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Lost Boys

Well, if you wanted honesty, that's all you have to say
von

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Without me you are not complete

Kapitel 7

Without me you are not complete

There’s only one pair of Lips you can read

Holding hands until the end of time

Until the end of time you are mine
 

Als Brian wieder die Augen aufschlug, war es bereits hell. Er lag im Krankenzimmer des Internats, abgeschirmt von einem Vorhang. Die Stimmen des Schularztes und eines Schülers drangen zu ihm hinüber.

„Ich denke mal Sie sind ganz gut weggekommen. Keine Rauchvergiftung wie es aussieht. Was ist mit Ihrem Zimmer? Der Schulleiter meinte die anliegenden Zimmer sind größtenteils intakt.“

Es herrschte kurzes Schweigen.

„Ja, es geht, aber wir wurden umquartiert. Also wir und die 119 sind jetzt noch mit in andere Zimmer umgelegt worden. Jeder einzeln irgendwo mit rein, meist in Doppelzimmer. Keine schöne Sache, aber okay, wenn man bedenkt, dass wir immerhin alle noch leben. Herr Blecket hat sogar zum ersten Mal erlaubt, dass wir uns aussuchen wo wir hinwollen. Ich glaube das Feuer hat ihn erschreckt.“

Ein zustimmendes Brummen des Arztes. Brian setzte sich auf und schlug die Decke zurück. Er wartete bis der andere Schüler ging und trat dann hinter dem Vorhang hervor. Mit leerem Blick betrachtete er den Schularzt. Dr. März hieß er und war erst seit einem Jahr hier. Brian kam er unendlich jung vor, im Gegensatz zu dem alten Mann, der vorher hier angestellt gewesen war.

Der Arzt sah ihn besorgt an.

„Wie geht es Ihnen, Brian?“

„Miserabel“, sagte Brian leise und senkte den Blick. Der Boden war hell und irgendwie steril.

„Haben Sie irgendwelche Schmerzen? Ich habe Ihnen ein Beruhigungsmittel verabreicht, also falls Sie sich etwas benommen fühlen ist das nichts Ungewöhnliches. Sie hatten einen kleineren Schock.“

„Mag sein“, erwiderte Brian und blinzelte. Die Leere in ihm war unerträglich. Zum zweiten Mal in seinem Leben hatte jemand Aron direkt aus ihm herausgerissen. Irgendjemand. Irgendein Feuerteufel. Brian schwor sich Rache.

„Das Internat ist wieder freigegeben“, fing Dr. März vorsichtig wieder an. „Wenn Sie möchten können Sie zurück.“

Brian nickte und verließ das Krankenzimmer ohne ein weiteres Wort. Vor der Tür blieb er stehen und blickte an sich hinunter. Seine Schuhe waren noch da drin.

Noch während Brian das dachte stand Dr. März hinter ihm und hielt ihm ein Paar ausgelatschter Chucks entgegen.

„Sind das Ihre?“

Brian nickte und nahm die Schuhe entgegen.

Müde schlenderte er den Gang hinunter, der unweigerlich in Richtung von Zimmer 120 führte. Die Türen der drei Zimmer 119,120 und 121 waren mit rot-weißen Absperrungen versehen worden. Brian blieb vor der 120 stehen in seinem Kopf spielte sich das ganze Inferno noch einmal ab. Seine Hände zitterten, während seine Phantasie die schrecklichsten Szenen entwarf. In diesem Moment war er froh, dass der Arzt ihm Beruhigungsmittel gegeben hatte. Brian spürte tief in sich, nur ganz leise, die Lust auszurasten, alles um sich herum zu zerschlagen.
 

Elya und seine Zimmernachbarn Alex und Matt saßen im AR 2. Ihre Jacken lagen gestapelt auf der Couch neben Alex. Durch die zunehmende Kälte hatte die Schulleitung beschlossen, die Heizungen anzustellen und dass machte den Aufenthalt hier unten bei weitem angenehmer. Für heute war kein Unterricht angesetzt. Man hatte den Montag freigestellt, deshalb lag bei manch einem ein Hauch Langeweile in der Luft.

Die drei Jungen schwiegen sich verbissen an. Sie wussten nicht was sie noch sagen sollten. Das Thema „Brand“ war so ausgelatscht wie das Thema „2. Weltkrieg“ nach der 10ten Klasse. Was gab es auch schon zu sagen? Aron Wayne war schwer verletzt, Sonny Iero war mit Verdacht auf Rauchvergiftung abgeführt worden und Brian Moore hatte kurz danach in der Aula einen kleinen Anfall gehabt. Alles in allem hatten sie das ganze haarklein auseinander genommen.

Elya beugte sich in seinem Sessel vor und stützte sich mit den Ellenbogen auf seinen Oberschenkeln ab. Die Stille war fast unerträglich.

Die einzige Frage, die niemand beantworten konnte war die Frage nach dem Täter. Das Gerücht, dass die Tür zu Zimmer 120 von außen abgeschlossen worden war, hatte die Runde gemacht wie … nun ja … wie ein Lauffeuer. Irgendjemand hatte es auf Sonny oder Aron abgesehen gehabt. Vielleicht sogar auf beide. Aber alle Jungen die Elya und seine Freunde kannten fielen vollkommen durch das Raster.

„Alex?“ sagte Elya und seine Stimme hallte unangenehm im Raum.

„Was denn?“ fragte der Angesprochene und sah zu Elya hinüber.

„Magst du mir mal meine Zigaretten aus meiner Jackentasche geben?“

Alex nickte, erfreut über die Beschäftigung und zog Elyas Jacke aus dem Stapel. Er fasste in die Jackentasche und zog die Schachtel heraus. Etwas fiel klirrend zu Boden.

„Huch“, gab Alex von sich und legte die Schachtel auf den Tisch vor sich. Dann tauchte er ab um aufzuheben, was er hatte fallen lassen.

„Was war denn das?“ fragte Matt und beobachtete Alex, wie er nach etwas unter dem Tisch griff und es aufhob.

„Unser Zimmerschlüssel“, sagte Alex und hielt ihn hoch.

„Das kann nicht sein“, sagte Matt. Elya zündete seine Zigarette an und blickte dann zu seinen beiden Freunden hinüber. Sie starrten ihn entsetzt an. Elya war verwirrt.

„Was habt ihr?“ fragte er.

Matt hielt etwas in die Höhe. Es war ein Schlüssel, aber den Schlüssel von Zimmer 70 hatte immer Matt bei sich, wenn sie zusammen im Aufenthaltsraum abhingen. Elya betrachtete den Schlüssel der aus seiner Tasche gefallen war. Auf dem Schlüsselkopf thronte die Nummer des Zimmers fein säuberlich eingraviert. Eine kleine schwungvolle 120 lächelte Elya von dem Metall her an.

„Das ist nicht dein Ernst, oder?“ sagte Matt fassungslos und zog den Schlüssel zurück, als Elya danach greifen wollte.

„Aber …“, Elya starrte seine Freunde nur an.

„Du?“ sagten sie beide gleichzeitig.

„Nein“, sagte Elya, doch er wusste, dass es zwecklos war. Niemand würde ihm glauben, bevor sich nicht ein anderer freiwillig als Feuerteufel meldete.
 

Brian wanderte ziellos durch die Gänge des Internats. Er wusste nicht wohin mit sich und wollte nicht zurück zu Billy und Tovey in die 76. Nein, er wollte überhaupt nicht hier sein, sondern lieber weit weg. Die Stimmen der anderen hallten bedeutungslos durch seinen Kopf. Alles sinnlos, alles verdammt sinnlos. Brian hasste es wieder hier zu sein, allein …

Auch damals, vor zwei Jahren, hatte er es gehasst. Die Idee war cool, zugegeben und später hatte er es fast geliebt hier zu sein, aber in diesen ersten Tagen hatte er es gehasst. Der allererste Tag war der schlimmste gewesen. Brian erinnerte sich, wie er geheult hatte, wie ein kleines Kind, dass man von seiner Mutter entführt hatte. Peinlich. Zum Glück hielt ihm das jetzt niemand mehr vor. Brian hätte dem, der es wagen würde den Schädel eingeschlagen.

Unvermittelt blieb er vor einer Tür stehen, die größer war als all die anderen. Ein kleines goldenes Schild hing daran und verkündete: Sekretariat II

Brian betrachtete das Schild. Ja, hier hauste der Schulleiter, unser allseits geliebter Herr Blecket, wenn kein Unterricht stattfand. Sowohl am Wochenende, als auch nachmittags. Unsicher hob Brian die Hand und klopfte. Er musste einfach fragen.

„Herein!“ kam eine Stimme von drinnen. Brian lächelte stumpf und betrat das Sekretariat, nur um dann vor der einzigen Frau im Umkreis von 15 Kilometern zu stehen: Die Sekretärin.

„Schönen Guten Tag, Fräulein Tiele“, sagte Brian und betrachtete die junge Frau gespannt. Die einzige Frau. Das war irgendwie fast lächerlich.

„Was gibt es denn?“ fragte sie und sah von ihrem Platz zu Brian hoch.

„Sie sehen heute aber wieder gut aus“, witzelte Brian und trat etwas näher. Fräulein Tiele warf ihm einen anklagenden Blick zu und sah ihn dann fragend an. „Eigentlich wollte ich zum Schulleiter. Ich muss dringend etwas fragen.“

Die junge Frau nickte bedächtig.

„Da haben Sie Glück. Er ist vor wenigen Minuten gerade eingetrudelt.“

„Wo war er denn?“ fragte Brian sofort, vielleicht etwas hastig.

„Im Krankenhaus“, sagte Fräulein Tiele als wäre das selbstverständlich. „Er musste doch seinen Musterschüler Sonny besuchen.“

„Oh … ja, natürlich“, sagte Brian und schluckte unwillkürlich.

Fräulein Tiele stand auf und huschte zur Tür rechts von Brian. Unsicher sah Brian ihr nach. Er hatte noch nie um Audienz gebettelt. Ob Blecket ihn gleich wieder rausschmeißen würde? Das Fräulein klopfte sanft an, öffnete und steckte den Kopf ins Nebenzimmer.

„Schicken Sie ihn rein, Sabine“, hörte Brian seinen Schulleiter sagen. Er atmete tief durch und bedankte sich bei Fräulein Tiele, dass sie ihm die Tür aufhielt.

„Setzten Sie sich, Herr Moore“, sagte Herr Blecket und Brian tat wie ihm geheißen. Blecket war ein selbstgefälliges Arschloch. Er ließ nichts durchgehen. Extrawünsche, abgelehnt! Doch Brian würde es trotzdem versuchen.

„Darf ich Brian sagen?“ Brian nickte und starrte auf den Schriebtisch des „Diktators“ wie sie ihn scherzhaft nannten. „Was gibt es denn?“

„Also, es geht um folgendes“, fing Brian an und zwang sich aufzusehen. Er fühlte sich wie ein Käfer, der einem großen Schuh von unten entgegenblickte. Gleich würde er zerquetscht werden, wenn er nicht fix genug war. „Aron Wayne und Sonny Iero sind meine Freunde. Ich würde sie sehr gerne im Krankenhaus besuchen. Wissen Sie, ich … ich hab ja keine Ahnung wie es ihnen geht und ich mache mir Sorgen …“

Brian brach ab. Der Schulleiter hatte sich alles angehört und die Augenbrauen hochgezogen. Ein gutes Zeichen dafür, dass Brian verloren hatte.

„Hören Sie zu, Brian“, sagte Herr Blecket langsam, als wäre Brian etwas schwer von Begriff. Brian fiel auf, dass er Blecket seinen Namen nie gesagt hatte. Unheimlich …

„Vor wenigen Minuten noch, war ich im Krankenhaus. Sonny geht es gut. Aron … lebt auch noch, also keinen Grund zur Panik. Sicherlich haben die beiden noch mehr Freunde, die zu mir kommen könnten und um einen Besucht bitten, aber wissen Sie, ich bin für Sie verantwortlich Brian und ich habe das Gefühl, dass es keine gute Idee ist Sie allein irgendwo hingehen zu lassen. Sie haben mir gestern Abend keinen sonderlich gefassten Eindruck gemacht. Wie nah stehen Sie den beiden? Irgendwelche langfristigen festen Beziehungen?“

Brian starrte inzwischen wieder den Schreibtisch an. Langfristige Beziehungen? Pha und ob! Aber er wusste, dass „bester Freund“ nicht galt.

Du blöder, verdammter Scheißkerl!

„Ja“, sagte Brian und versuchte wieder dem Blick seines Schulleiters standzuhalten. Ronald Bleckets Augen waren hart wie Stein. Brian fühlte die Wirkung des Beruhigungsmittels schwinden. „Ich bin seit über zwei Jahren mit Aron zusammen“, sagte er und wusste, dass er log. Doch so falsch kam es ihm nicht vor.

Blecket zog die Augenbrauen hoch. Dieses Mal vor Überraschung.

„Seit über zwei Jahren?“ fragte er. Seine Stimme klang noch immer relativ unbeeindruckt. Wahrscheinlich war er ein Meister, wenn es darum ging Leute am Telefon zu verarschen.

„Seit über zwei Jahren“, echote Brian und zog die Zugbrücke zwischen Wahrheit und Lüge hoch. Die Wahrheit lag in der Burg, geschützt von hohen Mauern. Die Lüge stand draußen in Form von kleinen Rittern mit Schwert und Lanze. Die Lüge war eine bessere Abwehr als die Wahrheit, denn die Lüge war bewaffnet.

„Sie wollen mir also erzählen, dass Sie im zarten Alter von fünfzehn Jahren schon wussten, dass Sie schwul sind und gleichzeitig schon einen festen Freund hatten?“

„Exakt!“ sagte Brian. In Wahrheit war er Anfang vierzehn gewesen, als diese Idee sich in seinem Kopf verhakte.

„Erstaunlich“, sagte Blecket und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Das Thema schien ihn mehr zu interessieren als seine zwei halbtoten Schützlinge. Brian krallte seine Hände ineinander. Dieser Typ regte ihn auf, regte ihn mächtig auf. Er war so wütend, dass er am liebsten den Hals des Schulleiters gepackt und fest zugedrückt hätte. Stirb du Ratte! Bleckets äußeres Erscheinungsbild erinnerte ihn irgendwie an Sonny. Das Jackett, perfekt abgestimmt auf Hose und Hemd. Schlicht und doch irgendwie Respekt einflößend. Autoritär. Nur war Sonny nicht ganz so großkotzig - aber fast! - und auch nicht ganz so streng - besser so für ihn!

„Wissen Sie Brian, falls Sie ehrlich sind und das stimmt, was Sie mir hier sagen, bin ich beeindruckt. Nur leider haben Sie dann in ihrer Bewerbung gelogen.“

Brian sackte in sich zusammen und vergrub das Gesicht in den Händen. Blecket fuhr unbeirrt fort.

„Wenn ich mich recht erinnere“, sagte er kühl und drehte den Monitor seines Computers zu Brian herum. „Steht hier, dass Sie vierzehn waren und außerdem haben Sie Single angegeben. Schauen Sie ruhig her.“

Brian hob den Kopf und starrte den Bildschirm an. Seine Bewerbung. Sein Bild, seine Daten, einfach alles. Er hatte fast vergessen wie verdammt detailliert diese scheiß Bewerbung gewesen war.

„Auch in Arons Bewerbung finden Sie keine Erwähnung. Zu schade. Von über zwei Jahren kann also keine Rede sein, oder was meinen Sie?“

Brian senkte wieder den Blick und kniff die Lippen zusammen.

Ich hasse diesen Drecksladen. Scheiß auf „sexuelle Barrieren überwinden“ und „freies Umfeld“. Connections, pha! Wenn wir auf diese verdammte Welt da draußen losgelassen werden, haben wir keine verdammte Ahnung davon, wie wir mit Menschen umgehen die anders sind! Kleinkarierter Mist!

„Ich möchte Sie jetzt bitten zu gehen.“
 

Anm. v. A:

Ich hoffe es ist nicht zu langatmig geworden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Snaked_Lows
2007-01-14T22:30:36+00:00 14.01.2007 23:30
Dem kann ich mir nur anschließen. Man bin cích froh dass ich just for fun nochmal meine Favoliste durchgeangen bin. Puh, Glück gehabt. Also dass mit dem Schlüssel ist ja mal ober gemein von Tovey, so langsam wird der mir unsympatisch...
Schreib bitte gaaaaaanz schnell weiter, ich muss umbedingt wisse wie es weiter geht. Hoffentlich geht es Sonny und Aron gut *sich Sorgen macht* Vorallem, hoffentlich sind die Verbrennungen in Arons Gesicht nicht so schlimm.
Okay gute Nacht^^
Von: abgemeldet
2007-01-14T11:47:45+00:00 14.01.2007 12:47
Das ging aba schnell. ^^ *froi*
Tovey hat die Schlüssel nem andern zugesteckt. *Tovey hau* Hoffentlich gehts genauso schnell mit dem nächsten Kapitel weiter. XD Ich bin schon ganz gespannt wie´s Sonny und Aron geht. ^^
Die FF is super!

tia_nova


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