Silver Pair ~ Past time von Atobe_Keigo ================================================================================ Kapitel 1: Past time -------------------- Es war ein Tag wie jeder andere auch, na ja fast. Es wäre so ein Tag gewesen, wenn Choutaroh Otori direkt nach dem Tennistraining nach Hause gegangen wäre, aber dieses Mal wurde er von Shishido Ryou gefragt, ob er mit ihm noch ein Eis essen gehen wollte. Natürlich bejahte er die Frage. Obwohl sie Doppelpartner waren, sich sonst auch gut verstanden und während dem Training praktisch aneinander klebten, machten sie recht wenig etwas zusammen ausserhalb des Tennisclubs. Das fand Choutaroh wirklich schade, denn er mochte seinen Senpai sehr, sehr gerne. Man konnte sogar schon von mehr als nur Freundschaft sprechen. Er hatte sich bis jetzt nie getraut, mit Shishido darüber zu reden, denn irgendwie hatte er das Gefühl, dass es ihre wunderbare Freundschaft zerstören konnte und das wollte er auf keinen Fall. Nicht nach all dem, was sie zusammen erlebt hatten. „...taroh? Hörst du mir zu?“ Ein fragender Shishido blickte ihn an. „Entschuldige, Shishido-san. Was hast du eben gesagt?“ „Ich hab dich gefragt, was du für ein Eis möchtest...“ Der Kleinere seufzte, lächelte aber freundlich. Choutaroh kratzte sich verlegen am Kopf. „Oh“ Schnell liess er seinen Blick über die Karte schweifen und suchte sich etwas aus, bevor er sich wieder in seine Gedanken vertiefte. Er beobachtete seinen Senpai. Eigentlich hätte er damals nicht gedacht mit ihm einmal zusammen in einer Eisdiele zu sitzen, geschweige denn mit ihm so gut befreundet zu sein. Ja damals... *** Er konnte sich noch genau erinnern, wie er Shishido kennen gelernt, bzw. das erste Mal getroffen hatte. Die erste Begegnung war dabei nicht gerade die erfreulichste. Angefangen hatte das Ganze an seinem ersten Schultag an der Hyotei Gakuen. Eigentlich wollte er nicht an diese Schule, aber seine Eltern hatten darauf bestanden und wollten, dass er an eine ordentliche, gute Schule ging. Hier war alles irgendwie protzig, wenn man das mal so sagen konnte. Von den Leuten redete er lieber erst gar nicht. Choutaroh war schon an seinem ersten Tag spät dran, nur weil er aus Versehen eine Haltestelle zu früh ausgestiegen war und den Rest des Weges laufen musste. Ein Glück, dass er noch vor Unterrichtsbeginn angekommen war. Nur musste er sich trotzdem beeilen, denn in diesem gigantischen Gebäude auch noch das richtige Klassenzimmer zu finden, war gar nicht so leicht. In seiner Eile hätte er aus Versehen beinahe einen Jungen überrannt. „Entschuldige! Bist du okay?“, fragte der Hellhaarige. Ein Junge mit längeren braunen Haaren – die ihn irgendwie aussehen liessen wie ein Mädchen – schaute ihn düster an. „Pass doch auf!“, war das Einzige, was er als Antwort bekam und daraufhin stolzierte der Junge davon. Was hatte denn der für Probleme?! Er hatte sich höflich entschuldigt! Wenn hier alle so waren, na dann gute Nacht! Das würden ja schlimme Jahre, die hier auf ihn zu kamen. Es stellte sich dann glücklicherweise doch nicht als so schlimm heraus, wie es sich Choutaroh zuerst vorgestellt hatte. Seine Klasse war Ok und einige Mädchen hatten ihn sogar schon begeistert ausgefragt. In der Pause nahm er die Schule etwas unter die Lupe. Sie war wirklich gigantisch und hatte wahnsinnig viele Sportanlagen, wie er feststellte. Da fiel ihm ein, er musste sich noch für einen Club entscheiden, in den er gehen wollte. Etwas mit Musik würde ihn ja schon reizen, aber irgendwie hatte er auch Lust auf etwas Neues. Dann kam er an den grossen Tennisplätzen vorbei. Tennis wäre schon toll, dachte er sich, aber ob er gut darin sein würde, wusste er nicht. Zudem hatte er vorhin in seiner Klasse gehört, dass der Tennisclub der Schule an die 200 Mitglieder hatte und dass das Training hart sein sollte. Auch, dass es sehr schwierig sein würde in die Regulars zu kommen, aber für Choutaroh war der Spass an der Sache entscheidend und so schrieb er sich mit ein paar anderen Neulingen für den Tennisclub ein. Zwei davon waren sogar aus seiner Klasse, Hiyoshi und Kabaji, wenn er sich nicht täuschte. Aber er konnte sich die Namen noch nicht so gut merken. Am Tag darauf war es dann soweit, sein erstes Mal, wo er Tennis spielen würde. Allerdings blieb den Erstklässlern nicht viel anderes übrig, als Bälle zu sammeln und Runden zu rennen. Etwas anders hatte sich das Choutaroh schon vorgestellt, aber das würde sich sicher noch ändern. Er sammelte gerade Bälle zusammen mit einem anderen Erstklässler auf, als ihm ein Junge auffiel. Es war wieder derselbe Junge vom Vortag. Der Hellhaarige schaute zu ihm. Warum durfte der schon Tennis spielen? Irgendwie war das unfair... Er konnte ja nicht wissen, dass der Junge ein Jahr älter war als er, woher auch? Er war ja gleich gross gewesen wie dieser. Andererseits war er für sein Jahrgang doch recht gross und kam an so manchen Zweitklässler ran. „Hey! Geht das mit dem Bälle sammeln nicht etwas schneller?!“, maulte einer seiner Senpais und funkelte genervt Choutaroh an. Dieser war für einen Moment anscheinend ganz in Gedanken versunken gewesen. Auch später blickte er immer wieder zu diesem braunhaarigen Jungen, der wirklich gut Tennis spielte und immer wieder einen Senpai schlagen konnte. Dieser Typ schaffte es bestimmt in die Regulars. Warum er ständig zu diesem Braunhaarigen starrte, dessen Name er nicht mal wusste, konnte er nicht sagen. Aber seine Art von Tennis beeindruckte ihn irgendwie. Die folgenden Tage sah er diesen Jungen öfters. Er erfuhr auch endlich dessen Namen: Shishido Ryou. Ein Mädchen aus seiner Klasse hatte es ihm erzählt und nun wusste er endlich den Namen. An den kommenden Tagen durften auch endlich mal die Neulinge im Tennisclub den Schläger in die Hand nehmen. Es waren zwar erst Schlag- und Schwingübungen, aber es war trotzdem toll. Allerdings stellte Choutaroh schnell fest, dass er nicht wirklich begabt für diesen Sport war. Es machte zwar Spass, aber so würde er nie eine Chance in diesem Club haben. Zu allem Übel war auch nicht sonderlich geschickt beim Aufschlag und knallte den Ball einem der anderen Clubmitglieder genau an den Kopf. Der Getroffene drehte sich wütend um und blitzte Choutaroh an. Oh oh... Das war dieser Shishido und scheinbar erinnerte sich der dummerweise auch noch an seine Begegnung mit ihm auf dem Flur. „Pass doch auf!!! Moment, dich kenn ich doch! Du bist die blinde Nuss, die mich vor ein paar Tagen im Flur überrannt hatte!“ Etwas überrumpelt nickte Choutaroh nur und murmelte eine leise Entschuldigung, die anscheinend nicht bei Shishido ankam, denn dieser schnauzte ihn noch weiter an. Unterdessen hatte sich auch eine kleine Traube von Zuschauern um die beiden gebildet und der Hellhaarige fühlte sich total unwohl dabei. „Regelt das doch in einem Match“, kam es plötzlich von der Seite. Eine weiterer Junge trat auf sie zu. Er hatte silbernes Haar und einen auffälligen Schönheitsfleck im Gesicht. Atobe Keigo. Im Gegensatz zu Shishidos Namen wusste er diesen bereits an seinem ersten Schultag. Aus irgendwelchen Gründen war er total beliebt, die Choutaroh jedoch nicht nachvollziehen konnte. Okay, er sah gut aus und konnte so gut Tennis spielen, dass er von allen Zweitklässlern am ehesten die Chance auf einen Platz als Regular hatte. Shishido war mit dem Vorschlag sofort einverstanden. Choutaroh jedoch hätte das lieber anders gelöst, aber ablehnen konnte er jetzt schlecht. So nahm er seine Position auf dem Court ein. Ein ungutes Gefühl machte sich in seinem ganzen Körper breit. Die meisten ihrer Zuschauer waren ganz klar auf Shishidos Seite, aber es gab auch einige Erstklässler die ihn anfeuerten. „Los Otori-kun!“ „Den schaffst du schon!“ Gerne hätte er das geglaubt, aber er hatte bereits eine Ahnung von Shishidos Können, da er ihm ja oft zugeschaut hatte und er selbst war ein blutiger Anfänger, der noch nicht mal einen richtigen Aufschlag konnte. „Gekokujo“, hörte er von der Seite her. Er musste nicht hinschauen, um zu wissen wer das eben gesagt hatte. Hiyoshi sagte dieses Wort ständig, aber irgendwie war es in diesem Augenblick doch etwas aufmunternd. Als das Match begann, begann auch ein kleiner Alptraum für Choutaroh. Nicht nur, dass er nicht den Hauch einer Chance gegen Shishido hatte, nein, er wurde auch noch von den meisten Zuschauern ausgelacht. Nun fühlte er sich wirklich schlecht und mehr als nur fehl am Platz. Dann kam auch noch Shishido – mit Atobe! – auf ihn zu und sah in abwertend an. „Du bist ein echter Loser“ Atobe nickte auch noch zustimmend und rund um sie wurde im Chor „Loser! Loser!“ gebrüllt. Es kostete Choutaroh unglaublich viel Kraft nicht in Tränen auszubrechen und ehe das passieren würde, wollte er gehen. Ein paar Erstklässler versuchten ihn mit tröstenden Worten aufzumuntern. Choutaroh winkte nur ab. „Schon ok. Aber es ist besser, wenn ich für heute gehe.“ So liess er alle stehen und ging. Er konnte zwar noch hören, wie ihm einige Sachen wie „Jetzt haut der auch noch ab! Was für eine Niete!“ nachriefen, aber das war ihm egal. Das war mit Abstand sein schlimmster Tag in seinem Leben. Warum war er nur an diese bekloppte Schule gegangen, wo Arroganz grösser geschrieben wurde, als Freundlichkeit?! Traurig packte er seine Sachen zusammen. Tennis war wirklich nicht das Richtige und vielleicht sollte er es von nun an auch einfach lassen. Ehe er sich auf den Weg nach Hause machte, musste er noch kurz in die Bibliothek. Dort blieb er dann länger als er eigentlich wollte, aber er hatte das Buch, nachdem er gesucht hatte nicht finden können. Als seine Suche dann doch noch erfolgreich war, verliess er die Bücherei wieder. Das Geschehen im Tennisclub nagte zwar noch heftig an ihm, aber er konnte sich wenigstens etwas ablenken. Als er wieder an die frische Luft kam, hörte er Stimmen und stoppte seine Schritte. Nein bitte nicht! „Das Match wäre unter Ore-sama’s Würde gewesen, ah“ „Schon klar. Zugegeben, ich hätte auch nicht erwartet, dass der Typ so schwach ist.“ Die Stimmen bohrten sich in Choutarohs Kopf und das Ereignis im Tennisclub brannte sich wieder in seine Gedanken. „Was erwartest du? Ein Erstklässler kannst du doch nicht mit dir und vor allem nicht mit Ore-sama vergleichen!“ „Da hast du Recht.“ Erst als sich die Stimmen entfernt hatten, wagte es Otori wieder sich in Bewegung zu setzen und er beeilte sich möglichst schnell vom Schulgelände zu kommen. Einerseits hatte es ihn wirklich sehr getroffen dieses Gespräch gehört zu haben, aber andererseits löste es auch eine Art Wut in ihm aus. Eine Wut, die ihm klar machte, dass er nicht mit Tennis aufhören würde. Nein, er würde es diesem Shishido schon zeigen! Er war kein Loser! Mit einem riesigen Ehrgeiz fing Choutaroh an zu trainieren – oft bis spät abends - und egal wie müde er am nächsten Tag war, er wollte nicht aufgeben. Er ertrug auch die Gemeinheiten im Tennisclub, vermied es aber in Shishidos Nähe zu sein. Das Piesacken liess im Club auch bald nach, da es einfach keinen Spass machte jemanden zu ärgern, den es scheinbar nicht störte und Choutaroh war wirklich froh darüber. Mit Freuden stellte er auch bald fest, dass er sich langsam aber sicher verbesserte. Es war zwar ein Tennis ohne bestimmten Stil und er konnte noch keine guten Techniken, doch zumindest waren erste Fortschritte zu erkennen. Um sich aber doch noch in der Technik und dem Stil weiter entwickeln zu können, las er viele Tennismagazine und Bücher. Schon bald konnte er sich langsam seinen eigenen Stil aufbauen und er tüftelte an einer geeigneten Technik, die effektiv genug war. Im Tennisclub fielen Choutarohs Fortschritte eigentlich niemandem wirklich auf. Es kümmerte auch niemanden. Das war ihm aber nur recht, so konnte er irgendwann alle überraschen und Shishido beweisen, dass er kein Loser war. Diese Chance bot sich ihm auch bald. Im Training an einem Nachmittag geriet Shishido irgendwie in einen heftigen Streit mit zwei Senpais und diesmal wirkte der braunhaarige richtig klein und wehrlos. Einen Moment lang rang er sogar mit sich, ob er Shishido vielleicht helfen sollte, andererseits tat es bei ihm an dem schrecklichen Tag auch niemand... Zudem handelte es sich bei der Person um Shishido. Also sammelte er Bälle ein ohne weiterhin auf ihn zu achten. „Wir klären das jetzt mit einem Match! Und zwar Doubles, Shishido!“, sagte einer der Senpais energisch. „Pah! Mir doch egal, ich schlag euch auch allein.“ Choutaroh horchte auf und blickte wieder zu ihnen hinüber. Im selben Augenblick wünschte er sich, es nicht getan zu haben, denn der andere Senpai sah eben just in diesem Moment zu ihm herüber und dieses Grinsen in dessen Gesicht gefiel ihm gar nicht. „Hör zu Shishido, du wirst mit dem da Doppel spielen!“ Shishidos Augen, sowie ein paar andere Augenpaare richteten sich auf Choutaroh. Dieser brauchte einige Sekunden, um zu realisieren, was gerade vor sich ging. „Das... Das ist nicht euer Ernst!“ „Und wie ernst es uns ist. Oder hast du Angst du würdest verlieren?“ Ein mieses Grinsen machte sich auf den Gesichtern der beiden Senpais breit und Shishidos Stolz liess eine Ablehnung nicht zu. So kam es das Choutaroh plötzlich auf einer Seite eines Courts stand - mit Shishido! Er konnte es gar nicht richtig fassen. Wieso wurde er eigentlich immer in solche Situationen hineingezogen?! Gut, daran ändern konnte er nichts mehr und eigentlich war es DIE Gelegenheit, um endlich zu beweisen, dass auch er etwas konnte. Shishido gab ihm aber gar keine Chance dazu. Dieser spielte praktisch alleine gegen die anderen beiden und als Choutaroh einen Ball retournieren konnte, den der Braunhaarige nicht erwischte, wurde er auch noch von diesem angeschnauzt. „Steh hier nicht im Weg rum!“ Das liess er sich diesmal aber nicht gefallen und spielte gleich absichtlich nicht mehr mit, sondern stand nur rum. Aber als er sah, dass Shishido doch langsam seine Grenzen erreichte und es 4:1 stand, tat es ihm irgendwie Leid. Als er Aufschlag hatte, beschloss er seine geheime Technik anzuwenden. Sie war zwar noch lange nicht perfekt und die Erfolgsquote war auch noch sehr niedrig, aber ein Versuch war es Wert und so würde er auch gleich sehen, ob sich sein hartes Einzeltraining gelohnt hatte. „Los mach schon!“, drängelte Shishido genervt. Choutaroh ignorierte diese Aufforderung und konzentrierte sich voll und ganz auf seinen Aufschlag. Er hoffte, dass es funktionieren würde. „Ikkyu...Nyuu...Kon!“ Es herrschte totale Stille um sie herum. Erstaunte Blicke wandten sich zum Court. Choutaroh lächelte vor Freude. Es hatte geklappt! Sein geheimer Aufschlag hatte wirklich funktioniert! Shishido sah ihn an, wobei er nicht sagen konnte, ob es Entsetzen oder Überraschung war, das sich in dessen Gesicht spiegelte. Auch die Senpais hätten damit wohl nie gerechnet. Überhaupt hätte das sicher niemand. Er schlug denselben Aufschlag nochmals und wieder war es ein voller Erfolg. „Was ist das?!“ Die Senpais wirkten total aus der Bahn geworfen. „Ich nenne es Scud Serve.“, sagte Otori ruhig und Shishido wiederholte den Namen leise. „Dieser Aufschlag ist genial...“, gab der Braunhaarige zu. Das Spiel ging weiter, aber von nun an gingen auch alle Aufschläge daneben und Choutaroh musste sich wieder mit normalen begnügen. „Ha! Das vorhin war nur Glück!“ Choutaroh gefiel das gar nicht, aber er wusste ja, dass sein Aufschlag noch im Anfangsstadium stand. „Wir sind mitten in einem Match, also mach jetzt bloss nicht schlapp!“, kam es von Shishido, der anscheinend durch seinen Scud Serve wirklich beeindruckt war und nun wieder Kampfgeist in ihm loderte. Otori nickte und von da an nahm das Spiel eine entscheidende Wende. Er konnte nicht sagen was es war und wie es dazu kam, aber Shishido und er waren irgendwie ein total gutes Team. Sie verstanden sich blind. Er konnte sich das nicht erklären. Schliesslich gewannen sie gegen die gemeinen Senpais mit 4:6. Eine Überraschung für so mancher, der zugesehen hatte. Choutaroh wurde auch gleich von anderen Erstklässlern umringt und in höchsten Tönen gelobt. Jetzt würde sicher niemand mehr behaupten, dass er ein Loser war. Er sah zu Shishido, der ebenfalls zu ihm schaute. Dieser blickte ihn nur an, ehe er sich umdrehte und davon ging. So wie es aussah, hatte sich trotz dieses Spiels nicht viel zwischen ihnen geändert... Dabei war Shishido im Match so anders gewesen. Er seufzte. Am darauffolgenden Tag war Choutaroh über Mittag im Musikraum gewesen und spielte auf dem schwarzen Flügel. Die Musik war – nun auch nebst Tennis – seine Leidenschaft und er konnte sehr gut Violine und Klavier spielen, wodurch er bereits jede Menge weiblicher Fans und Bewunderinnen hatte. Die Musik beruhigte ihn immer und liess ihn alles Andere vergessen. Er steigerte sich oft so sehr in seine Musik hinein, dass er sein Umfeld gar nicht mehr wahrnahm. So hatte er natürlich auch nicht bemerkt, wie jemand in den Musikraum gekommen war. Erst nachdem der letzte Ton des Flügels ausgeklungen war und ihn eine Stimme aus seinen Gedanken riss, bemerkte er die Person. „Das war sehr schön.“ Choutaroh blickte überrascht in Shishidos Gesicht. Mit ihm hätte er wohl am wenigsten gerechnet. „Danke“, murmelte er und liess den Kopf sinken. Er wusste nicht wie er sich in dieser Situation verhalten sollte. Was wollte der Braunhaarige von ihm? „Ich...Also...“ Choutaroh sah wieder auf. Shishido schien mit sich zu ringen. „Hör zu, was ich da zu dir gesagt habe...Das tut mir Leid. Ich hatte Unrecht. Du bist kein Loser.“ Im Augenblick hatte er mit allem gerechnet, nicht aber mit einer Entschuldigung! Das war schon eine Überraschung... „Ähm...Ich hoffe du nimmst meine Entschuldigung an. Ich kann verstehen, wenn du es nicht tust, aber ich wollte einfach nur sagen, dass es mir Leid tut“, begann Shishido erneut. Choutaroh lächelte. „Klar nehme ich deine Entschuldigung an.“ Auf dem Gesicht des Braunhaarigen machte sich Erstaunen breit. Er schien nicht damit gerechnet zu haben, dass ihm der Hellhaarige tatsächlich verzeihen würde. Dann lächelte auch Shishido. Mit diesem Lächeln wirkte er ganz anders und vielleicht hatte sich Choutaroh in ihm getäuscht. „Ne, dein Name ist Otori oder? Spielst du noch mal ein Stück für mich?“ Er nickte leicht. „Gerne“ Und erneut liess Choutaroh die Tasten des Flügels erklingen und er war froh, wirklich sehr froh. Von da an änderte sich alles. Sein Verhältnis zu Shishido wurde um einiges besser und Tennis machte auch viel mehr Spass als vorhin. Sie hatten zwar nicht oft miteinander zu tun und spielten im Tennisclub auch eher selten zusammen, aber man konnte trotzdem vom Anfang einer - später wunderbaren - Freundschaft sprechen. Shishido kam auch oft im Musikraum vorbei, um Choutarohs Musik zu lauschen. Auch auf ihn wirkte sie irgendwie beruhigend und angenehm. Ob es daran lag, dass Choutaroh die Musik machte, konnte er nicht sagen. Durch Shishido lernte er auch andere gute Spieler im Club kennen. Gut, Atobe kannte er vom hören schon zu genüge, aber er lernte Oshitari Yuushi, ein blauhaariger Zweitklässler mit Brille und sein Anhängsel Mukahi Gakuto kennen. Dazu kam noch Jiroh Akutagawa, ein eher verschlafener Typ und immer, wenn er diesen sah, schlief er. Sie waren eigentlich alle sehr nett, fand er. Irgendwie begann er sich doch langsam wohl zu fühlen an dieser Schule. Es war keine Fehlentscheidung gewesen, hierher gekommen zu sein. *** Das erste Jahr an der Hyotei Gakuen ging schnell vorüber – nach Choutarohs Meinung doch schneller als erwartet – und er kam auch schon in sein zweites Jahr, während es Shishidos letztes sein würde. Er war auch wieder ein grosses Stück in die Höhe geschossen über die Ferien und überragte schon viele Drittklässler bei weitem. Im Club wurden auch die neuen Regulars bekannt gegeben. Choutaroh hoffte, dass er es dieses Jahr auch schaffen würde, aber sein Name war nicht unter denen, die genannt wurden. Dafür Shishidos. Er freute sich für ihn. Schliesslich hatte er von Anfang an gedacht, dass er es bestimmt schaffen würde. Natürlich war er etwas enttäuscht, dass er keiner geworden war, aber in diesem Tennisclub bereits zu den besseren Spielern zu gehören, war schon ein guter Fortschritt. Dennoch übte Choutaroh nebst dem Clubtraining immer noch sehr oft und sein Scud Serve verbesserte sich mehr und mehr. Schliesslich war das Glück auch auf seiner Seite und er bekam einen Platz als Regular! Seine Freude konnte er in diesem Augenblick nicht beschreiben. Es war einfach ein wunderbares Gefühl zu den acht Besten von 200 Mitgliedern zu gehören. Choutaroh wusste aber auch, dass er von nun an erst recht nicht mehr verlieren durfte, sonst würde er diesen Platz gleich wieder verlieren. Das schönste am Ganzen war aber, dass er von nun an mehr mit Shishido zusammen sein konnte. Die Krönung war aber, als es hiess, dass sie beide ab jetzt Doubles spielen würden. Choutarohs Freude hätte zu diesem Zeitpunkt explodieren können und Shishido schien es auch ganz gut zu finden. Und wie sich schnell herausstellte, war das eine sehr gute Entscheidung. Sie beide waren ein absolut unschlagbares Team und kein anderes Paar des Clubs kam gegen sie an. Nicht mal Oshitari und Mukahi, bei denen es erst hiess sie wären das beste Doppelteam. In der Umkleide nach dem Training trat Shishido neben ihn. „Sag mal Otori-kun...“ Choutaroh blickte seinen Senpai an. „Mhm?“ „Wir spielen ja schon seit längerem Doppel...“ Der Braunhaarige schien zu zögern mit dem was er sagen wollte. „Nun ja... Da wollt ich fragen...“ Wieder legte Shishido eine Pause ein. Choutaroh war sich nicht sicher, was jetzt kommen würde und sah seinen neuen Doppelpartner verwirrt an. „Sag es doch einfach, Shishido-senpai“, meinte er dann schliesslich lächelnd, auch um es dem anderen leichter zu machen. „Äh gut. Da wir ja jetzt Doppel spielen, wollte ich fragen, ob ich dich vielleicht Choutaroh nennen darf?“ Shishido schien es auch gleich zu bereuen diese Frage gestellt zu haben, denn der Hellhaarige sah ihn völlig perplex an. Gut Oshitari und Mukahi nannten sich auch beim Vornamen, wenn ihn nicht alles täuschte, aber... „Ach, vergiss das am besten wieder. War dumm von mir, entschuldige.“ Der Braunhaarige drehte ihm den Rücken zu und wollte gerade gehen. „Shishido-senpai! Warte! Ich...“, rief Choutaroh leicht errötend, „Du...Du kannst mich gern so nennen, wenn du magst.“ Der Kleinere lächelte leicht und nickte. Choutaroh selbst fragte nicht, ob er ihn auch beim Vornamen nennen durfte. Auch wenn er es angeboten bekommen hätte, hätte er es wahrscheinlich nicht geschafft ihm Ryou zu sagen. Aus dem einfach Grund, dass er gelernt hatte, ausser seine Familienmitglieder und Verwandte, sowie ihm sehr nahestehenden Menschen niemandem beim Vornamen zu nennen. Shishido und er waren unterdessen zwar sehr gute Freunde, aber so nah standen sie sich noch nicht, als dass er Ryou sagen würde. Eigentlich ging es von da an nur noch bergauf mit ihnen. Er gewöhnte sich auch schnell daran, dass ihn ausser seiner Eltern und Geschwister jemand anders bei seinem Vornamen rief. Nichts hätte sie beide noch aufhalten können, dachte Choutaroh jedenfalls. Er wurde aber schnell eines besseren belehrt... Wie beim Hyotei Tennisclub üblich, wurden an kleinere, unbedeutende Turniere nie alle wirklichen Regulars geschickt, sondern höchstens einer oder zwei. Diesmal war es Shishido mit sieben anderen Mitgliedern des Clubs und ihr Gegner hiess Fudomine. Der Langhaarige sah dem Match aber eher gelassen entgegen, zumal sie noch nie von diesem Team gehört hatten. Shishido hatte ihren Gegner aber unterschätzt und verlor ein Match gegen den Kapitän des Teams! Was für Choutaroh eigentlich eine Sache der Unmöglichkeit gewesen war... Als ihr Coach von Shishidos Niederlage hörte, flog er auch gleich aus den Regulars raus. Für Choutaroh ein absoluter Schock. Obwohl er wusste, was passierte, wenn man ein Spiel verlor, hätte er nie gedacht, dass es sein Senpai treffen würde. Das schlimmste für ihn in diesem Moment war aber, dass er einfach so einen neuen Partner bekommen hatte: Taki Haginosuke. Nicht, dass man ihn falsch verstand, Taki war in Ordnung, aber wirklich gut spielen konnte und wollte er nur mit Shishido. Der Braunhaarige trug es mit Fassung. Scheinbar. Choutaroh kannte ihn jedoch unterdessen gut genug, um zu wissen, wie sehr es diesen getroffen hatte. Diese Annahme bewies sich auch recht schnell. Nach dem normalen Nachmittagstraining kam sein braunhaariger Senpai auf ihn zu. „Choutaroh, ich hab eine Bitte an dich...“ Fragend schaute er Shishido an. Kaum war die Bitte seines Senpais ausgesprochen, standen sie beide auch schon wieder auf den Courts. Alleine. Er konnte nicht glauben, was er nun zu tun hatte. Shishido stand auf der anderen Seite des Platzes – ohne Schläger wohlbemerkt – und wollte, dass er seinen Scud Serve so oft, wie nur möglich machte. Er zögerte. „Los Choutaroh!“, brüllte der Kleinere und in seinen Augen brannte ein Feuer von Entschlossenheit. So blieb dem Hellhaarigen nichts anderes übrig als zu tun, was sein Senpai wollte. Shishidos Ziel war nämlich gewesen, alle Bälle mit seinen Händen zu fangen. Sie trainierten eine ganze Weile zusammen, bis es anfing zu dämmern. Shishido sah schon total mitgenommen aus und sein Körper war mit Schrammen und Schürfungen geziert. „Wir sollten aufhören Shishido-senpai...“ „Nein noch nicht! Ich werde es allen zeigen!“ „Aber Shishido-senpai...“ „Der nächste Aufschlag Choutaroh!“ Irgendwie erinnerte ihn die Situation in der sich sein Freund befand an diejenige vor einem Jahr. Er wollte damals genauso wenig aufgeben. So machten sie weiter bis spät abends. Schliesslich schaffte es Shishido ein paar Bälle zu fangen und sie beliessen es für diesen Tag. Natürlich übten sie gemeinsam auch noch die nachfolgenden Tage, da der Braunhaarige unbedingt vor dem Kantou Regional wieder im Team sein wollte. Als es Shishido dann endlich schaffte jeden Ball, den Choutaroh zu ihm rüber pfefferte zu fangen, war es genug. Daraufhin forderte er Taki zu einem Match heraus, den er auch haushoch schlug. Nachdem Spiel gab es einen kleinen Tumult und Getuschel, bis Sakaki auftauchte. Nachdem er gesehen hatte, was geschehen war, flog Taki aus den Regulars. Für einen Moment glitzerte so was wie Hoffnung in Shishidos Augen, aber an Takis Stelle wurde nun Hiyoshi Wakashi in die Regulars aufgenommen. Eine Entscheidung, die weder Shishido noch Choutaroh wirklich akzeptieren wollten. Wobei Shishido unvorzüglich seinem Coach nachrannte. Choutaroh folgte ihm, denn er wollte seinen Freund jetzt nicht hängen lassen. „Warum Hiyoshi und nicht ich?! Das ist nicht fair!“ Sakaki liess aber nicht mit sich reden, für ihn war die Sache erledigt. „Shishido-senpai hat wirklich hart trainiert und-“ „Willst du auch aus den Regulars fliegen Otori?“ Choutaroh brach sein Satz geschockt ab. Andererseits, wenn so Shishido zurück in die Regulars konnte, dann würde er seinen dafür aufgeben. „Shishido-senpai kann meinen Platz als Stammspieler haben.“ Verdutzt starrte ihn der Braunhaarige an. „Choutaroh!“ Doch Sakaki blieb ernst und zu Otoris Schock schnitt sich Shishido seine langen Haare, auf die er immer so stolz gewesen war, ab. Nachdem sich dann auch noch Atobe eingemischt hatte, schaffte es der Braunhaarige wieder zurück in die Regulars. Choutaroh hätte da vor Freude laut aufschreien können. Egal was nach diesem Ereignis auch auf sie zugekommen war, sie hatten es immer gemeinsam überstanden und wurden nicht mehr voneinander getrennt. *** Als Choutaroh sanft an den Kopf gestupst wurde, zuckte er erschrocken zusammen und schaute ins Gesicht eines seufzenden Shishidos. „Man Choutaroh, was ist denn heute los mit dir?“ „Wie?“ Der Kleinere deutete vor ihn auf den Tisch, wo sein bestelltes Eis bereits halb geschmolzen stand. „Oh...“ „Ich spendier dir nicht ein Eis, damit es dir nachher wegschmilzt...“, seufzte der Braunhaarige. „Tut mir Leid Shishido-san. Ich war ganz in Gedanken.“ Schnell verschlang der sein Eis, ehe es wirklich nur noch Sauce war. „Woran hast du denn gedacht, dass du kaum noch ansprechbar warst?“ „An früher...“ Choutaroh lächelte leicht. „Als wir uns kennen gelernt haben. Erinnerst du dich noch Shishido-san?“ „So? Natürlich! Das werde ich sicher nie mehr vergessen.“ Nun lächelte sein Senpai ebenfalls. Kurz darauf verliessen sie beide die Eisdiele. Choutaroh kratzte seinen ganzen Mut zusammen – immerhin würden sie ja nicht mehr lange vereint sein, da Shishido auf die Oberschule wechseln würde – und nahm die Hand des Kleineren. Dieser schaute ihn verwundert an, sagte jedoch nichts und machte auch keine Anstalten ihm die Hand wieder zu entziehen. Nein, diese Freundschaft würde lange nicht vorbei sein und wenn, dann würde sie höchstens für etwas Neues Platz schaffen. Etwas genauso schönem nur mit dem Unterschied, dass die Bindung zwischen ihnen noch enger und intensiver sein würde. ~Ende~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)