Die Kraft zu Vergeben von abgemeldet (Draco und Hermine) ================================================================================ Die Kraft zu Vergeben --------------------- Serie: Harry Potter Titel: Die Kraft zu Vergeben Autorin: Alector13 Beta: Flammendo Disclaimer: Die Charaktere, mit allen Rechten an ihnen, gehören J.K. Rowling. Ich verdiene keinerlei Geld hiermit. Anmerkung: Das ist meine erste FF zu Harry Potter. Ich habe bis hierher eigentlich nie zu etwas anderem als Weiß Kreuz geschrieben. Ich bitte um Kritik, sollte ich herbe Fehler eingearbeitet haben. ^__- ____________________________________________________________________________ „Expelliarmus!“ automatisch richtete sich Hermines Arm in die Richtung des Todessers, der ihr im Augenblick noch am nahesten war und schleuderte ihm den Zauberstab aus der Hand. Doch eine Verschnaufpause verschaffte ihr das auf keinen Fall. Unaufhörlich strömten immer mehr von Voldemorts Anhängern aus den dunklen Ecken hervor. Fast schien ihr, als ob sie nur noch von totenkopfähnlichen Masken umgeben wäre, wenn sie nicht hier und da einen ihrer Freunde sehen würde, die ebenfalls ohne Unterlass um ihr Leben kämpften. >Wie konnte es nur so weit kommen?<, fragte Hermine sich zum wiederholten Male. Doch wie bereits zuvor, hatte sie auch jetzt keine Antwort auf ihre Frage. Wirklich darüber nachdenken konnte sie im Moment auch nicht, denn sobald die ersten Verbündeten Voldemorts zurückgedrängt waren, folgten bereits die Nächsten. Hermine rannen die ersten Schweißtropfen von der Stirn. Ihre Ausdauer ließ langsam nach und mit jeder Bewegung fühlten sich ihre Glieder schwerer an. Ihre Kleidung war schmutzig und klebte wie eine zweite Haut an ihr. Wie lange kämpfte sie eigentlich schon? Als sie glaubte eine Sekunde Zeit zu haben, schweifte ihr Blick zum fernen Horizont. Noch nie hatte sie die dunkelrote Farbe des Himmels bei einem Sonnenuntergang so intensiv wahrgenommen. Der Gedanke >blutrot< schlich sich in ihren Kopf. Dann verbannte Hermine ihn wieder und konzentrierte sich abermals auf das Geschehen vor sich. Todesser. So viele Todesser. Entschlossen hob sie ihren Arm von vorne über ihren Kopf, um ihn im nächsten Moment wuchtig nach vorne schlagen zu können. „Impedi...”, begann sie. „Avada Kedavra!“ Erschrocken blieb Hermine mitten in ihrer Bewegung stehen, als sie einen Schleier aus enormen Druck auf sich zurasen spürte. Atemlos drehte sie ihren Kopf nach hinten, um zu sehen, wer hinter ihr stand. Alles, was sie danach noch mitbekam, war gleißendes rotes Licht, das sie umgab und einen schmerzenden Griff um ihren Arm. + + + Hermines Atem ging noch immer flach und stockend. Ihr Mund stand dabei halb offen und ließ ihre Lippen trocken und leicht rau werden. Schweiß, vom Kampf und von den Folgen des Fluches, der sie noch getroffen hatte, lief ihre Stirn hinab. Das sonst helle und freundliche Gesicht war zerkratzt und schmutzig. Einzelne Haarsträhnen kleben ihr auf der Stirn und an den Wangen. Ohne etwas zu sagen oder zu tun hockte Draco neben ihr und betrachtete sie. Er trug einen schwarzen Umhang, der in dieser Position nur einen Blick auf sein Knie in einer ebenfalls schwarzen Hose freigab und ihn ansonsten in großen und kleinen Falten wie einen Kranz umgab. Die Kapuze des Umhangs hing glatt und ordentlich auf seinen Schultern. Eine Todessermaske lag mit dem Gesicht zum Boden neben dem Zauberstab zu seinen Füßen. Grimmig kniff er seinen Mund zusammen. Die Haut wirkte blass wie immer, obwohl man auch ihm die Strapazen, denen er während des Kampfes ausgesetzt gewesen war, anmerkte. Seine trübgrauen Augen fixierten zeitweise einen Punkt in ihrem Gesicht, nur um dann wieder langsam darauf umherzuschweifen. Als ob er etwas darin suchte und doch nicht fand. Bei dieser Erkenntnis zog sich sein Mund noch mürrischer zusammen. Wieso? Wieso hatte er das getan? Was war ihm in den Sinn gekommen, sie vor dem Fluch zu retten und hierher zu bringen? Hierher, an einen Ort Hogwarts, der noch nicht vollkommen zerstört war. Die große Halle und fast alle Türme waren nur noch Ruinen, erschreckende Umrisse ihrer selbst, in deren heilen Ecken sich ehemalige Schüler und Dozenten, sowie sehr wenige Kobolde schutzsuchend versteckten. Nur in den abgelegenen Teil des zerfallenen Gebäudes, nahe den Kellergewölben, wagte sich keiner hin. Zu groß war die Furcht Voldemorts Untergebene könnten dort warten. Doch hier war niemand, außer Draco und Hermine, die auf einem halbwegs ebenen Boden ruhte. >Was hast du getan?!<, fragte Dracos Gewissen ihn vorwurfsvoll. Der Blonde setzte sich von der Hocke aus vollkommen auf den Steinfußboden und verbarg sein Gesicht in den mit schwarzen Lederhandschuhen bedeckten Händen. Erschöpft atmete er in die Handinnenflächen. Seine Gedanken kreisten immerfort um die eine Frage, auf die er keine Antwort wusste. Draco seufzte laut und rieb das raue Leder seine Wangen entlang, um die eintretende Müdigkeit zu unterdrücken. Draußen war es still geworden. Hatte sich in der Hektik des Gefechts der Kampfort verlegt? Waren beide Seiten inzwischen so erschöpft, dass sie sich zurückgezogen hatten und es zu einer vorübergehenden Waffenruhe gekommen war? Würde der Kampflärm jede Sekunde von neuem ausbrechen? Hatte jemand gewonnen? Warum jubelte niemand? - Er wusste es nicht. Eigentlich wusste er gar nichts mehr. Diese Erkenntnis machte ihn wieder wütend und ließ ihn das Gesicht verziehen. Dabei konnte er nicht einmal sagen, ob ihn die jetzige Situation allein so verrückt machte oder ob es die schleichende Angst vor dem war, was folgen würde. Hermine nuschelte leise und unverständlich etwas vor sich hin. Ihr Kopf drehte sich dabei auf die Seite, die Draco abgewandt war. Ohne Zweifel würde sie bald zu Bewusstsein kommen. Unwillkürlich griff Draco nach seiner Maske und umklammerte sie fest. Wenn er sich selbst noch aus dieser Lage retten wollte, dann musste er jetzt gehen. Gehen, ohne dass sie ihn sah und beten, dass kein Anderer auch nur irgendeine Kleinigkeit mitbekommen hatte. Langsam und darum bemüht kein Geräusch zu machen erhob er sich vom Boden und wollte aufstehen, da gab die Gryffindorschülerin einen Schmerzlaut von sich und zuckte zusammen. Ohne nachzudenken ging Draco wieder in die Knie und beugte sich prüfend über sie. Ihre Augen waren zusammengekniffen und ihre Atmung hatte sich ein wenig beschleunigt, ansonsten schien ihr jedoch nichts zu fehlen. Dem Todesser wurde daraufhin unverzögert klar, dass er dabei gewesen war den begangenen Fehler zu verschlimmern. Sie vor dem tödlichen Fluch zu retten war unbedacht gewesen, jetzt sogar um ihr Befinden besorgt zu sein war einfach törricht. Verärgert biss er sich auf die Unterlippe, griff mit dem rechten Arm nach seinem Zauberstab und schleuderte einen gezischten Fluch gegen die nächste Mauer, die daraufhin zu bröckeln anfing. Hermine stockte beim Luftholen und öffnete panisch ihre Augen. Obwohl es inzwischen Nacht geworden war, verengten sich ihre Pupillen blitzartig. Von aufkommenden Kopfschmerzen befallen schloss sie ihre Augen schnell wieder und konzentrierte sich erst einmal auf eine regelmäßige Atmung. Wilde Bilder flogen in ihren Gedanken hin und her. Meistens sah sie verschwommene Todesser vor sich. Richtig... – Todesser! Das Geräusch des zerfallenen Mauerstücks, welches sie aus ihren unruhigen Halbschlaf gerissen hatte, ließ sie annehmen, dass sie angegriffen wurde. Schnell setzte sie sich auf, was sie ins Schwanken und nahe einer erneuten Ohnmacht brachte. Mit Mühe hielt sie sich auf den wackeligen Armen, verdrehte die Augen und zwinkerte dann häufig, um die auftretenden Flecken vorm Sichtfeld los zu werden. >Ich lag...?<, fragte sich Hermine und versuchte einzuordnen, wo sie sich befand. Es dauerte nicht lange, bis auch ihr auffiel wie ruhig alles um sie herum war. Nur der Grund für diese Stille blieb ihr verborgen. Mit der Ruhe, die in ihren Körper kehrte, ließen auch die Kopfschmerzen nach. Sie spürte die kühle Nachtluft auf ihrer nassen Haut. Ihr Mund fühlte sich trocken an, was sie zweimal hart schlucken ließ. Mit der Zunge benetzte sie ihre rauen Lippen. Zitternd zog sie die wirren Haarsträhnen aus ihrem Gesicht. Erst jetzt war sie bereit sich umzusehen. Über ihr befand sich eine schützende Decke, die den Raum nach oben abschloss. So viel hatte sie bei ihrem gescheiterten Versuch aufzustehen mitbekommen. Links von ihr war ebenso nur eine Wand gewesen, erinnerte sie sich. Sie hatte sie gesehen, als sie aufgewacht war. Demnach wand sie den Kopf nach rechts und erblickte Draco. Der Slytherin kniete dicht bei ihr und hielt seinen Zauberstab noch immer fest umgriffen. Hätte Hermine ihm in die Augen gesehen, wäre ihr dort Verwirrtheit aufgefallen, doch die erste Wahrnehmung veranlasste sie einen falschen Schluss zu ziehen. Sie öffnete den Mund, um ihn anschreien zu können. Schneller als erwartete landete jedoch seine flache Hand darauf und erstickte jeden Ton. Dabei kam sein Gesicht ihr bedrohlich nahe und seine Augen hatten sich zu schmalen Schlitzen verengt, die sie grimmig darauf hinwiesen, dass es besser war einfach still zu sein. Nachdem Hermine keine Andeutungen machte ihre begonnene Tat fortsetzen zu wollen, ließ er sie wieder los und lehnte sich abschätzend zurück. Dabei verlor sein Blick nicht eine Sekunde die Strenge. Innerlich war er so wütend. Auf sich selbst und vor allem auf diese Göre! Hermine fiel auf, dass ihr Feind die Maske abgelegt hatte und locker in der Hand hielt. Wirklich zuordnen konnte sie die Situation noch nicht. „Was willst d...?“, wollte sie ihn anfauchen. Doch als Draco erahnte, was sie vorhatte, und das obwohl er sie doch soeben versucht hatte eines Besseren zu belehren, wurde er unaufhaltsam. Die linke Hand ließ die Maske auf dem Fußboden zurück und verschloss ihr erneut den Mund. Seine Rechte umklammerte krampfhaft den Zauberstab und drückte ihn ihr an die Kehle. „Töten sollte ich dich, Granger!“ würgte er verärgert hervor. Hermine konnte das wütende Beben in seiner Stimme förmlich greifen und auch sonst ließ nichts an Dracos Taten sie daran zweifeln, dass er es tun würde. Und doch bekam sie keine Angst. Gleichgültig betrachtete sie ihn. Was machte das jetzt für einen Unterschied? War das nicht eh ihr Ende? Vom Schlachtfeld hierher, alleine mit einem ... Langsam kamen die Erinnerungen an den Kampf zurück und belebten ihre karamellfarbenen Augen mit forscher Neugier. Natürlich! Der unverzeihliche und tödlichste aller Flüche hatte sie treffen sollen, gleichzeitig hatte sie jedoch etwas am Arm gepackt bevor alles schwarz um sie herum geworden war. Die Veränderung in ihrem Blick verunsicherte Draco. Akribisch versuchte er sich nichts anmerken zu lassen, wobei er nicht umhin kam sich wieder zu fragen, warum er eigentlich hier war. Er hatte doch rein gar nichts für sie übrig und überhaupt konnte es ihm egal sein, wenn sie sterben würde. Jeder toter Feind, vor allem, wenn es sich dabei auch noch um Schlammblüter handelte, brachte ihn näher an sein Ziel. Als sie ihren rechten Arm hob und sacht sein Handgelenk umklammerte, um ihren Mund frei zu bekommen, folgte sein Blick dem Geschehen, aber er wehrte sich nicht dagegen. Um ehrlich zu sein, wusste er nicht, was er weiter tun sollte. Seine Lage schien sich von Minute zu Minute zu verschlechtern und eine rettende Idee hier heil rauszukommen fiel ihm nicht ein. Sollte noch gekämpft werden, hätte er mehr Glück als Verstand bewiesen. Aber sollte eine unabgemachte Pause eingetreten sein oder gar eine Seite den Sieg errungen haben, dann konnte er auch gleich hier sterben. Sein Vater suchte sicher nach ihm und dem dunklen Lord blieb nichts verborgen. Draco hatte weder für ihn noch für die Ehre seine Familie weiter gekämpft, was neben seiner Niederlage bei dem Versuch Dumbledore umzubringen unvergessen bleiben würde. Zu allen Überfluss war der Grund für die Flucht vom Schlachtfeld auch noch eine muggelstämmige Gryffindor, der er das Leben gerettet hatte. Es gab nur eine Losung, die ihm dabei aus den Zeiten seiner Ausbildung in den Sinn kam: Tod den Verrätern! „Hast du mich vor dem Fluch gerettet, Malfoy?“, fragte Hermine ihn vorsichtig. Sie bekam keine Antwort, aber sie glaubte es bereits zu wissen. Wie anders konnte sie sich die Tatsache erklären, abgelegen vom schrecklichen Machtkampf alleine mit ihm zu sein. Er hätte sie lange problemlos töten können. Auch jetzt. Draco selbst reagierte überhaupt nicht. Es war unmöglich in ihn hineinzusehen und zu bewerten, was ihm durch den Kopf gehen mochte. „Warum?“ fragte Hermine weiter. Auf die Antwort war sie gespannt. Mit einem zornigen Satz sprang er halb auf Hermine, presste sie zu Boden und würgte sie. Beide Hände umklammerten ihren schmalen Hals fest und drückten entschlossen zu. Ein erschrockenes Japsen entkam ihrer Kehle. Ihre Hände rangen sich bis zu seinen Handgelenken durch und zogen an ihnen. Luft, sie brauchte Luft! Sie strampelte gegen ihn an, doch ihr Körper wurde immer matter und ihre Bewegungen verloren an Kraft. Diese närrische Gryffindor! Der Blonde konnte sich sein Verhalten doch selbst nicht erklären, warum in aller Welt musste sie also so frech sein und ihn das fragen? Sie spürte seinen warmen Atem ihre Wange streifen. Ihre Abwehr wurde schwächer und erste kleine schwarze Nebelchen flimmerten vor ihren Augen auf. Da ließ er sie los. Wenn er sie jetzt getötet hätte, wäre ihre Rettung vorher nur noch sinnloser gewesen. Zudem... konnte er sie nicht töten. Eine Feststellung, die ihn weit mehr erschütterte als die Erkenntnis, dass er sie vor dem Fluch beschützt und damit sich selbst einer schweren Strafe ausgesetzt hatte. Er hasste Hermine, seit er sie kannte und die momentane Situation steigerte die feindliche Einstellung erheblich. Warum tat er das dann alles? Mit einem Knurren setzte er sich neben sie, wie zuvor als sie noch vollkommen Bewusstlos gewesen war. Egal, wie oft er sich die Frage stellte, eine Antwort bekam er nicht. Hermine holte tief Luft. Ihr Hals kratzte und ihr eigenes Blut pochte dumpf in ihren Ohren. Das Schwindelgefühl ließ nur langsam nach. Keuchend betrachtete sie Draco und fixierte sein undurchdringliches Gesicht, welches Wut und irgendwie auch Verzweiflung wiederspiegelte. Sie konnte nicht behaupten schlau aus ihm zu werden, aber sie war sich sicher endlich seine menschliche Seite gesehen zu haben. Die Seite, die noch Ehrfurcht vor dem letzten Schritt hatte, der sein Leben endgültig in die Fänge des dunklen Lords legen würde. Den Schritt jemanden zu töten. Während sie darüber nachdachte bemerkte sie, dass ihr das gefiel. Es war beruhigend zu wissen, dass in diesem Jungen trotz seiner Herkunft und seiner ihm eigenen ständigen schlechten Laune, immer noch etwas schlug, was man getrost Herz nennen konnte. Nein, er war kein hasserfüllter, blinder Gefolgsmann Voldemorts. Er war ein eingeschüchtertes Kind, das nie etwas anderes eingeprägt bekommen hat außer das Muggel schlecht und unwürdig waren. Und das sein Weg ihm vorherbestimmt war. Nachdem Hermine ihre Kräfte wieder gesammelt hatte, setzte sie sich aufrecht, verlor Draco dabei jedoch nicht aus den Augen. Er sie ebenso wenig. „Warum ist es so still?“, fragte sie leise und hoffte auf Neuigkeiten. Draco überlegte, ob er ihr antworten sollte. Dann sagte er wahrheitsgetreu: „Ich weiß es nicht.“ Hermine nickte. Nicht zur Bestätigung, nur als Zeichen, dass sie ihm glaubte. Anschließend sah sie gedankenverloren vor sich auf den Fußboden. >Harry, Ron...<, dachte sie. Sehnsucht und Furcht schlossen sich in ihr Herz. Ob es ihnen gut ging? Und was, wenn nicht? Was, wenn Voldemort gesiegt hatte und eine Jagd auf alle übrigen Feinde und Nicht-Reinblüter losbrach? Dann würde auch sie zur Gejagten und mit ihr... Sie wollte ihn ansehen, wieder nach dem Grund fragen, aber sie schaffte es nicht. Erschöpft schloss sie ihre Augen und verlor dabei eine erste Träne, die über ihre Wange den freien Fall nach unten suchte. Sie weinte um alle Opfer, um ihre Freunde, um Draco und um sich. Sie weinte über die ganze Sinnlosigkeit. Draco sah ihr stumm zu, bis sie eingeschlafen war. Er selbst konnte nicht schlafen. Zu viel beschäftigte ihn und hielt ihn munter. Er wachte, immer bereit sofort aufzuspringen und sich verteidigen zu müssen, egal gegen wen. Gegen Feinde ohne Ausnahme. Gegen Verbündete, wenn es sein musste. Hermine rollte sich im Schlaf enger zusammen. Sie schien zu frieren, trotz ihres roten Umhanges. Seufzend nahm Draco seinen Umhang ab und legte ihn wie eine schützende Decke über sie. Schlimmer machen konnte er es doch jetzt auch nicht mehr. + Langsam wachte Hermine auf. Wohlig seufzend zog sie die Decke enger an ihren Hals und kuschelte sich ein. Gemütlich, wäre da nicht dieser harte Boden. >Harter Boden?< Wie wenige Stunden zuvor setzte sie sich abrupt aufrecht und taumelte kurz. „Au...“, jammerte sie und hielt sich den brummenden Kopf. Der Schmerz erinnerte sie an die gestrige Nacht und das der Fluch nicht spurlos an ihr vorbeigegangen war. Draco beobachtete sie emotionslos. Die ganze Nacht hatte er schlaflos und grübelnd verbracht. Dennoch war ihm keine Lösung eingefallen. Nur eine Ahnung hatte ihn beschlichen, deren Wahrheit er fast sicher beschwören konnte: Voldemort war besiegt. „Guten Morgen“, sagte Hermine leise und reichte ihm seinen Umhang. „Danke.“ Wie seit jenen Tag, an dem sie ihn kennen gelernt hatte, verzog er nur mürrisch den Mund. Trotz seines jetzigen Alters sah er dabei noch immer wie ein beleidigtes Kind aus. Sie begriff, dass er den Mantel nicht zurück wollte und legte ihn darum zwischen sich und ihn. Über die Öffnungen in der angeschlagenen Wand hinter dem Slytherin erkannte sie, dass es schon eine Weile Tag sein musste. Ein schöner Tag. Licht schien durch die Ritzen und erhellte den Raum. Jetzt erkannte sie auch, dass sie sich in Hogwarts befinden musste. Gestern war ihr das entgangen. Lange blieb es ruhig zwischen ihnen, bis sie unverständliche Rufe von außerhalb wahrnahmen. Draco interessierte es nicht. Für ihn war sowieso alles vorbei. Hermine jedoch stand vorsichtig auf und tastete sich an der Wand lang, bis sie über eine große Spalte in der Mauer nach draußen sehen konnte. Erst vernahm sie nichts und fragte sich, ob die Stimme eine Einbildung gewesen war. Dann aber sah sie Neville auf einem recht angeschlagenen Besen holprig durch die Luft schweben und hörte ihn außer Atem immer wieder „Besiegt! Voldemort ist besiegt! Er ist tot!“ rufen. Besiegt! Um nicht vor Freude zu schreien, legte sie ihre Hände vor ihren Mund. Gott sei dank! „...mine?“ Überrascht sah sie auf. Neville schwebte fast vor ihr und betrachtete sie durch den Spalt. „Hermine!“ jubelte er und drehte mit dem Besen einen Salto. „Du lebst! Du lebst! Oh, dass muss ich Harry und Ron sagen. Bleib hier, Hermine, bleib hier!“ Und schon schwirrte er davon. Ein glücklicher Seufzer entfuhr ihr. Ron und Harry lebten, Himmel war das schön. Neville würde sie holen und sie würde mit ihnen in eine neue, besser Zukunft sehen. Aufgeregt sah sie zu Draco, der noch immer dort saß, wo sie ihn zurückgelassen hatte. Der Blonde sah ihre Freude und Erleichterung. Vielleicht brachte es auch ihm eine Art Segen sie so zu sehen, aber anmerken ließ er es sich nicht. Erst als Hermines freudestrahlender Blick auf seine trüben und mattgrauen Augen traf, wurde ihr bewusst, was Nevilles Nachricht ebenfalls bedeutete. Draco war verloren. Auch seine Heldentat ihr gegenüber würde nicht rechtfertigen oder entschuldigen können, dass er ein Todesser war. „Draco!“ rief sie aufgewühlt und stolperte zu ihm. Es tat ihr weh zu wissen, dass jemand, der sie gerettet hatte verloren sein sollte. Zudem mochte sie ihn irgendwie. Nicht wie Harry oder Ron oder überhaupt irgendeiner ihrer Freunde, aber sie mochte ihn auf ihre eigene unbestimmte Weise. Nicht zuletzt wegen dem Blick hinter seine scheinbar finstere Fassade, den er ihr ungewollt gewährt hatte. Draco sah ihr genervt entgegen. Bitte, nicht auch noch falsches Mitleid... Hermine griff nach seiner Hand und umklammerte sie trostgebend. Das war kein falsches Mitleid, das war pure Zuneigung verbündet mit Hilflosigkeit. Fast wäre der junge Slytherin davon beeindruckt gewesen, da besann er sich eines Besseren, schüttelte ihre Hand ab und stand auf. „Also dann...“, begann er und sah flüchtig abwesend an die gegenüberliegende Wand, ehe er sich wieder ihr zuwendete, „Für dich ist ja dann alles geklärt. Ich dagegen werde jetzt lieber gehen.“ Hermine nickte. So lange er eine Chance hatte zu fliehen, sollte er sie nutzen. Draco nickte ebenfalls, dann wandte er sich ab und bewegte sich in Richtung Ausgang. Den Gang, den er mit ihr im Arm gekommen war und der sein Leben verändert hatte. Hermine spielte nervös mit ihren Fingern. War es das? Sollte das ihr Abschied sein? Sollte sie für immer im Unklaren darüber bleiben, was die letzten Stunden für eine Bedeutung haben mochten? „Draco!“ rief sie ihm entschieden nach und stoppte ihn. Fragend, was denn nun noch sein konnte, drehte er seinen Kopf zurück. Eilig kam sie auf ihn zu, stellte sich vor ihn und blickte entschlossen in seine Augen. Draco musterte sie abwartend. Entschieden atmete Hermine ein, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Seine Lippen waren unerwartet sanft. Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete Draco Hermine, wehrte sich jedoch nicht. Als sie schließlich wieder von ihm abließ, sahen sie sich lange an. Draco war diese Situation dann aber doch zu peinlich und so zog er seinen Mund wie üblich in die mürrische Position und brachte ein „Igitt, Granger!“ heraus. Hermine lachte augenblicklich los und umarmte ihren Gegenüber herzlich. „Danke, Draco, dass werde ich dir nie vergessen.“ Mit einem Lächeln nahm sie die Arme von ihm und ging aus seinem Weg. Kopfschüttelnd betrachtete Draco sie, dann setzte er sich wieder in Bewegung und lief davon. Das Letzte, was er ihr dabei schenkte war ein aufrichtiges Lächeln, was ein wenig unbeholfen bei ihm aussah. Die junge Hexe sah ihm hinterher, bis er nicht mehr in der Ferne auszumachen war. Ohne Unterlass lächelte sie. Von einer Traurigkeit, wie sie es bisher nicht kannte, übermannt ging sie wieder in den Raum zurück, der ihr plötzlich so viel bedeutete. Ihr fiel auf, dass Draco weder seinen Umhang, noch seinen Zauberstab oder die Maske mitgenommen hatte. Da kam ihr eine Idee. Entschlossen und mit voller Wucht zertrat sie die Maske, die wohltuend unter ihren Füßen knackte und einen zerfallenen Haufen Dreck hinterließ. Dann schnappte sie sich seinen Zauberstab und hoffte, er würde auch ihr gehorchen. Testend schwang sie ihn und sprach einen Feuerzauber, der seinen Umhang in Flammen legen sollte. Das Ergebnis war ein kleiner Knall, der den Umhang ziemlich ausgefranst erscheinen ließ. >Du solltest verbrennen...<, dachte sie enttäuscht, aber das war immer noch besser als gar nichts, entschied sie und besah sich den Zauberstab. „Hermine!“, hörte sie Harry und Ron abwechselnd durcheinander aus der Ferne rufen. Augenblicklich bewegte sie sich auf den Ausgang des Versteckes zu. Den Zauberstab verbarg sie dabei unter ihrem Mantel. Sie beschloss ihn als Andenken zu behalten. Überglücklich kroch sie aus der eingeschlagenen Wand ins Freie und umarmte ihre Freunde beim Wiedersehen, die kaum besser aussahen als sie mit dem ganzen Dreck und Wunden. Für diesen Moment war Draco vergessen und nichts anderes als diese Personen zählten. Später erzählte sie von dem erbärmlichen Tod, den Draco im Kampf mit ihr gefunden hatte und lieferte sowohl Maske, als auch den Umhang als Beweis. „Das hat er verdient, dieser Widerling“, grinste Ron und begann Hermine ohne Unterlass zu gratulieren, was sich wohl noch den ganzen Tag fortsetzen mochte. „Ja. Ich war eben eine Schwäche auf seinem Weg, die er sich nicht leisten konnte“, lächelte Hermine und sah in die Ferne, die durch die warmen Sonnenstrahlen so einladend und lebendig wirkte. Sie lächelte vor allem, weil sie sich der Wahrheit ihrer Aussage absolut bewusst war. Sie allein blieb in Kenntnis darüber, was wirklich passiert war. Sie und Draco. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)