so much time von Neflite (Leben mit Kai Hiwatari) ================================================================================ Kapitel 4: Agony ---------------- Kapitel 4: Agony Der Tag verging so, wie eine Sanduhr abläuft, man konnte die Zeit nicht stoppen, die einfach so dahinraste. Suri hatte sich mit Hilfe ihrer neuen Karte, die sie von Kai bekommen hatte, am richtigen Ort an die Arbeit gemacht und die Vitrinen und Schänke in den Korridoren des Erdgeschosses gereinigt. Staunend betrachtete sie immer wieder gern die Gerätschaften oder Schmuckstücke in ihnen, und ihre Augen nahmen langsam ebendiesen Glanz an. Sie konnte es jetzt erst richtig registrieren, dass dies alles kein Traum war, sie wirklich mit einem Wassereimer und einem Lappen durch Kai Hiwataris Villa zog, um seine Erbschaften zu pflegen. Sie sah auf die Uhr und dann um sich, sie war fertig für heute, und hatte noch eineinhalb Stunden bis zum Essen. Sie leerte in der großen Küche den Eimer und ging in Richtung Zimmer. Das Waisenmädchen wunderte sich, dass sie nichts mehr von Kai gehört oder gesehen hatte, geschweige denn von anderen Bediensteten des Hauses, außer dem Koch und dem Küchenmädchen, die sie ja eben getroffen hatte. Sie kam an einem Spiegelsaal vorbei, von dem die Tür offen stand. Staunend und irgendwie angezogen von ihm blieb Suri stehen und trat näher an den Eingang. Sie sah sich selbst in nahezu jedem Spiegel und betrachtete ihr eigenes, blasses, erstauntes Gesicht. In diesem Moment stellte sie sich auch schon die Frage, was dieser Raum für einen Zweck hatte. Was konnte man denn schon mit so einem Raum anfangen? Kai war ja keine Frau, die sich unbedingt von allen Seiten betrachten wollte, ehe sie das Haus verließ! Oder war er doch so eine Person? Kopfschüttelnd und sich selbst in Gedanken scheltend ging Suri wieder weiter. Draußen war es stockdunkel und sie machte ersteinmal Licht in ihrem Zimmer. Viel zu grell kam es ihr vor, lieber würde sie eine Kerze anzünden, wie sie es letzten Winter getan hatte. Sie erinnerte sich an die Wärme und die Hoffnung, den Trost und die Geborgenheit, die von diesem kleinen Licht ausging. Verträumter Blick zum Fenster gerichtet, setzte sie sich auf ihr Bett. In Gedanken nun wieder in Erinnerungen aus tiefster und naher Vergangenheit versunken, wurde ihre Haltung sowie ihr Blick trauriger und ausdrucksloser. Ihr kamen Tränen und sie zitterte wieder leicht und ganz plötzlich stand sie auf und ging wieder hinaus, den Flur entlang und verschwand in einem der Badezimmer. Kai hatte sie vom Balkon aus beobachtet und war genau wie Suri eben total in Gedanken versunken. Er fragte sich unwillkürlich, was sie wohl alles durchmachen musste, weshalb sie öfters mal so unheimlich traurig oder fast schon wie im Schockzustand schien. Es war ihm ein echtes Rätsel und so trat er in sein eigenes Zimmer. Etwas später wurde Abendbrot gegessen und Kai versuchte einmal mehr etwas von Suri zu erfahren. "Erzähl mal, Suri-chan, was ist deine älteste Erinnerung? Woran kannst du dich aus deiner frühesten Kindheit als erstes erinnern?", fragte er und nahm einen Schluck seines Tees, den Blick auf die Tasse gerichtet. Suri rührte etwas in ihrem Tee und überlegte. "Ich bin im Heim in Kyoto, liege in meinem Hochbett und starre die Decke an, bin glaub ich 4 oder 5 Jahre alt... unter mir höre ich die anderen Lästern... sie sagen, ich sei ein Wesen aus der Unterwelt, wesshalb mich diese Männer wollen. Ich wusste dort noch nicht... was sie meinten", schloss sie den Satz, man merkte, dass sie etwas anderes sagen wollte, sich aber doch umentschied. "Mein Begleiter liegt neben mir. Dann wird es dunkel, da die Kinder raus aus dem Zimmer sind und die Tür zugemacht haben. Sie wussten nicht, dass ich dort lag..." Sie erzählte dies Monoton und mit keinerlei Gefühle im Blick oder in ihrer Körperhaltung. Das merkte das Mädchen auch selbst und nahm einen Schluck Tee, während sie sich etwas wunderte, denn sie schien irgendwie ruhig bei diesen Erinnerungen, vielleicht, weil es einer der wenigen Momente waren in denen ihr nichts geschah, wie Suri gerade selbst herausfand. Kai nickte und sah nun auf. "Ich sehe meinen Großvater wütend die Haustür zuschleudernd, diese dann abschließen und auf mich zukommen. Er nimmt mich an die Hand und führt mich in den Spiegelsaal oben am Anfang des Korridors in dem auch unsere Zimmer liegen. Er stellt mich dort rein und sagt sowas wie, ich solle mich selbst stets konzentriert mustern und versuchen, mich selbst mit meinem Blick einzuschüchtern, so tun, als wäre ich mental stärker als mein eigenes Spiegelbild. Das würde die selbstbeherrschung trainieren und ich würde merken, wie ich so andere dazu bewege, auf meinen Willen einzugehen. Gleichzeitig könnte ich so auch üben, nicht immer gleich bei jeden harten Blick nachzugeben. Tja, das tat ich dann mein halbes Leben lang...", ließ er nebenbei noch mit einfließen und stellte seine leere Tasse einen Moment später ab. "Ich nehme an, man sieht sich dann morgen... Ich werd mich noch etwas in der Bibliothek aufhalten, falls irgendwas ist." Der junge Hausherr erhob sich und ging hinaus. Etwas später. Suri hatte sich bereits umgezogen und lag auf ihrem neuen Bett. Es war ungewohnt und so starrte sie an die Decke, an der einige verrückte Schatten tanzten, die vom Licht ihrer Nachttischlampe erzeugt wurden. Sie seuftzte und drehte ihren Kopf beiseite. "Nesaya... ich fühl mich unwohl hier zu liegen..." Sie wartete, aber nichts geschah. Seltsam, dachte Suri, eigendlich leuchtete ihr BitChip immer auf, wenn sie mit Nesaya sprach... "Nesaya, hör mal...", sagte sie und wartete wieder kurz ab. Nichts geschah. "Nesaya?!", sagte Suri etwas ängstlich und richtete sich auf. Sie nahm ihren Freund und Begleiter und legte ihn auf ihre Handfläche. Erst jetzt ging ein leichtes ganz ganz zartes mattes Licht von ihm aus. Es ging ihm nicht gut, das spürte seine Besitzerin sofort und begann zugleich etwas nervös zu zittern. "Nesaya, was ist los...? Sags mir...!" Kai stand an der Tür und beobachtete das Geschehen mit einer Spur Interesse. "Nesaya, komm, sag mir was los ist...", Suri versuchte, ihr BitBeast zur Kommunikation anzuregen. Sie bekam Tränen in den Augen, denn es ging ihrem BitBeast von Sekunde zu Sekunde schlechter. "Halt durch... was auch immer du hast, halt durch!" Suri stand auf und drehte sich zur Tür, als sie dann Kai erblickte, stockte sie. "Was ist mit deinem BitBeast?", fragte Kai und trat nun entgültig ein. Er ging näher zu ihr hin und betrachtete den schon sehr zerbrochenen BitChip. "Er ist zu überanstrengt... er brauch ruhe und Zeit sich von irgendwas zu erholen...", meinte Kai und sah von dem Chip zu Suri. Sie weinte nun und strich sanft über das stück Plastik, als wäre es ihr Haustier. "Nesaya...", sagte sie ganz leise und setzte sich weinend. "Jetzt versteh ich es... du hast mich zu ihm gebracht... Du hast mich zu Kai teleportiert...! Desshalb bst du so K.O. ... Stirb bitte nicht, Nesaya, du bist doch... mein einziger richtiger Freund...!" Kai blieb dort stehen wo er war und betrachtete die weinende Suri, wie ihre Tränen an ihrer engelsblassen Haut herunterliefen und im Licht glitzerten... Kai riss sich von diesem Anblick und ging in sein Zimmer. Nach einer Minute kam er mit einem heilen BitChip in der Hand wieder. "Hier... wenn es ihm wieder gut geht, soll er versuchten auf diesen hier überzugehen... Aber erst, wenn es ihm besser geht und er bei vollen Kräften ist, sonst stirbt er noch...!", sagte Kai mit warnenden Unterton und nahm Suris Hand, um in diese den Chip zu legen. Er sah sie noch einmal beschwörend an, ehe er dann aus ihrem Zimmer veschwand. Suri sah auf den neuen Chip und auf ihren Begliter nieder und lächelte unter Tränen. "Siehst du, halt durch, dann kannst du hier rein...! Bitte halt durch...!" Sie stand auf, legte ihren Freund auf das Kopfkissen und holte eine Kerze, sowie ein paar Strechhölzer aus der Küche. Der Koch hatte ihr gerne welche gegeben, er fand das neue Mädchen sehr niedlich und hatte vom Hausmädchen gehört, wo sie herkam. So hatte er Mitleid mit ihr und half ihr nur zu gern. Als Kai etwas später noch ein letztes Mal an Suris Tür vorbei kam, die wie immer offen stand, da sie ja Angst vor geschlossenen Räumen hat, sah er das ehemalige Straßenmädchen auf dem Bett sitzen, mit dem Rücken an der Wand vom Kopfende lehnend und ihren Begleiter, wie sie ihn nannte, neben sich auf dem Kissen liegend. Suri schlief und eine Kerze brannte auf ihrem Nachttisch in einem der Kerzenständer aus der Küche. Mit einem warmen Gefühl im Bauch sah Kai, dass Nesaya nun wieder ordendlich strahlte und Suri im Schlaf glücklich lächelte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)