Es kann nur einen geben von Hotepneith (Zwei Hundebrüder und ein mörderisches Turnier) ================================================================================ Kapitel 19: Die Jenseits-Falle ------------------------------ Ihr habt vollkommen Recht, die "Leuchten der Lehre" können einen Besuch erwarten. Allerdings steht davor ein ziemlich großes Problem namens Reimaru und sein Kessel. Denn den zu erreichen ist nicht so einfach, wie man glauben sollte. 19. Die Jenseits- Falle Run away and hide from everyone Can you change the things we’ve said and done? (Allan Parsons Project: „Don´t answer me“) „Ein Hanyou und zwanzig Kappa ergeben wie viele Überlebende?“ Sesshoumaru dachte, er hörte nicht richtig. Aber Inuyasha log nicht, da war er sicher. Trotz allem war der Bastard zu stolz dafür, eine Lüge zu erzählen. Das bedeutete jedoch, dass der Hanyou schon als kleines Kind tödlichen Prüfungen ausgesetzt worden war. Während fast der gesamten Zeit, die er unter seinem Dach verbracht hatte, war der jüngere Halbbruder geschlagen worden, gedemütigt und hatte Prüfungen auf Leben und Tod bestehen müssen. Eigentlich war es nicht verwunderlich, dass er diese „Ausbildung“ abgebrochen hatte, sondern eher, dass er das fünfzehn Jahre lang durchgehalten hatte. Und die Lehrer, mit Mawashi an der Spitze, schienen ihm auch sonst gerade nur das beigebracht zu haben, was sie unbedingt mussten, um nicht ihm, Sesshoumaru, eine Lüge zu erzählen. Sie hatten ihn auf den Arm genommen, und das gründlich. Unwillkürlich hob er die Hand, ließ die Finger knacken. Das würde noch ein Nachspiel haben, in der Tat. Sie hatten ihn in dem Glauben gelassen, Inuyasha sei faul gewesen, zu schwach, die Ausbildung durchzustehen, zu feige, zu unfähig. Und darum hatte er ihn auch für unwürdig befunden, sein Bruder zu sein, gar Vaters Tessaiga zu bekommen. Er hatte den Lehrern, seinen Lehrern, vertraut. Das also kam dabei heraus, wenn man jemandem vertraute. Und Inuyasha beschwerte sich nicht, fand es anscheinend völlig normal, dass man für eine Rechenaufgabe eben töten musste oder selbst sterben. Das ließ Rückschlüsse auf die anderen Prüfungen zu. Warum nur hatte Myouga ihm nichts davon berichtet? Der alte Flohgeist war doch Vaters Vertrauter gewesen und hatte von diesem den Auftrag bekommen, sich um Inuyasha zu kümmern. Und er hatte ebenso die Anweisung bekommen, Vaters Grab im Diesseits zu bewachen, fiel ihm nun ein. Das bedeutete, Myouga hatte Inuyasha zu ihm, dem älteren Halbbruder gebracht, damit angenommen, ihn in Sicherheit befördert zu haben, und hatte Teil zwei seines Befehls in Angriff genommen. Nein. Es half nichts. Myouga konnte er keine Schuld an dem Fiasko geben. Auch wohl kaum Inuyasha. Der Hanyou war damals noch jung gewesen, ein Kleinkind, selbst, wenn man berücksichtigte, dass Hanyou und Youkai anders alterten. Schuld an dem Ganzen waren diese Lehrer, ausgenommen wohl Akado, aber der war auch der Einzige gewesen, dem er etwas besser auf die Finger geguckt hatte. Was zu etwas anderem führte: wenn er ehrlich war, gab es eine einzige Person, deren Pflicht gegenüber der Familie es gewesen wäre, sich an Stelle des verstorbenen Vaters um den Kleinen zu kümmern. Er selbst. Gleich. Was geschehen war, war geschehen. Und das war nun nicht mehr zu ändern. Aber bis sie den Schmied erledigt hatten, aus dieser fremden Welt entkommen waren, sollte er vielleicht endlich einmal wie der ältere Bruder handeln. Danach freilich würde ein Duell zeigen, wer der Bessere von ihnen beiden war. Inuyasha war verwundert. Wieso interessierte sich der Hundeyoukai plötzlich so für die Vergangenheit? Das tat ein Youkai normalerweise nie, und Sesshoumaru schon zweimal nicht. Ein Youkai kannte keine Reue über etwas, dass er getan hatte. Und dieser eiskalte Mistkerl von Halbbruder sowieso nicht. Dennoch ritt der, seit sie in dieser anderen Welt gelandet waren, immer wieder auf der Vergangenheit herum, hatte sogar wegen der Kappa-Kammer nachgefragt, wegen Mawashi, dessen bescheuerten, schmerzhaften bis gefährlichen Prüfungen. Warum? Die einzige Lösung, die dem Jüngeren einfiel, war die, dass er zuvor Recht gehabt haben musste. Mawashi und die anderen Lehrer hatten Sesshoumaru sonst etwas erzählt, aber wohl nicht die Wahrheit. Das würde den ganz schön fuchsen. Angelogen zu werden war noch nie etwas, das er gut vertragen konnte. Nun, falls der ältere von ihnen ihr Duell überleben würde, wären die Lehrer gewiss fällig. Da war sich der Hanyou sicher. Eigentlich war es fast schade, dass das jetzt erst und so ans Licht gekommen war, dass die Lehrer sie alle beide angelogen hatten. Er schüttelte etwas den Kopf. Das war vollkommen gleich. Es hätte sich doch kaum etwas geändert, selbst, wenn Sesshoumaru früher erfahren hätte, wie seine Ausbildung abgelaufen war, oder auch er, Inuyasha, eher mitbekommen hätte, dass die Schläge und Prüfungen durchaus nicht auf Befehl seines Bruders erfolgt waren. Sie konnten sich nicht ausstehen und da wartete ein tödliches Duell auf sie. Es konnte nur einen geben. Die Nacht war schon weit fortgeschritten, als sie im matten Sternenlicht vor sich das andere Ufer erkennen konnten. Der Hundeyoukai spürte nur zu deutlich den mächtigen Bannkreis, der dort vor ihnen lag. Er musste riesig sein, oder besonders stark. Nun gut, dieser Schmied hatte ja das Youki all seiner Opfer aufgenommen. So gesehen war es nicht verwunderlich. Allerdings war das leider eine äußerst beachtliche Stärke. Selbst er würde Probleme bekommen, diese magische Sperre zu durchqueren. Sollte Inuyasha doch einmal zeigen, was er und das rote Tessaiga so drauf hatten. „Da ist ein Bannkreis“, stellte der Hanyou fest. „Sag mir einmal etwas, das ich nicht weiß.“ Na bitte, dachte Inuyasha. Dieser Mistkerl wird sich nie ändern. Und er hatte ja gesagt, dass er ihn umbringen wollte, schon, seit er auf der Welt war. Nun, das würde er wohl bald erneut probieren. „Tessaiga packt das schon.“ „Ich habe nie bezweifelt, dass Tessaiga ein wertvolles Schwert ist.“ „Solange ich es trage“, fauchte der jüngere Halbbruder ungnädig zurück. Aber er versuchte in der Dunkelheit vor ihnen den Bannkreis zu erkennen. Selbst er spürte ihn jetzt und er gab zu, dass das eine unerwartet starke Barriere war. Aber er würde es schon schaffen, da durchzukommen, schon, weil sich der verrückte Schmied sonst ins Fäustchen lachen würde. Von der Blamage gegenüber dem ach so tollen Herrn Halbbruder gar nicht zu reden. Sesshoumaru schwieg, betrachtete das näher kommende Ufer, suchte die Gerüche in der Nacht. Außer dem Bannkreis war allerdings nichts wahrzunehmen. Vermutlich war die Nähe der Barriere schwer zu ertragen für Wesen dieser Welt. Das Boot glitt sanft an das sandige Ufer. Die Halbbrüder sprangen hinaus und sofort kehrte das kleine Gefährt ins Wasser zurück, um zu seiner Besitzerin zurückzufahren. Die Magie der Hexe musste wirklich außergewöhnlich sein. „Na, da ist er ja.“ Inuyasha fasste nach Tessaiga, ohne zu zeigen, dass ihm ein wenig unheimlich wurde. Die schwarze Sonne dieser Welt ging langsam auf und im Schein der Dämmerung war der Bannkreis nun deutlich zu beobachten, eine dunkle, gigantische Kuppel, die anscheinend bis zu den Wolken reichte. Das musste eine der massivsten Barrieren sein, die er je gesehen hatte. Nun, es hatten ja alle gesagt, dass dieser Reimaru das Youki all seiner Opfer für sich vereinnahmt hatte. Eigentlich war es nicht weiter verwunderlich. „So ein Feigling, versteckt sich da hinter seinem Bann. Ganz wie Naraku.“ Der Hundeyoukai sparte sich eine Antwort und ging näher. Um solch eine Barriere aufrechterhalten zu können, benötigte der Schmied eine ungeheure Energiemenge. Das schien ihn jedoch nicht zu stören. Und das ließ Rückschlüsse auf die Macht zu, die Reimaru im Laufe der Jahrhunderte zusammen gestohlen hatte. Es würde selbst für ihn nicht einfach werden, diesen Schmied zu töten. Er spürte, wie der Hanyou neben ihn kam, Tessaiga bereits in der Hand. Die breite Klinge leuchtete nun rot, wie wohl immer, wenn das Schwert gegen einen Bannkreis eingesetzt wurde. Gut. Er würde ohne Tessaiga wirklich Schwierigkeiten haben, dort hindurch zu kommen. Natürlich würde er den Bann überwinden können, er war ja kein unterklassiger Youkai. Aber es wäre gut möglich, dass er danach ein wenig müde wäre, eine Regeneration bräuchte - und dass dieser Schmied genau das erreichen wollte, um dann selbst angreifen zu können. Inuyasha machte einen mächtigen Satz und schlug mit dem aktivierten Tessaiga gegen die schwarze Kuppel. Ein Riss erschien in dem Bann. War es so einfach? Aber dieser sichtbare Schaden verschwand sofort wieder. „Keh!“ entfuhr es ihm, als er landete. Das war ja wirklich ein mächtiger Bann. Aber er musste es schaffen. Wer wusste schon, was er sich sonst wieder anhören durfte, von wegen schwacher Hanyou. Außerdem sollte der Schmied dafür bezahlen, dass er so viele Youkai getötet hatte, denn dieses bescheuerte Kessel-Turnier war nichts anderes als eine gigantische Todesfalle. Mit gewisser Wut im Bauch sprang er erneut empor, schlug wieder zu, mit aller Kraft, die er aufbringen konnte. Diesmal spürte er abermals den Widerstand der magischen Kuppel, aber auch, wie er die Klinge hineindrückte, diese stecken blieb. Ob man auf dem Bannkreis stehen konnte, um sie wieder herauszuziehen? Aber er hegte eine eindeutige Abneigung dagegen, mit den Füssen einen Bann zu berühren. So nutzte er nur den Schwung seines Sprunges, um Tessaiga zu drehen, den Riss, den es geschaffen hatte, zu verbreitern. Eine quadratische Öffnung entstand, ein schwarzer Schacht. Darunter konnte er Felsen erkennen, Steine. „Steh nicht da wie angewurzelt!“ keuchte er, während er sich an seinem Schwert festklammerte, versuchte, die Öffnung zu erhalten: „Spring!“ Interessant, dachte Sesshoumaru, während er empor sprang. Der Hanyou hatte es tatsächlich geschafft, eine Öffnung in diesen Bannkreis zu schlagen. Der würde sie allerdings wohl kaum lange aufrechterhalten können, so wie er sich gerade an sein Schwert klammerte. Er konnte ja nicht fliegen. So setzte er selbst hindurch. Inuyasha folgte in einem Überschlag, riss Tessaiga mit aller Kraft mit sich. Sofort schloss sich die Kuppel wieder. „Ach du…“ brachte der Hanyou hervor, als er erkannte, wo sie gelandet waren. Sein Halbbruder wusste nicht, welches Schimpfwort er verschluckt hatte, aber was immer es auch war, er stimmte ihm vollinhaltlich zu. Das war eine Falle gewesen. Was hatte dieser Reimaru denn noch so alles auf Lager? Die Öffnung im Bannkreis hatte einen Weg gebahnt – aus der Spiegelwelt in eine andere, in der sie beide schon gewesen waren. Sie kannten alle zwei den Ort mit den schroffen Felsen, die Knochenvögel am Himmel. Das hier war die andere Welt, dort, wo sich auch Vaters Grab befand. Nun gut. Sie waren beide hier schon gewesen. Und er trug Tenseiga mit sich, das Schwert, das die Wesen dieser Welt verletzen konnte. Immerhin etwas. „Dieser verdammte Mistkäfer von Schmied!“ Inuyasha sah sich genauer um: „Das hier ist doch...“ „Ja. Jene Zwischenwelt, in der Youkai begraben werden.“ Es war wohl an der Zeit, dass er wirklich einmal den älteren Bruder herauskehrte. Der Hundeyoukai blickte sich um. Um ihn lagen, scheinbar achtlos hingeworfen, Knochen verschiedener Youkai, zu hunderten: „Dies sind die Verlierer des Turniers.“ Da war er sicher. „Und was jetzt? Hier finden wir diesen Reimaru bestimmt nicht. Wir müssen hier wieder weg. Aber der einzige Weg, den ich kenne, ist durch die Feuerflüsse. Außerdem natürlich der, auf dem wir dann mit dir raus sind. Und da kommt man nicht mehr durch, wenn man diesen Weg schon gegangen ist.“ „Es wird einen anderen Weg geben.“ „Ja. Wie bist du eigentlich hergekommen? Du weißt schon, gegen Naraku?“ „Das Tor, das dich abwies.“ „Mit den Steinfiguren und dem Licht, das einen in Stein verwandelt? Aber wie hast du das geschafft?“ „Tenseiga konnte sie verletzen.“ „Oh.“ Das war ja glatt eine Erläuterung gewesen. Inuyasha war sich nicht ganz im Klaren, was ihn mehr verwundern sollte: dass er eine Erklärung bekommen hatte oder dass der Herr Halbbruder anscheinend die Eintrittskarte ins Jenseits und zurück besaß. Jetzt entdeckte er kleine Funken, wie Glühwürmchen, die sich ihnen genähert hatten, nun um sie wie Mücken tanzten. Aber da sie harmlos zu sein schienen, betrachtete er sie nur. Sesshoumaru hob die Hand. Sofort kam eines der Lichtpünktchen zu ihm, setzte sich auf seinen Finger: „Youkai.“ „Was ist los?“ „Dies sind die Seelen der Youkai, die hier liegen.“ Er hatte sich ja vorgenommen, den Jüngeren solange wie einen Halbbruder zu behandeln, bis der Schmied tot war. Aber das konnte mühsam werden, stellte der Hundeyoukai gleich fest. „Die Seelen...ich dachte, die sind nicht hier? Das hier ist doch nur ein Friedhof?“ Oder was war mit Vater? „Der Bannkreis scheint sie hier zu halten, wo auch ihre Körper sind. Oder es liegt daran, dass die Magie des Kessels ihr Youki behalten hat.“ „Dann kämen sie hier raus, sobald wir den Kessel zerstört und diesen Reimaru getötet haben.“ Inuyasha nickte etwas: „Das scheint für immer mehr Leute wichtig zu sein. Sie kennen aber nicht zufällig den Ausgang?“ Warum sollten sie, dachte Sesshoumaru, aber das Lichtpünktchen auf seinen Fingern erhob sich, tanzte vor ihm herum. Hatte es verstanden, was der Hanyou gesagt hatte? Und kannte es einen Weg hier heraus? Sein feines Gehör vernahm etwas wie ein Zwitschern, als die Seele des Youkai empor flog, erneut einen Kreis zog, zu warten schien. „Es sieht so aus.“ Er machte zwei Schritte. Das kleine Licht schien erfreut, da es einen Kreis flog, wieder wartete. „Wir sollen ihm folgen.“ Auch Inuyasha hatte nun das Verhalten bemerkt: „Vielleicht kennt dich diese Seele?“ Im gleichen Moment dachte er, dass das Unsinn war. Es konnte sich nur um einen Teilnehmer des Turniers handeln. Und wenn der hier war, war er tot, gestorben entweder in den Fallen oder durch einen anderen Kandidaten oder gar durch einen von ihnen beiden. Da wären sie kaum hilfsbereit. Oder wollte diese Seele, vielleicht auch die anderen, den Schmied erledigt wissen, um ihre Rache für das Turnier und ihren Tod bekommen? Das wäre durchaus youkaimäßig. Da sein Halbbruder sich bereits in Bewegung gesetzt hatte, dem kleinen Seelenlicht folgte, sprang er neben ihn. Die Gegend war öde. Felsen, Steine und die Knochen toter Youkai. Keine Pflanzen, keine Tiere. Dennoch blickte sich Inuyasha immer wieder um, suchte die Gerüche. Er konnte sich nicht vorstellen, dass der Kesselschmied sie hierher geschickt hatte, wenn es hier nicht gefährlich wurde. Nun gut, außer Naraku hatte er in dieser Welt nur gegen Sesshoumaru gekämpft, damals, um Tessaiga, in Vaters Grab. Aber wie hatte dieser Reimaru es überhaupt geschafft, sie hierher zu schicken? Oder auch schon in diese Spiegelwelt? Er musste ziemlich viel Youki erbeutet haben, um so mächtig zu werden. Und er hatte ihnen ja gesagt, dass er sehr viel Zeit darauf verwendet hatte, Magie zu lernen. Das schien geklappt zu haben. Das konnte länger dauern, bis sie ihn umlegen konnten. Aber zu zweit würden sie es ganz bestimmt schaffen, da war er sicher. Er war mit Tessaiga praktisch unbesiegbar und Sesshoumaru war ja nun auch nicht gerade vom letzten Haken. Genauer gesagt, sie beide waren es nicht. Sesshoumaru bemerkte durchaus interessiert, dass der Hanyou sicherte. Er selbst hielt das für unnötig. Hier, in dieser Welt der Toten, dürfte es nichts geben, was sie angreifen würde. Und falls es wider Erwarten doch etwas existieren sollte, würde er es rechtzeitig wittern. Aber er war ein wenig überrascht, dass sein kleiner Halbbruder doch solche Vorsicht walten ließ. Nun gut. Aufmerksamkeit gehörte vermutlich dazu, wenn ein Hanyou überleben wollte. Vorsicht und eine gewisse Stärke. Immerhin hatte Inuyasha den Bannkreis im zweiten Anlauf geöffnet. Auch, wenn sie damit in eine Falle geraten waren. Er betrachtete nachdenklich das Seelenlicht, das vor ihm her flog, offenbar einen Weg zeigen wollte. Warum nur hatte Mawashi so hartnäckig versucht, den Hanyou umzubringen? Auch die anderen Lehrer? Aber er kannte die Erklärung. Mawashi und Tamahato hatten immer schon die Position vertreten, nach der das reine Blut der Youkai nie vermischt werden sollte, sogar auch nur die jeweils Stärksten Nachwuchs bekommen sollten. Nur reinblütige Youkai hatten in ihren Augen überhaupt ein Lebensrecht. Und vermutlich hatten sie sogar angenommen, er, Sesshoumaru, teile diese Ansicht, würde sich nicht beschweren, wenn der kleine Hanyou einen Unfall hätte, so dass er aus seiner Verpflichtung erlöst wäre… „Mist!“ Der Ausruf Inuyashas wies auf Ärger hin, zumal er hörte, dass Tessaiga gezogen wurde. So drehte sich der Hundeyoukai um. Gerippe längst verstorbener Youkai um die Halbbrüder begannen sich zu bewegen, sich aufzurichten. An manchen hingen noch Überreste ihrer Kleidung, ihrer Rüstung. Der Hanyou aktivierte sein Schwert. Ohne sich umzudrehen, sagte er: „Beschütze du dieses Seelchen. Das dürfte unser Führer nach Hause sein. Ich werde diese Knochen ein wenig durcheinander bringen.“ Sesshoumaru fühlte, wie eine Woge Ärger in ihm aufstieg. Für was hielt sich dieser Bastard eigentlich? Glaubte das Halbblut im Ernst, er würde nicht mit einigen Skeletten fertig werden? Aber dann bemerkte er, dass die ersten Gerippe begannen, nach dem kleinen Seelenfunken zu schlagen, der sie bis hierher geführt hatte, und zwang sich zu seiner gewöhnlichen Selbstbeherrschung, streckte die Hand aus. Das Seelenlicht flog sofort schutzsuchend zwischen seine Finger. Und damit konnte er kein Schwert mehr führen. Inuyasha hatte mitgedacht. Eigenartig. Sobald es darum ging, etwas zu beschützen, entwickelte der Hanyou gute Ideen. „Kaze no kizu!“ Der Angriff der Windnarbe ließ die näher rückenden Knochengespenster auseinander fallen, soweit sie in Reichweite Tessaigas gewesen waren. Inuyasha fuhr herum, jagte seinen Angriff in die andere Richtung: „Und sei jetzt ja nicht sauer! Ich will mich noch für die Sache mit den Flügelkiemern revanchieren. Ich hasse es, jemandem etwas schuldig zu sein.“ Das war eine Eigenschaft, die Sesshoumaru verstand. Ihm selbst erging es ja nicht anders. So sagte er nur sachlich: „Schlag uns den Weg frei.“ Vor ihnen lagen höhere Felsen. Die Skelette würden ihnen dorthin kaum folgen können, so mühsam, wie sie sich nach der Windnarbe wieder zusammensetzten. Inuyasha gehorchte. Immerhin hatte er das sowieso vorgehabt. Aber angenehm, wenn sie mal beide einer Meinung waren. Die Windnarbe schlug erneut eine Schneise in die Skelette und er macht weite Sätze, um voran zu kommen, spürte unverzüglich seinen Halbbruder an seiner Seite. „Ich dachte, das hier ist das Land der Toten!“ rief er daher. „Reimaru“, gab Sesshoumaru zurück. „Keh! Wenn ich diesen Mistkerl erwische…“ „Lässt du ihn mir!“ Inuyasha blieb auf dem höchsten Felsen stehen, betrachtete die Skelette unten, die offenbar noch immer ihre Einzelteile zusammensuchten: „Das sehen wir dann. Aber was soll das hier? Hat der Schmied mitbekommen, dass uns diese Seele da zu einem Ausgang führen will? Dann kommen sicher noch andere Hindernisse.“ Sesshoumaru öffnete seine Finger, ließ das kleine Licht wieder fliegen. Das war auch seine Meinung. Reimaru hatte sie mit Hilfe seines Bannkreises hierher geschickt, um sie hier verrotten zu lassen, sie los zu werden. Aber warum half diese Seele ihnen? Er betrachtete sie. Für einen Augenblick erschienen ihm im Licht dunkle Augen, ein Gesicht, das er vom Kessel-Turnier kannte. Das war die Youkai gewesen, die sich lieber in einem aussichtslosen Kampf von ihm hatte töten lassen, als einen unehrenhaften Tod in einer der Fallen zu sterben. Sie hatte gesagt, dass sie von der Hand eines Wesens sterben wolle, dessen Namen sie ihrer Familie im Jenseits sagen konnte. Und nun hing sie durch die Macht des Schmiedes hier in dieser Zwischenwelt fest, konnte nicht ins Jenseits eingehen. „Du wirst es deiner Familie sagen können“, versprach er. „Familie?“ Inuyasha kam heran, betrachtete das Seelenlicht, das wieder einen fast fröhlichen Kreis drehte: „Kennst du den?“ „Ich kenne sie.“ Ohne weiter auf das verdutzte Gesicht seines Halbbruders zu achten, folgte der Hundeyoukai dem glühenden Licht. Und der Hanyou schloss sich noch immer überrascht an. Er hatte das Gefühl, irgendwie gerade eine neue Seite an Sesshoumaru entdeckt zu haben. ********************************************************* Sie überraschen sich gegenseitig. Das Verhältnis scheint sich in der Tat langsam zu verbessern. Aber da ist immer noch der Grundsatz: Es kann nur einen geben. Im nächsten Kapitel treffen die beiden den "Herrn der Zwischenwelt". Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)