Exitus von _Delacroix_ (Das Ende von Regulus Black) ================================================================================ Die Erkenntnis -------------- Das Haus lag vollständig im Dunkeln. Buchrücken reckten sich von jeder Wand aus dem Betrachter entgegen und eine Wanduhr tickte ebenmäßig. Vor dem Fenster flatterte eine Fledermaus vorbei und in der Ferne schrie eine Eule. Plötzlich begann der Kamin zu leuchten und eine schwarz gewandte Gestalt stolperte hervor. Obwohl er soeben als Todesser unterwegs gewesen war, trug er keine Maske mehr. Spinnweben und Staub hatten sich auf seiner Robe verteilt, doch er beachtete sie nicht. Anstatt eine der altmodischen Lampen zu entzünden, setzte er sich im Dunkeln auf das Sofa und seufzte schwer. Er hatte es tatsächlich getan. Er hatte die einzige Person ermordet, die ihn während seiner Schulzeit beachtet hatte. Er hatte es wirklich getan. Severus Finger zitterten. Vorsichtig zog er die Brosche hervor, welche er seinem toten Freund abgenommen hatte. Er hatte in dem Moment beschlossen sie mitzunehmen, in dem er sie gesehen hatte und er wusste auch was er damit tun würde. Vorsichtig schob er sie in einen weißen Briefumschlag, den er für gewöhnlich für Bewerbungen zu verwenden pflegte und band ihn seinem kleinen Kauz um das Bein. Sirius würde sich sicher sehr darüber „freuen“. Hoffend, ihn richtig zu verletzen, trug er das Tier zum Fenster und ließ es fliegen. Ja, er hasste Sirius. Er hasste ihn so sehr, dass er ihn so stark wie möglich treffen wollte und der Tod seines kleinen Bruders, den er zwar nicht besonders geliebt hatte, der aber sein Leben lang immer wieder versucht hatte, Sirius Aufmerksamkeit zu gewinnen, kam ihm dabei nur Recht. Der erste Schnee hatte zu fallen begonnen, als der Vogel am Nachthimmel verschwand. Ohne darüber nachzudenken schloss er das Fenster wieder und sah sich in dem kalten und abweisenden Raum um. In diesem Moment war er froh Regulus nie eingeladen zu haben. Was hätte er wohl zu diesem Zimmer gesagt? Sicher hätte er jedes einzelne Buch genau gemustert, so wie er es damals getan hatte, als sie noch in Hogwarts gewesen waren. Er hätte gelächelt, da war Severus sich sicher. Er hätte gelächelt und gefragt, wo denn die anderen Zimmer wären und seine Augen hätten dieses seltsame Glänzen gehabt, wenn er ihm erklärt hätte, dass seine Wohnung nicht größer war. Vielleicht hätte er es für einen Witz gehalten. Vielleicht hätte er gelacht. Energisch schüttelte er den Kopf. Er hatte es tun müssen. Er hatte keine andere Wahl gehabt. Regulus hatte ihn verraten wollen, oder nicht? Redete er sich am Ende nur etwas ein, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen? Konnte er sich verzeihen, was er soeben getan hatte? Würde er sich je wieder in die Augen sehen können? Würde er- „Snape!“, durchbrach eine tiefe Stimme die Dunkelheit. „Snape, ich weiß, dass du da bist. Das hast du gut gemacht. Der Lord war mehr als zufrieden mit dir. Hörst du Snape? Bald wird die ganze Welt unsere Namen kennen.“ Lucius Stimme zerschnitt die Dunkelheit. Er hatte ja Recht. Das war der Grund gewesen. Deshalb und nur deshalb hatte Regulus sterben müssen. Weil ein paar Reinblüter, die er stets so bewundert hatte, noch mehr Macht wollten, als ihnen schon ohnehin gehörte. Wo war Malfoy gewesen, als er mit einem blauen Auge im Gemeinschaftsraum gesessen hatte? Wo war Malfoy, wenn Black ihn wieder verhöhnt hatte. War es nicht Regulus gewesen, der bei ihm gewesen war? Hatte Regulus ihn nicht wieder aufgebaut? Es war der Verräter gewesen, nicht seine Kameraden Weder Malfoy noch Lestrange und auch sonst keiner von ihnen. Was würde Malfoy tun, würde er erfahren, dass er kein Reinblut war? Wie würde er reagieren? Konnte er Malfoy vertrauen? Nein! Malfoy würde ihn auslöschen, auslöschen wie er Regulus ausgelöscht hatte. Was hatte er nur getan? Zitternd ließ sich Severus auf den Boden gleiten, als ihn das volle Bewusstsein traf: Er hatte seinen einzigen Freund verraten! Er war nicht mehr als ein Mörder. Vor seinem inneren Auge bröckelte der Traum von Macht, der Traum von Reichtum. Er war ein Nichts. Die Kälte um sich spürte er nicht mehr, als ihm die Tränen in die Augen traten. Tausend Kerzen brannten in Lucius Malfoys Arbeitszimmer. Einzig der Kamin war erloschen. Er hätte schwören können Snape wäre daheim gewesen, doch niemand hatte sich gemeldet. 'Auch gut', dachte er und goss sich ein weiteres Glas von dem teuren Wein nach. Er hatte sein Ziel erreicht. Dieser Zweig der Familie Black würde untergehen. Sicher würde Sirius nicht einen Sickel mehr erben, als gesetzlich vorgeschrieben war, und da Regulus nun aus dem Weg war, war er sich sicher, den Löwenanteil für sich und seine kleine „Familie“ einstreichen zu können. Lucius lachte vergnügt, und nahm einen Schluck von dem guten Muscat. Er hatte einfach eine Schwäche für französischen Wein. Oh, er war so genial. Zuerst hatte er den jungen Black zu einem fröhlichen Muggelmord mitgenommen. Natürlich hatte er behauptet, es wäre ein direkter Auftrag vom Lord gewesen, wohl wissend, dass Regulus ihm glauben würde. Warum sollte Lucius auch lügen? Er hatte es in seinen Augen gesehen. Er war niemand gewesen, der ohne Grund zu töten pflegte. Ohne große Anstrengung hatte er Zweifel in dem Jungen geweckt, Zweifel, die Severus bemerken musste und diesen zum Handeln trieben. Jetzt hatte er nur noch auf dessen Ergebenheit setzen müssen. Doch es war klar gewesen, dass Snape es tun würde. Er war viel zu tief in diese Sache verstrickt. Es gab schon lange keine Rettung mehr für ihn. Mehr noch, der junge Snape, war ihm förmlich verfallen gewesen. Schließlich hatte Lucius doch alles. Er war beliebt, reich und mächtig und bald wäre er noch beliebter, noch reicher und noch mächtiger und das alles nur wegen dieser kleinen Black, ja Narzissa. Er sollte sie besuchen, wenn er den Wein getrunken hatte. Damit setzte er das glänzende Kristall an die Lippen und nahm einen kräftigen Schluck des süßen Weines, fest glaubend, dass er bereits auf dem besten Weg war sich die Blackmillionen anzueignen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)