Verdammt, ich bin in meinen Teamleader verknallt!!! von abgemeldet
(Nächste Käppi ist da!!!)
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Kapitel 1: Hundesabber u. fieser Bruder
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Erschöpft ließ ich meine Schultasche auf den Küchenstuhl fallen.
Ich fühlte mich schlapp und ausgelaugt. Drei Arbeiten hatte ich an diesem Tag
geschrieben!
Einmal Englisch, dann Mathe und dann Erdkunde! Und natürlich musste uns unser
blöder Sportlehrer auf dem Sportplatz hetzten, als ob wir Kühe wären. Und das
bei dieser Hitze!
Um meine Laune noch schlecht zu halten, war ich mit meinen kleinen Bruder Timmi
alleine Zuhause. Nun ja, ehrlich gesagt war er mein Adoptionsbruder, aber wie
wir uns immer streiten schienen wir richtige Geschwister zu sein.
Und wo man gerade von Teufel sprach....da war er. Timmi stand an der
Türschwelle und grinste mich mit den typischen
Ich-hab-bock-dich-zu-nerven-Blick an. Und dafür hatte ich überhaupt kein
Nerv.
„Mama hat gesagt, du sollst den Auflauf warm machen,“ nörgelte er gleich.
„Ich sag dir nur eins, Zwerg,“ knurrte ich und schmiss den Backofen an.
„wenn du weiter so herum quengelst, stecke ich dich in die Mülltonne.“
Wie üblich streckte mir Timmi die Zunge heraus und lief ins Wohnzimmer. Ich
hörte, wie er, ohne zu fragen, den Fernseher einschaltete. „Timmi, du darfst
nicht von Mama fernsehen,“ schimpfte ich, lief ins Wohnzimmer und riß die
Fernbedinung aus Timmis Hand.
Der zog einen Schmollmund. „Schade, ich hätte dir sonst was erzählt.“
„Pöh. Wahrscheinlich wie du einen Frosch zensiert hast,“ sagte ich
uninteressiert und wollte gerade die Fernbedinung auf den hohen Schrank legen,
als Timmi sagte: „Nun gut, dann gebe ich dir nicht den Brief, der an dich
geschickt war.“
Überrascht drehte ich mich um. „Was für ein Brief?“
Timmi holte aus seiner Hosentasche einen schon leicht zerknitterten Umschlag
heraus. Auf der Rückseite erkannte ich Lysas saubere, schräge Schrift.
„Timmi,“ sagte ich streng. „gib mir den Brief.“
Doch das schien er nicht tuen zu wollen. „Erst wenn ich fernsehen darf,“
antworetete er.
Der Gnom wollte tatsächlich handeln! Ich glaubte es ja wohl nicht!
„Oder du gibst mir deine Stickersammlung,“ grinste Timmi schief. Das würde
ich nicht tun. Ich hatte eine eindrucksvolle Sammlung von Glitzerstickers. Das
meiste waren Drachen, Panther, Wölfe und Phönixe. Und auf die war Timmi
besonders scharf. Aber das konnte er sich abschminken.
„Du kriegst einen Tritt in den Hintern, wenn du mir nicht gleich den Brief
gibst,“ drohte ich.
Timmi zuckte die Schultern. „Okay, dann werde ich den Brief Cheroke geben.“
Nicht Cheroke! Unser französicher Bulldoggel zerfetzte mit großer Vorliebe
Papier, besonders Zeitungen. Timmi pfiff kurz und schon kam der dicke
Fleischklops angewackelt.
„Cheroke, hier, Fresschen, Fresschen. Mjam, mjam,“ säuselte Timmi und
wedelte mit den Brief herum. Sofort begann Cheroke wie ein Wahnsinniger an Timmi
anzuspringen und bevor ich es verhindern konnte, hatte Cheroke Timmi umgeworfen
und stürzte sich auf den Brief.
„Neiiiiiiiiin!!!!“
Wie ein wütendes Nashorn trompedent stürmte ich mich auch auf den Brief, doch
leider hatte Cheroke ihn schon zwischen den Zähnen. „Lass los! Aus! Pfui!,“
schrie ich und zog den Brief in die Höhe, Cheroke gleich mit, wo er richtig
knurrte. „Steh nicht so dumm herum, hilf mir lieber,“ fauchte ich Timmi an
und packte Cheroke am Nackenfell und zerrte an ihn wie verrückt.
Es gab ein reißen und schon hatte ich den halben Brief in der Hand. Die andere
Hälfte war noch in Cherokes Maul. Schreiend legte ich die anderere Hälfte auf
das Sofa und drückte Cherokes Kiefer auseinander. Endlich umschlossen seine
Zunge nicht mehr den Brief und ich konnte ihn schnell nehmen. Aufatmend setzte
ich mich auf dem Boden und schaute Timmi giftig an. „Dafür wirst du nicht so
leicht davonkommen,“ knurrte ich.
Nachdem ich den papierfressenden Hund auf die Terasse geworfen hatte und Timmi
mit der Drohung, das alles Mama zu erzählen an den Tisch gesetzt hatte, holte
ich den Auflauf heraus, der schon halb verkokelt war. Timmi versprach nichts zu
sagen, so lange ich ihn nicht verpetzte.
Ich tupfte den halben Brief mit den geschirrhandtuch ab, weil Cherokes Sabber
den halb durchnässt hatte und schaute Timmi grimmig an. „Das muss ich mir
noch überlegen...,“
„Bitte Ali, ich tue auch alles was du willst,“ bat Timmi und setzte den
Dackelblick ein.
Weil er damit in dieses Moment so traurig und lustig zugleich aussah, musste ich
lachen und sagte großzügig: „Du könntest ja mein Zimmer aufräumen und dann
mit Cheroke spazieren gehen. Und dann noch die Tonne säubern, denn sie ist voll
verdreckt.“
Timmi schaute nicht gerade glücklich, doch nickte gehorsam.
„Gut,“ Zufrieden lehnte ich mich zurück. „Kannst ja gleich anfangen.“
Als Timmi endlich draußen war, klebte ich mit Klebeband den Brief zusammen.
Erleichtert begann ich an zu lesen. Leider war die Tinte ein wenig verschmiert
von Hundegesabber.
Hi Ali!
Sorry, wenn es so lange gedauert hatte, bis ich den Brief geschrieben hatte,
aber mein lieber Bruderherz Tala hetzt mich, Brian und Spenver wie der Irre,
weil ja bald ein Tunier ist...
Ich musste lächeln. Soweit ich mich erinnern konnte war Tala immer so ein
Sklaventreiber gewesen.
Und Ali, stell dir vor, das Beyblade-Tunier ist in Japan!!! Naja, genau genommen
ist das letzte Match in Japan, denn das erste Match ist in Ägypten, dann
Amerika und zu gut erletzt in Australien.
Tja, und dann kam Spencer auf die Idee, dass du wieder mit uns in einem Team
kommst! Was glaubst du, wie ich mich gefreut hab. Aber Tala (dieser
Mutantenaffe) hatte gesagt, er möchte erst mal sehen, ob du noch so gut bist,
wie in der Abtei.
Ich schluckte. Ich hatte schon lange nicht mehr gebeybladet. Aber ich freute
mich, dass Spencer die Idee eingefallen war, dass ich wie in alten Zeiten wieder
in ihren Team komme. Doch irgendwie tat es mir weh, dass Tala mich nicht sofort
in seinem Team haben wollte.
Übe bitte, Ali, denn ich möchte, dass du wieder zu uns gehörst, denn ich
halte das nicht mehr aus mit den ganzen Männern da zusammen herumzureisen.
Spencer, Brian und ich versuchen mal Tala ein wenig hasenherziger zu machen.
(Drück uns die Daumen.)
Falls du wissen möchtest, wann wir kommen und wo wir dann in Tokio sind, dann
verrate ich es dir. Am 26 Juni fliegen wir hierher und schlafen in Mr Dickensons
Villa. Wie wäre es, wenn du uns vom Flughafen abholen möchtest? Das wäre echt
toll.
Muss jetzt leider Schluss machen, denn Tala wird wieder fuchsig. Wir sehen uns
am 26 Juni!
Alles Liebe
Deine Lysa
PS: Liebe Grüße von Spencer und Brian. Auch von Tala^^.
Ich las den Brief nochmal durch und mein Lächeln wurde noch breiter. Sie kommen
also hierher. Und heute war der 21 Juni!
Man, was freute ich mich.
Plötzlich kam Mama in die Küche und schaute mich verwundert an. „Was ist
denn mit dir los? Du strahlst ja, wie die Sonne,“ sagte sie erstaunt.
Ich lachte und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Ich habe auch grund zum
strahlen,“ lächelte ich und lief auf mein Zimmer.
Ich lag auf meinem Bett und las den Brief mehrfach durch. Mein Bauch kribbelte.
Hoffentlich vergingen die Tage schnell! Dann holte ich mein Beyblade Greifborg
heraus und sah ihn an.
Tja Kumpel, dachte ich. Jetzt ist es aus mit den Ruhestand.
<*erwartungsvoll guck* Würde mich auf eure Kommis freuen.>
Kapitel 2: Wiedersehen
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Nachdem ich mindestens eine Stunde auf dem Bett lag und mich freute, rief mich
Mama nach unten, denn ich sollte die Spülmaschine ausräumen.
Immer noch strahlend ging ich in die Küche. Mama entging das wieder nicht.
„nun sag schon, warum du so strahlst,“ drängte sie mich. Zur Antwort
drückte ich ihr Lysas Brief in die Hand.
Nach einigen Sekunden schaute Mama mich lächelnd an. „Das ist doch gut, dass
sie dich besuchen möchten. Aber sag mal,“ Sie war jetzt besorgt. „dieser
Boris....und dieser Voiltaire....sie sind doch nicht mehr auf freien Fuß,
oder?“
Ich wusste, Mama hatte um mich Angst. Als sie die Geschichte Lysa
höchstpersönlich hörte, wollte sie mich gar nicht mehr aus den Haus lassen.
Aber in den letzten zwei Jahren war keine Nachricht über Voiltaire oder Boris.
Und ich hoffte auch, dass es so blieb, denn scharf war ich nicht gerade auf
die.
„Keine Angst Mama,“ sagte ich. „Sie sind bestimmt noch nicht auf freien
Fuß.“
Mama sah nicht so überzeugt aus. „Wenn du meinst....“
„Mensch Mama, Spencer, Brian, Lysa und Tala sind bei mir. Was soll denn da
passieren?,“ fragte ich leicht genervt.
Mama biss sich auf die Lippe und nickte dann. „In Ordnung. Aber du weiß, du
hast noch bis zum 1 Juli Schule.“
Leider. Hoffentlich fing das Turnier erst später an. „Mama, darf ich denn
Lysa und die anderen abholen?,“ fragte ich.
Nach einigen Klarstellungen hatten Mama und ich alles geregelt.
Gerade wollte ich in den Park gehen, um ein wenig beybladen zu üben, als mich
Mama aufhielt. „Wenn du schon in den Park gehst, dann kannst du ja Cheroke
mitnehmen.“
Keine lust! Dieser Köter hatte schon heute bei mir verschissen. Aber weil ich
bis zur Ankunft von den Blitzkrieg Boys keine Schwierigkeiten mit meinen Eltern
bekommen wollte, nickte ich brav.
Wenn ich nur gewusst hätte, wie anstrengend Hunde waren, dann erfuhr ich das
jetzt.
Cheroke wollte nicht vorwärts kommen. An jeden Baum und Mauer wurde
geschnüffelt und dran gepinkelt. Sogar Hundehaufen schien für die Hundenase
eine interessant Botschaft zu sein.
Schließlich war meine Geduld erschöpft. Gnadenlos zog ich den Bulldogge hinter
mir her, ohne auf sein Geschnaufe zu achten.
Endlich erreichte ich die Parkwiese. Ich band Cheroke an einem Baum und zückte
meinen Shooter.
Als ich startklar war, versuchte ich mich zu konzentrieren. „Let-it-rip!,”
rief ich und startete mein Beyblade. Doch statt auf den Boden zu landen, flog es
in einem Dornenbusch.
Knurrig schlüpfte ich in den busch und zerkratzte mir ordentlich das Gesicht.
Aber das war mir egal.
Nach fünf weitere misslungene Startversuche hatte ich es geschafft. Doch dann
kam das nächste Problem. Greifborg gehorchte mir überhaupt nicht. Es raste die
Wiese entlang und schreckte mehrere Spaziergänger auf.
Einen Mann verdankte ich es, dass er Greifborg zum stehen brachte. Er war gerade
dabei mit seinen Dalmatiner Stöckchen holen zu spielen, als er zufällig mein
Blade mit den Stock traf.
Greifborg flog mit einen dumpfen Plumps gegen einen kleinen Felsen und blieb
reglos liegen.
Erleichtert hob ich ihn auf und versuchte es diesmal vorsichtiger.
Nach einigen Konzentrationsversuchen gehorchte mein Beyblade endlich.
Ich versuchte ein paar Tricks und war zufrieden. Ich hatte gar nichts vergessen.
Nun wollte ich mal eine Spezialattacke von Greifborg einsetzen. „Thunderstorm
Attack!,“ befahl ich.
Der Beyblade wurde immer schneller, bis er von einem dunklen zwei Meter hohen
Tornado umschlossen war.
Blätter, Steine, Wurzeln, ein paar Zeitungen, Hüte....alles was nicht niet und
nagelfest war flog durch die Gegend. Ein verdächtiges Knacken breitete bei mir
Panik aus und ich rief: „Schluss, Ende!!!“
Eine Sekunde später und der Tornado war vorbei. Der ganze Park sah verwüstet
aus. Bänke lagen zwei Meter von ihren Stammplätzen weiter entfernt, Äste,
Hüte und sonst noch was bedeckte den Boden. Hinter mir war ein Baum umgekippt
und es hätte keine ein Meter gefehlt, dann wäre ich vom Baum erschlagen
wurden.
Schnell sammelte ich mein Beyblade auf, nahm Cheroke, der wundersameweise
unversehrt war und lief schnell aus den Park.
Endlich war es soweit!
Nach 5 Tagen endloser Unterrichtsstunden war endlich der 26 Juni. Ich rannte
nach der Schule wie eine Irre nach Hause, aß schnell was und wartete gespannt,
bis es 4 Uhr war, denn dann sollte der Flieger von Tala und den anderen landen.
Als ich lange hin und her überlegte, entschloss ich mich noch schnell zu
duschen und umzuziehen. Dafür hatte ich jetzt noch 2 Stunden Zeit.
Gerade schmierte ich mir Kurpackung für schönes Haar in die Haare, als ich
hörte, wie an der Tür klingelte. Schnell wickelte ich mir ein Tuch über die
Haare und öffnete die Tür.
Timmis Freund Tobi stand draußen und fragte: „Ist Timmi da?“
Wie auf Stichwort stand Timmi schon neben mir und antwortetet: „Kannst
reinkommen.“
„Augenblick mal,“ Ich stemmte die Hände in die Hüfte. „Kannst du mir mal
erklären, was das hier soll?“
„Tobi spielt heute bei mir,“ antwortete Timmi. „Und wieso spielst du nicht
bei ihm?“
„Seine Schwester hat Windpocken.“
Na klasse! „Ich muss nachher weg. Was soll ich denn mit euch beiden
machen?,“ fragte ich.
„Du kannst uns doch hier alleine lassen,“ schlug Tobi vor.
„Auf keinen Fall!“ Timmi würde bestimmt dann in meinen Zimmer
herumschnüffeln und dann in meinen Tagebuch reingucken.
„Dann nimmst du uns mit,“ sagte Timmi einfach.
Fehlte mir noch, dass ich jetzt schon so nervös war und dann noch als Krönung
Timmi mit seinen Freund mit nehmen musste. Die würden mich doch nur vor den
Blitzkrieg Boys lächerlich machen. Aber mir blieb keine andere Wahl.
„Okay, okay,“ sagte ich leicht genervt. „Dann kommt ihr mit.“
„Cheroke auch?“
Den musste ich sowieso mitnehmen.
Nachdem ich Timmi und seinen Freund vor dem Fernseher gesetzt habe, spülte ich
mir die Kur aus und fönte die Haare.
Als ich fertig war, entschloss ich mich einen Minirock anzuziehen und einen Top.
Plötzlich hörte ich ein Schreien.
Erschrocken stürmte ich nach unten und sah die Bescherung. Tobi stand mit einer
Hand voll Sandklumpen in der Küche und schien gerade mit einer timmi beworfen
zu haben.
Das ging mir über den Strich, denn später war ich diejenige, die staubsaugen
durfte.
„Wenn ihr nicht gleich mit euer Sandschlacht aufhört, sage ich das
Mutter!,“ brüllte ich.
Tobi grinste verlegen und sagte: „War doch nur ein kleiner Scherz.“
Nach einer halben Stunde saß ich mit Timmi und Tobi gegenüber und Cheroke
neben mir im Bus. Timmi und Tobi ärgerten eine Frau mit einer hohen Frisur,
indem sie in ihren Haaren pusten und da kleine Dellen hinterlassen. Zwanzig
qualvolle Minuten vergingen, bis wir den Flughafen erreichten.
In dem Gebäude war es laut und ich verstand kein Wort. Leider wusste ich nicht,
wo Lysa und die anderen ausstiegen. Zu blöd, dass Lysa mir nicht den Flieger
gesagt hatte.
Orientierlos lief ich mit den Nervensägen und den sabbernden Hund durch die
Gegend.
Bald hatte ich keinen Nerv mehr. Es war im Flughafen richtig eng, heiß und
laut. Timmi deutete immer auf irgendwas und redete mich mit einen nervigen Ton
an. Cheroke weigerte sich mir zu folgen und versuchte immer wieder anderen
Leuten in den Hosenbeinen zu beißen.
Mit letzter Kraft setzten wir uns an einem Cafe und tranken erst mal was.
Während Timmi und Tobi sich unterhielten und Cheroke döste vor sich hin und
ich sah in die Menge. Erst dachte ich einen roten Schopf zu sehen, redete mir
aber ein, dass ich es mir nur eingebildet habe.
Plötzlich hörte ich jemanden rufen. Und das war keine Einbildung.
„Ali! Hey, Ali, hier sind wir!“
Wahrhaftig! Lysa stand da hinten und winkte. Hinter ihr standen Brian, Spencer
und Tala, die grinsten.
„Oh Mensch, ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr,“ sagte Lysa und
drückte mich ganz fest an sich.
Danach reichte ich schüchtern den anderen die Hand. Doch Spencer und Brian
legten ihren Arm um meine Schulter und klopften hart auf meinen Rücken.
Tala grinste mich nur an.
Timmi und Tobi kamen mit Cheroke im Schlepptau angerannt. Japsend betrachteten
sie die Blitzkrieg Boys und machten große Augen. Cheroke winselte.
Lysa streichelte Cheroke sofort und Brian begrüßte die beiden Nervensägen.
„Komm, lass uns hier rausgehen. Ich halte das hier nicht mehr aus,“ sagte
Tala und wir gingen, zu meiner großen Erleichterung hinaus und riefen ein
Taxibus.
Im Taxi ratterte Lysa wie ein Wasserfall und schien nicht daran zu denken mit
den Reden aufzuhören, bis Tala sagte: „Sag mal, holst du durch den Arsch
Luft? Du schnackst wieder zu viel.“
Lysa funkelte ihn nur mit ihren hellblauen Augen an und zischte: „Halts
Maul.“
Ich musste grinsen und lehnte mich zurück. Heimlich beobachtete ich Tala, wie
der sich mit Lysa streitete. Ich war so was von froh, dass sie alle da waren.
Kapitel 3: Alea vs. Tala
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Als wir die Villa von Mr Dickenson erreichten, staunte ich nicht schlecht. Die
Villa war sehr beeindruckend. Und der Garten schien riesig zu sein.
„Wir sind da,“ verkündete Tala und stieg aus. Wir folgten ihn.
Drinnen wurden die Blitzkrieg Boys von einen kleinen rundlichen Mann begrüßt,
den ich vom Fernsehen her kannte. Mr Dickenson lächelte in die Runde und
musterte mich, Timmi, Tobi und Cheroke verwundert.
„Das ist Alea, von ihr hab ich Ihnen ja erzählt,“ sagte Lysa schnell.
„Ach so, dann bist du Alea,“ Mr Dickenson zwinkerte mir zu. „Und die
beiden kleinen jungs sind....“
„Timmi, mein Bruder und Tobi, sein Freund,“ antwortete ich.
Mr Dickenson beugte sich zu Cheroke, der sich schwanzwedelnt aufrichtete und
seinen Kopf an Mr Dickensons Hand rieb. Grinsend stellte ich fest, dass Mr
Dickenson und Cheroke sich ähnlich sahen. Genauso pummelig.
„Nun denn,“ Mr Dickenson erhob sich. „Geht mal in eure Zimmer,“ sagte er
zu den Blitzkrieg Boys. „und räumt eure Sachen ein. Ich werde euch zum Essen
rufen.“
Schweigend gingen die Vier nach oben. Ich folgte ihnen, während Timmi und Tobi
unten blieben und sich die Bilder, die an der Wand hingen, betrachteten.
Ein langer Gang mit ganz vielen Türen war zu sehen. Zielstrebig, als wüssten
sie, wo ihre Zimmer waren, liefen die Blitzkrieg Boys zu der dritten Tür links
und traten ein.
Das Zimmer war groß, hatte vier große Betten, zwei Schränke, eine Kommode,
ein Tisch mit zwei Stühlen und eine halb offene andere Tür, wo dadrin ein
Badezimmer war.
Spencer, Brian, Tala und Lysa legten ihre Koffer auf die Betten und begannen sie
auszupacken.
Ich schaute ihnen zu. Bis Lysa den Kopf hob und rief: „Was stehst du denn da
wie angewurzelt? Setzt dich doch.“
Ein wenig unsicher setzte ich mich auf Lysas Bett. Mir fiel überhaupt nichts
ein, was ich sagen konnte. Herrgott, war das bescheuert!
Tala fing an zu sprechen. „Hast du dein Beyblade mit?“
Ein wenig überrascht holte ich Greifborg heraus. Tala nickte zufrieden.
Später kam ein Diener und bat uns runter zu kommen. Er führte uns in einen
großen Speiseraum. Ein, mindestens 8 Meter langer Tisch stand da in der Mitte.
Ganz hinten saß Mr Dickenson. Timm und Tobi saßen auch am Tisch und trauten
sich wohl nicht irgendwas zu machen. Cheroke stand in einer Ecke und schlapperte
in einer Schüssel herum.
Wortlos nahmen wir Platz. Ich setzte mich neben Lysa und gegenüber von mir saß
Spencer. Tala setzte sich am Anfang des Tisches. Vor uns wurden Teller mit
Rotkohl, Kartoffeln, Hähnchenkeulen, Proccoli und Erbsen hingestellt.
Mr Dickenson bedeutete uns zuzulangen.
Timmi und Tobi schmatzen gleich drauflos. Auch ich aß los. Schweigen erfüllte
den Raum.
Ich beobachtete die Blitzkrieg Boys beim Essen. Sie aßen nicht viel, sondern
ließen die Hälfte liegen. Tala und Lysa hatten fast gar nichts gegessen,
wahrscheinlich nur drei Gabeln.
Als wir fertig waren unterhielt sich Mr Dickenson mit Tala. Danach fragte er
ihn: „Also woll t ihr Alea im Team haben?“
Tala schüttelte den Kopf. „Nicht gleich sofort. Erst möchte ich testen, wie
gut sie ist.“
„Sorry, wir haben versicht ihn zu überreden,“ flüsterte mir Lysa ins Ohr.
„aber Brüderchen war hartnäckig.“
Mr Dickenson nickte. „Ihr könnt auf meiner kleinen Privatarena bebyladen.“
„Das werden wir.“ Tala richtete sich auf und guckte mich an. „Komm.“
Leicht nervös ging ich mit ihn. Spencer, Brian, Lysa und Mr Dickenson kamen
mit.
Draußen auf dem Hinterhof der Villa stand eine 3 Meter große Arena. Tala
stellte sich auf die andere Seite und zückte schon seinen Shooter.
Ungelenkig machte ich mein Beyblade startklar. Mein Herz pochte wie verrückt
und mir wurde schlecht. Lysa, die das Startzeichen gab, sah mich aufmunternd an
und sagte laut: „Seid ihr bereit?“
„Ja,“ sagten Tala und ich gleichzeitig, wo meine Stimme sich piepsig
anhörte.
„Okay,“ Lysa hob die Stimme. „3-2,“ Bei mir brach der Schweiß aus.
Hoffentlich flog Greifborg nicht in die nächste Hecke. „-1! Let it Rip!”
Blitzschnell startete Tala sein Beyblade und da war sein Blade schon längst in
der Arena, bevor meins dazu kam. Doch zum zögern hatte ich keine Zeit, denn
Tala griff an. Geschickt wich Greifborg nach links aus, doch es fehlten nicht
viel und Tala hätte mich getroffen.
„Los Wolfborg!,“ rief Tala und Wolfborg schnellte nach vorne. Der Angriff
traf mich wie ein Schlag und es schmerzte an der Seite. Ich knickte leicht ein.
Oh mann, bloß nicht gleich herum schwächeln.
„Greifborg Attack!,“ schrie ich, doch leider ging es daneben. Talas Wolfborg
schien überall zu sein. Erst traf er Greifborg von hinten und kaum schaute ich
dahin war er wieder vorne.
Später schmerzte mein Körper gewaltig. Mir stiegen die Tränen schon in die
Augen, doch ich hielt sie tapfer zurück und versuchte Tala auszuweichen.
Manchmal gelang es mir auszuweichen und anzugreifen, doch Tala schien das wohl
wie das Treten einer Mücke wahrzunehmen. Langsam glaubte ich, dass er sich
langweilte.
„Greif Fang,“ befahl ich. Zufrieden stellte ich fest, dass, mein Beyblade
schneller wurde und genau wie Wolfborg mit schnellen Angriffen auf ihn
eindreschte.
Tala sah schon ein wenig fertig aus. Trotzdem war er noch nicht müde.
Ich wusste nicht, wie lange es ging, doch ich spürte, wie ich schwächer wurde
und meine Angriffe langsamer wurden. Dann fiel ich auf die Knie. Ich konnte
nicht mehr.
Greifborg hörte auf zu kreisen. Talas Blade hüpfte in seine Hand. Der
Teamleader guckte mich eine ganze Weile an. Ich wollte ihn nicht in die Augen
sehen.
Schließlich hörte ich ihn sagen: „Du bist schwächer und langsamer geworden.
Es wird Zeit, dass du wieder hartes Training bekommst.“
Bedeutete das ich war im Team?
Ich sah Lysa an, die mich erfreut anguckte. Mr Dickensoon blinzelte mir zu.
„Ein guter Kampf. Er hätte länger gedauert, wenn deine Ausdauer besser
wäre,“ sagte er.
Ich wurde leicht rot. Tala schaute mich wieder kurz an, dann schritt er in die
Villa. Spencer und Brian folgten ihn und grinsten mich beeindruckt an. Auch Mr
Dickenson ging zur Villa.
Lysa holte Greifborg aus der Arena und hob mich hoch.
„Super Ali! Das war schon mal gut,“ sagte sie.
Ich nickte nur und wollte losgehen, doch meine Beine waren wackelig und so
musste ich mich an Lysa festhalten.
Die stützte mich und ging mit mir zusammen in die Villa. „Mann, ich freue
mich einen Keks, weiß du das? Endlich bist du wieder bei uns,“ plapperte Lysa
wieder drauflos.
Wieder nickte ich. „Tala hat Recht. Ich bin voll verweichtlich geworden,“
sagte ich düster.
„Ach komm. Fürs erste Mal war das nicht schlecht. Du hast ja schon sechs
Jahre nicht mehr gebeybladet,“ antwortete Lysa.
„Waren das nicht sieben?“
„Keine Ahnung.“
Wir ereichten mit viel Mühe das Schlafzimmer. Ich ließ mich auf Lysas Bett
fallen. Die drückte mir eine Apfelsine in die Hand. „Hier, iss.“
„Danke.“ Während ich die Apfelsine schälte untersuchte Lysa mein Beyblade.
„Mensch, da muss man sich nicht wundern, dass deine Angriffe voll luschig
waren,“ rief sie.
„Dein Angriffsring ist ja nicht mehr auf den neusten Stand. Da ist ja sogar
ein Riss drauf! Einmal falsch starten und schon ist es entzwei.“
„Ich hatte auch kein Geld, um mir einen neuen Angriffsring zu kaufen,“
verteidigte ich mich.
„Ist ja gut. Und dein Geschwindigkeitsring ist ja auch voll ausgenutzt. Naja,
wir benutzen jetzt Hochgeschwindigkeitsringe, aber du hast dich trotz des ollen
Rings gut geschlagen.“
Sie drehte mein Blade ein wenig. „Und polieren muss du ihn auch. Und auch eine
andere Farbe! Dieses Grau erinnert mich an die blöde Abtei. Und außerdem sieht
das voll öde aus.“
Ich grummelte nur.
Lysa betrachtete mich. „Apropo, wenn du mit uns trainierst, dann muss du auch
bei uns pennen, denn Tala weckt uns um sechs Uhr morgens.“
„Geht schlecht. Ich hab ja noch Schule,“ antwortete ich.
„Aber doch nicht Samstag oder?“
„Nein.“
„Dann kannst du doch hier übernachten.“
Ich stöhnte. „Ja, aber in der Woche nicht.“
„Wann hast du denn Ferien?“
„1 Juli.“
„Ach, das sind ja nur noch ein paar Tage. Da muss sich Tala gnädig
zeigen.“
Ich grinste. „Das ist er doch nicht oft, oder?“
„Hmmm, besser gesagt fast nie.“
Wir scherzen noch eine Weile über Tala, dann kam Timmi plötzlich rein und
sagte: „Es ist schon spät. Mama ist bestimmt schon Zuhause.“
Ich schaute auf die Uhr und staunte, wie schnell die Zeit vergangen war.
„Ich komme mit.“ Lysa sprang auf. „Ich versuche mal deine Mutter zu
überreden, dass du am Wochenende bei uns übernachten kannst.“
Ich war froh, dass Lysa mitkam, denn meine Mutter konnte vor der Rothaarigen
wohl schlecht nein sagen.
Als es geklärt war, gingen Lysa und ich nach oben und packten meine Sachen ein.
Lysa hüpfte auf mein Bett auf und ab.
„Wieso hast du mir nie erzählst, dass du einen Computer besitzt?,“ maulte
sie und deutete auf meinen Pc. „Dann hätten wir uns E-mails schreiben
können, als olle Briefe, die Jahre brauchen, bis sie ankommen.“
„Ist mir nicht in den Sinn gekommen dir das zu sagen,“ entschuldigte ich
mich. Lysa schnaubte nur und erblickte mein Bücherregal. „Hey, super!“
Schon stand sie vor meinen Regal und sah sich jedes Buch an. „Och mann, du
hast ja keine Krimis oder Horrorgeschichten,“ sagte sie enttäuscht.
„Für so was hab ich nicht viel übrig,“ antwortete ich. „Und ich mag so
was auch nicht.“
„Das ist ja schlecht, denn wir gucken jeden Samstag Abend einen Horror- das
ist doch nicht dein Ernst?!“
Sie hielt das Sexualbuch in die Höhe und sah erstaunt aus. „Seit wann
interessiert du dich für so was?“
„Das brauche ich für Biologie,“ sagte ich.
Lysa schaute in das Buch und rief: „Iiiiiih! Die beschreiben und zeigen, wie
man ein Kondom überstreift.“ Mit einen lauten Knall schloss sie das Buch.
„Übst du schon Kondome anziehen?“ „Bist du verrückt? Natürlich
nicht!,“ empörte ich mich.
„Also, ich würde kein Ding in die Finger nehmen. Die sind voll so
glibschig.“
„Lysa Ivanov! Sich um mich beschweren, dass ich ein Sexualbuch besitze, aber
selbst auch nicht besser,“ schimpfte ich gespielt streng.
Lysa streckte die Zunge heraus. „Was kann ich denn dafür, wenn Tala und Brian
mit diesen Dingern herumwerfen?“
„Was? Tala übt schon das....Kondom anziehen?,“ fragte ich schockiert.
Lysa grinste frech. „ Neee, dafür fehlt in die sogenannte Intelligenz.“
Erleichterung durchströmte mich, wo och eigentlich nicht wusste, warum mich das
so interessierte.
Kapitel 4: Knallhartes Training
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Als Lysa und ich wieder in Mr Dickensons Villa waren, fiel Lysa ein problem ein.
„Wo sollst du eigentlich schlafen?,“ fragte sie und schaute auf die einzigen
vier Betten.
„Vielleicht sollte ich Zuhause einen Schlafsack holen...,“ sagte ich, doch
Lysa winkte ab. „Wegen so einem kleinen Tüttelkram muss du doch nicht gleich
ein Schlafsack holen,“ antwortete sie. „dann fragen wir Mr Dickenson, ob er
für noch ein Gästezimmer frei hat.“
„Nein, nein. Muss nicht sein,“ wehrte ich ab.
„Schön,“ Lysa schien leicht ungeduldig . „Willst du dann in der Badewanne
schlafen? Oder nein,“ Sie grinste. „Penn in meinen Bett.“
„Ist das eigentlich groß genug?“ Ich schaute auf das Bett. Naja, es sah
groß genug aus...
„Nichts da. Du pennst da alleine,“ entschied Lysa.
„Und du?“
„Hmm, dann penne ich in Talas Bett. Sein Bett ist ja groß genug.“ Sie warf
sich dadrauf. „Auch wenn ich einen unruhigen Schlaf haben werde und gleich als
erstes aus dem Bett geschmissen werde....für `ne Freundin tu ich doch
alles.“
„Danke.“ Ich tat meine Tasche auf dem Tisch. „Aber das war echt nicht
nötig.“
„Ist schon gut.“ Lysa nahm Talas Kissen und warf es mir ins Gesicht.
Bald war eine lustige Kissenschlacht in Gange.
Ich wollte gerade Lysa, die vor der Tür stand, Spencers Kissen ins Gesicht
werfen und Lysa schnell weg sprang, als die Tür aufging und, ausgerechnet!,
Tala die Zielscheibe spielte.
„Was ist denn hier los?,“ brüllte er und hob das Kissen mit einem roten
Gesicht auf.
„Kissenschlacht. Ist das etwa nicht erlaubt?,“ knurrte Lysa.
„Ich hab nichts dagegen, aber an deiner Stelle würde ich erst mal gucken, wen
du da bewirfst. Und zielen würde ich auch, denn die Spitze der Ecke vom Kissen
hätte mir ins Auge fliegen können,“ zischte Tala.
Ich merkte, wie meine Eingeweide eiskalt wurden. Wenn Tala jetzt nur wüsste,
dass ich ihn blöd beworfen habe, dann würde er mich als hochgefährlich
bezeichnen.
„Ja und? Ich würde mal rechtzeitig den Kopf einziehen,“ sagte Lysa
unbeeindruckt.
Tala murmelte ein paar russische Flüche.
Um 11 Uhr war Bettzeit.
Zufrieden legte ich mich ins Bett, als Tala gerade schimpfte: „Was machst du
in MEINEM Bett?!“
„Schlafen. Dazu ist doch ein Bett da,“ antwortete Lysa. „Dürfte ich mal
fragen, wieso du denn da jetzt pennst? Hast du denn kein eigenes Bett?“
„Ali schläft da jetzt drin. Halt endlich deine Klapp, ich bin todmüde!“
Dann war nur noch ein Quietschen zu hören und stille. Aber die hielt nicht
lange.
„Mach dich nicht so breit, ja?,“ meckerte Tala. Es gab ein dumpfen Knall und
Lysas wütende Stimme plärrte: „Bist du wahnsinnig?“ Ich nahm stark an,
dass Tala sie aus dem Bett gedrängelt hatte.
Brummen. Tala schien schon halb zu schlafen.
Quietsche und dann war endlich Ruhe.
Ich trug ein rückenfreies Kleid, dass giftgrün war und einen quietschgelben
Schleier. Vor mir war eine Kirche, wo da oben irgendwo Glocken läuten. Die Tür
sprang auf.
Auf den Sitzbänken saßen alte Leute, die wie am Spieß schnieften. Timmi und
Tobi warfen vor mir Blumen aus kleinen Körben. Mama und Papa bewarfen mich mit
Basilikum.
Vorm Altar stand der Pfarrer, der statt seinen üblichen Gewand in
Lederklamotten steckte.
Neben ihn stand Tala, der einen pinken Anzug trug.
Cheroke, mein französischer Bulldogge, saß auf Talas Füße und bleckte seine
Zähne, als würde er grinsen. Zwei Plastikringe schmückten seine vorderen
Fangzähne.
Im Hintergrund hörte ich, statt Geige und so was, ein komisches Quietschen, als
würde meine Tante Ingrid mit ihren 20cm langen Fingernägeln an einer Tafel
kratzen.
Der Pfarrer sagte: „Tala Ivanov, werden sie Alea Taylor zu Frau nehmen?“
Ein kurzes Nicken und schon hatte mich Tala an sich gezogen.
„Ich liebe dich, Ali,“ flüsterte er mir ins Ohr. Ich wurde baff.
„Was?“
Tala grinste. „Ich sagte,...“
„AUFSTEHEN!“
Jemand riß mir die Decke weg. Schlaftunkend tastete ich nach der Decke, doch
dann bekam ich was nasses kaltes auf dem Nacken. Schreiend sprang ich auf und
wischte mir mit den Ärmel meines Schlafanzugs das Wasser vom Nacken.
Tala stand mit verschränkten Armen neben meinem Bett. „Beeil dich. Wir haben
viel zu tun. Hopp, hopp!“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen.
In fünf Minuten waren wir alle draußen.
„Also!“ Tala schritt auf und ab. „Heute werden wir mal zwei Kilometer
laufen. Und dann ein paar Trockenübungen. Nach den Essen gehen wir
schwimmen.“
Brian stöhnte leise. „Auch wenn ich schwimmen gerne mag, ich freue mich heute
nicht dadrauf.“
„Liegestütze. 30 Stück!,“ brüllte Tala. Schnell warf sich brian auf den
Boden und fing an Liegestütze zu machen.
„Und ihr? Wollt ihr ihn zugucken?,“ fragte Tala uns streng. „Runter mit
euch! 50 Sit-ups! Aber dalli!“
Nach der Trockenübung war ich jetzt schon fix und alle. Lysa bemerkte das und
sagte: „Tala, mach das nicht so hart! Ali ist nicht mehr so fit wie
früher!“
„Ich mache hier das Training und bestimm auch,“ fuhr Tala sie an. Doch
irgendwie schien er Mitleid mit mir zu haben. Er sagte zu mir ruhig: „Du
machst dann die Hälfte, die die anderen machen müssen. Und DU,“ er wandte
sich zu Lysa. „machst das doppelte!“ Lysa schien kurz davor zu sein ihn den
Mittelfinger zu zeigen.
Brian seufzte mitfühlend. „DU machst gleich noch 50 Liegestütze, wenn ich
nochmal solche Laute höre,“ meckerte Tala gleich den Armen an.
Dann drehte er sich schwungvoll um. „Ihr lauft los und wenn ich nur einen
einzigen überhole, macht der 30 Sit-ups und 30 Liegestütze.“
Nach dem Laufen war ich so was von ausgepowert, dass ich schon dachte, ich fiele
bald in Ohmacht.
Endlich war Mittagessen und ich trank bestimmt mindestens 3 Liter, so durstig
war ich.
Danach sollten wir ins Schwimmbad. Eiskalt fiel mir ein, dass ich meinen
Badeanzug nicht mithatte.
„Du hast deine Badesachen nicht mit?“ Tala war baff, als ich das erzählte.
„Ja, tut mir leid,“ murmelte ich.
„Sollte dir auch Leid tun.“ Tala verschränkte die Arme. „Kauf dir dann
schnell was.“
„Oh ja, ich komme mit,“ rief Lysa begeistert, doch Tala stoppte sie.
„Vergiss es! Dann seid ihr zwei Stunden beim shoppen! Ich gehe mit Alea
einkaufen und ihr geht schon mal ins Schwimmbad!“
So lief ich mit Tala zu einem kleinen Laden, der Badesachen besaß.
Leider waren nur Bikinis da, denn die Badeanzüge waren mir alle zu groß.
Tala mochte wohl kein shoppen. „Nimm einfach einen Bikini,“ schnauzte er.
Ich wollte protestieren, doch Tala guckte mit einen Ohne-Diskussion-Blick an.
Entschieden nahm ich einen gelben Bikini, doch Tala schnaubte: „Wenn schon ein
Bikini, dann einen richtigen.“
Nach einer Viertelstunde hatte ich schon 5 Bikinis angehabt und Tala hatte immer
wieder herumgemeckert. Mal war dieser zu kitschig, dann war der andere zu intim
und der nächste hatte eine scheiß Farbe.
Bald verlor ich den Faden, als Tala zu einen Bikini mit Blumenmuster sagte, dass
der zu hässlich war. „Schön, warum suchst DU dir denn keinen aus?“
schimpfte ich. Ich hatte erst gedacht, dass Tala wütend wurde, aber da
täuschte ich mich gewaltig. Der sagte deshalb: „Klar, mache ich. Ein
männliches Geschlecht muss da mal ran.“ Ich hoffte insgeheim, dass Tala nur
aus Spaß das gesagt hatte. Ich hatte keinen Bock gleich mit einen Bikini
herumzulaufen, der ein Tangahöschen hatte.
Doch stattdessen kam er mit einen schwarzen Bikini an. „Der ist wenigstens
normal,“ sagte er. Ich nahm den Bikini wortlos und lief zurück in die
Kabine. Als ich den Bikini anhatte, war ich sehr erstaunt. Der Bikini war
einfach und saß perfekt. Die schwarze Farbe gefiel mir besonders. Ob Tala die
Farbe schwarz auch mochte?
Ich ging raus und stellte mich vor Tala hin. „Wie sieht das aus?“ fragte
ich.
Tala lächelte. „Gut. Richtig sexy, im Gegensatz zu den anderen Fetzen.“
Sexy?! Hatte mein strenger Teamleader etwa gesagt sexy?! Meinte er jetzt mich
oder den Bikini? Doch bevor ich noch was sagen konnte, sagte Tala streng:
„Zieh dich schnell wieder um und bezahle. Wir haben schon genug Zeit
verplempert.“
Beim umziehen spürte ich Enttäuschung.
Wieso konnte ich nicht erklären. War ich etwa in Tala verknallt!?
Vor dem Schwimmbad sahen wir Brian, Lysa und Spencer mit säuerlichen, aber auch
erleichterer Miene da stehen.
„Was steht ihr denn hier so rum, wie die Klötze?“ Tala schritt genervt zu
ihnen. „Könnt ihr jetzt auf einmal nicht mehr schwimmen?“
„Das Schwimmbad ist geschlossen,“ antwortete Spencer. „weil wohl
Fitnesstag ist.“
Tala knurrte. „Dann machen wir eben Fitness, ist auch kein Problem.“
„Nur die im Fitnessverein sind, dürfen da rein,“ sagte Brian, nicht ohne
Schadenfreude.
Tala entging das nicht. Seine Augen verengten sich. „Glaub ja nicht, dass wir
jetzt Däumchendrehen,“ knurrte er. „der Sportplatz ist bestimmt frei. Da
können wir ein wenig Kampfsport machen.“
Lysa jubelte. „Endlich mal eine erfreuliche Nachricht.“
Auf dem Sportplatz war wirklich niemand.
Tala grinste. „Wenigstens einmal Glück.“ Er drehte sich zu mir.
„Spielregeln: Jeder nimmt ein paar Kampfhandschuhe,“ er holte ein paar aus
seinem Rucksack heraus, den er noch schnell von Mr Dickenson geholt hatte.
„und kämpft mit einen. Man darf Kicks und Schläge einsetzten, aber nur gegen
die Handschuhe.“ Er warf jeden zwei zu. „Und los!“
Ich stand da, wie eine ahnunglose und wusste nicht, was ich machen sollte. In
der Abtei hatten wir Kampfsport, doch ich hatte die Hälfte wieder vergessen.
Ich wusste noch, wie die Kampfstellung war, aber die Techniken wusste ich nicht
mehr.
Lysa geselte sich zu mir. „Ich mache mit dir.“
Wir stellten uns in die Kampfstellung. „Willst du zuerst zuschlagen?,“
fragte Lysa mich.
Ich schluckte. „Ähm...ich...weiß nicht mehr was für Techniken ich benutzen
soll.“
Lysa stöhnte. „Ach ja, stimmt. Wundert mich nicht, nach sechs Jahren.“
Sie stellte sich neben mich. „Ich zweige dir mal die einfachsten.“
Nach 10 Minuten hatte die Schläge Oi-zuki und Gyaku-zuki und die Kicks
Mae-geri, Yoko-geri-kekomi und Kakato-geri gelernt und schon kickte und schlug
ich gegen Lysas Handschuhe. Leider traf ich öfters mein Ziel nicht und trat
ausversehen gegen Lysas Oberschenkel. Ich hoffte, dass Tala nicht zusah. Dann
war Lysa dran, wo sie richtig schnell angriff und mir fast die Handschuhe von
den Händen kickte.
Einmal hatte ich zu Tala geschielt, der mit Brian übte und hatte gestaunt, wie
geschmeidig und schnell er angriff. Lysa tippte mir auf die Schulter. „Ali an
Erden? Beim kämpfen muss du dich auf den Gegner konzetrieren und nicht
Nasenaffen beim kämpfen beobachten.“
Bald machten wir Schluss und streckten uns auf die Wiese des Sportplatzes aus.
Es war knallheiß, sodass ich trotz Top und Shorts schwitze.
Jeder bekam eine Wasserflasche und ich trank sie auf einen Zug halb leer.
Lysa reckte sich ein wenig. „Hach, mit Wasser und Wiese lässt sich die Hitze
gut vertragen,“ seufzte sie.
Ich wollte gerade Brian antworten, weil der mich was gefragt hatte und
verschluckte mich grässlich an dem Wasser.
Tala stand ohne T-shirt da und bespritze sich ein wenig mit seinem Wasser.
Das Wasser glänzte auf seiner Brust und ich schluckte schwer. Meine Fresse, war
der gut gebaut! Dann schaute er mich mit seinen hellblauen Augen an.
Ich wurde rot und schaute schnell zur Seite. Ich fragte mich heute zum zweiten
Fall, ob ich in Tala verknallt war.
Später packten wir die Sachen zusammen und gingen vom Sportplatz.
<*erwartungsvoll guck*>
Kapitel 5: Horrorfilme bringen Alpträume!
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Nachdem wir wieder in unseren Zimmer waren, war es schon 7 Uhr.
Auf dem Rückweg hatten Tala und Lysa abgemacht, dass wir heute Abend einen
Horrorfilm guckten. Ich hätte am liebsten protestiert. Ich hasste Horrorfilme.
Besonders, wenn unerwartet was schreckliches kam oder irgendjemandem der Kopf
abfiel. Da ich aber nicht als Weichei gelten wollte, sagte ich gar nichts.
Während Spencer und Lysa das Sofa, das hinten an der Wand stand, vor einem
kleinen Schrank schoben und Brian in seinem Rucksack nach einen Film suchte,
beobachtete ich Tala, der an dem kleinen Schrank herumfummelte, bis es aufging.
Und da drin war ein....kleiner Fernseher. Praktisch.
„Wollen wir „The Ring 2“ gucken?,“ fragte Brian und hielt eine
DVD-Hülle hoch, wo das Titelbild schon schaurig aussah. „Oh ja!,“ riefen
Spencer und Lysa und warfen sich schon mal aufs Sofa. Tala holte ein wenig
Knabberzeug und Brian warf dann die DVD rein.
Ich quetschte mich zwischen Lysa und Tala.
Der Anfang fand ich nicht so schaurig. Doch als das Mädchen ihrer Freundin
erzählte, dass sie einen Film geguckt hatten, wo eine Frau zu ihnen gesagt
hatte, dass sie nur noch 5 Tage zu Leben hatten, bekam ich eine Gänsehaut. Dann
war das Mädchen alleine in der Küche und schon kam die furchtbare Musik. Ein
Schrei und schon war der Bildschirm schwarz.
Gottseidank hatte konnte man das Monster nicht sehen. Bei der Szene, als man die
Leiche des Mädchens gefunden hatte, wäre ich am liebsten auf Toilette
gegangen. Ich wollte und konnte keine Toten sehen, besonders wenn sie mit
offenen Augen guckten.
Als zum ersten Mal dieses schwarzhaarige Mädchen auftauchte, dass das Monster
sein sollte, tat ich so, als ob ich nieste. Oh Mann, warum gab es hier keine
Sofakissen. Tala, Lysa, Spencer und Brian schien das nicht zu ängstigen.
Wahrscheinlich hatten sie den Film schon tausendmal geguckt.
Bald konnte ich nicht mehr. Es war mir egal was die anderen dachten. Als wieder
eine Szene kam, wo die Schwarzhaarige mit eklichen schlurfenden Schritten auf
das Opfer zukam, hielt ich meine Hände vor den Augen. Tala sah mich an, sagte
aber nichts.
Endlich war der Film nach ca. zwei Stunden vorbei. Aufatmend lehnte ich mich ein
wenig zurück. „Langsam wird der Film langweilig, findet ihr nicht?,“ fragte
Brian gähnend uns.
Egal, wie oft ich den guckte! Ich würde mir jedes Mal in die Hosen machen.
Ich sah zum tausendstenmal Tala an. Er guckte auf die Wand. Dann schien er
meinen Blick zu spüren und schaute mir fest in die Augen. Ich konnte meine
Augen nicht abwenden. „Was guckst du mich so an?,“ fragte er. Ich
schüttelte mich. „Nichts von Bedeutung,“ murmelte ich und bekam noch einen
knallroten Kopf. Lysa kicherte. „Ich glaube, da ist mehr von Bedeutung....“
Erschrocken holte ich Luft. Wusste Lysa etwa Bescheid?
„Ach, und was soll das denn wieder heißen?,“ fragte Tala seine Schwester
schnippisch.
Oh Gott, Lysa sag bitte nicht, dass ich in ihn verschossen bin, betete ich.
Lysa kicherte. „Falls es dir aufgefallen ist, Tali, du hast einen Krümel
neben den Nasenflügel, aber einen Dicken.“
Puh, das war knapp. Ich dachte schon.
Tala wischte sich ein wenig verlegen den Krümel weg. In diesen Moment sah er so
niedlich aus, so schüchtern und verlegen. Ich seufzte hingerissen und hätte
mir am liebsten fünf Klebestreifen Tesafilm auf dem Mund geklebt.
Tala guckte mich verwirrt an. Um schnell das Seufzen zu tarnen, gähnte ich
lauthals.
Lysa gähnte ebenfallls. „Ab in die Falle,“ kommandierte Tala und scheuchte
uns ins Badezimmer.
Hätte ich bloß diesen scheiß Film nicht geguckt! Als ich in den Spiegel
starrte, dachte ich immer wieder das schwarzhaarige Mädchen hinter mir zu
sehen. Ich schwörte mir nie wieder The Ring zu gucken. Nachher war ich froh in
meinem Bett zu liegen.
Ich stand auf einer Wiese. Hinter mir war ein Wald. Ein Schmetterling landete
auf meiner Schulter und flog weg. Ich sprang ihn verspielt hinterher.
Der Schmetterling landete auf einen Brunnen. Kaum hatte ich ihn erreicht, löste
er sich in luft auf.
Weil ich nichts besseres zu tun hatte, schaute ich in den Brunnen. Der Brunnen
war tief und finster. Ohne nachzudenken sprang ich rein. Finsternis umgab mich
und ich fand mich auf einmal in einem alten japanischen Haus wieder. Als ob es
mein Zuhause wäre lief ich in alle Zimmer und kam an einem Telefon vorbei, das
auf einmal klingelte. Ich nahm ab. Es war nur der Pizzadienst. Ich bestellte
eine Pizza mit vielen Chilischoten, wo ich eigentlich keine Chilischoten mochte.
Plötzlich ertönte diese schaurige hohe Musik. Ich drehte mich um und sah,
keine drei Meter entfernt, ein schwarzhaariges Mädchen in einem nassen
Nachthemd. Es machte einen Schritt und noch einen. Es kam auf mich zu. Oder
besser gesagt es schlurfte auf mich zu. Es streckte die Hände aus. Ich sah auf
ihre Finger. Da, wo eigentlich die Fingernägel sein sollten, waren nur rohe
rote Flecken.
Ich schrie. Die Hände erfassten meine Schultern und drückten fest zu. Ich
hörte nicht mehr auf zu schreien. Plötzlich bekam ich von dem Mädchen eine
Ohrfeige.
Erschrocken fuhr ich schweißgebadet in die Höhe und stieß mit meiner Stirn
gegen Talas Kopf. Fluchend sprang der zurück.
Schnell atmend sah ich mich um. Dann fing ich an zu weinen, aus Erleichterung
und aus Angst. Tala legte seine Hand auf meinem Mund. „Nicht so laut,“
flüsterte er. „sonst weckst du die anderen.“
Ich hörte auf zu schluchzen, doch meine Tränen konnte ich nicht zurückhalten.
Sie liefen mir heiß die Wangen hinunter. Tala sah mich besorgt an. „Ist gut.
Es war nur ein Traum.“
Ohne zu wissen was ich tat krallte ich mich an Tala fest und ließ sein T-shirt
nicht mehr los.
Meine Wange brannte. Tala hatte mir bestimmt die Ohrfeige gegeben.
Tala schien erst mal verdattert von meiner Anhänglichkeit, dann klopfte er mir
vorsichtig auf dem Rücken. „Sorry, dass ich dir eine Ohrfeige gegeben hab,
aber du hättest dich selbst verletzt,“ sagte er.
Ich schluckte schwer.
Minuten vergingen. Ich machte keine Anstalten Tala loszulassen, denn seine Nähe
fand ich tröstend. Er wiegte mich auch ein wenig. Schließlich konnte ich nicht
anders. Meine Augenlider schlossen sich und schon war ich eingeschlafen.
Ein Kichern riss mich aus dem Schlaf, doch ich wollte nicht aufstehen.
Mir war mollig warm und ich wäre fast eingepennt, wenn Brians Stimme nicht
geprustet hätte: „Die beiden sehen echt kindlich aus im Schlaf, findet ihr
nicht?“
„Doch,“ lachte Spencer. „die beiden sind doch ein süßes Pärchen.“
Lysa kicherte wieder.
Die beiden?! Einen Moment lang kapierte ich nicht, was Spencer, Brian und Lysa
meinten, weil mein Hirn noch nicht so richtig arbeitete.
Auf einmal merkte ich, dass mein Kissen, das ich umklammert hielt etwas härter
war. Ein merkwürdiges Klopfen ertönte neben meinem Ohr. Klopfte nicht jemand
an der Tür? Nein, das Klopfen hörte nicht auf und es klopfte im
gleichmäßigen Rhythmus.
Irgendwie spürte ich, dass auf meinen Taillen was schweres drauflag. Es war
lang und dünn und umschloss mich einmal um die Taille. Eine Würgeschlange?
Aber wie sollte eine Würgeschlange in unserem Zimmer kommen. Mein Kissen
bewegte sich ein wenig und ich hörte neben meinem Ohr jemandem atmen.
Plötzlich war mir was klar.
Das war nicht mein Kissen! Ich umklammerte einen Menschen und nicht irgendeinen.
Ich öffnete meine Augen und hätte fast laut aufgeschrien. Mein Kopf lag auf
Talas Brust! Und ich hielt Tala in meinen Armen, der mich ebenso umarmte.
Ich löste meine Arme von Talas Taille und drehte mich langsam um.
Neben meinem Bett standen Lysa, Brian und Spencer und grinsten mich
verschwörerisch an.
„Guten morgen!,“ trällerte Lysa und beugte sich ein wenig zu mir hinunter.
„Na, gut geschlafen?“
Glaubten die etwa, Tala und ich wären ein Paar?! „Es ist nicht so, wie ihr
denkt,“ sagte ich panisch und versuchte Talas Arme von meiner Taille zu
lösen. Lysa prustete. „Ja, sicher. Wir wollten euch gar nicht stören.“
„Nein, es war ganz anders! Ich hatte einen Alptraum und Tala hat mich
getröstet und da...“
„Habt ihr euch geküsst?,“ unterbrach Lysa mein Gerede.
Bevor ich antworten konnte, regte sich Tala und schon hob er seinen Kopf. „Was
ist denn hier los?,“ fragte er, hielt aber erschrocken inne, als er mich neben
sich sah und seine Arme immer noch mich umklammerten.
Tala bekam eine knallrote Birne, wo man nicht mehr erkennen konnte, was Haut und
Haar war. Er stotterte: „Wie....und was....?“
„Ist schon gut, Brüderchen.“ Lysa grinste schelmisch. „Wir werden keinen
was davon erzählen, versprochen.“
Jetzt rhabaterten Tala und ich gleichzeitig und ähnelten bestimmt wie
Streichhölzer, so rot waren wir. Ich löste mich von seiner Umkrallung und
sprang aus dem Bett. Wie der Blitz raste ich ins Badezimmer und stellte mich
unter die Dusche. Mein Gott, war das peinlich! Ich wollte gar nicht mehr aus dem
Badezimmer, doch Lysa zog mich erbarmungslos heraus. Gottseidank waren Tala,
Spencer und Brian schon weg.
„Lysa, wirklich. Tala und ich sind kein Paar!,“ sagte ich schon zum zweiten
Mal der Russin und zog mich schnell an.
„Ist ja gut.“ Lysa grinste immer noch. „War aber echt eine
Überraschung.“
Da ich mir das nicht mehr länger anhören wollte, erzählte ich Lysa den
Vorfall.
Nachdem ich fertig war, sagte Lysa: „Wieso hast du denn nicht gesagt, dass der
Film zu brutal war?“
Ich antwortete nicht. Lysa seufzte. „Ist auch egal. Aber jetzt weiß ich
wenigstens, dass du von Horrorfilmen Alpträume kriegst.“
Kapitel 6: Die Rote Armee kommt!!!
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Am Frühstückstisch traute ich mich nicht Tala in die Augen zu schauen. Der
aber schien sich wieder gefasst zu haben und redete mit Spencer. Brian schien in
Gedanken versunken und Lysa unterhielt sich mit Mr Dickenson. Ich hatte
überhaupt keinen Hunger und schob meinen Teller zur Seite. Tala verkündete,
dass wir gleich beybladen wollten. Lysa protestierte.
„Ali braucht einen neuen Bebylade. Der alte ist schon voll ausgenutzt und
fliegt bald auseinander,“ sagte sie.
„Fällt euch ja früh ein,“ meckerte Tala und sah mich sauer an, als hätte
ich ihn was angetan.
„Ja und?“ Lysa war aufgestanden. „Wir gehen einfach zum nächsten
Beyblade-Laden und holen ihr ein neues...“
„Weiß du eigentlich wie viel neue Bebylades hier in Japan kosten?,“ sagte
Tala giftig.
Unerwartet sprach der ruhige Spencer: „Wir können doch nach Frankreich, da
sind die Beyblades billiger.“
„Genau Tala,“ stimmt Brian zu. „Wir brauchen doch eh ein paar Ersatzteile,
also...“
Talas Geknurre machte ihn mundtot. „Das fällt euch jetzt erst ein! Wieso habt
ihr nichts gesagt, als wir noch Zuhause waren?,“ tobte der Rothaarige und
durchbohrte Brian mit seinem Blick. „Du willst doch das Turnier gewinnen,
oder?,“ sagte ich plötzlich.
Tala starrte mich an, als wüsste er jetzt, dass ich sprechen konnte. Ich war
aufgestanden und erwiderte seinen Blick. „Wenn unsere Beyblades alt sind,
können wir nicht mit denen gewinnen. Was würden denn alle sagen, wenn unsere
Blades auf einmal in der Arena auseinander fallen?“
Jetzt hatte ich Tala mundtot gemacht. Er starrte mich noch immer an. Spencer
räusperte sich. „Ähm....fliegen wir jetzt nach Frankreich?“
„Du hast morgen Schule, Alea!“
Meine Mutter stemmte die Hände in die Hüfte und schaute mit den
Ich-bin-nicht-einverstanden-Blick ein. „Bitte Mama, das Turnier ist in 4
Tagen,“ flehte ich. „Wir müssen nach Frankreich fliegen, um neue Beyblades
zu holen und von da aus nach Ägypten.“
„Aber die Schule-,“
„Mum, zwei Tage tun doch keinen weh! Da machen wir eh keinen Unterricht.“
Mama sah verzweifelt aus. „Dein Vater und ich wollten in den Ferien alleine
zwei Wochen nach China,“ sagte sie. „Was soll denn mit Timmi und Cheroke
passieren?“
Och ne! Die beiden waren der einzige Haken. Mir blieb nichts anderes übrig.
„Dann.....nehme ich die beiden mit. Mr Dickenson passt auf sie auf,“ sagte
ich gepresst.
Mama staunte. „Willst du die beiden wirklich mitnehmen?“
„Nun ja....“
Mama seufzte. „Timmi kann solange bei Tobi bleiben. Aber Cheroke muss du
mitnehmen.“
Naja, besser als Timmi.
Nach einer halben Stunde war ich wieder bei den Blitzkrieg Boys mit meinen
vollgepackten Koffer und mit den sabbernden Cheroke an meiner Seite.
Tala und die anderen waren dabei ihre Koffer zu packen. „Hast du auch alles
mit?,“ fragte Tala mich streng. Ich nickte.
Endlich waren alle fertig und wir fuhren mit Mr Dickenson, der verzückt Cheroke
auf dem Schoß hatte, zum Flughafen, um mit Mr Dickensons Privat-Jet zu fliegen.
Plötzlich sagte Brian erschrocken: „Ähm, Ali, du hast da einen Fleck auf
deiner Hose...“
„Wo denn?“ Ich schaute auf meine Beine. „Nein, nicht da, sondern auf dem
Po.“
Ich drehte mich ein wenig. Auf einmal verstand ich. „Oh nein!,“ rief ich.
Ich hatte meine Blutungen. Und das ausgerechnet heute! Und jetzt war da ein
Fleck auf der Hose. Wenn das Tala sah......
„Oh Mann.“ Lysa schien verstanden zu haben und zog mich von den Jungs weg.
„Alarmstufe rot. Deine rote Armee ist da, oder?“
Zur Antwort nickte ich verklemmt.
„Jungs,“ Lysa guckte die verdatterten Jungs an. „Holt jemand von euch mal
Tampoons? Bitte, es ist dringend!“
Nach diesen Worten schob sie mich in die Toilette.
Tala, Brian und Spencer sahen sich an.
„Ich hol keine Tampoons,“ stellte Spencer schon klar. „Ich auch nicht,“
sagte Brian.
Tala stöhnte. „Sehe ich etwa, wie der Tampoonmuffel aus?“
Als sich keiner traute in den nächstbesten Laden zu gehen um Tampoons zu holen,
straffte Tala seinen Körper. „Okay, ich hole die blöden Dinger.“ Er schob
sich an Brian und Spencer vorbei und lief in einem Laden.
Als er vor dem Regal stand, wurde er unsicher. fragte er sich und guckte.
Dann sah der Rothaarige eine Packung, wo da drauf stand: Tampoons, extra weich
und super saugfähig.
Entschlossen nahm Tala eine Packung und ging damit zur Kasse. Der Verkäufer,
ein junger Mann in engen Klamotten und Piercings im Gesicht, grinste schelmisch.
„Deine Freundin hat wohl die Regeln, wie?,“ fragte er.
Mit düsteren Blick knallte Tala den Preis auf die Theke und wollte gerade
rausgehen, als der Verkäufer rief: „Hier, kriegst du gratis. Fang!“ und
warf Tala ein schwarzes Päcken zu.
Verdattert fing Tala das auf und rannte schnell zur Frauentoilette. Vorsichtig
öffnete er einen Spalt und rief: „Lysa, ich hab die....Tampoons!“
„Oh gut,“ Lysa nahm die Packung von den Tampoons entgegen. „Bist ein
toller Hecht.“
Sie klopfte ihn auf die Schulter und verschwand wieder. Tala wurde verlegen.
sagte er zu sich streng und ging wieder zu Brian und
Spencer. Währenddessen
sah er sich das Päckchen an, das ihn der Verkäufer zugeworfen hatte. Er
stockte. Kondome, stand da groß auf dem Päckchen. Ungewollt erinnerte sich Tala, wo er und
Alea heute morgen zusammen im Bett gelegen hatten.
„Sag mal, was hast du denn da?,“ fragte ihn Brian plötzlich und schnappte
sich die Kondompackung. „Hey, das geht dich nichts....“ wollte Tala sagen,
doch zu spät.
Mit großen Augen sahen Brian und Spencer sich die Packung an.
Dann grinste Brian. „Mensch Tala, du brauchst dich gar nicht zu schämen! Ist
doch klar, dass das mal kommt.“
„Was meinst du damit?,“ fauchte Tala und beobachtete mürrisch Mr Dickenson,
der sich mit Cheroke im Schlepptau ein paar Zeitschriften anguckte.
„Boah Tala! Was macht man denn damit?,“ sagte Brian und wedelte mit der
Packung vor Talas Nase. „Du liebst Ali, sie liebt dich. Also wollt ihr
zusammen euch näher kommen. Und zwar viel näher als heute morgen.“
Spencer lächelte Tala an. „Mach dir keine Sorgen Tala. Wir verstehen das.“
Tala spürte verärgert, dass sein Gesicht glühte. Wütend schimpfte er:
„Erstens: Ich liebe Alea NICHT! Zweitens: Ich würde niemals
Geschlechtsverkehr machen. Und DRITTENS,“ Seine Augen sprühten funken.
„würde euch das überhaupt nicht angehen.“
Mit diesen Worten verschränkte er die Arme und starrte finster vor sich hin.
Erleichtert gingen Lysa und ich aus dem Klo.
Als ich den Tampoon genohmen und eine frische Hose angezogen hatte, fühlte ich
mich gleich besser. Und außerdem war ich Tala dankbar, dass er mir Tampoons
geholt hatte.
Er, Brian und Spencer standen mit verschränkten Armen da.
„Und? Alles paletti?,“ fragte Brian.
„Logo.“
Ich sah Tala an und sagte leise: „Ähm, danke, dass du mir die Tampoons geholt
hast.“
Täuschte ich mich oder wurde er wirklich rot? Als ob er nicht sprechen konnte,
nickte er nur.
Mr Dickenson kam mit einen Stapel Zeitschriften und mit Cheroke an der Leine an
und sagte: „Lasst uns schnell zum Jet gehen, denn in zwanzig Minuten starten
wir.“
Im Jet setzte ich mich neben Lysa. Vor uns saßen Spencer und Brian und Tala
saß neben Mr Dickenson. Irgendwie schien er recht mürrisch.
Lysa stupste mich an. „Da du schon lange nicht mehr geflogen bist, erklär ich
dir mal, wo die Schwimmwesten sind.“
Während sie mir erklärt, was ich im Notfall tun muss, setzte sich der Jet
langsam in Bewegung und startete schließlich.
Ich schaute aus dem Fenster und beobachtete, wie alles immer kleiner wurde, bis
die Wolken die Sicht verdeckten. Auf einmal drückte es gegen meine Ohren.
„Hier,“ Lysa reichte mir ein Kaugummi. „Kau ordentlich, dann wird das
erträglicher.“
Ich stopfte mir den Kaugummi in den Mund und betrachtete kauend die
Wolkenlandschaft.
Doch dann schlief ich erschöpft ein.
Kapitel 7: Kleiner Einkauf in Paris
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Lysas Ellbogen weckte mich aus meinen angenehmen Träumen. Ich blinzelte
verschlafen.
„Hast du Hunger?,“ fragte Lysa und hielt mir ein Sandwich und ein Becher
Kakao unter die Nase. Mein Magen knurrte und ich nahm es dankend. „Wie lange
habe ich geschlafen?,“ fragte ich Lysa schmatzend. „Ungefähr fünf
Stunden,“ antwortete sie.
Fünf Stunden! Naja, wenigstens bin ich jetzt nicht mehr müde.
„Wann sind wir denn da?,“ fragte ich die Rothaarige weiter.
„Ungefähr in zwei Stunden.“
Als ich fertig aufgegessen habe unterhielten Lysa und ich über die Schule.
Plötzlich sackte das Flugzeug kurz nach unten und wackelte ein wenig.
„Wow,“ Lysa lachte. „War ja klar, dass ein paar Luftlöcher kommen.“
Bei jeden Ruck glaubte ich schon wir stürzen ab und ich wurde immer
ängstlicher.
Mir fiel ein, dass ich nach meinem Tampoon gucken musste, doch Lysa hielt mich
zurück.
„Bleib sitzen, sonst fliegst du auf die Schnauze.“
Eine halbe Stunde später wurde mir schlecht. Dieses Gerucke und meine Tage
machten mich verrückt. Und meine Ohren schmerzten von diesen verdammten
Luftdruck.
„Ali, du bist ja ganz grün,“ rief Lysa erschrocken. Das glaubte ich aber
auch. Ich war bestimmt so grün wie noch nicht reife Banane.
Ich spürte, wie mir das Essen hochkam. Ich hielt schnell die Hand vorm Mund und
versuchte das Essen wieder runterzuschlucken, doch davon musste ich würgen.
Lysa hielt schon eine Kotztüte vor meinem Kopf bereit. Und schließlich konnte
ich es nicht mehr zurückhalten.
„Puh, ich glaube du bist jetzt entleert,“ stöhnte Lysa und warf schon die
vierte volle Kotztüte in einem Müllsack. Ich gurgelte. Noch eine halbe Stunde,
bis wir in Frankreich waren. Und gottseidank waren die Luftlöcher zuende.
„Respekt.“ Brian tauchte grinsend auf. „Muss wohl der Rekord sein! Vier
volle Kotztüten! Wer hätte das gedacht.“
„Und gleich kommt die fünfte, wenn sich mein Magen nicht beruhigt,“
stöhnte ich und rülpste ohrenbetäubend.
Brian und Lysa verzogen das Gesicht und Spencer hörte ich „Bäääh,“
rufen.
„Mann, du hast ja einen Magengeruch drauf,“ sagte Brian und setzte sich
wieder hin.
Ich versuchte vergeblich an was anderes zu denken, nur nicht ans Essen. Aber es
half nichts. Ständig tauchte vor meinen Augen ein Sandwich, ein Hühnchen, ein
Hamburger und sogar ein Hummer aus. Oh lieber Gott, lass uns schnell landen!
Endlich waren wir da!
Mr Dickenson und wir gingen aus dem Jet und saßen jetzt erst mal auf einer
Bank. Mir war immer noch übel und das Gesabbere von Cheroke machte es noch
schlimmer. Schließlich riefen wir ein Taxi und fuhren zu einem vornehmen Hotel.
Ich hatte mal irgendwo gehört, dass Franzosen romantische Leute waren, denn ich
sah fast überall Pärchen herumlaufen.
Schließlich pfefferte mir Tala höchstpersönlich Magentropfen in meinem Mund
herein, weil er mein Gestöhne nicht mehr aushielt. Dann ging es mir ein wenig
besser.
Ich war noch nie in Paris, deshalb wollte ich es sofort erkunden. Natürlich
wollte Tala sowieso mit uns neue Ersatzteile holen. In der Nähe von unserem
Hotel gab es einen großen Beyblade-Laden. „Ach ja, ich muss noch Yen in Euro
umtauschen,“ fiel Tala ein und sagte zu mir: „Du kannst mit Lysa, Brian und
Spencer schon mal ein neuen Beyblade aussuchen. Ich gehe mal schnell zur
Bank.“ Dann ging er weg.
Ich betrat mit den anderen den Laden. Ich staunte nicht schlecht. Mindestens
zwanzig Regalreihen standen im Laden und wenn hinten waren noch mehr Regale.
In Glaskästen gab es sogar Beyblades aus Gold und Silber.
Brian und Spencer wollten schon mal nach Ersatzteilen gucken und Lysa und ich
schauten nach einem neuen Beyblade.
Zwei Regale waren vollgestopft mit den verschiedensten Beyblades. Welche waren
so klein wie ein Ring, andere so groß wie meine Hand.
Lysa zog mich hin und her. „Na? Welche Größe ist dir lieber?“
„Naja, ganz normal eben´,“ sagte ich.
„Okay,“ Sie zog mich nach hinten. Über dem Regal stand: Beyblades in
normaler Größe.
„Gut, jetzt sag mal, was für ein Typ du haben willst,“ sagte Lysa.
Ich zog die Augenbrauen hoch. „Was für ein Typ?“
„Oh mann, willst du ein Angriffbeyblade, ein Kombinationsbeyblade oder ein
Verteildigungsbeyblade?,“ stöhnte Lysa.
„Ähm....was hast du denn für eins?,“ fragte ich.
„Angriff.“
„Okay, dann nehme ich auch Angriff.“
„Welche Farbe?“
Ich schaute auf einen Zettel, wo dadrauf verschiedene Farbschemas zu sehen
waren.
„Was sagst du denn zu Rot?,“ fragte ich Lysa. Die zuckte die Achseln. „Ist
mir egal, ist ja deine Entscheidung.“
Dann gingen wir zur Kasse. Der Verkäufer holte eine Kiste mit verschiedenen
Einzelteilen. „Stellen sie sich diese Farbe so vor?,“ fragte er mich. Ich
nickte. „Okay. Hier sind noch Geschwindigkeitsringe, Angriffsringe und
Verteildigungsringe. Suchen sie sich welche aus.“
Unter Lysas Beratung hatte ich mir nach fünf Minuten die Einzelteile ausgesucht
und der Verkäufer bastelte den Beyblade zusammen. „Haben sie ein Bit
Beast?,“ fragte er mich wieder. Ich holte meinen alten Beyblade heraus und
machte den Bit-Beast.Chip ab. Der Verkäufer machte ihn an meinen neuen Beyblade
ran und gab ihn mir. „Wollen sie jetzt bezahlen oder wollten sie sich noch
umschauen?“
„Mein Bruder ist noch bei der Bank. Wir sehen uns noch ein wenig um,“
antwortete Lysa und wir beide suchten Spencer und Brian.
Die standen mit drei Jungs, die ich nicht kannte zusammen und schienen sich zu
unterhalten.
„Wer sind die Jungs denn da?,“ fragte ich Lysa. Die Rothaarige strahlte auf
einmal. „Das sind Oliver, Enrique und Johnny von den Majestics. Ich wusste
doch, dass wir sie hier mal sehen.“
Von den Majestics hatte ich mal gehört und hatte sie öfters im Fernsehen
gesehen. Bevor ich noch was sagen konnte, war Lysa schon bei den Jungs und
umarmte den Braunhaarigen von den Majestics.
„Ali,“ Brian hatte mich entdeckt und winkte mir zu. „Komm doch her.“
Ich gehorchte und stellte mich neben Spencer.
Lysa schien gar nicht daran zu denken den Braunhaarigen loszulassen und er wohl
ebenso wenig. Waren die beiden ein Paar?
„Jetzt ist mal genug mit der Schmuserei,“ sagte Brian und schob Lysa von den
Braunhaarigen weg. Die Rothaarige schaute ihn giftig an. „Darf ich nicht mal
meinen besten Kumpel begrüßen?,“ fauchte sie. Dann wandte sie sich an den
beiden anderen Jungs und begrüßte auch sie. Ich fühlte mich fehl am Platz.
Brian grinste. „Keine Schüchternheit Ali, begrüße die drei auch mal.“
Schüchtern reichte den Braunhaarigen und den Grünhaarigen die Hand. Der
Blondhaarige ergriff meine Hand mit beiden Händen und küsste auf meine
Handfläche. Oh Gott, war der charmant! „Ich freue mich dich kennen zulernen,
Alea,“ lächelte er und schaute mich mit seinen dunkelblauen an. „Ich bin
Enrique und das sind meine Teamkollegen Oliver,“ er deutete auf den
Grünhaarigen. „und Johnny.“ Und auf den Braunhaarigen. Enriques Akzent
verursachte mir ein leichtes Kribbeln im Bauch. Mann, ich würde das Mädchen
beneiden, die seine Freundin wäre.
„Hey, Enrique!,“ Lysa zog den Blonden von mir weg. „Du hast doch schon
zwei Freundinnen. Und Ali ist schon vergeben.“ Ich wurde rot. Schon vergeben?
Glaubte sie immer noch Tala und ich hätten was miteinander?
„Oh, schade,“ Enrique lächelte mich an. „Wundert mich nicht, dass so ein
süßes Mädchen schon vergeben ist. Naja, kann man nichts machen. Hoffentlich
bist du später single.
Freu mich schon.“
Mensch, Enrique war ja ganz anders als Tala. So selbstbewusst und romantisch.
Lysa verdrehte die Augen. „Wie geht es deinen Freundinnen Bianca und
Rosetta?“
„Denen geht es gut. Leider wollten sie nicht mitkommen,“ antwortete Enrique
und hatte schon Lysas Hände ergriffen. „Und wie ist es dir ergangen? Hast du
mich eigentlich vermisst?“
Der Junge namens Johnny packte Enrique an der Schulter und zog ihn weg.
„Finger weg!,“ knurrte er und funkelte den Blonden an. „Hach, Jonathan, du
kleiner Tiger! Er hat dich sehr vermisst,“ sagte Enrique zu Lysa.
Jetzt nahm Johnny Enrique in den Schwitzkasten und die zwei rangelten sich erst
mal.
Oliver seufzte. „Wie die Kleinkinder.“
Nachdem Tala mit den Geld kam und wir unsere Sachen bezahlt hatten
verabschiedeten wir uns von Oliver, Enrique und Johnny.
„Tschau Bella,“ rief Enrique mir zu und küsste auch in Lysas Richtung.
Schon hatte Johnny ihn den Ellbogen in die Seite gerammt.
„Das waren also die Majestics,“ stellte ich fest. Lysa nickte. „Robert war
aber leider nicht dabei. Er ist der Teamchef von den Majestics.“
Brian fragte: „Wollen wir was essen gehen? Ich sterbe vor Hunger.“
Wir setzen uns an einem Cafe. Eine blonde Kellnerin kam angewuselt und fragte:
„Qu´est-ce que je peux faire pour vous?“ Brian sah sie verwirrt an. „Äh,
was?“
„Pardon?“
„Sorry..ähm....What do you say?“
Die Kellnerin schaute verdattert.
„Brian, du bist so genial,“ zischte Lysa. „Kannst du etwa kein
Französisch?“
Der Silberhaarige brummelt nur.
Lysa verdrehte die Augen. „Je voudrais un sandwich,“ sagte sie zu der
Kellnerin, die das erleichtert aufschrieb. „Et moi, je voudrais aussi un
sandwich,´´ sagte Tala. Spencer sagte für Brian und sich und ich stotterte
alleine meine Bstellung, wo ich die Wörter falsch aussprach.
„Ich hasse Französisch,“ schimpfte Brian und guckte wie ein kleines Kind,
dass keinen Bonbon bekommen hatte.
„Dann muss du das eben lernen,“ knurrte Tala genervt. „Boah, reicht schon,
wenn ich fünf Stunden in der Woche dieses blöde Fach hab,“ nörgelte Brian.
Als wir zuende gegessen hatten besuchten wir die Champs Elysee und dann gehen
wir auf dem Eifelturm. „Coole Aussicht, nicht?,“ fragte mich Lysa, als wir
oben standen. Ich nickte.
Dann gingen wir noch zum Notre Dam und shoppten in einer vollen Einkaufsstraße.
Bald hatten Lysa und ich insgesamt fünf volle Tüten Klamotten eingekauft.
„Hach, ich liebe Frankreich,“ schwärmte Lysa und Brian fügte hinzu: „Und
Johnny.“
Er musste sich schnell ducken, denn die Einkaufstüte von Lysa zischte
haarscharf an seinem Kopf vorbei.
Tala verkündete: „Es ist erst sechs Uhr. Wir sollten unsere neuen Beyblades
testen.“
In einem kleinen Park beybladen wir auf einer Wiese. Zuerst gehorchten unsere
Beyblades nicht, doch dann hatten wir sie im Griff. Ich konnte mit meinem
Beyblade jetzt besser kämpfen und kickte fast Brians Falborg aus der Arena.
Zufrieden beendete Tala das Training.
„Morgen geht’s nach Ägypten,“ sagte er.
Kapitel 8: Ägypten und erster großer Kampf
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Frühmorgens schmiss Tala uns aus dem Bett und hetzte uns durch ganze
Hotelzimmer.
Beim Duschen hämmerte er gegen die Tür und drohte, dass wir bald ein
knallhartes Training machen, wenn wir nicht schneller duschen würden. Dann
feuerte er uns wie der Verrückte beim Kofferpacken an und schob uns sofort auf
die Straße und winkte hektisch nach einem Taxi.
Im Flughafen wurde es auch nicht besser. Kaum angekommen, wurden wir gleich von
unseren lieben Leader ins Flugzeug gezogen, wo Lysa ihn giftig anmeckerte und so
gleich ein heftiger Streit zwischen den Rothaarigen Zwillingen entstand.
Ich war so was von froh, dass der Flug nur fünf Stunden dauerte.
Als wir aus dem Flugzeug stiegen und draußen waren dachte ich, dass wir uns in
einem Backofen befanden. Es war ungeheuer heiß. Keine zwei Minuten draußen,
schon schwitze ich.
Die anderen schienen unter dieser Hitze mehr zu leiden. Kein Wunder, wer schon
an minus 30 Grad gewöhnt war, würde man glauben, dass er in einem Vulkan
steckte.
Unter Protesten und Gestöhne hetzte uns Tala wieder einmal durch die Gegend.
Ich war kurz vorm umkippen. Es gab nur Beschwerden. Brian meckerte, dass er
durstig war. Dann stöhnte Spencer, dass er bestimmt ein Hitzestich bekomme und
zu gut erletzt maulte Lysa, dass sie sich nach einem Swimmingpool sehne, was die
Lauferei nicht besser machte.
Tala wurde das bald zuviel. „Wenn ihr nicht gleich still seid, trainieren wir
in der Wüste, wo über uns die Aasgeier fliegen,“ drohte er und schon war es
still.
Doch Tala schien sich auch nicht in der Hitze wohl zufühlen. Später
verkündete, als wir unsere Sachen in dem Hotel gebracht hatten, dass wir in dem
Pool vom Hotel schwimmen können.
Nach einer halben Stunde standen wir in Badesachen am tiefen Schwimmbecken und
warteten auf Tala.
Meine Güte, sah der geil aus in seinem Badehose. Ich schien wieder vor
Bewunderung geseufzt zu haben, denn Lysa stupste mich grinsend an. Mann, war das
mir peinlich.
Tala sagte: „Also, ihr macht jetzt 50 Bahnen Brustschwimmen, 20 Bahnen
Kraulenschwimmen und 10 Bahnen Rückenschwimmen.. Und wenn ich euch einmal
überhole heißt es 5 Bahnen Kraueln extra.“
„Hallo, weiß du wie heiß es hier ist?,“ fauchte Lysa, doch das hätte sie
nicht sagen sollen. Tala packte sie und warf sie ins Wasser. Dann schaute er
uns grimmig an. „Muss ich auch noch nachhelfen?,“ fragte er. Wie von einer
Tarantel sprangen Brian und Spencer ins Wasser. Bevor sie losschwammen sagte
Tala: „ich will, dass ihr in einer Stunde das alles schafft und wenn nicht,
läuft ihr 3km!“
Ohne zu zögern schwammen Lysa, Brian und Spencer los. Ich ließ mir Zeit. Das
Wasser war bestimmt kalt und ich hatte keine Lust einen Schock zu bekommen.
Tala sah mich verblüfft an und knurrte: „Brauchst du eine Einladung zum
schwimmen?“
Ich antwortete nicht, sondern sah ins Wasser. Sah echt ungemütlich aus. Und
Brian, Spencer und Lysa hatten schon ihre fünfte Bahn Brustschwimmen. Ich
sollte mich besser beeilen.
Ich schöpfte eine Hand voll Wasser und rieb mir die Arme ein. Plötzlich sah
ich ein Schatten hinter mir. Ich drehte mich um und sprang einen Schritt
instinktiv zurück.
Tala stand hinter mir und hatte die Arme verschränkt. „Immer noch nicht
drin?“
Wenn der glaubte, dass ich mich mit ihn streiten wollte, hatte er sich
geschnitten. Ich antwortete nicht. Tala grinste und sagte: „Ich wünsche dir
einen guten Flug und angenehme Ladung.“ Dann schubste er mich rückwärts ins
Wasser. Überrumpelt reagierte ich erst mal nicht und sank wie ein Stein bis zum
Boden. Doch als mir die plötzliche Kälte bewusst wurde, schoß ich nach oben
und kam prustend an der Oberfläche an. (Ich hatte eine Menge Wasser
verschluckt, was fürchterlich nach Chlor schmeckte.)
Blinzelnd sah ich mich um. Tala stand da breitbeinig und sah frech von oben zu
mir herab. „Na, war das erfrischend?“ Arschloch. Jetzt hatte ich eine
Sauwut.
Dann fiel mir mit genugtuend ein, dass Tala noch knochentrocken war.
Mit einen triumphierenden Blick bespritzte ich ihn mindestens mit zwei Liter
kalten Chlorwasser. Erschrocken sprang Tala zurück und schrie: „Was soll
diese scheiße denn?“ Ich sagte nichts, sondern bespritzte ihn nur noch mehr.
Doch, ohne dass ich das merkte, sprang Tala mit einen eleganten Kopfsprung ins
Wasser und tauchte hinter meinen Rücken wieder auf.
Ich war so beschäftig mit Wasser herumzuspritzen, dass ich erst mal nicht
wusste, was mit mir geschah, als Tala mich packte und untergluckerte.
Aber instinktiv strampelte ich kräftig mit den Beinen, als mir bewusst wurde,
dass ich untergegluckert wurde, und unerwartet ließ Tala mich los und ich
schwamm wie ein Delfin wieder nach oben.
Neben mir tauchte Tala wieder auf. „Hast du einen Schuss?“ meckerte ich
drauflos. „Das war voll unfair!“ „Das war aber auch unfair, als du mich
mit Wasser bespritzt hast,“ konterte Tala zurück. „Das habe ich nur
gemacht, weil du mich ins Wasser geschubst hast,“ verteidigte ich mich.
Tala sagte siegessicher: „Ich wollte dir nur einen kleinen Anschubser geben,
weil DU zu lange gebraucht hast. Bis du im Wasser gegangen wirst, hätten Brian,
Lysa und Spencer schon 20 Bahnen.“
Ich machte einen Geräusch, wie eine wütende Katze. Ich war nicht nur sauer,
weil mich Tala mich zweimal eiskalt erwischt, sondern auch weil mir nichts mehr
einfiel und Tala das letzte Wort hatte. Mit düsteren Gedanken schwamm ich los.
Tala neben mir. Und einmal war ich ihn dankbar, dass er mich nicht hetzte.
Seltsamerweise schien er seine Regeln vergessen zu haben. Nach einer halben
Stunde saßen Brian, Lysa und Spencer erschöpft am Rand. Als Tala und ich den
Rand erreichten, stieg Tala aus dem Becken und sagte: „Wir beybladen noch ein
wenig und dann könnt ihr durch die Stadt laufen.“
Ich hatte erst die Hälfte von meinen Bahnen hinter mir und Tala schien
vergessen zu haben, dass ich noch nicht fertig war. Machte er das mit Absicht
oder hatte er es wirklich vergessen?
Nachdem wir mit den Beyblades Slalom und öfters ein Einzelmatch gemacht hatten
durften wir in die Stadt.
Lysa war gleich erpicht dadrauf auf einem Kamel zu reiten. „Wieso sollen wir
auf denen reiten?,“ fragte Brian. „Wieso essen wir sie nicht?“
„Kamele kann man hier doch gar nicht essen,“ sagte Lysa.
„Da schon,“ entgegnete Spencer und deutete auf ein Plakat, wo auf japanisch
drauf stand: Pommes mit Salat und Kamelfleisch.
Kamelsteak auf Brötchen
Lysa guckte entsetzt. „Wie kann man nur Kamele essen?!“
„Wie kann man nur Kühe essen?,“ sagte Tala gelassen und fügte hinzu:
„Weil sie Nutztiere sind. Und das sind Kamele hier auch.“
„Ach echt? Hast etwa in Erdkunde aufgepasst, wie?,“ sagte Lysa spöttisch.
„Schnauze.“
„Also, ich hab richtigen Hunger auf Kamel,“ grinste Brian. „Genau,“
stimmte Tala zu und grinste fies zu seiner Schwester. „Dann bestell ich für
uns alle ein Kamelsteak. Lysa, willst du extra dazu noch Knoblauch und
Remoulade? Ich kann den Typen von einem Kamelstand mal fragen, ob er uns ein
Kamel verkauft, sodass wir es schlachten und ganz frisch essen können.“
Ich fand das gemein von den beiden, dass sie die tierliebende Lysa so triezen.
Doch sie hatte sich wieder gefasst und juchzte plötzlich: „Cool, man kann auf
Kamelen reiten.“
„Ja und? Willst du auf so einem Schleimspucker reiten?,“ fragte Tala streng.
„Wieso denn nicht? Du bist doch scharf auf Kamel,“ antwortete Lysa
schnippisch.
Nach einigen Überredungsversuche gab Tala nach und schon saßen wir auf Kamelen
und ritten mit mehreren Leuten eine Tour durch den Mark. Es war ein komisches
Gefühl, denn man schaukelte hin und her. Und das auch in dieser Hitze!
Ich bekam mit, wie Brian gerade einen Bifi aß und der Mann von dem Kamelstand
was zu ihn sagte. Brian schaute verwirrt und Tala antwortete: „Er hat gesagt,
dass du nichts essen solltest, während du reitest, denn sonst wird dir
schlecht.“
„Schwachsinn, wer wird denn schon auf einem Kamel schlecht?,“ schnaubte
Brian und verputze in Ruhe seine Salamiwurst. Dann scherzte er: „Sollen wir
den Typen jetzt mal fragen, ob er frisches Kamelfleisch verkauft?“
Lysa warf ein zusammengeknülltes Kaugummipapier gegen seinen Kopf.
Nach der Tour war Brian auf einmal ganz grün im Gesicht. „Das nächste Mal
hörst du auf Kamelexperten,“ sagte Tala genervt und Lysa stichelte gnadenlos:
„Na, was hälst du von einer Salamiwurst von Kamel?“
Brian schüttelte angewidert den Kopf und hielt sich die Hand vorm Mund.
„Wenn du kotzen musst, dann mach, aber bitte nicht hier,“ knurrte Tala.
Als die Sonne unterging wurde Tala ein wenig hektisch. Er riet uns gut zu essen
und ordnete noch an, dass wir ein paar Sit-ups machten.
Auch beim Einschlafen hielt er ein ellenlangen Vortrag über Schwächen unsere
Gegner, denn wir sollten morgen gegen die White Tigers kämpfen. Mir fielen
immer wieder die Augen zu, aber ich konnte nicht schlafen, weil ich so aufgeregt
war und Talas Gebrabbel mich nervös machte.
„Mensch Tala, wir beybladen ja nicht zum ersten Mal,“ schimpfte schließlich
Brian und Lysa fügte hinzu: „Wenn du uns noch weiter voll sabelst, dann sind
wir morgen todmüde. Also, halt die Klappe!“
„Schnauze,“ zischte Tala und er sagte beinahe verzweifelt: „Ray ist die
größte Schwierigkeit! Und Lee. Und wahrscheinlich auch die pinke Zicke, wenn
die gut trainiert hat.“
„Lass Mariah in RUHE, du Affe,” fauchte Lysa Tala an. Der fauchte gleich
zurück: „Werde lesbisch und heirate sie!“
„Werde doch schwul und spiele mit Tony Eierschaukeln,“ giftete Lysa. (Tony
ist dieser komische Ansager bei den Turnieren, der mit der Sonnenbrille und
Kopftuch)
Immer dieses Gestreite! Irgendwann ging es einen richtig auf die Nerven.
Ich war noch nie in einer Beybladearena, deshalb war ich sehr nervös und auch
überrumpelt. Die vielen Menschen, die schrien und ihre Lieblingsteams
anfeuerten, hörte man in unsere Kabine schon.
Gerade guckten wir in Fernsehen, wie Majestics gegen die All Starz gewinnen.
Dann kam G-Revelution gegen die Saint Shields. Es gab ein Unendschieden.
Dann waren wir und die White Tigers dran. Ich hätte mich am liebsten versteckt,
denn ich konnte und wollte nicht raus, sodass mich Brian und Lysa hinschieben
mussten.
Tala munterte uns auf, als wir auf unsere Bank saßen: „Ich zähle auf euch.
Die White Tigers sind stark und schnell, aber wir müssen schneller sein und
klüger, kapiert?“
Wow, tolle Ratschlag. Der half mir aber viel.
Zuerst sollten Gary und Spencer gegen einander kämpfen.
Der Kampf war wahnsinnig spannend und ich wagte gar nicht hinzugucken.
Spencer gewann. Super, erste Runde an uns.
Dann Brian gegen Mariah, wo leider Brian verlor, weil er kurz nicht aufgepasst
hatte und Mariah es sofort ausgenutzt hatte.
Das Match zwischen Lee und Tala verging schnell, denn Tala hatte Lee so was aus
der Arena gefegt, sodass der Blade von den Chinesen gegen die Wand schmetterte.
Dann musste Lysa gegen Ray antreten. Die beiden waren ebenbürtig und es gab ein
unendschieden.
Als dieser Tony meinen Namen aufrief, wurden meine Knie so weich, wie
Wackelpudding.
Der kleine Kevin stand da grinsend und war schon startbereit.
Ich machte mich auch startklar und betete, dass Greifborg nicht gleich ins
Publikum flog, statt in die Arena.
„3-2-1-Let it Rip!“
Mein Beyblade und das von Kevin knallten schon gegeneinander. Dieser unerwartete
Schlag traf mich unerwartet und ich knickte leicht ein.
Sofort griff Kevin an und hielt immer wieder Sicherheitsabstand.
Ich versuchte ihn anzugreifen, doch er wich aus. Kevin war ganz schön flink.
Kein Wunder, sein Beyblade war klein, genau wie er.
Doch ich überlistete ihn, wo ich so tat, dass ich ihn von rechts angreife, wo
er nach links auswich und ich ihn stattdessen links rammte.
Nach diesen paar Treffern jagte mein Beyblade seins und später merkte ich, wie
Kevin müde wurde.
Doch das hinderte ihn nicht daran sein BitBeast aufzurufen (sry, weiß leider
nicht, wie es heißt...). Am liebsten hätte ich losgelacht, weil sein BitBeast
eher einen Yeti und Affen ähnelte, als eine Raubkatze.
Es wurde brenzelig, als sein BitBeast mein Beyblade angriff. Ohne weiter
nachzudenken rief ich Greifborg. Die Zuschauer schienen von meinen BitBeast
beeindruckt zu sein. Kein Wunder, denn Kevins BitBeast sah neben meinem wie eine
Witzfigur aus. Fand ich wenigstens.
Ich powerte Kevin und sein BitBeast ein wenig aus und setzte dann die Attacke
‚Windfire’ ein. Greifborg schlug mit seinen schimmernden blauen Flügeln und
hüllte seinen Kopf kurz darin ein. Dann entfaltete er sie langsam und eine
hellblaue Flammenkugel bildete sich. Mit einem kräftigen Flügelschlag schlug
er die Flamme zum Gegner und Kevins BitBeast und Beyblade wurden von der
hellblauen Flamme umhüllt. Es gab einen kurzen Lichtblitz, das Brüllen von
Kevins BitBeast und dann lag Kevins Beyblade neben ihn.
Es war in der Arena kurz still, dann jubelten sie los.
Überglücklich und auch erleichtert, dass das endlich vorbei war, torkelte ich
zu meinen Team zurück.
Lysa umarmte mich. „Super Ali! Du warst klasse in deinem ersten großen
Kampf,“ sagte sie und Brian und Spencer klopften mir anerkennend auf die
Schulter. Bei Spencers Klopfen ging ich immer wieder leicht in die Knie, weil er
ganz schön viel Kraft hatte.
Tala nickte mir beeindruckt zu und antwortete: „Gut gemacht.“
Wieder im Hotel packten wir unsere Sachen, weil wir in zwei Stunden gleich nach
Amerika flogen und eine Woche lang da blieben. Lysa ratterte wieder wie ein
Wasserfall und war die letzte, die ihren Koffer vollgepackt hatte. Brian
hingegen schien nicht so glücklich, weil er der einzige war, der verloren
hatte, aber Spencers und Lysas Aufmunterungen und Fröhlichkeit hatten ihn ein
wenig aufgemuntert.
Ich war stolz auf Greifborg und auch ein bisschen auf mich. Und außerdem war
ich stolz, dass Tala mich gelobt hatte.
Und ich freute mich auf Amerika, denn wenn ich von unserer Englischlehrerin
immer von New York oder California reden hörte, wurde mir abenteuerlich zumute.
Nicht auszudenken die ganzen Läden und Shopptouren die ich mit Lysa machen
werde.
Endlich saßen wir im Flugzeug. Da ich von dem Kampf erschöpft war, schlief ich
auch wie üblich ein.
Kapitel 9: Zelten macht viel Spaß^^. Teil 1
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Ich wusste nicht, wie lange ich geschlafen habe, aber als ich aufwachte, war es
nachts und wir waren schon am landen.
Lysa schlief noch neben mir. Vor uns schnarchten Spencer und Brian. Von Tala sah
ich keine Spur. Die meisten Passagiere waren auch am schlafen. Einige packten
schon ihre Handtaschen und stellten ihre Sitze wieder richtig ein. Ich lehnte
mich zurück und schaute aus dem Fenster.
Unter uns war ein riesiges Lichtermeer. Ich staunte über die Größe von dieser
Stadt.
Plötzlich verkündete der Kapitän: „Meine Damen und Herren, wir landen in
fünf Minuten. Bitte stellen sie die Sitze in ihre normale Position ein, machen
sie ihre Zigarette aus, alle Gameboys, mp3player und Handy werden ausgeschaltet.
Und schnallen sie sich an.“
Vorsichtig stupste ich Lysa an, die mit einen erschrockenen Grunzen
aufschreckte. „Ist es schon soweit?,“ fragte sie verschlafen.
„Ja, in fünf Minuten landen wir.“
„Ach so. Na, dann wecken wir mal die Schnarchnasen.“
Sie stand ein wenig auf, lehnte sich über Spencers Sitz und hielt den großen
Russen die Nase zu. Der grunzte und schnaubte und schließlich machte er die
Augen auf.
Das gleiche machte sie mit Brian, doch der schien wie ein Stein zu schlafen.
Ohne Rücksicht pfiff Lysa laut ins Ohr.
Der Silberhaarige sprang auf. „Spinnst du?,“ schrie er und rieb an seinem
Ohr. „Wegen dir kriege ich noch einen Hörschaden.“
„Hast doch eh einen kleinen Schaden im Hirn,“ antwortete Lysa trocken.
„Das will ich noch mal hören, Lysa!,“ sagte auf einmal Talas Stimme
wütend. Er saß wieder auf seinem Platz hinter uns und schaute seine Schwester
grimmig an. Lysa machte ein säuerlichen Gesichtsausdruck, sagte aber nichts
mehr.
Endlich landeten wir und unser Taxi brauchte zweieinhalbe Stunden, bis er unser
Hotel erreichte, weil es auf den Straßen gerammelt voll war. Schließlich waren
wir in unserem Zimmer und packten wie immer unsere Koffer aus.
„Ich kann bestimmt wegen diesem Licht nicht schlafen,“ nörgelte Brian und
schaute wütend nach draußen. „denn die haben es jede Stunde an.“
„Dann nimm diese Augenverdecker,“ sagte Tala und warf ihn so ein Ding zu.
Brian verzog das Gesicht. „Nett. Sogar mit Rüschen.“
Als wir uns schlafen legten konnte ich nicht einschlafen. Es war laut und der
Verkehrlärm dröhnte. Und die Augenverdecker halfen mir auch nicht, denn das
Licht drang trotzdem durch.
„Verdammt, ich kann nicht einpennen,“ fauchte Lysa und warf ihre Decke
zurück. „Dieser Lärm, dieses Licht...ich krieg gleich die Krise! Da ist es
ja in einem Kindergarten ruhiger, als hier.“
„Du hast Recht.“ Brian stand ebenfalls auf und machte das Licht an, was gar
nicht nötig war, denn die Lichtplakate und Straßenlaternen erhellten unser
Zimmer schon gut genug.
„Legt euch sofort wieder hin,“ schimpfte Tala. „Es ist drei Uhr
morgens!“
„Ja schön und trotzdem kann ich nicht schlafen,“ sagte Brian missmutig.
„Ihr macht mich wahnsinnig!“ Tala ähnelte jetzt einen Drachen, den man ins
Auge gestochen hatte. „Was soll ich jetzt dagegen tun?! Wir sind in einer
Großstadt! Hier leben tausende Menschen! Sollen die, nur weil ihr
Grünschnäbel nicht pennen könnt, leise sein? Oder soll ich sie alle bitten,
dass sie leiser sein sollen?!“
„Nein, aber wieso konnten wir nicht in einem ruhigeren Ort übernachten?,“
fragte Brian düster. „Hier ist es einfach zu laut!“
Talas Gesicht hellte sich unheil auf. „Du willst an einem anderen Ort
übernachten?“
„Jawohl, da wo es schön ruhig ist und kein nerviges Licht meine Augen
blendet,“ antwortete Brian.
Tala grinste und ich ahnte schon schlimmes.
„Also gut, du kriegst deinen ruhigen Ort,“ sagte Tala und erhob sich.
„Packt eure Sachen in Reiserucksäcke und fragt Mr Dickenson, ob er unsere
Koffer mal nehmen könnte. Und packt Schlafsäcke und so was, was man in der
freien Natur brauchen kann. Und vergisst keine Landkarte.“
Dann ging er in die Dusche. „Halt, moment mal!“ Lysa lief ihn hinterher.
„Meinst du etwa das was ich gerade denke?“
„Genau Schwesterchen. Ihr sehnt euch nach einem ruhigen Ort, hier kriegt ihr
einen,“ sagte Tala.
Wenn ich gewusst hätte, dass Brian zu weit gegangen war, dann bereute ich es.
Und Spencer, Brian und Lysa auch. Es war acht Uhr morgens und wir standen mit
Reiserucksäcke, Schlafsäcke, einen Zelt, Wanderstöcke, Kompass und Landkarte
vor einem Wald.
„Das ist doch nicht dein Ernst?,“ fauchte Lysa und sah ihren Bruder wütend
an. „DU willst etwa, dass wir HIER zelten?!“
„Campen, Schwesterherz,“ antwortete Tala gelassen. „Hier ist es schön
ruhig und wir sind 30 Kilometer von der Stadt entfernt. Sei doch glücklich. Ihr
habt jetzt euren ruhigen Entspannungsort.“
„Ich glaube, du verwechselst was,“ sagte Lysa baff. „Wir wollten in einem
ruhigen DORF und nicht in einem WALD!“
„Wieso? Der Wald eignet sich gut als Wohn- und Trainingsplatz,“ sagte Tala
und fügte hinzu: „Die frische Luft wird euch gut tun. Dann pennt ihr besser
ein. Okay, alle losmaschieren!“
Dann ging er los und stapfte ins dichte Gebüsch.
Lysa schien nicht aufzugeben und folgte Tala meckernd. „Wie lange wollen wir
hier bleiben? Und wie kommen wir wieder in die Stadt, wenn der nächste
Beybladekampf anfängt?“
„Keine 90km entfernt ist eine kleine Altstadt. Da können wir mit den Zug
wieder nach New York fahren.“
„90km???!!!,“ plärrte Brian und schien fast in Ohmacht zu fallen. Ich und
Spencer machten die Münder auf. Dann werden wir nur noch wandern!
Mit den Kompass in der Hand und der Landkarte in der Hosentasche versuchten
Brian und Tala den Weg zu finden.
Wir stiegen über Stock und Stein. Und wir hatten Shorts an, sodass wir uns bald
an den Brombeersträuchern die Beine zerkratzten.
Ich merkte nicht, wie der Tag verging. Bald dämmerte es.
„Wir bauen besser das Zelt auf,“ sagte Tala.
Das war wieder ein Getue. Mindestens eine Stunde bauten wir das Zelt auf, doch
es stürzte wieder zusammen, weil es richtig schief war. Nach dem dritten
Versuch schafften wir es und es war schon stockduster.
Spencer machte schnell ein Lagerfeuer und dann saßen wir mit Marshmallows an
den Stöcken gespießt am Feuer.
Es war richtig frisch und ich zog zitternd meinen Mantel fester um mich. Die
anderen schienen das zu genießen.
In der Ferne knackte es. „Gibt es hier eigentlich Bären?,“ fragte Brian
angespannt.
„Bestimmt, aber sie kommen vielleicht nicht hierher, weil sie vorm Feuer Angst
haben,“ sagte Lysa altklug.
„Wisst ihr, dieser Wald erinnert mich an The Blair Witch Project,“ sagte
Spencer.
Dann erzählte er mir, dass drei junge Leute im Wald ein Projekt machen. Sie
wollten eine Blair Hexe suchen, die in den Wäldern herumstreifte. Die beiden
Männer und die Frau verloren dann ausversehen die Karte und liefen in
irgendeine Richtung.
Nachts hörten die jungen Leute in der Ferne Geräusche. Es hörte sich so an,
als ob Steine überm Boden gerollt wurden und Bäume umgeknickt wurden.
Bald fanden sie neben ihren Zelt drei Steinhaufen, die ihre Grabhügel
kennzeichnen sollten.
Die nächste Nacht wurde der Horror, weil sie dann Kinderstimmen und dann ein
Baby weinen hörten. Dann rüttelten die Kinder an ihrem Zelt und die
Erwachsenen flohen.
Als sie wieder zu ihrem Zelt zurückkehrten waren die Sachen von den einem Mann
mit Schleim bedeckt.
Dann verschwand der Mann plötzlich und jede Nacht hörten seine Freunde ihn
schreien.
Am nächsten Tag fand die junge Frau ein seltsames verpacktes Bündel. Sie
packte es aus und fand dann in einem schmuddeligen Tuch die Zunge und die Zähne
des verschwundenen Freundes wieder.
In der nächsten Nacht machten sich die beiden auf ihren Freund zu suchen, der
immer noch schrie.
Sie fanden ein altes Haus und traten ein. Der eine Mann ging in den Keller und
die Frau folgte ihn später. Als sie ihn sah, stand der Mann mit den Gesicht zur
Wand und plötzlich bekam die Frau einen Schleimklumpen mit einem Stein gegen
den Kopf und starb auf der Stelle.
„Der Mann hatte sich mit den Gesicht zur Wand gestellt, weil zuerst der andere
umgebracht wurde und dann er,“ erklärte Spencer mir.
Ich bekam Höllenangst. Hätte mir Spencer mir bloß diese Geschichte nie
erzählt. Mein Marshmallow war angebrannt und ich warf ihn weg.
Später gingen wir schlafen, aber ich konnte wie üblich nicht schlafen.
Ich kroch zu Lysa und tippte auf ihre Schulter. „Was ist?,“ brummelte sie
und drehte sich ein wenig. „Kannst du nicht schlafen?“
Ich schüttelte den Kopf und Lysa schnaubte. „Hätte dir Spencer bloß nicht
die Geschichte erzählt! Ach, komm her.“
Sie rückte ein wenig näher heran und ich legte meinen Kopf auf ihrem
Schlafsackkissen.
Am nächsten Morgen gingen wir weiter. Den einen Apfel, den ich gegessen hatte,
machte mich nicht satt und mein Magen knurrte.
Spencer sagte: „Irgendwo ist ein kleines Lokal und ein großer Wanderweg.
Wollen wir nicht da essen gehen?“
Wir stimmten alle zu. Tala holte die Karte heraus und Brian den Kompass. Bald
erreichten wir einen kleinen Trampelpfad. Brian sagte: „Ich kenn eine
Abkürzung. Kommt mit.“
„Woher kennst du denn die Abkürzung?,“ fragte ich verblüfft.
„Von der Karte,“ antwortete Brian einfach, packte die Karte wieder ein und
lief ins Dickicht.
Widerwillig folgten wir ihm.
Nach einer Stunde hatten wir das Lokal immer noch nicht erreicht und das
einzige, was wir erblicken waren Bäume und nichts als Bäume und Gestrüpp.
„Also gut, Waldkauz, war es so geplant, dass wir so lange brauchen?,“
knurrte Tala genervt.
Brian kratzte sich am Kopf. „Eigentlich nicht. Wir müssten doch hier sein.“
Er zeigte auf die Karte. „Hmmm, ich glaube, wir sind falsch abgebogen....“
„Weiß du was? Ich glaube eher, wir sind hier,“ zischte Lysa und tippte mit
den Finger ganz nach rechts auf der Karte, wo der Punkt weit vom Lokal entfernt
war.
„Das könnte auch sein,“ antwortete Brian.
„Langsam glaube ich, dass du nur geraten hast,“ sagte Spencer trocken.
„Nein,“ maulte Brian stur. „Ich wusste ganz genau, wo wir lang mussten.
Wir mussten Nord-Ost gehen.“
„Du bist einfach zu genial, weiß du das? Nicht mal mit eine Karte kannst du
lesen,“ polterte Tala und sagte dann ein wenig ruhiger: „Das Lokal kann
nicht so weit entfernt sein. Wir benutzen wohl lieber jetzt einen Kompass, denn
wir müssen weiter östlich.“
Egal wo lang wir liefen, es sah alles gleich aus.
Bald waren alle gereizt. Später brauste Lysa auf: „Wir müssen doch längst
schon da sein! Kannst du etwa auch nicht mit einem Kompass umgehen, oder
wie?!“
„Doch, kann ich,“ verteidigte sich Brian. Der Kompass zeigt immer nach
Norden, dann kann ich ja ablesen, wo Süden, Westen und Osten ist.“
„Hast du gerade gesagt, der Kompass zeigt NUR nach Norden?,“ sagte ich
entsetzt.
„Wieso?“
Tala hatte wohl auch die gleiche Befürchtung wie ich und nahm Brian den Kompass
ab. Er drehte sich damit im Kreis, lief mal kurz in die eine Richtung, dann in
die andere.
Wutschnaubend kam er wieder zurück und fuchtelte mit dem Kompass vor Brians
Nase herum. „Von wegen du kannst mit den Kompass umgehen! Weiß du, wodran das
liegt, dass wir immer noch nicht das Lokal erreicht haben? Weil der Kompass
SCHROTT ist!“
Ich wusste es! Jetzt hatten wir uns verirrt und standen jetzt mit einem kaputten
Kompass hier herum und hatten keinen Schimmer, was wir machen sollten.
„Sieh es doch positiv, Tala,“ versuchte Brian seinen Leader zu beruhigen.
„Wir können uns doch hier anpassen und wie die Steinmenschen hier leben.“
„Und ICH werde DICH mit einer Steinkeule vermöbeln, weil DU so intelligent
bist, wie ein Stück Holz,“ fuhr Tala ihn an und baute sich wütend vor dem
armen Brian auf.
Wenn das so weiter ging wurde Tala wirklich zum Steinmenschen.
<*g* Fortsetzung folgt.......bussi>
Kapitel 10: Zelten macht viel Spaß^^ Teil 2
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Ich hätte am liebsten geschrieen, doch stattdessen half ich Lysa und Spencer
Tala von Brian zurück zuhalten, denn es sah so aus, als würde Tala den
Silberhaarigen erwürgen wollen.
„Wie wäre es, wenn wir auf einem Baum klettern und nach einem Haus oder so
Ausschau halten,“ schlug Spencer vor.
„Und wer soll da bitte hochklettern?,“ fragte Brian. „Derjenige, der blöd
fragt,“ knurrte Tala und deutete auf einem 6 Meter hohen Baum. Brian schluckte
und sah seinen Leader unsicher an. „Du meinst, ich soll...?“
„Genau! Hoch mit dir oder ich werde fuchsig,“ zischte Tala.
Zögernd schritt Brian zum Baum und sah hoch. „Ich habe aber Höhenangst,“
jammerte er.
„Du kriegst gleich Talaangst, wenn du nicht schnell hochkletterst,“ warnte
Lysa und hielt Tala wieder vorsichtshalber fest. Unter Talas ungeduldiges
Knurren kletterte Brian ein wenig ungeschickt hoch. Wir beobachteten ihn. Er sah
nach unten und blickte wieder hoch.
Er schrie plötzlich auf und wäre fast vom Baum gefallen.
„Was ist los?,“ riefen wir alarmierend.
„Da sitzt eine Eule,“ rief Brian zurück.
„Was hast du denn? Angst vor einem Vogel?,“ meckerte Tala und stemmte die
Hände in die Hüfte. „Die Eule ist ganz schön groß,“ maulte Brian.
„Das ist bestimmt keine Eule, sondern ein Uhu,“ sagte Lysa.
„Klettere doch einfach an ihr vorbei,“ rief ich.
„Geht nicht. Sie sitzt mir im Weg!“
„Langsam frage ich mich, ob Brian verrückt geworden ist,“ murmelte Spencer.
„Verscheuch sie doch, mann,“ fauchte Tala.
Brian wedelte ein wenig mit der Hand in der Richtung von dem Kauz. „Husch,
husch. Ich muss vorbei!“
„Wenn du so herumwedelst, dann geht das Vieh eh nicht weg,“ knurrte Tala.
Brian schien wohl den Kauz sachte angestupst zu haben, denn es gab ein Kreischen
von dem Tier und Brians Schrei. Dann fiel Brian vom Baum.
„Brian!“
Wie die geölten Blitze rannten wir zu den Silberhaarigen, der neben dem Baum
lag und sich nicht rührte.
Tala beugte sich über ihn. „Brian? Hey!“
Der angesprochene öffnete ein Auge und murmelte: „Ist der Vogel weg?“
„Bestimmt,“ antwortete Tala und half Brian auf. Der sah erleichtert aus und
streckte sich. „Hab mir gottseidank nichts gebrochen,“ sagte er und schaute
auf die Stelle, wo er gelegen hatte. „Da war ja zum Glück Moos....“
„Und Tierkacke,“ lachte Lysa und deutete auf Brians graue Hose. „Die muss
du mal waschen.“ Fluchend sah Brian auf seinem Hosenbein. „So ein
Mist...“
Laut Spencers Uhr war es vier Uhr.
Da wir gerade an einem sauberen See vorbei kamen, wollte Brian seine Hose
waschen und wir andere uns selbst.
„Erst wir,“ sagte Lysa und zog mich an einem geschützten Ort, wo uns die
Jungs nicht sehen konnten. Als wir nackig ins Wasser steigen wollten, sprang
Lysa erschrocken zurück. „Da drin sind Blutegel,“ rief sie.
„Oh neee,“ Ich sah einen kleinen Blutsauger im Wasser herumschwängeln.
„Und was jetzt?“
Lysa holte aus ihrem Rucksack eine leere Sprudelflasche und schöpfte Wasser
rein.
Sie untersuchte erst das Wasser, dann goß sie es mir über den Rücken.
Nach einer Weile waren wir fertig und wir gingen zu den Jungs. Die machten sie
gleich auf.
Ich holte Marshmallows heraus und Lysa machte ein kleines Feuer. Die Jungs
hatten in der Zeit, als wir uns gewaschen haben das Zelt aufgebaut.
Während ich die Marshmallows auspackte, sagte Lysa: 2Hey, du hast was im
Haar.“
Sie zog aus meiner Haarmähne was schwarzes langes heraus. „Das ist ein
Blutegel,“ knurrte sie und warf das Tier in den Fluss.
„Lysa,“ Ich packte sie am Arm. „Die Jungs...sie wissen nichts von den
Blutegeln!“
Das einzige was Lysa sagte war „Ups!“ Dann ertönten Talas, Spencers und
Brians Geschreie.
„Aaaaaaaah, Blutegel!!!“
„Sorry, aber wir haben vergessen, euch was zu sagen,“ entschuldigten Lysa
und ich uns zum zehnten Mal und zupften die Blutegel anwechselnd von den Rücken
der Jungs.
„Ihr habt vergessen, super,“ fauchte Brian und zuckte zusammen, als ich ein
Blutegel abzupfte. „Diese Viecher saugen uns noch aus!“
„Ist ja gut. Ihr habt noch genug Blut im Körper,“ knurrte Lysa und zupfte
absichtlich schmerzhaft ein Viech von Brians Rücken. Endlich waren sie alle
Blutegelfrei.
„Hat jemand Hunger auf Blutegelsuppe?,“ fragte Spencer und deutete auf die
Sprudelflasche mit Wasser, wo wir die Blutegel reingeschmissen hatten.
Brian würgte. Dann grinste er: „Naja, ich hab lieber auf Kamel Hunger...“
„Wenn du nicht gleich aufhörst, schubs ich dich wieder in den Fluss und lass
dich von den Blutegeln aussaugen,“ drohte Lysa und fuchtelte mit ihren Stock
mit den aufgespießten Marshmallow herum. Ihr Marshmallow fluschte vom Stock und
knallte gegen Spencers Kopf.
„Heiß! Scheiße, das brennt!,“ schrie Spencer und rannte mit den Armen
herum fuchtelnd ums Feuer herum. Ich nahm ihn am Kragen und spritze ein wenig
Wasser über die Stelle.
„Puuh, danke,“ sagte Spencer und klopfte mir auf die Schulter. „Pass mal
auf, wenn du mit deinem Essen herumwirfst,“ sagte er säuerlich zu Lysa.
„Tut mir leid,“ murmelte Lysa.
Brian schnaubte. „Sie ist mit ihren Gedanken doch eh immer woanders. Bei
Johnny.“
„Halt dein Maul!,“ schrie Lysa und stampfte mit dem Fuß auf. „Du flirtest
ja mit jeden Mädchen, dass dir über dem Weg läuft.“
„Stimmt doch gar nicht,“ zischte Brian und wedelte diesmal mit seinem Stock
herum. Wie befürchtet flog sein Marshmallow vom Stock und zielte diesmal auf
meinen Arm. Ich schrie erschrocken auf und hielt mir meinen Arm.
„Ali!,“ Lysa kam zu mir. „Tut mir leid,“ entschuldigte sich Brian, doch
Lysa fuhr ihn an: „Und du bist wieder bei deinen Mädchen. War ja klar! Und
mich anmeckern...“
„Sag mal, hast du einen totalen Knall?,“ fauchte Brian.
Tala donnerte: „Genug jetzt! Geht in den Wald und streitet euch da weiter! Ich
will euch erst mal nicht hier am Lagerfeuer sehen. Los, ab. Regelt eure Sache
woanders!“
Lysa und Brian sahen ihren Leader an, doch standen auf und stritten sich weiter,
wo sie in den Wald gingen. Ich hörte Lysa noch fauchen: „Ach ja? Ich kann sie
dir mal alle aufzählen. Da war einmal Kate, Charlotte, Nicole, Anna, Katja,
Magda, Natascha....“
Spencer fuhr hoch. „WAS?! Du hattest was mit Natascha?,“ brüllte er und
rannte zu den beiden. „Geht weiter weg, verdammt! Ich will nichts hören!,“
rief Tala ihnen hinterher. Die drei entfernten sich weiter, doch man hörte sie
trotzdem noch streiten.
Ich hatte Brains Marshmallow erst mal vergessen, doch dann erinnerte mich ein
stechender Schmerz am Arm, dass dieses weiße Ding noch auf dem Arm war.
Ich wischte es vorsichtig weg. „Warte,“ Tala setzte sich neben mich und
wischte das Zeug von meinem Arm. Dann hielt er ein wenig Wasser über die
Stelle.
Als er fertig war, sah er mich an und sagte: „Auf solche Unfälle muss du
immer gefasst sein, denn wenn Lysa und Brian sich streiten, dann bleibt nichts
mehr heil.“
Ich nickte. „Was war eigentlich mit Spencer?“
Tala grinste und sah ins Feuer. „Natascha ist seine Freundin. Brian war kurz
mit ihr zusammen, bevor Spencer mit ihr zusammen kam. Aber das geht mich nichts
an.“
Ich nickte nur und starrte mit ins Feuer.
Wir schwiegen ein wenig und fragte mich, ob Tala auch eine Freundin hatte.
Schließlich konnte ich es nicht mehr aushalten und platzte heraus: „Hast du
eine Freundin?“
Tala sah mich überrascht an und schüttelte den Kopf. „Nein, das eilt
nicht.“
Ich war so was von erleichtert, dass ich fast gelacht hätte. Aber eine Frage
lag mir auch auf die Zunge. „Bist du denn verliebt?“
„War einmal. Aber ganz kurz. War auf einer Party. Naja, da war ich ja leicht
betrunken.“ Er streckte sich. „Und du? Bist du verliebt?“
Ich schluckte. Oh Mann, hätte ich bloß nicht mit den Thema angefangen. „Äh,
nein,“ sagte ich schnell und betete, dass ich nicht rot wurde.
Wieder sagte keiner von uns was.
Dann fragte Tala mich: „Fühlst du dich eigentlich wohl bei uns?“
„Klar,“ sagte ich.
„Auch mit den kleinen Macken, die wir haben?,“ grinste Tala und ich musste
lächeln. „Ja, auch mit den kleinen Macken.“
Tala musterte mich. „Du hast dich gar nicht verändert, als du weggegangen
bist,“ sagte er.
„Du auch nicht.“
„Ist doch klar. Mädchen ändern ständig ihr Aussehen.“
„Wenn du meinst.....“
Er saß dicht neben mir. Mir war richtig warm, was nicht vom Feuer kam. Ich
stellte mir vor Tala zu küssen. Das wäre echt schön.
Ich seufzte. Tala zog die Augenbrauen hoch. „Bist du müde?“
„Nein, nein,“ sagte ich und stütze mich ein wenig mit den Händen am Boden
ab, damit ich mich ein wenig zurücklehnen konnte.
Tala machte auch die gleiche Sitzposition. Und dann lag seine Hand unerwartet
auf meiner.
Überrascht drehte ich mich zu ihm. Er schien ein wenig verlegen, doch er zog
seine Hand nicht zurück. Mir verursachte es ein leichtes Kribbeln im Bauch.
Mann, war das toll.
Wir sahen uns an. Seine Augen schimmerten hellblau.
„Du hast echt schöne Augen,“ murmelte ich. Tala war verblüfft, doch dann
sagte er: „Du auch.“
Was war hier denn plötzlich los? Ich und mein Leader machten uns Komplimente.
Lag es daran, dass die anderen nicht hier waren? Oder waren wir erschöpft,
sodass wir sinnloses Zeug redeten?
Tala wandte seinen Blick kurz von mir ab. „Sie sind auf einmal so still.“
Ich lauschte. Stimmt. Man hörte Lysa, Brian und Spencer nicht mehr. Ob sie uns
beobachteten? Ich hörte mich sagen: „Ist doch egal, hauptsache wir sind
alleine.“
Oh Gott, was sagte ich denn da? Drehte ich jetzt völlig ab? Tala schien das
nicht zu stören. Er schaute mich wieder an. Mir wurde bewusst, dass unsere
Gesichter sich nähern.
Unsere Hände ruhen noch aufeinander. Mein Herz klopfte schneller. Gleich
küssen wir uns, dachte ich.
Unsere Lippen waren nicht zwei Zentimeter voneinander entfernt, als plötzlich
Lysa aus dem Gebüsch geprescht war.
„Tala, Tala, Hier in der Nähe ist eine Straße! Und ein Schild. Drei
Kilometer von hier ist eine Gastwirtschaft. Komm schnell,“ rief sie aufgeregt
und war schon dabei, die Sachen einzupacken. Talas Hand löste sich von meiner
und er half seine Schwester.
Ein wenig verwirrt rollte ich mit Lysa das Zelt ein. Tala und ich hatten uns
fast geküsst. Wenn das nicht mal ein Glück war.
<*g* In der nächsten Käppi geht es weiter. Bussi^^>
Kapitel 11: Zelten macht viel Spaß^^ Teil 3
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Als Lysa, Tala und ich die Sachen eingepackt hatten, führte Lysa uns zur
Straße.
Brian und Spencer standen am Straßenrand und hatten ihre Taschenlampen
angemacht, damit wir uns orientieren konnten.
Tala betrachtete stirnrunzelnd das Schild, wovon Lysa gesprochen hatte.
„Also, ich kann das nicht lesen,“ sagte er und wandte sich an seine
Teamkollegen. „Seid ihr sicher, dass in der Nähe ein Gasthof ist?“
„Absolut,“ antwortete Brian. „denn wieso sollte denn hier ein Schild
stehen, wenn nicht in der Nähe ein Gasthof ist?“
„Jaja Knackwurst,“ knurrte Tala. „Lass uns losmarschieren,“ sagte ich,
als ich wieder ein Knacken im Wald hörte. „mir ist ein wenig unheimlich.“
„Keine Angst, Ali,“ Brian leuchtete mir ins Gesicht. „Wenn ein böser
Geist kommt, dann verscheuchen wir ihn.“
„Haha,“ knurrte ich.
Wir liefen los.
Ich hoffte insgeheim, dass hier ein Auto vorbeifuhr, denn es war hier wie
ausgestorben.
Mir gefiel das nicht, wenn links und rechts von mir es tiefschwarz war.
Ich lief gottseidank in der Mitte. Vorne lief Tala, dicht gefolgt von Brian,
dann kam ich, dann Lysa und Spencer bildeten den Schluss.
Wir gingen schweigend weiter, bis Tala anhielt.
„Was ist?,“ fragte Spencer. „Sind wir da?“
„Ja.“ Tala schaute uns grimmig an. „Und das passiert mal wieder, wenn ich
auf euch Fische höre. Auf dem Schild stand eindeutig nicht Lokal oder so was,
sondern,“ er trat einen Schritt zur Seite, sodass wir freien Blick hatten.
„...alter Friedhof!“
„Oh,“ sagten Brian, Spencer und Lysa nur. Ich bekam eine Gänsehaut. Na
super! Ausgerechnet ein Friedhof. Und das mitten in einem Wald. Wieso konnte es
nicht ein Hexenhäuschen sein oder ein Bauernhof? Warum denn ein Friedhof?!
„Es gibt bestimm in der Nähe ein Dorf. Sonst müssen die Friedhofswärter und
die Besucher so weit fahren,“ sagte Spencer.
„Schlau gedacht, Spencer,“ Tala wurde wieder fuchsig. „Und was ist, wenn
es nicht so ist?“
„Dann haben wir eben Pech,“ murmelte Spencer.
Knurren. Tala war wieder kurz vorm Explodieren.
„Sollen wir lieber nicht umkehren und der Straße folgen?,“ fragte ich
schüchtern. „Denn wenn hier ein Dorf wäre, dann würde doch irgendwo Licht
an sein.“
„Ja, aber was ist, wenn der Friedhof so groß ist, sodass wir die Lichter vom
Dorf nicht sehen können?,“ fragte Lysa.
Das stimmte auch wieder.
„Und wenn da kein Dorf ist, was dann?,“ sagte Brian.
„Dann kehren wir um, folgen der Straße oder wir gehen wieder in den Wald und
versuchen da den richtigen Weg zu finden,“ zählte Lysa auf.
„Aber wenn wir in die falsche Richtung laufen und nie wieder
zurückfinden?,“ fragte Brian und Tala polterte wütend: „Wenn, wenn, wenn!
Ich kann das nicht mehr hören! Haltet eure Klappen und lasst uns
weitergehen.“
„Ist ja gut, Brüderchen,“ besänftigte Lysa ihren Bruder und schaute in die
Runde. „Sollen wir erst auf den Friedhof gehen und da gucken? Oder gleich
umkehren und der Straße folgen? Oder in den Wald zurück?“
„Also, ich bin dafür, dass wir erst mal den Friedhof untersuchen,“ sagte
Brian grinsend. „denn so ein kleiner Spaziergang wäre nicht schlecht.“
Das war wieder so was von klar! Wieso musste mein Team gerne Horror mögen?
Ich schluckte schwer und folgte den anderen.
Auf dem Friedhof war es sehr dunkel. Ich tapste ängstlich hinter Lysa her.
Irgendwo schrie eine Eule.
Von dem Schrei erschrocken sprang ich zwei Meter in die Luft und griff nach
irgendeinen Arm. Und ausgerechnet war das Talas Arm! Aber mir was das egal. Ich
hielt mich daran eisern fest und ließ nicht los.
Die Grabsteine waren deutlich zu erkennen und ausgerechnet jetzt schoben sich
dicke dunkle Wolken vor dem Mond. Es knackte in der Ferne.
„Man kriegt ja echt Nervenkitzel,“ grinste Brian und stupste mich von hinten
an. Ich schrie entsetzt auf. Tala wirbelte herum und funkelte seinen
Teamkollegen an. „Hör auf damit!,“ zischte er. Brian zuckte verlegen mit
der Schulter.
Ich war Tala richtig dankbar.
Plötzlich blieb Lysa stehen und wir rannten voll in sie hinein. „Was ist
los?“ Spencer sah sie an. „I-ich glaube, jemand verfolgt uns,“ stotterte
Lysa.
„Hör auf mit den Schwachsinn, Lysa,“ schimpfte Tala, als ich zurückzuckte.
„Nein, jetzt in Ernst,“ sagte Lysa und schaute sich nervös um. „Ich hab
gerade Schritte gehört. Und leise Stimmen.“
„Weiß du was? Ich glaube du tickst nicht richtig,“ knurrte Tala und zog
mich unwirsch mit sich. Lysa sah ihn wütend nach, sagte aber nichts.
Aber Lysa hatte Recht. Ich hörte auch Stimmen und Schritte. „Lysa hat Recht.
Hier ist jemand,“ sagte ich leise.
Tala sah mich an. „Bist du dir sicher?“
„Ja.“
In diesen Moment war vor uns ein schwarzer Schatten. Ich hörte Lysa schreien.
Und ich schrie mit.
Tala zerrte mich nach hinten und wir rannten hals über Kopf los.
Doch es so dunkel, sodass wir nichts sahen. Ehe ich mich versah, rutschte ich
aus und fiel hin. Ich dachte schon, dass ich in einem Grab gefallen war, doch es
war nur ein Graben.
Schritte und Rufen. Das war alles, was ich nur hörte. Dann hörte ich ein
Knacken und ein dicker Ast knallte auf mein Kopf. Ich sah nur noch verschwommen
und ich war kurz davor ohnmächtig zu werden. Plötzlich landete eine andere
Gestalt neben mir und ich schrie wieder los. Als mich die Gestalt an der
Schulter packte umfing mich eine schwarze Finsternis....
„Alea! Alea, wach auf,“ rief eine verzweifelte Stimme und holte mich zum
Bewusstsein.
Ich öffnete langsam ein Auge. Es war noch dunkel. Ich lag auf feuchter Erde und
ich fror.
Über mir beugte sich Tala und schaute mich erleichtert an.
„Zum Glück, du bist wach,“ sagte er und er lächelte.
Ich lächelte matt zurück und hielt meinen Kopf, der schmerzhaft dröhnte.
Neben mir lag der Ast. Typisch, das musste mir Pechvogel immer passieren.
„Wo sind die anderen?,“ fragte ich.
„Oben,“ antwortete Tala und deutete nach oben. Vier Schatten standen oben
und ich war froh, dass den anderen nichts passiert war. Moment mal, vier
Gestalten? Ich kniff die Augen zusammen. Tatsächlich. Aber wer war denn auch
noch hier? Der Friedhofswärter?
„Komm hoch. Du holst dir noch eine Erkältung,“ sagte Tala und half mir
hoch. Als wir beide oben waren fragte eine bekannte Stimme: „Alles okay,
Ali?“
„Enrique!“
„So wie er leibt und lebt,“ lachte der Italiener und umarmte mich, trotz
meiner schmutzigen Klamotten, auch noch. „Aber wie...? Und woher...?,“
stotterte ich und erkannte hinter Spencers Rücken noch Johnny, Oliver und einen
lilahaarigen Jungen, der wahrscheinlich ihr Teamleader Robert war.
Oliver kicherte. „Wir sind euch gefolgt,“ sagte er.
„Wie gefolgt?“ Meine Birne schmerzte so sehr, dass ich nicht richtig denken
konnte.
„Tja,“ Diesmal lachte der Robert. „Zufälligerweise waren wir auch hier
campen. Und als wir euer Lagerfeuer gesehen haben und noch dazu Brian und Lysas
Gestreite hörten....“
„....haben wir alles zusammengerafft und wollten zu euch. Aber da ward ihr ein
wenig schneller,“ beendete Johnny den Satz und grinste. „Ja, und dann sind
wir euch gefolgt, weil wir neugierig waren, wohin ihr gehen wolltet.“
„Ihr seid echte Schlitzohren,“ brachte ich nur heraus.
„Danke,“ sagte Johnny lächelnd.
Robert sah sich um. „Lass uns von hier weggehen. Mir gefällt das nicht auf
dem Friedhof herumzuspazieren,“ sagte er.
Weil es nach Olivers Uhr zwei Uhr morgens war, bauten wir und die Majestics
unsere Zelte in einer stillen Waldlichtung auf. Diesmal in der Nähe einer
blutegelfreier Quelle.
„Super! Dann können wir gleich morgens baden gehen, bevor wir
weiterwandern,“ strahlte Lysa.
„Weiterwandern?!“ Brian machte ein langes Gesicht. „Nach diesen ganzen
Theater weiterwandern? Unsere Vorräte ist bald alle und ich hab die Schnauze
voll.“
„Also, wir können uns doch die Vorräte teilen,“ sagte Oliver. „wir haben
viel zu viel mitgenommen, das reicht noch für fünf Tage. Und zusammen zu
campen macht doch bestimmt doppelt zu viel Spaß.“
„Ihr wollt wirklich mit uns euer Essen teilen und her länger bleiben?,“
fragte Tala mit hochgezogenen Augenbrauen.
Bevor Oliver den Mund aufmachen konnte, stopfte Brian ihn blitzschnell ein
heißes Würstchen in den Mund. Der Franzose holte erschrocken Luft und fechelte
sich in seinem offenen Mund Luft zu. „Verdammt ist das heiß!“
„Um ehrlich zu sein,“ sagte Robert und lehnte sich ein wenig von Brian weg,
weil dieser schon mit den nächsten Würstchen in Angriffsposition saß. „wir
haben langsam von campen die Nase voll. Uns stechen die Mücken zu tode und
Johnny hatte schon sechs Zecken.“
„Wir wurden von blutrünstigen Blutegel überfallen,“ erzählte Tala und
Brian, der sich seine Wurst reinstopfte, sah mich und Lysa böse an. „Und das
verdanken wir den beiden,“ schmatze er.
Lysa knurrte giftig und ich streckte ihn die Zunge heraus. Plötzlich dröhnte
mein Kopf schon wieder und ich rieb heftig auf meiner Beule. Lysa sah mich
erstaunt an. „Hast du da eine Beule?,“ fragte sie. Ich nickte nur. Enrique
klatschte seine Hände zusammen. „Woher hast du die denn?“ „Ein Ast ist
mir auf die Birne geknallt,“ antwortete ich.
Enrique legte seine Hände auf meiner Schulter und lächelte: „Ich mache auf
deiner Beule ein Gesundheitsküsschen und dann tut es nicht mehr weh,“
schnurrte er.
Das Blut schoß mir in die Wangen. Gesundheitsküsschen?!
„Und du kriegst gleich einen Gesundheitstritt, wenn du das nicht
unterlässt,“ knurrte Tala und schob sich zwischen mich und den Italiener.
Täuschte ich mich oder klang es eifersüchtig?
Nach einigen Minuten gingen wir in unsere Zelte.
Ich schlummerte gerade zufrieden, als mich ein nerviges Summen neben meinem Ohr
wach machte.
Ich richtete mich auf und schaute mich um. Tala, Brian, Lysa und Spencer
schliefen seelenruhig. Ich legte mich wieder hin. Wieder dieses verdammte
Summen.
Ich presste meine Hände gegen die Ohren und wartete ab. Doch das Summen hörte
nicht auf und der kleine Plagegeist hatte wohl vor in meinem Ohr reinzukriechen.
Es gab auf einmal ein Klatschen und Spencer saß hochaufgerichtet. „Verdammte
Mücken,“ zischte er. „Jetzt hab ich ein Mückenstich!“
Lysa brummelte und wedelte mit ihrer Hand gereizt herum. „Hier summts,“
murmelte sie.
Auch Brian fand keine Ruhe. Zornig klatschte er sich auf die Wange und wischte
sich an seinem Schlafsack die Hand ab. „Scheiß Mücken.“
Er kramte die Taschenlampe heraus und leuchtete uns ins Gesicht und dann auf die
Decke. „Haltet nach fliegenden Blutsauger Ausschau,“ sagte er.
Ich entdeckte eine dicke fette Mücke, die sich gerade auf einem Schlafsack
niederließ. Ich hob die Hand und klatschte auf das Mistviech rauf.
Aufjaulend sprang ein erschrockener Tala in die Höhe und starrte mich giftig
an. „Was soll das denn?!,“ schimpfte er.
Oh Mist! Ich hab Tala ausversehen auf dem Hintern geklatscht. Wenn das kein Pech
war...
Oliver steckte seinem Kopf in das Zelt. „Was ist los? Sind Mücken bei
euch?,“ fragte er.
„Ein paar,“ antwortete ich und haute in der Luft wieder ein Insekt tot.
„Naja, wenigstens wenigere, als bei uns,“ lächelte Oliver und sah uns
bittend an. „Können wir bei euch im Zelt übernachten? Unser zelt ist voller
Mücken. Und Ameisen,“ fügte er noch düster hinzu.
„Hier ist ja nicht viel Platz,“ antwortete Tala und sah in die Runde.
„aber wenn wir uns zusammenquetschen, müsste das gehen.“
Die Majestics quetschten sich ins Zelt mitrein.
Johnny ging sofort zu Lysa und die beiden legten sich in der hintersten Ecke.
Robert und Oliver quetschten sich neben Spencer und Brian und Enrique schien
wohl neben mir liegen zu wollen.
Aber Tala war schneller. Da ich ja neben der Zeltwand lag und nur einer sich
neben mich legen konnte, sprang mein Leader sofort neben mir und machte sich
sein Lager zurecht.
Enrique schien nicht verärgert, sondern belustigt. Er legte sich neben Tala.
Der Rothaarige rückte ein wenig näher, weil es zu eng war und ich machte mich
dünner, aber es half nicht viel. Tala und ich lagen jetzt dicht nebeneinander.
„Wieso sind bei euch denn Ameisen?,“ fragte Spencer Robert.
„Ach, Johnny hat das Zelt wohl, als wir gebeybladet haben, auf einem
Ameisenhaufen geworfen. Jetzt krabbeln in unserem Zelt rote fette Ameisen,“
antwortete der Lilahaarige.
Dann wurde nicht mehr geredet.
Es war sehr warm in Zelt. Tala strahlte so eine Wärme aus, wie ein Ofen.
Schließlich kroch Oliver zum Eingang und öffnete die Luke. Frische Luft wehte
herein und langsam fielen mir die Augen zu.
Fluchen und Geknurre ließ mich nicht wieder einschlafen.
Alle waren urplötzlich munter und klatschten wie die Wilden mit den Händen in
der Luft herum.
Allmählich nahm ich auch ein nerviges Gesumme war und im Schein der
Taschenlampe sah ich wahrscheinlich hundert Mücken herum sirren.
Jeder maulte, dass er gestochen worde, doch Enrique schien am meisten betroffen.
Schließlich fielen die ganze Mücken über Enrique her. „Wieso sind sie
scharf auf mich?,“ jaulte er und wedelte energisch mit den Armen.
„Bestimmt an deinem Parfüm,“ antwortete Robert gepresst und schob den
Blonden aus dem Zelt. „Gehe raus und renne durch die Gegend, dann sind die
Viecher aus dem Zelt.“
Enrique tat wie es ihn geheiße und rannte ins Gestrüpp.
Endlich waren keine Mücken mehr im Zelt und wir ließen uns erschöpft nieder.
„Jetzt kann ich nicht mehr einpennen,“ knurrte Brian und wälzte sich hin
und her.
Oliver schaute auf die Uhr. „Es ist gleich sieben Uhr morgens.“
„Verdammt, und es wird hell.“ Brian schaute heraus. „Und ich bin noch
todmüde....“
„Du Armer,“ Tala streckte sich. „Machen wir uns fertig. Ich hab auch genug
von der freien Natur.“
<*g* Das Ende war kurz, sry. Bussi>
Kapitel 12: Kleiner Jux...
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Das war das Stichwort für Brian.
Er machte sich gleich auf, schnappte sich sein Schlafsack und stopfte ihn in
seine Tasche.
Spencer, Johnny, Lysa, Tala, Oliver, Robert und ich machten uns auch aufs
einpacken.
Enrique war noch draußen und wir hörten, wie er ums Zelt lief.
Nach zehn Minuten hatten wir alles eingepackt und bauten die zwei Zelte ab.
„Wartet erst mal,“ sagte Robert und nahm eine Ecke vom Zelt. „Wir müssen
noch unser Zelt ausschütteln...“
Er und Spencer ruckelten und rüttelten, was das Zeug hielt. Ich sah, wie kleine
schwarze Punkte auf dem Boden fallen. Bestimmt waren es die Ameisen.
Lysa nahm meinen Arm. „Lass uns baden gehen, Ali,“ flüsterte sie mir zu.
„Ich fühle mich dreckig.“
„Sollen wir nicht den Jungs Bescheid sagen, dass wir weggehen?,“ fragte ich
sie.
Die Rothaarige schüttelte den Kopf. „Nicht, dass sie uns noch nachspionieren.
Lass sie mal ruhig alles abbauen.“ Sie zog mich ins Gestrüpp und wir standen
am Ufer einer Quelle.
Flink schlüpfte Lysa aus ihren Klamotten und sprang ins Wasser. „Schön
angenehm,“ grinste sie und schwamm ihre Runden.
Ich sprang hinterher und wusch mich.
Als wir fertig waren, stiegen wir aus der Quelle und trockneten uns gegenseitig
den Rücken ab. Ich rubbelte gerade an Lysas Rücken herum, als ich lauter
kleinen Narben auf ihrer Haut sah. „Dein Rücken sieht ja furchtbar aus,“
sagte ich leise.
Lysa sah über ihre Schulter. „Joa, aber ist doch egal. Hauptsache sie tun
nicht mehr weh.“
Ich wusste nicht warum, aber mir wurde schwindelig und eiskalt.
Ohne zu wollen, tauchten in meinem Kopf Abschnitte von früher auf.
*~Es war dunkel. Vor mir erstreckte sich ein langer Gang. Um meinen Oberarmen
waren große Männerhände, die mich grob festhielten und drückten. Ich merkte,
wie meine Knie auf dem Boden schleiften. Schritte hallten von den nassen Wänden
wieder. An manchen Wandteilen waren Blutflecke.
Die beiden Wächter hielten vor einer stabilen Holztür an. Dann wurde sie
aufgestoßen und eine dunkle Gestalt war da. „Bringt sie rein,“ schnarrte
eine eiskalte Stimme, die ich zu gut kannte.
In der Mitte des Raumes war ein Pfahl, wo auf deren Mitte noch ein Pfahl
genagelt wurde. Es sah aus, wie ein Kreuz.
Die Wächter schleppten mich zu dem Kreuz und legten meine Arme grob auf den
waagerechten Pfahl. Dann hörte ich ein Reißen und schon hatten mir ums
Handgelenk Klebeband gewickelt.
Jemand näherte sich mich. Mein Kopf lehnte gegen dem Pfahl und ich konnte nicht
sehen, wer hinter mir stand. Ich wartete.
Plötzlich hörte ich eine Peitsche knallen und spürte ein starkes Brennen auf
meinem Rücken.
Sie peitschten mich immer wieder...~*
„ALI!“
Lysa rüttelte an meine Schulter. „Du bist ja nicht ganz wach,“ meinte sie
und spritzte mir Wasser ins Gesicht.
Ich schüttelte mich und wischte das Wasser aus meinen Augen. Es wäre besser,
wenn ich aufhöre an dieser Abtei zu denken.
„Sorry, ich hab....nur ein wenig geträumt,“ murmelte ich und gähnte kurz.
„Sieht man,“ grinste Lysa und wollte mir gerade meinen Rücken abtrocknen,
als sie erschrocken inne hielt.
„Was ist?,“ fragte ich alarmierend.
„Diese verdammten Spanner!,“ zischte Lysa, nahm einen Stein und schrie:
„Kommt sofort heraus, ihr Schweine, sonst drehe ich eure Dinger um
hundertachzig Grad!“
Sie warf den Stein ins Gebüsch.
Statt, dass einer von den Jungs herausspringt, sprang stattdessen ein Fuchs aus
dem Gebüsch und jaulte kläglich.
„Ein Fuchs?!,“ fragte ich überrascht.
Lysa knurrte: „Ist ja ein Weltwunder, dass sie nicht im Gebüsch sitzen und
uns beobachten.“
Rascheln. Dann kamen Johnny, Tala, Brian, Robert und Enrique heraus.
„Was ist pas-?,“ Die fünf machten große Augen.
Ich und Lysa krümmten uns schnell, um die privatesten Stellen so gut, wie
möglich zu verbergen. „HAUT AB!!!,“ schrie Lysa und schon flog ein
Tannenzapfen gegen Roberts Kopf.
„Ruhig Blut, Mädels!,“ rief Brian erschrocken und duckte sich, als noch
zwei faule Äpfel durch die Luft flogen. „ICH HABE GESAGT:
VERSCHWINDET!!!!“
Lysa war nicht mehr zu halten. Sie sprang zu den Jungs und klatschte mit ihren
nassen Tuch auf Brains Hintern, dass es nur so klatschte.
Robert, Johnny und Enrique brachten sich schnell in Sicherheit, doch Brian und
Tala hatten die schlechten Karten.
Tala sprang zum Ufer und ich stand genau daneben. Er rutschte auf dem
schlammigen Ufer aus und schlang, meine Güte, seine Arme halten suchend um
meiner Hüfte. Und ich war noch nackt!
Mir wurde heiß. Scheiße, konnte er sich nicht woanders festhalten?!
Und dann schaut Tala zu mir hoch und machte großen Augen. Seine Augen blieben
überrascht auf meine Brüste hängen. Das war zuviel.
„Tala!,“ fauchte ich und hob die Hand.
KLATSCH!
„Mit euren Geschreie habt ihr bestimmt den ganzen Wald aufgeschreckt,“
lachte Oliver und hielt sich den Bauch, als er die säuerlichen Mienen sah.
Robert, Johnny, Enrique, Brian und Tala saßen da mürrisch auf dem Boden und
starrten finster vor sich hin.
„Dann will man den Weibern einmal helfen und schon verkloppen sie dich,“
murrte Johnny.
„Du sagst es,“ knurrte Tala und rieb sich seine rote Wange, die höllisch
brannte.
Ich und Lysa kamen gerade aus dem Gebüsch, als die armen das sagten.
Lysa kochte immer noch. „Ihr seid verdammte Spanner!“
„Ach, halts Maul!“ Tala hatte noch üblere Laune. Wahrscheinlich, weil seine
Wange, wo ich raufgehauen habe, richtig weh tat.
„Pech für dich,“ sagte ich gleichgültig.
Dann gingen die Jungs selbst baden und Lysa und ich saßen alleine zwischen den
Sachen.
„Jetzt sind sie bestimmt beleidigt,“ meinte ich.
„Außer Spencer und Oliver! Die waren ja nicht dabei,“ sagte Lysa und legte
ihren Kopf auf ihrem Rucksack. Dann richtete sie sich blitzschnell wieder auf.
„Weiß du was? Lass uns mal ihre Klamotten klauen und sie verstecken,“
grinste sie.
„Lass mal, sie sind bestimmt immer noch vollgeladen,“ sagte ich, doch Lysa
ließ sich nicht aufhalten.
„Ach komm schon. Ein kleiner Jux nur. Das bringt die doch nicht um,“ bat
Lysa und zog mich hoch.
Irgendwie schaffte es Lysa mich zu überreden. Wir schlichen uns vorsichtig
näher und sahen die Jungs im Wasser herumplanschen.
„Schau!“ Lysa deutete auf dem Boden.
Die Klamotten von den Jungs lagen da sauber zusammengefaltet. Lysa grinste
gemein.
„Schnappen wir uns die Sachen,“ sagte sie und schon hatte sie, soweit ich
erkennen konnte, Brians, Spencers, Johnnys und Roberts Sachen geschnappt.
Ich nahm die restlichen Klamotten und bei Enriques Klamotten staunte ich. Der
Blonde trug eine Boxershorts mit Herzchen dadrauf.
„Seh dir das mal an!,“ lachte Lysa und deutete auf Talas Sachen. „Ich
wusste nicht, dass Tala Southpark-Unterwäsche trägt. Oder Johnny, der trägt
ja „Ohne dich ist alles doof!“-Unterwäsche.
Ich konnte nicht anders. Laut prustend verzogen wir beide uns wieder im Lager
und lachten.
„Oh nein!!!“ Ich hielt Brians Boxershorts hoch. „Playboy!“
„Oliver hat Micky Maus Socken,“ trompete Lysa und warf mir zwei weiße
Socken zu. Ich fing sie auf und wir warfen die Klamotten hin und her.
Dann hörten wir lauten Protest bei der Quelle.
„Oh, oh,“ Lysa kugelte sich schon vor Lachen. „Sie haben es bemerkt.“
Ehe wir uns versahen, sprangen Tala, Brian, Johnny und Robert aus dem Gebüsch
und sahen sich wild um.
„Was ist denn los?,“ fragte Lysa gespielt scheinheilig. „Habt ihr was
vergessen?“
„Unsere Klamotten sind weg,“ antwortete Johnny.
„Oha! Haben sie Beine bekommen und sind weggelaufen?,“ sagte ich spöttisch.
„Hört auf herumzulabern und macht euch mal nützlich,“ knurrte Tala
wütend.
„Ach, halts Maul, Southpark-Unterhosenträger,” schnaubte Lysa.
„WAS?! Woher weiß du, dass ich....NA WARTE!“
Tala sprang auf Lysa zu, doch die wich geschickt aus und wedelte mit seiner
Boxershorts herum. „Southpark, Southpark!,“ jauchzte sie und rannte mit
wehender Boxershorts weg. Tala hinterher.
„WENN ICH DICH IN DIE FINGER BEKOMME, DANN VERFORME ICH DICH, SODASS DICH
NICHT MAL TANTE FANNY WIEDERERKENNT!!!,“ hörte man noch Tala brüllen.
„SOUTHPARK, SOUTHPARK!“
Ich wusste nicht, wie Tala sich schnell wieder beruhigt hatte, denn bald kam er
mit Lysa im Schlepptau zurück und Lysa war noch in ihrer alten Form.
Nachdem Lysa und ich den Jungs ihre Klamotten wiedergegeben hatten, folgten wir
Robert, der eine bessere Karte und einen heilen Kompass besaß.
Und bald standen wir an einer Bushaltestelle. Zum Glück hatten Tala und Robert
Geld mit.
Als der Bus kam, fuhren wir erleichtert und erschöpft wieder in die Stadt.
Ich hörte noch Brian murmeln: „Nie wieder campe ich.“
<12te Käppi fertig^^. Freue mich auf die Kommis. Sry, war eine kleine
Zwischenkäppi.>
Kapitel 13: Geisterbahn als Liebeskarusell
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Wir fuhren gerade mit dem Bus im Stadtzentrum, als Oliver rief: „Seht mal. Ein
Rummelplatz ist hier in der Nähe!“
„Echt?!“ Lysa schaute aus dem Fenster. „Oh ja, ein Rummelplatz!,“
jubelte sie und wandte sich an Tala. „Gehen wir hin?“
„Was willst du denn da? Sowas ist doch voll teuer,“ knurrte Tala und
verschränkte die Arme vor der Brust.
Lysa zog einen Schmollmund. „Och bitte. Ich spendier dir auch eine Cola.“
„Du brauchst mich nicht mit Spendierungen und so was einzudecken. Wir gehen
nicht dahin! Wir haben morgen was besseres zu tun. Zum Beispiel uns auf das
Turnier vorzubereiten.“
„Sag mal, hast du EINMAL in deinem kurzen Affen-Leben mal nicht
herumgespießert?,“ fauchte Lysa.
„Ich spießere nicht!,“ brauste Tala sie an.
„Doch. Als ich unbedingt...Binden brauchte und die nur ein paar Rubel zu teuer
waren, hast du mir keine geholt, sondern TAMPOONS, weil die in Sonderangebot
waren. Und du wusstest ganz genau, dass ich so was nicht nehme.“
„Also, damit es klar ist. Erstens: Du kamst wieder mit dieser Sache auf dem
letzten Drücker. Und zweitens weiß ich doch nicht, was Binde und Tampoon ist,
okay?!“
„Noch nie Sexualkunde gehabt? Mensch Tala! Das stand doch auf der Packung!“
„Hast du denn nicht gesehen, wie die Leute mich alle angeguckt haben? Da hatte
ich keine Zeit auf der Packung zu gucken, weil ich schnell rauswollte...“
„Aber für ALI hast du ja gleich die richtigen Sachen geholt,“ sagte Lysa
und grinste schelmisch.
„Sie stand ja nicht neben mir und hat durch den ganzen Laden geschrieen, wie
es herauslief...“
„Das habe ich nicht! Ich hab nur gesagt, dass du dich beeilen solltest...“
„Tala, beeil dich Mensch. Es läuft schon raus...voll eklich,“ äffte Tala
mit hoher Stimme und wedelte mit den Händen. „Das hast du gesagt und da
wussten schon alle was los war...“
„Tala!“ Lysa schaute sich panisch um.
Johnny, Brian, Spencer, Enrique, Oliver, Robert und ich starrten die beiden an.
Enrique und Johnny, die zwei Reihen hinter den Zwillingen waren, waren schon
aufgestanden und machten lange Hälse. Und die restlichen machten große Augen.
Ich natürlich auch. Wenn die beiden sich stritten, erzählten sie die
verrücktesten Geschichten. Und das war ja auch sehr interessant, weil ich auch
hoffte, was über Tala zu erfahren.
Es war kurz still, bis Brian vorsichtig fragte: „Stimmt das?“
„Natürlich nicht,“ fauchte Lysa gereizt und mit feuerroten Birne. „Tala
spinnt nur herum.“
„Und was du sagst, das stimmt, oder wie?,“ fauchte Tala und baute sich
wütend auf.
„Was ist denn jetzt? Stimmt das oder nicht?,“ drängte Brian und schaute mit
großen Augen mal Lysa mal Tala an.
„Wenn du was sagst, Tala, dann sage ich was von dem kleinen Zwischenfall am
Morgen...,“ knurrte Lysa und Tala wurde diesmal rot. „Halt die Klappe.“
„Und was war das?,“ fragte diesmal Johnny.
„Nichts. Diesmal spinnt die herum,“ sagte Tala wütend. Dann zischte er zu
Lysa: „Zicke.“
„Neandertaler.“
„Doofe Gans.“
„Mürrischer Esel.“
„Blöde Kuh.“
„Ach, ich vergaß...Mammut passt besser zu dir.“
„Und zu dir eine Hayäne.“
„Mammut ist viel zu hübsch. Wie wäre es mit Kakerlake?“
„Dann bist du eine Schmeißfliege.“
„Och nein. Du als Kakerlake, das ist ja eine Beleidigung für jede anständige
Kakerlake. Ein Pantoffeltierchen! Naja, das arme Tier, aber egal, das merkt es
eh nicht. Es ist genauso ungebildet wie du und sieht aus wie ein schleimiger
Popel.“
„DU...“
Die beiden Rothaarigen packten sich und rangelten eine Runde.
„Was ist denn jetzt,“ rief Johnny und Brian fragte: „Stimmen die Sachen
echt jetzt?“
„SCHNAUZE!,“ polterten Lysa und Tala gleichzeitig.
„Es wäre besser, dass wir sie erst mal in Ruhe lassen,“ murmelte Spencer.
Wir gingen zum Rummelplatz. Was für ein Wunder. Tala schien nach der Rangelei
mit seiner Schwester mit den Gedanken woanders zu sein, sodass er nichts sagte,
als Robert uns anbot mit den Majestics mitzukommen.Wie üblich war es voll auf
dem Rummelplatz. Aber das störte mich nicht. Es schepperte überall Musik, es
roch nach gerösteten Mandeln und nach Pizza.
Es gab hier Autoscooter, eine Achterbahn, eine kleine Wasserbahn,
Kinderkarusells, Frittenbuden, Bierbuden, kleine Stände mit Zuckerwatte,
Dosenwerfen, Schießstände, Verlosungen, Wahrsager und sogar Froschangeln.
Enrique machte Dosenwerfen, schaffte nur drei Dosen runterzuwerfen und gewann
eine Plastikrose, die er mir lächelnd schenkte. Talas Miene verfinsterte sich
und er ging überraschenderweise zu einem Schießstand und schoss. Weil er in
der Abtei schießen gelernt hatte und ein guter Schütze war, schoss er alle
Luftballons ab. Er hatte freie Auswahl bei den Preisen und er nahm ein 20cm
großes, rosanes Einhorn.
Und er gab es mir mit einem flüchtigen „Für dich.“
Ich war echt gerührt. Wenn ich nicht so schüchtern gewesen wäre, hätte ich
ihn umarmt. Doch statt das zu tun und irgendein Ton herauszubringen, bekam ich
eine knallrote Birne.
Nach und nach ging jeder seinen eigenen Weg.
Brian und Spencer erblickten eine Schwarzhaarige, die lässig beim Autoscooter
stand und gelangweilt umherblickte.
„Die braucht einen Fahrer,“ sagte Brian und kramte schon ein paar Dollars
heraus.
„Und der bin ich,“ rief Enrique und sauste schon los, doch Brian hielt ihn
am Ärmel fest. „Mal langsam, Blondi, sie braucht einen richtigen harten Kerl,
keinen blonden Milchbubi,“ grinste der Silberhaarige und schob den Blonden
zurück.
„Milchbubi?!,“ plärrte Enrique. "Was ist an dir bitteschön hart ? Dein
Hirn vielleicht, weil der ja sowieso nur aus Felsen besteht?“
„Hey, Enrique, schau mal da! Eine Blondine!,“ rief Brian und deutete nach
hinten. Enrique schaute sofort nach hinten. „Wo?“
Doch Brian war losgelaufen und erreichte gerade die Schwarzhaarige.
„Brian, du Bastard!, » kreischte Enrique und raste zu den beiden. „Die
gehört mir!“
„Nur wegen einem Weib,“ sagte Robert kopfschüttelnd.
Lysa und Johnny gingen zu den Zerrspiegel. Bald darauf liefen Robert, Oliver und
Spencer zu den Verlosungen.
Und jetzt waren Tala und ich alleine in der schnatternden Menge.
Es war einfach doof, ich wusste mal wieder nicht, was ich sagen sollte. Tala
auch nicht. Ohne was zu sagen holte er für uns beide Mandeln.
„Wollen wir ein bisschen gucken?,“ fragte ich schüchtern, weil es nicht
gerade berauschend war nur herumzustehen, während die anderen sich amüsierten.
„Wenn du willst...,“ murmelte Tala.
Das Schreien aus der Geisterbahn übertönte alles.
Die Geisterbahn war ein langer Tunnel und draußen waren Zombies und Vampire,
die richtig echt aussahen.
Tala sah interessiert zu der Geisterbahn. Er schien wohl gerne damit fahren
wollen, aber ich hatte richtigen Muffel vor der Geisterbahn, denn das Schreien
und Heulen hörte sich echt furchtbar an.
Doch ich wollte Tala gerne einen Gefallen tun und so sagte ich: „Möchtest du
mit der Geisterbahn fahren?“
Er sah mich überrascht an. „Willst du?“
„Klar.“
„Aber du magst doch kein Horror.“
„Ach,“ winkte ich ab. „im Film sehen sie alle echt aus, aber diese Puppen
sehen unecht aus. Vor so was habe ich keine Angst, weil ich weiß, dass es alles
unecht ist.“
„So unecht sehen sie nicht aus,“ antwortete Tala ernst.
„Doch, klar. Schau dir doch das Blut an. Sieht echt aus wie Ketchup,“ sagte
ich, doch ich musste schlucken. Das Blut sah auf keinen Fall unecht aus. Es sah
einfach viel zu ECHT aus.
Ich holte tief Luft und packte Talas Hand und zog zur Geisterbahn.
„Zwei Dollar,“ sagte die Verkäuferin und bezahlte die Karten.
Gerade kam ein Vater mit zwei Kinder heraus. Das eine starrte mit großen Augen
vor sich hin, als ob es einen Schock hatte und das etwa kleinere weinte.
„Wenn meine Kinder heute Nacht Alpträume kriegen, zeig ich den Besitzer der
Geisterbahn an,“ schimpfte der Vater und tätschelte den weinenden Kind den
Kopf. „Sowas einfach zu veröffentlichen...“
„Dann soll er nicht mit seinen Kindern da reingehen,“ knurrte Tala und stieg
schon in den kleinen Wagen. Ich quetschte mich mit rein. „Wenn ihr Angst habt,
dann schreit einfach ganz laut. Wir retten euch bestimmt,“ sagte die
Verkäuferin ein bisschen spöttisch.
„Das müssen sie nicht,“ antwortete Tala gnädig. „Ich passe selbst auf
uns auf.“
Wie beruhigend.
Wir fuhren in einem dunklen Tunnel und man sah schwaches grünes Licht. Und es
wat KALT! Ich zitterte und fröstelte. Ein Schreien ertönte dicht neben meinen
Ohr. Ich erschrak. Neben mir war eine blutbefleckte Mumie, die an ein paar
Leinen hing und mich anstarrte.
Ich rückte automatisch nach links und schon saß ich ganz dicht neben Tala.
Hätte ich bloß mein Walkman mitgenommen, denn das Geschreie jagte mir ein
Schauer ein.
Ich schloss meine Augen, weil ich einfach viel zu viel Schiss hatte.
Und es gab noch hier ein Echo. Ich hielt mir die Ohren zu, egal ob es Tala sah.
Und plötzlich blieb noch der Wagen stehen.
Oh Mist, eine Panne mitten in der Geisterbahn?! Das stand ich nicht durch.
Neben mir war wieder ein Heulen zu ertönen und sprang wieder ein Stück nach
links und schwups! Schon saß ich schon auf Talas Schoß. Der zuckte überrascht
zusammen, doch machte nichts, sondern legte die Arme auf meinem Bein.
Jetzt war die Kälte weg. Ich spürte eine heftige Hitzewelle in meinem Körper
und ich zittere noch. Er könnte jetzt eigentlich mich mit seinen Armen
umschlingen und zu sich runterziehen. Oder mich streicheln. Ich wartete. Unser
Wagen ruckte ein wenig nach vorne, doch es fuhr nicht los. Egal, hauptsache ich
konnte so lange auf Talas Schoß sitzen, solange kein Monster kam.
Auf einmal spürte ich eine Hand auf meinem Nacken. Ich hielt die Luft an.
Hurra, Tala schien wohl alle Scheu vergessen zu haben und traute sich ein wenig
mehr.
Langsam strich er weiter den Rücken runter und dann wieder hoch und dann zu
meiner Wange. War das schön Ich flüsterte leise, ohne es zu wollen:
„Tala.“ Es war wie ein Seufzer.
Seine Hand glitt wieder zu meinem Nacken. Schließlich konnte ich es nicht mehr
aushalten und ich ergriff seine Hand. Ich öffnete die Augen und schaute leicht
über die Schulter, als...
„IIIIIIIIHHHH!!!!!“
„Iiiiiiiiiiiiiiiiiiih!,“ schallte es von überall wider. Und das nicht ohne
Grund.
Hinter mir war ein Skelett in dunkler Kutte. Der Totenschädel grinste mich
böse an. Und seine Hand hielt meine und die hatte mich noch GESTREICHELT!
Ich war wie gelähmt und riss endlich meine Hand zurück.
Und zum Glück fuhr unser Wagen los und die Horrorgestalt war weg.
„Nicht schlecht,“ meinte Tala.
Ich war einfach nicht der Typ für Horror.
Als wir endlich wieder Tageslicht erblickten war ich richtig froh. Nie wieder.
Ich hasse Geisterbahnen.
Und zufälligerweise kamen Johnny und Lysa auch aus der Geisterbahn. Lysa schien
richtig amüsiert, Johnny war eher blass. „Ihr ward auch in der Geisterbahn,
oder?,“ lachte Lysa und klopfte mir auf die Schulter. „Hammer war das!
Besonders war der blutsabernde Oger gut.“
„Ich fand den Vampir besser, als der eine Frau die Kehle aufriss,“ grinste
Tala.
Johnny sagte nichts. Ich auch nicht. Mir war ganz und gar nicht nach Monster
zumute. Außerdem hatte ich das Meiste eh nicht mitbekommen.
Kapitel 15: Badespaß mit Folgen...
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Nachdem wir Robert, Spencer (der wie Brian Olga überrascht angestarrt hatte)
und Oliver aufgegabelt hatten, wollten wir zurück zum Hotel.
Olga machte keine Anstalten zu gehen. Sie hackte sich bei Tala unter und schaute
ihn hin und wieder, wenn er sie anguckte verliebt an.
Ich musste mich echt beherrschen nicht an ihre blöden Haare zu ziehen, die sie
öfters übertrieben zurückwarf.
Genauso wie ich, machte Lysa eine giftige Miene und äffte Olga immer nach, wenn
sie ihre Haare zurückwarf und herumschnatterte.
Das lenkte mich ein wenig ab und ich prustete mit Johnny und Spencer mit.
Als wir im Hotel waren, war es gerade erst zehn nach sechs.
„Wir haben noch genügend Zeit, um zu schwimmen,“ sagte Robert und ging mit
seinen Teamkollegen zu ihrem Hotelzimmer.
„Wollen wir auch nicht schwimmen gehen?,“ fragte Brian Tala, der immer noch
unter Olgas Griff zu leiden hatte.
Der Rothaarige brachte nur ein nervöses Kopfnicken zustande, denn Olga zog ihn
zur Getränkebar.
„Der Arme,“ meinte Brian mitfühlend und schüttelte den Kopf. „die hängt
wie eine Klette an ihm.“
„Wie ich schon sagte. Sie ist die Kopflaus und Tala das Haar,“ brummte Lysa
und verschränkte die Arme vor der Brust. „Mann, die verdirbt uns noch die
ganzen Ferien!,“ brauste sie auf.
„Genau,“ stimmte ich ihr zu.
„Na na, sehen wir es doch nicht gleich negativ,“ lächelte Spencer und
klopfte mir und Lysa auf die Schulter. „Wenn wir Glück haben, dass Olga bei
den Modelwettbewerb weiterkommt, dann muss sie bestimmt nach Europa und dann
sind wir sie los. Denn wenn wir das nächste Match gewinnen, fahren wir nach
Australien.“
„Stimmt,“ sagte Lysa und ihre Miene hellte sich auf.
„Aber wenn sie verliert,“ knurrte ich düster. „dann wird sie bestimmt mit
uns reisen.“
„Naja, da hab ich aber auch was zum lachen,“ grinste Lysa.
Ich und Lysa waren gerade im Badezimmer, um unsere Bikinis anzuziehen, als an
der geschlossene Tür geklopft wurde und Olgas Stimme fragte: „Ist jemand hier
drinnen?“
„Ja, der Weihnachtsmann,“ antwortete Lysa gereizt und stellte sich vor der
Tür. „Was willst du?“
„Ich möchte mich umziehen,“ antwortetet Olga und drückte die Türklinke
runter. Doch zum Glück war sie abgeschlossen, denn ich und Lysa wollten nicht,
dass die Jungs einfach so hereinplatzten.
„Oh, tut mir leid, aber wir lassen dich nicht rein,“ sagte Lysa.
„Wieso das denn nicht?“ Olga versuchte wieder die Tür aufzubekommen. „Ich
bin doch ein Mädchen! Ich gucke euch schon nichts ab.“
„Ja und?“ Lysa streckte der Tür die Zunge heraus. „Du hast hier keinen
Zutritt.“
„Warum?“
„Darum,“ fauchte Lysa.
„Dafür muss es doch einen Grund geben.“
Lysa schwieg. Und ich auch. Olga wartete auch, bis sie ungeduldig wurde. „Was
ist denn jetzt?“
Lysa ging zur Toilette und drückte auf die Wasserspülung. Die Toilette war
sehr laut und dröhnte. „Tut mir leid, Olga, was hast du nochmal gesagt?,“
rief Lysa und bevor die Orangehaarige was sagen konnte, drückte Lysa wieder auf
die Wasserspülung, sodass das Gedröhne Olgas Worte verschluckt.
Schließlich ging Olga murrend weg und Lysa setzte ein freches Grinsen auf.
„Soll die doch sich woanders umziehen. Von mir aus in einem Plumpsklo.“
„Das sehr stinkt und da überall Küchenschaben herumkrabbeln,“ fügte ich
hinzu und wir mussten lachen.
Bald hatten Lysa und ich schnell zwei Sonnenliegen ergattert. Wir cremten uns
mit Sonnencrem ein, weil es trotz spät nachmittags die Sonne erbarmungslos
brannte.
Tala, Brian und Spencer kamen dazu und ich musste mir ein Seufzer wieder
verkneifen, denn Tala sah einfach in der Badehose geil aus.
Weil Spencer und Brian Lysa ins Wasser schmeißen wollten, war mein Rücken noch
nicht ganz eingecremt, weil die Rothaarige sich schnellstens in Sicherheit
bringen musste.
Tala nahm die Sonnencremtube und fragte: „Soll ich?“
Erfreut nickte ich und legte mich auf den Bauch und Tala schmierte drauflos.
Er rieb meinen Rücken gleichmäßig und mit sanften Druck ein. Jedesmal, wenn
er mit den Händen zum Nacken ging, jagte mir ein Schauer den Rücken hinunter.
Ich war glücklich und wünschte mir, dass es immer weitergehen konnte.
Irgendwie kam Tala nicht zum Ende. Mein Rücken war schon fertig, doch er schien
nicht aufhören zu wollen. Er machte weiter, bis ich es nicht mehr aushalten
konnte. Ich richtete mich kurz auf und sagte: „Jetzt creme ich dich ein.“
„Okay,“ grinste Tala und legte sich auf dem Bauch.
Meine Hände zitterten sehr, als ich versuchte aus der Tube ein wenig Creme
herauszubekommen. Endlich schaffte ich es nach ein paar Minuten und patschte es
auf Talas Rücken.
Wie auf Lysas Rücken waren auf seinem Rücken auch viele kleine Narben. Ich
rieb sie vorsichtig ein, als ob sie bei jeder kleinsten Berührung weh tun
würden.
Ich stellte grinsend fest, dass Tala sich entspannte. Ich wurde mutiger und
massierte sogar seinen kräftigen Nacken.
Tala brummte zufrieden. Dann richtete er sich auf und sah mich an. „Du
könntest Massiererin werden,“ meinte er und piekste mir in die Seite. Ich
zuckte prustend zusammen. „Hör auf. Ich bin kitzelig,“ beschwerte ich mich.
„Ach tatsächlich?,“ fragte Tala und grinste unheil. Ohne Vorwarnung
kitzelte er drauflos.
Ich kreischte auf und versuchte zu entkommen, doch Tala war schneller und schon
saß er auf mir.
Ich musste so was von lachen und bekam kaum noch Luft. „Ich...ich krieg keine
Luft mehr,“ keuchte ich und gottseidank hörte Tala auf. Er sah mich an. Ich
hielt die Luft an. Sein Blick war richtig zärtlich und sanft. Hoffentlich
schmolz ich nicht wie Softeis weg.
Doch leider erhob sich Tala und räusperte sich verlegen. „Lass uns schwimmen
gehen,“ sagte er und half mir hoch.
Schwungvoll zog er mich hoch und schwups! lag ich in seinen Armen.
Was ist wohl röter? Eine schon überreife Tomate oder meine Birne? Wohl meine
Birne.
Ein paar Sekunden verharrten wir so, bis Tala mich hochhob und ich wie
Prinzessin Aschenputtel getragen wurde.
Hoffentlich war ich nicht zu schwer. Mein Herz schlug zu schnell und mein Atem
war stockend.
Bevor wir den Pool erreichten schrie eine verhasste Stimme: „Tala!“
Mein Leader schaute sich um und biß sich auf die Lippe.
Als ich Olga auch erblickte, bekam ich einen sauren Geschmack in meinem Mund.
Olga stand mit einem weißen Badehandtuch gebieterisch da und die, schon
rötliche, Sonne ließ ihre orangene Haare wie das zarte Fruchtfleisch einer
Pfirsich leuchten. Grrrr, mir missfiel dieser Vergleich. Besser gesagt hatten
ihre Haare, wegen dem Schein der Sonne, die Farbe eines paarungsfähigen
Pavianpopos. Doch leider sah sie einfach toll in ihrem mitternachtsblauen Bikini
aus. Überrascht stellte ich fest, dass die Orangehaarige ein Bauchpiercing
hatte.
Ohne zu zögern stolzierte Olga zu mir und Tala und stellte sich vor uns hin.
Ihr Blick war missbillig, als sie sah, wie ich prinzessinhaft in Talas Armen
lag.
„Olga,“ Tala wurde ein wenig rot und ließ mich schnell runter.
„Hi,“ sagte sie süß und zur Begrüßung warf sie mir einen giftigen, ja
fast neidischen Blick zu.
Doch eigentlich sollte ich neidisch sein, weil ich nicht so gut aussah wie sie.
Aber Tala hatte mich getragen und sie nicht. Hihi, das war ein Pluspunkt für
mich.
Ohne was zu sagen, nahm Olga Talas Hand und führt ihn zum Pool.
War die selbstsicher und selbstbewusst. Aber so leicht würde sie es nicht
haben.
Mit hochgereckten Kopf schritt ich den beiden hinterher. Wollen wir mal sehen,
wer im Wasser die Oberhand behielt.
Vom Rand sprang Olga mit einem eleganten Kopfsprung ins Wasser. Tala schien
beeindruckt.
Grimmig preschte ich an ihm vorbei und machte auch einen Kopfsprung, der aber
bestimmt nicht so elegant war, wie Olgas.
Ich sah Lysa, Brian und Spencer auch in den Pool springen und sie schwammen zu
uns.
„Olga sieht aus wie ein begossener Pudel,“ meinte Lysa, doch ich war nicht
nach ihrer Meinung. „Sie sieht aus wie eine Nixe,“ murmelte ich.
Lysa lachte auf. „Die und Nixe? Neee, Godzilla passt besser zu ihr. Finde ich
wenigstens.“
Es gab hier ein drei Meter tiefes Becken, dass am Rand Springtürme hatte. Vom
Block bis zum Zehner. (^^ Wollen wir es mal ein bisschen übetreiben.)
Lysa und Brian wollten unbedingt springen und so gingen wir dahin.
Erst sprangen Lysa, Tala, Brian und Spencer vom dreier.
Ich und Olga sahen zu.
Unauffällig flüsterte Olga mir zu: „Ich wette mit dir, dass ich mit einem
Kopfsprung vom Dreier runterspringen kann.“
„Wenn du meinst,“ sagte ich uninteressiert und schaute Brian zu, der
versuchte einen Salto zu machen.
„Ja, ich meine. Und Tala wird sehr beeindruckt sein,“ sagte Olga und
lächelte verliebt und Talas Richtung.
Die wollte mich nur provozieren, doch ich war wieder geladen. Und ohne zu
überlegen antwortete ich: „Okay, dann werde ich vom Zehner springen. Mit
Kopfsprung.“
Das verschlug Olga erst die Sprache, dann sagte sie verächtlich: „Nichts als
leere Worte.“
„Doch, ich werde vom Zehner springen,“ knurrte ich.
Lysa, die gerade aus dem Becken stieg, erstarrte. „Ali! Du willst vom ZEHNER
springen?,“ rief sie überrascht.
Brian, Spencer und Tala hatten es auch gehört und machten große Augen.
„Das ist doch nicht dein Ernst,“ sagte Spencer.
„Da gehe ich sogar nicht rauf,“ rief Brian.
Tala schwieg, sah mich aber scharf an.
„Sie will es sogar mit Kopfsprung versuchen,“ ergänzte Olga. Schlange! Wenn
die glaubte, dass ich klein nachgab, dann täuschte sie sich aber.
„Du kriegst noch einen Hirnschaden, wenn du so was machst,“ sagte Lysa ernst
und hielt meinen Arm fest. „Oder wenn du ausversehen einen Bauchklatscher
machst, dann hast du auch nichts zum lachen.“
„Soll ich dir zuerst zeigen, wie ein Kopfsprung geht?,“ fragte Olga mich mit
honigsüßer Stimme, wo ich ihr am liebsten in den Hintern getreten hätte.
Sie kletterte auf dem Dreier und stolzierte stolz zum Sprungbrett. Erst guckte
Olga kurz nach unten und lächelte breit. Dann ging sie ein paar Schritte
rückwärts und rannte los.
Sie sprang kräftig ab, streckte die Arme und die Beine und war schon im Wasser.
Ich sah bissig, wie Olga prustend aus dem Wasser kam.
Tala sah interessiert zu Olga hin, was bei mir das Fass zu Überlaufen brachte.
Ich riß mich von Lysa los und ging zum Zehner. „Ali!“ Lysa wollte mir
hinterher rennen, doch ich war schneller und hatte die Hälfte geschafft.
„Ali, sei nicht dumm,“ fauchte Lysa und stampfte wütend mit den Fuß auf.
„Komm runter!“
Ich ignorierte ihre Rufe und kletterte weiter.
Schließlich war ich oben.
Schnell ging ich von der Leiter und sah vorsichtig übers Geländer.
Oh mein Gott, war das hoch. Vom Boden aus hatte der Dreier ein wenig kleiner
ausgesehen.
Lysa, Tala, Spencer, Brian und Olga sahen aus, als wären sie nur ein Zentimeter
groß. Ich konnte in der Ferne die kleine Achterbahn vom Rummelplatz sehen.
Ein Vogel flog in Augenhöhe an mir vorbei. Waren die Leute sich sicher, dass
der Turm wirklich zehn Meter hoch war, anstatt dreißig?
Ein leichter, aber frischer Wind wehte. Ich zitterte und fröstelte. Mann, war
das kalt.
Und mir kam es so vor, als ob die Luft hier dünner war, denn ich konnte nur
mühsam atmen. Oder war es nur die Aufregung?
Ich hörte Lysa und Brian was schreien. Ich schaute wieder nach unten. Eine
Gestalt lief zum Zehner und ich konnte Tala erkennen. Wollte er mich etwa
herunterholen?
Tatsächlich! Er kletterte hoch! Wenn ich jetzt die ganze Zeit so herumstand,
konnte sich Olga ins Fäustchen lachen. Ich sah schon ihr spöttisches Gesicht
vor mir.
Vorsichtig tapste ich auf dem Sprungbrett zum Ende.
Meine Knie zitterten und das Brett zitterte auch.
Ich sah nach unten, aufs Becken. Das war zu hoch! Mir wurde schwindelig. Ich
holte tief Luft, schloss die Augen und wollte gerade lossprimgen...
„Ali!“
Beinahe wäre ich runtergeflogen. Hinter mir stand Tala. Und der hatte mich mit
meinem Spitznamen angesprochen! Seit wann tat er das?
„Ali, lass den Quatsch,“ sagte Tala ruhig und reichte mir die Hand.
Ich ignorierte ihn. Langsam kniete ich mich hin.
„ALI!“
„Tala, lass mich doch! Ich bin doch kein kleines Kind,“ fauchte ich genervt.
„Das weiß ich. Aber du benimmst dich gerade wie eins,“ sagte Tala, immer
noch mit ruhiger Stimme.
Ach, und Olga war die erwachsene Braut, oder wie?
Entschlossen holte ich Luft und sprang mit den Kopf voraus runter.
In meinem Ohren pfiff es.
Mein Herz raste wie verrückt.
Das Wasser kam mit verängstigter Geschwindigkeit näher.
Ich machte mich steif wie ein Brett, streckte alles, wie bei Olga.
Ich bekam fast keine Luft. Der scharfe Wind stach in meinen Augen.
Plötzlich krampfte ich mich zusammen und knickte alles ein. Meine Beine, meine
Arme...
KLATSCH!
Ich klatschte mit einem saftigen Bauchklatscher ins Wasser. Die Wucht schlug so
was in meinem Magen und mir wurde schlecht und ich hatte keine Luft mehr.
Ich merkte, wie ich langsam sank. Meine Sicht war verschwommen, ich schluckte
ausversehen eine menge Wasser. Und mir war arschkalt.
Dann umfing mich Finsternis und die Kälte verschwand. Stattdessen wurde mir
mollig warm...
Urplötzlich wurde mir wieder kalt. Irgendwas warmes presste sich gegen meinem
Mund und ein warmer Atem wurde mir in den Mund geatmet. Instinktiv atmete ich
ihn ein.
Dann drückte was auf meiner Brust und auf dem Bauch.
Ich spürte, wie mir das Wasser hochkam.
Dann bekam ich wieder Luft in den Lungen. Wieder ein Drücken auf dem Bauch.
Es ging so lange weiter, bis ich aus der Finsternis herausgerissen wurde und
Licht blendete mich...
„Ali!“
Ich hustete, würgte und speite endlich eine Menge Wasser heraus.
Als nichts mehr hochkam legte ich meinen Kopf erschöpft wieder hin. Meine
Lebensgeister kehrten zurück. Allmählich spürte ich unter mir den warmen
Boden und den dumpfen Schmerz im Kopf, in den Beinen, in den Armen und zu gut
erletzt das ätzende Übelgefühl im Magen.
Über mir beugte sich eine Gestalt mit strahlend blauen Augen.
Tala!
Ich blinzelte und hob wieder den Kopf.
Neben meinem Bauch war Lysa. Hinter ihr waren Spencer, Brian (die sehr
erschrocken aussahen) und Olga, die alles gelangweilt beobachtete.
Erleichtert und fast weinend umarmte mich Lysa. „Mach das nie wieder, hast du
gehört!?“ fauchte sie und drückte mich noch fester an sich. „ich dachte
schon, du wärst ertrunken!“
Ertrunken?
Ich sah über ihre Schulter und erblickte den Zehner. Blitzartig erinnerte ich
mich.
Das war also passiert...
„Es wäre besser, wenn sie sich ins Bett begibt,“ hörte ich Spencer sagen.
Lysa ließ mich los und ein starker Arm umschloss meine Taille und der andere
Arm schob sich unter meinem Hintern und hob mich hoch.
Ich war erschöpft und ausgelaugt. Ich bekam nur noch mit, wie ich mit dem
Aufzug hochfuhr.
Und dass ich von Tala alleine getragen wurde!
Kapitel 16: Kleiner Liebesausrutscher
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Stöhnend, als sich meine schmerzende Muskeln bei der kleinsten Bewegung
beschwerten, richtete ich mich ein wenig auf.
Tala sah zu mir hinunter. Er sah besorgt aus.
Ich hob mein Bein und setzte vorsichtig ein Fuß auf dem Boden, doch Tala sagte:
„Ich trage dich schon ins Zimmer.“
„Nein, danke, ist nicht nötig,“ erwiderte ich barsch und sprang endgültig
von Talas Armen herunter. Meine Beine schmerzten und ich knickte ein. Tala fing
mich auf.
„Alea, sei doch mal vernünftig und ruh dich aus,“ sagte er ruhig und wollte
mich wieder hochheben, doch ich wehrte ab.
„Ich bin doch kein kleines Kind mehr,“ beschwerte ich mich. Tala sagte
nichts.
Unser Fahrstuhl fuhr nicht hoch, weil Tala noch nicht auf dem Knopf gedrückt
hatte.
Ich war beschämt und wütend. Ich wollte zurück und nicht als Schwächling
gelten.
Gerade wollte ich rausgehen, als Tala meine Hand nahm.
„Ali, du musst dich hinlegen,“ sagte Tala ruhig.
„Lass mich los, Tala! Ich will mich nicht hinlegen,“ knurrte ich. Leider
zitterten meine Beine so stark, dass es doch ein verlockendes Angebot war, sich
hinzulegen und erst mal zu vergessen...
Aber ich wollte nicht, dass Olga sich wieder seelenruhig an Tala ranmachte,
während ich schlief. Das durfte einfach nicht passieren.
Doch Tala ließ mich nicht. Und ich wehrte mich. Ich kniff ihn in den Arm, aber
Tala zog mich unbeeindruckt wieder in den Fahrstuhl und drückte auf dem Knopf.
Die Tür schloss sich augenblicklich und der Fahrstuhl ruckte.
„Tala, ich will mich nicht hinlegen! Ich möchte wieder nach unten,“
plärrte ich und drückte auf die 2te Etage.
Der Fahrstuhl hielt an.
„Sei nicht albern! Nachher kippst du noch um oder übergibst dich,“ sagte
Tala und drückte auf die 5te Etage.
Der Fahrstuhl fuhr wieder los.
„Und ich sagte, ich will nicht,“ zischte ich und ließ den Fahrstuhl bei der
3ten Etage anhalten.
„ALI! Was ist nur los mit dir?,“ fragte Tala und diesmal klang er streng.
„Nichts. Es ist nur...ich möchte nicht schlafen. Wir müssen doch noch
trainieren,“ stotterte ich und ließ den Fahrstuhl wieder runterfahren.
Tala schwieg eine Weile, bis wir wieder die 1te Etage erreichten und die Tür
aufging.
„Deine Gesundheit ist wichtiger als Training,“ meinte er schließlich und
dann drückte er, schon wieder, auf 5ten Stock.
Die Tür knallte zu.
„Bin ich wichtiger als Olga?,“ rutschte es mir heraus. Tala starrte mich
verwirrt an.
Der Fahrstuhl hielt bei der 2ten Etage an und ein Pärchen stieg ein.
Die Mann sah uns grinsend an und seine Augen huschten über unsere Badesachen.
„Im Fahrstuhl ist es immer am Besten, nicht wahr?,“ lachte er. Seine
Freundin haute ihn in die Seite. „Mark...,“
„Ach komm schon, Hanna, das war doch nur ein Scherz...,“
Als die beiden endlich ausgestiegen sind, sagte Tala leise: „Wie kommst du nur
auf so was?“
Ich biss mir auf die Lippe und murmelte: „Weil...du dich fast nur noch mit
Olga Zeit verbringst.“
„Ali, sie ist doch erst heute gekommen. Du tust ja so, als ob ich die zwei
Wochen nur noch mit ihr verbringe.“
Mir kamen die Tränen hoch. Mann, ich war einfach zu nah am Wasser gebaut!
Ich drehte Tala den Rücken zu.
Dann spürte ich seine Hand auf meiner Schulter. In meinem Bauch kribbelte es.
„Ali, hab ich irgendwas falsch gemacht? Oder stört es dich, dass Olga mit uns
Zeit verbringt?,“ hörte ich Tala fragen.
Mir wurde abwechselnd kalt und heiß. Wenn er nur wüsste, was ich für ihn
empfand...
Ich musste es ihn sagen! Aber wie? Ich konnte es einfach nicht!
Ich hörte sein Atem neben meinem Ohr. Er stand dicht hinter mir.
Langsam schloss ich die Augen, holte Luft, drehte mich schnell um, schlang die
Arme um Talas Hals und presste meine Lippen gegen seine.
Mein Leader zuckte erschrocken zusammen und packte meine Oberarme ganz fest.
Mein Herz raste. Wollte er mich zurückschubsen?
Seine Hände hielten immer noch meine Oberarme fest, aber er machte nichts.
Mich durchströmte so eine Sehnsucht und Leidenschaft, sodass ich mehr wollte,
als einen normalen Kuss.
Ich presste meinen ganzen Körper gegen Talas und er wurde gegen die Wand
gedrückt.
Langsam öffnete ich meinen Mund und strich mit der Zunge über seine Lippen und
tippte leicht dagegen, damit er seinen Mund öffnete.
Er öffnete nur einen Spalt, aber das genügte mir. Vorsichtig tastete ich mich
mit der Zunge in seinem Mund herein.
Ehe ich mich versah, spürte meine Zunge seine und ich streichelte sie sanft.
In der Zeit drängte ich mich noch näher an ihn ran und meine Hände flogen
über seinem Rücken bis zum Hintern. Nur seine störende Badehose und meine
lausige Bikinihose trennetn uns noch, bis zur Vereinigung.
Meine Hand schlüpfte in seine Hose rein.
Und in diesem Moment lösten sich Talas Griffe von meinen Armen und er begann
auch meinen Körper zu streicheln und erwiderte noch den Kuss.
Dann stieß er sich von der Wand und mit einen dumpfen Aufprall lagen wir auf
dem Boden, ohne dass sich unsere Lippen trennten.
Tala war nicht schwer, aber ich atmete stockend, weil er mir jetzt richtig nah
war.
Seine Hände waren jetzt auf meiner Hüfte. Langsam rutschte meine Bikinihose
runter.
Vor Aufregung biss ich ihn ausversehen auf die Zunge, doch der Kuss wurde nicht
beendet.
Dadurch wurde er noch heftiger.
Schließlich schaffte ich es Talas Badehose zu packen und auch runterzuziehen.
Kaum war seine Hose ein paar Zentimeter unten und meine fast die Knie erreichte,
hielt Tala erschrocken inne mit den Küssen und sprang von mir herunter und
tapste ein paar Schritte nach hinten. Seine Miene war starr und erschrocken und
er zog schnell seine Hose wieder hoch.
Ich sah verwirrt zu ihm hoch und richtete mich vorsichtig hoch. Meine Hose zog
ich auch hoch.
Tala atmete laut und stoßweise, bis er sich beruhigte.
„Alea,“ keuchte er. „Bitte, mach das nie wieder.“
„Was denn?“ Ich stand auf und betrachtete ihn. Diesmal sah Tala ängstlich
aus.
„Bitte, küss mich nicht so...ich kann das nicht...,“
„Warum?“ Ich bekam Angst. „Weil ich dir auf die Zunge gebissen hab?“
„Nein-,“
„Dann tut es mir leid. Ich war nur so aufgeregt.“
„Es nicht deswegen. Es ist einfach nur...dieses Gefühl...ich kann das
nicht.“
„Wieso? War das nicht schön?“
Tala sah zur Seite und biss sich auf die Lippe. Dann guckte er mir in die Augen.
„Ali,“ Er kam ein Schritt auf mich zu. „Ich hab dich echt gerne,
aber...,“
In meinen Ohren dröhnte es. Was war aber im Wald? Am Lagerfeuer? Und beim
Rummelplatz? Und als er mir den Rücken eingeschmiert hatte? War das nur alles
freundschaftlich?
„Aber...aber als wir uns fast geküsst haben...am Lagerfeuer...und das
Einhorn, was du mir geschenkt hast...und als du mir den Rücken eingecremt
hast...war das alles nur...?,“
Ich wagte „freundschaftlich“ nicht auszusprechen.
Tala seufzte. „Ich weiß nicht. Ich kann das nicht erklären...,“
„Ist schon okay,“
Ich schaute auf dem Boden.
Unser Fahrstuhl hatte schon lange den 5ten Stock erreicht und Tala und ich
hatten die Zeit vergessen. Zum Glück wollte niemand mit den Fahrstuhl fahren.
Und gottseidank waren die Türen zu.
Ich drückte auf den Knopf und die Tür sprang auf. Ich schritt langsam raus.
„Ali!“
Ich drehte mich um. Tala hatte den Arm ausgestreckt und wollte bestimmt meine
Schulter festhalten. „Ich gehe schlafen,“ sagte ich nur dumpf und ließ Tala
alleine im Fahrstuhl stehen.
Als ich unser Hotelzimmer erreicht hatte, zog ich meine Badesachen aus und warf
mich frisch angezogen aufs Bett.
Mir kamen die Tränen. Und ich war für ihn vom Zehner gesprungen! Und das war
alles noch umsonst gewesen. Bestimmt liebte er Olga.
Mein Kopf war vollgestopft voller Gedanken und ich schlief bald ein.
Tala stand mit hängenden Schultern im Flur und schaute auf die Tür, wo gerade
Alea ins Zimmer verschwunden war.
Leise machte er die Tür auf und guckte rein. Alles war still.
Auf Zehenspitzen schlich Tala ins Schlafzimmer und fand Alea im Bett schlafend.
Lange betrachtete er sie. Sie sah so kindlich und hilflos aus. An ihren Wangen
waren Spuren von den Tränen.
Tala fühlte sich elend.
Plötzlich ging die Tür auf. Spencer kam rein und fragte: „Tala, wie geht’s
ihr?“
„Nicht so laut, Mensch!,“ zischte Tala, warf kurz einen liebevollen Blick
auf die schlafende Alea und schob Spencer aus dem Zimmer.
Als er den großen Russen auf dem Balkon befördert hatte, hatte Tala den Drang
alles Spencer zu erzählen.
Den großen Russen entging nichts. „Was ist mit dir los, Tala?,“ fragte er
ihn. „Du siehst traurig aus. Ist irgendwas mit Ali?“
„So ähnlich,“ murmelte Tala und schaute Spencer eindringlich an. „Ich
erzähl dir, was los ist, aber vorher versprichst du, dass du niemanden was
sagen wirst. Nicht einmal Lysa oder Brian, verstanden?“
„Sicher doch. Du kennst mich doch,“ sagte Spencer, ein wenig überrascht.
Tala schaute kurz in die Ferne und fing an zu erzählen.
Eine Weile war er fertig und er fühlte sich besser.
Spencer schwieg. Wer ihn gut kannte, wusste, wenn der große Russe seine Hände
knetete, dass er nachdachte.
Schließlich räusperte er sich. „Also, ich persönlich finde, dass Ali nur
beweisen sollte, dass sie dich liebt. Nach meiner Sicht!“
„Meinst du?,“ fragte Tala und sein Herz machte einen kleinen Hüpfer.
„Ja, wenn es so weit gekommen ist,“ Spencer musterte den Rothaarigen.
„Klingst ja echt glücklich. Bist du auch in sie?“
dachte
Tala und nickte kurz.
Spencer lächelte. „Dachte ich es mir doch. Aber warum hast du denn
aufgehört? Okay, im Fahrstuhl sich zu lieben, dass ist ja nicht gerade ein
toller Ort, aber-,“
„Nein, es war nur...ich konnte es nicht,“ sagte Tala.
Spencer sagte nichts, sondern spitze die Ohren.
„Ich war einfach nicht bereit. Dieses Gefühl war so...so-,“
„Schön? Toll? Aufregend?,“ fragte Spencer.
Tala schwieg.
„Ich versteh das,“ Spencer lächelte noch breiter. „Als ich und Natascha
zum ersten Mal miteinander geschlafen haben, war das für mich auch unangenehm.
Das aufgeregte Mädchen unter dir. Dieses erregte Gefühl. Man hat sich da nicht
so richtig unter Kontrolle.“
„Genau,“ rief Tala. „Du hast mir da aus der Seele gesprochen.“
Spencer legte den Kopf schief. „Aber jetzt denkt Ali, dass du sie nicht
liebst. Was willst du machen?“
„Ich weiß nicht,“ Tala schaute zu Seite. „Die Sache ist verdammt
kompliziert.“
„Naja, erst mal gucken wir, wie Ali sich morgen fühlt. Dann sehen wir
weiter,“ sagte Spencer und klopfte seinen Leader aufmunternd auf die Schulter.
dachte Tala.
Kapitel 17: Kleiner Zwischenfall am Strand
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Mit einem dumpfen Pochen in der Schläfe wachte ich auf.
Nach meinen Wecker zu urteilen war es fünf Uhr morgens. Im Zimmer hörte ich
das langsame Atmen von meinen Teamkollegen.
Neben meinem Bett stand Talas Bett und als ich ihn betrachtete, wurde mir ein
wenig flau im Magen. Ungewollt erinnerte ich mich an gestern und mir stiegen
wieder Tränen in den Augen.
Energisch wischte ich sie weg.
Was halfen Tränen, wenn er mich nicht liebte? Aber ich musste einfach heulen,
es machte mich fertig. Und wenn ich daran denke, dass Tala in Olga verliebt sein
könnte, bekam ich Zustände.
Leise stand ich auf und schlich mich aus dem Zimmer.
Dann setzte ich mich auf dem Sonnenstuhl auf dem Balkon und dachte über gestern
nach.
Wieso hatte Tala den Kuss erwidert, wenn er mich schon nicht liebte?! Ich
verstand ihn einfach nicht.
Schon wieder kamen die Tränen. Doch ich ließ sie fließen.
Bald wurde ich hibbelig und stand auf. Ich MUSSTE mit jemanden reden! Dann ging
es mir bestimmt wieder besser.
Der erste Gedanke war Lysa! Sie hatte einen Freund, kannte sich in der Liebe aus
und wusste bestimmt eine Lösung.
Leider schlief sie, doch ich konnte keine Rücksicht drauf nehmen.
Ich ging wieder zurück ins Schlafzimmer und rüttelte Lysa unsanft aus dem
Schlaf.
„Was ist?,“ brummte Lysa und haute mit der Hand durch die Luft. Ich
rüttelte noch stärker.
„Verdammt nochmal, TALA, lass mich doch einfach schlafen!,“ fauchte Lysa und
fuhr in die Höhe. Als sie mich erblickte, runzelte sie die Stirn. „Ali? Was
weckst du mich so früh auf? Hast du jetzt Talas Stelle übernommen, oder
was?“
„Nichts dergleichen,“ flüsterte ich heiser und sah mich im Zimmer um. Alle
schliefen noch. Brians Schnarchen wurde noch lauter.
„Und was erschafft mir die Ehe, so früh geweckt zu werden?,“ fragte Lysa
und ihr Tonfall verriet mir, dass sie richtig muffig und sauer war.
„Ich muss mit dir reden,“ verriet ich nur und zog sie aus dem Bett. „Komm
bitte mit.“
Murrend richtete Lysa sich schwerfällig auf und folgte mir.
Als wir beide uns auf den Liegen gemütlich gemacht hatten, knurrte Lysa:
„Wehe es ist nicht wichtig, Ali. Auch wenn du meine Freundin bist, ich
verstehe keinen Spaß, wenn man mich einfach ohne richtigen Grund aus dem Bett
schmeißt.“
„Das ist ein richtiger Grund,“ antwortete ich nur und erzählte vor dem
Vorfall.
Lysa machte richtige große Augen, sodass es aussah, dass sie jeden Moment aus
dem Kopf ploppten.
Als ich fertig war, knackte sie mit den Fingerknöcheln und knurrte: „Wenn ich
den Typen in die Finger bekomme... Also, ein herz hat der wohl nicht!“
„Lysa, bitte, sag nichts zu ihm, okay? Es ist mir schon eh peinlich genug,“
bat ich.
Die Rothaarige biss sich auf die Lippe, nickte aber kurz. „Na gut, ich halte
mich zurück, aber ich wäre dafür, dass der Typ einen ordentlichen Denkzettel
verpasst bekommt.“
Ich schwieg.
Ein Konflikt fand in meinem Kopf stand.
Die eine Seite von mir, verlangte, dass Tala einen ordentlichen Denkzettel
verpasst bekommen sollten, doch die andere Seite, wollte das nicht.
Mensch, wieso musste mir immer so was passieren? Mir brannten wieder die Augen.
„Ich bin echt verbittert,“ jammerte ich.
Lysa zog die Augenbrauen hoch. „Dich hat es echt erwischt, oder?“
Gequält nickte ich.
Die Rothaarige seufzte. „Vergiss einfach den Typen. Soll er doch mit Olga
herumlecken.“
„Aber-,“
„Nichts aber! Lass den Kerl links liegen. Ignorier ihn und suche dir einen
anderen. Hier laufen tausend Jungs herum, die besser aussehen als Tala.“
Na super! Ich sollte mich in einen wildfremden Typen verknallen, den ich nicht
einmal kenne? Was für ein genialer Einfall! Das sagte ich auch Lysa.
Die schnaubte. „Okay, wenn du als Jungfrau sterben willst, bitte sehr, ich
hindere dich nicht. Aber denke an meine Worte!“
„Woher soll ich denn wissen, dass der Junge nett ist und mir nichts antun
will?,“ fragte ich.
Da musste Lysa auch klein nachgeben. „Keine Ahnung...,“
„Siehst du! Und ich dachte, dass kennst dich ein wenig mit Jungs aus,“
knurrte ich.
Lysa verzog das Gesicht. „Das einzige, was ich über die weiß, dass Jungs wie
Toiletten sind. Mal sind sie besetzt, mal dreckig.“
„Dreckig sind die meisten...,“
„Boah, ey, jetzt reichts!,“ Lysa sprang auf. „Wir gehen mal zum Strand und
halten nach einem knackigen Beachboy Ausschau. Komm jetzt!“
Sie zog mich grob hoch.
„Aber Tala wollte doch heute mit uns trainieren,“ wollte ich protestieren,
doch Lysa winkte ab. „Mich interessiert Talas Planung einen warmen Furz! Und
dir soll das auch am Arsch vorbeigehen! Dann trainieren wir, während wir nach
Jungs Ausschau halten, am Strand.“
Wenn Lysa sich was in den Kopf gesetzt hatte, dann zog sie es auch durch.
Später saßen wir auf unseren Badehandtüchern am Strand und genossen erst mal
die Sonne.
Komischerweise waren in der Herrgottsfrühe ganz viele Surfer unterwegs. Und
Spaziergänger mit ihren Hunden liefen auch herum.
Als wir ungefähr eine halbe Stunde da lagen, wurde Lysa aktiver. „So Ali,
hier sind tausende von Jungs. Schau sie dir mal alle an und sage, welcher dir
gefällt.“
„Das ist doch doof, wenn ich einen Junge anstarre,“ meinte ich.
„Dann SCHIELE, Mädchen! Wozu hast du einen weiten Blickwinkel?!“
Weil die Rothaarige wieder gereizt wurde, schaute ich mich um. Mir fiel ein
blonder junge ins Auge, der braungebrannt war und mit freien Oberkörper mit
seinem Dalmatiner Stöckchen werfen spielte.
„Wie wäre es mit ihm?,“ fragte ich.
Lysa schnaubte. „Schlappschwanz! Wenn ich der wäre, würde ich mir erst mal
ein paar Muskeln antrainieren, bis ich halbnackt durch die Gegend latsche. Einen
anderen.“
Ein schwarzhaariger Surfer lief an uns vorbei, der lässig sein dunkelblaues
Surfbrett unter dem Arm hatte.
Lysa grinste. „Ja, der wäre ein guter Fang. Los, schnapp ihn dir!“
Bevor Lysa das sagte, blieb der Schwarzhaarige stehen und winkte jemanden zu.
In der Ferne erkannte ich ein blondes Mädchen, die zurückwinkte und angerannt
kam.
Ehe sie ihn erreichte, nahm der Surfer sie in die Arme und küsste sie.
„War ja klar, dass der schon eine hat,“ murmelte Lysa.
Ich sah einen Braunhaarigen, der einen schulterlangen Pferdeschwanz hatte. Weil
der breitbeinig da stand und immer wieder mit den Muskeln spielte, sagten Lysa
und ich: „Angeber!“ Bei diesem Typen waren wir einer Meinung.
Der nächste war ein Dunkelhaariger, der diesmal gegehlte Haare hatte und gerade
sein T-shirt auszog.
Ich wollte schon auf den deuten, als Lysa laut auflachte. „Was ist denn
los?,“ fragte ich erstaunt.
„Oh Gott,“ japste Lysa und bekam wieder einen Lachkrampf. „Hat der einen
Ständer!“ (Sry, ich weiß, ich bin pervers -.-)
Tatsächlich! Unter der dunkelroten Badehose, stand sein tatendurstiger kleiner
Freund auf und zog alle Blicke auf sich.
Ich wandte mich ab. Wenn Talas kleiner Freund aktiv wurde, wollte ich nicht
wissen, wie das aussah.
Der nächste Junge war zu behaart. „Ich empfehle ihn eine kräftige Rasur!
Besonders an den Beinen und Armen,“ grinste ich und wir mussten wieder lachen.
So lief die Zeit weg, bis es elf Uhr wurde.
„Los, gehen wir zu einem Cafe. Ich brauche unbedingt was süßes,“ sagte
Lysa und wir packten unsere Sachen zusammen.
Auf dem Weg zu dem kleinen Strandcafe, stand eine große Jungsgruppe.
Sie erblickten uns, als wir an ihnen vorbeiwollten und pfiffen.
Lysa ging alleine ins Cafe rein und ich blieb draußen.
Gelangweilt lehnte ich mich an die Wand und starrte aufs Meer.
Einer der Jungs aus der Gruppe kam auf mich zu und fragte: „Hi. Woher kommst
du?“
„Aus Japan,“ antwortete ich überrascht.
„Das ist ja weit weg,“ Der Junge musterte mich. „Ich bin Carl,“ stellte
er sich unaufgefordert vor. „Und du?“
„Alea.“
„Ein hübscher Name.“
Ich wurde verlegen und schaute wieder geradeaus.
„Was führt dich denn nach New York? Hast du keine Lust mehr auf die
langweiligen Jungs da und suchst hier einen sexy Beachboy?,“ grinste dieser
Carl und lachte über seinen unlustigen Witz.
Ich antwortete nicht.
„Wenn du einen suchst,“ redete Carl weiter. „hier steht einer neben dir.
Interesse?“
War das heute so, dass man gleich sofort, ohne den einen mal kennen zu lernen,
mit einem zusammenkam? Merkwürdig.
„Ich kenne dich nicht,“ wich ich ihn aus und wurde leicht rot.
„Was spielt das für eine Rolle? Man lernt sich doch erst kenne, wenn man Sex
miteinander hat,“ lachte Carl und amüsierte sich wieder über einen
angeblichen tollen Witz.
Mir wurde das zu bunt. Ich wollte gerade ins Cafe gehen, doch Carl versperrte
meinen Weg mit seinem Arm und kam mir näher.
„Hör auf!,“ fauchte ich und wich ein wenig nach hinten.
„Sei doch nicht so schüchtern,“ grinste Carl und seine Hand ergriff meine
Bikinihose.
Wollte der mich etwa vergewaltigen? Bevor ich einen Finger rühren konnte,
packte jemand Carl an die Schulter und riss ihn mit voller Wucht zurück, sodass
der auf dem Boden knallte.
Überrascht schaute ich den Unbekannten an und zuckte zusammen. Ich blickte in
hellgrün-blaue Augen, die mich besorgt anguckten. „Alles okay?,“ fragte er
mich.
„J-ja,“ stotterte ich, gebannt von diesen sanften Augen.
Der Unbekannte nickte kurz, drehte sich um und schaute auf Carl hinunter.
„Belästige dieses Mädchen nur einmal, dann bekommst du es mit mir zu tun,“
drohte er.
Carl schaute hoch. Sein Gesicht war wutverzerrt. Und ehe ich mich versah, sprang
er auf den unbekannten Jungen los und nahm ihn in den Schwitzkasten.
Der Junge wehrte sich und schließlich landeten die beiden auf dem Boden und
rangelten da weiter.
Carls Freunde, die alles ruhig beobachtet hatten, stürzten sich mit ins
Getümmel.
Ich bekam Angst. Der Unbekannte hatte keine Chance gegen die ganze Gang, die mit
Carl aus fünf Leuten bestand.
Ich packte einen dünnen Jungen an die Schulter und zerrte ihn zurück. Der
Magere schaute mich an und schubste mich grob zur Seite.
Mit einem dumpfen Plumps lande ich auf dem Hintern.
Ich sah noch, wie Carl mit der Faust auf den fremden Jungen zielte und gerade
zuschlagen wollte, als er plötzlich zur Seite geschleudert wurde.
Ich erblickte einen grünhaarigen, etwas stämmigen Jungen, der wohl Carl mit
der Schulter zu Seite gerammt hatte.
Neben ihn stand Lysa, die einen Jungen mit einen geschickten Tritt die Füße
vom Boden fegte und einen anderen über die Schulter warf.
Der unbekannte Junge stieß einen fetten Jungen auch zur Seite und der knallte
gegen einen Postkartenständer.
Der Magere, der mich geschubst hatte, wollte fliehen, doch ich wollte mich
unbedingt rächen und so stellen ich ihn grob einen Bein und er flog gegen einen
Mülleimer.
Carl und seine Freunde lagen besiegt auf dem Boden und schauten uns an.
„Noch einmal und ich mache bei euch Schwänzchendrehen, sodass ihr vor lauter
Schmerzen winselt,“ drohte Lysa und der stämmige Junge fügte hinzu: „Und
ich trete eure Ärsche grün und blau und reiße sie ab, damit ich sie als
Trophäen an meine Wand hängen kann.“
Das saß! Carls Gang machte schnell reißaus, wo Carl schneller rannte, als
seine Freunde.
„Jetzt haben sie die Hose voll,“ schnaubte Lysa verächtlich.
„Jo,“ grinste der Grünhaarige und sah mich und den unbekannte an. „Seid
ihr okay?“
Der Junge nickte, ich aber nicht. Wer zum Teufel waren die?
„Oh, sorry, wir haben und gar nicht vorgestellt,“ entschuldigte sich der
Grünhaarige und grinste. „Ich bin Steve. Und er,“ Er deutete auf den
anderen. „ist Michael. Wir gehören zu den All Starz.“
Ich sagte wieder nichts, sondern nickte nur.
Der Junge namens Michael sah mich verstohlen von der Seite an. „Und du bist
Alea, oder?“
„Ja,“ sagte ich endlich und murmelte noch dazu. „Danke.“
„Keine Ursache,“ lächelte Michael schüchtern.
Dieses Mal betrachtete ich ihn genauer. Er hatte schulterlange dunkelblonde
Haare und sein Pony war zu Seite gekämmt, sodass ein paar Haarsträhnen sein
rechtes Auge verdeckten.
Auf seinem Kopf saß eine weiß-blaue Käppi und er trug kurze Shorts und ein
blaues T-shirt.
Er sah echt süß aus.
„Wo sind den Tala, Brian und Spencer?,“ fragte Steve und schaute sich um.
„Noch im Hotel. Pennen wahrscheinlich oder sind schon wach,“ antwortete
Lysa.
„Ach so,“ Steve sah sie an. „Wollt ihr den nicht trainieren? Morgen ist
doch die nächste Runde,“
„Ali und ich wollten uns mal einen jungsfreien Morgen göhnen,“ sagte Lysa
kurz.
„Ach so,“ sagte Steve wieder und grinste. „Dann wollen Michael und ich mal
wieder. Emely wird sonst sauer, wenn wir nicht pünktlich auf der Matte stehen.
Bis bald.“
Er und Michael gingen los und wir winken.
Michael schaute kurz über die Schulter und schaute mich an. Ich spürte eine
Hitzwelle in meinem Körper, als er mich leicht anlächelte und zurückwinkte.
Lysa schielte zu mir herüber und grinste breit. „Kommt das von der Sonne oder
bist du wegen eines bestimmten Jungen rot?“
„Wegen der Sonne,“ wehrte ich ab. Doch in Wirklichkeit stimmte das nicht.
Als Lysa und ich wieder zurück zum Hotel wollten, wurden wir von einem
wütenden Tala am Eingang aufgefangen, der richtig wütend aussah und seine
schlechte Laune an Lysa ausließ.
„SAG MAL; HAST DU NICHT ZUGEHÖRT?! ICH HAB GESTERN NOCH GESAGT, DASS WIR
HEUTE IN ALLER FRÜHE TRAINIEREN WOLLEN! UND DU UND ALI VERSCHWINDET EINFACH UND
ICH STEHE DA, WIE DER TROTTEL UND WEIß NICHT EO IHR SEID! JETZT HABEN WIR
UNGEFÄHR SIEBEN STUNDEN VERLOREN! HÄTTEST DU NICHT EINMAL....?!“
Lysa stand mit zusammengekniffenes Gesicht vor ihrem Bruder und ließ sich
anfauchen.
Ich verstand nicht, wieso Tala sich darüber aufregte. Ja, wir hatten ein paar
Stunden verloren, aber da musste er nicht gleich Lysa ausschimpfen.
Entschlossen stellte ich mich dazwischen und fauchte Tala an.
„Lass doch Lysa in Ruhe! Wir waren doch mal kurz aus dem Haus und du meckerst
gleich herum. Dann haben wir eben ein paar Stunden verloren, aber da hätten wir
auch nicht viel erreicht, weil wir da noch zu müde wären. Hör auf Lysa
anzumeckern, sonst reden wir mal miteinander.“
Tala starrte mich verwirrt an. Auch Brian, Spencer und Lysa guckten.
Seltsamerweise herrschte Tala mich nicht an, sondern schlug die Augen nieder.
Grimmig drehte ich mich um. Plötzlich bekam ich ein Anflug vom schlechten
Gewissen. Doch ich vertrieb es gleich wieder. Tala sollte sich nicht so
anstellen und außerdem hatte ich den gestrigen Vorfall nicht vergessen. Auch
wenn ich zu gewagt war, das war mir erst mal egal.
Und leider kam was, was ich ins Pfefferland gewünscht hätte. OLGA!
Die kam angewackelt, als sie uns erblickte. „Hallo Tala,“ trällerte sie und
warf sich sofort an ihn ran. Mein Leader schaute nicht gerade begeistert, doch
wies sie nicht zurück.
Am liebsten hätte ich auch Tala auf dem Mond schießen können. Und Olga mit
dazu.
Mich gestern abblitzen, aber Olga gewähren lassen, oder wie?
Ich wurde wieder eifersüchtig, beleidigt und zornig. Scheiß Olga! Und Tala war
auch kurz davor, bei mir zu verscheißern.
Zuerst machten wir alle Sit-ups und Dehnübungen.
Olga stand da die ganze Zeit herum und schaute zu. Grrr, ich hätte ihr sonst
wohin getreten.
Gerade wollte sie wieder zu Tala, als ich schelmisch mein linkes Bein richtig
nach hinten streckte, damit es schön zog und sodass Olga darüber stolpern
konnte.
Olga merkte das nicht, weil sie ja nur zu Tala guckte und stolperte glatt über
meinem Bein.
Mit einen nicht so eleganten Bauchklatscher landete sie auf dem Boden.
Lysa musste sich echt das Lachen verkneifen, was aber leider misslang und von
Tala extra dreißig Liegestütze auf Fäusten machen musste.
Olga jammerte und beschuldigte mich, dass ich ihr ein Bein gestellt habe.
„Ich hab mich nur gedehnt. Und du warst so blind und bist über mein Bein
gestolpert,“ sagte ich nur lässig.
Olga zeigte mir, als Tala nicht hinguckte, den Mittelfinger. Mir war das egal.
Im Laufe des Tages merkte ich, wie Tala zu mir netter war, als sonst. Doch ich
ignorierte ihn.
Beim Laufen bekam ich plötzlich einen krampf und ich fiel fast hin.
Tala wollte mich stützen, aber ich wich zurück. „Lass mich doch mal was
alleine machen! Du brauchst mich nicht zu verhätscheln!“
„Ali,“ Tala sah mich an. „Wenn du wegen gestern sauer bist, dann tut es
mir leid. Ich wollte dich nicht verletzten...,“
„Ich weiß nicht wovon du redest,“ antwortete ich und hielt mich an einer
Laterne fest, während ich meine Zehe zu meinen Kopf hochzog.
„Tu nicht so! Sei mal ehrlich und sag mir, ob ich dich verletzt habe.“
„Frag mal lieber Olga, ob Dummheit ansteckend ist,“ zischte ich.
Tala verdrehte die Augen. „Jetzt hör doch auf, Olga für alles verantwortlich
zu machen. Sie hat doch dir gar nichts getan.“
„Wenn du nur wüsstest!,“ brauste ich auf. „Hinter deinen Rücken ist sie
voll die Schlange!“
Der Rothaarige schüttelte den Kopf. „Gib mir doch mal eine ehrliche
Antwort.“
„Du willst eine ehrliche Antwort? Okay, dann sage ich sie dir mal,“ fauchte
ich und trete einen Schritt auf Tala zu.
„Ich hasse Olga, kapiert? Ihr größter Fehler ist geboren zu sein. Und sie
hängt wie eine Klette an dir und du weist sie nicht mal zurück! Sie tatscht
dich immer an und dir macht das nichts aus. Und mich provoziert sie immer. Ich
bin vom Zehner gesprungen, weil sie mich provoziert hatte. Sie ist einfach die
GRÖßTE Plage, die es je gegeben hat!“
Es wurde still.
Ein paar Meter von uns entfernt standen Lysa, Brian, Spencer und Olga und
glotzten blöde. Doch es interessierte mich nicht.
Tala sagte leise: „Wieso hasst du Olga?“
War der Typ etwa schwer vom Begriff? Hatte ich ihn das gestern nicht deutlich
genug gezeigt? Und hatte er etwa nicht eine Vorahnung?
Ich war so was von geladen und ich brüllte ihn an: „WEIL ICH IN DICH VERLIEBT
WAR! UND OLGA AUCH! ABER JETZT HABE ICH KEINE INTERESSE MEHR AN DIR, WEIL DU MIR
SCHON DAS HERZ GEBROCHEN HAST!“
Tala zuckte zurück. Ich hatte meine ganze Wut, meine Eifersucht, Traurigkeit
und Enttäuschung heraus geschrien.
Mein Leader sah erschrocken und überrascht aus. „Alea...,“
„Lass mich!” Ich sprang zurück. „Geh zu Olga! Werde glücklich mit
ihr!“
„Alea, hör auf mit diesen Scheiß!,“ sagte Tala leise.
„Ich höre nicht auf! Nur weil du Arschloch nicht einsehen kannst, dass du
Scheiße gebaut hast, soll ich meine Klappe halten!“
„Wer hat Scheiße gebaut?,“ polterte Tala zurück und ich verstummte
erschrocken.
„DU hast mich geküsst! DU wolltest das doch. Aber ich KONNTE nicht! Verstehst
du? Ich konnte das nicht. Wenn DU nur wüsstest, wie das für mich wahr!“
„Weil du doch bestimmt Olga liebst, oder? Deshalb hattest du doch ein Scheiß
Gefühl! Gebe es doch einfach zu, du Heuchler!“
„Heuchler? Sag mal, hast du einen Knall?! Hast du nicht gehört, was ich
gesagt hab?!“
„Ich hab es wohl gehört und DAS trifft mich auf taube Ohren! Weil DU
LÜGST!“
„Ich lüge nicht, verdammt! Du hörst mir nicht einmal zu!“
„Wozu auch?! Wenn du mich anlügst!“
„Ich lüge nicht!“
„Doch!“
„Nein!“
„Doch!“
„GLAUBE DOCH WAS DU WILLST!“
„DAS WERDE ICH AUCH! DU PENNER!“
Mit diesen Worten drehen Tala und ich uns den Rücken zu und gingen weg. Ich
ging Richtung Hotel und wohin Tala lief, wusste ich nicht.
Ich brodelte und hasste Tala in diesen Moment. Sollte er doch mit Olga hingehen,
wo der Pfeffer wuchs!
Kapitel 18: Die zweite Runde
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Aufatmend erreichte ich den Strand und ließ mich auf den weichen Boden fallen.
Mein Herz raste wie verrückt und mein Kopf schien zu explodieren. Wütend
schlug ich mit der Hand auf einem Sandhaufen. Tala ist ein Mistkerl! Tala ist
ein Mistkerl!
Ich schlug bestimmt zwanzigmal auf dem Sandhaufen, bis ich keine Lust mehr hatte
und stattdessen mich aufrichtete. Dabei nahm ich so viel Schwung, sodass ich
fast gestolpert wäre.
Ich stapfte zu einer Frittenbude und bestellte mir eine extra Portion fettiger
Pommes mit doppelt zu viel Ketchup.
Kauend setzte ich mich wieder hin und stellte mir vor, dass eine Pommes Tala
oder Olga war, wo ich genüsslich hineinbiss und extra doller kaute.
Als ich fertig war kaufte ich noch eine 1,5 Liter Cola und trank sie mit fünf
Zügen aus.
Giftig zerquetschte ich den Pappcolabecher und schmiss ihn in den Mülleimer.
Ehe ich mir noch mal Pommes geholt habe, hörte ich neben mir jemanden fragen:
„Wird dir denn nicht langsam schlecht?“
Überrascht drehte ich mich um und sah Michael, der mich anlächelte.
„Oh...äh...nein,“ stotterte ich und bekleckerte mein Top mit Ketchup.
Schnell zückte Michael ein Taschentuch und reichte es mir. Da ich aber ihn nur
anstarrte und nichts machte, tupfte er schließlich den Fleck von meinen Top.
Ich machte großen Augen und schon lief mir die nächste Überladung Ketchup vom
Pappteller. Und diese zähe Soße floss in meinem Ausschnitt!
Michael wurde rot. „Ähh...es ist dir...,“
„Ich weiß,“ sagte ich und nahm das Taschentuch. Kurz drehte ich den
Dunkelblondhaarigen den Rücken zu, um meine Busen zu säubern.
Dann wandte ich mich wieder zu ihn. „Und wie geht es dir so?,“ fragte ich
los.
„Naja, ganz okay,“ antwortete Michael. „Trotz den blauen Flecken.“
„Oh,“ Ich sah zur Seite. „Ähm...nochmals danke.“
„Keine Ursache,“ lächelte Michael.
Wir standen ein paar geschlagene Minuten da und schauten auf den Boden.
Dann hielt ich ihn die Pommes unter die Nase. „Willst du?“
Er nickte und wir setzten uns auf eine Bank.
Während wir die Pommes aßen, beobachtete ich Michael heimlich. Ich konnte
nicht anders. Ich fand Michael einfach süß. Er schaute verträumt aufs Meer
und in seinen ruhigen Augen schien die untergehende Sonne wider.
Wenn ich ihn mit Tala verglich, sah man einen Unterschied.
Talas hellblaue Augen konnten auch sanft blicken, aber behielten trotzdem ihren
harten Ausdruck.
Und bei Michael waren sie nur sanft. Und auch erwachsener!
Er schien mein Blick zu spüren. Verwirrt sah er mich an. „Was ist?“
„Nichts,“ sagte ich schnell und guckte auf meine Knie.
Als die Pommes leer waren, spazierten Michael und ich ein wenig am Strand.
Michael erzählte was von sich und ich ein wenig von mir. Er war ein guter
Zuhörer und das gefiel mir.
Bald vergaß ich die Zeit und bald wurde es neun Uhr.
Michael schaute auf seine Uhr und bot mir an, mich zum Hotel zu bringen. Ich
stimmte zu.
Als ich und Michael den Eingang erreichte, sagte der Amerikaner: „Also, bis
morgen.“
„Ja. Wir sehen uns morgen,“ antwortete ich und lächelte schwach.
Michael nickte und entfernte sich. Kurz vor der Tür winkte er mir noch zu. Ich
winkte zurück.
Dann ging ich ins Hotelzimmer und wurde gleich von einer aufgebrachten Lysa
begrüßt.
„Wo warst du?,“ schrie sie und packte mich am Arm. „Mir fielen fast die
Augen aus dem Kopf, als du und Tala euch gestritten habt! Und dann verschwindest
du einfach! Und ich, ich hilflose Gans, suche dich und finde dich nicht einmal!
Und dann kommst du seelenruhig ins Zimmer marschiert und sagst nichts! Mensch,
Mädel, WO warst du? Und wo ist verdammt nochmal Tala?! Der ist auch wie vom
Erdboden verschluckt. Und morgen ist die nächste Runde und ihr streitet euch!
Wieso läuft hier nur alles schief?! SAG MIR DAS MAL!“
Ich ließ Lysa so lange weiterzetern, bis sie mal Luft holen musste.
In diesen Moment unterbrach ich sie: „Reg dich bitte nicht auf. Ich bin doch
hier.“
„Ja, DU, aber TALA?! Der ist nirgends! Spencer und Brian suchen ihn und wenn
ich mich nicht täusche, auch Olga! Herrgottnochmal, wo ist der TYP?!“
„Keine Ahnung,“ antwortete ich ungerührt und schaute zur Seite.
Lysa fauchte: „TOLL! Du weiß es nicht, ich weiß es nicht, Brian weiß es
nicht, Spencer weiß es nicht, KEINER WEIß ES!“
„Was regst du dich denn so auf? Tala ist doch kleines Kind. Er ist bestimmt in
einer Bar und trinkt was,“ meinte ich, doch ich hätte besser den Mund halten
sollen.
Lysa ähnelte in diesen Moment einen Wolf, den man auf den Schwanz getreten war.
Und jetzt schien sie auch alles falsch zu verstehen.
„TRINKEN; JA DAS TUT ER BESTIMMT! UND ZWAR BIS ZUM ABWINKEN, WÜRDE ICH SAGEN!
NACHHER LIEGT ER IM KRANKENHAUS MIT ALKOHOLVERGIFTUNG! UND ICH KRIEGE NOCH EINEN
HEULKRAMPF, WENN ICH KEINEN SCHIMMER HABE, WO ER IST!“
„Lysa, bitte beruhig dich doch,“ bat ich.
Die Rothaarige verstummte und ließ sich auf einem Stuhl nieder. „Hoffentlich
ist Tala nichts passiert! Ich mache mir echt Sorgen. Jetzt versteh ich, wie Tala
sich fühlt, wenn ich irgendeine Scheiße baue.“
Ich nahm Lysa in den Arm. Eine halbe Stunde verging, bis Lysa sich aufrichtete.
„Lass uns nach ihm suchen. Ich hab sonst keine Ruhe.“
Wir fanden Tala schließlich in einer Bar.
Der Rothaarige saß an der Theke und schien wohl ein paar Gläschen getrunken zu
haben. Aber er war noch nüchtern.
„Tala!,“ polterte Lysa und packte den Rothaarigen an die Schulter. „Was
hockst du hier herum? Komm hier raus.“
„Lass mich doch,“ knurrte Tala und sprang vom Stuhl. Er schwankte ein wenig,
blieb aber stehen.
Lysa schnaubte. „Nichts werde ich! Du kommst auf der Stelle mit oder ich
schleife dich hier aus.“
„Reg dich mal ab. Ich hab nur ein bisschen was getrunken,“ sagte Tala und
stapfte an Lysa vorbei. Mich beachtete er nicht. Und mir war das gleichgültig.
Als Lysa ihren Bruder nach draußen verfrachtet hatte, wollte ich gerade auch
rausgehen, als ich sie schreien hörte: „Natürlich! Du musstest wieder einmal
Whisky trinken und jetzt kotzt du hier die Straßen voll! Du bist ja noch hohler
als ein Faultier!“
Es folgte ein Würgen.
Angewidert verzog ich das Gesicht und schlüpfte raus, ohne zu Lysa und Tala
hinzugucken.
„ALI! Hilf mir mal! Den kriege ich gar nicht von hier weg,“ fauchte Lysa.
Endlich hatten wir Tala ins Bett manövriert. Lysa stellte noch einen Eimer mit
Wasser daneben und ließ ihren Bruder alleine, der schon laut schnarchte.
Spencer und Brian waren auch wieder da, die mit düstere Miene am Tisch saßen.
„Wenn es ihn nicht morgen besser geht, können wir das Turnier absagen,“
knurrte Brian.
„Hauptsache hat er keine Alkoholvergiftung,“ fauchte Lysa und knallte eine
Tasse Kaffee auf dem Tisch, sodass der Kaffee überschwappte.
„Also, bitte. Tala und Alkohol sind wie Feuer und Wasser. Das war ja nur eine
Ausnahme,“ sagte Spencer und wischte den Kaffee weg.
„Wie Feuer und Wasser? Ausnahme? Da sieht man, dass du Tala nicht so gut
kennst,“ knurrte Lysa. „Auf der Geburtstagparty hat er drei Bier, eine halbe
Flasche Wodka und eine sechs Gläser Sekt getrunken. Und ich bezweifele sehr,
dass das die einzige Ausnahme war...,“
„Ist ja gut,“ Brian schaute über die Schulter. „Machst du mir einen
Kaffee?“
„Nein. Mach doch selber,“ fauchte Lysa und ging weg.
„Mann, wie ist die denn drauf? Genauso wie Tala, wenn der gereizt ist,“
sagte Brian.
„Lass sie. Morgen wird sie bestimmt gereizter, denn wenn Tala nicht morgen fit
ist, muss sie das Kommando übernehmen,“ meinte Spencer.
„Will sie das überhaupt?;“ fragte ich.
Der große Russe zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Aber sie macht das.“
Da es jetzt spät war, gingen wir ins Bett.
Vorm Einschlafen sah ich auf Tala, der im schlaf recht kindlich aussah. Ich
musste schlucken, denn mir wurde ein bisschen komisch. Hätte ich mich bloß
nicht mit ihn gestritten, schoß es mir durch den Kopf, doch mein trotziger
Gedanke verscheuchte es gleich wieder. Nein, er hatte sich wie ein Trottel
benommen. Dann sollte er sich entschuldigen.
Am nächsten Morgen weckte uns überraschenderweise Tala, der aber immer noch
ein wenig blass aussah.
Als wir fertig waren, fuhren wir sofort zu Arena, um andere Teams zu zusehen.
In der Arena war es gerammelt voll. Und natürlich standen uns die Fotografen im
Weg.
Weil Mädchen uns sahen und gleich herumkreischten, bemerkte uns die Presse und
schon wurden wir vom Fernsehen und Fotografen umzingelt. Jede zweite Sekunde
wurde geknipst, sodass ich seltsame Lichter vor meinen Augen tanzen sah.
Und natürlich hielt man uns tausend Mikrofone unter die Nase. Energisch trieb
Tala uns durch die Menge und die Presse dackelte hinter uns her.
Schließlich schafften wir es in unsere Privatkabine und mit einen genervten:
„Wir beantworten keine Fragen mehr!,“ knallte Tala die Tür zu.
„Junge, Junge, was für ein Aufstand,“ stöhnte Spencer und ließ sich auf
eine Bank fallen.
„Naja, wenigstens sind da ein paar sexy Girls dabei,“ grinste Brian und rieb
sich die Hände.
„Ich sag nur EINS, Freundchen. Wenn du dich mit einen Fan davon machst und ich
irgendwann in der Zeitung den Bericht: „Blitzkrieg Boy hatte mit einen
kreischenden Fan eine klebrige Nacht auf’m Klo“ lese, dann werde ich mit DIR
was anstellen, sodass dann in der Zeitung steht: „Leader von den Blitzkrieg
Boys reißt seinen Teamkollegen die edlen Teile raus und verkauft sie an einen
Fan“. Nur damit du Bescheid weiß,“ knurrte Tala.
Der Silberhaarige schluckte.
Als man den Anfang verkündete, guckten wir vom Fernsehen aus (Alle Teams haben
einen Fernseher in ihrer Kabine) uns das Turnier an.
Beim Match zwischen den All Starz und den White Tigers drückte ich heimlich
für Michael die Daumen, denn ich wollte, dass er gewinnt. Und er gewann.
Schließlich wurden wir aufgerufen. Wir sollten gegen die Saint Shields
kämpfen.
Ich musste als erstes kämpfen. Gegen Dunga! Als ich den riesigen Koloss vor mir
sah, musste ich mir eingestehen, dass ich das nicht einfach haben werde.
„Seid ihr bereit?,“ fragte DJ (Ähmm....vergisst einfach den Namen Tony,
okay? Hier heißt er jetzt DJ ^^)
„Ja,“ riefen Dunga und ich.
„Okay,“ DJ hob die Hand. „3-2-1-Let it Rip!“
Unsere Beyblades flogen in die kleine Arena. Ich griff sofort an. Doch es kam
mir vor, als ob ich gegen eine harte Wand prallte. Und sein Beyblade wich nicht
einmal von der Stelle.
Verdammt nochmal, was hatte der Typ für eine Abwehr?!
Ich ließ Greifborg um ihn herum kreisen und wartete ab. Doch Dungas Blade blieb
da, wo er war. Wollte der Typ einfach abwarten, bis einer aufhörte zu kreiseln,
oder was?
Greifborg griff sein Voiltaice Ape an und wich wieder zurück. Ich wollte ihn
provozieren.
Leider half das nicht. Dann griff ich zu meiner anderen Taktik.
„Hey Dunga,“ rief ich. „Willst du Wurzeln schlagen? Beweg dich mal, du
lahme Schnecke!“
Okay, war auch ein bisschen lahm, aber egal. Hauptsache war nur, dass Dunga sich
mal bewegte.
Diesen Gefallen tat er mir nicht. Da ich ihn beim angreifen keinen Schaden
verursachte, musste ich wohl Greifborgs Fähigkeiten benutzen. „Greifs Souls
Attack,“ befahl ich.
Aus dem Nichts schossen ungefähr fünf weiße Greife hervor, die mit Geschreie
auf Dungas Beyblade zuflogen und ihn angriffen. Sein Blade flog gegen die
Beybladearenawand und diesen Moment nutzte ich, um ihn anzugreifen.
Durch den Aufprall des Zusammenstoßes und meiner Attacke flog Dungas Voltaice
Ape aus der Arena.
Lauter Jubelgeschreie vom Publikum ertönte und machte mich kurz taub.
Zufrieden ging ich zu meinen Team. Brian, Spencer und Lysa grinsten mich an,
doch Tala starrte nur an mir vorbei. Wie nett! Wenigstens könnte er mir doch
mal gratulieren.
Leider gab es ein Unendschieden, denn Tala und Ozuma kickten sich gegenseitig
aus dem Feld. Aber hauptsache waren wir weiter.
Und der nächste Ort, wohin wir mussten war Australien. Und da sollten wir mit
einen Schiff fahren und die Fahrt sollte eine Woche lang dauern.
„Ich will ja nichts sagen,“ meine Lysa, als wir unsere Koffer packten.
„aber ich freue mich ganz und gar nicht auf die Schifffahrt.“
„Wieso?,“ fragte ich.
Brian grinste schelmisch. „Weil sie dann seekrank wird.“
„Ja und?,“ fauchte Lysa. „ICH werde wenigstens nicht auf einem KAMEL
seekrank.“
Brian wurde rot. „Ach, halt die Klappe.“
Kurz vor zehn Uhr abends fuhren wir zum Hafen, wo ein gigantisches Luxusschiff
auf uns wartete.
„Oh mann. Mir wird schon vom Anblick schlecht,“ stöhnte Lysa.
Wir trafen noch die Majestics und wie sich herausstellte, wurde auch Enrique
gleich seekrank, als wir das Schiff betraten.
„Wenigstens ist er aus der Bahn, wenn ich hier ein Mädchen sehe,“ sagte
Brian schadenfroh.
„Ich kotzt dich gleich an,“ knurrte Enrique, der das mitgekommen hatte und
hielt sich schon die Hand vorm Mund.
„Oh nein!,“ Oliver schob ihn weg. „Spuck bitte woanders.“
„Shit,“ Lysa hielt sich den Bauch. „Wenn der schon anfängt, muss ich
auch.“
„Dann geh bloß, denn ich hab keinen Bock deine Kotze wegzumachen,“
schnaubte Tala und schob sie zu Enrique, der sich schon übers Geländer beugte
und vom Schiff sich übergab.
„Ach ja? Und wer musste gestern DEINE Kotze wegmachen?,“ zischte Lysa bevor
sie auch loslegte.
„Lass uns lieber erst mal unsere Zimmer suchen,“ murmelte Robert in Talas
Ohr. „Mir wird auch ein wenig mulmig.“
Während wir Lysa und Enrique alleine ließen, suchten wir unsere Zimmer.
Das Zimmer was ich suchte hatte die Nummer 178 und war fast am Ende. Als ich es
betrat, pfiff ich. Die Wände waren goldgelb und es standen zwei gemütliche
Betten mit weißer Bettwäsche da. In einer Ecke war ein großer Schrank und
eine Tür führte in ein kleines, aber modernes Badezimmer, dass auch eine
Badewanne besaß.
Da Lysa und ich in einem Zimmer schlafen wollten hatte ich ihren Koffer
mitgenommen. Ich stellte den am Fu0ende des zweiten Bettes hin, das in der Nähe
vom Badezimmer war, denn wenn Lysa schon beim betreten des Schiffes gleich
seekrank war, wollte ich nicht wissen, wie schlecht es ihr ginge, wenn wir
losfuhren.
Da es Zeit fürs Abendessen war, machte ich mich auf dem Weg zum Speisesaal.
Auf meinen Weg begegnete ich Michael.
„Hi,“ grüße ich ihn.
„Na,“ Er grinste. „Echt ein Zufall, dass wir hier uns treffen, oder?“
„Ja,“ sagte ich.
Gemeinsam liefen wir weiter, bis wir den Saal erreichten. Michael sagte: „Ach,
übrigens: Guter Kampf,“
„Danke.“
„Wenn ich dich als Gegnerin hätte, würde ich echte Probleme kriegen.“
„Wenn du meinst...,“
Nun mussten wir uns trennen, denn Michael musste zu seinem Team. Und ich zu
meinen.
Spencer und Tala hatten schon einen Tisch ganz hinten besetzt.
Brian machte sich schon am Büfett gültig. (Das Büfett steht in der Mitte vom
Saal)
Ehe ich den Tisch erreichen konnte, blieb ich stehen.
Tala und Spencer unterhielten sich und Tala sah niedergeschlagen und auch
trotzig aus.
Ich hörte noch Spencer sagen: „Entweder einer oder keiner von euch beiden.
Bald muss doch einer den ersten Schritt machen.“
„Dann soll sie-,“ wollte Tala sagen, verstummte aber, als er mich erblickte.
Spencer drehte sich um. „Oh, Ali!,“ rief er. „Schon fertig mit
auspacken?“
„Nicht ganz,“ antwortete ich und setzte mich neben ihn, möglichst weit von
Tala weg.
Der schielte zu mir herüber und ich warf ihn einen giftigen Blick zu.
Der Rothaarige erhob sich plötzlich und sagte: „Ich hole mir was zu essen,“
und verschwand.
Ich sah ihn trotzig nach und spielte mit einer Servierte.
„Ähm...Ali, kann ich mal kurz mit dir reden?“
Ich schaute überrascht auf. „Klar, Spencer. Schieß los,“ sagte ich.
„Okay,“ Der große Russe knetete kurz mit den Händen, bevor er redete.
„Bist du immer noch auf Tala sauer?“
Ach so, er wollte mit mir über Tala reden. Und er wollte bestimmt, dass ich
mich mit ihn vertrug. Denkste. „Ja bin ich,“ antwortete ich knapp. „Und
wenn du jetzt meinst, dass ich mich bei ihn entschuldigen solle, dann schminke
es dir ab. Soll er doch sich entschuldigen.“
„Ali, bitte. „Wenn niemand den ersten Schritt macht, dann wird das nie
was.“
„Ja und? Ich kann auch ohne seine Freundschaft leben,“ knurrte ich.
Spencer öffnete den Mund, doch in diesen Augenblick kam Lysa. Sie war ganz
grün im Gesicht.
„Hilfe,“ wimmerte sie. „Ich sterbe.“
Und leider kam Brian gerade mit einem überladenen Teller. „Na, bist du
fertig?,“ fragte er Lysa und biss schon in eine Wurst rein.
Lysa würgte. „Geh weg mit deinem Essen, sonst muss ich wieder kotzen.“
„Und wieso bist du denn hier? Es ist ein Speisesaal und da isst man,“ sagte
Brian.
„ich habe Tala gesucht und wollte ihn fragen, ob er ein paar Magentropfen
hat,“ antwortete die Rothaarige und hielt sich die Hand vor dem Mund.
Ich sprang auf. „Ich bringe dich besser ins Zimmer,“ sagte ich und schob die
Russin aus dem Speisesaal und verfrachtete sie vors Klo.
„Bitte, frag Tala, ob er Magentropfen hat. Ich halte das nicht mehr aus,“
stöhnte Lysa und übergab sich.
Ich hatte keinen Bock zu Tala zu gehen, aber wegen Lysa überwand ich meinen
Stolz und ging wieder zum Speisesaal.
Doch ich traf Tala schon ein paar Meter von unserem Zimmer weiter entfernt.
„Hast du Magentropfen?,“ fragte ich ihn und meine Stimme klang barsch.
Er sah mich fuchsig an. „Wieso fragst du mich, den Heuchler, denn?“
„Weil es deiner Schwester schlecht geht und weil du Magentropfen hast,“
antwortete ich und musste mich echt beherrschen.
Tala sagte nichts, sondern lief in sein Zimmer. Er kam mit einem Fläschen
wieder.
Wortlos nahm ich es und wollte gehen. Doch ich bemerkte, dass Tala mich
anschaute.
„Ist was?,“ fauchte ich.
Seine Augen verengten sich. „Ich hab dich gar nicht angeguckt.“
„Nein, du hast den Weihnachtsmann angeguckt, ich weiß,“ spottete ich und
sagte leise, als ich ins Zimmer wollte: „Arschloch.“
Ich hörte Tala murmeln: „Doofe Gans.“
Laut knallte ich die Tür zu und hoffte, dass Tala einen Hörschaden bekam.
Spencer konnte lange warten, bis ich mich entschuldigte.
Kapitel 19: Eine Schifffahrt, die ist lustig....
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Am nächsten Morgen, wusste ich gar nicht wo ich war und erschreckte mich erst
mal, weil die Schiffsmotoren vom Schiff zu hören waren.
Doch dann fiel es mir wieder ein, als ich eine kleine Pfütze neben meinen Bett
sah. Und die Pfütze sah Kotze unheil ähnlich. Und nur einer in diesen Raum war
seekrank.
Ich richtete mich auf und schaute aufs Nachbarbett. Es war leer.
Im Badezimmer höre ich ein Stöhnen.
Schnell raste ich ins Badezimmer und fand Lysa, immer noch mit grünen Gesicht,
vor der Toilette sitzen. „Ali,“ jammerte sie. „Es hilft einfach nichts!
Diese scheiß Magentropfen helfen nicht. Ich fühle mich echt scheiße.“
„Wo ist denn die Flasche mit den Magentropfen?,“ fragte ich.
„Da, auf dem Waschbecken,“ murmelte Lysa und spuckte.
Ich nahm die honigggelbe Flasche und betrachtete sie. Dann klatschte ich mir die
Hand gegen die Stirn. „Oh Mann, Lysa. Das war Hustensaft!“
„Was?!,“ krächzte Lysa. „Hustensaft?! Was hat der Penner mir denn da
gegeben?“
Ich zuckte die Schultern. Lysa wurde noch blasser. „Ist jetzt auch egal. Frag
bitte Tala, ob er mal das richtige Zeug geben kann. Ich halte das nicht mehr
aus!“
Och neeee. Wieso immer ich? „Kann das Brian nicht machen? Oder kannst du das
nicht zurückhalten?,“ fragte ich sie.
„Nein!,“ stöhnte sie und die nächste Ladung Kotze wurde ausgespuckt.
Ich ging mit düstere Miene aus dem Zimmer und trat fast in die Pfütze.
„Lysa,“ rief ich über die Schulter. „Hast du hier etwa auch
hingespuckt?“
„Ich konnte nicht anders,“ kam die schwache Antwort.
Als ich vor dem Zimmer von Tala stand, der ein Einzelzimmer hatte, wurde ich
unsicher. Was sollte ich sagen? Die Reaktion von gestern war nicht angenehm
gewesen und bestimmt würde Tala mir die Tür vor der Nase zuschlagen.
Zögernd klopfte ich an und wartete.
Drinnen hörte ich jemanden zur Tür kommen und sie wurde aufgemacht.
Tala, mit krauser Frisur und nur mit dunkelroter Boxershorts angekleidet, stand
da und schaute mit müden Schlitzaugen durch die Gegend.
Als er mich erblickte wurden die Augen schlagartig größer. „Du?!,“ knurrte
er.
„Ja, ich,“ sagte ich. „hast du Magentropfen?“
„Ich hab dir gestern schon welche gegeben,“ antwortete Tala und wollte die
Tür zuknallen, doch ich bin schon in seinem Zimmer gehüpft.
Tala starrte erst und schrie dann: „Raus!“
„Lysa braucht Magentropfen. Du hast mir gestern die falsche Flasche
gegeben,“ sagte ich bissig. Murmelnd stöberte Tala in einer kleinen Tasche
herum und holte schließlich eine grüne Flasche heraus. Er reichte es mir, ohne
mich wütend anzugucken.
Ich erwiderte den Blick nicht, sondern zeigte ihn die kalte Schulter und ging
aus seinem Zimmer.
Wenn ich mich nicht täuschte, hörte ich den Rothaarigen gerade „Eingebildete
Kuh,“ murmeln. Ich sagte laut: „Lieber eine Kuh, als ein
Pantoffeltierchen,“ und gehe siegessicher weg.
Weil ich Lysa nicht alleine in ihren elenden Zustand lassen wollte, blieb ich
bei ihr, bis sich ihr Magen sich beruhigt hatte und das dauerte sehr lange.
Zwei Stunden später konnten wir ungehindert zum Speisesaal gehen.
Brian saß noch alleine am einem Tisch und wir setzten uns zu ihm, wo Lysa,
wieder leicht grün, sich ein wenig zur Seite drehte, um ja nicht auf Brians
Teller zu schauen, der mit Rührei, Würstchen und Pfannkuchen beladen war.
„Ihr kommt aber ganz schön spät,“ mampfte Brian und schob sich die
nächste Ladung Rührei rein.
„Wie viel isst du am Tag?,“ fragte ich ihn erstaunt, denn sonst hatte Brian
ganz wenig gegessen. Der Silberhaarige schluckte runter und grinste. „Die
frische Seeluft macht eben einen hungrig.“
„Mir wird übel,“ maulte Lysa.
„Schon wieder?,“ Brian sah sie überrascht an. „Dir war doch die ganze
Zeit schon übel.“
„Ja, aber jetzt ist das noch schlimmer. Es drückt richtig in der Magengegend.
Und außerdem kriege ich immer wieder einen säuerlichen Geschmack im Mund,“
antwortete Lysa.
„Hallo, ich esse gerade,“ protestierte Brian.
„Ja und? Du kannst sogar was essen, wenn auf dem Tisch ein Hundehaufen
wäre,“ knurrte Lysa.
„Ich kann das noch besser, wenn frisches Kamelfleisch da liegt. Frisch
geschlachtet. Und vor Fett glänzt,“ stichelte Brian und Lysa würgte. Ehe ich
mich versah war sie aus dem Speisesaal gerannt.
„Musste das sein?,“ fauchte ich Brian an. „Gerade hat sich ihr Magen
beruhigt und du-,“
„Ruhig Blut,“ entgegnete Brian. „Bald muss sie doch aufhören. So viel ist
doch gar nicht in ihr drin.“ Ich brummte, nicht gerade überzeugt.
Da ich nicht so einen Hunger hatte, ließ ich Brian alleine essen und ging raus.
Als ich rausging sah ich hinten am Deck in Heck ein großen Swimmingpool. Am
Rand standen mindestens dreißig Sonnenliegen an jeder Seite. Und das Wasser vom
Swimmingpool war türkisblau.
Nicht weit davon entfernt war eine kleine Bar, die Drinks austeilte.
Ich bekam große Lust zu schwimmen und ich holte meine Badesachen. Beim
Zurückgehen erblickte ich wieder Lysa, die wieder vom Bord spuckte.
„Nimmt das denn kein Ende?,“ fragte ich sie besorgt.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich hab keine Ahnung. Sag mal Ali, hab ich in der
letzten Zeit Karotten gegessen?“
„Nein, wieso?,“ antwortete ich verwirrt.
„Weil immer Karotten rauskommen, obwohl ich keine gegessen hab,“ sagte Lysa
und hielt sich den Kopf. „Und manchmal sind Zwiebeln dazwischen. Stimmt, ich
hab ja vorgestern ein Stück Pizza mit extra Zwiebeln gegessen, aber das die
solange in meinem Magen bleiben...,“
Ich verzog das Gesicht. „Wollen wir nicht über was anderes reden, denn wie
deine Kotze aussieht, ist nicht gerade so prickelnd.“
„Meinetwegen,“ brummte Lysa und streckte sich vorsichtig. „Und zur
Information: Meine Kotze ist orange.“
„Eigentlich wollte ich das nicht wissen.“
„Nur damit du Bescheid weiß, wenn du eine komische orange Brühe auf dem
Boden siehst...,“
„Na lecker.“
Während Lysa sich in die Sonne hinlegte, sprang ich in den Swimmingpool und
schwamm ein paar Runden.
Als ich gerade gemächlich auf dem Rücken schwamm und alles um mich herum
vergaß, hörte ich eine nervige Stimme kreischen: „Der Platz ist zu schattig.
Und der zu sonnig!“
Hoffend, dass es nicht DIE Person war, an der ich gerade dachte, drehte ich ein
wenig meinen Kopf und schluckte ausversehen eine Menge Wasser.
Bei den Sonnenliegen watschelte Olga mit Tala und Spencer im Schlepptau.
Spencer trug eine Menge Taschen und Tala Handtücher und ihre Mienen verrieten,
dass sie nicht so glücklich waren. Olga musste die beiden wohl aufgegabelt
haben.
Hustend sprang ich aus dem Pool und ging zu Lysa, die eine Grimasse schnitt.
„Was hat Olga hier zu suchen? Müsste sie nicht eigentlich nach Europa, weil
ihre dämliche Modeschau da stattfindet? Oder sag bloß, sie hat verloren,“
zischte ich.
„Kein Plan. Jetzt kommt mir wieder alles hoch,“ knurrte Lysa. „Und
eigentlich müsste sie doch in der Tiefe des Ozeans hausen, weil sie doch
Godzilla ist. Armer Spencer, armer Tala.“
„Lysa,“ flötetet Olga und winkte uns zu.
Und ausgerechnet machte die sich neben uns breit.
„Meine Güte, bist du aber blass,“ schnatterte sie und cremte sich mit
Sonnencreme ein. „Du musst mal in die Sonne. Weiße Beine in Shorts schicken
sich einfach nicht. Und was ziehst du für eine Miene? Lächle doch.“
„Geht schlecht,“ knirschte Lysa. „mir ist nicht zu mute zum lächeln.“
„Wieso denn nicht?“
„Weil ein gewisses Etwas meine Galle wieder aufsteigen lässt.“
Doch Olga war so sensibel wie eine Autobahnbrücke, sodass sie nicht begriff,
wen Lysa meinte.
Spencer wollte gerade die Taschen irgendwo abstellen, aber Olga befahl: „Gib
mir bitte die rosane und lass keine in den Dreck fallen!“
Verzweifelt versuchte Spencer mit seinen übergeladenen Armen die rosane Tasche
zu packen, aber leider fielen drei Taschen runter, und als er sich bücken
wollte, fiel alles runter.
„Du bist so ein Tölpel,“ meckerte Olga und nahm die Tasche selbst, wo sie
daraus Nagepfeile und ein Set für Fußnägelpflege herausholte. Außerdem kam
noch Nagellack zum Vorschein.
„Leg mir ein Handtuch unter die Füße und setzt sich bitte zu mir,“ sagte
Olga zu Tala.
Mann, war die hier der Kaiser?!
Statt, dass Tala sich auf seine eigene Liege hinsetzte, zog Olga ihn zu sich und
drückte sich fest an ihn.
Unerwartet wurde ich sauer. Oh nein, jetzt ging wieder meine Eifersucht los, wo
ich doch eigentlich Tala in meiner schwarzen Liste hatte.
Lysa verzog das Gesicht, als Olga ihre Fußnägel lackierte. „Was ist
eigentlich mit deinem Modelwettbewerb? Müsstest du nicht in Europa sein?,“
fragte Lysa sie.
Olga warf ihre Haare zurück und lachte hell auf. „Ich hab aufgegeben.“
„WAS?!,“ schrien ich und Lysa gleichzeitig. „Wieso das?,“ fragte Lysa
verwirrt.
Olga war gerade mit Lackieren ihres rechten Fußes fertig. Sie lächelte.
„Nun, ich hatte keine Lust mehr. Und gerade hatten wir so viel Spaß
miteinander, sodass ich lieber mit euch reise.“
Nein, das konnte nicht wahr sein! Sie hatte aufgegeben, nur weil sie glaubte,
dass wir mit ihr Spaß hatten? Also, die merkte gar nichts mehr! Die hatte
bestimmt ihre Modeschau aufgegeben, weil sie Tala auf Schritt und Tritt bewachen
wollte.
Ich schaute woanders hin, bloß nicht zu Olga, die Tala im Würgegriff hielt.
Und zum Glück sah ich Michael und Johnny da laufen. Wenn das nicht mal Glück
war.
Ich winkte in ihre Richtung und sie sahen uns und kamen hierher.
Johnny beugte sich zu Lysa runter und gab ihr einen Kuss, den sie vorsichtig
erwiderte, aus Angst, sich zu übergeben.
Ich rutschte eine Liege weiter, damit Johnny sich neben der Russin setzten
konnte.
Michael setzte sich neben mich. Als er sein Handtuch rauflegen wollte, berührte
er ausversehen mit seinem Knie mein Bein. Ein wenig Röte stieg mir ins Gesicht.
Ich fand Michael nur süß und schon wurde ich rot. War ich jetzt echt in ihn
verschossen? Oh Mann!
„Und wie geht’s euch?,“ fragte Michael mich und Lysa.
„Gut.“
„Nicht so gut.“
„Fühlst du dich auch nicht besser, wenn ich dir einen Gesundheitskuss
gebe?,“ fragte Johnny gespielt empört und gab Lysa noch einen leichten Bussi.
Wenn ich die beiden zusehe, wurde ich ein wenig neidisch. Lysa und Johnny hatten
keine Probleme miteinander und keine Sorgen. Nur ich einsames Schaf habe nur
Probleme mit Tala.
Aber mit Micheal....würde ich mit ihn Probleme haben?
Gerade stupste er mich an und fragte: „Wollen wir schwimmen gehen?“
Und ob! Zur Antwort zog ich ihn hoch und sprang mit ihn ins Wasser. Als wir
wieder auftauchten, hörte ich Olga meckern: „Passt doch mal auf, ich bin
jetzt nass!“
„Stell dich doch nicht so an. Ist ja was neues, dass Godzilla wasserscheu
ist,“ meckerte Lysa gleich zurück.
„Nenn mich nicht Godzilla!,“ schrie Olga.
„Spuck mich nicht beim reden an! ....Godzilla!“
Ich gluckste.
Währenddessen holte Michael eine Wassermatratze und warf sie ins Wasser. Ich
legte mich sofort rauf.
„Hey, das ist meine,“ protestierte Michael mit gespielten Ärger und wedelte
mit den Armen.
Ich grinste gemein. „Jetzt nicht mehr.“
Der Amerikaner tauchte unter die Matratze und hob sie kurz hoch, sodass ich
runterrutschte.
„Das ist gemein,“ jammerte ich und schubste ihn wieder runter, als er es
sich gemütlich machen wollte.
Er lachte und spritzte mich nass. Ich spritzte zurück und so entstand eine
Wasserschlacht.
Michael ist heimlich untergetaucht und machte sich heimlich aus dem Staub,
während ich weiterspritzte. Als ich aufhörte, war er nicht mehr da.
Stattdessen lag er auf dem Bauch auf der Matratze.
„Du bist fies,“ meinte ich und sprang auf ihn rauf, sodass mein Bauch auf
seinem Rücken war. „Jetzt geht die Matratze unter,“ schimpfte Michael
lachend, schmiss mich aber nicht runter. Und ich machte es mir auf seinem
Rücken gemütlich.
So konnte ich die ganze Zeit verharren, denn die Sonne schien so schön auf
meinem Rücken.
Ich öffnete meine Augen einen spaltbreit und schaute zu Lysa und den anderen.
Die Rothaarige döste, mit Johnny Händchen haltend, auf den Liegen. Spencer war
verschwunden und Olga las eine Frauenzeitschrift, wo sie Tala immer noch
umklammerte.
Als ich meinen Leader kurz anguckte, zuckte ich zusammen.
Talas Gesicht ähnelte einer Gewitterwolke und seine Augen blitzten gefährlich,
die mich und Michael wütend musterten. Er hatte trotzig seine Arme vor der
Brust verschränkt und machte fast einen Schmollmund. War mein Leader sauer,
weil ich seine Olga nassgespritzt habe oder war es wegen Michael?
Der Tag verging schnell. Michael und ich waren die ganze Zeit zusammen unterwegs
gewesen und hatten viel Spaß.
Hin und wieder begegneten wir andere Teams und ich lernte ein paar richtig
kennen.
Zum Beispiel Mariah, Emely, Mariam, Hillary, Daichi, Max und Tyson.
Auch traf ich Oliver mit den, auch seekranken, Enrique.
Ich war ein bisschen traurig, dass Michael mich zu meinen Hotelzimmer brachte,
weil es schon zu spät war.
Mit einem kurzen Schulterklopfen verabschiedeten wir uns und ich betrat das
Zimmer.
Lysa lag schon im Bett und las ein Buch. Sie sah ein wenig besser aus und
richtete sich auf, als ich reinkam.
„Na,“ grüßte sie.
„Na,“ Ich setzte mich aufs Bett, um meine Schuhe aufzumachen. „Wie war
dein Tag?“
„Ja ja, es ging,“ antwortete Lysa und beobachtete mich beim Schuhe
aufmachen. „Ich musste nur zweimal kotzen, als Johnny bei mir war. Jetzt geht
es mir besser. Und wie war dein Tagß“
„Lustig,“ sagte ich und warf meine Schuhe unters Bett.
„Wie lustig?“ Lysa legte sich auf dem Rücken und ließ ihr Kopf ein wenig
vom Bett baumeln.
„Was hast du denn gemacht?“
„Ich war mit Michael ein bisschen unterwegs,“ sagte ich.
„Aaaaaaah, mit Michael,“ grinste Lysa und wackelte mit den Augenbrauen.
Ich ignorierte das Augenbrauengewackel. „Ja. Wir waren bei den ganz kleinen
Laden da einkaufen, haben bei der Bar draußen am Pool Cola getrunken, waren
wieder mal schwimmen, haben ein paar aus anderen Teams getroffen und....haben
uns gesonnt.“
„Aja,“ Lysa grinste immer noch. „Das war’s?“
„Ja.“
Die Rothaarige sprang vom Bett und reckte sich. „Ist das nur Freundschaft?
Oder mehr?,“ fragte sie.
Ich wurde rot. „Wie meinst du das?“
„Tu nicht so. Seid ihr nur Freunde oder ein Paar?“
Ich schaute zur Seite. „Freunde,“ sagte ich schließlich.
„Aber du empfindest mehr, als nur Freundschaft, oder?“
War das etwa ein Verhör? Ein komisches Gefühl breitete sich in mir aus, als ob
ich bei irgendwas peinliches ertappt wurde.
Lysa entging mein Gesichtsausdruck nicht. „Wie doll bist du in ihn
verknallt?“
Ich brummte.
„Willst du mit ihn zusammen kommen?“
Ich stand auf. „Was sollen diese Fragen?“
„Ja oder nein?“
Lysa war hartnäckig. Seufzend zuckte ich die Schultern. „Ich weiß noch
nicht.“
„Schwachsinn. Hör einfach auf deinem Herzen. Wirkt immer.“
Ich schloss die Augen. Höre auf deinem Herzen, toller Vorschlag. Aber wenn ich
so nachdachte...eine kleine Stimme in mir sagte, dass ich mit Michael zusammen
sein wollte. Weil sonst nichts dagegen einwand, öffnete ich wieder die Augen
und nickte.
„Super!“ Lysa klatschte in die Hände. „Wollen wir mal sehen...ah ja!
Willst du ihn einen Brief schreiben, mit ihn ein Date haben oder mich als
Botenjunge einzusetzen?“
„Was wäre angemessener?,“ fragte ich vorsichtig.
„Ein Date! Das ist das beste.“ Lysa wurde zappelig. „Erst müssen wir ein
paar Klamotten für sich aussuchen...,“
„Können wir das nicht morgen machen?,“ gähnte ich.
„Nein. Bis morgen muss alles paletti sein,“ antwortete Lysa und stöberte
schon im Schrank herum. Sie warf ziellos irgendwelche Sachen durch die Gegend
und ich musste mich immer wieder bücken, damit ich nichts gegen den Kopf bekam.
„Das ist zu omahaft....das sieht scheiße aus....zu grell...zu
schrill....einfach bescheuert...menno...DAS IST ES!“
Triumphierend hielt sie ein extra kurzen Minirock und ein fast rückenfreies Top
hoch.
„Ist das nicht ein bisschen zu gewagt?,“ fragte ich unsicher.
„Nichts ist für die Liebe zu gewagt,“ sagte Lysa und zwängte mich in die
Klamotten herein.
Als ich angezogen da stand, grinste die Russin. „Fabelhaft.“
„Fabelhaft kurz,“ knurrte ich und zupfte den Rock ein wenig nach unten, doch
es gab fast gar nichts zu zupfen.
„Besser als ein Omarock mit doofen Blumenmuster und Rüschen,“ sagte Lysa
und deutete auf sogenannten Rock auf meinen Bett.
„Das ist mein Lieblingsrock,“ maulte ich.
„Das würde eher mein Alptraumsrock sein...,“
Morgens nach dem Frühstück wollte Lysa zu Michael gehen und ein Date
festzumachen.
Ich saß noch am Tisch und trank in Ruhe meinen Kaffee aus.
Tala saß gegenüber von mir und schaute düster vor sich hin. Brian und
Spencer, links und recht von mir, unterhielten sich.
Lysa kam freudestrahlend zurück. „Er hat ja gesagt,“ rief sie mir zu. „um
3 Uhr triffst du dich mit ihn am Swimmingpool.“
„Hast du nicht besseres zu tun, als durchs ganze Schiff zu kreischen,“
brauste Tala sie plötzlich an und die Rothaarige erstarrte.
„Sag mal, hast du schlecht geschlafen?,“ fauchte sie, als sie sich wieder
gefangen hatte.
Tala knurrte nur und stand auf. Kaum war er aus dem Saal, kam Olga an und
klammerte sich an ihn.
„Wundert mich nicht, dass Tala scheiße drauf ist, denn wo Olga ist, kriegt
man eh schlechte Laune,“ schnaubte Lysa.
Doch ich wusste, dass es nicht so war. Mir kam es so vor, als ob Tala
eifersüchtig wäre.
Um eins scheuchte mich Lysa ins Badezimmer und ich musste mich mit den duftenden
Shampoo eincremen und ein Liter Parfüm einsprühen.
Dann zog ich mich an und von Lysa bekam ich noch hochhackige Schuhe.
„Ist das nicht so übertrieben?,“ fragte ich sie unsicher, doch sie schob
mich aus dem Zimmer.
„Rede nicht, sondern lauf!,“ sagte sie barsch.
Ungeschickt und mehrmals einknickend ging ich zum vereinbarten Treffpunkt.
Michael saß auf einer Sonnenliege und machte große Augen, als er mich da lang
stapfen sah.
„Du siehst toll aus,“ brachte er heraus.
„Oh, danke,“ stotterte ich und knickste zur Seite ein.
Er fing mich auf. „Schwache Knöchel?,“ lächelte er.
„Schwache Knöchel,“ sagte ich verlegen und stellte mich ein wenig
standhafter hin.
Wir setzten uns hin und betrachteten die Wellen. Bald vertieften wir uns in
einem Gespräch.
Schließlich gingen wir zur Poolbar und bestellten uns Orangensaft.
Die Zeit verflog wieder so schnell, sodass die Sonne unterging.
Ich rutschte unruhig hin und her. Eigentlich sollte ich ihn jetzt fragen,
aber...
„Ali,“ fing Michael plötzlich an und seine Stimme klang ein wenig unsicher
und sanft. „Ich möchte dir was sagen....,“
Was wohl? Mein Herz klopfte ein wenig schneller. „Was denn?,“ fragte ich
leise.
„Ich hab mich in dich verliebt,“ antwortete Michael, ohne Nuscheln, aber
zögerlich.
Ich schluckte. Dann legte ich meinen Kopf auf seiner Schulter. „Ich....mich
auch in dich,“ murmelte ich.
Er legte seinen Arm auf meine Schulter und so sahen wir uns den Sonnenuntergang
an.
„Und? Wie war es?,“ fragte Lysa gleich, als ich ins Zimmer kam.
„Gut,“ antwortete ich und lächelte.
Lysa seufzte. „Du strahlst wie die Sonne. Es muss sehr gut gelaufen sein. Und,
seid ihr jetzt zusammen?“
„Ja.“
Die Rothaarige umarmte mich. „Meine Ali wird erwachsen,“ lachte sie und
verwuschelte meine Haare. „Nun mal langsam,“ meinte ich und ordnete wieder
meine Mähne.
„Habt ihr euch geküsst?,“ fragte Lysa begierig.
„Noch nicht,“ antwortete ich. „Schade,“ Lysa zog einen Schmollmund.
„Aber wenn ja, dann erzählst du es mir, oder?“
„Logo,“ lachte ich.
Am nächsten Tag ging ich gleich zu Michael und wir verbrachten ein paar lustige
Stunden am Pool. Doch geküsst hatten wir uns immer noch nicht.
Als mich Michael mich kurz in den Arm nahm, kam unglücklicherweise Tala vorbei
und sah uns. Seine Miene wurde immer dunkler.
Und sie wurde noch genervter, wenn Olga immer zu ich kam. Ich betrachtete es mit
einer gewissen Schadenfreude.
Aber irgendwas fiel mir auf. Als ich noch in Tala verknallt war, hatte ich immer
wieder den Drang gehabt, ihn zu küssen, und bei Michael war diese Sehnsucht
weg. Ich wich immer aus, wenn er sich mit seinem Gesicht meines näherte. Und
manchmal freute ich mich ein paar Sekunden gar nicht auf mein neues Glück mit
Michael. Eher war ich traurig und verzweifelt.
Doch wenn ich in Michaels Augen sah, wurde ich wieder froh. Als es die ganze
Zeit mit meinen Gefühlen ging, fragte ich mich, ob ich Michael wirklich liebte.
Beim Abendessen, als ich mit meinem Team am Tisch saß, verkündete Spencer:
„Morgen hat Mariah Geburtstag.“
„Stimmt ja,“ rief Lysa. „Ich hab aber leider kein Geschenk für sie.“
„Sie hat gesagt, dass sie keine Geschenke braucht,“ beruhigte Spencer sie.
„Um 17 Uhr soll die Party losgehen. Da haben wir die kleine Bar neben den
Speisesaal für uns alleine.“
„Super, dann können wir uns voll saufen, bis wir umkippen,“ grinste Brian.
„Und Flaschendrehen machen, tanzen, trinken, knutschen und so was. Das wird
toll,“ jubelte Lysa und wurde wieder zappelig.
Ich sah zu Tala. Er war die ganze Schifffahrt durch still gewesen. Ob er
mitkam?
Morgen um Punkt 17 Uhr, gingen Lysa und ich, richtig gestylt, zur kleinen Bar.
Vor dem Eingang standen alle Teams und redeten durcheinander.
„Wieso gehen wir noch nicht rein?,“ fragte ich Lysa. „Mariah ist noch
nicht da,“ antwortete sie.
Ich schaute in die Menge, nach Michael Ausschau haltend, doch er nirgends zu
sehen.
Endlich kam Mariah, die in einem pinken Minirock, ein weißes Top, weiße
Stiefel, ihre langen Haare offen und pinke Sternohrringe trug. Sie sah einfach
toll aus.
Ich steckte in einem schwarzen kurzen Kleid und Lysa trug eine kurze Hose, ein
weißes T-shirt und zwei Stiefel.
Ich sah von der Seite Tala an, der mit Spencer und Brian kam. Er hatte eine
typische Jungsjeans und ein schwarzen Pullover an. Ich musste sagen, er sah,
trotz normaler Sachen, einfach sexy aus^^.
Als Mariah in die Bar reinging, folgten wir ihr alle.
Ich war nur kurz in dieser Bar gewesen und ich staunte, den sie wurde
umgestaltet.
An der Decke hing eine Discokugel und im dunkel leuchtende Sterne. An den
Wänden waren lange Tische mit Erfrischungen, Kuchen, Knabberzeug und
Süßigkeiten. Drei lange Bänke standen in den Ecken und viele Stühle waren an
jeder freien Lücke an einer Wand.
Wenn man in den Raum ging, war vor einem die Bartheke, wo eigentlich jemand
stehen sollte. Doch da stand Robert dahinter, der schon mit Cola und Cocktails
herumhantierte.
Ganz hinten standen zwei große Boxen mit einer riesigen Steroanlage, wo davor
ein Tisch und ein Stuhl stand mit einem Mikrofon. Und den Platz als DJ nahm
Brian ein.
„Test, Test,“ murmelte er ins Mikrofon, als er es anmachte und ein lautes
hohes Pfeifen folgte. Alle hielten sich die Ohren zu.
„Los, Mariah, mach eine Ansage,“ drängten Lee und Hillary und schoben die
Pinkhaarige ganz nach vorne und sie stellte sich auf einem Stuhl. Brian reichte
ihr das Mikrofon.
Die Chinesin schaute ein wenig verlegen und schüchtern und sagte: „Nun, wie
ihr alle wisst, werde ich heute 16. Und-,“ Musik unterbrach sie. Brian hatte
aus Spaß den Song von dem Film Star Wars kurz angemacht.
Viele lachten.
„Nette Musik, aber ich bin nicht so ein Star Wars-Fan,“ sagte Mariah trocken
und fuhr heiterer fort: „Ich freue mich echt, dass ihr alle gekommen seid. Und
ich-,“
Star Wars Musik.
„BRIAN!,“ fauchte Mariah und sah den Silberhaarigen wütend an.
„Unterbreche mich doch nicht immer!“
„Sorry, aber ich kann nicht anders,“ grinste Brian entschuldigend.
Mariah wandte sich wieder zu uns. „Was ich noch sagen wollte ist: LASST DIE
SAU RAUS!“
Wir klatschten und pfiffen. Brian schmiss eine Lordi-CD ein und von den Boxen
schallte: „HARD ROCK-HALLELULIA! HARD ROCK....,“
„Yeah,“ sagte Lysa neben mir und wackelte mit den Hüften. „Wenn das nicht
Partystimmung ist.“
Ich nickte nur und schaute mich um. Viele tanzten und wegen der dunklen
Beleuchtung sah ich nicht so viel. Wo war nur Michael?
Plötzlich tippte mir jemand auf die Schultern. Es war Michael! Grinsend nickte
er mir zu und hob den Daumen. „Super Kleid,“ rief er mir ins Ohr.
„Danke!,“ antwortete ich, doch er hatte mich nicht gehört. „Wie
bitte?,“ fragte er.
„Ich hab gesagt: Danke!,“ brüllte ich.
„Was?!“
„Ich habe gesagt-,“
„Tanzen? Wieso nicht?“ Er nahm meine Hände und wirbelte mich herum, bis mir
schwindelig wurde. Nach einigen halsbrecherischen Drehungen hörten wir auf zu
tanzen und gingen zu Robert, der schon Getränke verteilte.
„Na ihr,“ brüllte er. „Alkoholische Getränke gibt es erst um acht!“
Schade, denn ich hatte richtigen Bock auf ein Cocktail.
Später hörten wir Brian durchs Mikrofon rufen: „Machen wir ein paar
Tänzchen. Jeder sucht sich einen Tanzpartner““
Ich ergriff sofort Michael und wir gingen zur Tanzfläche.
Nur dein paar stellte sich mit einen Tanzpartner tanzbereit, denn es gab nicht
so viele Mädchen. Die anderen stellten sich im Kreis und klatschten im Takt.
„Dreht euch im Kreis und u schwingt die Beine,“ kommandierte Brian.
Ich war nicht so ein guter Tänzer und Michael wahrscheinlich auch nicht. Wir
beide rempelten uns immer wieder ausversehen an.
„Ich will hier mal einen richtigen Foxtrott sehen. Wen nehmen wir
mal....Ooooch, Hillary und Tyson, bitte einen schönen Foxtrott,“ lachte
Brian.
Wir alle, außer Tyson und Hillary, blieben stehen und sahen den beiden zu, die
ein wenig ungeschickt sich bewegten. Hillary konnte wohl gut tanzen, doch mit
Tyson als Tanzpartner war das wohl ein kleines Problem, denn er trampelte ihr
öfters auf die Füße.
„Na na, Mathilda und Miguel,“ tadelte Brian. „Ihr beide lacht euch ja zu
Tode. Mal sehen, ob ihr jetzt lacht. Schwingt das Tanzbein und hoch die Hände.
Na los, Hüften schwingen. Hüpft hoch. Drei-zwei-eins-hoch! Na, was sind das
denn für steife Bewegungen?! Geht euch die Puste aus?!“
Es war echt lustig. Insgeheim hoffte ich, dass Brian mich und Michael nicht
entdeckte, damit wir auch noch vor allen tanzen mussten.
„Wen sehen meine Augen da? Ali und Michael! Na gut, schwingt mal die Beine.
Stellt euch ein, zwei Meter voneinander entfernt...gut so. Und schüttelt euren
Kopf, ihr habt doch beide so lange Haare...ja, und jetzt mit den Hüften
schwingen und nicht die Arme dabei vergessen!“
Ich schüttelte und wedelte, was das Zeug hielt. Und Michael wahrscheinlich
auch. Mein Kopf dröhnte. Bekam man von vielen Schütteln einen Hirnschaden?
„Jetzt ist gut, sonst seid ihr ZU durchgeschüttelt,“ lachte Brian und pfiff
laut auf.
„Sieh an , sieh an. Lysa und Johnny! Na, Lysa, zeig uns allen mal, wie ein
russisches Tänzchen geht. Na los, Beine schwingen und Arme verschränken...ja,
nicht schlecht. Und Johnny bitte mitmachen. ...Oh, jetzt haben sich die beiden
mit den Beinen verknotet. Schade...,“
Ich sah noch Lysa und Johnny lachend auf dem Boden liegen, bevor jemand mir die
Sicht versperrte.
„Tanzpartnerwechsel!,“ trompete Brian und alle teilten sich auf, um jemanden
aus dem Publikum zu holen.
Ich nahm gleich Enrique, weil er noch frei war.
Ich erblickte Lysa, die Tala auf die Tanzfläche schleifte. Michael nahm Dunga,
der sich unbeholfen bewegte.
„Oh, Ali, was für eine Ehre, mit dir zu tanzen,“ rief Enrique und zog mich
an sich.
Erschrocken hielt ich die Luft an, doch er legte nur seine eine Hand auf meine
Taille und mit der anderen ergriff er meine linke Hand. Und ehe ich mich versah,
rannten wir über die Tanzfläche und wirbelten herum. Enrique war ein
exzellenter Tänzer, was man von seiner Tanzpartnerin nicht gerade behaupten
konnte. Ich latschte ungeschickt hinter ihn her.
„Enrique, du wilder Tiger! Die arme Ali bekommt noch einen Drehwurm, »
scherzte Brian und viele lachten pfiffen.
Ich sah nur noch alles verschwommen, weil Enrique mich mit rasender
Geschwindigkeit führte und wirbelte. Als das Lied zuende war, hielten wir an.
Ich keuchte und war nass geschwitzt. „Toller Tanz,“ brachte ich heraus und
lächelte.
Enrique verbeugte sich und gab mir einen Handkuss. Dann, als Brian
„Partnerwechsel!,“ rief, fing der Blonde gleich Lysa auf.
Völlig fertig setzte ich mich an die Theke, wo Robert ein paar Gläser schon
putzte.
„Willst du was trinken?,“ fragte er mich. Ich nickte kurz. „Wo hat Enrique
eigentlich das Tanzen gelernt,“ fragte ich ihn.
Der Engländer lächelte. „Seine Mutter ist eine berühmte Tänzerin.“
„Ach so.“ Ich beobachtete, wie Enrique Lysa hinter sich herzog, wo die
Russin mehrmals stolperte. Ich und Robert mussten lachen.
„Oh, es ist schon halb neun,“ sagte Robert schließlich, als er auf seiner
Armbanduhr schaute.
Er winkte mit dem Geschirrhandtuch in Brians Richtung und tippte auf seiner Uhr.
Der Silberhaarige jubelte.
„Leute, es ist Zeit für Flaschendrehen und Alkohol trinken,“ rief er ins
Mikrofon.
Einige jubelten und rannten zur Theke.
Robert hatte alle Hände voll zu tun, sodass Oliver, Ozuma und Mariam ihn
halfen.
Als alle ihr Gläschen getrunken hatten, rief Mariah: „Zeit fürs
Flaschendrehen. Wer macht mit?,“ und hielt dabei eine leere Sektflasche in die
Höhe.
Fast alle setzten sich in einem großen Kreis und Mariah legte die Flasche in
die Mitte.
„Das Geburtstagskind darf zuerst drehen,“ sagte Josef.
Die Chinesin drehte und die Flasche zeigte auf Hillary. „Trinke ein kleines
Glas puren Wodka,“ sagte Mariah und schob Hillary ein Glas und eine Flasche
hin.
Die Japanerin verzog das Gesicht, als sie sich das Zeug reinkippte und drehte.
Ozuma war dran. „Mach Stripptees auf dem Tisch,“ befahl Hillary.
Der Rumäner verzog das Gesicht, doch stieg auf eines der Tische und fing an,
sein T-shirt hochzuziehen, als Brian 50 Cent anmachte.
Wir mussten alle lachen und johlten, als Ozuma sein T-shirt in die Menge warf.
Leicht gerötet sprang er runter und nahm von Mariam sein T-shirt wieder an
sich.
Die nächste Runde traf leider mich. „Küsse Lysa auf den Mund,“ sagte
Ozuma.
Boah, war klar, dass ich immer zuerst küssen musste. Lysa kroch zu mir und
vorsichtig setzte ich meine Lippen auf ihre. „Macht Zungenkuss,“ riefen
einige.
Bevor ich was sagen konnte, hatte Lysa schon mit ihrer Zunge gegen meinem Mund
getippt und ich ließ meine kurz hinaus und berühre ihre.
Schnell lösten wir uns voneinander. Lysa kicherte. „Jetzt weiß ich, wie es
ist, wenn man ein Mädchen küsst.“
Ich durfte drehen und Brian war das Opfer.
„Singe, ohne Musikbegleitung, Sexbomb. Mit Mikrofon,“ grinste ich.
Widerwillig nahm Brian sein Mirkofon und sang, wo alle sich bogen vor Lachen.
Und er kaum noch Luft bekam, weil er auch die ganze Zeit lachte.
Bald war es schon elf Uhr und viele hörten auf.
Brian schmiss wieder eine CD rein und wenige tanzten. Welche tranken und
unterhielten sich. Einige gingen frische Luft schnappen.
Michael und ich setzten uns an die Theke und schauten in ein kleines Mäppchen,
wo drin verschiedene Cocktails drinnen waren.
„Was ist denn White Russian?,“ fragte ich Robert.
Der grinste. „Ist aus Wodka, Eis und Sahne. Einigen schmeckt das, einigen
nicht.“
„Mach mir bitte eins,“ bat ich. Robert nickte und sah Michael an. „Und
du?“
„Bier,“ antwortete dieser.
Als ich mein Trinken bekam und davon kostete, musste ich sagen, dass es sehr
lecker schmeckte. Ich bestellte nachher noch eins.
Lysa tauchte hinter mir auf. „Hey, Ali, hast du Bock auf ein Spiel?“
„Was für ein Spiel?,“ fragte ich verwirrt.
„Ich weiß auch nicht, wie das heißt, denn das hab ich von Brian, aber das
ist ganz lustig. Hast du Lust?“
Ich sah Michael an. Der nickte mir zu. „Ich gehe mal dann zu Steve,“
lächelte er und ging weg.
Lysa nahm von Robert drei Biergläser und eine Erdbeersektflasche und Colakorn.
Sie zog mich zu einen freien Tisch und schob mir ein Bierglas zu, dass man
bestimmt fast einen Liter reinschütteln konnte. Sie schüttelte in ihrem und
meinem Colakorn bis zum rand rein. Das dritte Bierglas stellte sie zwischen uns
und sie holte zwei hand voll Münzen heraus und teilte sie uns ein.
„Was ist das denn für ein Spiel?,“ fragte ich wieder.
„Also,“ Lysa räusperte sich und schloss die Flasche. „du musst versuchen,
bei einer gewissen Entfernung eine Münze reinzuwerfen. Wenn du es schaffst eine
reinzuwerfen, dann muss ich einen Schluck vom meinen Glas nehmen. Wenn ich es
schaffe eine Münze reinzuschmeißen, dann musst du einen trinken. Das geht
solange weiter, bis der eine sein Glas ausgetrunken hat und der hat verloren.
Spielregeln klar?“
Ich nickte und nahm schon eine Münze. „Lehn dich zur Stuhllehne und versuche
von da aus zu treffen,“ sagte Lysa.
Das war ganz schön schwer. Die Münze knallte gegen das Bierglas.
„Jetzt bin ich dran,“ rief Lysa und warf, traf aber nicht.
Ich versuchte es nochmal, scheiterte aber. Dieses mal schaffte es Lysa und ich
musste einen Schluck trinken.
Wir warfen immer wieder und Lysa traf öfters. Ich schaffte es nur zweimal und
mein Glas war fast leer. Schließlich hatte ich alles ausgetrunken.
„Nochmal?,“ fragte Lysa mich.
„Ja,“ antwortete ich. Ich wurde süchtig nach dem Spiel und Lysa und ich
spielten noch drei Runden. Bei der letzten Runde mussten wir Erdbeersekt
trinken, der am Anfang lecker war, dann aber widerlich süß wurde.
Meine Sicht wurde im laufe der Zeit verschwommener und ich schwankte, sodass
meine Münzen auf dem Boden flogen.
Als mein Glas schon wieder leer war, waren die Flaschen alle. Lysa stand
vorsichtig auf.
„Hören wir jetzt auf. Ich hab keine Lust mehr.“
Das wunderte mich nicht, denn sie hatte nur gewonnen. Ich stemmte mich hoch und
wäre fast hingeflogen. Ich war schon leicht angetrunken und mein Gehirn
arbeitete langsamer.
Mühsam schaffte ich es mit Lysa zur Theke und wir setzten uns hin.
Da ich ein White Russian bestelle nahm Lysa auch einen und wir tranken noch zwei
Gläser zusammen, bis die Rothaarige sich den Bauch hielt und nuschelte: „Ich
glaubööö....das w-wa-ar zu vi-iel. I-ich fü-ühle mich nicht s-o-o
gu-ut.“
Dann schwankte sie aus dem Raum zur Toilette.
Ich grunzte und trank Erdbeersekt.
Jemand setzte sich neben mir und ich erkannte trübe Tala. Er bestellte sich
einen Wodka und erblickte mich. Er schwankte mit den Kopf ein wenig.
„Moin Ali,“ hickste er und nahm sein Glas. „Moinsen,“ grüße ich
zurück und hob mein Glas.
Mit einem Zug sauften wir unsere Gläser aus und bestellten uns beide Wodka.
„Oh M-mann. Hier i-ist al-l-les rosa,“ rief ich und hickste. Vor meinen
Augen bildete sich ein schwacher rosaner Nebel.
„Ro-ro,“ sagte Tala und hob den Finger. „Ros...ro.....roooooo,“ Er
gurrte wie eine Taube und das klang in meinem Ohren wie Musik.
Komisch, jetzt sah die Welt lustig aus. „Rosa,“ gluckste ich und haute Tala
auf die Schulter.
„Ro....rooooooooo.......,“ rief Tala. Es schien so, als ob er das Wort nicht
aussprechen konnte.
„Rooooooosssssaaaaaaa,“ sagte ich langsam.
„Rooooooo.....ooooo.....sssssaaaaa?!,“ sagte Tala fragend.
„Das ist es,“ ich haute ihn wieder auf die Schulter. „Roooosssaaaa!“
Tala lachte und hob sein Glas. „Nadrowsje!,“ rief er und schluckte den Wodka
herunter.
Ich kicherte und hielt mich an seinem Arm fest. „Du geiler Hengst,“
schnurrte ich, voll benebelt.
„Schwarzer Hengst,“ gluckste Tala und deutete auf mich. „Du bist eine
weiße....Stute.“
„Jaaaah,“ seufzte ich und lehnte mich mit den Rücken gegen seine Brust und
legte meinen Kopf auf seine Schulter. Ich hob den Arm und schlang ihn ungelenk
um seinen Hals.
„Hengst....Hengst...,“ murmelte ich und schleckte mit der Zunge über seine
Wange.
Der Rothaarige knurrte wie ein Wolf und biss mir in die Zunge, wo er dadrauf
knabberte.
Dann ließ er sie los und schaute in meinem Ausschnitt. „Was für eine
Landschaft,“ nuschelte er. Schnurrend hob ich mein Bein hoch und legte es auf
seine Schulter.
Der Rothaarige strich darüber und knurrte wieder.
Flink griff er zu meinen Hintern und strich rüber. „Apfelhintern,“ sagte
er.
„Nein,“ maulte ich und hob drohend ein Finger. „Stutenhintern.“
„Aaaaaaja,“ antwortete Tala und richtete sich auf.
Ich hielt mich an seiner Schulter fest und stemmte mich hoch.
Torkelnd gingen wir raus, wo wir wie alte Kumpels uns einhackten. Green Day
summend schwankten wir zu unsere Zimmer.
„A-al-i,“ rief Tala. “das Schiff schwankt ja!”
Ich brummelte nur. Langsam wurde um mir herum echt alles verschwommen.
Ehe ich mich versah waren wir in Talas Zimmer.
Ich blieb stehen und wiegte mich vor und zurück. „Wollen wir uns hinlegen,“
fragte ich.
„W-.wieso?,“ rief Tala und hob die Arme. „Es ist noch nicht nach!“
„Leg dich hin,“ knurrte ich diesmal, doch Tala summte wieder Green Day.
„Ich sagte, leg dich hin!,“ schrie ich und warf Tala rücklings aufs Bett.
Der Rothaarige juchzte und strampelte mit den Beinen. „Wow, das
war....überraschend!“ Als ich ihn so liegen sah, explodierte eine Wildheit in
mir. Mein, dachte ich. Er ist mein!
Ich warf mich auf ihn und presste meinen Mund gegen seinen. „Du gehörst
mir,“ hauchte ich. „Mir allein. Nicht Olga, sondern mir!“
Energisch drückte Tala mich zu ihn herunter und küsste mich. Unsere Zähne
krachten gegeneinander, aber das war egal. Unsere Zungen spielten einen Tanz und
wir wälzten uns hin her, bis Tala über mir war.
Wir lösten uns voneinander und jeder machte, was er wollte. Tala schob mein
Kleid bis unter die Arme hoch und küsste meinen Bauch.
Ich zog und zerrte an seinem Pullover, bis es zeriss und seine Brust und
Schultern freigab. Stürmisch küsste ich sie.
Ein weiteres Reißen und mein Kleid war entzwei. Während ich seinen kaputten
Pullover von ihm abstreifte, zog er mein BH runter und küsste mich wieder, bis
zur Hüfte.
Langsam streifte er meinen Slip runter und schaut mir in die Augen.
Ich strich mit meiner Zunge über meine Lippen und wir küssten uns wieder,
diesmal heftiger.
In der Zeit öffnete ich seine Jeans und zog sie hastig runter.
Tala löste sich von mir und seine Zunge verschwand in meiner Ohrmuschel. Ich
knabberte an seinem Ohr. Mir wurde noch schwindeliger und ich schwitzte. Tala
auch. Sein Körper glänzte schon vor Schweiß, wo wir uns aber noch nicht
vereinigt hatten.
Der rosa Nebel, den ich wahrnahm, wurde plötzlich rot und dichter. Und in
diesen Moment presste Tala seine Hüfte gegen meine und ein schönes Gefühl
durchflutete meinen Körper.
Kapitel 20: Kleine Sorge...
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~Ich fand mich in einem Krankenhaus wieder. Ich lag auf einem Bett und neben mir
saß Tala.
Er hielt meine Hand. Sein Gesicht sah ängstlich aus.
Als ich geradeaus gucken wollte, sah ich aber nur zu einer seltsamen grünen
Stoffwand, die meinen Unterkörper bedeckte. Hinter diesen Lakenwand waren
Ärzte, die erschöpft und erwartend da standen. Eine rief: „Pressen! Es ist
gleich draußen!“
Pressen? Wieso sollte ich pressen? Ehe ich fragen konnte, ertönte ein hoher und
lauter Schrei.
„Es ist da!,“ schrieen die Ärzte und jubelten.
Was war da?
Eine Ärztin kam zu mir und Tala. Sie hielt ein weißes Bündel im Arm, das
munter schrie.
„Es ist ein Mädchen!,“ sagte sie.
Tala nahm das Bündel vorsichtig und lächelte. Dann legte er es mir, ohne zu
fragen, auf dem Arm. Neugierig sah ich auf das Bündel hinunter und was ich da
sah, ließ mich stocken.
Ein kleines, rotes Gesicht lag mit verkniffenen Augen da und plärrte leise. Auf
seinem Kopf war ein brauner Haarbüschel.
Ein Baby?! Ich konnte es nicht fassen. War es meins? Komisch. Von wem?
Das Baby bewegte sein kleines Köpfchen und öffnete die Augen. Sie waren blau.
Nicht graublau, wie bei jedem neugeborenes, sondern stechend hellblau. Ich
kannte diesen Augen.
Und dieser Jemand, der solche Augen hatte, nahm mich in den Arm. „Hast du
schon einen Namen?,“ fragte er.
Namen? Bevor ich was sagen konnte, wurde die Tür aufgerissen und Lysa kam
reingestürmt.
„Meine Nichte!,“ jubelte sie und riss das Kind an sich.
Ich war verwirrt. „Ist das unser Baby?,“ fragte ich Tala. Der sah mich
erstaunt an. „Unsers?,“ rief er. „Nein. Von mir und Olga!“
Und auf einmal riss die eine Ärztin sich die Klamotten vom Leib und da stand
wahrhaftig Olga vor mir. Sie lachte und riss das Baby an sich. „Es ist mein
Kind,“ kreischte sie. „Und Tala ist mein Mann!“
Und das Baby bekam orangene Haare und es schaute mich schelmisch an. „Und ich
bin Talas und Olgas Tochter,“ gluckste sie. Mir wurde übel und schließlich
erhellte ein helles Licht den Raum und blendete mich....~
Ich fuhr hoch und sah mich hektisch um.
Als ich die Schiffsmotoren hörte, entspannte ich mich. Oh Mann, was war das
für ein verrückter Traum? Ein Baby! Und noch von Tala, das aber plötzlich zu
Olgas Gör mutierte.
Das schmerzhafte Pochen in meinem Kopf riss mich aus meinen Gedanken. Wieso
hatte ich auf einmal solche Kopfschmerzen? Und wieso lagen hier Klamotten auf
dem Boden? Und wo war eigentlich Lysas Bett? Stattdessen stand da eine Kommode.
Auf einmal ließ mich ein lauter Schnarchton aufschrecken. Was war DAS?
Langsam drehte ich meinen Kopf zur Seite. Und was ich da sah, jagte mir einen
gewaltigen Schrecken ein.
Neben mir, auf dem Bauch, ein Bein ausgestreckt, das andere angewinkelt und den
Kopf zwischen den Armen auf dem Kissen eingekuschelt lag wahrhaftig Tala neben
mir, der seelenruhig schlief. Und wie es aussah war er halb nackt!
Mit einen lauten Japser sprang ich geschwind aus dem Bett und presste mich gegen
die gegenüberliegende Wand, ohne meinen Leader aus den Augen zu lassen. Was war
passiert? Was machte ich bei Tala? Und das noch im selben Bett? Hatte ich wieder
einen Alptraum, sodass der Rothaarige mich trösten wollte?
Ich betrachtete die Klamotten auf dem Boden und langsam kam mir ein
schrecklicher Gedanke, als ich mein BH und meinen Slip sah. Konnte es etwa
sein....., dass ich nackt war?!
Panisch guckte ich auf meinem Körper. Tatsächlich! Ich war splitternackt! Und
nicht nur ich...bestimmt auch Tala, nach der Boxershorts auf der Lampe zu
urteilen...
Und das hieß nur eins. Wenn ein Mann und eine Frau zusammen in einem Bett lagen
und noch splitternackt waren, dann konnte das nur eines sein.....
Wir hatten zusammen SEX!!!
Vor lauter Panik stieß ich gegen die Kommode und da stand, wie üblich, eine
Lampe. Und die fiel zu Boden und der Krach hätte das ganze Schiff aufwecken
können, so laut war das.
Und natürlich musste mein Leader davon wach werden.
Tala fuhr in die Höhe und sah sich erschrocken um. „Was ist los? Ist was
passiert?,“ rief er und schaute zu mir.
Als er mich erkannte wurden seine Augen so groß, wie Fischaugen. Sein Mund
klappte auf und er wurde knallrot. Er sprang aus dem Bett und fauchte: „Was
machst DU denn hier?!“
Ich schrie auf und hielt mir die Hände vor den Augen. Tala war wirklich nackt!
Scheiße, was ist nur passiert?!
Tala guckte nicht gerade schlau und sah zu sich hinunter. Er wurde blass. „Was
zum-?!,“ brachte er nur heraus und sah mal zu mir, mal zu sich und erblickte
auch die Klamotten auf dem Boden.
Die letzte Farbe wich aus seinem Gesicht. „Oh nein,“ stotterte er.
Schnell griff ich nach dem erstbesten Kleidungsstück und wollte es mir
überziehen, doch es ging nicht. Und warum nicht? Weil es in Fetzten lag! Und es
war noch Talas Pullover!
Und neben dem Bett lag was weißes und ich erkannte mein weißes Kleid. Es war
auch kaputt!
Egal, ob ich Talas Pullover in den Händen hielt und mein Kleid schrott war.
Ich verbarg, so gut es ging, die privatesten Stellen mit dem Pullover und
hechtete aus Talas Zimmer. Ich wollte nur eins: Raus aus dem Zimmer, weg von
Tala!
Ich riss die Tür von meinem und Lysas Zimmer auf und ließ sie mit einem lauten
Knall zufliegen.
Überrascht fiel Lysa fast aus dem Bett. „Ali,“ stotterte sie. „Woher
kommst du denn?“
Ohne zu antworten raste ich ins Badezimmer. Ich ließ Talas Pullover fallen und
betrachtetet mich im Spiegel. Meine Haare waren ganz verwuschelt, als hätte ich
mich gerade geföhnt. Und ich hatte Knutschflecke am Hals. Oh nein, wieso immer
ich?!
„Ali?,“ fragte Lysa zaghaft und klopfte an der Badezimmertür. „Geht es
dir gut?“
„Ja ja,“ stotterte ich. „ich hab mich noch nie besser gefühlt.“
Lysa schwieg. Ich schwieg auch. Ich konnte nichts mehr sagen. Ich musste
nachdenken! Ich musste mich erinnern! Doch es half nichts. Diese blöden
Kopfschmerzen hinderten mich nachzudenken. Ich hasste es!
Leise öffnete Lysa die Tür und betrat das Badezimmer. Sie ging zu mir und
schaute mit in den Spiegel. „Hast du Kopfschmerzen?,“ fragte sie besorgt.
Ich nickte kurz, doch ein Ziepen in meinem Nacken ließ mich innehalten. Mein
Nacken schmerzte, mein Kopf und wie ich auch feststellte, auch meine
Bauchmuskeln.
„Soll ich eine Aspirin holen?,“ sagte Lysa leise und legte ihre Hand auf
meine Schulter.
„Nein, nein,“ antwortete ich. Ein nervöses Zittern durchfuhr mich, als mir
ein noch ein grauenvoller Gedanke kam. Gestern Abend hatte doch Mariah
Geburtstag und es gab da auch Alkohol. Tala und ich hatten uns wohl vollgesoffen
und uns dann in Talas Zimmer verkrümelt und dann....miteinander geschlafen. Mit
Verhütung? Ich schrak zusammen. Nein! Keine Verhütung! Ich wurde dann
wohl.....
Ich schrie auf und hielt meinen Kopf. Nein, nein! Das konnte nicht sein! Ich
werde doch wohl nicht schwanger?! Keine Verhütung! Samen in meinem Körper!
Eizelle wird befruchtet. Embryo entwickelt sich! Neun Monate Schwangerschaft.
Geburt vom Baby. Oh NEIN!!!
„Ali!,“ Lysa packte mich an meine Schulter und schüttelte mich. „Was ist
los? Sag doch was!“
Meine Beine brachen zusammen und ich sank langsam zu Boden. Mein Schreie
verstummten.
Die Wahrheit war einfach unerträglich! Die einzige Chance war, dass ich meine
Regeln hatte. Aber die hatte ich schon vor zwei Wochen und in einer Woche fingen
sie erst an. Da war ich schon befruchtet. Oder ich BIN längst schon
befruchtet!
Verwirrt hockte sich Lysa neben mich und nahm mich in den Arm. „Ali, sag
schon. Was ist los?,“ fragte sie sanft.
Ich schluckte. Ich wollte es ihr nicht erzählen, doch ich redete los, bis ich
fertig war.
Die Rothaarige sah sehr ernst aus. „Oh mann, Ali, jetzt hast du ein kleines
Problem.“
Ein kleines Problem? Ich hatte ein Riesengroßes Problem.
„Was soll ich nur machen?,“ schluchzte ich, denn allmählich kamen mir die
Tränen.
„Das muss du selbst entscheiden. Du könntest es abtreiben lassen...aber das
wirst du doch nicht, oder?,“ sagte Lysa.
Ich schüttelte den Kopf. Auch wenn das eine verzwickte Lage war, ich konnte das
bestimmt nicht. Was sollte ich nur Tala sagen?
Lysa schien wohl den gleichen Gedanken zu haben. „Wie sollen wir das Tala nur
beibringen? Und: was ist mit Michael? Wenn der das erfährt, wird der Gute
umkippen, fürchte ich.“
„Ich...ich muss wohl mit ihn Schluss machen,“ murmelte ich.
Lysa nickte. „Saublöd, wie das ist, das wäre wohl besser.“
Sie hatte Talas Pullover unter die Lupe genommen. „Und den Pullover habe ich
Tala zum Geburtstag geschenkt,“ sagte sie bitter. „das musste zwischen euch
ja mächtig gefunkt haben.“
Lysa ging zu ihren Bruder, um ihn ins Zimmer zu holen, während ich duschte.
Immer wieder schaute ich auf meinem Bauch und mir wurde abwechselnd heiß und
kalt.
Wenn mein Bauch auf einmal zur übergroßen Brutkammer verwandelte, würde ich
Zustände bekommen. Vor alldem gruselte mich der Gedanke ein lebendes Kind in
meinem Körper zu tragen.
Als ich mich abtrocknete, hörte ich, wie Lysa mit Tala reinkam. Schnell zog ich
mich an und ging raus.
Lysa verfrachtete ihren Bruder auf ihrem Bett und der Rothaarige setzte sich
drauf.
Ich setzte mich auf meins und Lysa blieb zwischen den beiden Betten stehen,
sodass ich Tala in die Augen sehen konnte.
„Also,“ Lysa räusperte sich. „Tala, ich muss wohl nicht erwähnen, was
heute nacht in deinem Zimmer abgelaufen ist, oder?“
Tala senkte den Blick und grummelte nur.
„Tolle Antwort,“ sagte Lysa trocken. Dann wurde sie ein wenig ernster.
„Kannst du dich denn noch daran erinnern?“
„Nicht so gut,“ antwortete Tala.
„Und bist du sicher, dass du und Ali verhütet habt?“
Talas Kopf fuhr hoch. „WAS?!,“ rief er.
„Ob du und Ali VERHÜTET habt,“ sagte Lysa langsam und deutlich, als würde
sie einem störrischen Kind das Alphabet beibringen.
Mein Leader wurde blass. „N-nein.“
„Ali auch nicht. Also kann es sein, dass Ali schwanger wird. Von DIR!“ Diese
Worte bellte Lysa fast, als würde sie ihn klar machen, dass er jetzt
Verantwortung hatte.
Tala starrte, sichtbar erschrocken und entsetzt. Dann atmete er laut auf. „Ich
verstehe.“
„Du verstehst?,“ Lysa glubschte. Auch ich hatte erwartet, dass Tala
ausrasten würde. Aber das tat er nicht.
„Ja,“ Tala stand auf. Er sah mich lange an. „Wenn ein Baby kommt, kann man
das schlecht verhindern. Außer du treibst es ab, Ali.“
Ich merkte, wie ich blass wurde. „Das kann ich nicht,“ flüsterte ich.
„Auch wenn das Baby noch nicht da ist....ich kann das nicht. Denn...ich habe
heute davon geträumt, dass ich ein Kind bekomme...,“ Ich verstummte. Na
super. Jetzt wusste jeder, was ich geträumt habe.
Tala biss sich auf die Lippe. Dann lief er zur Tür. Kurz vor ihr, rief er über
die Schulter: „Wir müssen das Turnier absagen. Wenn du schon das Kind nicht
abtreiben willst, Ali, dann muss du dich ausruhen.“ Leise fügte er noch
hinzu: „Ein Baby ist viel wichtiger, als jedes Turnier auf der Welt. Auch wenn
es um den Weltmeistertitel geht.“
Mit diesen Worten ging er raus und ließ mich und die überraschte Lysa allein.
„Wenn ich solche Wörter aus Talas Mund höre, wird mir ganz unheimlich zu
mute, weiß du das,“ sagte Lysa und warf sich aufs Bett. Ich sah auf meine
Knie. „Und was jetzt?,“ fragte ich.
„Erstmal muss du mit Michael Schluss machen,“ antwortete Lysa. „und dann
werden die Koffer gepackt und wenn wir in Australien sind, ab nach Russland.“
„Russland?!,“ Ich sprang auf. „Wieso fliegen wir nicht nach Japan?“
„Damit du dein Mutterland wieder siehst und unsere Familie siehst. Und
außerdem müssen wir uns was einfallen lassen, wie wir das deine Eltern
beichten,“ sagte Lysa.
Naja, ehrlich zu sein war ich froh, noch nicht nach Japan zu fliegen, denn in
diesen Zustand das zu meinen Eltern zu sagen, wäre der reinste Horror.
Schließlich gingen Lysa und ich essen. Wir trafen Steve, der fröhlich pfeifend
herumschlenderte. „Na, habt ihr euch von der Party erholt?,“ fragte er uns.
„Klar,“ grinste Lysa und schaute über seine Schulter. „Wo ist eigentlich
Michael?“
„Der hat Kopfschmerzen und fühlt sich hundeelend. Morgen ist er wieder auf
den Beinen,“ sagte Steve.
Nachdem Lysa und ich wieder alleine waren, musste ich seufzen. „Ich kann
Michael es nicht sagen. Wenn ich Steve und so sehe...sie werden mich bestimmt
hassen.“
„Ach hör doch auf,“ schalte Lysa. „Mal unter uns: Brian war kurz mal mit
Emely zusammen und er hat zuerst mit ihr Schluss gemacht. Und hassen die All
Starz ihn? Nein, sie sind immer noch Kumpels.“
Das machte mir ein wenig Mut, aber trotzdem graute es mir.
Am nächsten Tag suchte ich die ganze Zeit Michael, bis ich ihn am Pool sah.
Er lag auf der Sonnenliege und stand auf, als er mich sah. „Alea,“ rief er
und klopfte einladend neben sich.
Steif setzte ich mich hin. Ich fühlte mich echt mies, aber es musste raus.
Michael bemerkte meine Miene und fragte: „Was hast du denn?“
Ich öffnete den Mund, schloss ihn aber gleich wieder. Michaels Augen machten
mich wieder mundtot. Diese lieben Augen konnte ich einfach nicht weh tun. Doch
es musste sein.
Ich fasste meinen ganzen Mut zusammen.
„Michael,“ sagte ich zögerlich. „ich....ich mache Schluss.“
So, jetzt war es raus. Überraschenderweise fühlte ich mich jetzt viel
leichter.
Der Amerikaner schaute verwirrt. „Wieso?“
„Weil...es tut mir leid, aber wir passen nicht einfach zusammen. Weiß du, ich
mag dich echt gerne, aber...solche Gefühle kann ich nicht für dich
empfinden,“ antwortete ich und es entsprach schon der Wahrheit. Deshalb dieses
Gefühl, weil ich ihn nicht küssen konnte oder nicht wollte.
Ich fuhr fort. „Ich hab es mir nur die ganze Zeit eingebildet. Denn ich liebe
Tala.“
Ups, das war einfach so rausgerutscht. Und das schien echt vom Herzen zu kommen.
Plötzlich verstand ich mich. Aus Verzweiflung, weil Tala mich abgelehnt hatte,
hatte ich mir jemanden anderes gesucht, der mir Liebe gab. Weil ich Tala
vergessen wollte. Aber ich konnte das nicht, weil ich ihn trotzdem liebte, trotz
des Streites, den wir hatten. Und jetzt....
Michael seufzte. „Ist schon okay.“ Er lächelte schwach. „Wir passen
einfach nicht zusammen. Und weiß du...,“ Er brach ab und wurde noch
verlegener. „Bei der Party...ich war später stockbetrunken....und ich und so
ein Mädchen, dass hier auch mit den Schiff fuhr....ich habe sie am Pool
getroffen....wir haben die ganze Zeit herumgeknutscht und....nun ja, ich hatte
dich wohl betrogen....und ich hatte die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen.
Jetzt bin ich eigentlich erleichtert.“ Er lachte. „Aber wir bleiben doch
trotzdem Freunde, oder? Auch wenn wir jetzt Schluss machen und in Australien
gegeneinander kämpfen müssen?“
Australien? Himmel, das hatte ich ja ganz vergessen. „Ähm...wir geben auf,“
stotterte ich. „Weil...ähm....Brian hat ganz schlimmen Durchfall und dann
fehlt uns ja noch ein Spieler. Und es sieht so aus, als ob Lysa wieder ihre
Kotzanfälle bekommt.“
Puh, nicht sehr einfällig, aber wenigstens was. Michael guckte überrascht.
„Echt so ein Pech, dass ihr alle krank werdet,“ meinte er.
„Ja,“ Ich sah aufs Meer. „Aber keine Sorge. Ihr All Starz kriegt noch euer
Match gegen uns Blitzkrieg Boys.“
Michael musste grinsen. „Meinetwegen. Ich freue mich schon,“ sagte er und
zwinkerte mir zu.
„Keine Ahnung warum, aber mir ist wieder übel,“ stöhnte Lysa und stopfte,
leicht grün im Gesicht, zwei Hosen in ihren Koffer.
In ein paar Stunden erreichten wir den Hafen in Australien. Ich war ein wenig
enttäuscht, dass wir nicht lange da bleiben werden, nur ein paar Stunden, denn
Tala hatte gleich einen Flieger organisiert. Und außerdem fand ich es noch
schade, dass wir uns von allen Teams früh verabschieden mussten.
Ich machte meinen Koffer zu und lächelte leicht. „Kommt es wegen der
Aufregung?,“ fragte ich. „Was für eine Aufregung?,“ knurrte Lysa und
pfefferte ihr T-shirt in den Koffer.
Dann stampfte sie mit den Fuß auf. „So ein Mist.“
„Was ist denn?“ Überrascht sah ich auf.
„Ich weiß jetzt den Grund,“ zischte Lysa und ihre Augen wurden giftig.
„Brian, dieser Idiot! Der hat in meinem Essen KAMELFLEISCH reingeschmuggelt.
Wusste ich doch, dass es kein Schweinefleisch war, sondern Kamel!“ Wie ein
wütendes Nilpferd raste Lysa aus dem Zimmer, bevor ich sie fragen konnte, wie
sie darauf kam. Ich wusste gar nicht, dass Lysa je Kamel gegessen hatte. Und
woher hatte Brian eigentlich das Fleisch? Seltsam....
Auf einmal betrat Tala das Zimmer.
„Wie geht es dir?,“ fragte er mich.
„Gut,“ Ich hievte meinen Koffer vom Bett, doch Tala war schneller. Er packte
den Koffer und schleppte ihn aus dem Zimmer. Dann kam er zurück. „Du musst
dich ausruhen,“ sagte er ruhig. „Ich hab noch keinen Embryo im Bauch,“
protestierte ich.
Der Rothaarige zuckte die Achseln. „Besser ist es.“
Menschenskinder, war der Typ vorsichtig!
Bevor er aus dem Zimmer ging, rief ich noch schnell: „Tala!“
Er sah sich um.
„Es....es tut mir leid,“ sagte ich, ohne nachzudenken. Der Rothaarige legte
den Kopf ein wenig schief und seine hellblauen Augen glänzten.
„Dir braucht es nicht leid zu tun, Ali,“ antwortete er, ein wenig leise.
„Besser gesagt, hab ich mich wie der Idiot benommen.“ Und dann ging er raus.
Ich stand unschlüssig da und verdaute erst mal, was gerade geschehen war.
Als wir den Hafen erreichten, raste Lysa so schnell sie konnte vom Schiff und
verschwand in der nächsten Toilette. Ich sah, dass Brian eine Beule auf dem
Kopf hatte. Bestimmt hatte die Rothaarige ihn eine gesemmelt, wegen dem
Kamelfleisch, wo ich eigentlich nicht wusste, was da passiert war.
Bevor wir zum Flughafen fuhren, verabschiedeten wir uns von den Teams.
Mariah, Emely und Hillary umarmten mich und schließlich Lysa, die gerade von
der Toilette kam. Steve, Oliver, Johnny, Robert, Lee, Max und Daichi reichten
mir die Hände, wo Robert, Oliver und Johnny mir noch auf die Schultern
klopften.
Michael lächelte mir noch zu und wir schüttelten uns auch die Hände. Enrique
hingegen umarmte mich und hab mir einen Handkuss. „Ich hoffe, ich sehe dich
mal wieder Ali!,“ gurrte er und kassierte einen giftigen Blick von Tala und
der Blonde ging schnell zu Lysa und gab ihr auch eine Umarmung und Handkuss,
bevor Johnny ihn verscheuchte und die Rothaarige selbst umarmte und sie küsste.
Tala, Brian und Spencer verabschiedeten sich auch schnell und wir wollten gerade
in ein Taxi steigen, als Mr Dickenson angewatschelt kam.
„Bin noch grade rechtzeitig,“ keuchte er und wischte sich die Stirn ab.
„Alea, du hast ja fast deinen Hund vergessen.“
„Cheroke,“ rief ich und nahm den sabbernden Fleischklops auf meinem Schoß.
Ich hatte ihn ja ganz vergessen.
Mr Dickenson schüttelte jeden von uns die Hand und tätschelte Cheroke einmal
den Kopf.
„Kommt gut nach Hause und meldet euch, wenn ihr da seid,“ sagte er.
Doch plötzlich, als er zu Seite trat, sprang ein orangener Haarschopf,
überladen mit Koffer und Taschen, vor die Autotür und öffnete sie.
„Olga!“ Tala, der neben dem Fahrer saß, schaute nach hinten. „Was machst
du denn da?“
„Einfach ohne was zu sagen wegfahren. Ihr seid ja echt nett,“ fauchte Olga
und zog gleich Brian und Lysa aus dem Auto. „Hilft mir, das Zeug
einzuräumen.“
Die beiden machten die Mienen, wie zwei gereizte Elefantenbullen, doch unter
Talas strengen Blick, hievten sie die Koffer in den Kofferraum, wo ich merkte,
dass das Taxi deutlich runtersackte.
„So. Macht mal Platz,“ kreischte Olga unwirsch und quetschte sich neben
Spencer.
Es war schon eng gewesen, als ich, Brian, Lysa und Spencer hinten saßen, aber
jetzt mit Olga war es viel zu eng, sodass ich mich auf Lysas Schoß setzten
musste.
Das Taxi fuhr los und wir winkten den Teams, die das Schauspiel verdattert
mitverfolgt hatten, noch zu, bevor wir vom hektischen Verkehr verschluckt
wurden.
Kapitel 21: Trautes Heim, Glück allein
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"Hey Ali! Wenn du verpassen willst, wie Moskau von oben aussieht, hast du Pech,"
schnarrte eine Stimme neben meinem Ohr und ich zuckte halbschlafend zusammen.
Brians freundliches Grinsen schwebte vor meinen Augen. "Guck schnell raus,"
lachte er. "die Sicht ist gerade günstig."
Ich blinzelte verschlafen, noch nicht ganz wach. Langsam drehte ich meinen Kopf
und starrrte aus dem Fenster.
Unter unserem Flugzeug breitete sich eine weiß-braun-rote Fläche aus. Um
diesen blauen Fleck herum war eine weiß-grüne Landschaft.
Ich wandte mich von den Anblick ab und streckte mich gähnend.
"Das ist alles, was du sagst?," rief Brian gespielt entrüstet. "Wuuaah? Ich
habe mehr erwartet."
"Tut mir leid, aber ich bin noch müde," entschuldigte ich mich und musste
wieder gähnen. Cheroke, der auf meinem Schoß saß, streckte sich auch gähnend
und ein Saberfaden landete auf meine Hose. Und als sich der Klops schüttelte,
flog die ganze Saber durch die Gegend.
"Pfui! Aus!," fauchte ich und versetzte den wackendeln Hintern einen Klaps.
Während ich den Bulldogge zurechtwies, ertönte die Stimme des Kapitäns in
verschiedenen Sprachen. Das Anschnallzeichen blinkte auf.
Brian hob Cheroke hoch und setzte ihn auf seinem Schoß, sodass ich mich
anschnallen konnte.
Cheroke wedelte vergnügt mit seinem Stummelschwanz und streckte sich noch
einmal. Leider hatte Brian den Hintern vor der Nase und in diesen Augenblick
pupste Cheroke.
"Iiiih," rief Brian und verzog das Gesicht. "Muss du jetzt ausgerechnet
rumblähen? Sauhund!" Er schob Cheroke wieder auf meinem Schoß und der Hund zog
eine unangenehme Duftfahne hinter sich.
"Wie ist es eigentlich euer Zuhause," fragte ich Brian, um mich von den Gestank
abzulenken.
"Toll ist es da," antwortete Brian. "Viel besser als in der Abtei. Spencer,
Lysa, Tala und ich hatten verdammtes Schwein, dass wir zusammen von Tante Fanny
und Maggi aufgenommen wurden. Ich sage dir, du wirst dich da sauwohl fühlen."
Ich musste lächeln. "Freue mich schon."
In diesen Moment meckerte Olga vor uns herum. "Mein Kosmetikspiegel," kreischte
sie. "Er ist weg."
"Was für ein Weltuntergang," spottete Lysa. "DU hast ihn bestimmt geklaut!,"
fauchte Olga. "Was soll ich denn mit deinem blöden Spiegel? Und warum trägst
du das die ganze Zeit mit dir herum?," zischte Lysa.
"Ich muss doch achten, dass meine Frisur nicht durcheinander geht. Außerdem
muss ich Lippgloss immer wieder draufmachen," antwortete Olga schnippisch. "Aber
du verstehst das ja nicht. Du läufst viel lieber wie ein Bauernmädchen
herum."
"Pah," rief Lysa. "Wenn DU in den Spiegel schaust, zerbricht der ja wegen deinem
Godzillagesicht."
"Waaaas?! Godzillagesicht?," kreischte Olga so laut, dass einige Passagiere zu
ihr schauten.
"Olga! Jetzt ist doch mal gut!," hörte ich hinter mir Tala schimpfen. "Merkst
du nicht, dass du das ganze Flugzeug zusammenschreist?"
"Sie hat angefangen," sagte Olga klagend.
"Aber du warst diejenige, die herumgeschrieen hat!," fauchte Lysa.
"Du hast mich aber auch beleidigt!"
"Weil du herumgenervt hast!"
Brian verdrehte die Augen. "Ich wäre froh, wenn wir Zuhause sind. Olga geht
bestimmt wieder zu sich nach Hause. Dann haben wir Ruhe." Ich freute mich auch
schon richtig dadrauf Olgas Gesicht nicht mehr zu sehen.
Mit einem Taxi fuhren wir durch Moskau.
Ich sah die ganze Zeit aus dem Fenster. Nichts kam mir bekannt vor. Kein Wunder,
denn ich hatte nichts außer die Abtei gesehen.
"Steht die Abtei da noch?," fragte ich Spencer.
Die Miene von dem großen Russen verfinsterte sich. "Ja, leider," antwortete er.
"Ganz Moskau streitet sich darüber sie abzureißen. Andere sind aber dagegen,
weil sie wollen daraus ein Internat machen." Er schnaubte. "Ich bemitleide die
Kinder, die da hin müssen, wenn die das mit dem Internat durchziehen. Auch wenn
man das Gebäude renoviern will, es ist trotzdem ein Teufelshaus."
Ich schwieg. Eigentlich war ich ganz neugierig. Ich wollte mal sehen, wie die
Abtei noch aussah.
Lysa schien meine Gedanken lesen zu können. "Wenn du willst, können wir mal
dahin gehen," bot sie an.
Wütend unterbrach sie Tala. "Keiner geht von euch dahin. Wer weiß, ob Boris da
herumlungert! Der streunert bestimmt in Moskau herum." "Und wenn," sagte Lysa
und sie grinste. "Dann geben wir ihn einen Tritt in seinem schleimscheißenden
Hintern."
"Lysa!," knurrte Tala warnend. "Ich will nichts mehr davon hören. Boris wird
sich bestimmt nicht einfach inden Hintern treten lassen."
"Okay, dann hetzten wir Blanca auf ihn," meinte die Rothaarige.
"LYSA! Noch einen TON und du läufst," drohte Tala und somit war das Thema
erledigt.
Olga betrachtete gelangweilt ihre Fingernägel. "Ich habe gerade einen tollen
Einfall," juchzte sie plötzlich.
"Wir sind alle sooo gespannt," knurrte Lysa mit Grabesstimme.
"Wie wäre es, wenn ich bei euch übernachte und wir machen einen tollen
Filmabend," sagte Olga und sah aus, wie ein geistesgestörtes Honigkuchenpferd,
dass ein zu großes Grinsen hatte.
"Leider geht das nicht Olga," sagte Tala. "Wir haben bestimmt volles Haus, weil
ein paar Bekannte von Tante Fanny und Maggi da sind. Und es ist noch die Frage,
ob unsere Zimmer frei sind, denn Maggi und Fanny erwarten uns erst in drei
Wochen."
"Wenn jemand fremdes in meinem Bett pennt, dann schmeiße ich den
höchstpersönlich raus," zischte Lysa giftig.
"DU wirst gar nichts," brummelte Tala. "Und wenn unsere Zimmer besetzt sind,
schlafen wir im Keller."
"Apropo drei Wochen später," Olga lehnte sich so weit nach vorne, sodass bei
einer scharfen Bremsung die Orangenhaarige gegen die Autoscheib fliegen könnte.
"Wieso fliegt ihr denn jetzt nach Russland? Ich dachte, es sind noch zwei
Tuniere."
Erschrocken hielten alle, außer der Fahrer und Olga natürlich, die Luft an.
(Brian und Spencer wissen schon den Grund^^)
Drei Augenpaare sahen mich und Tala abwechselnd an, während Olgas Augen nur auf
Tala heften bleiben. Da der Rothaarige nichts sagte, quasselte ich schließlich:
"Brian hat furchtbaren Durchfall und Lysa musste sich immer wieder üebergeben,
also sah es so aus, dass uns zwei Spieler fehlten. So mussten wir absagen."
Diese Lüge hatte ich auch Michael erzählt, aber da Olga so sensibel wie eine
Autobahnbrücke war und nicht viel merkte, wie eine blinde Kuh, schadete diese
Lüge nicht.
Aber ich täuschte mich diesmal. Olga sah kritisch Lysa und Brian an, die
angeblich krank sein sollten, wo sie jedoch viel zu gesund aussahen. Schnell
machte Lysa eine qualvolle Miene und Brian rutschte unruhig auf seinem Sitz
herum, als ob er ganz dringend mal musste. Um alles noch realistischer zu
machen, rief er zu den Taxifahrer: "Fahren sie ein bisschen schneller, ich muss
mal."
"Und mir ist übel. Bitte nicht so holperig fahren," bat Lysa auch gleich noch,
wo der Fahrer eine verwirrte Miene zog.
Bald hielten wir vor einem schmuckvollen Haus an und Olga musste aussteigen.
Froh, dass sie bald weg war, sprangen Lysa und Brian aus dem Taxi, um ihr beim
Tragen zu helfen. Kaum waren sie vor der Haustür, stellten sie die Taschen hin,
machten eine Verbeugung und rannten wieder zum Taxi.
"ENDLICH! Sie ist weg!," jubelte Lysa und das Taxi fuhr weiter.
Eine halbe Stunde später bogen wir in eine stille und friedlich Straße ein.
Wenn man einen Kilometer weiterfuhr, war man in einem kleinen Wald. Kleine und
große Häuser mit kleinen Gärten standen in einer Reihe da und auf dem
Bürgersteig liefen ein paar kleine Kinder.
Plötzlich hielt das Taxi an und Tala stieg aus. Spencer, Brian und Lysa auch,
nur ich brauchte ein wenig länger, weil Cheroke sich nicht von der Stelle
rührte, da der Bulldogge auf meinem Schoß halb eingepennt war.
Als wir unsere Koffer rausgehievt hatten und Tala den Taxifahrer das Geld
gegeben hatte, der gleich mit qietschenden Reifen losfuhr, nahmen wir die Koffer
und maschierten los.
"Da sind wir, Ali," sagte Lysa schließlich und alle blieben stehen. Neben uns
war ein großes Haus, das braun-rote Mauersteine hatte.
Ein kleiner Vorgarten mit einer schwarzen Gartenmauer war da und ein großer,
kahler, knotiger Baum stand ganz nah am Haus, sodass man hochklettern und vom
Baum aus in eins der Zimmer springen konnte. Zwei Dornbüsche und ein Beet waren
noch an der Hsuwand.
Dann führte ein kleiner Weg nach hinten in den hinteren Garten, wo der Weg mit
Kieselsteinen bestreut war.
Auf dem dunklen Dach war ein Wetterhahn, beim kleinsten Wind quietschte.
"Wie findest du es?," fragte mich Spencer.
Ich nickte. "Es sieht okay aus."
Schließlich machte Tala das kleine Gartentor auf und wir liefen auf dem Kiesweg
zur Tür.
Die Tür war groß und dunkel und hatte ein verzerrtes Fenster. Es war ein
großer Türklopfer in der Form eines Löwen dadran, doch statt damit zu
klopfen, nahm Tala den Griff und Zog ihn nur hoch. Ein helles Klingeln ertönte.
Ich wartete gespannt. Doch nichts rührte sich. Tala klingelte noch einmal.
Nichts. Plötzlich wurde Cheroke aktiver und kratzte an der Tür. Sein
Stummelschwanz wedelte hin und her.
"Nein Cheroke. Aus," rief ich und zog ihn nach hinten, doch er sträubte sich
und winselte.
"Ich glaube, Cheroke riecht Blanca," grinste Brian. "Wer zum Teufel ist
Blanca?," fragte ich. Lysa lachte. "Blanca ist ein Hund."
Wie auf Stichwort kratzte jemand von drinnen an der Tür und ein gedämpftes
Bellen war zu hören. Cheroke spielte verrückt und er bellte auch.
"Sag mal, ist keiner zu Hause, oder wie?," sagte Spencer und klingelte nochmal.
Der Hund namens Blanca bellte noch lauter.
"Vielleicht hört Tante Fanny wieder Opern," grinste Lysa.
Von Klamg der Stimmen schien der Hund hinter der Tür völlig abzudrehen. Er
bellte, kratzte, winselte und jaulte schließlich.
"Ist gut Blanca," schimpfte Tala, doch es half nichts. Der Hund wurde noch
lauter, als er schon war.
"Der bellt noch das ganze Haus zusammen," meinte Brian.
Doch endlich hörte man hinter der Tür eine energische raue Frauenstimme. "Sei
still, du Flohzirkus. Sonst schmeiße ich dich raus!"
Das Bellen und Jaulen verstummte, es war nur noch ein Getappe zu hören. Cheroke
legte sich auf dem Boden und winselte.
"Hat Fanny schon wieder diese verflixte Musik an. Ich glaub das wohl
nicht....geh mal aus dem Weg, Blanca!"
Die Frau, die die ganze Zeit herummurmelte, werkelte an der Tür herum und die
Tür ging ein Spalt breit auf. Zwischen diesen Spalt drängte sich ein schmaler
Hundekopf durch, der einen Wolf teuflisch ähnlich sah. Dann sprang das
wolfsähliche Tier Tala an und der Rothaarige wäre um ein Haar umgefallen.
"Blanca...Aus, Pfui! Hör auf mit diesen Herumgeschlecke....jaja, ich freue mich
doch auch, jetzt geh aber runter!"
Energisch drängte Tala den Hund runter, doch der wandte sich gleich von den
Rothaarigen ab und began Lysa stürmisch zu begrüßen, dann kam Brain und zum
Schluss Spencer, der trotz seiner Größe, fast umgeworfen wurde.
Cheroke bellte und der Hund bellte auch und beschnüffelte ihn. Dann japste er
und beschüffelte schließlich mich. Ohne Vorwarnung stellte sich das
wolfsähnliche Tier auf den Hinterpfoten und wollte mein Gesicht abschlecken.
"Genug jetzt," Tala packte den Hund am Nackenfell und zog ihn von mir weg ins
Haus rein.
Lysa, Spencer, Brian und ich folgten ihm.
Wir standen jetzt in einer kleinen Eingangshalle, die dunkle Fliesen und
Wandtäpflungen hatte. An den Wänden hingen ein paar schwarz-weiße Fotos und
ein großer alter Schrank und eine Kommode standen hier.
Vier Türen führten irgendwohin, wo eine auf war und zum Keller führte.
"Warum seid ihr denn jetzt schon da?," fragte die raue Frauenstimme und ich
drehte mich erschrocken um.
An der Eingangstür gelehnt war eine alte Frau mit dunkelgrauen, ellbogenlange
Haare. Sie hatte ein hageres Gesicht und war mindestens so groß wie ich. Sie
trug einen rauen braunen Rollkragenpullover und eine olivgrüne Hose mit vielen
Taschen.
Die Stirn dieser Frau war gerunzelt und die blassgrünen Augen blitzten tadelnd.
"Willst du uns nicht erst Hallo sagen?," fragte Tala und fügte missmutig hinzu:
"Freust du dich gar nicht, dass wir hier sind?"
"Was redest du denn für ein Blech?! 'türlich freue ich mich euch zu sehen,"
knurrte die Frau. Auch wenn sie älter war, schien sie trotzdem wie eine
Jugendlich zu reden.
"Ist ja gut. Alte Giftnudel," sagte Tala, diesmal mit einem Lächeln und umarmte
die Frau. Auch Lysa, Brian und Spencer umarmten sie.
Ich hielt mich ein wenig zurück. Die Frau machte mir ein bisschen Angst.
"Jetzt sagt mal. Wieso seid ihr früher als geplant hier?," wollte die Frau
wieder wissen.
"Das erzähl ich dir ein anderes mal," wehrte Tala ab. "Lass uns doch erstmal
ankommen."
"Na gut. Ich erinner dich aber wieder daran," brummte die Grauhaarige und
erblickte mich schließlich. Ihre Augen schauten fragend.
"Wer bist du denn?"
Ich schluckte und antwortete leise: "Ich heiße Alea."
"Ach, Alea?!" Die Frau sah zu Lysa. "Wie oft hat die Schnacktasche schon von dir
erzählt." Sie schaute mich wieder an. "Ich bin Maggi. Nenn mich aber bloß
nicht "Tante Maggi". Dann fühle ich mich alt." Sie breitetet sie Arme aus.
"Komm doch her und lass dich umarmen. Du brauchst doch keine Angst vor mir zu
haben."
Langsam ging ich zu ihr und sie nahm mich in den Arm. Trotz ihrem Alter war ihr
kräftig. Sie roch ein wenig nach, wie ich erstaunt feststellte, Eukalyphtus.
(Hoffentlich hab ich das richtig geschrieben^^°)
Cheroke winselte. Er fühlte sich vernachlässigt und er fing an, an meinem
Hosenbein zu kratzen.
"Oh, und du hast noch ein Hund mitgenommen?," fragte mich Maggi überrascht und
betrachtete Cheroke.
"Ja. Er heißt Cheroke," sagte ich. Maggi wiegte den Kopf. "Ist das ein
Französischer Bulldogge?"
"Ja," Weil ich neugierig war, fragte ich sie: "Was ist denn...ähm...Manca für
ein Hund?"
"Manca?" Maggi lachte auf. "Er heißt Blanca und ist ein Sibirischer Husky.
Naja, ein wenig Wolf ist mit drin."
Blanca, der die ganze Zeit brav auf Spencers Füßen gesessen hatte, trottete zu
Cheroke und stupste ihn mit der Nase an. Der Fleischklops wedelte wieder mit den
Schwanz und richtete sich auf.
Blanca sprang ein wenig zurück, hockte sich hin und wedelte spielerisch mit den
Schwanz.
"Hier wird nicht gespielt!," grummelte Maggi und hob drohend einen Finger. "Du
hast mir schon genug angerichtet, du Wolfszahn."
"Was hat er denn gemacht?," fragte Lysa interessiert.
Maggi schnaubte. "'ne Menge. Den Briefträger hat er gejagt, sodass der Arme
sich gar nicht mehr aufs Grundstück traute. Dann hatte er das Beet umgegraben,
das Brennholz herumgeworfen und schließlich ist er mit dreckigen Fell aufs Bett
gesprungen. Mehr will ich gar nicht mehr aufsagen. Du solltest mal mit ihn zur
Hundeschule."
"Blanca braucht keine Hundeschule," protestierte Lysa.
"Wenn ich das sage, dann wirst du das auch machen. Und DU," herrschte Maggi
plötzlich Brian an. "hast auch eine Rechnung mit mir. In deinem Zimmer hab ich
unterm Bett eine Mädchenunterhose gefunden. Und sie ist nicht von Lysa, denn
sie trägt keine Tangas!"
Brian wurde megarot. "Unterhose?," japste er.
"Ja Unterhose," sagte Maggi. "Ich sag dir nur eins, Freundchen. Wenn ich noch
einmal hier was finde, dass deinen Freundinnen gehört, dann kannst du in
Blancas Hubdehütte leben. So eine Schweinerei will ich hier nicht haben."
"Maggi, bitte," bat Brian, denn Lysa fing schon an zu kichern. Tala und Spencer
grinsten und ich war auch kurz davor zu lachen.
"Nichts Maggi!," Maggi sh ihn böse an. "Noch einmal, dann sind wir beide ein
Knäuel."
Dann sah sie uns an. "Ich weiß nicht, ob Fanny euch gehört hat. Sie hat schon
wieder ihre furchtbare Opernmusik an. Dieses Gedudel und Gekreische raubt mir
noch den letzten Nerv."
"Komisch. Diesmal höre ich nichts," sagte Brian. Maggi verdrehte die Augen.
"Sie ist auch in ihrem Zimmer und das ist doch ganz hinten von diesem Haus. Sie
hat doch so eine schwere Eichentür, wo doch kein Laut durchdringt. Aber
trotzdem höre ich was, wenn ich im Keller bin. Eine Täpflung ist kaputt und
weil die Wand Zwischenräume hat und ein Loch in der Wand unten im Keller ist,
dröhnt das durch. Und wenn sie in der Küche Opern hört, das hört man im
ganzen Haus."
Wir gingen in dem Speiseraum, wo dadrin ein riesiger Tisch war. Neben dem
Speiseraum war die kleine Küche.
Maggi machte uns Tee und stellte einen Teller mit Kekse hin. Dann setzte sie
sich auch hin und fragte uns, wie unsere Reise war.
Während wir erzählten kam eine rundliche dicke Frau herein. Sie hatte eine
hohe Frisur, die bestimmt dreißig Zentimter hoch war. Ihre Haare waren rötlich
getönt und in dieser Haarpracht steckten viele Spangen. Ihr Gesicht war ein
bisschen zu geschminkt und sie steckte in einer lilanen Leggins und einer Bluse,
wo dadrauf Blumen waren.
"Oh!," rief sie. Ihre Stimme war ein wenig hoch, aber sie klang sehr freundlich.
"Tala! Was macht ihr denn jetzt schon hier?"
"Menschenskinder Fanny! Setzt dich hin und steh nicht wie eine wachende Henne da
herum," sagte Maggi ungeduldig.
Die Frau, die ganz sicher Tante Fanny war, setzte sich hin. Der Stuhl ächzte
ein wenig. "Menschenskinder Maggi. Die Stühle werden langsam alt," antwortete
sie. "Sie knarren schon."
"Woher das wohl kommt," murmelte Maggi. Ich konnte nicht anders. Ich prustete in
meinem Tee hinein und die Hälfte flog heraus. "Tut mir leid," sagte ich
entschuldigent und wischte mit einer Serviertte den Tee weg. Tante Fanny
musterte mich. "Bist du Alea?," fragte sie mich. Ich nickte.
Tante Fanny lächelte, erhob sich und ging zu mir. Und schon hatte sie mich
umarmt und ihr schweres Parfüm, dass nach Lavendel roch, stach in meine Nase.
Ich verkniff mir das Husten.
"Schön dich auch endlich mal kennenzulernen," sagte Tante Fanny und sah auch
Cheroke da hocken. "Oh nein, wie herallerliebst," rief sie und watschelte zu den
Bulldogge.
Wie Mr Dickenson, sah Tante Fanny Cheroke schon ein wenig ähnlich. Ich hatte
wieder eine Fantasie.
"Okay Tala," Maggi verschränkte die Arme vor der Brust. "Jetzt sag endlich den
Grund, warum ihr so früh hierhergekommen seid."
"Maggi, ich erzähl es dir später. Lass mich doch mal," protestierte Tala. "Wie
lange soll ich noch warten? Bis ich unter der Erde liege, oder was?," zeterte
Maggi los und Tante Fanny unterbrach sie. "Maggi, lass sie sich doch erstmal
ausruhen."
Maggi sah sie an. "Keine Angst, sie kippen schon nicht um." "Das habe ich auch
gar nicht behauptet," entrüstete sich Tante Fanny. Dann sagte sie zu Lysa:
"Zeig doch bitte Alea das Haus. Sue muss sich auch mal zurechtfinden."
"Okay, mach ich," grinste Lysa und sprang auf. "Komm," sagte sie zu mir und wir
gingen aus dem Speiseraum.
"Ich zeig dir erstmal alle Zimmer hier unten," sagte Lysa und führte mich
durchs Wohnzimmer, zeigte mir die Terasse, die zwei Badezimmer, die Waschküche,
Maggi und Tante Fannys Zimmer und drei andere Zimmer. Eins war wohl ein
Gästezimmer, das andere, wo wohl gemalt wurde, denn es standen zwei Staffelei,
jede Menge Papier, Farbkästen und Pinsel herum.
Das dritte Zimmer schien eine kleine Bücherei zu sein. Denn die ganzen Wände
waren mit Büchern verdeckt.
Dann gingen Lysa und ich zurück in die Eimgangshalle. Ein Vorhang verdeckte
eine Holztreppe. Lysa schwang den Vorhang zu Seite und rannte hoch.
Wir standen in einem langen Flur, der mit Dielen belegt war. Es knarrte ein
wenig, wenn man darauf lief. Auf der linken Seite waren nur zwei Türen und auf
der rechten vier.
Ich hörte auf einmal gedämpfte Musik. Soweit ich es erkennen konnte, waren es
die No Angels. Lysa blieb auch stehen, um zu lauschen. "Scheint so, als ob hier
Gäste wären," sagte ich.
Lysa nickte. "Und das sind nicht irgendwelche Gäste...," murmelte sie und
schlich überraschenderweise weiter.
Vor der ersten Tür links blieb sie stehen. Sie grinste. "Sandy und Soo sind
hier." "Wer ist das?," fragte ich sie.
"Das sind die Patenkinder von Tante Fanny. Die beiden sind siebzehn. Sie sind
nett, aber wir streiten uns manchmal. Willst du sie mal sehen?"
"Ich weiß nicht," Verunsichert schaute ich auf die Tür. "Vielleicht wollen sie
ihre Ruhe haben."
"Ach, für ein kleines Pläuschen sind sie zu haben," grinste Lysa und stieß,
ohne zu Klopfen, die Tür auf.
Das Zimmer war, wie ich erstaunt feststellte, rosa gestrichen. An den Wänden
hingen Poster von den Monrosen, No Angels, Pussycat Dolls und US5. An der
rechten Seite war ein Schminktisch mit einem großen Spiegel. Da saß eine
Schwarzhaarige, die sich gerade eine Maske raufschmierte. Auf dem zweiten Bett,
das ganz hinten steht, saß eine Blondhaarige, sie wohl gerade aus dem Bad kam,
denn sie hatte ihre Haare in einem Handtuch zusammengewickelt und lackierte ihre
Zehnägel. Keiner von den beiden bemerkte uns.
Lysa rief: "Na, verschönert ihr eure Fissage ein wenig?" Erschrocken sprang die
Schwarzhaarige zurück und die Blondhaarige sah auf.
"Lysa! Woher kommst du denn?," rief die Schwarzhaarige.
"Vom Mond." Lysa lugte ins Zimmer. "Oooooh, Sandy," die Rothaarige deutete auf
einem Poster. "Warst du auf einem US5-Konzert? Was hat der arme Richie denn
gedacht, als er dein Plakat gesehen hat? 'Richie, du bist so süß, dass ich
dich abknutschen könnte'?"
"Halt die Klappe!" Die Blondhaarige namens Sandy wurde rot. "Raus aus unserem
Zimmer. Los!," schrie Soo.
Lysa gluckste. "Ich bin doch gar nicht in eurem Zimmer." Vom Flur aus feixte sie
ein wenig und dann tippte sie mit einem Fuß auf den Teppichboden von deren
Zimmer. "Jetzt ja," sie zog den Fuß wieder zurück. "jetzt wieder nicht." Dann
sprang sie rein. "Jetzt ja," Sie sprang wieder zurück. "Jetzt nicht." Das
machte sie noch fünfmal, bis es Soo und Sandy zuviel wurde.
"Hörst du nicht? RAUS!," schrieen beide und Soo zückte einen Föhn und Sandy
einen Rasierer. Sie stellten die Elektrogeräte an und gingen auf Lysa zu.
Blizschnell sprang die Rothaarige aus dem Zimmer und knallte die Tür zu. "Puh,
gerettet," seufzte sie. Dann schaute sie sich um. "Wo ist denn das Schild? Haben
sie das wieder abgerissen...ach, da ist ja." Lysa griff eine Topfpflanze, die
neben der Tür stand, und holte einen Zettel heraus. Den glättete sie ein wenig
und klatschte den an die Tür.
Darauf stand: 'Vorsicht bissig. Bitte nicht füttern.'
Zufrieden lief Lysa weiter und deuetet auf die erste Tür rechts. "Da ist eine
Abstellkammer. Daneben ist ein Badezimmer. Neben Soos und Sandys Zimmer ist noch
ein Gästezimmer.
Das neben den Badezimmer ist Brian und Spencers Zimmer und das danach ist Tala
und meins."
An der Tür von Lysa und Talas Zimmer hing ein Schild, wo dadrauf stand: 'Keep
out'.
Lysa machte die Tür schwungvoll auf, blieb aber plötzlich stehen. Ich knallte
gegen ihr. Ich lugte über die Schulter. Ich konnte nur noch sehen, dass das
Zimmer blau gestrichen war, bis Lysa die Tür mit einem lauten Knall zuknallte
und schrie: "Was macht DER auf meinem Bett?!"
Und dann raste sie nach unten. Ich folgte ihr.
"Tante Fanny! Was macht das Schlachtross in meinem Zimmer?!," fauchte Lysa, als
sie im Speiseraum war. Alle schauten sie verdutzt an. "Was meinst du?," fragte
Tante Fanny.
"Das Schlachtross," zischte Lysa. "Das olle Pullover trägt, Ponyborsten hat und
eine Hornbrille trägt. Und das FETT ist, dieses SCHLACHTROSS mit den Namen
RUDI!"
"Oh, ich hab vergessen, es dir zu sagen," sagte Tante Fanny.
"DAS SCHLACHTROSS LIEGT IN MEINEM BETT MIT MEINER PLAYBOY-BETTWÄSCHE UND LIEST
MEIN HARRY POTTER BUCH!," fauchte Lysa. "DER FASST MEINE SACHEN MIT SEINEN
SCHMIERIGEN WURSTFINGERN AN."
Maggi sah säuerlich zu Tante Fanny. "Ich hab dir doch gesagt, dass es ein
Geschreie gibt."
"Jaja," Tante Fanny sah leicht erschöpft aus. "Rudi soll mit Tala in einem
Zimmer schlafen, also dachte ich, dass-,"
"Wieso können Tala und Rudi nicht im Gästezimmer pennen?," maulte Lysa.
"Weil Rudi gegen eine Blume allergisch ist, die im Gästezimmer steht,"
antwortete diesmal Maggi.
"Das kann man doch wegstellen," knurrte Lysa.
"Dann muss man das wegputzen und Rudi ist auch gegen einem gewissen Putzmittel
allergisch, aber wir wissen nicht, gegen welches. Das wollen wir auch nicht
ausprobieren," sagte Tante Fanny.
Lysa knurrte ein wenig herum. In diesen Moment knarrte die Treppe und ein dicker
Junge kam ins Zimmer.
Der Junge hatte kurze Haare, wo sein Pony aber Borsten hatten, die ihn vor die
Augen fielen. Er trug eine altmodische Hornbrille und Schlapperhosen mit einem
hellbraunen Pullover.
Als er sprach hörte sich seine Stimme hoch an. "Hallo," sagte er und lächelte
in die Runde. "Ist ja eine Überraschung, dass ihr schon da seid." Er wandte
seine Schlitzaugen an Tala, Spencer, Brian, Lysa und mich. Die Jungs winkten
kurz, Lysa sah ihn nur giftig an und ich starrte nur.
Der Junge schaute mich an und fragte: "Wie heißt du?"
Zum dritten Mal sagte ich: "Ich bin Alea." Der Dicke strahlte und er reichte mir
die Hand mit den stummeligen Fingernägeln und Wurstfingern. Ich ergriff sie und
schüttelte kurz. Seine Hand fühlte sich an, wie ein Handschuh mit Pudding.
Nachdem Rudi sich am Tisch hingesetzt hatte, gingen Tala, Brian, Spencer, Lysa
und ich nach oben, um unsere Sachen auszupacken.
Während Brian und Spencer in ihrem Zimmer verschwanden (ihr Zimmer war gelb
gestrichen) schlüpfte ich mit den Rothaarigen in ihrem Zimmer.
An den Wänden hingen Green Day Posters, Tatu Posters, ein riesiges Bild von
Lordi und zwei Poster von dem Film 'Chucky, die Mörderpuppe'.
"Ich wasche meine Bettwäsche dreimal, damit der Muff von Rudi drauße ist,"
knurrte Lysa und zog ihr Bett ab und nahm für Rudi eine verwaschene Bettwäsche
mit komische Muster drauf. "Lysa, jetzt sei doch nicht so gemein," sagte Tala,
doch Lysa winkte ab. Sie packte in einer Tasche ein paar Bücher, die ihr
wahrscheinlich gehörten, sechs CDs, und ein Bild von Johnny rein. Sie wollte
auch gerade die Poster auf ihrer Seite abmachen, als Tala es zuviel wurde.
"Jetzt stell dich nicht so an," schimpfte er. "Er wird sie schon nicht
abknutschen."
"Ich traue ihn alles zu," knurrte Lysa, ließ aber die Poster doch dran.
Dann machten ich und Lysa es uns im Gästezimmer bequem.
Doch als ich mein Bett beziehen wollte, wurde ich schläfrig. Ehe ich mich
versah legte ich mich hin und schloss die Augen.
Kapitel 22: Erste Nacht in Russland und Frauenarzt
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~Ich saß auf einer Bank unter einem Apfelbaum. Vor mir war ein kleiner Teich,
wo am Rand Efeu wuchs und die Blätter ins Wasser wuchsen.
Die Äpfel verbreiteten einen süßen Duft und die Blätter rauschten und
raschelten sanft, als ein Wind das Laub streichelte. Ich steckte in einer
Dreiviertelhose und in einem weißen T-shirt.
Ich sah in die Ferne und entdeckte ein hübsches kleines Häuschen. Auf der
Terasse war ein kleines braunhaariges Mädchen. Es schaute zu mir herüber,
winkte und rief irgendwas.
Dann kam aus dem Haus Tala. Er trug eine normale Jungsjeans und ein schwarzes
T-shirt. Vorsichtig hob er das kleine Mädchen hoch und setzte es auf seine
Schulter. Die Kleine juchzte und wedelte mit den Armen. Lachend ging Tala die
Stufen runter. Als er bei mir war, setzte er sich neben mich. Das Mädchen
sprang leichtfüßig von Talas Schultern und landete auf dem Rasen. Dann hüpfte
es auf meinem Schoß.
"Mami, hast du mich lieb?," fragte sie und schaute mich mit den hellblauen Augen
ganz groß an. "Klar hab ich dich lieb," antwortete ich automatisch und strich
über ihren Kopf.
"Daddy, du hast mich doch auch lieb, oder?," fragte die Kleine jetzt Tala. Der
lachte. "Selbstverständlich. Du bist doch meine Tochter."
Die Kleine grinste und lief über den Rasen. Tala lehnte sich zurück und legte
einen Arm um meine Schulter. Ich schmiegte mich an ihn und gemeinsam beobachten
wir unsere Tochter.
Tala zog mich näher an sich heran und er beugte sich zu mir, um mich zu
küssen. Kaum berührten sich unsere Lippen wurde es um mich herum schwarz....~
Überrascht blinzelte ich und richtete mich langsam auf. Es war draußen schon
dunkel und der Wecker auf dem Nachtischen zeigte acht Uhr.
Lysa war nirgends zu sehen. Wahrscheinlich war sie unten. Ich setzte mich hin
und dachte über den Traum nach. Eine kleine Tochter....ob das Baby wirklich
eine Tochter wird?
Und wie Tala mit der Kleinen umgegangen war....einfach unvorstellbar. Plötzlich
hatte ich so eine Sehnsucht nach ihm.
Ich sprang vom Bett und ging aus dem Zimmer. Als ich die Treppe runterging, war
die Tür vom Speiseraum offen. Ich hörte Maggi drinnen reden.
"...noch zu jung. Wie soll sie denn die Schule schaffen. Und übethaupt wäre
das für sie zu anstrengend." Tante Fanny fügte noch hinzu: "Und wo soll das
Kind denn leben? Getrennt vom Vater? Wie Maggi sagte, Alea wird das nicht
alleine schaffen."
"Boah, Tante Fanny!," rief Lysa. "Ali ist zäh. Und wenn, sie kann doch dann bei
uns leben. Ist doch kein Problem. Wir haben doch genug Platz....,"
"Du siehst das immer so leicht Lysa," sagte Maggi tadelnt. "Viele Ideen, aber
solche, die unmöglich sind."
"Wenigstens Ideen," protestierte Lysa.
"Wiedennauchsei," unterbrach Tante Fanny Lysas Gefauche. "erstmal muss Alea ein
Schwangerschaftstest machen und wenn sie es dann wirklich ist, dann müssen wir
uns was überlegen, wie wir es ihre Eltern beichen..."
"Am besten wäre es, wenn Alea das Baby abtreibt," sagte Maggi streng.
"Ali will das Kind aber nicht abtreiben," brauste plötzlich Tala auf. "Sie will
es nicht!"
"Es ist auch die Frage, ob du ein Kind haben möchtest, Tala," antwortete Tante
Fanny. Es war still. Dann sagte Tala, so leise, sodass ich es kaum verstand:
"Ja, ich möchte das Kind."
Lysa juchzte. "Juhu, ich kriege eine Nichte oder einen Neffen!"
"Langsam langsam!," rief Tante Fanny. "Wir wissen noch nicht, ob Alea schwanger
ist. Also macht dir keine großen Hoffnungen."
Es gab Stuhlgerücke. Maggi sagte nochj: "Lysa, du wirst morgen mit Alea zum
Frauenarzt gehen. Du muss sowieso dahin."
"WAS?!," schrie Lysa. "Ich soll zum Frauenarzt?!" Anscheinend hatte Maggi
genickt, denn Lysa jammert: "Ich will da aber nicht hin!"
"Keine Diskusion! Du wirst dahin gehen!"
Ich erhob mich und raste ins Gästezimmer. Ich wollte nicht, dass sie mich alle
sahen und dachten, dass ich gelauscht habe. Das wäre zu peinlich.
Als ich oben war, warf ich mich aufs Bett. Irgendwie freute ich mich. Tala
wollte das Kind! Er möchte mit mir das Kind zusammen aufziehen. Es war einfach
zu schön, um wahr zu sein.
Ich seufzte und drehte mich auf dem Rücken. Gerade malte ich mir aus, wie Tala
und ich uns über eine Kinderwiege beugten, als Lysa ins Zimmer kam.
"Oh, du bsit schon wach?," fragte sie überrascht.
"Ja," antwortete ich kurz.
Lysa machte die Tür zu und ging zu mir. "Wir gehen morgen zum Frauenarzt,"
sagte sie. Ich nickte nur.
Die Rothaarige betrachtete mich ein wenig und sie ging zu der kleinen
Steroanlage. "Hast du Lust auf Musik?," fragte sie mich.
Ich nickte wieder. Lysa holte eine CD heraus und sah mich wieder an. "Kennst du
BassHunter?"
Ich schüttelre den Kopf. Lysa zuckte die Schultern und warf die CD rein. Das
Lied war ein wenig peppig, aber ich fand das nicht so toll. Lysa bemerkte meine
Miene. "Ich kann auch was anderes reinmachen," sagte sie und nahm die CD raus.
"Magst du Green Day?"
"Ich hab nur ein Lied von ihnen. Und das ist das einzige Lied, das mein
Lieblingslied ist," antwortete ich.
Lysa runzelte die Stirn. "Hätte mich gewundert, wenn du überhaupt kein Lied
von denen hättest." Sie nahm eine andere CD und machte die an. "Welches Lied
ist es denn?"
"Wake me up when septembers end," sagte ich.
Lysa lächelte. "So ein Zufall. Tala mag das auch," lächelte sie und machte das
Lied an.
*~Summer has come and passed.
The innocent can never last.
Wake me up when September ends.~*
Ich seufzte. Keine Ahnung warum, aber das Lied erinnerte mich an Tala.
Lysa sprang auf ihr Bett und machte es sich bequem. "Wenn ich das Lied immer
höre, denke ich an Johnny," sagte sie verträumt. "Und da könnte ich glatt
einschlafen."
Ich brummte nur und lauschte weiter.
*~Here comes the rain again.
Falling from the stars...~*
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Tala stand da. "Lysa! Wo ist meine
Green Day-CD?," fauchte er. Bevor Lysa antworten konnte, sah Tala die Green
Day-Hülle auf der Stereoanlage und seine Augen verengten sich. "Ich hab dir
doch tausendmal gesagt, dass es meine CD ist," knurrte er.
"Nein! Das ist meine! Du hast das Album 'Boulevard of Brocken Dreams',"
antwortete Lysa giftig.
"Ja stimmt. Aber du hast nur von Green Day das Album 'American Idiot' und die
CD, die du gerade da hast, ist MEINE!"
"NEIN! Das ist meine CD und 'American Idiot' gehört DIR doch, du IDIOT!"
"Gar nicht wahr!"
"Doch wahr!"
"Wenn ich sage, das ist meine, dann ist es auch meine!"
Lysa war aufgesprungen und starrte ihren Bruder wütend an. "Bist du jetzt so
dämlich und weiß nicht einmal welche CD du gekauft hast? Du bist echt ein
Russian Idiot!"
"Bezeichne die Leute nicht nach dem, was du selber bist," sagte Tala trocken.
Jetzt schien Lysa nichts mehr einzufallen und Tala musste siegessicher grinsen.
"Na, fällt dir nichts mehr ein?"
Wütend stampfte Lysa mit den Fuß auf. "Halt dein Maul!," fauchte sie. "Und
verschwinde!"
"Oh, jetzt ist Lysa-chan beleidigt, weil ihr nichts mehr einfällt." Tala
grinste noch breiter und machte zu Lysa eine lange Nase. "Armes Töff-töff."
"Ich warne dich," Lysa fletschte die Zähne und ähnelte einem beleidigen Wolf.
"Wenn du mit deinem verdammten Arsch nicht in weniger als zehn Sekunden draußen
bist, sehe ich schwarz für dich."
Tala lachte höhnisch auf. "Du Grünschnabel willst mir drohen? Da lachen doch
die Lysa Idiots!"
"Halt deine Fresse, du...," Lysa überlegte kurz. "Du Pavianarsch!"
"Jetzt hast du es mir gegeben," sagte Tala, machte die Musik aus, nahm die CD
und die Hülle und stolzierte aus dem Zimmer. Wütend presste Lysa zwischen den
zusammengebissenen Zähnen: "Das zahle ich dir heim."
Ich seufzte wieder. Die beiden waren wie Strom und Wasser. Beide vertrugen sich
nicht. Währenddessen nahm Lysa einen Zettel und kritzelte drauflos. Nach ein
paar Minuten hatte sie einen Affen gemalt, der Talas Gesicht und Frisur hatte.
Dadrunter stand: 'Für dämliche Nasenaffen, die so aussehen, ist der Zutritt
verboten!'
Mit einem zufriedenen Gesicht klebte sie den Zettel an unsere Tür und knallte
die wieder zu. "Mal sehen, was er dazu sagt."
Später schellte eine kleine Glocke.
"Was ist das?," fragte ich überrascht. Lysa gähnte. "Das ist Tante Fannys
Signalglocke. Mit der bimmelt sie immer, wenn Essen fertig ist und alle sich zum
Tisch begeben sollen."
Wir beide gingen raus. Soo und Sandy kamen auch gerade raus. Sie erblickten mich
und machten ratlose Gesichter. "Wenn ihr es noch nicht wisst, das ist Alea,"
sagte Lysa nur kurz und zog mich weiter. Sie hatte noch immer eine grimmige
Laune, weil sie sauer war, weil Tala sie mundtot gemacht hatte.
Als alle am Tisch saßen, stellte Tante Fanny einen großen Topf mit dampfender
Kartoffelsuppe hin. Während alle aßen, sagte Tala zu Lysa: "Ich hab das Schild
an deineTür gesehen."
"Das ist gut," sagte Lysa kurz. "Dann weiß du schon Bescheid."
"Ja. Wieso sperrst du dich denn selbst aus deinem Zimmer? Und warum malst du
dich selber? Ich war echt erstaunt," grinste Tala.
Wütend haute Lysa mit der Faust auf dem Tisch, sodass die Suppe aus einigen
Teller rausschwappte. "Halt endlich dein Maul, du Arschloch!," fauchte sie ihren
Bruder an.
"Lysa!," rief Tante Fanny entrüstet. "Unterlass solche Schimpfwörter!"
"Genau Lysa," grinste Tala. "Sowas sagt man nicht."
Wenn Blicke töten könnten, wäre Tala bestimmt tausendmal tot, so lange
starrte Lysa ihn giftig an. Er erwiderte den Blick und beiden schauten sich
wütend an.
"Jetzt ist aber Schluss mit diesen drohendem Gestarre," knurrte Maggi. "Sind wir
hier bei den Barbaren? Ihr isst gleich draußen, wenn das nicht augenblicklich
aufhört."
Doch es wollte wohl keiner der beiden zuerst wegschauen. "Hört auf!," sagte
Tante Fanny.
"Ich hör erst auf, wenn der Arsch zuerst wegguckt," antwortete Lysa. Tala
zischte: "Nenn mich nicht Arsch, du olle Gans!"
"Eierschaukler!"
"Fresse!"
Maggi stand schließlich auf und nahm Lysas und Talas Teller weg. "Marsch, ab in
eure Zimmer! Und wehe ich höre nur einen Ton, dann sind wir drei ein Knäuel,"
schimpfte sie.
Lysa und Tala beendeten ihre Drohenstarren und schauten Maggi überrascht an.
Doch sie zeigte zur Tür. "Ich hab gesagt: Geht HOCH!"
Grimmig standen die beiden auf und wollten durch die Tür gehen. Leider gingen
sie nebeneinander und die Tür war schmal. Wütend drängelten sich die beiden
durch, wo sie sich gegenseitig gegen die Türleisten.
Bevor Maggi dazwischen greifen konnte, waren die beiden schon längst durch und
gingen nach oben. Zweimal hörte man Türen knallen und es war still.
Nach dem Essen, ging ich nach oben ins Zimmer. Lysa lag auf ihrem Bett und las
ein Buch. Sie sah auf, als ich das Zimmer betrat, schaute aber gleich wieder ins
Buch.
Da die Stimmung in unserem Zimmer sehr mürrisch war, verließ ich das Zimmer
wieder. Die anderen waren unten und schienen zusammen Fernsehen zu gucken. Ich
lief an Talas Zimmertür vorbei, als sie geöffnet wurde und Tala rausguckte.
"Na," begrüßte er mich. Ich lächelte nur. "Willst du reinkommen?," fragte er.
Ohne zu antworten betrat ich das Zimmer. Der Rothaarige schloss die Tür.
Mir wurde ein wenig heiß, als mir klar wurde, dass ich mit Tala jetzt alleine
war. Ich setzte mich langsam auf eines der Schreibtischstühle. Tala hatte sich
gegen die Wand gelehnt und beobachtete mich die ganze Zeit.
Nach ein paar Minuten ging er zu mir, bückte sich, legte die Arme auf meine
Knie und sah in mir ins Gesicht. Ich versank in seine hellblauen Augen und wir
starrten uns eine ganze Weile an. Langsam hob ich die Hand und streichelte seine
roten Haare. Sie waren überaschenderweise weich, wie Watte. (>.< Toller
Vergleich!)
Tala legte seinen Kopf auf meinem Schoß und ließ sich weiterstreicheln.
Da ich was sagen wollte, flüsterte ich: "Als ich geschlafen hab, habe ich von
uns beiden geträumt."
Tala hob den Kopf. "Echt?"
"Ja," Ich schaute aus dem Fenster. "Wir saßen in einem Garten und ein kleines
Mädchen war dabei." Ich lächelte schwach. "Es war unsere Tochter."
Tala sagte nichts, sondern lauschte. Ich erzählte weiter. "Ich hab dich und die
Kleine beobachtet. Du hast sie auf deine Schulter genommen und bist dann zu mir
gekommen. Die Kleine hat uns beide dann gefragt, ob wir sie lieb haben." Mein
Lächeln verblasste. "Und wir haben mit ja geantwortet...," Ich brach ab. Die
Erinnerung vom Traum ließ mich stocken. Es war einfach zu echt gewesen. Ob das
wirklich mal passierte? Ich dachte an Talas liebevollen Blick, als er die Kleine
auf die Schulter genommen hatte. Am liebsten würde ich Tala in den Arm nehmen
und mich an ihn kuscheln.
"Hatte sie auch einen Namen?," fragte Tala mich auf einmal leise.
Ich überlegte und schüttelte bedauernd den Kopf. "Keiner von uns hat ihren
Namen erwähnt."
Schweigend nahm der Rothaarige meine Hände, stand auf und zog mich sanft hoch.
Ich sank in seine Arme und wir beide blieben so lange stehen. Leise sagte Tala:
"Ich liebe dich Ali."
Ich schluckte schwer und mein Herz machte einen kleinen Hüpfer. "Ich liebe dich
auch," antwortete ich, ebenso leise.
Tala vergrub sein Gesicht in meinem Hals. Ich legte meinen Kopf auf seine
Schulter und genoß das Zusammensein mit ihn.
Plötzlich öffnete jemand die Tür. Erschrocken wirbelten wir beide herum. Rudi
stand da und seine Schweineaugen wurden groß. "Oh, tut mir leid," grunzte er.
"Ich wollte nur kurz...,"
"Ist schon gut," sagte Tala schnell und ließ mich los. Ich schaute ihn an,
strich über seinem Arm und sagte leise: "Gute Nacht."
Mein Leader schmiegte seinen Kopf an meinem und flüsterte mir ins Ohr, sodass
Rudi nichts hörte: "Kommst du, wenn alle schlafen, zu mir?" Ich zog überrascht
die Augenbrauen hoch, nickte aber.
Als ich und Lysa in unsere Betten lagen, schien die Rothaarige gar nicht müde,
denn sie unterhielt sich die ganze Zeit mit mir. Es kam soweit, dass sie mit mir
noch einen Film gucken wollte, doch ich sagte, dass ich zu müde wäre.
Nach einer kleinen Diskussion gab Lysa nach und machte ihre Nachttischlampe aus.
Ich wartete solange, bis ich sie leise schnarchen hörte und schlich aus dem
Zimmer.
Ich huschte schnell zu Talas Tür und öffnete sie leise. Tala richtete sich
auf, sah mich da stehen und sprang aus dem Bett.
Hastig schob er mich raus, weil Rudi plötzlich unruhig wurde. Der Rothaarige
machte die Tür leise zu und nahm meine Hand. "Was hast du denn vor?," wisperte
ich.
Tala lächelte und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn. "Komm einfach mit."
Wir beide gingen die Treppe hinunter, die knarrte. Ich hoffte, dass niemand uns
hörte. Doch endlich waren wir unten. Kaum setzten wir uns in Bewegung, kamen
zwei Gestalten auf uns zu. Erschrocken wich ich zurück, als was naßes mein
Bein berührte. "Blanca! Cheroke!," rief Tala leise. "Müsst ihr uns so
erschrecken?"
Zu Antwort richtete sich Blanca auf die Hinterbeine und gab den Rothaarigen
einen feuchten Kuss auf die Nase. Tala streichelte den Husky kurz über den Kopf
und zog mich ins Wohnzimmer. Im kleinen Ofen brannte noch ein kleines Feuer,
trotzdem war der Fußboden kalt.
Tala setzte sich auf die Coach und zog mich zu sich hinunter. Ich musste
lächeln. Ich freute mich, dass ich die ganze Nacht mit Tala verbringen konnte.
One Vorwarnung küsste ich ihn, lange und zärtlich. Mitten im Kuss drückte
mich Tala nach unten. Nach dem Kuss küsste er meinen Hals. Dann murmelte er:
"Zieh doch das dumme Hemd aus."
Gehorsam streifte ich mein Schlafanzugpullover ab und ließ mich weiter
liebkosen. Ich vergaß alles um mich herum. Es gab jetzt nur noch mich und Tala.
Schließlich hörte Tala auf und holte eine Fließdecke, die auf einem Sessel
lag. Wir beide kuschelten uns dadrunter und schliefen ein.
Das Bimmeln der Glocke ließ mich aufschrecken. Ich hielt mir die Ohren zu.
Neben mir brummelte Tala. "Ich hasse diese Glocke," knurrte er.
Ich lächelte und drehte mich zu ihm. "Kommst du?," fragte ich und streichelte
seine Wange. Der Rothaarige grummelte: "Wo wir gerade so schön liegen?"
"Komm schon," lachte ich und wollte aufstehen, doch Tala ließ mich nicht los.
"Erst wenn ich einen Kuss bekomme," sagte er. Ich gab ihn einen Kuss auf den
Mund. Tala drückte meine Lippen nochmal gegen seine und wir machten einen
langen Zungenkuss, bis ich ihn beendete.
"Tala, komm jetzt. Wenn alle merken, dass wir fehlen, schöpfen sie Verdacht,"
sagte ich und löste mich endgültig von seiner Umarmung.
Widerwillig stand Tala auf. Ich machte vorsichtig die Wohnzimmertür auf und
lugte raus. Da ich nur den schwanzwedelden Blanca und den sabernden Cheroke sah,
nahm ich Talas Hand und ging mit ihn raus.
Wir waren die ersten, die in den Speiseraum kamen. Tante Fanny, mit
Lockenwicklern und einer geblümten Schürze, wünschte uns einen Guten Morgen.
Nach und nach kamen die anderen. Als erstes Maggi und Lysa, dann Brian und
Spencer, dann Rudi und zum Schluss Soo und Sandy.
"Wo warst du eigentlich?," fragte mich Lysa, die neben mir saß. "Ich war schon
unten," antwortete ich. "Ich war eine halbe Stunde später VORM Klingeln schon
wach und du warst nicht da," sagte Lysa und betrachtete mich kritisch. Ich
antwortete nicht, sondern aß schnell mein Honigbrot. Zum Glück sagte Rudi
nichts, denn der schien viel zu verpennt zu sein.
Nach dem Frühstück machten sich alle fertig, wo es heftige
Auseinandersetzungen gab.
Brian meckerte herum, dass Rudi sein Handtuch benutzt hatte. Dann stritten sich
Soo und Sandy, weil die eine die Haarbürste des anderen benutzt hatte. Als es
geklärt war, schimpfte Sandy über Blanca, weil der Husky ihre Badelatschen
gemopst hatte.
Und zu gut erletzt stand Lysa die ganze Zeit vor der Badezimmertür (oben) und
hämmerte an der Tür, weil Soo zu lange brauchte und schon über eine halbe
Stunde im Bad war, wo es ein Gefauche ohne Ende gab.
Ich war froh schon fertig zu sein und wartete auf Lysa, weil wir beide zum
Frauenarzt wolten. Beim Anziehen ließ sich Lysa viel Zeit, bis ich sie hetzte.
Als wir losgingen, lief Lysa absichtlich langsamer, doch ich zog sie
erbarmungslos weiter.
Schließlich gingen wir in die Praxis rein und stellten uns an, um die Frau
hinter der Theke unsere Versicherungskarten zu zeigen. Danach setzten wir uns in
den Warteraum. Ich wurde leicht nervös und Lysa zitterte schon. "Das geht ganz
schnell," tröstete ich sie, doch die Rothaarige war nicht zu beruhigen. "Ich
hasse diesen Untersuchungsstuhl," jammerte sie. "Ich will nicht dahin."
In diesen Moment kam eine Ärztin und bittete uns, ihr zu folgen. Wir gingen in
einem Arbeitszimmer, wo hinter einem Arbeitstisch eine schwarzhaarige Frau saß.
Lysa und ich setzten uns auf die zwei Stühle vor dem Tisch und warteten.
Die Ärztin fragte: "Wer von euch beiden will einen Schwangerschaftstest
machen?"
"Ich," sagte ich. Die Ärztin nickte und fragte mich wie alt ich wäre und ob
mein Freund schon wegen AIDS untersucht wurde, wo Lysa antworten musste.
Die Ärztin sah mich an. "Möchtest du, dass wir dir Blut abnehmen oder dei Urin
untersuchen?" Ich antwortete: "Blutabnehmen."
Dann holte die Frau eine Spritze und piekste mir in den Arm. Als ich das Blut da
in der Spritze sah, wurde mir ein wenig übel. Als sie mein Blut einer
Gehilfsärztin gegeben hatte, führte sie uns in einem Raum, wo der
Behandlungsstuhl war.
Lysa verkrampfte sich augenblicklich und starrte wie hyptonisiert den Stuhl an.
"Wer möchte denn zuerst?," fragte die Ärztin uns. Ich stupste Lysa an, die
zitternd den Arm hob.
"Bitte zieh deine Hose hinter der Trennwand aus," sagte die Ärztin.
Langsam ging Lysa zur Trennwand und kam ein paar Sekunden später zurück.
Ängstlich setzte sie sich auf dem Stuhl und lehnte sich zurück. Ich setzte
mich auf einem Hocker neben Lysa und wartete ab. Die Rothaarige wollte erst
nicht die Beine auseinandernehmen, doch als ich und die Ärztinnen ihr gut
zuredeten, lockerte sie die Beine.
"Entspanne dich. Nicht zusammenkrampfen," sagte die Ärztin. Ich nahm Lysas Hand
und drückte sie. Die Rothaarige verkrampfte sich nur einmal, dann aber nicht
mehr.
Danach war ich dran, wo es bei mir problemlos ging.
Als wir wieder im Arbeitszimmer waren, erklärte mir die Ärztin: "Wir rufen sie
an, wenn wir das Ergebniss haben. Können sie uns bitte ihre Telefonnummer
geben?" Lysa schrieb sie auf und fragte die Ärztin heiser: "Muss ich nochmal
hierher kommen?"
"Selbstverständlich. Wir müssen doch immer gucken, ob alles in Ordung ist,"
antwortete die Ärtzin. Lysa wurde blass.
Nachdem sie ihren nächsten Termin festgelegt hatte und wir draußen waren,
sagte sie: "Ich werde immer sagen, dass ich meine Regeln hab. Nochmal gehe ich
da nicht hin."
"Es war doch halb so schlimm," meinte ich.
"Bei dir nicht, aber bei mir. Das hat sowas von wehgetan, als ich mich verkrampt
hab. Sag mal, ist das beim Geschlechtsverkehr auch so?"
Ich zuckte die Schultern. "Was fragst du mich das? Ich kann mich daran gar nicht
mehr erinnern."
Lysa verzog das Gesicht. "Ich möchte auch nicht wissen, wie weh das tut, wenn
man die Wehen hat."
Ich lächelte. "Wenn du ein Kind bekommst, sind die Schmerzen egal."
Die Rothaarige knurrte nur. "Lass uns nicht mehr von Frauenarzt,
Geschlechtsverkehr, Zangengeburt, Untersuchungsstuhl oder Wehen reden. Ich krieg
schon eine Gänsehaut."
Kapitel 23: Alltag
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Kaum Zuhause angekommen, wurde Lysa gleich von Maggi mit Brian und Rudi zum
einkaufen geschickt. Es gab natürlich Proteste, aber Maggi war knallhart.
Als die drei verschwanden wusste ich nicht was ich machen sollte. Da mir nichts
besseres einfiel nahm ich Cheroke an die Leine und ging mit ihn spazieren.
In der Nähe war ein kleiner Park, wo da sich schon viele Hundebesitzer mit
ihren Hunden tummelten.
Ein kleiner Chihuahua mit einem teuren Halsband um den Hals rannte zu Cheroke
und schnüffelte an seinen Beinen.
Der Fleischklops schnüffelte ebenfalls und nach einer Runde ausgiblicher
Schnüfflerei
Tollten die beiden herum, sodass ich Cheroke ableinte und der Bulldogge raste
mit seinem Spielgefährten übern Rasen.
Ich lief langsam den kleinen Weg entlang und beobachtete die beiden Hunde beim
spielen.
Ungefähr nach zehn Minuten kamen Cheroke und der Chihuahua zu mir und setzten
sich hechelnd hin.
Ich streichelte Cheroke kurz und betrachtete den Chihuahua. „Wo ist dein
Herrchen?,“ fragte ich ihn. Der kleine Hund legte den Kopf schief und starrte
mich mit großen Hundeaugen an.
Eigentlich mochte ich Chihuahua nicht besonders, weil sie einen nur ankläfften
und für ihre Größe in meinen Augen nicht wie richtige Hunde aussahen. Aber
dieser hier war ein bisschen anders.
Ich streckte die Hand aus, um ihn zu streicheln, als eine verhasste Stimme rief:
„Chéri!“
Erschrocken schaute ich auf und erkannte, keine zehn Meter von mir entfernt,
Olga.
Der kleine Chihuahua drehte seinen Kopf zu ihr, wedelte kurz mit den Schwanz,
machte aber keine Anstalten zu ihr zu laufen, was mich ein bisschen amüsierte.
Olga schien verärgert. „Chéri, kommst du wohl her?,“ kreischte sie.
Ich kicherte. Schließlich stapfte Olga hierher und leinte den kleinen Hund an.
Sie musterte mich und Cheroke missbilligt. Dann grinste sie. „Was ist das denn
für eine Töle?“
Meinte diese blöde Kuh etwa gerade Cheroke? Auch wenn der Fleischklops nicht zu
meinen Lieblingshund gehörte, ich konnte es nicht ab, wenn man ihn grundlos
beleidigte. Niemand außer mir durfte das!
Aber weil ich Olgas Hund seltsamerweise ins Herz geschlossen hatte, wollte ich
ihn nicht beleidigen. Aber seine Besitzerin.
„Ja und?,“ sagte ich lässig. „Cheroke hat mehr Grips im Hirn, als du in
einer einzigen Gehirnzelle.“
Olgas Grinsen verblasste. „Vergleiche mich nicht mit diesen Fleischklops,“
zischte sie.
Was bildete sich diese Kuh eigentlich ein? Ich könnte sie erwürgen.
Olga warf ihre Haare zurück und betrachtete ihre Fingernägel. „Chéri ist
reinrassig,“ schnatterte sie. „Und kommt vom edlen Zuchthunden. Deiner sieht
so aus, als ob er von einer Bauerfamilie kommt.“
„Falls es dir noch nicht aufgefallen ist,“ fauchte ich, kurz vorm
explodieren. „Cheroke ist auch reinrassig. Er ist ein reiner Französischer
Bulldogge. Vielleicht nicht von edlen Züchtern und edlen Hunden, die ein ganzes
Haus für sich alleine haben, aber eine Töle ist er nicht!“
Die Orangehaarige lächelte. „Glaubst du, dass dein Hund sich mit Chéri
messen kann?“
Ich stellte mich kerzengerade hin und mich überkam ein gewisser Besitzerstolz.
„Man sieht ihn das bestimmt nicht an, aber Cheroke kann mehr, als du
denkst.“
Olga lachte hell auf. „Das glaube ich kaum,“ lächelte sie. „Aber wir
können das testen. Es findet bald ein Hundewettbewerb statt. Ich hab Chéri
schon angemeldet. Wenn du willst, kann ich dich auch anmelden.“
Ich biss mir auf die Lippe. Sollte ich zustimmen? Würde ich mich blamieren? Ich
hatte keine Ahnung. Aber ich brannte da drauf, Olgas blödes Grinsen vom Gesicht
zu wischen.
„Mach das,“ sagte ich barsch, leinte Cheroke an und ging mit ihn weg.
Nachdem ich Cheroke mit Blanca alleine gelassen habe, ging ich in den kleinen
Bücherraum.
Mir war langweilig. Wahllos nahm ich irgendein Buch und begann zu lesen.
Überraschenderweise war das Buch spannend. Es handelte sich um einen Krimi, der
hieß Erdbeerpflücker. Ich merkte nicht, wie die Zeit verflog.
Tala kam ins Zimmer und als er mich auf dem Sessel sah, lachte er. „Ach hier
steckst du.“
Er ging zu mir und setzte sich auf Sessellehne. „Was liest du denn da?“
Froh, dass er da war, beantwortete ich ihn die Frage und legte das Buch
beiseite.
Ich umschlang Talas Taille und schmiegte mich an ihn.
Er streichelte meine Haare, dann küsste er mir auf den Kopf und dann auf dem
Mund.
Ehe ich den Kuss erwidern konnte, hörte ich, wie die Eingangstür aufgemacht
wurde. Lysas wütende Stimme schallte durchs Haus. „...und hör auf mich die
ganze Zeit Radieschen zu nennen!“
„Wie du willst,“ hörte ich Rudi säuseln. „Wie wäre dann mit Charlotte?
Oder gefällt dir Elisabeth?“
„SAG MAL, TICKST DU NOCH GANZ SAUBER?! LASS MICH MIT DIESEN BESCHEUERTEN
KOSENAMEN IN RUHE!!!,“ schrie Lysa.
Tala grinste belustigt. „Abscheinend hat Rudi Lysa die ganze Zeit genervt.“
„Beruhig dich Lysa,“ sagte Brian besänftigt. Und Rudi fügte noch hinzu:
„Ich höre schon auf. Wollen wir zusammen einen Film gucken? Meinetwegen auch
einen Horrorfilm.“
Ich machte große Augen. Konnte es etwa sein, dass Rudi sich für die Rothaarige
interessierte?
„Nein,“ schnauzte Lysa ihn an. „Ich hab keine Lust mit DIR einen Film zu
gucken!“
„Oder soll ich Eis von der Eisdiele holen?,“ fragte Rudi gleich weiter.
„Ich will auch kein EIS,“ schimpfte Lysa.
„Wollen wir dann zusammen mit Blanca spazieren gehen?“
Tala prustete. Und ich auch. Der ließ aber auch nicht locker.
„Sag mal, bist du taub? LASS MICH EINFACH IN RUHE, KAPIERT?,“ brüllte Lysa
schließlich. Ich hörte, wie sie nach oben stampfte und die Tür zu knallte.
Es war still in der Eingangshalle.
Tala nahm meine Hand und zog mich zum anderen Sessel. „Ja ja, die Liebe,“
grinste er und küsste mich.
Nach einer Stunde ging ich nach oben. Lysa lag auf ihrem Bett und hörte Hard
Rock Hallelulia von Lordi. Sie sah sehr genervt aus.
„Wie geht’s?,“ fragte ich und machte die Steroanlage an, weil die Musik zu
laut war.
„Beschissen,“ knurrte Lysa und rollte sich auf den Bauch.
Ich setzte mich auf meinem Bett und schaute aus dem Fenster. Dicke Wolken zogen
auf.
„Hast du mit Tala geknutscht?,“ fragte mich Lysa.
Ich erschrak. „Woher weiß du das?“
„Deine Lippen. Sie sind angeschwollen,“ antwortete Lysa und grinste. „Habt
wohl viel geknabbert, oder?“
„Kein Kommentar.“
Die Rothaarige seufzte. „Rudi geht mir auf den Sack.“
„Ich weiß.“
„Ich hab ihn schon tausendmal gesagt, dass ich schon einen Freund hab. Und ich
hab ihn auch Johnnys Foto gezeigt. Aber der kapiert das einfach nicht.“
Ich schüttelte den Kopf. „Das beste wäre, dass Johnny hierher kommt und du
vor Rudis Augen mit ihn herumknutschst.“
„Toll, aber Johnny ist nicht da,“ Lysa sprang auf. „Ach egal. Was hast du
denn in der Zeit gemacht, als ich weg war?“
„Ich habe Olga getroffen,“ sagte ich und erzählte von dem Vorfall.
Lysa verdrehte die Augen. „Und du willst mit Cheroke zu einem Hundewettbewerb?
Wieso das denn? Hast du etwa den Drang, dich lächerlich zu machen?“
„Nein. Ich kann ihr dämliches Grinsen nicht mehr sehen. Ich möchte ihr eins
auswischen.“
„Aja. Dann muss du mit Cheroke viel trainieren.“
„Muss ich sowieso.“
Dann sagte erst mal keiner was. „Ali, weiß du was?,“ sagte Lysa.
„Was denn?“
„Ich glaube, Brian ist verknallt.“
Ich richtete mich auf. „Ist er das nicht ständig?“
„Doch schon, aber diesmal ist es anders.“ Lysa war aufgesprungen. „Wir
haben die Nichte von meiner Mathelehrerin bei der Bushaltestelle getroffen. Sie
hatte uns gegrüßt, weil ich sie ja kenne. Und Brian hatte voll die roten Ohren
bekommen. Und er hatte nur die ganze Zeit auf dem Boden gestarrt. Das macht er
sonst nie, wenn er ein Mädchen anbaggert.“
Ich lachte. „Das ist ja was.“
Lysa nickte. „Und ich möchte ihn verkuppeln.“
Ich zog die Augenbrauen hoch. „Glaubst du, dass du das schaffst?“
„Klar,“ Lysa reckte sich stolz. „Ich bin Meister in Verkuppeln. Du wirst
schon sehen. In weniger als zwei Tage ist er mit Cora zusammen.“
Und die Rothaarige legte sich mächtig ins Zeug.
Beim Abendessen fragte sie Brian unauffällig, ob er noch eine Freundin hätte.
Verwirrt beneinte er.
„Bist du denn verliebt?,“ fragte Lysa ihn weiter.
Der Silberhaarige starrte auf seinem Teller.
„Ja oder nein?“
„Was soll diese Frage?,“ knurrte Brian.
„Ich hab das Gefühl, dass du verknallt bist,“ antwortete Lysa. „Also, was
ist jetzt?“
„Brian ist doch ständig verknallt,“ warf Tala ein. „Da muss du dich nicht
wundern.“
„Niemand hat nach deiner Meinung gefragt,“ zischte Lysa und starrte Brian
an.
Der bekam rote Ohren und schlug verlegen die Augen nieder.
„Du bist verknallt. Und zwar in Cora,“ trällerte Lysa.
„Bin ich nicht!,“ polterte Brian.
„Bist du wohl.“
„Nein.“
„Doch.“
„Lass mich doch in Ruhe!“
„Deine Ohren sind rot. Du bist verknallt.“
Das ging so lange weiter, bis Maggi um Ruhe bat. Brian aß mürrisch seine Suppe
und Lysa schaute ihn verschwörerisch an.
Nach dem Essen ging ich mit Cheroke nach draußen und übte mit ihn.
Doch leider hatte meine Mutter ihn nicht richtig ausgebildet. Cheroke machte
nicht einmal Sitz oder Platz. „Komm schon Cheroke. Mach sitz,“ sagte ich,
doch der Fleischklops gähnte.
Als ich ihn aufforderte zu bellen, pupste der Bulldogge stattdessen.
Ich war am Rande der Verzweiflung. Konnte er nicht einmal das tun, was ich ihn
sagte?
Da ich einen Regentropfen auf die Nase bekam, ging ich mit Cheroke wieder rein.
Ich wollte noch ein Bad nehmen und ließ oben heißes Wasser in die Wanne
laufen.
Ich wollte gerade mein T-shirt ausziehen, als die Tür geöffnet wurde. Ehe ich
nach hinten schauen konnte, umschlangen zwei Arme mich von hinten.
„Darf ich mitbaden?,“ fragte mich Talas Stimme leise.
Ich musste lächeln. „Wenn du möchtest...“
Nachher ließen wir uns in die Wanne gleiten und ich döste in Talas Armen und
genoss die Wärme.
Nach dem Baden wickelte ich mich mit Tala in einem großen weißen Handtuch und
wir setzten uns in Talas Zimmer. Gerade wollten wir beide uns küssen, als
Brians wütende Stimme uns aufschrecken ließ.
„Ich sag es dir zum letzten Mal! Ich bin nicht in Cora verknallt, damit das
klar ist!!“
„Hör doch auf,“ sagte Lysa. „Ich sehe es dir doch an.“
„Lass mich damit in Ruhe, okay?! Misch dich nicht in meinen Liebesleben
ein!“
„Habe ich mich aber schon längst,“ antwortete Lysa schnippisch. „Ich hab
Cora angerufen und ihr gesagt, dass du dich mit ihr treffen möchtest.“
„WAS HAST DU?!“
Es gab ein Stampfen und wir hörten zwei durch den Flur rennen.
„Wieso hast du das gemacht?,“ schrie Brian. „Wieso?“
„Oh Mann, du Idiot. Ich hab das nicht gemacht,“ lachte Lysa. „Ich wollte
nur wissen, wie du dadrauf reagierst. Du bist in Cora verknallt! Du bist jetzt
knallrot!“
Brian knurrte nur und es wurde eine Tür zugeknallt.
Die Stimme von Maggi hallte durchs Haus. „ZUM DONNER NOCHMAL! WENN HIER NICHT
BALD RUHE EINKEHRT, SCHLAFT IHR ALLE DRAUßEN! WO SIND WIR DENN HIER?!“
Kapitel 24: Ein Bekannter taucht auf...
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"Ali, wach auf! Ali!"
Neben meinem Ohr hörte ich Lysa leise meinen Namen flüstern. Mühsam öffnete
ich die Augen. "Was ist denn los?," gähnte ich und schaute der Rothaarigen ins
Gesicht, das vor Sorgen tiefe Falten auf der Stirn hatte. "Draußen steht
jemand," wisperte Lysa. "Und er guckt die ganze Zeit unser Haus an."
Ich verdrehte die Augen und stülpte meine Decke überm Kopf. "Vielleicht nur
ein Tourist, der spät unterwegs ist und euer schönes Haus bewundert."
"Haha, sehr witzig," gab Lysa trocken zurück und warf einen ängstlichen Blick
zum Fenster. "Weiß du was?"
"Deine Hose ist naß?," fragte ich uninteressiert, wo Lysa mir in die Seite
knuffte und meine Decke wegriss. "Hör auf mich zu veraschen! Ich meine es
ernst!"
"Lysa, es ist ein Uhr morgens," knurrte ich, als ich einen Blick auf den Wecker
göhnte. "Und ich möchte GERNE weiterschlafen!"
"Erst wenn du mich ernst nimmst und mit mir aus dem Fenster guckst," sagte Lysa
stur und zog an meinem Arm. Stöhnend warf ich meine Decke zu Seite und
schlurfte ihr zum Fenster. "Meinetwegen, aber versprich mir, dass du mich dann
weiterschlafen lässt."
"Großes Indianderehrenwort," versprach Lysa und lugte nach draußen. "Er steht
immer noch da," wisperte sie. "Ob er hier einbrechen wird?"
"Du hast zuviele Filme gesehen," antwortete ich trocken.
"Nehme mal an, dass er die Person ist, an die ich gerade denke," sagte die
Rothaarige.
"Nehme mal an, dass er das NICHT ist und nur ein harmloser Typ ist, der ein
Spaziergang macht," zischte ich gereizt.
Einen Moment lang schaute Lysa mir böse in die Augen. Dann guckte sie wieder
nach draußen und machte ein erstauntes Gesicht. "Er ist weg."
"Na also," Zufrieden warf ich mich aufs Bett. "Was habe ich gesagt?"
"Du hast nicht gesagt, dass er weggeht," meinte Lysa, leicht genervt.
"Ich habe aber gesagt, dass er harmlos ist und das Haus betrachtet hat. Und das
hat er genau getan."
"Ach, glaub doch was du willst! Ich bin aber überzeugt, dass es der Typ ist, an
den ich gerade denke."
"Und WER ist der mysteriöse Typ?" Wenn Lysa noch einmal um den heißen Brei
redete, warf ich ein Kissen gegen ihren Kopf, denn es ging mir langsam auf den
Senkel.
"Boris!" Die Rothaarige war aufgesprungen. "Er ist es bestimmt!"
Ich erschrack kurz, lachte aber dann. "Boris?! Glaubst du echt, dass der nach
uns sucht?"
"Möglich ist alles," antwortete Lysa und sie wurde unternehmungslustig. "Hey,
wir können uns doch hinterschleichen..."
"Bist du verrückt?," schimpfte ich. "Mitten in der Nacht? Und was meinst du mit
WIR?"
"Uns beide," knurrte Lysa und holte schon aus ihrer Komode einen Wintermantel
raus.
"Also gut. Angenommen es ist Boris. Findest du es nicht ein bisschen gefährlich
ihn hinterzuschleichen?" Ich hoffte, dass Lysa sich die Idee aus dem Kopf
schlug, aber da täuschte ich mich.
"Ach, ein bisschen Nervenkitzel schadet nicht. Und außerdem bin ich ganz scharf
darauf, die gute alte Schleimbacke wiederzusehen," grinste Lysa und schnappte
sich eine kleine Taschenlampe.
"Leg dich wieder hin," befahl ich. "Er ist bestimmt schon über alle Berge."
Die Rothaarige drehte sich zu mir um. "Du redest wie Tala," stellte sie fest.
"Und darauf höre ich erst Recht nicht."
Schwungvoll machte sie die Tür auf und schritt raus.
"Stop!" Ich hatte Schwierigkeiten aus dem Bett zu kommen, denn meine Beine
verfingen dich in der Decke. Verärgert strampelte ich sie weg und raste zur
Tür.
Lysa hatte in der Zeit schon die Treppe erreicht und schlich sich gerade runter.
Leicht erstaunt verzog ich das Gesicht. Die machte es einfach. Leichtsinniger
ging es wohl nicht.
Da ich Lysa nicht verpassen wollte, zog ich mir meinen weißen Wintermantel
über und schlich zur Tür. Gottseidank wurde Lysa von dem schwanzwedelnden
Blanca aufgehalten, der sie munter umsprang.
"Lysa," Ich sprang drei Stufen runter und packte ihren Arm. "Du machst es doch
jetzt nicht wirklich, oder?"
"Klar mache ich das. Was wollte ich denn sonst? Mit Blanca spazieren gehen?,"
entgegnete Lysa und schob Blanca zur Seite. "Leg dich."
Gehorsam machte Blanca Platz und beobachtete uns mit wachen Augen.
"Perfekt." Leise drückte Lysa die Türklinke runter. "Wir müssen vor fünf Uhr
hier sein, denn Meggi macht um die Zeit immer ihre Morgensdusche."
"Erwartest du etwa, dass ich vier Stunden mit dir da draußen herumirre, nur um
den angeblichen Boris zu suchen?," zischte ich, doch Lysa war schon draußen und
zog sich da ihre Stiefel an. Mürrisch folgte ich ihren Beispiel.
Draußen war es arschkalt und ich zog meinen Wintermantel enger um mich.
Auch Lysa bibberte. "Ich glaube, ich hätte mich besser anziehen sollen," sagte
sie und machte die Taschenlampe an.
"Super," knurrte ich. "Und wo müssen wir jetzt lang?"
"Tja, gute Frage." Lysa beleuchtete den rechten Weg. "Ähm...vielleicht nach
rechts?"
"Vielleicht," schnaubte ich. "drehen wir uns wieder um und gehen ins Haus in
unsere Betten?"
"Auf keinen Fall," Sie leuchtete mir die Taschenlampe ins Gesicht. "Ich will
wissen, ob es Boris war."
Ich schwieg. Ausreden konnte ich ihr das nicht mehr. Und wenn es nicht Boris
war, war alles für die Katz. Und wenn er es doch war....ich schauderte. Daran
wollte ich erstmal nicht denken.
"Komm jetzt," Lysa zupfte an meinem Ärmel. "Oder willst du hier einfrieren?"
Mit Eifer nahm sie den rechten Weg, wo ich lustlos hinter ihr schlurfte. Die
Allee war ganz still. Die schwarzen Straßenlaternen beleuchteten die Straßen,
was eigentlich komisch war. In Japan gingen sie um eins aus.
Lysa hatte ihre Taschenlampe ausgemacht und stapfte vorisichtig voran. Gerade
wollte sie um die Ecke gucken, als die Straßenlaternen plötzlich ausgingen und
wir in der Finsternis hockten.
"Oh mann," stöhnte Lysa.
"Wieso machen sie die Laternen so spät aus?," fragte ich sie.
"Was meinst du damit? Punkt eins Uhr. Der Wecker ging ein paar Minuten vor,"
antwortete Lysa und zückte ihre Taschenlampe.
"Warte!" Ich drückte ihren Arm runter. "Willst du einfach die Lampe anmachen,
wo du eigentlich nicht weißt, ob Boris da ist?"
"Ja, das habe ich mir so gedacht," sagte Lysa kühl und knipste die Taschenlampe
an und leuchtete um die Ecke.
"Da ist keiner," sagte sie schließlich, als sie nachguckte.
"Schön." Ich klapperte mit den Zähnen. Wenn ich krank wurde, machte ich Lysa
dafür verantwortlich.
Wir wanderten bestimmt mindestens zehn Mintuten weiter, bis wir eine Sackgasse
erreichten. "Na gut, umdrehen," kommandierte Lysa.
Gerade bogen wir in eine Straße, namens 'Moorallee', als die Rothaarige auf
einmal nach meinem Arm schnappte und mich hinter einer Mauer zog. "Da ist er!,"
zischte sie, machte schnell ihre Taschenlampe aus und hockte sich hin.
Vorsichtig schaute ich hin. Ich sah nur zwei Schatten und hörte Schritte. Und
eine Stimme, die mir bekannt vorkam. Ein anderer antwortete.
"Scheiße," Lysa zitterte. "Er ist nicht allein. Wir müssen verschwinden."
"Wieso? Im Dunkeln erkennt er uns gar nicht," sagte ich einfach.
Lysa antwortete nicht, denn die Männer waren schon richtig nahe. Ich hielt die
Luft an und wartete.
Ihre Stimmen hallten durch die ruhige Allee. Leider konnte ich nicht verstehen,
was sie da redeten. Als sie an uns vorbeiliefen, klopfte mein Herz schneller.
Wir pressten uns an die Wand und bewegten uns so wenig wie möglich. Jetzt
müsste einer von denen nur zu Seite gucken...
Doch gottseidank waren sie schließlich an uns vorbei.
Mit leicht zitternden Knien standen wir beide auf. Lysa musste sich sogar noch
an der Mauer festhalten, so stark zitterte sie.
"Was machen die nur hier?," flüsterte sie heiser. "Ich dachte, Boris wurde
sonst wohin vertrieben und wäre jämmerlich in den Bergen erfroren. Nein, ich
HATTE GEHOFFT, dass er erfror oder wenigstens von Wölfen zerissen wurde..."
"Worüber haben sie geredet?," unterbrach ich sie.
Die Rothaarige legte die Stirn in Falten, als sie nachdachte. "Die haben kein
Russisch oder Japanisch gesprochen," sagte sie schließlich. "Ich bin mir ganz
sicher, dass das Französisch war."
"Französisch?"
"Ja. Oder sag mir mal, welche Sprache das Wort 'Merci' benutzt. Wahrscheinlich
hat Boris sich bei den Typen eingeschleimt, indem er sagt, wie toll er doch
sei...genau, hat er doch. Das Wort 'Great' und 'Perfect* kam dadrin vor..."
"Jetzt erklär du mir mal, seit wann Franzosen auf einmal englische Wörter in
ihre Sätze einbauen. Ist ja ganz was neues. Soviel ich weiß, lernen Franzosen
in ihrer Schule kein Englisch," knurrte ich.
"KANN ja auch SEIN, dass der Typ ENGLISCH GELERNT hat. Und außerdem war das
Boris, der mit Schleimattacken um sich geworfen und die Wörter benutzt hat."
"Wie hört sich das an? Tu as beautiful et great?! Oder: Merci, you're very
nice?!," spottete ich. "So spricht doch keiner."
"Rudi schon, wenn du ihn das sagst, dass man so sich mit Franzosen verständigen
kann," meinte Lysa und grinste belustigt. "Brian hatte ihn mal voll verarscht.
Der hatte ihn erzählt-,"
"Können wir nicht ein anderes Mal darüber reden," bat ich. "Mir ist kalt und
ich möchte gerne wieder zurück."
"Ach, du grüne Neune!," Lysa drehte sich um. "Jetzt ist Boris über alle Berge.
Und ich wollte noch gerne gucken, wohin er geht."
"Wie schade," murmelte ich ironisch. "Können wir jetzt nach Hause?"
Doch Lysa überhörte absichtlich die Frage. "Komm, wir gehen in die gleiche
Richtung," sagte sie und rannte los.
Lebte das Mädchen unter Abenteuerlust? Ich glaubte ja. Früher war das nicht
anders gewesen.
Leider hatten wir Pech. Oder besser gesagt Lysa. Egal, wie schnell wir rannten,
wie oft wir einbogen und nach Fußspuren Ausschau hielten, Boris und sein Kumpel
waren nicht mehr da.
"Mist!" Wütend trat Lysa gegen einen einsamen und harmlosen Baum, der von dem
Tritt erzitterte und ein wenig Schnee auf unsere Köpfe rieseln ließ.
"Jetzt beruhig dich doch mal," schimpfte ich, als die zweite Ladung Schnee kam.
"Da kann der Baum auch nichts."
Die Rothaarige fluchte. "Jetzt bin ich wegen dem aufgestanden, laufe wegen dem
durch ganz Moskau wegen nichts und wieder nichts! Es ist einfach ungerecht.
Dieser gottverdammte....," Sie suchte nach ein geeignetes Schimpfwort. "Ach, er
ist einfach kacke!"
"Kehren wir JETZT um?," fragte ich, diesmal gereizter.
"Meinetwegen," Lysa kickte eine leere eingedrückte Coladose weg. "Boris ist eh
futsch!"
Schlecht gelaunt drehten wir um. Ich war froh, dass wir umkehrten, denn mir kam
es so vor, dass alles unter meinem Nachthemd eingefroren wäre.
Unter Lysas Geknurre und meinem Zähnegeklappere, erreichten wir unser Haus.
Gerade wollte Lysa die Tür aufmachen, als wir dahinter ein schreckliches
Knurren hörten. "Das ist nur Blanca," beruhigte Lysa mich. "Der knurrt immer
nachts, wenn einer sich der Tür nähert."
Eh drückte sie die Türklinke runter, als Blanca anfing laut zu bellen anfing.
Ich machte vor Schreck einen Luftsprung.
"Blanca, ich bin es doch. Dein Frauchen," säuselte Lysa beruhigend, doch der
Husky bellte diesmal noch lauter.
"Der weckt noch das ganze Haus auf," fluchte Lysa und öffnete mit Schwung die
Tür. "Blanca, du blöder Kerl, bist du scherhö-,"
Weiter kam sie nicht. Mit einer Wucht, die ganz sicher Spencer umgehauen hätte,
sprang Blanca Lysa an und die beiden flogen mit einem dumpfen Plumps auf dem
Boden. Erst dachte ich, dass Blanca Lysa angriff, doch Lysa rief statt "Aua!,"
was anderes.
"Iiiih, du sabernde Flohfänger! Geh runter von mir....iiiigitt! Nimm deine
Zunge weg....bah, ist die kalt! Hilfe! Ich werde weggeleckt! Iiiih, ist das
widerlich! Baaah!!!"
In diesem Moment machte jemand im Flur das Licht an und draußen wurde der
kleine Kiesweg behellt.
Meggi stand mit einen Basballschläger und blauen Morgenmantel da und
beobachtete erstaunt die Szene auf dem Boden.
Hinter ihr standen Tala, Brian, Rudi, Spencer, Sandy, Soo und Tante Fanny, alle
ebenfalls überrascht.
"Was ist denn hier los?," brachte Tante Fanny schließlich heraus.
Nur mit Mühe konnte Lysa antworten. "Nichts...nur ein kleiner Spaziergang
draußen...war toll, wirklich..."
"Draußen? Alleine?," kreischte Tante Fanny. "Tickst du noch ganz sauber? Was
hätte euch alles passieren können...fremde, betrunkene Männer hätten
euch-;"
"Vergewaltigen können," beendete Lysa gelangweilt den Satz, wobei sie Blanca
wegschob. "Aber wie du siehst, ist nichts passiert."
"Da bin ich auch froh, Fräulein," knurrte Meggi böse und fuchtelte drohend mit
den Basballschläger. "Und dafür kriegst du Hausarrest. Zwei Wochen! Ohne
Ausnahme!"
"Was?!," schrie Lysa. "Zwei Wochen?!"
"Wenn du so weiter herumschreist, werden es drei," drohte Meggi.
Da Meggi nicht meine Erzieherin war, bekam ich kein Hausarrest. Wenn sie es
gewesen wäre, hätte ich eh keinen bekommen, denn Lysa war bekannt dafür, dass
sie welche mitschleifte verbotene Sachen zu tun.
Lysa fand das natürlich ein bisschen fies, dass sie ganz alleine dann im Haus
bleiben durfte. Aber sie meckerte nicht herum, sonst würde Meggi ihr noch mehr
Hausarrest geben.
"Du lässt mich doch nicht die ganze Zeit alleine hier herumhocken, oder?,"
fragte Lysa mich bittend, als wir wieder in unsere Betten lagen.
"Mal sehen," brummte ich, denn ich wollte dringend schlafen.
"Toll," fauchte Lysa und haute auf ihrem Kissen. "Und da hatte ich noch so viel
vor! Ich wollte Brian mit Cora verkuppeln und natürlich auch ein bisschen
herumspionieren, wegen Boris. Tante Meggi wird mich bestimmt als Hausmädchen
verdonnern und ich darf alles sauber machen..."
"Jaja, wie schlimm," gähnte ich und schloß meine Augen.
Mir kam die übrig gebliebene Schlafenzeit sehr kurz vor, als ich von Lysas
Gebrülle geweckt wurde.
Müde blinzelnt richtete ich mich auf. Es war schon hell draußen. Im Bett sah
ich eine aufgebrachte Rothaarige, die sich die Decke bis unters Kinn gezogen
hatte und eine gewisse Person drohend anstarrte. Und dieser jemand war Rudi.
Der grinste übers ganze Gesicht und hielt ein Tablett mit Frühstück. "Guten
Morgen, Ali," grüßte er mich fröhlich.
Ich murmelte einen guten Morgen und legte mich wieder hin, um weiterzuschlafen.
Doch dazu kam es nicht.
"Wer hat dich hier eingeladen?," zischte Lysa den, immer noch fröhlichen, Rudi
an. "Hab ich um 'Herein' gebeten?! Nein, das habe ich nicht. Und da hast du
nicht hier einfach reinzuplatzen, KAPIERT?!"
"Ich wollte dir Frühstück bringen, wegen deinem kleinen Abendspaziergang,
heute morgen," sagte Rudi, als hätte er Lysas Gezetere nicht gehört. "Ich habe
sogar den Kakao selber gemacht. Lauwarm, genauso wie du ihn magst." Er wandte
sich zu mir. "Ich wusste nicht, wie du deinen Kakao mochtest, also hab ich ihn
heiß gemacht."
Ich bedankte mich. Eigentlich fand ich Rudi ganz sympathisch. Lysa sah aber wohl
das Gegenteil.
"Merkst du nicht, dass du störst?," knurrte sie und warf einen todbringenden
Blick zu Rudi. "Geh raus! Aber sofort, sonst vermöbele ich dich mit den
Kissen."
"Hast du denn keinen Hunger?," fragte Rudi erstaunt.
"Nein, der ist mir vergangen," fauchte Lysa und knüllte ihren Kissen schon.
"Ich habe sogar dein Lieblingsessen," lächelte Rudi und hielt ihr das Tablett
unter die Nase. "Brot mit Käse und Marmelade. Und ich hab sogar ein paar
Weintrauben dazu gelegt."
"Bist du schwerhörig?," zischte Lysa. "ICH HABE KEINEN HUNGER!!!"
Rudi zog die Augenbrauen hoch. "Du hast keinen Hunger? Sag mal, wirst du krank?"
Besorgt wollte er Lysas Stirn befühlen, doch die tauchte gleich unter ihre
Decke. "Lass das! Mir geht es prima!"
"Da würdest du essen," antwortete Rudi und seine Schweinaugen blickten
fürsorglich. "Soll ich lieber ein Fieberthermometer holen?"
"Grrrrr, ich bin nicht krank!," knurrte die Rothaarige.
"Das sagt man so," sagte Rudi altklug. "Hast du Halsschmerzen? Soll ich Milch
mit Honig machen? Oder Lutschtabletten holen?"
Ich hätte fast gelacht. Er war nicht abzuschütteln.
Das merkte Lysa wohl auch. Denn sie tauchte auf, schaute ihn giftig an und
presste ihre Hände an ihre Ohren und schluckte schwer.
"Du hast Recht. Ich habe furchtbare Ohrenschmerzen. Ich kann niemanden zuhören,
denn das ist mir zu laut und dann tut es weh. Und Halsschmerzen habe ich auch
ein wenig. Ich brauche dringend Ruhe."
"Oh, ich werde dich natürlich betreuen," rief Rudi eifrig. "Ich habe einen
Erste-Hilfe-Kurs belegt und helfe in der Apotheke. Du wirst ruck-zuck gesund."
"Neee, lass das mal. Du steckst dich bestimmt an-," versuchte Lysa ihn das
auszureden, doch er unterbrach sie.
"Ich hole erstmal Meggi," strahlte Rudi und sprang aus dem Zimmer. "Vielleicht
darf ich mich ganz alleine um dich kümmern!"
"Wie bitte?!," schrie Lysa schrill.
Verzweifelt sprang sie auf und wollte rauslaufen, doch Meggi stand schon vor
unsere Tür mit einem Thermometer bewaffnet. "Ich habe es zufällig
mitbekommen," sagte sie und schob die Rothaarige zurück ins Bett. "Wir messen
sofort Fieber."
"Meggi, ich bin nicht wirklich krank, ich habe nur...," stammelte Lysa, doch
Meggi hörte ihr nicht zu, sondern steckte das Thermometer unter ihre Achsel.
"Das kommt mal wieder davon, wenn man draußen herumirrt," schimpfte sie und sah
mich an. "Gehts dir auch schlecht?"
"Nein, nein, mir geht es ausgezeichnet," antwortete ich schnell.
Das Thermometer piepte. Meggi nahm es, wedelte damit kurz in der Luft herum und
schaute.
"Neununddreißig Grad. Eindeutig Fieber," murmelte sie.
"Nur ein bisschen," maulte Lysa. "Muss ich unbedingt im Bett bleiben?"
"Ja, das musst du," sagte Meggi einfach. "Du hast eh Hausarrest." Ehe sie raus-
ging, fügte sie noch hinzu: "Da ich und Fanny mit Soo und Sandy shoppen gehen,
seid ihr alleine. Rudi wird sich um dich kümmern."
"WAS?!"
Belustigt grinste Tala und schaute zur Treppe. Ich saß mit ihn, Brian und
Spencer am Tisch und frühstückte, bis Lysa das ganze Haus fast zusammenschrie.
"DU LÄSST SCHÖN DEINE WURSTFINGER IN DEINE TASCHEN!!!"
"Die amüsieren sich ja prächtig," lachte Spencer.
"Stimmt," Brian gluckste. "Soviel ich verstanden hab, will Rudi kalte Umschläge
um Lysas Waden schlingen."
"Das hat sie gleich abgelehnt," sagte Spencer und trank aus seiner Tasse.
"Armes Schwesterchen," grinste Tala und setzte ein sadistisches Grinsen auf.
"Wir sollten besser rausgehen und sie in Ruhe lassen. Dann kann Rudi sie gesund
pflegen."
"Nicht das wir Rudi zusammenflicken müssen," wiedersprach ich, denn ich war
ganz sicher, dass Lysa kurz davor war, Rudi mit eigenen Händen zu zerreißen.
"Ja, seine Ohren vielleicht, denn Lysas Geschreie ist ja unerträglich," sagte
Brian und wir mussten lachen.
"Wollen wir ein bisschen in die Stadt?," fragte Tala mich. "Wir können Blanca
und Cheroke mitnehmen."
"Können wir," antwortete ich und schaute ihn verliebt in die Augen. Er gab mir
grinsend einen Kuss. "Darf ich denn mitkommen?," bat Brian. "Hier drinnen ist eh
nichts los, außer Lysas Gezetere und meine Ohren sind es bald leid."
"Meine auch," Tala streckte sich. "Lass uns jetzt losgehen, bevor sie es merkt.
Sie würde es überhaupt nicht gutheißen."
Nachdem Brian, ich und Tala Blanca und Cheroke angeleint hatten, gingen wir los.
Spencer wollte sich später mit Natascha treffen. Deshalb blieb er erstmal
Zuhause.
Draußen hörten wir noch Lysa kreischen: "STECK DIR DEINE MILCH MIT HONIG SONST
WOHIN!!!"
"Höhö, ich bin gespannt, wie sie nach dem Geschreie aussieht," grinste Brian.
Wir fuhren mit den Bus in die Innenstadt. Ich hatte wieder Probleme mit Cheroke,
der seine alte Angewohnheit einsetzte, andere Leute in die Hosenbeine zu
beißen. Blanca hingegen war ruhig und gehorsam. Mal schnüffelte er an
jemanden, sonst war es nicht so schlimm.
"Du hast ja echt schlechte Karten mit Cheroke," meinte Tala, als ich Cheroke mit
Mühe zu mir zog.
Geklemmt nickte ich und dachte an den Hundewettbewerb. Olga würde mir bestimmt
die Hölle heiß machen.
"Willst du mit Cheroke einmal zur Hundeschule?," bot Tala mir an. "Denn Blanca
muss eh dahin. Meggi mault uns die Ohren voll."
"Ja, das wäre toll," sagte ich erleichtert. Da konnte ich Blanca wenigstens ein
paar Manieren beibringen.
Plötzlich hörte ich neben mir ein "Hi!"
Ich sah zur Seite. Da stand ein dunkelblondes Mädchen, dass braune Augen hatte
und uns freundlich zulächelte.
"Cora," Tala lächelte zurück. "Wie gehts?"
"Mir geht es supi, wie immer," lachte sie und setzte sich mir gegenüber neben
Brian. "Na Brian."
"Tag," murmelte Brian, lächelte schwach, schaute auf seine Knie und wurde rot.
Lysa hatte doch Recht mit ihrer Vermutung...
"Hi, bist du Talas Freundin?," fragte mich Cora. Ich nickte und stellte mich
vor.
Ich mochte sie gleich sofort. Sie hatte ein offenes, hübsches und freundliches
Gesicht und schien immer fröhlich zu sein. "Und wo sind Lysa und Spencer?,"
erkundigte sie sich.
"Spencer trifft sich nachher mit Natscha und Lysa ist...leider krank,"
antwortete Tala und betonte das Wort 'leider' sehr, wo er dabei einen schaden-
frohen Ton einsetzte.
"Ach so. Sie wollte heute mit mir bei sich einen Film gucken," sagte Cora.
Ich merkte, wie Brains Gesicht sich verfinsterte. Er dachte jetzt bestimmt, dass
die Rothaarige ihn dabei verkuppeln wollte.
"Und was wollt ihr so machen?," fragte Cora ins Schweigen hinein. Sie schien
wohl Schweigen unangenehm zu finden.
"Wir wollen ein bisschen durch die Stadt schlendern," sagte Tala und legte einen
Arm auf meine Schulter. "Alleine?," bohrte Cora weiter nach.
"Naja...wenn Brian alleine irgendwo hinmöchte, ja."
"Ach, das könnt ihr ruhig machen," Cora strahlte. "ich nehme Brian mit, dann
könnt ihr in aller Ruhe spazieren gehen."
Der Silberhaarige hickste überrascht und bekam ein knallrotes Gesicht. Er
konnte sein Glück bestimmt nicht fassen.
"Das ist gut," Tala sah Brian grinsend an und zwinkerte mir verschwörerisch zu.
"Ali und ich möchten gerne alleine sein."
"Dann ist das ja geklärt," lächelte Cora.
Und bei der nächsten Bushaltestelle stiegen wir aus und Cora nahm Brians Arm.
"Komm, lassen wir die beiden alleien," sagte sie. "wir können zusammen Eis
essen."
"Oh...i-ich...j-ja, können wir," stammelte Brian, doch Cora wartete nicht, bis
er ausgesprochen hatte, sondern zog ihn gleich weg.
"Hehe, so fängt schon eine neue Liebe an," lachte Tala und wir beide
schlenderten Händchen haltend durch die kleinen Einkaufsstraßen.
Hin und wieder blieb ich stehen und schaute mir ein paar Sachen an.
Tala wartete geduldig, was mich angenehm überraschte. Ich erinnerte mich noch
genau daran, als wir beide einen Bikini geholt hatten. Da war er sehr ungeduldig
gewesen. Da lag mir eine Frage auf der Zunge.
"Weiß du noch, als wir zusammen einen Bikini eingekauft hatten?," erinnerte ich
ihn. Er grinste, diesmal breiter. "Oh ja, das werde ich nie vergessen. Da waren
Bikinis, die waren sooo furchtbar und die fandest du noch toll."
"Fandest du mich sexy oder nur den Bikini?," fragte ich spontan, denn ich wollte
es unbedingt wissen.
Tala tat erstaunt. "Hatte ich das gesagt?"
"Ja, das hattest du," Ich tat auf vorwurftsvoll. "Und da bin ich mir noch nicht
so sicher, ob du mich oder den Bikini meintest."
Mit einen liebevollen Lächeln umarmte Tala mich und hauchte mir ins Ohr: "Der
Bikini macht nicht die Person sexy, sondern die Person macht den Bikini sexy.
Und da du den trugst, war er mehr als sexy. Er war megasexy, weil du den an
hattest."
Ich wurde rot. "Das hast du aber toll gesagt."
"Ich weiß."
Wir küssten uns, bis uns eine alte Dame anherrschte. "Stellt euch gefälligst
woanders hin und nicht in dem Weg," zeterte sie. "Hier sind auch Kinder
anwesend!"
"Ist ja gut, Madam," sagte Tala und grinste scheinheilig. "Kommt nie wieder
vor."
Er machte brav Platz, zog mich zu sich und streichelte auffällig meinen
Hintern. Die alte Frau war entsetzt. "Und das noch in der Öffentlichkeit!
Schämen solltet ihr euch!"
Verlegen errötete ich und ging mit Tala aus dem Laden. "Das war nicht nötig
gewesen," murmelte ich.
Der Rothaarige grinste. "Nur weil die das nicht mehr machen kann, muss sie uns
doch nicht den Spaß verderben."
Ich lächelte nur schwach und wollte zu unseren Hunden, die wir an einem
Fahradständer angeleint hatten, da Hunde in den Läden nicht erlaubt waren.
Und da sah ich DIE Person auf die ich keinen Nerv hatte.
Olga, mit ihren Hund Chéri, stand da und versuchte vergeblich ihren Hund von
Cheroke wegzuziehen, der seinen Spielkamerden erkannt hatte und mit ihn spielte.
Blanca hingegen ärgerte Olga, indem er mit seine kalten Nase die Orangehaarige
wegstubste und noch einen nassen, kalten Film an ihren Beinen hinterließ. Olga
wich mit verzogenen Gesicht weiter von ihm weg.
"Chéri, Baby, bei Fuß," schrie sie, doch vergebens.
"Brauchst du Hilfe, Olga?," fragte Tala, zu meinen Ärger, die Oberzicke, die
mit großen Augen und mit einem viel zu liebevollen Lächeln, der besser zu
einem hirnmanupulierten Pavianweibchen gepasst hätte, rief: "Tala! Mein Retter.
Ich brauche dringend deine Hilfe!"
Mit einem gekonnten Griff packte Tala Cheroke am Halsband und zog ihn zu sich,
während Olga ihren Hund auf dem Arm nahm.
"Zum Glück bist du gekommen," sagte sie und schaute ihn verliebt in die Augen,
wobei ich sie erwürgen könnte. "Soll ich mich revanchieren und dir ein Eis
spendieren?"
"Nein., brauchst du nicht," warf ich ein und packte Talas Arm. "Tala und ich
wollten gerade Eis essen." Um ihr deutlicher zu machen, dass sie nichts mehr an
Tala zu suchen hatte, küsste ich ihn auf dem Mund.
Nach dem Kuss schaute ich listig zu Olga, die mich wie ihren schlimmesten
Alptraum ansah. Als sie sich wieder gefasst hatte, sagte sie mit beherrschter
Stimme: "Oh schade. Hast du denn schon deinen Hund trainiert?"
"Klar, habe ich," log ich. Gottseoidank bekam ich keine lange Nase. "Hast du
denn mich angemeldet?"
"Natürlich," antwortete Olga und ihr Blick verriet eindeutig, dass sie was
ausgefressen hatte. Doofe Kuh.
"Angemeldet? Für was denn?," fragte Tala neugierig.
Bevor ich antworten konnte, kam mir Olga zuvor und erzählte ihn vom Hunde-
wettbewerb. Dann fragte sie ganz unschuldig: "Willst du mitmachen?"
"I-ich weiß noch nicht," antwortete Tala unsicher. "Blanca ist nicht gerade ein
Musterhund und Ali und ich wollten mit den beiden Hunden zur Hundeschule..."
"Oh, das ist doch perfekt," rief Olga entzückt. " Ich wollte auch mit Chéri
zur Hundeschule, denn sie muss noch die Rolle üben. Wir können doch zusammen
hingehen."
"Ähm...ja," sagte Tala nur und ich kochte vor Wut. Diese Schlange. Egal, wenn
ich auch mit Tala vor ihren Augen Geschlechtsverehr machen würde, die würde
nie locker lassen. Als sie noch Tala gewinnen könnte! Schwarze Witwe! Medusa!
"Lass uns gehen, Tala," sagte ich schnippisch und hackte mich an ihn. "Ich habe
Hunger aus Eis." Ohne auf eine Antwort zu warten, schleifte ich ihn
erbarmungslos mit. Ich hörte Olga noch rufen: "Ich rufe vielleicht noch heute
an, dann können wir es absprechen!"
In der Eisdiele saßen Tala und ich draußen und verspeisten ein Eis. Die Hunde
lagen unterm Tisch und dösten. Wir hatten sie an den Tischbeinen angeleint,
damit wir die Leinen nicht die ganze zeit in deen Händen halten mussten, denn
wir brauchten sie fürs Händchen halten.
Immer wieder sahen Tala und ich uns in die Augen und ich verfehlte mit dem
Löffel immer meinem Mund, so versunken war ich in seine Augen. Meine ganze
Wange war schon schmutzig.
Grinsend wischte Tala sie mit seiner Serviertte weg. Cheroke grunzte.
"Das wird eine Heidenarbeit mit den Hunden," Tala lehnte sich zurück. "Glaubst
du, dass wir es schaffen?"
"Klar. Wir schaffen alles," sagte ich und wusste, dass ich übertrieb. Ich
wusste, dass Cheroke ein hofflungsloser Fall war. Ich würde staunen, wenn der
Klops mal auf Kommando rollte.
Ich löffelte weiter mein Eis und guckte gedankenverloren in die Menge.
Plötzlich holte ich erschrocken tief Luft. Ganz hinten, auf der anderen Seite
des Marktplatzes sah ich eine lilahaarige Gestalt in einem schwarzen Mantel. Und
dieser Jemand war kein anderer als Boris. Lysa hatte Recht. Er war doch wieder
hier.
Zitternd ließ ich den Löffel sinken. Talas Haare waren sehr auffällig. Von
der Entfernung würde Boris sofort erkennen. Er musste nur hierher schauen und
dann war alles vorbei.
"Tala," Ich ärgerte mich, dass meine Stimme zitterte und höher wurde. "Lass
uns jetzt gehen."
"Aber du hast noch gar nicht aufgegessen," staunte Tala. "Mach dir keinen
Stress."
"Nein, Tala," antwortete ich und schielte hin und wieder zu Boris. Er schien
sich mit jemanden zu unterhalten... "Wenn du meinst," Tala stand auf. "Dann lass
uns mal."
Ich nickte undstemmte mich hoch. Leider schleuderte ich meinen Löffel, der noch
eine ordentliche Portion Eis hatte, runter.
Und Cheroke, der sich aus alles stürzte, was runterfiel und essbar war, machte
einen Hechtsprung auf den Löffel.
Blanca, der sicher dachte, dass Cheroke spielen wollte, sprang mit einen
kräftigen Satz mit und weil der Husky auch so kräftih war, riss er den kleinen
Esstisch mit sich. Mein Eis und Talas leerer Eisbecher flogen in hohen Bogen in
die Luft. Der leere Eisbecher zersplitterte in tausend Stücke, das
übgiggebliebene Eis spritze durch die Gegend, bekleckerte den Boden, mich, die
Hunde, Tala und ein paar andere Gäste, die schimpfend die Flecke wegwischten.
Erschrocken und ängstlich schaute ich zu Boris, doch der war nicht mehr da.
Glück in Unglück!
Erleichtert entschuldigte ich mich mit bei dem Besitzer der Eisdiele und bei den
Gästen, räumte die Scherben ein und ging mit den Hunden und Tala, Hand in
Hand, weg. Ich hoffte, dass wir auf unserem Weg Boris nicht begegneten.
Kapitel 25: Verschwunden!!!
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~Soooorry, mir musste erstmal was einfallen und es hat soooooo lange gedauert,
tut mir leid -.-
Aber jetzt ist die nächste Käppi da! ^___^ Ich hoffe sie gefällt euch xD
Viel Spaß beim Lesen!!! ~
Nach einer Viertelstunde erreichten wir wieder Tante Fannys Haus. Ich wollte
gerade das kleine Gartentor öffnen, als Tala mich plötzlich packte und hinter
einen Busch zerrte. Cheroke protestierte mit einem Winseln und Blanca knurrte.
Erschrocken qieckte ich auf und der Rothaarige gab mir einen Rippenstoß.
"Nicht so laut," hauchte er mir ins Ohr. "sonst hören sie uns noch!"
Sie? Wen meinte er denn? Ich schob Cheroke ein bisschen zu Seite, denn es war
megaeng in diesem Gestrüpp, steckte vorsichtig meinen Kopf aus dem Busch und
schaute zur Haustür. Und als ich die entsprechenden Personen sah, grinste ich.
Cora und Brian standen sich gegenüber. Cora sagte etwas und Brian stand da
nur.
Tala zog mich wieder zurück. "Das wird ja interessant," kicherte er. "Bin mal
gespannt, wie Brian sich so anstellt."
Doch es schien so, als ob die beiden sich stritten. Cora stikulierte wild herum
und machte ein zorniges Gesicht. Brian hingegen kniff die Augen zu, als ob er
Ohrenschmerzen hätte. Ich lauschte angestrengt hin, verstand aber kein Wort.
"Oh nein," knurrte Tala plötzlich. "Was macht sie denn DA?"
"Wer?," fragte ich leise.
"Diese blöde Gans! Sie ist doch lebensmüde ," zischte Tala und sah wütend
nach oben. Ich brauchte nicht lange raten. Ich schaute ebenfalls hoch und mir
blieb die Spucke weg.
Sie WAR tatsächlich lebensmüde. Kein anderer als Lysa, in einem weißen
Trainingsanzug, saß auf einem Ast von dem knorrigen alten Baum neben der
Haustür und schien Cora und Brian die ganze Zeit zu belauschen (auch sie sah
so aus, als ob ihre Ohren weh taten). Unser Schlafzimmerfenster war einen
kleinen Spalt offen. Da ein kräftiger Hauptast vor unserem Fenster war, schien
Lysa auf ihm hinüberbalanciert zu sein.
"Verdammt, sie bricht sich alle Knochen, wenn der Ast bricht," schimpfte Tala
und wollte aufstehen, doch ich hielt ihn zurück. "Warte! Was würden Brian und
Cora denken, wenn die herausfinden, dass wir sie beobachtet haben?," wisperte
ich. Das leuchtete Tala auch ein, aber er sträubte sich ein wenig im Busch zu
bleiben. "Wenn Lysa herunterfällt kriege ich den ganzen Ärger von Maggi und
Tante Fanny," knurrte er. " 'Du musst auf sie aufpassen, denn du weißt ja, dass
man sie keine fünf Minuten aus den Augen lassen kann...,' " machte er Tante
Fanny mit hoher Stimme nach.
Doch ich hatte Tala umsonst aufgehalten. Cora rauschte plötzlich an uns vorbei,
Brian schritt hinter ihr her und ich hörte ihn wütend sagen: "Das ist doch
schon lange her! Regt dich doch nicht über sowas auf!" Seine Stimme wurde
immer leise und einmal schrie Cora etwas, was in der ganzen Allee hallte.
Ein paar Sekunden später richtete sich Tala auf, klopfte sich ein paar dürre
kleine Äste von der Jacke, zog Blanca aus dem Busch, versicherte sich, dass
Cora und Brian weg waren und schritt zum Baum.
Lysa wollte sich gerade zu unseren Fenster begeben, als Talas laute Stimme
ertönte. "LYSA, KOMM DA SOFORT HERUNTER!"
Die Rothaarige piepste erschrocken und hielt sich noch rechtzeitig am
Hauptstamm fest, damit sie nicht runterfiel. Mit zitternden Knien schaute sie in
unsere Richtung. Ihre Augen verengten sich. "Bist du verrückt?," fauchte sie.
"Beinahe wäre ich wegen dir runtergefallen!"
"WENN DU NICHT SOFORT HERUNTERKOMMST, HOLE ICH DICH PERSÖNLICH RUNTER!,"
brüllte ihr Bruder. "WIE KOMMST DU NUR AUF DIESE SCHNAPSIDEE MIT FIEBER AUF DEM
BAUM HERUMZUTURNEN? IST DIR IM KLAREN, DASS DER AST BRECHEN KÖNNTE?!"
"Ist doch nicht dein Problem," antwortete Lysa trocken. "Und außerdem bist du
zu blöd auf dem Baum zu klettern. Du schaffst es nicht einmal bis zum zweiten
Ast. Wenn du mich entschuldigen würdest...," Und schon trippelte sie mit
rasender Geschwindigkeit auf dem Haupast zu unserem Fenster und sprang ins
Zimmer.
"LYSA!," brüllte Tala, rannte zur Tür und riss sie auf. Soweit er drinnen war,
ließ er Blancas Leine los, der fröhlich herum bellte, und rannte die Treppe
hoch.
Schnell ging ich auch ins Haus und leinte Cheroke und Blanca ab. Rudi kam
gerade aus der Küche. "Oh, hallo Alea," grüßte er und streichelte Cheroke,
der zu ihm hingewatschelt war.
"Hi," grüßte ich zurück und drehte mich zur Richtung Treppe, als Rudi mich
zögerlich fragte: "Sag mal Alea, .... hat Lysa einen Freund?"
Überrascht blieb ich stehen. "Äähm.... ja, sein Name ist Johnny." Ich drehte
mich zu ihm. "Warum fragst du?"
Rudi errötete und scharrte mit dem linken Fuß auf dem Boden herum. "Nun ja,
ich... wollte es nur wissen, weil....," Auf einmal platzte es aus ihm heraus.
"Hör zu, ich... ich bin in Lysa verliebt. Schon seit ich sie zum ersten Mal
sah."
Oh mein Gott! Rudi, mit dem ich am allerwenigsten über Liebe reden würde,
gestand mir die Liebe zu Lysa. Ich konnte es kaum glauben. Ich wollte
antworten, doch ich bekam nur ein heiseres Gurgeln heraus.
"Ja, ich wußte es, dass du mich verstehst," sagte Rudi und strahlte wie ein
kleines Kind.
"Hast du nicht das eine Foto gesehen, dass Lysa dir gezeigt hat?," fragte ich
hoffnungsvoll, erpicht dadrauf schnell von Rudi wegzukommen.
"Dieses Foto mit dem braunhaarigen Jungen? Ja, das hat sie mir gezeigt,"
antwortete Rudi und schüttelte den Kopf. "Ich kann nicht glauben, dass es ihr
Freund ist. Nun ja, er passt nicht zu ihr."
"Er passt nicht zu ihr?" Wie kam er nur auf so eine Schnapsidee?! Lysa und
Johnny waren einfach das Traumpärchen. Sie hatten nie Streit und sahen
glücklich miteinander aus. Wie kam Rudi nur auf sowas?
"Ja," ereiferte sich Rudi. "Ich kann es nicht erklären, aber ich finde es so."
Na toll! Wenn das Lysa hörte, sie würde ihn eine knallen. Ich hatte auch keine
Lust es ihr zu erzählen.
Ich zuckte die Schultern und murmelte: "Wenn du meinst."
"Alea," Rudi sah plötzlich ernst aus. "Glaubst du....glaubst du, Lysa würde
sich in mich verlieben?"
Das war die Millionfrage!!!
Würde sich Lysa in Rudi verlieben?
a) Sie empfindet nur freundschaftliche Gefühle, b) Ja, denn er ist ihr Prinz in
ihren Träumen, c) Nein, sie würde lieber ein Warzenschwein heiraten, d) keine
Ahnung
Ich rollte die Augen. Eindeutig c). Aber was sollte ich Rudi nur antworten?
'Sorry Rudi, aber Lysa mag keine Schlachtrosse. Sie würde lieber ein
Warzenschwein vorziehen.' Das war zu hart!
Bevor ich was sagen konnte, kam Tala die Treppe hinunter (er hatte bestimmt da
eine Zeit lang gelauscht) und antwortete: "Jaaah, klar würde sie sich in dich
verlieben!"
Mir klappte die Kinnlade runter. Was sagte er da?
"Wirklich?" Rudis Gesicht wurde rot. Seine Augen glänzten. "Das ist ja toll!"
"Nicht wahr?," grinste Tala. "Ich würde mich aber eine neue Frisur zulegen. Zum
Beispiel gegelte Haare. Lysa steht dadrauf. Und Jeanshosen und schwarze
Pullovers. Das findet sie besonders gut."
"Danke Tala! Das probiere ich gleich aus," juchzte Rudi und rannte wie ein Blitz
nach oben. Ich schluckte. "Tala, wenn das Lysa erfährt, dann bringt sie dich
um."
"Nicht bevor ich SIE umbringe," entgegnete Tala und streckte sich. "Sie hat das
Zimmer abgeschlossen. Blöde Kuh. Ich mache mir erstmal ein Brot. Ich muss mich
stärken, bevor ich sie erwische. Willst du auch eins?"
"Nein danke. Ich gehe nach oben," sagte ich. Der Rothaarige lächelte und
umarmte mich. Er hauchte mir einen Kuss auf die Wange. "Dann bis gleich."
Mit diesen Worten verschwindet er in die Küche.
Gähnend stapfte ich nach oben und stellte mich vor meiner Schlafzimmertür.
Wie vorhergesagt war sie abgeschlossen. Ich klopfte. "Lysa? Ich bin es," rief
ich. Schritte näherten sich der Tür und der Schlüssel wurde rumgedreht. Ich
machte die Tür auf. Lysa lag wieder auf ihrem Bett und starrte die Decke an.
Ich hörte leise Musik von Linkin Park. Irgendwie sah sie richtig sauer aus.
"Hi," sagte ich vorsichtig und setzte mich auf mein Bett. "Kein Fieber mehr?"
Die Rothaarige zuckte die Achseln. "Ich bin wohl mehr unterkühlt als
überhitzt, denn Rudi hat mich so sehr mit Kühlpacks eingedeckt, sodass es mir
so vorkam, als wäre ich in einem Kühlschrank. Und dabei sollte ich noch
Kamillentee trinken. Brrrr, ich hasse Kamillentee!"
Ich lächelte milde. "Sei doch froh, dass er sich so rührend um dich gekümmert
hat." Die Rothaarige schnaubte. "Froh? Rührend? Der hat mich jede dritte
Minute gefragt, ob ich was zu essen möchte. Mir war sooo schlecht, als ich
diesen scheiß....BAH, Kamillentee trinken musste, damit ich mich in Ruhe ließ.
Ich hätte fast gekotzt. Und dann stopfte er mich mit Obst voll!!! Kiwi! Bah,
ich hasse Kiwi! Wenn ich danach was saures esse, brennt mein ganzer Mund. Und
Ananas! Iiiigitt! Einfach eklich. Und übrigens..." Sie setzte sich mit einen
Schwung auf ihren Hintern und sah mich mit blitzenden Augen an. "...fand ich
das ÜBERHAUPT nicht freundschaftlich von dir einfach, ohne was zu sagen,
wegzugehen. Du hast mich einfach mit Rudi allein gelassen, wo du eigentlich
genau weißt, dass ich keine einzige Sekunde alleine mit ihn alleine sein
kann."
Diese Anschuldigung kam so unerwartet, sodass ich erstmal gar nichts sagte.
Dann fand ich meine Sprache wieder. "Tut mir leid, aber ich wollte mit Tala auch
mal was unternehmen. Er ist ja schließlich mein Freund. Und außerdem musst
du dich ausruhen, weil du doch Fieber hast oder, eher gesagt, hattest."
"ACH, und Tala ist jetzt wichtiger als ICH?! Auch wenn ich krank war, du
hättest als Freundin bei mir bleiben sollen. Hast du vergessen, wie ICH immer
an deiner Seite war, als du Wundenfieber hattest?! TAG und NACHT war ich neben
dir, bis mich die gottverdammten, sogenannten Ärzte und Boris wegprügeln
mussten, damit ich von deiner Seite wich, weil ich Angst hatte, dass sie deinen
schlechten Zustand ausnützten, um dich zu vergewaltigen! Oder schlimmeres!"
Die Rothaarige holte tief Luft und sah mich so feindselig an, dass ich
plötzlich wütend wurde. "Jetzt stell dich doch nicht so an," fauchte ich.
"Ist Rudi Boris? Nein, das ist er nicht. Was hätte er denn machen können?
Nichts!"
"Das glaubst du nur!," zischte Lysa giftig und sie sprang auf. "Wenn ich nicht
mit Fieber noch so fit gewesen wäre, hätte der Arsch mich angegrabscht. Oder
auch noch geküsst!"
Ich sagte nichts mehr. Es war einfach ungerecht von Lysa, mich einfach so zu
beschuldigen. Ich hätte sie in kritischen Situationen NIE alleine gelassen.
"Aber egal," zischte die, angebliche in Stich gelassene, Person weiter. "Dir ist
das bestimmt egal! Hauptsache du kannst mit Tala herumlecken und herumfi-,"
"Halt deine Klappe," brüllte ich, zog meinen Schuh aus und warf ihn mit voller
Kraft, die ich mir nie zugetraut hätte, auf Lysa. Der flog einen knappen
Zentimeter an ihrem Ohr vorbei gegen die Wand. In dem Moment wurde die Tür
aufgemacht und Tala stand da. "SO," schnaubte er und wischte eib paar
Brotkrümel von seinem Pullover. "Jetzt gibt es Stress!"
"Von wem?," fauchte Lysa, die sich wieder gefangen hatte, und drehte sich in
Talas Richtung. "Von dir? Das ich nicht lache! Du kannst ja nicht mal ein Kissen
ausweichen!"
Tala wurde ein wenig rot. "Ich will mich nicht kloppen, ich will nur ein paar
Takte mit dir reden!"
"Aha. Nur weil ich auf dem Baum war?"
"Nur? Mein liebes Schwesterlein, du kletterst einfach mit Fieber auf dem Baum
herum, wo du genau weiß, dass du es nicht darfst!"
"Ich hab kein Fieber mehr! Rudi hat schon dafür gesorgt, dass ich zum Eisklotz
wurde." Sie warf mir einen giftigen Blick zu, den ich noch giftiger erwiderte.
"Oh, der nette Rudi," sagte Tala spöttisch. "Du hast ihn schon richtig ins Herz
geschlossen, oder?"
Seine Schwester wandte sich mit gefletschten Zähne zu ihm. "Was redest du da
für eine Scheiße?! Ich-,"
Weiter kam sie nicht. Denn plötzlich stand Rudi hinter Tala. Und was ich da
sah, verschlug mir die Sprach.Rudi schien wohl die Klamotten von Tala
anzuhaben. Der eine schwarze Pullover spannte sich über Rudis behaglichen
Bauch, die Jeanshose schien bald zu platzen und die Hosenbeine waren viel zu
lang für Rudis Stummelbeine.
Seine Haare ähnelten einen Reisigbesen, denn sie standen kreuz und quer zu
Berge. Seine langen Ponyborsten hatte Rudi hinters Ohr geklemmt.
"Wa-was ist das?," brachte Lysa nur heraus und starrte entgeistert Rudis Outfit
an. Der trällerte: "Na Lysa, gefalle ich dir?"
"Gefallen?! Gehts noch? Was hast du da nur mit dir angestellt? Bist du krank?,"
rhaberte Lysa los.
"Ja! Krank vor Liebe!," lächelte Rudi und ging einen Schritt auf Lysa zu. Die
hatte den Mund aufgerissen und starrte ihn an, als ob er eine mega
Riesennacktschnecke wäre. Dann kapierte sie. "Bleib mir ja vom Leib!," zischte
sie und sprang einen Schritt zurück.
"Wieso denn?," fragte Rudi erstaunt. "Habe ich zuviel Haargel genommen?"
Er ging ein Schritt auf sie zu, sie wieder zurück.
Ich schluckte. Das endete mit einen Donnerwetter, darauf wettete ich. Tala
schien es zu genießen. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, lehnte
sich an der Tür und hatte ein sadistisches Grinsen im Gesicht.
Entschlossen drehte ich mich zu Rudi und Lysa und was ich da sah, verschlug mir
die Sprache. Rudis Kopf ruckte zu Lysas Gesicht und küsste ihr direkt auf dem
Mund. Es gab ein lautes Klatschen und Rudi hielt sich die Wange. Die Rothaarige
hatte ihn eine gescheuert.
"BIST DU NOCH BEI TROST?!," brüllte sie und wischte sich energisch mit den
Handrücken den Mund ab.
"A-aber ich...," brachte Rudi nur heraus, bis er sich plötzlich bücken musste.
Eine Blumenvase schoss haarscharf an ihm vorbei und zerschellte an der Wand.
Die Glasscherben flogen durch die Gegend.
"Lysa!," riefen Tala und ich gleichzeitig, bis ein kleiner Kerzenständer mit
blauen Kerzen an mir und schließlich an Tala vorbeipfiff und mit einem dumpfen
Klonk im Flur landete. Lysa glich ein wild gewordenes Nilpferd. Zischend wie
eine Schlange packte sie den Bilderrahmen mit Blancas Foto und warf ihn mit
voller Kraft auf Rudi. "WIE KANNST DU ES WAGEN, DU SCHLACHTROSS? DU WIDERLING,
DU WARZENSCHWEIN! GEHE MIR AUS DEN AUGEN!!!!"
Das Bildglas zersprang und der Rahmen knickte durch. In dem ganzen Trubel kam
Blanca noch dazu, bellte wie verrückt und trat noch in eine Scherbe rein.
Schmerzerfüllt jaulte er auf.
Rudi hatte sich aus dem Zimmer gerettet und trat noch den Husky auf die Pfote.
Knurrend schnappte Blanca reflexartig zu und riss das Hosenbein auf. Natürlich
kam Cheroke und machte seine Lieblingsbeschäftigung den größeren Hund nach.
In Kürze war das Hosenbein nur noch in Fetzen, Rudis Bein voller Bisswunden.
Er schrie auf und bekam noch Lysas Hausshuh gegen den Kopf. Mit Tränen in den
Augen rannte er ins Badezimmer und knallte die Tür zu. Lysas zweiter Hausschuh
knallte noch gegen die Tür, dicht gefolgt von meinem Schuh.
Plötzlich war es still. Ich stand da mit offenen Mund und starrte Lysa an. Die
atmete laut und langsam, als wäre sie einen Marathon gelaufen. Tala hingegen
warf nur einen kurzen Blick auf die Verwüstung und ging schließlich zu Blanca,
der zu den Rothaarigen humpelte. Cheroke hatte noch ein paar Stoffreste von
der Jeans und schlug sich die um die Ohren.
Keiner sprach. Nur Blancas leises Fiepen war zu hören, als Tala ihn vorsichtig
die Scherbe aus der Pfote zog. "Du böser Hund," murmelte er. "Jetzt kann ich
mir eine neue Jeans kaufen..."
"War es etwa DEINE Jeans?!," fauchte Lysa plötzlich und ihre Augen verengten
sich. Sie witterte wohl den Streich von ihrem Bruder.
Langsam schaute Tala auf. "Wie? Was meinst du? Habe ich irgendetwas gesagt?"
"Tu nicht so," sagte Lysa säuerlich.
"Jetzt hör aber auf. Was soll ich nicht so tun?"
"ES WAR DEINE JEANS, DIE RUDI ANHATTE! SEIT WANN ZIEHT RUDI DEINE JEANS AN?
HAST DU IHN ETWA...... ETWA...,"
Sie hielt inne und dachte kurz nach. "Du hast zu ihm gesagt, dass ich ihn
liebe.... ODER?!"
"Nicht so ganz," gab Tala zu und er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
"Ich habe ich nicht gesagt, dass du ihn LIEBST, ich habe nur gesagt-,"
"ALSO DOCH!!! DESHALB DIE GEGELTEN HAARE!!! ICH HAB ES GEWUSST!!!" Sie drehte
sich angewidert zu mir. "Echt toll! Erst lässt du mich hier im Stich und dann
lässt du mich mit dieses Schlachtross alleine und dann erzählt mein eigener
Bruder dem Typen, auf was für ein Aussehen stehe. Jetzt heult dieses
Muttersöhnchen Meggi und Fannny was vor und ich kriege Anschiss, noch mehr
Hausarrest und ich bin wieder das missgeratene Kind! ECHT SUPER, Alea. TOLLE
AKTION, Tala. Ihr könnt mich jetzt alle mal am Arsch lecken! Aber gewaltig!"
Sie drehte sich um, schnappte sich ihren Schal und ihre Mütze und rannte aus
dem Zimmer. Beim Vorbeigehen schubste sie Tala richtig grob zur Seite, sodass
er von der Hocke auf seinem Hintern landete. Blanca bellte kurz und Cheroke
folgte der Rothaarigen, die die Treppe runterpolterte. Einen kurzen Moment lang
war es still, dann wurde die Haustür geöffnet und laut zugeknallt, sodass die
Wände wackelten.
Einige Minuten vergingen. Cheroke kam wieder nach oben zu mir und legte stolz
den Fetzen von der Jeans vor meinen Füßen. Schwanzwedelnt schnaubte er kurz
und nahm den Fetzen wieder in sein Maul.
"Tja," Tala stand auf und streckte sich. "So ist das Leben."
"Meinst du," sagte ich leise. "Ob sie Dummheiten machen wird?"
"Ach, Schwachsinn!" Tala winkte ab. "Sie läuft ein paar Runden um den Block,
um die Wut abzulassen. Ich wette, in einer Viertelstunde ist sie wieder da."
Ich war mir nicht so sicher. Lysa und ich hatten uns nie gestritten. Okay,
vielleicht mal kurz angezickt, aber das war nach ein paar Sekunden wieder
vergessen. Aber jetzt.... jetzt war sie bestimmt richtig sauer auf mich und
wollte mich erstmal überhaupt nicht sehen.
Tala schien meine Betrübheit nicht zu entgehen. Er ging zu mir und legte seine
beiden Handflächen auf meine Wangen. "Komm schon. Du kennst sie doch. Sie ist
am Anfang immer so unberechenbar, aber nach einer Stunde hat sie sich wieder
abgeregt." Der Rothaarige wollte mich küssen, doch ich wandte mich ab. Mir war
nicht danach zumute, auch wenn Talas warme Lippen mir bestimmt Trost gespendet
hätten. Ich fühlte mich einfach scheiße.
Nachdem Tala Rudi nach einigen vergeblichen Versuchen aus dem Badezimmer
gelockt und mit mir zusammen das Chaos von Scherben zusammengeräumt hatte,
ging er in die Küche und machte Abendbrot. Rudi und ich saßen uns gegenüber
und schauten auf die Tischdecke. Keiner von uns sagte etwas. Nur das Klappern
vom Geschirr und das Hecheln von Cheroke und Blanca, der sich wieder erholt
hatte und nur eine kleine Wunde davontrug, die nicht blutete und wieder heilte.
Ab und zu leckte er mal drüber.
Nach einer Stunde kam Spencer, danach Brian. Spencer sah erschöpft aus, Brian
eher verärgert und stinkig.
"Was guckst du denn so bedröpelt?," fragte Spencer ihn neugierig, als ihn die
Gewittermiene seines Freundes auffiel.
"Ach, Weiber," knurrte Brian nur und der große Russe ging nicht weiter drauf
ein. Stattdessen holte er das Spiel UNO heraus und wir spielten eine Partie.
Dabei vergaßen Rudi, ich und Tala die Zeit...
Eine weitere Stunde später kamen Sandy, Soo, Tante Fanny und Meggi wieder,
vollgepackt mit Einkaufstüten.
"Hallo Kinder," sagte Tante Fanny atemlos und stellte die Tüten ab. "Oh,
Abendbrot ist schon fertig? Das ist fein."
"Na, wie war das Shoppen?," fragte Tala grinsend und lugte auf den
Einkaufstütenhaufen.
"Toll," antwortete Sandy und setzte sich neben Rudi. "Es gibt jetzt einen neuen
Laden und der hat wirklich coole Sachen. Zum Beispiel Netzstrumpfhosen."
"Du hast aber diese furchtbaren Fummel doch nicht gekauft, oder?," fragte Meggi
streng und sah sie scharf an.
"Nein, nein, natürlich nicht," beteuerte Sandy und schob unauffällig eine
pinke Einkaufstüte aus Meggis Blickfeld. Soo linste beunruhigt zu ihr hin,
sagte aber nichts.
"Gut." Schnaubend setzte sich Meggi auch hin. "Ich bin fix und alle.
Normalerweise werde ich nicht so schnell erschöpft, aber shoppen raubt mir die
letzte Kraft. Und die Nerven."
"Du hast auch nichts anprobiert," sagte Soo auch vorwurftsvoll. "Wieso bist du
denn auch mitgekommen? Du hast doch eh die ganze Zeit nur da gestanden und
herumgemeckert."
"Ich bin aus einem guten Grund mitgekommen," brummelte Meggi und schmierte sich
schon ein Schwarzbrot. "Ich habe aufgepasst, dass Fanny keine Sachen kauft, die
für ihren Alter nicht angemessen sind. Zum Beispiel diese hautenge
Stretchjeans. Oder die Stulpen."
"Ja und?," sagte Tante Fanny achselzuckend. "Es ist doch meine Sache, was ich
anziehe, oder nicht?" Sie setzte sich auf ihren Stammstuhl, der wie gewöhnlich
knarrte und ächzte. "Ach Meggi, ich glaube wir müssen wirklich neue Stühle
kaufen, denn diese alten Dinger brechen bestimmt bald zusammen," klagte sie wie
immer.
Meggi verdrehte die Augen. "Fanny, bitte. Ich habe keine Lust über solche
Sachen zu diskutieren."
"Dann nicht," sagte Tante Fanny schmollend und schnappte sich ein Weißbrot.
Eine kurze Zeit lang beschäftigte sich jeder mit seinem Brot. Die Stille war
irgendwie unheimlich. Irgendwas fehlte...
Dann sah Meggi auf. "Komisch, irgendwie ist es hier ganz schön ruhig. Wo ist
denn Lysa?"
Ich sah auf. Oh Gott, ich hatte Lysa ganz vergessen. Langsam schaute ich zur
Kuckkucksuhr, die neben dem Kühlschrank war. Es war acht Uhr. Und draußen war
es schon dunkel.
Auch Tala schien sich nicht zu wohl zu fühlen. "Ähm...sie ist kurz spazieren
gegangen," antwortete er und schob unruhig sein Messer herum.
"Spazieren?," fragte Meggi erbost. "Mit dem Fieber?"
"Nun ja, das Fieber ist wieder gesunken," sagte Tala schnell. "Sie war wieder
voller Energie." Bei diesen Worten zuckte Rudi kurz zusammen. Kein Wunder,
Lysas Wutanfall war ZU energiegeladen gewesen. Und ihre Wut auch.
"So, so, in den paar Stunden soll das Fieber auf zwei Grad gesunken sein?,"
fragte Meggi misstrauisch und ihre Augen wurden schmal.
"Äh..... ja," stotterte Tala und warf mir heimlich einen nervösen Blick zu.
Ich zuckte kaum merklich die Achseln. Ich fühlte mich genauso hilflos. Hatte
Lysa etwa doch noch Fieber? Ich hoffte mal nicht. Eigentlich kann das Fieber
mindestens in fünf Stunden sinken, denn bei Timmi war mal das so gewesen.
"Nun, dann wird sie bestimmt bald wieder zurück sein," sagte Brian schmatzend,
der wieder fröhlicher aussah.
"Sprich nicht mit vollen Mund!," zischte Meggi wütend. Dabei warf sie einen
Blick nach draußen. "Es ist dunkel. Hoffentlich bleibt sie nicht so lange
weg."
Das hoffte ich auch!
Denn es war schon zehn nach neun und es gab immer noch keine Spur von Lysa. Es
wurden alle nervös. Beim Abwaschen ließ ich immer wieder das Besteck fallen,
Meggi sah hin und wieder auf die Uhr und Tala sah aus dem Fenster auf die
Straße.
Schließlich war es halb zehn. Meggi haute mit der Hand auf den Tisch. "Es
reicht. Genug gewartet. Oder viel zu lange gewartet. Brian, rufe mal ein paar
Klassenkameraden an. Vielleicht ist sie dort."
Doch nach fünf Minuten kam Brian kopfschüttelnd zurück in die Küche. "Sie
ist bei keinem."
"Wo dann?," fragte Spencer besorgt.
"Bestimmt ist sie auf einer Bank eingeschlafen," versuchte Tala zu witzeln, doch
keiner lachte und der Scherz tarnte Talas besorgte Miene nicht.
Nach weiteren fünf Minuten wurde ich zappelig. "Sollten wir sie nicht suchen?,"
fragte ich vorsichtig.
"Ja, das wird langsam Zeit," knurrte Meggi und schnappte sich ihre Tarnjacke.
"Ich gehe ein wenig in der Nachbarschaft suchen. Vielleicht läuft sie mir
überm Weg. Dann kann das Fräulein aber was erleben."
Um zehn Uhr war Meggi wieder zurück. Ohne Lysa.
"Es wird langsam Ernst," verkündete sie ruhig. "Lysa würde es nie wagen, so
lange wegzubleiben, um uns zu ärgern. Dafür ist sie doch zu erwachsen."
"Du glaubst doch nicht, dass sie...," schluchzte Tante Fanny auf einmal und sie
hielt sich ein Taschentuch unter die Nase.
"Jetzt heul doch nicht gleich los. Das hilft auch nichts. Du könntest
Wasserfälle heulen, und sie wäre immer noch nicht hier," herrschte Meggi sie
scharf an.
"Ich suche nochmal," sagte Tala gepresst. "Vielleicht treffe ich sie."
"Ich komme mit," rief ich erhitzt.
"Ich auch," sagten Spencer und Brian gleichzeitig.
"Wir ebenfalls," stimmten Soo und Sandy im Chor.
Rudi nickte nur zustimmend.
"Dann bleibe ich hier und bewache das Telefon," schniefte Tante Fanny.
Bald standen wir alle mit Taschenlampen bewaffnet vorm Haus und warteten auf
Meggi, die Blanca und Cheroke anleinte. Sie gab mir Cherokes Leine. "Vielleicht
finden die beiden Hunde Lysas Fährte und können uns zu ihr führen,"
erklärte sie mir, als sie mein fragendes Gesicht sah.
"Ja, aber... Cheroke ist als Spürhund eine totale Niete," stammelte ich.
"Ist auch kein Wunder, bei der Plattnase," sagte Brian grinsend.
"Okay, wir teilen uns auf," antwortete Meggi und sah jeden an. "Rudi und
Spencer, ihr sucht nochmal in der Nachbarschaft. Soo und Sandy, ihr schaut im
Park nach. Tala und Alea, ihr sucht in der Einkaufsstraße. Brian und ich werden
mit Blancaim Wald nachsehen. Wir treffen uns in einer Dreiviertelstunde wieder
hier. Fragt jeden, der euch überm Weg läuft, nach Lysa. Wenn wir sie bis dahin
nicht gefunden haben, müssen wir wohl die Polizei anrufen."
Ich und Tala liefen seit einer halben Stunde in der Einkaufsstraße herum und
fragten jeden nach Lysa, doch niemand schien sie gesehen zu haben. Doch wir
machten tapfer weiter, liefen in Zickzack herum und fragten jeden, wobei ich
wieder mal Schwierigkeiten hatte mich den Leuten zu nähern, weil Cheroke
wieder nach deren Hosenbeinen schnappte, und schauten in dunkle Ecken und
Seitenstraßen. Jede zweite Minute fragten wir immer dasselbe.
"Entschuldigen Sie...,"
"...haben sie ein rothaariges Mädchen gesehen?"
"...sie trägt einen Zopf...,"
"...und einen weißen Trainingsanzug...,"
"...sie ist einen halben Kopf kleiner als ich...,"
"...sie ist genauso groß wie ich..."
"...War sie hier?!"
"...Haben Sie sie gesehen?"
Bald war eine halbe Stunde um und ich setzte mich erschöpft und gleichzeitig
hoffnungslos auf eine Bank. Angst und Sorge nagen an meine Eigenweide herum,
wie Mäuse. Außerdem kamen langsam die Tränen. Und ich machte mir dumme
Vorwürfe. Hätte ich mich bloß nicht mit ihr gestritten.
Dann gesellte sich Tala zu mir. Er ließ seine Schultern hängen und sein Blick
war glasig. "Keiner, keiner hatte sie gesehen. Was sollen wir bloß machen?"
"Keine Angst. Bestimmt haben die Anderen sie gefunden," wollte ich ihn und
gleichzeitig mich beruhigen. "Gehen wir zurück."
Doch wir wurden enttäuscht.
Alle waren schon wieder beim Treffpunkt, ohne Lysa. Meggi und Brian hatten
Zweige in den Haaren und ihre Schuhe waren total dreckig und Blancas
schneeweißes Fell ebenso. Wahrscheinlich hatten sie in den Büschen und in der
nähe von einem Teich gesucht. Die anderen waren total erschöpft und
hoffnungslos.
"Es hat keinen Sinn mehr. Wir müssen die Polizei anrufen," murmelte Meggi.
"Glaubst du, es wird was nützen?," fragte Rudi zweifelnd.
"Ich weiß es nicht. Vielleicht."
Nachdem Meggi die Polizei angerufen hatte und die vorbeikamen, fragten sie
Tante Fanny und Meggi aus nach Lysas Größe und Blutgruppe, und Tala nach
ihrer jetztiger Kleidung. Danach bekamen sie von Meggi ein Foto und sie fuhren
mit quietschenden Reifen weg.
Es lag jetzt eine bedrückte Stimmung im Haus. Wir saßen alle in der Küche und
hatten das Radio an. Nach einer Stunde nach dem Besuch der Polizisten
verkündeten die Nachrichtersprecher, dass ein Mädchen verschwunden sei.
"Das Mädchen heißt Lysa Ivanov, ist 1,71 m groß, hat auffällig rote Haare
und trägt einen weißen Trainingsanzug. Zwischen 18:00 und 22:00 wird sie
vermisst. Wenn Sie das Mädchen gesehen haben, infomieren Sie bitte die
Polizei."
Als ich das hörte, musste ich einfach weinen. Ich konnte nicht anders. Es war
einfach furchtbar, Lysas Name im Radio zu hören.Nicht als berühmter
Beyblader, nein, als vermisstes Mädchen, dass wahrscheinlich entführt wurde.
Diese Horrorstunden, wo wir nicht wussten, ob Lysa entführt wurde, ob sie noch
lebte oder schon tot war. Diese Ungewissheit war das Grauen. Ich wollte am
liebsten laut schreien, meine Angst, meine Schuldgefühle, meine Sorge...
einfach alles rausschreien, bis sie aus meinem Kopf waren und mich nicht zum
Ersticken drohten...
Tante Fanny wachte wie ein Wachhund vorm Telefon, jederzeit bereit
aufzuspringen, wenn es klingelte. Doch es tat sich nichts.
Schließlich wurde es ein Uhr morgens. Soo, Sandy, Brian, Spencer und Rudi
hatten sich mit schlechtem Gewissen von Meggi ins Bett bringen lassen, weil sie
fast mit den Köpfen auf dem Küchentisch eingeschlafen wären.
Doch ich blieb tapfer sitzen, ohne Müdigkeit zu zeigen. Es fiel mir sehr
schwer, doch ich hatte Angst, dass ich Alpträume bekam, wo Lysa tot irgendwo
lag, mit weit aufegrissenen Augen, einen entsetzten Gesichtsausdruck, als
könnte sie gar nicht glauben, dass sie sterben musste.
Wütend verscheuchte ich dieses Bild aus meinem Kopf.
Schließlich war es halb zwei. Meggi sah mich und Tala lange an. "Geht
schlafen," sagte sie sanft. "Die Polizei wird sich so schnell nicht melden, denn
wenn wir schon mit Blanca nichts gefunden haben und jede Person ausgefragt
haben, werden sie länger brauchen als wir."
Tala wollte protestieren, doch Meggi schob ihn und mich aus der Küche. "Geht
schlafen. Morgen werden wir nochmal alle Leute fragen. Vielleicht finden wir
jemanden, der Lysa gesehen hatte."
Wiederstand half nichts. Und außerdem waren wir beide so müde, sodass wir uns
kaum auf den Beinen halten konnten.
Langsam schleppten wir uns die Treppe hoch. Anstatt in sein Zimmer zu gehen,
ging Tala mit mir in mein Zimmer.
Bei dem Anblick von Lysas leerem Bett musste ich schwer schlucken, doch der
schwere Kloß in meinem Hals wollte sich nicht lösen.
Ohne viel zu überlegen, schlüpfte ich aus meinen Klamotten und legte mich nur
mit Unterwäsche ins Bett. Tala tat es mir nach und legte sich zu mir.
Wir beide lagen eng zusammen geschmiegt da, unsere Hände zusammengeschlungen.
Ich versuchte erstmal zu vergesssen, doch ich konnte es einfach nicht.
"Ich hätte diesen Streich nicht spielen sollen," murmelte Tala in mein Haar.
Ich biss mir auf die Lippe. "Es war nicht deine Schuld. Sie war vorher schon so
sauer."
"Weil Rudi sie die ganze Zeit genervt hat?"
"Das auch."
Ich erzählte ihn unseren Streit und dabei wurden meine Schuldgefühle stärker.
"Wäre ich bloß nicht weggegangen, sondern hiergeblieben," wisperte ich.
"Quatsch," Tala legte seine warme Hand auf meinen Hinterkopf und drückte mein
Gesicht in seinem Hals. "Lysa dachte nur, dass sie zu kurz kommt. Eigentlich
hat sie sich da umsonst aufgeregt."
"Aber... in der Abtei... als ich krabk war, war sie immer bei mir."
"Jaaah, in der Abtei! Aber wir sind jetzt hier. Lysa kann Rudi einfach nicht
leiden.
Und da Rudi nicht so leicht abzuschütteln ist, hat sie, unsere berühmte
Lästerzunge, keine Chance ihn zu vertreiben. Sie hatte wohl gehofft, dass ihr
dabei hilfst, aber sie muss es selber regeln, finde ich."
Eine Weile schwiegen wir. Dann fragte ich: "Ob er weint?"
"Wer?"
"Rudi."
"Bestimmt."
"Was sollen wir nur tun?"
"Warten, schätze ich."
"Kannst du das?"
"Nein."
"Ich auch nicht."
"Morgen werde ich weiterfragen."
"Ich auch."
"Hm."
"Was?"
"Schon gut."
"Sag!"
"Überanstreng dich nicht."
"Tala, wir wissen nicht mal, ob ich wirklich schwanger bin. Und außerdem ist
Lysa erstmal wichtiger."
"....Ja. Hast Recht."
"Und außerdem," Ich drehte mich auf die andere Seite, um ihn nicht ins Gesicht
zu schauen. "das Baby ist noch nicht voll entwickelt, oder? Erstmal muss sich
die befruchtete Eizelle vervielfachen und bis der Embryo da ist, ist noch mega
klein. Es dauert neun Monate, bis es geboren wird. Und es ist erst eineinhalb
Wochen her, als wir miteinander geschlafen haben."
"Du brauchst mir hier kein Biologieunterricht geben. Ich weiß das schon
selber."
"Du weißt aber noch nicht, was ein Tampoon ist, oder?"
"Mittlerweile schon."
"Hm."
"Was?"
"Nichts."
"Sag!"
"Gute Nacht."
"Pffff."
Am nächsten Morgen wachte ich spät auf. Tala war schon unten. Ich putzte
schnell meine Zähne, zog mir frische Sachen an, weil ich die Zeit nicht mit
Duschen vergeuden wollte, und ging nach unten in die Küche.
Tante Fannys Kopf lag auf dem Küchentisch, das Telefon neben in Reichweite.
Niemand außer ihr war hier. Bestimmt waren alle schon los und suchten weiter.
Ich nahm einen Apfel, verspeiste ihn schnell und zog meine Schuhe an.
Bevor ich den zweiten Schuh geschlüpft war, wurde die Haustür geöffnet. Ich
hörte Blancas Hecheln und tappende Pfoten.
Doch anstatt Tala war da Spencer, der Blanca ableinte. "Morgen," grüßte ich.
Der große Russe nuschelte war unverständliches und reichte mir einen
Umschlag. "War da im Briefkasten."
Ich nahm ihn und schaute auf dem Absender. Mein Herz wurde automatisch
schneller. Die Frauenärzte hatten geantwortet. Mit zitternden Fingern öffnete
ich den Brief und holte das Papier raus.
Langsam entfaltete ich ihn und las ihn. Meine Augen wurden größer und
größer.
Ich hielt meine Hand vorm Mund. Hier stand es auf weiß in schwarz:
"Sehr geehrte Frau Taylor,
nachdem wir unsere Untersuchungen abgeschlossen haben, müssen wir Ihnen
herzlich gratulieren. Sie werden Mutter und wir bitten sie jederzeit zur
Untersuchung zu kommen, um sicher zugehen, dass alles gut geht.
Ich möchte Ihnen auch empfehlen, zur Gymnastik zu gehen, damit Sie Übungen
lernen, die Ihnen bei der Schwangerschaft sehr hilfreich sein können.
Mit freundlichen Grüßen,
Elke Mikivitch"
Ich las mir den Brief mehrfach durch. Es war ein wunderbares Gefühl. Ich wurde
Mutter und Tala Vater.
Aber leider war es nicht der passende Augenblick, um Tala es jetzt zu sagen.
Er würde mich bestimmt, auch wenn wir es tausendmal durchgekaut hatten, die
ganze Zeit betütteln und davon war ich nicht gerade der Freund.
Ich steckte den Brief wieder zurück in den Umschlag und legte diesen auf die
Kommode, neben dem Jackenständer. Dann schnappte ich mir meine Winterjacke und
ging raus, Richtung Einkaufsstraße.
Mindestens fünfzehn Personen fragte ich, bis ich mich kurz ausruhte. Schon
wieder kein Glück und meine Laune sank wieder in den Keller. Auch das
Glücksgefühl, bald Mutter zu werden, konnte diese Trauer nicht überwinden.
Wie Lysa sich gefreut hätte, wenn sie wüsste, dass sie bald Tante wurde.
Ich stand auf. Ich sah da eine ältere Frau, die ich noch nicht gefragt hatte.
Schnell ging ich zu ihr hin und sprach sie an: "Entschuldigen Sie, darf ich sie
was fragen?"
"Natürlich," sagte die alte Frau freundlich.
Ich beschrieb ihr Lysa und wartete gespannt auf die Antwort.
Die alte Frau legte die Stirn in Falten: "Da muss ich nachdenken. Mein
Gedächtnis ist nicht mehr so gut, wie früher."
Nach einigen Sekunden wurde ihre Stirn wieder glatt. "Ja, ich habe eine
Rothaarige mit einem weißen Trainingsanzug gesehen."
"Wirklich?" Mein Herz schlug schneller. Ich wurde aufgeregt. Eine Welle der
Hoffnung durchspülte mich. "Wo haben Sie sie gesehen?"
"Da, bei der Ampel," antwortete die Frau und deutete auf die entsprechende
Stelle. "Sie wollte gerade auf die andere Straßenseite, als plötzlich ein
schwarzes Auto vor ihr stehen blieb. Es war so ein alter Jaguar, sehr schönes
Auto. Nun ja, der Fahrer kurbelte das Fenster runter. Ich konnte nicht
verstehen, was der Fahrer sagte, aber es war eindeutig ein Mann. Anscheinend
Ausländer, das konnte sogar ich hören. Dann stieg ein zweiter Mann aus und
legte seinen Arm um ihre Schulter und geleitete sie ins Auto. Dann fuhren sie
weg, aber Teufel, hatte der Mann aber ein Tempo drauf."
Mir wurde abwechselnd heiß und kalt. Zwei Männer? Ein Ausländer?
"Hatten sie den anderen Mann, der ausstieg, gesehen?," fragte ich mit heiserer
Stimme.
"Nur seine Haare, sonst nichts," sagte die Frau und sie schloss die Augen.
"Was für eine Haarfarbe?" Meine Stimme wurde höher, schriller.
"Ich schätze, er hatte lila Haare...ja, sie waren lila."
Mir blieb die Spucke weg, der Atem erst recht. Es kam mir so vor, als hätte ich
eine Treppenstufe verpasst, mir wurde schlecht, mein Hals wurde trcoken, mein
Atem ging nur stoßweise.
"Geht es Ihnen nicht gut?," fragte die alte Frau mich besorgt. "Sie sind ja ganz
blass!"
Ich sank langsam auf die Knie. Mein Gehirn arbeitete nicht mehr richtig, meine
Zunge war schwer, ich war unfähig was anderes zu sagen, als den verhassten
Namen von diesem einen Mann.
"Boris!"
~Danke fürs Lesen ^____^
Hoffentlich war die Käppi gut xD
cucu
eure Wolfi~
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