Stolen Love von TayaTheStrange ================================================================================ Kapitel 15: Collapse -------------------- Zusammenbruch *KangTas Sicht* Nun war es passiert. KangTa hatte gewusst, dass er sich selbst verraten würde. Er konnte seine Gefühle nicht einfach so unterdrücken. Nach dem Schreck mit dem Mädchen hatte er nicht weinen können, aber hier bei Shin konnte er es wieder. Und als dieser zu ihm kam, ihn an sich drückte, wie schon im Krankenhaus, da krallten sich seine Hände in Shins Hemd und er hielt sich an ihm fest. Schluchzend und nicht im Stande, wirklich zu erfassen, was in letzter Zeit mit ihm geschah. "Ich...ich wollte sie doch retten...sie...sie ist einfach...gefallen und...und...Sie wollte doch leben! ..." Presste er immer wieder unter seinen Tränen heraus, um irgendetwas loszuwerden, von dem, was ihn so erdrückte. Beruhigend streichelte Shin mit der Hand über KangTas Rücken, als dieser sich an ihm festhielt und so gebrochen schluchzte. Und da... spürte er ihn wieder... diesen schweren Atem... diese unerträgliche Last... Leicht lehnte er seinen Kopf gegen KangTas und drückte ihn etwas fester an sich. Sachte. Doch verstand Shin nicht ganz, was KangTa meinte, als er zu erzählen begann. Auf das Mädchen auf dem Hochhaus kam er dabei nicht. "Wer ist ~sie~?" Fragte Shin ruhig nach, genauso ruhig, wie seine Hand unentwegt über KangTas Rücken glitt. So sehr Shin sich auch bemühte, KangTa konnte sich nicht beruhigen. Das, was er gesehen hatte, zog ihn völlig in den Bann und ließ ihn nicht mehr los. Shins Frage konnte er in den ersten Minuten nur mit weiteren Schluchzern beantworten, bis er zu mehr Worten fand. "Sie...das Mädchen...auf dem Hochhaus...Sie...sie wollte sich umbringen...aber...aber ich hab sie zurück gehalten...und dann...und dann...da war soviel Blut!" KangTa konnte nicht mehr. Das war ihm alles zuviel. Noch nie zuvor hatte er so etwas machen müssen und nie zuvor hatte er etwas Vergleichbares erlebt. Das konnte er einfach nicht mehr tragen. Das Mädchen... Shin konnte es nicht fassen. Er konnte nicht fassen, wie KangTa da mit hineingezogen werden konnte. Er war doch nicht... der Retter der Welt, der alles für jeden tat. Shin wurde sauer... entsetzt... Aber jetzt musste... wollte... er für KangTa da sein, der, im wahrsten Sinne, vor einem Scherbenhaufen kniete. Seinem Leben... "KangTa...?!" Leise, aber doch bestimmend, sprach Shin ihn an. Doch KangTa reagierte nicht. Shins Stimme ging vielleicht im Schluchzen unter. So legte er seine Hände auf KangTas Schultern und drückte ihn sachte etwas von sich weg. Um ihn ansehen... ihm ins Gesicht sehen zu können. Und das tat Shin... Langsam kam er KangTa näher, seine Stirn fast an dessen gelehnt und während sein Blick tief in dessen Augen eindrang. Und auch mit der Gefahr, sich zu verraten... als Phantom... waren Shins Lippen denen KangTas so nah. Den Atem, den KangTa ausstieß, nahm Shin auf... er... stahl ihn ein weiteres Mal... Sekunden erschienen wie Minuten, in denen seine Augen von der eigentlichen Tat ablenkten. Doch entfernte er sich wieder etwas und legte liebevoll eine Hand auf KangTas Wange. "Ich bin mir sicher, du gibst immer dein Bestes und daher weiß ich, dass du es verhindert hättest, wäre es möglich gewesen, KangTa." Mit gedämmter Stimme verließ Shins Atem den Mund und dessen Inhalt waren diese Worte, die sich nicht nur auf KangTas Lippen niederlegte. Und seinen Namen... Shin sprach ihn ganz besonders aus, aber... KangTa war etwas Besonderes, das wusste Shin genauso sicher. Zärtlich streiften seine Finger über dessen Wange und verwischten die unzähligen Spuren von Tränen, die Shin... nie wieder sehen wollte. Am liebsten würde er in diesem Moment in Shins Armen einschlafen und nie wieder aufwachen. Um all diese Bilder nie wieder sehen zu müssen. Es tat alles so weh und nur Shins Anwesenheit und der Gedanke an Schlaf versprachen Milderung. So von seinen Tränen überrannt bemerkte KangTa wirklich nicht, dass Shin ihn ansprach. Daher wurde es für ihn in dem Moment umso schlimmer, als dieser ihn von sich drückte, auch wenn nur leicht und ihm damit einen Teil seines Schutzes nahm. Verweint sah er diesen an, doch...war schon einen Augenblick später für schlechte Gedanken kein Platz mehr. So nah wie Shin ihm kam, seine Lippen so unglaublich dicht bei den seinen. Alle Erinnerungen und Bilder hielten still, zeigten sich nicht mehr. Er sah nur noch in Shins Augen und vernahm dessen Atem auf seinen Lippen. Es wurde still in der Küche und keine Träne verließ mehr KangTas Augen. Erstarrt blieb er, bis sich Shins Hand auf seine Wange legte und sie...so zärtlich, so Heil bringend...streichelte. Und genauso Heil bringend waren Shins Worte. Dieser glaubte an ihn, er machte ihn für nichts Schlechtes verantwortlich, auch wenn KangTa dies schon selbst tat. Für das Phantom war in diesem Moment kein Platz. Sodass KangTa seine Augen schloss und sich noch ein paar Perlen über seine Wangen ergossen, bis sein Kopf sich auf Shins Schulter bettete. Er war sich sicher, dass dieser ihm jeden Schmerz nehmen könnte. Egal welcher Art. Die Tränen, die seinen Worten folgten, fing Shin ab, doch legte er wieder die Arme um KangTa, als dieser sich gegen seine Schulter lehnte. Einen Moment lang hielt er ihn bewahrend, um noch etwas Ruhe in KangTa zu bringen, aber dann stand Shin langsam auf. Mit KangTa in den Armen. Der Boden war kalt und... voller Scherben. Bedacht verwies Shin seinen Freund auf einen Stuhl, glitt mit der Hand kurz durch dessen Haar und machte sich dann daran, einen Tee für ihn zu kochen. Nachdem die Scherben beseitigt waren, reichte er KangTa die Hand, um mit ihm die Küche zu verlassen. Shin führte ihn in dessen Schlafzimmer, wo sie sich ans Bett setzen. Erst nachdem er die Tasse mit dem Tee in die zittrigen Hände KangTas gegeben hatte, breitete er eine Decke über dessen Schultern aus. Ein Arm seinerseits folgte und legte sich ebenfalls um dessen Schultern. KangTa sollte keine Angst haben müssen, Shin als Halt verloren zu haben. So wirklich registrierte er erst, was Shin tat oder getan hatte, als er schon auf dem Bett saß. Mit dem heißen Tee in den Händen und der Decke um die Schultern. Während Shin die Scherben weggeräumt und ihm den Tee gekocht hatte, hatte er ihn beobachtet, doch war KangTa mit den Gedanken ganz woanders. Ja, vielleicht hatte Shin Recht...vielleicht war es gar nicht alles seine Schuld. Vielleicht nur ein bisschen...er konnte doch nicht wissen, was geschehen würde. Und wie er nun hier saß und in seinen Tee starrte, da hatte er das Bedürfnis, Shin die Situation zu erklären. Eventuell auch, um sich ein wenig vor sich selbst zu entschuldigen. Vorsichtig nahm einen Schluck, dann setzte er endlich an. Diesmal mit viel ruhigerer Stimme. "Weißt du, ich...ich war nicht der Einzige, der Versucht hat, sie davon abzuhalten. Aber als sie nicht hat mit sich reden lassen...da wurde bei uns Verstärkung angefordert. Und schon...stand ich auf diesem Dach und hab mit ihr...geredet, ohne darüber nachzudenken...und sie hat...hat mir zugehört und hat sich umgedreht. Sie wollte zurückklettern und zu mir kommen. Sie...sie wollte nicht mehr sterben. Wirklich, das hat sie gesagt...und dann, dann ist sie abgerutscht und ein Windstoß hat sie...nach hinten...geworfen...nach unten...direkt v-vor meinen Augen...Ich wollte sie doch festhalten, aber, aber...ich hab sie nicht mehr bekommen..." Seine Stimme war zum Ende hin immer leiser geworden, er biss sich auf die Lippe. Hätte er doch nur irgendetwas tun können. KangTas Hände zitterten wieder etwas stärker...die Oberfläche des Tees begann kleine Wellen zu schlagen. Und dazwischen...dazwischen sah er sein eigenes, verschwommenes Spiegelbild. Das nicht mehr nach ihm aussah. Shin horchte auf, als KangTa auf einmal zu erzählen begann. Und was er zu hören bekam, war mehr, als er aus den Nachrichten erfuhr. Viel mehr. Dann war letztlich alles ein... Unfall... ein Unglück und kein... nein, kein Selbstmord. Shins verbleibende Hand bedeckte sanft den Handrücken KangTas, wollte ihr das Zittern nehmen. Ja, Shin wusste, dass KangTa immer sein Bestes geben würde und er hatte... "Du hast die Seele des Mädchens gerettet. Ihr Leben lag nicht in deinen Händen, ein trauriges Unglück hat es ihr genommen. Weder du, noch sonst irgendwer hätte sie retten können. Manche Dinge... passieren... einfach." ... So hart sich das auch anhören mochte. Aber wenn das stimmte, was KangTa sagte und daran zweifelte Shin kein bisschen, dann war er machtlos über diesen Schicksalsschlag. Er war unvorhersehbar, dieser ungewollte Absturz. Unter Shins Berührung wurde KangTas Hand ruhiger und er begann, seinen Tee weiter zu trinken. Ja, jetzt war ihm leichter. Und je mehr er Shins Worte verinnerlichte, desto besser ging es ihm. Er machte sich immer noch Vorwürfe, aber es ging jetzt wieder. Viel besser und das nur...mit Hilfe von seinem Freund. Shin. Stumm und ohne den Blick zu Shin zu wenden, leerte er seine Tasse. Doch behielt er sie in den Händen und lehnte sich an diesen. Die Erschöpfung über all die Dinge, die geschehen waren, ergriff langsam von ihm besitz. Seine Augenlider wurden schwerer und so langsam neigte sich auch die leere Tasse...bis er sie losließ und sie zu Boden rollte. Doch diesmal blieb sie ganz. Dass KangTa sich wieder zu beruhigen schien, wenn auch nur langsam, erleichterte Shin sehr. Er hatte fast nicht geglaubt, es zu schaffen. Doch dann fiel dessen Tasse zu Boden, wodurch Shin bemerkte, dass KangTa letztlich eingeschlafen war. Ein Lächeln, auch wenn es kein glückliches war, schlich sich über seine Lippen und vorsichtig legte er KangTa richtig ins Bett, deckte ihn zu und blieb an der Bettkante, nah bei ihm, sitzen. Shins Hand tauchte wieder über KangTas auf und bedeckte sie gutmütig. Streichelnd. Und auch wenn Shin nicht gehen wollte, tat er es, nach etwa einer Stunde, dann doch. Ein letztes Streicheln überquerte KangTas Wange und Shin ging, mit dem Versprechen wieder zu kommen. Sehr bald. Es war dunkel geworden und während er zu seiner Wohnung lief, konnte Shin nicht anders, als sich den Kopf zu zerbrechen. Über KangTa. Er war sich längst sicher, dass KangTa für diese Welt nicht geschaffen war. Diese Welt war zu grausam und würde KangTa zerbrechen, wie einen wunderschönen Kristall, so rein, edel und... verletzbar. KangTa musste... dieser Welt entrissen werden. Er war dem Zerbrechen, dem gänzlichen Zerbrechen, schon zu nah. Und Shin... ja, er wollte KangTa hier wegbringen. Hinein in ein anderes Leben. Wie genau das aussehen und wie er das anstellen sollte, das wusste er noch nicht, aber so... nein, so konnte es nicht weiter gehen. Schönheit sollte bewahrt werden. Shin wollte sie bewahren und auf ewig... bewundern können. Ihr Beschützer sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)