Shooting Stars von Monkey-D-Suria ================================================================================ Kapitel 3: Kuss --------------- Ino wünschte, sie könnte weg laufen. Oder ihm etwas sagen. Oder sonst was tun. Aber sie saß nur da und starrte bewegungslos in sein Gesicht. So, als hätte sie jemand mit einer unsichtbaren Fernbedienung auf Zeitraffer gestellt. Auch Shikamaru sah sie lange mit demselben leeren und mies gelaunten Ausdruck an, bis ihm im Licht der Straßenlaterne die Reflektion in Inos Gesicht auffiel, dass durch die Tränennässe entstand. Seine Augen weiteten sich und er fragte: „Weinst du etwa? Warum heulst du denn?“ Das brachte Ino zur Besinnung – sie drehte sich von ihm weg, wischte ihre Tränen mit dem Ärmel ihres Tops aus dem Gesicht und murmelte: „Geh weg und lass mich allein!“ Sie hörte, wie er seufzte und genervt sagte: „Du bist wirklich sehr, sehr ‚mendokuse’!“ Im Nu war ihre Verzweiflung wieder da. Sie kämpfte gegen einen erneuten Tränenstrom an, das aber trotz allem wieder aus ihren Augen floss. „Dann bin ich halt ‚mendokuse’“, schluchzte sie, „oder komisch … oder sonst was! Jetzt hast du es mir schon mehrmals gesagt, ich habe es verstanden – und nun geh weg!“ Er dachte gar nicht daran. Stattdessen stellte er sich neben sie und sah ihr direkt in ihre Augen. „Was hast du für Probleme?“, fragte er. „Das geht dich gar nichts an“, schrie sie heulend, „lass mich endlich allein oder geht das in deinen ‚200 – IQ – Schädel’ etwa nicht rein?“ Doch er blieb trotzdem, wo er war. Lange stand er schweigend neben ihr, bis er wieder etwas sagte: „Nein!“ „Was – ‚nein’?“ Sie schaute ihn entgeistert an. „Nein, ich lasse dich jetzt nicht allein“, erklärte er, „nicht bevor du mir sagst, was los ist.“ „Du würdest doch eh nicht zuhören“, konterte sie, „für dich ist das zu ‚mendokuse’! Und außerdem – das ist jetzt mein Problem und ich …“ – „Habe ich dich vorhin etwa verletzt?“, unterbrach er sie. Ino schaute unter Tränen auf und sah in seine fragenden Augen. Sie schluckte und schluchzte zwar immer noch, aber die Tränen blieben nun aus – so überrascht war sie nun. So ein Gesicht hatte sie noch nie bei ihm gesehen. Sonst sah er immer müde und gelangweilt aus, aber jetzt … die Augen schauten jetzt ganz anders … war das etwa Sorge, was sie darin las? Ehe sie es aufhalten konnte, sprudelte es aus ihr heraus: „ Natürlich hast du das, was sonst? Machst mich vor allen Leuten dort fertig! Jetzt traue ich mich nicht mehr zurück zur Party und auf die Strasse erst recht nicht. Jetzt weiß alle Welt, dass ich eine dumme Zicke bin, die nur auf dir rumhackt und …“ – „Das wollte ich nicht!“, sagte er. Und dann – stellte er sich neben sie und legte ihr die Hände auf die Schultern. Inos Herz tanzte einen schnelleren Foxtrott, denn je. „Weißt du … ich wollte dich nicht vor allen blamieren. Ich … habe mich nur gefragt, was heute mit dir los war. Du gehst mir aus dem Weg. Du bist auch nicht so schlagfertig, wie sonst. Ich … dachte einfach, das vielleicht was passiert sei.“ Ach, nichts. Nichts ist passiert. Außer, dass ich mich in dich verliebt habe, das ist alles. Und seitdem ist nichts mehr in Ordnung, dachte sie. Sie wünschte so sehr, sie könnte es ihm jetzt sagen, könnte ihre Gedanken laut aussprechen – und damit erklären, was mit ihr los war. Aber – was empfand er überhaupt für sie? Sicher war sie für ihn nichts anderes, als eine Teamkameradin. Okay, er hatte sich Sorgen um sie gemacht, aber auch wenn Shikamaru ein fauler und mürrischer Typ war, so hatte er auch viele gute Eigenschaften – eine davon war, dass er sich um jeden sorgte und kümmerte und sich in jeden hinein versetzten konnte. Und – was wäre, wenn er von ihren Gefühlen erfuhr und (das Schlimmste, was ihr passieren könnte!!!) sagte, sie sollten sich fortan zu ihrem Besten nicht mehr sehen? Er sprach weiter: „Ich sehe dich nicht als Zicke und Furie, bitte denk das nicht! Sonst … würde ich mich, denke ich, schon längst nach einer neuen Kameradin für Choji und mich umsehen!“ Er grinste und auch ihr wurde dabei etwas leichter ums Herz. „Es ist nur … du bist halt etwas temperamentvoll und hitzig – was aber nicht schlimm ist! Und … und wenn du dich auf einmal ganz anders verhältst, dann muss ich doch annehmen, dass etwas geschehen sei!“ Sie schüttelte den Kopf. „Es ist nichts, danke, dass du dich um mich sorgst“, sagte sie. „Es ist nur … es hat mir vorhin doch etwas wehgetan, als du so von mir gesprochen hast. Aber … ich bin da nicht so ganz unschuldig, schätze ich. Ich hätte in der Vergangenheit etwas netter zu dir sein sollen, anstelle immer nur mit dir zu streiten. Ich … durfte einfach nicht so schnell wütend werden und dich beleidigen. Jetzt … sehe ich ja, wie man sich dabei fühlt! Bitte … entschuldige!“ - „Das war doch überhaupt nicht schlimm. Das hat mich eigentlich nie richtig gestört, weil ich … ich bin es eigentlich nicht anders gewohnt!“ Er lachte und Ino stellte fest, dass sie ihn das erste Mal überhaupt lachen sah. „Du müsstest mal hören, wie meine Mutter mit mir schimpft, du könntest noch eine Menge von ihr lernen!“ Ino riss vor Überraschung die Augen auf: „Aber deine Mom … sie ist doch eigentlich ganz nett!“ Sie dachte an Frau Nara, die sie jedes Mal, wenn Ino bei ihnen vorbeischaute – sei es nun, Shikamaru für das Training oder die Missionen abzuholen oder etwas für Herrn Nara von ihrem Vater (auch sie waren ehemals Teamkameraden) abzugeben - mit einem Lächeln begrüßte. Shikamaru lachte erneut: „Sie ist ja auch ganz in Ordnung. Aber ein Temperament hat sie … Shikamaru dies, Shikamaru das! ‚Shikamaru, wann räumst du endlich mal dein Zimmer auf?’ – ‚Wann bewegst du dich endlich mal?’ – und so weiter. Und dann gehe ich raus, treffe dich und es geht wieder von neuem los – ‚Shikamaru, du bist zu faul!’ – ‚Wann erwachst du endlich mal aus deiner Lethargie?’ Und eigentlich … habt ihr beide Recht!“ Auch Ino musste lachen – sie war froh, dass sie doch nicht die Einzige war, die Shikamaru herumscheuchte. Erneut wischte sie sich die Tränen aus ihrem Gesicht, putzte ihre Nase mit einem Taschentuch und sagte: „Danke, Shikamaru. Jetzt geht es mir sehr viel besser. Ich denke, ich gehe wieder heim!“ – „Lass uns doch zurück auf die Party gehen. Auch wenn sie ‚mendokuse’ ist … ich will unbedingt sehen, wie es jetzt Neji geht!“, sagte er und Ino kicherte. Stimmt … eigentlich wollte sie es auch sehen. Und – sie wollte auch nicht weglaufen. Sie hatte begriffen, dass das, was vorhin geschehen war, ihr nur klargemacht hatte, wie sich die Leute, die sie anschimpfte, fühlten. Und wenn Sakura sie ärgerte – sollte sie doch! Ino würde ihr nicht die Genugtuung verschaffen und schon jetzt von der Party verschwinden; damit würde sie doch nur zeigen, dass es ihr unangenehm gewesen war. Schweigend gingen sie die Strasse wieder zurück und gingen in den Garten hinein. Plötzlich wurde es von allen Seiten ganz hell, so dass Ino und Shikamaru die Augen zusammen kniffen. Dazu riefen und jubelten eine ganze Menge Leute durcheinander. „Was zum …?“, fragte Shikamaru laut und auch Ino wollte wissen, was hier los war. „Das sind sie! Sie sind es! Sie sind es!“, hörte Ino Sakura freudig rufen und sie wollte unbedingt wissen, was ihre ehemalige beste Freundin nun schon wieder ausgeheckt hatte. Langsam und blinzelnd öffnete sie die Augen. Das grelle Licht schien immer noch von allen Ecken auf Shikamaru und sie und um sie herum stand – so schien es – die gesamte Partygesellschaft und schrie und pfiff. Was war denn in sie gefahren? Dann fiel es ihr auf, wie einige Mädchen kichernd tuschelten und mit den Fingern nach oben zeigten. Ino seufzte, schloss kurz die Augen und als sie meinte, für den Streich, den Sakura für sie geplant hatte, gewappnet zu sein, öffnete sie ihre Augen erneut und blickte so langsam es ging nach oben – Ach, du meine Güte!!! Nein, was ging hier vor? Was passierte hier? Mensch, das … das geschah doch nicht wirklich, oder ?! Das es ihr, als sie vorhin aus dieser Tür nach draußen gestürmt war, nicht aufgefallen war, war verständlich – sie war zu aufgewühlt dazu gewesen. Aber – warum hatte sie es nicht schon eher gemerkt? Oder hatten die ungefähr 100 Mistelzweige vorher nicht über der Tür gehangen? Shikamaru schaute sich verwirrt um, aber Ino fühlte sich, als würde ein riesiger Stein langsam in ihrem Inneren sinken. Sie kannte diesen Partygag … Sakura trat nach vorne und sagte: „Shikamaru, Ino – Tu … ich meine: Ino, ihr seid unser ‚Valentinspaar’! Jedes Jahr hänge ich Mistelzweige über diese Tür und warte, bis ein Junge und ein Mädchen gleichzeitig da durch gehen – und die sind dann das alljährliche Valentinspaar, das sich sofort und ohne Umschweife küssen muss!“ Ino wünschte sich mehr denn je, Gott würde zu ihr halten – und einen riesigen Amboss vom Himmel auf Sakura hier vorne fallen lassen. Das war so fies! So gemein! Wieso sie? Warum sie und Shikamaru? Nein, nein, nein, nein … Er selber seufzte nur und murmelte: „Wie ‚mendokuse’ – wer denkt sich denn so was aus? Ich pfeife darauf!“ Daraufhin kicherte Sakura noch stärker: „Ja, geh ruhig! Aber wenn du der Tradition nicht folgst, dann hast du für den Rest deines Lebens Pech in der Liebe!“ „Das Risiko gehe ich ein!“ Shikamaru zuckte nur mit den Achseln und entfernte sich noch weiter. „Ja, und Ino auch – sie hat dann auch für immer Pech in der Liebe!“, ergänzte Sakura. „Das wäre nichts Neues für mich!“, zischte Ino – sie war jetzt mehr als aufgebracht. Wenn die Anwesenden nicht alle klasse Ninjas gewesen wären – sie hatte sie alle auf der Stelle umgebracht. Oder egal was gemacht … alles, nur damit sie Shikamaru nicht mehr küssen musste. Gegen die Sache selber hatte sie ja nichts. Aber es musste … anders geschehen. Sie sollten dabei alleine sein. Es sollte romantisch sein. Kein Mensch sollte über sie lachen und sticheln. Und das Wichtigste: Shikamaru sollte es auch wollen. Verflucht, hatte sie denn nicht einmal das Recht zu bestimmen, wie ihr erster Kuss ablaufen sollte? „Ach, was soll’s!“ Shikamaru zuckte wieder mit seinen Achseln. „Ich habe keine Lust auf diese Diskussion – wir sollten es einfach machen und uns eine Menge Ärger ersparen!“ „Aber …“, protestierte Ino, aber er sagte: „Wird schon nicht so schlimm sein und nicht so lange dauern! Bringen wir es hinter uns!“ Es hörte sich so an, als müsste er von einem 100 – Meter – Berg in ein elektrisch geladenes Feld springen. Ino seufzte. Na ja … wenn es nicht anders ging. Er kam immer näher und näher … jetzt konnte sie sogar seinen Atem an ihren Wangen spüren … und jetzt – jetzt fühlte sie sogar, wie die Haarsträhnen, die ihm von der Stirn herab fielen, sie an ihrer Stirn kitzelten. Und dann – dann blieb die Zeit und die Welt stehen. Es dauerte vielleicht nur eine Sekunde, in der er seine Lippen auf die Ihren gedrückt hatte, aber für sie dauerten sie eine Ewigkeit. Es existierten weder Zeit noch Raum – sondern nur Ino und Shikamaru. Die grellen Lichter und die anderen Menschen, sowie deren Jubelschreie nahm sie wie unter einem Schleier war. Sie sah nur Shikamaru, wie er sich jetzt langsam wieder von ihr entfernte. Er hatte die Augen geschlossen und öffnete sie jetzt wieder. In ihnen lag ein Blick, den Ino nicht identifizieren konnte. Sie wusste nur eins: es war nicht dieser typische Shikamaru – Blick. Daraufhin … oh, mein Gott, was passierte hier? Träumte sie etwa doch? Nein, die Schmerzen, die ihr Herz durch starkes Schlagen in ihrer Brust verursachte, waren real. Das passierte alles wirklich. Auch wenn es zu schön war, um wahr zu sein. Auch wenn es unglaublich war … Er packte sie ganz sanft an ihren Oberarmen, zog sie an sich und küsste sie wieder. Und dieses Mal richtig. Ino konnte es nicht beschreiben. Sie war alles auf einmal: glücklich, verliebt und verwirrt. Alles drehte sich. Sie hörte und sah nichts. Sie fühlte nur, wie Shikamaru sie küsste, wie er ihr ihren ersten richtigen Kuss schenkte – und der tausend Mal schöner war, als sie es sich jemals vorgestellt hatte. Danach – nach einigen Sekunden? Minuten? Einer Ewigkeit? – lösten sie sich voneinander. Ino merkte nicht einmal, dass sie nicht geatmet hatte und die Augen geschlossen hielt. Langsam öffnete sie sie wieder und sah, dass Shikamaru sie ansah – mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Was lief hier ab? Vorhin hatte er sich so verzweifelt dagegen gewehrt und nun? Jetzt hatte er sie gleich zweimal geküsst und strahlte wie die Sonne persönlich. Aber ehe sie noch weiter überlegen konnte, zog er sie erneut zu sich und küsste sie. Er wusste selber nicht, was er tat und warum er dies tat. Es war … in dem Moment, als seine Lippen die von Ino berührt hatten, jagte ein von der Berührung ausgehender riesiger Elektroschock durch seinen Körper. Ein ziemlich angenehmer Schock. Dazu war es ihm aus unerfindlichen Gründen ziemlich warm geworden und er wusste nur eins: er durfte nicht aufhören! Wenn er aufhörte, Ino zu küssen, dann würden schreckliche Dinge geschehen. Es war, als hätte jemand anderer bei ihm seine eigene Technik, den „Kagemane No Jutsu“ angewandt, seinen Schatten gefangen und kontrollierte ihn damit. Er jedenfalls wusste nicht mehr, was er tat. Was war denn nun los mit ihm? „Ist ja schon gut, es reicht jetzt!“ Sakura schob sich zwischen die Beiden und zog sie auseinander. „Ihr habt ja bewiesen, dass ihr mutig seid, jetzt braucht ihr euch nicht so aufzuspielen!“ Im Nu hatte Shikamaru seinen eigenen Schatten wieder und auch für Ino existierten wieder Raum, Zeit und die Menschen hier. Dennoch … jetzt wünschte sie mehr denn je, ein Amboss würde vom Himmel direkt auf Sakura fallen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So, wieder einmal ein Chap fertig. Ich wünschte nur, ich hätte mehr die einzelnen Situationen aufgegriffen und die Gefühle beschrieben. Aber … da ich ja leider so emotional bin, wie ein Eisklotz, habe ich eine besondere Begabung darin, solch schöne Szenen, wie hier im Chap, zu versauen >.< *in Selbstmitleid versink*. Von daher bin ich immer für offene Kritik, wo man was besser machen kann, dankbar! Aber ich hoffe, dass es euch auch so gefällt – vielen Dank für die Aufmerksamkeit^^!!! Und natürlich für die netten Kommis von Moon–Shadow und minimary106!!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)