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Voracious

- du kriegst wohl nie genug -
von

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soo~ neues kap von meiner seite~ ist ein bisschen länger geworden als geplant... aber naj, ich hoffe es gefällt trotzdem!

viel spaß!!!
 

4. Kapitel
 

Fast die ganze Nacht lag Tooru wach, fand nur von Zeit zu Zeit ein wenig Schlaf, denn in seinen Gedanken wollte Wataru ihn nicht in Ruhe lassen. Immer wieder sah er sein Gesicht vor Augen und wie enttäuscht er wohl wäre, wenn er erfahren würde, was Tooru hinter seinem Rücken trieb. Allerdings hatte der sich nach dem ersten Mal noch schlecht gefühlt, hatte sich gewünscht, das niemals getan zu haben. Zeitweise hatte er sogar mit dem Gedanken gespielt, es dem Sänger zu gestehen – es aber doch bleiben lassen.

Im Grunde hätte er wissen müssen, dass er irgendwann wieder in diesem Bett landen würde – und Wataru hatte darauf keinerlei Einflüsse. Ob er wohl weiter mit ihm zusammen sein konnte und sich sexuell mit Tomoyuki auslasten? Wenn er so darüber nachdachte, wäre das die perfekte Lösung – zumindest für ihn. Oder wollte er Wataru gar nicht mehr? Irgendwie fühlte Tooru sich gerade viel wohler, geborgener, als wenn er mit dem Sänger in einem Bett schlief. Wie es schien hatten sie sich in ihren Vorstellungen über eine perfekte Beziehung um einiges verfehlt. Zwar konnte man das, was er mit Tomoyuki teilte noch längst nicht als etwas Derartiges bezeichnen, aber in Sachen ihrer Vorlieben waren sie sich eindeutig sehr ähnlich.

Tooru sah nun zu dem Bassisten auf, der friedlich schlief und die lange Arme um ihn gelegt hatte. Sanft streichelten die Fingerkuppen des kleineren über seine Wange. Da es draußen bereits hell war, konnte er den großgewachsenen Bandkollegen gut erkennen und er musste sich eingestehen, dass er so langsam mehr für ihn empfand. Zu erklären war das kaum, aber von Tomoyuki ging eine unglaubliche Anziehungskraft aus, der er kaum widerstehen konnte. Er mochte seine laszive Art und fühlte sich durch ihn bereichert, genoss schon seine Blicke.

Natürlich waren diese Gefühle falsch – Tomoyuki ließ nie jemanden an sich heran. Ganz zu schweigen davon, dass da ja immer noch Wataru war, den er auch nicht einfach aus seinem Leben verdrängen konnte. Zumal er seine erste wirkliche Liebe gewesen war…

Dennoch aber hatte Tooru gerade den Drang danach, den Bassisten zu küssen und die vollen Lippen mit dem silbernen Metallring verlangten regelrecht danach. Ganz vorsichtig schob er sich deswegen an ihm hinauf, gab dabei Acht darauf, ihn nicht zu wecken. Er setzte dem älteren einen federleichten Kuss auf die Lippen, beobachtete ihn dabei ganz genau. Obgleich Tomoyuki ließ sich davon gar nicht stören und schlief unbeirrt weiter. Ohne es zu bemerkten bildete sich auf Toorus Gesicht ein Lächeln und er sank zurück in die weichen Kissen, konnte sich gar nicht mehr von dem Bassisten trennen. Er versuchte sich auszumalen, wie es wohl wäre, mit ihm zusammen zu sein und nicht nur das Bett zu teilen. Das sich daraufhin erneut die Frage stellte, warum Tomoyuki keine festen Beziehungen einging, war wohl klar. Irgendeinen triftigen Grund musste es ja geben. Vielleicht würde Tooru ja noch dahinter kommen, nur dafür musste der Bassist erst mal aufwachen – und selbst dann wäre noch immer nicht der richtige Moment dafür, aber ganz langsam würde er sich an ihn herantasten – die Zeit nahm er sich einfach.

Kurz überlegte der Blonde, wie er Tomoyuki wecken könnte, kam aber schnell zu einer Lösung. Erst setzte er nur ein paar vereinzelte Küsse auf sein Kinn, verfolgte dann eine Spur über Hals und Kehlkopf, kümmerte sich aufopferungsvoll um die kleine Senke und spielte mit der Zunge in ihr herum. Tomoyuki seufzte daraufhin und streckte den Hals unbewusst in die Länge, verschaffte Tooru so mehr Angriffsfläche. Doch sein Weg führte ihn noch etwas tiefer und er fand zu einem der leicht hervorstehenden Schlüsselbeine, befühlte es mit den Lippen und zeichnete es nach. Die Haut fühlte sich glatt und warm an und er setzte noch einen Kuss darauf, knabberte kurz etwas daran herum.

Erst jetzt löste sich aus Tomoyukis Kehle ein Laut – teils unzufrieden, weil man ihn aus den Träumen riss, zum anderen aber auch genießerisch – so sanft wurde er sonst nie geweckt.

Langsam öffneten sich seine Augen und er konnte nur die dunkle Bettwäsche in Kombination mit hellen, blonden Strähnen ausmachen – obwohl diese Farben gerade ineinander übergehen und sich vermischen wollten.

„Tooru?“ „Ja?“ Er sah zu dem älteren hinauf und erkannte ein von Müdigkeit gezeichnetes Gesicht und Tomoyuki schien immer noch mit sich zu ringen, ob er nicht lieber weiter schlafen wollte. Eigentlich war er aber schon froh, das der Drummer mit in seinem Bett lag – und nicht irgendeine Clubbekanntschaft, von der er sich nicht mal den Namen gemerkt hatte. Manchmal war er einfach viel zu Triebgesteuert…

„Will weiterschlafen…“, nuschelte er jetzt und vergrub das Gesicht in einem Kissen, schloss erneut die Augen. „Ich aber nicht.“ Eine trotzige Stimme drang an ihn heran, wurde noch verstärkt, als Tooru erneut an ihm herumknabberte, diesmal an dem anderen Schlüsselbein.

„Denk an das, was du von mir willst – also lass mich ausschlafen“, war die müde Antwort darauf. „Sonst bin ich bald nicht mehr in der Lage, dir das zu geben.“ Mit einem leisen Seufzen entspannte er sich und war auf dem besten Weg, wieder einzuschlafen.

„Tu nicht so – wenn an dir ein Arsch vorbeiläuft bist du doch hell wach!“ Tooru grinste ungehalten, beobachtete, wie der ältere die Augen wieder öffnete. „Ich bin nicht notgeil – okay? Wer wird bei dir denn nicht schwach?“ Er zog den Blonden nah an sich heran, streifte mit der Nase das weiche Haar.

„Bist du wohl.“ „Von mir aus.“ Etwas unzufrieden zog Tooru ein Schmollen auf – anscheinend war Tomoyuki der festen Überzeugung, jetzt nicht aufzustehen.

„Könnte ich dann wenigstens duschen?“ „Schaffst es wohl nicht mehr bis in dein Zimmer?“, grinste Tomoyuki zu dem Drummer hinunter und dachte an die Ereignisse der letzten Tage – derartiges war der kleinere sonst nicht gewohnt.

„Ich will nicht nackt über den Flur rennen“, meinte Tooru nur und setzte sich auf, schüttelte dabei die Arme des Bandkollegen ab. Wie spät es mittlerweile wohl war? Auf jeden Fall war es draußen taghell. Von den anderen schlief bestimmt niemand mehr und er grübelte vor sich hin, ob sie vielleicht Verdacht geschöpft haben könnten.

„Soll ich dich begleiten?“, fragte Tomoyuki jetzt und unterbrach die Gedanken des jüngeren. „Ich dachte, du willst weiter schlafen.“ „Habe es mir gerade anders überlegt“, meinte er nur und betrachtete Toorus nackten Rücken. Wenn er ihm gleich diese Hüllenlosigkeit dargeboten hätte, hätte er den Plan, den Tag, Tag sein zu lassen und einfach weiter zu schlummern, viel eher über Bord geworfen.

„Also? Oder willst du deine Ruhe haben, wenn du dich selbst verwöhnst?“ Spätestens jetzt war klar, das Tomoyuki munter war – diese frechen Worte verrieten ihn. Tooru warf einen Blick über seine Schultern und blickte in zwei funkelnde, braune Augen, aus denen alle Schläfrigkeit gewichen war.

„Nein – aber bitte verschone meinen Hintern – der tut so schon genug weh.“ Tooru erhob sich und streckte sich aus – ließ den Blick über den Boden wandern und entdeckte seine Kleidung in der Nähe der Tür, die einen Spalt weit offen stand.

„Ach du ärmster“, meinte Tomoyuki dazwischen und zwickte dem Drummer in den nackten Po, testete die straffe Haut. Er zuckte nur ganz kurz zusammen, den Blick immer noch starr auf die Tür gerichtet. „Stand die schon die ganze Zeit offen?“, fragte er und deutete mit einem knappen Kopfnicken auf den Eingang.

„Möglich“, meinte der Bassist ganz beiläufig und unbeeindruckt. Tooru hoffte allerdings, dass der Rest der Band nichts mitbekommen hatte – was bei der Lautstärke theoretisch gesehen unrealistisch war. Und Wataru…

Doch dann zuckte er mit den Schultern – erst mal sollte ihm das egal sein. Es würden eh noch lange Gespräche auf ihn zu kommen - wenn er ihm die ganze Sache beichten sollte. Und das musste er – angesichts seiner Gefühle. Zum einen wollte er ehrlich gegenüber dem Sänger sein, andererseits aber auch sich selbst nicht belügen – wahrscheinlich hatte das ganze noch nicht mal eine Chance, wenn Tomoyuki ihn abschieben würde – und das lag nahe, denn auf feste Beziehungen hatte er sich nach seinem Wissen noch nie eingelassen.

Schließlich schlenderte er zu der zweiten Tür des Zimmers, hinter welcher sich das Badezimmer verbarg. Jedes Zimmer hatte eine eigene sanitäre Einrichtung – äußerst praktisch, wie Tooru fand.

„Könntest du nicht noch zwei Minuten warten?“, fragte Tomoyukis angenehme Stimme etwas träge, als er gerade den Raum verlassen wollte. Tooru warf einen Blick zu ihm herum – der ältere schob gerade die Decke von sich und setzte sich auf, schwang dann die Beine aus dem Bett. Dann erst erhob er sich und wanderte zu Tooru, griff noch nach seiner Hand. Gemeinsam fanden sie nun in das Badezimmer.

In dem kleinen Raum befand sich direkt gegenüber der Tür in der hinteren linken Ecke eine Dusche, dazwischen ein in eine Ablage eingefasstes Wachbecken, welches von der Wand bis zur Duschabtrennung führte. Direkt hinter der Tür waren ein paar Handtücher auf gehangen, daneben eine Trennwand, hinter welcher sich die Toilette verbarg. Eigentlich waren die Zimmer alle gleich aufgebaut – aber Tomoyuki hatte natürlich auch hier seinen eigenen Stil verdeutlicht. Direkt vor dem Waschbecken lag noch ein großer, schwarz-roter Teppich und um den großen Spiegel über dem Waschbecken zog sich eine dunkle Verzierung. Sämtliche Handtücher waren ebenfalls in diesen Farben gehalten – Tooru wäre noch nicht einmal verwundert gewesen, wenn selbst das Toilettenpapier schwarz gewesen wäre…

Nur blieb ihm keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn zwei große Hände legten sich auf seine Schultern und schoben ihn zu der Dusche. Erst kurz davor hielt er ihn fest, legte einen Arm um seinen Brustkorb und griff zwischen die Duschabtrennung, um das Wasser aufzudrehen, wartete noch einen Moment, bis es sich erwärmt hatte. Tooru beobachtete, wie die durchsichtige Flüssigkeit aus dem erhöhten Duschkopf strömte und unter sich alles durchnässte.

Gerade legte sich ein Paar weiche Lippen auf Toorus Hals, wanderten beängstigend langsam darüber, so dass der Drummer erschauderte.

„Rein mit dir…“, hauchte er ganz leise, und obwohl es an sich nichts Anzügliches hatte, überkam ihn dennoch ein Prickeln – Tomoyuki konnte selbst das harmloseste der Welt anrüchig klingen lassen!

Tooru ließ sich hingegen nicht zwei Mal bitten, schlüpfte unter die Dusche und genoss das wärmende Wasser, welches sich nun über ihn ergoss und langsam sein Haar durchweichte, dabei über sein Gesicht lief und er die Augen schloss. Dass der Bassist ihm wieder Gesellschaft leistete, bekam er nur am Rande mit, bis er sich von hinten an ihn heran schmiegte und die Hände über seine Hüften wandern ließ, sein Kinn auf der Schulter des Blonden ablegte.

Ohne ein weiteres Wort angelte Tomoyuki sich einen faustgroßen, runden Schwamm, der auf der Duschhalterung thronte und aus weißem Material bestand. Ganz von selbst griff Tooru nach dem Duschgel und verteilte etwas auf dem Schwamm, den der Bassist ihm hinhielt. Nur selbst in die Hand nehmen durfte er ihn nicht, denn sobald genügend von der dickflüssigen Substanz den Stoff bedeckte, zog der größere ihn weg, begann damit über den Rücken des vor ihm stehenden zu kreisen und sich immer weiter vorzuarbeiten, entfernte dabei die Wachstropfen, die sich noch nicht gelöst hatten. Teilweiße handelte es sich dabei auch eher um eine Kruste, als um Tropfen…

Genüsslich begann Tooru zu schnurren, war beeindruckt, dass Tomoyuki ihn so vorsichtig behandelte. Der entdeckte gerade wieder die verbrühte Stelle oberhalb vom Po des Drummers. Etwas gerötet war sie tatsächlich noch. Tomoyuki wusste, das Wataru ein äußerst aufmerksamer Mensch war – besonders Tooru gegenüber. Er würde den Fleck natürlich finden und fragen, was da passiert war.

„Du solltest die nächsten 2-3 Tage nicht nackt vor deinem Liebsten herumspringen“, meinte er und setzte sein Werk weiter fort.

„Warum?“, fragte Tooru nur genießerisch und krümmte den Rücken, verschaffte dem älteren so etwas mehr Angriffsfläche.

„Du hast da einen dezenten Fleck über dem Arsch.“ Sofort versuchte Tooru diesen zu sehen, doch war er nicht gelenkig genug, um ein Auge darauf zu werfen.

„Was hast du denn gemacht?“, fragte er, klang aber nicht verärgert – was Tomoyuki angenommen hatte. Er hörte sich eher naiv an.

„Dich mit Kerzenwachs verbrüht.“ Auf diese Aussage hin sah Tooru mit großen Augen zu ihm auf, fast schon mitleidig und es hätte nicht viel gefehlt und Tomoyuki hätte ihn in die Ohnmacht geküsst. Auf seiner Stirn hatten sich kleine Fältchen gebildet und die Augenbrauen zogen sich schräg zusammen.

„Nicht das Wataru noch dahinter kommt“, meinte Tomoyuki und arbeitete sich auf die Brust vor.

„Hm.“

„Nichts weiter?“ Etwas fragend betrachtete der ältere ihn – seit wann interessierte Tooru das denn nicht mehr? Ursprünglich hatte er eher damit gerechnet, dass der Drummer ausrasten würde. Schmollend verzogen sich jetzt dessen Lippen und er schien darüber nachzudenken, malte sich Watarus besorgtes Gesicht aus und wie er natürlich wissen wollte, was da passiert war.

„War das Absicht?“, fragte er leise und seine Stimme hatte einen ungewohnten Ton angenommen, der kaum zu deuten war.

„Warum sollte ich? Ich riskiere sicherlich nicht, das wir auffliegen – dann beehrst du mich doch nicht mehr“, grinste Tomoyuki.

„Böse?“ Tooru schüttelte sachte den Kopf und erneut dachte er daran, dem Bandkollegen alles zu beichten – vielleicht war das wirklich der einzig richtige Ausweg.

„Ist schon okay. Er wird nichts erfahren“, erwiderte er schließlich und ein Lächeln durchflutete ihn, als der Bassist seine Schulter küsste und die Stoffkugel sich seinem Schritt näherte.

„Und du wirst weiter zu mir kommen, nicht wahr?“ Tooru konnte sich schon denken, wie der größere gerade grinste, vor allem, als er dessen Erschaudern bemerkt, als der Schwamm ihn an einer äußerst intimen Stelle berührte und sanft darüber rieb.

„Ober tust du es lieber wieder mit Wataru? Möchtest du ihn genauso ficken, wie ich es mit dir tue? Seine Reaktion würde mich mal interessieren.“

„Hör schon auf“, meinte der kleinere beschwichtigend und schloss die Lider. Tomoyuki lachte leise unter den Worten, verdrehte die Augen. Anscheinend hatte der ältere Gefallen daran gefunden, ihn nicht nur von den Spuren der letzten Nacht zu trennen, sondern ihn auch darauf zu verweisen, was ihn erwartete, wenn er wieder zu ihm kam – beziehungsweise, welchem Körperteil er sich widmen würde.

„Du solltest ihn wirklich mal solange ficken, bis er zusammen bricht. Vermutlich begreift er dann, was du eigentlich willst.“

„Warum sollte ich das tun?“, wollte Tooru wissen und schob die Hand des Bassisten aus seinem Schritt etwas höher.

„Damit er bemerkt, das ich plötzlich auf ganz anderen Sex stehe und mit einem anderen ‚geübt’ habe? Komm schon, Tomo, das wäre nicht wirklich schlau.“

„Du kannst es auch einfach sagen, dass er romantisch ist“, kicherte der ältere und konnte sich schon vorstellen, wie das zwischen den beiden lief. Nicht selten ließ Wataru es heraushängen, wie er den anderen verehrte und sicherlich alles tat, um ihn glücklich zu machen. Nur was war, wenn Tooru gar nicht so zärtlich behandelt werden wollte?

„Lass uns lieber noch ein bisschen weiter üben“, schnurrte Tomoyuki ihm ans Ohr uns streichelte mit den Lippen über seinen Hals, schlang bestärkend dazu die Arme um den Drummer, woraufhin der die Schultern nach oben zog. Sanft legte der andere das Kinn darauf ab – hielt sich an die Forderung, sich nicht an ihm zu vergehen.

Tooru nahm Tomoyuki jetzt den Schwamm aus der Hand und spielte daran herum, betrachtete ihn eingehend. Seit wann war der ältere denn so anschmiegsam? Er behandelte ihn plötzlich so liebevoll – offenbar hatte er wirklich unendlich viele verschiedene Gesichter – und Tooru fand Gefallen daran.

„Üben, ja?“, entgegnete er und seine Mundwinkel zogen sich nach oben.

„Du wirst schon sehen, was du davon hast – ich bin noch lange nicht fertig mit dir.“

„Sehr schön.“

„Du bekommst wohl nie genug?“

„Sex macht süchtig – das müsstest du eigentlich am besten wissen“, meinte Tooru mit frechem Unterton und drückte den Schaum aus dem Schwamm, legte ihn zurück auf die Halterung der Dusche.

„Allerdings…“ Tomoyuki drehte den Kopf des kleineren zu sich, um sich einen Kuss zu erschleichen, dann nach dem Shampoo griff.

„Und dich würde ich am liebsten jede Nacht ficken.“ Langsam wendete er den Drummer herum, betrachtete das hübsche Gesicht eingehend.

„Wer weiß.“ Toorus Augenbrauen zogen sich nach oben und er war mit den Gedanken schon bei den Vorstellungen für ihre nächsten Spiele, die zweifellos wieder auf ihn zukamen – das zwischen ihnen entwickelte sich langsam wirklich zu einer kleinen, dreckigen Affäre...

„Schön stillhalten“, lächelte Tomoyuki nun und es war das erste Mal, dass er dem Drummer ein zärtliches Lächeln schenkte. Freches Grinsen war er schon gewöhnt – doch das war ein neues Bild.

Der Bassist drehte flink die Dusche ab und bediente sich dann an dem Shampoo, begann es auf dem Kopf des kleineren zu verteilen, schäumte seine Haare ein und duldete keinen Widerspruch – den er zumindest erwartet hatte. Obgleich der gar nicht ein traf. Stattdessen ließ Tooru sich das Kraulen gefallen – Tomoyuki konnte, wenn er wollte, richtig zärtlich sein!

Mit einem Schmollmund senkte der Jüngere den Blick und spürte, wie die Finger des Bassisten weiter in seinen Haaren herumstreiften und auf seinem Kopf entstand zunehmend mehr Schaum von dem Shampoo.

Tomoyuki beobachtete das Treiben seiner Hände und den Schopf des Drummers, bis sein Blick in Toorus Gesicht fand. Er sah so unglaublich niedlich aus mit den großen braunen Augen und dem Schmollen, welches um seine Lippen spielte. Die kleine Nase harmonierte perfekt mit den weichen Zügen und Tomoyuki war kurz davor, den kleineren zu Boden zu küssen. Aber er hielt sich zurück – schließlich wollte Tooru ja auch gar keine Zärtlichkeiten von ihm – und warum sollte er ihn auch so liebevoll behandeln?

Einen Moment ruhten seine Hände und er überlegte hin und her, was er tun sollte. Tooru von sich schieben? Oder einfach weiter machen? Wieso hatte er sich überhaupt dazu bewegen lassen, mit dem Bandkollegen zu duschen und die seine Körperpflege zu übernehmen? Er musste vollkommen verrückt geworden sein! Nur hinderte der Ausdruck in Toorus Gesicht ihn daran, von ihm abzulassen und er entschied sich schweren Herzens für die zweite Variante, kraulte weiter durch das helle Haar. Gerade noch so konnte er es abwenden, dass der Schaum dem Blonden in die Augen lief.

Als er sein Werk vollendet hatte, drehte er die Dusche wieder auf und erlöste Tooru von der Gänsehaut, die mittlerweile seinen gesamten Körper überzogen hatte. Vorsichtig spülte er das helle Haar aus, musste mit ansehen, wie der kleinere die Augen schloss und sich die Streicheleinheiten gefallen ließ.

Erneut wollte er ihn küssen und ehe er sich versehen konnte, berührten ihre Lippen sich auch schon – und es war fast schon einmalig, das Tomoyuki den Kuss gefordert hatte und dabei nicht nur an ein Spielchen dachte. Dieses Mal war es etwas anderes, was er aber nicht verstehen konnte. Er nahm den Drummer vollständig unter Beschlag, legte einen Arm um seine Hüfte, die andere Hand verwob sich in dem hellen Haar, als wolle er ihn so schnell nicht wieder hergeben. Tooru protestierte nicht im Geringsten, genoss es noch, das der andere ihn etwas sanfter behandelte.

Allerdings zweifelte er jetzt noch mehr an seinen Gefühlen.

Kurzerhand pinnte der Drummer Tomoyukis Handgelenke an die Fliesen der Duschwand, woraufhin der sich vor Schreck noch länger machte, als er sowieso schon war. Erneut fing Tooru dessen Lippen für den nächsten Kuss ein, musste dabei regelrecht hinauf küssen, weil der Bassist sich so in die Länge gestreckt hatte. Doch dann fasste er sich wieder und stieg in das Treiben mit ein, erwiderte den Kuss und schob Tooru die Zunge in den Mund.

Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern folgte der Drummer dem Spiel, berührte dabei zunächst mit der Zunge nur sanft die des anderen, fand aber bald Gefallen daran und wurde immer eifriger im gemeinsamen Umgehen.

Ohne sich zu wehren ließ Tomoyuki mit sich machen, was der jüngere wollte, dessen Hände jetzt über seine Arme zu seinem Hals fanden und sich darum schoben.

Als Toorus Körper ihn berührte jagte ihm ein erregender Schauer über den Rücken, den er kaum deuten konnte und er unbewusst die Arme um das jüngste Bandmitglied schlang, es zu ließ, das es ihm gefiel, sich von einem anderen derart berühren zu lassen. Tooru vermittelte ihm etwas, was er bis dato noch nie erfahren hatte: nämlich, dass zärtliches Umgehen sich auch sehr schön anfühlen konnte. Bisher hatten Küsse für ihn ein Vorspiel bedeutet, welches ihn unweigerlich mit dem anderen ins Bett brachte – auch wenn das in den meisten Fällen eher als Sinnbild galt…

Schließlich brach der Blonde den Kuss, trennte seinen Körper aber nicht von dem des Bassisten, der noch immer an der Duschwand lehnte, der Schauer aus der Dusche ohne Unterbrechung auf sie nieder ging.

Tooru aber gab ihm noch einen Kuss und erwiderte das Haschen des anderen, ließ die Zunge nun außen vor und schnappte nur nach den Lippen. Doch als er auch das unterband, sah der Brünette ihn an. Der Drummer hatte den Kopf etwas schräg gelegt, musterte sein gegenüber eingehend. Tomoyukis Arme hielten ihn weiterhin fest umschlossen und er versuchte nicht einmal, wieder von ihm wegzukommen.

Er beschloss sich nun endlich an dem Bassisten für die nächsten paar Tage zu verewigen und visierte einen Punkt an seinem Hals an, der ihm gerade recht erschien. Ein wenig bloßstellen musste er ihn dann schon noch und würde sein Mal dort ansetzen, das man ihn auch mit einem Rollkragen nicht verdecken konnte. Wer würde denn schon daran denken, dass er das gewesen war? Tomoyuki brachte schließlich ständig ein neues Opfer mit, an welchem er sich ausleben konnte und am nächsten Tag wieder verabschiedete, als sei nichts gewesen. Meistens sah der Bassist sie danach nie wieder – so hatte er sicherlich schon unzählige Herzen gebrochen…

Nur war das dem Drummer gerade ziemlich egal – denn ihn wollte er ja ‚wieder sehen’ – wahrscheinlich war er schon aus dem Grund nicht ganz so unbedeutend, weil er in der gleichen Band spielte – und Konflikte innerhalb wollte eigentlich niemand, auch wenn das schon oft genug der Fall gewesen war. Nicht zuletzt, weil Tomoyuki seinen Spaß mit Hiroaki gehabt hatte – es für ihn nur eine unbedeutende Nacht gewesen war – der Gitarrist dagegen mit seinen Schuldgefühlen gegenüber seinem damaligen Partner nicht zu Recht gekommen war und ihre Beziehung in die Brüche gegangen war.

Und wenn das zwischen ihm und Tooru so weiter ging, würde er schon bald wieder im Fokus des Bösen stehen und als Perverser abgestempelt werden, der seine Hormone nicht im Griff hatte. Wobei das sicherlich noch milde war, wenn man an Wataru dachte und was der ihm unter Umständen noch alles an den Kopf werfen würde…

Nur ob Tooru das zuließ, war noch die Frage – schließlich hatte er gerade etwas ganz anderes im Sinn als Streitereien, weswegen er neben dem Umbruch von Tomoyukis Kiefers die Lippen nieder legte und zaghaft an der feuchten Haut zu saugen begann. Seine Hände glitten derweilen zu den Seiten des Bandkollegen, schienen ihn von einer Flucht abhalten zu wollen.

Im Moment aber hielt der ganz still, schloss noch die Augen und hinterfragte seine Einstellung zu diesem Geschmuse – noch dazu kam ja, das absolut nichts für ihn heraussprang, wenn man von dem Fleck absah, den Tooru ihm gerade schenkte. Zwar konnte er sich nicht vorstellen, dass diese Nacht die letzte gewesen war – aber dennoch war da eine Antipathie, die ihm langsam wegbrach. Wieso in Dreiteufelsnamen musste ihm das jetzt denn so gefallen? Er hätte den Drummer wegschupsen sollen, damit er endlich aufhörte und er dieses Übel von sich abwenden konnte.

Anscheinend sahen seine Hände das aber ganz anders und fanden stattdessen zielstrebig zu Toorus Po, streiften fahrig darüber, während der Drummer weiter an seinem Hals saugte, wohl wissend, wie groß dieser Fleck werden und im schönsten rot leuchten würde. Immer mal wieder ließ der Blonde ganz kurz ab, um das Mal zu bewundern, war aber wohl noch immer nicht zufrieden und begann noch einmal, bemerkte natürlich, wie Tomoyuki sich darunter anspannte.

Warum er das zuließ, wusste der Bassist selbst nicht recht – im Grunde hasste er diese Flecke bis auf den Grund, denn damit sah es immer so aus, als sei er in festen Händen. Und dagegen hatte er schon lange eine Abneigung – nur würde man es ihm abkaufen, wenn er sagen würde, es sei von einer kleinen Bettgeschichte. Tooru hingegen würde sich mit den Verbrühungen auf seiner Rückfront verraten.

Als der Blonde seine Malerei vollendet hatte, war diese unmöglich zu übersehen und er leckte noch einmal kurz darüber, senkte einen Kuss darauf. Langsam schlich er sich wieder zu Tomoyukis Lippen, um ihn abermals zu küssen.

„Zufrieden?“ Tooru nickte eifrig.

„Ist hübsch geworden“, meinte er noch und lächelte wohlig.

„Willst du auch einen?“

„Ich verzichte – sonst fliegen wir wirklich noch auf.“ Lachend drehte Tooru die Dusche ab und er überlegte, ob seine Lage dadurch nicht sogar leichter werden würde. So wäre es jedenfalls offensichtlich, was passiert war.

Er kletterte aus der Dusche und tapste mit nassen Füßen zu einem der kleinen Schränke, die sich unter dem Waschbecken befanden. Wie vermutet verbargen sich dort ein paar große Handtücher und er warf eines dem Bassisten zu, der jetzt zitternd neben ihm stand. Eilig packten beide sich in die Badetücher, befreiten die frierenden Körper von der unangenehmen Kälte. Von Tomoyukis Nasenspitze tropfte gerade ein kleiner Wassertropfen, der von dem Stoff aufgefangen wurde und Tooru musste wieder einmal feststellen, das er ihn eigentlich überaus attraktiv fand.
 

~~~~~***~~~~~
 

Nachdem Wataru die vergangene Nacht allein verbracht hatte und sicherlich nicht mal ein paar Minuten hatte schlafen können, war er schon sehr früh wieder aufgestanden. Es war furchtbar gewesen und er konnte sich nicht entsinnen, wann er zuletzt allein genächtigt hatte – und wenn es nach ihm ging, musste er das auch nicht noch mal haben. Zusammen gerollt wie ein kleines Kind hatte er sich sehr schnell nach dem wärmenden Körper des Drummers gesehnt und die ganze Nacht hatten ihn diese Fragen gequält – Fragen, was er wohl falsch gemacht hatte. Oder schlimmer noch, wie er es übersehen haben konnte, dass der Liebste unzufrieden war. Er konnte sich nicht erklären, warum Tooru ihm das antat und er konnte diese Leere, die sich immer weiter in ihm ausbreiten wollte, kaum ertragen.

Schließlich hatte er sich aus dem Bett bewegt und war in die Küche getapst, beobachtete von der Sitzecke am Tisch durch das Fenster die Dämmerung und wie die Sonne langsam aufstieg. In einem rötlichen Gold zeigte sie sich, wurde von ein paar schwachen Wolken begleitet – sah unter normalen Umständen wunderschön aus. Aber gerade konnte auch der schönste Sonnenauf- oder Untergang sein Herz nicht erwärmen. Seine Welt erschien ihm kalt. Wie sollte er jetzt überhaupt mit Tooru umgehen? Unmöglich konnte Wataru das einfach so hinnehmen – würde er ihm das überhaupt sagen? Und war es einmalig oder tobte er sich des Öfteren mit dem Bassisten aus? Vielleicht wollte er darauf gar keine Antwort, aus Angst, dass das schon ewig so ging.

Aus der Ferne vernahm er nun, wie die Küchentür sich öffnete und eine weitere Person den Raum betrat.

„Wataru! So früh schon wach?“ Als er sich zu der Person wandte, erkannte er Hiroaki, der, wie allen bekannt war, immer ziemlich früh aufstand. Welcher Tick das sein sollte, verstand wohl keiner der restlichen vier Bewohner…

Der kleine Sänger nickte nur zaghaft, zog die Beine an seine Brust und schlang die Arme darum, legte den Kopf auf den Knien ab.

„Alles okay?“, fragte der große Gitarrist und musterte den Bandkollegen kurz, wanderte dann zum Kühlschrank. Wieder bekam er keine Antwort, stattdessen blickte Wataru wieder nach draußen, als sei dort etwas, was seine gesamte Aufmerksamkeit verdiente. Im Wesentlichen sah er aber gar nicht, was sich in dieser Welt gerade abspielte, hatte er doch mit der eigenen schon genug Probleme.

Hiroaki wandte sich jetzt zu seinem Freund an und betrachtete ihn mit nach oben gezogenen Augenbrauen.

„Hallo? Jemand zu Hause?“ Was war denn mit dem los?

„Liegt es an mir oder warum redest du nicht?“

„Tooru geht fremd“, erklärte Wataru kleinlaut. Ursprünglich hatte er sich dem Gitarristen immer anvertrauen können und sie besprachen praktisch jedes Problem - aber jetzt viel es ihm schwer, überhaupt den Mund aufzumachen. Ein widerlicher Schauer jagte ihm über den Rücken und er war nah dran, sich zu übergeben.

„Das ist doch nicht dein Ernst!“, rief der größere aus und riss die Augen auf, gesellte sich sofort zu dem Sänger auf die Sitzbank. Dass er eigentlich Hunger hatte, war jetzt mehr als nur nebensächlich.

„Ich hab sie gesehen, wie sie…“ Seine Kehle schnürte sich zu, als vor ihm wieder das Bild auftauchte, wie die beiden sich vergnügt hatten.

„Wann denn? Und mit dem?“

„Heute Nacht…“ Geräuschvoll sog Hiroaki die Luft ein und legte beruhigend einen Arm um den kleinen Blonden, der merklich zitterte. Unruhig fummelten seine Finger an dem Bund der Ärmel des Pullovers herum, den er trug.

„Das tut mir wirklich leid. Hast du… schon mit ihm geredet?“

„Tomoyuki…“, setzte Wataru unbeeindruckt hinzu, doch dem Gitarristen wollten gerade die Gesichtszüge entgleisen. Mehr zu sich selbst schüttelte er ungläubig den Kopf – das durfte nicht wahr sein! Er selbst hatte schon in den Genuss kommen dürfen, eine Nacht mit dem Bassisten zu verleben und von da an hatte sich so einiges in seinem Leben verändert – größtenteils nachteilig. Wegen ihm hatte er den Menschen verloren, der ihm wichtiger war als alles andere. Schlimm genug, dass er diese Erfahrung hatte sammeln müssen – aber dass es Wataru genauso treffen würde wie vorher Yuusuke, hätte er nicht erwartet. Generell, das Tomoyuki noch mal ein Bandmitglied anfassen würde. Dabei hatten sie so glücklich miteinander gewirkt…

Wataru vergrub nun sein Gesicht in der Schulter des Gitarristen. Eine hohe Klippe hätte ihm im Moment wesentlich weiter geholfen – schon alleine die Tatsache wollte ihn fast umbringen, das Tooru sich freiwillig auf einen anderen eingelassen hatte. Das würde alles kaputt machen und schon wenn er in sich blicke, fand er dort nur ein in Stücke gerissenes Herz.

Hiroaki nahm ihn in die Arme und gab ihm Halt – er konnte sich schon denken, wie der Sänger sich fühlte – schließlich hatte er genau das gleiche hinter sich. Zu diesem Zeitpunkt hatte er den Geliebten betrogen, sich unendlich schlecht gefühlt, weil er ihn so verletzt hatte. Wie sehr hatte er sich gewünscht, diesen Fehler rückgängig zu machen, um seine Beziehung zu Yuusuke genauso weiterzuführen, wie sie vorher gewesen war. Nur hatte der sein Vertrauen zu ihm verloren. Seit dem gingen sie getrennte Wege und Hiroaki wünschte sich jeden Tag, das er zu ihm zurückkommen würde.

„Warum macht er das?“, fragte der kleinere mit gebrechlicher Stimme, unterband die Stille, die den Raum erfüllt hatte. Allerdings hätte der Gitarrist in diesem Fall gut darauf verzichten können, denn Watarus Ton war nicht gerade gesund und er rechnete schon damit, dass er in Tränen ausbrechen würde.

„Er nimmt ihn mir weg.“

„Ach quatsch – Tooru liebt dich.“ Beim besten Willen konnte er sich nicht vorstellen, dass der Drummer aus Liebe mit Tomoyuki schlief – das war bei ihm auch nicht der Fall gewesen. Irgendwie schaffte der Bassist es nur immer wieder, andere mit seinem anstößigen Wesen ganz unbewusst um den Finger zu wickeln.

„Und warum geht er dann fremd?“ Der Sänger sah mit trüben Augen zu Hiroaki auf. Sie wirkten wässrig, etwas gerötet – verrieten, wie weh ihm das alles tat. Es war Hiroaki äußerst unangenehm den kleineren so zu sehen, wobei das mehr an der Tatsache lag, dass er einem anderen genau das angetan hatte, was Wataru gerade durch machen musste. Ihn zu trösten fiel nicht gerade leicht.

„Vielleicht wollte er es einfach mal mit einem anderen… Er hat doch nicht mit dir Schluss gemacht - stell ihn zur Rede, wenn du wissen willst, was los ist.“

„Ich hab gesehen was los ist“, erklärte der Sänger monoton, schniefte noch leicht. Er biss sich auf die Unterlippe, so fest, dass die zarte Haut darunter brach und eine winzige, hellrote Spur darüber schlich.

„Tooru mag es nicht, wenn wir…“

„Du weißt, dass das nicht stimmt“, unterbrach der ältere ihn.

„Er will Sex mit Tomo… Das erklärt alles.“ Erneut lehnte Wataru sich gegen den Bandkollegen – egal was um ihn herum geschah, jetzt kam er sich äußerst allein gelassen, ungeliebt vor, als sei da niemand, der ihn so liebte, wie er eben war. Nicht mal Tooru wollte ihn noch – oder doch? War das denn nur ein Problem, was ihre Liebesspiele anging? Ob er ihre Beziehung wohl weiter führen und nur hin und wieder mit Tomoyuki schlafen wollte? Selbst dann war der Gedanke nicht zu ertragen, das ein andere dem Drummer so nah sein durfte. Er besann sich darauf, wie sie von einer gemeinsamen Zukunft geträumt hatten – sollte die denn jetzt nicht mehr existieren? Warf Tooru das alles weg? Bei dem Gedanken wollte ihm schon schlecht werden und zwanghaft musste er sich vorstellen, wie er Tooru nicht mehr berühren durfte und er ganz langsam, Stück für Stück, sterben würde.

„Das erklärt überhaupt nicht alles“, meinte Hiroaki schließlich ruhig und streifte mit der Hand durch das helle Haar des Sängers, drückte ihn an sich.

„Warum hast du denn mit ihm…“

„Sex. Nichts anderes. Keine Liebe, keine Gefühle – gar nichts“, sagte der Gitarrist schnell, wollte möglichst nicht daran erinnerst werden, auch wenn er nicht abstreiten konnte, wie er sich nach dem anderen verzehrt hatte – das allerdings wirklich alles rein körperlich gewesen war. Und er wollte es auch niemanden raten, Gefühle für den Bassisten zu entwickeln, denn das brachte nur Leid und Schmerzen mit sich. Niemals durfte jemand länger als ein paar Tage bei ihm bleiben – danach würde jeder abgeschossen. Woran das lag, wusste Hiroaki nicht, aber Fakt war, das Tomoyuki Beziehungen hasste – zumindest, wenn es um die eigene Person ging. Anderen gegenüber hatte er sich nie abfällig verhalten und sicherlich nicht vorgehabt, die Liebe anderer zu zerstören. Das war bei Hiroaki nicht anders gewesen und er war an der Trennung selbst schuld gewesen, da er zum einen mit Tomoyuki im Bett gewesen war und zum anderen Yuusuke alles gebeichtet hatte - und der hatte gar kein Verständnis aufbringen können.

„Tooru weiß, das Tomo ihn nicht liebt – und er tut das sicherlich auch nicht.“

„Warum bist du dann nicht mehr mit Yuusuke zusammen?“ Hiroaki seufzte und senkte betrübt den Blick.

„Weil er fremdgehen gar nicht ab kann. Er vertraut mir nicht mehr.“ Wie sehr ihn das gerade selbst schmerzte, konnte Wataru sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen. Dafür aber wusste der Gitarrist, wie der Sänger sich fühlte und er konnte sich noch gut daran erinnern, wie er von seiner Beziehung geschwärmt hatte und das einfach alles perfekt gewesen sei. Er hatte sich überhaupt nicht wieder unter Kontrolle bekommen, wenn er nur an Tooru gedacht hatte – ob der das wohl überhaupt wusste? Eigentlich hatte Wataru seine Zuneigung nur sehr schlecht verstecken können und man musste schon blind sein, wenn man das übersah…

Der hingegen wälzte noch immer seine Gedanken, fragte sich, was er tun konnte, um den Drummer nicht zu verlieren. Auch wenn Hiroaki sich so sicher über dessen Empfindungen zu sein schien, war da etwas, was ihn das nicht glauben ließ. Vielleicht kam ja auch für Tomoyuki der Tag, an dem er seine äußerst offene Auslebung seiner Sexualität ablegte und nur noch mit einem ins Bett wollte. Und was sollte aus Wataru werden, wenn er sich dafür Tooru ausgesucht hatte? Nie und nimmer konnte er das überleben, wenn die beiden zusammen wären – damit müsste er jeden Tag sehen, wie der Mann, den er selbst über alles liebte, einen anderen küsste und für Wataru keine Augen mehr hatte. Es wäre einfach nicht zu ertragen, wenn dieser himmlische, verliebte Blick Tomoyuki gehören würde.

Er schloss die Augen und Erinnerungen stiegen in dem Sänger auf, wie alles angefangen hatte. Wie sie sich zuerst so zaghaft geküsst hatten und ihrer Liebe viel Zeit gegeben hatten, um langsam zu wachsen. Für Tooru war es das erste Mal gewesen, mit einem Mann zusammen zu sein und anfangs hatte er sich sehr schüchtern verhalten, kaum gewagt, Wataru anzufassen. Nur zu gut erinnerte er sich an den beschämten Ausdruck in dem hübschen Gesicht und wie er dann immer zu Boden gesehen hatte.

Er besann sich auf den allerersten Kuss – es war im Winter gewesen und Tooru hatte sich nicht gerade elegant auf die Nase gelegt. Wataru hatte ihm wieder auf die Füße geholfen und diesen innigen Blick würde er wohl nie wieder vergessen. Ganz vorsichtig hatte er ihn geküsst, sich gewünscht, die wundervollen Lippen mit keinem anderen teilen zu müssen. Damals war der Drummer noch etwas erschrocken gewesen, hatte wohl nicht mit etwas Derartigem gerechnet. Genauso unvergessen die Erinnerung, wie er ihn von sich aus geküsst hatte, dieses Lächeln und wie er Watarus Gesicht in die Hände genommen und zu sich gezogen hatte.

‚Der gehört zu mir, damit ihr es wisst!’, hatte Tooru gelacht und allen anderen deutlich gemacht, das sie zusammen gehörten. Eigentlich waren sie überall zusammen hingegangen.

Bisher hatte Wataru niemals damit gerechnet, das das jemals ein Ende finden würde. Dass alles war ein wundervoller Traum gewesen, aus dem es kein Erwachen hätte geben dürfen – aber nun?

Wie schön war es gewesen, als da diese Nacht gewesen war, in der Tooru mit in sein Bett gekrochen war. Mitten in der Nacht war er zu ihm gekommen. ‚Ich will bei dir sein’, hatte er gesagt und sich an ihn gekuschelt und zum ersten Mal in seinem Leben hatte Wataru etwas besessen, was er um nichts in der Welt hatte aufgeben wollen. Sprach man nicht davon, dass es in jedem Leben etwas gab, was man mit aller Kraft schützen und lieben würde? Warum nur nahm man ihm das weg?

Und… dann war da noch der erste Auftritt vor großem Publikum gewesen und wie sie sich gegenseitig animiert hatten, gegenseitig die Aufregung des anderen abgebaut hatten.

Oder wenn er sich schlecht gefühlt hatte, dann war Tooru da gewesen, hatte ihn in die Arme genommen, ihm immer einen aufmunternden Kuss auf die Stirn gegeben – genauso anders herum. Watarus Ziel war es gewesen, für den anderen da zu sein, bei ihm zu sein, wenn er keinen Weg mehr weiter wusste. Dabei zu sein, wenn er sich freute. Egal ob Freue oder Leid, alles hatte er mit ihm teilen wollen.

Er erinnerte sich an die erste Nacht, in der Tooru sich an ihn verschenkt hatte. Unendlich viele Küsse waren da gewesen, streicheln, erkunden. Es war etwas leidenschaftlichen zwischen ihnen gewesen und niemals hätte der Sänger es gewagt, dem anderen weh zu tun. Für Wataru war es unbeschreiblich gewesen, denn er hatte seiner Liebe so nah sein dürfen, wie noch nie zuvor. Kein anderer hatte ihn vorher derart berühren dürfen. Und das Beste dran war gewesen, das Tooru es gewollt hatte – ohne sein zutun. Er hatte sogar ein paar Kerzen angezündet und in seinem Zimmer verteilt. Durch kein anderes Licht war der Raum beleuchtet worden. ‚Ist ein bisschen kitschig, aber es hat mir gefallen’, waren Toorus Worte gewesen und seine Wangen hatten sich zart rot gefärbt. Schon allein die Tatsache, dass er mit ihm hatte schlafen wollen, hatte sein Herz zum schneller schlagen gebracht und vielleicht hatte der Drummer es so geschafft, Wataru auf ewig für sich gewinnen zu können. Auch jetzt noch…

Wie fürchterlich hatte es sich angefühlt, als sie sich zum ersten Mal gestritten hatten. Jeder, wenn auch nur kurz, hatte wieder ganz für sich allein gelebt und er hatte es kaum ertragen können. Ein nichtiger Grund war schuld gewesen, der ihm so schnell entfallen war. Oder war es etwas Wichtiges gewesen? Er konnte sich nicht mehr erinnern… Ein Streit, auf den eine Versöhnung folgte und ihm wieder bewusst wurde, wie viel der andere ihm bedeutete. Er hatte sich so fest vorgenommen, ihn immer bei sich zu haben…

Einzelne Bilder tanzten vor seinem inneren Auge, Bilder von Tooru, seinem Lächeln und Schmollen, seine verliebten Blicke oder wenn ihm etwas nicht angestanden hatte. Oh ja, trotzig und stur war er oft gewesen. Aber auch andere Momentaufnahmen, wenn er an seinem Schlagzeug gebastelt hatte, oder wenn er geschlafen hatte. Zweifellos hätte Wataru ihn die ganze Nacht betrachten können. So vieles war da, was ihn begleitete und jeden Tag erweitert worden war.

Das alles würde für immer in seinem Herzen weiter leben, auch wenn er wusste, dass er Tooru verloren hatte. Zu erklären war es nicht, aber er wusste es…

Als er die Augen wieder öffnete, strömten die Tränen über seine Wangen. Die Bruchteile seiner Erinnerungen an diese kurze, aber wunderschöne Zeit konnte ihm keiner mehr nehmen – niemand… niemals…

Wo war das alles jetzt hin?

Tooru…

Seine Nahe…

Die Wärme…

Das alles erstarb in diesem Moment – wie sehr hatte er doch gehofft, dass das zwischen ihnen genauso weiter lief. Er fürchtete sich, seiner Liebe zu begegnen. Auch wenn Wataru die Ursache nicht kannte, warum er es wusste – vielleicht, weil er Tooru so gut kannte oder ob es war nur ein Instinkt– aber sie brachen auseinander.

„Wataru…“ Er hatte schon vergessen, dass er noch immer an Hiroaki lehnte, der mit dem Abbild, welches sich zeichnete, kämpfte. Wataru so zu sehen verletzt ihn – er wollte nicht, dass einer seiner Freunde leiden musste und ihn jetzt so weinend zu erblicken, konnte er nicht ertragen.

„Bitte nicht weinen…“ Vorsichtig wischte er eine Träne von der Wange des Sängers. Der kämpfte ihm nächsten Moment mit sich, versuchte sich zu beruhigen und die Tränen zu vertreiben. Mit den Ärmeln des Pullovers trocknete er seine Wangen und Augen, erzwang sich ein Lächeln.

„Rede mit ihm darüber, ja? Ich glaube nicht, das ihr in Zukunft getrennte Wege geht.“ Wataru nickte, auch wenn seine Ansicht etwas anders aussah. Tooru hatte die ganze Nacht bei Tomoyuki verbracht… Sicherlich auch dort geschlafen, das war woher nie der Fall gewesen.

„Und… lass Tomo leben, okay? Er ist ein Arsch, aber irgendwie brauchen wir ihn ja doch…“ Von dieser Seite hatte Wataru das noch gar nicht gesehen – was würde er dem Bassisten denn noch antun müssen, wenn er ihn in die Finger bekäme? Keiner wollte sich genauer ausmalen, welche Kräfte in dem kleinen Sänger erwachten, wenn es um Tooru ging.

Nur leider gehörten zum Fremdgehen immer zwei – und darüber war Wataru sich auch bewusst. Erneut nickte er, löste sich von dem Gitarristen, sah ihn aber nicht an.

„Sei nicht traurig – das kriegen wir schon wieder hin“, meinte der größere und tätschelte dem anderen die Schulter.

„Wir?“

„Natürlich – ich bin immer für dich da. Sag mir bescheid, wenn ich etwas für dich tun kann, wenn du willst, dann hau ich Tomo eine runter, okay?“ Ein leichtes Lachen löste sich aus der Kehle des kleineren, auch wenn ihm gerade nicht der Sinn nach Witzen stand. Ganz tief in sich wollte er hoffen, das Hiroaki Recht hatte, mit dem, was er über den Drummer sagte. War eventuell noch etwas zu retten?

Langsam erhob der Gitarrist sich – Wataru sollte auch ein bisschen seine Ruhe haben. Bestimmt würden die Gespräche mit Tooru nicht angenehm werden – aber hoffentlich ergiebig. In Hiroakis Augen waren sie ein wirklich schönes Paar – aber auch ihre Beziehung war gestört worden. Tomoyuki stellte sich langsam als echtes Hindernis für jede Liebe heraus.

Er wollte das Zimmer schon verlassen, seufzte leise, denn das alles gefiel ihm nicht wirklich. Doch bevor er durch die Tür entschwinden konnte, fasste der Sänger nach seiner Hand und hielt ihn zurück. Einen Moment zögerte der Gitarrist, bis er sich zu ihm umwand. Watarus Blick war gesenkt und wollte ihn scheinbar nicht los lassen. Ein etwas fragender Ausdruck zeichnete Hiroakis Gesicht und er sah, wie der kleinere wieder auf seiner Unterlippe kaute.

„Bitte… Schlaf mit mir…“
 

tbc.
 

wie immer, kommis sind erwünscht, nicht gefordert - aber eure meinung interessiert mich... ^^

5. Kapitel
 

Noch immer hallten die Worte des Sängers in seinem Kopf und er mühte sich damit, einen Sinn herauszufinden, der sich hinter ihnen verbergen konnte. Doch finden konnte er nichts. „Was?“, fragte Hiroaki deswegen noch einmal nach – vielleicht hatten ihn seine Ohren ja doch getäuscht. „Ich will mit dir schlafen…“ Mit großen, leidenden Augen sah Wataru ihn an, schien regelrecht danach zu flehen. „Bitte…“ „Nein – das willst du gar nicht“, entgegnete der Größere nur unwirsch und legte die Stirn in Falten. „Doch… ich will…“ Kurz schnaubte Hiroaki, löste dann seine Hand von der des Sängers. „Jetzt bleib mal realistisch! Willst du alles noch schlimmer machen, wenn du dich genauso verhältst wie Tooru? Sei nicht dumm!“ Wie vom Blitz getroffen wurden Watarus Augen glasig.
 

„Verdammt noch mal! Jetzt rede gefälligst mir ihm, wenn es dich so fertig macht. Das bringt doch nichts!“ Langsam machte ihn das alles wütend. Woher wollte der Kleinere denn wissen, das Tooru sich ganz und gar von ihm trennen wollte – und selbst wenn, sein Leben würde trotzdem weiter gehen. Natürlich wäre es unangenehm für ihn, aber deswegen das eigene Leben wegwerfen?
 

„Hör mir mal zu“, meinte Hiroaki und fasst die Oberarme des Jüngeren. „Mach dich nicht fertig, ja? Bevor du nicht sicher sein kannst, musst du auch nicht so traurig sein. Du liebst ihn doch.“ „Ja…“, gab Wataru vollkommen verblendet zu – vielleicht hatte der Gitarrist Recht mit dem, was er sagte. Er konnte Tooru doch nicht kampflos aufgeben! Nein, das ging nicht – und schon gar nicht wegen Tomoyuki. Das konnte er nicht zulassen – irgendetwas musste er ausrichten können. Unmöglich konnte Wataru es zulassen, das seine Liebe ins Unglück lief – und das erwartete ihn bei Tomoyuki auf jeden Fall…
 

~~~~~***~~~~~
 

Erneut rang der Drummer nach Luft, als er bis auf den letzten Millimeter gefüllt wurde. Seine Lider flatterten und er schaffte es nur mit Mühe, die Augen zu öffnen und den anderen anzusehen. Genießerisch hatte Tomoyuki den Hals lang gemacht und den Kopf in den Nacken gelegt, stützte sich auf der Kommode ab und kümmerte sich nicht darum, das Tooru mit der Selbstbeherrschung rang.
 

Nachdem sie das Badezimmer verlassen hatten, war Toorus Meinung über eine Ruhephase für seinen Hintern auch schon wieder verschwunden gewesen. Und jetzt saß er auf einer der dunklen Kommoden und wurde nach allen Regeln der Kunst um den Verstand gevögelt. Die Beine hatte er um die Hüfte des stehenden Bassisten gewickelt, versuchte so wenigstens ein bisschen Halt zu bekommen. Allerdings gelang ihm das, anhand der Brutalität, die der andere an den Tag legte, kaum – und lange würde er das nicht durchstehen. Zwar bediente Tomoyuki sich diesmal nicht mit Hilfsmitteln und irgendwelchen Spielzeugen, aber diese Position hatte es auch in sich.
 

Schließlich glitten Toorus Hände zu den Schultern des Ältern, um sich dort etwas festhalten zu können, denn er hatte sich weit zurücklehnen müssen, lehnte somit mit Nacken und dem oberen Teil des Rückens gegen die Wand, kämpfte um Halt auf der Auflagefläche, um nicht herunterzurutschen.
 

Und er hatte einen perfekten Blick auf das Treiben, was sich um Bereich seiner Lenden abspielte und wie Tomoyuki immer wieder in ihm versank – schon dieser Anblick ließ ihn trocken schlucken. Er wollte sich gar nicht vorstellen, wie zusammengekrümmt er war. Als er den Kopf zurücksinken lassen wollte, glitt er an die kühle Wand, keuchte gequält auf – er kam sich jetzt mindestes genauso zusammengeschnürt vor, wie in der letzten Nacht. Allerdings trieb ihn diese Enge auch nah an seinen Höhepunkt heran und er konnte es kaum noch erwarten, endlich zu kommen.
 

Irgendetwas an diesem Fakt passte Tomoyuki aber nicht und er schloss die Hand direkt um die Wurzel von Toorus Glied, drückte so fest zu, sodass der Jüngere die Erlösung wieder aus den Augen verlor. „Nicht…“, jammerte er deswegen und kniff gepeinigt die Augen zusammen, bemerkte wie das Blut in seine Wangen schoss und sich im gleichen Moment etwas in ihn verströmte, Tomoyuki ein röhrendes Stöhnen von sich gab. Das Beben von Toorus Körper entging ihm natürlich nicht, doch einen Moment brauchte selbst er, um mit den Auswirkungen seines Höhepunktes zurechtzukommen, er die Mitte des Blonden immer noch so fest umschlossen hielt, das der schon darum bangte, überhaupt auch nur in die Nähe dieses bezaubernden Gefühls zu kommen. Leise wimmernd musste er feststellen, dass seine Erregung abklang. Als Tomoyuki dann auch noch aus ihm glitt, konnte er sich einen heißeren Schrei kaum noch verkneifen.
 

Nur hatte der sich soeben in seinem Rausch wieder gefunden, betrachtetet jetzt den Drummer. „Armes, kleines Schätzchen… musst du warten, bis dich jemand erlöst?“, fragte er und wuschelte durch den blonden, immer noch feuchten Schopf. „Ich wollte nur, dass du dich nicht voll spritzt… Dann hättest du ganz umsonst geduscht“, meinte Tomoyuki süffisant und begab sich auf die Knie, lockerte den abdrückenden Griff und nahm das angeschwollene Glied in den Mund. Ohne die Hände zur Hilfe zu nehmen begann er daran zu saugen und auf und ab zu gleiten.
 

Im Stillen danke Tooru dem Älteren, dass er sich nun doch um seine Bedürfnisse kümmerte und ihn nicht mit seinem Verlangen im Stich ließ – gerade hatte er doch wirklich geglaubt, der Bassist würde ihn vernachlässigen. Das war eben der Vorteil bei Tomoyuki – er machte sich sehr wohl etwas aus der Meinung, die andere über seine Bettfähigkeiten hatten. Und er würde es sicherlich nicht zulassen, das sein Gespiele nicht auf seine Kosten kam. Und durch seinen Mund erlöst zu werden, war schon sehr viel wert.
 

„Das magst du doch, nicht war?“, hallte Tomoyukis dunkle Stimme in seinem Kopf wieder. Mit einem Grinsen blickte der Ältere kurz auf, leckt dann forsch über die gesamte Länge. Tooru konnte nur nicken und beten, das der Bassist diesmal Erbarmen zeigen würde – und anscheinend tat er das auch, nahm des Glied erneut in den Mund, um daran herumzulutschen. Zart nuckelte er daraufhin an der Eichel, ertastete mit der Zunge die Form, als wüsste er nicht, was er da im Mund hatte. Seine Hand fand nun doch Anwendung und massierte stetig über die Erregung des Jüngeren. Fast schon liebevoll behandelte er ihn jetzt, gab ihm etwas, was er von Tomoyuki nicht erwartet hätte. Das er eine geschickte Zunge hatte, war Tooru auch vorher schon bewusst gewesen. Aber das er ihn so zärtlich bearbeiten würde, war schon außergewöhnlich.
 

Und so ließ Tomoyuki seinen Mund genau das tun, was dem Drummer noch fehlte, drückte nun Toorus angespannte Schenkel weiter auseinander und schmeckte im nächsten Augenblick auch schon die sämige, heiße Flüssigkeit im Rachen, begleitet von einem lüsternen Aufschrei. Kurz sah Tomoyuki zu dem Bandkollegen auf, dessen Brust sich eifrig hob und senkte. Mit geöffneten Lippen flutete er die trockene Lunge mit Sauerstoff, krallte sich an der Kante er Kommode fest. Erst dann schluckte der Bassist wie selbstverständlich alles hinunter, leckte sämtliche Rest vom Glied des Jüngeren. Musternd sah er Tooru an, erhob sich dann mit einem leisen Schnauben. In Gedanken überlegte er, warum er sich eigentlich so oft auf den Drummer einließ – und was Wataru ihm bot, wenn sie ihre Bettspielchen fristeten. Vielleicht wollte er das auch so genau gar nicht wissen. Tooru für seinen Teil schien nicht sonderlich zufrieden zu sein.
 

Leichtfüßig begab Tomoyuki sich zu seinem Schrank, zog Shorts und Jeans an und hatte wohl völlig ausgeblendet, dass er nicht allein im Raum war. Und es interessierte ihn auch nicht, was Tooru noch so lange auf der Kommode trieb. Stattdessen zündete er sich nur eine Zigarette an, die er vorher aus dem Päckchen, welches auf seinem Nachttisch thronte, geholt hatte. „Zieh dich an“, meinte Tomoyuki letztendlich und blies den Rauch ins Zimmer. Tooru setzte sich auf und baumelte mit den Beinen in der Luft – sich vor dem Bassisten anhand seiner Nacktheit zu schämen wäre wohl äußerst unangebracht…
 

Gehorsam kletterte er von der Kommode und angelte sich das Handtuch, welches direkt neben ihm auf dem Boden lag. Gemächlich trocknete Tooru sich ab und rieb die Haut trocken – das Tomoyuki ihn beobachtete, schien ihm dabei gänzlich egal zu sein. Im Gegenteil – er erfreute sich an den Blicken, setzte sich dabei gekonnt in Szene.
 

Der Bassist stand wieder genau da, wo er sich immer aufhielt, wenn er nachdachte – oder wenn sich etwas im Raum befand, was seine gesamte Aufmerksamkeit auf sich zog: das Fenster. Er lehnte dagegen und zog noch einmal an der Zigarette, bevor er sie im Aschenbecher neben sich ausdrückte und die Arme vor der Brust verschränkte.
 

Fast zufällig ließ der Drummer das Handtuch zu Boden fallen, stand jetzt vollkommen nackt im Raum. Er richtete die nassen Haarsträhnen und strich sie langsam hinter die Schultern – leugnen konnte Tomoyuki es nicht, das dieses Bild ein überaus anziehendes war.
 

„Komm her“, forderte der Ältere kokett und ließ es klingen, als wäre es eine Einladung zum Sex. Toorus Blick wanderte zu ihm und ein zartes Lächeln umspielte die sanften Züge. Dann ging er zu ihm. „Hübsch“, hauchte Tomoyuki und musterte den schlanken Körper seines Gespielens, ließ die Arme dabei verschränkt, als würde er noch überlegen, ob Tooru ihm auch wirklich gefiel. Der aber ließ sich nicht stören, legte die Hände auf die Unterarme des Größeren und streckte sich ihm entgegen, küsste ihn mit einer Hingabe, die der Bassist nicht wirklich gewöhnt war. Er sah ihn dabei lediglich an, reagierte nicht im Geringsten. „Hast du vielleicht mal wieder Zeit für mich?“, fragte Tooru schließlich und musterte die markanten Züge Tomoyukis, legte den Kopf dabei etwas schief. „Eventuell schon – verlass dich nicht drauf“, meinte der Dunkelhaarige nur abweisend, bewegte sich noch immer nicht von der Stelle. „Früher oder später kommt er eh wieder“, dachte er noch im Stillen – Beweise dafür gab es genug. Und wirklich störend fand er das nicht.
 

Schließlich entfernte der Drummer sich wieder und sammelte seine Sachen zusammen und verfrachtete sie auf das Bett, um sich nun doch endlich anzuziehen. Aus sicherer Entfernung beobachtete Tomoyuki ihn – bemerkte so auch, das Tooru sich mit dem Verschluss seines Gürtels mühte. Er ging zu ihm und schupste die Hände weg und zog den Gürtel angenehm straff – aber nur soweit, dass es den Blonden nicht einengte. „Kannst du dich denn nicht alleine anziehen?“, fragte er mit erotischer Stimmlange und blickte langsam wieder in das Gesicht des Drummers. „Anscheinend hast du den Teil aus mir herausgevögelt“, grinste Tooru verheißungsvoll und legte eine Hand in Tomoyukis Nacken, zog in unerwartet schnell zu sich heran, um ihn zu küssen.
 

„Willst du schon wieder gefickt werden? Oder warum musst du mich ständig küssen?“, wollte der Bassist mit gehobener Augenbraue wissen, als er wieder von ihm abgelassen hatte. Sein Ton war aussagekräftig und er wusste wohl genau, wie er den anderen in dieser Beziehung in der Hand hatte.
 

„Mir war eben danach.“ Nun wanderte auch die zweite Braue nach oben. Er schupste den Drummer auf das Bett und musterte ihn eingehend. Das helle Haar hing feucht in sein hübsches Gesicht und sein Oberkörper zeigte sich noch immer unbekleidet. Die großen Augen waren direkt auf ihn gerichtet und er stützte sich mit den Händen seitlich nach hinten ab, die Beine hingen dabei über die Bettkante.
 

„Seit wann legst du es darauf an?“, fragte der Größere und konnte und wollte sich nicht damit abfinden, das Tooru ständig damit beschäftigt war, seine Nähe zu suchen – und was noch viel störender war: es gefiel ihm.

„Seit jetzt. Ich werde dich doch noch küssen dürfen.“ „Was willst du von mir?“ Tooru zuckte kurz mit den Schultern. „In erster Linie guten Sex“, gab er dann zu und wusste natürlich, dass er genau den von dem Älteren bekam. Doch bevor er sich weiter darüber Gedanken machen konnte, war Tomoyuki auch schon über ihm. Er sah ihm so fest in die Augen, dass der Jüngere erschauderte. Sein Knie war Toorus Schritt eindeutig zu nah – aber er beließ es dabei und drückte nicht dagegen.
 

„Damit kann ich dienen“, wisperte er schließlich und zum wiederholten Male jagte dem Blonden ein Schauer über den Rücken. „Glaubst du, ja?“ Tomoyukis Augen funkelten gefährlich – anscheinend wusste er nur zu gut, wozu er fähig war. Das Tooru überhaupt so frech mit ihm sprach, reizte ihn. „Muss ich dich wirklich erst solange ficken, bis du zusammen brichst?“ „Wäre interessant – aber ich verzichte. Ich will doch miterleben, was du mit mir machst.“ Mit einem Schnauben erhob der Bassist sich, griff sich sein Hemd und zog es an.
 

„Geh jetzt“, sagte er gelassen und knöpfte das Oberteil zu, missachtete Tooru dabei gänzlich. „Was?“ „Du sollst abhauen!“ Der Jüngere schreckte zusammen, hatte den Blick auf Tomoyuki gelegt. In seinem Kopf drehte es sich gerade ganz gewaltig. Warum wollte der Bassist ihn denn so plötzlich loswerden? „Ich will aber nicht“, sagte er trotzig und legte die Stirn in Falten, doch Tomoyuki seufzte nur und blickte mit einem unpassenden Lächeln an die Decke, ließ die Arme dann sinken. „Bist du ein Kind? Was willst du noch hier? Muss ich dich denn noch vor die Tür tragen?“ Verletzt verengten sich Toorus Augen. Doch so leicht ließ er sich nicht abwimmeln. Langsam stand er auf und wanderte zu dem Bassisten, der ihm mittlerweile den Rücken zuwandte. Seine Hände stahlen sich um die schlanke Taille und er schmiegte sich an ihn heran, legte den Kopf auf dessen Schulter ab.
 

„Sei nicht so fies zu mir…“, meinte er leise und verfestigte seinen Griff. Der Größere erstarrte regelrecht zur Salzsäule und regte sich keinen Millimeter. „Scheuch mich bitte nicht so weg – ich will nur noch etwas bei dir bleiben.“ „So war das aber nicht abgemacht“, erwiderte Tomoyuki unwirsch – warum ließ der Drummer ihn denn nicht in Ruhe? Aber bewegen konnte er sich auch nicht, musste es ertragen, in einer derartige Umarmung gefangen gehalten zu werden. Schon dafür hätte er Tooru rauswerfen können – eine Strafe wäre genau das richtige! Er würde einfach nicht mehr mit ihm schlafen – sollte er sich doch einen anderen suchen!
 

„Tu doch nicht so, als würde dir das nicht gefallen“, meinte Tooru leise und küsste in den Nacken des Größeren, der darunter erschauderte und natürlich erkannte, wie er zu zittern begann. Wie konnte der Drummer es nur wagen, ihn zu umarmen? Keiner tat das – niemals – und genauso wollte er es.
 

„Tooru…“ Warum ließ er denn nicht endlich los? Es machte ihn fast wahnsinnig, so gefangen zu sein. Er fühlte sich unendlich eingeengt, hätte fast geschrieen. So wie manche es nicht allein aushielten, so war es für ihn in Situationen wie dieser. Sich von einem anderen kontrollieren zu lassen war die schlimmste Hölle, die er sich vorstellen konnte.
 

„Bitte lass mich los…“, flüsterte Tomoyuki erstickend – schon seit einer halben Ewigkeit fürchtete er sich vor seinen Gefühlen, hatte bisher immer über sie gesiegt – er konnte doch jetzt nicht gegen den Drummer verlieren! Gerade jetzt, als sein Schutzschild eigentlich ein Siegel bildete, kam ihm etwas dazwischen und versuchte, sein erkaltetes Herz zu wärmen.
 

„Ist das denn so schlimm?“ Zur Antwort wollten Tomoyukis Beine schon nachgeben. Zuvor in der Dusche hatte er die Führung gehabt – da hatte ihn diese Nähe nicht gestört. Körperliche Nähe störte ihn nicht – solange er alles kontrollierte.
 

Aber jetzt – in dieser Rollenverteilung - brachte es ihn fast um. Vergeblich wünschte er sich seinen Tod herbei, hoffte, dass man ihn endlich erlöste. Verletzlich sein – diese Eigenschaft hatte er schon längst in den Wind geschossen – warum nur wollte Tooru ihn vom Gegenteil überzeugen? Eigentlich hatte er damit sogar Recht, denn im Moment fühlte er sich wie in einer Bärenfalle, aus der es kein Entkommen gab.
 

„Du sollst endlich verschwinden!“, brach es aus ihm heraus und mit einem Mal riss er sich los, wandte sich zu Tooru, um ihm einen vernichtenden Blick zuzuwerfen. „Mach das nie wieder!“, herrschte er ihn an und vertrieb das Zittern aus seinen Gliedern. So wollte er nicht berührt werden – niemals. Doch Tooru verstand gerade die Welt nicht mehr, sah mit großen Augen zu dem Bassisten – was hatte er denn falsch gemacht, das Tomoyuki ihn so anschreien musste? Er wollte einen Schritt auf ihn zugehen, doch da wich er nur noch weiter zurück.
 

„Red ich Schwedisch oder warum bist du immer noch hier? Hau endlich ab!“ „Könntest du mir mal verraten, was mit dir los ist?“, fragte Tooru und schüttelte leicht den Kopf. „Du sollst…“ „Verschwinden – den Teil habe ich verstanden. Was habe ich dir denn getan?“ Im Moment bildete dieser Gefühlsausbruch seitens des Bassisten nichts, was ihm Aufschluss geben konnte.
 

„Verzieh dich dorthin, wo du hingehörst – und wage es nie wieder, mich so anzufassen!“ So viel Bösartigkeit hatte der Blonde noch nie spüren müssen – aber er konnte nicht gehen. Jetzt war er erst recht neugierig, was dieses Verhalten bedeuten sollte.
 

„Ich verstehe…“ „Du verstehst rein gar nichts!“ „Ich tue es nie wieder! Jetzt reg dich doch mal wieder ab – an dir ist nichts kaputt gegangen!“ Woher wollte er das denn wissen? Er konnte sich nicht vorstellen, was er mit seinem Benehmen alles anrichtete. Allerdings stellte sich Tomoyuki ein gewaltiges Problem – Tooru wollte nicht gehen. Jeder andere hätte schon längst das Weite gesucht – zum ersten Mal in seinem Leben blieb jemand bei ihm, schob ihn nicht ab. Mit den Jahren hatte er sich angewöhnt, erst gar nicht in die Versuchung zu kommen, einen anderen zu lieben und immer wenn es gefährlich geworden war, hatte er den anderen vertrieben.
 

„Okay? Oder soll ich weiter weg gehen?“ „Nein… entschuldige. Vergiss es einfach – aber unterlass das trotzdem.“ Tooru nickte, auch wenn er aus der Aktion nicht schlau wurde. Gerade hatte er einen äußerst empfindlichen Punkt in Tomoyuki getroffen, auf den er nicht nur ein bisschen allergisch reagierte. „Darf ich dich noch anfassen?“ „Hm…“, summte er zustimmend, auch wenn er wenig begeistert war. Langsam ging der Drummer auf den Bandkollegen zu, vielleicht würde er ja doch wieder ausweichen, doch diesmal blieb er ruhig, empfing Tooru mit einer Umarmung. Was war denn nur los mit ihm? Er verhielt sich wie eine scheue Wildkatze, die man einzig anfassen durfte, wenn es nach ihrem Willen ging.
 

„Zufrieden?“, fragte Tomoyuki mit einem Schmollen. „Ich denke schon.“ „Schön – aber das ist mir jetzt zu verschmust. Geh zu Wataru, wenn du das willst.“ Seicht schob er den Blonden wieder von sich. „Einen Moment noch!“ Hastig griff Tooru nach dem Kragen des Hemdes und zog ihn zu sich, um ihn noch einmal zu küssen – und wenn es das Letzte war, was er tat – aber das musste sein. Nachdem der Kuss geendet hatte verließ er das Zimmer ohne ein weiteres Wort, kam Tomoyukis Bitte endlich nach, griff sich im Gehen sein Oberteil und streifte es über. Für den Moment blickte er ihm nach, starrte schlussendlich die geschlossene Tür an. Tooru brachte ihn wirklich an seine Grenzen – und wenn das so weiterging, würden sich ihm noch viele Probleme stellen.
 

Er ließ sich nun auf sein Bett fallen und starrte an die Decke. Seine Welt versank gerade in einem milchigen Weiß – er verstand es einfach nicht. Was wollte Tooru von ihm? War er denn so interessant, dass man ständig bei ihm sein musste? Ihm selbst leuchtete das alles nicht ein. Langsam befühlte Tomoyuki seine Lippen mit dem Zeigefinger, konnte den Kuss noch immer spüren. Vor seinem inneren Auge erschien Toorus Gesicht, wie er die Lider geschlossen gehalten und ihn so einfühlsam geküsst hatte. Irgendetwas lief gerade gewaltig schief in seinem Leben…
 

~~~~~***~~~~~
 

Nachdem Tooru schweren Herzens aus dem Zimmer des Bassisten gegangen war, rief er sich mit einem Seufzen nochmals den Kuss zurück ins Gedächtnis. Sich vorzunehmen, Tomoyuki dazu zu bringen, eine feste Beziehung einzugehen, würde wohl sehr schwer werden – und das war immer noch untertrieben. Er hatte ihn noch nicht mal umarmen dürfen. Das Tomoyuki so aus der Haut fahren konnte, hätte er nicht gedacht. Dabei mochte er ihn wirklich gerne – mehr noch – er war auf dem besten Weg, sich in ihn zu verlieben. Dieses mysteriöse Wesen machte ihn von Minute zu Minute neugieriger und der Drang danach, ihn besitzen zu wollen, stieg stetig. Eigentlich war er nicht so anhänglich und achtete auf die Zeichen, die andere ihm gaben – nur war das bei Tomoyuki anders. Er forderte es regelrecht heraus, seine empfindliche Seite zu zeigen – auch wenn er es leugnete, eine solche zu besitzen. Was wohl in ihm vorging? Traute er es sich nicht zu, einen anderen zu lieben oder wollte er einfach nur nicht fest an einen anderen gebunden sein?
 

Eigentlich war Toorus Hauptproblem dieses giftige Verhalten, mit dem Tomoyuki ihm gerade begegnet war. Wie konnte es für eine Person nur derart unangenehm sein, wenn ein anderer ihn erobern wollte – oder war es gerade das? Wollte er gar nicht erobert werden, sondern weiter seine Einsamkeit fristen? Toorus Stirn legte sich in Falten – er konnte sich nicht vorstellen, dass es Menschen gab, die nie verletzlich waren – und Tomoyuki war ganz sicher nicht der, der eine Ausnahme bilden sollte. Körperliche Nähe suchte er auf jeden Fall oft genug.
 

In Gedanken versunken bemerkte er überhaupt nicht, dass auf dem Flur eine weitere Person stand und ihn eingehend beobachtete. „Wo kommst du denn her?“, fragte er monoton in den Raum, ließ Tooru kurz zusammenzucken. Er blickte den Blonden an, der gelassen an einer Wand lehnte und ihn keine Sekunde aus den Augen zu lassen schien - Wataru. „Ist Tomoyukis Bett so schön, das du gleich drin schlafen musst?“ Ein eisiger Schauer jagte über den Rücken des Drummers. So plötzlich hatte er nicht damit gerechnet, sich Wataru stellen zu müssen.
 

„Sag schon – was habt ihr gemacht?“ Die Stimme des Sängers hörte sich so freundlich und liebevoll an, das Tooru sie kaum deuten konnte. Wusste er, was passiert war und stellte sich nur dumm – oder hatte er wirklich keine Ahnung? „Wataru… Ich…“ „Was habe ich dir getan, das du mir so wehtun musst?“ Erschrocken wich Tooru zurück. „Du weißt…“ „Ich habe euch gesehen! Warum wirfst du das zwischen uns beiden so einfach weg? Bin ich dir so egal?“ Auch wenn es den Sänger verwunderte – aber im Moment war er nur sauer auf den anderen. Von seiner einstigen Trauer war gerade nichts mehr zu sehen.
 

Tooru seufzte und blickte zu Boden – jetzt war eh alles zu spät. „Das war eigentlich gar nicht so geplant“, begann er, schließlich hatte Wataru ein gutes Recht darauf, zu erfahren, was gerade geschah. „Wie denn dann? Was geht in deinem Hirn vor? Erkläre es mir – das würde mich wirklich interessieren.“ „Ich wollte nur wissen, wie es mit einem anderen ist – ich wollte nicht mehr Seme sein. Es tut mir leid – irgendwie bin ich an ihm hängen geblieben.“ Wataru starrte ihn an und versuchte die Informationen zu verarbeiten. War das wirklich das einzige Problem gewesen? „Wie lange geht das schon so?“ „Nicht lange – eigentlich sogar erst seit kurzem“, gab Tooru zu und musste sich selbst eingestehen, dass es eigentlich zu früh war, um ernste Gefühle für Tomoyuki entwickeln zu können. Obwohl sie sich eigentlich schon ewig kannten – er aber von erst jetzt begann, hinter seine Fassade zu steigen.
 

„Dann beende das! Wenn es nur um Sex geht, können wir doch etwas ändern!“ Viel zu schnell, als das der Drummer es überhaupt realisiert hatte, war Wataru auf ihn zu gesprungen und drückte ihn an sich. In Toorus Kopf drehte es sich gerade gewaltig – war das etwa alles? Machte Wataru es sich wirklich so einfach? „Du… bist nicht sauer?“ „Ich will dich nicht verlieren! Bleib bei mir!“ Sanft löste Tooru den Kleineren von sich, sah in das bittende Gesicht. „Ich weiß nicht, ob ich das kann“, meinte er und dachte wieder an den Bassisten. Was hatte er nur mit ihm angestellt? „Ich glaube es ist besser…“ Schon jetzt schüttelte Wataru den Kopf. „wenn wir uns trennen.“ „Sag das nicht.“ „Ich will dir gegenüber nicht unfair sein und du hast es nicht verdient, immer wieder betrogen zu werden“, sagte der Drummer und nickte sich selbst zustimmend zu. Solange er sich über die eigenen Gefühle nicht sicher war, hatte ihre Beziehung auch keine Chance.
 

„Aber ich dachte, dass du mich liebst“, brachte Wataru es schließlich zustande. „Wir beide gehören doch zusammen…“ Verbittert versuchte er die Tränen zu unterdrücken, die nun doch wieder in ihm aufstiegen. Er hatte also doch recht gehabt, dass es einen Umbruch in ihrer Beziehung geben würde – wenn man es genau nahm, war „Abbruch“ wohl eher das richtige Wort.
 

„Liebst du ihn?“ „Ich weiß es nicht.“ „Wie kannst du das nicht wissen?“, herrschte der Sänger ihn an. Für ihn war es unvorstellbar, das jemand mehr als Freundschaft für den Bassisten empfand – wofür er selbst verantwortlich war. Das ausgerechnet Tooru diese Unterkühltheit anziehend fand, war äußerst unpassend.
 

„Verzeih mir – aber ich kann nicht anders.“ Wataru stand noch immer so nah bei ihm, das er ihm einen vorsichtigen Kuss auf die Stirn geben konnte. „Ich liebe dich immer noch – nur ist es jetzt anders als vorher.“ „Ich will aber, dass alles wieder so wird wie früher“, ließ der Kleinere es trotzig verlauten. „Du bist mir sehr wichtig – als ein Freund.“ Traurig über den Verlauf des Gespräches ging Wataru ein paar Schritte zurück, wagte es nicht mehr, Tooru anzusehen. Am liebsten wäre er einfach weggerannt und hätte sich irgendwo eingegraben. Warum musste er ihn auch an einen wie Tomoyuki verlieren? Glaubte er denn ernsthaft daran, dass der ihn an sich heran ließ?
 

„Du weißt schon, dass er Beziehungen hasst?“ „Ja – aber darum geht es nicht. Das ändert nichts an uns beiden. Akzeptier das bitte.“
 

tbc.
 

Sooo~ das wars dann erst mal wieder ^^ hoffe das es euch gefallen hat~

Kommis wie immer gern gesehen ^^

dabei fällt mir ein: daaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanke für die kommis ^^

6. Kapitel
 

„Endlich...“ Ein leises Seufzen schlich sich durch die Lippen des Bassisten, als Tooru gegangen war. Nun erst fühlte er sich wieder sicher, denn der andere raubte ihm langsam den letzten Rest Verstand. Er knöpfte nun sein Hemd zu und setzte sich auf das Bett. Sein Blick wanderte über das zerwühlte Lacken und die Decke, die mehr auf dem Boden als auf der Matratze ruhte.
 

Schlecht gelaunt richtete er sein Bett wieder her, wanderte durch das Zimmer um alle Überreste der letzten Nacht zu beseitigen. Erst danach griff er sich seinen Bass, entschied sich dann aber dagegen zu spielen und legte ihn auf dem Bett ab und setzte sich daneben.
 

Aus dem Augenwinkel begutachtete er das dunkle Instrument, zeichnete dann die Form nach und empfand das kühle Material als äußerst anziehend. Warum konnte nicht alles so einfach wie ein Instrument sein? Wenn man erst einmal wusste, wie man damit umzugehen hatte, stellten sich keine Probleme mehr – und bisher war auf diesen Partner immer Verlass gewesen. Noch nie hatte er ihn bei Auftritten im Stich gelassen.

„Tse!“, schnaubte er und legte die Bass-Gitarre beiseite. Als ob ein Instrument ihm das geben konnte, wonach er sich sehnte! Noch immer saß er auf seinem Bett und erweckte den Anschein, als wolle er sein Zimmer an diesem Tag nicht mehr verlassen. Wer wusste schon, welchen Unannehmlichkeiten er dann wieder über den Weg laufen würde…
 

Als wäre es sein Feind musterte Tomoyuki den Bass, der jetzt so unschuldig neben ihm lag und nur darauf wartete, endlich benutzt zu werden.
 

„Na schön“, murmelte er fast tonlos und griff sich das Instrument. „Wenigstens etwas, was mich nicht nervt.“ Seine Finger glitten um die Saiten wie das langsame Schlagen eines Schmetterlingsflügels. Er umschmeichelten die breiten Saiten mit einer Leichtigkeit, die die wenigsten ihm zutrauten. Er begann eine samtene Melodie zu spielen – der Bassist mochte den kühlen, dumpfen Klang seines Instrumentes, hatte sich nicht zuletzt wegen diesem für die Position in der Band entschieden.
 

Eigentlich ergänzte es ihn perfekt – verstärkte seine geheimnisvolle Seite. Stets zurückhaltend und mit einer gewissen Geschmeidigkeit stand er im Hintergrund und fristete den düsteren Part.. Nicht zuletzt Tooru schien diesem Wesen verfallen zu sein – schon einige Male hatte er mit den Auswirkungen seiner eigensinnigen Bettgeschichten gekämpft, weil diese derart angetan waren und ihn nicht mehr in Ruhe lassen wollten. Nur hatte er bisher immer auf ein zweites Treffen verzichtet – bewusst, denn dadurch würde es für die Gegenseite nicht leichter werden.
 

Tooru bildete eine Ausnahme – und eigentlich war dieser Fakt ein paar Flüche wert. Warum nur hatte er sich dazu hinreißen lassen, sich als ein Objekt der Befriedigung benutzen zu lassen? Noch dazu von einem Bandmitglied!?
 

Schon bei dem Gedanken an den Drummer entwich ihm ein Seufzen. Sicherlich war er sich über sein hübsches Äußeres bewusst – und er war in dieser Beziehung schon immer schlecht im Nein sagen gewesen. Wenn er nur nicht so schrecklich anstrengen wäre! Hätte er nicht einfach zu ihm kommen, sich ihm hingeben und dann wieder gehen können? Dann wäre er der ideale Gegenpart zu ihm. Nur war Tooru eben ein wenig anders – ganz anders, wenn man es genau nahm. Er versuchte immer wieder länger bei ihm zu bleiben – und jetzt hatte er sogar schon in seinem Bett geschlafen!
 

Und langsam erweckte er den Eindruck, als würde ihm diese eine Nacht nicht ausreichen. Sicherlich konnte er sich darauf einstellen, dass der Drummer ihm wieder Gesellschaft leisten und Platz rauben würde.
 

Dabei war diese Nacht so fürchterlich gewesen! Ständig hatte ihn etwas behindert und er war unzählige Male aufgewacht, weil Tooru ihm entweder die Decke klaute oder ihn fast aus dem Bett geschupst hatte. Noch etwas, was er hasste!
 

Und doch war da ein kleiner Unterschied – wenn er erwacht war, hatte er ihn einfach nur angesehen, sich gefragt, warum er das alles tat. Wollte er wirklich nur mit ihm schlafen? Oder war da mehr?
 

„Schwachsinn!“, murmelte er mürrisch und schloss die Augen, konzentrierte sich wieder auf die Musik. Nur wollte ihm der Drummer nicht aus dem Kopf gehen. Schon alleine diese Aktion, als er sich an ihn geklammert hatte, steckte noch tief in ihm.
 

Hasste er ihn? Nein – das ganz sicher nicht. Eigentlich waren sie Freunde, Bandkollegen, die eine Vorliebe im Bett teilten. Dieses seltsame Gefühl konnte Tomoyuki nicht einordnen – es war so vollkommen neu. Er konnte sich nicht entsinnen, so etwas jemals zuvor verspürt zu haben. Vielleicht war es der Umstand, dass ein andere mit ungeahnter Dringlichkeit versuchte in sein Leben einzudringen.
 

In Gedanken versunken musterte er sein Instrument, an welchem die Finger ununterbrochen arbeiteten und er kaum noch Kontrolle über sie hatte. Nur stieg es ihm langsam in den Sinn, dass der dumpfe Ton mit Verstärker wesentlich besser klang, sich dieser aber im Proberaum befand.
 

Schweren Herzens erhob er sich wieder und trug sein Instrument behutsam in das Kellergeschoss, in welchem die Band sonst probte. Heilfroh darüber, dass ihm niemand über den Weg gelaufen war ließ er die schwere Tür ins Schloss fallen und sah sich dann in dem Raum um. Die beiden Gitarren standen stumm an ihrem Platz, Toorus Drums im Hintergrund. Auf einer der Trommeln ruhte ein Paar Drumsticks. Irgendwie fühlte er sich gerade auf seltsame Art und Weiße einsam – sonst war die Band in den meisten Fällen nur geschlossen hier. Ganz anders aber jetzt – Tomoyuki glaubte seinen eigenen Atem in Verbindung mit dem ruhig schlagenden Herz um ein vielfaches lauter zu hören. Doch genau diese Ruhe, die einsame Stille gab ihm gerade seinen Frieden wieder. All seine kleinen Probleme, die anscheinend immer mehr wurden verloren sich im Nichts, schienen vollkommen vergessen.
 

Gemächlich bewegte er sich zu der Verstärkerbox, kniete sich davor, um daran herumzudrehen und die Kabel anzuschließen.
 

„Was machst du denn da?“, ertönte mit einem Mal eine ruhige Stimme, die er nur zu gut kannte. Tomoyuki warf einen Blick über seine Schulter und musterte die schlanke Gestalt des Drummers, der mit vor der Brust verschränkten Armen am Türrahmen lehnte. Lässig gekleidet präsentierte er sich und strahlte eine gewisse Ruhe aus – auch wenn diese ihm schon wieder entweichen wollte.
 

„Sieht man das nicht?“, fragte Tomoyuki mit einem unglaublichen Desinteresse, wie Tooru es selten zu vor gehört hatte. „Alleine? Wo sind denn die anderen.“ „Bitte Tooru, wozu brauche ich die anderen?“ War das jetzt wirklich eine Antwort auf die Frage, warum er nicht mit der Band proben wollte? Oder doch eher eine Lebenseinstellung, die er ihm direkt auf die Nase binden musste?
 

„Ich dachte ja nur...“ „Nicht so viel denken – das bekommt dir nicht“, meinte der Bassist trocken und schaute ihn unverwandt an. Tooru legte die Stirn in Falten. Anscheinend hatte Tomoyuki wieder zu alten Grässlichkeiten gefunden und behandelte ihn schlicht und ergreifen abwertend. Was hatte er denn jetzt schon wieder angestellt?
 

„Könntest du deine Scheißlaune bitte an anderen auslassen?“ „Nein.“ Der Brünette wandte sich wieder seinem Instrument zu. Es amüsierte ihn, dass Tooru sich so ärgern ließ. Anscheinend war er auf diesem Gebiet deutlich unterlegen und Tomoyuki konnte auf seinen Gefühlen herumtreten, wie auf den Scherben einer zerbrochenen Glasscheibe.
 

Noch einmal blickte Tomoyuki ihn an – zog die Augenbrauen nach oben, als er sich noch immer nicht entfernt hatte. „Lass das endlich! Ich will...“ „Was du willst und was nicht interessiert mich nicht. Bin ich dein Psychiater?“ Wieder wollte Tooru zum sprechen ansetzen, doch der andere zischte ihn nur an.
 

„Zieh Leine, fass mich nicht an und am besten: sprich mich auch nicht an“, meinte Tomoyuki kalt und wandte ihm erneut den Rücken zu. Tooru zog eine Braue in die Höhe und stemmte die Hände in die Hüften. Empört schnaubte er – manchmal zweifelte er wirklich an dem Bassisten. „Du verdammter Scheißkerl!“, dachte er und seine Augen bildeten schmale Schlitze. Am liebsten wäre er ihm auf den Rücken gesprungen – doch das sollte er möglichst unterlassen, denn schon die Vorstellung an die Flüche vom Vortag ließ ihn eisig erschaudern.
 

„Mir steht nicht der Sinn danach, mit dir zu kuscheln“, sagte Tomoyuki, als er bemerkte, wie Tooru näher an ihn heran trat, steckte dabei das letzte Kabel fest. Als ob er darauf jemals Lust haben würde!
 

„Fein – wie du willst“, ging es dem Drummer durch den Kopf. „Wer sagt denn, dass ich das will – nicht so überheblich.“ „Was für ein Glück...“ Einen kurzen Blick warf er nun doch noch über seine Schulter, sah den Blonden mit elegantem Gang zu seinem Schlagzeug wandern.
 

„Fick dich, Tomo!“, schnauzte er und sank auf den Hocker hinter den Trommeln und Becken. Tomoyuki schmunzelte und erhob sich. Vielleicht würde diese etwas eingeschränkte Probe noch interessant werden. Flink hing er sich den Bass um, warf Tooru noch einen neckenden Blick zu.
 

Er gab den Takt vor und spielte den Eröffnungssong, den sie auch bei der letzten Tour gespielt hatten. Anders aber als bei Lives sah Tomoyuki ihn frontal an. Seine Finger schienen genau das zu tun, was er wollte – auch wenn er kein einziges Mal hinunter blickte. Zwischen ihm und Tooru lag eine unglaubliche Spannung, denn auch er sah ihn fast ununterbrochen an. Ein Prickeln suchte den Drummer unter den heißen Blicken heim, immer wieder rieselten Schauer über seinen Rücken und er konnte sich nur schwer auf seine Drums konzentrieren. Tomoyuki so zu sehen rief schon wieder die abenteuerlichsten Vorstellungen in ihm wach. Obwohl sie sich nicht im Entferntesten berührten fühlte er sich, als sei der andere tief in ihm. Es war als würde er seine Seele vollkommen beherrschen und sich immer weiter in ihm einnisten - ihn zu etwas zwingen, was nicht vorgesehen war.
 

Tomoyukis schwarze Augen brannten sich fest in die seinen ein und er glaubte dieses Bild nie mehr vergessen zu können. Sie drohten ihn förmlich aufzuspießen – und Tooru konnte nichts dagegen tun. Ob er wohl erkennen konnte, was in dem Drummer vor ging?
 

Dabei fühlte er sich so besetzt von Tomoyuki, als würden sie ganz andere Dinge miteinander trieben, die übermäßig an seinen Kräften zehrten. Und er war dankbar, als sie ihr kurzes Spielen unterbrachen. Trotz dessen war Tooru ausgelaugt und schweißgebadet. Langsam ein und ausatmend strich er die hellen Haare aus seinem Gesicht.
 

„Baby – du kommst aus der Übung. Du solltest mehr trainieren“, meinte der Bassist nur und musterte Tooru fast schon spöttisch. „Gerne – zieh dich aus!“ Tomoyuki selbst schien das alles gar nichts auszumachen. Er grinste ihn nur an, tat aber nicht dergleichen. „Davon wirst du auch nicht trainierter.“ „Mit deinem Knack-Arsch kann eben keiner mithalten“, zischte Tooru gefährlich und konnte sich genau vorstellen, wie der Bassist zu diesem Hintern gekommen war.
 

Der Drummer erhob sich wieder und schenkte Tomoyuki keine Beachtung, auch wenn nur ein einziges Wort ausreichend gewesen wäre und er hätte alles mit sich machen lassen, was dem Bassisten einfiel.
 

So aber wanderte Tooru zur Tür und er erschrak schon fast unter der plötzlichen Berührung. Tomoyuki hatte nach seiner Hand gegriffen, lief hinter ihm her wie ein gut abgerichteter Hund. Schneller als der Drummer reagieren konnte hatte er sich auch schon an ihn gedrückt, wobei seine freie Hand sanft um die Hüfte Toorus wanderte. Federleicht nippten seine Lippen am Hals des Kleineren, bescherten ihm eine tiefe Gänsehaut. Kurz kratzten seine Zähne über die Haut und ließen Tooru nochmals erschaudern.
 

„Du bist unfair, Tooru“, wisperte er an dessen Ohrläppchen und haschte danach, drehte zärtlich mit den Zähnen daran herum. Tooru durchflutete eine angenehme Wärme und er schien genauso eingeschlossen zu sein, wie er es zuletzt mit dem Bassisten getan hatte. Nur war da etwas, was deutlich anders war – Tooru genoss die Nähe, erkannte, wie wohl er sich fühlte, wenn Tomoyuki ihn berührte.
 

„Warum ich?“, gelang es dem Blonden endlich zu antworten, auch wenn er sich geradezu jede Beleidigung hätte gefallen lassen. Die Verlockung war riesig, sich einfach gegen Tomoyuki zu lehnen und sich von ihm verwöhnen zu lassen. Nur würde der das wohl nicht tun.
 

„Du ignorierst mich – findest du das höflich?“ Diesmal streifte seine Zunge behutsam und ganz langsam über die Halssehne des Kleineren. „Ich glaube nicht. Tust du das immer – andere Leute ignorieren, wenn sie dich ansehen?“ Eigentlich war es eine Frechheit, dass der Bassist es sich erlaubte, Toorus Ignoranz auf ihn zu schieben – dabei hatte er ihn doch immer wieder darauf hingewiesen, ihn in Frieden zu lassen!
 

Und da war es schon wieder – egal wie ungerecht Tomoyuki sich auch verhielt – Tooru konnte nicht anders und seufzte wohlig unter den Zärtlichkeiten auf, die ihm gerade geschenkt wurden. Leicht neigte er den Kopf zur Seite, wodurch die Lippen den Größeren wieder darüber fuhren und immer erneut ansetzten, an ihm herum zu knabbern, nur um sich gleich wieder abzuwenden und ihn weiter zu foltern. Dabei war es so eine süße Folter, dass Tooru sich wünschte, der Bassist würde nie wieder aufhören.
 

„Nein... Tomoyuki... verzeih mir...“, sagte er bittend und spürte, wie sich Zähne in seinen Hals bohrten und kurz zubissen. Seine Augen verdrehten sich für den Moment und er glaubte sich viel zu erregt, als dass er klar denken konnte. „Du bist wirklich brav... dafür sollte man dich belohnen.“ „Oh bitte!“, flehte Tooru ihm Stillen und biss sich auf die Unterlippe. Auch wenn er riskierte, wieder nur ein Körper zwischen Lust und Leidenschaft zu sein – er wollte es. Er wollte es unbedingt!
 

„Wirst du auch nicht unartig sein? Oder möchtest du noch eine Strafe?“ Tooru drehte den Kopf zu ihm herum, sah ihn aus dunkel glänzenden Augen heraus an. Er blickte auf Tomoyukis Lippen, von denen gerade eine Anziehungskraft ausging, die ihn fast in den Wahnsinn trieb. Leicht geöffnet waren sie und er konnte sich nicht zurückhalten, drehte den Kopf noch weiter und küsste sie. Tomoyuki schob sich dagegen, ließ die Lider zudriften und gab sich dem Kuss hin, legte es nicht darauf an, Tooru von sich zu weisen – ganz im Gegenteil: er zog ihn noch näher zu sich, schob die Hand unter sein Shirt und strich über die Haut am Bauch, umspielte mit dem Zeigefinger den Nabel. Kurz tauchte er hinein und fingerte darin herum, bemerkte wie der Drummer sich darunter verspannte und gegen seine Lippen keuchte, ihm damit ein innerliches Grinsen bescherte.
 

„Glaubst du, dass wir in der Küche ein paar nette Spielzeuge finden? Irgendetwas, was wir in dich hinein schieben könnten?“, fragte der Brünette mit dreckigem Ton, konnte dabei das Schlucken des Kleineren förmlich hören. „Möchtest du wieder schreien?“ Die dunkle Stimme drang an sein Ohr wie ein leichter sommerlicher Windhauch und wurde begleitet von einem Paar Lippen, die über die seinen schlichen. Es war ein Gefühl wie Feuer, welches sich durch seine Glieder schickte und sich tief in ihm verewigte.
 

„Tomo… Wir werden erwischt…“, lächelte er und spürte wie dessen Zähne wieder zu seinem Ohr fanden. „Desto besser. Gib es doch zu – du stehst auf Publikum. Du willst doch, dass andere zusehen und sich einen wichsen, weil sie dich am liebsten vögeln würden.“ Die Hitze stieg dem Drummer in die Wangen, nur konnte er es nicht leugnen, dass der andere seine Gedanken auf den Gipfel der Perversitäten trieb.
 

„Oder reiche ich dir nicht?“, wollte die himmlische Stimme wissen und eine samtene Zunge zeichnete die Konturen seines Ohrs nach. „Muss ich vielleicht noch einen zweiten Schwanz organisieren?“ Wieder zupfte er an seinem Ohrläppchen. „Wie viel wohl in dich hinein passt?“ Toorus Augen drifteten zu und ein eiskalter Schauer jagte über seinen Rücken. „Wollen wir das mal ausprobieren?“ „Nein“, erwiderte er trocken und löste sich von Tomoyuki. Langsam stieg er die Stufen hinauf und drehte sich, als er oben angekommen war, herum. Der Bassist starrte ihn mit verwirrtem Blick an – hatte er gerade richtig gehört?
 

„Weißt du, ich habe absolut keine Lust auf irgendwelche Schwänze“, erklärte Tooru und lächelte zu ihm hinunter. Mit Bestimmtheit sah er ihn an und war sich seiner Gefühle jetzt ganz sicher. „Ich will nur deinen. Maximal noch Spielzeuge, denn das fand ich sehr aufregend.“ „Was ist denn an dir kaputt?“, fragte Tomoyuki und überlegte, ob der andere nicht irgendetwas ausheckte. Nur tat der das nicht – ganz im Gegenteil – er meinte jedes Wort, wie er es sagte.
 

Und damit war ihr Gespräch auch schon beendet. Tooru ließ ihn stehen – das erste Mal, dass er sich ihm in einer derartigen Situation entzog. Dabei konnte Tomoyuki sich nicht vorstellen, wie schwer ihm das gefallen war. Mittlerweile war der Drummer zu allem bereit und hätte sich ihm nur zu gern hingegeben.
 

Weiter blickte er die Tür an, die sich langsam von selbst schloss. Seit wann ließ man ihn denn abblitzen? Wie viel Dreistigkeit in Tooru steckte war nach Tomoyukis Meinung wirklich unerhört. Sonst war er doch immer von seinen Perversitäten mehr als angetan gewesen. Und jetzt? Was sollte ihm das alles sagen? Erpresste Tooru ihn, dass er nur mit ihm schlafen wollte, wenn sie zusammen waren? Damit würde er wohl auf Granit beißen – als ob er der einzige Spielgefährte wäre, der in seinem Leben existierte.
 

Dennoch aber konnte Tomoyuki an nichts anderes mehr denken. Schon wieder zweifelte er an seiner Einstellung gegenüber dem anderen. Hatte er denn plötzlich das Bedürfnis danach, nur mit diesem einen intim zu werden? Sonst war er doch auch nicht so wählerisch und hatte nur nach Äußerlichkeiten entschieden.
 

Tooru kannte er dagegen schon sehr lange. Viele Tage, zu denen sich auch immer mehr Nächte gesellten, hatte sie miteinander verbracht – auch wenn sich das eher im Rahmen der Band abspielte. Ein paar ganz nette Eigenschaften schien er schon zu besitzen und Tomoyuki überlegte tatsächlich, ob er nicht Interesse an mehr als nur Sex hatte.
 

Konnte er das überhaupt? Seine letzte Beziehung lag viele Jahre zurück und er erinnerte sich nur mit Schrecken daran zurück. Er hatte nicht wenige Gründe gehabt, warum er Pärchenbildung in seinem Leben miet. Und Tomoyuki hatte schon oft mitangesehen, wie Freunde ein angeblich doch so glückliches Paar waren und am Ende doch alles wieder zerbrochen war.
 

So war sein Leben doch viel einfacher – warum also zweifelte er plötzlich an seinen Wertvorstellungen? Er begriff es nicht. Wie konnte eine einzige Person sein ganzes Leben so auf den Kopf stellen? Er tat doch schon alles um ihm und vielleicht auch sich selbst Klarheiten zu verschaffen, wobei er nun mittlerweile mehr an sich zweifelte, als jemals zuvor.
 

Anscheinend bewirkte Tomoyuki mit seinen Grübeleien über Tooru und sein ach so tolles Leben nur, dass er noch weiter in den Abgrund rutschte. Dabei war er sich doch so sicher gewesen, dass niemals ein anderer ihm zu nahe kommen dürfte – zumindest, wenn er das nicht wollte.
 

Mit diesem Tag wurde er seine geistige Verwirrung nicht mehr los. Auch wenn Tooru gar nicht mehr aktiv auf Tomoyuki einwirkte.
 

Selbst ein paar Tage danach war er immer darauf bedacht ihm nicht zu nahe zu kommen. Sicherheitsabstand war ihm in dieser Beziehung auf jeden Fall lieber...
 

~~~~~***~~~~~
 

In den nächsten Wochen wirkte das Leben im Bandhaus wieder angenehm ruhig. Yuusuke war schließlich auch wieder zurück und sie hatten den größten Teil des Tages damit verbracht, an neuen Texten und Melodien zu basteln.
 

Dabei missachtete Wataru den Bassisten und auch Tooru vollkommen. Er sprach kaum, hielt sich zurück und mischte sich ausschließlich dann ein, wenn man ihn ansprach. Und auch dann war seine Zurückhaltung deutlich zu erkennen. Am liebsten hätte er die Zähne kein einziges Mal auseinander getan, als er in einer Pause nur noch mit Tomoyuki ihm Raum war. Eine angespannte Stille herrschte und machte Wataru fast wahnsinnig.
 

„Was ist eigentlich mit Tooru?“, fragte der Bassist abwesend in den Raum. Der andere zuckte bei dem Namen zusammen – wie konnte Tomoyuki es überhaupt wagen ihn darauf anzusprechen.
 

„Das weißt du doch am allerbesten“, knurrte Wataru und schickte wütende Blicke zu ihm. „Wer mischt sich denn ständig in die Beziehungen anderer ein?“ Tomoyuki schaute ihn nun doch an. „Er hat dir alles gesagt?“ „Halt dich raus! Das geht dich nichts an.“ Der Bassist grinste nur abfällig. „Geschockt?“ „Du sollst dein Maul halten!“ „Hat er Schluss gemacht?“ Der Sänger spannte sich unter den Worten an. Was nahm Tomoyuki sich denn heraus, dass er ihn so etwas fragte. War das sein Ernst oder nur ein böser Traum?
 

„Wundert mich nicht. Er war ganz schön frustriert.“ Er beantwortete sich die Frage wohl selbst, mied allerdings den Gedanken daran, dass Toorus „neue“ Gefühle der Grund waren. In Wataru entfachte sich gerade ein gewaltiges, aufgebrachtes Feuer und er kämpfte schwer um die Beherrschung.
 

„Mach dir nichts draus – er ist nicht der Erste, der wegen Sex seine Beziehung beendet.“ Der Sänger warf ihm einen hasserfüllten Blick zu. „Elender Wichser!“, fluchte er bösartig und sprang regelrecht auf Tomoyuki los. Mit einer Leichtigkeit überwältigte er ihn und drückte ihn gegen eine Wand. „Scheißkerl! Wage es auch nur einmal, Tooru anzufassen!“ Seine Augen bildeten dabei schmale Schlitze und er konnte regelrecht hören, wie die Wut in seinem Bauch brodelte.
 

„Was sagst du mir das?“, fragte der Bassist gelangweilt. „Er kommt jede Nacht zu mir gekrochen und will das ich ihn fast zu Tode ficke – das war nicht meine Idee.“ Wataru spürte, wie die Gleichgültigkeit in der Stimme des Größeren mitschwang. Anscheinend war er Tomoyuki vollkommen egal – mehr noch: er machte sich lustig über ihn!
 

Schon deswegen zog er ihn kurz von der Wand und warf ihn dann wieder dagegen, sodass dem Bassisten der Rücken schmerzte. Doch anmerken ließ er sich nichts.
 

„Dann wirst du das unterlassen, Wichser!“ „Willst du mich nur noch so nennen?“ Tomoyuki grinste dreckig und zog eine Augenbraue in die Höhe. „Wenn es sein muss – ich spreche dich nur mit dem Namen an, der dir entspricht.“ Er zerrte Tomoyuki noch einmal zu sich, presste ihn dann wieder gegen die Wand, sodass sein Kopf mit einem dumpfen Geräusch gegen die Wand prallte.
 

„Und du wirst genau das tun, was ich dir sage“, fauchte er und war kurz davor ihm etwas anzutun. „Du wirst ihn missachten und ihn verletzen – haben wir uns verstanden?“ „Oh bitte, Wataru!“ Tomoyuki stöhnte mit einem Augenrollen und versuchte sich zu lösen, nur waren Watarus Finger so fest in seinem Kragen vergraben, dass ihm die Knöchel sichtbar entgegenragten.
 

„Haben wir uns verstanden?“ Ein weiteres Mal wurde er an die Wand gepresst, sodass er dieses Mal einen gequälten Laut nicht mehr unterbinden konnte. Doch dann ließ er ein Lachen erklingen, sah Wataru aus dunklen Augen heraus an. „Weißt du, was ich tun werde?“ Wataru erwiderte seinen Blick und funkelte ihn wütend an. „Wenn er mir das nächste Mal über den Weg läuft werde ich ihn an Ort und Stelle vernaschen. Ich werde ihn so hart zureiten, dass er für die nächsten Tage weder sitzen noch stehen kann.“ Die Augen des Sängers wurden mit jedem Wort größer. Und dann war es zu viel. Mit einem dunklen Grollen schleuderte er Tomoyuki herum und warf ihn auf den Boden. Sofort setzte er sich auf ihn und legte die Hände um seinen Hals um dort fest zu zudrücken. So schnell war es dem Älteren gar nicht gelungen die Situation zu realisieren.
 

„Glaubst du, dass ich das zulasse?“, presste er zwischen zusammen gebissenen Zähnen heraus. Mit unendlich viel Hass in den Augen schloss er die Hände um den langen Hals und drückte ihm die Luft ab. „Eher sterbe ich, als das du ihn noch ein einziges Mal anfasst!“ Ein weiteres Mal drückte er fast schon gewalttätig zu, sodass Tomoyuki ihn Lippen auseinander driften ließ und er erstickt nach Luft rang. Plötzlich fühlte er sich ausgelaugt - schwach und schlapp erschien sein ganzer Körper.
 

Vergeblich versuchte er Watarus Hände von seinem Hals zu lösen – aber gelingen wollte es ihm nicht. Das Blut stieg ihm in den Kopf und sammelte sich in seinen Augen, deren sonstiges Weiß sich immer röter färbte. Sein Gesicht nahm eine ungesunde Farbe an und er konnte nur einen piepsenden Laut von sich geben.
 

Wenn der Sänger so weiter machte, würde er bald gar nichts mehr erkennen können, denn jetzt schon erblickter er die Welt nur noch verschwommen. Es fühlte sich an, als würde jede noch so kleine Faser in seinem Leib zerreisen. Er konnte sich nicht gegen Wataru wehren – zu viel Kraft raubte ihm diese Atemlosigkeit. Allmählich erschlaffte sein Körper und er erkannte ein helles Licht, welches ihn einschließen wollte.
 

„Er bringt mich um“, ging es ihm noch erschreckend durch den Kopf, wobei es kaum zu glauben war, dass seine Gedanken noch etwas zustande brachten. Sollte er denn wirklich durch die Hand einer seiner besten Freunde nieder gestreckt werden?
 

Selbst die Laute verschwanden und seine Hände schafften es kaum noch, überhaupt die von Wataru zu umfassen. Eine seltsame Hitze durchflutete ihn und wollte ihn regelrecht verbrennen. Es erhitzte sein Blut so extrem, dass er schon befürchtete, dass seine Haut darunter brechen und ihn mit einer dunklen, roten Schicht überziehen würde.
 

Doch dann verschwand der Druck urplötzlich und Wataru wurde mit einem Aufschrei von ihm herunter gerissen. Mit einem dumpfen Geräusch schlug der Sänger auf dem Boden auf, doch das bemerkte der große Bassist kaum. Geräuschvoll kämpfte Tomoyuki nach Sauerstoff, schaffte es noch immer nicht, sich irgendwie zu regen, wobei seine Stimme eher einem nichtigen Pfeifen glich. Vorsichtig wurde sein Kopf angehoben, nur waren keine Gedanken, die in seinem Hirn regierten.
 

„Tomo? Oh Gott!“ Toorus Gesicht erschien vor ihm, auch wenn er es nur unscharf erkennen konnte. Sanft streichelte eine Hand über seine Wange. Er erschauderte unter der leichten Berührung und erkannte, wie die Lebensgeister in seinen Körper zurück fanden. Erst jetzt wurde ihm bewusst, was gerade geschehen war. Wataru hatte ihn fast zu Tode gewürgt! Und dann? Hatte Tooru ihm geholfen? Neben sich bemerkte er Hiroaki, der den Sänger wohl von ihm geworfen hatte.
 

„Hast du sie noch alle?“, schnauzte der Gitarrist den Sänger an und drückte ihn mächtig zu Boden. Doch der begriff anscheinend weder sein Handeln noch seine Umwelt – was war nur gerade passiert? Er hatte doch nicht wirklich versucht Tomoyuki umzubringen!? Wie vom Blitz getroffen lag er nun auf dem Boden –Hiroaki hätte ihn nicht einmal festhalten müssen.
 

Tooru hingegen war neben ihm niedergesunken und hatte seinen Kopf auf den Schoß gebettet. Liebevoll streichelte er seine Wange und strich die brünetten Haare aus dem Gesicht. Die Stirn lag in Falten und mit einem fast schon mitleidigem Blick sah er zu Wataru. „Was habe ich nur angerichtet?“, fragte er sich im Stillen.
 

Schließlich richtete Tomoyuki sich wieder auf und verbarg das Gesicht kurz in den Händen. Er seufzte und rieb sich über die Stirn. Erst dann sah er Wataru an, der mit gläsernen Augen zur Seite blickte. „Kranke Seele! Musst du mich erst umbringen, damit du deinen Frieden findest?“, fragte er und es war erstaunlich, wie schnell er wieder zu seiner frechen Zunge gefunden hatte. „Tomo! Hör gefälligst auf mit dem Scheiß!“, mischte Tooru sich ein. Doch Wataru verstand sein Leben jetzt noch weniger.
 

„Es tut mir leid“, wisperte er kaum hörbar, lag noch immer regungslos am Boden. „Ich wollte das nicht...“ Hiroaki stand nun auch wieder auf und betrachtete den Sänger. Was passierte nur mit ihm? Er verhielt sich wie ein Geisteskranker.
 

Tomoyuki atmete aber nur tief durch. Wirklich geschockt schien er nicht zu sein. Das man ihn abfällig behandelte verwunderte ihn nicht – und er konnte Wataru seinen Hass nicht mal verübeln. Zwar hatte noch keiner versucht ihm die Luft abzudrücken, aber in Gedanken hatte er sicherlich schon sehr oft sterben müssen.
 

Langsam erhob er sich und verließ den Raum auf den Gang, doch Tooru eilte ihm nach. „Moment!“, rief er, sodass Tomoyuki stehen blieb. „Ist dir das egal?“ Die Schultern des Bassisten zuckten. „Was soll ich tun? Er hasst mich – verständlich. Verschone mich bitte.“ Wieder wandte er sich um und stopfte die Hände in die Hosentasche. Sein Hals quälte ihn bei jedem Einatmen und er glaubte, dass er die Schmerzen kaum verkraften konnte.
 

„Langsam glaube ich, dass du vollkommen bescheuert bist! Begreifst du denn gar nichts?“ Mit einem Lächeln blickte Tomoyuki ihn über die Schulter an. „Ich weiß, dass Wataru vollkommen durchdreht, wenn er dich nicht wieder haben kann. Und dann werde ich sehr bald sterben müssen, wenn er so weiter macht.“ „Das ist überhaupt nicht der Punkt!“ Entrüstet legte Tooru die Stirn in Falten. „Verdammt noch mal jetzt kapiere es doch endlich, dass ich dich liebe! Ich werde es nicht zulassen, dass dir jemand was antut!“ Tomoyuki senkte den Blick und seufzte leise. „Das tust du nicht – du kennst mich doch gar nicht.“ „Ach nein? Ich weiß, dass du keine Rosinen magst und sie immer aussortierst. Außerdem bist du kurzsichtig und kannst deine Brille nicht leiden – deswegen kneifst du immer die Augen zusammen, weil du nicht viel siehst. Und du bist auf den Oberschenkeln kitzlig – und du drehst vollkommen auf, wenn dir jemand an die Nippel geht. Und du hast fast immer kalte Hände und trägst deswegen immer Klamotten mit Taschen. Du magst keine Futons und du kannst nicht schlafen, wenn du auf dem Rücken liegst.“ „Okay! Stalkst du?“, lachte Tomoyuki und erkannte tatsächlich, wie seine Hände kalt waren. Der Drummer hatte ihn sehr genau beobachtet.
 

„Du bist mir wichtig! Deswegen achte ich auf so etwas. Sei doch nicht so verdammt stur!“ Der Bassist musterte ihn eingehend. Seit wann bedeutete er einem anderen etwas? Und noch dazu so viel, dass man alles abspeicherte, was er tat?
 

„Und Wataru?“ „Was soll mit ihm sein?“ Tooru ging zu ihm und begutachtete seinen Hals. Die Abdrücke von den Händen des Sängers zeichneten sich rot ab und er konnte sich nicht zurückhalten und strich mit den Fingerspitzen darüber. „Tut das sehr weh?“, fragte er leise und biss sich auf die Unterlippe. „Es geht – mach dir keinen Kopf.“ Nur überlegte der Kleinere schon längst angestrengt, was er tun konnte. Sanft schob er die Hände um seine Taille und zog ihn zu sich. Wie als sei es ein Versehen wanderten seine Lippen über Tomoyukis Hals, der aber nur etwas irritiert zu ihm hinunter blickte.
 

Tooru aber schlich weiter vorsichtig über die geschundene Haut, setzte kleine Küsse darauf, als wollte er die Heilung damit beschleunigen. Wahrscheinlich würde er diesen Anblick nie wieder vergessen, wie Wataru auf ihm gesessen und ihm die Kehle zugedrückt hatte. Tomoyuki hatte so elend – so verletzlich ausgesehen.

Allerdings war es auch wie ein Schlag gewesen, die beiden sicherlich wichtigsten Menschen in seinem Leben so zu sehen. In diesem Moment hatte er aber nur den Bassisten gesehen – für Wataru war in seinem Herzen mittlerweile kein Platz mehr. Viel zu sehr war er auf Tomoyuki fixiert. Schon aus diesem Grund hätte er ihm die Schmerzen am liebsten abgenommen und selbst getragen.
 

Letztendlich schob Tomoyuki ihn aber wieder weg, sah ihn mit einem ausdruckslosen Blick an. „Lass das. Aus uns beiden wird nie etwas werden – weder jetzt noch sonst irgendwann”, erklärte der Bassist ruhig und mit fast schon zärtlichem Ton. „Selbst wenn ich es wollte würde es nicht gehen. Wataru will es nicht – wir würden ihn und die Band kaputt machen. Also schlag es dir aus dem Kopf“, erklärte er und beachtete Tooru nicht weiter, der gerade regelrecht zu Eis gefror. Sollte das etwa heißen, dass Tomoyuki ihnen eine Chance geben würde, wenn Wataru nicht wäre?
 

„Das geht aber nicht!“, brach es schlussendlich aus Tooru heraus. Viel zu überhastet griff er nach der Hand des Größeren und zog ihn zu sich, presste dabei die Lippen auf die des Bassisten. Hingebungsvoll schmiegte er sich an ihn, versuchte jedes noch so winzige Gefühl hinein zu legen.
 

Tomoyuki hingegen musterte des Gesicht des Blonden und wehrte sich nicht gegen den Kuss. Tooru war hartnäckiger, als er es je geglaubt hatte. Etwas derartiges hatte er noch nie zuvor von einem anderen bekommen – liebte er ihn denn wirklich so sehr?
 

Schlussendlich löste der Drummer sich wieder und senkte betreten den Blick. „Das ist so unfair“, bemerkte er schmollend. „Warum darf ich dich nicht haben?“ „Tse!“ Tomoyuki entfernte sich weiter von ihm und schnaubte leise. Dann legten sich die durchdringenden Augen wieder auf ihn. „Weil ich niemals irgendjemandem gehöre!“ „Ich will aber bei dir sein! Dann gehöre ich eben dir! Mach doch was du willst, aber schieb mich nicht ab!“ Der Bassist seufzte leise und verschränkte die Arme vor der Brust. Er musterte den verzweifelten Drummer und wie er seinem Blick auswich.
 

„Sag das Wataru und nicht mir“, meinte er dann nur. „So kannst du es vergessen.“ Mit diesen Worten ließ er Tooru stehen, der ihm nur mit traurigem Blick nachsehen konnte.
 

„Das darf doch nicht wahr sein!“, fluchte er in Gedanken und seine Augen verengten sich. Jetzt war er Tomoyuki schon so nah und durfte nicht, weil Wataru sich quer stellte. Er ballte die Hände zu Fäusten und schickte ein Beben durch seinen Körper. Und dann traf er eine Entscheidung – so einfach konnte er sich damit nicht abfinden.
 

Er machte auf dem Absatz kehrt und ging zurück in das Zimmer, in dem er Wataru und Tomoyuki vorgefunden hatte. Mittlerweile war Hiroaki wohl auch gegangen und es saß nur noch der Sänger auf der Couch.
 

„DU!“ Tooru deutete auf ihn, als sei er ein minderwertiges Objekt. „Du bist wirklich das Letzte!“ Erschrocken weiteten sich Watarus Augen und er schien kaum zu verstehen, was plötzlich geschah. Er sank noch weiter zurück in die Polster, schien sich verstecken zu wollen. „Es tut mir leid...“ „Du hast doch einen totalen Knall! Erst bringst du ihn fast um und dann verbietest du uns, dass wir zusammen sein dürfen?“ Watarus Augen zwinkerten. „Aber... Er will dich eh nicht!“ Erstaunlich schnell hatte Wataru seinen Standpunkt begriffen und versuchte sich gegen den anderen zur Wehr zu setzten. Tooru aber schnaubte wütend. „Woher willst du das bitte wissen? Du hast doch keine Ahnung!“ Kurz überlegte der Sänger. Es schmerzte ihn, wenn er ihn so anschrie. Nun konnte er wohl erst recht nicht mehr damit rechnen, jemals wieder eine Chance bei ihm zu haben.
 

„Ach vergiss es doch einfach! Das hat doch eh keinen Sinn!“ „Tooru... Versteh mich doch! Ich...“ „Ja ja – du liebst mich.“ Fast schon genervt rollte er mit den Augen. „Ich dich aber nicht!“ Wie vom Blitz getroffen verzog der Sänger das Gesicht. „Und weißt du was? Ich werde es dir nie verzeihen, dass du mir das antust“, erklärte Tooru und war erstaunt über sich selbst, dass er den Sänger so anherrschte.
 

Mit einem letzten entwürdigendem Blick entfernte er sich wieder. Hoffentlich hatte er nun endlich begriffen, dass es entgültig vorbei war.
 

Wataru aber sah dem Drummer nach. Er wollte sich damit nicht abfinden, auch wenn er wusste, dass der andere ihn dazu zwang. Und sicherlich würde er nie wieder mit ihm reden, wenn er ihm seine Liebe verbieten würde. Aber warum musste er auch ausgerechnet Tomoyuki aussuchen? Er fragte sich nur, warum die beiden Rücksicht nahmen – und was er dem Bassisten ins Essen gemischt hatte. Sonst würde er sich niemals auf eine Beziehung einlassen.
 

Sollte das etwa bedeuten, dass Tomoyuki wegen ihm nichts mit Tooru anfangen wollte? Nach dieser Aktion? Innerlich schüttelte er den Kopf. Sollte das wirklich die Wahrheit sein?
 

Seufzend legte er sich auf den Bauch und grübelte vor sich hin. Allerdings ließen ihn die Gedanken einfach nicht in Ruhe. Was sollte er tun? Sollte er Tooru wirklich gehen lassen? Vielleicht war es ja an der Zeit, ihn zu vergessen…
 

~~~~~***~~~~~
 

Tomoyuki war, nachdem er Tooru zum wiederholten Mal abgewimmelt hatte, in seine Wohnung gegangen. Es erschien ihm wie eine Ewigkeit, dass er hier nicht mehr gewesen war.
 

Allerdings war ihm diese Situation eigentlich viel zu anstrengend. Sowohl Tooru als auch Wataru gingen ihm in diesen Moment mehr auf die Nerven, als alles andere. Schon deswegen nahm er sich fest vor, sein Heim heute nicht mehr zu verlassen.
 

So hatte er es sich auf seinem Sofa gemütlich gemacht und verfolgte das Fernsehprogramm. Wann hatte er zuletzt den Abend allein verbracht? Fast immer war er entweder mit der Band oder den unterschiedlichsten Bettgespielen beschäftigt. Und es war wahrscheinlich der einzige Abend, an dem er keine Lust auf Sex hatte.

Und am liebsten hätte er sich keinen Millimeter bewegt, als es an der Tür läutete. Im Stillen verfluchte er sich, dass seine Beine ihn doch zur Wohnungstür brachten. Schlecht gelaunt öffnete er sie – machte aber ungläubig große Augen, als er die Person identifizierte.
 

„Was ist denn mit dir passiert?“, fragte er. Bei dem Besuch handelte es sich um Wataru. Doch der hatte sich verändert. Am Vormittag war er noch mit blonden Haaren aufgetreten. Jetzt zeigten sie sich in einem tiefen Schwarz.
 

„Danke für das Kompliment – darf ich rein kommen?“, meinte Wataru nur unbeeindruckt. Er wollte sich nach Möglichkeit nicht ewig bei dem Bassisten aufhalten. Die ganze Angelegenheit war ihm schon unangenehm genug.
 

Tomoyuki trat jetzt zur Seite und ließ den Sänger eintreten. „Also? Was willst du?“ „Reg dich ab – ich tu dir nichts.“ Der Größere schnaubte nur und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich mache es kurz: du kannst Tooru haben. Ich werde mich in Zukunft raushalten“, erklärte er und mied es, Tomoyuki dabei anzusehen. Scheu blickte er sich in dem kleinen Vorzimmer um, von welchem mehrere Türen zu anderen Räumen führten. Der Bassist legte sehr viel Wert auf sein Reich – das wusste er. Und er empfand diese ganze finstere und irgendwie auch gemütliche Atmosphäre als äußerst passend.
 

„Aber ich schwöre dir: wenn du ihm wehtust, wird dich keiner mehr retten können“, fuhr Wataru schließlich fort. Auf Tomoyukis Gesicht schlich sich jetzt ein hinterhältiges Schmunzeln. Angst hatte er vor dem Sänger trotzdem nicht. Und drohen ließ er sich schon lange nicht mehr.
 

„Wer sagt überhaupt, dass ich was von ihm will?“ Kurz musterte Wataru ihn. Er überlegte, was er mit dieser Antwort anfangen sollte. In seinem Kopf wollten schon wieder die widerwilligsten Vorstellungen wachsen, wie Tomoyuki ihn benutzte. Er würde es doch nicht etwa gewagt haben, ihm Liebe vorzugaukeln!
 

„Wer hat das gesagt? Tooru?“, fragte Tomoyuki selbstgefällig. „Ich hab ihm gesagt, dass ich keine Beziehung will. Wenn er sich Hoffnungen macht ist es sein Problem.“ Schon wieder war Wataru kurz davor, auf ihn loszugehen. Doch er zügelte sich und versuchte ruhig zu bleiben, unterdrückte die Wutattacken, die sich anbahnten.
 

„Du empfindest gar nichts für ihn, richtig?“, fragte er mit fast schon sanfter Stimmlage. Eigentlich bemitleidete er ihn. Wenn er nur wüsste, was er sich entgehen ließ. „Das geht dich nichts an. Und wenn schon? Was würde es für dich ändern?“ „Nur die Gewissheit, dass es ihm bei dir gut geht.“ Tomoyuki überlegte und versuchte in sich zu blicken. Leugnen konnte er es nicht, dass er oft an Tooru dachte. Aber konnte man das denn als Liebe bezeichnen?
 

„Dann… überleg es dir. Tooru will dich – und was am wichtigen ist: er sieht und liebt nur dich. Auch wenn ich es gerne tun würde, aber ich kann daran nichts ändern.“ Sein Blick traf nun genau in die Augen des Älteren. Etwas mulmig war ihn bei diesen Worten schon. Nur gab es leider keinen anderen Weg.
 

Tomoyuki begegnete ihm mit einem seltsamen Blick. Wataru erschien er fast so, als sei er hilflos. Verstehen konnte er allerdings, dass er bei Tooru ins Grübeln geriet.
 

„Ich gehe jetzt. Mach was du willst, aber erwarte nicht, dass ich weiter herhalte, wenn Tooru frustriert wegen dir ist.“ Tomoyuki zuckte nur mit den Schultern, hielt dem anderen dann die Tür auf. „Ich will das wir wieder Freunde sind. Wenn du mir verzeihen kannst...“ „Vergiss es einfach“, fuhr er dem Sänger ins Wort und ließ ein Lächeln über sein Gesicht huschen, welches so plötzlich wie es gekommen auch schon wieder verschwunden war. Wataru nickt ihm zu und machte sich auf den Weg nach Hause. Mehr konnte er für die beiden nicht tun. Und in Zukunft würde dies auch keine Rolle mehr in seinem Leben spielen.
 

~~~~~***~~~~~
 

Der Bassist aber warf sich, nachdem er wieder allein war, auf seine Couch – für diesen Tag war es mit der Entspannung vorbei. Verdammter Wataru!
 

Warum hatte er auch hier auftauchen müssen? Viel schlimmer hätte es nicht kommen können und sein überschwänglicher Drang danach Tooru anzurufen stieg unaufhaltsam.
 

Sollte er sich freuen? Gerade wusste Tomoyuki nicht, ob er weinen, schreien oder freudig durch das Haus springen sollte. Was war denn nur los mit ihm? Es war ihm doch sonst immer egal, was andere taten. Und jetzt? Mit Tooru war alles so anderes... Sonst war er doch auch nicht so anhänglich! Seine Ehre ging gerade schlicht und ergreifend den Bach hinunter. Und das alles nur, weil er es nicht geschafft hatte den hübschen Drummer rechtzeitig wieder loszuwerden.
 

Murrend drehte Tomoyuki sich auf den Bauch und vergrub das Gesicht in einem der Kissen, streckte die Arme aus und ließ sie über die Lehne hängen. Wieder einmal ein Beweiß, dass er eindeutig zu groß war...

Fest entschlossen nicht mehr über die Welt um ihn herum zu philosophieren presste Tomoyuki die Augen zu, versuchte sich wohl vor sich selbst zu verstecken. Doch egal was er tat – immer wieder sah er Tooru vor sich. Sein Lächeln, seine Gesten, der Klang der wundervollen Stimme – einfach alles was ihn ausmachte ließ ihn in diesen Momenten nicht mehr klar denken. Dabei tat er doch eigentlich alles, um ihn nicht anziehend zu finden.
 

Ruckartig setzte Tomoyuki sich auf, schleuderte das Kissen, auf dem er soeben noch gelegen hatte, quer durch das Zimmer. Ob es Wut oder einfach die Erkenntnis war – er konnte es sich selbst nicht erklären. Schlussendlich griff er sich sein Handy und schrieb eine Nachricht – natürlich an Tooru. Ein schnelles „wir müssen uns sehen“ fand er dabei vollkommen ausreichend. Zu mehr wollte und konnte er sich nicht überwinden. Sicherlich würde Tooru zu ihm kommen – so treudoof war er auf jeden Fall.
 

Nicht wirklich ruhiger blieb der großgewachsene Bassist auf der Couch sitzen, nahm die Zigarettenschachtel, um kurz darauf einen der dünnen weißen Glimmstängel herauszuziehen und ihn anzuzünden. Wie zur Beruhigung zog er daran und ließ den Rauch bis tief in seine Lunge vordringen. Langsam entließ er ihn wieder durch einen Spalt seiner Lippen, starrte vor sich hin als hätte er keine Ahnung, was er hier überhaupt tat. Dabei rückte der Zeitpunkt seines baldigen Untergangs immer näher – was sollte er Tooru denn sagen? Warum hatte er ihn überhaupt hier her beordert? Er musste wirklich vollkommen verrückt geworden sein! Weiter seine Zigarette rauchend wartete er auf den anderen, drückte sie schließlich im Aschenbecher aus.
 

Es erschienen unendliche Stunden zu vergehen bis es an der Tür klingelte. Einen Augenblick überlegte er noch, bis er sich erhob und sich zur Ordnung rief. Sich von irgendwelchen angeblichen Gefühlen leiten zu lassen wäre überaus dumm gewesen.
 

Also ging er gemächlich und mit wachsendem Unmut zur Tür – selbstverständlich stand Tooru davor. Mit in den Jackentaschen versenkten Händen schaute er ihn an, erwartete wohl eine Erklärung.
 

Tomoyukis Koordinierungsfähigkeit entschwand seinem sonst so unterkühlten Sein und er griff nach Toorus Hand, zerrte ihn ruckartig an sich. Der Drummer wartete einfach ab, ließ mit sich machen, was der andere wollte. Er hatte keine Ahnung gehabt, was Tomoyuki von ihm wollte und anfänglich hatte er noch gezögert. Lediglich der Gedanke daran, dass der Bassist ihn sehen wollte hatten ihn davon überzeugt, zu ihm zu gehen.
 

„Wataru war hier...“, sagte Tomoyuki schließlich mit ruhigem Ton, ließ die Hände um seinen Rücken gleiten. Fest drückte er Tooru an sich, verlor seine Selbstsucht und das Gefühl allein zu sein. Anscheinend wollte er ihn gar nicht wieder loslassen, befürchtete wohl, dass er ihm verloren gehen könnte.
 

„Er sagt... er stellt sich nicht zwischen uns“, gestand der Bassist, ließ noch immer nicht von dem anderen ab, aus Angst, ihn ansehen zu müssen. Sicherlich wäre dann etwas Unpassendes geschehen – vielleicht hätte er Tooru gleich von sich geschoben und ihn wieder weg geschickt. In der Beziehung hatte er absolut keine Kontrolle über sein Handeln und stellte wie automatisch auf Abwehrfunktion.
 

Gerade aber fühlte er sich eigenartig wohl – ganz anders als sonst, wenn jemand ihm so nah kam.
 

Doch Tooru löste sich nun etwas aus der Umklammerung und musterte Tomoyuki nachdenklich. Sollte das jetzt etwa bedeuten, dass er im Inbegriff war über seinen Schatten zu springen? „Und was soll das heißen?“, wollte er wissen und wunderte sich über seine herbe Stimmlage. Betreten sah der Größere zur Seite. Er wirkte plötzlich so verletzlich und angreifbar – so hatte Tooru ihn bisher noch nie gesehen – wenn man den Vorfall nicht einbezog, in dem Wataru ihn fast erwürgt hatte.
 

Tomoyukis Fingernägel krallten sich in die Handflächen – irgendetwas störte ihn an seiner Lage. Wie ein verstörtes Kaninchen kam er sich vor, dass die letzten Sekunden vor dem Angriff des Wolfes noch zitterte. Und dennoch versuchte er sich irgendwie aus seiner Situation zu befreien, versuchte es aber anders als Tooru es von ihm gewohnt war.
 

„Wir dürfen zusammen sein...“ Dessen Augen wurden merklich größer – war das etwa sein Ernst? „Ich dachte... Du willst es also doch?“ Ihm blieb der Mund offen stehen. Woher kam denn diese plötzliche Sinneswandlung? „Du gibst uns beiden eine Chance?“ Tomoyuki wich einen Schritt zurück – wollte er das? Wollte er wirklich mit Tooru zusammen sein? Sollten denn da Gefühle sein, vor denen er sich schon so lange fürchtete?
 

„Du hast es geschafft“, erklärte der Bassist leise. „Ich kann nicht mehr – du bringst mich vollkommen aus dem Konzept!“ Tooru sah in weiterhin an, verinnerlichte jedes Wort, als sei es ein süßes Extrakt, welches sein Herz dazu brachte höher zu schlagen.
 

„Ich will das nicht – sag einfach, dass du mich nicht willst! Bitte sag es!“ Fast schon flehend bat Tomoyuki darum, doch der Drummer tat es nicht. Stattdessen ging er auf den anderen zu und umarmte ihn. „Ich will dich aber“, hauchte er ihm ins Ohr, bemerkte natürlich das Beben, dass sich durch seinen Körper zog. „Ich möchte dich endlich bei mir haben.“ Sanft schmiegte Tooru sich an ihn. Ganz sicher würde er ihm diesen Wunsch nicht erfüllen – und endlich ließ er diese steinerne Mauer hinter sich.
 

„Ich liebe dich, Tomo – das kann ich nicht einfach abschalten. Lass es doch einfach zu...“ Erst jetzt trafen sich ihre Blicke - Tomoyuki wirkte so verunsichert wie nie zuvor. Als er wieder zum Sprechen ansetzten wollte schüttelte Tooru sachte den Kopf. „Halt einfach den Mund“, forderte er liebevoll und schob eine Hand in seinen Nacken, um ihn für einen Kuss an seine Lippen zu ziehen.
 

Langsam schob er Tomoyuki in die Wohnung, erkannte mit Wohlwollen, dass sich zwei Hände um seine Taille schoben und er den Kuss erwiderte.
 

Gerade als sie im Wohnzimmer an kamen trennte der Bassist sich von ihm. „Moment!“ Er blickte Tooru an, als habe er ihn noch nie zuvor gesehen. „Nicht so schnell – was soll das überhaupt bedeuten?“, fragte er verwirrt und kräuselte die Stirn.
 

„Gib es auf, ich rücke dir eh nicht von der Pelle“, meinte Tooru neckend und lächelte ihn an. „Du verlangst von mir...“ „Ich verlange gar nichts von dir. Aber gerade hast du mir deutlich gemacht, dass du es auch willst. Bleib wie du bist und lass mich an deinem Leben teilnehmen“, erklärte der Kleinere. Ganz sicher würde er Tomoyuki genug Zeit geben und ihn nicht überfordern. Es war nicht gerade zu erwarten, dass sie von nun an eine Heileweltbeziehung führen würden – darauf war Tooru gefasst. Aber er würde es schon schaffen, den anderen davon zu überzeugen, dass Zweisamkeit nicht nur im Bett gut ankam.
 

„Soll ich dich allein lassen?“, fragte Tooru deswegen. Vielleicht brauchte Tomoyuki eine Weile, um dass alles zu verstehen. Das alles schien ihn maßlos zu überfordern.
 

Aber dennoch schüttelte er den Kopf. „Nein, bitte bleib hier.“ Er zog Tooru wieder näher zu sich, schaute ihn ungewohnt sanftmütig an. Dann schlug der Ausdruck um und er legte wieder seinen üblichen, leicht anzüglichen Blick auf. Ein dezentes Schmunzeln spielte um die vollen Lippen.
 

„Erwarte nicht zu viel“, meinte er und zog kokett eine Braue in die Höhe, tippte mit der Zunge gegen sein Piercing. „Tue ich nicht. Allerdings musst du dich daran gewöhnen, dass ich dich immer mal anfasse und von Zeit zu Zeit auch küsse.“ Frech grinsend schaute Tooru ihn an. „Ich denke, dass lässt sich einrichten“, stimmte Tomoyuki zu und feixte. Vielleicht war es doch nicht ganz falsch sich auf den anderen einzulassen. Ob ihm diese Rolle gefiel würde sich aber erst noch zeigen müssen...
 

tbc.

7. Kapitel
 

„Lass mich Tooru!“ Genervt schien Tomoyuki nicht im Geringsten ein Interesse daran zu hegen, den Wünschen des Kleineren nachzukommen. „Ach bitte! Was ist denn daran so schlimm?“ „Alles!“, brummte er und zog seine Hand weg, an der Tooru schon die ganze Zeit zerrte. Allein die Anforderung, dass er aus dem Bett steigen und sich mit dem quirligen Drummer den anderen zeigen sollte, gefiel ihm nicht.
 

„Warum muss das denn bei denen sein? Geht das nicht auch hier?“ „Bei ‚denen’!“ Tooru gluckste und machte den Älteren nach, huschte dann wieder ins Bett. „Komm schon – ich will nur ein bisschen angeben. Schließlich hab ich dich rumgekriegt.“ Frech feixte er, hörte Tomoyuki schließlich seufzen. „Hoffen wir, dass unten niemand ist.“ Ihm war klar, dass er die Entscheidung noch bereuen würde und sein nach eigener Meinung wundervolles Ekeldasein damit gänzlich verschwinden würde. Er wollte sich nicht einmal vorstellen wie die anderen Bandmitglieder ihn aufziehen würden, wenn sie erst dahinter gekommen waren. Ihm war klar gewesen, dass das alles sehr anstrengend werden würde – und das sich das schon jetzt zeigte, verwunderte ihn. Er stellte sich die Frage, ob seine Entscheidung wohl klug gewesen war, denn nach den wenigen Tagen, die sie gemeinsam verbracht hatten, hatte er jetzt schon genug – zumindest zeitweiße.
 

Dennoch aber bemühte er sich, wollte Tooru den Gefallen tun und ihn in den Aufenthaltsraum begleiten, denn seit kurzen liefen die Aufnahmen wieder auf Hochtouren – mit geringfügigen Unterbrechungen, in denen Tooru fast ausschließlich an ihm klebte –anders war dieser Zustand wirklich nicht zu beschreiben.
 

„Danke schön“, sagte der Drummer mit großen, liebevoll funkelnden braunen Augen, brachte damit selbst Tomoyuki zum regelrechten dahin schmelzen. Augenblicklich wurde ihm wieder bewusst, warum er mit ihm zusammen war – Zuneigung, die nicht nur Einseitig vorherrschte – ihn dennoch aber immer wieder überraschte.
 

Gerade hatte Tooru sich erst wieder angezogen, da der andere ihn – wie so oft – da von überzeugt hatte, sich ihm hinzugeben. Irgendwie war er sicher, dass sich das niemals ändern würde – auch wenn der Stolz überwog, das er Tomoyuki gerade überzeugt hatte sich mit ihm den anderen zu zeigen – denn bisher hatte er das strikt abgelehnt.
 

Seidig legten Toorus Lippen sich nun auf die seines Liebsten, lockten ihn so noch weiter aus seinem Versteck – das er sich dort bisher sehr wohl gefühlt hatte, konnte er just in diesem Moment nicht begreifen. Im Allgemeinen spielten seine Gefühle ihm derzeitig Streiche – er wusste nicht, ob ihm das alles gefiel oder ob er es schlicht weg nervig finden sollte, das der Drummer ihn fast überall hin begleitete.
 

In diesem Augenblick entschied er sich dafür, es angenehm zu finden, ließ sich dann auch schon hochziehen. Ganz nebenbei legte er die Arme um Tooru, ließ sich in einen sinnlichen Kuss verwickeln – das beherrschte der Blonde auf jeden Fall auf höchstem Niveau!
 

Sanft nahm er Tomoyukis Hände in die eigenen, löste nach unbeschreiblich schönen Momenten den Kuss wieder, um den Bassisten verliebt anzusehen. Seine Augen musterten wissbegierig die markanten Züge, huschten hin und her und strahlten dabei etwas aus, was Tomoyuki noch nie gesehen hatte.
 

„Na schön – aber nur weil du es bist“, bestätigte Tomoyuki nun ganz und legte die Arme um den Kleineren, küsst dann in seine Halsbeuge. „Dafür bist du mir was schuldig…“, flüsterte er noch und ließ den Jüngeren erschaudern. Er wusste genau was gemeint war – und freute sich schon darauf.
 

Langsam schob er ihn zur Tür, um den gewünschten Raum aufzusuchen. Wenn Tooru es so dringend wollte, das sie sich vor den anderen zeigten, dann sollte er es eben bekommen. So schlimm würde es schon nicht werden – auch wenn er betete, das Wataru sich an einem anderen Ort aufhielt. Wirklich geheuert war er ihm nicht mehr, seit er ihm so mordlustig an die Kehle gesprungen war.
 

Tooru drehte sich nun gerade noch vorn, sodass der Größere sich hinter ihm positionieren musste, aber keine Sekunde von ihm abließ, sich noch zusätzlich an ihn schmiegte, um seine Zuneigung deutlicher zu machen. Verliebt streiften seine Hände über den Bauch des Drummers, wobei sie weiter in Richtung Aufenthaltsraum taumelten. Tooru öffnete die Tür, musste sich dafür nicht einmal lösen. Erst dann schaute er Tomoyuki über die Schulter hinweg an, denn es fiel ihm schwer, den blick überhaupt einmal abzuwenden, so liebestoll war er.
 

Tatsächlich hielten sich hier zwei Personen auf –Yuusuke und Hiroaki. Der eine bewaffnet mit Gameboy, der andere mit starrem Blick auf den laufenden Fernseher – auch wenn das Programm nicht gerade spektakulär wirkte. Allerdings war das den beiden Neuankömmlingen wohl sowieso gleichgültig – schließlich hatten sie ja einander, was man von Hiroaki und Yuusuke seit geraumer Zeit nicht mehr behaupten konnte.
 

Tomoyuki wollte sich auch nicht mit den beiden abgeben – schob seinen Liebsten zum Sofa. Mit einer zarten Geste machte er ihm klar, dass er Platz nehmen sollte, er selbst erst einmal vor ihm niedersank und die Arme auf seinen Oberschenkeln ablegte. Irgendwie schien es, als sei der Bassist nur ein Sklave seiner Empfindungen, die er einfach nicht mehr unterdrücken konnte. Es musste ja so kommen – denn ewig blieb niemand allein – und schon gar nicht wenn man so wie Tomoyuki lebte. Bisher hatten alle Bandmembers ihn nur von einer wollüstigen Seite kennen gelernt – keiner wusste so genau über ihn Bescheid – und schon gar nicht, was in ihm etwas wie Liebe hervorrief.
 

War nun die Zeit gekommen, in der sich etwas änderte? Hatte Tooru ihn soweit gebracht, das er sich nicht mehr nur für willenlose Körper, sondern auch den Charakter des anderen interessierte? War der Drummer die Person geworden, die aus ihm einen gefühlsechten Mann machte? Es schien so – denn immer wieder huschten liebevolle Blicke zwischen ihnen hin und her, fast prekär, als sollte es keiner mitbekommen, was sich zwischen ihnen abspielte. Bis Tomoyuki sich schließlich höher reckte, um seine Lippen zu erreichen. Federleicht glitten sie gegeneinander, wobei sich anscheinend beide ganz ihren Gefühlen hingaben. Verschmust streifte Tomoyukis Wange dann die des Kleineren.
 

Er nahm ebenfalls auf dem Sofa Platz, setzte sich aber hinter den Drummer, der diese Lage irgendwie niedlich fand. Er zog die Beine an den Körper, um welche sich sogleich die langen Fände des Bassisten legten. Und dem Drummer war das anscheinend ganz recht, da er seine Hände auf Tomoyukis legte und die Finger mit den seinem über dem Handrücken verschränkte. Wie ein kleines Knäuel saßen sie da, wurden nun auch von den anderen beiden, oder zumindest von Hiroaki, der kurz den Blick vom Fernseher hob und ihn auf sie richtete, wahrgenommen. Seine Meinung dazu wollte er besser nicht äußern und wandte sich wieder ab – aus diesen beiden konnte man wohl nicht schlau werden, auch wenn Tomoyuki sich gerade von seiner besitz ergreifenden Seite zeigte. Wenn man die beiden so sah, hätte man fast glauben können, sie seien ein ganz gewöhnliches Pärchen. Dass sie das nicht waren, musste man wohl nicht erst erwähnen.
 

Von weitem beobachtete Hiroaki ihr Umgehen miteinander und konnte seinen Augen kaum glauben – war das denn der gleiche Tomoyuki, der reihenweiße Typen abschleppte, um sich auszutoben? Sonst war er so gefühlskalt – und jetzt kuschelte er öffentlich mit dem Drummer ihrer Band herum – das wollte nicht zusammen passen. Hiroaki zweifelte an seiner Sehkraft – vielleicht sollte er wirklich mal zum Augenarzt…
 

Der Bassist aber stupste mit der Nase gegen Toorus Ohr, knabberte sanft an dem Ohrläppchen herum. Genüsslich hatte er die Augen geschlossen, setzte nun einen Kuss dahinter. Tooru drehte jetzt den Kopf zu ihm, lächelte ihn verliebt an. Über die Schulter hinweg küssten sie sich und man konnte gut erkennen, dass sie nur einander im Kopf hatten.
 

„Wusstest du schon, dass ich verliebt bin?“, fragte Tomoyuki leise gegen die Lippen seines Partners, hatte vollkommen ausgeblendet, dass sie nicht allein waren. Doch er sprach auch so leise genug, um sicher sein zu können, dass nur Tooru das hörte.
 

„Wirklich? Wer ist denn der Glückliche?“, grinste Tooru ihm entgegen und küsste ihn erneut. „Er ist toll… Und total süß…“ Leise schnurrend folgte eine weitere Berührung ihrer Lippen. „Wenn er nicht gewesen wäre, würde mein Schwanz jetzt bestimmt in irgendeinem anderen Typen stecken. Und seit neuestem ist der schärfste Hintern dieser Welt mit mir zusammen.“ „Könnte man ja glatt neidisch werden“, kicherte Tooru und erschlich sich den nächsten liebevollen Kuss, kuschelte sich dabei an den größeren. Wie ehrenvoll! Ähnliche Worte hatte er bisher nur selten von dem Bassisten zu hören bekommen. Meistens moserte er ja lieber…
 

„Ich liebe dich, Tooru…“, wisperte Tomoyuki nun, schickte tausende kleine Adrenalinblitze durch den Körper des Jüngeren, der seinen Ohren wieder einmal kaum Glauben schenken konnte. Diese Worte aus Tomoyukis Mund waren schon etwas Besonderes – und dass sie einzig und allein ihm galten, machte ihn unendlich glücklich.
 

Wieder küsste Tooru ihn, brachte sein Herz gar nicht wieder zur Ruhe. Er glaubte ihm sein Geständnis – er fühlte, das Tomoyuki etwas empfand, was er lange nicht mehr gespürt hatte. Nur ein Rätsel stellte sich dem Drummer noch – wie war es erst so weit gekommen, das Tomoyuki keinen an sich ran ließ? Irgendetwas musste passiert sein – und der Drummer schwor sich, noch dahinter zu kommen. Es plagte ihn nicht darüber bescheid zu wissen – eigentlich wollte er alles über den Bassisten wissen, hatte auch zu diesem Zeitpunkt nur Augen für ihn – weshalb er wohl auch nicht bemerkte, das sie von Weitem beobachtet wurden.
 

Aus sicherer Entfernung warf Hiroaki ihnen immer wieder neugierige Blicke zu, konnte sich kaum erklären, wie Tooru das geschafft hatte. Irgendwie stahl er sich anscheinend immer weiter in das Herz des Bassisten, der immer noch dicht bei ihm war und ihn so bald wohl auch nicht loslassen wollte.
 

Das sich seine eigene Neugier allerdings immer wieder einem anderen hingab, versuchte er so gut es ging zu vermeiden – Yuusuke, der neben ihm saß und wie ein Besessener seinen Gameboy bearbeitete und um sich herum wohl kaum noch etwas wahr nahm. Genauso gut hätte Hiroaki sich vor ihm setzen und beobachten können, ohne das er ihn auch nur zur Kenntnis genommen hätte. Vielleicht lag dieser Fakt aber auch daran, das Yuusuke so wenig wie möglich mit ihm zutun haben wollte – nach eigener Auffassung! Seit dem sie getrennt waren lebten sie aneinander vorbei, teilten nur noch die Musik miteinander – alle Gefühle schienen gewichen zu sein – auch wenn Hiroaki das ganz anders sah. Losgekommen war er noch lange nicht – und er bezweifelte, dass das jemals passieren würde.
 

Wieder und wieder philosophierte er, wie das leben des kleineren Gitarristen jetzt ablief – ohne ihn. Wie er die Tage verbrachte, mit wem er sich traf und anfreundete – und gab es vielleicht schon einen neuen? Verübeln konnte man es ihm nicht – schließlich lebte er nicht nur für den groß gewachsenen Gitarristen – auch wenn dies nach dessen Meinung das schönste wäre, was Geschehen konnte. Aber er war weder närrisch noch verblendet – er wusste wie die Welt sich drehte und ihm nicht gerade in die Karten spielte – sonst wäre er wohl nie so dumm gewesen und hätte sich auf Tomoyuki eingelassen. Nur deswegen waren sie in die Brüche gegangen und er konnte von Glück sprechen, das die Band mit diesen Members immer noch präsent war.
 

Wer stand Yuusuke jetzt überhaupt zur Seite? Wer war da für ihn – für Probleme oder glückliche Momente – erlebte er das alles allein? War da überhaupt jemand, der sich mit ihm beschäftigte? Schließlich war Yuusuke noch nie ein Gruppenmensch gewesen – hatte sich stets nur ihm anvertraut. Und nun?
 

Schlagartig erinnerte Hiroaki sich an eine Szene, die ihm schon lange im Kopf herum ging: vor ein paar Tagen hatte er gesehen, wie Yuusuke sich für seinen Geschmack zu gut mit einem anderen Mann verstand – sogar umarmt hatten sie sich! Auch wenn das nichts bedeuten musste, bereitete es Hiroaki Kopfschmerzen.
 

Generell aber war Yuusuke kein Gruppenmensch – zumeist hielt er sich alleine auf und mied es, sich lange bei einer anderen Person aufzuhalten. Dass das immer noch so war, zweifelte er nicht an, doch es machte ihn fast wahnsinnig, dass er nicht genau über den kleinen Gitarristen Bescheid wusste.
 

Verdammt!
 

Er wollte ihn endlich zurück haben! Schon sehr oft war Hiroaki schmerzhaft klar geworden wie unendlich er ihn vermisste. Oft genug hatte er überlegt, ob er ihn anbetteln sollte, sich ihm unterwerfen sollte –bisher hatte er es nicht gewagt, ihn auch nur ansatzweiße darauf anzusprechen. Er wusste genau, wie sauer Yuusuke war – und wenn er erst einmal wütend war, dann klang das auch nicht so schnell wieder ab.
 

Wieder lugte Hiroaki unauffällig zu ihm. Gerade legte er sein Gerät beiseite und sich ausstreckte. Ein zufriedener Ausdruck spielte um seine Züge. Ob er Hiroaki wohl gar nicht mehr brauchte? Ihn nur noch als Bandmitglied ansah? Es war zermürbend und er drohte darunter zu vergehen – fürchtete den Tag, wenn sich herausstellte, das Yuusuke vielleicht einen neuen Partner hatte.
 

Doch der große Gitarrist musste auch feststellen, dass sich ihm gerade die Change seines Lebens bot! Wenn er es nicht jetzt versuchte, dann würde es wohl nie etwas werden.
 

„Yuu?“ Zaghaft rutschte er auf dem Sessel hin und her, wusste gar nicht wohin mit den langen Beinen, die er gerade noch an seine Brust gedrückt hatte. „Könnte ich dich vielleicht mal alleine sprechen?“, fragte er kleinlaut und fühlte sich wie das Opfer in der hinterletzten Ecke – nun gab es kein Entkommen mehr. Kurz musterte Yuusuke ihn nur, schien zu überlegen, was er davon halten sollte. Dann lächelte er etwas, zuckt mit den Schultern. Dann erhob er sich in einer anmutigen Bewegung, die Hiroaki auf die Knie zwingen wollte.
 

„Okay.“ Erleichtert ging Hiroaki mit ihm auf den großen Balkon – schenkte den beiden miteinander beschäftigten Bandmembers keine Beachtung. Draußen angekommen seufzte Yuusuke schwer.
 

„Die können ja keine zwei Sekunden ohne einander!“, murmelte er mürrisch. „Das hast du mitbekommen?“ „Es war ja nicht zu übersehen.“ Hiroakis Gesicht kennzeichnete kurz ein Lächeln, dann verschwand es wieder.
 

„Der sollte lieber die Finger von den anderen lassen“, meinte Yuusuke noch trocken und dachte insbesondere an Hiroaki. Ob zwischen den beiden noch etwas lief, wusste er nicht – und er wollte es sich auch nicht vorstellen. Im Stillen hoffte er aber, dass das vorbei war – eher zum Wohl des Gitarristen. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, das Tomoyuki es mit dem Drummer ernst meinte. Noch nie hatte er etwas ähnlich erlebt, das ihm eine andere Person wichtig war – ob Tooru da wohl eine Ausnahme bildete? Sicherlich würde sich das noch zeigen.
 

Hiroaki hingegen schüttelte nun aber den Kopf. „Ich denke, es ist ihm ernst mit Tooru.“ „Ach…“ Ungläubig zog Yuusuke die Brauen nach oben, konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Tomoyuki ernsthafte Gefühle empfinden konnte. Der größere stützte aber die Unterarme auf dem Geländer des Balkons auf
 

„Er behandelt ihn so… Du hast es doch gesehen.“ Kurz schaute er zu dem Kleineren, suchte nach Emotionen, die er aber nicht äußern wollte. Wie versteinert blickte er in die Ferne – schien sich nicht zu interessieren. Wissen konnte er nicht, wie es in Yuusuke gerade aussah, das er kämpfte, nicht wütend zu heulen – oder besser laut zu lachen. Eigentlich hätte er jede mögliche Reaktion zeigen können und hätte sie selbst als falsch angesehen.
 

„Ich hab ihn so noch nicht erlebt. Sonst nimmt er keine Rücksicht. Vielleicht sollten wir uns aus der Sache einfach heraushalten“, meinte Hiroaki noch und riss den anderen aus den Gedanken.
 

„Und was ist mit dir?“, fragte Yuusuke und unterdrückte den langsam aufsteigenden Neid, der sich in ihm aufbaute. Er hatte nie damit aufgehört, vernarrt in ihn zu sein – hatte ihm den Fehltritt eigentlich schon längst verziehen. Nur war Hiroaki bisher wohl abgeneigt gewesen, wieder mit ihm zusammen zu seinen – auch wenn er da gewaltig irrte. Aber woher sollte er es denn wissen?
 

„Was soll mit mir sein?“ „Willst du was von ihm?“ Der Größere schüttelte energisch den Kopf und starrte weiter vor sich hin. Es dämmerte schon und am Himmel bildeten sich erste, ganz schwache Lichtpunkte – doch diese nahm er kaum wahr. Eher blickte er in sich, suchte den Auslöser, welcher ihn dazu gebracht hatte, Yuusuke zu betrügen.
 

„Nein, das war alles rein körperlich.“ Erst jetzt sah er zu Yuusuke hinunter und lächelte. Plötzlich wurden die Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit wach und ein Prickeln jagte über seinen Rücken. Mehr dem je wurde ihm gerade klar, dass er ihn immer noch liebte. Erneut stand sein Herz regelrecht in Flammen für den anderen und er begann sich schrecklich nach Yuusuke zu sehnen.
 

„Nachdem das passiert ist, ist mir klar geworden, das ich den größten Fehler meines Lebens begangen habe – ich habe dir damit weh getan und das tut mir leid. Ich habe… dich die ganze Zeit geliebt“, versuchte er zu erklären – gab sich die größte Mühe nicht wie ein kleines Kind zu heulen. So schwach wollte er sich nicht präsentieren. Yuusuke konnte seinen Ohren hingegen kaum Glauben schenken – hatte er sich gerade verhört?
 

Er bemerkte, wie der Größere eine Hand auf die seine legte, die noch immer auf dem Geländer geruht hatte. Wieder stierte Hiroaki den Punkt am Horizont an.
 

„Ich weiß, dass es dafür viel zu spät ist, aber du solltest es wissen“, fügte Hiroaki noch hinzu und verzog verbittert das Gesicht – ihm wurde bewusst wie dumm er doch gewesen war. Yuusuke allerdings überlegte hin und her – irgendetwas lief gerade schief – oder genau richtig? Er hatte Hiroaki nicht aus dem Kopf bekommen, hatte sich unendlich viele Male an die gemeinsame Zeit zurück erinnert und ihm heimlich hinterher getrauert.
 

„Warum hast du das nicht eher gesagt?“, seufzte Yuusuke schließlich, zog seine Hand weder weg noch bewegte er sie. „Weil ich dich mit einem anderen gesehen habe. Du sahst so glücklich aus und… ich wollte dir nicht im Weg stehen.“ Er räusperte sich und spürte, wie sich seine Kehle zuschnürte. Yuusuke aber wusste genau, um wen es sich bei der angesprochenen Person handelte – einer der Mitarbeiter, der bei den Bühnenarbeiten mithalf. Sie hatten sich gut miteinander verstanden – dass das allerdings Auslöser für Hiroakis Schüchternheit war, hatte er nicht gewusst. Und es war ja auch nichts dabei gewesen – der Andere stand ja noch nicht mal auf Männer! Irgendwie fand er es aber süß, dass der Leadgitarrist sich deswegen nicht getraut hatte.
 

„Hättest du doch nur was gesagt.“ Er drehte nun seine Hand und verschränkte die Finger mit denen des Größeren, sah ihn dabei aber nicht an. „Geändert hat es trotzdem nichts“, meinte Yuusuke und senkte den Blick noch weiter.
 

„Kannst du dich noch daran erinnern, als ich zu dir gesagt habe, ich hätte dir mein Herz geschenkt?“ Hiroaki schluckte trocken – das hatte er noch sehr gut in Erinnerung. Zu dem Zeitpunkt hatte er das noch als Reaktion auf überschwängliche Gefühle abgetan.
 

Er hatte den Eindruck, dass kleine Kieselsteine über seinen Rücken kratzten, ihn so zart verletzten, das es umso quälerischer wurde. Ihn überkam eine seltsame Angst – auch wenn er es sich nicht erklären konnte.
 

„… Geschenke bekommt man nicht zurück“, ergänzte Yuusuke sich und erinnerte sich an die schrecklichen Empfindungen zurück, als er erfahren musste, das Hiroaki ihn betrogen hatte.
 

„Ich liebe dich – das war die ganze Zeit schon so. Das mit Tomoyuki…“, er überlegte einen Moment, fasste sich dann aber doch ein Herz. Es kostete ihn viel Überwindung, diese Worte auszusprechen. „Ich war verletzt, weil du nicht ehrlich zu mir warst. Ich wollte, das du mit mir glücklich bist, und nicht mit ihm.“ Schon nur bei dem Gedanken daran, dass der Mann, den er liebte, es mit einem anderen tat, machte ihn fast wahnsinnig. Und das es sich dabei auch noch um einen gefühlskalten Menschen handelte, der ihn nur benutzt hatte, würde ihm übel.
 

Auch wenn er nicht sicher war, ob es an den Erinnerungen oder der Kälte war, begann er zu frösteln und versuchte das Zittern seines Körpers zu unterdrücken. Wahrscheinlich lag es an den Temperaturen – er hatte ja noch nicht einmal einen Pullover an, sondern nur ein viel zu dünnes T-Shirt. Er trennte ihre Hände und rieb sich über die Oberarme, überlegte, ob er nicht besser rein gehen sollte. Sich zu erkälten wäre weder für ihn noch für die Band wirklich vorteilhaft.
 

Doch Hiroaki kam ihm zu vor – er war dieser Person gegenüber einfach zu aufmerksam, als das ihm seine Reaktionen entgehen konnten. Also zog er ihn zu sich und packte ihn mit in seine Jacke. „Du frierst ja“, stellte er liebevoll fest und drückten den schlanken Körper an sich. Zärtlich schoben sich seine Hände um den Rücken, tasteten über das T-Shirt hinweg seinen Körper nach. Wie sehr er sich danach gesehnt hatte, konnte er nicht im Geringsten in Worte fassen.
 

„Ich will dich wieder haben“, hauchte Hiroaki und wickelte die langen Arme fest um den Kleineren. Er konnte förmlich hören, wie aufgebracht dessen Herz gegen seinen Brustkorb hämmerte – sich förmlich auf ihn übertrug. „So was passiert mir nie wieder.“ „Wirklich?“, platzte es aus Yuusuke heraus. Wie selbstverständlich nickte der größere Gitarrist – damit war er sich ganz sicher. Einen Moment lang musterte Yuusuke ihn nur, fragte sich, ob er es wohl wagen sollte. Er musste feststellen, das es wohl keinen anderen Ausweg gab – denn er würde es nicht über das Herz bringen, ihn von sich zu stoßen – nicht nach diesen Worten!
 

„Dann darfst du mich aber jetzt nicht wieder loslassen.“ Mit leicht glitzernden Augen blickte er zu Hiroaki auf, sah auf einmal ungewohnt verletzlich aus. Unbemerkt fand er mit den Händen in die Taschen auf dem Po des Größeren.
 

„Du… nimmst mich also wieder zurück?“ Yuusuke nickte, konnte das Lächeln nicht bremsen, welches nun um seine Lippen spielte. „Ehrlich?“ Er schmunzelte und drückte Hiroaki einen sanften Kuss auf. Normalerweise war er nicht so leicht einzuschüchtern – beide nicht – wenn es um Gefühle ging sah das aber schon bedeutend anders aus. „Du bist ein ganz schöner Trottel, weißt du das?“, feixte er frech. „Trottel…?“ Doch bevor er weiter protestieren konnte, legten sich Yuusukes Lippen wieder auf die seinen. Wie auch immer er ihn bezeichnen wollte – das war es ihm wert. Nun endlich konnte er die die Nähe des Geliebten wieder genießen, drückte ihn noch zusätzlich fest an sich.
 

Der Kleinere hingegen konnte es kaum fassen – niemals hätte er gedacht, Hiroaki wieder so nahe zu kommen – geschweige dem, dass ihre Beziehung vielleicht noch eine Chance hatte. Innerlich betete er, dass Ähnliches nie wieder passieren würde, denn auf eine weitere Trennung konnte er sehr gut verzichten.
 

~~~~~***~~~~~
 

„Du Tomo?“, fragte eine leise Stimme in den fast gänzlich leeren Raum. Außer ihnen beiden war niemand mehr zu sehen, denn Hiroaki und Yuusuke hatten sich auf den Balkon verzogen.
 

Ein kaum hörbares Summen brachte ihn dazu weiter zu sprechen. Schon seit einigen Tagen beschäftigte ihn dieses Thema, auch wenn er es sich noch nicht zugetraut hatte, den Bassisten darauf anzusprechen. Aber jetzt wollte er seinen Mut zusammen nehmen, auch wenn er keine Ahnung hatte wie Tomoyuki reagieren würde.
 

„Wieso… Wieso hast du eigentlich so lange keine feste Beziehung gehabt?“ Tomoyuki erwachte aus seiner Trance und blickte den Drummer an, überlegte und schien abgeneigt zu sein, ihm davon zu erzählen.
 

„Ich meine… das muss doch einen Grund gehabt haben. Mit mir wolltest du es ja auch erst nicht“, hackte Tooru weiter nach, denn er war einfach zu neugierig, als das er jetzt ablassen konnte. „Das spielt keine Rolle. Hauptsache es ist jetzt anders, nicht wahr?“ Tomoyuki wollte nicht erzählen – auch wenn er es sich nicht erklären konnte, doch seine Vergangenheit sollte außer ihm selbst niemandem gehören.
 

Zustimmend musste Tooru nicken – auch wenn es förmlich in ihm brannte dahinter zu kommen. „Gar nichts? Willst du mir nichts verraten?“ „Nein“, sagte er wortkarg – zu gern hätte er vom Thema abgelenkt, nur wollte ihm nichts Passendes einfallen.
 

„Komm schon – ich möchte wissen woran das lag“, bettelte Tooru und drehte sich herum, um ihn genau ansehen zu können. Tomoyuki löste sich und setzt sich neben ihn. Dunkelbraune Augen funkelten ihn an und es war unmöglich festzustellen, ob der Ältere ihn in Gedanken umbrachte oder nachdachte, was er sagen sollte.
 

„Ich will es nicht erzählen, okay? So toll ist das nicht. Es brauch dich gar nicht zu interessieren“, brummte er schließlich und jetzt konnte Tooru sehr gut erkennen, das er langsam wütend wurde. „Ich dachte ja nur… Ich bin eben neugierig“, erklärte er kleinlaut und kam sich wie ein Verbrecher vor.
 

„Zwecklos. Die Vergangenheit kann man nicht ändern – und ich habe nicht vor das wieder aufleben zu lassen.“ Tomoyuki erhob sich, wollte den Jüngeren allein zurück lassen. „Ist es denn so schlimm?“ „Ja!“, schnauzte Tomoyuki ihn an und war schon fast die Tür hinaus, doch dann hielt der junge Drummer ihn zurück. Sein Blick wandte sich an die kleinere Person, die ihn bittend ansah und seine Hand hielt.
 

„Bitte Tomo…“ Nur hatte der gerade gewaltig die Nase voll. „Vergiss es!“ Mit diesen Worten riss er sich los, verschwand aus dem Raum und damit auch aus Toorus direktem Umfeld für diesen Tag. Er hatte wohl zu viel gewagt – auch wenn er gleichsam heftige Reaktionen nicht erwartet hatte.
 

Betrübt senkte er den Blick – wieso wurde Tomoyuki denn nur so sauer? Zu keinem Zeitpunkt hatte Tooru etwas Böses gewollt, sondern sich einfach nur für ihn und sein Leben interessiert – doch das war anscheinend schon zu viel…
 


 

tbc.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

9. Kapitel
 

Die nächsten Tage verliefen in gewohnter Beschaulichkeit – Aufnahmen für ein neues Werk der Band, an dem alle fünf Mitgliedern ehrgeizig und emsig arbeiteten und somit kaum Zeit für Zärtlichkeiten oder Ähnliches blieb – eine gelungene Möglichkeit für Tomoyuki Abstand zu halten. Kein Tag verging an dem er nicht über die Geschehnisse nachdachte – auch über Tooru und den Wirrwarr seiner Gedanken, die ihm seit dem Vorfall Steine in den Weg warfen.
 

Ihre Zukunft schien ungewiss und der Bassist wusste nur zu gut was er angerichtet hatte. Betrug war etwas, was niemals ungestraft oder ohne Folgen blieb. Tooru war kein Unmensch doch für dieses Vergehen würde er eine sicherlich nicht milde Strafe aussuchen.
 

Zunächst aber hatte er doch mit Tooru gesprochen, hatte ihn deutlich gemacht, dass er für die nächsten Tage Zeit brauchte – um sich selbst, seine Gefühle und sein Leben zu ordnen – oder um zu beschließen, was er eigentlich wollte.
 

Leugnen konnte er nicht, dass der Drummer ihm weitaus mehr bedeutete, als er sich eingestehen wollte – doch Liebe? Handelte es sich dabei wirklich um ein derart inniges Gefühl, welches keinerlei Regeln unterworfen und den puren Emotionen erlegen war? Gab es so was tatsächlich noch einmal in seinem Leben?
 

Meisterlich schaffte er es auch an diesem Tage wieder einmal sich in selbst geschaffene Probleme hinein zu manövrieren, doch seine irren Denkweisen ließen nichts anderes zu. Nur zu gut besann er sich auf seine düstere Vergangenheit, die er schon längst weggeschlossen geglaubt hatte. Bisher hatte er die unwirkliche Entwicklung seines Liebeslebens als einen dummen Zufall angesehen, nur wurde ihm allmählich viel zu deutlich bewusst, dass nicht Tooru der Auslöser für das Chaos in seinem Leben war.
 

Die Erfahrungen brachen wie ein gigantischer Wasserfall über ihn herein, zogen ihn in einen Strudel aus irrealen Gedanken, die er weder ordnen noch verstehen konnte. Nichts um Tomoyuki herum schien noch von Bedeutung zu sein und er verlor sich in seinem Selbstmitleid und der endgültigen Hoffnungslosigkeit all seine Probleme auf die richtigen Bahnen zu lenken.
 

Der schlanke Bassist hatte sich in eine Ecke zurückgezogen, in der er bis zu diesem Zeitpunkt unbesucht geblieben war. In seinem Kopf kreisten die Denkströme einzig um dieses Thema, verschafften ihm unbeschreiblich starke Kopfschmerzen, die er einfach nicht mehr von sich weisen konnte.
 

Der Grund für die Flucht in ein neues Leben, welches er so glorreich vorgaukelte und es mittlerweile niemanden mehr gab, der an ihm und seinem aufreißerischem Wesen zweifelte, war einzig in seiner Vergangenheit zu suchen, die in ihrer Wirkung wohl nie wirklich abgeklungen war. Zeitweise hatte er sich dieses nahezu perfekte Leben sogar selbst abgenommen und es erschütterte selbst ihn wie gut er andere Menschen belügen konnte. War Tomoyuki denn wirklich nur ein guter Schauspieler, der sich selbst über Jahre hinweg eine falsche Persönlichkeit vorheucheln konnte?
 

Gedankenverloren spielte er an einer Kette herum, ließ die Finger über das kühle Material gleiten und überdachte die Situation, in die er sich hinein geleitet hatte. Ein Netz aus Lügen kristallisierte sich heraus, in dem er sich lange Zeit sehr wohl gefühlt hatte und er verstand, dass selbst sein Leben einer stetigen Veränderung unterworfen war und seine sonst so harte Schale etwas ganz zartes und zerbrechliches hütete – auch wenn Tomoyuki kaum glauben konnte, dass es dieses „Ding“ wirklich gab. Die Fassade wollte lediglich immer mehr brechen, der Boden unter seinen Füßen gab nach und schien ihn verschlingen zu wollen und das finstere Loch seiner Verdammnis wollte einfach kein Ende nehmen.
 

Regelrecht panisch schüttelte er den Gedanken daran ab – das Chaos dieser Rückblende sollte nicht wieder neu aufleben – ein Grund mehr warum Tooru davon nichts erfahren sollte. Er wollte nicht wie ein verängstigtes Kind behandelt werden – und er traute es dem Drummer vollkommen zu , dass er ihm eine Szene machen würde.
 

Dennoch aber war Tomoyuki vollkommen hin und her gerissen – Tooru ganz von sich zu schieben war nicht die Lösung, die er anstreben wollte – nicht mehr, auch wenn er das am Anfang noch gewollt hatte. Abgesehen von dem Fehltritt mit Jui stand nichts zwischen ihnen – bisher war ihm die Beziehung doch recht angenehm aufgefallen. Dass sich in ihm etwas verzweifelt wehrte, konnte er kaum verstehen – glücklich sein, ein Gedanke der ihn auf merkwürdige Art erschaudern ließ. Toorus Gesicht erschien vor ihm, sein zartes Lächeln und die Art wie er ihn behandelte. Eine gewisse Leichtigkeit umgab den Jüngeren – egal was er tat, immer wirkte er unbeschwert – wie lange Tomoyuki diesen Zustand allerdings noch aufrechterhalten konnte war ungewiss. Lag die Lösung vielleicht genau vor ihm? Sollte er sich einfach fallen lassen und sich dem Drummer hingeben? War das sein persönliches Endziel?
 

Die Wahrheit über den Ausrutscher der vergangenen Tage konnte er nicht verschweigen und ihm wurde schmerzhaft bewusst, wie wichtig ihm Tooru eigentlich war.
 

Hatte Tomoyuki sich getäuscht? War Tooru vielleicht viel mehr als nur ein Gefährte, der ihn für eine begrenzte Dauer begleitete? War er vielleicht derjenige, dem er sich vollkommen anvertrauen konnte? Dieser Gedanke beschäftigte ihn deutlicher als er es anfangs geahnt hatte.
 

Ein Seufzer stahl sich durch die vollen Lippen. Langsam ließ Tomoyuki den Kopf in den Nacken wandern – schloss dabei die Augen in gewohnter Ruhe. Er kam zu keinem vernünftigen Schluss – außer dass er alles beichten und hoffen sollte, dass der Drummer ihn nicht gänzlich aus seinem Leben verbannen würde.
 

Die leisen Schritte, die eine Person an ihm vorüber trugen und plötzlich stoppten, realisierte er dabei kaum – erst seine Stimme ließ Tomoyuki aus der Trance erwachen.
 

„Tomoyuki?“ Toorus Augen weiteten sich in Neugier als er seinen Bandkollegen in so nachdenklicher Pose vorfand, bei welcher er zuvor niemals Zeuge geworden war. Langsam richtete der Bassist sich auf und strich sich ein paar der wirren, brünetten Strähnen aus der Stirn, um sein Gegenüber anschließen eingehend zu mustern.
 

In Toorus Kopf kreisten die Gedanken stetig umher und er war ihm nicht entgangen, wie still es um den Bassisten geworden war. Wachsam achtete er auf das, was Tomoyuki tat – oder viel mehr nicht tat. Seltsam ruhig war es um ihn herum geworden und Tooru konnte sich gerade zu denken, dass etwas passiert sein musste – auch wenn er den tatsächlichen Ursprung gänzlich ausschloss.
 

„So alleine?“, fragte die sanfte Stimme den Größeren, der den Blick noch immer auf ihn gerichtet hielt. „Scheint so“, erwiderte Tomoyuki nur und erhoffte sich ein baldiges Verschwinden des Anderen, nur ging dieser schon auf ihn zu und näherte sich ihm vorsichtig an. Es schien nicht von Nachteilen belastet zu sein so mit ihm umzugehen, denn Tomoyukis Ansicht gegenüber körperlicher Nähe war in letzter Zeit eine ganz Andere.
 

Tooru ließ sich neben ihm nieder, hielt aber einen gewissen Abstand zu ihm – schließlich hatte Tomoyuki diesen auch eingefordert. Der Bassist konnte sich wahrscheinlich nicht einmal ansatzweise vorstellen wie neugierig er Tooru mit seinem Verhalten machte und der Abstand, den er halten musste ihm nicht wirklich angenehm war. Tomoyuki distanzierte sich – das sah wohl selbst ein Blinder. Allerdings war Tooru nicht bereit dazu ihn so einfach aufzugeben – geschweige dem ihn mit diesen kargen Worten davon kommen zu lassen.
 

Er wartete ab – sprach keine einzige Silbe aus. Nicht einmal ihre Blicke begegneten sich, keine Berührungen, die sie sonst für so sinnliche Momente miteinander verband.
 

„Schweig dich ruhig aus – irgendwann musst du doch den Mund auf machen.“ Tomoyuki horchte auf und sein Augenmerk wanderte zu dem Kleineren. Ihre Blicke trafen sich und dem Bassisten wurde durchaus bewusst, dass er Tooru unterschätzt hatte. Er war weder naiv noch dumm genug zu glauben, dass alles in bester Ordnung sei oder sein Problem die Veränderung durch eine Beziehung war.
 

Ein weiterer Seufzer entkam dem Bassisten und ein verschnitztes Lächeln umgarnte seine vollen Lippen.
 

„Du hast recht“, gab er es zu und schaute ihn aus sanften, dunklen Augen heraus an – ein Zeichen für Tooru, dass er sich ihm vielleicht doch nähern durfte.
 

„Darf ich?“, versicherte Tooru sich dennoch, bekam als Antwort ein leises, zustimmendes Summen. Mit beobachtender Leichtigkeit näherte er sich Tomoyuki und schob die Hände um ihn, bis er ihn vollkommen eingefangen und in eine Umarmung geschlossen hatte. Erschreckend wurde dem Größeren bewusst, dass er Toorus Anwesenheit sehr wohl genoss und er hinterfragte tatsächlich, was ihn zu Jui getrieben hatte.
 

„Es tut mir leid…“, flüsterte er dem groß gewachsenen Bassisten zu, hielt seine Stimme dabei regelrecht unterwürfig – in der Hoffung ihn nach Möglichkeit nicht wieder zur Raserei zur treiben. Er konnte nicht erahnen, dass die Entschuldigung über ihre Streitereien nicht im Geringsten von Bedeutung war und Tomoyuki brauchte einen Moment bis er etwas mit den Worten anfangen könnte. Tooru machte sich selbst dafür verantwortlich und schien die Schuld bei sich zu suchen, dass Tomoyuki so still und abweisend geworden war.
 

Nur brachte Tomoyuki nicht ein einziges Wort über die vollen Lippen, zupfte mit den Zähnen nervös an dem silbernen Ring in seiner Unterlippe. Er war es, der sich zu entschuldigen hatte – und nicht Tooru. Doch wie sollte er ihm genau diesen Punkt möglichst schonend beibringend?
 

„Schon gut…“, meinte er endlich und legte müde einen Arm um den Körper des Drummers, pfählte sein Herz dabei aber selbst mit einem viel zu großem Pflock. Toorus dunkle Augen richteten sich auf ihn, funkelten in gewohnter Zuneigung – und genau das steigerte Tomoyukis Schuldgefühle ins Unermessliche. Genau in dem Moment näherte Tooru sich ihm sachte an, wollte ihn küssen und die Auseinandersetzung vergessen – Tomoyuki aber dreht den Kopf weg.
 

„Ich hatte Sex mit Jui – letzte Woche“, gestand er und spürte wie sich die Schlinge um seinen Hals für einen kurzen Atemzug lockerte – die Gewissheit besaß er dennoch schmerzlich genau, dass genau diese ihn sein Weiterleben kosten könnte. Verwirrung blitzte in Toorus Augen auf, eine argwöhnische Musterung, als wüsste er nicht, ob er dem Geständnis Glauben schenken sollte oder es sich nur um einen schlechten Scherz handelte oder er sich gar verhört hatte.
 

„Du hast was?“, brach es schließlich aus Tooru heraus und in seiner Stimme klang der Unmut förmlich mit. Hektisch löste er sich von dem Anderen, als sei er in den letzten Minuten ein vollkommen anderer Mensch geworden, den er weder kannte oder kennen lernen wollte. Tomoyuki setzte sich ebenfalls auf, senkte widerwillig den Blick, als sei es ihm unangenehm darüber zu sprechen – was sonst ganz und gar nicht der Fall war und es fast schon aufgesetzt wirkte.
 

„Tomoyuki!“ Befehlend herrschte der Drummer ihn an und als der Andere tatsächlich den Kopf hob und ihn zögernd ansah, schickte sich ein eisiger Schauer über seinen Rücken. Der sonst so sanfte Ausdruck war einem durchdringendem Blick gewichen. Auf seiner Stirn zeichneten sich boshafte Falten ab und die Brauen waren scharf zueinander gezogen. Ein dumpfes Glühen schimmerte in den dunklen Augen. Eine derart knisternde Stimmung hatte Tomoyuki in dieser Art noch nie wahrgenommen.
 

„Du… Du kannst es nicht lassen!“ Tooru war kurz davor ihm an die Gurgel zu gehen. Vor seinem inneren Auge baute sich ganz deutlich eine Vorstellung zusammen, die er niemals sehen wollte. Tomoyuki mit einem anderen. Juis schlanker Körper, wie er sich an Tomoyuki schmiegte und ihn zu sich heran lockte. Verheißungsvolle Blicke, die keinem anderen gehören sollten und dem bandfremden Sänger jedoch zuteil geworden waren.
 

Tooru wusste nicht ob er wütend, verzweifelt oder traurig sein sollte – wahrscheinlich war es ein Cocktail aus eben diesen Punkten, die gerade seine Gefühlswelt bestimmten. Wie nur hatte er ernsthaft glauben können, dass Tomoyuki ausgerechnet ihm treu sein sollte?! Wenn er es selbst nicht zu spüren bekommen hätte wäre er nie auf die Idee gekommen, dass ihm sein Leben derartige Streiche spielen würde.
 

„Es tut mir leid…“, bat eine ehrliche, wenn auch leise Stimme, doch dafür hatte Tooru seinen Sinn gerade verloren und war auch nicht dazu bereit sich auf Mitleid oder Vergebung zu konzentrieren.
 

„Es tut dir leid?“ Am liebsten hätte Tooru ihm ins Gesicht gespuckt, ihn gewürgt und geschüttelt bis er sich für seine Taten mehr als nur schämen oder sie bereuen würde!
 

„Und ich habe ernsthaft geglaubt…“ Die Stimme brach Tooru weg – auch wenn dies eher ein Zeugnis seiner grenzenlosen Wut war. In seinem Kopf drehten sich die Emotionen einem Karussell ähnlich – nach seiner Annahme war Tomoyuki auf dem besten Weg gewesen etwas wie Liebe zu empfinden – doch da hatte er sich wohl mehr als nur gewaltig geirrt.
 

„Wieso tust du das?“ Allmählich konnte er die sich anstauende Verzweiflung nicht mehr im Zaum halten – und im Verbergen seiner Gefühle war er noch nie wirklich gut gewesen. Er würde sich nicht vor ihm niederwerfen und wie ein hysterisches Kind in Tränen ausbrechen – doch er wusste welche Konsequenzen er daraus zu ziehen hatte.
 

„Macht es Spaß auf Gefühlen herumzutreten?“, fragte Tooru leise und wusste dabei genau wie zerbrechlich er wirken musste und er hatte Mühe keine Szenarien zu entwickeln, die Tomoyuki vollkommen abschrecken würden. Er verstand in dem Moment genau was Wataru gefühlt hatte, als er der Betrogene gewesen war und dem Chaos in seinem Herzen freien Lauf gelassen hatte.
 

„Tooru – mir ist klar, dass das falsch war und es tut mir ehrlich leid.“ „Das ist schön für dich“, erklärte Tooru mit merkwürdiger Ruhe in der Stimme und genau zu diesem Zeitpunkt erkannte er deutlicher als alles andere was er zutun hatte. Er würde nicht aufgeben – genauso wenig sofort verzeihen – dafür hatte Tomoyuki seinen Stolz zu sehr gekränkt – und eben diese Rolle hatte er zu spielen, wenn er Tomoyuki vollkommen für sich gewinnen wollte. Tooru erkannte, dass Tomoyuki sich selbst einen wunden Punkt geschaffen hatte – denn er bereute und daraus auch kein Hehl machte.
 

Seine Vorstellung, wie er den Bassisten mit seinen eigenen Waffen schlagen konnte, war durchaus riskant – allerdings war Tooru gewillt diesen Schritt zu wagen. Tomoyuki würde schon noch erfahren was er mit seiner Tat falsch gemacht hatte – vielleicht schaffte er es ja so an dieses dubiose Geheimnis heran zu kommen und Tomoyuki soweit gefügt zu machen, das er ihm wirklich die Treue halten würde.
 

Tomoyuki fühlte sich allerdings gerade deutlich unwohl – zum ersten Mal konnte er mit dem Stillschweigen absolut nichts anfangen und erwartete regelrecht, dass es aus dem Kleineren heraussprudelte. Er nahm unentwegt an, dass Tooru ihm verzeihen würde – so besann er sich doch noch sehr gut darauf, wie er ihm seine Liebe bedeutend gemacht hatte – er würde ihn doch nicht wirklich mit Gleichgültigkeit strafen, oder?
 

Genau das Gegenteil wurde Tomoyuki bewusst als Tooru sich erhob und ihm einen missachtenden Blick zuwarf.
 

„Wie du willst – ich kann dich nicht zwingen“, erklärte er ruhig und hatte seine Fassung wieder zurück – so leicht würde er Tomoyuki nicht gewinnen lassen. „Und was heißt das jetzt?“ „Wonach sieht es denn aus?“ Eine ungewohnte Härte lag in Toorus Stimme, die so gar nicht zu ihm passen wollte.
 

„Glaubst du ernsthaft, dass mir das egal ist? Wir sind zusammen – falls du das vergessen haben solltest! Wenn ich dir schon nicht reiche, dann sei so ehrlich und beende es oder mach mir keine Hoffnungen!“ Tooru erkläre geradezu gelassen wie er seinen Standpunkt sah, schob dabei seinen Schmerz, den er sehr wohl empfand von sich weg.
 

„Tooru, du verstehst mich nicht…“ „Ich verstehe dich sehr wohl“, fiel der Drummer ihm ins Wort. Er würde es nicht zulassen, dass Tomoyuki auch nur die Gelegenheit bekam, ihn wieder so leichtfertig um den Finger zu wickeln – denn die Fähigkeit dazu besaß er und Tooru war bewusst, wie wenig er sich ihm gegenüber wehren konnte.
 

„Komm erst mal klar – so will ich keine Beziehung mit dir.“ Tomoyuki klappte die Kinnlade herunter und eine verräterische Blässe legte sich auf sein Gesicht. Er begriff, wie ernst es Tooru war und dass er schleunigst etwas unternehmen musste, wenn er den Jüngeren nicht vollkommen verlieren wollte. Widerwillen eroberte ihn, sein Stolz, den er einfach nicht über Bord werfen konnte – auf der anderen Seite sein bestehendes Verlangen sich Tooru hinzugeben und einfach zuzulassen, was er sich insgeheim wünschte.
 

„Moment!“ Gerade als Tooru sich umdrehen und gehen wollte, hielt ihn eine Hand zurück, die sich fast panisch um sein Handgelenk schloss, doch als er sich umwand stellte er einen ganz anderen Ausdruck in Tomoyukis Augen fest – Zorn.
 

„Glaubst du wirklich, dass du mich über Wochen und Monate mit deiner Anhänglichkeit quälen kannst und dann so leicht aus der Nummer heraus kommst?“ Toorus ohnehin schon große Augen weiteten sich merklich, bis er seine Hand befreite und Tomoyuki abschüttelte.
 

„Es liegt doch nicht an mir! Ich bin nicht bereit, damit leben zu müssen ständig von dir betrogen zu werden. Also entscheide dich endlich!“ Mir diesen Worten war es wieder einmal der Drummer, der den Anderen stehen ließ und eher flüchtete, als sich an ihm zu rächen. Er wollte Tomoyuki endlich für sich allein haben und es schmerzte ihn, dass er ihm die Treue nicht halten konnte.
 

Vielleicht war es wirklich an der Zeit etwas nachzuhelfen – und ein guter Anfang war gelegt. Tomoyuki würde schon noch früh genug erkennen was er wirklich wollte. Es war also nur eine Frage der Zeit und der nötigen Hilfsmittel, bis sie einander vollkommen vertrauen konnten…
 

~~~~~***~~~~~
 

„Und was machst du?“ „Das weiß ich noch nicht. Aber sicherlich nicht aufhören.“ Sachte streichelte ein Lächeln über Rikus Lippen, wobei sich die silbernen Piercings ein wenig zu den Mundwinkeln neigten. Seltsamerweise sah er trotz der dunklen Sonnenbrille und dem herben Schmuck an den Lippen unglaublich sanftmütig aus – und genauso schien er zu sein.
 

Es war das erste Mal nach der Trennung – aber Wataru traf sich wieder mit anderen Männern. Dass es sich dabei ausgerechnet um den hübschen Sänger der Band Phantasmagoria handelte, störte ihn dabei aber keines Wegs.
 

Eigentlich war es eher unverbindlich – kein Date oder ähnliche Dinge, bei denen er sich Chancen ausrechnete, doch es tat gut wieder so frei zu sein und das Leben in vollen Zügen zu genießen. Viele Tage hatte er damit verbracht über die letzten Gespräche zu philosophieren, sich seine eigenen Fehler einzugestehen um schlussendlich zu begreifen, dass er sehr wohl auch allein zu recht kam. Tooru hatte ihn verletzt – viel mehr noch. Die Verzweiflung hatte ihn fast um den Verstand gebracht und es war ihm nicht nur einmal in den Sinn gekommen sich aufzugeben. Ihm war aber genauso schnell bewusst geworden, dass Liebeskummer etwas Vergängliches war und er das Schlimmste wohl schon sehr gut überstanden hatte.
 

Und jetzt?
 

Jetzt saß er einem ganz anderen gegenüber und empfand seine Anwesenheit als sehr angenehm. Ein derart ungezwungenes Treffen lockerte Watarus Stimmung weiter auf, denn der üble Nebengeschmack eines Pärchens in seinem unmittelbaren Umfeld war längst nicht verflogen. Immer wieder erinnerte er sich dann an seine Zeit mit Tooru zurück – auch wenn ihm das schon längst nicht mehr als so schmerzhaft erschien. Selbst wenn er es versuchen würde ihn zu vergessen – abstreiten konnte er es nicht, dass Tooru seine erste große Liebe gewesen war.
 

„Und bei euch?“, riss Rikus melodische Stimme ihn aus den Gedanken. Die dunklen Augen waren direkt auf ihn gerichtet – selbst die Sonnenbrille konnte das dunkle Braun seiner Iriden nicht verschleiern.
 

„Wir nehmen zurzeit auf… Die Verhältnisse sind etwas… gespannt - möchte man meinen.“ Neugierig und mit einem gewissen fragenden Ausdruck blicke Riku ihn an. „Wie meinst du das?“ Doch Wataru winkte schon ab. „Das Übliche eben – Beziehungskram…“ Damit wollte er es eigentlich auch schon belassen – für weitere Ausführungen war er einfach noch nicht bereit.
 

„Hör mir auf…“ Riku schüttelte unentwegt den Kopf – genau von derartigen Problemen konnte auch er ein Lied singen – wenn man es genau betrachtete tat er dies von Zeit zu Zeit auch.
 

„Beziehungen sind Gift für eine Band – das hab ich bei uns erst erleben müssen. Hätten Jun und Iori sich im Griff, hätten wir vielleicht nicht aufhören müssen.“ „Das war der Auslöser?“ Etwas ungläubig zog Wataru die Brauen in die Höhe. „Teilweise“, meinte der andere Sänger und lehnte sich zurück. Die Hände verschwanden in die Taschen an seiner Hose – für den Augenblick schien er zu überlegen, ob er Wataru einweihen sollte.
 

„Du kennst das ja… Die üblichen Probleme, die Paare gern mal haben – dann mischt sich ein anderer ein und schon ist das Chaos perfekt.“ Er schüttelte den Kopf und entbehrte einen langgezogenen Seufzer.
 

„Sind die beiden noch zusammen?“, wollte Wataru eher ganz nebenbei wissen und wäre über jeder Art der Beantwortung wohl nicht wirklich beeindruckt gewesen.
 

„Jun und Iori?“, fragte Riku und riss die Augen auf. „Die würden sich auf der Straße nicht einmal Hallo sagen!“ Für ihn war es unwahrscheinlich seltsam gewesen als er erkannt hatte wie die beiden sich aus dem Weg gingen. Trotz das sie für so lange Zeit Freunde und anschließend ein Paar gewesen waren. Mitansehen zu müssen, wie ausgerechnet diese beiden Menschen sich so missachteten, stellte für ihn ein sehr unrealistisches Bild dar.
 

„Ist das eigentlich normal das Bandmitglieder wegen Gefühlen verrückt spielen?“, wollte Wataru wissen, denn in seiner Band lief es nicht wesentlich anders – er selbst war das beste Beispiel für völlig Kopfloses Verhalten. „Anscheinend.“ Hell lachte der Ältere der beiden.
 

„Jedenfalls… Hätte ich lieber eine Band mit heterosexuellen Mitgliedern. Von dem ganzen Gesäusel wird mir irgendwann noch schlecht“, meinte Riku mit einem müden Lächeln, „Da kannst du nach dem derzeitigen Stand wohl lange suchen. So was ist in den Kreisen doch sehr selten geworden – vor allem bei UnderCode“ Mit einem Seufzer bestätigte Riku die Worte, die sein gegenüber gerade gesprochen hatte. „Du wirst Recht haben…“ Eine bedrückende Stille breitete sich aus und Wataru spürte wie ihn die Nervosität heimsuchte.
 

„Und du? Single?“, fragte er mehr oder weniger aus dem Grund um das Gespräch am Leben zu erhalten, auch wenn er das Thema lieber ruhen lassen wollte. Sie kannten einander eigentlich nicht gut genug um mehr oder weniger intime Gespräche zu führen.
 

„Sicherlich – wenn du es fragst“, schmunzelte Riku und gab einen Impuls für etwas vollkommen Neues. Interessiert blickte der andere Sänger ihn an.
 

„Soso… und wenn es ein anderer fragt?“ „Dann kommt es auf diesen dubiosen anderen an.“ Wataru verstand nicht warum Riku das Gespräch so umleitete – doch es gefiel ihm. Er lehnte sich etwas zurück und musterte den anderen Sänger eingehend.
 

Es war seltsam das ihr Gespräch sie zu diesem Thema geführt hatte – anscheinend verfolgte es Wataru geradezu auf dem Fuß. Trotz allem aber verbrachten sie einen ganz gewöhnlichen Nachmittag miteinander, bis sich ihre Wege dann doch wieder trennten – doch Wataru war sicher, dass dies nicht das letzte Treffen gewesen sein würde…
 

tbc.

10. Kapitel
 

In einer vorsichtigen Bewegung schob Tooru eine der Trommeln ein Stück weiter nach vorn. Noch einmal nahm er auf dem Hocker platz und testete sämtliche Trommeln und Becken, ob sie die richtigen Positionen hatten.
 

Er zog sich zurück – zurück von den Anderen und seinen Gedanken, um sich in die Arbeit zu vertiefen und die ernüchternde Welt hinter sich zu lassen. Er brauchte die Zeit, in der er zu sich selbst finden konnte. Tomoyuki ließ er dabei schweren Herzens allein zurück und schenkte ihm keinerlei sichtbare Aufmerksamkeit.
 

Gedankenverloren huschte sein Blick über ein paar Notenzeilen – ein neuer Song, den er endlich durchspielen wollte – allein. Ohne den Rest der Band. Es war seltsam, dass er seit diesem Tag der Offenbarung ein gewisses Interesse hegte für sich zu bleiben und niemand Anderen teilhaben zu lassen. Er beobachtete nur noch – nahm wahr wie die Welt sich um ihn herum weiter drehte, während seine eigene vollkommen dem Stillstand erlegen war.
 

Er überdachte die letzten Tage, an denen er kaum den Mund aufbekommen hatte und auch den anderen Bandmitgliedern aufgefallen war, dass etwas gewaltig schief lief. Wo war das muntere Energiebündel geblieben, welches an allen Dingen Freude empfand und seine Mitmenschen mit bester Laune überhäufte? Selbst Yuusuke und Hiroaki war dies aufgefallen, die seit geraumer Zeit kaum noch Augen für etwas Anderes als einander hatten. Sie bei den Proben für länger als 2 Minuten zu trennen war kaum noch möglich – ein weiterer Stich in Toorus Herz.
 

Er sehnte sich nach Tomoyuki, auch wenn er wusste, dass er hart bleiben musste und seine Gefühle zurückzustecken, wenn er wirklich in den Genuss von Treue kommen wollte. Würde Tomoyuki überhaupt irgendwann begreifen, was Tooru ihm damit sagen wollte? War es nicht nur eine zärtliche Hilfestellung, die dem Bassisten zur Erkenntnis führen sollte? Tooru war nicht sicher, ob ihn diese Methode ans Ziel führen würde. Langsam zweifelte er daran, ob Tomoyuki jemals diesen Zustand der Erkenntnis erreichen würde – oder hatte er ihn schon vergessen? War Tooru vielleicht gar nicht so wichtig für den Anderen, wie er es teilweise annahm? War er nur ein Spielball, wie viele es auch vor ihm schon gewesen waren?
 

Es war ihm unmöglich diese Frage zu beantworten – woher sollte er auch wissen wie Tomoyuki seine früheren Bettgeschichten behandelt hatte? War er genauso mit ihnen umgegangen? Oder war er vielleicht doch etwas Besonderes?
 

„Blödsinn…“, nuschelte Tooru nur und schüttelte den Kopf. Sein Wunsch nach ehrlicher Zuneigung seitens Tomoyuki blieb weiterhin unerfüllt. Der Ältere hatte sich zurückgezogen – ebenso wie Tooru, doch ob sie ähnliche Gedanken und Gefühle hegten, war ungewiss. Gerade verhielten sie sich wohl eher wie sture Böcke, die nicht gewillt waren, den ersten Schritt zu tun.
 

„Blödsinn?“ Eine weitere Stimme erfüllte den Raum – eine bekannte und sehr vertraute Stimme – Wataru. Der Sänger hatte den Raum so eben betreten und begegnete ihm mit einem Lächeln. Mit einem Stapel Notenblätter unter dem Arm, war er auf dem Weg zur Couch, um sich dort nieder zu lassen und die Blätter beiseite zu legen.
 

Tooru sah zu ihm – jedoch ohne irgendeine menschenähnliche Reaktion zu zeigen. Sein Starren musste sicherlich ziemlich unbeholfen aussehen.
 

„Ich… war nur in Gedanken“, gab er die kleinlaute Antwort ab und blickte wieder zu den Noten, die er unter Beschlag genommen hatte.
 

„Tomo?“ „Was ist mit ihm?“ Die Frage glitt etwas zu heftig über seine Lippen, weswegen Watarus Brauen zögerlich in die Höhe wanderten und er genau wusste, dass er mit seiner Vermutung ins Schwarze getroffen haben musste.
 

„Das wollte ich von dir wissen.“ „Ich glaube kaum, dass du das wissen willst.“ „So? Darf ich mich nicht für den Glück interessieren?“ Ein seichtes Lächeln begleitete den Sänger und Tooru erkannte, dass Wataru nicht zum Sticheln aufgelegt war. Irgendetwas war anders – auch wenn er noch nicht wusste, was der Auslöser war.
 

Ein leises Brummen verließ den Drummer, als er sich erhob und neben Wataru auf die Couch fiel. „Ich glaube… ich habe mich in etwas hinein gesteigert.“ Er blickte zu dem Sänger, der ihn mit neugierigen Augen betrachtete. „Es ist schief gegangen. Und ja – du hattest recht.“ Tooru wollte nicht hören, wie Wataru ihm predigte, dass das ja wohl zu erahnen gewesen war – doch er versuchte es nicht einmal.
 

„Das tut mir leid“, meinte er nur und aus irgendeinem Grund glaubte Tooru ihm das. Vielleicht war er Watarus Ton – vielleicht aber auch der sanfte Blick, mit dem er ihm begegnete – genau konnte er es nicht sagen.
 

„Er ist einfach so… unverbesserlich! Irgendwie komme ich nicht so weit an ihn ran damit er mir wirklich vollkommen vertraut!“ Wataru nickt leicht – sah den Drummer dabei aber nicht an. „Vielleicht braucht er einfach Zeit. Er hatte lange keine feste Beziehung. Überfordere ihn nicht – sonst ist er schneller weg als du überhaupt reagieren kannst.“
 

Einen Augenblick lang sah Tooru ihn nur schief an und schien zu überlegen, was er mit dieser Aussage anfangen sollte und überhaupt in der Lage war irgendetwas darauf zu erwidern. War der Wataru, der neben ihm saß, wirklich der gleiche wie der, der ihm zuletzt diese abenteuerliche Szene gemacht hatte? Irgendetwas musste an ihm vorüber gezogen sein…
 

„Was ist los mit dir? Seit wann bist du so ruhig wenn es um Tomo geht?“ Die Frage quittierte der Andere nur mit einem knappen Lächeln. Er verhielt sich vollkommen gelassen, zeigte keinerlei Reaktionen, die auf Nervosität oder ähnliches verwiesen, so wie Tooru es ursprünglich angenommen hatte. Wataru war ausgeglichener als jemals zuvor! Und das sollte etwas heißen, denn sonst war der Sänger alles Andere als gelassen – egal um was es ging!
 

„Du wirst schon wissen was du tust.“ Kurzerhand legte er den Arm um Tooru und küsste seine Wange. „Ich stehe dir nicht mehr im Weg. Mehr als Freunde werden wir nicht mehr – und das sollten wir uns nicht verbauen, oder?“
 

Toorus Augen weiteten sich – war das gerade alles nur ein Traum oder erlebte er diese Szene leibhaftig? Nun aber war er sich ganz sicher, dass ihm in den letzten Tagen etwas entgangen sein musste – Watarus Grinsen bestätigte diese Annahme nur noch mehr.
 

„Also… was geht hier vor sich? Bist du krank?“, fragte Tooru nun endlich nach – dass der Sänger es nicht einmal versuchte ihn wieder für sich zu gewinnen, verwunderte den blonden Drummer, auch wenn er diesen Fakt als recht angenehm einordnete. Anscheinend sollten ihm weitere Probleme erspart bleiben.
 

„Nein.“ „Und was ist dann los?“ Als hätte jemand einen Schalter in seinem Kopf umgelegt wurde es Tooru schlagartig bewusst, was passiert sein musste. Seine Augen wurden so groß wie Unterteller und sein Blick verwandelte sich in ein komisch aussehendes Starren. Er wusste genau was los war!
 

„Du hast jemanden kennen gelernt! Rede!“ Wataru lachte – so typisch reagierte kein anderer.
 

„Er heißt Riku – du kennst ihn auch.“ „Riku? Der Riku? Phantasmagoria-Riku?“ Toorus Augen leuchteten in einem angenehmen Braun – genau in diesen Glanz war Wataru verliebt gewesen und er erfreute sich auch jetzt noch daran – nur auf ganz andere Art und Weise.
 

„Genau der. Ich habe ihn vor kurzem getroffen und ich würde sagen… Bisher läuft es sehr gut.“ „Und seid ihr… zusammen?“ Wataru lachte erneut auf – wie kindlich naiv Tooru doch sein konnte, „Nein – aber das kann alles noch werden. Wir verstehen uns sehr gut.“ Er tippte an Toorus Nase. „Verstehst du?“ Endlich lächelte der Drummer, bis er seinem Gegenüber zunickte. Er war froh, dass Wataru von ihm losgekommen war. Einer Freundschaft schien nun wirklich nichts mehr im Weg zu stehen und Tooru freute sich für den Sänger und sein vielleicht baldiges Glück.
 

Er konnte ja nicht wissen, dass diese Szene für einen Anderen ganz anders wirken musste. Ein derart vertrautes Umgehen miteinander erweckte den Eindruck, dass die beiden wieder zueinander gefunden hatten.
 

Und genau dies vermutete Tomoyuki. Er hatte nur einen kurzen Blick in den Raum geworfen, als er nach Tooru gesucht hatte – und musste dabei dieses Bild mit ansehen!
 

Warum tat Tooru das? Warum gaukelte er ihm die große Liebe vor, wenn er doch eigentlich wieder mit Wataru zusammen sein wollte? Für ihn war dieses Verhalten, ihr Umgehen und vor allem die gemeinsame Nähe wie ein Stich ins Herz gewesen. Und wie sehr er es auch versuchte – das tiefe Stechen in seiner Brust konnte er nicht verleugnen. War das etwa Eifersucht? War er schon so weit um etwas derartig anstrengendes zu empfinden?
 

Dieses Gefühl war unakzeptabel – selbst für ihn. Tooru sollte zu ihm gehören! Vielleicht sollte er diesen Punkt endlich akzeptieren und sich nicht wie ein störrisches Kleinkind verhalten. Doch eines stand jedenfalls fest – er musste mit Tooru sprechen. Er musste ihm sagen was er für ihn empfand – auch wenn ihm das nicht sonderlich leicht fallen würde. Vielleicht konnte er ja doch noch etwas retten.
 

Ungeduldig wartete er, bis der Drummer endlich den Proberaum verlassen würde – suchte allerdings eine Biegung des Ganges, um dem Anderen nicht gleich aufzufallen. Warum er das tat konnte er sich selbst nicht logisch erklären.
 

Es erschien dem Bassisten wie eine Ewigkeit, bis Tooru endlich die Tür öffnete und den Raum verließ – allerdings mit Wataru. Tomoyuki stockte der Atem, als die beiden sich umarmten und dann in verschiedene Richtungen gehend einander verließen. Ein klein wenig Gerechtigkeit sollte Tomoyuki aber tatsächlich noch bleiben, denn Tooru kam ihm direkt entgegen. Als sei es ein schlichter Zufall verließ er sein Versteck und ging dem Kleineren entgegen.
 

„Tooru…“ Der Drummer stoppte in seinen Bewegungen und blieb abrupt stehen. Am liebsten hätte er auf dem Absatz kehrt gemacht – doch Tomoyuki ergriff sein Handgelenk und hielt ihn fest. Fast schon schmerzhaft verfestigte sich sein Griff – doch er veranlasste Tooru damit nicht zu gehen.
 

„Du tust mir weh…“, wisperte er und meinte damit noch nicht einmal die Umklammerung, sondern viel mehr den seelischen Schmerz, für den Tomoyuki verantwortlich war. Das Gespräch mit Wataru hatte ihm klar gemacht was er für den Älteren empfand – dennoch war die Angst vor Enttäuschung sehr groß.
 

„Es tut mir leid! Bitte Tooru…“ „Nein...“ Mit verunsichertem Blick begegnete er einem dunkeln, durchdringenden Augenpaar, welches ihn gerade zu verschlingen wollte.
 

„Was läuft zwischen dir und Wataru? Sag es mir!“ Fast schon panisch drangen die Worte an Tooru heran – doch er ignorierte den Tonfall.
 

„Gar nichts! Das müsstest du am allerbesten wissen! Also lass mich endlich los!“ „Ganz sicher nicht!“ Mit einer ruckartigen Bewegung zog er Tooru zu sich heran. Was bildete der Drummer sich überhaupt ein ihn einfach stehen lassen zu wollen?
 

„Erklär mir was das alles bedeutet! Ich will dich nicht verlieren – renn nicht vor mir weg.“ „Irgendetwas steht zwischen uns – so einfach geht das nicht“, sagte Tooru mit ruhiger, verletzlicher Stimme, während er akzeptierte wo er sich befand. Er konnte ihm nicht böse sein – und er hatte seinen Zorn schon längst von sich abfallen lassen – jedoch bestand er auf sein Recht der einzige in Tomoyukis Bett zu sein und dieses nicht mit unzähligen weiteren Gespielen teilen zu müssen. Wie verwirrt der Bassist gerade drein blicke bemerkte er dabei gar nicht.
 

„Was bedeutet das? Machst du Schluss?“ „Schluss? Seit wann sind wir zusammen?“, protestierte Tooru und schaffte es fast unbemerkt sich wieder aus Tomoyukis Armen zu befreien und auf Distanz zu gehen, denn dieser musste schockiert feststellen, dass Tooru ihm sein erstes Geständnis über seine Gefühle scheinbar nicht geglaubt hatte. Dabei hatte er dieses doch mit vollster Ehrlichkeit ausgesprochen!
 

„Was soll das, Tomo?“ „Was das soll?“ Tomoyuki schnaubte – wie könnte Tooru das verkennen? „Ich liebe dich! Kapierst du das nicht? Was muss ich tun damit du endlich verstehst was in mir vorgeht? Ist das so schwer? Ich will dich für mich haben!“ Fast schon entsetzt sah Tooru ihn an – ungläubig blinzelten die großen Augen – träumte er etwa? Er besann sich im gleichen Augenblick auf ihre Zärtlichkeiten, die sie zuletzt auch vor den Anderen ausgelebt hatten und diese scheinbar keinerlei Hemmungen unterworfen waren. Was war nur schief gegangen?
 

„Das mit Jui war keine Absicht! Ich will dich nicht verlieren! Warum verleugnest du meine Gefühle?“ Die Worte sprudelten regelrecht aus Tomoyuki heraus und versetzten Tooru einen Hieb, der einer Speerspitze glich. Ein solches Bekenntnis hatte er niemals zuvor verlauten lassen – und als ihm diese Tatsache bewusst wurde wich er erstaunt einen Schritt zurück. Er erkannte sich selbst nicht wieder!
 

„Das ist es nicht!“, stritt der Drummer die Worte erneut ab. „Was ist es dann?“ „Du! Du bist das Problem!“ Zum ersten Mal sprach Tooru die Worte aus, die ihm auf der Zunge lagen – auch wenn diese bei Tomoyuki eine eisige Gänsehaut verursachten. Er war froh endlich ehrlich zu sich und vor allem auch zu Tomoyuki zu sein.
 

„Du lässt mich nicht an dich ran! Wahrscheinlich merkst du das gar nicht.“ Frustriert über die Einsicht ihrer Lage schüttelte Tooru den Kopf. Was würde aus ihnen werden, wenn Tomoyuki sich weiterhin verschloss und es nicht schaffte seine persönlichen Konflikte zu bewältigen? Es lag auf der Hand, dass irgendetwas vorgefallen sein musste, was ihm solche Angst eingeflößt hatte – Tooru kam nur einfach nicht dahinter um was es sich dabei handelte.
 

„Ich will dir helfen – sieh endlich ein, dass etwas nicht stimmt“, meinte Tooru vorsichtig und ohne aufdringlich zu werden. Er wusste, dass er Tomoyuki mittlerweile eine Menge Gefühlsäußerungen entlockt hatte – doch irgendetwas fehlte noch. Etwas ungeheuer Bedeutendes – dessen war er sich bewusst – ebenso wie Tomoyuki.
 

„Überleg dir was wichtiger ist. Dein Stolz – oder ich.“ Er ging einen kleinen Schnitt zurück, behielt den sichtlich verunsicherten Bassisten aber weiterhin im Auge. Sein ganzer Körper schien unter der Ansprache zu beben – und Tooru wusste wie zielgenau er ihn getroffen hatte. Schon sein Zögern verriet, dass er Tooru nicht aufgeben wollte. Doch ob es so weit kommen würde, war ganz allein von ihm abhängig…
 

~~~~~***~~~~~
 

Tooru hatte ihn allein zurück gelassen – Tomoyuki konnte es nicht mehr zählen oft er ihm das nun schon angetan hatte. Offensichtlich schreckte er nicht davor zurück ihm seine Grenzen aufzuweisen und Tomoyuki musste einsehen, dass er in den letzen Tagen sehr oft an diese gestoßen war. Er war allein mit seinem Schmerz, seiner Verzweiflung und den Ängsten, die er in sich barg und niemals zeigte.
 

Was hatte Tooru nur mit ihm angestellt, dass er derart emotional reagierte? Was war passiert? Plötzlich war er sich nicht mehr sicher, ob er überhaupt noch der Mensch war, den er solang dargestellt hatte. Wer war er jetzt überhaupt? Alles veränderte sich – selbst der Punkt, dass er wesentlich mehr über seine Umwelt philosophierte als jemals zuvor, erschien ihm als äußerst seltsam. Seit wann interessierte er sich überhaupt für die Menschen um ihn herum?
 

Schlaflos verweilte er eben wegen diesen Grübeleien auch zu später Stunde allein in seinem Bett – wälzte sich hin und her – immer noch mit den Gedanken hadernd, was er tun sollte und ob er überhaupt etwas tun sollte. Es lag in seiner Hand wie seine Zukunft aussehen würde – doch was er eigentlich wollte, schien er selbst nicht eindeutig sagen zu können.
 

Wollte er Tooru? Oder doch seine persönliche Freiheit und sein altes Leben?
 

Nein! Das war es ganz sicher nicht. Tomoyuki war klar geworden, dass diese Umstände sein Leben nicht wirklich lebenswert machten – sie zeichneten ihn weder als etwas Besonderes aus, noch war irgendetwas angenehmer geworden – abgesehen von der Befriedigung, mit welcher er gut und gerne prahlen konnte.
 

Sollte das etwa wirklich das Wichtigste in den letzten Jahren gewesen sein? War er wirklich so egoistisch gewesen, dass er keinerlei Rücksicht auf seine ‚Opfer’ nahm? Es ließ ihn eisig erschaudern, als er sich über die Antwort bewusst wurde.
 

„Du bist das Problem.“ Tausendfach halte diese Zeile in Tomoyukis Kopf wieder. Tooru hatte genau gespürt, dass etwas in dem Älteren rebellierte. So auch jetzt wieder. Was sollte er tun? Sollte er sich endgültig öffnen und all seine Grenzen überschreiten?
 

Er kannte auch diese Antwort – und er hätte schon wesentlich eher erkennen sollen, dass Tooru ihn nicht verletzen wollte – sonst hätte er sich ihm niemals so weit ausgeliefert und es gewagt innige Gefühle für den hübschen Drummer zu entwickeln – oder war es nicht einmal ihm möglich diese Gefühle zu umgehen?
 

Nichts hielt den Dunkelhaarigen noch in dem kalten Bett, welches er schon viel zu lange allein besuchte – Tomoyuki schwang sich rasch aus dem Bett um in windes Eile durch das Haus zu huschen. Endlich zahlte es sich aus, dass sie in dieses Bandhaus auch übernachteten, da er so nicht erst hinaus in die eisige Nacht musste, um zu Tooru zu gelangen.
 

Es war ihm egal, ob jemand ihn sehen würde. Es war ihm sogar egal, was der Rest der Band über ihn dachte. Er wollte Tooru! Und es würde nichts und niemanden geben, der ihn daran hindern konnte jetzt mit dem Drummer zu sprechen.
 

Tausende Ideen strudelten in seinem Kopf umher, was jetzt passieren würde – und nicht alle waren von positiver Natur. Was würde jetzt geschehen? Was würde Tooru ihm entgegnen, wenn er die Wahrheit erfuhr? Würde er ihn überhaupt noch erst nehmen? Würde er ihn unter den Umständen überhaupt noch lieben können?
 

Doch andererseits konnte er nichts mehr verlieren. Tooru würde ihn nicht akzeptieren, wenn zwischen ihnen dieses Geheimnis stand – auch wenn der Drummer ihn zu einem solchen Geständnis nicht hatte zwingen wollen – alles was er sich wünschte war Ehrlichkeit und die Beichte, dass etwas passiert sein musste. Auch wenn er sich sehr wohl für Tomoyukis Vergangenheit interessierte – diese jedoch nicht erpressen wollte und es unbewusst geschafft hatte, dass der Dunkelhaarige mit seinen Erlebnissen aufräumen wollte um sie endlich von sich weisen zu können.
 

Nun stand er vor der schweren Tür – überlegte hin und her wie er anfangen sollte. Im Stillen betete er, dass Tooru noch nicht schlief und ihm zuhören würde, denn bisher war er davon nicht gerade angetan gewesen.
 

Schweren Herzens und mit einer gewissen Nervosität im Bauch schlich er sich in das Zimmer. Zum ersten Mal war er es, der einen Anderen einen nächtlichen Besuch abstattete – auch wenn dieser nicht so angelegt waren, weswegen so manch Anderer zu ihm gefunden hatte.
 

Vorsichtig gesellte er sich zu Toorus Bett, in welchem er ganz offensichtlich lag. Selbstverständlich hatte er bemerkt, dass er nicht mehr allein im Raum war – selbst wer ihn besuchte konnte er ganz deutlich sagen. Tomoyukis Anwesenheit machte ihn auch jetzt wieder nervös.
 

Zögerlich drehte er sich herum, um den Größeren anzusehen – dennoch sagte er nichts. Eine seltsame Stille lag im Raum, die keiner der beiden brechen konnte. Tomoyuki überlegte angestrengt, wie er anfangen sollte.
 

Selbst in der Dunkelheit konnte Tooru die dunklen Augen erkennen, die ihm leicht entgegenfunkelten. Es verwunderte ihn, dass Tomoyuki zu ihm gefunden hatte – dementsprechend sprachlos blickte er zu ihm und schien abzuwarten, was nun geschehen würde. Was der Andere wohl von ihm wollte?
 

„Tooru… ich will dich zurück…“, flüsterte der Bassist kaum hörbar. Endlich hatte er den Mut gefunden, überhaupt ein Wort heraus zu bekommen. Kurzerhand sank er auf die Knie - und nun sollte es kein Halten mehr geben und er begann zu berichten.
 

„Es ist… schon lange her. Ich war noch nicht mal 18…“, sagte Tomoyuki unaufgefordert, doch er wusste, dass Tooru genau diese Worte hören wollte und das er ihm diese Erklärung schon lange schuldig war. Wahrscheinlich hätte er viel eher darüber reden müssen – womit er sich zweifellos viele Probleme und Umwege erspart hätte.
 

„Ich habe mich das erste Mal in meinem Leben verliebt – und musste erfahren was es bedeutet bedingungslos zu lieben und dennoch verlassen und enttäuscht zu werden.“ Aufmerksam lauschte Tooru der Stimme, die sich ganz anders anhörte – sanfter, nahezu gebrechlich, obwohl er nicht geglaubt hatte, dass Tomoyuki so mit ihm sprechen würde.
 

„Er war wesentlich älter als ich – und irgendetwas war an ihm, was mich dazu gebracht hat, alle Ängste über Bord zu werfen. Wir waren beide stockbesoffen als wir es getan haben – und ich wollte es niemals mit einem Kerl tun!“ Leise schluckte der Kleinere, als ihm bewusst wurde, dass Tomoyuki dabei den passiven Part gestellt haben musste. Er wusste nicht woran er das ableitete – doch er war sich seltsam sicher mit diesem Gefühl.
 

„Ich wollte nicht schwul sein! Es war eine Demütigung, einem anderen Typen verfallen zu sein. Ich konnte mich nicht wehren…“ Tooru verstand sehr genau wie Tomoyuki sich gefühlt haben musste. Ebenso ausgeliefert fühlte er sich, wenn der Ältere bei ihm war – nur empfand er diese Erfahrung als sehr angenehm. Zumindest wenn Tomoyuki bei ihm war…
 

„Ich hab mich nach einer Zeit bei ihm wohl gefühlt! Es war das erste Mal das mich jemand respektiert und geliebt hat! Das erste Mal! Als er mir in den glücklichsten Tagen meines Lebens sagte, dass ich ihn zu sehr liebe, hat mich regelrecht der Schlag getroffen! Er meinte, er könnte mir diese Liebe nicht zurück geben!“ Noch immer besann er sich auf den Schmerz, welchen er damals empfunden und nie vollkommen überwunden hatte. Die Szene lebte vor seinem inneren Auge erneut auf jagte unzählige eisige Schauer über seinen Rücken, die ihn fast verzweifeln ließen.
 

„Wir haben alles miteinander geteilt… das Bett, Empfindungen, Liebe, Lust, Leid, unser gesamtes Leben… Ich war mir sicher, dass das alles niemals enden würde. Und als dies dann doch und noch dazu unter diesen Umständen geschah…“ Er suchte nach den richtigen Worten und vollendete Toorus Gedanken, die soeben durch seinen Kopf spuckten. „Es hat mich fast umgebracht. Ich habe mich ihm ausgeliefert und alles andere aufgegeben. Ich wäre für ihn durch die Hölle gegangen und er… er schiebt mich von sich wie einen räudigen, alten Köter, der für ihn nutzlos geworden ist. Er hat mir eröffnet, dass es sich niemals um Liebe gehandelt hat – zumindest von seiner Seite…“ Bedeutungsvoll senkte sich sein Blick. Er brachte Licht in die Dunkelheit seiner Vergangenheit – und er schämte sich dafür. Dass Tooru Mitleid mit ihm hatte, entging ihm dabei gänzlich. Er konnte sehr gut nachempfinden, was er fühlte. Natürlich hatte auch er Enttäuschungen verarbeiten müssen – doch scheinbar war ihm das wesentlich leichter gefallen – freilich, weil er auch noch nicht in einer solchen Situation gesteckt hatte.
 

Sanft legte sich Toorus warme, helfende Hand an Tomoyukis Wange und glitt einem sommerlichen Windhauch gleich über seine Haut und bescherte ihm ein leichtes Prickeln – eine gewisse Ermutigung für ihn fortzufahren.
 

Ein leiser Seufzer entzog sich den vollen Lippen, die er mit der Zunge leicht befeuchtete, um schließlich weiter zu sprechen. „Meine Welt brach zusammen. Plötzlich war ich allein. In solchen Momenten merkt man, wer wirkliche Freunde sind.“ Verächtlich lachte er auf. „Leider wurde mir dabei klar, dass ich keine Freunde besaß, die mich auffingen, wenn es mir schlecht geht.“ Beiden war bewusst, dass es dem Bassisten mehr als nur schlecht in dieser Zeit ergangen war. „Dennoch… ging das Leben weiter. Nur ganz anders als zum Zeit der Beziehung. Ganz anders als ich es mir gewünscht hatte…“
 

Tooru konnte dieses Bild des Leidens kaum ertragen. Wie nur hatte er diese Erfahrungen so zu seinem Feind machen können? Es wollte ihm nicht einleuchten, warum Tomoyuki sich allen so verschlossen hatte, statt sich neuen Mut zu verschaffen.
 

„Ich wollte nie mehr leiden. So etwas sollte nicht noch einmal passieren. Ich dachte es wäre besser die körperliche Liebe aufleben zu lassen, um alles andere in den Hintergrund zu drängen. Ich habe begonnen Andere genauso zu verletzen, wie ich verletzt wurde…“, beantwortete er Toorus stumme Frage, von welcher er wusste, dass diese noch kommen würde. Sachte legten sich Tooru Arme um ihn. Er wollte Tomoyuki nicht wieder in diese Welt entgleiten lassen und schwor sich, ihn vor derartigem zu schützen.
 

„Ich bin… nicht so kalt…“, stellte Tomoyuki leise fest, als sein Kopf auf Toorus Brust seinen Platz fand und er zum ersten Mal seit langer Zeit derjenige war, der sich an seinen Partner anlehnte – und er fühlte sich wohl dabei. Liebevoll strichen Toorus Finger durch das dunkle Haar – er hatte noch viel Arbeit zu leisten, bis er Tomoyuki wieder vollkommen aufgebaut hatte – doch er war sich sicher, dass er genau diesen Aufwand gern betreiben würde, wenn es seinem Liebsten danach besser ging.
 

„Ich kann verschmuster sein als Wataru.“ Leise lachte Tooru und sah zu dem Bassisten, der gerade so kleinlaut gesprochen hatte. „Und denkst du, dass mich so etwas abschreckt?“ Seine Stimme erklang unglaublich zärtlich – niemals wäre das Verlangen nach Streicheleinheiten ein Grund für eine Trennung – nicht für ihn – das begriff selbst Tomoyuki just in diesem Moment.
 

„Aber… du bist zu mir gekommen weil dir das Geschmuse mit Wataru zu langweilig war. Was ist, wenn uns das auch passiert?“ „Wird es nicht“, entgegnete Tooru. „Der Grund für unsere Trennung lag nicht in diesem Verlangen. Ich habe ihn einfach nicht mehr geliebt – und daran war unser Sexleben ganz sicher nicht schuld.“ Etwas irritiert blickte Tomoyuki zu ihm hinauf und wurde sachte mit in das Bett gezogen und von der Decke umhüllt. „Auch wenn ich zugebe, dass ich wesentlich lieber Uke bin“, feixte Tooru, denn er war sich vollkommen sicher, dass sie diese Rollenverteilung beibehalten würden.
 

„Mach dir keine Gedanken – sei einfach wie du bist, denn genauso will ich dich.“ Ein wärmendes Gefühl breitete sich in Tomoyukis Brust aus – niemals zuvor hatte jemand so mit ihm gesprochen – und seltsamer Weise glaubte er Tooru sofort.
 

„Lass uns ehrlich miteinander sein“, sagte Tooru leise und sah Tomoyuki an, der sich zunehmend an seine Position gewöhnte und es sich an der Brust des Kleineren gemütlich machte. Vielleicht war Tooru nicht nur gut, sondern wirklich perfekt für ihn.
 

„Du hast recht… ich will dir nicht wieder fremd gehen“, meinte Tomoyuki bedeutungsvoll und überdachte die letzten Momente. War das wirklich alles geschehen? Er fühlte sich plötzlich eigenartig befreit – so als sei eine gewaltige Last von seinen Schultern abgefallen.
 

„Das hoffe ich. Aber ich meinte eher, dass wir uns sagen sollten, wenn dir oder mir etwas nicht gefällt. Ich will nicht, dass wir uns irgendwann verlieren, weißt du?“ Dieses Geständnis ließ den Bassisten erneut aufschauen. Er realisierte, dass diese Gefühle, die er entwickelte, keines Wegs einseitig waren. Vielleicht sollte er einfach auf Toorus Fähigkeiten vertrauen und sich von ihm leiten lassen – bisher hatte er ihm ja wesentlich geholfen und einen scheinbar anderen Menschen aus ihm gemacht – auch wenn es sich bei diesem eigentlich um den wahren Tomoyuki handelte. Niemand hatte diesen bisher kennen gelernt – abgesehen von Tooru, der von Anfang an sicher gewesen war, dass er sich ‚seinen’ Tomoyuki erst noch erkämpfen musste.
 

Aneinander gekuschelt und in vollkommenes Schweigen versunken genossen sie die Anwesenheit des jeweils anderen – fanden dabei die Zeit, die Situation zu realisieren und festzustellen, wie sehr sie sich das gewünscht hatten.
 

Doch selbst diese beiden verfielen irgendwann ihrer Müdigkeit – und verbrachten die Nacht eng aneinander geschmiegt in einem Bett – der Anfang für etwas, was nach der Meinung der beiden niemals enden würde…
 

~~~~~***~~~~~
 

Eine erholsame Nacht, geprägt von seichten Träumen, bei welchem niemand in der Lage war sie zu deuten. Sanfte Lichtstrahlen fielen am Morgen über die großen Fenster an der Ostseite des Hauses in das gemütlich eingerichtete Zimmer, in welchem Tomoyuki und Tooru schliefen. Noch immer lagen sie einander in den Armen und keiner der beiden war auch nur einen einzigen Millimeter abgerückt.
 

Ein leiser Seufzer stahl sich nun durch Toorus Lippen, als er allmählich und unendlich langsam das Land der Träume verließ – dabei keineswegs registrierend, wo er sich befand – und vor allem nicht mit wem.
 

Verschlafen blinzelten seine Augen – es fiel ihm schwer sich an das helle Licht des Raumes zu gewöhnen, welches seine Nachtruhe doch recht liebevoll, wenn auch nachdrücklich beendet hatte. Umrisse kristallisierten sich heraus, dunkles, wirres Haar wurde sichtbar, welches sicher nicht sein eigenes war.
 

Allmählich begriff er was gerade vor sich ging. Er war nicht allein – Tomoyuki war bei ihm. Und er hatte die Nacht bei ihm verbracht und keinerlei Bindungsängste empfunden, die ihm sein Leben so lange Zeit über schwer gemacht hatten – verständlicher Weise, auch wenn es nicht vorhersehbar gewesen war, dass der Bassist derart heftig auf eine derartige Enttäuschung reagieren würde – schon gar nicht, wenn man ihn auf eine ganz andere Art kennen gelernt hatte.
 

Nur spielte dies für den Älteren gerade keine Rolle - seelenruhig schlief er weiter und schien sich von Toorus samtigen Fingern nicht stören zu lassen, die ihm gerade ein paar Strähnen aus der Stirn streichen und dabei sachte über seine Haut tanzten. Ein zärtliches Lächeln zeichnete Toorus Gesicht – hatte er sich nicht genau das gewünscht?
 

Er besann sich auf die letzte Nacht und das aufschlussreiche Gespräch, welches sie miteinander geführt hatten. Ein gewisser bitterer Nachgeschmack blieb aber tatsächlich zurück – wie nur war Tomoyuki derart abgerutscht? Wie hätte sein Liebesleben verlaufen können, wenn er diese Erfahrung nicht gemacht hätte? Wären die beiden dann überhaupt ein Paar geworden? Wäre Tooru dennoch in die Versuchung geraten das Bett mit ihm zu teilen?
 

Bei genaueren Überlegungen wurde ihm die Antwort erstaunlich schnell bewusst: ja – auch jetzt war Tomoyuki für ihn der erotischste und wundevollste Mann, den er jemals kennen gelernt hatte – auch ohne die lasziven Sprüche und die zweideutigen Angebote.
 

Und auch wenn Toorus Mittel nur Geringe gewesen waren, hatten sie genau den Effekt bewirkt, den er sich erhofft hatte. Tomoyuki war bereit gewesen, sich ihm vollkommen zu öffnen und er war dazu bereit gewesen ihm zu berichten, was in seiner Vergangenheit vorgefallen war und wie er darunter gelitten hatte – und Tooru war sich sicher, dass ihm diese Ehrlichkeit alles andere als leicht gefallen war. Umso mehr erfüllte es ihn mit Stolz, dass gerade er es sein durfte, der als Erster hinter Tomoyukis Fassade blicken durfte.
 

Jetzt erst wurde Tooru bewusst, wie sehr er den Anderen dazu gebracht hatte ihm zu vertrauen und sich zu überwinden. Doch das alles war gerade unwichtig. Für Tooru zählte nur der Moment, der bedeutend machte was sie miteinander verband. Er wusste, dass er Tomoyuki für sich gewonnen hatte – und er würde ihn um keinen Preis wieder hergeben. Vielleicht schaffte er es ja, dem Bassisten die Sicherheit zu geben auch in Zukunft ehrlich mit ihm zu sein und sich seinem Glück ganz einfach hinzugeben.
 

Natürlich war Tooru bewusst, dass von nun an nicht nur die heitere Welt regieren würde, doch er war zuversichtlich. Er sah ihrer gemeinsamen Zukunft optimistisch entgegen – und er war sich sicher – gemeinsam würden sie jedes Problem meistern können, denn er würde Tomoyuki ganz sicher nicht im Stich lassen.
 


 


 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

also erst mal

GOMEN NASAI!!!

ich bin ja sowas von langsam *drop*

aber endlich habe ich es geschafft und die ff abgeschlossen

ich hoffe wirklich das sie euch gefallen hat und das ihr mir vielleicht ein kommi dalasst =^-^=

*smiles*

eure mimi
 

edit:

hab noch ein kleines bonuskapi geschrieben ^^

ihr findet es unter: http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/270403/179622/

viel spaß ^^



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Kommentare zu dieser Fanfic (75)
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Von:  Jillian
2008-03-11T00:56:14+00:00 11.03.2008 01:56
Ich liebe diese FF <3~
Ich hab sie ja in Eins lesen können und ich find sie Klasse... auch wenn ich es schöner gefunden hätte, wenn sie noch weiter ginge ;___;
Aber die Stelle ist sehr gut gewählt XDD
Auch wenn ich gerne die Reaktion der anderen Members gesehen hätte XD
Aber ich les jetzt mal den Bonus ^-^
Vielleicht kommts ja drin vor??
*knuffel*

Jilian
Von:  Tiarandear
2008-03-10T10:52:45+00:00 10.03.2008 11:52
*-*

Ich bin total begeistert von dieser FF! Das Pairing Tomo/Tooru find ich total süß und die ganze Geschichte war so toll geschrieben, dass ich mir Toorus große braune Augen auch jetzt noch bildlich vorstellen kann ^^

Außerdem mag ich Storys, die tragisch sind und am Ende eine schönes Happy End haben!! Die Bonusgeschichte war auch niedlich ^^

Ich würd mich über mehr FFs von dir freuen!
Gruß
Tia
Von:  Hine-Himeko
2008-02-28T15:59:37+00:00 28.02.2008 16:59
Das warten hat sich wirklich gelohnt, einen super Abschluss hast du da hingelegt.

Es hat sehr viel Spaß gemacht die FF zu lesen.

Lg
Peaches-chan
Von:  Kanoe
2008-02-28T13:11:06+00:00 28.02.2008 14:11
abgesehen von dem das ich das ganze jetzt noch mal lesen "Musste" und wieder mit gefiebert gelitten und gelechzt habe (mal wieder in der arbeitszeit) finde ich das es ein wunrderschönes ende geworden ist
*lächelt*
Von:  -yuuya-
2008-02-27T21:39:23+00:00 27.02.2008 22:39
hui~
*glitzer zeugs streu*
*fähnchen schwenk*

das ende~
un es ist ein tolles ende~ *froi*

Ich muss wirklich zugeben das deine FF mit eine von meinen auserwählten lieblingen ist! denn man liest nicht oft ff's die so schön, gut un geil geschrieben sind! Ein ganz dickes lob von mir! *einfach nur begeistert ist*
un die story ist auch voll schön! Hat mir sehr gefallen! Es war mal was neues! zumindestens für mich ^^;

ich halte aufjeden fall weiter ausschau nach neuen FF's von dir! (^^)y

freu mich drauf was neues von dir zu lesen!

*blumenstrauß überreich*

*verbeug*

bai~bai~ ヽ(*´ω`*)ノ
Von:  Sagashii
2008-02-27T20:38:50+00:00 27.02.2008 21:38
ich finde deine FF toll..
die Yaoi szenen hast du supergeil geschrieben
*mit keksen +überhäuf*
-^^-
dachte zwar auch das tomo eine schlimmere Vergangeheit hatte aber so is oküü..^_^

Schade nur das sie jetzt schon zu ende ist hat wirklich spaß gemacht sie zu lesen..-^^-

Liebe grüße
kira-pon
Von: abgemeldet
2008-02-27T19:58:37+00:00 27.02.2008 20:58
*lächel*
jaa du hast es geschafft..
und meiner meinung nach sehr gut gemacht..^^
ich hätte zwar damit gerechnet, dass seine vergangenheit noch schlimmer war aber so ist das auch toll..
*lächel*
es hat mich wirklich sehr gefreut!
schöne story!
gruß -maybe-
*bonsaibaum schenks*
Von:  The_Black_Rabbit
2008-01-04T07:02:26+00:00 04.01.2008 08:02
boah, da hätt ich das kapi fast verpasst o.o
naja war zu der zeit nich so richtig da >.<
mou~

aba nu habsch des gelesen *g*
ai wataru gehts wieda gut, des is schön ^o^

weita sou
Von: abgemeldet
2008-01-02T11:38:29+00:00 02.01.2008 12:38
aii~~
endlich ein neues kappi *__*
hast uns aber lange warten lassen >.<
aber es war sehr interessant und ich bin wirklich gespannt was tooru nun mit dem lieben tomo vor hat ^^
war schön es zu lesen und ich wünsch dir noch ein gesundes neues jahr^^
Von: abgemeldet
2007-12-31T16:42:08+00:00 31.12.2007 17:42
oi...^^
*lächel*
ich hab lange gewartet..^^
und mich voll gefreut.^^
*grins*
hast du gut gemacht..
ich mag mehr!!!

gruß -maybe-


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