Angst vor Gefühlen von Serenah ================================================================================ Kapitel 56: Die Überraschung ---------------------------- Kojiro lief im schnellen Tempo nach Hause. Er hatte mehrere Stunden durchtrainiert, jetzt wünschte er sich nur noch wieder zu Hause zu sein, mit Genzo den Abend zu verbringen, dann vielleicht auch endlich erfahren, wieso sein Freund heute nicht zum Training mitkommen wollte. Er bestand darauf, dass Kojiro alleine geht, rechtfertigte sich damit, dass er noch etwas sehr wichtiges in der Stadt erledigen musste. [Normalerweise überredet er mich in solchen Situationen immer mit ihm mitzukommen, aber diesmal schien ihm unheimlich wichtig zu sein, dass ich zu dem Training gehe. So wie ich ihn kenne, hat er sich wahrscheinlich wieder irgendeine „Überraschung“ ausgedacht. Na hoffentlich übertreibt er damit nicht...] Die Vorahnung bestätigte sich, sobald Kojiro in sein Zimmer trat. Sofort bemerkte er den Zettel, der auf seinem Bett lag, schnappte sich ihn und las: „Ich bin im Speisesaal im ersten Stock, gleich neben der Küche. Warte sehnsüchtig darauf, dass du mir Gesellschaft leistest...“ Ein mulmiges Gefühl überkam Hyuga – Genzo wartete „sehnsüchtig“ auf ihn... [Das klingt, als ob er tatsächlich erwarten würde, dass wir uns heute Abend wieder näher kommen... Ist es wegen dem gestrigen Kuss? Ja, das wird wohl der Grund sein... Dabei wollte ich ihm doch keine falschen Hoffnungen machen... Er hat mich mit diesem Kuss so plötzlich überfallen, ich hatte keine Zeit um nachzudenken, was ich eigentlich mache. Es war zwar schön und ich bereue es auch nicht, aber wenn er heute mit mir schlafen will, dann geht mir das doch ein wenig zu schnell. Ich liebe ihn, aber...] für einen Augenblick erschien ihm Misakis Bild vor Augen [Das war eine wirklich bittere Enttäuschung. Auch wenn Genzo mich liebt, wenn er versucht alles wieder gut zu machen... Was er wohl heute Abend schon wieder vorbereitet hat...] Hyuga nahm eine schnelle Dusche, zog sich frische Klamotten an und flitzte nach unten. Vor der Tür zum Speisesaal blieb er einen Moment lang zögernd stehen, atmete tief durch und stieß die Tür auf. Mit langsamen Schritten ging er in den von Kerzen beleuchteten Raum. Sofort fiel sein Blick zu dem Tisch, an dem Wakabayashi saß. Der Keeper richtete sich auf, kam langsam auf ihn zu. Er hatte eine dunkelrote Lederhose und ein schwarzes Netz Top an – ein Outfit, in dem Kojiro ihn noch nie zuvor gesehen hatte und das bei ihm gemischte Gefühle hervorrief. Es war etwas komplett neues und sehr ungewohntes, hatte dabei eine recht eindeutige Aussagekraft. Einerseits aufreizend und anziehend, andererseits billig, fast schon nuttig. Die Botschaft war jedoch in beiden Fällen die gleiche: ein kurzes, konkretes „nimm mich“. „Wow...“ kam es leise über Huygas Lippen und sein Mund klappte auf. Genzos Aussehen... es ließ ihn einfach erstarren. „Hey, da bist du ja endlich“ Wakabayashi lächelte ihn an. „Ich hab auf dich gewartet.“ „Äh... Genzo... was... warum...“ Kojiro musterte ihn noch immer perplex von oben bis unten, versuchte dabei wieder einen klaren Gedanken zu fassen. „Na, wie gefalle ich dir?“ Die Lederhose betonte Wakabayashis lange, schlanke Beine und die Hüften, das Netz-Top gewährte Einblicke auf seinen muskulösen Oberkörper... „Ich... muss sagen... also... auf sowas war ich nicht vorbereitet. Gibt es... irgendeinen bestimmten Anlaß heute?“ „Der Anlaß ist der, dass meine Eltern für die Nacht außer Haus sind und ich uns beiden einen angenehmen Abend veranstalten wollte“ Wakabayashi grinste. „Und ich wollte dich wieder mit etwas überraschen.“ „Die... die Überraschung ist dir schon mal auf jeden Fall gelungen.“ „Das freut mich. Also, lass uns nicht länger Zeit verschwenden – setz dich schon mal, ich komme gleich wieder.“ [Was hat er denn jetzt vor?] noch immer zu tiefst erstaunt setzte Kojiro sich auf das schwarze Sofa, dass vor dem Tisch stand, auf dem mehrere Kerzen abgestellt waren. Er sah Genzo nach, der im Zimmer nebenan verschwand. [Holt er jetzt ne Peitsche? Würde mich nicht sonderlich wundern...] Keine zwei Minuten später war Genzo wieder zurück und stellte zwei riesige Teller auf dem Tisch ab. „Du bist nach dem langen Training sicher hungrig. Ich hab uns was leckeres zu essen gemacht – natürlich typisch japanisch und nur mit Stäbchen zu geniesen.“ Wakabayashi lächelte seinen Freund an. „Ich wollte eigentlich Sushi machen, aber davon wärst du wohl nicht satt geworden.“ „Hängt von der Menge ab,“ Hyuga erwiderte das Lächeln und blickte auf seinen Teller „aber Okonomiyaki eß ich sowieso lieber.“ [Ich weiß, deswegen gibt’s auch heute extra für dich Okonomiyaki. Alles soll heut Abend perfekt sein.] Genzo setzte sich gegenüber Kojiro und sie fingen an zu essen. Während dieser Zeit sprachen sie nicht viel miteinander, lächelten sich aber fast ununterbrochen an. Nachdem sie fertig waren, unterhielten sie sich noch eine Weile, bis Genzo aufstand und die Teller in den Raum zurücktrug, aus dem er sie gebracht hatte. Als er wiederkam, ging er mit langsamen Schritten auf die Couch zu, auf der Kojiro saß. Er stand einen Moment lang schweigend da, bis er schließlich unsicher fragte: „Kojiro, darf ich mich neben dir setzen?“ „Frag nicht so dumm, tu‘s einfach.“ Der Keeper ließ sich neben Hyuga aufs Sofa fallen, sah ihn durchdringend an. Hyuga stieß sofort ein bekannter Duft in die Nase – es war das Parfum, das er Genzo mal geschenkt hatte. Er liebte diesen Duft, zog ihn genüsslich ein. [Ich weiß worauf du hinaus willst Genzo... aber so leicht geht das nicht... auch wenn ich es selbst will, mich danach verzehre... ich kann nicht...] Wakabayashi wartete auf irgendeine Reaktion, aber nichts passierte. [Soll ich wieder die Initiative ergreifen? So wie gestern? Wenn ich ihn jetzt küsse...] „Weißt du, ich hab mir gedacht, dass es bestimmt schön sein wird, wenn wir endlich einmal die Gelegenheit haben den ganzen Abend gemeinsam zu verbringen, nur zu zweit. Ich habe diese Abende sehr vermisst“ stellte Genzo mit sanfter, gefühlvoller Stimme fest. „Ja, ich auch. Schön dass wir wieder Gelegenheit dazu haben“ erwiederte Hyuga verkrampft. Diese ganze Unterhaltung war so steif und unnatürlich, dass es aussah, als würden sie sich gerade erst seit zwei Tagen kennen. Und sie war sowieso nur ein unbeholfenes Vorspiel. [Genzo hat den ganzen Abend sorgfältig geplant. Er versucht alles so zu gestalten, wie früher: erst ein romantisches Abendessen, dann wilder Sex die halbe Nacht lang. Es stimmt, ich habe ihn gestern geküßt... oder besser gesagt – ich ließ mich von ihm küssen... und ich sehne mich ja auch danach... aber ich kann noch nicht... Er wartet jetzt wahrscheinlich auf meine Initiative... aber die kommt nicht Genzo...] Da Hyuga lange schwieg, sprach wieder Wakabayashi: „Gefällt dir meine Hose? Ich hab sie heute extra für dich gekauft.“ „Ja, sie ist... ganz nett.“ „Sie fühlt sich auch sehr gut an. Ist wirklich gutes Material. Fühl mal...“ er packte Kojiro am Handgelenk, führte dessen Hand zwischen seine Schenkel. Hyuga nahm seine Hand sofort zurück, stand urplötzlich auf. „Ich glaub, es wird besser sein, wenn wir den Abend jetzt so beenden, bevor wir alles wieder kaputt machen.“ Auch Genzo erhob sich langsam von seinem Platz, starrte seinen Freund unsicher an. „Tut... tut mir leid...“ „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich... verschwinde jetzt in mein Zimmer.“ „In Ordnung. Ich... ich werd dich begleiten.“ Wakabayashi pustete schnell alle Kerzen aus und sie machten sich auf den Weg. Sie gingen schweigend die Treppe rauf, blieben vor Hyugas Zimmer stehen. „Kojiro, willst du noch kurz zu mir ins Zimmer kommen?“ – Wakabayashi startete noch einen letzten, verzweifelten Versuch. „Tut mir leid Genzo, aber das geht nicht.“ „Bist du sauer auf mich?“ „Nein, ich bin nicht sauer. Ich möchte nur nicht... Ich kann noch nicht...“ Wakabayashi senkte den Kopf. „Schon OK, ich verstehe. Ich weiß dass es nicht richtig ist dich zu bedrängen... aber... ich hatte gehofft... nach dem gestrigen Abend... Und außerdem... ich liebe dich wirklich sehr Kojiro... und ich sehne mich so furchtbar nach deiner Nähe... Ich würde alles tun...“ „Ich weiß.“ [Und ich sehne mich ja auch nach dir. Ich wünsche mir doch auch, dass alles wieder so sein kann, wie früher, dass wir wieder glücklich miteinander sind...] Sie schwiegen sich wieder eine Zeit lang an, bis Genzo wagte zu sprechen: "Also, ich geh dann mal. War wirklich schön heut Abend. Und ich hoffe... ich hoffe du bist mit nicht böse, nur weil ich..." Wakabayashi beendete den Satz nicht, aber Kojiro schüttelte den Kopf, was für den Keeper ein gutes Zeichen war. Er drehte sich um und wollte gehen, als Hyuga ihn plötzlich am Arm packte, zu sich zog und innig küsste. Er tauschte mit seinem Freund einige liebevolle Küsse, lies ihn dann wieder los und wisperte: „Danke, dass du dir so viel Mühe für mich gemacht hast. Ich werde... ich werde auch versuchen mir für dich mehr Mühe zu geben.“ Wakabayashi antwortete nicht, lächelte ihn nur glücklich an und nickte leicht. Hyuga ging in sein Zimmer rein, schloss die Tür und lehnte mit einem schweren Seufzer seinen Kopf ans kalte Holz. [Genzo liebt mich... und ich liebe ihn... Ich muss die Vergangenheit endlich hinter mir lassen...] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)