Es kann nur einen geben von Hotepneith (Zwei Hundebrüder und ein mörderisches Turnier) ================================================================================ Kapitel 7: Halbbrüder --------------------- Die armen Hunde sind in einer Falle gelandet. Aber manchmal ist es gut, Halb-Brüder zu sein.... 7. Halbbrüder They are blinded by a lie They don’t know even why So many men must die This is Blood Brothers fight (Domine: “Blood Brothers Fight”) Inuyasha erwachte mit dem Gefühl, dass etwas Schreckliches passiert war. Ihn umgab ein widerlicher Gestank. Als er die Augen öffnete, erkannte er in dem schwachen, rötlichen Licht auch den Grund. Er lag in einer tiefen Grube, umringt von Überresten von Youkai. Einige schienen aus diesem Turnier zu stammen, waren noch recht gut erhalten, andere waren nur noch Knochen, an manchen hingen noch Kleiderfetzen, oder gar Fleisch. Entsetzt sprang er auf. Wer auch immer ihn angegriffen hatte, hatte wohl angenommen, dass er auch tot war. Aber warum? Er wollte aus der Grube springen, als er entgeistert feststellen musste, dass das nicht funktionierte. Ein zweiter Blick bestätigte seine Vermutung. Er war zu einem Menschen geworden. Hatte der Unbekannte darum geglaubt, er sei gestorben? In jedem Fall musste er aus dieser Grube hinaus. Der Gestank trieb ihn mit seiner menschlichen Nase schon fast in den Wahnsinn. Es war wohl gewissermaßen ein Glück, dass er sich verwandelt hatte. Überdies war er vermutlich nur darum hier. Hatte diese Falle des Turniers etwa bis zum heutigen Tag nur vollwertige Youkai getroffen und erkannte einen Menschen nicht? Oben schien es heller zu sein. Brannte dort Licht? Er warf noch einen flüchtigen Blick auf die Toten. Einige erkannte er, hatte sie in den vergangenen Tagen schon gesehen. Verdammt. Dieser bescheuerte Kessel und sein verwünschtes Turnier! Mit gewisser Wut im Bauch machte er sich an den mühsamen Aufstieg. Als er mit dem Kopf am Rand auftauchte, erstarrte er bei dem Anblick, der sich ihm bot. Es handelte sich um eine Kuppel, deren Wände in rötlichem Licht leuchteten. Drei Gänge kamen von rechts und links aus dem Berg hier herein, ein vierter führte von ihm weg, geradeaus. Aber es gab zwei Punkte, die ihn bestürzten. Die gesamte Kuppel schien in einem gleichmäßigen Rhythmus zu pochen, zu zittern. Aus der Decke hingen zwei Gebilde herunter, die ihn an Fangarme eines Tintenfischs erinnerten, hatten sich um zwei Wesen geschlungen. An der Spitze des Fangarms befand sich jeweils ein scharfer Dorn und er entsann sich, dass ihn etwas gestochen hatte, ehe er bewusstlos geworden war. Was auch immer das war: es jagte offenkundig die Youkai, die hier im Laufe des Turniers durch mussten. Und ihn hatte es wohl durch seine Verwandlung für tot gehalten. Ernährte es sich etwa vom Youki seiner Opfer? Hatte es darum angenommen, er sei tot, weil er plötzlich kein Youki mehr hatte? Erneut sah er sich um. War es möglich, dass dieses Wesen der ganze Berg war? Ein Bergmonster? Das würde erklären, warum nichts Verdächtiges zu wittern gewesen war. Und diese gesamte Prüfung war eine Täuschung, um die Opfer hierher zu führen, zu dem, was wohl das Verdauungsorgan dieses Wesens war? Kein Wunder, dass so wenige heil durch das Labyrinth kamen. Mühsam robbte er auf den Boden der Kuppel, stand auf. Er musste hier weg, ehe er sich wieder in einen Halbdämon verwandelte. Im nächsten Moment stoppte er diesen Plan. Trotz der festen Umschlingung durch den Fangarm erkannte er weiße Haare, eine Rüstung. Sesshoumaru! Gleich, wie dieses seltsame Wesen es geschafft hatte, den Hundeyoukai zu überwältigen: das war seine Chance, seine Schuld zu begleichen, nun ihn zu retten. So näherte er sich, warf aber vorsorglich einen Blick zur Decke. Nicht, dass er auch noch so enden würde. Tessaiga konnte er ja leider im Augenblick nicht einsetzen. Aber was sollte er machen? Einfach den Fangarm wegziehen, war mit menschlicher Kraft wohl auch ein Ding der Unmöglichkeit. Hm. Er würde eben seine Freunde fragen. Aber er stellte rasch fest, dass das nicht ging. Mit der Verwandlung in einen Menschen war wohl auch die Verbindung zu den dreien in seiner Seele unterbrochen worden. „Keh!“ murmelte er. Das gab es doch einfach nicht. Ihm musste etwas einfallen, er durfte nicht aufgeben. Hm. Die Idee war lächerlich, geradezu grotesk, aber…Das würde schon klappen. Frage war nur, was sein Herr Halbbruder dazu sagen würde, bekäme er davon etwas mit. Aber das war wohl auch egal. Noch herrschte Friedenspflicht und irgendwann würden sie sowieso gegeneinander kämpfen. Immerhin wäre dann seine Schuld abgetragen. So trat er langsam zu dem Fangarm, der ebenfalls pulsierte, anscheinend sich von dem Youki versorgte. Sesshoumaru schien bewusstlos zu sein, sonst hätte er sich bestimmt gegen dieses Ausgesaugtwerden gewehrt. Aber wenn das Tier, oder was auch immer, sich von Youkai ernährte, hatte es bestimmt auch Gifte zur Verfügung, die gegen seine Opfer wirkten. Immerhin war er selbst ja auch bewusstlos geworden. Mit gewissem Zögern legte er seine Hand an das unterste Ende des Fangarms, den spitzen Dorn, schob sie dann darunter. Er konnte das Fell seines Halbbruders spüren. Und ebenso fühlen, wie der Fangarm vor ihm zurückschreckte, sich an der Stelle, wo sich seine Hand befand, zurückzog. Also erwies sich seine Idee als richtig. Ein Mensch schien diesem Wesen nicht zu schmecken. So schob er seine Hand weiter, seinen Arm, drängte sich selbst dazwischen. Die Umschlingung wurde fast postwendend lockerer. Das bedeutete allerdings auch, dass er sehr eng an den Hundeyoukai geschmiegt stand, aber das war eben notwendig, wollte er ihn aus der tödlichen Fesselung holen, seine Lebensschuld bezahlen. Immer weiter schob er sich zwischen den Fangarm und Sesshoumaru, bewegte sich langsam um diesen herum. Die Schlinge wurde immer lockerer. „Du wagst es, noch dazu in dieser jämmerlichen Gestalt…“ sagte jemand an seinem Ohr. Und das klang nicht freundlich „Halt bloß den Rand. Wenn ich nicht gerade als Mensch herumlaufen würde, würden wir beide da hinten in der Grube landen, wenn das Mistvieh uns ausgesaugt hat.“ „Lass das! Ich sterbe lieber, als die Hilfe eines Menschen anzunehmen!“ „Tja, im Moment frage ich dich aber nicht.“ Inuyasha spürte, wie sich sein Halbbruder anspannte: „Du hast mich auch nicht gefragt, als du auf der Insel meinen Angreifer erledigt hast, oder? Und außerdem sind wir dann quitt. Ich habe keine Lust, gegen dich zu kämpfen, solange ich in deiner Schuld stehe.“ Es kam keine Antwort. Aber ungeachtet der Tatsache, dass der jüngere Halbbruder die Umschlingung nun fast beseitigt hatte, bewegte sich der Hundeyoukai nicht. Inuyasha nahm das als Einwilligung und schob den Rest des Fangarms weg: „Wir müssen hier raus.“ Statt einer Antwort lief Sesshoumaru zu einem Gang. Er folgte ihm, fragte aber doch: „Bist du sicher, dass es hier rausgeht und nicht zurück in das Labyrinth?“ „Erspare mir die Vorführung, wie erbärmlich Menschen sind.“ Also konnte er da wohl etwas wittern. Na schön. Der Hanyou rannte hinterher, so rasch er konnte. Nicht, dass dieses Monster sie noch verfolgen würde. Immerhin hatte es ihn überfallen, als er noch nicht in der Kuppel gewesen war. Anscheinend konnte es sich auch durch die Gänge des Labyrinths bewegen, oder zumindest seine Fangarme losschicken. Kurz darauf erreichten sie eine weitere Höhle. Und an deren anderen Ende war endlich der Ausgang. Die Morgenröte war angebrochen. Inuyasha atmete auf, als er unter dem freien Himmel stand. Sobald die ersten Strahlen der Sonne über den Horizont kamen, lösten sie die Verwandlung aus. Erleichtert spürte er wieder Youki. Jetzt war er nicht mehr so hilflos, jetzt konnte er auch wieder Tessaiga führen. Das einzig Ärgerliche war, dass der liebe Halbbruder nun von dem Tag seiner Schwäche wusste. Aber eigentlich wäre das sowieso wurst. Nur einer von ihnen beiden würde dieses Turnier überleben. Sesshoumaru hatte mit gewissem wissenschaftlichem Interesse der Verwandlung zugeschaut. Er hatte seinen Halbbruder schon in beiden Gestalten gesehen, aber noch nie direkt die Metamorphose beobachtet. Der jähe Anstieg des Youki war in der Tat bemerkenswert. Ohne eine Bemerkung zu machen, wandte er sich ab und ging. Er konnte bereits die Ritter und einige Youkai wahrnehmen. Wie viele Prüfungen es wohl noch gab? Nun, es war gleich. Er würde sie bestehen, wie Vater sie bestanden hatte. Inuyasha kam an seine Seite, nicht willens, wie ein Dienstbote hinterher zu pilgern. Da es ihm der Hundeyoukai auch nicht verbot, gingen sie in seltsamer Eintracht nebeneinander her. Auf einer Bergwiese hatten sich die Ordensmitglieder um den Kessel versammelt. Die Prüfungskandidaten, die das Labyrinth überlebt hatten, standen oder saßen bei ihnen. Inuyasha zählte zwölf. Mit ihnen beiden also vierzehn. Vierzehn von zweiundsechzig. Was für eine miese Verschwendung von Leben! Der Ordensmeister sah ihnen entgegen: „Ihr seid also die letzten. Gut. Vierzehn ist eine gerade Zahl, das macht es bei der nächsten Prüfung einfacher. – Ich grüße die Überlebenden. Ihr seid die vierzehn Besten aus diesem Jahr. Eure Stärke, euer Mut, eure Vorsicht hat euch bis hierher gebracht. Von hier aus führt euch euer Weg nun dort hinüber. Ihr erkennt gewiss den schwarzen Berg links. An seinem Fuß liegt ein uraltes Gebäude, von Bannkreisen umgeben, die es vor dem Zutritt von Menschen schützen. Für keinen von euch dürften sie ein Problem darstellen. Dort werden wir uns wieder treffen und ihr bekommt die nächste Aufgabe erklärt. Es handelt sich um eine Kampfarena.“ Er bemerkte, wie die Blicke unwillkürlich zu den anderen Kandidaten wanderten: „Es wird nicht „jeder gegen jeden“ heißen. Aber genaueres erfahrt ihr erst dort. Geht nun. Bei Sonnenuntergang werden wir uns dort treffen.“ Die Kandidaten wandten sich ab und gingen. Was blieb ihnen auch anderes übrig. Inuyasha dachte nicht weiter nach, als er wieder neben seinen Halbbruder sprang. Der Hundeyoukai warf ihm einen raschen Blick zu, sparte sich aber das Reden, zumal der Hanyou auch nichts sagte. Aber irgendwie war es ein angenehmes Gefühl, nicht ganz allein zu sein, ein Gefühl, dass seltsamerweise beide so empfanden. Es war ein massives Bauwerk, das sie vorfanden, steinern, abweisend, für die Ewigkeit gebaut. Anscheinend fand hier ein wichtiger Teil der Prüfung statt. Die Ritter des Kessels erwarteten die Kandidaten bereits und Inuyasha fragte sich zum ersten Mal, wie sie wohl reisen mochten. Einer der Ritter trug ein Säckchen in der Hand: „Hier. Jeder von euch zieht nun ein Stäbchen. Es sind schwarze und weiße dabei, jeweils mit den Zahlen von eins bis sieben. So werdet ihr zu Paaren ausgelost, die morgen eine gemeinsame Prüfung bestehen müssen. Stellt euch bitte in der Reihenfolge der Zahlen auf.“ Als Sesshoumaru in das Säckchen griff, zog er ein weißes Stäbchen mit der Nummer fünf. Er warf einen raschen Blick auf die Reihe der Youkai mit den schwarzen Stäbchen. Dort war der fünfte Platz noch leer, ebenso der siebente. Und nur zwei hatten noch nicht gezogen, ein Youkai aus der Familie der Vögel und Inuyasha. Während der Hundeyoukai sich auf seine Position begab, überlegte er, dass ihm Inuyasha fast lieber wäre. Immerhin hatte der Tessaiga, wenn er schon sonst nicht gerade zu viel zu gebrauchen war. Und so, wie das der Leiter angekündigt hatte, müssten die ausgelosten Paare jeweils vereinigt eine Prüfung bestehen. Überdies war der Hanyou zwar vorlaut, aber er kannte dessen Kampfstil. Inuyasha hatte gewartet, bis alle anderen gezogen hatten. Nicht gerade aus Feigheit, eher aus dem Gefühl heraus, doch nichts ändern zu können. Er zog das letzte Stäbchen, ein schwarzes, und er brauchte gar nicht hinzugucken, um zu wissen, wer sein Partner morgen sein würde. Hm. Sie mochten sich ja nicht sonderlich gut verstehen, aber Sesshoumaru war stark und schlau. Und wenn sein eigenes Leben davon abhing, würde er schon dafür sorgen, dass sie diese Prüfung gewinnen würden. „So“, sagte der Ordensmeister: „Dann folgt uns nun in die Arena. Die beiden für morgen ausgelosten Partner werden die Nacht gemeinsam verbringen, um sich besser kennen zu lernen. Ihr werdet morgen gemeinsam kämpfen und Prüfungen bestehen müssen.“ Juchu, dachte Inuyasha. Eine gemeinsame Nacht mit dem so innig geliebten Halbbruder. Na, das konnte ja heiter werden. Obwohl, wenn er Sesshoumaru richtig einschätzte, würde der gar nichts sagen. Das wäre doch sicher unter seiner Würde, ein Gespräch mit einem Hanyou zu führen. Und besser kennen zu lernen? Sie wussten einiges über sich, ihre Kampfstile und Ansichten. Wozu hätten sie da auch reden sollen. Die drei Gefangenen in seiner Seele sahen sich besorgt an. „Ich weiß jetzt wirklich nicht, ob das gut oder schlecht ist, dass die beiden gemeinsam kämpfen sollen“, sagte Kagome: „Ich meine, wir alle wissen, dass Sesshoumaru stark ist, aber...“ „Ich denke, dass er nicht gerade Selbstmord begehen will.“ Sango nickte leicht: „Und wenn ich diesen Ordensmeister richtig verstanden habe, sind die Partner morgen aufeinander angewiesen. Entweder beide überstehen die Prüfung oder keiner.“ „Ja.“ Miroku dachte kurz nach: „Ich fürchte, dass da eher Inuyasha Probleme machen könnte, falls ihm Sesshoumaru irgendwie eine Anweisung geben will.“ „Danke!“ knurrte der Hanyou, der gerade in seine Seele eingetaucht war. Die drei fuhren herum. „Inuyasha!“ Kagome lief zu ihm: „Ich bin froh, dass es dir gut geht.“ „Ja, auch wenn Miroku mich anscheinend für völlig dämlich hält.“ „Das meinte ich nicht!“ sagte der Mönch hastig: „Ich dachte nur daran, dass du es nicht ausstehen kannst, wenn dir jemand sagt, was du tun sollst.“ „Auch Sesshoumaru nicht“, ergänzte Sango: „Ich meine, keiner von uns zweifelt daran, dass du stark bist….“ „Nur, ihr beide in einem Team?“ Kagome seufzte etwas. „Ach, das wird schon. Ich werde euch hier herausholen!“ Und er war verschwunden. „Nun ja“, machte Sango: „Ein Ziel hat er.“ „Aber ich mache mir trotzdem Sorgen.“ Kagome dachte an vergangene Kämpfe zwischen den Halbbrüdern. Und nicht nur sie. Es war ein kahler, steinerner Raum, nur erleuchtet von einer Fackel neben der Tür, in den die Halbbrüder geführt wurden. Unwillkürlich setzten sie sich an die entgegengesetzten Wände, lehnten sich daran. Lange herrschte Schweigen. Zum einen hätte keiner der beiden gewusst, über was er mit dem anderen reden sollte, zum anderen sah Sesshoumaru auch nicht den geringsten Grund überhaupt etwas zu sagen. Inuyasha besaß nicht seine Schweigsamkeit. Außerdem war da immer noch etwas, das an ihm nagte. Die Nacht war schon halb vorüber, als das erste Wort fiel: „Du musst dich gewundert haben, dass ein einfacher Hanyou so weit in diesem Youkai-Turnier kam.“ „Du bist kein einfacher Hanyou. Du bist Vaters Sohn.“ Huch? Inuyasha dachte fast, er hätte sich verhört: „Dann hast du erwartet, dass ich soweit komme? Meintest du das mit dem: du willst gegen den Stärksten kämpfen?“ „Diesmal kannst du nicht einfach weglaufen.“ „Ich bin noch nie vor einem Kampf weggelaufen!“ protestierte der Hanyou. „Nur vor deiner Ausbildung.“ „Das ist nicht wahr!“ „Inuyasha. Erspare mir deine erbärmlichen Ausreden. Du hast nach fünfzehn Jahren deine Ausbildung aus Faulheit hingeworfen und bist lieber durch die Welt gezogen, zu Menschen gegangen.“ „Aus Faulheit? Das ist ja wohl die Höhe! Wie sah denn diese berühmte Ausbildung aus? Weißt du das zufällig? Natürlich nicht. Der Herr Halbbruder hat ja wohl gedacht, seine Aufgabe erledigt zu haben, als er mich ein paar Youkai-Lehrern in die Hand drückte und sich dann nie wieder sehen ließ!“ „Natürlich kannte ich die Ausbildung. Es waren meine Lehrer.“ „Das erklärt wohl auch das dauernde: na ja, was kann man von einem Hanyou schon erwarten...du dämlicher Hanyou und so, was sie mir regelmäßig um die Ohren gehauen haben, oder?“ Inuyasha fauchte es nur: „Da hast du das dann her!“ „Es wird wohl gestimmt haben.“ „Keh! Ich brauche mich nicht vor dir zu rechtfertigen. Aber das Eine sage ich dir: wenn du einmal dazu gekommen wärst, dich einmal in den ganzen fünfzehn Jahren deinem kleinen Bruder gezeigt hättest, hätte ich vielleicht gewusst, warum ich das machen soll, die gesamten fünfzig Jahre. Aber nein. Diese dämlichen Lehrer haben mich von morgens bis abends schikaniert, unter Druck gesetzt, egal, wie sehr ich mich angestrengt habe. Nein. Das brauchte ich mir nicht bieten lassen. Und außerdem habe ich das alles ja gar nicht gebraucht. Das war vollkommen überflüssiger Quatsch.“ Immerhin konnte er lesen und schreiben, das gab er zu. Aber ansonsten war das eine reine Tortur gewesen, ein strikter Stundenplan von früh bis spät mit diesen dämlichen Lehrern. Und wenn er nach Sesshoumaru gefragt hatte, hatte es nur geheißen, der habe natürlich anderes, wichtigeres, zu tun, als sich um seinen kleinen, ach so törichten Hanyou-Bruder zu kümmern. Sesshoumaru sah keinen Grund, dazu etwas zu sagen. Was hatte dieser Idiot denn alles noch von ihm erwartet? Er hatte sich, wenngleich zähneknirschend, bereit gefunden, seinen Halbbruder nach dem Tode seiner Menschenmutter im väterlichen Schloss aufzunehmen. Er hatte ihm die gleiche Ausbildung, die gleichen Lehrer gegeben, die er erhalten hatte. Und der Hanyou hatte die erstbeste Gelegenheit genutzt, einfach abzuhauen, die fünfzigjährige Ausbildung eines vornehmen Youkai zu verlassen. Schön, er gab zu, dass er in den fünfzehn Jahren sich nicht sonderlich um die Ausbildung selbst gekümmert hatte. Aber wieso machte ihm das Inuyasha zum Vorwurf? Hatte der etwa geglaubt, er würde mit ihm Händchen halten? So lief eine Ausbildung eines Prinzen nie ab. Seine eigene nicht und die von niemand anderem. Weder unter Youkai noch unter Menschen, soweit er dazu etwas wusste. So herrschte wieder Schweigen. „Habe ich das gerade richtig verstanden?“ erkundigte sich Kagome bei niemand bestimmten: „Inuyasha sollte ausgebildet werden? Im Auftrag seines Bruders?“ „Da ist dann wohl einiges schief gelaufen.“ Sango nickte: „Zum einen sind sie deswegen heute noch sauer aufeinander, zum anderen…er hat nie etwas davon von erzählt.“ „Das war unser Fehler. Wir haben uns nie gefragt, woher er Lesen und Schreiben kann, oder? Wir haben immer geglaubt, dass ihm das seine Mutter beigebracht hatte.“ Miroku sah zu Kagome: „Oder hast du ihn je danach gefragt?“ „Nein. Er hat aber auch nie etwas davon erzählt.“ Sie schwieg kurz, ehe sie ehrlich fortfuhr: „Aber ich hätte jedenfalls nie geglaubt, dass ausgerechnet Sesshoumaru...ich meine, er wollte ihn doch umbringen!“ „Da lag wohl von Anfang an das Missverständnis. Sie hatten keine Eltern mehr. Und Sesshoumaru kümmerte sich nach Youkai-Art um Inuyasha. Der war zu jung, um das zu verstehen, den Unterschied zu verstehen, wie es bei seiner Mutter, wie es bei Menschen abgelaufen war. Daher türmte er nach einer gewissen Zeit. Ich meine, fünfzehn Jahre sind doch für uns oder vermutlich auch für ihn doch eine lange Zeit. Youkai sehen das wohl wieder anders. Und Sesshoumaru verachtete ihn, weil er weich, schwach gewesen war. Also nahm er ihn nie für voll. Und als er dann erfuhr, dass der kleine, schwache Hanyou ausgerechnet Tessaiga bekommen sollte…“ Sango zuckte die Schultern: „Hoffentlich kämpfen sie morgen Seite an Seite, egal, was in der Vergangenheit war. Sonst sind sie beide tot und wir gleich dazu.“ „Danke, Sango, für diese aufmunternden Worte!“ Miroku seufzte: „Ich hoffe es allerdings auch. Und bislang scheinen sie sich ja zusammen zu nehmen. Ich meine, sie sind bisher noch nicht aufeinander losgegangen.“ „Das dürfte daran liegen, weil sie wissen, dass sie früher oder später gegeneinander antreten müssen. Und sie wollen sicher nicht dem Kessel die Freude machen, sie beide zu erledigen.“ Kagome atmete tief durch: „Ich würde diesen Kessel leidenschaftlich gern einschmelzen. Was der macht ist so unfair, so gemein!“ „Ja, das ist es. Zumindest für Menschen.“ Miroku warf einen unwillkürlichen Blick an die Wand, wo sie beobachten konnte, was Inuyasha in diesem Moment erblickte: und das war Sesshoumaru: „Youkai sehen das vielleicht ganz anders. Aber in einem hast du sicher Recht, Kagome-sama. Sie wissen, dass nur einer von ihnen beiden überleben wird. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, als ob sie beide auch sicher sind, DASS es einer von ihnen beiden sein wird, der das Turnier gewinnt. Ist das Arroganz oder Selbstsicherheit?“ „Bodenloses Selbstvertrauen.“ Sango lächelte etwas: „Und das ist etwas, dass beiden eigen ist. Angeboren oder durch diese Ausbildung. Aber wir werden es sehen.“ Ja, das würden sie. Aber irgendwie machte das die Sache für die drei Seelen in der Inuyashas nicht gerade besser. *********************************************** Das nächste Kapitel "Tödliches Risiko" zeigt also entweder Teamwork oder Untergang. Nun, man kann natürlich auch einen dritten Weg suchen.^^" Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, dem sende ich, wie immer, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel on ist. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)