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Alagaёsia und so weiter!

oder: Zwei Mädchen und die andere Welt
von

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Die Schlacht

Serafina:

„Ich hab Hunger!“, meldete ich, als wir wieder in unserem Zimmer waren. Christina antwortete mir nicht, setzte sich aufs Bett und ließ sich zurückfallen. Ich mag es nicht ignoriert zu werden! Das war jetzt wirklich wichtig! „Ich hab Hunger!“, wiederholte ich also und ging zu ihr, um sie hochzuziehen. „Komm, wir gehen in die Küche.“ Sie setzte sich wieder auf und versuchte mich (wieder einmal) mit ihren Blicken aufzuspießen. Ich starrte zurück, bis sie endlich aufstand und sich aufregte: „Ich wollte schlafen!“ Ich sah sie kurz schief an, stieß sie wieder aufs Bett zurück und ging zur Tür. Als ich draußen war, bemerkte ich, dass Christina es geschafft hatte, sich vom Bett loszureißen und entschieden hatte mir zu folgen. „Ich dachte, du willst schlafen?“, fauchte ich mit einem für sie unangenehmen Unterton. „Irgendwie habe ich auch ein bisschen Hunger.“, meinte sie zu ihrer Verteidigung, die aber gelogen war. Das Wort „irgendwie“ gehört gestrichen und „ein bisschen“ sollte man mit „ sehr großen“ ersetzen. Sonst macht der Satz überhaupt keinen Sinn, weil sie mir sonst nicht gefolgt wäre. Na ja, was soll’s. Bevor sie noch daran stirbt...
 

Wie durch einen Zufall trafen wir Orik heute zum dritten Mal am Tag. Christina war der Meinung, dass sie uns, als wir hergekommen sind, irgendwo einen Sender befestigt hatten. Wir nutzten die Gelegenheit und fragten, ob wir etwas Essbares finden könnten, woraufhin er uns anschielte und sich wunderte, warum wir schon wieder essen wollten. Der Höflichkeit halber erwiderte ich: „Wir hatten eine sehr lange Reise hinter uns und haben noch Hunger.“ „Natürlich haben wir alles aufgegessen. Sehr köstlich. Mmmmh“, fügte Christina mit triefendem Sarkasmus hinzu. “Also, ich hätte gerne gesehen, wie sie das isst“, dachte ich mir und verzog mein Gesicht zu einem ebenfalls sarkastischen Grinsen. „Und? Könntest du uns verraten, wo wir etwas zu Essen finden? Also, die Küche?“ Netterweise zeigte Orik uns den Weg, wobei wir das Wort „nett“ weder positiv noch negativ interpretieren.
 

Wie typisch. Nicht nur ein kleineres Zimmer als das eines Gefangenen, sondern auch noch ein Meile entfernt von der Küche. Wir standen vor einer großen braunen Tür, durch die der Geruch und Rauch von verbranntem Hühnchen herausquoll. „Ich glaube, dass das schlichte, eigenartige, gegrillte Etwas keine Absicht war.“ Christina „traute“ sich die Tür zu öffnen und gefolgt von mir durch sie durchzuschreiten. Der Raum war gefüllt von Rufen, dem Scheppern der Teller und dem Pfeifen von Kesseln, doch die Laute erstarben sofort, als die Zwerge, die in der ziemlich großen Küche beschäftigt herumliefen, uns bemerkten. Die vollkommene Stille, die sich daraufhin ausbreitete, machte mich irgendwie unsicher. Wir wollten doch nur etwas zu Essen. Kaum hatte ich mir diesen Satz fertig gedacht, fingen die kleinen Geschöpfe wieder an herumzulaufen, Tableaux von einem Ort zum anderen zu transportieren und beim Geschirrspülen alles nacheinander zerbrechen zu lassen – kurz gesagt: sie ignorierten uns sofort.

Also, das ist ja die Höhe! Zuerst machen die Knirpse mich nervös, indem sie uns anstarren und jetzt tun sie als ob wir gar nicht da wären! Ich stolzierte in den Raum hinein und (Kunstpause!) stolperte. Christina kicherte los. Typisch. Vor Lachen sterbend hielt sie mir ihre Hand hin, aber ich ließ mir nicht helfen und stand allein auf. „Lach nicht!“ „Ich, du, nicht, die Zwerge-„, schaffte meine Freundin noch herauszuwürgen, bevor sie einen Lachanfall bekam. „Hör auf!“, schrie ich und bewirkte damit, dass alles wieder still wurde. Mein Befehl hallte im ganzen Raum und die Zwerge und – wie durch ein Wunder – auch Christina hörten auf, Lärm zu veranstalten. „Du unmögliche Person!“, flüsterte sie. „Du brauchst doch nicht gleich loszubrüllen.“ „Oh doch“, antwortete ich ihr zufrieden. Ich habe nämlich erreicht erstens die Aufmerksamkeit von allen in dieser Halle auf mich zu lenken und zweitens Christinas Lachen ersticken zu lassen. Doch die Zwerge lösten sich nach weiteren drei Sekunden Stille aus ihrer Erstarrung und beschäftigten sich mit ihrer Arbeit, die sie so gut wie sie konnten, aber nicht gut genug ausübten. Lärm füllte wieder die große Küche - laute Rufe, Scheppern der Teller, Pfeifen von Kesseln.
 

„Bist du nun zufrieden?“, fragte meine Freundin mit einer ironischen Miene. „Wie? Was meinst du?“ „Du wolltest doch unbedingt Aufmerksamkeit, nicht?“, bohrte sie nach. Woher weiß sie das nur? Mir ist bis jetzt nicht aufgefallen, dass sie Gedanken lesen kann. „ Ich kann keine Gedanken lesen. Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, was in deinem Kopf vor sich geht.“ Irgendwie beunruhigte mich dieser Satz und ich verkniff mir „Du klingst wie ein Stalker“ zu sagen, da sie ja meint, dass sie sowie so weiß, was ich mir dachte.

„Na ja, ich muss auch zugeben, dass die Ignoriererei ein bisschen auf die Nerven geht.“ „ Hey! Wir sind einer Meinung! Seit...seit...seit was weiß ich wann!“ „Komm, wir fragen einen unbeschäftigten Zwerg, ob wir etwas zu Essen haben könnten.“ „Na ja, schön und gut, aber es gibt hier keine unbeschäftigten Zwerge.“ „Dann eben einen weniger beschäftigten... Mal sehen...“ Wir schauten in den Raum und beobachteten die Kleinen, wie sie wie verrückt herumflitzten. Vier Zwerge standen jeweils auf einer Leiter an einem Riesenkessel mit einer unbekannten Suppe und rührten jeweils rund 1,18 m bevor sie den Kochlöffel dem nächsten weiter gaben.
 

(Durchmesser des Kessels: 1,5 m

Formel für den Umfang eines Kreises: 2 * r * p

Da sie zu viert sind: Umfang durch 4

Ergebnis mit Voyage 200 gerechnet: rund 1,1780972451

Die Dicke des Kessels in die Rechnung nicht miteinbezogen)
 

Neben dem Kessel befand sich ein weiter Zwerg, der die Suppe kostete uns je nachdem verschiedenste Gewürze in die rosarote Flüssigkeit hinzufügte: „Der Typ dort gibt Zucker in die Suppe hinein!“, bemerkte ich entsetzt. „Woher erkennst du von hier aus, dass das Zucker ist? Es kann genauso auch Salz sein.“ „Die Farbe, die Farbe! Siehst du den Unterschied nicht?“ „ Nein.“ „Ach, was weißt du schon.“ Christina machte ihren Mund auf, um auf meine letzte Meldung zu protestieren, doch sie wurde von Zwergen, die Geschirr spülten, abgelenkt.

Vier Winzlinge trugen Teller und Besteck von Tableaux zum Abwasch, wo zwei andere die Überreste auf den Tellern wegwarfen. Ein fünfter Zwerg schmierte mit einem Gehilfen das Geschirr mit Seife ein und gab es einem anderen, der die Seife abwaschen sollte. Klirr. Der Seifenschmierer ließ den Teller. Klirr. fallen. Anscheinend schien er sich. Klirr. überhaupt. Klirr. nicht für seine Arbeit wie die anderen zu interessieren, weshalb der Seifenabwascher Probleme hatte, seine Pflicht zu erfüllen, doch wenn er es schaffte, einen zu erwischen, rutschte das Geschirr durch den Fettlöser aus seinen Händen und. Klirr. fiel schließlich doch noch zu Boden. Durch diese grandiose Leistung musste noch ein weiterer Zwerg angestellt werden, dessen Aufgabe es war die Scherben aufzukehren. Er schuftete am meisten, schien aber gewohnt zu sein, so viele unbezahlte Überstunden machen zu müssen.
 

„Hey“, unterbrach mich Christina beim Beobachten, indem sie mich mit ihrem Ellbogen piekste. „Wie wäre es, wenn wir eine Wette machen?“, fragte sie mit einem diesmal süffisanten (sonst immer sarkastischen) Lächeln. „Wette?“ „Wenn du es nicht schaffst, einen Zwerg um etwas Essbares zu fragen, stehle ich.“ „Ähm… Wie soll das zu eines der vielen Beispielen, die das Wort ‚Wette’ definieren, gehören?“ „ Wenn wir nur so dastehen, kommen wir ja nie von hier weg. Wir wetten einfach, wer zuerst etwas zu Futtern besorgt und ich bin so nett, dass ich dir einen Vorsprung lasse.“ Arghh! „Wie lieb von dir.“, antwortete ich mit einem beleidigten Unterton, der darauf hinwies, dass ihre Idee blöder als blöd war.

Doch Christina ließ sich nicht ihren Spaß verderben und meinte: „Wenn dir das nicht reicht, setzen wir halt einen Preis.“ „Ach ja, was denn?“ „Ehre?“ „Ehre? Was ist denn Ehre? Also, in meinem Wortschatz gibt es k-“ „Na gut, dann eben Geld.“ Darauf sah ich sie nur mit einem gelangweilten Blick an. „Ach, komm schon! Ich mag unbedingt!“ „Ist mir doch egal!“ „Dann wetten wir um… ähm… irgendwas! Um… Murtagh!“ Langsam find sie an, mir auf die Nerven zu gehen. „Na gut. Wir wetten um Murt-. Wie bitte??“ Hatte sie denn noch alle Tassen im Schrank? Murtagh? Seit wann war Murtagh ‚irgendetwas’? Für sie zu mindestens? Sie muss es wirklich, wirklich, wirklich ernst meinen… „Ok… wenn du sogar Murtagh aufs Spiel setzst.“ „Abgemacht! Komm, fang doch an!“
 

Ich verdrehte die Augen und konzentrierte mich wieder auf die chaotische Halle. Glücklicherweise bemerkte ich sofort einen Zwerg mit leeren Händen von einem Eck zum anderen laufen. Da dieser nicht wie seine Kollegen etwas mit sich herumschleppte, versuchte ich ihn aufzuhalten: „Entschuldigen Sie!“. Er schien mich nicht gehört zu haben (glaubte ich zu mindestens) und eilte einfach an mir vorbei. Ich lief ihm nach, wobei mir Christina mit verschränkten Armen zusah und wartete, bis ich aufgab.
 

„Hey! Sie mit dem grünen Hut!“ So um die zwanzig Zwerge mit grünen Hüten sahen mich an. Ups. „Grüner Hut mit rosa Punkten!“ Na endlich.
 

„Hey!“ Wie kann ein Zwerg mit so kurzen Beinen so schnell laufen? Mit ein paar sehr großen Schritten schaffte ich es, ihn heute noch einzuholen. Ich stellte mich vor ihn und blieb stehen, dass das kleine Geschöpf sich nicht stoppen konnte und natürlich gegen mich knallte. Der Zwerg verlor dadurch das Gleichgewicht und fiel auch zu Boden. Ich drehte mich kurz um und konnte eine kichernde Christina entdecken. Gott sei Dank bin ich nicht hingefallen, sonst wäre sie wirklich vor Lachen gestorben und DAS wäre ja das Letzte, was ich möchte...

Ich wandte mich wieder dem Zwerg zu, der seltsamerweise nicht aufstehen konnte. Ich reichte ihm meine Hand, doch er lehnte sie ab und ließ sich von zwei unterworfenen Kollegen, die herbeigeeilt waren, helfen. Ich stellte mich sofort wieder vor ihn, bevor er weglaufen konnte und sagte in einem durch: „Es tut mir schrecklich Leid, dass war keine Absicht. Na ja, schon, aber nicht, dass Sie hinfallen. Ich wollte nur um etwas Essen bitten. Wir sind sehr viel gereist und haben immer noch nach dem leckeren Abendessen (oder Mittagessen) Hunger. Falls Sie sich wundern, wer wir sind, müssen Sie wissen, dass wir zu Eragon und Murtagh gehören. Oh, Murtagh ist ja hier nicht willkommen. Ok, wir gehören nur zu Eragon. Sie wissen schon, der Drachenreiter! Und da ist auch noch eine Wette, die-“ „Stop!“, unterbrach der Zwerg meinen schönen Monolog. „Hör auf! Was willst du! Ich muss zu Ajihad. Muss fragen, was er essen will. Muss sofort. Muss – keine Zeit!“ „ Ähmm, könnten Sie mir vielleicht zeigen, wo-“ , versuchte ich meine Frage fertigzustellen. „Kurz, Satz!“, befahl der Kleine und zappelte auf der Stelle herum. „Wo Essen?, antwortete ich sofort. „ Dort in der Ecke ist etwas übrig gebliebenes“, würgte er noch heraus und flitzte durch die Küche und öffnete die große, massive Tür, bevor er fast gegen sie stieß. „ Ah danke“, murmelte ich vor mich hin. Der macht ja einem Stress. Ich hoffe wirklich für ihn, dass er gut bezahlt wird.
 

Ich drehte mich um und kehrte zu Christina zurück, die mich achselzuckend empfang. „Ein bisschen wirr, aber ich habe herausgefunden, wo Essen ist.“ „ Ich sehe es an deiner triumphierenden Miene.“ „ Komm, er meint, es sei etwas übrig geblieben, aber es wird nicht so schlimm sein, oder?“ ,ignorierte ich Christinas Sarkasmus. „Hoffentlich.“
 

Wir gingen durch den Raum, stolperten mehrmals über unterdurchschnittlich kleine Zwerge und auch über einige, die einen für sie zu großen Korb mit Ost trugen, von dem sich Christina einen roten Apfel nahm. Sie drehte ihn kurz in den Händen und biss dann hinein.
 

Als wir die Ecke unbeschadet (!) erreichten, erkannten wir, was der Zwerg uns schon wieder andrehen wollte. Schon traurig, dass sie uns übrig Gebliebenes zu Abend servieren – das schlichte, eigenartige, gegrillte Etwas. Meine Freundin fing an zu lachen und verschluckte sich dabei, sodass sie husten musste. Ich sah sie schweigend und mit einem etwas mitleidigen Blick an, bis sie sich beruhigt hatte. „Was hast du?“, fragte ich genervt. Sie atmete kurz durch und meinte schließlich grinsend: „Ich glaube, ich habe die Wette gewonnen.“ „Was?“ „Das Zeug ist eindeutig nicht essbar!“, antwortete sie und sah jetzt ihrerseits mich triumphierend an. Ich blickte zu dem schlichten, eigenartigen, gegrillten Etwas. „Ist es wohl! Daher gilt es auch als Essen!“, stellte ich fest. „ Wir haben nicht ausgemacht, dass es etwas Guten sein muss.“ „Na und? Das kann man nicht essen.“ „Doch, kann man!“ „Nein, kann man nicht!“ „Oh doch!“ „Oh, nein!“ „Doch!“ „Nein!“ „Doch!“ So ging das weiter, bis wir plötzlich bemerkten, dass uns schon wieder alle Augenpaare im Raum anstarrten. „Entschul-!“ Klirr. Schepper. Pfiff. Arghhh! Schon wieder! „Nein!“, flüsterte Christina. „Doch.“ „Na gut. Wenn du dir so sicher bist, koste!“ „Was?“ „ Du sollst das Zeug kosten“ „Oh. Ok...“, sagte ich etwas unsicher. Ich hoffe nur, dass das schlichte, eigenartige, gegrillte Etwas wirklich essbar ist. Ich wollte gerade meinen Arm ausstrecken und nach einem sehr kleinen Stück Fleisch (oder was auch immer) greifen, als meine so schadenfrohe Freundin schneller ein größeres nahm und mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck mich ansah. Wenn Blicke morden könnten, wäre Christina schon längst tot. Sie hielt mir die schreckliche Kostprobe, die ich angeekelt anblickte, vor die Nase. „Meinst du das ernst?“ Sie nickte eifrig und kam mit der Kostprobe immer näher. „Halt!“, schrie ich und hielt mir den Mund mit beiden Händen zu. „Ich esse das Zeug sicher nicht“, murmelte ich. „Na, siehst du? Es ist nicht essbar.“ „Sicher ist es essbar, nur will ich mich es nicht essen, weil du mir sowie so nicht glauben wirst.“ „Was gibt es denn hier zu glauben?“ „ Ich werde wahrscheinlich so tun als ob es mir schmecken würde, auch wenn das giftig schmeckt.“ „Ja, und?“ „Und du kannst halt behaupten, dass ich lüge, bevor du selbst gekostet hast. Aber DU könntest genauso tun als ob es dir nicht schmecken würde, auch wenn es gar nicht so schlecht schmeckt. Kommst du mit?“ „Äh, ja. Ich – “ „Das nennt sich Logik. Uh huh, meine Logik. „Also (eine weitere Kunstpause) wir brauchen einen Schiedsrichter, aber da hier nur Zwerge anwesend sind und sie nicht gerade unparteiisch urteilen werden, können wir nicht wissen, wer die Wahrheit spricht. Und deshalb esse ich das nicht. Nein.“ Nach einer stillen ( Klirr. Schepper. Pfiff.) Pause antwortete Christina meiner genialen Überlegung: „Meinetwegen.“ Sie klang nicht sehr erfreut, aber das war mir völlig egal. Doch der nächste Satz, den meine Freundin von sich gab, gefiel mir überhaupt nicht: „Also habe ich gewonnen!“ „Was? Nein, eben nicht!“ „Warum nicht! Da keiner von uns beiden vergiftet werden will, können wir das gleich als ‚unessbar’ abhacken.“ „Hey! Stimmt ja gar nicht!“ „Doch, klar habe ich gewonnen.“ „Nein.“ „Doch.“ „Nein!“ „Doch!“ Schon wieder dieser Streit. Ich glaube, wir kommen keine fünf Minuten ohne den „Nein-Doch“-Konflikt klar. Und so vergingen ein paar Minuten, bis es mir endgültig zu viel wurde. „Doch!“ „Nein! Jetzt stiel schon etwas!“ „Wie bitte?“ „Ich habe Hunger. Wir annullieren die Wette und du stielst mir was zu Essen.“ „Was soll denn das wieder heißen? Ich gewinne, gewinne aber doch nicht, weil du nicht verlieren willst?“ Genau“, antwortete ich nickend. „Und ich soll dir etwas stehlen?“ Nach einer kurzen Überlegung erwiderte ich: „ Nein, nicht ganz. Du sollst nicht, sondern du MUSST.“

Ich glaube jetzt habe ich sie endgültig K.O. geschlagen. Christina klappte ihren Mund auf und starrte mich mit weit geöffneten Augen an. „Hallo? Noch jemand da drin?“, versuchte ich sie aufzuwecken und fuchtelte mit beiden Händen herum. „Was, wie, wo, wann?“, kam Christina wieder zu sich. „Hast du mich verstanden?“ „Äh, ja.“ „Bist du auch EINverstanden?“ „Äh, nein.“ „Warum nicht!“ „Weil das Blödsinn ist, was du da von dir gibst.“ „Überhaupt nicht. Das ist fair und basta.“ „Ich habe gewonnen und basta.“ Ich seufzte. Christina atmete tief durch. „Weißt du was?“ „Was.“ „Wir annullieren die Wette.“ „Sag ich doch!“ „Aber, ich stehle DIR nichts.“ Also das gefiel mir wieder einmal nicht. Hmm. Soll ich nachgeben? Nein! Aber sonst will sie sicher die Wette gewinnen und Murtagh an sich reißen. Obwohl... Murtagh kann sie gerne haben. Ach, was soll’s. „Ich habe aber Hunger“, murmelte ich und versuchte die Unschuldige zu spielen. „Dann stehle auch etwas. Oh, nein warte kurz. Tu’ s lieber doch nicht. Du vermasselst alles und ich will nicht mit dir als Dieb dastehen, du etwa?“ „Ich kann stehlen!“ „Kannst du nicht. Das letzte Mal – “ „Hatte ich Pech! Eragon und Murtagh haben mich abgelenkt.“ „Sicher doch. Das nennt sich wohl Anfängerpech, hmm? „Ich kann stehlen.“ „Ja, ja. Du wiederhol – “ Upps. Christina stoppte auf einmal und ich bemerkte, dass wir gerade eben einen sehr, sehr, sehr großen Fehler begangen hatten. Es herrschte schon wieder eine Stille im Raum und diesmal ohne Klrr. Schepper. Pfiff. Die Zwerge wurden wieder auf uns aufmerksam. Genau dann, wenn wir nicht gehört werden wollen. Ich dachte mir, dass sie gleich wieder mit ihrer Arbeit loslegen werden, doch erstaunlicher- und Unangenehmerweise rührte sich keiner kein Millimeter vom Fleck und wir bemerkten, dass sich alle Augenpaare mit Entsetzten auf uns gerichtet waren. „Stehlen?“, quiekste einer von der Menge. „Stehlen?“, sagten ihm die anderen nach. Oh, oh. „Ich glaube, sie haben uns gehört.“, flüsterte Christina und ging ein paar kleine Schritte vor in Richtung Tür.
 

„Ähm, Fini? Vielleicht sollten wir verschwinden. Und zwar sofort.“ „Ich habe aber immer noch Hunger.“ „Wie kannst du jetzt noch an Essen denken? Siehst du ihre Gesichtsausdrücke nicht?“ Es war mir schon aufgefallen, dass sie nicht sehr glücklich aussahen. Aber was soll ich denn machen? Ich habe wie schon gesagt Hunger und will nicht aus der Küche, bevor ich etwas Essbares im Magen habe. Die Zwerge starrten uns an. Alle Zwerge. Alle. Uns. Nur uns.

Vielleicht wäre es besser, wenn sie uns ignorierten. Aber ich glaube, dass die Kleinen uns nicht so leicht vergessen wollen. „Chris? Was machen wir?“, fragte ich ein wenig sehr unsicher. „Was weiß ich?“ Sie brauchte gar nicht weiter zu reden, denn die Zwerge erleichterten es ihr und fingen an, einer nach dem anderen uns mit derselben, simplen, aber einschüchternden Frage Angst zu bereiten. „Stehlen?“ Oh, oh. Christina machte ihren Mund auf, wollte etwas sagen, schaffte es keinen Laut hervorzubringen und klappte ihn wieder zu. Komm schon! Sag doch etwas! Ich stupste sie mit dem Ellbogen, als Zeichen dafür etwas von sich zu geben, doch sie reagierte nicht und schaute weiterhin in Richtung Zwerge, aber ich konnte dann bemerken, dass ihre Augen langsam zur Tür schweiften. Aber wir waren hier umzingelt. Warum musste sich das eigenartige, schlichte, gegrillte Etwas unbedingt hier in dieser unangenehmen Ecke befinden? Wir kommen hier nicht mehr lebendig raus. Wir müssen handeln. Mit Gewalt, wenn sie es nicht anders wollen. Doch vielleicht sollten wir es zuerst ohne Brutalität versuchen. Wir gehen einfach. Punkt um. „Ach, bin ich satt“, log ich und ignorierte währenddessen die bösen Blicke, die uns anfunkelten. „Wir gehen, Chris.“ Wir schafften es irgendwie den Weg freizumachen und waren schon ein paar Meter von der Ecke entfernt, als einer von ihnen mich zum Stehen brachte: „Bleib stehen! Ihr entkommt uns nicht! Zuerst platzt ihr hier herein, hindert uns an der Arbeit und jetzt wollt ihr stehlen?“ „Wie bitte? Wir wollten doch nur –“ „Was wollt ihr eigentlich!“ „Wir wollten nur etwas zu Essen.“ „Warum kommt ihr dann hierher? Euch ist sicher das Abendessen serviert worden. Wir lassen niemanden verhungern.“ Ist Ihnen sehr gut gelungen – und zwar das Gegenteil. Kein Wunder, dass es so wenige Varden gibt. „Wir hatten eine lange Reise und haben uns gefragt, ob mir noch etwas haben könnten.“ , sagte Christina diesmal. „Nein.“ „Wie bitte?“ Hat er uns durchschaut? „Nein, ihr bekommt nicht mehr als die anderen.“ „Oh, na dann. Gehen wir mal.“ Wir wandten und langsam vom „Chefzwerg“ ab und setzten jeweils ein Bein zum Losschreiten an, doch diesmal ließen die anderen Zwerge uns nicht weiter gehen. Wieder einmal sprach der eine, aber jetzt ein bisschen langsamer und deutlicher: „Und was war das mit ‚stehlen’?“ „Ach, nichts.“ Pause. Christina ließ diese Worte noch ein bisschen einwirken, bis sie fortsetzte: „Wirklich nichts.“ Daraufhin schauten uns alle schief an, was bedeutete, dass diese Antwort ihnen nicht genügte. „Ach, nehmen Sie das Leben nicht zu ernst, Sie kommen sowieso nicht lebend heraus.“ Diesmal ließ sich keine Reaktion der Zwerge manifestieren, da sie wahrscheinlich noch ein bisschen nachdenken mussten, bevor sie den Satz verstehen. Wir nutzen die Gelegenheit, beeilten uns und schafften es wirklich aus der Küche zu fliehen. Tür auf, Knall, Tür zu. Als wir ca. hundert Meter vom massiven Tor entfernt waren, schaute ich noch über die Schulter, um festzustellen, ob jemand uns gefolgt war. Doch ich sah niemanden und wurde langsamer, bis wir stehen blieben und uns an die Wand lehnten. Ich traute mich zuerst etwas zu sagen und meinte verblüfft:„Ich fasse es nicht.“ „ Ich auch nicht.“ „Wir leben tatsächlich noch.“ „Warum haben sie uns jetzt so einfach entkommen lassen? Ich habe es viel schlimmer erwartet.“ „Vielleicht verstehen sie uns. Zwerge stehlen doch sehr oft, oder?“
 

Alles war nun vorbei. Der Tag, die Szene in der Küche, die Lebensgefahr. Wir schafften es noch uns bis zu unserem bescheiden kleinen Zimmer zu schleppen und ins Bett zu legen.
 

Der Tag war anstrengend.
 

Und wir schliefen sofort ein.
 

Ein letzter Gedanke blieb mir noch: Ich hatte immer noch Hunger.
 

Christina:

Wir war nun schon einige Tage bei den Varden, aber anscheinend mochte man uns immer noch nicht. Man ignorierte uns und setze uns immer wieder schlichte, eigenartige, gegrillte Etwase vor und ließ uns Stunden (na ja, vielleicht auch nur minutenlang) durch Tronjheim irren. Übrigens war es komplett egal wen wir nach dem Weg zu Eragon fragten, es schien einfach so als wollten sie, auf keinen Fall, dass wir ihn trafen. Also besuchten wir halt immer wieder Murtagh, da er der einzige (abgesehen von Ajihad, den wir aber auch nie finden konnten) war, der nett mit uns umging. Erstaunlicher Weise wusste er anscheinend mehr über die Pläne der Varden als wir. Na ja, er hätte mehr gewusst wenn wir das Buch nicht gelesen hätte.
 

Jetzt im Moment saßen wir wieder einmal bei ihm in seiner Zelle und langweilten uns, da dieser Idiot, wie immer, nicht sehr gesprächig war und noch nicht mal auf unsere Meldungen reagierte. Wahrscheinlich könnten wir genauso gut mit einem Zwerg reden, abgesehen von der Tatsache, dass der versuchen würde uns nieder zu rennen um an uns vorbei zu kommen. Murtagh wollte wenigstens nicht an uns vorbei, aber wo hätte er auch hin sollen? Etwa gegen die Wand rennen? Eher nicht.
 

Zurück zum Thema. Wir saßen in seiner Luxus Zelle und langweilten uns, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und Nusuada denn Raum betrat. Sie musterte uns kurz und teilte uns dann etwas wütend mit: „Mein Vater gab denn Befehl, dass Frauen und Kinder die Stadt verlassen müssen und in den umliegenden Tälern Schutz suchen sollen.“ Serafina und ich meldeten gleichzeitig, so niveauvoll, wie wir gerade konnten: „Hä?“, aber dann ging mir ein Licht auf. Die Urguls! Ja, klar! Sie greifen die Stadt an. „Vergiss es, wir bleiben. Mit diesen Monstern werden wir schon fertig.“ Ajihads Tochter sah uns zuerst etwas verwirrt an, schüttelte aber dann den Kopf. „Nein, ihr geht mit den Frauen und Kinder.“ Sind wir so schwer zu verstehen? „Du bleibst doch auch. Also wieso sollten wir gehen?“, entgegnete Serafina trotzig. Mit dem Tonfall klingt sie wirklich wie ein Kind. Nusuada schwieg einige Zeit und meinte aber dann: „Ihr zwei solltet dann hier bei Murtagh bleiben und warten bis ich euch kurz vor dem Angriff rauslassen. Dann werden sie euch nicht mehr wegschicken, aber seit leise wenn sie ihm Essen bringen und stellt euch so hin, dass man euch nicht sieht.“ Und schon war sie wieder durch die Tür verschwunden. Das ging leicht als ich gedacht hätte. Wir mussten also nur hier warten bis sie uns rausließ? Mir ist diese Frau irgendwie verdammt sympathisch.
 

Wir machten es uns wieder gemütlich. „Das war dumm. Ihr könnt für eine Schlacht noch nicht gut genug kämpfen.“ Was? Wie? Wo? Wer hat das gesagt? Das klang nicht nach Serafina, aber... „Was habt ihr euch dabei gedacht? Jetzt muss ich euch auch noch beschützen!“. Die Stimme wirkte verärgert. Apropos Stimme, hab ich Halluzinationen oder hat das Murtagh gesagt? Ich tippe mal auf die Halluzinationen, denn Murtagh schwieg schon mindestens seit vier Stunden durch. „Könntet ihr mich wenigstens ansehen, wenn ich mit euch rede?“ Es war also doch Murtagh. Sowohl Serafina als auch ich blickten ihn perplex an, ergo wir hatten beide nicht mehr damit gerechnet seine Stimme je wieder zu hören. Fataler Fehler, denn jetzt war er ernsthaft böse, also fing er an uns eisern anzuschweigen und uns tödliche Blick zuzuwerfen wenn nur eine von uns versuchte etwas zu sagen. So verbrachten wir eine endlose, unglaublich spannende Zeit bis wir von außerhalb der Zelle Geräusche vernahmen. Die Essensboten. Verdammt, die hatte ich vergessen und wo versteck ich mich jetzt? Ich blickte panisch im Zimmer umher, konnte aber kein gutes Versteck entdecken. Dann sah ich zur Tür und erkannte, dass sich die Türschnalle bewegt. Scheiße, jemand will sie öffne. Mir blieb nicht mehr viel Zeit also ließ ich mich auf den Boden fallen und rollte mich unter das Bett. Die Idee war nicht sonderlich originell, aber es war die schnellste Lösung und genau das dachte Serafina anscheinend auch. Immerhin quetschte sie sich gleich nach mir ebenfalls unter dieses verdammte Bett. Hier ist nicht genug Platz für uns beide! Na gut, vielleicht doch aber es ist unglaublich eng zu zweit unter diesem netten Einrichtungsgegenstand.
 

Wir konnten hören wie sich die Tür öffnete und jemand den Raum betrat. Ich hielt automatisch die Luft an und Serafina schien es ebenso zu gehen. Dieser jemand ging langsam an dem Bett vorbei und bewegte sich zu dem einzigen Tisch in dem Raum. Gemächlich stellte er ein Tablett darauf und drehte sich langsam wieder zur Tür um. Normaler Weise hatten es doch hier immer alle so eilig, aber wenn wir unter einem Bett liegen und die Luft anhalten bewegen sie sich einfach nicht weiter. Meine Augen streiften über den Boden und suchten irgendetwas was mich von meiner Luftknappheit ablenkte. Hatte sich da gerade etwas bewegt? Ich blickte noch mal ein Stückchen zurück und hätte beinahe aufgeschrienen. Da...da...da war eine Spinne! Ich hasse diese Viecher!!! Ich würde lieber Durza umarmen als mit einer Spinne unter einem Bett zu sein. Ich fing an zu beten, dass der Typ die Zelle endlich verlässt. Und es schien wirklich als wurde er der die Tür bald erreicht haben und als er nach der Schnalle griff und das Tor langsam hinter sich schloss, war dieses achtbeinige Monster auch schon bei meine Hand angekommen und machte Anstallten hinauf zuklettern. Panik Attacke! Ich rollte mich in einer enormen Geschwindigkeit von diesem Viech weg und suchte irgendjemanden, der mich schützen könnte. Aber der einzige Mensch, den ich gerade entdeckte war Murtagh, also stürzte ich auf ihn zu und klammerte mich an ihm fest. Zuerst versuchte er mich abzuschütteln, gab es aber dann auf, weil ich mich nur noch fester an seinen Arm krallte. Serafina fing an zu lachen als sie auch endlich in Sicherheit vor der vermeintlichen Gefahr unter dem Bett war. Anscheinend hatte sie gar nicht gemerkt das wir dort unten in Lebensgefahr geschwebt hatte. Also murmelte ich etwas von wegen Spinne und sie begriff sofort. Denn es gab drei Dinge auf die man sich verlassen konnte: Darauf dass die Welt unter geht wenn Serafina und ich mehr als drei mal im Monat einer Meinung waren, dass ich komplett chaotisch war und dass wir beide Angst vor Spinnen hatten. Sie hörte sofort auf zu lachen. Sie verstand mein Problem und wirkte ebenfalls schockiert als sie erkannte, dass wir uns gerade noch bei diesem Monster unter dem Bett befanden hatten und klammerte sich an Murtaghs anderen Arm.
 

Gerade in dem Moment musste Nusuada den Raum betreten, um uns freizulassen. Sie konnte sich anscheinend keinen Reim darauf machen warum wir uns beide an den schwarzhaarigen Jungen klammerten. Aber sie beschloss es zu ignorieren und meinte: „Kommt mit.“ Hoffentlich dachte sie jetzt nichts Falsches...
 

Sie führte uns zu einer kleiner Kammer in der ein Haufen Waffen herrumlagen und ließ uns wählen. Ich entschied mich für die klassischen Dinge. Ein Schwert einen Dolch und noch eine Armbrust, wobei ich das letztere nur nahm weil ich es cool fand. Serafinas Wahl viel ähnlich aus und auf Murtaghs achtete ich nicht. Sie wartete bereits vor der Tür auf uns und ging dann durch endlos lange Gänge voraus, bis wir endlich den Ort erreichten an dem der Kampf stattfinden sollte. Oder zumindest an den Ort an dem wir kämpfen sollten und welch Wunder, endlich sahen wir Eragon wieder. Dieser wirkte sichtlich verwirrt als er uns sah. Zu erst wollte er wissen warum Murtagh wieder frei war und zweitens warum wir noch hier waren und nicht bei den Frauen und Kindern. „Glaubst du wirklich wir würden euch allein lassen?“, fragte Serafina böse und ich wollte eigentlich auch etwas erwidern aber da eilte auch schon Ajihad zu uns um Eragon viel Glück zu wünschen. Uns sah er nur schweigend an und wirkte offensichtlich nicht zufrieden mit Serafina und meiner Anwesenheit, sagte aber nichts. Als er gegangen war gesellte sich auch Arya zu uns und wir warteten gemeinsam auf die Schlacht. Wir wollten alle nicht schlafen aber sprechen kam uns auch unpassend vor also schwiegen wir und warteten, aber irgendwann vermeldetet Orik: „Es ist spät. Wir sollten schlafen“. Murtagh grummelte irgendetwas, ich hörte ihm aber nicht zu, ich hatte nämlich beschlossen jetzt sofort, auf der Stelle einzuschlafen und dieses Vorhabe gelang mir auch erstaunlich gut.
 

Irgendwann weckte uns die Elfe mit den Worten: „Es ist so weit.“ Zuerst wollte ich eigentlich: „Nur noch fünf Minuten.“, vermelden lassen, aber dann viel mir wieder ein wo wir uns befanden. Ich konnte ja schlecht die Schlacht auf dem Schlachtfeld verschlafen. Also rappelte ich mich auf und sammelte meine Waffen zusammen. Serafina tat das Selbe und stellte sich dann neben mich. Jetzt konnten wir nur noch warten bis der Kampf begann.
 

Um uns herum wurde alles still, bis ein plötzliches Urgal-Gebrüll die Stille durchbrach. Die Varden kippten Pech in den Schacht aus dem die Feinde kommen sollten und zündeten es dann an um die Vorläufer der Arme aufzuhalten. Aber das stoppte sie nicht lange und so bildeten sie einen dichten Wall und gingen auf Angriffsposition. Da hörten wir einen lauten Befehl: „Armbrüste und Bögen. Pfeile los.“ Serafina ließ ein leises „Oh.“, vermelden und begann genau wie ich an der Armbrust herum zu hantieren. Wie hatten die das noch mal in den Filmen gemacht? Dieses Seil nach hinten gezogen, an einen Bolzen gehängt, einen Pfeil eingespannt und ähm... geschossen. Also los! Ich richtete meine fertig präparierte Waffe auf die Urgals und drückte den Bolzen, der Seil schnalzte nach vorn, der Pfeil flog und traf sogar einen Urgal. Tötete ihn zwar nicht, durchbohrte aber seine Schulter und brachte ihn sogar dazu seine Keule fallen zu lassen. Yeah! Ich bin so Gut! Oder ich schaue einfach nur zu viele Filme, aber das war jetzt auch egal. Ich lud nach und wollte noch einmal schießen, als ich sah dass Serafina immer noch mit dem Ding rumhantierte, also zischte ich ihr ein „Gib auf.“ zu ehe ich mich wieder dem Feind zuwendete. Meine nächste Überlegung war ob ich noch einmal sollte, beschloss aber, dass sie schon zu nahe waren und legte die Armbrust weg und zog mein Schwert. Da zuckt Serafina aus und warf das Armschießgerät auf den Boden. Ihre Tat hatte zur Folge, dass sich der eingespannte Pfeil löste und zwischen den Beinen unserer Verbündeten durchflog und einen Urgal ins Knie traf. Mehr Glück als verstand, die Kleine. Murtagh schüttelte nur den Kopf und befahl uns: „ Bleibt in meiner Nähe.“ Was denkt der sich eigentlich. Als ob das in diesem Gedrängel so leicht wäre. Kaum hatte ich mir das gedacht, war er auch schon verschwunden. Ich beschloss einfach in die vermeintliche Richtung seines Verschwindens zu gehen, in der Hoffnung ihn wieder zu finden.
 

Wo war dieser Idiot nur hin? Das gibt’s doch nicht. Niemand verschwindet einfach so. Außer vielleicht Harry Potter, aber der war etwas anderes. Ich drängte mich an einigen Soldaten vorbei und rannte in irgendetwas hinnen. Eigentlich wollte ich mich entschuldigen und hob den Kopf um demjenigen anzusehen. „Shit.“, war je klar. Es musste auch ausgerechnet ein Urgal sein, der sehr zu meinem Leidwesen auch noch mit einer Keule rumfuchtelte. Was jetzt? Ich könnte kämpfen und ehrenvoll abkratzen oder ganz schnell weglaufen...
 

Krach. Grunz. Quiek. Bum.
 

Was war den jetzt kaputt? Der Urgal war einfach vor meinen Augen umgekippt und gestorben. Wer war das gewesen? Ich blickte mich verwirrt um und erkannte einen der Zwillinge, der mich kurz ansah und sich dann wieder abwendet. Mich hatte also einer dieser inkompetenten, dummen, fiesen, Verräter vor dem Feind gerettet. Na toll. Jetzt war ich den Typen auch noch etwas schuldig. Eigentlich wollte ich genau in diesem Moment in Selbstmitleid verfallen, aber da stand schon der nächste Urgal direkt vor mir und spielte mit seiner Waffe. Zurück zu der eigentlichen Frage. Weglaufen oder kämpfen? Wo war Murtagh eigentlich wenn man ihn mal brauchte? Oder Eragon? Warum stelle ich eigentlich so viele Fragen, auf die ich sowieso nie eine Antwort erhalten werde?
 

„Woah!“, das Monster, da vor mir, hatte tatsächlich nach mir geschlagen und ich konnte nur mit Müh und Not, durch eine elegante Landung auf dem weichen Boden, dem Schlag entgehen. Was zu viel war, war zu viel! Ich rappelte mich schnell auf und holte ebenfalls mit meinem Schwert aus und es flog mir über die Schulter. Verdammt, zu viel Schwung. Der Urgal grunzte irgendetwas, was ziemlich schadenfroh klang und wollte mich endgültig umbringen, aber er (ich übrigens auch nicht) hatte nicht mit meinem Lebenswillen gerechnet und bekam einen Dolch zwischen die Rippen. Im selben Augenblick wirbelte ich auch schon herum und kam endlich der sinnvolleren Tätigkeit nach. Weglaufen. Ich schaffte es gerade mal drei Meter weit, denn dort lag ein toter Feind mit meinem Schwert im Bauch. Ich nahm die Mordwaffe an mich und erblickte, als ich meinen Blick hob, Serafina, die soeben ebenfalls vor der genialen Entscheidung, laufen oder sterben, stand. Anscheinend entschied sie genau wie ich und drängte sich in die Menge.
 

Plötzlich wurde mein Handgelenk von einer Hand umschlungen und man zog mich auch schon in eine Richtung. „Hab ich dir nicht gesagt, du sollst in meiner Nähe bleiben?“, fauchte Murtagh mich an. Ich musste todesmutig mit einem Urgal kämpfen, habe sogar zwei von denen umgebracht und schulde einem der Zwillinge auch noch etwas und er kritisiert mich. „Du bist doch abgehauen!“, antwortete ich empört. Er knurrte leise und schleifte mich einfach hinter sich her. Dieser Egomane. Er hielt dann bei einer Mauer an und teilte mir mit: „Du wartest hier, ich suche Serafina.“, und verschwand sofort wieder in der Meute. Toll. Allein sein ist nett. Aber er glaubt doch nicht wirklich, dass ich hier warte, oder? Wie auch immer, ich beschloss mich nicht wieder in die Mitte zu drängen, sonder die Wand entlang zu spazieren. Auf diese Weise schaffte ich es bis zu einem Gang. Schon wieder eine Entscheidung! Juchu! Also, reingehen oder weiter an der Wand entlang. Ich legte einfach fest: weiter an der Wand entlang bis zum nächsten Gang und dann durch. Ich hatte einen Plan. Das war mal was Neues.
 

Mein Plan war nur dumm, blöd, blöd, dumm, blöd, dumm, dumm, und hatte ich blöd schon erwähnt? Ich irrte jetzt schon seit Stunden durch irgendwelche verlassene, dunkle Stollen und kannte mich von vorne bis hinten nicht mehr aus. Ich hatte mich verlaufen und bei den einzigen Lebewesen, denen ich begegnete, handelte es sie um Ratten und anderem Ungeziefer. Das nächste Mal höre ich auf Murtagh, vorausgesetzt es gibt ein nächstes Mal, aber dazu musste ich einen Ausweg aus diesem Labyrinth finden. Warum hängen hier nur keine Exitschilder? Das gehört doch zu Sicherheitsvorschrift. Da dort aber keine waren, marschierte ich bei jeder Abzweigung in die Richtung die mir gerade gefiel. Langsam bekam ich Hunger. Das war definitiv nicht gut. Was war wenn ich hier unten verhungerte? Das war definitiv überhaupt nicht gut. Ich verdrängte den Gedanken, ganz schnell wieder und konzentrierte mich aufs gehen. Ich schreckte erst auf, als mir bewusst wurde, dass ich mich mit der Frage „Wie schmecken Ratten wohl?“ beschäftigte. Apropos Ratten. Ich könnte ja mal versuchen eine zu fangen. Also hielt ich nach einer Ausschau und sieh einer an, dort saß eine und beschäftigte sich mit einem kleinen Knochen. Ich wollte, ehrlich gesagt, gar nicht wissen von welchem Wesen der stammte. Meine Möglichkeiten das Tier zu kriegen bestanden darin, mich auf sie werfen, mich an zu schleichen und sie mit den Händen zu greifen oder... Ja, das war’s. Also Nummer Zwei klingt gut, denn Eins tut sicher weh. Ich pirschte mich an und schaffte es sogar unbemerkt bis in Greifweite. Langsam näherten sich meine Hände der Ratte und schnallten dann plötzlich vor. Sie schlossen sich um etwas Pelziges und ich hatte es hingekriegt. Das Opfer war erwischt. So, jetzt stirb. Ich wollte ihr schon den Hals umdrehen, aber da sah ich wie flehend mich das Biest anblickte. Konnte ich es wirklich töten? Nein, oder?
 

„Aua!“, diese verdammte Ratte hatte mich gebissen und ich ließ sie fallen. Das hat man davon wenn man Tierlieb ist. Man wird gebissen und bleibt hungrig. Ungerechte Welt. Ich sank auf den Boden und lehnte mich an eine Wand. So komme ich nicht weiter. Während ich vor mich hin grübelte schlief ich dann irgendwann ein.
 

Am nächsten Tag oder so ähnlich weckte mich das Geräusch von Pferdehufen auf dem Boden. Ich registrierte zu erst nicht was das hieß, aber dann hatte ich einen Geistesblitz. „Wo Pferde sind, sind auch Menschen!“, ich war gerettet. Also auf zu meinen Rettern. Ich eilte in die Richtung der Laute und hätte fast vor Freude aufgeschrieen. Murtagh, Ajihad, die Zwillinge und einige Soldaten! Das war ja fast zu schön um wahr zu sein. Alle sahen mich verwundert und verwirrt an, bis Murtagh meldete: „Wir dachten, du wärst tot.“

„Unkraut vergeht nicht, wie mein Vater immer so schon sagt.“, die Meldung hatte ich mir einfach nicht verkneifen können. Er schüttelte den Kopf und meinte: „Komm mit, wir sind sowieso gerade auf dem Weg zurück.“. Plötzlich meldeten einer der Zwillinge: „Ich zerstöre die Wiedersehensszene nur ungern, aber ich glaube nicht das wir auf dem Rückweg sind.“ Alle wendeten sich zu den beiden und Ajihad fragte: „Was?“ Aber sein Wort ging in dem Geschrei der Uragls unter. Ich konnte nichts mehr sehen und klammerte mich einfach instinktiv an Murtagh, der mit der anderen Hand, in der er sein Schwert hielt, die Angreifer abwehrte, aber es griff in keines der Ungeheuer direkt an. Dann spürte ich einen harten Schlag auf dem Hinterkopf und kippte nach vor. Das letzte was ich wahrnahm war, dass ich von irgendwem hochgehoben wurde und ich hatte ganz stark einen Urgal im Verdacht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2008-09-17T21:19:45+00:00 17.09.2008 23:19
Ich habe zufälligerweise diesen Kapitel noch einmal gelesen und ich fand diese Stelle einfach gut:

>>Mein Vater gab den Befehl, dass Frauen und Kinder die Stadt verlassen müssen und in den umliegenden Tälern Schutz suchen sollen.“ Laura und ich meldeten gleichzeitig, so niveauvoll, wie wir gerade konnten: „Hä?“<<

Hahahaha! Aber das mit dem "Kurz, Satz!" und "Wo Essen?" hat mich auch wieder zum Lachen gebracht.
Wie man Sachen, die einen zum Lachen bringen, einfach so vergessen kann!
Ach, das versteh ich nicht...
Ich wollte eigentlich ein Buch lesen, aber irgendwie hat mich nun die FF abgelenkt.
Ich hoffe ihr werdet mit dem Kapitel, woran ihr gerade arbeitet schnell fertig. Ich geh jetzt mal Kapitel 13 lesen.
Na dann!
Von: abgemeldet
2007-10-18T14:28:44+00:00 18.10.2007 16:28
*grins**grins**grins**nicht mehr auf hör zu grins*

die FF ist toll! ich sitz grad nur noch grinsend vorm PC xD

bin noch nicht weiter gekommen mit dem lesen, aber mal gespannt aufs ende!
Von:  Amenirdis
2007-08-20T19:00:52+00:00 20.08.2007 21:00
Ich finde die Fanfics super.
Echt spitze, genau so hätte ich mir dies in Echt vorgestellt.
Schreibt bitte weiter, echt toll!!!!!

Gruß Sirga
Von: abgemeldet
2007-08-02T21:06:51+00:00 02.08.2007 23:06
Oh Mann... diese Ironie... ich liebe sie!! Schreibt schnell weiter, bin schon seeeehr gespannt ^^

LG, Momoko


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