensetzten. Inuyasha gehorchte. Immerhin hatte er das sowieso vorgehabt. Aber angenehm, wenn sie mal beide einer Meinung waren. Die Windnarbe schlug erneut eine Schneise in die Skelette und er macht weite Sätze, um voran zu kommen, spürte unverzüglich seinen Halbbruder an seiner Seite. „Ich dachte, das hier ist das Land der Toten!“ rief er daher. „Reimaru“, gab Sesshoumaru zurück. „Keh! Wenn ich diesen Mistkerl erwische…“ „Lässt du ihn mir!“ Inuyasha blieb auf dem höchsten Felsen stehen, betrachtete die Skelette unten, die offenbar noch immer ihre Einzelteile zusammensuchten: „Das sehen wir dann. Aber was soll das hier? Hat der Schmied mitbekommen, dass uns diese Seele da zu einem Ausgang führen will? Dann kommen sicher noch andere Hindernisse.“ Sesshoumaru öffnete seine Finger, ließ das kleine Licht wieder fliegen. Das war auch seine Meinung. Reimaru hatte sie mit Hilfe seines Bannkreises hierher geschickt, um sie hier verrotten zu lassen, sie los zu werden. Aber warum half diese Seele ihnen? Er betrachtete sie. Für einen Augenblick erschienen ihm im Licht dunkle Augen, ein Gesicht, das er vom Kessel-Turnier kannte. Das war die Youkai gewesen, die sich lieber in einem aussichtslosen Kampf von ihm hatte töten lassen, als einen unehrenhaften Tod in einer der Fallen zu sterben. Sie hatte gesagt, dass sie von der Hand eines Wesens sterben wolle, dessen Namen sie ihrer Familie im Jenseits sagen konnte. Und nun hing sie durch die Macht des Schmiedes hier in dieser Zwischenwelt fest, konnte nicht ins Jenseits eingehen. „Du wirst es deiner Familie sagen können“, versprach er. „Familie?“ Inuyasha kam heran, betrachtete das Seelenlicht, das wieder einen fast fröhlichen Kreis drehte: „Kennst du den?“ „Ich kenne sie.“ Ohne weiter auf das verdutzte Gesicht seines Halbbruders zu achten, folgte der Hundeyoukai dem glühenden Licht. Und der Hanyou schloss sich noch immer überrascht an. Er hatte das Gefühl, irgendwie gerade eine neue Seite an Sesshoumaru entdeckt zu haben. ********************************************************* Sie überraschen sich gegenseitig. Das Verhältnis scheint sich in der Tat langsam zu verbessern. Aber da ist immer noch der Grundsatz: Es kann nur einen geben. Im nächsten Kapitel treffen die beiden den "Herrn der Zwischenwelt". Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 20: Der Herr der Zwischenwelt ------------------------------------- Ja, Reimaru hofft,die beiden Hundebrüder buchstäblich für immer los zu sein. Ein etwas ruhigeres Kapitel: 20. Der Herr der Zwischenwelt Die Halbbrüder folgten dem kleinen Seelenlicht durch die Ödnis. Immer wieder kamen sie an Skeletten größerer oder kleinerer Youkai vorbei, aber diese blieben liegen, griffen sie nicht an. Unwillkürlich suchten beide nach dem Grab ihres Vaters, aber das mochte auch in einer ganz anderen Gegend dieser Zwischenwelt liegen. Wer wusste schon, wohin dieser Schmied sie geschickt hatte. In jedem Fall hatte er dort, wo sie gelandet waren, auch die Knochen seiner Opfer entsorgt. Ab und an waren Schreie der Knochenvögel über ihnen zu hören, sonst nichts. Beide konnten lautlos gehen und so war es fast ungemütlich still. Inuyasha hätte sich gern unterhalten, aber er wusste beim besten Willen nicht worüber, geschweige denn, dass er als so weich und redselig dastehen wollte. Ihm war klar, dass, sobald sie diesen Schmied erledigt hatten, auf ihn ein tödlicher Kampf mit seinem Halbbruder wartete. Vermutlich war es da sowieso besser, sich nicht zu sehr anzufreunden, auch, wenn im Verlauf dieser Reise schon einige Missverständnisse aus der Vergangenheit angesprochen worden waren, bereinigt werden konnten. Sesshoumaru hatte eindeutig gesagt, dass er ihn am liebsten schon als Baby umgebracht hätte, das nur mit Rücksicht auf Vaters Opfertod nicht getan hatte. Der Hanyou gab zu, dass sein Halbbruder inzwischen einige ganz gute Versuche in dieser Richtung unternommen hatte, allerdings an ihm und Tessaiga gescheitert war. Seit einiger Zeit hatte sich das zwar gelegt, da der Hundeyoukai nun zu akzeptieren schien, dass Tessaiga ihm gehörte, aber das Turnier war eben erst beendet, wenn es nur noch einen Teilnehmer gab. Und Inuyasha wollte dieser eine sein. In diesem Land der Toten gab es keine Sonne, an der man die Stunden ablesen konnte, aber sie waren schon lange unterwegs, ohne dass etwas passiert wäre, als das führende Seelenlicht erneut einen Purzelbaum schlug. Die Halbbrüder blieben stehen. Vor ihnen lag ein rundes Tal, ebenso kahl und felsig, wie die andere Umgebung. Auffällig waren allerdings zwei Dinge. In dem Talkessel gab es keinen einzigen Knochen. Und hohe Steine waren zu einem Kreis zusammengesetzt worden, ragten wie Finger in den trüben Himmel. „Das wolltest du uns zeigen?“ erkundigte sich der Hanyou bei der Seele. Diese flog langsamer weiter, hinunter in das Tal. Beide folgten sofort, in der Hoffnung, dass sich dort der Ausgang aus dieser Zwischenwelt befinden würde. Beim Näherkommen entdeckten sie, dass eine Art Loch zwischen den Steinen gelassen worden war, ein Tor, durch das man in den Steinkreis eintreten konnte. Ohne Zögern machten sie die Schritte nebeneinander hinein – und erstarrten. In diesem Halbkreis saß eine schwarze, durchaus menschliche Gestalt, wenn auch kohlrabenschwarz von Kopf bis Fuß und ohne Haare. Sie blickte ein wenig erstaunt auf. Die Halbbrüder fühlten sich an einen Oni erinnert. „Besucher? Lebende Youkai in meiner Welt?“ Der Stimme nach war das Wesen männlich. Und in seiner Welt? Dann war das wohl der Herr dieses Zwischenreiches. Wenn jemand den Ausgang kennen würde, dann wohl er. „Äh, ja….so ähnlich, “ sagte Inuyasha daher: „Wir sind durch einen Bannkreis hier gelandet und suchen eigentlich nur den Ausgang.“ „Den Ausgang? Hanyou, aus dieser Welt der Toten gibt es kein Entkommen.“ „Wir sind aber nicht tot.“ Er erwähnte wohl besser nicht, dass sie schon zweimal hier gewesen waren. Immerhin war da doch so einiges zu Bruch gegangen. „Ohne Zweifel. – Und das da ist ja ein Seelenlicht. Was tut das denn hier?“ Inuyasha warf einen raschen Blick seitwärts. Da sein älterer Bruder aber demonstrativ schwieg, erklärte er: „Das ist ein bisschen kompliziert. Da gibt es einen Schmied und seinen Kessel, der Youkai zu einem mörderischen Turnier zwingt. Die dabei sterben, landen hier, ihr Youki nimmt er auf. Darum wohl können auch die Seelen dieser Toten nicht aus dieser Welt entkommen…“ Er brach ab. Denn der Herr des Zwischenreiches stand auf: „Soll das heißen, dass hier mehrere Seelen herumschwirren? In der Zwischenwelt, die den toten Körpern der Youkai vorbehalten ist? Wegen eines Schmiedes der anderen Welt?“ „Sieht so aus.“ Immerhin schien der Typ nicht auf sie beide wütend zu sein. „Aber ihr lebt.“ „Ja, wir wollten eigentlich den Schmied und seinen Kessel umlegen. Daher sind wir in den Kessel gesprungen. Der Schmied hatte gesagt, dass er uns zu ihm führen würde, aber jetzt sind wir schon in zwei verschiedenen Welten gelandet. Dann war da ein mächtiger Bannkreis. Ich schaffte es, ein Loch hineinzukriegen und jetzt sind wir hier eingetroffen. Dieser Reimaru, das ist der Schmied, fand es wohl einen tollen Witz, uns hierher zu schicken.“ „Reimaru. Ein Youkai?“ „Er war mal ein Mensch. Dann hat er Youki aufgenommen. Keine Ahnung, was er jetzt ist.“ „Hm. - Du, Youkai, trägst ein Schwert, das die Wesen auch dieser Welt verletzen kann. Ich kannte nur einen Youkai, der so etwas besaß.“ „Das Schwert aus dem Fangzahn meines Vaters.“ Sesshoumaru hoffte, dass das genügen würde. Tenseiga mochte in der Lage sein, auch den Herrn dieser Welt zu verletzen oder zu töten, aber das bedeutete nicht, dass sie dann hier herauskommen würden. „Dein Vater, soso. Euer Vater, wohl?“ Sein Blick glitt hin und her: „Und dieser Reimaru schickt lebende Youkai und Seelen zu mir. Was für ein Narr, alles durcheinander zu bringen.“ Er dachte einen Moment nach: „Nun gut. Ich werde sehen, dass ich das wieder in Ordnung bringen kann, was dieser Schmied angerichtet hat. Wartet auf mich bei eurem Vater. Er befindet sich in dieser Richtung, nur vier Berge von hier.“ Er löste sich auf. „Aha“, machte Inuyasha: „Soll das heißen, er sucht jetzt nach einem Weg, wie wir wieder zurückkönnen?“ „Komm.“ Der Hundeyoukai wandte sich um und ging durch das Tor, in die angegebene Richtung. Dies war das dritte Mal, dass er sich lebendig in dieser Zwischenwelt befand, für Inuyasha galt wohl das Gleiche, und er nahm an, dass dies auch das letzte Mal sein würde. Da konnte man durchaus Vater noch einen Besuch abstatten. Der jüngere Halbbruder kam sofort an seine Seite. Mal wieder hatte er keine Antwort bekommen, aber langsam gewöhnte er sich daran, dass das auch eine Art von Zustimmung war. Immerhin hatten sie nun Chancen, wieder in die wirkliche Welt zurückkehren zu können. Die schwarze Liste dieses Schmiedes wurde jedenfalls immer länger. Ohne weitere Zwischenfälle erreichten sie einige Stunden später das riesige Skelett ihres Vaters. Ein wenig schuldbewusst bemerkte Inuyasha das große Loch, wo einmal Rippen gewesen waren, die beschädigte Rüstung. Ein Glück, dass Vater nicht hier in diese Welt konnte. Vermutlich hätte er sie beide übers Knie gelegt, dafür, so mit ihm umgesprungen zu sein. Na ja. Zumindest der Kampf mit Naraku war aber unvermeidlich gewesen. Und gegen den ach so lieben großen Bruder eigentlich auch. Unwillkürlich sah er seitwärts. Zu seiner gewissen Überraschung blickte Sesshoumaru an der riesigen Gestalt hinauf, einen fast weichen Ausdruck im Gesicht. Erinnerte er sich daran, wie er mit ihm gesprochen hatte? So sah auch der Hanyou empor zu dem Hundekopf mit den gewaltigen Fangzähnen. Ob seine Mutter seinen Vater je in dieser Gestalt gesehen hatte? Sollte er das seinen Halbbruder fragen? Nein, das wäre sicher auch schon wieder ein Zeichen von Schwäche. Alles, was mit Menschen zu tun hatte, war für den Hundeyoukai ein Zeichen von Schwäche. Verehrter Vater, dachte Sesshoumaru. Noch habe ich nicht das Turnier gewonnen, wie du es einst tatest. Warst du danach so mächtig geworden? Wann wurdest du ein Dai Youkai? Oder bin ich es schon und spüre es nur nicht? Würde ich gegen dich nun siegen können? So bleibt mir nur Inuyasha als Gradmesser, ein Hanyou, ein Halbblut, das es trotz allem so weit in diesem Turnier geschafft hat. Warum nur hast du mich verlassen, mir nichts als diesen Bastard als Vergleich gelassen? Ich habe dich bewundert, als Maßstab dessen, was ein Youkai erreichen kann. Und dann gingst du hin…. Er sah sich um. Es brachte nichts, an die Vergangenheit zu denken, Was geschehen war, war geschehen. Viel wichtiger war es nun, aus dieser Welt herauszukommen, um diesem Reimaru zu zeigen, dass er sich diesmal mit dem Falschen eingelassen hatte. Mit gewissem Erstaunen bemerkte er, dass auch der Hanyou zu Vater aufblickte. Nun ja, warum auch nicht. Immerhin hatte der ihn nie lebendig gesehen. „Schön, ihr zwei Hundebrüder.“ Die so Angesprochenen drehten sich um. Der Herr der Zwischenwelt war erschienen, in der Hand etwas, das sie erst auf den zweiten Blick als goldene Waage identifizieren konnten. „Ich habe gesehen, was ich tun kann. Nun hängt es von euch ab. Dies ist die Waage der Herzen. Ich werde die euren damit überprüfen. Davon wird es abhängen, ob und wie ihr diese Welt wieder verlassen könnt.“ „Was...“ begannen die Halbbrüder gleichzeitig, brachen aber ab. Das war wohl notwendig, genauer, der einzige Weg, hier zu verschwinden und es diesem Reimaru richtig zu zeigen. Die schwarze Gestalt hob ein wenig die linke Hand, in der sich die Waage befand. Gleichzeitig deutete der Zeigefinger der Rechten auf Inuyashas Brust. Der hätte um ein Haar aufgestöhnt, als sich ein brennender Schmerz in ihn zu fressen schien. Mit nichts weniger als großer Begeisterung entdeckte er eine kleine leuchtende Kugel, ähnlich wie die Seele, die aus ihm trat, zu der Waage flog. Aber sagen wollte er auch nichts. Das war wohl die einzige Möglichkeit, hier wieder wegzukommen. Und da gab es im Reich der Lebenden noch ein paar Leute, die auf ihn warteten, um von ihm um die Ecke gebracht zu werden. Der Herr der Zwischenwelt betrachtete das Licht. Die Waage war noch im Gleichgewicht, aber das würde sich gewiss bald ändern. Was wohl alles in diesem Herzen verborgen lag? Er konnte Großmut entdecken, aber auch die Angst, allein zu sein, das Gefühl von Freundschaft und doch ebenso von Verlassenheit. Da war die feste Überzeugung, der Beste zu sein, jede Prüfung bestehen zu können. Und ein alles überragendes Beschützergefühl. Was für ein interessanter Junge. Er war nicht überrascht, als die Seite mit dem Herzen nach oben stieg. Was auch immer der Hanyou für Fehler gemacht haben mochte – da gab es keinen Wunsch, den Schmied zu töten, um selbst mächtiger werden zu können, an dessen Stelle zu treten. Bloß den Wunsch, das Morden des Kessels zu beenden. Und nur das zählte hier. So winkte er ein wenig und das kleine Licht flog zurück, verschwand in der Brust des Hanyou, der erleichtert aufatmete, irgendwie froh, wieder vollständig zu sein. Der Herr der Zwischenwelt wandte sich nun dem älteren der Halbbrüder zu. Er konnte an dessen unbewegter Miene trotz allem ablesen, wie unangenehm diesem das war. Vermutlich war es nur der Wunsch, diese Welt wieder zu verlassen, die den Hundeyoukai davon abhielt, ihn zu töten. Aber der blieb regungslos stehen, als aus seiner Brust das Licht zu der Waage flog, die wie schon zuvor zunächst noch im Gleichgewicht blieb. Der Herr der Zwischenwelt las auch in diesem Herzen. Er konnte das Gefühl von Einsamkeit entdecken, aber auch die Gewissheit, der Beste zu sein, jeden besiegen zu können. Und ein starkes Beschützergefühl. Warum wollte er den Schmied töten? Nicht, um an dessen Stelle zu treten. Da war etwas wie Anteilnahme, das Bild einer Youkai, die wohl bei dem Turnier gestorben war. Die Waagschale mit dem Herzen stieg zögerlich nach oben. Beide Söhne des verstorbenen Herrn der Hunde waren also einsam? Nun, ihr Vater war relativ früh verstorben. Ob das daher kam? In jedem Fall teilten sie sich auch den Eindruck, die Besten zu sein und dieses Beschützergefühl. Hinzu kam eine fundamentale Ehrenhaftigkeit. Keiner der beiden würde je aus einem Hinterhalt angreifen, sich dem Gegner stets direkt stellen. Er ließ das Herz zurückkehren. Die Waage in seiner Linken verschwand spurlos. „Nun gut,“ sagte er: „Da ihr den Schmied offenbar nicht jagt, um an seine Stelle zu treten, um selbst die Macht für euch zu bekommen, sondern um zu verhindern, dass das Turnier noch mehr Leben kostet, werde ich euch einen Weg aus dieser Welt zeigen. Genauer, es gibt zwei. Ihr könnt euch entscheiden. Der eine Weg ist der, auf dem ihr hergekommen seid. In diesem Fall wärt ihr genau wieder vor dem Bannkreis, der euch hergebracht hat.“ „Und wenn ich wieder versuche, den zu öffnen, landen wir etwa wieder hier?“ erkundigte sich Inuyasha sofort. „Dann kommen wir nicht mehr weg? Wir müssten hier bleiben?“ „So ist es.“ Der Hanyou sah seitwärts: „Ich denke mal, du willst das auch nicht? Und hast keine Lust, zu Hakuna oder Shodai zurückzugehen und denen zu sagen, dass wir versagt haben?“ Das bedurfte keiner Antwort, entschied Sesshoumaru. „Also nehmt ihr den zweiten Weg? Ich muss euch allerdings sagen, dass ihr auf diesem Weg einige Probleme bekommen werdet.“ „Ach, und?“ fragte Inuyasha prompt: „Das passiert uns in der letzten Zeit dauernd.“ „Mag sein. Dieser Weg ist eigentlich der Weg aus der Welt der Lebenden in diese Welt. Der Korridor, der diese beiden Welten verbindet, enthält daher einige ….Schwierigkeiten. Leider kann ich euch nicht sagen, welche oder wie viele. Niemand hat ihn je benutzt.“ Der Herr der Zwischenwelt war sich fast sicher gewesen, dass diese beiden eher den Weg der Probleme gehen würden, als aufzugeben. „Zeig ihn uns.“ Der Hundeyoukai wusste nur zu gut, dass das die einzige Möglichkeit war. Aufgeben war noch nie etwas für ihn gewesen, und so, wie er den Hanyou inzwischen einschätzte, für den auch nicht. Eine der Eigenschaften, für die man ihn wirklich als Verwandten betrachten könnte. „Kommt.“ Der Herr der Zwischenwelt wandte sich um und die Halbbrüder folgten der schwarzen Gestalt. Der kleine Seelenfunken schien ihnen nachzusehen, ehe er zu seinem toten Körper zurückkehrte. Die Gruppe Menschen wartete beunruhigt am Rande des kleinen Dorfes. Kikyou konnte seit einiger Zeit Inuyashas Gegenwart in dieser Welt nicht mehr spüren. Allerdings war sie sicher, dass er ebenso wenig im Jenseits war. Was auch immer geschehen war, wo auch immer er steckte, wusste die Miko allerdings nicht zu sagen. Eine kleine Gestalt sprang auf Kagome zu. Unwillkürlich schlug sie zu, ehe sie den Übeltäter erkannte: „Myouga!“ Der alte Flohgeist sah sich besorgt um: „Wo ist denn Inuyasha-sama?“ „Das wissen wir nicht.“ Und da das Mädchen aus der Zukunft den entsetzten Blick bemerkte: „Wir waren bei ihm, mussten ihn aber im Kessel-Turnier…“ „Das Kessel-Turnier?!“ Myouga war nun vollkommen fassungslos: „Aber er ist doch ein Hanyou!“ „Ja“, seufzte Kagome. Sango sagte sachlicher: „Wir können dir ja erzählen, was passiert ist. Wir waren zusammen auf der Reise, an einem See, als drei Leute kamen, die sich als Ritter des Ordens vom Kessel bezeichneten…“ Myouga hörte mit immer größeren Augen zu. Als die Dämonenjägerin schloss: „...Und da wünschte er sich, dass unsere Seelen wieder in unsere Körper zurückkehren könnten…“ ächzte der Flohgeist: „Ja, das ist Inuyasha-sama. Aber was passierte dann?“ „Was weißt du denn über das Kessel-Turnier?“ erkundigte sich Kikyou. „Nun ja...“ „Ich verabscheue Erklärungen, die mit „nun ja“ anfangen.“ Miroku musterte ihn: „So schlimm?“ „Ja. Es ist das schwerste Turnier, das ein Youkai bestreiten kann. Es ist DAS Youkai-Turnier, um genau zu sein. Soweit ich weiß, soll damit herausgefunden werden, wer der stärkste, der mächtigste aller Youkai ist, würdig, die anderen zu beherrschen. Mein Herr, der Vater von Inuyasha-sama und natürlich von Sesshoumaru-sama hatte es zuletzt gewonnen. Wären Sesshoumaru-sama oder Inuyasha-sama allein dabei, hätte ich weniger Bedenken, aber so?“ Er wagte gar nicht daran zu denken, was sein alter Herr dazu gesagt hätte, dass beide Söhne zu diesem tödlichen Streit eingeladen worden waren. „Ja, wir denken ja auch, dass sie wieder gegeneinander kämpfen werden. Und das sogar müssen. Obwohl sie im Verlauf des Turniers auch schon zusammengehalten haben.“ Kagome seufzte etwas: „Aber das war ja sozusagen gezwungenermaßen, damit sie überleben konnten. Genauer gesagt, damit sie am Ende gegeneinander kämpfen können. Da freuen sich anscheinend alle beide drauf. Was für Idioten. Ich glaube aber fest daran, dass Inuyasha auch wieder gegen Sesshoumaru gewinnen kann, wenn der Kessel fair spielt. Er hat ihn doch noch immer nach Hause geschickt.“ „Möglich.“ Der Flohgeist bemerkte, dass ihn Kagome finster anstarrte und fuhr hastig fort: „Ich meine, Inuyasha-sama ist stark, das will ich nicht bezweifeln, wirklich nicht. Aber er hat auch andere Eigenschaften, die ihm manchmal hinderlich sind.“ „Er ist stur“, sagte Sango: „ Aber das sollte ihm helfen.“ „Ich glaube eher, Myouga meint, dass er oft genug handelt, ohne nachzudenken.“ Miroku sah zu dem Flohgeist. „Alles, ja.“ Dieser seufzte: „Aber, wie soll ich sagen….in den Kämpfen der Brüder bisher hat stets Sesshoumaru Inuyasha-sama angegriffen, um Tessaiga zu bekommen. Und um ihn zu ermorden. Dennoch hat es Inuyasha-sama nicht vermocht, ihn zu töten.“ „Tenseiga“, meinte Kagome: „Das hat ihn damals vor der Windnarbe geschützt.“ „Das auch. Aber das war doch reiner Zufall, dass Inuyasha-sama die Windnarbe fand und zuschlug.“ „Dafür kann er sie jetzt wirklich gut einsetzen!“ „Ja, natürlich, Kagome. Aber …wird er das auch mit aller Macht, die er hat, tun, gegen den eigenen Bruder? Ich fürchte, Sesshoumaru-sama hat dagegen kein Problem damit, seinen jüngeren Halbbruder zu töten.“ Die Menschen starrten ihn an. „Das stimmt“, meinte Sango dann: „In einem Duell auf Leben und Tod wird der einen Vorteil haben, der erbarmungsloser angreift. Und diesmal müssen sie kämpfen, bis einer tot ist. Aufgeben ist unmöglich.“ „Ja, die Ritter sagten doch, dass der, der flieht oder aufgibt, sofort durch die Macht des Kessels getötet wird“, ergänzte Miroku. Kagome schluckte: „Ihr meint…nein, Inuyasha wird es schon schaffen, bestimmt.“ „Ich hoffe das auch.“ Kikyou nickte leicht: „Er will nicht sterben. Und dass ist ein guter Grund zu gewinnen.“ Myouga seufzte: „Oh, was nur der Herr dazu sagen würde….Warum nur müssen auch die beiden da mitmachen?“ „Weil sie gezwungen wurden“, fauchte Kagome prompt: „Glaubst du im Ernst, Inuyasha hätte sonst bei so einem Youkai-Turnier mitgemacht?“ „Ich kann mir das auch bei Sesshoumaru nicht vorstellen“, meinte Miroku ergänzend. „Ja, ich weiß. Aber... es wäre dem Herrn sicher nicht recht. Er hat doch nur zwei Söhne. Und das Turnier steht unter dem Motto: es kann nur einen geben. Nur einen, der überlebt. Anders war es noch nie.“ ********************************************************* Es haben auch noch nie zwei derartige Chaotenbrüder mitgemacht^^. Das nächste Kapitel heisst: Wege im Nichts und die beiden versuchen, in die Welt zurückzugelangen, in der ein gewisser Schmied auf sie wartet. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 21: Wege im Nichts -------------------------- Ja, sie sind sich ähnlicher, als sie denken. Oder ihnen bisher bewusst war. Der Gang aus der Zwischenwelt wird es ihnen allerdings zeigen. 21. Wege im Nichts Der Herr der Zwischenwelt hielt vor einem bemalten Holztor inne, das ohne jeden Zusammenhang in der Landschaft stand. „Hier ist der Beginn. Ihr wolltet diesen Weg gehen, nun geht ihn.“ „Und er führt uns zum Schmied?“ erkundigte sich Inuyasha prompt. „Ich nehme es an. Aber ich bin mir nicht sicher. Wie gesagt, nie zuvor ist jemand diesen Weg gegangen. Und ihr solltet daran denken, dass dieser Gang dazu gedacht war, Eindringlinge fernzuhalten. Was auch immer das für Hindernisse sind, sie sind gewiss gefährlich.“ Er sah zu seinen Besuchern. Da beide die Tür anblickten, hob er die Hand. Die Türflügel öffneten sich, gaben den Weg frei in einen finsteren Gang, der scheinbar ohne Ende war. Nicht einmal Wände oder Decke waren zu erkennen. „Ich kann euch nur noch eine Hilfe geben. Immer, wenn ihr so eine Tür erreicht habt, endet diese Prüfung, dieses Hindernis. Was auch immer euch verfolgt oder ähnliches, muss in seinem Bereich bleiben.“ „Wie nett“, knurrte Inuyasha „Wie simpel“, kam es im gleichen Moment von seinem Halbbruder. Der Herr der Zwischenwelt hätte fast geseufzt, wäre das für ein Wesen seiner Art schicklich gewesen: „Dann geht.“ Ohne jedes Zögern machte der Hundeyoukai die Schritte in das Nichts. Inuyasha war mit einem Satz an seiner Seite. Beide hörten, wie die Tür hinter ihnen geschlossen wurde, drehten sich aber nicht um, versuchten im Nichts dieses so genannten Weges die nächste Tür zu finden. Beiden stieg der kaum bemerkbare Geruch von Holz in die Nase. Dort musste sie sein. Und beide begannen darauf zuzugehen. Sesshoumaru war es durchaus gewohnt, keinen festen Boden unter den Füssen zu haben, aber der jüngere Halbbruder empfand die Tatsache, dass seine Füße nur schwarze Luft berührten ein wenig eigenartig. Allerdings hütete er sich, sein Unbehagen zu zeigen. Schließlich wollte er doch nicht wieder als das verächtliche Halbblut dastehen. Aber er blickte sich um. Es war nichts zu erkennen als Schwärze im Schwarzen, zu wittern nichts außer dem Holz. Als es geschah, wurden jedoch beide überrascht. Aus dem Nichts erschienen um sie Hände, fassten zu. Instinktiv wichen die Halbbrüder zurück, wollten sich losreißen, aber da die weißen, kalten Hände keinen Besitzer hatten, folgten sie jeder Körperbewegung, klammerten sich unterdessen an Arme, Beine. Auch mit den Klauen waren sie nicht zu erreichen, zu zerreißen. „He!“ fauchte Inuyasha unverzüglich: „Was soll der Blödsinn?“ Sesshoumaru stellte unterdessen fest, dass auch seine Giftklaue keine Wirkung auf die unbekannten Hände zeigte. Was das hier auch war, sie waren so gut wie gefangen. Und diese Hände schoben sie unaufhaltsam aufeinander zu. „Bleib weg!“ brachte der Hanyou noch heraus, als er ebenfalls bemerkte, dass er auf seinen Halbbruder zugeschubst wurde. Im nächsten Moment prallten sie aufeinander. Nur die Tatsache, dass das Gewand aus rotem Feuerrattenhaar so gut wie eine Rüstung war, verhinderte, dass Inuyasha sich am Brustpanzer des Hundeyoukai verletzte. „Verdammt“, keuchte er. Auch Sesshoumaru hatte den Aufprall als durchaus heftig empfunden. Er hatte vergessen, wie widerstandfähig solch ein Feuerrattengewand war. Und die Hände hielten sie nun so. Sie waren praktisch aneinandergefesselt. Er wandte den Kopf. Wer wohl der Besitzer dieser Hände war? Sie schwebten weiß, scheinbar ohne Körper, hier im schwarzen Nichts, aber sie mussten doch einem gemeinsamen Willen unterliegen. Seine Giftklaue war nutzlos gegen sie. Und so, wie sie nun aneinander gedrückt wurden, kam er auch nicht an seine Schwerter heran. Überdies wurde sein Arm derart fest gehalten, dass er keine Chance sah, sich selbst zu befreien. Wie überaus peinlich. Noch verdrießlicher war es allerdings, als ihm etwas anderes dämmerte: sie waren hier noch nahe an der Zwischenwelt, dem Reich der Toten. Vermutlich war jede Waffe sinnlos, die aus ihrer Welt war. Nur Tenseiga hätte vielleicht etwas erreichen können. Und er dachte jetzt erst daran. Er spürte, wie der Hanyou sich wandte. „Angst, Inuyasha?“ „Keh!“ kam es prompt: „Aber ich habe keine Lust, hier an dich gepresst die Ewigkeit zu verbringen. Ich versuche Tessaiga zu erreichen.“ „Unsinn.“ Der Hanyou bezog diese Kritik richtigerweise auf seinen zweiten Satz: „Du tust ja gar nichts.“ „Tenseiga.“ „Tenseiga?“ Natürlich. Diese Hände waren wohl auch schon tot oder zumindest so etwas ähnliches, da war Tenseiga das Schwert der Wahl. Und Sesshoumaru kam da nicht ran: „Soll ich...?“ fragte er dann aber doch noch einmal nach. Er wusste immerhin, wie sauer er selbst wurde, wenn man versuchte, ihm Tessaiga zu nehmen. „Zieh es langsam. Das sollte genügen.“ Sesshoumaru war über diese Rücksichtnahme angenehm überrascht. Inuyasha musste ein wenig tasten. Auch sein rechtes Handgelenk, sein Unterarm wurden von den kalten Händen umklammert. Aber er nahm an, dass sie nur einen Versuch haben würden. Und die Aussicht, hier mit seinem ach so netten Halbbruder in alle Ewigkeit eingesperrt zu sein, war keineswegs erbaulich. Als seine Finger den Griff berührten, konnte er ein leichtes Klopfen spüren, das er von Tessaiga her kannte. Das Schwert wollte aktiviert werden. So drückte er sich noch ein wenig näher, ehe es ihm gelang, den Griff mit drei Fingern zu umfassen, langsam nach oben zu ziehen. Tenseiga kam in leuchtendem Blau aus seiner Scheide und er spürte prompt, wie er an Handgelenk und Unterarm freigegeben wurde. Er schwenkte die Klinge ein bisschen, so gut er es in dieser Haltung konnte, was seinen älteren Bruder fast den Kopf schütteln ließ. Kampfkunst war das sicher keine. „Das ist ein Schwert, Inuyasha.“ Die Wirkung war allerdings unverkennbar. Die Hände wurden lockerer, immer mehr zogen sich zurück. Der Hundeyoukai nutzte die erste Chance, nahm sein Schwert wieder an sich. Inuyasha verstand das nur zu gut und überließ Tenseiga seinem Besitzer fast erleichtert. Das blaue Leuchten wurde nur noch intensiver und als sich die beiden umsahen, konnten sie keine der rätselhaften Hände mehr entdecken. Sesshoumaru ging weiter, die leuchtende Klinge vor sich haltend, in Richtung auf die nächste Tür. Inuyasha hielt sich relativ nah bei ihm. Er hatte das Gefühl, nur so lange vor diesen ekelhaften Händen sicher zu sein, solange er in Tenseigas Licht lief. Allerdings wollte er auch nicht zu nahe an seinem Halbbruder sein. Dieses Aneinandergepresst-Werden, war schon schlimm genug gewesen. Wo der Kerl überall gepanzert war…Immerhin hatte er sich nicht an den Dornen verletzt. Ob das diese Hände mit Absicht gemacht hatten? Hatten sie sie nur gefangen nehmen, aber nicht verwunden wollen? Nun, was immer das auch gewesen war, er war froh, im matten Licht Tenseigas vor sich im Nichts eine Tür schweben zu sehen. Er nahm an, dass damit das erste Hindernis geschafft war. Da Sesshoumaru noch immer Tenseiga in der Hand hielt, öffnete er die Pforte. Dahinter zeigte sich diesmal ein Gang im wahrsten Sinn des Wortes, mit Wänden und Decke, einem festen Boden. Er war hell und man konnte fünfzig Schritt entfernt die nächste Tür erkennen. Es war keine Gefahr zu entdecken, aber die Halbbrüder wussten, dass dort sicher ein Hindernis war. Der Hundeyoukai schob das Schwert weg und machte den Schritt über die Schwelle, Inuyasha beeilte sich an seine Seite zu kommen. Die Tür fiel hinter ihnen zu. Beide blickten sich um, witterten, ehe sie nebeneinander auf die andere Tür zugingen. War hier doch keine Falle? Oder kam sie erst kurz vor dem Ausgang? Der Angriff erfolgte, als sie die Hälfte des Weges zurückgelegt haben, und er kam anders und kompromissloser, als sie es erwartet hatten. Ihre Sinne wurden attackiert. Ein grelles Pfeifen ließ die Ohren schmerzen, blendendes Licht die Augen schließen. Gleichzeitig drang ein grässlicher Gestank in die empfindlichen Nasen. Zusätzlich begann die Haut zu prickeln, dann zu schmerzen, als würden glühende Nadeln in alle freiliegenden Hautpartien gebohrt. Unwillkürlich brach Inuyasha in die Knie, hielt sich die Ohren zu. Das war unerträglich. Gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass sie schleunigst die nächste Tür erreichen mussten. Dann würde das bestimmt aufhören. Trotz der blendenden Helligkeit versuchte er ein Auge zu öffnen, nach seinem Halbbruder zu gucken. Mit gewissem Erschrecken stellte er fest, dass der sich auf ein Knie niedergelassen hatte, offenbar versuchte, gegen diesen Angriff anzukämpfen. Und der Hundeyoukai wirkte nicht so, als ob er sich darum bemühen würde, vorwärts zu kommen. Stimmt, dachte er unwillkürlich. Sesshoumaru war näher am Hund, hatte die empfindlichere Nase, die besseren Ohren. In diesem Fall war das wohl eher schlecht. Er selbst kämpfte ja schon mit den Schmerzen, der Übelkeit, die der Gestank verursachte. Er musste ihm helfen, versuchen, ihn irgendwie aus dieser Versunkenheit zu wecken. Sie mussten hier raus. So schloss er das Auge wieder, dass in der Helligkeit zu tränen begonnen hatte, krabbelte in Richtung des Hundeyoukai. Irgendetwas musste er ihm sagen… Sesshoumaru versuchte mit gewissem Ärger seinen Körper unter Kontrolle zu bekommen. Solch einen Angriff hatte er noch nie erlebt, sich noch nie nicht auf seine Sinne verlassen können. Selbst, falls einer mal schwächer war, halfen für gewöhnlich die anderen aus. Aber jetzt? Das Pfeifen schmerzte in den Ohren, er konnte nichts sehen und der Gestank ließ ihn zum ersten Mal in seinem Leben würgen. Zu allem kam noch der Schmerz auf der gesamten Körperoberfläche. „Onii-san….Komm.“ Er musste sich verhört haben. Dieses Pfeifen gaukelte ihm Wörter vor. Aber irgendwie weckte ihn das aus seinem Alptraum aus Schmerz und Übelkeit. Nein. Er musste die nächste Tür erreichen, sie mussten die nächste Tür erreichen. Er zwang sich dazu, ein Auge zu öffnen. Trotz der gleißenden Helligkeit erkannte er, dass Inuyasha neben ihm war, irgendwie es anscheinend bewerkstelligte, in Richtung des Ausgangs zu taumeln. Wenn das das Halbblut schaffte, würde er das doch wohl auch können. Aber er vermochte es nicht aufzustehen, das war dann doch zuviel. Mühsam raffte er seine Selbstbeherrschung zusammen, um wenigstens auf allen vieren zum Ausgang zu gelangen. Immerhin bekam das der Hanyou nicht mit. Das Geräusch, die Helligkeit, der Schmerz verschwanden im gleichen Moment, in dem sie die Tür berührten. Keuchend setzte sich Inuyasha, lehnte den Kopf gegen den Pfosten. Sesshoumaru zögerte einen Moment, dann setzte er sich an den anderen. Wer wusste, was nach der Tür kam und sie benötigten vielleicht ihre Sinnesfähigkeiten. Einen Moment Erholung war für die Ohren, die Nase, die Augen sicher gut. Hatte er sich zuvor geirrt? Dieses grässliche Geräusch hatte sein Gehör derart belästigt, dass er Dinge gehört hatte, die nicht existierten? Bestimmt. Inuyasha hatte ihn in seinem ganzen Leben noch nicht mit onii-san angesprochen, großer Bruder. Überdies war es natürlich unmöglich, den mal eben zu fragen. Nein. Er würde sich doch nicht vor dem Mischling lächerlich machen. Inuyasha öffnete die Augen. Langsam konnte er wieder etwas erkennen, die Schmerzen ließen nach. Vorsichtig sah er zur Seite. Sesshoumaru schien sich ebenfalls zu erholen. Solch eine Attacke hatte er noch nie erlebt. Und anscheinend auch der Hundeyoukai nicht. Immerhin schien der zum Glück nicht gehört zu haben, was ihm da herausgerutscht war. Großer Bruder…Das hätte dem sicher nicht gefallen, von einem ach so schwachen Halbblut so angeredet zu werden. Warum nur hatte er das gesagt? War er schon so verwirrt gewesen? Aber er wusste, dass das nicht stimmte. Irgendwie waren sie sich in den letzten Tagen näher gekommen. Und auch, wenn ihm bewusst war, dass da noch ein Duell wartete, sobald sie endlich diesen Schmied und den Kessel erledigt haben würden – zumindest für diese paar Tage hatte er das Gefühl bekommen, wie es vielleicht hätte sein können. Schade, eigentlich. Aber er musste sich zusammennehmen. Im Kampf mit Sesshoumaru würde er sich keine Empfindlichkeiten leisten können, wollte er den überleben. So sah er nur seitwärts: „Nette Falle.“ Schweigen. Also stimmte der Hundeyoukai zu. Mit gewissem innerem Grinsen richtete sich der Hanyou auf. Wie er erwartet hatte, war sein Halbbruder ebenfalls prompt auf den Beinen. So öffnete er die nächste Tür. Mit alles anderem als großer Begeisterung starrte Inuyasha auf das nächste Hindernis. Es war ein Abgrund, scheinbar ohne Ende nach rechts und links. Das gegenüberliegende Ende war ebenfalls nicht zu erkennen. Wenn man hier nicht fliegen konnte – wie sollte man da hinüber kommen? Im nächsten Moment bekam er die Antwort auf seine Frage. Vor ihnen erschien ein Seil, eher ein Tau, das sich über den Abgrund spannte, vor ihnen in der Dunkelheit verschwand. „Ach du Schande, “ brachte er hervor. Das erinnerte ihn an diese dämliche Prüfung von Mawashi, als er mit verbundenen Augen über einen Abgrund auf einem Seil hatte gehen müssen und fast zweihundert Meter tief gestürzt war. Er hatte das zwar überlebt, aber wie tief war wohl dieser Abgrund hier? Sesshoumaru konnte ja fliegen, aber er würde sich eher die Zunge abbeißen, als den zu fragen, ob er ihn tragen würde. Diese Ablehnung und den darauf folgenden bissigen Kommentar konnte er sich sparen. Der Hundeyoukai erinnerte sich ebenso an diese Prüfung - und daran, dass Inuyasha gesagt hatte, er sei in den Abgrund gestürzt. Er selbst war ebenfalls fehlgetreten, hatte aber fliegen können. Mawashi hatte ihm sofort geholfen. Und Inuyasha dafür verprügelt, dass er gestürzt war, nachdem ihn der Heiler wieder zusammengeflickt hatte. Nun, das würde noch ein Nachspiel haben. Er war ein wenig verwundert, dass der Hanyou nichts sagte, nicht darum bat, mit ihm fliegen zu können. Nein. Ein Feigling war sein jüngerer Bruder wirklich nicht. Er sah zu ihm. Inuyasha starrte das Seil mit zusammengebissenen Zähnen an, aber er machte den Schritt darauf zu. Vielleicht war es diese Bewegung, die den Älteren dazu trieb, etwas zu unternehmen: „Inuyasha.“ „Was ist?“ fragte der zurück, ohne den Blick von dem gespannten Tau zu lassen. Wenn er sich daran klammern würde, mit den Händen und den Beinen...? „Du kannst nicht fliegen.“ Irritiert sah der Hanyou, wie sein Halbbruder den Schritt über den Rand machte, neben dem Seil in der Luft schwebte. Und er glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen, als der ihm die Hand hinstreckte. Das war… Noch vor wenigen Minuten hätte er sich auf dem Boden gewälzt vor Lachen, wenn ihm jemand gesagt hätte, der Hundeyoukai würde ihm je eine helfende Hand reichen. Aber vielleicht erging es dem ja so ähnlich wie ihm? Man hatte sich in den vergangenen Tagen aneinander gewöhnt? Und immerhin waren zu zweit die Chancen, hier durch zu kommen, größer. Oder auch, diesen verrückten Schmied zu erledigen. Da war Zusammenarbeit wohl wirklich richtig. So fasste er zu, ergriff zum ersten Mal in seinem Leben die Hand seines Halbbruders, spürte, wie sich lange, schmale Finger fest um die seinen legten. Nein. Er würde nicht fallen. Diesmal gab es keinen Mawashi, keine Prüfung. Inuyasha atmete tief durch, als er die Furcht aus Kindertagen in sich zurückschob, verdrängte, und das Tau betrat. Eine Weile herrschte Schweigen, als sie nebeneinander den Abgrund überquerten. Nach gut zehn Minuten war noch immer kein Ende abzusehen. Inuyasha ging fortgesetzt sicherer. Die Hand um die seine versprach ihm Schutz und er konnte nicht verhindern, dass er ein seltsames, warmes Gefühl spürte. War das so, wenn man einen älteren Bruder hatte? Sesshoumaru seinerseits fühlte, wie der Hanyou immer sicherer wurde, immer schneller ging. Anscheinend verließ sich dieser wirklich darauf, dass er ihn abfangen würde. Nun gut, wenn Inuyasha eines über ihn wusste, dann, dass er immer das tat, was er gesagt hatte. Aber dennoch war es ein eigenartiges Gefühl, die Hand des Jüngeren zu halten, diese Klauen, die den seinen so ähnlich waren. Es war fast, als würde Rin zu ihm aufsehen. Da war Vertrauen, Vertrauen zu ihm, und auf seiner Seite das Gefühl, Schutz geben zu sollen. Empfand man das so, wenn man der ältere Bruder war? „Wenn das Mawashi sehen könnte…“ sagte Inuyasha plötzlich: „Dann hätte ich wohl doch die Prüfung bestanden.“ „Das war keine Prüfung.“ Nein, das war ein Mordversuch gewesen. „Aber du hast gesagt, dass du das auch hast tun müssen.“ „Training des Gleichgewichtes.“ Nach einem Augenblick Pause ergänzte der Hundeyoukai: „Und ich kann fliegen.“ „Natürlich. Und ich als Hanyou wurde eben getestet, ob ich es trotzdem wert bin…“ „Du hättest nicht geprüft werden sollen.“ „Nein? Was dann? War das nur eine einfache Möglichkeit den dämlichen Hanyou umzubringen?“ Der Sarkasmus war offenkundig „Für die Lehrer anscheinend ja.“ „Bitte?“ Aber Inuyasha hatte verstanden: „Mawashi und die anderen Lehrer, also, ohne den alten Akado, haben versucht, mich umzubringen? Alles, was ich für Prüfungen hielt, waren Mordversuche? Darum hast du auch so komisch nachgefragt? Das haben sie dir natürlich nicht erzählt...“ schloss er seine, ihn überrollende, Erkenntnis. Jetzt verstand er, warum Sesshoumaru in den vergangenen Tagen immer wieder mit dieser Ausbildung angefangen hatte. Der hatte vermutlich gedacht, er höre nicht richtig. Dann dürfte er auch ganz schön wütend auf die Lehrer sein. „Ja.“ Der Hanyou sah weiter nur auf das Seil und schwieg, sich all die Prüfungen, nein, Mordversuche, nochmals in Erinnerung rufend. „Dass ich das nicht erkennen konnte…“ „Du wusstest es nicht besser.“ Aber ich hätte besser darauf achten sollen, fügte Sesshoumaru gedanklich hinzu. Es brachte nie etwas, sich selbst zu belügen. Inuyasha lachte auf einmal bitter auf. „Wusstest du, dass ich mich manchmal fragte, wie viele Geschwister wir überhaupt hatten? Wie viele diese Prüfungen nicht überlebten? Ich dachte…“ Er brach ab und biss wütend die Zähne aufeinander. Leise zischte er: „Verdammter Mistkerl von Mawashi. Ich könnte ihn umbringen. Sie alle!“ „Nicht nur du.“ Das hatte sich der Hanyou schon fast gedacht: „Klar, weil sie dich angelogen haben.“ Und weil sie mich dazu brachten, meinen Halbbruder zu verachten, fast zu töten. Aber das sagte Sesshoumaru nicht. Stattdessen meinte er: „Wir sollten unser Duell verschieben.“ „Du meinst, wenn wir den Schmied erledigt haben, besuchen wir Mawashi und die anderen? Die werden wir aber erst finden müssen.“ Inuyasha bemerkte, dass das Seil unter ihm schwankte und fasste instinktiv fester zu, lockerte dann aber den Griff wieder. Es war ja nicht nötig, dass er seinem Halbbruder zeigte, dass er noch immer Angst hatte. Auch, wenn dieser im Augenblick gerade ein sehr reizvolles Angebot gemacht hatte. Diesen Lehrern es mal so richtig zu zeigen, dann sogar Mawashi im Kampf zu besiegen, das wäre doch etwas. Und ihnen diese ganze dämliche, schreckliche, ja, mörderische Ausbildung heimzuzahlen. Nun gut, danach eben ihr Duell. Möglich, dachte der Hundeyoukai. Vielleicht würde sich der eine oder andere aber auch im Schloss aufhalten. In jedem Fall würde man dort sicher wissen, wo sie abgeblieben waren. Sesshoumaru war ein wenig überrascht, wie sehr sich der Hanyou zusammennahm, sich bemühte, keine Furcht zu zeigen. Nein. Er war mutiger und stärker geworden, als er das je geglaubt hatte. Und es wäre wirklich ein Vergnügen, gegen ihn zu kämpfen. Unter allen Hanyou war es sicherlich nur Inuyasha wert, als Familienmitglied betrachtet zu werden. Aber nein… Familie, was war das schon? Inuyasha war mehr. Der stärkste Hanyou. Sein Halbbruder. Sein Gegner. Sein Maßstab? Ja. Inuyasha war der Einzige, der auch nur annähernd war wie er, Sesshoumaru. Endlich zeigte sich das Ende des Abgrundes. Auch hier schien das Tau nur aufzuliegen, aber es hielt. Der Hundeyoukai ließ die Hand seines Halbbruders los, als der nur noch zwei Schritte entfernt war. Inuyasha sprang unverzüglich auf den festen Boden, erleichtert. Aber er sagte nur: „Da ist die Tür.“ Und diese sah nicht sonderlich einladend aus. Ein waagerechter Halbkreis aus Metall befand sich daran, wohl ein Griff. Selbst der Hanyou erkannte, dass dieser unter einer überaus mächtigen Magie leuchtete. Und was sollte der Spruch über der Tür: „Aus Zwei mach Eins“? Er sah unwillkürlich seitwärts, die instinktive Anfrage an den großen Bruder. Sesshoumaru musterte die Tür ebenfalls, als er den fragenden Blick bemerkte: „Verschmelzung.“ Seine Ausbildung war gut genug gewesen, dass er wusste, was das hier bedeutete: das nervigste Hindernis, das er sich nur hatte vorstellen können. „Was meinst du?“ Dann begriff Inuyasha: „Soll das heißen, wir können nur durch diese Tür gehen, wenn wir uns vereinigen? Wie soll das denn gehen? Und das will ich überhaupt nicht!“ Das Aneinandergepresst-Werden zuvor war ja wohl schon Gemeinschaft genug gewesen. Allerdings war es auch keine schöne Alternative, in alle Ewigkeit neben Sesshoumaru hier vor einer Tür zu stehen und nicht vor und nicht zurück zu können. Die dritte Wahlmöglichkeit, ein Duell, war auch keine, da offenbar nur zwei hier durchkämen. „Das ist die einzige Möglichkeit durch diese Tür zu gelangen.“ Als ob er mit einem Hanyou verschmelzen wollte! Wenn er je einen Alptraum haben würde, sähe der sicher so aus. Aber in Anbetracht seiner guten Vorsätze erklärte er weiter: „Das kann nur mit sehr mächtiger Magie geschehen. Wie diese hier. Und bei Wesen, die sich in Seele, Youki und Körper ähnlich sind.“ Diesen Satz hätte er am liebsten verschluckt. „Das wird also nur klappen, weil wir denselben Vater haben? Dann ist diese Tür bestimmt extra für uns aufgestellt worden.“ Der Hanyou hob den Kopf: „Danke!“ schrie er zu niemand Bestimmten, ehe er weiterfragte: „Und wo ist der Haken? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ungefährlich ist.“ Der Hundeyoukai benötigte zu der nächsten Antwort seine gesamte Selbstbeherrschung. Aber er hatte sich vorgenommen, der große Bruder zu sein, bis sie den Schmied getötet hätten: „Wenn wir uns nicht ähnlich genug sind, wird die Verbindung scheitern. Wir sind tot.“ „Na, der Weg ins Zwischenreich ist ja nicht weit. Noch ein Haken?“ „Wenn wir uns zu ähnlich sind, wird das entstehende Wesen die Gemeinschaft nicht mehr lösen. Auch in diesem Fall hören wir auf zu existieren, leben aber in einem Wesen weiter.“ Aber das sollte nun sicherlich nicht der Fall sein. Er war Sesshoumaru und das ein Halbblut. „Das hört sich wirklich gut an.“ Inuyasha starrte die Tür an „Aber wir haben wohl keine Wahl, oder? Wir wollen hier raus. Immerhin, wenn das so schief geht, dass ein neues Wesen entsteht, sollte dieser…wie heißt er dann? Inumaru...den Schmied töten wollen und können.“ Sesshoumaru hätte um ein Haar den Kopf geschüttelt. Der Hanyou machte sich Gedanken, wie solch ein Wesen dann heißen würde? Wie naiv er doch manchmal war. Aber in Einem hatte er Recht: es gab keine andere Wahl. „Und was jetzt?“ erkundigte sich Inuyasha. „Wir müssen gleichzeitig den Griff berühren.“ Die Halbbrüder streckten die Hände aus. Im gleichen Augenblick, als sie das Metall erreichten, tauchte ein grelles Licht daraus auf, blendete sie. Das war das Letzte, was sie bewusst wahrnahmen. Dann stand nur noch ein Wesen vor der Tür, mit langen, dichten, weißen Haaren, bernsteinfarbenen Augen und je einem Streifen an den Wangen, eine Rüstung über einem roten Gewand. Er hielt den Griff mit der Rechten fest. Für einen Moment geschah nichts, dann wirbelte die Tür um ihre eigene Achse und er wurde hinausgeschleudert. Noch während des Fluges machte er einen Überschlag, landete. Im gleichen Augenblick, als er den Boden berührte, erschien wieder das grelle Licht, und beide Halbbrüder stürzten nach rechts und links, sprangen sofort auf, sahen sich um. „Keh!“ machte Inuyasha leise: „Wir haben es wohl geschafft.“ ************************************************* Ähnlich und unähnlich zugleich, also. Ob sie daraus einmal die richtigen Schlüsse ziehen werden? Das nächste Kapitel heisst allerdings zuerst einmal: Der Schmied und sein Kessel. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 22: Der Schmied und sein Kessel --------------------------------------- Die Verschmelzung war die äusserste Möglichkeit, die ich sah, den beiden beizubringen, wie ähnlich sie sich sind. Andererseits wollte ich sie ja nicht wirklich als eine Person sehen. Darum mussten sie so nur durch die Tür gehen. Jetzt haben sie ihr Ziel erreicht. Oder? 22. Der Schmied und sein Kessel We are the champions - my friends And we'll keep on fighting - till the end - We are the champions - No time for losers 'Cause we are the champions - of the world - (Queen: “We are the champions”) Um die Halbbrüder dehnte sich eine nächtliche Landschaft aus, in deren Mittelpunkt sich ein Hügel erhob. Über ihnen erkannten beide den Bannkreis des Schmiedes, darüber einen Sternenhimmel, den Mond. „Wir sind wieder in der Welt von Shodai“, sagte Inuyasha: „Aber in dem Bannkreis. Das heißt, hier muss irgendwo dieser Reimaru sein.“ Er legte die Hand an Tessaiga, witterte. „Ich glaube, da auf dem Hügel ist wer.“ Sesshoumaru ging bereits darauf zu. Darüber ein wenig ärgerlich sprang der Hanyou an seine Seite. Nun gut, manche Dinge änderten sich wohl nie. Auf der Höhe des Hügels blieben die Hundebrüder nebeneinander stehen. Im Sternenlicht erkannten sie, dass sie ihr Ziel erreicht hatten: einen Mann und einen Kessel. Sie musterten beides. Vor ihnen saß ein Schmied, bei weitem nicht so verwirrt wirkend, wie der alte Toutousai, den beide unwillkürlich als Vergleich heranzogen. Reimaru hatte zwar ebenfalls graue Haare, aber damit endete die Ähnlichkeit auch schon. Er trug die schwarze Mütze eines Gelehrten, wenn auch nicht dessen Kleidung. Das war eher die eines Kriegers, mit Rüstung und Schwert. Neben ihm, wenn auch ein Stück entfernt, stand eindeutig der echte Kessel. Die Aura, das Youki, das von diesem ausging, war deutlich zu spüren. Der Schmied klatschte fast vergnügt in die Hände: „Ihr habt es tatsächlich bis zu mir geschafft. Ihr seid gewiss die stärksten zwei Hunde, die ich je gesehen habe, euren eigenen Vater eingeschlossen.“ Er bemerkte, dass seine Besucher zu den Schwertern griffen und hob die Hand, drohte spielerisch mit dem Finger: „Na, na, ihr wollt mir doch nicht erzählen, dass ihr vergessen habt, dass das Turnier noch immer läuft?“ Die Halbbrüder erstarrten. So fuhr er fort: „Tatsächlich. Habt ihr etwa geglaubt, ich verzichte auf das große Finale? Nein. Noch läuft das Turnier, noch sind eure Leben an den Kessel gebunden, durch die Magie, die eure Namen hat dort erscheinen lassen. Und so wird es auch bleiben, bis das Turnier zu Ende ist, heraus ist, wer der stärkste von allen Youkai ist. Dazu und nur dazu wurde das Turnier geschaffen. Es sollten keine Menschen mehr in solchen Kämpfen umkommen. Aber natürlich sollten alle Hunde daran glauben. Darum habe ich euch beide ja auch eingeladen. Wenn ihr es nicht bis zu mir geschafft hättet, wärt ihr eben beide tot. Alle Hunde tot, das wäre einmal ein sehr vergnüglicher Abschluss des Turniers gewesen. Aber da ihr es geschafft habt, steht mir ebenfalls etwas Amüsantes bevor: euer Duell. Ich werde diesmal mit eigenen Augen ansehen können, wie ein Hund durch einen anderen stirbt. Und der Sieger ist zur Belohnung frei vom Bann des Kessels – und darf mit mir kämpfen. Natürlich werde ich gewinnen. In dem Kessel sind durch Bannkreise auch die Energien aller Youkai gebunden, die während der Turniere starben. Ihr Youki steht so mir zur Verfügung.“ Sesshoumaru starrte ihn an. Wie hatte er das übersehen können? Natürlich lief das Turnier weiterhin, solange es noch zwei Teilnehmer gab. Er hatte zwar zu Inuyasha gesagt, dass sie sich duellieren würden, um herauszufinden, wer von ihnen der Bessere sei, aber dies vor den Augen und zur Unterhaltung dieses missratenen Menschen zu tun, denn das war Reimaru ursprünglich gewesen, - das widerstrebte ihm zutiefst. Aber was blieb ihnen übrig, sollten nicht alle beide durch die Magie des Kessels getötet werden, Vaters Blut völlig untergehen? Sie waren so weit gekommen, zu zweit so weit gekommen….Überdies war das Youki, das vom Kessel und seinem Besitzer ausging, bemerkenswert. Das würde selbst für ihn mehr als problematisch werden, zumal nach einem Duell mit Inuyasha. Er unterschätzte seinen Halbbruder keineswegs mehr. Im gleichen Moment hörte er, wie dieser kicherte. Er wandte überrascht den Kopf. Der Hanyou sah deutlich amüsiert zu Reimaru: „Mann, Alter, du glaubst wohl wirklich, dass du alles einberechnet hast, ja? Und du denkst, dass wir uns nun gegenseitig umbringen, damit du deinen Spaß hast? Oder gar gemeinsam von diesem Kessel erledigt werden? Dann lass dir was sagen: niemand schreibt mir ungestraft vor, und auch Sesshoumaru nicht, gegen wen wir kämpfen. Und schon gar nicht so ein mieser Mörder wie du.“ „Aber…ihr müsst, das Turnier…“ gelang es dem Schmied einzuwerfen. Jetzt lachte Inuyasha auf: „Keh! Du bist echt dämlich! Nach deinen eigenen Worten ist das Turnier doch schon zu Ende.“ Und da er bemerkte, dass auch Sesshoumaru ihn ein wenig überrascht ansah: „Na, du, Alter, hast doch eben selbst gesagt, dass das Turnier im gleichen Moment endet, in dem geklärt ist, wer der stärkste aller Youkai ist. Und das IST geklärt. Falls du es immer noch nicht kapiert hast: ich bin ein Hanyou, ein Halbblut. Davon war nie die Rede. - Das bedeutet vermutlich auch, ich hätte dieses bescheuerte Turnier von Anfang an gar nicht mitmachen müssen, weil mein Leben nie an den Kessel gebunden war, auch, wenn mein Namen hundertmal drin vorkam. Aber was soll es. Wenn es dir dafür an den Kragen geht und das dämliche Turnier beendet wird, soll es mir recht sein.“ „Hanyou...“ echote Reimaru etwas hilflos. Konnte es sein, dass dieser Kerl Recht hatte? Das würde er gleich sehen: „Ihr weigert euch also, zu kämpfen?“ „Nein.“ „Gegeneinander“, präzisierte der Schmied, der langsam ein seltsames Gefühl bekam. Das waren Hunde, beruhigte er sich selbst dann, nichts als Hunde. Und selbst, wenn alle zwei auf ihn losgehen würden – ihm stand über den Kessel die Energie aller verstorbenen Teilnehmer des Turniers zur Verfügung. Sie hatten keine Chance, hatten sie nie gehabt, seit ihre Namen im Kessel aufgetaucht waren. „Das ja. Du bist allerdings fällig, “ erklärte Inuyasha seelenruhig: „Und du warst auch noch so nett, uns zu sagen, wie du zu schlagen bist.“ „Was soll der Unsinn?“ Sesshoumaru hatte dagegen verstanden. Reimaru war stark, viel stärker als selbst er, aber diese Macht war gestohlen, die Youki durch Bannkreise an den Kessel gebunden. Würden die Bannkreise zerstört, verschwand das Youki, der Schmied sollte schwächer werden. Und es dämmerte, die schwarze Sonne würde gleich über dem Horizont erscheinen. Nach allem, was Shodai, was Hakuna gesagt hatten, wurde dann die Macht des Schmiedes geringer, seine Bannkreise schwächer. Damit war auch klar, wer von ihnen was tun müsste. Es war überaus interessant, dass Inuyasha das auch gesehen hatte. So legte der Hundeyoukai die Rechte an den Schwertgriff. „In der Tat“, sagte er: „Zieh dein Schwert, Reimaru.“ „Warum willst du den Spaß haben?“ maulte Inuyasha, zog allerdings Tessaiga, das rot aufleuchtete. Die Arbeitsteilung war nur zu klar. Mit dem roten Tessaiga konnte er die Bannkreise durchbrechen. In der Zwischenzeit müsste Sesshoumaru allein gegen den Schmied durchhalten – und dessen gesamter, geklauter Energie. „Ich werde mich beeilen“, versprach der Jüngere und lief auf den Kessel zu. Wie schon in der Arena wurde dieser durch einen Bannkreis geschützt. Das hatte ihm zuvor schon nicht viel geholfen, dachte der Hanyou und schlug zu. Aus den Augenwinkeln bemerkte er noch, dass Sesshoumaru auf den Schmied zulief, der aufsprang, sein Schwert zog, nun wohl alle Macht abrufend, die er besaß. Und das war viel, wie die Halbbrüder schon festgestellt hatten. Inuyasha wusste, dass er sich wirklich beeilen musste. Selbst ein so starker Youkai wie sein älterer Bruder konnte gegen die Energie so vieler anderer nicht lange bestehen. Je mehr Bannkreise im Kessel er zerstören würde, umso einfacher würde es für Sesshoumaru werden. So sprang er mit beiden Füßen auf den Kesselrand und stieß, ohne weiter nachzudenken, das rote Tessaiga mitten hinein. Er prallte prompt auf heftige Gegenwehr, einen oder sogar mehrere mächtige Bannkreise. Tessaiga wurde gegen seine Brust zurückgeschleudert und er fiel in hohem Bogen rücklings auf den Boden. Der Aufprall war schmerzhaft, aber ihm war klar, dass er sich nicht darum kümmern durfte. Er musste einen oder am besten gleich alle Bannkreise so rasch wie möglich zerstören, sonst hatte selbst Sesshoumaru Probleme. Und danach könnten sie sich den Schmied zu zweit vorknöpfen, denn das würde er zu gern ebenfalls tun. Er sprang wieder auf den Kessel, stieß Tessaiga erneut hinein. Diesmal rechnete er mit dem Widerstand und drückte sein Schwert mit aller Kraft hinunter. Zunächst rührte sich nichts. Er spürte die ersten Strahlen der schwarzen Sonne auf sich und dem Kessel. Im gleichen Moment ruckte Tessaiga. Der Bann wurde schwächer. Noch einmal sammelte der Hanyou seine Kraft, drückte zu. Er konnte spüren, wie etwas in dem Kessel zerbrach. Gleichzeitig traf ihn die heftige Gegenwehr des Gefäßes unvorbereitet. Erneut flog er rücklings in hohem Bogen durch die Luft, prallte hart auf. Ein wenig mühsam rappelte er sich wieder auf. Dieser verdammte Schmied hatte wirklich ganz gute Zauber verwendet. Unwillkürlich erstarrte er, als er etwas Dunkles aus dem Kessel kommen sah. Für einen Augenblick dachte er, es würde ihn angreifen, aber es löste sich auf, und er begriff. Das musste Dämonenenergie gewesen sein. Er hatte mindestens einen Bannkreis zerstört, das gestohlene Youki befreit. Der Schmied würde doch nun einige Energie weniger haben. Aber das war noch lange nicht alles gewesen. Er warf einen Blick seitwärts, wo Reimaru und Sesshoumaru sich einen heftigen Schwertkampf lieferten, immer wieder auch Youki einsetzten. Blitze schienen um die beiden zu zucken, Staub wirbelte auf. Er musste sich beeilen. So sprang er erneut auf den Kessel zu. Auch der Hundeyoukai hatte bemerkt, dass die Sonne aufging. Reimaru hatte sich nur auf ihn konzentriert, anscheinend in dem Glauben, nichts und niemand könne durch seine Bannkreise kommen. Dieser Schmied war stark und ein guter Fechter. Er hatte es sich nicht leisten können, nach Inuyasha zu sehen. Es war ein wenig ärgerlich, aber so musste er sich eben darauf verlassen, dass sein Halbbruder seinen Anteil des Kampfes übernehmen würde. Und nach den Erfahrungen der letzten Tage zweifelte er nicht daran. Ein Angriff des mit Youki aufgeladenen Schwertes Reimarus zwang ihn zu einem Überschlag. Er landete auf einem Felsen, sprang aber wieder sofort vor. Er musste den Schmied solange beschäftigen, bis Inuyasha die Bannkreise zerstört hatte, das gestohlene Youki freigesetzt hatte. Und dann würde er Reimaru töten. Die beiden Klingen wurden aneinander gepresst. Der Schmied lächelte ein wenig: „Das macht Spaß, nicht wahr, Hund? Du setzt viel Youki ein, und irgendwann wirst du erschöpft sein. Auch ein Monster wie du hält das nicht ewig durch. Und dann erst werde ich dich töten. Es macht Spaß, mit einem Hund zu spielen, viel mehr, als euch einfach so zu erledigen.“ „Träum weiter.“ Die Sonne geht auf, dachte er. Wenn Shodai und Hakuna recht hatten, müsste der Schmied nun schwächer werden, oder zumindest seine Bannkreise. Im gleichen Moment fühlte er entfernt Youki, sah Reimarus irritiertes Gesicht. Der Schmied sprang zurück. „Was...?“ Er guckte zu dem Kessel. Dieser stand scheinbar unberührt da. Der Hanyou lag ein Stück entfernt am Boden, einige Blutflecken auf der Kleidung. Hatte dieser Idiot versucht, durch seine Magie zu kommen? Aber was hatte er da gerade gespürt? „Reimaru!“ Sesshoumaru sprang auf ihn zu, um erneut anzugreifen, ihn abzulenken. Also war es diesem aufgefallen, dass ihm nun weniger Youki zur Verfügung stand. Inuyasha musste es geschafft haben, einen Bannkreis zu zerstören. Leider genügte das noch nicht. Noch immer verfügte dieser Schmied über sehr viel gestohlene Energie. Aber immerhin ein Sechstel weniger mochte es sein. War das Youki jedes einzelnen Turniers in jeweils einem Bannkreis? Dann würde es bald deutlich einfacher werden. Inuyasha stand gerade auf, rannte erneut zu dem Kessel. Mehr konnte er nicht sehen, da seine Aufmerksamkeit sich wieder auf den Gegner richten musste. Der Kampf war anstrengend, denn die gestohlene Energie, die gegen ihn eingesetzt wurde, war beachtlich. Er sprang seitwärts, um aus der Bahn des Youki-Angriffs zu kommen, attackierte nun seinerseits. Der Hanyou wusste, dass er sich keine Pause gönnen durfte. Und noch war er nicht erschöpft, noch waren die Schmerzen erträglich. Es hatte schon so viele Kämpfe gegeben, in denen er schwerer verletzt gewesen war und nichtsdestoweniger gewonnen hatte. Also würde er es erst recht doch gegen einen Kessel schaffen, egal, wie dessen Bannkreise aussahen. So sprang er erneut mit gespreizten Beinen auf den Rand, trieb Tessaiga hinein, wiederum auf Gegenwehr gefasst. Es war, also ob er gegen eine Wand gestoßen hätte. Aber er wusste, dass er schon einen Bannkreis zerstört hatte, er würde auch diesen schaffen. Er drückte mit aller Kraft, mit seinem Körpergewicht nach. Es musste einfach gehen. Nie wieder sollten dieser Reimaru und sein Kessel so ein mörderisches Turnier veranstalten. Er dachte an den Hasenyoukai, mit dem er durch den Todeswald gegangen war, an andere, die er gesehen hatte. Kaum einer hatte den Eindruck gemacht, gern an diesem Turnier teilzunehmen. Immerhin hatten sie alle auch gewusst, dass nur einer am Ende überleben würde. Nun, diesmal waren es zwei, da hatte der Schmied sich geirrt, aber da wartete dennoch ein Duell mit seinem Halbbruder auf ihn. Dieser hatte es gesagt, und er würde nie von seinem Wort zurückgehen. Aber im Augenblick kämpfte der gegen Reimaru und an ihm war es, das Youki zu befreien. Und das würde er schaffen. Der Tod so vieler sollte nicht ungesühnt bleiben. Nur, weil da jemand keine Hunde leiden konnte. So ein Schwachsinn! „Keh!“ brachte er hervor – und spürte, wie unter dem Druck seines roten Tessaiga der Zauber nachgab. Er wollte noch weg springen, aber die Druckwelle des Kessels schleuderte ihn meterweit auf den Boden. Er fühlte, wie etwas in seiner Schulter knackte. Schmerz durchfuhr seinen Schwertarm. Mist. Das war mit Sicherheit nicht der passende Zeitpunkt, sich da was zu brechen. Aber was half es. Er sah mit grimmiger Zufriedenheit, wie erneut eine schwarze Energiewolke aus dem Kessel stieg. Wieder waren einige Seelen in der Zwischenwelt gerettet, konnten nun ins Jenseits eingehen. Nein. Er war Inuyasha und er würde es Sesshoumaru und vor allem diesem Reimaru zeigen, dass man sich nie mit einem Hanyou anlegen sollte. So raffte er sich auf. Wenn er das richtig einschätzte, hatte der Schmied schon fast ein Drittel des gestohlenen Youki verloren. Das war doch schon mal eine ganz gute Quote. Reimaru hatte gespürt, dass erneut etwas mit dem Kessel passiert war. Aber ein rascher Blick hinüber hatte nur gezeigt, dass sich dieser dämliche Hanyou offenbar verletzt auf dem Boden wandte, die Hand an der rechten Schulter. Dachte dieser Idiot etwa wirklich, dass er gegen die Bannkreise ankäme? Was er da gespürt hatte, musste der vergebliche Angriff dieses jüngeren Hundes gewesen sein. Sesshoumaru warf ebenfalls einen Blick hinüber. Inuyasha hatte sich verletzt. Aber er raffte sich auf. Aufgeben war wirklich nicht seine Sache. Gut. Schon zwei Bannkreise waren zerstört. Aber Reimaru schien das nicht bemerkt zu haben. Konnte er etwa nicht spüren, wie viel Youki er schon verloren hatte? Er war ein Mensch gewesen, hatte die dämonische Energie nur gestohlen. Konnte er sie etwa dann auch nicht voll einsetzen? Das würde er gleich feststellen können. Immerhin war er Sesshoumaru und kein niederklassiger Youkai. Der Schmied fuhr herum, als er die Energie hinter sich spürte. Was sollte das denn? Glaubte dieser verrückte Hundeyoukai etwa wirklich, er könnte ihm, Reimaru, mit aller seiner Macht etwas anhaben? Aber das Youki war wirklich beachtlich, obwohl der Köter doch eigentlich schon erschöpft sein müsste. Nun gut. Der Schmied wartete, bis die Energie auf ihn zuraste, ehe er selbst zuschlug. Man brauchte eben nicht nur Stärke, sondern auch Technik, dachte er noch, als er seine Klinge um das blaue Youki zu schlingen schien, es weiter auflud und mit einer harten Armbewegung zurück zu Sesshoumaru schickte. Dieser erwartete die Energie regungslos. Damit hatte er gerechnet. Im letzten Moment hob er sein Schwert: „Souryuha.“ Hoppla, dachte Reimaru mit deutlicher Überraschung, als die erneut aufgeladene Energie zu ihm zurückgeschickt wurde. Der Kerl konnte ja etwas. Er musste nun aufpassen, am besten alles abrufen, was er über den Kessel holen konnte. Und dann würde dieser Hund alles um die Ohren bekommen. Inuyasha hatte durchaus bemerkt, welche Energien sich da aufgebaut hatten. Sesshoumaru war einfach ein Idiot. Wieso konnte der Herr Halbbruder nicht einmal auf ihn warten, wieso wollte der immer allein den Gegner besiegen? Zumal hier noch vier Bannkreise waren? Außerdem hätte er, Inuyasha, auch ganz gern noch einen Takt mit dem Schmied gekämpft. Stattdessen durfte er sich mit diesem Kessel rumärgern. Als er Tessaiga erneut in das Gefäß jagte, fuhr der Schmerz seiner gebrochenen Schulter durch seinen ganzen Körper. Er biss die Zähne zusammen. Das musste jetzt schnell gehen. Noch einmal zurückgeschleudert zu werden, womöglich noch einmal auf der Schulter zu landen, das wäre fatal. Schon jetzt führte er Tessaiga mehr mit links, drückte mit rechts vorsichtiger zu. Er schnitt sich selbst eine Grimasse. Was sollte das? Schonen könnte er sich später. Sesshoumaru war zwar nicht der Typ, der lange auf ihr Duell warten würde, aber nach den vergangenen Tagen hatte er durchaus den Eindruck bekommen, dass ihn sein Halbbruder in Topform wollte, bei ihrem letzten Zweikampf. Er musste einfach mehr Kraft aufwenden, durfte nicht nachgeben. Dann würde der nächste Bannkreis sicher gleich zerspringen, vielleicht sogar zwei auf einmal. „Tessaiga!“ Er stieß, drückte, schob, gewaltsam jeden Schmerz ignorierend. Er spürte die Strahlen der schwarzen Sonne auf sich und es schien ihm fast, als ob sie ihm Kraft gaben. Und dann fühlte er, wie im Kessel etwas nachgab, einmal, zweimal. Der Rückschlag ließ ihn durch die Luft fliegen. Das würde wehtun, aber er war sicher, dass diesmal zwei der Bannkreise hatten dran glauben müssen. Der Aufschlag auf den harten Boden schmerzte, sein Kopf prallte auf einen Stein, er spürte Blut laufen. Benommen blieb er liegen. Reimaru hatte den erneuten Angriff auf seinen Kessel zwar gespürt, aber nicht hingesehen. Zum einen war er sicher, dass diese Attacken des jüngeren Hundes einfach lächerlich waren, zum anderen hatte er die Augen nicht von seinem Gegner gelassen. Dieser Köter kämpfte noch immer mit ungerührter Miene, obwohl er sicher war, dass er schon müde wurde. Solch einen hohen Youki-Verbrauch konnte niemand lange aushalten. Und jetzt würde er den finalen Angriff starten. Er, Reimaru, würde endlich einmal mit eigener Hand einen Hundeyoukai töten, sein Dorf rächen. Er hätte fast vor Triumphgefühl aufgeheult, als er vorsprang, sein Schwert mit aller Macht, die es inzwischen aufgeladen hatte, zuschlagen ließ. Sesshoumaru erkannte die Energiemenge. Das würde nicht gerade einfach werden, das noch einmal zurückzuschicken. Aber aufgeben kam nicht in Frage. Er spürte nur zu deutlich, wie viel weniger gestohlenes Youki diesem Schmied nun schon zur Verfügung stand. Noch immer hatte der mehr als jeder auch noch so hochrangige Youkai, aber das war angeeignet, keine wahre Macht. Das Youki kam auf ihn zu, er hob das Schwert. Im gleichen Moment erkannte er, dass ihm seine Abwehr nichts nützen würde. Der Aufprall ließ ihn aufstöhnen. Er hörte noch das Knirschen, als seine Rüstung und seine Schulterspange zerbrachen, fühlte, wie er nach hinten weggeschleudert wurde. Das Letzte, was er wahrnahm war ein blaues Licht, das ihn umhüllte. ************************************************************* Die Herren Halbbrüder haben eindeutig den Schmied Reimaru und seinen Kessel unterschätzt. Das nächste Kapitel heisst: Verborgene Kraft. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel on ist. bye hotep Kapitel 23: Verborgene Kraft ---------------------------- Ich gebe zu, der Cliffhanger war fies..^^ Aber sonst wäre das Kaiptel einfach zu lang geworden. Denn der Schmied und sein Kessel haben es durchaus in sich.... 23. Verborgene Kraft In dem kleinen Menschendorf hatte Kikyou den Kopf gehoben: „Inuyasha.“ „Was ist?“ fragte Kagome hastig: „Spürst du ihn wieder?“ „Ja. Anscheinend ist er wieder im Diesseits, wenn auch in einer anderen Welt.“ „Dieser Spiegelwelt, wieder?“ erkundigte sich Sango: „Immerhin lebt er also noch.“ „Ja, das sicher.“ „Gott sei Dank“, atmete Kagome auf: „Ist diese dunkle Macht auch noch bei ihm?“ „Ja. Entweder das ist der Youkai, sein Halbbruder, oder ich spüre auf diese Art den Kessel.“ „Eigenartig.“ Da alle zu Miroku sahen, fuhr dieser fort: „Das Turnier scheint also noch nicht zu Ende zu sein. Und das, obwohl nur noch so wenige Teilnehmer waren, als wir zurückgeschickt wurden. Entweder sind die Prüfungen viel leichter geworden oder es überleben doch mehrere Youkai.“ „Oh nein, “ warf Myouga ein: „Das Motto dieses Turniers war immer: es kann nur einen geben. Es können nicht mehrere überleben. Das ist unmöglich, leider.“ „Und die Prüfungen werden sicher nicht leichter.“ Kagome schüttelte den Kopf: „Dieser Kessel, oder eher, der, der ihn gemacht hat, scheint doch so ein richtiger Sadist zu sein. Die meisten Prüfungen waren doch darauf ausgelegt, dass nur wenige sie überstehen können.“ „Ja.“ Sango sah unwillkürlich in die Runde: „Aber was ist da nur los?“ Das hätten alle gern gewusst. Inuyasha hatte gesehen, wie Reimarus Angriff seinen Halbbruder getroffen, dessen Rüstung zersprengt hatte. Das hatte er selbst schon mit der Windnarbe geschafft, wie ihm seine Freunde berichtet hatten, aber das ließ ihn ahnen, wie groß die Energie gewesen sein musste. Und er hatte das blaue Leuchten erkannt. Tenseiga hatte seinen Herrn beschützt. Mühsam rappelte sich der Hanyou auf. Blut lief über seine Stirn, in die Augen. Er wischte es weg. Nein, jetzt war wirklich nicht der Zeitpunkt wehleidig zu werden. Es gab mit Sicherheit noch zwei Bannkreise und die musste er noch erledigen, ehe er sich diesen dämlichen Schmied selbst vorknöpfen konnte. „Sieg!“ schrie Reimaru glücklich. Endlich, endlich hatte er sein Dorf gerächt, die Hunde alle erledigt. „Ich habe gewonnen!“ „Ein bisschen früh, oder, Blödmann?“ keuchte der Hanyou. Der Schmied drehte sich, betrachtete ihn. Blut lief über das Gesicht dieses halben Hundes, auf der roten Kleidung waren dunkle Flecken. Und so, wie der das Schwert hielt, hatte er Schmerzen, sich vermutlich vorhin die Schulter verletzt, wenn nicht gebrochen: „Sag nur, du willst jetzt gegen mich kämpfen.“ Reimaru wusste, dass auch er schnaufte, auch seine Kleidung Spuren des Kampfes aufwies. Aber er war sicher, dass er viel stärker als dieser Kerl da war. „Nein, das mache ich.“ Der Schmied fuhr wieder herum. Er war sich so sicher gewesen, dass er den Hundeyoukai voll erwischt hatte. Der richtete sich gerade auf. Die Rüstung war geborsten, aber er wirkte noch immer recht lebendig. „Idioten. Ihr seid alle beide Idioten. Aber ihr seid natürlich Hunde. Dennoch…“ Reimaru musste Luft holen: „Ihr habt keine Chance gegen mich und gegen das Youki aller Youkai, die je bei dem Turnier starben.“ Inuyasha warf einen raschen Blick zu seinem Halbbruder: „Hat er es echt noch nicht gerafft?“ „Er ist nur ein erbärmlicher Mensch und das bleibt er auch.“ Nein, nie würde ein Mensch lernen können, mit Youki umzugehen. Und Reimaru hatte wohl wirklich noch nicht mitbekommen, dass die Bannkreise im Kessel zu zwei Dritteln zerstört waren und er entsprechend weniger Energie zur Verfügung hatte. „Keh!“ machte der Hanyou. Aber wieso sollte der ach so tolle Herr Hundeyoukai auch seine Meinung gegenüber Menschen ändern. Er selbst sollte sich lieber um den Kessel kümmern, wenn er wenigstens noch einen Rest Reimaru bekommen wollte, denn er hatte tief in den Augen Sesshoumarus etwas rot aufleuchten sehen. Der war wütend. Und das würde dem Schmied sicher nicht sonderlich bekommen. So sprang er wieder zu diesem missratenen Gefäß. Das musste jetzt schnell gehen. Er machte den Satz auf den Rand, fasste mit beiden Händen Tessaiga, jagte die Klinge in den Bannkreis, den er dort spüren konnte. Einer, oder beide, die noch übrig waren? Es kostete Kraft, schmerzte, aber er würde nicht nachgeben, nicht mit dem Ziel so kurz vor Augen. So stemmte er sich mit beiden Füßen ein, drückte mit seinem Gewicht. Seltsamerweise wurde ihm warm. Die schwarze Sonne dieser Welt war anscheinend nun schon so weit am Himmel emporgestiegen, dass die Strahlen ihn völlig umfingen. Und aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl stärker zu werden. Sesshoumaru stand dem Schmied gegenüber, sein Schwert schräg vor sich. Dieser musterte ihn: „Es scheint nicht gerade die Stärke von Hunden zu sein, mitzubekommen, wann sie verloren haben. Aber nun gut. Dann bringe ich dich jetzt eben endgültig um.“ „Dummkopf.“ „Nein, der bist du. Und auch, wenn ich darüber staune, dass du noch am Leben bist, sogar dein Schwert noch mit deinem Youki aufladen kannst - du kommst niemals gegen die Energie aller Youkai an, die...“ Er brach ab. Irgendetwas lag in den bernsteinfarbenen Augen dieses Hundes, das ihn störte, verunsicherte. Dieser Köter hätte doch schon längst tot sein müssen, zumindest sich um Gnade winselnd vor ihm auf dem Boden winden sollen. Stattdessen sah der ihn an, als ob er ein vollkommener Idiot sei. „Ich sagte, du bist ein Dummkopf. Du hast noch nicht einmal bemerkt, dass du keinen Zugriff mehr auf das Youki aller Verstorbenen hast.“ Es hatte nie in Sesshoumarus Absicht gelegen, dem Schmied die Erkenntnis zu ersparen, wie dumm er gewesen war, sich mit ihm anzulegen. Oder, wie er zugeben musste, mit ihm und Inuyasha. „Was?“ Reimaru sah seitwärts. Der jüngere dieser beiden Idioten stand auf dem Kessel, versuchte offenkundig, seine Klinge hinein zu rammen. Aber warum leuchtete das Schwert so rot? Hatte der es etwa geschafft, die Bannkreise zu brechen? Er wusste es nicht. Er spürte noch immer die Mengen an Energie, aber er war eben einst ein Mensch gewesen, der es mit Magie geschafft hatte, diese Bannkreise, das darin gefangene Youki, zu kontrollieren. Ob das viel oder wenig war, konnte er nicht beurteilen. Er murmelte einen leisen Fluch. Der Hundeyoukai vor ihm war schon erschöpft, verletzt, aber wie viel Energie hatte der noch? Würde es reichen? Zum ersten Mal bekam der Schmied das Gefühl, es könnte ein Fehler gewesen sein, diese beiden Hunde zu sich geholt zu haben. Sesshoumaru spürte die Wärme der schwarzen Sonne. Er wusste nicht warum, aber das Zeichen des Mondes auf seiner Stirn begann zu pulsieren. Es war fast, als würden die Sonnenstrahlen darüber in ihn eindringen, ihn mit neuer Energie erfüllen. War es das, was der Prophet der Feuerwesen vorhergesehen hatte, als er vom Gesandten des Mondes sprach, der den Schmied töten würde? Verursachte die schwarze Sonne dieser Welt bei Wesen mit dunkler Energie der anderen Welt einen Machtzuwachs? Und wurde Reimaru darum schwächer, weil er kein eigenes Youki besaß, nichts als ein Mensch gewesen war? In diesem Fall würde der Prophet Recht behalten, die Feuerwesen oder auch diese ganze Welt von dem Schmied befreit sein. Inuyasha warf einen Blick zu Seite. Das dauerte zu lange, diese beiden letzten Bannkreise zu zerstören. Und ganz offenkundig hatte der Schmied endlich mitgekriegt, was er hier mit seinem Kessel tat. Denn dieser lud seine Klinge mit dem Rest der gestohlenen Energie auf, schlug damit zu – in Richtung auf den Hanyou. „Mist!“ So schnell er konnte sprang Inuyasha herunter. Tessaiga wechselte die Farbe, das Rot verblasste. Warum tat denn Sesshoumaru nichts, um ihn zu schützen? Aber dann erkannte er, dass sein Halbbruder einen Sprung machte. Irgendwie erinnerte ihn die Stellung an einen Kampf in der Arena beim Kesselturnier als… Er hörte lieber auf, zu denken, denn der Youki-Angriff war da. „Bakuryuuha!“ Tessaiga nahm die Energie der Windnarbe, verband sie mit dem Youki des Gegners und schickte es zu dem Schmied zurück. Reimaru hob mit einem amüsierten Laut sein Schwert. Auch dieser Hundebengel konnte den Angriff zurückgeben? Aber er hatte gegen den vollwertigen Hundeyoukai das Aufschaukeln der Energien gewonnen, da würde er doch auch mit dem halben Köter fertig werden. Inuyasha sah keuchend seitwärts, zu seinem Halbbruder. Das war ein harter Angriff gewesen. Und er war nicht sicher, ob das ausreichen würde, diesen Schmied zu erledigen. Immerhin besaß dieser trotz allem noch die Macht der gestorbenen Youkai aus zwei Turnieren. Mit einer Armbewegung jagte Sesshoumaru sein Youki aus seinem Schwert hinterher. Ja, dachte der Hanyou. Genau so hatten sie es gegen diesen sechsarmigen Hundedämon beim Turnier gemacht, wenn auch unabsichtlich. Reimaru hatte sich auf Inuyasha konzentriert, sah nun überrascht das bläuliche Youki des Hundes von der Seite heranfahren - nicht auf ihn, sondern auf den Energieangriff des Hanyou. Was sollte das? Dann erst bemerkte er entsetzt, wie sich das Youki um die Energie der Bakuryuuha schlang, sich damit vereinigte. Beide Angriffe jagten gemeinsam weiter. Der Schmied riss seine Klinge empor. Seine letzte Handlung. Inuyasha ließ Tessaiga sinken, blickte zu seinem Kampfgefährten. Sesshoumaru sah mitgenommen aus. Er atmete schwer, seine Rüstung war zerbrochen, die Kleidung zum Teil zerrissen. Er selbst wirkte vermutlich auch nicht besser. Blutflecke auf seiner Kleidung, Risse und Löcher im Gewand aus Feuerrattenhaar. Und sein Atem war auch irgendwie nicht ruhig. „Ehrlich gesagt, hat mich dieser Schmied fast den letzten Nerv gekostet“, brachte er hervor. Eigentlich hatte er sagen wollen: wie siehst du denn aus, aber das wäre sicher nicht der klügste Kommentar gewesen. „In der Tat.“ Der Hundeyoukai richtete sich auf, schob das Schwert zurück: „Komm. Wir müssen in den Kessel springen.“ „Wieso das denn? Ach so, damit wir wieder in unsere Welt kommen? Das ist ja blöd.“ Tessaiga wanderte wieder in die Scheide. „Bitte?“ „Ich dachte, wir könnten das Teil zerlegen, damit es nichts mehr anstellen kann. Oder es sich der nächste Verrückte schnappt.“ „Springt nur“, sagte die tiefe Stimme Shodais, des Wächters dieser Welt, aus dem Nichts: „Ich schicke dann Oni, die den Kessel zu den Feuerwesen bringen. Ich bin sicher, sie werden ihn mit Vergnügen einschmelzen.“ Davon war Inuyasha allerdings auch überzeugt. Zu viele ihres Volkes waren von dem Schmied buchstäblich verheizt worden. „Alles klar, Shodai. Na, dann komm.“ Er warf einen Blick zu seinem Halbbruder, ehe er grinsend hinzufügte: „Nii-sama.“ Sesshoumaru zog die Augen zusammen. Die Anrede „großer Bruder“ war eigentlich nicht unbedingt das, was er hören hatte wollen. Allerdings war es überraschend, dass der Hanyou das sagte. Und dann noch gleich die höfliche Anrede –sama dazu. Vermutlich machte sich dieses Halbblut gerade über ihn lustig. Aber er konnte schlecht etwas sagen. Die Anrede war zum einen korrekt und zum zweiten höflich gewesen. Ohne weiteres Wort machte er den Sprung in den Kessel. Inuyasha grinste noch breiter. Hatte er gerade einen Weg gefunden, seinen ach so kalten älteren Bruder so zu ärgern, dass der nichts tun konnte? Er setzte hinterher. Die Halbbrüder landeten in der Arena, in der der letzte Teil des Kessel-Turniers stattgefunden hatte. Sie bemerkten, dass die Ritter vom Orden des Kessels nicht mehr da waren. Anscheinend hatten die mitbekommen, dass die Macht des Gefäßes erloschen war. Und da sie auch gezwungen worden waren, dem Kessel zu dienen, hatten sie sich aus dem Staub gemacht. Noch ein paar Leute, dachte Inuyasha, die über den Tod des Schmiedes nicht unglücklich waren. Er ließ sich an der Wand zu Boden sinken. Einen Moment Pause wäre schon nett. Allerdings würde er den Teufel tun und Sesshoumaru das sagen. Der Hundeyoukai sah sich um. Das Turnier war beendet, ein für alle Mal. Und jetzt würden sie ihre alten Lehrer besuchen. Er drehte sich etwas um: „Ruh dich aus, Inuyasha.“ „Hältst du mich etwa für so schwach?“ kam es prompt. „Ich möchte nicht, dass unsere Lehrer das denken.“ Oh. Anscheinend sollte er vor den ach so netten alten Lehrer als Hanyou in Bestform auftauchen. Interessant. Nun gut. Zumindest gegen Mawashi sollte das sinnvoll sein. Aber wenn er hier schlief…Nein. Da war er sicher. Sesshoumaru würde ihn niemals im Schlaf töten. Schon gar nicht, wenn er zuvor gesagt hatte, dass sie gemeinsam die Lehrer besuchen würden. So lehnte er sich an die Wand, schloss die Augen. Es war doch schon eine Weile her, seit er sich entspannt hatte. Sesshoumaru hörte an den ruhigen Atemzügen, dass sein Halbbruder eingeschlafen war. Auch ihm würde ein wenig Regeneration gut tun. So ließ er sich an der gegenüberliegenden Wand der Arena nieder, meditierte. Als er aufsah, fiel sein Blick auf Inuyasha. Wie schon einmal stellte er fest, dass der im Schlaf so jung und verletzlich wirkte. Wie jung war er eigentlich? Wie alterten Hanyou? Tamahato hatte damals gesagt, dass Hanyou wie Menschen altern würden. Er hatte das geglaubt, immerhin hatte Inuyasha da schon wie ein Mensch mit gut sechs Jahren gewirkt, war auch in den fünfzehn Jahren bei ihm älter geworden. Dann war er gegangen. Als sie sich wieder gesehen hatten, hatte er gedacht, einem Jugendlichen von fünfzehn, siebzehn Menschenjahren gegenüberzustehen, einem damit waffenfähigem Mann. Aber das war nun auch schon eine Zeit her. Und der Hanyou sah keinen Tag älter aus. Außerdem stimmte der gesamte Zeitablauf nicht. Alterten Hanyou womöglich zuerst wie Menschen, dann wie Youkai, wenn sie in die Pubertät kamen? Der Hundeyoukai zog die Augen zusammen. Konnte das sein? Das hatte ihm Tamahato nicht erzählt. Und, wenn er das langsam richtig einschätzte, mit Absicht nicht erzählt. Er, Sesshoumaru, hatte angenommen, einen fast erwachsenen, jungen Mann zu bekämpfen. War es möglich, dass Inuyasha das noch nicht gewesen war? War er nur durch seine gefährlichen Abenteuer so kampferfahren geworden und in Wahrheit gerade ein Jugendlicher? Hatte er, Sesshoumaru, die ehrlose Tat begangen, die ersten Male faktisch gegen ein Kind zu kämpfen? Und war das Tamahatos Werk? Er dachte noch einmal nach. Inuyasha war so um die zweihundert Jahre. Also war es unmöglich, dass er wie ein Mensch alterte. Das war mit Sicherheit falsch gewesen. Wie ein Youkai alterte er andererseits auch nicht. Aber wuchs sein Körper anders heran als sein Geist? Er hatte das Verhalten des Hanyou manchmal schon als überaus kindisch empfunden. Stimmte das etwa? War der Körper der eines halbwüchsigen Menschen und der Geist der eines zweihundert Jahre alten Youkai? Das war durchaus möglich. Und es gab nur eine einzige Konsequenz daraus. Tamahato war ein Toter, der noch herumlief. Denn Sesshoumaru zweifelte keinen Moment daran, dass ihn der Lehrer angelogen, bewusst die Wahrheit verschleiert hatte. Tamahato und Mawashi waren die Vertreter der Lehre vom reinen Blut gewesen. Und es hätte dem Lehrer für Magie und magische Geschöpfe sicher nur Zufriedenheit beschert, hätte er seinen jüngeren Halbbruder getötet, egal, unter welchen Umständen. Aber er selbst sah das anders. Ein Kind anzugreifen war ehrlos. Und er hätte das nie getan, hätte er zuvor begriffen. Inuyasha war nach Youkai-Maßstäben noch ein Jugendlicher, der gerade so die Schwelle zur Kindheit überstanden hatte. Hanyou hin oder her. Aber sie alterten nicht wie Menschen. Und Tamahato hätte das wissen müssen. Er war schließlich der ausgewiesene Fachmann für magische Wesen. In den Augen des Hundeyoukai lag ein unheilvolles Glühen, als er seine Hand hob, die Finger leise knacken ließ. Inuyasha öffnete die Augen. Er fühlte sich wieder frisch, bereit, den ach so lieben Lehrer einen kleinen, unhöflichen Besuch abzustatten. Er bemerkte, dass sein Halbbruder zum Himmel aufsah und sprang auf. „Was ist?“ Er konnte keine Gefahr wittern. „Ah-Un.“ „Wer oder was?“ „Mein Reitdrache. Ich habe ihn herbefohlen.“ „Ah…ja.“ Der Hanyou war verwirrt. Seit wann neigte Sesshoumaru denn zu Erklärungen? Und wollte der ihn jetzt hier allein zurücklassen? Er hatte doch gesagt, dass sie die Lehrer besuchen wollten? Zusammen? Was war denn auf einmal los? Inuyasha kannte seinen Halbbruder doch gut genug, um sagen zu können, dass der sauer war. „Wozu das denn?“ „Du reitest ihn. Ich fliege selbst.“ „Oh.“ Das waren ja ganz neue Sitten: „Und wohin?“ „Ins Schloss.“ Der Hundeyoukai sah am Himmel den Drachen auftauchen und wandte den Kopf: „Dort wird man uns sagen können, wo die Lehrer heute leben.“ „Das stimmt schon, ja.“ Inuyasha zögerte. Er verband nicht die besten Erinnerungen mit seiner Zeit in dem Schloss: „Aber Mawashi gehört mir, verstanden? Misch du dich da ja nicht ein.“ „Nein. Und du lass deine Finger von Tamahato. Der ist meine Beute.“ Hoppla, dachte der Hanyou. Der Herr Halbbruder war anscheinend auf Tamahato wütend, warum auch immer. Na, egal. Am meisten hatte Mawashi seine Kindheit ruiniert, ihn beschimpft, geschlagen. Von solchen Kleinigkeiten wie Mordanschlägen ganz zu schweigen. Und dieser Kampfmeister würde nach so langer Zeit endlich dafür bezahlen. ***************************************************************************** Da hat sich wohl jeder ein neues Lieblingsopfer auserkoren... Sesshoumaru hatte gesagt, dass sie sich noch duellieren würden, und er wird sicher um nichts auf der Welt davon zurücktreten. Inuyasha ist da derselben Ansicht. Aber zunächst einmal besuchen sie gemeinsam im nächten kapitel: "Das Schloss im Westen". Wer so freundlich ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 24: Das Schloss im Westen --------------------------------- Freut mich, dass euch der Kampf gegen den Schmied so gefallen hat. Das nächse Kapitel ist ein ruhiges, mit ein paar Überraschungen für einie Leute.... 24. Das Schloss im Westen Die Diener und Verwalter im Schloss des Westens beeilten sich nicht übermäßig mit ihrer Arbeit. Wozu auch? Es gab niemanden, der sie kontrollierte. Nach dem Tode ihres alten Herrn war der junge Erbe, Sesshoumaru-sama, noch einige Zeit hier gewesen, ja. Dann hatte er erklärt, er wolle Tessaiga finden und war verschwunden. Nur äußerst selten ließ er sich hier sehen. Die Youkai waren auf Gerüchte angewiesen, was er so tat. Und sie hatten Legenden gehört, dass auch der zweite Sohn, der Hanyou, noch am Leben sei. Sie erinnerten sich an ihn als kleines Kind, dann Halbwüchsigen, der eines Nachts fortgelaufen war, ohne ein Wort zu sagen. Es gab spärlich Nachrichten. Mal hieß es, er sei gestorben, dann, dass sich die Halbbrüder getroffen und bekämpft hätten. Die letzten Informationen besagten, dass Sesshoumaru-sama, wie schon einst sein Vater, die Einladung zu dem magischen Turnier des Kessels erhalten hatte. Dieser hatte es gewonnen, aber es war durchaus fraglich, ob das seinem ältesten Sohn auch gelingen würde. Jeder wusste schließlich, dass der verstorbene Herr einer der mächtigsten Youkai aller Zeiten gewesen war. Alle Youkai im Schloss zuckten jedoch zusammen, als plötzlich dunkle Wolken aufzogen und der Himmel sich rasch verfinsterte. Keiner von ihnen glaubte, dass das ein gewöhnlicher Wetterwechsel war. Sie alle spürten, dass das an einer Aura lag, die sich schnell näherte, das Youki eines mächtigen Wesens. So stürzten sie in den Hof, blickten besorgt nach oben. Wurde das Schloss etwa angegriffen? Und das, während der Herr nicht da war? Was sollten sie nur tun? Blitze begannen zwischen den Wolken zu zucken, als die Macht immer näher kam. „Wer auch immer das ist…wir haben keine Chance, “ sagte der Haushofmeister zu dem Verwalter. Der nickte: „Aber wir müssen doch etwas tun, wenn wir angegriffen werden.“ „Und was? Spürst du nicht diese Energie? Im Übrigen, wer auch immer das ist, scheint wütend zu sein.“ Der Haushofmeister sah suchend zum Himmel: „Vielleicht gilt es auch nicht uns...“ „Oh doch.“ Ein alter Diener hatte zugehört: „Das gilt allein uns.“ „Wovon redest du?“ „Erkennt ihr die Energie nicht? Das muss der Herr sein.“ „Sesshoumaru-sama?“ Der Verwalter starrte nun auch empor: „Aber, das würde ja bedeuten, dass er in den letzten Jahren viel stärker geworden ist. Und warum sollte er aufgebracht sein?“ „Ich fürchte, das werden wir gleich erfahren.“ Der alte Diener seufzte, „Und da ist noch etwas dabei...anderes Youki.“ Der Haushofmeister konnte nun die sich rasch nähernde Energie deuten. „Schwächer, aber irgendwie anders.“ „Da!“ Der Aufschrei eines Dieners ließ alle in die Richtung blicken, in die er deutete. Oben am Himmel waren zwei Gestalten erschienen, ein großer weißer Hund und ein Drache mit Sattel und Geschirr, auf dem eine rote Gestalt mit weißen Haaren saß. Und die Energie, die von ihnen ausging, konnten die anderen Youkai nur als unheilschwanger empfinden. Instinktiv warfen sie sich zu Boden. „Der Herr…“ flüsterte es bloß zwischen ihnen: „Und der Hanyou…“ Der Hund und der Drache landeten. Sesshoumaru verwandelte sich zurück, Inuyasha glitt von seinem Reittier und sah sich um. Es war wirklich lange her, dass er in diesem Schlosshof gewesen war. Und er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass hier schon einmal jemand sich vor ihm zu Boden geworfen hatte. Aber das war jetzt gleich. Er blickte sich suchend in die Menge, konnte aber keinen seiner ehemaligen Lehrer entdecken. Die Diener hatten erschreckt bemerkt, wie die Halbbrüder in alles anderer als guter Laune ihre Reihen musterten. Jeder hoffte nur, nicht derjenige zu sein, der irgendwie den Zorn der beiden auf sich gelenkt hatte. Beide waren stärker geworden, seit sie sie zuletzt gesehen hatten, und selbst der Hanyou schien ein gehöriges Potential entwickelt zu haben. Und wo waren sie nur gewesen? Die Rüstung des Herrn war zerborsten, die Kleidung beider zerrissen, Blutflecken darauf. Von wem die wohl stammen mochten? Waren etwa beide bei dem Kessel-Turnier gewesen? Das war doch unmöglich. Es konnte nur einen geben, der das überlebte. Oder? Sesshoumaru sah zu dem Haushofmeister: „Frische Kleidung und eine Rüstung für mich. Und einen Boten. - Inuyasha, in deinem Zimmer sollte noch ein anderes Gewand aus Feuerratten sein.“ „In meinem Zimmer?“ wiederholte der Hanyou verblüfft. Sollte das etwa heißen, nachdem er hier weggelaufen war, hatte niemand sein Zimmer ausgeräumt? Alles war noch so, wie es gestanden war? Irgendwie komisch. Aber es war wohl so gewesen, dass kurz danach auch Sesshoumaru das Schloss verlassen hatte. Und keiner der Diener hatte es gewagt, etwas zu verändern. So sagte er nur: „Ich brauche dann auch einen Boten.“ „Ja.“ Einer der Youkai flüsterte zu seinem Nachbarn: „Jetzt haben wir also die Familienschande wieder da. Und er scheint auch noch rumkommandieren…“ Weiter kam er nicht. Gleichzeitig schossen die fliegenden Klingen eines Klauenangriffs und eine leuchtende Energiepeitsche auf ihn zu. Als die anderen Diener zu ihm blickten, erkannten sie nur noch in der Wand, vor der er eben gekniet hatte, tiefe Kratzer. Panisch warfen sie sich flach zu Boden. „Idiot!“ knurrte Inuyasha. Es hatte sich also nichts geändert. Nun, er hatte sich geändert. Und er würde sich nie mehr von irgendeinem niederklassigen Youkai beleidigen lassen. „Gibt es noch jemanden, der etwas gegen die Anwesenheit meines Halbbruders einzuwenden hat?“ erkundigte sich Sesshoumaru sachlich. Und da keine Antwort kam: „Verwalter, ich will wissen, wo sich unsere ehemaligen Lehrer befinden.“ Der Verwalter verneigte sich: „Ich werde unverzüglich nachsehen, Sesshoumaru-sama.“ Was auch immer diese beiden von ihren Lehrern wollten, was auch immer passiert war - es war deutlich gesünder, schleunigst zu gehorchen. Ein Diener begleitete Inuyasha zu seinem ehemaligen Zimmer. Der Hanyou sah sich ein wenig neugierig um. Alles war noch so, wie er es in Erinnerung hatte. Und da seine Erinnerungen nicht die schönsten waren, bekam er ein etwas eigenartiges Gefühl. Allerdings war damals kein Diener so demütig vor ihm zur Seite gewichen: „Falls Ihr noch einen Wunsch habt, Inuyasha-sama, teilt ihn mir bitte mit. Ich werde vor Eurer Tür warten.“ „Ja, gut.“ Tatsächlich. Da lag in der Truhe noch das andere Gewand. Natürlich würde sich seines regenerieren das tat es immer, aber es war angenehm, sich umziehen zu können, nicht darauf warten zu müssen. Danach ging er hinaus. Der Diener warf sich erschreckt zu Boden, was wiederum Inuyasha etwas irritierte: „Bring mich zu Sesshoumaru.“ „Sehr wohl.“ Die Halbbrüder trafen sich in der Halle, zum ersten Mal seit so langen Jahren. Beide hatten sich umgezogen, waren wieder kampfbereit. „Ich brauche noch einen Boten, zu Kagome“, sagte Inuyasha. Eigenartig war das schon, wieder hier zu stehen, wo er oft so unglücklich gewesen war. „Er ist schon unterwegs.“ „Äh, was? Woher willst du denn wissen, was ich ihr sagen will?“ „Ich kann denken, Inuyasha.“ „Keh!“ Das war ja fast wie immer: „Und?“ „Dass du am Leben bist, aber noch jemanden jagst, ehe du zurückkommst“ Das stimmte. War er etwa so leicht zu durchschauen? Irgendwie wäre es wohl besser, abzulenken: „Hast du schon etwas über die Lehrer gehört?“ „Nein.“ Ein leichtes Grollen lag in der Stimme des Hundeyoukai. Der eintretende Verwalter hatte es gehört und warf sich zu Boden: „Verzeiht meine Verspätung, Sesshoumaru-sama. Ich habe die gewünschte Information. Zumindest teilweise.“ „Teilweise.“ „Verzeihung, bitte. Hört mich zuerst an, ich flehe Euch an…“ Das klang so oder so lebensgefährlich. „Ich höre.“ „Akado-san soll sich zurückgezogen haben, in eine Höhle im so genannten Rückengebirge. Das ist ein Mittelgebirge…“ „Ich weiß. Weiter.“ „Mawashi-san soll auf einer Insel weit im Osten eine berühmte Kampfschule eröffnet haben und dort Youkai ausbilden. Tamahato-san, Euer ehemaliger Lehrer für Magie und magische Wesen, hat ebenfalls eine Schule aufgemacht, wo er magische Wesen hält und studiert. Dies soll in den Bergen von Nakajima sein. Yoshi, Euer Lehrer für Mathematik und Astronomie, hat sich ebenfalls zurückgezogen, aber ich konnte so rasch nicht in Erfahrung bringen, wohin, ebenso Hidan. Den hattet Ihr, glaube ich, für Japanisch und Gedichte und so. Und Kiako, der Erdkundelehrer, soll an einem anderen Hof lehren, aber ich weiß nicht, an welchem.“ „Du weißt recht wenig“, knurrte Inuyasha: „Verdammt wenig.“ Immerhin hatten sie zwei Adressen, Akado und Tamahato. Akado war ja in Ordnung gewesen, aber vielleicht wusste der mehr. „Ich bitte um Verzeihung, Inuyasha-sama“, brachte der Verwalter heraus, der das als Drohung empfand. Der Hanyou sah zu seinem Halbbruder: „Akado, vielleicht zuerst. Der kannte doch die anderen, oder?“ Zwar hätte sich Sesshoumaru als erstes gerne Tamahato vorgeknöpft, aber er nahm an, dass Inuyasha auf diese Art darum bat, den erst zu erledigen, wenn sie auch wissen würden, wo sich Mawashi aufhielt. Gleiches Recht für beide. „Ja. - Du kannst verschwinden.“ Und als der erleichterte Verwalter gehorcht hatte: „Gehen wir.“ „Eines möchte ich dich noch fragen.“ Inuyasha zögerte, aber das war wirklich wichtig und wen hätte er sonst fragen sollen: „Kommt es dir auch so vor, als wärst du stärker geworden, seit dem Kampf gegen den Schmied?“ „Ja.“ „Irgendetwas muss das mit der schwarzen Sonne da zu tun gehabt haben.“ „Ja.“ „Danke für die Auskunft“, murrte der jüngere Bruder. Aber immerhin hatte er wohl recht gehabt. Sesshoumaru wandte sich ab und ging. Woher sollte er denn wissen, was die Ursache für dieses Youki-Wachstum gewesen war? Er war fast versucht, dem Halbblut zu unterstellen, dass der ihm seine Unwissenheit unter die Nase reiben wollte, nahm jedoch an, dass Inuyasha einfach impulsiv nachgefragt hatte, ohne weiter nachzudenken. Und ein wenig angenehm war es, dass der offenbar annahm, er, Sesshoumaru, wisse alles. Die Youkai im Schloss des Westens wagten erst aufzuatmen, als die Halbbrüder wieder abgeflogen waren, wie zuvor der Hanyou auf dem Drachen und der Hundeyoukai in seiner wahren Form. Was auch immer die zwei dazu trieb, nach ihren alten Lehrern zu suchen - das war mit Sicherheit kein Anstandsbesuch. In jedem Fall war es ratsam, das Schloss in einen passenden Zustand zu versetzen, wenn die Herren zurückkehrten. So begann eine fast hektische Betriebsamkeit. Am Rande des kleinen Menschendorfes erhoben sich die dort Wartenden. Kikyou hatte zwar sagen können, dass sich Inuyasha wohl wieder in dieser Welt befand, und lebte, aber nun sie spürten fast alle einen Youkai, der sich näherte, oder besser zwei. Vorsorglich fassten alle nach ihren Waffen. Das Gebüsch raschelte, dann trat ein Youkai heraus, den sie nie zuvor gesehen hatten, gefolgt von einem, den sie sehr wohl kannten, und einem Menschenmädchen. „Das ist doch Jaken“, sagte Kagome verblüfft. „Und Sesshoumarus kleines Mädchen. Was wollt ihr denn hier?“ „Das frag ich mich auch“, murmelte der Krötenyoukai und warf einen Blick auf den anderen Youkai: „Aber das hier ist Oto. Ein Bote von Sesshoumaru-sama und ...und Inuyasha.“ Oto betrachtete misstrauisch die Gruppe. Zwei Priesterinnen, ein buddhistischer Mönch, eine Dämonenjägerin. Und sie wirkten durchaus so, als ob sie ihn angreifen würden, falls er eine falsche Bewegung machte. Hatte Sesshoumaru-sama ihm etwa darum befohlen, diese beiden hier zuvor einzusammeln? Als Schutz für ihn? „Inuyasha? Geht es ihm gut? Aber wieso leben beide Halbbrüder noch? Ist das Turnier noch nicht vorbei?“ platzte es aus Kagome heraus. Diese Menschen wussten vom Turnier des Kessels? Oto wunderte sich langsam über gar nichts mehr. Aber er sagte: „Sesshoumaru-sama und Inuyasha-sama…“ Er bemerkte, wie ihn die Menschen erstaunt ansahen: „Kamen in das Schloss im Westen. Beide kamen wohl direkt vom Kessel-Turnier, aber natürlich fragte niemand.“ „Moment mal, Oto.“ Eine kleine Gestalt sprang zu dem Boten. „Myouga!“ Oto guckte ihn an: „Was ist? Ich soll meine Nachricht überbringen.“ „Das Turnier kann nicht zu Ende sein, wenn sie beide noch leben. Es heißt doch immer, es kann nur einen geben.“ „Ehrlich gesagt, weiß ich davon nichts. Ich weiß nur, dass die Herren kamen, in alles anderer als guter Laune und offenbar aus schweren Kämpfen.“ Erneut tauschten die Menschen einen Blick: Inuyasha-sama? Schloss? Die Herren? Was war denn da los? „Wie lautet nun deine Nachricht?“ erkundigte sich Miroku. „Sesshoumaru-sama gab mir Befehl, diese beiden abzuholen und zu euch zu bringen. Dazu soll ich euch allen von ihm und Inuyasha-sama ausrichten, dass sie erst noch jemanden jagen, ehe sie zu euch kämen.“ „Sie jagen jemanden?“ wiederholte Sango ungläubig. „Beide Halbbrüder zusammen?“ fragte Miroku nach. Myouga schüttelte den Kopf: „Eiwei, was ist denn da nur passiert? Weißt du, wen sie jagen wollen, Oto?“ „Nein. Ich weiß nur, dass ich ungern an seiner Stelle wäre.“ Das glaubten die anderen ihm sofort. „Jemand namens Naraku, vielleicht?“ erkundigte sich die Dämonenjägerin. Schließlich hatte jeder von ihnen mit dem eine Rechnung offen. „Ich weiß es nicht, aber der Name fiel sicher nicht.“ Kagome sagte langsam: „Oto, ich meine, du bist doch ein vollwertiger Youkai? Und doch überbringst du uns eine Botschaft von einem Hanyou? Sprichst so höflich von ihm?“ „Der letzte, der etwas gegen den Prinzen sagte, endete in tausend Stücken“, gab Oto zu. „Den Prinzen? Inuyasha ist ein Prinz?“ „Natürlich. Hat er euch das nie gesagt?“ „Myouga!“ Kagome funkelte den kleinen Youkai an. Der Flohgeist blieb daher wohlweislich bei Oto, verteidigte sich aber: „Er redete doch nicht darüber. Und ihr wisst, dass er alles tun wollte, um seine Erinnerungen an seine Kindheit zu verdrängen.“ „Danke für die Botschaft, Youkai.“ Kikyou wandte sich ab: „Dann kann ich gehen. Das Turnier ist zu Ende. Und Inuyasha hat überlebt.“ Sie war verschwunden, ehe die anderen reagieren konnten. „Ja, danke, Oto“, meinte auch Sango höflich. Immerhin wussten sie nun, dass Inuyasha das mörderische Turnier bestanden hatte. „Dann kümmert euch um diesen kleinen Youkai und das Menschenmädchen.“ Oto war weg, ehe Jaken dagegen protestieren konnte, nicht mit Namen angeredet worden zu sein. Kagome sah zu der Kleinen: „Hallo, wir haben uns ja schon einmal gesehen. Ich bin Kagome. Und wie heißt du?“ „Rin.“ Das Mädchen hatte die ganze Zeit die Gruppe gemustert. Jetzt meinte sie: „Wisst ihr, wann Sesshoumaru-sama herkommt?“ „Nein, leider nicht. Aber wir warten ja hier auch auf Inuyasha. Und immerhin scheinen beide das Turnier überlebt zu haben. Obwohl Myouga sagte, das sei unmöglich. Ach ja. Myouga, wie war das mit Inuyasha und Prinz? Myouga?“ „Der hat sich abgesetzt.“ Miroku blickte sich suchend um: „Doch, der ist weg. Aber vielleicht kann Jaken uns weiterhelfen?“ „Ich? Ich weiß nichts über den Hanyou.“ Der kleine Krötenyoukai wusste allerdings, dass ihm kaum etwas anderes übrig bleiben würde, als irgendetwas zu erzählen. Diese Menschen aus Inuyashas zweifelhafter Gruppe waren eindeutig stark. „Ich weiß nur, dass der Vater von Sesshoumaru-sama und also auch der von Inuyasha ein Dai Youkai aus dem Westen war.“ „Ja, das wissen wir auch schon.“ Kagome setzte sich: „Komm her, Rin-chan. Schau, das ist Shippou, ein Fuchsjunge. Ihr könnt nachher miteinander spielen, ja? So, Jaken. Weiter.“ „Weiter weiß ich nichts.“ Der Krötenyoukai umklammerte seinen Kopfstab. „Ach ja.“ Miroku hob die Faust: „Ich habe dich schon einmal verprügelt, du erinnerst dich?“ „Ich weiß wirklich nicht viel mehr.“ „Aber ein bisschen.“ Jaken seufzte: „Es gibt nicht gerade viele so mächtige Youkai. Und so vermute ich, aber ich weiß es nicht, da Sesshoumaru-sama nie darüber gesprochen hat, dass sein Vater der Herr dort im Westen war, sozusagen der Fürst.“ „Dann ist Inuyasha wirklich ein Prinz?“ vergewisserte sich Kagome: „Und Sesshoumaru dann auch?“ „Nein, als der älteste Sohn müsste Sesshoumaru der Erbe gewesen sein, also der jetzige Fürst“, meinte Sango nachdenklich. „Das würde passen. Dieser Oto sagte doch etwas von einem Schloss.“ Miroku blickte rasch zu Rin, die zu strahlen begonnen hatte: „Was hast du denn, Kleine?“ „Sesshoumaru-sama ist ein Fürst? Das ist doch wunderbar, Jaken-sama, nicht wahr?“ fragte die begeistert. „Ich habe nichts anderes erwartet“, gab der steif zurück. Ärgerlicher war, dass dieser nichtswürdige Hanyou tatsächlich ein Prinz war. Aber Jaken war nicht Masochist genug, das vor dessen Menschenanhang laut zu sagen. Und Inuyashas Freunde hatten nun wirklich viel zu besprechen. ******************************************************* So, die beiden Halbbrüder sind wieder erholt und haben sich auf die Suche nach ihren Lehrern begeben. Das nächste Kapitel heisst dann auch: Lehrerjagd. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 25: Lehrerjagd ---------------------- 25. Lehrerjagd Hope, you´ ve got your things together, Hope, you’re quite prepared to die. Looks like we’re in for nasty weather. One eye is taken for an eye. (Creedence Clearwater revival: “Bad moon rising”) Die beiden Halbbrüder wanderten durch ein weites, grünes Tal im Rückengebirge, das sich vor ihnen verengte. Ein Youkai, den sie getroffen hatten, hatte auf intensive Nachfrage versichert, dort hinten läge die Höhle, in die sich Akado zurückgezogen hatte. So hatten sie Ah-Un zurückgelassen und suchten nun die Witterung des alten Youkai. Sesshoumaru hob etwas den Kopf. Inuyasha hatte es bemerkt und prüfte ebenfalls die Luft, sah dann zur Seite: „Das könnte er sein.“ Immerhin hatte er seit langer Zeit diesen Geruch nicht mehr in der Nase gehabt. Allerdings war da eine Witterung dabei, die unangenehm war, ein wenig nach Verwesung. War der alte Akado etwa gestorben? Da der Hundeyoukai ohne Antwort dem Geruch folgte, betrachtete das der jüngere Halbbruder als Zustimmung. Sesshoumaru blieb stehen, als er vor sich den Eingang zu einer Höhle entdecken konnte. Er verspürte keine Lust, mit dem alten Akado zu reden, nur, um Adressen der anderen Lehrer zu bekommen: „Inuyasha.“ „Ja? Soll ich etwa allein da rein?“ „Angst?“ „Keh!“ Das war ja wohl wieder typisch. Der Hanyou ging weiter. Immerhin flackerte ein Feuer in der Höhle. Und es roch nicht so intensiv nach Tod, wie es hätte tun müssen, wäre Akado schon ins Jenseits eingegangen. „Hallo?“ fragte er am Eingang nach. „Akado?“ „Wer ist da?“ fragte eine matte Stimme: „Willst du mich holen?“ „Wohin denn holen?“ Inuyasha ging in die Höhle. Im Schein eines Feuers erkannte er eine liegende Gestalt. Und er erschrak fast, als er erkannte, wie hinfällig der alte Lehrer aussah. So meinte er im Nähergehen: „Dir geht es wohl nicht gut, Akado? Bist du krank?“ „Wer bist du?“ „Erkennst du mich nicht wieder?“ Inuyasha war ein bisschen enttäuscht. Der alte Youkai merkte es, denn er sagte: „Dann sollte ich dich kennen? Verzeih. Ich kann nichts mehr sehen. Der Tod hat schon seine Fühler nach mir ausgestreckt.“ „Ich bin Inuyasha.“ Der Hanyou ließ sich nieder: „Du siehst auch ziemlich schlecht aus.“ „Inuyasha. Dann hast du überlebt?“ „Klar doch. Wieso?“ „Du bist weggelaufen, hörte ich. Vor langer Zeit.“ Akado rang nach Atem: „Aber du bist wohl recht stark. Nun ja, bei dem Vater.“ „Ich bin stark. Ja. Sag mal, weißt du zufällig, wo die anderen Lehrer wohnen, ich meine, die nach dir meine Ausbildung übernommen haben?“ „Besuchst du alte Lehrer?“ Das klang fast amüsiert: „Wie schön, kleiner Inuyasha…nein, so klein bist du ja wohl nicht mehr. Es ist lange her…..sehr lange.“ „Ja. Also?“ „Ich weiß nicht….Kannst du nicht im Schloss nachfragen?“ „Das hat Sesshoumaru schon. Aber die wussten nur was von dir.“ „Sesshoumaru? Noch ein alter Schüler…“ Akado seufzte. „Aber ich hörte, ihr würdet euch...nicht mögen. Schön, dass das nicht stimmt.““ „Er steht vor der Höhle.“ Inuyasha hatte das Gefühl, dass man dem hinfälligen Alten ja nicht alles erzählen musste. „Ich...verstehe. Mir fällt nur ein Lehrer ein. Den…wie heißt er…ihr hattet bei ihm Schreiben…“ „Hidan.“ „Er lebt auf dem Berg, den die Menschen Teufelsspitze nennen und schreibt da Gedichte. Und Yoshi..ja, Yoshi wohnt auf der Insel Hijo.“ Der alte Lehrer tastete neben sich. Der Hanyou begriff und nahm die Hand, spürte nur zu deutlich, wie schwach Akado schon war. „Teufelsspitze und Insel Hijo“, wiederholte er. Nun, das war doch schon mal etwas. „Bist du krank?“ erkundigte er sich dann: „Dann sollte ich dich vielleicht ins Schloss bringen...“ „Nein, lass nur, Inuyasha. Diesen Gedanken gibt dir sicher deine menschliche Seite ein. Aber wenn ein Youkai zu alt ist, ist es eben Zeit zu gehen. – Trotzdem bin ich froh….dass du hier bist.“ Akado konnte kaum noch sprechen. Er fühlte sich matt, müde und alles in ihm sehnte sich danach, einzuschlafen. Und trotzdem war er froh, nicht mehr allein zu sein, froh auch, dass es Inuyasha geschafft hatte, am Leben zu bleiben und noch immer freundlich zu sein. Der alte Lehrer wusste nur zu gut, wie schwierig es für einen Hanyou im Leben draußen sein musste. Schön, dass sich die Halbbrüder verstanden, schön, dass es Inuyasha geschafft hatte… Er atmete ein. Allein das war nun schon anstrengend. „Du bist ein guter Junge…Inu…yasha….“ Das war kaum mehr als ein Hauch. Der Hanyou hörte es noch, spürte, wie sich der Griff um seine Finger lockerte. „Musst du gehen?“ fragte er vorsichtig. Er hatte noch nie einen Youkai anders als im Kampf sterben gesehen. Akado antwortete nicht mehr. Ein Wind fauchte durch die Höhle, der Inuyasha unwillkürlich ein Schaudern über den Rücken jagte. Aber er ließ den Blick nicht von Akado. Der begann sich aufzulösen, schien in winzige Schmetterlinge zu zerfallen. Diese flogen zum Ausgang. Und dann war nur noch eine Matte da. Sesshoumaru hatte den Windstoss gespürt. Als nun die Schmetterlinge aus der Höhle kamen, sich im Sonnenlicht auflösten, wusste er, was geschehen war. Hoffentlich hatte Inuyasha noch daran gedacht, die Informationen zu besorgen. Sonst mussten sie doch mit Tamahato anfangen. Er sah sich um. Da sein Halbbruder langsam aus der Höhle kam, etwas gedrückt aussah, sagte er: „Wo sind die anderen?“ „Das ist alles, woran du denkst? – Hidan ist an der Teufelsspitze und Yoshi auf der Insel Hijo. Mehr konnte er mir nicht mehr sagen. Er lag schon im Sterben, als ich kam.“ Mit ein bisschen Wehmut fügte er hinzu: „Armer alter Akado. Immerhin war er dabei nicht allein.“ „Komm. Die Teufelspitze ist näher.“ „Ja, schon gut.“ Was erwartete er auch von seinem Halbbruder? Trauer? „Du kennst beide Orte?“ „Natürlich. Sie liegen hier im Westen.“ Er setzte sich in Bewegung. Der Hanyou war sofort an seiner rechten Seite. Die Teufelsspitze trug ihren Namen nicht zu Unrecht. Wie eine Nadel ragte sie aus dem umgebenden Hügelland auf, fast wie ein Turm. Sesshoumaru blieb stehen. Das Licht des Halbmondes verriet nicht viel, aber er erkannte halbhoch an der Teufelsspitze eine Unregelmäßigkeit, eine künstliche Veränderung. „Na so was, “ sagte Inuyasha: „Wenn das Hidan war, hat er sich eine Art Ausguck gebaut.“ Wie ein überdachter Balkon ragte etwas in die Luft, Feuerschein flackerte. „Aber wie kommt man dahin? Kann Hidan fliegen?“ Eine Menge unnützer Bemerkungen, dachte der ältere Halbbruder unwillkürlich, ehe er sich auf seine guten Vorsätze besann: „Er ist ein Hirschyoukai. Und kann daher nicht fliegen.“ „Dann müssen wir die Treppe suchen“, schloss Inuyasha, erfreut, eine sachliche Erklärung bekommen zu haben. Es ging ja wirklich. „Und wenn da ein Bannkreis ist, werde ich ihn mit Tessaiga zerlegen.“ Das mochte für einen Hanyou nötig sein, denn Sesshoumaru war überzeugt, durch jeden Bannkreis zu kommen, den solch ein minderwertiger Hirschyoukai gelegt hatte. Aber er ging nur schweigend weiter. Hidan, der Gelehrte und Dichter, wie er sich selbst sah, saß in seinem selbstgebauten Arbeitszimmer und blickte in die weite, nächtliche Landschaft. Auf seinem Schoss lag ein Blatt Papier mit vier Zeilen, in seiner Hand hielt er eine Feder. „Rotbraun? Ahornrot…nein. Fuchsrot?“ murmelte er vor sich hin: „Nein. Die Farbe einer Mandarine. Genau das ist es.“ Erfreut nahm er die Feder zur Hand und schrieb die Zeichen: „Endlich.“ „Endlich was?“ fragte jemand hinter ihm. „Endlich fertig.“ Er sah sich um, um seinen Besucher zu betrachten. Ein wenig erstaunt erkannte er zwei weißhaarige junge Männer. Dann bemerkte er das Fell über der Schulter: „Ach, welche Überraschung, Sesshoumaru…Sesshoumaru-sama und du bist doch Inuyasha? Ich bin endlich fertig mit meinem Gedichtband. Dreihundert Jahre habe ich nun gebraucht.“ Er warf einen stolzen Blick auf das Papier in seiner Hand: „Endlich habe ich den Zyklus der Jahreszeiten vollendet.“ „Dreihundert Jahre? Gedichtband?“ echote Inuyasha überrascht. „Ja, ihr seid gerade passend gekommen. Ich werde es euch gern vorlesen.“ Die Halbbrüder warfen sich einen Blick zu, ehe der Hanyou sagte: „Das ist nicht der Grund, warum wir gekommen sind, Hidan.“ „Nicht, schade.“ Der Hirschyoukai sah zu ihm: „Gerade du hast doch immer solch ein Talent gehabt. Ich erinnere mich noch an ein Haku, das du einmal geschrieben hast. Sechserlei verschiedene Farben in fünf Zeilen...das war wirklich genial.“ „Lass den Unsinn.“ Sesshoumaru klang kühl: „Was war das damals mit Mawashi?“ „Mawashi? Mawashi? Ach, euer Lehrer für Kampf. Ja, der war recht nett, nicht wahr? Immer so hilfsbereit.“ Das war nicht das Wort, das die Brüder mit dem Kampfmeister in Verbindung brachten. So meinte Inuyasha: „Der und nett?“ „Aber ja doch. – Grüne Haare…froschgrün oder doch grasgrün? Nun, egal.“ Hidan erhob sich. Er sah nicht, wie seine Besucher unwillkürlich zum Schwert griffen, als er sich umwandte, stolz auf das Regal an der Hinterwand zeigte: „Da, meine ganzen Gedichtbände.“ Er trat hinüber und sie entspannten sich: „Ich habe Jahrhunderte gebraucht, aber nun ist es fertig. Und Mawashi hat mir damals, als ihr meine Schüler wart, einige Arbeit mit euch abgenommen, gerade mit dir, Inuyasha. Er war immer so nett, sagte, ich könne meinen Gedichtband weiterschreiben...“ „Und du hast dich nie gefragt, was er mit mir tat?“ „Was sollte er schon tun?“ Das klang so ehrlich erstaunt, dass der Hanyou ihm das glaubte. „Oh, er hat nur versucht, mich umzubringen.“ Er erinnerte sich, dass Hidan meist nicht einmal vom Blatt aufgesehen hatte, wenn der Trainer ihn zu einer der mörderischen Prüfungen geholt hatte. „Umbringen? Ach nein, Prüfungen nennt man doch nicht so. Das ist kein Scherz, weißt du, Inuyasha. Das sagt man nur, wenn es sich um Krieg handelt…“ Ein erneuter Blickwechsel der Halbbrüder, ehe der Jüngere meinte: „Hidan? Huhu? Das ist kein Witz. Und wir suchen Mawashi, um ihn umzulegen.“ „Wie unhöflich! Er war doch einmal euer Lehrer. Umlegen ist übrigens auch kein Wort, dass sich für einen Prinzen ziemt.“ Der Schriftgelehrte schüttelte ein wenig den Kopf. „Hidan!“ Sesshoumaru klang kalt: „Du willst damit sagen, du hast dich so wenig um deinen Schüler gekümmert, dass dir nicht aufgefallen ist, wie oft er verletzt war?“ „Er war oft krank, ja, aber Tamahato hat mir gesagt, dass läge daran, dass er ein Hanyou ist.“ So konnte man das natürlich auch nennen, dachte Inuyasha etwas verärgert: „Und du hast ihm das geglaubt.“ „Natürlich. Er ist doch Lehrer für magische Lebewesen und andere ausgefallene Geschöpfe. Wer, wenn nicht er, würde sich mit Hanyou auskennen? Seht nur…“ Er strich liebevoll über das Regal: „Die hier sind die Gedichte über den Frühling.“ „Fein.“ Der Hanyou starrte ihn etwas fassungslos an: „Hidan, zum Mitschreiben für dich: Mawashi und Tamahato haben während der Ausbildung dauernd versucht, mich zu töten. Und du sagst, du hast in dieser Zeit Gedichte geschrieben und nichts weiter mitbekommen?“ „Wenn ich Gedichte schreibe, konzentriere ich mich nur auf das. Außerdem…wieso hätten sie den Prinzen töten wollen sollen? Das wäre doch Hochverrat.“ „Das ist korrekt.“ Sesshoumaru stand plötzlich neben ihm, musterte ihn: „Und du hast dazu beigetragen, indem du mir nicht gesagt hast, was sie tun.“ Hidan bekam zum ersten Mal das Gefühl, dass das kein Höflichkeitsbesuch bei einem alten Lehrer war und wich einen Schritt zurück: „Aber…Sesshoumaru-sama, was hätte ich denn sagen sollen? Ich habe doch nichts gesehen.“ „Du hast nur das gesehen?“ Ein Kopfnicken zu dem Regal mit den Papieren. „Ich habe gearbeitet, ja, an meinen Gedichten.“ „Dein Befehl lautete, Inuyasha etwas beizubringen.“ „Oh, ich habe doch mit ihm Gedichte geschrieben…“ Hidan spürte, wie ihm warm wurde. Irgendwie hatte er das Gefühl, in Schwierigkeiten zu stecken. Und seine Weltfremdheit ging nicht soweit, dass er nicht gewusst hätte, dass Schwierigkeiten mit Sesshoumaru gewöhnlich tödlich waren. „Er ist ein Vollidiot“, stellte Inuyasha nüchtern fest: „Aber da hat er recht.“ Ohne den Kopf zu wenden, fragte der Hundeyoukai: „Hat er dich geschlagen?“ „Ja.“ Hidan schluckte: „Aber...aber das war doch erlaubt.“ „Ich kann mich nicht erinnern, dir das erlaubt zu haben“, kam es kalt. „Aber Tamahato…Mawashi…sie sagten doch….“ stammelte der Schriftgelehrte, der langsam das Ausmaß seiner Probleme erfasste. Hochverrat - da ließ kein Fürst mit sich spaßen, von Attentaten auf den Thronfolger ganz zu schweigen. „Keh!“ machte der Hanyou leise: „Die sind so gut wie tot.“ Hidan wich instinktiv einen Schritt zurück: „Hört mal…ich meine…ich…“ „Weißt du, wo Kiako ist?“ fragte Sesshoumaru. „Der…euer Erdkundelehrer?“ Und da keine Antwort kam: „Er...er unterrichtet im Schloss des Herrn der Wälder, drüben, in Hakuno.“ „Und wo ist Mawashi?“ „Er hat eine Kampfschule im Osten, hörte ich. Aber ich weiß nicht, wo.“ Hidan bemerkte erschreckt die fast elegante Bewegung, mit der der Hundeyoukai seine Hand hob. Die Finger leuchteten grünlich: „Sess…sama...“ war alles, was er noch hervorbrachte. Er kannte die tödliche Wirkung der Giftklaue. „Du hast dich nicht um deinen Schüler gekümmert, nur um deine Gedichte.“ Sesshoumaru betrachtete den Hirschyoukai: „Wie dumm von dir.“ Eine rasche Bewegung der Hand ließ grünes Gift regnen, das sich zischend in die Papiere fraß. „Meine Gedichte!“ schrie Hidan auf. „Immerhin lebst du noch“, sagte Inuyasha, der einigermaßen erleichtert darüber war. Irgendwie wäre es ihm doch unrecht vorgekommen, einen so weltfremden Schreiberling zu töten. „Meine Gedichte!“ Fast schluchzend brach Hidan in die Knie, ohne den Blick von seinem zerstörten Werk nehmen zu können. Das würde Jahrhunderte dauern, bis er das wieder aufgearbeitet hatte. Als er aufsah, war er allein. Da erst kam ihm zu Bewusstsein, was die beiden hier gewollt, wohl nun auch mit anderen Lehrern vorhatten. Trotz seines Schmerzes um seine Gedichte wurde ihm klar, dass er froh sein musste, noch am Leben zu sein. Andere würden vielleicht nicht so viel Glück haben. Mühsam raffte er sich auf, ging in den Hintergrund seines Zimmers, suchte ein Pulver, das er ins Feuer streute: „Kiako?“ Im Feuer erschien ein Gesicht: „Hidan, alter Freund? Lange nichts von dir gehört. Was ist denn? Du siehst ja schrecklich aus.“ „Sie haben meine Gedichte zerstört!“ In der Stimme des Schriftgelehrten lag der Schmerz um sein Werk. „Immerhin haben sie mich am Leben gelassen. Aber sie wollen auch zu dir.“ „Wer denn? Was soll das?“ „Die...die Hundebrüder.“ „Wer? Kannst du dich nicht deutlicher ausdrücken? Du scheinst ja richtig in Panik zu sein.“ „Sesshoumaru und Inuyasha.“ „Der Hanyou lebt also noch? Ich hatte mal gehört, dass sich die beiden bekämpfen würden. Aber wieso haben sie deine Gedichte zerstört? Und was wollen sie von mir?“ „Sie...sie besuchen alle Lehrer, haben sie gesagt. Anscheinend hat Sesshoumaru jetzt mitbekommen, dass wir damals Inuyasha geschlagen haben.“ „Ja, aber das war doch erlaubt...“ „Nein. Mawashi und Tamahato haben das bloß gesagt. Und Inuyasha erzählte, sie hätten auch versucht, ihn zu töten.“ „Aber das wäre Hochverrat.“ Der Erdkundelehrer schluckte: „Moment mal. Wir haben ohne Genehmigung einen Prinzen geschlagen und haben mehr oder weniger zugeguckt, wie jemand Attentate auf ihn verübt hat? Das …das ist die Todesstrafe.“ „Nach dem, was Inuyasha sagte, haben sie genau das vor.“ „Und warum lebst du noch?“ „Ich weiß es nicht“, gestand Hidan müde: „Aber sie haben meine schönen Gedichte zerstört. Alle.“ „Danke für die Warnung.“ Kiako unterbrach die Verbindung. Wenn er es sich so recht überlegte, hatte er doch schon lange vorgehabt, hier seinen Unterricht aufzugeben und eine weite Forschungsreise zu unternehmen. Das Festland wäre bestimmt gut. Das Schloss des Herrn der Wälder von Haruno lag mitten in einem fast undurchdringlichen Forst. Kaum jemand verirrte sich hierher. Die Wachen am Tor bemerkten daher verwundert, wie sich zwei weißhaarige Besucher näherten. Aber ein Posten sagte höflich: „Wollt Ihr zu unserem Herrn? Wen darf ich melden?“ „Still!“ Der andere verneigte sich: „Ich werde den Herrn unverzüglich von Eurer Ankunft in Kenntnis setzen, Sesshoumaru-sama.“ Er zog seinen Kollegen mit sich. „Bist du verrückt?“ zischte er: „Hast du den Hundeyoukai nicht erkannt?“ „Sesshoumaru? Der Sesshoumaru?“ „Gibt es noch einen? Du kannst froh sein, dass er dich nicht zerlegt hat.“ „Und wer ist der andere? Er sieht ihm sehr ähnlich.“ „Keine Ahnung. - Herr! Kazumichi-sama!“ Der Herr des Hauses aus der Familie der Bären sah erstaunt auf: „Was soll das? Warum kommt ihr zu zweit? Und lasst das Tor unbewacht?“ „ER ist da…Sesshoumaru.“ Mit einem Sprung war der Bärenyoukai auf den Beinen. Jetzt erkannte er auch die Menge an Youki, die sich da in seinem Schlosshof herumtrieb. Das konnte mächtigen Ärger bedeuten. Er hatte Besuche ja sehr gern - aber nicht unangemeldet und mit voller Energie. So beeilte er sich, in den Hof zu gelangen, um seinen Gast zu begrüßen. Höflich verneigte er sich schon in Entfernung. Ja, das war Sesshoumaru, kein Zweifel. Aber wer war der andere dabei? Er sah dem Hundeyoukai irgendwie ähnlich und dann doch wieder nicht. Jetzt fiel Kazumichi ein, dass er vor langer Zeit etwas von einem Halbblut gehört hatte. Konnte das ein Hanyou sein? Beide betrachteten ihn jedenfalls kühl. „Willkommen in meinem Schloss, Sesshoumaru-sama und…und auch Euer Bruder. Wie kann ich Euch behilflich sein?“ „Ist Kaiko bei dir?“ fragte Inuyasha prompt, ein wenig angetan von einer solchen Höflichkeit. „Kaiko?“ „Hörst du schlecht? Ja, der Erdkunde – und Biologielehrer.“ „Äh….er war hier, ja, als Erzieher meiner Kinder, aber er ist vor wenigen Stunden zu einer überraschenden Reise aufgebrochen. Er sagte, er wolle auf das Festland, in eine Gegend namens Taklamakan.“ „Er war gewarnt“, konstatierte Sesshoumaru. Irgendwie war das verwunderlich - und ein bisschen besorgniserregend. So meinte Kazumichi: „Ich…wollt Ihr vielleicht mit einem anderen Lehrer reden?“ „Nein.“ Inuyasha sah seitwärts: „Folgen wir ihm?“ Ein leiser Laut, der fast amüsiert klang, kam von dem älteren Halbbruder: „Taklamakan ist eine Wüste. Und Kaiko ein recht fauler Youkai. Das wird ihm gut tun.“ „Also Yoshi.“ Inuyasha drehte sich bereits um. „Äh, Verzeihung“, brachte der Hausherr hervor: „Was wolltet Ihr denn von Kaiko?“ „Na, ihn umlegen“, sagte der Hanyou noch, ehe die Hundebrüder gingen und einen sprachlosen Kazumichi zurückließen. *********************************************** Hm. Da haben zwei wohl ziemlich Glück gehabt, dass sie als kleine Fische eingestuft wurden.Ob das Yoshi auch haben wird? Tamahato sicher nicht. Das nächste Kapitel heisst dann: Mordsärger. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wie immer, eine Info-Ens von mir, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 26: Mordsärger ---------------------- Ja, da hat wer massiv Glück gehabt. Ob das jeder hat? 26. Mordsärger Die Insel Hijo lag in Sichtweite der Küste. Ein Menschendorf breitete sich an dem weißen Sandstrand aus. Zum Trocknen gespannte Netze verrieten, dass hier Fischer lebten. Als die ersten Menschen die sich nähernden Halbbrüder entdeckten, schrieen sie auf, rannten aus dem Dorf, um ihr Leben. „Hast du immer diese Wirkung auf alles und jeden?“ erkundigte sich Inuyasha. Das bedurfte keiner Antwort. Sesshoumaru warf einen Blick zu der Insel. Er konnte kaum Youki feststellen, nichts wittern. Also würden sie herausfinden müssen, ob Yoshi dort allein lebte. „He!“ Inuyasha machte einen weiten Satz und packte einen am Boden liegenden Mann: „Hallo. Ich möchte ein Boot haben.“ „Äh...ja…natürlich…“ brachte der hervor. „Wo sind welche?“ Mit zitternder Hand deutete der Fischer hinüber, wo die Boote des Dorfes an Land gezogen worden waren. „Wer lebt auf der Insel?“ fragte Sesshoumaru, der langsam herangekommen war, eine Tatsache, die den Mann nicht gerade aufbaute. Er konnte sich schöneres vorstellen, als zwischen zwei Youkai zu liegen. „Ein…ein Youkai.“ „Einer nur.“ „Ich...ich denke.“ „Kennst du ihn?“ „Natürlich. Ich meine, ja, Herr.“ „Und?“ „Ich…er…einmal im Jahr kommt er her und will etwas von uns. Aber meist lässt er uns in Ruhe.“ „Und was will er?“ fragte Inuyasha ungnädig. Das war mühsam. „Ein...ein Mädchen oder so.“ „Bringt er sie um?“ „Er sagt, er braucht sie…aber es kam nie eines zurück.“ Der Hanyou zerrte ihn empor, auf die Beine: „Fein, dann brauch ich mich bei dem Mistkerl nicht zurückhalten. Los, bring uns auf diese Insel.“ Dem Fischer war klar, dass ihm nichts anderes übrig blieb. Am Ufer der Insel sprangen die Halbbrüder ohne weiteres Wort an Land. Der Mann zögerte nur kurz, ehe er zurückruderte. Sie hatten nicht gesagt, er solle auf sie warten, und er verspürte wenig Lust, auch nur in der Nähe zu sein, wenn sich Youkai stritten. Wie sie wieder von der Insel kommen wollten, konnte ihm ja gleich sein. Sesshoumaru hob ein wenig den Kopf, prüfte die Botschaften des Windes. Interessant. Das würde Inuyasha gewiss verstimmen. Der Hanyou kam neben ihn: „Was ist?“ Aber da roch er es auch schon selbst. Verwesendes Fleisch. Ein oder mehrere tote Menschen. „Verdammt.“ Ohne weiter zu warten, rannte er in die Richtung, aus der der Geruch kam. Sein Halbbruder hätte fast den Kopf geschüttelt, folgte ihm aber. Die Aussprache zwischen Inuyasha und Yoshi konnte kurzweilig werden. Der Hanyou blieb stehen, als er den Rand einer Grube erreichte, die in den Waldboden gegraben worden war. Menschliche Überreste lagen dort und er bezweifelte nicht, dass es sich um die Mädchen aus dem Dorf handeln musste. Mit wachsendem Zorn drehte er sich um, suchte nach etwas, das ihm verriet, wo sein ehemaliger Mathematiklehrer abgeblieben war. Irgendwo im dichten Wald dieser Insel musste er doch stecken. „Verwünscht“, knirschte er. Wie erbärmlich, dachte Sesshoumaru. Yoshi ist so tief gesunken, dass er Menschen verzehrt. Oder wozu tötete er sie sonst? Aber er sagte nur: „Probleme, Inuyasha?“ „Kannst du ihn etwa wittern?“ „Nein. Was bedeutet, dass er in einer Höhle sitzt.“ Immerhin hatte er doch die Absicht gehabt, den großen Bruder zu spielen. Der Hanyou nahm die Erklärung zur Kenntnis: „Da drüben sind Felsen. –Überlass den Kerl mir, ja?“ „Tu, was du willst. Ich werde zusehen.“ „Alles klar!“ Yoshi hob den Kopf. Besucher waren nie auf seine Insel gekommen, seit er hierher gezogen war. Die Menschen in dem Fischerdorf hatte er genügend im Griff, dass sie es nicht wagten. Und Youkai hatte er schon lange nicht mehr gesehen. Nun aber war er sicher, dass er die Energie eines Youkai wahrgenommen hatte, schon recht nahe. Wollte sich jemand etwa seine Insel unter den Nagel reißen? Das wäre ein tödlicher Fehler. Er liebte die Insel Hijo, hatte sie sich unter allen ausgesucht. Denn hier, auf dem Meer und von der höchsten Stelle der Insel aus, konnte er wunderbar die Sterne beobachten. Seine Vorliebe für Astronomie, Astrologie und Mathematik hatte ihn lange Jahre als Lehrer arbeiten lassen. Nun hatte er sich hier zur Ruhe gesetzt, fand endlich die Zeit, sich seinen Studien zu widmen. Aber ein fremder Youkai in seinem Revier- das war eine Provokation. So erhob er sich, griff nach dem Schwert, das in seiner Scheide an der Wand lag und schnallte es sich um. Falls der Unbekannte ihn für einen schwächlichen Wissenschaftler hielt, würde er einem schweren Irrtum unterliegen. So verließ er die Grotte, von deren Vorplatz aus er unzählige Male die Sterne betrachtet hatte, sprang hinunter auf die größere Lichtung des Waldes. Mit gewissem Erstaunen bemerkte er, dass sich zwei Wesen näherten. Unwillkürlich legte er die Hand an den Schwertgriff, als eine rote Gestalt mit weißen Haaren durch das Gebüsch sprang, stehen blieb, als sie ihn sah. Wer war das? In jedem Fall trug er ein Schwert. Yoshi zog leicht die Augen zusammen. „Willst du Ärger?“ erkundigte er sich. „Keh!“ machte Inuyasha: „Ich bin der Ärger höchstpersönlich, du Mistkerl!“ „Wie amüsant. Du bist doch ein Hanyou? Was treibt dich denn her? Todessehnsucht?“ „Was hast du mit den Mädchen aus dem Dorf gemacht?“ „Was geht dich das an?“ Yoshi spürte, wie der andere Unbekannte näher kam, und war alarmiert. Das war eindeutig ein Youkai. Er warf rasch einen Blick zum Waldrand. Weiße Haare, ein Fell so über der Schulter geworfen, diese Zeichnungen im Gesicht: „Sesshoumaru!“ Dieser zog die Augen zusammen: „Wenn du weißt, wer ich bin, warum begrüßt du mich wie deinesgleichen?“ „Sesshoumaru-sama“, verbesserte sich der ehemalige Mathematiklehrer eilends: „Könnt Ihr mir sagen, was dieser Hanyou…Moment mal. Bist du etwa Inuyasha?“ „Er hat es geschnallt!“ kommentierte dieser: „Also. Noch einmal. Wieso tötest du die Mädchen aus dem Dorf?“ „Was geht dich das an?“ Inuyasha fasste seinen Schwertgriff: „Ich will nur wissen, wie schnell oder langsam du sterben wirst.“ Yoshi lächelte ein wenig, blickte dann aber zu dem Hundeyoukai: „Und was wünscht Ihr?“ „Ich werde zusehen.“ Sesshoumaru war stehen geblieben, bewegte sich nicht mehr. Soweit er sich erinnerte, war Yoshi im Kampf nicht schlecht und würde für Inuyasha eine gewisse Herausforderung darstellen, auch, wenn sein Halbbruder bei dem Kampf gegen den Kesselschmied unter der schwarzen Sonne ebenso stärker geworden war, wie er selbst. Der Mathematiklehrer stutzte. Ganz offenbar waren beide Halbbrüder nicht sonderlich gut auf ihn zu sprechen. Etwa wegen dieser erbärmlichen Menschenmädchen? Dann müsste er sich erklären. „Ich verlange nur einmal im Jahr etwas aus diesem Menschendorf. Ansonsten lasse ich sie in Ruhe. Aber ab und an müssen sie daran erinnert werden, wer ihr Herr ist.“ „Und deswegen tötest du Mädchen?“ „Jungs würden mir weniger Spaß machen, das verstehst du doch. Und ich lasse sie ja auch am Leben. Falls sie allerdings schwanger werden...nun, wer will schon einen Hanyou haben, nicht wahr?“ „Du verdammter…“ Inuyasha zog Tessaiga, das sich sofort verbreiterte. „Du paarst dich also mit Menschen“, stellte Sesshoumaru fest. Und dann wollte Yoshi nicht einmal die Konsequenzen tragen? Wie erbärmlich. Der ehemalige Lehrer nahm ebenfalls sein Schwert zur Hand. Ohne Kampf würde das hier nicht über die Bühne zu bringen sein. Aber nur der Hanyou schien gegen ihn antreten zu wollen. Umso besser. Das würde kaum ein Problem werden, auch, wenn dieser offenbar das Schwert Tessaiga trug. Inuyasha hatte keine Lust, zu warten. Er machte einen Sprung vorwärts, schlug auf der Linie der Windnarbe zu: „Kaze no kizu!“ Er kann sie sehen, dachte Yoshi, als er konzentriert den Sprung dagegen setzte. Sein Schwert schien sich um Tessaigas Energie zu winden, ehe er sie mit einer harten Armbewegung beiseite schleuderte. Bäume stürzten krachend um. „Nicht schlecht, für einen Hanyou. Mawashi scheint dir etwas beigebracht zu haben.“ „Ja, zu überleben.“ Yoshi konnte die Windnarbe sehen, so weit, so schlecht, überlegte Inuyasha. Aber es wäre interessant zu sehen, wie stark er war, ob er noch dagegen ankäme, wenn er mehr Kraft einsetzte. So griff er erneut an. Yoshi hatte es bereits erwartet, schwang seine Klinge diesmal andersherum. Dadurch wurde die Energie reflektiert. Der Hanyou wurde überrascht. Trotz seines Sprunges trafen ihn die Ausläufer des eigenen kaze no kizu und er stürzte zu Boden. Der Mathematiklehrer betrachtete ihn kopfschüttelnd: „Überleben? Auf diese Art?“ „Keh! Träum weiter. Ich mach mich nur gerade warm.“ Er erhob sich. „Ein wenig schmerzhaft, oder?“ Yoshi wartete, bis sein Gegner stand: „Aber ich werde dich gleich von deinen Schmerzen befreien.“ Er lud das Schwert mit seiner Energie auf, als er vorsprang und zuschlug. Rötliches Youki fegte auf Inuyasha zu. „Danke!“ brachte der hervor, suchte erneut die Windnarbe, diesmal allerdings die um Tessaiga: „Bakuryuuha!“ Der ehemalige Lehrer war überrascht. Was sollte das für eine Technik Tessaigas sein? Aber er sah rasch, dass sein eigener Angriff zu ihm zurückgedrückt wurde. Verflixt, wie stark war dieses Halbblut eigentlich? Er stemmte sich dagegen, aber es war zu spät. Die Wucht seines eigenen Angriffs, zusammen mit dem von Tessaiga, warf ihn meterweit rücklings zu Boden. „Na also, “ sagte Inuyasha: „Ach, bevor ich es vergesse: weißt du eigentlich, wo Mawashi seine Kampfschule hat?“ Der Lehrer erhob sich mühsam. Was sollte denn jetzt diese Frage? „Im Osten, irgendwo.“ Er musste sich etwas einfallen lassen. Dieser Hanyou war stark. Und schien Tessaiga wirklich zu beherrschen. Aber er fuhr fort: „Mawashi wäre sicher entzückt, dich zu sehen, um dich umzubringen. Zu schade für ihn, dass ich dich jetzt zu deinen heiß geliebten Menschenmädchen schicken werde.“ Er sammelte all seine Energie. „Um der Menschenmädchen willen stirbst du jetzt“, gab der Hanyou mit ungewohnter Kälte zurück: „Ich habe keine Fragen mehr an dich. Fahr zur Hölle!“ Yoshi sah, wie sich Linien des Windes um Tessaiga selbst bilden zu schienen. Ihm war bewusst, dass das wohl der mächtigste Angriff war, der seinem Gegner zur Verfügung stand. Hastig wollte er selbst noch als Erster zuschlagen. Aber dies tat schon Inuyasha mit allem Zorn, der in ihm wohnte: über die sinnlos ermordeten Menschenmädchen, das Gerede von wertlosem Hanyou, seine eigene, mörderische Ausbildung. Sesshoumaru wandte sich um: „Gehen wir.“ Inuyasha warf noch einen Blick auf die schwarze Stelle, an der der Lehrer gerade eben noch gestanden hatte, ehe er seinem Halbbruder folgte: „Tamahato, oder?“ „Er ist meine Beute.“ „Ja, schon verstanden. Ich lass ihn dir gern. Aber mir gehört Mawashi!“ Der Hundeyoukai gab keine Antwort, aber das war eine Zustimmung. Am Ufer der Insel blieben beide stehen. Als Inuyasha emporblickte, bemerkte er, dass der zweiköpfige Drache sich näherte: „Du hast Ah-Un wieder gerufen?“ fragte er: „Wie machst du das eigentlich?“ „Inuyasha.“ Fast etwas wie ein Seufzen lag in der Stimme des älteren Bruders: „Wer, glaubst du, das ich bin?“ „Das ist keine Antwort.“ „Ich kann ohne Weiteres Höllendämonen beschwören. Glaubst du im Ernst, es bereitet mir ein Problem, eine Gedankenverbindung aufzubauen?“ „Oh.“ Gedankenverbindung, also. Immerhin war das eine Antwort: „Dann fliegen wir jetzt in die Berge von Nakajima.“ Und da er sah, dass sich sein Halbbruder bereits verwandelte: „Schon gut, schon gut. War wohl wieder eine überflüssige Bemerkung, oder?“ Er lernte doch etwas, gab Sesshoumaru zu. Das weite Hochtal lag weit entfernt von jeder menschlichen Ansiedlung. Und doch war es bewohnt. In Bannkreisen lebten hier allerlei magische Tiere, wurden von Menschen versorgt. Die beiden Besucher, die das Tal entlang wanderten, hatten keinen Blick für die Anmut eines Einhorns oder für die ein wenig furchtsamen Gesichter der Wärter. Sie interessierten sich allein für das weiße, große Gebäude, das am Ende des Tales war. Sie konnten dort die Energie eines Youkai spüren. Auch Tamahato hatte bemerkt, dass er Besuch bekam. Er war ein wenig überrascht, aber immer wieder kamen Youkai zu ihm, um zu lernen, oder sich auch nur Informationen über das eine oder andere magische Geschöpf zu beschaffen. Und, wer auch immer da kam war ein sehr starker Youkai. So trat er hinaus, um höflich seinen Gast zu begrüßen. Ein wenig verwundert bemerkte er, dass es zwei Besucher waren. Hatte er sich vertan und war das das Youki von beiden zusammen? Im nächsten Moment erkannte er die Zwei. Schön, dass Sesshoumaru ihn besuchen kam, war gewiss eine Ehre - aber was wollte dieser Mischling? Oder hatte das einen anderen Grund? Das musste es sein, beschloss er dann. „Welch eine Ehre, Sesshoumaru-sama, dass Ihr mich in dieser Einöde aufsucht. Wollt Ihr mir ein neues Geschöpf bringen? Ich werde ihn sicher in einem Käfig verwahren.“ Inuyasha benötigte einen Moment, um zu verstehen, dass von ihm die Rede war. Dann legte er unwillkürlich die Hand an sein Schwert. Im gleichen Moment bemerkte er, dass sein älterer Bruder etwas die Hand hob, und entspannte sich. Der hatte ja gesagt, Tamahato gehöre ihm. Nun gut. Also würde er sich im Hintergrund halten. Immerhin würde er dafür Mawashi bekommen. „Du hast dich nicht geändert, Tamahato“, stellte Sesshoumaru fest: „Damals wie heute hältst du ihn für ein Nichts.“ „Er ist es doch. Etwas, das nichts anderes als ein Tier ist. Nicht einmal ein Mensch. Nun, was wünscht Ihr dann?“ „Du hast mich angelogen. Und das werde ich dir nicht durchgehen lassen.“ Tamahato versuchte gar nicht, so zu tun, als habe er nicht verstanden: „Ihr wollt mich töten? Das dürfte selbst Euch nicht ganz so leicht fallen, mit nur einem Arm. Ihr seid schwächer geworden. - Und das alles nur wegen eines Hanyou?“ Er drehte den Kopf zu seinen Wärtern: „Lasst die Quadrippos frei! Und bringt euch in Sicherheit.“ „Quadrippos?“ erkundigte sich Inuyasha bei niemand bestimmtem. Ohne den Blick von Tamahato zu nehmen, antwortete Sesshoumaru: „Töte sie.“ Das war zwar keine Erklärung, aber der Hanyou drehte sich um. Die Menschen hatten gehorcht, waren verschwunden. Immerhin schien sich Tamahato um sein Personal zu kümmern. Interessanter freilich waren die drei vierbeinigen Wesen, die nun aus einem Bannkreis kamen. Auf den ersten Blick erinnerten sie ihn an Pferde, aber falls es welche waren, dann besaßen sie die falschen Köpfe. Diese waren mehr echsenförmig. Lange, spitze Zähne ragten aus den mehrmetergroßen Mäulern, rote Zungen hingen heraus, als die drei sie nun entdeckten und zu rennen begannen. „Keh!“ Inuyasha zog Tessaiga. Das waren keine Pflanzenfresser, das war ihm klar. Tamahato würde gleich ein paar Haustiere weniger haben. Der Lehrer für magische Geschöpfe hatte unterdessen keine Zeit verloren. Quadrippos griffen alles an, was sich auf zwei Beinen bewegte. Diese beiden Halbbrüder ahnten wohl nichts von der Gefahr, in der sie sich befanden, da sich Sesshoumaru nicht einmal umdrehte und diese Sache dem Halbblut überlassen wollte. Nun, er, Tamahato, war schlauer - und schneller. Er hatte seine wahre Gestalt angenommen, die einer gigantischen Spinne. So war er vor den Quadrippos in Sicherheit, verfügte auch selbst über seine mächtigste Waffe. Seine Beißzangen schossen voran, auf den Hundeyoukai zu, packten den rechten Arm, links allerdings nur den Brustpanzer. Aber auch so würde das Gift genügen, das er in den Körper Sesshoumarus pumpte. Dieser blickte in die Augen der Spinne über sich: „Was für ein Narr du bist, Tamahato.“ Mit einem hohen Sprung, einem Überschlag riss er sich von der Beißzange los. Er witterte, dass Inuyasha Tessaiga gezogen hatte, wohl gleich zum Angriff übergehen würde. Gut. Er konnte sich darauf verlassen, dass ihm der Halbbruder den Rücken freihalten würde. So ließ er sein Youki aufflammen, verwandelte sich in seine Hundegestalt. Der einstige Lehrer war verwundert. Woher nahm Sesshoumaru noch die Kraft, sich zu verwandeln? Das Spinnengift müsste ihm doch heftige Schmerzen zufügen, ihn langsam von innen heraus zerfressen. Stattdessen stand er jetzt einem knurrenden Hund gegenüber, aus dessen Maul eine grünliche Flüssigkeit tropfte, die zischend das Gras verbrannte. Nun erst fiel ihm ein, über welche Fähigkeiten sein ehemaliger Schüler verfügte. Die ätzende Säure war auch für Youkai tödlich. Vorsichtig machte er einen Schritt zurück, bewegte die Beißzangen drohend. Das würde nicht einfach werden. Inuyasha hatte unterdessen mit aller Kraft Tessaigas Macht gegen die drei aggressiven Quadrippos geschickt, mit einem Angriff zwei getötet. Und er hatte rasch festgestellt, dass diese magischen Tiere nicht dumm waren. Das dritte hatte die Attacke abgebrochen, war nach rechts abgebogen, wo es zuvor Menschen gesehen hatte. Diese waren nun zwar weggelaufen, aber ein Quadrippo wusste, wo die einfachere Beute zu suchen war. Das war allerdings auch dem Hanyou klar und so machte er einen Satz hinterher, schlug erneut auf der Linie der Windnarbe zu. Die Energie zerriss das Geschöpf förmlich. Er drehte sich um, stellte ein bisschen überrascht fest, dass beide Youkai sich verwandelt hatten, über das rechte Vorderbein seines Halbbruders eine dunkele Flüssigkeit rann, die er am Geruch als Gift deuten konnte. Hatte Tamahato etwa idiotischerweise versucht, den Hundeyoukai zu vergiften? Sesshoumaru bewegte sich langsam um die Spinne herum, die die Beißzangen ausstreckte, verteidigungsbereit hin- und hertänzelte. Der Riesenhund sprang mit einem Mal vor, versuchte, zuzubeißen, machte aber sofort einen Satz zurück, bemüht, dem Gegenangriff der Beißzangen auszuweichen. Ein paar Mal liefen die Attacken so ab und Inuyasha fragte sich gerade, ob er seinem Halbbruder doch helfen sollte, als der Hundeyoukai unerwartet hoch in die Luft sprang. Ehe Tamahato so recht begriff, was das sollte, war er hinter ihm, über ihm, schleuderte ihn mit einer wilden Kopfbewegung auf den Rücken. Säure aus seinem Maul tropfte hinunter, verätzte den empfindlichen Bauch der Spinne. Aus den Wunden drang Körperflüssigkeit. Der Spinnenyoukai wandte sich unwillkürlich, mühte sich wieder auf alle acht Beine. Überlebenswille trieb ihn zur Flucht, als der Riesenhund ein ganzes Stück neben ihm gelandet war. Aber der Schmerz war zu groß. Er konnte spüren, wie sich die Säure immer tiefer in seinen Körper fraß - und er wusste, dass er dem nichts entgegenzusetzen hatte. Nein, dachte Tamahato verzweifelt, als er den weißen Hund anstarrte. Doch nicht wegen eines Hanyou… In diesem Moment griff Sesshoumaru an. Inuyasha wartete, bis sich sein Halbbruder zurückverwandelt hatte: „Jetzt müssen wir Mawashi suchen.“ „Seine Kampfschule sollte bekannt sein.“ „Durchfragen? Na schön.“ Der Hanyou zuckte die Schultern: „Ich will das hinter mich bringen. Vor langer Zeit war ich nämlich eigentlich auf der Suche nach Naraku.“ „Nicht nur du.“ „Ja, schon gut. - Warte mal!“ Er lief los, zu einem Baum. Sesshoumaru war etwas irritiert, bemerkte dann aber, dass sich dort ein Mensch versteckt hatte. So blieb er stehen und sah zu, wie Inuyasha den emporzog, fragte, wo sich Mawashi derzeit aufhielt. „Ma…“ brachte der Mann heraus: „Du...Ihr meint den Kampflehrer?“ Höflich bleiben, dachte er panisch. Irgendwie musste sich der Herr in Bezug auf Hanyou gründlich geirrt haben. Das sollte man weitererzählen. „Ja, genau. Hat der Tamahato mal besucht?“ „Ja.“ „Und wo hat der seine Kampfschule?“ „Ich weiß es nicht genau, Herr“, brachte der Wärter hervor: „Edo...irgendwo in der Gegend von Edo, glaube ich…“ „Immerhin etwas.“ Inuyasha gab ihn frei: „Dann verschwinde.“ Das ließ sich der Mann nicht zweimal sagen. **************************************************************** Im nächsten und vorletzten Kapitel: Mawashis Schule, erhält der Kampfmeister unerwarteten Besuch. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, erhält, wei gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 27: Mawashis Schule --------------------------- Da sich einige gewundert haben, warum die Lehrer so "leicht" zu besiegen waren. Yoshi hatte zwar Schwertkampferfahrung, aber seine besten Tage lagen auch schon ein Stück hinter ihm. Ausserdem war er ein wenig leichtsinnig, da er ja nur gegen einen Hanyou kämpfte. Tamahato hatte als Lehrer für magische Geschöpfe noch nie ein Schwert in der Hand. Als er gegen Sesshoumaru antreten musste, blieb ihm ausser Selbstmiord nur übrig, sich in seine wahre Gestalt zu verwandeln, es mit Gift zu versuchen. 27. Mawashis Schule Die Halbbrüder wanderten nebeneinander die Hochebene entlang. Eine gute halbe Tagesreise entfernt konnten sie bereits das Meer wittern. Vor sich machten sie eine hohe, graue Mauer aus. Die Dächer einiger Häuser ragten noch über die Einfassung. Das musste Mawashis Kampfschule sein. Das große Tor war verschlossen. Ganz offenkundig wünschte Mawashi keine Besucher. Fünfzig Schritte vor der Mauer blickte Inuyasha seitwärts: „Ich werde mal anklopfen, oder?“ „Mawashi gehört dir.“ Der Hanyou zog Tessaiga. Er wollte, dass der Kampflehrer gleich den richtigen Eindruck davon bekam, was er so in der Zwischenzeit konnte: „Kaze no kizu!“ Die Energie raste auf das Tor zu, sprengte das Portal und einen Teil der Mauer daneben. Als sich der Staub legte, konnten die beiden Besucher erkennen, was sie erwartete. Langsam gingen sie näher. Es war ein großer, kreisrunder gepflasterter Hof, dahinter standen mehrere Gebäude. Auf einer Tribüne hatte der Schwertmeister gesessen und den Youkai zugesehen, die zuvor gegeneinander gekämpft, exerzierten hatten. Es waren gewiss um die fünfzig, und keine schwachen. Die übenden Youkai hatten ihr Training abrupt unterbrochen und starrten die beiden Neuankömmlinge an. Mawashi war aufgesprungen. Ein wenig fassungslos betrachtete er seinen Überraschungsbesuch, warf dann noch einen Blick auf das zerstörte Tor, ehe er die Treppe hinunter stieg und näher kam. „Welche Überraschung, Sesshoumaru-sama. Noch immer ein wenig hitzköpfig, wie ich sehe. Es wäre doch nicht nötig gewesen, das Tor zu zerstören. Allerdings…hm. Es ist wirklich bedauerlich, wenn man das edle Blut Eures Herrn Vaters so verschwendet sieht. Ihr, der Ihr die hervorragendsten Anlagen besitzt, das Zeug, zu einem der mächtigsten Dai Youkai zu werden, den die Erde je sah…und macht Euch gemein mit einem nichtswürdigen Bastard.“ „Du hast dich wirklich nicht verändert, Mawashi“, fauchte der Hanyou. „Aber da dir mein Name offenbar entfallen ist, helfe ich dir gern auf die Sprünge. Ich bin Inuyasha!“ Der Schwertmeister beachtete ihn nicht: „Ich glaube kaum, dass Ihr gekommen seid, Sesshoumaru-sama, um Euer Training bei mir wieder aufzunehmen. Und ich hoffe doch schwer, dass Ihr mir nicht zumuten wollt, Euch mit einer Absage zu belästigen, wenn ich dieses Halbblut noch einmal unterrichten sollte.“ „Ich mache keinen Fehler zweimal.“ Sesshoumaru klang kalt. Mawashi war unwillkürlich alarmiert. Das Letzte, was er über die Halbbrüder gehört hatte, war, dass sie sich nicht ausstehen konnten und sich bekämpften. Das hatte er durchaus verstehen können. Er hätte das an der Stelle des Älteren auch getan. Solche Kreuzungen, Halbblüter, mussten vom Erdboden getilgt werden. Alle Schwächlinge mussten sterben. Aber nun tauchten die Halbbrüder hier bei ihm Seite an Seite auf. Hatten sie sich etwa ausgesprochen? Wusste Sesshoumaru-sama nun, dass er, Mawashi und die anderen versucht hatten, diesen Bastard im Rahmen der Ausbildung zu töten? Aber warum war er dann so erbost? Er sollte dankbar sein, dass sie ihm diese Aufgabe hatten abnehmen wollen und er sich nicht die Finger damit schmutzig hatte machen müssen. Oder war er einfach ärgerlich, dass sie ihn angelogen hatten? „Ich kann verstehen, Sesshoumaru-sama, wenn Ihr ein wenig zornig darüber seid, dass wir Euch nicht immer alles über die Ausbildung des Hanyou gesagt haben.“ „Nicht immer alles?“ Inuyasha wurde wütend, dass dieser Trainer ihn noch immer nicht beachtete: „Ihr habt ihn angelogen. Und mich gleich dazu. Und du hast versucht, mich umzubringen.“ Mawashi warf ihm nun doch einen Blick zu: „Es wundert mich in der Tat, wie so etwas bis heute überleben konnte. Aber wie ich sehe, trägt es Tessaiga, das Schwert des verstorbenen Herrn.“ Der Hanyou knirschte mit den Zähnen und legte die Hand an seine Waffe: „Du wirst gleich merken, dass Tessaiga mein Schwert ist.“ Der Schwertmeister ignorierte ihn wieder. „Sesshoumaru-sama, bitte, sagt, was Euch nun hergetrieben hat, noch dazu in dieser Begleitung.“ „Inuyasha möchte dich umbringen. Ein durchaus begreiflicher Wunsch, nicht wahr?“ Der Hundeyoukai bemerkte, dass die Schüler einen Kreis um sie geschlossen hatten. „Ich verstehe Euch nicht, Sesshoumaru-sama.“ Mawashi klang nun auch kühler: „Schön, ich gebe zu, dass wir Euch nicht die ganze Wahrheit erzählt haben. Aber das ist doch eines Dai Youkai nicht würdig, deswegen nach zweihundert Jahren auf Rache zu sinnen. Und es wäre doch durchaus in Eurem Sinn gewesen, hätte der Bastard damals einen Unfall gehabt. Keine Schande mehr in Eurer Familie, keine schwächliche Kreuzung, die Anspruch auf ein Erbteil Eures verehrten Vaters hätte. Wir haben versucht, Euch dies abzunehmen.“ „Es war unehrenhaft.“ „Wir reden über dieses Nichts von Hanyou. Und Ihr redet von Ehre. – Ach, wenn es tatsächlich glaubt, dass ich mich herablasse, gegen es zu kämpfen, ist es größenwahnsinnig. Ich bin ein vollblütiger Youkai, ein Schwertmeister des höchsten Ranges. Ich werde mein Schwert nicht mit dem Blut eines Schwächlings beschmutzen.“ Er sah wieder zu dem Hundeyoukai: „Geht nun. Ich verstehe wirklich nicht, was aus Euch geworden ist, Sesshoumaru-sama. Es ist doch nur ein Bastard, eine Mischung, eine Beleidigung für jeden Youkai.“ „Keh!“ presste Inuyasha heraus. Wirklich, Mawashis Meinung hatte sich kein bisschen verändert. „Er ist der Sohn meines Vaters.“ Sesshoumaru legte die Hand an sein Schwert. Der Schwertmeister interpretierte das richtig. Beide Halbbrüder hatten die Hände an den Waffen, wollten offenbar einen Kampf zwischen ihm und diesem Bastard erzwingen. Da hatten sie sich freilich getäuscht. Er wusste genau, wie stark sie waren. Immerhin hatte er vor Jahrhunderten beide trainiert. Und er hatte alle seine Schüler hier. So wandte er den Kopf: „Werft diese Idioten raus. Wenn sie nicht freiwillig gehen, dann tötet sie.“ Er wandte sich ab und ging, um sich wieder auf seinen Stuhl zu setzen. Sesshoumaru würde sich gewiss nicht leicht geschlagen geben, aber gegen diese Menge seiner Youkai-Schüler kam er nicht an. Da waren durchaus starke Kämpfer dabei. Interessiert beobachtete er, wie die Halbbrüder ihre Schwerter zogen, Tessaiga sich deutlich vergrößerte. Ja, davon hatte er schon gehört. Die Fähigkeiten dieses Schwertes waren beachtlich, wenn der rechtmäßige Besitzer es einsetzte. Tessaiga und Sesshoumaru, das wäre in der Tat eine Kombination gewesen, die ihm Unbehagen bereitet hätte. Aber der Hundeyoukai trug zwei andere Schwerter. Und ein Bastard würde Tessaiga nie so einsetzen können, wie ein wahrer Youkai. Der Kreis seiner Schüler um die beiden erweiterte sich etwas, da alle ihre Waffen zogen, Platz zum Kämpfen suchten, da die meisten mit Youki-Angriffen stritten. Die Hundebrüder in der Mitte wichen Rücken an Rücken. Äußerst amüsant. Oder auch bedauerlich. So edles Blut wie Sesshoumaru und dann musste er wegen eines Halbblutes sterben? In jedem Fall wirkten die beiden so, als ob sie schon öfter solche Kämpfe gefochten hatten. Nun, vermutlich gegen Menschen, etwas anderes würde ein Hanyou ja nicht besiegen können, nicht einmal mit Tessaiga. „Dieser Vollidiot von Mawashi“, zürnte Inuyasha: „Zu feige, selbst zu kämpfen, aber seine Schüler sollen das tun. – Wenn ihr angreift, werden ihr sterben. Ich habe allerdings keine Lust, euch umzubringen, “ fuhr er lauter fort: „Mein Ziel ist allein der liebe Mawashi. Und wenn du glaubst, “ schrie er hinüber: „Dass du dem Kampf mit mir ausweichen kannst, unterliegst du einem tödlichen Irrtum!“ Der erste der Youkai betrachtete das als Einladung und kam mit einem weiten Sprung auf den Hanyou zu, das Schwert erhoben. Inuyasha riss Tessaiga empor, parierte Klinge auf Klinge. Aber er wusste, dass er das nicht oft durchziehen könnte - nicht, wenn bei einer solchen Übermacht gleich alle die Feindseligkeiten eröffnen würden, womöglich gleichzeitig. So stieß er den Angreifer weg. „Verdammt, ich will euch nicht umbringen!“ „Du wirst sterben, Hanyou!“ gab einer zurück und lud seine Klinge mit Youki auf. Was sollte er nur tun? Er wollte eigentlich nicht Mawashis Schüler töten, aber wenn er nicht mit voller Kraft kämpfte, sah die Sache mies für ihn aus. Er spürte hinter sich das vertraute Youki seines Halbbruders ansteigen. Sesshoumaru würde Ernst machen, da war er sicher. Niemand griff den je an, ohne dafür eine Reise ins Jenseits bewilligt zu bekommen. Vielleicht würde ein einziger Anlauf bei ihm genügen und die anderen dann erkennen, dass sie keine Chance hatten. Aber dafür würde Mawashi auch bezahlen, einfach so seine Schüler zu opfern, um selbst einem Kampf auszuweichen, ohne auch nur eine Ahnung zu haben, wie sehr er, Inuyasha, sich in den letzten Jahren verbessert hatte. So hob er Tessaiga: „Zum letzten Mal, Trottel: ich werde hier nicht mehr herumspielen!“ Sesshoumaru betrachtete seine Gegner ungerührt, seine Klinge schräg vor sich. Zum einen waren es deutlich weniger Schüler, die sich ihm entgegengestellt hatten, wohl lebensmüde waren. Zum anderen waren sie nicht von einer Klasse, die ihm Probleme bereiten würde. Allerdings hatte er Inuyasha gesagt, dass dieser Mawashi haben dürfte, und er sollte sich nicht mehr als notwendig in diesen Kampf einmischen. Zumal diese Schüler kaum die geringste Ahnung davon haben durften, dass ihr verehrter Meister ein Hochverräter war, der nach jedem Gesetz den Tod verdient hatte. Ein Angriff sollte genügen, dass den anderen bewusst wurde, wie wenig Aussichten solch ein Kampf hatte. Da Inuyasha gerade gerufen hatte, er werde nicht mehr herumspielen, lud er seinerseits sein Schwert mit seinem Youki auf. Eine harte Armbewegung jagte die Energie in Richtung der Youkai vor ihm. Fast gleichzeitig hörte er den Ruf seines Halbbruders: „Kaze no kizu!“ Mawashi hatte der Entwicklung entspannt zugesehen. Immerhin waren diese beiden seine Schüler gewesen, und, auch wenn er sie Jahrhunderte nicht mehr gesehen hatte, nahm er doch nicht an, dass sie sich sehr verbessert hatten. Es gab keinen größeren Lehrer als ihn, keinen besseren Schwertkampfmeister. Falls sie sich wirklich gesteigert hatten, in realen Kämpfen, Duellen auf Leben und Tod, so konnte das nicht so viel sein. Niemand kämpfte schließlich jeden Tag einen Endkampf. Jetzt allerdings spürte er fast entgeistert die Energie des Hundeyoukai, die gegen seine Schüler eingesetzt wurde, jeden tötete, der nicht rechtzeitig ausweichen konnte. Und dann wurde ihm wirklich kalt. Dass man Sesshoumaru nicht so leicht besiegen konnte, hatte er schon erwartet. Aber die Macht der Windnarbe, die diese Missgeburt von Hanyou da aussandte, war vollkommen unerwartet. Damit hätten hundert andere, gute Youkai-Krieger nicht mithalten können. „Verdammt...“ brachte er hervor und sprang auf. Er war der Lehrer, der Meister, der Verantwortliche. Und er musste seine Schüler schützen: „Zieht euch zurück!“ schrie er. Was auch immer die beiden hierher geführt hatte - nichts war es wert, dass er seine Pflicht gegenüber seinen so talentierten Youkai-Schülern versäumte. Er griff nach seinem Schwert, das in der Scheide neben ihm auf dem Boden lag. Die Kampfschüler waren nicht an dieser Schule im Training, weil sie schlecht waren. Und sie hatten rasch begriffen, dass es nichts als Selbstmord war, sich den beiden Halbbrüdern weiter entgegen zustellen, zumal der eine ja schon mehrfach erwähnt hatte, dass sie von ihnen eigentlich nichts wollten. Nun, mit der Genehmigung des Meisters, war alles klar. So zog sich zurück, wer sich zurückziehen konnte. Man hätte es fast als Flucht bezeichnen können, so schnell wie die Youkai an, auf der Mauer waren. Sesshoumaru schob sein Schwert zurück, drehte sich ein wenig, um dem Kampflehrer entgegen zu sehen. Sein jüngerer Halbbruder behielt Tessaiga in der Hand, murmelte aber: „Na also.“ Lauter ergänzte er: „Immerhin lässt du nicht alle deine Schüler massakrieren.“ Mawashi schob sich seine Waffe in den Gürtel, während er näher kam. Er blickte zu dem Hundeyoukai: „Ihr werdet Euch aus dem Kampf heraushalten, Sesshoumaru-sama?“ „Ja.“ „Und wenn ich gewinne?“ „Du wirst nicht gewinnen“, erklärte Inuyasha prompt, ärgerlich, dass er schon wieder ignoriert wurde. „Auch dann“, sagte Sesshoumaru ruhig, wandte sich ab und ging zu der Mauer. Mit einem Satz war er oben, mitten unter den Schülern, die ihn ein wenig besorgt betrachteten. Da er aber nur ruhig stehen blieb, hinunter in den Hof der Schule blickte, nahmen sie an, dass er sie tatsächlich nicht bekämpfen würde. Warum auch immer diese beiden Unbekannten zu Mawashi gewollt hatten, es handelte sich wohl nur um eine Angelegenheit dieses Halbblutes mit ihrem verehrten Meister. Und keiner der Youkai bezweifelte, dass der berühmteste Kampflehrer ganz Japans gewinnen würde. Der Schwertmeister musterte Inuyasha zum ersten Mal genauer. Die Energie, die dieser mit Tessaiga aktiviert hatte, war tatsächlich beeindruckend gewesen. Das war eben ein ganz besonderes Schwert. Sogar in der Hand eines minderwertigen Bastards brachte es solche Macht zusammen. Aber er war ein zu erfahrener Lehrer, um nicht zu erkennen, dass der Mischling den Griff mit beiden Händen hielt, in einer Weise, die er ganz sicher in keiner Schule der Welt je lernen würde. Anscheinend hatte sich das Halbblut das Kämpfen selbst beigebracht. Wie erbärmlich. So zog Mawashi blank. Inuyasha hob sein Schwert ein wenig: „Jetzt musst du mich beachten!“ „Äußerst kurzfristig.“ Der Schwertmeister wich ein wenig zurück, um Platz für seinen Angriff zu bekommen. Er verspürte nicht die mindeste Lust, sich länger als notwenig mit diesem Nichts zu beschäftigen. Allerdings musste er vor dem Angriff der Windnarbe auf der Hut sein. Das war vorher in der Tat eine Kraft gewesen…. Nun gut. Dieses Schwert war der Zahn eines der stärksten aller Youkai-Fürsten. Und der Bastard nutzte die Macht seines Vaters, das war alles. „Keh!“ machte Inuyasha leise, ehe er sein Schwert über den Kopf hob, es ein wenig schwenkte, um die Windenergie zu suchen: „Zeige es diesem Mistkerl, Tessaiga.“ Mit aller Stärke, die er im Moment aufbringen konnte, ließ er die Klinge auf der unsichtbaren Linie zuschlagen. Mawashi fand sich bestätigt. Durchaus Kraft, aber keine Technik. Er sprang ein wenig vor, bewegte seinen Schwertarm kreisförmig. Sein Schwert schlang sich um die Energie, schien sie einzusammeln, ehe er sie mit einer ruckartigen Armbewegung zurück schickte. Der Hanyou erkannte, dass sein Angriff abgewehrt wurde, machte einen Satz beiseite, aber Ausläufer der Windnarbe trafen ihn noch, ließen ihn rücklings zu Boden fallen. „Unser Meister!“ sagte einer der Zuschauer beeindruckt, bemerkte dann, dass der Hundeyoukai neben ihm ihn ansah: „Mawashi-san ist der Beste!“ erklärte er daher. „Er ist tot.“ „Warum glaubst du das? Das ist doch nur ein Hanyou und Mawashi-san...“ „Rohe Kraft gegen Eleganz, Macht und Technik“, ergänzte ein anderer: „Außerdem: was sollte zuvor das Gerede von Ehre und so? Das ist ein Bastard.“ Sesshoumaru beschloss, den Schülern die Wahrheit zu sagen. Er hatte zwar schon erwähnt, dass er sich nicht einmischen werde, aber das sollten auch diese Youkai nicht tun. „Mawashi hat versucht, meinen Halbbruder als Kind zu töten. Und das ist Hochverrat.“ „Unsinn. Einen Hanyou zu töten ist eine gute Tat…äh...ich meine…“ Der Blick, den ihm dieser Hundeyoukai zuwarf, gefiel ihm nicht: „Wieso überhaupt Hochverrat? Das wäre es nur, würde man einen Fürsten oder einen aus seiner Familie umbringen wollen.“ „Sekunde mal…“ Ein anderer der Schüler starrte Sesshoumaru an: „Du bist ein Hundeyoukai. Und solch ein Fell über der Schulter….Du bist der Sohn des Herrn der westliche Gebiete? Und das ist dein Halbbruder?“ Sie hatten es begriffen. So wandte er sich wieder dem Kampf unten zu. Inuyasha war bereits aufgesprungen. Natürlich. Das Gewand aus Feuerrattenhaar schützte ihn ebenso gut wie eine Rüstung. „Nicht schlecht, Mawashi. Du kannst die Windnarbe sehen.“ Der Hanyou klang fast anerkennend. „Oh, bitte. Wer kann das nicht?“ Der Schwertmeister hatte unterdessen seine Klinge mit seinem Youki aufgeladen, schlug scheinbar nur auf die Erde. Lange Kampferfahrung gegen seinen Halbbruder ließ Inuyasha einen Satz zurück machen, um aus der Reichweite der Energie zu kommen, ehe er die andere Technik Tessaigas anwandte. Bakuryuuha. Die Windenergie um die Klinge seines Schwertes umschlang den Angriff seines Gegners, drückte ihn zurück. Der Hanyou suchte einen festen Stand, ehe er mit aller Kraft, die ihm momentan zur Verfügung stand, die Attacke zurückdrängte, auf Mawashi zu. Der Schwertmeister war ein wenig überrascht. Eine solche Technik des Schwertes hatte er nie zuvor gesehen. Der verstorbene Herr hatte sie zumindest niemals eingesetzt. Aber natürlich war das kein Problem für jemanden wie ihn. Mawashi sprang hoch in die Luft, blieb dort schweben. Die Energie raste unter ihm durch. „Mist“, murmelte Inuyasha, aus zweierlei Gründen. Erstens war die Attacke danebengegangen, zum zweiten hatte er schlicht vergessen, dass der Schwertmeister wohl fliegen konnte. Die nächsten Angriffe würden vermutlich von oben kommen. „Wie zu erwarten: die Kraft des Vaters und kein Gehirn, “ sagte der Kampflehrer. „Aber immerhin. Dann werden wir noch ein bisschen Spaß haben, ehe es einen Bastard weniger gibt.“ „Keh! Der letzte Typ, der gegen mich den Mund so voll nahm, darf sich schon lange den Rasen von unten betrachten.“ Der Hanyou fasste Tessaiga etwas fester, in der Überzeugung, es würde gleich einen Angriff geben. „Tatsächlich?“ spottete Mawashi, während er seine Klinge erneut mit Energie auflud. Im nächsten Moment flog er von oben auf seinen Gegner zu, schlug zu, änderte im gleichen Moment die Richtung, griff nun von der anderen Seite an, dann wieder andersherum. Inuyasha parierte mit Mühe die rasch aufeinander folgenden Schläge. Ihm war klar, dass eine falsche Abwehr für ihn eine schwere Verletzung zur Folge haben würde. Leider war Mawashi wirklich nicht umsonst als der beste Schwertmeister Japans bekannt. Aber allzu lange würde auch er eine so schnelle Angriffsfolge nicht durchhalten. „Was für eine gute Technik unser Meister hat!“ kommentierte einer der Youkai-Schüler. „Der Hanyou ist schon so gut wie tot.“ „Dennoch. Ich helfe dem verehrten Meister.“ Sein Nachbar griff zu seinem Schwert. Im gleichen Augenblick zuckte eine leuchtende Schnur durch die Luft, tötete ihn. Erschreckt starrten die anderen zu Sesshoumaru. Der ließ die Hand sinken, blickte ohne jedes Wort wieder zu dem Kampf. Inuyasha war mit einem weiten Sprung zurück den fortgesetzten Angriffen entkommen. Auf seiner linken Schulter zeichnete sich allerdings ein dunkler, sich vergrößernder Fleck ab. Einmal hatte er zu spät pariert. Mawashi betrachtete ihn kurz, ehe er nachsetzte. Er hatte den Hanyou gezwungen, Blut zu vergießen, jetzt würde er diesen Kampf zu Ende bringen. Wieder griff er mit einem Wirbel von Schlägen an. Inuyasha wusste, dass der Schwertmeister nun mit aller Kraft kämpfte. „Ist das alles?“ brachte er während seiner Abwehr hervor: „Mehr hast du ach so toller Youkai nicht zu bieten?“ In ihm stieg die Erinnerung auf, an Demütigungen, Schläge, Verletzungen. Diese Gefühle überschwemmten ihn förmlich, ließen einen nie gekannten Zorn in ihm aufsteigen. „Für dich reicht das doch immer.“ Mawashi hütete sich, seine Besorgnis zu zeigen. Diese Missgeburt wehrte seine Attacken noch immer ab, schien nun auch noch mehr Kraft einzusetzen. Wie stark war der eigentlich? Mit einem Satz sprang der Schwertmeister hoch in die Luft: „Ja!“ schrie er auf, als er seine volle Energie über seine Klinge auf seinen Gegner zu jagen ließ. „Bakuryuuha!“ Jetzt war wirklich Schluss. Mit aller Macht schlug Inuyasha den Angriff zurück, mit all seinen Erinnerungen an Mawashis Beleidigungen, Mordversuche. Der Schwertmeister wollte die Attacke nun seinerseits zurückschicken, hatte mit dem erneuten Einsatz dieser Technik gerechnet. Mit gewissem Entsetzen spürte er, wie der Angriff des Hanyou seine eigene Macht überrannte und ihn frontal traf. Mit einem unwillkürlichen Schmerzlaut stürzte er aus der Luft ab, prallte mit dem Rücken hart auf den Boden, für einen Augenblick benommen. Seine Schüler sahen es bestürzt, beobachteten fassungslos, wie dieser Bastard mit einem gewaltigen Satz bei ihrem Lehrer war, dem das Schwert aus der Hand schlug. Aber niemand wagte es, dazwischenzutreten. Der Hundeyoukai bei ihnen hatte nur zu deutlich gemacht, dass er zwar nicht in den Kampf eingreifen würde, um seinem Halbbruder zu helfen, aber auch keine Einmischung von anderer Seite dulden würde. Und gewiss würde Mawashi noch etwas einfallen. Ein solcher Meister verlor doch nie im Leben einen Kampf. Der Schwertlehrer öffnete die Augen, tastete instinktiv nach seinem Schwert. Aber da sah er auch schon den Hanyou über sich, spürte Tessaiga an seiner Kehle. Das gab es doch nicht. Er, Mawashi, sollte gegen solch eine Missgeburt verlieren? „Erinnerst du dich an die Kappa-Kammer?“ fragte Inuyasha: „Oder an die nette Schlucht, in die du mich hast fallen lassen? Und andere Prüfungen?“ Natürlich entsann sich Mawashi dieser Begebenheiten. Aber er schwieg. „Und soll ich dir mal was sagen? Ich habe ziemlich lange gebraucht, um mitzubekommen, dass das nicht nur einfache Mordversuche waren, sondern dass du auch noch Hochverrat begangen hast. Immerhin bin ich der Sohn des verstorbenen Inu no Taishou, nicht wahr? Du hast aus den verschiedensten Gründen den Tod verdient. Im Übrigen muss ich dir auch noch sagen, dass du mit Sicherheit der stümperhafteste Hochverräter aller Zeiten warst. Ich war ein kleines Kind und du hast es nicht geschafft, mich zu erledigen. Ganz schön blöd.“ „Das…“ Mawashi wollte sagen, dass er sich das nicht anhören müsste. Aber er lag auf dem Rücken, Tessaiga am Hals, einen Fuß dieses Bastards auf der Brust. So änderte er um: „Bist du fertig? Dann töte mich.“ Er würde doch keinem Hanyou die Freude machen, um sein Leben zu betteln. „Das würde dir so passen.“ Inuyasha warf einen raschen Blick empor zu den Schülern, seinem Halbbruder: „Nein. So leicht kannst du dich nicht aus dem Staub machen. Sesshoumaru hat dich mir überlassen. Und ich verurteile dich dazu, zu leben. Ich verbiete dir, Selbstmord zu begehen, denn dein Leben gehört nun mir. Leb nur weiter, mit dem Bewusstsein, dass du gegen einen ach so nichtsnutzigen Hanyou verloren hast. Es gibt eine Menge Zeugen dafür. Bald wird es in ganz Japan herum sein, dass der ach so tolle Youkai-Schwertlehrer Mawashi gegen einen Hanyou verloren hat. Freu dich drauf.“ Er nahm Tessaiga weg, sprang zurück: „Viel Spaß noch, Mawashi.“ Er drehte sich um und ging. Er war sicher, dass jeder der Zuschauer seine Meinung über Hanyou korrigiert hatte. Wie er erwartet hatte, war sein Halbbruder mit einem Sprung an seiner Seite. ************************************************ Mawashi dürfte ein paar unangenehme Jahre vor sich haben. Der Spott seiner Berufskollegen ist ihm sicher. Und vielleicht rettet Inuyashas Sieg den einen oder anderen Hanyou. Das nächste - und letzte - Kapitel heisst: Das Ende des Kreises. Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Kapitel 28: Das Ende des Kreises -------------------------------- Das Turnier ist zu Ende, die Lehrer wurden besucht...aber da war noch eine Kampfansage.. 28. Das Ende des Kreises Der riesige weiße Hund landete auf einer Waldlichtung und der zweiköpfige Drache folgte seinem Beispiel prompt. Während Inuyasha sich verwirrt umsah und vom Rücken Ah-Uns glitt, verwandelte sich Sesshoumaru zurück. „Was soll das jetzt?“ erkundigte sich der jüngere Halbbruder. Irgendwie hatte er erwartet, dass sie entweder zu dem Schloss zurückkehren würden - wobei er niemandem hätte sagen können, was er dort gewollt hätte - oder aber zu Kagome und den anderen fliegen würden. So fand er seine Frage mehr als berechtigt. Der Hundeyoukai antwortete nicht, sondern drehte sich um, ging in den Wald. War Inuyasha wirklich so dumm, wie er manchmal tat, oder war das die schiere Ahnungslosigkeit eines noch Fast-Welpen? „Ich habe dich etwas gefragt!“ Der Hanyou machte einen Satz, um an die Seite seines Halbbruders zu kommen. „Kennst du diese Gegend?“ Ein gewisser genervter Unterton war kaum zu überhören. Inuyasha erfasste, dass noch vor wenigen Wochen ein derart eisiger Sesshoumaru ihn angegriffen hätte, und dachte nach. Nein, er wusste nicht, wo er war. Immerhin war er selten zuvor geflogen und von oben sah die Landschaft völlig anders aus. Dann jedoch verriet ihm seine Nase, dass dieser Wald bekannt roch, ja, geradezu vertraut. Das waren Bäume, an denen er schon hunderte Mal vorbeigelaufen war. Bald würde der alte Baum kommen, der Knochenfressende Brunnen, dann Kaedes Dorf. Kein Wunder, dass er seinem Halbbruder mit der Frage so verärgert hatte. Das war eine Gegend, in der er immerhin Jahrhunderte gelebt hatte. Aber dennoch: was sollte das? Kagome und die anderen waren doch weiter im Norden? Oder? „Klar kenne ich den Wald. Aber ich wollte zu Kago… zu meinen Freunden, “ ergänzte er hastig: „Darum…“ „Sie sind hier.“ "Äh..." Woher der Hundeyouki auch das schon wieder wusste. Manchmal war es wirklich nervtötend. War das immer so, wenn man einen älteren Bruder hatte? Oder war seiner eine Spezialausführung? Immerhin hatten sie sich in den vergangenen Tagen, Wochen doch ziemlich einander angenähert, einiges aus der Vergangenheit buchstäblich erledigen können. Aber keiner von ihnen beiden hatte sich wohl grundlegend geändert. Wozu auch. Jeder war er selbst. Dazu Youkai und Hanyou. In jedem Fall war es wohl besser, jetzt nichts mehr zu sagen, sondern neben Sesshoumaru herzugehen. Während sie so nebeneinander durch den Wald wanderten, tauchte in Inuyasha plötzlich der Gedanke auf, dass da ja noch immer ein Duell auf ihn wartete. Sesshoumaru hatte gesagt, er wolle mit ihm kämpfen, zuerst nach Abschluss des Turniers, dann nach der Jagd auf die Lehrer. Sesshoumaru hatte es gesagt, und er würde sein Wort nie zurücknehmen. Schade, eigentlich. Er selbst verspürte nach den Erlebnissen der letzten Zeit nicht die mindeste Lust, seinen älteren Bruder zu töten. Aber wenn er nicht selbst sterben wollte, musste das wohl sein. Es konnte am Ende nur einen geben. Vor dem Schrein des kleinen Menschendorfes war eine recht bunt gemischte Gesellschaft versammelt. Die alte Kaede erklärte Kagome einige Pflanzen und wie man sie zu Heiltränken verwenden konnte. Sango und Miroku saßen an der Wand, wenn auch wohlweislich drei Meter auseinander. Neben der Dämonenjägerin lag ihr Bumerang und sie warf immer wieder unwillkürlich einen Blick herum. Der rote Handabdruck auf der linken Wange des Mönches verriet allerdings, dass sie sich auch ohne den Hiraikotsu zur Wehr setzen konnte. Auf der Treppe zu dem Schrein waren der kleine Fuchsyoukai Shippou und das Menschenmädchen Rin, die begeistert miteinander malten, der eine Inuyasha, die andere Sesshoumaru. Jaken saß abseits am Bachufer und grummelte. Warum nur hatte Sesshoumaru-sama ihm befohlen, samt Rin ausgerechnet zu Inuyashas Menschenbande zu gehen? Womit hatte er seinen Herrn so verärgert, dass er ihm solche Gesellschaft auferlegte? Menschen. Und dazu leider noch welche, die seine unvergleichlichen Vorschläge kein bisschen zu schätzen wussten. Sango erhob sich: „Youkai.“ Das Wort genügte, dass alle aufstanden, vorsorglich kampfbereit. „Sesshoumaru-sama!“ meinte der heran laufende Jaken indessen prompt, was Rins Gesicht aufleuchten ließ. Inuyashas Freunde dagegen wussten nicht so genau, was sie davon halten sollten. Kam Sesshoumaru allein oder war auch der Hanyou dabei? Oder hatten sich die Halbbrüder doch noch ein letztes Mal duelliert? War ihr Freund das letzte Opfer des mörderischen Turniers geworden? Aber dann erkannten sie erleichtert die rot gekleidete Gestalt zwischen den Bäumen. Die beiden kamen Seite an Seite. Das Turnier schien nichtsdestoweniger zu Ende zu sein, sie jedoch ihren Frieden miteinander geschlossen zu haben. Kagome lief los und warf sich um Inuyashas Hals: „Bin ich froh, dass dir nichts passiert ist! Ich habe mir solche Sorgen gemacht!“ Sie gab ihn frei, da sie merkte, dass er förmlich erstarrte. Dem Hanyou war diese Begrüßung ein wenig peinlich – zumindest, bis er erkannte, dass sich Rin inzwischen vor seinem älteren Bruder aufgebaut hatte, den anstrahlte: „Ihr habt gewonnen, Sesshoumaru-sama!“ „Natürlich, du dummes Kind.“ Jaken kam ebenfalls heran: „Sesshoumaru-sama ist doch der stärkste aller Youkai, wie kannst du daran zweifeln?“ „Aber ich habe nicht daran gezweifelt, Jaken-sama“, sagte die Kleine prompt. „Äh, Entschuldigung...“ meldete sich eine Stimme von Mirokus Schulter. Nicht nur der Mönch guckte überrascht auf den unerwartet wieder erschienenen Flohgeist. Myouga war es sichtlich unangenehm, plötzlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, zumal ihn zwei goldene Augenpaare musterten, und fuhr hastig fort: „Ich dachte nur immer, dieses Kessel-Turnier sei ein mörderischer Ausscheidungswettbewerb.“ „War es, ja“, gab Inuyasha zu: „Und?“ „Ich dachte…Es hieß doch immer, es könne nur einen Überlebenden geben.“ Wie sollte man das geschickt sagen? „Stimmt.“ „Inuyasha-sama…ihr seid zu zweit.“ Myouga war leicht verzweifelt: „Bitte, was ist geschehen?“ „Es wird kein Kessel-Turnier mehr geben.“ Diese Feststellung ließ alle zu dem Hundeyoukai blicken, der sich bereits abwandte: „Gehen wir.“ Rin eilte sofort los, um den Drachen zu holen, der den beiden Halbbrüdern langsam gefolgt war. „Es wird kein Turnier mehr geben?“ echote Myouga fassungslos und nicht nur die Menschen schlossen sich dem gedanklich an. „Ja“, meinte Inuyasha befriedigt. „Wir haben den Kesselschmied umgelegt und den Kessel zerstören lassen. Das war ganz schön anstrengend. Ach ja, im Schloss waren wir auch. Das kann ich euch dann ja später erzählen.“ Darauf waren alle neugierig. Der Hanyou bemerkte in diesem Augenblick, dass sein Halbbruder wirklich gehen wollte. Mit Jaken und Rin. Für einen Moment packte ihn tiefe Enttäuschung. Sie waren sich in den letzten Tagen so viel näher gekommen, hatten so viel gemeinsam erlebt und jetzt wollte der Hundeyoukai ihn tatsächlich abermals allein lassen? Die hilflose Trauer des kleinen Jungen, der er einst gewesen war, kam wieder in ihm hoch, ließ ihn das geplante Duell vergessen, die Tatsache vergessen, dass es nur einen geben konnte: „Sesshoumaru!“ Dieser blieb tatsächlich stehen, wandte sich aber nicht um. „Du willst gehen? Ohne mich?“ „Es ist vorbei.“ Das war Inuyasha inzwischen auch klar. „Oh ja, natürlich. Wie kam ich auch nur auf die Idee, dass wir uns irgendwie angefreundet haben könnten. Natürlich kennst du so was ja gar nicht. Nur eine gemeinsame Aufgabe und das war es.“ Er erinnerte sich nur zu gut an den Hasenyoukai Haku im Shi no Mori, der ihm das eindeutig klar gemacht hatte. Freundschaft gab es für Youkai nicht. Aber er hatte eben gehofft… „Egal. Wenn du je auf die Idee kommen solltest, dich auf jemanden verlassen zu wollen, versuch dir einfach vorzustellen, dass ich es sein könnte. Denn auch, wenn du jetzt schweigst und gehst, das wird nie etwas an dem ändern, was wir in den letzten Tagen gesagt und getan haben.“ Die Menschen und anderen Youkai hatten diesem Gefühlsausbruch etwas fassungslos gelauscht. So kannten sie Inuyasha gar nicht. Was war da nur in den letzten Tagen alles geschehen? Dieser ergänzte ein wenig verbissen: „Und damit habe ich nicht gesagt, dass ich nicht gegen dich kämpfen werde!“ Nicht, dass der ältere Bruder auf die Idee kommen würde, ihm Feigheit vorzuwerfen. Auch, wenn dieser das Duell wohl doch noch ein wenig aufschieben wollte. Sesshoumaru wandte leicht den Kopf, um aus den Augenwinkeln seinen Halbbruder ansehen zu können: „Inuyasha“, antwortete er ruhig wie immer: „Ich habe gesagt, dass ich gegen den Besten zuletzt kämpfen will. Und genau das werde ich tun. Wir werden herausfinden, wer von uns der Bessere ist, wenn ich sicher bin, dass du wirklich der stärkste Gegner bist.“ Er drehte den Kopf und ging langsam weg, gefolgt von Rin und Jaken. Inuyasha starrte ihm vollkommen perplex nach. Was sollte das denn sein? Er hatte irgendwie doch noch auf ein brüderliches Entgegenkommen gehofft. Stattdessen die Bestätigung des letzten Duells. Nun ja. Eiskalt wie eh und je. Irgendwann würde eben der Zweikampf kommen, vielleicht, wenn Naraku tot wäre... Moment. Was hatte der Herr Halbbruder da gesagt? Er wollte gegen den Stärksten kämpfen und herausfinden, ob er, Inuyasha, das sei? Ein leises Grinsen glitt über das Gesicht des Hanyou. Das bedeutete, Sesshoumaru würde erst dann wieder gegen ihn kämpfen wollen, wenn es keinen anderen, interessanten Gegner mehr gab? Aber… Es würde immer einen geben. ********************************************** Das letzte Duell wird wohl auf sich warten lassen... Ein bisschen Werbung in eigener Sache: nächste Woche beginnt eine neue Brüder-Geschichte: Verworrene Pfade. Es ist einer Alternative Universe Story, und so spielt auch der Inu no Taihou mit. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)