Shooting Stars von Monkey-D-Suria ================================================================================ Kapitel 8: Verhandlungen ------------------------ Der General orderte ein Treffen mit dem Feudalherren an und wurde im riesigen Hauptzimmer des Palastes um 2 Uhr mittags erwartet. Dort sollten sich auch die Soldaten des Herren, sowie dieser Toshi versammeln. Jetzt hieß es nur, die Frage zu klären, wie Sai und Ino dem Gespräch zuhören konnten, ohne bemerkt zu werden. Sai löste diese Aufgabe, indem er unentdeckt den Palast erkundigte und einen kleinen Geheimgang durch die Lüftungsrohre fand, der direkt an der Seite des Palastzimmers mündete. So saß er am Ende des Rohres und sah sich durch die Gitterstäbe, die das Rohr vom Zimmer trennten, im Zimmer um. Es war mit Marmorsäulen bespickt und der Boden war mit einem purpurroten Teppich ausgekleidet. Inmitten des Zimmers sah er einen alt aussehenden Mann, der mit seinen langen weißen Haaren, seinem grauen Schnurbart und langem, weißen Bart eher ausschaute, wie ein chinesischer Zauberer, in einem schmuck aussehenden Thron sitzen. Das war wohl der Feudalherr Saito-sama, schloß Sai. Dann blickte er weiter im Zimmer umher und sah zur Linken und Rechten des Herren Soldaten in grüner Uniform und langen Speeren stehen. Ein Mann allerdings befand sich nicht bei den Soldaten, sondern stand zu Rechten des Thrones des Feudalherren. Er trug grüne Seidengewänder und hatte lange, rote Haare. Sai vermutete, dass dieser Mann Toshi war. Im nächsten Augenblick traten zwei weitere Soldaten, gefolgt vom General ein. Jetzt wird es aufregend, sagte sich Sai. Wo blieb nur diese Ino? Hatte sie es doch nicht geschafft, in das Zimmer zu kommen? Sie machte aber auch wirklich nichts, als Ärger!!! „Nun, Sie wollten mich sprechen, werter Herr Tenshi“, begann der Feudalherr und Sai war überrascht, dass seine Stimme sich eher rau und rauchig anhörte, „was ist Ihr Anliegen?“ Der General verbeugte sich tief vor dem Thron. „Eure Hoheit, ich bat um das Gespräch, weil ich noch mal an das Treffen mit den Rebellen erinnern möchte. Ich stimme Ihnen durchaus zu, wenn Sie sagen, dass es so bald wie möglich statt finden sollte und möchte Sie ganz herzlich darum bitten, dieses Treffen schon morgen in die Wege zu leiten!“ „Schon morgen? Das ist zu kurzfristig, wie soll das möglich sein?“ Der Mann am Thron des Feudalherren – der Bösewicht Toshi – hatte gesprochen, bevor Saito-sama auch nur seinen Mund öffnen konnte. Seine Stimme – so dachte Sai – erinnerte eher an das Bellen eines bösen Hundes. „Sicher ist das kurzfristig“, Tenshi fixierte den Bösewicht mit einem festen Blick. „Aber ich werde nichts unversucht lassen, um das Treffen zu organisieren, damit es ungestört morgen stattfinden kann. Außerdem bin ich der Meinung, dass wir den Rebellen damit nur entgegenkämen und unseren Willen, die Spannungen zu beheben, signalisieren würden!“ „Ich stimme Ihnen zu, werter Herr General“, sagte der Feudalherr. „Mir will nur nicht in den Kopf, warum Sie mir das nicht schon vorher mitteilten. Hat es einen ganz bestimmten Grund dafür, dass Sie meinen, die Begegnung mit den Rebellen vorverlegen zu müssen?“ Ertappt! Sai biss sich auf die Lippen. Doch der General zögerte keine Sekunde mit seiner Antwort: „Wie Sie wissen, Eure Hoheit, nehmen die Spannungen zwischen dem Herrenhaus und dem Volk stündlich zu. Ich vermute und befürchte, dass jede Sekunde, die wir mehr warten, eine Sekunde zu viel wäre. Jeder Tag mehr bringt uns einem Bürgerkrieg mit sicherlich schrecklichen Folgen nahe. Daher liegt es meiner Meinung nach nur nahe, dass wir uns mit dem geplanten Treffen möglichst beeilen!“ – „Aber wenn wir das Treffen schon auf morgen lägen, dann zeigen wir nicht nur Kooperationsbereitschaft!“, bellte Toshi. „Vielmehr würde dann die Hoheit eine Schwäche signalisieren – die Rebellen könnten auf den Gedanken kommen, dass Saito-sama – mit Verlaub – in Furcht geraten und daher so hastig in seinen Entscheidungen ist.“ Doch der Feudalherr winkte ab: „Meinetwegen können die Rebellen das denken. Es stimmt sogar – ich habe Angst. Angst vor der Eskalation der Situation. Ich denke aber nicht, dass es schwach wäre – wenn man als Feudalherr eines Landes die Furcht hegt, dass das hiesige Frieden gestört wird … dann fürchte ich mich. Daher stimme ich dem General zu: das Treffen sollte nicht mehr aufgeschoben werden! Werter Herr Tenshi – bitte leiten Sie alles in die Wege! Schicken Sie dem Rebellenanführer Kunde, dass das geplante Treffen schon morgen um diese Zeit stattfindet – wie ausgemacht, an dem neutralen Ort; den Park von Oshima!“ „A … aber, Eure Hoheit!“, protestierte Toshi, „das muss doch geplant werden und …“ – „Ich danke Ihnen, dass sie sich solche Gedanken darüber machen, werter Herr Toshi“, unterbrach Saito, „aber wenn der General die nötigen Vorbereitungen trifft und das Treffen erfolgreich stattfindet, dann gibt es nichts mehr zu planen. Ich weiß auch so, was ich zu sagen hätte!“ Na, der sieht ja schlechtgelaunt aus, der gute Intrigant, dachte Sai mit einem grimmigen Lächeln beim Blick auf Toshi. Nur – wieso hat er seine berühmt-berüchtigte Hypnose nicht angewandt? Hätte er entweder Tenshi-sama oder den Feudalherren hypnotisiert, dann wäre das Treffen mit den Rebellen – wie er es offensichtlich geplant hatte – ins Wasser gefallen. Wahrscheinlich konnte er seine Technik einfach nicht anwenden, weil er umgeben war von Soldaten und direkt neben Saito-sama stand … das wäre ja zu offensichtlich gewesen. Und wenn er es heimlich machen müsste, dann würde er das Zimmer verlassen müssen … und dann wäre es erst recht auffällig. Und – wo blieb diese unzuverlässige Ino? Sai verzog das Gesicht. Er würde ihr kein Wort über die eben belauschte Audienz verraten; sollte sie doch sehen, wo sie blieb! Er kroch durch die Schächte zurück in den Palast und bewegte sich schnell und lautlos zum Haus des Generals. Dort erwartete ihn dieser schon – in Begleitung eines blonden Mädchens … „Ino Yamanaka?“, fragte Sai verblüfft. „Was tust du hier? Du solltest vorhin auch bei der Audienz anwesend sein, oder hast du Tenshi-samas Anordnungen wieder vergessen? Aber das war auch nicht anders zu erwarten, weil du so du …“ „Pah!“, machte Ino. „Zu deiner Information: Ich WAR vorhin dabei gewesen! Ich kann mich auch anders unbemerkt in ein Zimmer schleusen, ohne durch irgendwelche Schächte kriechen zu müssen, wie ein Nacktscheussling!“ Kichernd wies sie auf die schwarzen Flecken, die überall auf Sais Kleidung verteilt waren. Sai wurde blutrot, doch dann rappelte er sich wieder auf: „Ach, du tust nur so, dass du das Gespräch mitgehört hast und in Wahrheit hast du keine Möglichkeit gefunden, um …“ – Ino unterbrach ihn zwinkernd: „Ich kann die ‚Shinrashin no Jutsu’ (1), schon vergessen? Damit habe ich mich in die Gedanken eines Soldaten geschleust und so konnte ich perfekt getarnt in das Palastzimmer des Feudalherren!“ „Bist du denn wahnsinnig geworden?“, blaffte Sai sie an. „Tenshi-sama hat uns doch gebeten, geheim zu operieren – das heißt, weil du das offensichtlich noch nicht verstanden hast: niemand darf erfahren, dass der General uns angeheuert hast! Wenn der Soldat merkt, dass er für eine Weile ‚weg’ war, weil du seine Gedanken übernommen hast – und das wird er – dann wird er Verdacht schöpfen! Und es im schlimmsten Fall Saito-sama melden! Dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis wir aufgeflogen sind!“ Auch Ino wurde langsam wütend: „Nun hör endlich auf, mich zu unterschätzen! Ich habe das schon längst bedacht. Ich habe mir einfach nur einen Soldaten ausgesucht, der am Eingang des Palastes ein Nickerchen machte. Es war ein glücklicher Zufall, dass er da war. Und nachdem ich seine Gedanken verließ, war er zwar wieder wach, aber er würde diesen Zeitverlust sicher darauf zurückführen, dass er geschlafen hat.“ Sie bäumte sich auf und schaute übertrieben stolz drein. „Während der Herr in irgendwelchen Schächten herumkroch, habe ich außerdem noch unbemerkt die Gedanken der Insassen des Raumes versiegelt, damit dieser Toshi diese nicht manipulierte – aber es sah aus, dass er klug genug war, es nicht vor der Nase des Feudalherren zu tun!“ „Ihre Gedanken versiegelt?“, Sai schaute verblüfft. „Wie denn das?“ Ino antwortete: „Ich habe mir nach langem Training eine neue Technik angeeignet, die ‚Mind Sealing Technique’ (2); es soll als eine Art Barriere gegen Techniken, die die Gedanken der Menschen manipulieren, dienen. Mein Onkel hält sich für einen besonderen Witzbold, indem er die ‚Shinrashin’ an uns anwendet und uns gegeneinander ausspielt und da dachte ich mir … ich muss es irgendwie kontern! Wie gut, dass diese Technik jetzt so nützlich ist!“ „Jetzt spiel dich nicht so auf!“ Sai zog eine Schnute. „Angeben kannst du erst, wenn du den Bürgerkrieg verhindert hast!“ – „Du bist doch nur eifersüchtig, weil du bisher noch nichts getan hast!“, konterte Ino. Sai kochte: „Ach ja? Wer hat dich denn sicher hierhin geführt? Wer hat geraten, nicht des Nachts bei Tenshi-sama aufzukreuzen? Ohne mich wärst du vollkommen durchnässt hier erschienen und obendrein auch noch nach wenigen Minuten aufgeflogen!“ Ino wollte ihm etwas darauf erwidern, doch der General bremste die Streithähne: „Ihr habt euch beide gut geschlagen, ich danke euch! Jedenfalls habt ihr meine erste Aufgabe erfüllt und euch erfolgreich in das Palastzimmer geschleust – so muss ich keine wertvolle Zeit damit verschwenden, euch vom Gespräch mit Saito-sama zu erzählen. Ihr seid beide wirklich fähige Ninja und ich denke, dass ich durchaus dafür sorgen könntet, dass hier wieder Frieden einkehrt.“ Natürlich war es die Grundregel eines Shinobi, stets unbemerkt und lautlos zu operieren, also war es keineswegs herausragend, doch der General hatte das nur gesagt, um Sai und Ino wieder aufzubauen. Und tatsächlich – an ihren Gesichtern sah man sofort, wie sich ihre Wut legte. Tenshi räusperte sich und fuhr fort: „Wie auch immer – ich beauftrage zwei der Soldaten aus der Armee dazu, die Schriftrolle, in der alles Wichtige zum morgigen Treffen steht, an den Rebellenanführer zu übergeben. Und euch möchte ich darum bitten, diese unentdeckt zu begleiten. Bitte sorgt dafür, dass euch niemand bemerkt und auch dass die Soldaten nicht auf ihrem Weg irgendwie hypnotisiert werden können. Ich befürchte, dass Toshi schon von meinem Plan weiß und nur darauf lauert, wieder Unruhe zu stiften!“ Sai und Ino gehorchten – die beiden Soldaten wurden gen Abend mit der Schriftrolle zum Rebellenlager geschickt und die beiden Shinobi verfolgten sie lautlos, indem sie von einer Baumkrone zur nächsten sprangen. Außerdem hatte Ino sie vorhin, als sie in ihrer Nähe standen, für alle Fälle mit ihrer „Mind Sealing Technique“ belegt, so dass, falls Toshi mit seiner Hypnose doch noch einschreiten würde, es keinen Effekt auf die Soldaten haben würde. In den Bäumen versteckt beobachteten Ino und Sai schließlich, wie die Boten das Rebellenlager, was aus nichts weiter, als einer Höhle bestand, erreichten und den Anführer zu sprechen wünschten. Als sie hereingebeten wurden, folgten ihnen die beiden Konoha - Ninja unauffällig. Dort sahen sie die beiden Soldaten stehen und dahinter eine Menge Männer und Frauen, die allesamt in den gleichen, zerrissenen roten Anzügen gekleidet waren und – Sai musste seine Hand fest auf Inos Mund pressen, damit diese sich nicht mit dem lauten Geräusch, mit dem sie nach Luft schnappte, verriet. Inmitten all dieser Männer und Frauen, die offensichtlich die berühmt-berüchtigten Rebellen waren, stand ein großer Mann mit einem braunen Pferdeschwanz und einem mürrischen und gelangweilten Gesichtsausdruck. Mit einem bittersüßen Schrecken hatte Ino zuerst an Shikamaru gedacht, weil der da vorne ihm so ähnlich sah … und schon im nächsten Moment fragte sie sich, was wohl Shikamaru mit den Rebellen aus dem Hidden Tree Village zu tun hätte … und dann erst begriff sie, dass er es gar nicht sein konnte. Der Typ, der Shikamaru so ähnelte, sprach nun und bestätigte, dass es wirklich nicht Shikamaru war – dieser hatte eine ganz andere Stimme: „Was wollt ihr von uns, Armeesoldaten?“ „Ehrenwerter Rebellenanführer“, antwortete einer der Soldaten, „wir wurden im Namen des Generals Tenshi-sama zu ihnen geschickt – er schickt Ihnen diese Schriftrolle und lässt Ihnen ausrichten, dass Eure Hoheit Saito-sama das Treffen mit Ihnen schon auf morgen vorzuverlegen wünscht!“ Bei diesen Worten brach ein Tumult in der Rebellenhöhle aus – wie ein Bienenschwarm summten die Männer und Frauen nur so durcheinander. Ihr Anführer aber gebot ihnen mit einer Handbewegung Schweigen und fragte die Soldaten: „Wie kommt es, dass der Feudalherr diese Sinneswandlung vollzogen hat?“ Diese antworteten: „Das und alles Weitere entnehmen Sie bitte dieser Schriftrolle hier!“ Der Rebellenboss winkte sie hierher und nahm die Schriftrolle an sich. Ein Schweigen herrschte in der Höhle, als er die Rolle mit gerunzelter Stirn studierte. Dann dachte er stumm nach, seufzte und sagte: „Armeesoldaten, lasst dem Herren ausrichten, dass ich mit dem Treffen morgen einverstanden bin!“ Und wieder einmal brach ein Summen aus; die anderen Rebellen fragten sich natürlich, warum ihr Anführer diese Entscheidung getroffen hatte. Dieser antwortete: „Es scheint mir, als ist es dem Herren sehr daran gelegen, unsere Differenzen so schnell es geht beizulegen. Außerdem bin ich gespannt, wie er sich aus dem Schlammassel, für den er verantwortlich ist, herausreden will!“ Die Soldaten brachen bald darauf wieder auf, natürlich heimlich begleitet von Ino und Sai, und überbrachten die fröhliche Nachricht sowohl dem General, als auch dem Feudalherren. Im Nu war der General Tenshi, gemeinsam mit den Shinobi aus Konoha, vollends mit der Planung des Treffens beschäftigt. Sie entschieden sich dafür, dass Saito-sama in einer offenen Kutsche reisen würde, mit dem General und dem Diener Toshi zu beiden Seiten – und sonst niemandem mehr. Der General fand es zwar höchst risikoreich, den Feudalherren nicht unter dem Schutz einiger Soldaten zu stellen, aber er befürchtete auch, dass es die Rebellen missverstehen konnten, wenn Saito-sama mit einer Ladung Soldaten angefahren käme. Tenshi war ohnehin der Meinung, dass es genauso gewinnbringend wäre, wenn ihnen Ino und Sai heimlich folgen würden – auch sie würden den Herren sicher genauso toll beschützen. Dann führte der General Verhandlungen mit dem Feudalherren, was sie morgen zu den Rebellen sagen würden und was nicht – und da Toshi nicht anwesend war, brauchten auch Sai und Ino nicht zum Schutz dabei zu sein. Am nächsten Tag wachten die Shinobi und Tenshi zeitig auf und bereiteten sich auf das Treffen vor. Der General trug Ino und Sai auf, darauf zu achten, wann die Kutsche mit dem Feudalherren abfuhr, um ihnen heimlich zu folgen. So kam es, dass die Beiden einen äußerst langweiligen Morgen oben in den Baumkronen des Palastes verbrachten und auf jede Bewegung achteten. Als schließlich nach einer Ewigkeit die Kutsche losfuhr, folgten sie ihr heimlich in den Schatten der Bäume (durch die Baumkronen springen konnten sie diesmal nicht, weil sie befürchteten, dass die Bewohner der Baumhäuser sie zu dieser Tageszeit erkennen würden). Schließlich gelangten sie nach Saito-sama in den Oshima – Park; ein wunderschönes Gelände mit vielen Bäumen, einem Teich und einer Menge Flora und Fauna. Auch die Rebellentruppe samt Anführer waren schon anwesend. Ino und Sai erkannten richtig, dass sie sich fortan besser wieder in den Baumkronen verstecken würden und sprangen hoch. Dort hatten sie eine beachtliche Aussicht auf das Geschehen. Ino begann sofort, ihre Handzeichen zu formen, um ihre „Mind Sealing Technique“ an jedem Insassen – bis auf Toshi natürlich – anzuwenden und wollte mit dem General beginnen. Aber … irgendwas lief schief. Ino versuchte es noch einmal und es war wieder erfolglos. Ich weiß nicht, warum das nicht klappt, dachte sie, aber ich werde es bei jemand anderem versuchen. Sie erwählte nun den Rebellenanführer, der eine Ecke weiter von Tenshi entfernt stand. Auch dieser Versuch misslang. „Mist …“, murmelte sie. „Was hast du?“ Sai hatte vorhin dem Treiben unten zu geschaut und wandte nun seine Aufmerksamkeit seiner Begleiterin zu. „Ich … ich kann ihre Gedanken nicht versiegeln!“ Ino schaute sorgenvoll auf die Leute unter den Baumkronen. „Keine Sorge“, beruhigte sie Sai, „ich habe schon gestern Abend meine Tintenklone (3) und Farbtiere (4) überall im Park versteckt postiert – sie werden natürlich sofort angreifen, so bald dieser Toshi was Falsches macht. Außerdem … was soll er denn machen, wenn er direkt neben dem Feudalherren sitzt und dann auch noch von Rebellen beobachtet wird – jedes Fingerzeichen würde auffallen und dann hätten wir sofort den Beweis, dass er hinter dem Ganzen steckt. Und das will er sicher nicht!“ „Du hast Recht!“, flüsterte Ino. Aber trotzdem … irgendwas stimmte da nicht. Das hatte sie im Gefühl. Aber wahrscheinlich lag es auch daran, dass ihr ihre misslungene Versiegelungstechnik gewaltig an die Nieren ging … „So, Saito, Ihr wolltet mich sprechen“, begann der Anführer der Rebellen und alles drum herum wurde still. „In der Tat, werter Herr Onumo. Mir war es sehr daran gelegen, dass wir uns so friedlich wie möglich treffen und unsere Differenzen beilegen könnten“, antwortete der Feudalherr ruhig. Doch Onumo, der Anführer, wurde noch lauter: „Aha! Wollen Sie mir nun endlich erklären, wieso sie ihre Soldaten nicht richtig kontrollieren können – oder ist es sogar ihre Absicht? Einer aus ihrer Armee hat nicht nur dreisterweise einen Laden ausgeraubt, sondern auch noch alle getötet, die sich ihm in den Weg gestellt haben. Außerdem sehe ich in ihrem neuen Steuergesetz keinen anderen Sinn, als uns einfachem Volk das Geld aus der Tasche zu ziehen!“ „Dieses Gesetz ist eine riesige Lüge, nichts weiter“, erboste sich der General Tenshi, „der Herr würde nie auf die Idee kommen, die Bürgersteuern um 20 % anzuheben! Und außerdem habt ihr Rebellen euch ja auch nicht davor gescheut, Justiz an diesem Soldaten zu …“ „Das reicht, Tenshi!“, erbot ihm Saito energisch Schweigen. Dann sagte er zu den Rebellen gewandt: „Auch wenn diese Gerüchte überall im Umlauf waren, so habe ich dieses Gesetz nie erlassen. Und für das Verhalten meines Soldaten bürge ich. Ich bin einverstanden, dass ihr mich dafür verantwortlich macht. Doch bitte, im Namen des Dorfes, bitte bewahrt den Frieden! Euch liegt er doch genauso am Herzen, wie mir! Ich bin natürlich bereit, für jeden Schaden, den der Soldat begangen hat, aufzuk …“- „Sie glauben also, sie könnten die Menschen, die er tötete, wiederbeleben?“, unterbrach ihn Onumo. „Das, was mit diesen Menschen geschehen ist, tut mir aufrichtig leid. Ihr glaubt mir sicher nicht, Herr Onumo, aber da ich nie eine richtige Familie hatte, habe ich stets die Bewohner von Hidden Tree Village als meine Familie angesehen. Diese Menschen zu verlieren war, als ob ich meine Brüder und Schwestern verloren habe. Ihr müsst wissen, dass es mir sehr daran gelegen ist, nicht noch mehr Familienmitglieder zu verlieren …“ Doch weiter hörte Ino nichts mehr, weil auf einmal etwas rasch und lautlos neben ihr und Sai auftauchte. Gut, dass sie sich gerade noch beherrschte, sonst hätte sie wohl vor Schrecken den ganzen Park zusammen geschrieen. Dann sah sie das „Ding“, das aufgetaucht war und war überrascht, dass es eine zweite Ausgabe von Sai war, nur … etwas schimmernder … konnte das denn sein? „Wir haben schlechte Nachrichten!“, sagte Sais Tintenklon. „Der Farbhund, den du in der Nähe von Toshi postiert hast, hat, nachdem er ihn gerochen hat, das Gesicht verzogen. Etwas ist da nicht ganz in Ordnung …“ Sai zuckte zusammen, förderte eine Schriftrolle aus seinem Gürtel zutage, legte sie auseinander und malte mit seinem Pinsel einige Schriftzeichen darauf. Dann formte er einige Handzeichen und bevor Ino ihn fragen konnte, was das Ganze bedeutete, schloss er die Augen, wurde auf einmal ganz blass und murmelte: „Das … das darf nicht sein … ich habe meinen sprechenden Farbhund darauf trainiert, dass er Toshis Geruch wahrnehmen kann. Und natürlich war der Geruch von diesem Toshi unten anders, weil es gar nicht Toshi ist … es ist ein Schattenklon!“ Ino erschrak: „Ja, aber … wenn dieser Toshi da neben dem Herren nur … nur ein Klon ist … dann …“ „Dann befindet sich der Echte ganz hier in der Nähe und wartet auf seine Chance“, führte Sai diesen grauenvollen Gedanken zu Ende. Er befahl seinem Tintenklon: „Sucht den echten Toshi! Findet ihn sobald wie möglich und verhindert, dass er seinen üblen Machenschaften nachgehen kann! Ino probierte ihre Technik dieses Mal mit höherer Konzentration an dem General aus – und dieses Mal klappte es. Sie freute sich und versiegelte dann die Gedanken des Rebellenanführers. Wahrscheinlich funktioniert das nur ganz leicht, wenn meine Zielpersonen in der Nähe sind, dachte sie. Andernfalls muss ich mein Chakra (5) härter bündeln. Sie formte nun die Handzeichen, um dieses Mal die „Mind Sealing Technique“ am Feudalherren anzuwenden – und fiel vor Schock beinahe vom Baum. Sie hatte zufällig in eine Ecke nordwestlich von Saito-sama geschaut. In eine Ecke ganz versteckt hinter einem Busch im Park. Dort war der echte Toshi! Und auch er formte Handzeichen. Verdammt, fluchte Ino in Gedanken. Ich weiß genau, was er vorhat! Aber an WEM wird er das anwenden? Ach, hätte ich die Leute doch schon viel früher mit dem Schutz belegt! Einen Moment mal! Plötzlich sah sie, wie Toshi sich ganz fest auf seine Zielperson konzentrierte – die Person in seiner Nähe … Saito-sama! Ino musste sofort handeln. Schnell formte sie ihre Fingerzeichen und murmelte: „Mind Sealing Technique!“ Und verharrte … und hoffte, dass es geklappt hatte … dass es nicht zu spät war … Doch als sie sah, wie sich das freundliche Gesicht des Feudalherren vor Wut verzerrt hatte und wie er höhnisch auflachte, dann wusste sie, dass sie versagt hatte. Saito-sama sprach: „Ich denke, es hat einfach keinen Sinn, noch weitere Verhandlungen mit euch abzuführen, Herr Onumo! Wenn Sie sich offensichtlich dafür aussprechen, mich aus dem Thron zu schmeißen – bitte! Aber ich werde ihn verteidigen! Und das bedeutet nur eins …“ „Das wir kämpfen müssen!“, schloss der Rebellenanführer mit gepresster Stimme. „Aber, Eure Hoheit, sagten Sie nicht vorhin …“, begann Tenshi ratlos aber der Feudalherr unterbrach ihn: „ … dass ich keinen Bürgerkrieg will, ja. Ich will den Frieden hier im Dorf. Aber um ihn zu erhalten, muss ich mich von allen Unruhen befreien. Also auch von denen, die die Unruhen verursachen – und das sind die Rebellen! Ab morgen herrscht zwischen dem Herrenhaus … und denen, die sich ihm widersetzen … Krieg!“ Die Antwort darauf erschall wie ein Echo: aus allen Mündern der Rebellen erhob sich ein Kampfgeschrei und lauter Protest. Onumo sagte kalt: „Dann ist es also beschlossen. Von nun an … sind wir Feinde, Saito-sama. Rüstet Eure Soldaten gut für den Kampf! Denn wir werden ihn bis zu unserem Tod führen!“ Der Feudalherr grinste daraufhin sehr entschlossen, noch sogar als die Rebellen schon längst gegangen waren. Der General wiederum sah sehr verzweifelt drein und schaute sich in jeder Ecke nach Hilfe um. Es war offensichtlich, dass er seine angeheuerten Ninja suchte und sie stumm fragte: Wieso habt ihr mich so in Stich gelassen? Wie konnte es bloß dazu kommen? Das war zuviel für Ino. Ohne auch nur ein Wort zu Sai drehte sie sich um und lief, von einem Baum zum nächsten springend, weg. Das war es also. Wieder einmal versagt. Wie in den vergangenen Missionen auch. Aber dieses Mal war es ernst. Dieses Mal hatte sie sogar durch ihre Dummheit und ihre Unachtsamkeit einen Krieg entfacht. Jetzt standen eine Menge Menschenleben auf dem Spiel. Und dass nur, weil sie den Feudalherren nicht angemessen von Toshis Angriff schützen konnte. Ach, hätte ich mich doch mehr für die Mission und für den Frieden des Dorfes eingesetzt, anstelle mich mit Sai wegen irgendwelcher Dummheiten zu streiten, dachte sie. „Hey, Ino Yamanaka, wo willst du jetzt hin? Ino!!!“, rief ihr Sai hinterher, aber sie hörte ihn nicht mehr … ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Fußnoten: (1) „Shinrashin no Jutsu“, o. a. „Mind Transfer Technique“ – Mit dieser Technik kann Ino ihre Gedanken und ihre Seele in ein Lebewesen übertragen, um für einen bestimmten Zeitpunkt im Körper dieses Lebewesens zu agieren. Schwächen: Wenn dieses Lebewesen Schaden annimmt, so schadet das auch Inos Körper und außerdem ist auch Inos Körper zu diesem Zeitpunkt schutzlos. (2) „Mind Sealing Technique“ – ist eine von mir erfundene Technik für Ino; damit dachte ich, die Geschehnisse etwas spannender gestalten zu können (3) „Tintenklone“ – „Ink Clones“ oder auch „Sumi Bushin“ ist eine Technik von Sai. Wie bei den „Schattenklonen“ kann er damit Replikas seiner selbst erschaffen; doch natürlich bestehen sie, wie der Name sagt, aus Tinte (4) „Farbtiere“ – aus der Technik „Beasts Imitation Picture“ oder auch „Chōjū Giga“. Sai kann mit Hilfe seines Kunstjutsu (ein „Jutsu“ ist der Name für Ninja-Technik) Tiere erschaffen und lebendig machen. Das mit den Farbtieren bzw. dem Farbhund habe ich dazu erfunden. (5) – „Chakra“ – eine Energie, die der Ninja aus seiner Kraft „schmiedet“, um sie für seine Techniken einsetzen zu können. Erst einmal entschuldige ich mich für den langweiligen Kapitel, der aber sein musste. Dafür, dass es sich so schwer liest, steckt eine Menge Planungen dahinter … ich musste wirklich jedes Treffen, jeden Zug und jedes Wort planen, bis das passiert, wie es passieren soll. Gott, jetzt wünschte ich mir, ich wäre gut in solchen Sachen. Arme Ino … sie tut mir echt leid … obwohl sie eigentlich nicht viel für konnte … ach egal, das ändert sich (hoffentlich) im Verlauf der Story. Danke an euch, die ihr diese FF liest und vor allem an die, die diesen Chap überleben sollten XD. Besonders hervorheben möchte ich auch hier meine Kommischreiber: BrokenWings, Moon-Shadow, minimary106, Karen-chan und KawaiKao. Danke, dass ihr so kräftig mitfiebert, aber … das mit Ino und Sai muss mal vorläufig sein … sonst kapiert unser 200-IQ-Shika doch nie, was er an Ino hat XDD. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)