Schlaf von Susulein ================================================================================ Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- Kapitel 9 Die Tür des Verwaltungsbüros wurde aufgerissen. Es war knapp 6 Uhr morgens am ersten Oktober im Jahre 2003. Tatsurou und Miya sprangen beide auf. Yukke stand im Türrahmen und brüllte: „Sie haben ihn gefunden!“ Während der Sänger sich müde auf die abgenutzte, braune Couch zurückfallen ließ und erleichtert die Augen schloss, wollte Miya schon zur Eingangstür heraus rennen, als Yukke ihn am Kragen zurückhielt: „In einer halben Stunde bringen sie ihn mit einem Wagen her. Erst wollte ihn der Notarzt sich ansehen, aber sie sagten mir, er müsste wohl nicht ins Krankenhaus.“ Miya blieb stehen. Seine Knie begannen zu zittern und Yukke konnte ihn gerade noch festhalten, bevor er zusammenklappte. Jetzt stand Tatsurou wieder schnell auf und half Yukke, den vollkommen erschöpften Leader auf die Polster zu legen. „Verdammt, ich glaube er hat die letzten Tage überhaupt nicht geschlafen. Und ich hab ihn auch nichts essen sehen.“ Yukke zog seine Jacke von der Sofalehne und deckte Miya damit zu. Dessen Augenlider flatterten noch kurz, dann wurden seine Atemzüge tiefer und er war fest eingeschlafen. „Wir hätten uns besser um ihn kümmern müssen.“ Ein wenig beschämt schaute der Bassist Tatsurou an, welcher seinerseits den Kopf hängen ließ. „Er hat es nicht leicht. “ Satochi humpelte mit verbundenem Fuß aus dem Auto auf Miya zu, der an der Tür stand und jetzt auf ihn zukam. Es hatte nicht eine halbe Stunde, sondern fast zwei Stunden gedauert, bis sie den Mann über die schlammigen Waldwege hierher befördern konnten. Das Auto war trotz Allradantrieb ein paar Mal im Morast stecken geblieben und konnte erst mit kräftigem Schieben befreit werden. In der Zeit war auch Miya aus seinem kurzen Schlaf erwacht und hatte unter dem Vordach an der Eingangstür auf sein Eintreffen gewartet. Yukke und Tatsurou waren noch im Gebäude; Yukkes Gluckenhaftigkeit hatte den Sänger schon vor einer Stunde ins Warme zurück befohlen. Zwischenzeitlich schaute der Bassist aus der Tür hinaus und hielt Ausschau nach dem Wagen. Jetzt aber stand Miya alleine vor Satochi. Bevor jener irgendetwas sagen konnte, fuhr ihn der kleinere Mann auch schon an: „Wo zur Hölle warst du? Ich dachte du sitzt im Spätzug nach Tokyo!“ „War ich ja auch…“sagte Satochi leicht beschämt, „aber ich bin dann in Kyoto ausgestiegen, um Midori- chan zu besuchen. Und sie wollte dann am See hier den Sonnenuntergang anschauen.“ Bevor der Leader ihm wieder Vernachlässigung seiner Pflichten ankreiden konnte, fügte er schnell noch etwas hinzu: „Ich wollte dann am nächsten Morgen auch wieder weg.“ „Ach, und du hattest dann ganz plötzlich wohl noch Lust auf ein kleines Survivaltraining im Grünen?“ zischte Miya. „Na ja“, Satochi lachte unbeholfen und kratze sich am Hinterkopf „wir haben uns dann ein bisschen gestritten, weil sie sich verfahren hatte und ich deswegen was gesagt hab. Und dann hast du währenddessen angerufen und ich hab dir nichts von ihr erzählt und da ist sie noch wütender geworden und hat mein Handy während der Fahrt aus dem Fenster geworfen. Sie hat halt ihre Launen, hahaha... Und dann hat sie mich rausgeworfen und ich hab mir dann auf der Suche nach dem Handy den Fuß verstaucht und ’nen Weg durch den Wald gesucht und na ja…“ Wieder lachte er und versuchte die ganze Situation zu verharmlosen. Mit voller Wucht traf ihn Miyas Faust ins Gesicht. Vollkommen verdattert starrte der am Boden liegende Mann zu dem vor Wut kochenden Gitarristen hinauf und berührte fassungslos seine anschwellende Wange. „Was- was, Miya- kun???“ „Wie kannst du es wagen, mit so einer beschissenen Erklärung hier anzukommen?“ Miya war fassungslos über soviel Dummheit. Zornig rannte er weg. Die beiden im Inneren des Gebäudes hatten Geräusche gehört und kamen jetzt zur Tür hinaus. Freudig hielten sie Ausschau nach Satochi und fanden ihn hinter der Mauer versteckt, die das Grundstück einzäunte, auf der dem durchnässten Rasen liegend. „Bist du ausgerutscht?“ fragte Yukke und glubschte ihn an. „Nein.“ Antwortete der Drummer, während er sich von Tatsurou auf die Beine helfen ließ. „Miya- kun hat mich niedergeschlagen!“ Tatsurou und Yukke schauten ihn nur mit großen Augen an. Nach einer Minute bestürztem Anstarrens wagte es Yukke nach der Ursache zu fragen. Satochi konnte nicht antworten. Er rieb sich das Gesicht und wandte sich von den beiden ab. Warum hat Miya das bloß getan? Eigentlich müsste der doch froh darüber sein, dass er wieder da war. Und ihm nicht mit der faust ins Gesicht schlagen! Sicher, der Gitarrist hatte in der letzten Zeit, seit ihren Verhandlungen für den Wechsel zum Major Label Danger Crue, einiges durchmachen müssen. Mit der steigenden Popularität der Band stieg auch der Druck auf ihren Leader und Hauptsongwriter extrem an. Satochi hatte immer das Gefühl gehabt, Yukke und Tatsurou würden das Ganze zu leicht nehmen. Tatsurou sonnte sich in der Aufmerksamkeit, die er von den Fans, den Journalisten und dem Fernsehen bekam. Yukke tat das ebenfalls, auch wenn er dadurch nicht so abhob wie Tatsurou. Aber der Bassist genoss es sichtlich, dass die lautesten Fangirlies immer nur seinen Namen riefen. Keiner von den beiden hatte gesehen, wie tief Miyas Stirnfalten, wie dunkel seine Augenringe und wie angestrengt seine Bewegungen wurden. Als Schlagzeuger hatte er eine gute Position, um seine Freunde zu beobachten, dies war jenen da vorn am Bühnenrand gar nicht bewusst! Von dort konnte er sehen, wie angespannt Miya seit langem war. Und die Sache mit Tatsurou hatte sie alle zusätzlich stark belastet. Das erklärte aber immer noch nicht den Faustschlag! Der Drummer überlegte weiter: „Liegt es an mir? Weil ich Miya angelogen hab, als ich mit ihm telefonierte? Er hasst es, wenn man lügt. Und ganz besonders, wenn es etwas mit meinen Freundinnen zu tun hat.“ Nicht, dass es ihm etwas nutzte, wenn er wegen ihnen log. Er konnte seine Beziehungen sowieso kaum lange aufrechterhalten. Immer musste er arbeiten, war auf Tournee, mit der Band im Studio oder anderweitig beschäftigt. Die durchweg selbstbewussten, jungen Frauen hielten es deswegen nie lang mit ihm aus und ließen ihn sitzen. Nur einmal in seinem Leben hatte er selbst jemanden verlassen. Aber das war eine schmerzliche Erfahrung, die er zu vergessen suchte und hatte ganz andere Gründe. Damals musste er einen Schlussstrich ziehen, um nicht ihre ganze Zukunft zu zerstören. Kopfschüttelnd setzte er sich neben Yukke und Tatsurou auf die Couch und ließ sich mit kalter Pizza und brühend heißem Kaffee füttern. Er verstand Miya einfach nicht mehr. „Verdammte Scheiße, verdammte Scheiße.“ Miya hockte im Wald, an einen Baum gelehnt auf seinen Fersen und versuchte, sich mit Daumen und Zeigefinger die aufkommenden Tränen aus den Augenwinkeln wegzuwischen. Nachdem sie Satochi gut versorgt befanden, beschlossen Yukke und Tatsurou, nun nach Miya zu suchen, damit sie endlich wieder nach Hause fahren konnten. Mitten auf einer Lichtung blieb Tatsurou stehen und drehte sich um die eigene Achse. Mit der Hand beschattete er seine Augen, die von der Morgensonne geblendet wurden. Hinter einem großen Ahornbaum sah er eine flüchtige Bewegung. Leise schlich er sich heran und beugte sich herab, um über Miyas schwarze Haare mit den blonden Spitzen im Nacken zu strubbeln. „Tatsurou!“ Erschrocken sah er auf, ließ aber gleich darauf den Kopf wieder hängen. „Warum? Warum tut ihr mir das an?“ Eigentlich sprach Miya nur mit sich selbst. Aber trotzdem fand Tatsurou keine Antwort auf diese Frage. Er fragte sich, warum Miya meinte, IHM würde etwas angetan werden. Immerhin hatte er doch Satochi geschlagen. Tatsurou spürte jedoch, dass Miya noch etwas anderes meinte; etwas das er nicht von dem Gitarristen wusste. Verwirrt schaute Tatsurou aus der Wäsche, dann wandelte sich sein Gesichtsausdruck und er lächelte einfach. Weit streckte er die Arme von sich, Miya entgegen. „Glaubst du, damit ist jetzt alles wieder gut?“, fragte jener verstört. Tatsurou legte den Kopf schief wie ein Kind und überlegte. Ein bisschen runzelte er dabei seine Stirn, dann nickte er übermütig und strahlte Miya an. Diese so typische Tatsu- Geste ließ den Gitarristen unfreiwillig schmunzeln, was er jedoch nicht ganz mit seiner aktuellen Stimmung vereinbaren konnte. Irgendwie fing er schon wieder an, gleichzeitig zu weinen und zu lachen. Sein Körper sackte noch weiter in sich zusammen, er wirkte wie ein Häufchen Elend. Der Sänger konnte das nicht mehr mit ansehen. Er kniete sich vor Miya in den schlammigen Waldboden. Daraufhin beugte er sich vor, um den kleinen Mann freundschaftlich in seine langen Arme zu schließen. Miya wehrte sich nur kurz, dann lehnte er seinen Kopf an Tatsurous Schulter. „Miya- kun, du stinkst.“ Stichelte Tatsurou, nachdem sich Miya an seiner Schulter ausgeschnieft hatte und fuhr fort: „Ich glaube, du brauchst Urlaub. Einen langen sogar. Und frische Klamotten.“ Der kleinere Mann nickte und unternahm einen Versuch sich aufzurichten. Seine Beine waren eingeschlafen. Insgeheim schnüffelte Miya dabei an seinem Shirt und rümpfte die Nase. Tatsurou grinste ihn an und zog ihn hoch. Dann legte er ihm einen Arm um die Schultern und sie gingen zurück zum Besucherzentrum. Auf dem Weg über die sonnendurchfluteten Waldwege rief er Yukke auf dem Handy an. Er sagte ihm Bescheid, dass er allein mit Miya wieder nach Tokyo fahren würde. Sie würden sich dann am Nachmittag in Yukkes Wohnung treffen. Es war in seinen Augen keine gute Idee, wenn sich Miya und Satochi jetzt in einem Auto und im Zug stundenlang anstarren müssten. Als Yukke aufgelegt hatte, strich Tatsurou mit einem heimlichen Lächeln über sein Telefon, bevor er es in seine Jackentasche schob. Auf dem Rückweg im Taxi schlief Miya beinahe augenblicklich ein. Tatsurou konnte ihm vom Rücksitz aus schnarchen hören. Am Bahnhof erwischte er gerade noch einen Zug in die Hauptstadt. Schnell zerrte er Miya durch die Tür und kaufte für sie beide Tickets beim Schaffner. Miya schlief schon wieder, mit dem Kopf gegen das Zugfenster gelehnt, die Landschaft zischte an ihnen vorbei. Gelangweilt spielte der große Sänger Tetris auf dem Handy, als eine SMS ankam. „Wo bist du gerade? Ich sitz im 11 Uhr Zug nach Tokyo und bestell gerade ein Bento im Speisewagen.“ schrieb Yukke. „Hey, wie cool, ich bin drei Wagen weiter. Ich komm gleich mal rüber.“ Der Sänger vergewisserte sich schnell, dass Miya noch schlief. Hastig eilte er der Beschilderung folgend zum Speisewagen, wo ihn ein lächelnder Yukke mit einem frischen, zweiten Bento empfing. Hungrig schlang er den Reis mit dem Fisch und den kleinen Würstchen in Tintenfischform hinunter. „Lecker! Wo hast du Satochi gelassen?“ sagte Tatsurou zufrieden, gesättigt und klatschte sich auf den Bauch. „Der liegt in seinem Sitz, mit der Stirn an die Scheibe geklatscht und schnarcht.“ Scherzte Yukke und beendete ebenfalls sein Essen, indem er seine Essstäbchen ordentlich rechts in die Schale legte. Wieder einmal hatte es Tatsurou geschafft, in absoluter Lichtgeschwindigkeit sein Essen zu vertilgen, bevor er überhaupt richtig angefangen hatte. „Miya macht gerade genau dasselbe. Die beiden sind Idioten.“ „Genau wie wir. Wir sind alle Idioten. Komm mit Tatsurou.“ Yukke bezahlte das Essen, nahm Tatsurou bei der Hand und brachte den anderen in ein leeres Abteil. „Schau mal.“ Er öffnete seine Hand und ein glänzender, schwarzer Stein mit weißen Linien lag darin. „Den hab ich aus dem Bach gestern. Als Erinnerung. Und als Glücksbringer.“ Yukke schaute auf und sah wie Tatsurou sich freute. Der Zug wurde langsamer und bremste plötzlich ab. Tatsurou stolperte und fiel gegen Yukke. Die Ansagerin kündigte mit freundlicher Stimme den nächsten Halt in Shizuoka an. „Lass mich los, hier kommen gleich Leute vorbei…“ flüsterte Yukke, der sich selber fest an Tatsurou klammerte. „Wieso, hast du Angst, jemand könnte uns sehen?“ Tatsurou gab seinem kleinen Bassisten einen federleichten Kuss und löste sich dann von ihm. „Geh wieder zu Sato. Wir sehen uns dann beim Aussteigen.“ Er war schon beinahe aus dem Abteil hinaus, als Yukke ihn zurückzog. „Der ist für dich!“ Er drückte ihm den Stein in die Hand. „Danke!“, antwortete Tatsurou, beugte sich ins Abteil zurück und verpasste ihm einen kurzen, aber innigen Kuss. Eine Frau bog um die Ecke und winkend verschwand er hinter ihr im nächsten Waggon. Yukke blieb mit roten Ohren da stehen. Langsam trottete er in die entgegengesetzte Richtung, hin zu dem immer noch schnarchenden Drummer. Ein glückliches Lächeln umspielte seine Mundwinkel. In Tokyo angekommen, zerrten Tatsurou und Yukke ihre übermüdeten Kameraden in Miyas Auto und setzten sie auf den Rücksitz. Yukke schlüpfte zufrieden auf den Beifahrersitz, der auf Tour sonst immer vo ihrem Leader belegt wurde. Die beiden Kampfhähne merkten kaum, was um sie herum passierte. Miya schlief wieder auf der Stelle ein, sein Kopf sackte auf Satochis Schulter, der ebenfalls schon sanft entschlummert war. Tatsurou, der am Steuer saß und in den Rückspiegel sah, rollte mit den Augen und brummelte noch einmal: „Idioten.“ Nachdem die beiden je zu Hause abgeliefert und buchstäblich von Yukke und Tatsurou ins Bett gebracht wurden, schlug Tatsurou den Weg zu Yukkes Apartment ein. Der Nachmittagsverkehr nahm zu und die Fahrt dauerte wieder einmal ewig. Endlich kamen sie in vertrautere Gefilde. Miyas Auto wurde im Parkhaus nebenan geparkt, da Tatsurou vergessen hatte, dass ihm das Auto ja gar nicht gehörte. Yukke fummelte an seinem Schlüsselbund, öffnete die Tür, ließ Tatsurou eintreten, ging nach ihm hinein, schloss die Tür wieder und lehnte sich seufzend an das dunkle Holz. „Wir sind wieder daheim!“ --------------------- PS: Na, geschockt? XD Das mit dem Faustschlag war Vegs Idee^^ PSS: Bento= Lunchpaket ^^ PSSS: No panic (XDD), die Fic geht noch weiter... PSSSS: Ich werd immer glücklicher mit dem Titeil oO.. Allein Miya pennt hier 4 mal ein und Sato 2 Mal PSSSSS: Ich kündige hier schon mal meine Spin Off Fanfic "Erwachen" an. Es wird wieder eine Mucc FF und wie der Titel schon sagt, ist sie eng mit "Schlaf" verknüpft XD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)