Hallo!
Dies bist mein zweiter Oneshot zu Sakujas Fanfiction "Himitsu no mahou"! Hoffe, er gefällt euch!
Kommentare sind natürlich erwünscht!;)
Eure Mekura
Es war ein wunderschöner Samstagvormittag. Green hatte beschlossen, mal dem Alltagsstress (Schule, Dämonenjagd, spannende Halbdämonen verprügeln, Verwandtenbesuche im Jenseits) zu entgehen und sich mit ihren Freunden einen schönen Tag zu machen.
Da Green natürlich unmöglich das Geld für einen Bus oder die U-Bahn aufbringen konnte, ließ sie sich lieber von der - wie sie es nannte- “Halbdämonen- Teleport- AG” befördern. Ihr Ziel war ein kleiner, hübscher Vorort ihrer Heimatstadt, in dem es laut Sho einen Park und einige hübsche kleine Einkaufstraßen gab. Zu Pinks großer Freude gab es hier auch “das beste Schoki- Eis überhaupt” zu kaufen. Während sie also fröhlich ihr Eis schleckte, schauten Green und Silver sich die Schaufensterdekorationen an. (Möglicherweise schaute sich Silver auch eher die Mädchen in den Geschäften als die Dekorationen an, dies war nicht ganz eindeutig.) Blue warf einen verstohlenen Blick auf Green; sie trug ihre Glöckchenohrringe. Doch auch das konnte den Halbdämonen heute nicht aufmuntern. Er steckte seine Hände ganz tief in die Hosentasche und schaute sich in der Straße um. Er kannte diesen Ort. Als Green ihm den Namen des Städtchens nannte, in das sie mit ihm, Silver und Pink wollte, hatte er sich nicht erinnert. Der Name war ihm schon vor langer Zeit entfallen, doch an diese Straßen erinnerte er sich noch genau und es gefiel ihm nicht. Auch Silver hätte diesen Ort kennen müssen, doch vielleicht war er damals noch zu klein gewesen. Damals als die beiden Brüder noch mit ihrer Mutter hier gelebt hatten....
Blue schreckte hoch, als sich Green an seinen Arm hängte und ihn weiterzerrte. Sie plauderte fröhlich mit Silver und Pink und schien die gedämpfte Stimmung ihres dritten Kumpanen nicht zu bemerken. Während sie die Straße entlang schlenderten, kamen Blue immer mehr Bilder in den Kopf. Bilder aus seiner Vergangenheit. Die Bäckerei auf der anderen Straßenseite fiel ihm in die Augen. Er sah sich selbst als fünfjährigen Jungen, wie er herzhaft in ein Sesamhörnchen biss und aufheulte, als plötzlich ein Milchzahn in dem Hörnchen steckte. Seine Mutter tröstete ihn und Silver, der in seinem Kinderwagen saß, lachte über das ganze Gesicht. Zu Hause hatten sie den Zahn gewaschen und ihn eine kleine Dose gelegt. Blue zwang sich, den Blick von der Bäckerei abzuwenden und auf den Boden zu richten. Doch schon kam ihm eine neue Erinnerung in den Sinn. Silver hatte ihre Mutter vermisst und wollte einfach nicht im Hause ihrer Oma bleiben, die tagsüber immer auf die Geschwister aufgepasst hatte. Also hatte Blue sich mit seinem kleinen Bruder aus dem Haus geschlichen und war zum Geschäft ihrer Mutter gelaufen. Silver war hingefallen und hatte wie am Spieß gebrüllt. Blue hatte ihn dann auf seinem Rücken zu ihrer Mutter getragen.
‘Sie war gar nicht sauer, dass wir uns heimlich fort geschlichen hatten’, dachte Blue. ‘Sie hat Silver ein Pflaster aufs Knie geklebt und ihn auf die Stirn geküsst. Und mir hat sie über den Kopf gestreichelt und gesagt, ich solle immer gut auf meinen Bruder aufpassen. Von diesem Tag an hat sie uns manchmal mit zur Arbeit genommen, damit wir sie nicht vermissen.’
“Guck mal, Gary”, sagte Green. Sie deutete auf ein Schaufenster, in dem Schmuck ausgestellt war. Ein Paar Ohrringe sah dem von Green sehr ähnlich. “Sie sehen genau wie meine aus, nicht wahr?”, fragte Green und spielte mit ihrer Hand an einem der Ohrringe herum.
“Stimmt“, gab Blue zu. Er schaffte es sogar ein wenig zu lächeln. Doch das Lächeln erstarb sofort wieder, als er ein Haus sah. Ein ganz bestimmtes Haus. Er schaute zu den Fenstern im dritten Stock hinauf. Dort hatten sie gewohnt. Bevor... Ja, bevor Silvers Kräfte erwacht waren. Wieder erinnerte sich Blue gegen seinen Willen an etwas, dass er lieber für immer hatte vergessen wollen.
Ihre Mutter ließ die Brüder nur kurz alleine um im Laden um die Ecke etwas Milch zu kaufen. Blue und Silver zankten sich wieder einmal um ein Spielzeug, als dieses Spielzeug plötzlich Feuer fing. Entsetzt wich Blue zurück. Noch ehe er das Geschehen begreifen konnte, stand schon das ganze Zimmer in Flammen und sein Bruder lag bewusstlos auf dem Boden. Blue kauerte sich neben Silver und zitterte. Auf einmal stand ein großer, dunkel angezogener Mann neben ihnen. Er hob Silver auf und sagte lächelnd:. “Das ist mein Sohn.” Doch es war kein warmes, freundliches Lächeln. “Blue, folge mir!” Blue hatte diesen Namen bis zu jenem Tag noch nie gehört. Doch er lief dem Mann nach, als dieser mit seinem kleinen Bruder durch ein schwarzes Loch trat, dass wie aus dem Nichts in dem brennendem Raum erschienen war.
Blue schaute sich das Haus noch einmal an. Er hatte immer gedacht, es wäre vollständig niedergebrannt. Doch wahrscheinlich waren Silvers Kräfte noch zu schwach gewesen. Silver alberte immer noch mit Green herum. Also schien auch dieses Haus in ihm keine Erinnerung zu wecken.
Ein Stückchen weiter entdeckte Green eine kleine Boutique. Auf dem Schild über der Tür stand “Papillon”. Der i- Punkt war ein Schmetterling mit silbernen Umrissen und blauen Flügeln. Als sie eintraten, musste Blue einen großen Kloss im Hals runterschlucken. Eine freundliche Frau kam auf sie zu und fragte, ob sie ihnen helfen könne. Green verneinte und begann sich umzuschauen. Neben dem Kassiertisch saßen zwei kleine Jungen, vielleicht vier oder fünf Jahre alt, und spielten mit Plastikautos. Die Verkäuferin hockte sich neben die Kinder und schaute ihnen zu. Silver riss beim Anblick dieser Szene die Augen auf und wurde blass. Er schien seinen Augen nicht zu trauen.
Ein Blick auf die Preisschilder hatte Green gezeigt, dass dieser Laden nichts für sie war und so ging sie zur Tür. Als sie und Pink hinausgingen, kam ein Mann herein. Er begrüßte die Verkäuferin mit einem Kuss auf die Lippen und umarmte dann die kleinen Jungen. Green schaute ungeduldig zu Silver und Blue. Silver schaute immer noch die Verkäuferin an. Auf dem Kassiertisch neben ihr standen zwei Fotos. Eines zeigte die Frau, den Mann und die beiden Kinder. Auf dem anderen war ebenfalls diese Frau, aber sie war jünger und sie umarmte zwei andere Jungen. Einer hatte rotes und einer braunes Haar. “Ist das ...” Seine Stimme klang leise und erstickt. “Ja”, sagte Blue knapp, legte seine Hand auf Silvers Schulter und schob ihn sanft aus der Boutique.