Verdammt, ich bin in meinen Teamleader verknallt!!! von abgemeldet
(Nächste Käppi ist da!!!)
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Kapitel 24: Ein Bekannter taucht auf...
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"Ali, wach auf! Ali!"
Neben meinem Ohr hörte ich Lysa leise meinen Namen flüstern. Mühsam öffnete
ich die Augen. "Was ist denn los?," gähnte ich und schaute der Rothaarigen ins
Gesicht, das vor Sorgen tiefe Falten auf der Stirn hatte. "Draußen steht
jemand," wisperte Lysa. "Und er guckt die ganze Zeit unser Haus an."
Ich verdrehte die Augen und stülpte meine Decke überm Kopf. "Vielleicht nur
ein Tourist, der spät unterwegs ist und euer schönes Haus bewundert."
"Haha, sehr witzig," gab Lysa trocken zurück und warf einen ängstlichen Blick
zum Fenster. "Weiß du was?"
"Deine Hose ist naß?," fragte ich uninteressiert, wo Lysa mir in die Seite
knuffte und meine Decke wegriss. "Hör auf mich zu veraschen! Ich meine es
ernst!"
"Lysa, es ist ein Uhr morgens," knurrte ich, als ich einen Blick auf den Wecker
göhnte. "Und ich möchte GERNE weiterschlafen!"
"Erst wenn du mich ernst nimmst und mit mir aus dem Fenster guckst," sagte Lysa
stur und zog an meinem Arm. Stöhnend warf ich meine Decke zu Seite und
schlurfte ihr zum Fenster. "Meinetwegen, aber versprich mir, dass du mich dann
weiterschlafen lässt."
"Großes Indianderehrenwort," versprach Lysa und lugte nach draußen. "Er steht
immer noch da," wisperte sie. "Ob er hier einbrechen wird?"
"Du hast zuviele Filme gesehen," antwortete ich trocken.
"Nehme mal an, dass er die Person ist, an die ich gerade denke," sagte die
Rothaarige.
"Nehme mal an, dass er das NICHT ist und nur ein harmloser Typ ist, der ein
Spaziergang macht," zischte ich gereizt.
Einen Moment lang schaute Lysa mir böse in die Augen. Dann guckte sie wieder
nach draußen und machte ein erstauntes Gesicht. "Er ist weg."
"Na also," Zufrieden warf ich mich aufs Bett. "Was habe ich gesagt?"
"Du hast nicht gesagt, dass er weggeht," meinte Lysa, leicht genervt.
"Ich habe aber gesagt, dass er harmlos ist und das Haus betrachtet hat. Und das
hat er genau getan."
"Ach, glaub doch was du willst! Ich bin aber überzeugt, dass es der Typ ist, an
den ich gerade denke."
"Und WER ist der mysteriöse Typ?" Wenn Lysa noch einmal um den heißen Brei
redete, warf ich ein Kissen gegen ihren Kopf, denn es ging mir langsam auf den
Senkel.
"Boris!" Die Rothaarige war aufgesprungen. "Er ist es bestimmt!"
Ich erschrack kurz, lachte aber dann. "Boris?! Glaubst du echt, dass der nach
uns sucht?"
"Möglich ist alles," antwortete Lysa und sie wurde unternehmungslustig. "Hey,
wir können uns doch hinterschleichen..."
"Bist du verrückt?," schimpfte ich. "Mitten in der Nacht? Und was meinst du mit
WIR?"
"Uns beide," knurrte Lysa und holte schon aus ihrer Komode einen Wintermantel
raus.
"Also gut. Angenommen es ist Boris. Findest du es nicht ein bisschen gefährlich
ihn hinterzuschleichen?" Ich hoffte, dass Lysa sich die Idee aus dem Kopf
schlug, aber da täuschte ich mich.
"Ach, ein bisschen Nervenkitzel schadet nicht. Und außerdem bin ich ganz scharf
darauf, die gute alte Schleimbacke wiederzusehen," grinste Lysa und schnappte
sich eine kleine Taschenlampe.
"Leg dich wieder hin," befahl ich. "Er ist bestimmt schon über alle Berge."
Die Rothaarige drehte sich zu mir um. "Du redest wie Tala," stellte sie fest.
"Und darauf höre ich erst Recht nicht."
Schwungvoll machte sie die Tür auf und schritt raus.
"Stop!" Ich hatte Schwierigkeiten aus dem Bett zu kommen, denn meine Beine
verfingen dich in der Decke. Verärgert strampelte ich sie weg und raste zur
Tür.
Lysa hatte in der Zeit schon die Treppe erreicht und schlich sich gerade runter.
Leicht erstaunt verzog ich das Gesicht. Die machte es einfach. Leichtsinniger
ging es wohl nicht.
Da ich Lysa nicht verpassen wollte, zog ich mir meinen weißen Wintermantel
über und schlich zur Tür. Gottseidank wurde Lysa von dem schwanzwedelnden
Blanca aufgehalten, der sie munter umsprang.
"Lysa," Ich sprang drei Stufen runter und packte ihren Arm. "Du machst es doch
jetzt nicht wirklich, oder?"
"Klar mache ich das. Was wollte ich denn sonst? Mit Blanca spazieren gehen?,"
entgegnete Lysa und schob Blanca zur Seite. "Leg dich."
Gehorsam machte Blanca Platz und beobachtete uns mit wachen Augen.
"Perfekt." Leise drückte Lysa die Türklinke runter. "Wir müssen vor fünf Uhr
hier sein, denn Meggi macht um die Zeit immer ihre Morgensdusche."
"Erwartest du etwa, dass ich vier Stunden mit dir da draußen herumirre, nur um
den angeblichen Boris zu suchen?," zischte ich, doch Lysa war schon draußen und
zog sich da ihre Stiefel an. Mürrisch folgte ich ihren Beispiel.
Draußen war es arschkalt und ich zog meinen Wintermantel enger um mich.
Auch Lysa bibberte. "Ich glaube, ich hätte mich besser anziehen sollen," sagte
sie und machte die Taschenlampe an.
"Super," knurrte ich. "Und wo müssen wir jetzt lang?"
"Tja, gute Frage." Lysa beleuchtete den rechten Weg. "Ähm...vielleicht nach
rechts?"
"Vielleicht," schnaubte ich. "drehen wir uns wieder um und gehen ins Haus in
unsere Betten?"
"Auf keinen Fall," Sie leuchtete mir die Taschenlampe ins Gesicht. "Ich will
wissen, ob es Boris war."
Ich schwieg. Ausreden konnte ich ihr das nicht mehr. Und wenn es nicht Boris
war, war alles für die Katz. Und wenn er es doch war....ich schauderte. Daran
wollte ich erstmal nicht denken.
"Komm jetzt," Lysa zupfte an meinem Ärmel. "Oder willst du hier einfrieren?"
Mit Eifer nahm sie den rechten Weg, wo ich lustlos hinter ihr schlurfte. Die
Allee war ganz still. Die schwarzen Straßenlaternen beleuchteten die Straßen,
was eigentlich komisch war. In Japan gingen sie um eins aus.
Lysa hatte ihre Taschenlampe ausgemacht und stapfte vorisichtig voran. Gerade
wollte sie um die Ecke gucken, als die Straßenlaternen plötzlich ausgingen und
wir in der Finsternis hockten.
"Oh mann," stöhnte Lysa.
"Wieso machen sie die Laternen so spät aus?," fragte ich sie.
"Was meinst du damit? Punkt eins Uhr. Der Wecker ging ein paar Minuten vor,"
antwortete Lysa und zückte ihre Taschenlampe.
"Warte!" Ich drückte ihren Arm runter. "Willst du einfach die Lampe anmachen,
wo du eigentlich nicht weißt, ob Boris da ist?"
"Ja, das habe ich mir so gedacht," sagte Lysa kühl und knipste die Taschenlampe
an und leuchtete um die Ecke.
"Da ist keiner," sagte sie schließlich, als sie nachguckte.
"Schön." Ich klapperte mit den Zähnen. Wenn ich krank wurde, machte ich Lysa
dafür verantwortlich.
Wir wanderten bestimmt mindestens zehn Mintuten weiter, bis wir eine Sackgasse
erreichten. "Na gut, umdrehen," kommandierte Lysa.
Gerade bogen wir in eine Straße, namens 'Moorallee', als die Rothaarige auf
einmal nach meinem Arm schnappte und mich hinter einer Mauer zog. "Da ist er!,"
zischte sie, machte schnell ihre Taschenlampe aus und hockte sich hin.
Vorsichtig schaute ich hin. Ich sah nur zwei Schatten und hörte Schritte. Und
eine Stimme, die mir bekannt vorkam. Ein anderer antwortete.
"Scheiße," Lysa zitterte. "Er ist nicht allein. Wir müssen verschwinden."
"Wieso? Im Dunkeln erkennt er uns gar nicht," sagte ich einfach.
Lysa antwortete nicht, denn die Männer waren schon richtig nahe. Ich hielt die
Luft an und wartete.
Ihre Stimmen hallten durch die ruhige Allee. Leider konnte ich nicht verstehen,
was sie da redeten. Als sie an uns vorbeiliefen, klopfte mein Herz schneller.
Wir pressten uns an die Wand und bewegten uns so wenig wie möglich. Jetzt
müsste einer von denen nur zu Seite gucken...
Doch gottseidank waren sie schließlich an uns vorbei.
Mit leicht zitternden Knien standen wir beide auf. Lysa musste sich sogar noch
an der Mauer festhalten, so stark zitterte sie.
"Was machen die nur hier?," flüsterte sie heiser. "Ich dachte, Boris wurde
sonst wohin vertrieben und wäre jämmerlich in den Bergen erfroren. Nein, ich
HATTE GEHOFFT, dass er erfror oder wenigstens von Wölfen zerissen wurde..."
"Worüber haben sie geredet?," unterbrach ich sie.
Die Rothaarige legte die Stirn in Falten, als sie nachdachte. "Die haben kein
Russisch oder Japanisch gesprochen," sagte sie schließlich. "Ich bin mir ganz
sicher, dass das Französisch war."
"Französisch?"
"Ja. Oder sag mir mal, welche Sprache das Wort 'Merci' benutzt. Wahrscheinlich
hat Boris sich bei den Typen eingeschleimt, indem er sagt, wie toll er doch
sei...genau, hat er doch. Das Wort 'Great' und 'Perfect* kam dadrin vor..."
"Jetzt erklär du mir mal, seit wann Franzosen auf einmal englische Wörter in
ihre Sätze einbauen. Ist ja ganz was neues. Soviel ich weiß, lernen Franzosen
in ihrer Schule kein Englisch," knurrte ich.
"KANN ja auch SEIN, dass der Typ ENGLISCH GELERNT hat. Und außerdem war das
Boris, der mit Schleimattacken um sich geworfen und die Wörter benutzt hat."
"Wie hört sich das an? Tu as beautiful et great?! Oder: Merci, you're very
nice?!," spottete ich. "So spricht doch keiner."
"Rudi schon, wenn du ihn das sagst, dass man so sich mit Franzosen verständigen
kann," meinte Lysa und grinste belustigt. "Brian hatte ihn mal voll verarscht.
Der hatte ihn erzählt-,"
"Können wir nicht ein anderes Mal darüber reden," bat ich. "Mir ist kalt und
ich möchte gerne wieder zurück."
"Ach, du grüne Neune!," Lysa drehte sich um. "Jetzt ist Boris über alle Berge.
Und ich wollte noch gerne gucken, wohin er geht."
"Wie schade," murmelte ich ironisch. "Können wir jetzt nach Hause?"
Doch Lysa überhörte absichtlich die Frage. "Komm, wir gehen in die gleiche
Richtung," sagte sie und rannte los.
Lebte das Mädchen unter Abenteuerlust? Ich glaubte ja. Früher war das nicht
anders gewesen.
Leider hatten wir Pech. Oder besser gesagt Lysa. Egal, wie schnell wir rannten,
wie oft wir einbogen und nach Fußspuren Ausschau hielten, Boris und sein Kumpel
waren nicht mehr da.
"Mist!" Wütend trat Lysa gegen einen einsamen und harmlosen Baum, der von dem
Tritt erzitterte und ein wenig Schnee auf unsere Köpfe rieseln ließ.
"Jetzt beruhig dich doch mal," schimpfte ich, als die zweite Ladung Schnee kam.
"Da kann der Baum auch nichts."
Die Rothaarige fluchte. "Jetzt bin ich wegen dem aufgestanden, laufe wegen dem
durch ganz Moskau wegen nichts und wieder nichts! Es ist einfach ungerecht.
Dieser gottverdammte....," Sie suchte nach ein geeignetes Schimpfwort. "Ach, er
ist einfach kacke!"
"Kehren wir JETZT um?," fragte ich, diesmal gereizter.
"Meinetwegen," Lysa kickte eine leere eingedrückte Coladose weg. "Boris ist eh
futsch!"
Schlecht gelaunt drehten wir um. Ich war froh, dass wir umkehrten, denn mir kam
es so vor, dass alles unter meinem Nachthemd eingefroren wäre.
Unter Lysas Geknurre und meinem Zähnegeklappere, erreichten wir unser Haus.
Gerade wollte Lysa die Tür aufmachen, als wir dahinter ein schreckliches
Knurren hörten. "Das ist nur Blanca," beruhigte Lysa mich. "Der knurrt immer
nachts, wenn einer sich der Tür nähert."
Eh drückte sie die Türklinke runter, als Blanca anfing laut zu bellen anfing.
Ich machte vor Schreck einen Luftsprung.
"Blanca, ich bin es doch. Dein Frauchen," säuselte Lysa beruhigend, doch der
Husky bellte diesmal noch lauter.
"Der weckt noch das ganze Haus auf," fluchte Lysa und öffnete mit Schwung die
Tür. "Blanca, du blöder Kerl, bist du scherhö-,"
Weiter kam sie nicht. Mit einer Wucht, die ganz sicher Spencer umgehauen hätte,
sprang Blanca Lysa an und die beiden flogen mit einem dumpfen Plumps auf dem
Boden. Erst dachte ich, dass Blanca Lysa angriff, doch Lysa rief statt "Aua!,"
was anderes.
"Iiiih, du sabernde Flohfänger! Geh runter von mir....iiiigitt! Nimm deine
Zunge weg....bah, ist die kalt! Hilfe! Ich werde weggeleckt! Iiiih, ist das
widerlich! Baaah!!!"
In diesem Moment machte jemand im Flur das Licht an und draußen wurde der
kleine Kiesweg behellt.
Meggi stand mit einen Basballschläger und blauen Morgenmantel da und
beobachtete erstaunt die Szene auf dem Boden.
Hinter ihr standen Tala, Brian, Rudi, Spencer, Sandy, Soo und Tante Fanny, alle
ebenfalls überrascht.
"Was ist denn hier los?," brachte Tante Fanny schließlich heraus.
Nur mit Mühe konnte Lysa antworten. "Nichts...nur ein kleiner Spaziergang
draußen...war toll, wirklich..."
"Draußen? Alleine?," kreischte Tante Fanny. "Tickst du noch ganz sauber? Was
hätte euch alles passieren können...fremde, betrunkene Männer hätten
euch-;"
"Vergewaltigen können," beendete Lysa gelangweilt den Satz, wobei sie Blanca
wegschob. "Aber wie du siehst, ist nichts passiert."
"Da bin ich auch froh, Fräulein," knurrte Meggi böse und fuchtelte drohend mit
den Basballschläger. "Und dafür kriegst du Hausarrest. Zwei Wochen! Ohne
Ausnahme!"
"Was?!," schrie Lysa. "Zwei Wochen?!"
"Wenn du so weiter herumschreist, werden es drei," drohte Meggi.
Da Meggi nicht meine Erzieherin war, bekam ich kein Hausarrest. Wenn sie es
gewesen wäre, hätte ich eh keinen bekommen, denn Lysa war bekannt dafür, dass
sie welche mitschleifte verbotene Sachen zu tun.
Lysa fand das natürlich ein bisschen fies, dass sie ganz alleine dann im Haus
bleiben durfte. Aber sie meckerte nicht herum, sonst würde Meggi ihr noch mehr
Hausarrest geben.
"Du lässt mich doch nicht die ganze Zeit alleine hier herumhocken, oder?,"
fragte Lysa mich bittend, als wir wieder in unsere Betten lagen.
"Mal sehen," brummte ich, denn ich wollte dringend schlafen.
"Toll," fauchte Lysa und haute auf ihrem Kissen. "Und da hatte ich noch so viel
vor! Ich wollte Brian mit Cora verkuppeln und natürlich auch ein bisschen
herumspionieren, wegen Boris. Tante Meggi wird mich bestimmt als Hausmädchen
verdonnern und ich darf alles sauber machen..."
"Jaja, wie schlimm," gähnte ich und schloß meine Augen.
Mir kam die übrig gebliebene Schlafenzeit sehr kurz vor, als ich von Lysas
Gebrülle geweckt wurde.
Müde blinzelnt richtete ich mich auf. Es war schon hell draußen. Im Bett sah
ich eine aufgebrachte Rothaarige, die sich die Decke bis unters Kinn gezogen
hatte und eine gewisse Person drohend anstarrte. Und dieser jemand war Rudi.
Der grinste übers ganze Gesicht und hielt ein Tablett mit Frühstück. "Guten
Morgen, Ali," grüßte er mich fröhlich.
Ich murmelte einen guten Morgen und legte mich wieder hin, um weiterzuschlafen.
Doch dazu kam es nicht.
"Wer hat dich hier eingeladen?," zischte Lysa den, immer noch fröhlichen, Rudi
an. "Hab ich um 'Herein' gebeten?! Nein, das habe ich nicht. Und da hast du
nicht hier einfach reinzuplatzen, KAPIERT?!"
"Ich wollte dir Frühstück bringen, wegen deinem kleinen Abendspaziergang,
heute morgen," sagte Rudi, als hätte er Lysas Gezetere nicht gehört. "Ich habe
sogar den Kakao selber gemacht. Lauwarm, genauso wie du ihn magst." Er wandte
sich zu mir. "Ich wusste nicht, wie du deinen Kakao mochtest, also hab ich ihn
heiß gemacht."
Ich bedankte mich. Eigentlich fand ich Rudi ganz sympathisch. Lysa sah aber wohl
das Gegenteil.
"Merkst du nicht, dass du störst?," knurrte sie und warf einen todbringenden
Blick zu Rudi. "Geh raus! Aber sofort, sonst vermöbele ich dich mit den
Kissen."
"Hast du denn keinen Hunger?," fragte Rudi erstaunt.
"Nein, der ist mir vergangen," fauchte Lysa und knüllte ihren Kissen schon.
"Ich habe sogar dein Lieblingsessen," lächelte Rudi und hielt ihr das Tablett
unter die Nase. "Brot mit Käse und Marmelade. Und ich hab sogar ein paar
Weintrauben dazu gelegt."
"Bist du schwerhörig?," zischte Lysa. "ICH HABE KEINEN HUNGER!!!"
Rudi zog die Augenbrauen hoch. "Du hast keinen Hunger? Sag mal, wirst du krank?"
Besorgt wollte er Lysas Stirn befühlen, doch die tauchte gleich unter ihre
Decke. "Lass das! Mir geht es prima!"
"Da würdest du essen," antwortete Rudi und seine Schweinaugen blickten
fürsorglich. "Soll ich lieber ein Fieberthermometer holen?"
"Grrrrr, ich bin nicht krank!," knurrte die Rothaarige.
"Das sagt man so," sagte Rudi altklug. "Hast du Halsschmerzen? Soll ich Milch
mit Honig machen? Oder Lutschtabletten holen?"
Ich hätte fast gelacht. Er war nicht abzuschütteln.
Das merkte Lysa wohl auch. Denn sie tauchte auf, schaute ihn giftig an und
presste ihre Hände an ihre Ohren und schluckte schwer.
"Du hast Recht. Ich habe furchtbare Ohrenschmerzen. Ich kann niemanden zuhören,
denn das ist mir zu laut und dann tut es weh. Und Halsschmerzen habe ich auch
ein wenig. Ich brauche dringend Ruhe."
"Oh, ich werde dich natürlich betreuen," rief Rudi eifrig. "Ich habe einen
Erste-Hilfe-Kurs belegt und helfe in der Apotheke. Du wirst ruck-zuck gesund."
"Neee, lass das mal. Du steckst dich bestimmt an-," versuchte Lysa ihn das
auszureden, doch er unterbrach sie.
"Ich hole erstmal Meggi," strahlte Rudi und sprang aus dem Zimmer. "Vielleicht
darf ich mich ganz alleine um dich kümmern!"
"Wie bitte?!," schrie Lysa schrill.
Verzweifelt sprang sie auf und wollte rauslaufen, doch Meggi stand schon vor
unsere Tür mit einem Thermometer bewaffnet. "Ich habe es zufällig
mitbekommen," sagte sie und schob die Rothaarige zurück ins Bett. "Wir messen
sofort Fieber."
"Meggi, ich bin nicht wirklich krank, ich habe nur...," stammelte Lysa, doch
Meggi hörte ihr nicht zu, sondern steckte das Thermometer unter ihre Achsel.
"Das kommt mal wieder davon, wenn man draußen herumirrt," schimpfte sie und sah
mich an. "Gehts dir auch schlecht?"
"Nein, nein, mir geht es ausgezeichnet," antwortete ich schnell.
Das Thermometer piepte. Meggi nahm es, wedelte damit kurz in der Luft herum und
schaute.
"Neununddreißig Grad. Eindeutig Fieber," murmelte sie.
"Nur ein bisschen," maulte Lysa. "Muss ich unbedingt im Bett bleiben?"
"Ja, das musst du," sagte Meggi einfach. "Du hast eh Hausarrest." Ehe sie raus-
ging, fügte sie noch hinzu: "Da ich und Fanny mit Soo und Sandy shoppen gehen,
seid ihr alleine. Rudi wird sich um dich kümmern."
"WAS?!"
Belustigt grinste Tala und schaute zur Treppe. Ich saß mit ihn, Brian und
Spencer am Tisch und frühstückte, bis Lysa das ganze Haus fast zusammenschrie.
"DU LÄSST SCHÖN DEINE WURSTFINGER IN DEINE TASCHEN!!!"
"Die amüsieren sich ja prächtig," lachte Spencer.
"Stimmt," Brian gluckste. "Soviel ich verstanden hab, will Rudi kalte Umschläge
um Lysas Waden schlingen."
"Das hat sie gleich abgelehnt," sagte Spencer und trank aus seiner Tasse.
"Armes Schwesterchen," grinste Tala und setzte ein sadistisches Grinsen auf.
"Wir sollten besser rausgehen und sie in Ruhe lassen. Dann kann Rudi sie gesund
pflegen."
"Nicht das wir Rudi zusammenflicken müssen," wiedersprach ich, denn ich war
ganz sicher, dass Lysa kurz davor war, Rudi mit eigenen Händen zu zerreißen.
"Ja, seine Ohren vielleicht, denn Lysas Geschreie ist ja unerträglich," sagte
Brian und wir mussten lachen.
"Wollen wir ein bisschen in die Stadt?," fragte Tala mich. "Wir können Blanca
und Cheroke mitnehmen."
"Können wir," antwortete ich und schaute ihn verliebt in die Augen. Er gab mir
grinsend einen Kuss. "Darf ich denn mitkommen?," bat Brian. "Hier drinnen ist eh
nichts los, außer Lysas Gezetere und meine Ohren sind es bald leid."
"Meine auch," Tala streckte sich. "Lass uns jetzt losgehen, bevor sie es merkt.
Sie würde es überhaupt nicht gutheißen."
Nachdem Brian, ich und Tala Blanca und Cheroke angeleint hatten, gingen wir los.
Spencer wollte sich später mit Natascha treffen. Deshalb blieb er erstmal
Zuhause.
Draußen hörten wir noch Lysa kreischen: "STECK DIR DEINE MILCH MIT HONIG SONST
WOHIN!!!"
"Höhö, ich bin gespannt, wie sie nach dem Geschreie aussieht," grinste Brian.
Wir fuhren mit den Bus in die Innenstadt. Ich hatte wieder Probleme mit Cheroke,
der seine alte Angewohnheit einsetzte, andere Leute in die Hosenbeine zu
beißen. Blanca hingegen war ruhig und gehorsam. Mal schnüffelte er an
jemanden, sonst war es nicht so schlimm.
"Du hast ja echt schlechte Karten mit Cheroke," meinte Tala, als ich Cheroke mit
Mühe zu mir zog.
Geklemmt nickte ich und dachte an den Hundewettbewerb. Olga würde mir bestimmt
die Hölle heiß machen.
"Willst du mit Cheroke einmal zur Hundeschule?," bot Tala mir an. "Denn Blanca
muss eh dahin. Meggi mault uns die Ohren voll."
"Ja, das wäre toll," sagte ich erleichtert. Da konnte ich Blanca wenigstens ein
paar Manieren beibringen.
Plötzlich hörte ich neben mir ein "Hi!"
Ich sah zur Seite. Da stand ein dunkelblondes Mädchen, dass braune Augen hatte
und uns freundlich zulächelte.
"Cora," Tala lächelte zurück. "Wie gehts?"
"Mir geht es supi, wie immer," lachte sie und setzte sich mir gegenüber neben
Brian. "Na Brian."
"Tag," murmelte Brian, lächelte schwach, schaute auf seine Knie und wurde rot.
Lysa hatte doch Recht mit ihrer Vermutung...
"Hi, bist du Talas Freundin?," fragte mich Cora. Ich nickte und stellte mich
vor.
Ich mochte sie gleich sofort. Sie hatte ein offenes, hübsches und freundliches
Gesicht und schien immer fröhlich zu sein. "Und wo sind Lysa und Spencer?,"
erkundigte sie sich.
"Spencer trifft sich nachher mit Natscha und Lysa ist...leider krank,"
antwortete Tala und betonte das Wort 'leider' sehr, wo er dabei einen schaden-
frohen Ton einsetzte.
"Ach so. Sie wollte heute mit mir bei sich einen Film gucken," sagte Cora.
Ich merkte, wie Brains Gesicht sich verfinsterte. Er dachte jetzt bestimmt, dass
die Rothaarige ihn dabei verkuppeln wollte.
"Und was wollt ihr so machen?," fragte Cora ins Schweigen hinein. Sie schien
wohl Schweigen unangenehm zu finden.
"Wir wollen ein bisschen durch die Stadt schlendern," sagte Tala und legte einen
Arm auf meine Schulter. "Alleine?," bohrte Cora weiter nach.
"Naja...wenn Brian alleine irgendwo hinmöchte, ja."
"Ach, das könnt ihr ruhig machen," Cora strahlte. "ich nehme Brian mit, dann
könnt ihr in aller Ruhe spazieren gehen."
Der Silberhaarige hickste überrascht und bekam ein knallrotes Gesicht. Er
konnte sein Glück bestimmt nicht fassen.
"Das ist gut," Tala sah Brian grinsend an und zwinkerte mir verschwörerisch zu.
"Ali und ich möchten gerne alleine sein."
"Dann ist das ja geklärt," lächelte Cora.
Und bei der nächsten Bushaltestelle stiegen wir aus und Cora nahm Brians Arm.
"Komm, lassen wir die beiden alleien," sagte sie. "wir können zusammen Eis
essen."
"Oh...i-ich...j-ja, können wir," stammelte Brian, doch Cora wartete nicht, bis
er ausgesprochen hatte, sondern zog ihn gleich weg.
"Hehe, so fängt schon eine neue Liebe an," lachte Tala und wir beide
schlenderten Händchen haltend durch die kleinen Einkaufsstraßen.
Hin und wieder blieb ich stehen und schaute mir ein paar Sachen an.
Tala wartete geduldig, was mich angenehm überraschte. Ich erinnerte mich noch
genau daran, als wir beide einen Bikini geholt hatten. Da war er sehr ungeduldig
gewesen. Da lag mir eine Frage auf der Zunge.
"Weiß du noch, als wir zusammen einen Bikini eingekauft hatten?," erinnerte ich
ihn. Er grinste, diesmal breiter. "Oh ja, das werde ich nie vergessen. Da waren
Bikinis, die waren sooo furchtbar und die fandest du noch toll."
"Fandest du mich sexy oder nur den Bikini?," fragte ich spontan, denn ich wollte
es unbedingt wissen.
Tala tat erstaunt. "Hatte ich das gesagt?"
"Ja, das hattest du," Ich tat auf vorwurftsvoll. "Und da bin ich mir noch nicht
so sicher, ob du mich oder den Bikini meintest."
Mit einen liebevollen Lächeln umarmte Tala mich und hauchte mir ins Ohr: "Der
Bikini macht nicht die Person sexy, sondern die Person macht den Bikini sexy.
Und da du den trugst, war er mehr als sexy. Er war megasexy, weil du den an
hattest."
Ich wurde rot. "Das hast du aber toll gesagt."
"Ich weiß."
Wir küssten uns, bis uns eine alte Dame anherrschte. "Stellt euch gefälligst
woanders hin und nicht in dem Weg," zeterte sie. "Hier sind auch Kinder
anwesend!"
"Ist ja gut, Madam," sagte Tala und grinste scheinheilig. "Kommt nie wieder
vor."
Er machte brav Platz, zog mich zu sich und streichelte auffällig meinen
Hintern. Die alte Frau war entsetzt. "Und das noch in der Öffentlichkeit!
Schämen solltet ihr euch!"
Verlegen errötete ich und ging mit Tala aus dem Laden. "Das war nicht nötig
gewesen," murmelte ich.
Der Rothaarige grinste. "Nur weil die das nicht mehr machen kann, muss sie uns
doch nicht den Spaß verderben."
Ich lächelte nur schwach und wollte zu unseren Hunden, die wir an einem
Fahradständer angeleint hatten, da Hunde in den Läden nicht erlaubt waren.
Und da sah ich DIE Person auf die ich keinen Nerv hatte.
Olga, mit ihren Hund Chéri, stand da und versuchte vergeblich ihren Hund von
Cheroke wegzuziehen, der seinen Spielkamerden erkannt hatte und mit ihn spielte.
Blanca hingegen ärgerte Olga, indem er mit seine kalten Nase die Orangehaarige
wegstubste und noch einen nassen, kalten Film an ihren Beinen hinterließ. Olga
wich mit verzogenen Gesicht weiter von ihm weg.
"Chéri, Baby, bei Fuß," schrie sie, doch vergebens.
"Brauchst du Hilfe, Olga?," fragte Tala, zu meinen Ärger, die Oberzicke, die
mit großen Augen und mit einem viel zu liebevollen Lächeln, der besser zu
einem hirnmanupulierten Pavianweibchen gepasst hätte, rief: "Tala! Mein Retter.
Ich brauche dringend deine Hilfe!"
Mit einem gekonnten Griff packte Tala Cheroke am Halsband und zog ihn zu sich,
während Olga ihren Hund auf dem Arm nahm.
"Zum Glück bist du gekommen," sagte sie und schaute ihn verliebt in die Augen,
wobei ich sie erwürgen könnte. "Soll ich mich revanchieren und dir ein Eis
spendieren?"
"Nein., brauchst du nicht," warf ich ein und packte Talas Arm. "Tala und ich
wollten gerade Eis essen." Um ihr deutlicher zu machen, dass sie nichts mehr an
Tala zu suchen hatte, küsste ich ihn auf dem Mund.
Nach dem Kuss schaute ich listig zu Olga, die mich wie ihren schlimmesten
Alptraum ansah. Als sie sich wieder gefasst hatte, sagte sie mit beherrschter
Stimme: "Oh schade. Hast du denn schon deinen Hund trainiert?"
"Klar, habe ich," log ich. Gottseoidank bekam ich keine lange Nase. "Hast du
denn mich angemeldet?"
"Natürlich," antwortete Olga und ihr Blick verriet eindeutig, dass sie was
ausgefressen hatte. Doofe Kuh.
"Angemeldet? Für was denn?," fragte Tala neugierig.
Bevor ich antworten konnte, kam mir Olga zuvor und erzählte ihn vom Hunde-
wettbewerb. Dann fragte sie ganz unschuldig: "Willst du mitmachen?"
"I-ich weiß noch nicht," antwortete Tala unsicher. "Blanca ist nicht gerade ein
Musterhund und Ali und ich wollten mit den beiden Hunden zur Hundeschule..."
"Oh, das ist doch perfekt," rief Olga entzückt. " Ich wollte auch mit Chéri
zur Hundeschule, denn sie muss noch die Rolle üben. Wir können doch zusammen
hingehen."
"Ähm...ja," sagte Tala nur und ich kochte vor Wut. Diese Schlange. Egal, wenn
ich auch mit Tala vor ihren Augen Geschlechtsverehr machen würde, die würde
nie locker lassen. Als sie noch Tala gewinnen könnte! Schwarze Witwe! Medusa!
"Lass uns gehen, Tala," sagte ich schnippisch und hackte mich an ihn. "Ich habe
Hunger aus Eis." Ohne auf eine Antwort zu warten, schleifte ich ihn
erbarmungslos mit. Ich hörte Olga noch rufen: "Ich rufe vielleicht noch heute
an, dann können wir es absprechen!"
In der Eisdiele saßen Tala und ich draußen und verspeisten ein Eis. Die Hunde
lagen unterm Tisch und dösten. Wir hatten sie an den Tischbeinen angeleint,
damit wir die Leinen nicht die ganze zeit in deen Händen halten mussten, denn
wir brauchten sie fürs Händchen halten.
Immer wieder sahen Tala und ich uns in die Augen und ich verfehlte mit dem
Löffel immer meinem Mund, so versunken war ich in seine Augen. Meine ganze
Wange war schon schmutzig.
Grinsend wischte Tala sie mit seiner Serviertte weg. Cheroke grunzte.
"Das wird eine Heidenarbeit mit den Hunden," Tala lehnte sich zurück. "Glaubst
du, dass wir es schaffen?"
"Klar. Wir schaffen alles," sagte ich und wusste, dass ich übertrieb. Ich
wusste, dass Cheroke ein hofflungsloser Fall war. Ich würde staunen, wenn der
Klops mal auf Kommando rollte.
Ich löffelte weiter mein Eis und guckte gedankenverloren in die Menge.
Plötzlich holte ich erschrocken tief Luft. Ganz hinten, auf der anderen Seite
des Marktplatzes sah ich eine lilahaarige Gestalt in einem schwarzen Mantel. Und
dieser Jemand war kein anderer als Boris. Lysa hatte Recht. Er war doch wieder
hier.
Zitternd ließ ich den Löffel sinken. Talas Haare waren sehr auffällig. Von
der Entfernung würde Boris sofort erkennen. Er musste nur hierher schauen und
dann war alles vorbei.
"Tala," Ich ärgerte mich, dass meine Stimme zitterte und höher wurde. "Lass
uns jetzt gehen."
"Aber du hast noch gar nicht aufgegessen," staunte Tala. "Mach dir keinen
Stress."
"Nein, Tala," antwortete ich und schielte hin und wieder zu Boris. Er schien
sich mit jemanden zu unterhalten... "Wenn du meinst," Tala stand auf. "Dann lass
uns mal."
Ich nickte undstemmte mich hoch. Leider schleuderte ich meinen Löffel, der noch
eine ordentliche Portion Eis hatte, runter.
Und Cheroke, der sich aus alles stürzte, was runterfiel und essbar war, machte
einen Hechtsprung auf den Löffel.
Blanca, der sicher dachte, dass Cheroke spielen wollte, sprang mit einen
kräftigen Satz mit und weil der Husky auch so kräftih war, riss er den kleinen
Esstisch mit sich. Mein Eis und Talas leerer Eisbecher flogen in hohen Bogen in
die Luft. Der leere Eisbecher zersplitterte in tausend Stücke, das
übgiggebliebene Eis spritze durch die Gegend, bekleckerte den Boden, mich, die
Hunde, Tala und ein paar andere Gäste, die schimpfend die Flecke wegwischten.
Erschrocken und ängstlich schaute ich zu Boris, doch der war nicht mehr da.
Glück in Unglück!
Erleichtert entschuldigte ich mich mit bei dem Besitzer der Eisdiele und bei den
Gästen, räumte die Scherben ein und ging mit den Hunden und Tala, Hand in
Hand, weg. Ich hoffte, dass wir auf unserem Weg Boris nicht begegneten.
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