Taste Of Confusion I von Karma (Devlin x Miriam) ================================================================================ Kapitel 1: Der Tag, der alles verändert hat ------------------------------------------- "Was ist denn mit Deinem Arm passiert? Hast Du Dich geschnitten, Kleine?" Der blonde Junge hockt sich hin und sieht mich an. Er muss etwa fünfzehn sein, also drei Jahre älter als ich. Er trägt die Uniform der Jungenschule, die gegenüber von meiner Schule liegt. "Das geht Dich gar nichts an!" schreie ich. Wie hat er mich hier überhaupt gefunden? Der alte Bunker ist doch mein Versteck. Mein geheimer Ort, der nur mir ganz allein gehört. Was will er hier? Der Junge zieht ungerührt eine Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug aus seiner Tasche und zündet sich eine Zigarette an. Deshalb ist er also hergekommen. "Also, was ist mit Deinem Arm?" fragt er, ohne auf mein Geschrei einzugehen. "Das sieht nicht nach einem Kratzer von den Büschen hier aus. Sag bloss, Du hast das selbst gemacht?" Er pustet den Rauch in meine Richtung und kommt näher, bis sein Gesicht kaum noch fünf Zentimeter von meinem entfernt ist. Ich versuche, ihm auszuweichen, aber gleich hinter mir ist die Wand. Der Blonde grinst mich an und ich sehe so trotzig ich kann in seine hellgrünen Augen. Sein Blick schweift ab und fällt auf die Rasierklinge in meiner Hand. Ich werde rot und versuche, sie zu verstecken, aber es ist zu spät; er hat sie schon gesehen. Wieder pustet er mir den Rauch seiner Zigarette ins Gesicht und ich muss husten. "Du magst also Schmerzen, ja?" Ich schaue ihn an und weiss nicht, was ich darauf antworten soll. "Hast Du Deine Zunge verschluckt, Kleine?" Er grinst breit und zieht erneut an seiner Zigarette. Im nächsten Moment wird sein Gesicht wieder ernst. "Du solltest damit aufhören. Keiner mag Mädchen mit Narben an den Armen." "Mich mag sowieso keiner." antworte ich leise und lasse den Kopf hängen. "Sieh an, Du kannst ja doch sprechen." Ich kann das Grinsen in seiner Stimmte förmlich hören, deswegen reisse ich den Kopf hoch und funkele ihn wütend an. "Was weisst Du denn schon? Du hast doch keine Ahnung von meinem Leben!" "Hab ich auch nie behauptet. Dein Arm blutet übrigens immer noch. Wenn Du nicht aufpasst, wird Dein Rock noch ganz dreckig." "Und was geht Dich das an?" Schon wieder schreie ich ihn an. "Nichts. Ich wollte es Dir ja auch bloss sagen." Seine Zigarette hat er inzwischen zur Hälfte geraucht. Zum Glück, dann wird er wohl auch bald wieder verschwinden und mich in Ruhe lassen. "Darf ich mal probieren?" Was? Was hat er gerade gesagt? Fassungslos sehe ich ihn an. "Was ist?" Er sieht mich fragend an und ich weiss nicht, was ich ihm antworten soll. "Wawawas mmmeinst Ddu?" stottere ich schliesslich, als ich meine Sprache endlich wiedergefunden habe. Er schnippt seine Zigarette in die Ecke und kniet sich direkt vor mir auf den Boden. Seine hellgrünen Augen haben einen ganz seltsamen Ausdruck angenommen. Er umfasst meinen blutenden Arm und hebt ihn vor sein Gesicht. "Ich habe gefragt, ob ich von Deinem Blut probieren darf. Also, darf ich?" Erwartungsvoll sieht er mich an. In meinem Kopf dreht sich alles und ich weiss schon wieder nicht, was ich antworten soll. Noch nie in meinem gesamten Leben war mir jemand so nah wie dieser Junge. Ich sehe genau in seine Augen und zu meiner eigenen Verwunderung nicke ich. Sprechen kann ich jetzt nicht, meine Kehle ist trocken und mein Hals wie zugeschnürt. Langsam, beinahe wie in Zeitlupe, beugt er sein Gesicht hinunter und presst seine Lippen auf den Schnitt an meinem Arm. Mein Herz setzt einen Schlag aus, nur um im nächsten Moment umso heftiger gegen meine Brust zu donnern. Mein Gesicht ist flammend rot und in meinem Bauch kribbelt es. Ich bin so durcheinander, so überwältigt von diesen Gefühlen, dass ich nichts anderes tun kann als stumm dazusitzen und zu beobachten, wie er an meinem Arm saugt. Als er mit seiner Zunge über den Schnitt fährt, fühlt es sich an, als bekäme ich einen elektrischen Schlag. "Süss." sagt er nur, als er sich scheinbar nach einer Ewigkeit wieder von mir löst. Ich bin immer noch unfähig, mich zu bewegen und kann ihm nur tatenlos zusehen, wie er den letzten Blutstropfen von seinen Lippen leckt. Mein Arm blutet so gut wie nicht mehr, aber das bemerke ich nicht. Völlig gebannt starre ich ihn an. Mein Herz schlägt noch immer wie verrückt und ich habe schon beinahe vergessen wie man atmet. Er sieht mir genau ins Gesicht und ich spüre, wie die Röte auf meinen Wangen noch tiefer wird. Was war das gerade? Was waren das für Gefühle? Der Junge kniet noch immer vor mir, greift in seine Hosentasche und zieht ein Taschentuch heraus. Ein weisses Taschentuch, das er um meinen Arm wickelt und verknotet. Aus dem Augenwinkel erkenne ich, dass es eine Stickerei hat, aber ich kann meinen Kopf nicht drehen, um es mir genauer anzusehen. Mein ganzer Körper gehorcht mir nicht mehr und ich bringe noch immer kein Wort heraus. Er steht auf und wendet sich zum Gehen. In der Türöffnung dreht er sich noch einmal zu mir um. Ich sitze immer noch auf dem Boden, habe mich noch keinen Millimeter bewegt. "Hast Du auch einen Namen, Kleine?" fragt er und seine hellgrünen Augen glänzen im Licht der Sonne fast ebenso golden wie sein blondes Haar. "Mmmmmiriam." stottere ich. "Miriam also." Er lächelt mich an. "Ein hübscher Name." sagt er und geht. Ich brauche noch eine ganze Weile, bis ich mich aufgerappelt habe. Dann renne ich hinter ihm her, so schnell ich kann, aber er ist schon über die kleine Brücke gegangen. Ich bleibe stehe und ringe verzweifelt nach Luft. Er scheint etwas bemerkt zu haben, denn er bleibt ebenfalls stehen und dreht sich zu mir um. "Und wie heisst Du?" brülle ich, so laut ich kann. "Devlin!" schreit er zurück, winkt mir noch einmal zu und geht dann weiter. Ich habe endgültig keine Kraft mehr, sinke auf die Knie und sehe ihm nach, bis er aus meinem Blickfeld verschwindet. "Devlin..." flüstere ich und mein Blick fällt auf das Taschentuch, das er mir um den Arm gebunden hat. Ich streiche darüber und sehe mir dann die Stickerei genauer an. Ein 'D', verschnörkelt und mit dunkelrotem Garn gestickt. "Devlin..." Diesen Tag werde ich nie vergessen – und diesen Jungen auch nicht. "Devlin…" Kapitel 2: Begegnung -------------------- "Kommst Du, Miriam? Die Anderen warten sicher schon." Claudia läuft ungeduldig vor der offenen Badezimmertür auf und ab. "Ich bin fast fertig." sage ich und ziehe die Bürste noch ein letztes Mal über meine beiden schwarzen Zöpfe. Dann drehe ich mich zu ihr um. "So, das war's. Von mir aus kann's losgehen." Claudia grinst und fasst mich am Handgelenk. Unsere Jacken und Taschen hat sie sich über den anderen Arm gelegt. "Mann, ich freu mich schon riesig. Übrigens, Jonas wird auch da sein. Hat sein Bruder mir gestern erzählt. Und er hat auch gesagt, dass Jonas total auf Dich steht. Also, schmeiss Dich ran!!!" Ich seufze leise. "Und wenn ich das nicht will?" Jetzt wird Claudia sauer und dreht sich zu mir um. "Hör mal, das ist doch Quatsch. Jonas ist ein echt toller Kerl. Du bist vollkommen verrückt, wenn Du 'Nein' sagst. Und fang mir jetzt nicht schon wieder mit dem Taschentuchfuzzi an! Das ist doch schon ewig her. Ausserdem, wenn der was von Dir gewollt hätte, hätte er Dich ja wohl gefunden, oder? Hat er aber nicht! Also vergiss endlich die Vergangenheit und konzentrier Dich auf das Hier und Jetzt. Und wenn Jonas Dich fragt, ob Du seine Freundin sein willst, dann sagst Du 'Ja', sonst kenne ich Dich nicht mehr. Kapiert?" Ich nicke nur. Claudia ist sonst wirklich ein Schatz, aber – beste Freundin hin oder her – diese Sache versteht sie einfach nicht. Ich weiss ja selbst, dass ich wahrscheinlich verrückt bin, dass ich immer noch an etwas denke, was fünf Jahre zurückliegt, aber ich kann nichts daran ändern. Deswegen hatte ich auch bis jetzt noch nie einen festen Freund, obwohl ich in ein paar Monaten achtzehn werde. "Komm, wir wollen doch nicht zu spät kommen." Mit diesen Worten reisst Claudia mich aus meinen Gedanken. "Der Club ist zwar neu, aber wenn wir nicht früh genug da sind, kommen wir nicht mehr rein." Sie drückt mir meine Jacke und meine Tasche in die Hand und schiebt mich in den Flur. Unten vor der Haustür werden wir schon von ihrem Freund Marc erwartet. Er begrüsst uns, wir steigen ein und fahren los. Vom Beifahrersitz aus dirigiert Claudia ihn zu der Adresse, bei der wir Jonas und seinen Bruder Nico abholen sollen. Die beiden stehen schon fix und fertig vor der Haustür. Nico öffnet die Tür und schiebt erst seinen Bruder ins Auto, auf den Platz direkt neben mich, dann steigt er selbst auch ein. "So, da wir ja jetzt alle vollzählig sind, kann's ja losgehen." grinst Marc in die Runde. Jonas sieht mich von der Seite an und lächelt. "Du siehst toll aus, Miriam." Ich lächle zurück. "Danke. Du auch." Das ist noch nicht mal gelogen. Mit seinen schwarzen Haaren und den grauen Augen ist er wirklich gutaussehend. Kein Wunder, dass so viele Mädchen auf ihn stehen, auch wenn er so oft schwarz trägt und sich ab und zu schminkt. Vielleicht auch gerade deswegen. Schwarze Klamotten stehen ihm wirklich gut. Vielleicht hat Claudia recht und ich sollte wirklich 'Ja' sagen, wenn er mich fragt. Durch meine Grübelei habe ich gar nicht gemerkt, dass wir inzwischen schon vor dem Club angekommen sind. Marc parkt den Wagen und Jonas reicht mir die Hand, um mir beim Aussteigen behilflich zu sein. Ich lasse mich von ihm aus dem Auto ziehen und sehe, wie die Anderen sich angrinsen. Sie bleiben auf dem Weg zur Tür absichtlich ein paar Schritte hinter uns. Wahrscheinlich wollen sie uns allein lassen und uns trotzdem beobachten. Ich zucke innerlich die Schultern und grinse. Wenn es ihnen so viel Spass macht, sollten sie doch. Jeder so, wie er mag. Vor dem Club ist es trotz der frühen Stunde schon ziemlich voll und wir müssen fast zwanzig Minuten anstehen, bevor wir endlich reingelassen werden. Drinnen herrscht Dämmerlicht, das nur von wenigen Lampen an den Wänden ausgeht. Fast alle Besucher sind mehr oder weniger schwarz gekleidet – genau wie wir. Die Jungs geben ihre und unsere Jacken an der Garderobe ab und Claudia und ich nutzen die Zeit, um uns ein wenig umzusehen. "Was man aus einer alten, halbverfallenen Metallwerkstatt alles machen kann." staunt sie und sieht sich fasziniert. die Dekoration an. Gummifledermäuse hängen an unsichtbaren Fäden von der Decke und in den Ecken kleben künstliche Spinnweben mit den dazugehörigen Plastikspinnen. Der Boden ist von leichtem Nebel bedeckt, so dass wir unsere Füsse kaum noch erkennen können. "Na, gefällt es Dir?" fragt Jonas, der inzwischen wieder zurück ist. Ich nicke. "Ja, bisher schon. Ich finde die Idee mit den Grablichtern auf den Tischen echt klasse." "Stimmt, das sieht wirklich toll aus." pflichtet er mir bei. "Der DJ legt auch gleich richtig los. Dann kann man sich zwar nicht mehr so gut unterhalten, aber dafür prima tanzen." Als hätte er das Stichwort gegeben, wird die Musik plötzlich fast ohrenbetäubend laut. 'Hellraiser' Jonas nimmt meine Hand und zieht mich auf die Tanzfläche. Ich beginne zu tanzen, geniesse die Musik. "Und, wie läuft es bei euch? Wir sind schon seit zwei Stunden hier und Claudia hat mich auf die Toilette gezerrt, um mich auszufragen. "Bisher haben wir nur getanzt und was getrunken." "Mann, was für ein Lahmarsch!" mault sie und zieht ein missmutiges Gesicht. "Wenn der weiter so trödelt, helfe ich ihm auf die Sprünge. Das darf doch echt nicht wahr sein!" "Du, da läuft 'Velocity'. Ich muss auf die Tanzfläche." sage ich, mehr um das Gespräch zu beenden als weil ich wirklich tanzen will. "Na dann, auf geht's!" Claudia quetscht sich an den draussen anstehenden Mädchen vorbei und macht sich auf die Suche nach Marc. Ich trete ein paar Schritte zur Seite, um mal einen Moment ganz für mich alleine zu sein. Der Abend ist zwar bisher ganz schön, aber ich hatte bisher nur beim Tanzen mal einen Augenblick für mich, weil wenigstens einer der Vier ständig in meiner Nähe ist. Dass ich mich zu nah an die Herrentoilette gestellt habe, merke ich erst, als mich jemand bei dem Versuch, an mir vorbeizukommen, von hinten anrempelt. Im Vorbeigehen erhasche ich einen Blick auf den Typen und in diesem Moment setzt mein Herz aus. Blonde Haare und hellgrüne Augen – das ist er! Das ist Devlin! Er ist hier! Bevor ich reagieren kann, ist er bereits in der Menge und damit aus meinem Blickfeld verschwunden, ohne mich überhaupt gesehen zu haben. Ich kann einfach nicht glauben, was hier gerade passiert ist. Was tut er hier? Warum ausgerechnet heute, wo ich mir doch fest vorgenommen habe, ihn endlich zu vergessen und mit Jonas zusammenzukommen? Die kleine Narbe auf meinem Arm brennt. Die Narbe, die ich mir an dem Tag zugefügt habe, als ich ihn getroffen habe. Fassungslos stehe ich vor den Toiletten und bemerke nicht, wie mich immer mehr Leute im Vorbeigehen anrempeln. "Hey, Miriam, was ist denn mit Dir los? Du bist ja ganz blass!" Claudia ist zurückgekommen, um mich zu suchen, und zupft an meinem Ärmel. Ihre Stimme bringt mich in die Wirklichkeit zurück. "Er ist hier, Claudia! Er ist hier! Ich hab ihn gesehen!" schreie ich, um die Musik zu übertönen. Mehr als das muss ich nicht sagen, sie erkennt sofort, von wem ich rede. Genervt winkt sie ab. "Quatsch! Das hast Du Dir bloss eingebildet. Oder soll das eine Ausrede wegen Jonas sein? Wenn ja, vergiss es, das zieht nicht!" zischt sie und ihr Gesicht zeigt, wie sauer sie ist. Aber das ist mir egal. Er ist hier! Ich kann an nichts Anderes mehr denken. Ich weiss genau, dass ich es mir nicht eingebildet habe. Und ich habe ihn auch nicht verwechselt. Diese Augen würde ich überall wiedererkennen! Flehend sehe ich sie an. "Das ist keine Ausrede. Er ist wirklich hier, glaub mir! Ich muss ihn finden. Ich MUSS!!!" Claudia sieht mir an, dass ich es ernst meine. Sie ist immer noch etwas sauer, aber sie nickt seufzend. " Na gut, dann suchen wir beide jetzt Deinen Taschentuchfuzzi." Sie sieht auf die Uhr. "Hm, sagen wir, eine Stunde. Das dürfte reichen, um den Laden von oben bis unten zu durchsuchen. Aber wenn wir ihn nicht finden, versprichst Du mir etwas: Du gehst zu Jonas und sagst ihm, dass Du seine Freundin sein willst. Und diesen Heini vergisst Du dann ein für alle Mal, klar?" Hecktisch nickend erkläre ich mich damit einverstanden. "Jaja, schon gut. Er ist da entlang gegangen." Ich nehme Claudias Hand, um sie in dem Gedränge nicht zu verlieren, und beginne, ihn zu suchen. Er muss hier sein. Irgendwo. Er muss einfach! Ich habe ihn doch ganz genau gesehen. Zehn Minuten vergehen, zwanzig, dreissig, vierzig. Claudia und ich durchsuchen den ganzen Club, aber er ist nicht zu finden. Ob er schon gegangen ist? Das glaube ich nicht. Das darf einfach nicht sein! Fünfzig Minuten und noch immer keine Spur von ihm. Sechzig Minuten. Das war's. Er ist weg. Gegangen, ohne dass ich ihn noch mal gesehen habe. Claudia bleibt stehen und zwingt mich so, es ihr gleichzutun. " Wir haben alles abgesucht und ihn nicht gefunden. Die Stunde ist um. Finde Dich damit ab, dass Du es Dir nur eingebildet hast. Und jetzt gehen wir zurück zu den Jungs und Du sprichst mit Jonas, wie Du es mir vorhin versprochen hast." "Aber..." beginne ich, doch Claudias Blick lässt mich verstummen. Ich lasse den Kopf hängen. Wahrscheinlich hat sie Recht. Trotzdem bin ich mir sicher, dass ich mich nicht getäuscht habe. Er war hier, das weiss ich. "Hey, hörst Du das? 'Komm zu mir'. Na, wenn das nicht passend ist. Also, auf zu den Jungs." Sie nimmt wieder meine Hand und schleift mich in Richtung Tanzfläche. Ich fühle mich im Moment nach allem, aber ganz sicher nicht danach, ein Liebesgeständnis zu machen. Aber was bleibt mir anderes übrig? Ich habe es versprochen, und bisher habe ich meine Versprechen immer gehalten. Tief seufzend lasse ich meinen Blick über die Tanzfläche schweifen, um nach Jonas Ausschau zu halten. 'Komm zu mir Komm zu mir Dort wo Dein tiefer Schmerz zerschellt Komm zu mir Komm zu mir Dort wo nur Schattenschönheit zählt Komm zu mir Komm zu mir Am Himmel glüht ein neuer Stern Komm zu mir Komm zu mir Neige Dein Haupt vor Deinem Herrn...' Wieder setzt mein Herz einen Schlag aus. Als hätte das Lied ihn wieder heraufbeschworen, steht er mitten auf der Tanzfläche und singt mit geschlossenen Augen. "Komm zu mir! Komm zu mir..." Von einer Sekunde zur anderen sind alle Menschen hier im Club nur noch Statisten. Der Einzige, der wichtig ist, ist er. "Komm zu mir! Komm zu mir..." Ich fühle mich, als würde er nur für mich singen. Als würde er mich zu sich rufen. Ich kann meinen Blick nicht mehr von ihm lösen, denn ich fürchte, wenn ich auch nur blinzeln sollte, verschwindet er für immer und ich sehe ihn nie wieder. Claudias Hand habe ich losgelassen. "Komm zu mir..." Wieder ist es, als meinte er mich. "Hey, Miriam, was soll das? Wo bleibst Du denn? Vergiss nicht, was Du mir versprochen..." Claudia hat sich umgedreht, um mich notfalls mit Gewalt zu Jonas zu schleppen. Als sie mein Gesicht sieht, dreht sie den Kopf und folgt meinem Blick. "Was ist denn los? Warum starrst Du so auf die Tanzfläche?" Dann sieht sie, was ich sehe. "Sag bloss, DAS ist er?!" fragt sie mich mir offenem Mund. Ich nicke nur, meine Kehle ist zu trocken zum Sprechen. "Mann, ist der heiss!! Und wie der tanzt..." Den Rest höre ich nicht mehr, denn ich gehe auf die Tanzfläche. Ich muss einfach zu ihm. Also quetsche ich mich durch die Tanzenden durch, hin zu der Stelle, wo er ist. Ich denke nicht darüber nach, was ich sagen oder tun will, wenn ich erst vor ihm stehe. Das ist egal. Wichtig ist nur, dass ich überhaupt zu ihm komme. Das Lied ist inzwischen zu Ende und der Song, der jetzt läuft, ist mir unbekannt. Nur ein paar Schritte von mir entfernt dreht er sich um und verlässt die Tanzfläche. Ich habe Angst, ihn wieder aus den Augen zu verlieren, deshalb schiebe ich alle beiseite, die mir im Weg stehen. Endlich habe ich es auch geschafft, die Tanzfläche zu verlassen. Suchend sehe ich mich um, aber ich kann ihn nirgendwo entdecken. Panik steigt in mir auf. Nicht schon wieder! Ich darf ihn nicht schon wieder verlieren! Dann, endlich, sehe ich ihn doch noch. Er lehnt mit dem Rücken an der Bar und lässt den Blick über die Tanzenden schweifen. In seiner linken Hand hält er ein Glas und mit seiner rechten zündet er sich gerade eine Zigarette an. Ohne mir dessen wirklich bewusst zu sein, gehe ich auf ihn zu, bis ich genau vor ihm stehe. Noch immer weiss ich nicht, was ich sagen soll. Wahrscheinlich erkennt er mich nicht mal mehr. Immerhin ist es schon über fünft Jahre her und ich habe mich doch sehr verändert. Er hingegen sieht noch genauso aus wie damals. Nur etwas größer und älter ist er geworden. Aber seine Augen sind noch die gleichen wie damals. "Hey, Miriam, da bist Du ja! Wir haben Dich schon überall gesucht. Wo hast Du denn Claudia gelassen?" Nico. Ausgerechnet jetzt. Muss das sein? "Sie war vorhin da drüben, am anderen Ende der Tanzfläche." antworte ich automatisch und sehe wieder zu Devlin hinüber. Seine hellgrünen Augen sind genau auf mich gerichtet. Gerade als ich etwas zu ihm sagen will, legt Nico mir seinen Arm um die Schultern und schiebt mich weg. Ich drehe mich um und sehe, wie Devlin an seiner Zigarette zieht und den Rauch zur Decke pustet. Dann stellt er das Glas auf die Theke, dreht mir den Rücken zu und verschwindet im Gedränge. "Hör zu, Miriam, halt Dich von dem Blonden da eben fern. Der Typ legt alles flach, was nicht bei 'Drei' auf den Bäumen ist. Der totale Playboy. Wenn er herkommt, ist er immer alleine, aber wenn er wieder geht, hat er jedes Mal ein anderes Mädel dabei." In Nicos Stimme schwingt ein wenig Neid mit. Ich kann nichts dazu sagen. Stimmt das? Aber was habe ich erwartet? Er hat mich zwar angesehen, aber nicht erkannt. Wie auch? Fünf Jahre sind eine lange Zeit. Wahrscheinlich hat er den Nachmittag, der für mich so besonders war, schon lange vergessen – ebenso wie mich. Der Gedanke tut weh. Ich brauche jetzt einen Augenblick für mich allein, also löse ich Nicos Arm von meinen Schultern und sage ihm, dass ich kurz zur Toilette muss. "Okay. Wir sind da drüben rechts, ganz am Ende der Theke." Ich nicke und warte, bis er zu den anderen zurückgegangen ist. Dann gehe ich nach draussen. Ich brauche einfach frische Luft. Vor der Tür atme ich tief durch und kämpfe gegen den Wunsch an, mich irgendwo zu verkriechen und zu weinen. Ich weiss nicht, wie lange ich hier stehe und in die Nacht starre. Es ist ziemlich kalt, aber ich will nicht wieder reingehen, um meine Jacke zu holen, denn die Anderen suchen mich bestimmt schon. Lieber friere ich noch ein bisschen, wenn ich dafür mit meinen Gedanken allein sein kann. Plötzlich legt mir jemand von hinten einen Mantel über die Schultern. Ich bin mir sicher, dass es Jonas ist, deshalb drehe ich mich nicht um. Ich kann ihm jetzt nicht in die Augen sehen. "Da Kleid steht Dir viel besser als Deine Schuluniform." Nein, das kann nicht sein! Das bilde ich mir nur ein! Er ist nicht wirklich hier! "Hast Du schon wieder Deine Zunge verschluckt oder habe ich Dich so sehr erschreckt?" Langsam, die Hände im Mantel festgekrallt, drehe ich mich zu ihm um, "Devlin..." Mehr bringe ich nicht heraus. Er steht vor mir, hat eine brennende Zigarette in der Hand und mustert mich mit seinen hellgrünen Augen. Dann nickt er und nimmt einen tiefen Zug. "Du erinnerst Dich also noch an mich." stellt er fest und pustet den Rauch über meinen Kopf hinweg. "Vorhin sah es so aus, als wolltest Du mir was sagen, aber dann kam Dein Freund dazwischen." "Nico ist nicht mein Freund." Ich muss das unbedingt klarstellen. Ich will nicht, dass er denkt, ich sei mit Nico zusammen. "Ich bin mit ein paar Freunden hier. Er gehört dazu." "Soso, er ist also nicht Dein Freund." sagt er grinsend und legt den Kopf schief. "Also, was wolltest Du mir sagen?" Abwartend sieht er mich an. "Ich..." beginne ich und atme tief durch. Dann öffne ich den kleinen Beutel, der seitlich an meinem Gürtel hängt. Nach ein paar Sekunden habe ich gefunden, was ich gesucht habe. "Ich habe da noch etwas, das Dir gehört." Mit diesen Worten halte ich ihm das Taschentuch entgegen, das er mir vor fünf Jahren um meinen Arm gebunden hat. Er sieht mich erstaunt an und macht keine Anstalten, es anzunehmen. "Es... ich habe es gewaschen." Etwas Besseres fällt mir nicht ein, um die unangenehme Stille zu beenden. "Du hast es behalten?" fragt er ungläubig. "Ja, das habe ich. Ich wollte es Dir zurückgeben, wenn ich Dich wiedersehe." "Wie geht es Deinem Arm?" "Was?" Habe ich richtig gehört? Hat er mich wirklich nach einer fünf Jahre alten Verletzung gefragt? Offenbar antworte ich nicht schnell genug, denn er fasst meinen Arm, zieht ihn zu sich heran und schiebt den Ärmel meines Kleides hoch. "Ich habe Dir ja gesagt, dass Du eine Narbe davon zurückbehalten wirst." sagt er und streicht mit seinem Daumen ganz leicht über den blassen Strich. Sofort bekomme ich am ganzen Körper eine Gänsehaut. "Ist Dir immer noch kalt? Komm, lass uns reingehen." Sanft, als wäre die Verletzung noch frisch, zieht er den Ärmel meines Kleides wieder nach unten, legt mir – wohl mehr aus Gewohnheit – einen Arm um die Schultern und führt mich zurück in den Club. Die ganze Zeit über halte ich sein Taschentuch in der Hand. Drinnen führt er mich an einen der Tische im Eingangsbereich und rückt mir einen Stuhl zurecht. Den anderen Stuhl schiebt er neben meinen und setzt sich. Hier ist es wärmer als draussen und die Tanzfläche ist weit genug weg, dass man sich noch unterhalten kann, wenn man nur nah genug beieinander sitzt. Vor lauter Nervosität zerknülle ich das arme Taschentuch. Ich weiss nicht, was ich sagen soll. "Ach, hier bist Du! Wir haben Dich schon gesucht." Na toll, erst Nico und jetzt auch noch Marc. "Kommst Du mit? Wir wollen nach Hause." Völlig automatisch nicke ich. "Gut, ich hole Deine Jacke. Wir treffen uns dann am Ausgang." Mit einem bösen Blick auf den neben mir sitzenden Devlin, dessen Mantel ich noch immer anhabe, geht Marc zur Garderobe. "Das heisst wohl, dass wir uns für heute verabschieden müssen." Devlin steht grinsend auf, reicht mir seine Hand und zieht mich hoch. "Scheint so, als würden alle Jungs, die Dich kennen, mich nicht mögen. Woran das wohl liegt?" Offensichtlich erwartet er darauf nicht wirklich eine Antwort, also erwidere ich nichts. Marc kommt mit meinen Sachen auf uns zu und ich erinnere mich wieder an das Taschentuch, an dem ich mich die ganze Zeit festgeklammert habe. "Dein Taschentuch..." sage ich und starte einen neuen Versuch, es ihm zurückzugeben. Statt des Taschentuchs nimmt Devlin jedoch wieder meine Hand. "Behalte es noch eine Weile. Du weißt ja jetzt, wo Du mich finden kannst, wenn Du mich suchst. Gib es mir einfach beim nächsten Mal zurück." Während er spricht, zieht er meine Hand immer näher zu sich heran. Ich kann nichts anderes tun als ihn anzusehen. Er lächelt leicht und drückt seine Lippen hauchzart auf meinen Handrücken. Ich spüre, wie mein Gesicht flammend rot wird. "Weißt Du, ich habe auch noch etwas, was Dir gehört. Vielleicht gebe ich es Dir zurück, wenn wir uns wiedersehen." Noch immer lächelnd lässt er meine Hand los, nimmt seinen Mantel von meinen Schultern und verlässt an meinen Freunden vorbei den Club. "Was wollte denn der Süssholzraspler von Dir?" Marcs genervte Frage bekomme ich nur halb mit. Was hat er gesagt? Er hat etwas, das mir gehört? Und er will es mir zurückgeben, wenn wir uns das nächste Mal sehen? Was kann das nur sein? Ich habe keine Ahnung, was er damit gemeint haben kann. "Ich hab Dich was gefragt, Miriam!" Marc klingt gereizt. "Wie? Oh, äh, ja. Ja, natürlich." antworte ich, lasse mir meine Sachen geben und mich zum Ausgang und ins Auto schieben. Während der Heimfahrt sage ich kein Wort, sondern starre nur aus dem Fenster. Ich weiss nicht, was ich denken soll. Er hat mich erkannt. Er weiss, wer ich bin. Ich kann es einfach nicht glauben. Er hat mich nicht vergessen! Völlig abwesend verabschiede ich mich von Jonas und Nico, ohne sie anzusehen. Zum Glück schläft Claudia an diesem Wochenende bei Marc. Gesellschaft ist wirklich das Letzte, was ich jetzt noch gebrauchen kann. Dafür bin ich viel zu durcheinander. Kurz vor unserer Wohnung dreht sich Claudia zu mir um. "Soll ich heute lieber zu Hause schlafen?" Ich schüttle den Kopf. "Nein, nicht nötig. Ihr freut euch doch schon die ganze Woche auf euer gemeinsames Wochenende. Ausserdem will ich sowieso nur noch ins Bett." "Okay." sagt sie und sieht mich zweifelnd an. "Aber ruf mich an, wenn was ist. Egal, was. Und egal, wann." Ich muss lächeln. Sie macht sich mal wieder viel zu viele Sorgen um mich. Aber so ist sie nun mal. "Mache ich. Aber wie gesagt, ich will nur noch schlafen." "Dann gute Nacht. Schlaf gut." "Ihr auch." "Nacht." brummelt Marc bevor ich aussteige. Ich gehe nach oben und schliesse die Tür auf. Dann mache ich das Licht an und winke den beiden vom Küchenfenster aus zu, damit sie wissen, dass ich auch wirklich zu Hause bin. Marc fährt los und ich gehe hinüber in mein Schlafzimmer und lasse mich auf mein Bett fallen. Mein Arm und mein Handrücken brennen, wo Devlin mich berührt hat. Ausserdem habe ich das Gefühl, als würde sein Duft noch an meinem Kleid haften. Mit dem Bild seines Lächelns vor Augen schlafe ich schliesslich ein. Kapitel 3: Samstagnacht ----------------------- Ich wache erst auf, als die Sonne durch mein Fenster auf mein Bett fällt. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass es schon fast drei Uhr nachmittags ist. Da ich Claudia versprochen habe, sie anzurufen, greife ich zum Telefon und wähle ihre Nummer. "Ja?" Es ist nicht Claudia, sondern Marc. "Marc, ich bin's, Miriam. Wo ist Claudia?" "Unter der Dusche. Warum bist Du nicht ans Handy gegangen? Sie hat Dich bestimmt schon hundert Mal angerufen." "Tut mir leid, aber ich bin eben erst aufgewacht. Du kannst ihr aber sagen, dass alles in Ordnung ist. Ich hab ja gesagt, dass ich müde war." "Alles klar, ich sag's ihr. Aber mal was Anderes, was wollte dieser Casanova eigentlich gestern von Sir? Der hat sich ja ganz schön an Dich rangeschmissen." Ich spüre, wie mir bei der Erinnerung an den Handkuss wieder die Röte ins Gesicht steigt. "Ach, nur baggern." antworte ich so überzeugend, wie ich kann. "Ach so. Pass bloss auf, Nico hat mir von ihm erzählt. So hübsche Mädels wie Dich verspeist der zum Frühstück. Wenn der Dich noch mal angräbt, sag einfach, Du hast 'nen Freund. Und wenn das nicht zieht, sag mir Bescheid, okay? Dann kümmere ich mich darum." "Okay. Grüß Claudia von mir. Ich mach mir jetzt erst mal was zu essen. Und sag ihr, sie soll sich keine Sorgen machen. Ich ruf sie morgen wieder an. So ungefähr um die gleiche Zeit, in Ordnung?" "Alles klar. Mach Dir ein schönes Wochenende." "Ja, ihr auch." "Oh, mein Wochenende wird bombastisch, ganz bestimmt." Marcs anzügliches Grinsen kann man schon beinahe durchs Telefon sehen, deswegen verabschiede ich mich und lege auf. Dann gehe ich in die Küche und schiebe mir schnell eine Tiefkühlpizza in den Backofen. Inzwischen habe ich seit mehr als zwölf Stunden nichts mehr gegessen und bin dementsprechend hungrig. Während die Pizza im Ofen ist, schminke ich mich ab und ziehe mein Kleid aus – Dinge, die ich nach dem Heimkommen völlig vergessen habe. Beim Ausziehen bemerke ich, dass mein Kleid an den Schultern tatsächlich nach Devlins Mantel riecht. Er riecht wirklich wahnsinnig gut, das ist mir gestern schon aufgefallen. Ich lasse mich mit dem Kleid in der Hand auf mein Bett fallen. Entgegen der Dinge, die Nico über Devlin gesagt hat, ist er gestern alleine nach Hause gegangen. Vielleicht ist er ja gar nicht so schlimm, wie Nico mich glauben machen wollte. Immerhin wollen sowohl er als auch Claudia und Marc mich unbedingt mit Jonas verkuppeln. Aber das wäre ihm gegenüber wirklich nicht fair von mir. Ich bin schliesslich nicht in ihn verliebt. Wahrscheinlich würde ich ihn immer nur als Ersatz sehen. Das hat er ganz bestimmt nicht verdient, denn er ist wirklich ein netter Kerl. Den ganzen restlichen Nachmittag drehen sich meine Gedanken nur um die letzte Nacht. Irgendwann steige ich unter die Dusche und beginne damit, mich für den Abend vorzubereiten. Ich suche mir aus meinem Kleiderschrank die Sachen raus, die mir – laut Claudias Meinung, und sie hat einen Blick für so was – am Besten stehen: ein schwarzes, auf der linken Seite komplett geschlitztes Kleid, eine Netzstrumpfhose und meine kniehohen Stiefel. Dann schminke ich mich und probiere vor dem Spiegel verschiedene Frisuren aus, bis ich mich schlussendlich doch dafür entscheide, meine Haare einfach offen zu lassen. Sobald ich fertig bin, rufe ich mir ein Taxi und fahre wieder zum Club. Heute bin ich früher hier als gestern, deswegen stehe ich in der Schlange ziemlich weit vorne. Devlin kann ich bisher noch nicht entdecken. Nicht mal fünfzehn Minuten später bin ich im Club und habe meine Sachen schon an der Garderobe abgegeben. Ich setze mich an den Tisch, an dem ich gestern mit ihm gesessen habe, um den Eingang im Auge behalten zu können. Beinahe eine Stunde verbringe ich dort, aber Devlin kommt nicht. Langsam werde ich nervös. Was, wenn er heute nicht kommt? Aber warum hat er mir dann gesagt, ich wüsste jetzt, wo ich ihn finden kann? Was mache ich denn, wenn er wirklich nicht kommt? Eine weitere Stunde vergeht mit Warten und Zweifeln. Inzwischen ist es so voll, dass ich den Eingang kaum noch sehen kann. Ich bin kurz davor, aufzugeben und nach Hause zu fahren, als mir etwas einfällt. Das könnte funktionieren. Ich stehe auf und sehe mich suchend um, bis ich die Treppe gefunden habe, die zum DJ führt. Oben angekommen nehme ich mir den bereitliegenden Kuli und trage meinen Musikwunsch in die Liste auf dem kleinen Tischchen ein. Jetzt kann ich nur noch warten und die Tanzfläche im Auge behalten. Noch fast vierzig Minuten wird meine Geduld auf die Probe gestellt, dann endlich beginnt das Lied, das ich mir gewünscht habe. Hoffentlich funktioniert es! Ich wage es nicht, daran zu glauben, aber wenn er wirklich hier ist und den Song so sehr mag wie ich annehme, dann kommt er sicher her. Ich lasse meinen Blick über die Tanzfläche schweifen. "Komm zu mir! Komm zu mir..." Leise singe ich mit. Tatsächlich, da ist er! Genau wie gestern steht er auf der Tanzfläche und wieder setzt mein Herz einen Schlag aus. Sofort schiebe ich mich zwischen den Tanzenden durch, um zu ihm zu gelangen. "Komm zu mir! Komm zu mir..." Wieder singt er mit geschlossenen Augen beim Tanzen, aber genau in dem Moment, in dem ich vor ihm stehe, öffnet er sie und sieht mich an. Bevor ich irgendetwas sagen oder tun kann, hat er seine Arme um meine Hüfte gelegt und tanzt mit mir. Dieses Mal bin ich ihm noch viel näher als vor fünf Jahren. So nah, dass ich seinen Körper spüren und seinen Duft riechen kann. Die ganze Zeit über sieht er mir mit einem leichten Lächeln auf den Lippen genau in die Augen. Selbst als das Lied zu Ende ist lässt er mich nicht los, sondern zieht mich, immer noch einen Arm um meine Hüfte geschlungen, von der Tanzfläche zur Theke. "Schön, dass Du gekommen bist. Sind Deine Freunde auch da?" Ich schüttle den Kopf. "Nein, ich bin alleine hier." "Ziemlich leichtsinnig von Dir." Breit grinsend zündet er sich eine Zigarette an und nimmt einen tiefen Zug. "Haben Deine Freunde Dich denn nicht vor mir gewarnt? Ich bin ein ziemlich schlimmer Junge, weisst Du?" "Das haben Marc und Nico auch gesagt, aber der genaue Wortlaut war eher 'Playboy', 'Süssholzraspler' und 'Casanova', wenn ich mich recht erinnere." Ich weiss selbst nicht, warum ich das sage. Ist er mir jetzt böse? Ich sehe ihn an, doch meine Befürchtungen waren umsonst. Devlin ist nicht sauer, er lacht. "Jaja, so was höre ich oft. Aber es stimmt. Du solltest Dich vielleicht wirklich lieber von mir fernhalten." Ein prüfender Seitenblick trifft mich und er zieht wieder an seiner Zigarette. "Vielleicht" antworte ich "aber ich habe immer noch Dein Taschentuch. Du hast gestern gesagt, ich solle es Dir bei unserem nächsten Treffen zurückgeben." Ganz kurz blitzt etwas in seinen hellgrünen Augen auf, aber bevor ich es genau erkennen kann, legt er den Kopf in den Nacken und pustet eine Rauchwolke zur Decke. Als er mich wieder ansieht, ist der Ausdruck verschwunden. "Und deshalb bist Du heute extra hergekommen. Ich verstehe." sagt er, winkt dem Barkeeper und bestellt etwas zu trinken für uns beide. "Ja, deswegen auch. Aber eigentlich wollte ich Dich wiedersehen." flüstere ich mit gesenktem Kopf. "Zum Unterhalten ist es hier viel zu laut. Lass uns nach vorne gehen. So wie gestern." Ich nicke nur, nehme mein Glas und folge ihm. Hat er gehört, was ich gesagt habe? Wohl kaum. Zielsicher führt Devlin mich zu einem Tisch, der abgelegen genug steht, um sich ungestört unterhalten zu können. Er stellt sein Glas darauf, rückt meinen Stuhl zurecht und wartet, bis ich mich setze. Dann schiebt er seinen Stuhl neben meinen und hangelt noch einen Aschenbecher vom leeren Nachbartisch, bevor er sich zu mir setzt. Kaum hat er Platz genommen, zündet er sich auch schon die nächste seiner offensichtlich obligatorischen Zigaretten an. Ich sitze einfach nur schweigend da und nippe ab und zu an meinem Wasser, um überhaupt irgendwas zu tun. Etwas verwundert es mich schon, dass er sich augenscheinlich auch nur Wasser bestellt hat und nichts Alkoholisches. "Ist was?" Fragend sieht er mich mit seinen hellgrünen Augen an. "Trinkst Du immer Wasser?" Eigentlich wollte ich diese Frage gar nicht stellen, aber jetzt ist es zu spät. Devlin nickt. "Wenn ich noch fahren muss schon. Ausserdem würde ich doch nur den schlechten Eindruck Deiner Freunde bestätigen, wenn ich Dich betrunken mache, meinst Du nicht auch?" Grinsend sieht er mich an, doch dann wird sein Gesicht ernst. "Deine Arme sehen gut aus. Du ritzt nicht mehr, oder?" Mit dieser Frage hat er mich kalt erwischt. Mein Gesicht wird flammend rot und ich schüttle den Kopf. "Nein, schon lange nicht mehr. Eigentlich nicht mehr seit... damals." antworte ich und streiche mit dem Finger über die Narbe an meinem Arm. "Also hast Du auf das gehört, was ich Dir gesagt habe." stellt er fest und pustet den Rauch wieder über meinen Kopf hinweg nach oben. "Ich habe es noch mal versucht, aber ich konnte es nicht." Das ist die Wahrheit. Seit diesem Tag vor fünf Jahren habe ich mir nie wieder selbst Verletzungen zugefügt. Der Grund dafür sitzt hier, genau neben mir. Wann immer ich es versucht habe, sah ich sein Gesicht vor mir. "Ich habe Dich gesucht." gebe ich leise zu. "Danach." "Wegen dem Taschentuch?" "Ja, deswegen auch. Ich... ich wollte Dich wiedersehen. Ich habe an Deiner Schule gefragt, aber niemand konnte mir sagen, wo ich Dich finden konnte." "Meine Schule?" Devlin sieht mich verständnislos an. "Deine Schuluniform. Du hast sie getragen, erinnerst Du Dich?" "Oh, das meinst Du. Die Uniform gehörte nicht mir, sondern meinem Cousin. Seine Ersatzuniform. Ich war nur zu Besuch hier und meine Tante hat mich genötigt, sie anzuziehen. Sie meinte, mein Cousin und ich sähen dann aus wie Tag und Nacht." Was? Es war nicht seine Uniform? Ich bin wie eine Besessene immer wieder zu der Schule gerannt, habe die Jungs ausgefragt und mich vollkommen lächerlich gemacht – für nichts und wieder nichts. "Du wolltest mich also wiedersehen..." Die Farbe meines Gesichts wird noch dunkler und ich traue mich nicht, ihn anzusehen. Er sagt nichts weiter, sondern pustet nur den Rauch seiner Zigarette an die Decke. Schliesslich nehme ich all meinen Augen geht mir durch und durch. Er drückt seine erst zur Hälfte aufgerauchte Zigarette achtlos im Aschenbecher aus, steht auf und hält mir seine Hand hin. "Komm mit." Ich lese die Worte mehr von seinen Lippen als dass ich sie höre, denn er hat sehr leise gesprochen. Ich ergreife seine Hand und er zieht mich erst auf die Beine und dann hinter sich her auf die Tanzfläche. 'Und wir tanzten im Schnee vergang'nes Jahr Der Mond funkelte sanft in Deinem Haar Und es tut auch kaum mehr weh Wenn ich alles vor mir seh' Als ob's gestern war und nicht vergang'nes Jahr...' Wieder legt er seine Arme um mich und hält mich fest, während wir tanzen, und wieder schlägt mir mein Herz bis zum Hals. Sanft hält er mich in seinen Armen und ich gebe dem Drang nach, mich an ihm festzuhalten. Ich kenne das Lied, aber so intensiv wie heute habe ich es noch nie gehört. Durch mein Kleid und sein Hemd kann ich Devlins Herzschlag fühlen. Ein starkes, beruhigendes Gefühl. Ich schliesse die Augen und lasse mich fallen. Dass das Lied zu Ende ist, bemerke ich deshalb erst, als er es mir sagt. Etwas unwillig lasse ich ihn wieder los und öffne die Augen. Devlin lächelt mich an. "Du tanzt wirklich gut." sagt er so nah an meinem Ohr, dass ich eine Gänsehaut davon bekomme und schon wieder ganz rot werde. "Du auch." Mehr kann ich nicht sagen. 'Dein Herz, meine Gier' "Mal sehen, wie Du dazu tanzst." grinst er, umfasst meine Taille mit einem Arm und schiebt eines seiner Beine zwischen meine. Dann fängt er an, uns beide im Takt zur Musik zu bewegen. Das Gefühl ist so unbeschreiblich, dass ich die Augen schliesse. Das Licht, die Musik, der Körper des Mannes, mit dem ich tanze – das alles vermischt sich und lässt ein angenehmes Kribbeln entstehen, dass in meinem Unterleib beginnt und sich durch meinen ganzen Körper ausbreitet. Ich fühle mich unglaublich gut – als könnte ich ewig so weitertanzen. Ohne mir dessen wirklich bewusst zu sein, beginne ich, mein Becken an Devlins Unterleib zu reiben. Ich bemerke erst, was ich tue, als ich die Augen wieder öffne und seinem Blick begegne. Diesen Blick kenne ich gut. Ich habe ihn schon unzählige Male bei Marc gesehen, wenn Claudia so mit ihm tanzt wie ich es gerade mit Devlin tue. Das ist jedoch das erste Mal, dass dieser Blick mir gilt. Ich kann ganz genau spüren, wie sehr ihm meine Bewegungen gefallen, und obwohl ich das noch nie getan habe, geniesse ich es. Jetzt wird mir klar, warum Claudia ihren Marc bei solchen Liedern immer auf die Tanzfläche zieht. Als ich sie mal danach gefragt habe, hat sie nur grinsend etwas von "Vorspiel" gesagt und mir dann erzählt, dass es sie wahnsinnig erregt zu spüren, wie erregt er ist. Bisher wusste ich nicht, was sie damit gemeint hat, aber jetzt, hier in diesem Augenblick, verstehe ich es. Ich lächle Devlin an und lasse meinen Oberkörper etwas nach hinten fallen. Im nächsten Moment spüre ich ihn noch viel intensiver als vorher. Das Gefühl ist so überwältigend, dass ich ein Aufstöhnen nicht unterdrücken kann. Glücklicherweise ist die Musik so laut, dass mich niemand gehört hat. Devlin jedoch grinst, denn er hat mich nicht aus den Augen gelassen. Einen Augenblick später verstärkt er seinerseits den Druck seines Unterleibs auf mein Becken. Wenn er mich jetzt nicht festhalten würde, würde ich auf den Boden sinken, denn meine Beine fühlen sich an, als seien sie aus Gummi. Mit seinem freien Arm fährt er dabei an meiner Seite hoch bis zu meinem Nacken, dann zieht er mich zu sich und presst seine Lippen auf meine. Überrascht keuche ich auf und sofort nutzt Devlin die Chance und beginnt, mit seiner Zunge meinen Mund zu erforschen. Ich brauche einen Moment, um mich von meiner Überraschung zu erholen. Dann stupse ich seine Zunge mit meiner an und sofort geht er darauf ein und fängt an, mit meiner Zunge zu spielen. Zuerst bin ich noch etwas nervös, doch dann überlasse ich ihm die Führung und verliere mich in seinem Kuss. Er küsst nicht besonders sanft oder zärtlich, sondern eher fordernd, aber das stört mich nicht. Im Gegenteil, ich lasse mich bereitwillig von ihm erobern. Ich habe nicht erwartet, dass er zärtlich oder romantisch sein würde. Nein, das passt nicht zu ihm. Während des gesamten Kusses bewegen sich unsere Körper beinahe automatisch weiter zur Musik und das Kribbeln in meinem Unterleib wird immer stärker. Lange halte ich das ganz sicher nicht mehr aus. Nach einer halben Ewigkeit lösen sich unsere Lippen voneinander. Wir keuchen beide, schnappen nach Luft als wären wir kurz vorm Ertrinken gewesen und eben erst wieder aufgetaucht. Devlin hält mich immer noch fest und grinst mich an. "Wie passend." "Was?" Ich kann noch keinen wirklich klaren Gedanken fassen. "Was meinst Du?" frage ich verwirrt. "Hör doch mal hin. Sie spielen Wumpscut." Sein Grinsen wird noch etwas breiter, er zieht mich wieder ganz nah zu sich und beginnt, den Text kaum hörbar mitzusingen. "Ich will Dich für mich allein. Ich will Dich mit all Deinem Schein. Ich will Dich lecken bis zum Wahn. Ich will Dich, mein stolzer Schwan..." Dabei bohrt sich sein Blick ganz tief in meine Augen und ich spüre, wie mein Körper auf das reagiert, was er sagt und tut. Wieder reibe ich meinen Unterleib an seinem, dann antworte ich mit einer kehligen Stimme, die mir selbst fremd ist: "Ich Dich auch. Verdammt, ich will Dich auch! Und wie ich Dich will!" Kaum habe ich es ausgesprochen, küsst er mich wieder – dieses Mal noch fordernder als zuvor. Ich schlinge meine Arme um seinen Nacken, presse mich noch fester an ihn, überlasse mich seiner Führung und weiss mit absoluter Sicherheit, dass es heute Nacht passieren wird. Kapitel 4: Das erste Mal ------------------------ Als das Lied zu Ende ist, löst Devlin seine Lippen von meinen und sieht mich an. "Lass und gehen, okay?" fragt er und seine Stimme klingt rau. Ich nicke nur, mehr kann ich nicht tun. Er fasst meine Hand, zieht mich von der Tanzfläche und zur Garderobe hinüber. Wir holen unsere Sachen, bezahlen und verlassen den Club. Draussen legt er mir wieder seinen Arm um die Hüfte und führt mich zu seinem Wagen. Bevor er mir jedoch die Beifahrertür öffnet, drückt er mich mit dem Rücken gegen das Auto, nagelt mich dort mit seinem Gewicht fest und küsst mich wieder so leidenschaftlich, dass meine Knie nachgeben und ich mich an ihm festhalten muss. Der Blick, mit dem er mich ansieht, als er sich von mir löst, jagt mir einen Schauer über den Rücken. Irgendwie macht er mir Angst, wenn er mich so ansieht. Gleichzeitig bin ich aber auch so erregt, dass ich kaum noch atmen kann. "Letzte Chance, es Dir noch anders zu überlegen. Wenn Du jetzt 'Nein' sagst, fahre ich Dich nach Hause und mehr wird nicht passieren. Die Entscheidung liegt bei Dir." sagt er, tritt einen Schritt zurück und sieht mich abwartend an. Ich spüre, dass er es ernst meint. Wenn ich jetzt den Rückzug antrete, wird er es akzeptieren. Aber will ich das wirklich? Will ich, dass er mich einfach nur nach Hause bringt? Die Antwort darauf muss ich mir nicht lange überlegen. Weil hier jedes Wort überflüssig ist, schlinge ich einfach nur meine Arme um seinen Nacken und küsse ihn. "Ich will noch nicht nach Hause." flüstere ich in den Kuss hinein. Damit ist für uns beide alles klar. Ich habe meine Entscheidung getroffen. Heute Nacht wird es passieren. Devlin legt seine Arme wieder um mich und vertieft den Kuss. Ich weiss nicht, wie lange wir so vor dem Auto stehen. Sein Kuss, seine Nähe, seine Wärme, sein Duft – all das berauscht mich und macht mich schwindelig. Ich kann kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Irgendwann lösen sich unsere Lippen wieder voneinander und er lässt mich los, um die Autotür für mich zu öffnen. Wie in Trance steige ich ein, er tut es mir gleich und fährt los. Während der ganzen Fahrt sprechen wir kein Wort, aber dieses Mal ist die Stille nicht unangenehm. Ich bemerke, dass er mich immer wieder von der Seite mustert. Wartet er auf ein Zeichen dafür, dass ich zögere oder es mir anders überlege? Das wird nicht passieren. Ich habe mich entschieden, die heutige Nacht mit ihm zu verbringen. Lächelnd sehe ich ihn an und er lächelt zurück. Nein, wir brauchen jetzt keine Worte. Wir fahren eine ganze Weile über die nächtlichen stillen Straßen. Scheinbar wohnt er etwas ausserhalb. Irgendwann hält er an, steigt aus und öffnet mir die Beifahrertür. Ich steige ebenfalls aus und atme tief ein. Wir stehen vor einem kleinen Haus. Das hatte ich nicht erwartet. "Hier wohne ich." sagt er und zieht seine Zigarettenschachtel aus der Tasche. Er zieht eine Zigarette halb raus, überlegt es sich dann aber offensichtlich anders und schiebt die Schachtel wieder in seine Manteltasche zurück. "Noch kannst Du es Dir anders überlegen." sagt er und scheint darauf zu warten, dass ich genau das tue. Wie soll ich ihm nur klarmachen, dass es nichts gibt, was ich mir noch überlegen muss? Da ich nicht weiss, wie ich es ihm erklären soll, drehe ich mich um und gehe zur Haustür. Erst dort wende ich mich wieder zu ihm um und sehe ihn an. "Kommst Du? Es wird langsam kalt hier draussen." Viel deutlicher kann ich es nun wirklich nicht mehr machen. Devlin bleibt noch einen Augenblick neben seinem Wagen stehen, dann lächelt er und kommt auf mich zu, drückt mich rücklings gegen die Haustür und küsst mich wie vorhin an seinem Auto. Schlagartig kehrt das Kribbeln in meinem Unterleib, dass vorhin etwas nachgelassen hatte, mit voller Kraft zurück. "Ich will Dich." flüstert er rau und küsst meinen Hals. Ich erschauere und schliesse die Augen. "Ich Dich auch..." Irgendwie schafft er es, hinter meinem Rücken die Tür aufzuschliessen, während wir uns wieder küssen. Halb drängt er mich ins Haus, halb zerre ich ihn hinter mir her. Klar denken kann ich jetzt endgültig nicht mehr. Ich kann nur noch fühlen und geniessen. Nur am Rande nehme ich die rote Tapete im Flur wahr, während Devlin mich unter immer gieriger werdenden Küssen in Richtung seines Schlafzimmers schiebt. Mein Mantel landet in einer Ecke, ebenso wie meine Tasche. Bevor ich es richtig bemerke, stosse ich auch schon mit den Kniekehlen an etwas Hartes und liege im nächsten Moment rücklings auf Devlins Bett. Er liegt halb auf mir, küsst mich und beginnt, mit seinen Händen über meinen Körper zu streichen. Es fühlt sich an, als stünde ich in Flammen. Jeder Millimeter meiner Haut kribbelt, wo er mich berührt. Dabei hört er nicht auf, mich zu küssen. Ich spüre seine Erektion an meinem Bauch und dieses Gefühl lässt mich aufstöhnen. Devlin löst sich von mir und sieht mir ins Gesicht. "So geht das nicht. Warte kurz." Mit diesen Worten steht er auf und geht zum Fenster hinüber, zieht sein Feuerzeug aus der Tasche und zündet die Kerzen an, die auf der Fensterbank stehen. Dann dreht er sich wieder zu mir um. Im Licht der Kerzen sehe ich nur seine Silhouette, aber es kommt mir vor, als könnte ich seine Augen trotzdem erkennen. "Das ist schon viel besser." sagt er und kommt wieder zurück zum Bett. Ein Träger meines Kleides ist mir runtergerutscht und ich kann sehen, wie er meine entblösste Schulter anblickt. "Wo waren wir gerade?" fragt er und grinst mich an. "Hm, ich glaube, ich erinnere mich." Im nächsten Moment küsst er meine nackte Schulter und zieht dabei an dem ohnehin schon verrutschten Träger, bis dieser ganz von meinem Arm gleitet. Mit seinen Lippen folgt er dem Träger bis zu den Fingerspitzen. Diese küsst er ebenfalls – diesmal ganz sanft und zärtlich – nur um mir im nächsten Moment wieder mit einem tiefen und fordernden Zungenkuss die Sinne zu rauben. Ich bemerke kaum, dass er den zweiten Träger meines Kleides auch schon runtergezogen hat und gerade dabei ist, mich ganz von dem Stoff zu befreien, der meinen Körper bis jetzt noch vor seinen Blicken verbirgt. Langsam zieht er das Kleid nach unten und folgt dem Stoff mit seinen Lippen, Zentimeter für Zentimeter. Seine Küsse brennen wie Feuer auf meiner Haut und ich kralle mich aufstöhnend im Bettlaken fest. Tiefer und immer tiefer wandern Devlins Lippen, über meinen Hals und meine Brust zu meinem Bauch und noch weiter nach unten. Als er einen leichten Kuss auf mein Höschen drückt, schreie ich und bäume mich auf. Mein Gott, was ist das für ein Gefühl? Den Moment, in dem ich meinen Rücken durchbiege, nutzt er, um mir mein Kleid endgültig auszuziehen. Achtlos lässt er es zu Boden fallen. Als Nächstes folgen meine Stiefel, dann meine Strumpfhose, so dass ich schliesslich nur noch mit meiner Unterwäsche bekleidet auf dem Bett liege. Sanft und doch bestimmt drückt Devlin meine Beine auseinander und legt sich auf mich. Er ist noch immer fast vollständig bekleidet – eine Tatsache, die mich plötzlich ungemein stört. Während er wieder mit seiner Zunge in meinen Mund eindringt, zerre ich an den Knöpfen seines Hemdes. So erregt, wie ich gerade bin, ist es jedoch alles andere als einfach für mich, die Knopflöcher zu finden, und ich gebe einen enttäuschten Laut von mir. Devlin versteht den Wink und stützt seine Arme rechts und links von mir auf dem Bett ab, so dass ich genug Platz habe, um sein Hemd zu öffnen. Ungeduldig zerre ich an dem störenden Stoff. "Du hast es aber eilig." Er lacht leise und hilft mir, das Hemd loszuwerden. Etwas erstaunt betrachte ich die Kette, die er um den Hals trägt. Daran hängt eine Rasierklinge. Devlin bemerkt meinen irritierten Blick und grinst. "Ich habe Dir doch gesagt, dass ich noch etwas habe, das Dir gehört." "Du meinst, die ist von damals?" Fassungslos sehe ich ihn an. Das kann ich einfach nicht glauben, doch er nickt ernst und sieht mir genau in die Augen. Ganz langsam, beinahe wie in Zeitlupe, kommt sein Gesicht mir immer näher. Mein Herz klopft zum Zerspringen und unter dem intensiven Blick von ihm verwandelt sich mein Blut in glühende Lava. Ich kann nicht mehr warten, deshalb umfasse ich sein Gesicht mit beiden Händen, ziehe ihn zu mir herunter und küsse ihn. Er scheint für einen Moment überrascht zu sein, doch dann übernimmt er wieder die Führung und mir wird noch heisser. Jedes Stückchen Stoff, das unsere Körper jetzt noch voneinander trennt, ist im Weg. Offensichtlich sieht Devlin das genauso, denn ich spüre, wie seine Finger den Verschluss meines BHs suchen, ihn öffnen und zur Seite werfen. Während er das tut, nestele ich keuchend an seiner Hose. Viel zu viel Stoff. Inzwischen atmet auch er schwerer und auf seiner Haut hat sich ein leichter Schweissfilm gebildet. Seine Hände wandern weiter über meinen Körper und ich keuche überrascht auf, als er sie auf meine Brüste legt und diese zu kneten beginnt. Das Kribbeln in meinem Unterleib wird stärker und mein Stöhnen wird lauter. Ich spüre Devlins Erektion zwischen meinen Beinen immer härter werden und beginne völlig unbewusst, ihm mein Becken entgegenzudrängen. "Devlin..." keuche ich mit geschlossenen Augen. Seine Zunge wandert an meinem Hals entlang und als er etwas tiefer rutscht, gelingt es mir endlich, seine Hose zu öffnen und seine Erektion zu befreien. Als meine Hand sie streift, stöhnt er kurz auf und beisst leicht in meinen Hals. Ermutigt von dieser Reaktion greife ich zu und beginne damit, meine Hand langsam auf und ab zu bewegen. Devlins Keuchen wird lauter und er saugt an meinem Hals, während ich meine Hand immer schneller bewege. Es fühlt sich einfach unglaublich toll an zu wissen, dass ich ihm auch etwas geben kann. "Nicht..." stöhnt er. "Warte, Miriam. Nicht... nicht so... schnell..." Die Worte kommen nur noch abgehackt und werden von Stöhnen begleitet. Er hat die Augen geschlossen und sein Kopf lehnt schwer auf meiner Schulter. "Das... ist nicht... fair..." keucht er und einen Augenblick später spüre ich, wie es in meiner Hand anfängt zu zucken. Dann läuft mir etwas Warmes, Klebriges über die Finger. Ich habe es geschafft! Ich habe ihn zum Kommen gebracht!! Überglücklich strahle ich ihn an. Seine hellgrünen Augen sind halb geschlossen und er japst nach Luft. "Ganz schön unfair von Dir." keucht er und beginnt zu grinsen. "Aber das kriegst Du zurück." Im nächsten Moment streichen seine Hände noch schneller und intensiver über meinen Körper als vorher. Zu allem Überfluss nimmt er jetzt auch noch seine Lippen und die Zunge zur Hilfe. Ich kann meine Augen nicht mehr offen halten, also schliesse ich sie und lasse mich gehen. Devlin küsst sich an meinem Hals entlang nach unten, bis er zu meinen Brüsten kommt. Dort hält er an und umschliesst erst die eine, dann die andere Brustwarze mit seinen Lippen. Abwechselnd küsst und leckt er sie, dann knabbert er leicht daran. Auf meinem ganzen Körper bildet sich eine Gänsehaut und ich kralle mich am Bettgestell fest. Ich würde alles tun, nur damit er jetzt nicht damit aufhört. Zum Glück für mich scheint er das auch nicht vorzuhaben, denn er wechselt zwar ab und zu die Seiten, aber seine Lippen und Zunge bleiben, wo sie sind. So kümmert er sich mehrere Minuten lang um mich, bis meine Brustwarzen hart sind und ich ein Ziehen im Unterleib spüre. Dann, ganz plötzlich, verschwinden seine Lippen von meinen Brüsten und wandern weiter nach unten zu meinem Bauchnabel. Dort lässt er seine Zunge kreisen, nur um sie im nächsten Moment in meinen Nabel zu schieben und mich leicht damit zu kitzeln. Schon eine Sekunde später lässt er sie wieder kreisen und beginnt das Spiel von Neuem. Ich bin inzwischen total verschwitzt und kann absolut nichts tun als keuchend dazuliegen. Jetzt kann er endgültig alles mit mir tun, was immer er will. Ich könnte mich nicht mehr wehren, selbst wenn ich es wollte – was nicht der Fall ist. Im Gegenteil, ich will, dass er weitermacht. Nachdem Devlin mich mit seiner Zunge an und in meinem Bauchnabel vollkommen um den Verstand gebracht hat, rutscht er hoch, küsst mich erneut und grinst mich dann an. "Wenn Du glaubst, das wäre gut gewesen, dann lass Dich überraschen. Das Beste kommt erst noch." Schon im nächsten Moment lässt er sich wieder tiefer gleiten und haucht einen Kuss auf meinen Venushügel. Überrascht stöhne ich auf – noch lauter als bisher. Was tut er da? Was hat er vor? Und wann hat er mir mein Höschen ausgezogen? Ich habe nichts davon bemerkt. Fragen kann ich ihn jedoch nicht; ich bringe keinen zusammenhängenden Satz mehr heraus. "Erinnerst Du Dich, was ich im Club zu Dir gesagt habe?" fragt er und beginnt, mich mit zwei Fingern zwischen den Beinen zu streicheln. Das Ziehen in meinem Unterleib verstärkt sich und ich biege mich keuchend seinen Fingern entgegen. "Ich will Dich für mich allein..." Leise beginnt er zu singen. Dabei verstärkt er den Druck seiner Finger und ich sehe Sterne. Mein Stöhnen wird immer lauter und atemloser und das Ziehen und Kribbeln ist kaum noch zu ertragen. "Noch nicht." sagt Devlin und zieht seine Finger zurück. Ich möchte protestieren, ihn anflehen, weiterzumachen, aber mehr als ein enttäuschtes Keuchen bringe ich nicht hervor. Völlig ausser Atem spüre ich, wie er meine Beine weiter spreizt. Jetzt! Jetzt tut er es! Jetzt nimmt er mich! In Erwartung der Schmerzen, die auf mich zukommen, verkrampfe ich mich ungewollt. Doch Devlin tut nicht das, was ich erwarte. Statt seiner Erektion spüre ich plötzlich seine Zunge an meiner empfindlichsten Stelle. Das Gefühl ist so überwältigend, dass ich vor Lust laut aufschreie. Sanft und doch forschend erkundet er mich ganz genau. Ich habe längst keine Kontrolle mehr über meine Gliedmassen. Erst langsam, dann immer schneller bewegt Devlin seine Zunge. Das Ziehen in meinem Unterleib wird immer heftiger, bis sich die ganze Spannung entlädt. und ich zitternd und zuckend den Höhepunkt erreiche. Während ich noch vollkommen weggetreten bin, rollt sich Devlin ein Kondom über und gleitet zwischen meinen noch immer gespreizten Beinen nach oben. Er küsst mich sanft und fordernd zugleich, und bevor ich reagieren kann, dringt er in mich ein. Keuchend kralle ich mich in seinen Oberarmen fest und verkrampfe mich. Er bleibt ganz still auf mir liegen. "Scht, entspann Dich." flüstert er und küsst zärtlich eine einzelne Träne weg, die mir über die Wange läuft. "Sieh mich an, Miriam." Ich gehorche und sehe in seine hellgrünen Augen. Ungemein sanft streicht er mir über mein Gesicht. "Ganz ruhig. Ich werde nichts tun, solange es Dir wehtut, okay? Versprochen." Ich nicke leicht und versuche, mich zu entspannen. Es dauert ein paar Sekunden, doch dann lässt der Schmerz nach. Devlin hält sein Versprechen und wartet, bis ich ihm zu verstehen gebe, dass es in Ordnung ist. Erst dann beginnt er, sich zu bewegen. Es ist ein eigenartiges Gefühl, das allerdings immer angenehmer wird, je länger es dauert. Nach ein paar Minuten beginne ich, leise zu stöhnen. Das fühlt sich wirklich gut an. Und mit jedem Stoss von Devlin wird es noch besser. Ich kann ihm ansehen, dass es ihm schwerfällt, sich zurückzuhalten. Noch hat er wohl Angst, mir wieder wehzutun, doch diese Angst ist unbegründet. Es ist ein unheimlich schönes Gefühl, ihm so nah zu sein und ihn so intensiv zu spüren. Da ich nicht genau weiss, wie ich ihm klarmachen soll, dass er sich nicht mehr zurückhalten muss, schlinge ich meine Arme um seinen Nacken und bringe ihn so dazu, mich anzusehen. "Mehr...! Bitte...!" flüstere ich und im nächsten Moment küsst er mich wieder so verlangend, wie er es heute schon so oft getan hat. Gleichzeitig beginnt er damit, schneller und tiefer zuzustossen. Meine heimliche Befürchtung, dass es doch wieder schmerzhaft werden könnte, bewahrheitet sich nicht. Im Gegenteil, das Gefühl wird mit jedem Stoss besser. Bald fange ich an, lauter zu stöhnen und auch das Ziehen in meinem Unterleib stellt sich wieder ein. Ich schliesse meine Augen und lasse mich vollkommen fallen. Devlins Keuchen wird ebenfalls lauter. Er stützt seine Arme auf dem Bett ab, drückt seinen Oberkörper hoch und ist beim nächsten Stoss noch tiefer in mir. Ich reisse meine Augen wieder auf und blicke genau in seine. Er beobachtet mich ganz genau, registriert jede meiner Bewegungen. Ich erröte – dieses Mal am ganzen Körper und nicht nur im Gesicht. Devlin lächelt und seine hellgrünen Augen leuchten. Er ist einfach wunderschön und bei diesem Anblick wird das Ziehen in meinem Unterleib wieder unerträglich. Irgendwie scheint er es bemerkt zu haben, denn seine Stösse werden jetzt noch fester und sein Blick lässt mich nicht los. Was ist bloss los mit ihm? "Ich will sehen, wie Du kommst." beantwortet er meine unausgesprochene Frage. Kann er jetzt etwa schon Gedanken lesen? Das Rot meines Körpers wird noch dunkler – was Devlin zu gefallen scheint, denn er intensiviert seine Stösse schon wieder. Dieses Mal ist es zu viel für mich. Ich kralle meine Hände in das Bettlaken, stöhne laut auf und eine Welle nach der anderen schüttelt meinen Körper. Es dauert einige Sekunden, bis ich wieder richtig atmen und auch meine Umgebung wieder klar erkennen kann, aber dann spüre ich, wie Devlin sich stöhnend aufbäumt und dann auf mir zusammensinkt. Ich liege auf dem Bett, von seinem Gewicht begraben, und bin noch nie in meinem Leben so unglaublich glücklich gewesen. Die Arme um seinen Nacken schlingend suche ich nach seinen Lippen und küsse ihn wortlos. Diesen Kuss erwidert er ganz sanft und rutscht dann langsam von mir runter. Ich lege meinen Kopf auf seinen Arm und streichele mit meiner Hand über seinen Bauch. Dann schliesse ich seufzend meine Augen und kuschele mich an ihn. Das Letzte, was ich vor dem Einschlafen spüre, ist, dass er die Decke über uns zieht. Kapitel 5: Der Tag danach ------------------------- So, hier ist das fünfte Kappi von 'Taste Of Confusion'! Diesmal sogar mit einer Widmung: Mausi10, das ist für Dich!! Danke für die lieben Kommis, die mich endlich mal dazu gebracht haben, weiter abzutippen. Ich beeile mich auch mit den nächsten Kappis, versprochen!! Hoffe, es gefällt Dir auch weiterhin. Und an alle Anderen, die die Story vielleicht doch noch verfolgen (wenn es denn welche gibt, die 'TOC' interessiert): bitte schreibt mir, damit ich weiss, dass es euch gibt. Bin dankbar für jeden Kommi, auch für Kritik - solange sie konstruktiv ist. Karma ******************************************************************************** "Hey, Dev, Du alte Schlafmütze, steh auf! Frühstück ist fertig!" Eine mir unbekannte männliche Stimme reisst mich aus meinen Träumen. Verschlafen öffne ich die Augen und sehe mich um. Das ist nicht mein Zimmer und auch nicht mein Bett. Ich brauche ein paar Sekunden, bis mir alles wieder einfällt. Ich bin bei Devlin zu Hause, liege in seinem Bett. Ich strecke meine Hand aus und taste nach ihm, doch er ist nicht da. Ist er etwa schon aufgestanden? "Gut, dann wecke ich Dich eben." klingt es von draussen und im nächsten Moment fliegt die Tür auf. Ich rucke hoch und blicke den Eindringling erschrocken an. Er ist etwa so groß wie Devlin, aber seine Haare und seine Augen sind schwarz, ebenso wie seine Kleidung. Sein Blick ist genauso überrascht wie meiner, aber er erlangt als Erster von uns beiden seine Fassung wieder. "Also Du bist ganz sicher nicht Devlin." sagt er und streicht sich die langen Haare aus dem Gesicht. "Dann erst mal guten Morgen. Und übrigens, Deine Decke ist verrutscht." Ich werde schlagartig knallrot und ziehe sie mir bis zum Kinn hoch. Der Schwarzhaarige grinst nur. "Keine Angst, ich kuck Dir schon nichts weg." Dann blickt er sich suchend um. "Er ist nicht da, was? Dann wird er oben sein." murmelt er. Ich bin noch immer überrascht. Wer ist er und was tut er hier? "Hm, was hältst Du von Frühstück? Jetzt hab ich schon für Zwei gedeckt und Du sollst ja auch nicht verhungern. Am Besten ziehst Du Dich erst mal an. Dann einfach rechts den Flur runter, da ist die Küche. Ich warte da auf Dich." sagt er, verlässt den Raum und schliesst die Tür hinter sich. Wer ist das? Und wo ist Devlin? Noch immer völlig verwirrt stehe ich auf und suche meine Kleidung zusammen, die im ganzen Zimmer verstreut liegt. Beim Aufsammeln fällt mir wieder ein, was hier letzte Nacht passiert ist. Devlins Küsse, sein Duft, das Gefühl von seiner Haut ganz nah an meiner – die Erinnerung daran treibt mir schon wieder die Röte ins Gesicht und ich beeile mich, mich anzuziehen. Als ich fertig bin, nehme ich mir die Zeit, mich im Zimmer umzusehen – etwas, wozu ich gestern keine Gelegenheit hatte. Ich setze mich aufs Bett und lasse meinen Blick durch den Raum wandern. Die Wände sind mit dunkelrotem Samt bespannt, die Decke ist schwarz gestrichen und ein gleichfarbiger Teppich liegt auf dem Boden. Offenbar sind Schwarz und Rot Devlins Lieblingsfarben, denn diese Farbkombination findet sich auch auf dem Bett und der Couch wieder. Überall im Zimmer stehen silberne Kerzenständer mit kleinen und großen weissen Kerzen darin. Die drei großen Kerzen auf der Fensterbank, die in der letzten Nacht den Raum beleuchtet haben, sind komplett heruntergebrannt. Ich seufze und schlinge meine Arme um eins der Kissen. Es riecht nach Devlin – ebenso wie alles andere in diesem Zimmer. Hinter meinen geschlossenen Augenlidern brennen Tränen. Wo ist er? Warum hat er mich alleingelassen? Hatte Nico etwa doch Recht? Ging es ihm wirklich nur darum? Will er mich jetzt etwa nicht mehr sehen? Am liebsten würde ich mich jetzt zu Hause in meinem Zimmer verkriechen. Als wäre die ganze Situation nicht schon schlimm genug, erinnert mich mein knurrender Magen jetzt auch noch daran, dass ich wirklich schon eine ganze Weile nichts mehr gegessen habe. Erneut seufzend wische ich mir über die Augen, dann lege ich das Kissen zurück auf seinen Platz. Aus lauter Gewohnheit mache ich das Bett, dann stehe ich auf und krame in meiner Tasche, bis ich Devlins Taschentuch finde. Wieder steigen mir Tränen in die Augen, aber ich schlucke sie runter und lege das Taschentuch gut sichtbar auf das Kopfkissen. Dann, nach einem letzten Blick, verlasse ich das Zimmer und mache mich auf den Weg zur Küche, den der Schwarzhaarige mir beschrieben hat. Vielleicht ist Devlin ja dort. Vom Ende des Flurs klingt mir das Klappern von Geschirr entgegen und der Duft von frischem Kaffee liegt in der Luft. Mein Magen knurrt schon wieder und als hätte er es gehört, steht der Schwarzhaarige von vorhin plötzlich in der Küchentür und grinst mich an. "Da bist Du ja. Ich hatte schon befürchtet, Du wärst einfach gegangen und ich müsste alleine frühstücken. Komm doch rein!" winkt er und dreht sich um. Ich folge ihm und setze mich an den Tisch, der für zwei Personen gedeckt ist. "Bedien Dich ruhig. Kaffee?" Ich nicke und er kommt mit zwei vollen Tassen von der Anrichte und setzt sich auf den Stuhl mir gegenüber. "Guten Morgen!" grinst er. "Guten Morgen." erwidere ich und gebe mir Mühe, ihn anzulächeln, aber so ganz gelingt mir das nicht. "Alles in Ordnung?" Fragend sieht er mich an. "Mhm." nicke ich. "Wohl ein Morgenmuffel, was? Genau wie Devlin. Der ist morgens ohne K&K zu nichts zu gebrauchen." "K&K?" "Kaffee und Kippe. Er ist Koffein- und Nikotinjunkie der allerschlimmsten Sorte. Aber na ja, man gewöhnt sich an alles." Der Schwarzhaarige lacht leise, dann sieht er mich an. "Vielleicht sollte ich mich erst mal vorstellen. Ich bin Adrian. Und Du?" "Miriam." antworte ich leise und seine schwarzen Augen weiten sich vor Überraschung. "DU bist Miriam? Krass!!" "Du kennst mich?" frage ich verwirrt. Wer ist der Kerl? Und woher kennt er mich? "Ja, klar. Devlin hat mir von Dir erzählt. Von Dir hat er doch seinen Talisman." "Talisman?" echoe ich. Mit jedem Wort, das mein Gegenüber sagt, verstehe ich weniger. "Na, die Rasierklinge an seiner Kette. Die ist doch von Dir oder? Oder bist Du etwa nicht DIE Miriam?" "Doch, die bin ich." erwidere ich leise. Meine Rasierklinge ist Devlins Talisman? "Mensch, das ist ja echt irre! Und es erklärt auch, warum er Dich mit hierher gebracht hat." "Wo ist Devlin?" Fragend sehe ich Adrian an. "Oh, er ist oben. In seinem Atelier." "Und was tut er da?" "Er malt. Wusstest Du das nicht?" Er verdreht seufzend die Augen. "Das kann wieder Stunden dauern. Wie oft habe ich ihn schon gebeten, mir wenigstens einen Zettel zu schreiben, damit ich ihn nicht suche, aber tut er das? Natürlich nicht! Künstler!" jammert er und wirft theatralisch die Arme in die Luft. Das sieht so komisch aus, dass ich unwillkürlich lachen muss. Adrian stimmt in das Lachen ein. "Ich bin fürchterlich, nicht wahr?" "Eigentlich finde ich Dich eher lustig." Durch seine unbekümmerte Art fühle ich mich schon viel besser, obwohl ich immer noch nicht genau weiss, wer er eigentlich ist und was er mit Devlin zu tun hat. Während des Frühstücks bringt er mich immer wieder zum Lachen. Er scheint wirklich ein netter Kerl zu sein. Nach dem Essen helfe ich ihm dabei, das Geschirr zu spülen und die Küche wieder aufzuräumen. "Warte kurz, ich bringe Picasso eben einen Kaffee und was zu essen nach oben. Ich bezweifle nämlich, dass er schon gefrühstückt hat." Mit diesen Worten schnappt sich Adrian einen Teller und eine Tasse und verschwindet aus der Küche. Ich höre, wie er eine Treppe raufgeht und an eine Tür klopft. Die Tür geht auf und ich höre laute Musik, aber nicht für lange. Kurz darauf kommt Adrian murrend wieder zurück. "Undankbarer Blödmann! Beim nächsten Mal lasse ich ihn da oben verhungern!" Als er mein entsetztes Gesicht sieht, lächelt er und legt mir beruhigend seine Hand auf die Schulter. "Hey, mach Dir keine Sorgen. Das meine ich doch nicht ernst. Es ärgert mich einfach nur immer wieder, wenn Dev mich rausschmeisst. Dabei sollte ich das doch inzwischen gewöhnt sein. Ist ja schliesslich nichts Neues mehr." "Kennt ihr euch schon lange?" Ich kann mir die Frage einfach nicht mehr verkneifen. Adrian scheint so viel über Devlin zu wissen, dass ich meine Neugier einfach nicht mehr zügeln kann. "Schon ewig. Komm mit, ich zeig Dir was." Er nimmt meinen Arm und zieht mich hinüber in einen anderen Raum – ganz offensichtlich das Wohnzimmer der Beiden. Dort winkt er mich zu einem Foto, das auf einem Regal steht. "Soweit ich weiss, ist das Bild an dem Tag entstanden, als ihr euch zum ersten Mal begegnet seid." Ich trete näher und sehe mir das Foto an. Darauf ist Devlin zu sehen – in der Schuluniform, die er an dem Tag vor fünf Jahren getragen hat. Er sieht genauso aus wie in meiner Erinnerung und ich kann nicht anders; ich muss das Bild berühren. Ich bemerke kaum, dass Adrian mich von der Seite beobachtet. Auch dass mir eine Träne über die Wange läuft, bemerke ich erst, als er sie vorsichtig wegwischt. "Der da neben Dev, der so blöd grinst, das bin ich." sagt er leise. "Meine Mutter hat uns beide dazu gezwungen, die Uniformen anzuziehen und für sie zu posieren. Für mich war das kein Problem, aber Dev hat es gehasst. Irgendwann hat er behauptet, er müsste aufs Klo, und sich dann abgesetzt. Dann hat er Dich getroffen" Tatsächlich, neben Devlin auf dem Foto steht ein Junge mit schwarzen Haaren und schwarzen Augen. Er hat seinen Arm um den Blonden gelegt und grinst breit. Devlin hingegen lächelt nicht mal. "Wie Tag und Nacht, nicht wahr?" Erschrocken sehe ich Adrian an. Wie Tag und Nacht? "Du bist Devlins Cousin!" keuche ich und er nickt. "Klar. Hat er Dir nicht erzählt, dass wir hier zusammen wohnen?" Ich schüttele den Kopf und werde rot. "Wir... äh... wir haben gestern nicht viel... geredet." stammele ich. Adrian grinst breit. "Dachte ich mir schon. Na ja, Dev war schon immer eher der schweigsame Typ." Immer noch grinsend setzt er sich auf die Couch und winkt mich zu sich. Ich setze mich ein Stück von ihm entfernt hin und er fängt an zu kichern. "Du musst keine Angst haben, dass ich Dich begrapsche oder so. Ich steh nur auf Jungs. Ausserdem müssen sie blond sein. Du bist weder das Eine noch das Andere, also bist Du vor mir sicher." Moment mal: Er steht auf blonde Jungs und wohnt mit Devlin zusammen? Mein Gesicht muss meine Gedanken verraten haben, denn Adrian sieht mich an und kichert noch mehr. "Keine Sorge, Dev und ich haben nichts miteinander. Der Pinselschwinger da oben steht nur auf Frauen." Mit dem Daumen deutet er an die Decke. "Ist auch ganz gut, denn so kommen wir uns beim Baggern nicht gegenseitig in die Quere." "Was glaubst Du, wann er wieder runterkommt?" frage ich leise. Ich muss einfach wissen, wie es jetzt weitergeht. Adrian legt die Beine auf einen der Sessel und zieht die Stirn kraus. "Keine Ahnung. Kann sein, dass er schon in zwei oder drei Stunden fertig ist, aber ehrlich gesagt glaube ich das nicht. Nachdem er mich vorhin mit einem unheimlich höflichen 'Verschwinde!' hinauskomplimentiert hat, hat er die Tür abgeschlossen und die Musik noch weiter aufgedreht. Das bedeutet, dass er wohl erst heute Abend wieder nach unten kommt. Wenn ihn die Muse küsst, malt er wie ein Besessener und duldet keine Ablenkung." Ich lasse enttäuscht den Kopf hängen. Dabei wollte ich ihn doch so dringend sprechen! "Hey, nimm das nicht persönlich! Das hat nichts mit Dir zu tun." Adrian ist zu mir rübergerutscht und legt seinen Arm um meine Schultern. "Er meint das nicht böse. Manchmal muss er einfach allein sein." Tröstend streichelt er über meinen Arm. "Weisst Du, er ist manchmal etwas schwierig, aber kein schlechter Kerl." Ich lehne meinen Kopf an seine Schulter und geniesse das Gefühl, festgehalten zu werden. Ein paar Minuten bleiben wir so sitzen. "Ich glaube, es ist das Beste, wenn ich Dich jetzt nach Hause fahre. Auf ihn zu warten würde zu lange dauern. Was meinst Du?" Ich nicke nur. "Na, dann komm." Adrian zieht mich hoch und holt seinen Autoschlüssel, während ich meinen Mantel anziehe und meine Tasche nehme. Dann verlassen wir gemeinsam das Haus und steigen in den Wagen. Ich nenne ihm meine Adresse und er fährt los. Wir brauchen nur etwas mehr als zehn Minuten, dann sind wir bei mir. "Hat mich wirklich gefreut, Dich kennenzulernen, Miriam. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder." sagt er, als ich aussteige. "Ja, vielleicht. Das wäre nett." erwidere ich und winke ihm noch einmal zu, dann schliesse ich die Autotür und gehe nach oben in Claudias und meine Wohnung. Dort gehe ich schnurstracks ins Bad, lasse Wasser ein, ziehe mich aus und lege mich in die Wanne. Hier kann ich mich am Besten entspannen und darüber nachdenken, was gestern passiert ist. Die letzte Nacht und Devlins heutiges Verhalten beschäftigen mich so sehr, dass ich nicht bemerke, dass die Wohnungstür aufgeschlossen wird. Erst als ich Claudias Stimme höre, wird mir bewusst, dass ich vergessen habe, sie anzurufen. "Claudia? Ich bin im Bad!" rufe ich und im nächsten Augenblick wird die Tür aufgerissen. "Ist alles in Ordnung? Ich hab bestimmt tausend Mal versucht, Dich anzurufen! Warum gehst Du nicht ans Telefon?" Claudias Stimmung schwankt zwischen Sorge und Ärger. "Weisst Du eigentlich, wie spät es ist? Schon fast halb fünf! Du wolltest um drei Uhr anrufen. Um drei!!!" Ich versuche, etwas zu sagen, doch ich komme nicht dazu. "Und warum gehst Du nicht an Dein Handy? Ich hab Dir die ganze Mailbox vollgequatscht, weil ich mir Sorgen um Dich mache, und Du liegst hier gemütlich in der Wanne. Das ist echt nicht zu fassen! Also, warum hast Du Dich nicht gemeldet, hm?" "Weil ich erst seit ungefähr einer Stunde oder so wieder zu Hause bin. Und ich bin nicht ans Handy gegangen, weil ich es hier vergessen hatte." Leicht genervt von ihrem Geschrei steige ich aus der Wanne, trockne mich ab und lasse das Wasser ablaufen. "Okay, und wo bist Du gewesen?" fragt Claudia und trommelt mit ihren Fingern auf den Wannenrand. "Ich war gestern Abend im Club und dann bis vorhin bei Devlin. Wir haben miteinander geschlafen." Nach diesen Worten herrscht plötzlich Totenstille im Bad. Sie sieht mich mit offenem Mund an. "Sag das noch mal!" verlangt sie schliesslich, als sie ihre Stimme wiedergefunden hat. "Ich sagte, ich habe mit Devlin geschlafen." Jetzt ist sie endgültig sprachlos. Ich gehe an ihr vorbei in mein Zimmer und ziehe mich an, dann lasse ich mich auf mein Bett fallen und schliesse die Augen. "Willst Du darüber reden? Du siehst nämlich nicht besonders glücklich aus. Ist es etwa wahr, was Nico Marc über ihn erzählt hat?" Claudia hat sich ebenfalls auf mein Bett gesetzt und streichelt mir über die Haare. "Ich weiss es nicht. Ich weiss gar nichts mehr. Die letzte Nacht war einfach unglaublich schön, aber ich habe keine Ahnung, wie es jetzt weitergeht. Ich habe ihn heute noch gar nicht gesehen. Sein Cousin hat mich hergefahren." antworte ich mit einem leisen Schluchzen. "Maus, das tut mir so leid!" Tröstend nimmt sie mich in den Arm und ich lasse meinen Tränen freien Lauf. Kapitel 6: Wiedersehen ---------------------- Yeah, ich hab's geschafft!! Mit blutenden Fingern, halb durchgebrochenem Rücken und schmerzenden Schultern präsentiere ich hiermit Kappi 6!!! 12 Seiten handschriftlich! Nie, nie, NIE wieder schreibe ich so lange Kappis!!!! Das Abtippen war der pure Horror. Mir tut alles weh und ich übernehme keine Garantie, dass ich alle Rechtschreibfehler gefunden habe. Tja, hier kommt mein Lieblingscharakter so richtig ins Spiel: Adrian! Ich liebe den Kerl einfach. Tja, würde mich mal interessieren, wie euch die einzelnen Chars gefallen. Könnt mir ja mal nen Kommi dalassen oder mir ne ENS schicken. So, und jetzt genug des sinnfreien Gelabers der Autorin. Viel Spass beim Lesen und wär nett, wenn ihr mir eure Meinung dalasst. Karma ******************************************************************************** "Miriam, Telefon für Dich!" brüllt Claudia aus dem Wohnzimmer. "Wer ist es denn?" schreie ich zurück. "Er sagt, er heisst Adrian." kommt die Antwort. Sofort lasse ich mein Buch fallen, stürze ins Wohnzimmer und reisse ihr den Hörer aus der Hand. Mein Herz klopft bis zum Hals und das Blut rauscht in meinen Ohren. Adrian! "Ja?" "Miriam? Hi. Na, wie geht's?" Er ist es wirklich! "Alles klar bei Dir?" "Was? Ja. Ja, alles in Ordnung." "Gut. Sag mal, hast Du heute schon was vor? Wenn nicht, würde ich mich gerne mit Dir treffen. Ist ja schon ne Weile her, nicht wahr?" Das stimmt allerdings. Drei Wochen sind inzwischen vergangen und ich habe Devlin in der ganzen Zeit nicht ein einziges Mal gesehen. "Okay." "Gut, dann hole ich Dich gleich ab. Sagen wir, so in einer halben Stunde?" Seine Stimme klingt irgendwie seltsam. "In Ordnung. Bis gleich." "Bis gleich." sagt er und legt auf. "Was ist los?" Claudia sieht mich fragend an. "Das war Devlins Cousin. Wir sind verabredet. Er holt mich in einer halben Stunde ab." Ich weiss nicht, was ich davon halten soll. Warum will er mich treffen? Und woher hat er meine Nummer? Ich setze mich auf die Couch, um meinen Magen und meine Nerven zu beruhigen. Claudia setzt sich neben mich und nimmt mich in den Arm. "Alles okay?" "Ich weiss nicht. Er klang irgendwie komisch. Als ob irgendwas nicht stimmt." "Da ist bestimmt nichts. Wahrscheinlich hat er nur ein schlechtes Gewissen, weil sein Cousin so ein Arschloch ist." Da sich Devlin nicht bei mir gemeldet hat, ist für sie die Sache klar. Sie ist felsenfest davon überzeugt, dass er nur mit mir ins Bett wollte. Ich selber weiss immer noch nicht, was ich denken soll. Seit drei Wochen hänge ich total in der Luft. Seit dem Nachmittag, an dem ich mich bei Claudia ausgeheult habe, habe ich nicht mehr geweint. Irgendwie ist es, als wäre ich betäubt. Ich habe mich inzwischen sogar beinahe daran gewöhnt, dass ich jede Nacht von Devlin träume. Wenn es nach Claudia ginge, sollte ich ihn schnellstmöglich vergessen, doch das kann ich nicht. Wahrscheinlich will ich das auch gar nicht. "Ich weiss nicht. Aber vielleicht kann Adrian mir erklären, was los ist und wo Devlin in den letzten drei Wochen war." "Abwarten." erwidert sie skeptisch. Ich sitze immer noch auf der Couch, als es schellt. Claudia geht zum Küchenfenster und sieht hinaus. Lange schwarze Haare und ein schwarzes Auto. Ist er das?" Ich nicke und stehe auf. "Bis später." "Bis später. Und wenn was ist, ruf an, dann holt Marc Dich ab." "Alles klar. Ich glaube aber nicht, dass das nötig sein wird." "Trotzdem, sicher ist sicher." Seufzend nicke ich erneut und nehme meine Jacke. Dann gehe ich nach unten und lasse mich von Adrian zur Begrüßung umarmen. Er sieht irgendwie angespannt aus. Sofort bin ich alarmiert. Ich habe mich also nicht getäuscht. Irgendwas stimmt nicht. "Was ist los?" frage ich und mein Herz rast. "Steig erst mal ein. Ich erklär's Dir unterwegs, okay?" "Gut." nicke ich, reisse die Beifahrertür auf und steige ein. Adrian umrundet den Wagen und setzt sich auf den Fahrersitz. Mein Puls rast und ich bin total nervös. Was ist bloss passiert? Bisher hat er noch kein einziges Wort gesagt; er starrt nur auf die Straße. Nach mehreren Minuten biegt er ab und fährt auf einen Parkplatz. Mein Magen krampft sich zusammen. Was ist nur los? Adrian macht den Motor aus und sieht mich an. "Wo soll ich anfangen?" seufzt er. "Was ist denn los? Ist irgendwas mit Devlin?" Langsam kriege ich wirklich Angst. "Nicht direkt. Hör zu, ich weiss, Du hast ihn gesucht und nicht gefunden. Er war fast drei Wochen drüben in den Staaten Vorgestern ist er wiedergekommen. Aber das hatte nichts mit Dir zu tun. An dem Montag, nachdem Du bei uns warst, hat er einen Anruf gekriegt. Sein Großvater ist gestorben. Dev hat sofort alles stehen und liegen lassen und den nächsten Flieger genommen." Deshalb habe ich ihn also nicht finden können. "Er hat wohl sehr an seinem Großvater gehangen?" frage ich. Das muss schlimm für ihn gewesen sein. "Nein, kein bisschen. Er hat ihn gehasst." Überrascht sehe ich Adrian an. "Wieso...?" "Sein Großvater war ihm egal, aber er hat seine Großmutter vergöttert. Dev wusste, wie schlimm das für sie war, deswegen ist er sofort rübergeflogen." Er atmet tief durch, bevor er weiterspricht. "Weisst Du, seine Großmutter war psychisch ziemlich labil und der Tod ihres Mannes hat ihr den Rest gegeben. Dev wollte verhindern, dass sie sich etwas antut, verstehst Du?" Ich bin total geschockt, deswegen nicke ich nur. "Jedenfalls kam er wohl gerade rechtzeitig, um sich um sie zu kümmern. Er hat mich am Donnerstag angerufen und mir gesagt, dass er in den Staaten bleiben wollte." "Aber wieso ist er dann wieder hier?" Ich verstehe das alles nicht. "Weisst Du, er hat seiner Großmutter wohl gesagt, dass er vorhatte, bei ihr zu bleiben. Das wollte sie aber nicht. Sie wollte, dass er glücklich wird, aber das wäre ihm in den Staaten nie gelungen. Also hat sie alles aus dem Weg geräumt, was ihn noch drüben gehalten hat." Ich brauche ein paar Sekunden, um zu begreifen, was Adrian mit diesen Worten sagen will. "Du meinst...? Sie hat doch nicht etwa...?" Er nickt und starrt aus dem Fenster. "Doch, hat sie. Sie hat Tabletten genommen. Als Dev sie gefunden hat, war es schon zu spät. Zwei Beerdigungen in einer Woche." Seine Stimme zittert. "Ihre Beisetzung war am Sonntag. In der Woche danach konnte ich ihn nicht erreichen. Ich weiss bis heute nicht, wo er gewesen ist und was er gemacht hat. Tja, vorgestern stand er dann plötzlich wieder vor der Tür. Seitdem hat er keine zehn Worte gesagt. Er ist total fertig, sitzt die meiste Zeit nur in seinem Zimmer rum und starrt Löcher in die Luft." Die Sorge in Adrians Stimme ist nicht zu überhören. Er atmet zitternd aus, so als müsste er seine Tränen unterdrücken. "Ich kann ihm nicht helfen. Nichts von dem, was ich sage oder tue, scheint zu ihm durchzudringen. Wenn er wenigstens heulen würde! Aber das tut er nicht. Er hat nur diesen leeren Gesichtsausdruck – genau wie früher. Ich hab Angst." murmelt er. Ich steige aus, ziehe ihn aus dem Auto und nehme ihn in den Arm. Er umklammert mich und atmet mehrmals tief durch. "Wein ruhig, wenn Dir danach ist." flüstere ich. "Nein, es geht schon." erwidert er und versucht zu lächeln – was ihm gründlich misslingt. In seinen schwarzen Augen schwimmen Tränen und er beisst sich auf die Lippe. "Ich ertrage es einfach nicht, ihn so zu sehen. Ich hatte gehofft, dass ich diesen Gesichtsausdruck und diese leeren Augen nie wieder bei ihm sehen muss." Beruhigend streichele ich über Adrians Rücken. Wieder atmet er zitternd ein und aus. "Komm, lass uns fahren. Vielleicht kannst Du ihm helfen." "Ich? Wie denn?" frage ich verwirrt, doch er antwortet nicht, sondern schiebt mich zurück auf den Beifahrersitz, steigt selbst auch wieder ein und fährt dann los. Den Rest der Fahrt schweigen wir beide und jeder hängt seinen Gedanken nach. Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll, wenn wir ankommen. Vielleicht will er mich ja gar nicht sehen. Adrian scheint jedenfalls überzeugt zu sein, dass ich etwas tun kann. Aber was? Ich zerbreche mir so sehr den Kopf, dass ich erst beim dritten Mal höre, dass er mich anspricht. "Wir sind da." sagt er und öffnet mir die Autotür. Ich steige mit klopfendem Herzen aus und folge ihm ins Haus. "Dev? Wo steckst Du? Ich bin wieder da. Hab Besuch mitgebracht." Keine Reaktion. Das ganze Haus wirkt wie ausgestorben, schon beinahe gespenstisch. Adrian öffnet leise Devlins Zimmertür, sieht hinein und dreht sich dann zu mir um. "Wie ich gesagt habe: er sitzt auf dem Bett und starrt Löcher in die Luft. Geh zu ihm, ja?" bittet er flüsternd. Ich nicke und schiebe mich an ihm vorbei in den Raum. Hinter mir schliesst Adrian die Tür. Ich stehe unschlüssig im Zimmer; weiss nicht, was ich sagen oder tun soll. Devlin scheint mich nicht zu bemerken. Er sitzt stumm am Fussende des Bettes und starrt mit leerem Blick vor sich hin, ohne wirklich etwas zu sehen. Sein Anblick zerreisst mir das Herz. Dass mir Tränen über die Wangen laufen, bemerke ich nicht. "Devlin...?" Keine Antwort. Ich bin mir nicht mal sicher, ob er mich gehört hat, also versuche ich es noch einmal. "Devlin? Sag doch was. Oder sieh mich wenigstens an. Bitte!" Während ich spreche, gehe ich auf ihn zu. Er ist unheimlich bleich und die Schatten unter seinen Augen zeugen davon, dass er zuletzt wohl nicht viel geschlafen hat. Das Leuchten ist aus seinen Augen verschwunden; sie wirken stumpf und glanzlos. Ich knie mich vor ihm auf den Boden und nehme seine Hände. Sie sind eiskalt. "Devlin? Ich bin's, Miriam. Bitte, sieh mich an!" flehe ich. Diese Stille und seine beinahe schon greifbare Traurigkeit sind unerträglich für mich. Unendlich langsam hebt er den Kopf und sieht mich an, ohne mich wirklich wahrzunehmen. Er blickt einfach durch mich hindurch. Ich nehme sein Gesicht in meine Hände und beginne, es zu streicheln. Nach einer halben Ewigkeit wird sein Blick langsam klarer. "Miriam...?" fragt er flüsternd. Ich nicke nur und immer mehr Tränen strömen mir über die Wangen. "Was machst Du hier?" "Adrian hat mich abgeholt. Er hat mir erzählt, was passiert ist. Oh, Devlin, es tut mir so leid!" Schluchzend schlinge ich meine Arme um ihn. Erst reagiert er überhaupt nicht, doch dann spüre ich, wie er mich erst vorsichtig, dann immer fester umarmt. Sein Körper beginnt zu zittern und etwas Nasses trifft meinen Hals. "Sie ist tot" Meinetwegen! Sie ist nur gestorben, damit ich nicht bei ihr bleibe! Nur meinetwegen ist sie tot!" "Scht" Das stimmt nicht. Es ist ganz sicher nicht Deine Schuld!" Tröstend streichele ich seinen Rücken. "Doch, ist es! Sie hat geschrieben, dass sie nicht will, dass ich bei ihr bleibe. Sie wollte, dass ich nach Hause gehe. Aber sie war doch mein Zuhause!" Devlins Hände krallen sich in meinen Pullover und sein Schluchzen wird lauter. "Sie hat mich verlassen. Genau wie alle Anderen. Du bist auch gegangen..." Was? Was hat er gerade gesagt? "Ich... Du warst nicht mehr da, als ich aufgewacht bin. Ich dachte, Du wolltest mich nicht mehr sehen. Und Adrian hat gesagt, Du würdest wahrscheinlich den ganzen Tag malen. Er hat mich nach Hause gefahren. Aber wenn ich gewusst hätte, dass ich bleiben sollte, dann hätte ich doch gewartet!" Wieder laufen mir Tränen über das Gesicht. "Ich habe Dich gesucht. Ich war im Club. Und ich bin durch die halbe Stadt gefahren auf der Suche nach dem Haus, weil ich die genaue Adresse nicht wusste. Du hast ja keine Ahnung, wie sehr Du mir gefehlt hast!" schluchze ich. Ich kann noch immer nicht fassen, was er gerade gesagt hat. 'Du bist auch gegangen...' Wie meint er das? Wollte er wirklich, dass ich bleibe? Er wollte nicht, dass ich gehe? In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken. Devlin klammert sich weiter an mich und weint. Ein paar Stunden später schläft er erschöpft ein. Ich ziehe ihn richtig aufs Bett, decke ihn zu und bleibe neben ihm sitzen. Ich streichele über seine Haare und sein Gesicht, bis ich den Druck auf meine Blase nicht mehr aushalte. Dann schleiche ich mich leise aus dem Zimmer, um ihn nicht versehentlich zu wecken, und mache mich auf die Suche nach einer Toilette. Auf dem Rückweg hält Adrian mich auf. "Und? Wie geht es ihm?" fragt er besorgt. "Er ist vor einer halben Stunde eingeschlafen. Vorher hat er die ganze Zeit geweint. Er gibt sich die Schuld an ihrem Tod." Im nächsten Moment finde ich mich plötzlich in Adrians Armen wieder. "Danke!" flüstert er mit tränenerstickter Stimme. Dann löst er sich wieder von mir und wischt sich über die Augen. "Vielleicht sollten wir ihn jetzt erst mal schlafen lassen. Komm, ich mach uns was zu essen. Du musst doch schon halb verhungert sein." "Du hast Recht. Ich könnte jetzt wirklich was zu beissen vertragen." antworte ich mit einem schiefen Grinsen und folge ihm in die Küche. Dort steht er eine Weile unschlüssig vor dem Kühlschrank. Als er die Tür öffnen will, sehe ich, dass seine Hände zittern. Er verzieht das Gesicht und zuckt dann die Schultern. "Ach, scheiss drauf! Wie wär's, wenn wir uns ne Pizza bestellen?" Ich nicke. "Klingt gut für mich." Fünf Minuten später hat er die Bestellung aufgegeben und wir setzen uns im Wohnzimmer auf die Couch. Adrian zieht die Beine an und sieht mich an. "Danke, dass Du mitgekommen bist. Ich hatte echt Schiss, dass du sofort wieder auflegst. Du musst Dich ja total verarscht gefühlt haben, weil er sich nicht bei Dir gemeldet hat." Er lächelt schief. "Weisst Du, er ist erst weit nach Mitternacht wieder runtergekommen. Und gegen Mittag kam dann der Anruf." Der Schwarzhaarige seufzt tief. "Er hat gesagt, alle würden ihn verlassen." sage ich leise. "Shit!" gequält schliesst er die Augen für einen Moment, dann sieht er mich wieder an. "Weisst Du, er hat schon eine Menge durchgemacht. Na ja, umsonst wird man ja auch nicht so verschlossen. Sein Vater war Amerikaner, seine Mutter war Deutsche. Devs Vater ist bei einem Autounfall gestorben, als er gerade fünf Jahre als war. Bis dahin hat er mit seinen Eltern in den Staaten gelebt, aber danach ist seine Mutter – die Schwester meiner Mutter – mit ihm nach Deutschland gezogen, weil sie es nicht ertragen hat, ständig an ihren toten Mann erinnert zu werden. Devs Großeltern – vor allem sein Großvater – haben ihr das Leben zur Hölle gemacht. Seiner Meinung nach war sie für den Tod seines Sohnes verantwortlich. Ich glaube, zum Teil hat sie das selbst auch so gesehen. Immerhin hat sie am Steuer gesessen und hatte nur ein paar Prellungen und er hat den Unfall nicht überlebt." Adrian atmet tief durch, dann spricht er weiter. "Du musst wissen, Dev sieht seinem Vater sehr ähnlich. Je älter er wurde, desto größer wurde die Ähnlichkeit. Seine Haare, seine Augen – das hat er alles von seinem Vater. Für meine Tante war das irgendwann zuviel. Sie hat sich die Pulsadern aufgeschnitten, kurz nach Devs dreizehntem Geburtstag. Er kam dann erst mal für eine Weile zu uns. Meine Mutter hat das Sorgerecht beantragt, aber sein Großvater hatte die besseren Anwälte. Er hat gewonnen und Dev musste zurück in die Staaten. Als ich ihn im Jahr darauf in den Sommerferien besucht habe, habe ich ihn fast nicht wiedererkannt. Er war wie ausgewechselt; hat kaum noch gelächelt oder gelacht. Irgendwann hab ich dann die Narben an seinen Armen gesehen." Narben an seinen Armen? Er hat geritzt? Genau wie ich ? Fassungslos starre ich den Schwarzhaarigen an. "Ich war total schockiert und wusste nicht, was ich tun sollte. Also hab ich den schlimmsten Fehler überhaupt gemacht: ich habe seinem Großvater davon erzählt." Wieder schliesst Adrian seufzend die Augen. "Was hätte ich machen sollen? Ich war damals erst vierzehn. Na ja, von da an hatte Dev noch mehr Probleme als vorher. Ich könnte mich heute noch dafür in den Arsch treten!" Tröstend streichele ich über seinen Arm. "Heute musst Du wohl die ganze Welt trösten." sagt er und lächelt schief, wird dann aber sofort wieder ernst. "Devs Großvater war natürlich enttäuscht. Sein Sohn hatte so etwas nicht getan, also musste bei seinem Enkel irgendwas nicht stimmen. Für ihn gab es da nur eine Erklärung: Devlins Mutter musste schuld sein. Sie war ja sowieso an allem schuld, also warum nicht auch daran?" Ich bin geschockt. Wie kann jemand einem Kind, das seine Eltern verloren hat, nur so wehtun? Was war sein Großvater nur für ein Mensch? "Die Einzige, die ihn in der ganzen Zeit da drüben unterstützt hat, soweit es ihr möglich war, war seine Großmutter. Ich kann mich noch gut an sie erinnern. Grandma Rose. Sie war wirklich ein Engel, auch wenn sie gegen ihren Mann nichts ausrichten konnte." Die Erinnerung zaubert ein Lächeln auf Adrians Gesicht. "Dev hat ihretwegen wieder mit dem Ritzen aufgehört – einfach nur, weil sie ihn darum gebeten hat. 'Du solltest damit aufhören. Niemand mag Jungs mit Narben an den Armen.' Das hat sie gesagt." Ich keuche überrascht. "Genau das hat er damals zu mir gesagt! 'Niemand mag Mädchen mit Narben an den Armen.' Danach habe ich es nie wieder getan. Ich konnte es einfach nicht mehr." "Darüber hätte sie sich gefreut. Ich bin sicher, sie hätte Dich sehr gemocht." Ich weiss nicht wieso, aber dieses Kompliment macht mich unheimlich glücklich. Die Türklingel unterbricht unser Gespräch. Adrian steht auf und öffnet. Kurz darauf kommt er mit einem Pizzakarton wieder. Er stellt ihn auf den Wohnzimmertisch und grinst mich an. "Your dinner is served." sagt er mit einer Verbeugung in meine Richtung. Ich muss lachen, denn der blasierte Gesichtsausdruck und die näselnde Stimme sind einfach zu komisch. Für die nächsten zehn Minuten sind wir mit unserem Essen beschäftigt. Danach räumt Adrian den leeren Karton weg. Ein paar Minuten sitzen wir schweigend nebeneinander. Keiner von uns weiss, was er sagen soll. "Sehen wir mal nach ihm?" frage ich leise. Adrian nickt und gemeinsam gehen wir zu Devlins Zimmer. Ich öffne leise die Tür und betrete den Raum, dich gefolgt von Adrian. Devlin liegt noch immer genauso auf dem Bett, wie ich ihn verlassen habe. Bei genauerem Hinsehen fällt mir allerdings auf, dass er eine Hand um seine Kette gekrallt hat – als hätte er Angst, sie zu verlieren. Adrian setzt sich vorsichtig auf das Bett und streicht mit einer ungemein zärtlichen Geste ein paar Blonde Strähnen aus dem Gesicht seines Cousins. Der Anblick versetzt mir einen Stich. Was empfindet er wirklich für ihn? "Schlaf gut, Picasso." Leise lächelnd steht der Schwarzhaarige wieder auf "Komm, lassen wir ihn allein. Ich glaube, er muss eine Menge Schlaf nachholen." Sein Lächeln wirkt richtig glücklich und befreit und ich frage mich wieder, was er wohl genau für Devlin empfindet. Ich kann meine Neugier gerade noch zügeln, bis wir wieder im Wohnzimmer sind, aber länger nicht. "Ihr steht euch sehr nahe, nicht wahr?" platze ich heraus. Sofort danach schäme ich mich für meine Taktlosigkeit, aber jetzt ist es zu spät. Adrian atmet tief durch, dann nickt er. "Irgendwie schon. Aber keine Sorge, es ist nicht so, wie Du denkst. Das hab ich Dir doch schon mal gesagt." Ich fühle mich ertappt und werde rot. "Weisst Du, die 'Ich-bin-verliebt-in-meinen-Cousin-Phase' hab ich hinter mir. Aber ich muss zugeben, dass ich sehr an ihm hänge. Er ist mir wahnsinnig wichtig. Und um Deine nächste Frage gleich vorab zu beantworten: ja, ich liebe ihn, und zwar sehr." Jetzt fühle ich mich richtig mies. "Tut mir leid." murmele ich deshalb. "Warum denn? Weisst Du, ich war wirklich mal sehr verliebt in Devlin. Aber wie gesagt, das ist lange her. Und es ist nie was gelaufen – ausser einem Kuss. Aber der hatte nichts zu bedeuten. Ist ne längere Geschichte." Adrian legt den Kopf schief, sieht mich an und grinst. "Jetzt hab ich Dich neugierig gemacht, was? Wenn Du willst, erzähle ich es Dir." Ich nicke und mein Gesicht wird noch dunkler. "Wenn es Dir nichts ausmacht, dass ich so neugierig bin..." "Quatsch! Sonst hätte ich es Dir doch nicht angeboten. Weisst Du, ich weiss seit ungefähr sieben Jahren, dass ich mich nicht für Frauen interessiere. Ich habe es gemerkt, kurz nachdem Dev zu meiner Mutter und mir gezogen ist. Er ist sozusagen meine erste Liebe." Sein Grinsen wird noch breiter. "Das weiss er auch. Ich habe es ihm damals gleich erzählt. Er war mein bester Freund und ich fand, dass er es wissen sollte. Es war nie ein Problem für ihn, aber von seiner Seite bestand kein Interesse. Tja, irgendwann hab ich dann einen Anderen kennengelernt und damit war das Thema vom Tisch." "Und der Kuss?" frage ich. "Das war vor gut anderthalb Jahren. Ich war drüben bei Dev zu Besuch. Damals hat er noch bei seinen Großeltern gewohnt. Er wollte unbedingt ausziehen, aber sein Großvater wollte ihn auf keinen Fall gehen lassen. Am Nachmittag vor meiner Abreise haben wir im Flur vor der Haustür gestanden und uns unterhalten. Irgendwann haben wir dann die Schritte von seinem Großvater gehört. Dev hat mich ganz seltsam angesehen und gesagt: 'Bitte hass mich nicht für das, was ich jetzt tue. Es geht einfach nicht anders.' Na ja, im nächsten Moment hat er mich dann geküsst – so, dass sein Großvater uns gesehen hat. Der hat natürlich einen Riesenaufstand gemacht und Dev und mich rausgeworfen. Ich hab ihm geholfen, seine Sachen zusammenzupacken und abends sind wir zusammen zurückgeflogen. Im Flieger hat er sich dann bei mir dafür entschuldigt, dass er mich so eingespannt hat. Tja, seitdem wohnt er hier bei mir." Das muss ich erst mal verdauen. Devlin hat seinen Cousin geküsst, um von seinem Großvater wegzukommen. Ich schweige einige Augenblicke und denke darüber nach. "Irgendwie kann ich ihn verstehen. Ich hätte es wahrscheinlich nicht anders gemacht, wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre." sage ich dann. Adrian nickt. "Ich verstehe das auch. Tja, dummerweise war mein Exfreund nicht so tolerant. Deswegen ist er ja auch mein Ex." Fragend sehe ich den Schwarzhaarigen an. "Ach, er hatte ein Problem damit, dass ich mit einem gutaussehenden Kerl zusammenwohne, der genau mein Typ ist. Du weisst schon, weil Dev blond ist. Alex hat einfach nicht begriffen, dass Devlin mein Cousin ist und dass zwischen uns nie was laufen wird. Also hat er sich von mir getrennt." "Das tut mir leid." "Muss es nicht." Adrian schüttelt den Kopf. "Du kannst ja nichts dafür. Ausserdem war er eh nicht der Richtige. Sonst hätte er mich ja wohl verstanden, meinst Du nicht auch?" Ich nicke. "Na ja, ist ja auch egal. Das ist schliesslich schon lange vorbei." Er seufzt, dann lächelt er mich an, rutscht näher und zieht mich in seinen Arm. "Danke noch mal. Ich wusste wirklich nicht, was ich noch tun sollte." Ich umarme ihn meinerseits und spüre, wie mir bei der Erinnerung an Devlins trauriges Gesicht wieder Tränen in die Augen treten. Dieses Mal streichelt Adrian mir tröstend über den Rücken. Ich habe ihn so vermisst!" schluchze ich leise. 'Du bist auch gegangen...' Ich habe ihn überall gesucht!" "Ich weiss. Ich wollte mich schon viel eher bei Dir melden, aber durch die ganze Sache bin ich einfach nicht dazu gekommen. Tut mir leid." Er wollte sich bei mir melden? "Woher hattest Du eigentlich meine Nummer?" frage ich in sein Shirt. "Ich hab die Auskunft angerufen. Die Adresse und Deinen Vornamen hatte ich ja. Der Rest war kein Problem." Das sanfte Streicheln bewirkt, dass ich mich langsam wieder beruhige. Adrian wischt mir die Tränen aus dem Gesicht, lässt mich aber trotzdem nicht los. Irgendwie ein gutes Gefühl. Fast so, als wäre er mein älterer Bruder. "Weisst Du, ich mag Dich." sage ich und lächle ihn an. Er lächelt zurück. "Ich Dich auch. Du bist fast wie ne kleine Schwester." Ich muss kichern. "Das Gleiche habe ich gerade auch gedacht." "Echt?" Jetzt lacht er auch und nimmt mich wieder fester in den Arm. "Ich glaube, ich adoptiere Dich. Meine Mutter wollte sowieso immer eine Tochter. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es ihr dabei nur darum ging, dass man Mädchen frisieren und in hübsche Kleider stecken kann." "Frisieren, hm? Hast Du deshalb so lange Haare?" necke ich ihn lachend. "Shit, jetzt hab ich mich wohl verraten, was?" Lachend schüttelt er den Kopf, so dass seine schwarzen Haare fliegen. "Ja, wahrscheinlich hängt es ein bisschen damit zusammen. Ich hatte als Kind schon lange Haare. Hm, wenn Du willst, kann ich Dir ja ein paar alte, ultrapeinliche Kinderfotos zeigen. Würde Dich das interessieren – Schwesterchen?" fragt er grinsend. "Klar – Bruderherz." grinse ich zurück. "Wenn Du mich schon adoptieren willst, sollte ich doch etwas mehr über Dich wissen, oder?" "Stimmt. Na dann, komm mit." Mein 'Bruderherz' – bei dem Gedanken muss ich wieder kichern – zieht mich von der Couch hoch und den Flur entlang zu einer schwarzen Holztür. Über die gesamte Höhe der Tür zieht sich eine blutrote Rose. Staunend sehe ich mir dieses Kunstwerk an. Sie sieht aus, als wäre sie nicht gemalt, sondern fotografiert und vergrößert worden. Auf den Blütenblättern befinden sich ein paar Tautropfen und die Dornen wirken so real, dass ich fast befürchte, mich daran zu stechen, wenn ich sie berühre. Adrian beobachtet mein fasziniertes Gesicht von der Seite. "Unglaublich, oder? Die hat unser schlafender Picasso für mich gemalt, kurz nachdem er hier eingezogen ist. Ich hatte das Original in der Küche auf dem Tisch stehen und hab morgens mal erwähnt, dass ich es schade fände, dass sie bald verwelkt sein würde. Tja, als ich dann nachmittags nach Hause kam, hatte er sie für mich auf die Tür gemalt. 'Damit Du nicht rumheulst, wenn die in der Küche hinüber ist.' hat er gesagt. Na ja, Taktgefühl und Romantik sind nicht unbedingt seine Stärken, aber ich habe mich trotzdem darüber gefreut." Das war Devlin? Ich kann es nicht glauben. "Lass uns reingehen, bevor Du hier noch Wurzeln schlägst." grinst mein 'Bruder', öffnet die Tür uns zieht mich in den Raum, der dahinter liegt. Auch dieses Zimmer ist ganz in Rot und Schwarz gehalten. "Ihr mögt diese Farben, oder?" frage ich und streiche mit den Fingerspitzen über die Wand. "Mhm. Devs und meine Lieblingsfarben. Drei Mal darfst Du raten, welche davon seine und welche meine ist." "Das ist nicht schwierig. Du trägst nur Schwarz, also wird Deine Lieblingsfarbe wohl Schwarz sein." Adrian nickt. "Devs Lieblingsfarbe ist Rot. Aber nicht irgendein Rot, sondern dunkles Rot. Blutrot." Bei diesen Worten fällt mir wieder ein, wie Devlin vor fünf Jahren meinen blutenden Arm angesehen hat. "Ich weiss." flüstere ich. Adrian legt den Kopf schief und sieht mich seltsam an. Dann nickt er langsam. "Ja, klar. Weisst Du, er hat mir davon erzählt. Nicht an dem Tag, als ihr euch getroffen habt, sondern am Tag danach, als er mit der Rasierklinge in der Hand zurückkam. Er hütet sie wie seinen Augapfel." Was? Ist das wahr? "Er nimmt sie nie ab. Die meisten halten ihn deshalb für einen Freak, aber ich verstehe das. Soll ich Dir erzählen, was er damals gesagt hat?" "Mhm." bitte ich atemlos. Meine Rasierklinge ist so wichtig für ihn, dass er sie immer bei sich trägt. Dieser Gedanke macht mich glücklich. "Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern." Adrian setzt sich auf sein Bett und wartet, bis ich mich neben ihn gesetzt habe. Dann fährt er fort. "Dev ist morgens ziemlich früh aufgestanden – was total untypisch war, weil er eigentlich ein Morgenmuffel par excellence ist. Jedenfalls ist er erst kurz vor dem Abendessen wieder aufgetaucht – mit der Rasierklinge in der Hand. Nicht mal beim Essen hat er sie losgelassen. Zum Glück war meine Mutter schon immer etwas unkonventionell, also hat sie nichts dazu gesagt. Vor dem Schlafengehen hab ich ihn dann gefragt, was er mit dem Ding vorhat. Ich hatte Angst, dass er wieder mit dem Ritzen angefangen hat. Na, jedenfalls hat er mir dann erzählt, was am Tag davor passiert ist. 'Den ganzen Tag habe ich heute auf sie gewartet, aber sie ist nicht gekommen. Ich dachte schon, ich hätte es mir nur eingebildet, aber dann hab ich ihre Rasierklinge gefunden. Jetzt weiss ich, dass ich nicht spinne. Sie war wirklich da.' Genau das hat er gesagt. Ich habe ihm dann meine Kette gegeben, damit er die Rasierklinge nicht verliert." Devlin hat am Bunker auf mich gewartet? Fassungslos starre ich Adrian an. "Er hat auf mich gewartet?" "Ja, das hat er. Und er hat in den ganzen Jahren nicht aufgehört, an Dich zu denken." Mir wird schwindelig und ich klammere mich an Adrians Arm fest. Wieder laufen mir Tränen über das Gesicht, aber diesmal sind es Freudentränen. "Ich habe ihn auch nie vergessen können. Ich hatte ja sein Taschentuch, mit dem er meinen Arm verbunden hat. Das hatte ich immer dabei." Meine Stimme überschlägt sich fast und ich kralle meine Fingernägel noch fester in seinen Arm. "Ich habe an Deiner Schule nachgefragt. Wegen der Uniform. Aber da kannte ihn niemand. An dem Freitag, als ich ihn wiedergetroffen habe, wollten mich ein paar Freunde verkuppeln. Ich dachte erst, ich hätte einen Geist gesehen. Ich konnte es nicht fassen, dass er sich noch an mich erinnert hat." Adrian nickt. "Dev hat es mir erzählt, als er nach Hause kam. 'Ich habe sie gefunden.' hat er gesagt. Mehr nicht. Der große Schweiger." Er lächelt mich an. "Übrigens, Du zerquetschst gerade meinen Arm." Sofort lasse ich los. "Tut mir leid!" "Halb so wild." winkt er ab. "Ausserdem stehe ich darauf, gekratzt zu werden. Aber das gehört nicht hierher." grinst er. "Was ist, wollen wir uns jetzt die Fotos ansehen?" "Gerne." antworte ich und Adrian kramt unter seinem Bett herum. Dann zieht er einen Karton hervor, öffnet ihn und holt einen Stapel Bilder heraus. "Da, der Kleine mit der gelben Mütze, das bin ich mit zwei." "Du warst ja mal richtig süss." grinse ich. "Willst Du mir damit was Bestimmtes sagen, hm, Schwesterchen?" Er zieht eine Augenbraue hoch und grinst ebenfalls. "Versuchst Du damit anzudeuten, dass ich heute nicht mehr süss bin?" "Wenn Du mich so fragst..." "So viel Frechheit gehört bestraft!" sagt mein 'Bruder', fällt über mich her und fängt an, mich durchzukitzeln, bis ich Tränen lache und um Gnade flehe. "Hör auf, bitte! Ich nehme alles zurück! Du bist süss, wirklich!" keuche ich und versuche, genügend Luft zu bekommen. "Na also, warum denn nicht gleich so? Braves Mädchen." Adrian grinst triumphierend und lässt mich wieder los – ein großer Fehler, wie er im nächsten Moment feststellt, denn jetzt kitzele ich ihn. "Aaaaah, das ist unfair!!" japst er und windet sich keuchend auf dem Bett. Dadurch verteilen sich der Karton und die Fotos auf dem Boden. Ganz offensichtlich ist mein 'Brüderchen' noch empfindlicher als ich. "Erbarmen!" schnauft er. "Ich kann nicht mehr!" "Ha, das hast Du davon! Leg Dich nicht mit mir an!" Mittlerweile sitze ich auf Adrians Schoss und er ist mir hilflos ausgeliefert. Sein Shirt ist verrutscht, seine Haare hängen ihm halb ins Gesicht und er schnappt noch immer verzweifelt nach Luft. "Doch, Du bist süss. Sehr süss sogar. Ich glaube, ich adoptiere Dich." Ich habe aufgehört, ihn zu kitzeln und beobachte ihn stattdessen einfach nur. Eine Minute bleibe ich so sitzen und wir sehen uns schweigend in die Augen. Dann zieht er mich zu sich hinunter, bis ich auf seinem Brustkorb liege, streicht mir über die Haare und drückt einen Kuss auf meine Stirn. "Okay." sagt er, immer noch leise keuchend. "Okay, ab heute gehörst Du offiziell zur Familie. Kapitel 7: Familie ------------------ So, da wäre endlich auch mal das 7. Kappi. Hat lange gedauert, ich weiss. Tut mir auch wahnsinnig leid!! *verbeug* Im Moment arbeite ich parallel an 2 Fanfics und meiner Fantasy-Story, deshalb bin ich erst heute dazu gekommen, 'Taste Of Confusion' weiter abzutippen. Und ich kann leider nicht versprechen, dass ich jetzt schneller hochlade, weil ich daran immer dann weiterschreibe, wenn ich bei den anderen Stories nicht weiterkomme. 'TOC' ist schliesslich nur eine Nebenstory, auch wenn ich sie sehr mag. Ich werde mich bemühen, die nächsten Kappis schneller on zu stellen, aber ich kann für nichts garantieren. Also schon mal sorry im Voraus an alle!! Karma ******************************************************************************** Als ich am nächsten Morgen aufwache, brauche ich einen Moment, um mich zurechtzufinden. Ich bin in Adrians Zimmer. Offenbar bin ich gestern – halb auf ihm liegend – eingeschlafen. So leise, wie ich kann, stehe ich auf. Mein 'Bruder' schläft noch tief und fest. 'Ab heute gehörst Du zur Familie.' Beim Gedanken an seine Worte wird mir warm ums Herz und ich lächle. "Danke, Brüderchen!" flüstere ich und schleiche mich durch das Chaos, das wir gestern verursacht haben, vorsichtig aus dem Raum, um nach Devlin zu sehen. Ganz leise gehe ich hinüber zu seinem Zimmer. Dort öffne ich ebenso leise die Tür und gehe auf Zehenspitzen zum Bett. Devlin schläft genauso tief wie Adrian. Offenbar muss er wirklich eine Menge Schlaf nachholen. Ich knie mich vor das Bett und streichele sanft seine Hand. Er seufzt, wacht aber nicht auf. Ich bleibe eine Weile einfach nur da und beobachte ihn, dann stehe ich leise, um ihn nicht versehentlich doch noch zu wecken, auf, drücke vorsichtig einen Kuss auf seine Handfläche und gehe zurück in Adrians Zimmer. Dort sammele ich die Fotos, die überall verstreut liegen, wieder ein. Dabei fällt mein Blick auf ein Bild von Devlin und Adrian. Sie müssen beide etwa zehn oder elf Jahre alt gewesen sein, als es entstanden ist. Beide grinsen in die Kamera und halten zwei Finger als Hasenohren hinter dem Kopf des jeweils Anderen hoch. Hinter den Beiden stehen zwei Frauen, die sich sehr ähnlich sehen. Eine von ihnen lächelt genauso breit wie die beiden Jungen, der anderen scheint das Lächeln schwer zu fallen. Ihre Augen lächeln jedenfalls nicht. "Mein zehnter Geburtstag. Da hinter mir steht meine Mutter, die andere Frau ist meine Tante. Devs Mutter." Erschrocken lasse ich das Foto fallen, als ich so plötzlich von hinten angesprochen werde. Ich habe nicht bemerkt, dass Adrian inzwischen wachgeworden ist. "Tut mir leid, ich wollte Dich nicht erschrecken. Guten Morgen erst mal." "Morgen." "Ist Dev schon wach?" Ich schüttele den Kopf. "Nein, er schläft noch. Ich habe eben nach ihm gesehen." "Gut. Dann steige ich eben kurz unter die Dusche und mache danach Frühstück, okay?" "Okay. Ich rufe in der Zeit meine Freundin an. Sie hat bestimmt schon ne Vermisstenanzeige aufgegeben, weil ich gestern nicht mehr nach Hause gekommen bin. Bei so was neigt sie zur Hysterie." Adrian grinst. Ich krame nach meinem Handy und muss feststellen, dass mein Akku leer ist. Na toll, das hat mir gerade noch gefehlt. "Akku leer? Hier, nimm meins." Mein 'Brüderchen' hält mir sein Handy entgegen. "Danke. Du bist ein echter Schatz." "Dafür sind große Brüder doch da, oder?" fragt er grinsend und geht ins Bad. Ich nehme das Handy mit ins Wohnzimmer und wähle Claudias Nummer. "Ja? Wer ist da?" Sie klingt aufgeregt. "Claudia, ich bin's." "Miriam? Gott sei Dank! Wo steckst Du? Ich hab versucht, Dich anzurufen. Ist alles in Ordnung?" "Ja, alles okay. Mein Akku ist leer. Hör zu, ich bin noch bei Devlin und Adrian." "Wann kommst Du nach Hause? Soll Marc Dich abholen?" "Nein, nicht nötig. Ich bleibe noch etwas hier – wenigstens bis heute Abend. Ich melde mich aber später noch mal bei Dir, dann sag ich Dir, wann ich genau nach Hause komme, okay?" "Was ist denn los? Ist wirklich alles in Ordnung?" "Ja. Es ist nur... Devlin geht’s nicht so gut. Ich erzähl Dir alles, wenn ich wieder da bin, okay? Das dauert jetzt zu lange und ausserdem will ich Adrians Rechnung nicht überstrapazieren. Bis später." "Gut, bis später. Aber dann will ich alles haargenau wissen, klar?" "Sicher. Bis dann." Ich lege wieder auf und gehe noch mal zu Devlins Zimmer hinüber. Ein Blick durch die Tür sagt mir, dass er noch immer tief und fest schläft, also lasse ich ihn wieder allein, obwohl ich mich am liebsten zu ihm legen und ihn festhalten möchte. Stattdessen setze ich mich im Wohnzimmer auf die Couch und schlinge die Arme um meine Knie. So bleibe ich sitzen, bis Adrian mich antippt. "Hey, alles okay?" fragt er. Ich nicke. "Ja. Ich hab nur nachgedacht." "Ach so. Kommst Du in die Küche? Frühstück ist fertig." "Okay." Ich stehe auf und folge ihm in die Küche. Dort frühstücken wir gemeinsam und spülen danach zusammen das Geschirr. "Ganz schön ordentlich für einen Männerhaushalt." stelle ich fest. "Gewohnheit." Adrian zuckt die Achseln. "Meine Mutter hat mich von Anfang an dazu erzogen, ihr im Haushalt zu helfen. Sie hat viel gearbeitet und hätte nicht alles alleine geschafft." Fragend sehe ich ihn an. "Und was ist mit Deinem Vater?" "Keine Ahnung. Der weiss wahrscheinlich nicht einmal, dass es mich gibt. Ich bin das Ergebnis eines One-Night-Stands." Schon wieder ein Fettnäpfchen getroffen. "Tut mir leid." murmele ich. "Mir nicht. Ich bin auch ohne Vater ganz gut zurechtgekommen." Adrian grinst. "Wahrscheinlich hätte er es eh nicht auf Dauer mit meiner Mutter ausgehalten. Sie ist ziemlich temperamentvoll und echt schräg. Versteh mich nicht falsch, als Mutter ist sie ne Wucht, aber als Partnerin ist sie eine Katastrophe. Als ich acht war, hat sie mal unser gesamtes Geschirr zerschlagen, weil sie Streit mit ihrem damaligen Freund hatte. War das ein Chaos! Der Typ war danach jedenfalls auf Nimmerwiedersehen verschwunden." "Klingt so, als wäre Deine Kindheit ziemlich turbulent gewesen." "Kann man wohl sagen." Er lacht leise. "Solche Aktionen hat sie oft gebracht. Immer, wenn sie wütend war, ging irgendwas zu Bruch. Sie sagte immer, sie bräuchte dieses Klirren und Scheppern, um sich wieder zu beruhigen. Daran hat sich bis heute nichts geändert, deswegen haben unsere Küchenschränke Schlösser und nur ich weiss, wo der Schlüssel ist. So bleibt unser Geschirr ganz, wenn sie zu Besuch ist." Darüber muss auch ich lachen. Wir räumen noch das restliche Geschirr weg und gehen dann rüber ins Wohnzimmer. "Darf ich mal was ausprobieren?" frage ich ihn. "Klar. Was hast Du denn vor?" fragt er zurück, als ich mich auf der Couch hinter ihn knie. "Lass Dich überraschen." antworte ich und fange an, seine langen schwarzen Haare zu einem Zopf zu flechten. Zum Schluss schlinge ich das Haargummi, das ich ihm vorher abgenommen habe, darum. "Ich wusste, dass Dir das steht." sage ich zufrieden, nachdem ich mir mein Werk angesehen habe. "Oh Mann, Du bist genau wie meine Mutter!" lacht Adrian. "Tja, Frauen sind eben besessen von Haaren. Wir lieben es, darin rumzufummeln und damit zu spielen." "Ach, so ist das also. Eindeutig zweideutig." Mein Gesicht wird knallrot und er lacht noch lauter. "Weisst Du, das ist nicht nur bei Frauen so. Es gibt auch ne Menge Jungs, die auf lange Haare stehen." "Ach, ist das so?" Jetzt grinse ich. Er nickt. "Und wie. Sonst hätte ich sie bestimmt schon mal schneiden lassen. Aber ernsthaft, ich mag es, wenn mir jemand darin rumwühlt. Vor allem im Bett." Sein Grinsen ist ziemlich anzüglich. "Und Du bist Single?" frage ich. Etwas peinlich ist mir meine Neugier zwar, aber da ich ja jetzt zur Familie gehöre... Innerlich muss ich wieder grinsen. "Ja, bin ich. Seit Dev bei mir wohnt." "Weisst Du, Dein Ex ist echt ein Vollidiot. Wie kann man bloss mit Dir Schluss machen? Ich finde Dich klasse." Ich lehne mich an Adrians Schulter und seufze. "So einen großen Bruder wie Dich hab ich mir immer gewünscht." Er drückt mir einen Kuss auf die Stirn. "Hast Du Geschwister?" Ich schüttele den Kopf. "Nein, ich bin Einzelkind – und ungewollt noch dazu. Mein Vater war ständig geschäftlich unterwegs und meine Mutter hat immer ihre Launen an mir ausgelassen. Sie hat nie Kinder gewollt und mich nur bekommen, weil mein Vater unbedingt einen Sohn haben wollte. Er war furchtbar enttäuscht, dass ich kein Junge war. Deshalb hat er sich auch nie für mich interessiert. Und meine Mutter konnte durch Komplikationen bei meiner Geburt keine Kinder mehr kriegen, also war sie für ihn auch uninteressant geworden. Dafür hat sie mich verantwortlich gemacht und mich, sobald es möglich war, auf ein Internat abgeschoben." Ich seufze wieder und Adrian streichelt mir sanft über den Rücken. "Deshalb habe ich auch mit dem Ritzen angefangen. Man kommt leichter mit Schmerzen klar, die man sich selbst zufügt. Dann tut das, was Andere sagen und tun, nicht mehr so weh." Er nickt und zieht mich ganz fest in seine Arme, so dass ich meinen Rücken an seinen Brustkorb lehnen kann. "Tut mir leid, Kleines." murmelt er. "Schon okay." Dieses Mal weine ich nicht. "Ich habe das bisher nur einem anderen Menschen erzählt: meiner besten Freundin Claudia. Wir haben uns im Mädchenwohnheim kennengelernt. Betreutes Wohnen, weisst Du? Tja, und seit gut acht Monaten teilen wir uns jetzt eine Wohnung." "Schön, dass sich wenigstens Deine Freundin so um Dich kümmert." Ich nicke und kuschele mich ganz fest an mein 'Bruderherz'. "Mhm. Sie ist zwar auch etwas schräg, aber ich konnte mich von Anfang an immer auf sie verlassen. Wenn ich Devlin damals nicht getroffen hätte, hätte ich wahrscheinlich nie den Mut gehabt, etwas zu ändern. Er hat mein ganzes Leben total auf den Kopf gestellt." "Und Du seins. Ich weiss nicht, wo er die Zeichnung hat, die er damals gemacht hat, aber ich weiss, dass er sie noch hat." "Eine Zeichnung von mir?" frage ich atemlos und stütze mich ab, um Adrian ansehen zu können. Er nickt. "Die hat er abends gemacht, vor dem Schlafengehen. An dem Tag, als er mir von Dir erzählt hat. Ich habe sie gesehen. Du warst echt süss mit dreizehn." "Ich war zwölf." erwidere ich automatisch. Seine schwarzen Augen weiten sich überrascht. "Zwölf? Moment, dann bist Du jetzt..." "Siebzehn." antworte ich. "In drei Monaten werde ich achtzehn." "Wow!" Mehr bekommt er nicht heraus. Ganz offensichtlich hat er damit nicht gerechnet, denn er braucht einige Augenblicke, um seine Fassung wiederzugewinnen. "Wow!" wiederholt er dann und ich grinse. "Das hast Du nicht erwartet, was?" frage ich und mein 'Bruder' schüttelt den Kopf. "Nee, wirklich nicht. Damit hast Du mich kalt erwischt, Schwesterchen." "Tja, Du kannst ja auch nicht immer die Oberhand behalten." "Stimmt. Wär ja auch langweilig." nickt er, zieht mich wieder auf seine Brust und verschränkt seine Hände über meinem Bauch. Ich lehne mich an und geniesse es. "Du bist so schön warm." murmele ich. "Du auch. Weisst Du, es hat mir wirklich gefehlt, jemanden in den Arm zu nehmen und einfach nur zu kuscheln." "Bist wohl ein Schmusetiger, was?" "Und wie." antwortet er und ich spüre, dass er nickt. "Und romantisch bis an die Haarspitzen. Aber ich kann auch ziemlich wild sein." "Im Bett, was?" "Woher weisst Du das nur?" fragt er und ich kann sein anzügliches Grinsen fast schon hören. "Ich hab nur spekuliert." "Ich bin leicht zu durchschauen, was?" "Hm... vielleicht?" Jetzt grinse ich, aber nicht lange. "Kann ich Dich mal was fragen?" "Klar, was denn?" "Einer meiner Freunde hat mir was über Devlin erzählt und ich wüsste gerne, ob das stimmt." Adrian seufzt. "Es geht um seinen Frauenverschleiss, hab ich Recht?" Ich nicke nur stumm. "Tja, was soll ich sagen? Er hatte schon was mit ner Menge Mädels, aber er hatte noch nie eine Beziehung. Du bist die Erste, die er mit hierher gebracht hat. Und so wie ich das sehe, wirst Du auch die Einzige bleiben." "Meinst Du wirklich?" frage ich und zittere innerlich vor Anspannung. Heisst das, dass ich ihm wirklich etwas bedeute? "Ja. Weisst Du, er ist nicht besonders gut im Reden – jedenfalls nicht, wenn es um die wirklich wichtigen Dinge geht. Aber ich kenne ihn jetzt schon so lange, dass ich gelernt habe, auch das zu hören, was er nicht sagt. Bei den ganzen Mädels ist das so abgelaufen: er ist mit zu ihnen nach Hause, sie hatten Spass zusammen, und spätestens wenn das Mädel eingeschlafen war, hat er sich angezogen und ist nach Hause gefahren. Dabei ging es immer nur um Sex, aber bei Dir ist das anders. Das kannst Du mir ruhig glauben." Ich atme ein paar Mal zitternd ein und aus. "Hey, nicht wieder weinen, okay?" bittet Adrian und ich schüttle den Kopf. "Hab ich nicht vor. Versprochen." antworte ich und blinzele die Tränen weg. "Was ist, sehen wir mal nach Picasso?" fragt er. Ich nicke, stehe auf und warte, bis Adrian auch aufgestanden ist. Dann gehen wir gemeinsam zu Devlins Zimmer. "Hey, Dev, bist Du schon wach?" fragt mein 'Brüderchen' und klopft leise. Von drinnen kommt keine Antwort. "Schläft wohl noch." Er zuckt die Achseln und sieht mich an. "Ich hab ne Idee. Du weckst Dornröschen auf und ich kümmere mich in der Zwischenzeit schon mal ums Mittagessen. Was hältst Du davon?" Ich nicke und mein Herz fängt an, wie verrückt zu schlagen. "Okay." "Gut, dann komm nachher mit ihm in die Küche. Ich brauch ungefähr ne halbe Stunde. Bis gleich." sagt er, drückt mir einen Kuss auf die Stirn und verschwindet dann pfeifend in der Küche. Ich stehe noch eine Minute lang unschlüssig vor der Tür, dann nehme ich all meinen Mut zusammen, öffne sie und betrete den Raum. Hier drinnen ist alles dunkel und ich kann nur Umrisse erkennen. Vorsichtig taste ich mich an der Wand entlang bis zum Bett. Auf dem Nachttisch habe ich gestern Streichhölzer gesehen, also suche ich, bis ich sie gefunden habe und zünde dann eine der Kerzen an. In ihrem sanften Licht sieht Devlin zart und zerbrechlich aus. Er atmet ruhig und gleichmässig und scheint tief und fest zu schlafen. Ich hebe die Hand und streichele vorsichtig über sein Gesicht. Auf seinem Kissen sind ein paar feuchte Flecken. Offensichtlich hat er sogar im Schlaf noch geweint. Ich weiss nicht, wie ich ihn wecken soll, also setze ich mich aufs Bett und lasse ihn noch etwas schlafen. Dabei beobachte ich ihn und höre nicht auf, sein Gesicht zu streicheln. "Wie spät ist es?" murmelt er irgendwann verschlafen und ich ziehe erschrocken meine Hand zurück. "Zwei Uhr durch. Adrian ist in der Küche und macht was zu essen. Wir sollen auch rüberkommen, wenn Du wach bist." antworte ich, nachdem ich meine Nervosität unter Kontrolle gebracht habe. "Miriam? Du bist noch da?" fragt er erstaunt, setzt sich auf und sieht mich mit seinen hellgrünen Augen an. Ich schlucke schwer und nicke, während mein Gesicht rot anläuft. "Mhm. Ich... bin gestern hier eingeschlafen... drüben bei Adrian." sage ich leise und stehe auf. Ich kann Devlin jetzt nicht in die Augen sehen. "Wie gesagt, er wartet in der Küche auf uns." Hinter mir höre ich die Bettdecke rascheln und noch bevor ich an der Tür bin, holt Devlin mich ein und hält mich fest. "Warum läufst Du weg?" "Ich... ich..." stottere ich. Im nächsten Moment dreht er mich zu sich um und ich spüre die Wand in meinem Rücken. Devlin stützt seine Arme rechts und links von mir ab. Damit bin ich gefangen und kann ihm nicht mehr entkommen. Mein Herz rast und mir wird abwechselnd heiss und kalt. Devlin sieht mich einfach nur an, ohne ein Wort zu sagen. So vergehen mehrere Minuten. Ich kann mich nicht bewegen und auch nicht sprechen. "Also, was ist? Warum läufst Du vor mir weg?" fragt er schliesslich und sein Blick bohrt sich bis in mein Innerstes. "Ich..." setze ich wider an, aber bevor ich wirklich etwas sagen kann, küsst er mich plötzlich und ohne Vorwarnung. Zuerst bin ich überrascht, doch dann lasse ich es einfach geschehen, lasse mich wieder von ihm erobern. Nach einer halben Ewigkeit lässt er von meinen Lippen ab und sieht mir wieder genau in die Augen. "Dieses Mal lasse ich Dich nicht so einfach gehen." sagt er, stösst sich von der Wand ab und verlässt den Raum. Ich rutsche an der Wand runter, weil meine Beine nachgeben, und bleibe auf dem Boden sitzen. Was war das eben? 'Dieses Mal lasse ich Dich nicht so einfach gehen.' Wie meint er das? In meinem Kopf dreht sich alles und ich kann kaum atmen. Es dauert mehrere Minuten, bis ich mich so weit beruhigt habe, dass ich mich aufraffen und in die Küche gehen kann. In der Küchentür bleibe ich stehen und beobachte die Beiden. Devlin sitzt am Tisch und zieht an einer Zigarette, die er sich eben angesteckt haben muss. Adrian steht mit dem Rücken zu uns und hantiert am Herd. Keiner von den Beiden hat mich bisher bemerkt. "Mensch, Dev, mach die Kippe aus! Wie oft soll ich Dich eigentlich noch bitten, nicht immer in der Küche zu rauchen? Das ist total unappetitlich." meckert mein 'Bruder' gerade. Sein Cousin tippt sich mit der rechten Hand an die Schläfe. "Yes, Sir!" sagte er, macht aber keine Anstalten, die Zigarette auszudrücken. Stattdessen zieht er erneut daran und pustet den Rauch in Richtung des Schwarzhaarigen. "Du bist echt ein Blödmann! Kannst Du nicht wenigstens bis nach dem Essen damit warten, Dir die Lunge zu teeren? Ausserdem haben wir heute einen Gast, also benimm Dich mal!" "Ich weiss. Sie steht schon seit über einer Minute in der Tür und überlegt, ob sie reinkommen oder doch lieber weglaufen soll." Er hat mich gesehen! Ich fühle mich ertappt und laufe schon wieder rot an. Adrian dreht sich mit dem Messer in der Hand um und schaut mich nun ebenfalls an. Devlin steht auf, drückt seine Zigarette aus und kommt auf mich zu. Weniger als einen Schritt vor mir bleibt er stehen. "Vergiss nicht, was ich Dir vorhin gesagt habe. Das war mein voller Ernst." Ich weiss nicht, was ich darauf erwidern soll. Mein Hals ist wie zugeschnürt und mein Herz rast schon wieder. Mein Blut rauscht in meinen Ohren und ich höre Adrians Antwort wie durch Watte. "Hey, lass sie in Ruhe, ja?" Devlin dreht sich zu ihm um. "Und was geht Dich das bitteschön an?" fragt er und seine Stimme klingt gereizt. "Es geht mich eine ganze Menge an, wenn Du meine kleine Schwester ärgerst." erwidert sein Cousin. Devlin zieht fragend eine Augenbraue hoch. "Kleine Schwester? Was ist hier gestern passiert?" Mein 'Bruder' fängt an zu grinsen und fuchtelt mit dem Messer rum. "Ganz einfach: ich habe Miriam adoptiert. Sie ist jetzt meine kleine Schwester, und wenn Du nicht nett zu ihr bist, kriegst Du's mit mir zu tun. Klar soweit?" Devlin nickt nur und setzt sich wieder. "Dann können wir ja anfangen. Komm, setz Dich, Schwesterchen." Ich weiss nicht, wie, aber ich schaffe es, mich vom Türrahmen zu lösen und am Tisch Platz zu nehmen. Adrian stellt uns die Teller hin uns setzt sich dann auch. "Guten Appetit!" Devlin und ich nicken nur und fangen dann an zu essen. Ich schmecke kaum etwas, denn ich fühle mich total beobachtet. Nach dem Essen steh Devlin sofort auf, zündet sich eine neue Zigarette an und macht Anstalten, die Küche zu verlassen. An meinem Stuhl bleibt er stehen. "Ich gehe jetzt kurz nach oben, aber ich komme gleich wieder runter. Komm ja nicht auf die Idee, wegzulaufen." Wieder nicke ich nur. "Gut." sagt er und geht. "Unsensibler Trampel!" schimpft Adrian ihm hinterher. "Du kannst mich!" kommt es von oben zurück, dann knallt eine Tür zu. "Oh, ich könnte ihn erwürgen!" murmelt mein 'Bruder' und sieht mich an. "Hat der schon wieder eine Laune! Und damit muss ich mich jeden Tag rumärgern." "Ist er sauer? Hab ich irgendwas falschgemacht?" frage ich leise und spüre, wie sich schon wieder Tränen hinter meinen geschlossenen Lidern sammeln. "Nein, Quatsch! Der ist direkt nach dem Aufstehen immer so reizend. Ist schon ein Wunder, dass er sich überhaupt abgemeldet hat. Also nicht schon wieder weinen, okay, Kleines?" Adrian steht auf, zieht mich aus dem Stuhl und nimmt mich in den Arm. "Du darfst das nicht persönlich nehmen, wenn er so drauf ist. Spätestens in einer Stunde ist er wieder freundlicher. Übrigens danke noch mal. Ohne Dich würde er immer noch so unmotiviert rumhängen wie gestern. Es ist ein gutes Zeichen, dass er nach oben gegangen ist. Wenn er wieder malt, geht es ihm besser. Und das ist ganz allein Dein Verdienst, Schwesterchen." Ich schlinge meine Arme um ihn und wir bleiben eine Weile so stehen. Dann lasse ich ihn wieder los. "Komm, lass uns eben spülen. Ich helfe Dir." "Okay." Gemeinsam machen wir uns an die Arbeit. "Sag mal, was hältst Du davon, wenn Du das ganze Wochenende hier bleibst? Solange Picasso beschäftigt ist, könnten wir doch eben zu Dir fahren und ein paar Sachen holen." Verdutzt schaue ich Adrian an. "Meinst Du, Devlin wäre damit einverstanden?" Er nickt. "Bestimmt. Und ich würde mich auch freuen, wenn Du noch ein bisschen bleiben würdest – jetzt, wo ich schon mal jemanden zum Knuddeln gefunden habe." Er grinst mich schief an. "Natürlich nur, wenn Du willst. Platz haben wir genug. Obwohl ich nicht glaube, dass Du im Gästezimmer schlafen wirst." Jetzt wird sein Grinsen wieder anzüglich und in mir steigen Erinnerungen an meine erste Nacht mit Devlin auf. Bei dem Gedanken daran, dass es wahrscheinlich wieder passieren wird, wenn ich hier übernachte, wird mir ganz heiss. 'Dieses Mal lasse ich Dich nicht so einfach gehen.' ******************************************************************************** Das wars für's Erste wieder. Wie immer an dieser Stelle: schreibt mir und lasst mich wissen, was ihr davon haltet, okay? Ich freue mich immer über Feedback. Bis zum nächsten Kappi! Man liest sich!! Karma Kapitel 8: Samstag ------------------ Und hier ist auch endlich mal das achte Kappi von 'Taste Of Confusion'. Sorry, dass ich bei der Story immer so lange brauche, aber ich komm im Moment einfach nicht dazu, das, was ich schon vorgeschrieben hab, abzutippen. Sobald ich nur noch am PC schreibe, wird es wahrscheinlich schneller gehen. Hoffe, das Kappi gefällt und entschädigt wenigstens ein bisschen fürs lange Warten. Noch mal SORRY!!!! Karma ******************************************************************************** "Was ist, Schwesterchen? Gefällt Dir meine Idee nicht?" Adrian sieht mich fragend an. "Doch!" nicke ich hastig. "Es ist nur... ich..." "Du bist nervös, oder? Musst Du nicht. Du kannst auch wieder bei mir schlafen, wenn Dir das lieber ist. Oder wir lassen es. Die Entscheidung liegt bei Dir." "Nein, nein. Ich möchte ja schon bleiben, aber ich weiss nicht, was ich tun soll, wenn er..." "Scht, keine Panik. Warte doch einfach ab und lass es auf Dich zukommen. Wenn Du willst, rede ich mit Dev. Okay?" Ich nicke wieder und versuche, mein wild schlagendes Herz zu beruhigen. Das dauert einen Moment, aber dann lächle ich. "Okay, fahren wir, bevor ich es mir anders überlege." "Gut. Ich schreibe Picasso nur eben einen Zettel, damit er uns nicht sucht, falls er runterkommt, während wir unterwegs sind." Adrian schnappt sich einen Stift und kritzelt eine kurze Nachricht für seinen Cousin. Den Zettel klebt er mit Tesafilm von aussen an Devlins Zimmertür. "Na, dann mal los!" grinst er fröhlich und schiebt mich aus der Tür zu seinem Wagen. "Angeschnallt? Dann wollen wir mal!" sagt er und fährt los, sobald er sich selbst auch angeschnallt hat. Ich bin immer noch etwas nervös, aber längst nicht mehr so sehr. Adrians Anwesenheit hat eine beruhigende Wirkung auf mich. Vielleicht hat er Recht und ich sollte wirklich einfach abwarten, was an diesem Wochenende noch so passiert. Ich seufze, schliesse die Augen und geniesse die Fahrt. Heute brauchen wir etwa fünfzehn Minuten, dann sind wir bei mir. Ich schliesse die Haustür auf und Adrian folgt mir nach oben. "Ich glaube, Claudia ist zu Hause. Erschreck Dich nicht, wenn sie versucht, Dich auszuquetschen. So ist sie nun mal." warne ich. Er grinst mich an und seine schwarzen Augen funkeln. "Kein Thema. Ausserdem kann man das Spiel auch zu zweit spielen. Und ich bin ganz gut in so was." "Hoffentlich. So, da wären wir." sage ich und öffne die Wohnungstür. Drinnen wird es schlagartig still und schon eine Sekunde später kommt Claudia aus dem Wohnzimmer gestürmt und umarmt mich. "Miriam! Alles okay? Du hast doch gesagt..." Sie bricht ab und blickt Adrian, der hinter mir eingetreten ist, skeptisch an. "Dich kenn ich doch. Du hast sie gestern abgeholt. Adrian, richtig?" Er nickt. "Was ist hier los?" fragt sie und mustert mich misstrauisch. "Ich wollte ein paar Sachen holen, weich ich das Wochenende über bei Devlin und Adrian bleibe." antworte ich und ziehe in Erwartung ihrer Schimpftirade schon mal vorsorglich meinen Kopf ein. Einige Sekunden vergehen, aber nichts passiert. Verdutzt sehe ich Claudia an, aber sie mustert mich nur prüfend. Dann sieht sie Adrian ebenso nachdenklich an. "Wenn er ihr wieder wehtut, komme ich vorbei und breche ihm alle Knochen. Das kannst Du ihm von mir ausrichten." Mein 'Bruder' nickt ernst. "Mache ich. Aber Du musst Dir keine Sorgen machen. Ich bin ja auch noch da. Ausserdem ist er gar kein so schlechter Kerl. Nur etwas..." Er bricht ab und sucht nach dem richtigen Wort. "Arschig?" schlägt Claudia vor. "Gewöhnungsbedürftig." beendet Adrian trocken seinen Satz. Sie legt den Kopf schief und beobachtet ihn genau, aber er bleibt ruhig. Der Blick, bei dem normalerweise selbst Marc die Fassung verliert und alle seine Schandtaten gesteht, lässt Adrian offenbar völlig kalt. Ich stehe wie ein begossener Pudel zwischen den Beiden und weiss nicht, was ich tun oder sagen soll. "Wolltest Du nicht ein paar Sachen holen?" helfen mir Beide fast zeitgleich auf die Sprünge. "Oh, äh, klar. Bin schon unterwegs." stammele ich und stürme in mein Zimmer. Im Flur kann ich die Beiden lachen hören. "Du bist in Ordnung." In Claudias Stimme klingt noch immer ein leises Kichern, als sie spricht. "Du aber auch." gibt Adrian zurück und ich kann sein Grinsen förmlich bis in mein Zimmer hören. Tief durchatmend mache ich mich erst mal auf die Suche nach meinem Rucksack. Dann öffne ich meinen Kleiderschrank und krame darin herum, bis ich alles zusammenhabe, was ich brauche. Zum Schluss gehe ich ins Bad und packe auch da alles ein, was ich für das Wochenende brauche. Das verstaue ich ebenfalls in meinem Rucksack, hänge ihn mir über die Schulter und mache mich auf die Suche nach Adrian. Der ist inzwischen von Claudia ins Wohnzimmer geschleppt worden. Dort sitzen auf noch Marc, Nico – und Jonas. Die Situation ist mir ziemlich unangenehm, denn ich bin mir sicher, dass alle Drei wissen, wo ich war und wohin ich gleich wieder fahren werde. Ich schäme mich besonders vor Jonas, denn schliesslich habe ich ihn in den letzten drei Wochen ziemlich auf Distanz gehalten. Wann immer er angerufen und nach mir gefragt hat, habe ich Claudia gebeten, ihn abzuwimmeln. "Miriam! Sieht man Dich auch mal wieder? Das ist ja unglaublich!" Ich zucke zusammen, aber es war nicht Jonas, der das gesagt hat, sondern Nico. Er sieht ziemlich sauer aus. "Ich... äh... " stottere ich. Mir fällt nichts ein, womit ich mich verteidigen könnte, aber bevor er noch mehr sagen kann, fällt Jonas seinem Bruder ins Wort. "Halt die Klappe. Sie hat sich entschieden und fertig." Er steht auf, kommt auf mich zu und drückt mich kurz. "Wir bleiben Freunde, okay? Ich wünsche Dir jedenfalls alles Gute und viel Glück." Seine Augen sehen zwar traurig aus, aber er lächelt mich trotzdem an. "Ich komm schon darüber hinweg. Man kann halt nicht immer gewinnen." Ich nicke nur. "Danke. Und es tut mir leid." "Schon okay. Ich glaube, ihr wollt los, oder?" "Mhm." Dann viel Spass. Und meld Dich ab und zu mal, okay?" "Mache ich." Ich verabschiede mich von allen und trete dann mit Adrian den Rückweg an. "Dieser Jonas steht ziemlich auf Dich." sagt er, als wir wieder im Wagen sitzen. "Mhm." nicke ich. "Die Anderen wollten mich mit ihm verkuppeln. An dem Wochenende, als ich Devlin wiedergetroffen habe. In den letzten Wochen bin ich Jonas aus dem Weg gegangen, so gut ich konnte. Ich hatte einfach nicht die Kraft, ihm alles zu erklären." murmele ich und Adrian nickt. "Verstehe." sagt er und sein Blick wird nachdenklich. "Sag mal, wer war eigentlich der Blonde, der Dich so angemault hat?" "Das war Nico, Jonas' Zwillingsbruder. Warum willst Du das wissen?" frage ich und er beginnt zu grinsen. "Ach, nur so. Er ist irgendwie niedlich. Ich mag Jungs mit Temperament." Einen Moment lang sage ich nichts, dann schüttele ich den Kopf. "Da wirst Du Pech haben. Nico steht auf Mädchen." Adrian sieht mich seltsam an, dann schüttelt er seinerseits den Kopf. "Das sagt er vielleicht. Oder er hat's noch nicht gemerkt. Vielleicht verdrängt er’s auch, aber ich gehe jede Wette ein, dass er schwul ist. Ich hab nen Blick dafür, das kannst Du mir glauben. Wie viele feste Beziehungen hatte er schon, hm?" Ich denke kurz nach. "Zwei, soweit ich weiss. Wieso bist Du Dir so sicher?" "Ich kann das nicht erklären. Da ist etwas in seinem Verhalten. Als ob er einen Teil von sich versteckt. Für mich ist es jedenfalls offensichtlich." Ich schweige und sehe aus dem Fenster. Kann das stimmen? Hat Adrian vielleicht Recht? "Ich hab Dich ganz schön ins Grübeln gebracht mit dem, was ich gerade gesagt habe, was?" Adrian grinst. "Irgendwie schon." gebe ich zu. "Weisst Du, ich hab noch nie darüber nachgedacht." Sein Grinsen wird noch breiter. "Na, ich werd bei Gelegenheit mal mein Glück versuchen und dann sag ich’s Dir." "Spiel nicht mit ihm. Er war vorhin nur so sauer, weil er sehr an seinem Bruder hängt. Und ich glaube, ich habe Jonas mit meinem Verhalten ziemlich wehgetan. Eigentlich ist Nico ein echt lieber Kerl." "Keine Sorge. Mit jemandem zu spielen ist nicht meine Art. Nein, der Kleine interessiert mich wirklich. Also, drück mir die Daumen, ja, Schwesterchen?" Adrian zwinkert mir zu und ich sehe ihn grübelnd an. Hat er sich etwa so schnell in Nico verliebt? Er hat ihn doch nur für ein paar Minuten gesehen. Andererseits ging es mir mit Devlin ja nicht anders, also warum sollte sich mein 'Bruder' nicht in Nico verlieben, obwohl er ihn heute erst kennengelernt hat? Wieder sehe ich aus dem Fenster und denke nach. Ich weiss nicht, wieso, aber irgendwie wünsche ich Adrian Glück – und Nico auch. "Ihr beide wärt bestimmt ein süsses Paar." sage ich, nachdem ich ein paar Minuten lang geschwiegen habe. "Finde ich auch." "Dann bleibt mir ja nur noch, Dir viel Glück zu wünschen." "Danke. Ist eicht ein schönes Gefühl, mal ermutigt und nicht immer nur angeschwiegen zu werden. Weisst Du, ich glaube, Du bist genau das, was Dev und mir gefehlt hat." Adrian zwinkert mir zu und mir wird bei seinen Worten ganz warm ums Herz. Ob Devlin das genauso sieht? Aber warum sonst hätte er mir sagen sollen, dass er mich dieses Mal nicht mehr gehen lässt? In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken, in meinem Magen flattern Abertausende von Schmetterlingen und mir wird abwechselnd heiss und kalt, wenn ich an seinen Kuss von heute Mittag denke. Wird es heute Nacht wieder passieren? Der Gedanke daran erregt mich und macht mir gleichzeitig so viel Angst, dass ich meine Fingernägel in meinen Rucksack kralle. "Hey, nicht nervös werden. Ich bin doch da. Ich pass schon auf Dich auf." Mein 'Bruderherz' lächelt mir aufmunternd zu und streichelt beruhigend über meine verkrampften Finger. "Übringens, wir sind da." "Oh. Hab ich gar nicht bemerkt." stammele ich verdattert und er grinst mich schelmisch an. "Ich weiss. Deswegen sag ich’s Dir ja. Und, bist Du bereit?" Ich atme tief durch und nicke dann. "Gut, dann lass uns reingehen, Kleines." Er lässt meinen Arm wieder los, greift über mich hinweg zur Beifahrertür und öffnet sie, damit ich aussteigen kann. Er selbst steigt ebenfalls aus und wir gehen gemeinsam zum Haus. Adrian schliesst die Tür auf und ich folge ihm hinein. Meinen Rucksack hat er mir abgenommen. Drinnen legt er ihn im Wohnzimmer auf eine Sessel. "Picasso ist wohl noch oben. Na, der taucht schon wieder auf. Komm, wir machen es uns so lange ein bisschen gemütlich." Mit diesen Worten werde ich auf die Couch geschoben und er legt seinen Kopf auf meinen Schoss. Ich fange an, ihm über die Haare zu streicheln und er schliesst die Augen und seufzt wohlig auf. "Hm, ist das schön." Ich sage nichts dazu, sondern lächle nur. Er ist wirklich ein Schmusetiger. Je mehr Zeit ich mit ihm verbringe, desto mehr mag ich ihn. In seiner Gesellschaft fühle ich mich sicher und geborgen. Meine Nervosität ist vollkommen verflogen und ich freue mich richtig auf den Rest des Wochenendes. Bevor er sich hingelegt hat, hat Adrian leise Musik angemacht. Es ist unheimlich schön, einfach nur hier zu sitzen, zuzuhören und nicht alleine zu sein. Ich bin so in die Musik und das Spielen mit Adrians Haaren vertieft, dass ich nicht bemerke, dass Devlin das Wohnzimmer betritt. Deshalb fahre ich erschrocken zusammen, als ich plötzlich seine Lippen auf meinem Nacken spüre. Sofort gerät mein Temperaturempfinden wieder vollkommen durcheinander und mein Gesicht läuft dunkelrot an. "Sieh an, Picasso ist wieder da. Ich dachte schon, Du wärst in einem Farbeimer ertrunken." grinst der Schwarzhaarige auf meinem Schoss seinen Cousin an. "Halt die Klappe." zischt Devlin über meine Schulter hinweg. Dann höre ich, wie der sich eine Zigarette ansteckt und den Rauch an die Decke pustet. "Du bist nicht weggelaufen." stellt er fest und lässt sich in den Sessel mir gegenüber fallen. Ich weiss schon wieder nicht, was ich tun soll. Er bringt mich total durcheinander, selbst wenn er einfach nur ruhig dasitzt und mich ansieht. Ich fühle mich, als würde er mich komplett durchschauen. Schweigend sitze ich da und verliere mich in dem Blick aus seinen hellgrünen Augen. Meine Finger spielen noch immer völlig automatisch mit Adrians Haaren. Mein 'Brüderchen' hat seine Augen wieder geschlossen und ignoriert seinen Cousin. Nach einer halben Ewigkeit schaffe ich es endlich doch noch, als Antwort auf Devlins Frage zu nicken. "Ich hab nur ein paar Sachen geholt, weil..." "Sie bleibt übers Wochenende hier. Ich hab sie eingeladen. Das stört Dich doch nicht, oder?" unterbricht mich mein 'Bruder' Devlin schüttelt den Kopf und sieht mir dann wieder genau in die Augen. "Nö." antwortet er und steht wieder auf. "Ich muss noch was zu Ende bringen. Bin in zwei Stunden zurück." Wieder pustet er den Rauch an die Decke, dann drückt er die inzwischen aufgerauchte Zigarette im Aschenbecher aus. "Bis später." flüstert er mir im Vorbeigehen zu und ich spüre wieder dieses Kribbeln und Ziehen im Unterleib. Seine Stimme klang wie eine Drohung und ein Versprechen zugleich. "Was für eines sexy Stimme." kommt es von meinem Schoss, nachdem Devlin gegangen ist. "Mann, wie oft hab ich mir früher gewünscht, dass er mal so mit mir spricht?" Adrian hat seine Augen halb geöffnet und beobachtet mich. Ich bin mir sicher, dass er mir meine Erregung ansieht, denn auf seinem Gesicht liegt ein zweideutiges Lächeln. "Na, bei Dir scheint das aber auch ganz gut zu wirken." Ich nicke und mein Gesicht färbt sich noch eine Nuance dunkler. "Hey, Du musst Dich nicht dafür schämen. Wenn er in dem Tonfall redet, haut's jeden um – mich eingeschlossen." Ich werfe einen Blick auf die Körpermitte des Schwarzhaarigen auf meinem Schoss. Seine Hose weist eine eindeutige Beule an einer pikanten Stelle auf. Er grinst entschuldigend, als er meinen Blick bemerkt. "Sag ich ja. So leid es mir tut, dafür kann ich nichts." "Kein Problem." erwidere ich und er lacht. "Du bist echt ein Schatz. Wenn Dev mir früher mehr von Dir erzählt hätte, hätte ich Dich ganz bestimmt gesucht. Und dann hättet ihr beide nicht so lange darauf warten müssen, euch endlich wiederzusehen." Ich muss lächeln. "Der eigentliche Schatz hier bist Du. Du bist so unheimlich lieb." "Aber nicht immer. Wenn ich mal schlecht gelaunt bin – was zum Glück nur äusserst selten der Fall ist –, dann geht sogar Dev in Deckung. Und das will schon was heissen. Aber sag ihm nicht, dass ich Dir das erzählt habe, sonst killt er mich. Solche kleinen Peinlichkeiten schaden seinem Image, weisst Du?" grinst er breit. Irgendwie fällt es mir schwer, mir das vorzustellen. Adrian scheint mehr der Typ zu sein, dem nichts wirklich die Laune verderben kann. Dann jedoch erinnere ich mich wieder an gestern und daran, welche Sorgen er sich um seinen Cousin gemacht hat. "Ich bin wirklich froh, dass ich Dich kennengelernt habe." seufze ich und spiele wieder mit seinen glänzenden schwarzen Haaren. Er schliesst geniesserisch die Augen und seufzt ebenfalls. "Geht mir genauso. Ausserdem wüsste ich echt nicht, was ich gestern ohne Dich gemacht hätte. Ich bin einfach nicht an ihn rangekommen. Ich hab ja gesagt, Du bist genau das, was uns gefehlt hat." "Machst Du Dich jetzt schon an Frauen ran?" Völlig unbemerkt von uns beiden ist Devlin wieder ins Wohnzimmer gekommen. Ich zucke erschrocken zusammen und lasse wie ertappt Adrians Haare los. "Hast Du was dagegen?" fragt der Schwarzhaarige und sieht den Blonden von unten herauf an. "Was machst Du eigentlich hier unten? Wolltest Du nicht noch was beenden?" "Hab meine Kippen vergessen." antwortet Devlin und geht zum Tisch, um sich die Schachtel zu nehmen. Dann dreht er sich um, beugt sich zu seinem Cousin hinunter und sieht ihm genau in die Augen. "Und wenn Du es genau wissen willst: Ja, ich habe etwas dagegen. Verstehen wir uns?" Devlins Stimme klingt kalt und jagt mir einen Schauer über den Rücken. "Sind wir heute aber besitzergreifend." mault Adrian. "Keine Angst, ich nehme sie Dir schon nicht weg." "Ist auch besser für Dich." erwidert sein Cousin, dreht sich um und verlässt das Wohnzimmer. Ich sehe ihm irritiert hinterher. Was war das denn? Haben die Beiden sich etwa gerade wirklich meinetwegen gestritten? Das kann doch nicht wahr sein. "Blödmann!" schimpft mein 'Bruderherz' und setzt sich auf. "Der spinnt doch total! Also ob ich mich ernsthaft an Dich ranmachen würde. Nichts gegen Dich, Schwesterchen, aber ich steh nun mal nicht auf Frauen." "Meinst Du, er ist wirklich sauer?" frage ich und mein Herz rast. "Das ist mir so was von egal. Blöder Penner! Ich reiss mir hier die letzten Tage und Wochen den Arsch auf, mach mir Sorgen ohne Ende und was ist der Dank? Ich muss mich auch noch von ihm anmaulen lassen. Der hat sie doch nicht mehr alle!" Adrians schwarze Augen funkeln wütend. "Du, sei mir nicht böse, aber ich brauch frische Luft. Wenn Du was brauchst, bedien Dich einfach, okay?" Er steht auf und verlässt das Wohnzimmer. Ich folge ihm. Die Situation gefällt mir ganz und gar nicht. "Ich will nicht, dass ihr euch meinetwegen streitet." wispere ich. "Das liegt nicht an Dir. Manchmal übertreibt er einfach und dann muss ich mich abreagieren. In ein paar Stunden bin ich wieder da. Fühl Dich so lange wie zu Hause, okay? Bis nachher." Er umarmt mich kurz, dann fällt die Tür hinter ihm ins Schloss und ich bleibe allein im Flur zurück. Nur einen Moment später höre ich den Motor seines Wagens und schon ist er weg. Unschlüssig bleibe ich einen Augenblick lang im Flur stehen und starre die Haustür an, als könnte ich sie dadurch hypnotisieren und dazu zwingen, ihn zurückzubringen. Das habe ich nicht gewollt. Wieder laufen mir Tränen über die Wangen. Ich wollte doch nicht, dass die Beiden sich streiten! Und vor allem nicht meinetwegen. Mit hängenden Schultern gehe ich zurück ins Wohnzimmer. Dort lasse ich mich auf die Couch fallen und schlinge die Arme um meine Knie. Was soll ich denn jetzt machen? ******************************************************************************* So, das war auch das Kappi. Das neunte muss noch abgetippt werden. Ich hoffe aber, dass ich dieses Mal etwas schneller bin. Tut mir echt leid!!! *verbeug* Karma Kapitel 9: Streit und Versöhnung -------------------------------- Nach einer halben bis dreiviertel Ewigkeit melde ich mich auch mal mit einem neuen Kapitel hier zurück. Hab's gerade eben endlich mal wiedergefunden, abgetippt und stell es jetzt gleich on, damit ich's nicht vergesse. Karma ********************************************************************************* Wie lange ich so im Wohnzimmer sitze, weiss ich nicht genau. Ich sehe nicht auf die Uhr, sondern lausche nur auf das Geräusch eines Schlüssels in der Haustür. Die Musik habe ich ausgemacht, damit ich Adrians Rückkehr nicht überhöre. Draussen wird es langsam dunkel, aber er kommt nicht zurück und meldet sich auch nicht. "Ganz alleine?", schreckt mich Devlins Stimme aus meinen Gedanken. Er lehnt im Türrahmen des Wohnzimmers und sieht mich an. Ich nicke nur stumm und auch er schweigt eine Weile. "Wo ist Adrian?", fragt er dann, nachdem er sich wieder eine Zigarette angezündet hat. "Weg.", erwidere ich nur und weiche seinem Blick aus. "Weg?", fragt er zurück. "Ja. Er war sauer und wollte sich abreagieren." Noch immer sehe ich Devlin nicht an, sondern starre nur geradeaus. Er zieht an seiner Zigarette. "Bist Du auch sauer?" "Ja.", gebe ich zu, ohne nachzudenken. "Warum?" "Er hat sich Sorgen um Dich gemacht. Die ganzen Wochen über, in denen Du weg warst, und die letzten Tage, seit Du wieder da bist. Als er mich gestern abgeholt hat, hätte er beinahe geweint. Er hat sich riesige Vorwürfe gemacht, weil er Dir nicht helfen konnte. Die ganze Zeit über hatte er wahnsinnige Angst um Dich. Du warst eine ganze Woche verschwunden und hast Dich nicht mal gemeldet. Und dann behandelst Du ihn wie einen Fussabtreter. Ja, ich bin sauer." Jetzt erst sehe ich ihn an. Er sagt nichts, aber in seinen hellgrünen Augen liegt ein seltsamer Ausdruck. Plötzlich stösst er sich vom Türrahmen ab, drückt seine Zigarette aus, schnappt sich das Telefon und wählt. "Ich bin's. Es tut mir leid. Komm nach Hause." Dann legt er wieder auf und bleibt mit dem Rücken zu mir stehen. "Ich... muss noch mal nach oben.", sagt er leise. "Okay.", antworte ich und er verlässt das Wohnzimmer wieder. Ein paar Minuten später geht die Haustür auf. Ich springe auf und sprinte in den Flur. "Was war das denn eben?", fragt Adrian statt einer Begrüßung. Ich bin total verwirrt. "Was meinst Du?" "Dev hat mich angerufen und sich entschuldigt!" "Ich weiss." "Also war das wohl Dein Verdienst, was? Von sich aus hat er das noch nie getan. Hast Du irgendwas zu ihm gesagt?" Ich nicke. "Ja. Ich hab ihm gesagt, dass ich es nicht okay finde, wenn er Dich so mies behandelt. Und ich hab ihm erzählt, was Du Dir für Sorgen gemacht hast. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass er das nicht mal gemerkt hat." "Und das hast Du ihm einfach so ins Gesicht gesagt?", staunt er mich an und ich nicke wieder. "Krass! Schwesterchen, Du bist echt ne Wucht!" Im nächsten Moment finde ich mich in einer Umarmung meines 'Bruders' wieder. Erst nach einer halben Ewigkeit lässt er mich wieder los, hängt seinen Mantel auf und schiebt mich ins Wohnzimmer. "Wo ist Dev eigentlich?", fragt er fröhlich. Ganz offensichtlich tut es ihm gut, dass sein Cousin sich bei ihm entschuldigt hat. "Oben. Er ist raufgegangen, gleich nachdem er Dich angerufen hat." "Toller Gastgeber, was? Das ist so typisch für ihn." Adrian schmunzelt. "Hast Du mir irgendwas zu sagen?" Erschrocken drehen wir beide uns um. Devlin lehnt wie vorhin im Türrahmen und sieht seinen Cousin an. Der nickt grinsend. "Allerdings. Es ist ziemlich unhöflich, einen Gast einfach alleine hier unten rumsitzen zu lassen, findest Du nicht?" "Du musst gerade reden. Du bist doch abgehauen und hast sie hier gelassen. Ich war oben. Hab nicht mal bemerkt, dass Du weg warst. Ausserdem hatte ich zu tun." "Trotzdem hättest Du Dich mal etwas um sie kümmern können. Schliesslich ist sie nur Deinetwegen hier." Devlin zieht skeptisch eine Augenbraue hoch. "Sah vorhin aber nicht so aus.", stellt er fest. Adrian grinst wieder. "Eifersüchtig?", fragt er herausfordernd. Zu meiner Verwunderung nickt sein Cousin und sieht mir dann genau in die Augen. "Ja, das bin ich. Sehr sogar." Ich kann kaum atmen. Habe ich mich verhört? Hat Devlin gerade wirklich gesagt, dass er eifersüchtig auf Adrian ist? Meinetwegen? In meinem Kopf dreht sich alles und ich muss mich setzen, denn meine Beine drohen nachzugeben. "Alles okay?" Mein 'Bruder' sieht mich besorgt an und ich nicke stumm. "Du könntest Dich trotzdem mal etwas weniger um Deine Bilder und etwas mehr um Miriam kümmern.", wendet er sich dann wieder an seinen Cousin. Der lässt sich wieder in den Sessel fallen, in dem er vorhin schon gesessen hat, und steckt sich eine neue Zigarette an. Seine Hand, die das Feuerzeug hält, zittert kaum merklich. "Ich bin doch jetzt hier, oder?", fragt er und seine Stimme klingt leicht gereizt. Adrian lässt sich neben mich auf die Couch fallen und sieht Devlin an. "Nein, Du bist nicht hier, sondern da drüben. Aber hey, Du musst selbst wissen, was Du tust. Und bei mir kannst Du Dir Deine Eifersucht sparen. Ich stehe immer noch nicht auf Frauen. Sie ist für mich Familie – genau wie Du. Klar soweit?" Der Blonde atmet tief ein und aus, bevor er antwortet. "Klar.", nickt er dann. "Schön. Nachdem wir das jetzt geklärt haben: Wo willst Du heute Nacht schlafen, Schwesterchen?" Ein schwarzes und ein hellgrünes Augenpaar sehen mich fragend an. Ich weiss nicht, was ich darauf antworten soll. Der Gedanke daran, die Nacht mit Devlin zusammen in seinem Bett zu verbringen, lässt das Blut in meine Wangen schiessen. In Adrians schwarze Augen tritt ein amüsiertes Funkeln. "Gut, dann wäre die Frage auch beantwortet.", grinst er und steht auf. "So, dann spielt mal schön, Kinderchen. Ich kümmere mich derweil um unser Abendessen." Mit diesen Worten verlässt er fröhlich pfeifend das Wohnzimmer und wenig später klingt das Geräusch von klapperndem Geschirr aus der Küche. Devlin und ich sitzen uns schweigend gegenüber. Ich würde gerne etwas sagen, aber mein Kopf ist wie leergefegt. "Komm mit, ich zeig Dir was." Er ist aufgestanden und hält mir seine Hand hin. Ich ergreife sie, lasse mich von der Couch und hinter ihm her die Treppe hinaufziehen, bis wir vor einer schwarzen Holztür stehen. Auf die Tür ist mit roter Farbe ein verschnörkeltes 'D' gemalt – das Gleiche wie das, das auf seinem Taschentuch war. "Mein Atelier." erklärt er und öffnet die Tür. "Vorsicht, hier liegen überall Farben." warnt er mich noch, bevor er mich vor sich her in den Raum schiebt. Tatsächlich stehen und liegen fast überall Farbtuben und Pinsel herum. An den Wänden lehnen größere und kleinere Leinwände. Auf einem Tisch liegen diverse Blocks und Zeichenkreide. Die Wand gegenüber der Tür kann ich nicht sehen, denn sie ist von einem Vorhang verdeckt. Etwas ratlos bleibe ich stehen und sehe mich nach Devlin um. Er ist ein paar Schritte hinter mir stehen geblieben und deutet mit dem Kopf nach vorne. "Zieh das Tuch zur Seite.", fordert er mich auf. Ich gehorche und blicke dann fassungslos auf das Bild, das hinter dem Tuch verborgen war. "Das... das bin ja ich...!!", stammele ich. "Du... hast mich... gemalt?" Vollkommen gebannt starre ich auf das Bild von mir. Das bin eindeutig ich – in einem langen, blutroten Kleid. "Das ist unglaublich..." Eine Träne läuft mir über das Gesicht. "Ich habe es angefangen, als Du geschlafen hast.", sagt Devlin leise. "Und vorhin habe ich es beendet." Ich bin sprachlos. Was soll ich jetzt sagen. Ich schaffe es nicht, auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen. "Als ich wieder runterkam und Du warst weg, dachte ich, ich sehe Dich nie wieder." Seine Stimme klingt ernst. "Aber wieso...?", frage ich. "Du hast das Taschentuch dagelassen.", sagt er, ohne mich anzusehen. "Kam mir vor wie ein Abschiedsgeschenk. Ich dachte, ich hätte Dir wehgetan oder Du würdest es bereuen und mich deshalb nicht mehr sehen wollen." Das hat er gedacht? "Und ich dachte, Du wolltest mich nicht mehr sehen. Ich dachte, Du wolltest nur..." Ich breche ab. "Mit Dir ins Bett.", beendet er meinen Satz und ich nicke. "Ich habe Dich gesucht. Fast jeden Nachmittag bin ich durch die ganze Stadt gefahren und habe das Haus gesucht, weil ich die genaue Adresse nicht kannte. Ich wollte am Sonntag noch mit Dir reden, aber Adrian hat gesagt, das Warten hätte keinen Sinn, wenn Du malst." Ein seltsamer Blick aus hellgrünen Augen trifft mich. "Ich... ich war so froh, las er mich gestern angerufen hat. Ich dachte, vielleicht könnte ich endlich mit Dir sprechen. Und als er mir erzählt hat, was passiert ist... ich hab mir solche Sorgen um Dich gemacht!" Ich kann nicht anders; ich gehe zu ihm hinüber und streichele vorsichtig seine verschränkten Arme. Devlin sieht angespannt und traurig aus. "Ich wollte bei ihr bleiben, aber sie wollte das nicht. 'Geh wieder nach Hause.', hat sie gesagt. Dabei war ich bei ihr doch zu Hause.", sagt er leise und tonlos. Ich ziehe in zu der kleinen Ledercouch, die in einer Ecke des Raumes steht. Dort setze ich mich neben ihn und fange wieder an, seine Arme zu streicheln. Ich kann spüren, dass er zittert. Es tut mir weh, ihn so traurig zu sehen. "Bist Du nicht jetzt hier zu Hause? Immerhin wolltest Du doch unbedingt hierher kommen, oder? Das war Dir so wichtig, dass Du sogar Deinen Cousin geküsst hast, nur um von Deinem Großvater wegzukommen." Devlin wird kreidebleich und sieht mich fassungslos an. "Das hat er Dir erzählt?!?", fragt er schockiert. Ich nicke und im nächsten Moment läuft sein Gesicht vom Halsansatz bis zu den Haarspitzen flammend rot an. "Ich fass es nicht! Wieso hat er Dir davon erzählt?" Er dreht sein Gesicht zur Seite und knirscht hörbar mit den Zähnen. "Ich bring ihn um!", zischt er und macht Anstalten, aufzustehen und in die Küche zu stürmen, doch ich halte seinen Arm fest. "Das ist doch nicht schlimm!", versuche ich, ihn zu besänftigen. "Nicht schlimm? Das ist... Ich fasse es nicht, dass er das ausgeplaudert hat!" Ich halte Devlins Arm noch immer fest umklammert. "Es war nicht seine Schuld. Ich hab ihn ja praktisch ausgequetscht. Sei ihm nicht böse; er kann wirklich nichts dafür!" "Alte Tratschtante! Dafür schütte ich ihm Rattengift in seinen Kaffee, das schwöre ich!" Noch immer knirscht er mit den Zähnen und vermeidet es, mich anzusehen. "Das muss Dir doch nicht peinlich sein!" Devlins Gesichtsfarbe wird noch dunkler und mir wird klar, dass er eigentlich gar nicht wirklich wütend ist, sondern sich furchtbar schämt, weil sein Cousin ausgerechnet mir davon erzählt hat. Lächelnd nehme ich sein Gesicht in meine Hände und zwinge ihn so sanft dazu, mich anzusehen. "Es ist doch völlig egal, wie Du hergekommen bist. Die Hauptsache ist doch, dass Du hier bist. Ich bin jedenfalls froh darüber.", gestehe ich und er lässt sich seufzend wieder auf die Couch fallen. "Ich... es ging wirklich nicht anders. Er hätte mich sonst nie ausziehen lassen. Aber einen schwulen Enkel konnte er gar nicht schnell genug loswerden." Ich nehme Devlins Hand in meine und streichle mit dem Daumen seinen Handrücken. Gerade als er etwas sagen will, hören wir Adrians Stimme von unten. "Essen ist fertig!", brüllt er und sein Cousin steht auf. "Gehen wir." Ich nicke und stehe auch auf. Schweigend gehen wir beide nach unten in die Küche. "Na, hat er Dir sein Allerheiligstes gezeigt?", fragt mein 'Brüderchen' mich lächelnd und ich lächle zurück. Bevor ich allerdings etwas sagen kann, stellt Devlin sich vor ihn und funkelt ihn wütend an. "Musstest Du ihr von dem Kuss erzählen?", fragt er aufgebracht. "Sorry. Das ist mir so rausgerutscht. Aber ich hab ihr auch erklärt, wie es dazu kam und dass es nichts zu bedeuten hatte. Sie versteht das; schliesslich ist mein Schwesterchen ja nicht blöd. Also krieg Dich mal wieder ein." "Penner.", murmelt Devlin und Adrian grinst ihn an. "Du mich auch, Schatz. Und jetzt setzt euch, ja?" Mit einem seltsamen Seitenblick auf mich lässt sich der Blonde auf einen Stuhl fallen. Sein Cousin stellt schwungvoll die gefüllten Teller auf den Tisch und macht einen Diener in meine Richtung. Dabei zwinkert er mir zu und ich muss lachen. "Lach auch mal, Griesgram." Der Schwarzhaarige stösst seinem Cousin den Ellbogen in die Seite, doch der reagiert nicht. "Über Dich? So komisch bist Du nicht.", ist seine einzige Antwort. "Sie findet mich aber lustig.", schmollt mein 'Bruder'. "Pure Nettigkeit, weil Du so sensibel bist. Sie will nur nicht, dass Du die ganze Nacht in Dein Kissen flennst.", kontert Devlin und grinst. "Püh! Das tangiert mich doch nur peripher, was Du hier von Dir gibst." Adrian grinst zurück und nimmt dann auch Platz. Während des Essens bringt mein 'Brüderchen' mich immer wieder zum Kichern. Devlin schweigt, aber manchmal huscht ein Lächeln über sein Gesicht – ganz kurz nur und kaum wahrnehmbar, aber es macht mich trotzdem glücklich. Nach dem Essen helfe ich Adrian dabei, das Geschirr zu spülen und wegzuräumen. Devlin geht alleine ins Wohnzimmer und kurz darauf hören wir von drüben Musik. 'Komm zu mir, komm zu mir...' Ich seufze und blicke sehnsüchtig zur Tür, aber er kommt nicht wieder zurück in die Küche. Adrian grinst mich wissend an. "Geh ruhig zu ihm, wenn Du willst. Ich schaff das hier auch alleine." "Wirklich?", frage ich und gebe mir Mühe, meine Stimme nicht zu hoffnungsvoll klingen zu lassen. Sein Grinsen wird noch breiter. "Klar. Ausserdem ruft er Dich ja praktisch schon. Oder glaubst Du etwa, er legt das Lied zum Spass ein, hm? Ich wette, er wartet schon. Würde er zwar nie zugeben, aber Du kannst es mir trotzdem glauben. Und jetzt geh endlich!" Mit diesen Worten nimmt er mir das Geschirrtuch weg und schiebt mich aus der Küchentür. Dann dreht er sich um und trocknet fröhlich pfeifend weiter ab. Ich zögere kurz, dann atme ich tief durch und gehe hinüber ins Wohnzimmer. Devlin sitzt im Sessel und hat die Augen geschlossen. Ich bleibe im Türrahmen stehen und beobachte ihn. Mein Herz klopft so laut, dass ich das Gefühl habe, er müsste es eigentlich hören. "Wieso stehst Du in der Tür? Komm rein." Beim Klang seiner Stimme zucke ich zusammen. Seine Augen sind immer noch geschlossen, also woher weiss er, dass ich hier bin? Hat er vielleicht wirklich meinen Herzschlag gehört? Ich spüre, wie mein Gesicht wieder einmal rot wird. "Was ist? Willst Du da drüben Wurzeln schlagen?", fragt er und sieht mich abwartend an. Ich schüttele den Kopf und lasse mich auf die Couch fallen. "Ganz schön weit weg. Aber okay, wenn Dir das lieber ist..." Was? Wie meint er das denn jetzt? Verwirrt sehe ich ihn an. "Ich... nein... ich meine..." "Schon gut.", winkt er ab. "Du musst mir nichts erklären." "Aber... so hab ich das doch nicht...", stammele ich, aber bevor ich meinen Satz beenden kann, steht er aus dem Sessel auf, umrundet den Tisch und setzt sich neben mich. "Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt...", sagt er dabei und legt seinen Arm auf die Couchlehne hinter meinem Kopf. Sofort wird das Rot meiner Wangen noch dunkler. "Mache ich Dich so nervös?", fragt er und lächelt, als ich nicke. Dann umfasst er mit einer Hand mein Kinn, dreht mein Gesicht zu sich und zwingt mich dazu, ihn anzusehen. Sein Gesicht ist nur wenige Zentimeter von meinem entfernt und er kommt langsam immer näher. Ich kann seinem intensiven Blick nicht standhalten, deshalb schliesse ich die Augen. Ein paar Sekunden später spüre ich Devlins Lippen auf meinen. Seine Zunge streicht Einlass fordernd über meine Lippen und ich öffne bereitwillig den Mund. Sofort beginnt er damit, mit seiner Zunge nach meiner zu suchen und mit ihr zu spielen. Mir wird heiss und ich schlinge meine Arme um seinen Nacken. Kurz darauf liege ich rücklings auf der Couch, Devlin liegt auf mir und küsst mich, bis wir beide keine Luft mehr bekommen und uns voneinander lösen müssen. Während er mich küsst, wandern seine Hände über meinen Körper und in meinem Unterleib beginnt es zu kribbeln. Ich kann deutlich fühlen, dass ihm gefällt, was er mit mir tut, denn seine Erektion drückt genau zwischen meine Beine. Das weckt Erinnerungen an unsere erste gemeinsame Nacht und ich kann ein leises Stöhnen nicht unterdrücken. Wieder küsst er mich und das Ziehen in meinem Unterleib wird stärker. Mittlerweile habe ich nicht nur meine Arme, sondern auch meine Beine um ihn geschlungen. Zuerst habe ich mich noch zurückgehalten, aber inzwischen hat mein Körper die Oberhand über meine Vernunft und ich erwidere seine Küsse so leidenschaftlich ich kann. Ich habe keine Angst mehr vor dem, was heute Nacht passieren wird. Im Gegenteil, ich kann es kaum noch erwarten, ihn endlich wieder ganz nah bei mir – und in mir – zu spüren. "Devlin...", seufze ich leise, als er seine Lippen wieder von meinen löst. Er sieht mir genau in die Augen und ich vergesse unter seinem intensiven Blick beinahe das Atmen. Im nächsten Moment ziehe ich seinen Kopf zu mir herunter. Dieses Mal bin ich diejenige, die en Kuss beginnt. Dennoch gebe ich nach, als er die Intensität des Kusses erhöht. Seine Hände wandern an meinem Körper entlang nach unten, bis sie an meinem Po ankommen. Dort krallt Devlin sich fest und zieht mein Becken noch näher zu sich. "Ich will Dich...", keucht er heiser in mein Ohr und ich fange an zu zittern. "Ich Dich auch..." "Tut mir leid, wenn ich euch störe, aber könntet ihr vielleicht drüben weitermachen?" Beim Klang von Adrians Stimme von der Tür würde ich am liebsten im Erdboden versinken, aber Devlin lässt mich nicht los. Er stützt nur seine Arme rechts und links von mir ab und drückt seinen Oberkörper hoch, um über die Couchlehne hinwegsehen zu können. Das führt dazu, dass sein Unterleib meinem noch etwas näher kommt. Schnell schlage ich meine Hände vor den Mund, um mein Stöhnen zurückzuhalten. "Du nervst!", grollt Devlin seinen Cousin an. Aus meiner Position kann ich Adrians Gesicht nicht sehen, also weiss ich auch nicht, was er denkt. "Ich weiss. Aber wir haben nun mal nur die eine Glotze. Und wenn ihr beide euren Spaß habt, brauch ich auch ne Beschäftigung." "Dann hol Dir einen runter!", zischt der Blonde. "Gute Idee, aber leider nicht wirklich abendfüllend. Es wäre also nett, wenn ihr in Dein Zimmer gehen würdet. Oder ihr verschiebt den Matratzensport einfach auf später, wenn ich schlafe. Dann höre ich eh nichts mehr." Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, das Adrian sauer auf uns ist. Aber warum denn nur? Haben wir etwas falsch gemacht? "Stimmungskiller.", murmelt Devlin missmutig und rutscht von mir herunter. Ich bin enttäuscht und ganz offensichtlich sieht er mir das auch an, denn er wirft seinem Cousin einen bösen Blick zu. "Nur weil Du keinen Sex hast, musst Du uns nicht den Spaß verderben. Such Dir halt jemanden und tob Dich mal richtig aus, dann kriegst Du auch keinen Hormonstau.", grummelt er und zündet sich eine Zigarette an. Adrian hat sich inzwischen in den Sessel fallen lassen und funkelt Devlin an. "Ich bin nicht so wie Du. Ich komme auch mal ne Weile ohne Sex aus." "Offensichtlich nicht.", kontert dieser. "Sonst wärst Du jetzt nicht so mies drauf." Einige Augenblicke lang sieht der Schwarzhaarige den Blonden nachdenklich an. "Weisst Du, manchmal hasse ich Dich wirklich.", sagt er dann leise und es sieht aus, als meinte er das Gesagte vollkommen ernst. Devlin steht wortlos auf und verlässt den Raum. Ich liebe immer noch halb auf der Couch und weiss nicht, was ich tun oder sagen soll. Dann höre ich, wie die Haustür zugeschlagen wird. Na toll, schon wieder streiten die Beiden. Das hat mir gerade noch gefehlt. Mein Blick wandert zu Adrian, doch der starrt nur auf die Tischplatte vor sich. "Bist Du sauer auf uns – wegen dem, was wir hier gerade gemacht haben?", erkundige ich mich schliesslich, nachdem wir beide mehrere Minuten lang geschwiegen haben. Er seufzt und schüttelt dann den Kopf. "Nicht sauer – eifersüchtig." Wie, eifersüchtig? Wieso denn das? Was meint er damit? Irritiert sehe ich ihn an, doch bevor ich fragen kann, fährt er auch schon fort. "So peinlich das ist – Dev hat Recht. Ich hatte wohl wirklich zu lange keinen Sex mehr. Tut mir leid, dass ich euch die Stimmung versaut habe.", seufzt er. "Und jetzt ist er auch noch sauer auf mich. Dabei hab ich das doch gar nicht ernst gemeint. Ich könnte ihn doch nie hassen!" Adrians Stimme ist immer leiser geworden und er klingt so verzweifelt, dass ich aufstehe und ihn in den Arm nehme. Keiner von uns hat gehört, dass die Tür wieder aufgegangen ist. Dass Devlin im Türrahmen steht, bemerken wir deshalb auch nicht. "Auf die Gefahr hin, indiskret zu sein: Wie lange ist es denn her?", frage ich und streichele über die schwarzen Haare. Adrian presst sein Gesicht gegen meinen Bauch und seufzt erneut. "Anderthalb Jahre. Den letzten Sex hatte ich mit Alex, meinem Exfreund. Ich bin einfach nicht der Typ für One-Night-Stands." "Ganz im Gegensatz zu mir. Das meinst Du doch, oder?", kommt es von der Tür und ich zucke erschrocken zusammen – ebenso wie mein 'Brüderchen'. "Ich... nein, ich... ach, vergiss einfach, was ich gesagt hab. Ich geh in mein Zimmer. Und es tut mir leid, dass ich gesagt habe, ich würde Dich hassen. Das stimmt nicht. Ich hoffe, Du weisst das." Adrian steht mit hängenden Schultern auf und macht Anstalten, das Wohnzimmer zu verlassen, doch Devlin streckt den Arm aus und hindert ihn so daran. "Wie wär's mit Videos? Pennen kannst Du später auch noch. Und wir beide", bei diesen Worten wirft er mir einen intensiven Blick aus seinen hellgrünen Augen zu, "haben noch die ganze Nacht Zeit." Meine Kehle ist zu trocken zum Antworten, also nicke ich nur und auch mein 'Bruderherz' sieht seinen Cousin verdutzt an. "Wirst Du plötzlich sentimental, Picasso?", fragt er und der Angesprochene zuckt kurz mit den Schultern, bevor er sich eine neue Zigarette anzündet. "Hab heute meinen sozialen Tag." "Das achte Weltwunder, live und in Farbe – heute nur in unserem Wohnzimmer!" Adrian grinst seinen Cousin an, dann lässt er sich auf die Couch fallen. Ich stehe immer noch vor dem Sessel, bis Devlin mich von dort wegzieht und neben den Schwarzhaarigen auf die Couch schiebt. Er selbst klemmt sich seine Kippe zwischen die Lippen und fummelt am Videorecorder rum. Adrians Grinsen wird immer breiter und anzüglicher und er zwinkert mir zu. "Nette Aussicht, die Du da bietest, Picasso.", witzelt er. Sein Cousin erstarrt mitten in der Bewegung und ich befürchte schon, dass die Beiden wieder anfangen zu streiten, doch als Devlin sich umdreht, sehe ich, dass er ebenfalls grinst. "Wollte Dir nur was geben, wovon Du heute Nacht träumen kannst." Adrian lacht und legt seinen Arm um meine Schultern. "Nett gemeint, Schatz, aber ich hab da jemanden, von dem ich lieber träumen möchte. Jemand, der viel süßer ist als Du." Der Blonde hebt eine Augenbraue, zieht an seiner Zigarette und blickt mein 'Brüderchen' fragend an. "Ach ja? Verrätst Du mir auch, wer das ist?" Der Schwarzhaarige grinst und zwinkert mir zu. Ich lächle zurück. "Den kennst Du nicht.", erwidert er, doch ich schüttele den Kopf. "Doch, er hat ihn schon mal gesehen." Mein Blick wandert zu Devlin, der mich interessiert ansieht. "Du dachtest, er wäre mein Freund." "Dieser Nico?", fragt er und ich nicke, woraufhin sein Blick zu seinem Cousin weiterwandert. "Na, wem's gefällt. Ich bevorzuge schwarze Haare." Adrian und ich sehen uns kurz an und können uns beide das Kichern nicht verkneifen. "Was?" Devlin sieht irritiert zwischen uns hin und her und sein Cousin wickelt demonstrativ eine seiner schwarzen Haarsträhnen um seinen Finger. "Schwarze Haare also, ja? Warum hast Du das denn nicht früher gesagt?", fragt er grinsend und die Augen des Blonden weiten sich, als er erkennt, worüber wir beide uns so amüsieren. Hastig zieht er an seiner Zigarette und blickt errötend zur Seite. "Blödmann!", zischt er leise und macht das Licht aus, bevor er sich neben mir auf die Couch fallen lässt. Adrian kichert noch immer und beugt sich zu mir. "Ist er nicht süß, wenn er so rot wird und so verlegen ist?", flüstert er mir leise ins Ohr und ich nicke. Mein 'Bruder' hat wirklich Recht. "Was gibt's da zu tuscheln?" "Gar nichts. Fühlst Du Dich eigentlich immer angesprochen?" Devlin wirft seinem Cousin eine verärgerten Blick zu. "Wenn Du so blöd grinst schon.", grummelt er und Adrian seufzt. "Also gut, wenn Du es unbedingt wissen willst: Ich hab meinem Schwesterchen nur gesagt, dass Du echt niedlich bist, wenn Du rot wirst. Lange her, dass ich das gesehen habe. Müssen jetzt knapp fünf Jahre sein." "Kannst Du eigentlich auch mal die Klappe halten?", murrt Devlin und Adrian grinst schon wieder. "Sieh an, Schatz, ist Dir das etwa peinlich?", erkundigt er sich und der Blonde sieht erst mich an, dann seinen Cousin, dessen Arm noch immer auf meinen Schultern liegt. "Wenn Du frech wirst, fessele ich Dich an den Sessel, knebele Dich und Du musst zusehen, wie ich Miriam hier im Wohnzimmer vernasche.", droht er und mein Gesicht beginnt augenblicklich zu glühen. Meint er das etwa ernst? Ich traue mich nicht, ihn anzusehen. Stattdessen starre ich konzentriert auf den Bildschirm, ohne wirklich wahrzunehmen, was dort läuft. Adrian lacht leise. "Schatz, wenn Du solchen Unsinn redest, pennst Du heute Nacht alleine. Aber hey, dann hab ich jemanden zum Kuscheln. Miriam ist wirklich schön warm.", kontert er und streichelt mir beruhigend über den Arm. Ich bin mir immer noch nicht sicher, was ich von der ganzen Sache halten soll. Würde Devlin das etwa wirklich tun? Ein Teil von mir traut es ihm durchaus zu. Als hätte er meine Gedanken gelesen, fasst der Blonde mit einer Hand unter mein Kinn, dreht meinen Kopf zu sich und zwingt mich so, ihn anzusehen. Mein Gesicht ist immer noch dunkelrot und ich bin mir sicher, dass er die Angst in meinen Augen sehen kann. Ganz langsam nähert sich sein Gesicht dem meinen. Ich halte den Atem an, schliesse die Augen und spüre im nächsten Moment, wie sich Devlins Lippen auf meine legen. Dieser Kuss ist anders als alle davor – nicht leidenschaftlich und fordernd, sondern sanft und ungemein zärtlich. "Du musst keine Angst haben. Ich werde nichts tun, was Du nicht willst. Das verspreche ich Dir.", murmelt er leise, als er mich wieder loslässt. Ich sehe ihn nur sprachlos an und nickte dann langsam. Eigentlich hat er ja Recht. Bisher hat er nichts getan, was ich nicht gewollt habe. Wovor hatte ich nur solche Angst? Ein glückliches Lächeln legt sich auf meine Lippen und ich bin froh, dass ich mich entschieden habe, hier zu bleiben. Devlins zärtlichen Kuss hätte ich um nichts in der Welt verpassen wollen. Er legt seinen Arm um meine Schultern und zieht mich zu sich. Erst in diesem Moment fällt mir auf, dass Adrian mich losgelassen hat. Mein 'Bruder' zwinkert mir zu, als ich ihn ansehe, dann legt er sich wieder lang auf die Couch und bettet seinen Kopf in meinem Schoß. "Teddybär.", murmelt Devlin und grinst auf seinen Cousin hinunter. Der grinst zurück. "Eisklotz." "Aber nur bei Dir. Damit Du Dir keine falschen Hoffnungen machst." "Keine Sorge, Schatz. Erstens ist Miriam viel wärmer und kuscheliger als Du und zweitens hab ich's auf nen Anderen abgesehen." Das Gesicht des Blonden verzieht sich zu einem Schmollen. "Darling, Du brichst mir das Herz.", schnieft er gespielt und fängt dann leise an zu lachen. Adrian kichert ebenfalls. "Tja, zu spät. Du hättest mich schon vor Jahren haben können, aber Du wolltest ja nicht. Selbst schuld.", murmelt er und Devlin wirft mir einen Seitenblick zu. "Sorry, aber Du warst nicht mein Typ." Das Grinsen des Schwarzhaarigen kehrt zurück, dieses Mal noch breiter als vorhin. "Jaja, ich weiss. Du hast immer nur an mein Schwesterchen gedacht, seit Du sie zum ersten Mal gesehen hast." Bei Adrians Worten bleibt mir beinahe das Herz stehen. Wirklich? Hat Devlin wirklich so oft an mich gedacht wie ich an ihn? Atemlos sehe ich ihn an. Er nickt nur und sieht mir in die Augen. "Stimmt. Ich konnte sie einfach nicht vergessen. Deshalb wollte ich ja auch unbedingt wieder zurück nach Deutschland." In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken. Devlin ist meinetwegen hergekommen? Er hat sich von seinem Großvater rauswerfen lassen, weil er mich wiedersehen wollte? Ich traue meinen Ohren nicht, kann nicht glauben, was ich da gerade gehört habe. "Ist... meinst Du das ernst?", frage ich, als ich nach einer Ewigkeit endlich meine Sprache wiedergefunden habe. Noch immer sieht er mir genau in die Augen, dann nickt er langsam. "Sure. Dachtest Du etwa wirklich, ich hätte Dich einfach so vergessen können? Nicht eine Sekunde, Miriam.", antwortet er leise und seine Stimme klingt vollkommen ernst. Ich glaube, so glücklich wie gerade jetzt war ich in meinem ganzen Leben noch nicht. ********************************************************************************* Na, hat's euch gefallen? Das hoffe ich doch mal ganz stark. Würde mich - wie immer - über ein paar Kommis freuen. Man liest sich! Karma Kapitel 10: Noch mehr Familie ----------------------------- Sou, und hier kommt auch das letzte Kapitel von 'Taste Of Confusion I'. Aber keine Angst, es wird noch mehr über Miriam und Devlin geben - in der Sidestory 'Taste Of Confusion II'. Diese Story ist allerdings Shonen-Ai, also don't like, don't read, okay? Danke für die Aufmerksamkeit und all eure lieben Kommentare. Ich hoffe, das Ende enttäuscht euch nicht, auch wenn es sehr kurz ist. *drop* Jetzt aber genug gelabert. Viel Spaß beim Lesen und ich werde gleich auch das erste richtige Kapitel von 'TOC II' hochladen. ^__^ Karma *********************************************************************************** Bei seinen Worten setzt mein Herz kurz aus, nur um danach umso heftiger gegen meine Rippen zu hämmern. Er hat mich nicht vergessen! Er ist nur meinetwegen nach Deutschland zurückgekommen! So glücklich war ich in meinem ganzen Leben noch nie. Dass mir Tränen über die Wangen laufen, bemerke ich erst, als die Beiden sie mir gleichzeitig aus dem Gesicht küssen. "Nicht weinen, Schwesterchen.", murmelt Adrian, dann lässt er seinen Kopf wieder auf meinen Schoß sinken und lächelt mich von unten herauf an. "Ich glaube, das war gerade sowas wie ne Liebeserklärung von Picasso." Devlin krault meinen Nacken und ich bekomme eine Gänsehaut. Überglücklich lehne ich meinen Kopf an seine Schulter. Er sagt nichts, aber das ist jetzt egal. Adrian auf meinem Schoß kichert leise. "Ihr seid wirklich süß. Ich glaub, davon muss ich ein Foto machen.", sagt er und macht Anstalten, aufzustehen, doch sein Cousin hält ihn fest. "Wenn Du jetzt gehst, schliesse ich die Tür ab. Dann musst Du Dir ne andere Beschäftigung für den Rest des Abends suchen." "Spielverderber.", grummelt Adrian grinsend, bleibt aber liegen und sieht mich wieder an. "Du musst wissen, Picasso ist kamerascheu. Die paar aktuellen Fotos, die es von ihm gibt, haben wir alle mit Tricks gemacht. Wenn er könnte, würde er sich selbst vor Passbildern für seinen Ausweis drücken." Devlin schnaubt und wirft seinem Cousin einen bösen Blick zu, bevor er mir wieder seine Aufmerksamkeit zuwendet. "Daran ist Rita schuld. Sie ist schliesslich ständig mit der Kamera hinter mir hergerannt. Es gibt bestimmt Milliarden Fotos von mir von früher, also warum neue machen lassen?" "Rita?", frage ich und mein 'Bruder' nickt. "Meine Mutter. Sie ist Fotografin. In dem Jahr, in dem Picasso hier bei uns gewohnt hat, hat sie uns beide ständig geknipst. 'Ihr seid ja so süß!', hat sie immer gesagt." Devlin verdreht die Augen, als sein Cousin den Tonfall seiner Mutter nachahmt. Ich hingegen muss kichern, denn Adrian ist wirklich zu komisch. Es muss schön sein, so einen großen Bruder zu haben. "Und sie ist ne tierische Nervensäge. Schon immer gewesen.", murmelt Devlin leise. Wir alle zucken zusammen, als plötzlich eine weibliche Stimme von der Wohnzimmertür erklingt. "Und Du, mein herzallerliebster Lieblingsneffe, bist unhöflich und frech. Das warst Du auch schon immer." Adrian springt sofort auf und als ich mich halb umdrehe, sehe ich, wie er eine Frau, die in etwa so groß ist wie ich, lachend hochhebt und einmal herumwirbelt. "Na, Kleine, alles klar? Was für eine Überraschung! Wo kommst Du denn her?", erkundigt er sich, als er sie wieder auf die Füße gestellt hat. Sie umarmt ihn kurz und drückt ihm einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich von ihm löst und ihn prüfend betrachtet. "Ich war bis gestern noch in Australien. Und weil ich euch beiden schon so lange nicht mehr genervt habe, dachte ich mir, ich falle euch einfach mal für eine Weile auf den Wecke." Bei diesen Worten wirft sie einen langen Blick zu ihrem Neffen. Devlin seufzt nur und zündet sich eine neue Zigarette an. Dann pustet er den Rauch zur Decke und sieht seine Tante an. "Muss das sein?", fragt er und sie tritt grinsend zur Couch und durchstrubbelt seine blonden Haare. "Und ob das sein muss! Ihr Jungs habt mir wirklich gefehlt.", erwidert sie und drückt ihn kurz. "Sogar Du, Du alter Griesgram." "Gewitterhexe.", kontert Devlin und fängt dann auch an zu grinsen. Ich sehe schweigend zwischen den Beiden hin und her und weiss nicht, was ich davon halten soll. Was ist denn hier los? Adrian, der meine Verwirrung offenbar bemerkt hat, grinst mich an. "Die sind immer so. Ignorier das einfach. Ist das Beste, was Du tun kannst.", rät er mir. Seine Mutter dreht sich zu ihm um und boxt ihn spielerisch in die Seite. Mein 'Bruder' geht zu Boden und wirft ihr von unten herauf einen flehenden Blick zu, der ganz offenbar nicht wirklich ernst gemeint ist. "Bitte nicht schlagen! Ich bin ab jetzt auch ganz brav! Versprochen!" Ich bin inzwischen vollends verwirrt. Sind die Zwei wirklich immer so? Und ist Devlin auch immer so, wenn seine Tante da ist? Während ich noch zu verstehen versuche, was hier vor sich geht, zieht Devlin meinen Kopf zu sich und küsst mich erst sanft, dann wieder so leidenschaftlich und fordernd, wie ich es von ihm gewöhnt bin. Erst bin ich überrascht, doch dann schlinge ich meine Arme um seinen Nacken und lasse es geschehen. Er löst sich erst von mir, als wir beide keine Luft mehr bekommen. "Mum, das ist Miriam. Mein Schwesterchen." Adrians Stimme macht mir bewusst, dass ich nicht mit Devlin alleine bin. Mein Gesicht wird schlagartig flammend rot. Wie peinlich! Was mag die Mutter meines 'Bruders' jetzt bloß von mir denken? Rita tritt um die Couch herum und setzt sich mir gegenüber auf den Wohnzimmertisch. Dann betrachtet sie mich mit schiefgelegtem Kopf, während ihr Sohn Devlin und mir jeweils eine Hand auf die Schulter legt – eine Geste, die ich als ungemein beruhigend empfinde. Ich weiss nicht genau, was sich sagen soll, also sage ich gar nichts und sehe die Frau vor mir einfach nur an. Die Ähnlichkeit mit Adrian ist nicht zu übersehen, auch wenn ihre Augen braun und ihre Haare rot sind – von Natur aus, nicht gefärbt wie bei meiner besten Freundin Claudia. Nach etwa einer Minute der schweigenden Musterung beginnt Rita, über das ganze Gesicht zu grinsen. Dann sieht sie ihren Neffen an. "Du hast sie also endlich gefunden, ja? Na, das hat ja auch lange genug gedauert. Glückwunsch, Dev!", gratuliert sie ihm und ich sehe aus dem Augenwinkel, wie er nickt. "Allerdings.", erwidert er und ich weiss nicht genau, was er damit meint. Ritas Blick wandert zurück zu mir und bevor ich mich versehe, steht sie auf und umarmt mich ebenso wie ihren Sohn und ihren Neffen. "Willkommen in unserer Familie, Miriam. Ich hoffe, Du magst Verrückte, denn das sind wir alle Drei.", grinst sie und ich kann nur nicken. Ich glaube, ich werde sie mindestens ebenso sehr mögen wie ihren Sohn. "Sag mal, Großer, kriegt man hier auch was zu essen? Oder willst Du Deine arme Mutter auf ihre alten Tage etwa verhungern lassen?" Ihr Grinsen wird noch etwas breiter und Adrian grinst zurück, während er ihr den Prospekt von einer Pizzeria überreicht. "Such Dir was aus. Ich hab heute keine Lust mehr zum Kochen. Ich zahl auch ausnahmsweise.", sagt er, lässt sich wieder auf die Couch fallen und bettet seinen Kopf wieder auf meinem Schoß. Lächelnd streichele ich über seine Haare und spüre, wie Devlin mir wieder seinen Arm um die Schultern legt. "Wenn Du Deine Kamera holst, werfe ich Dich aus dem Fenster!", droht er seiner Tante, als die uns ansieht. "Bist Du heute aber wieder gut gelaunt, Du alter Muffelkopf!", lacht sie nur. Ich seufze leise, lehne meinen Kopf an Devlins Schulter und sehe zu ihm auf. Er blickt mich ebenfalls an und in seinen hellgrünen Augen liegt ein amüsiertes Funkeln. "Tja, jetzt gehörst Du also zur Familie. Das heisst, Du hast die Beiden da am Hals.", schmunzelt er, dann beugt er sich zu mir und küsst mich, bis ich keine Luft mehr bekomme. "Ein Glück, dass das unter Cousins nicht verboten ist. Sonst würde ich mich ganz bestimmt strafbar machen. Vergiss nicht, jetzt, wo ich Dich endlich gefunden habe, lasse ich Dich nicht mehr gehen." Ich werde rot, als er das sagt, doch er lächelt nur. Rita hat unterdessen bei der Pizzeria angerufen und sich etwas bestellt. Adrian hat irgendwas zu ihr gesagt, als sie sich zu uns gesetzt hat, doch das habe ich nicht genau verstanden. Meine Gedanken kreisen nur um Devlins Worte. 'Ich lasse Dich nicht mehr gehen.' Seufzend lehne ich mich wieder an ihn und streichele völlig unbewusst noch immer die schwarzen Haare meines 'Bruders'. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich wirklich das Gefühl, Teil einer richtigen Familie zu sein. Ich bin einfach nur glücklich. ********************************************************************************* Ja, ich weiss, das Ende ist kurz und sehr abrupt, aber wie gesagt, es ist noch nicht alles, was es über die Zwei zu sagen gibt. Ein Wiedersehen mit allen Charas aus dieser Story und eventuell mit einigen weiteren gibt es in 'Taste Of Confusion II'. *schleichwerbschleichwerbschleichwerbschleichwerbschleichwerbschleichwerbschleichwerb* Ich hoffe, man liest sich! *wink* Karma Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)