Es wird eng
Kapitel 8
Beunruhigt lief Miroku vor der Hütte, in der Sango lag, auf und ab. InuYasha war jetzt schon zu lange weg. Kagome kam nicht aus der Hütte raus um ihnen zu sagen, wie es um ihre Freundin stand.
Miroku schlug mit seinem Mönchsstab hart auf den Boden. Die Ringe an seinem Stab klirrten laut. Wieso hatte er Sango nie gesagt was er für sie empfand? Jetzt würde er sie womöglich verlieren. Er blickte auf und blickte zum Horizont. Die Sonne ging unter. Der Himmel verfärbte sich in ein tiefes rot. Eine schöne Farbe, wenn sie nicht an Blut erinnern würde.
Kouga und Shippou waren bei eingen Dorfbewohnern untergekommen. Der kleine Kizune war sich so schrecklich fehl am Platze gewesen und Kouga ging es nicht anders. Der Wolf wollte Kagome nicht alleine lassen, konnte aber ihre Gefühle nicht wirklich nachempfinden. Deshalb hatte er sich bereit erklärt sich mit Shippou zu beschäftigen.
Das, vor dem Eingang gespannte Leder schwang beiseite und Kagome kam aus der Hütte. Sie streckte sich und sah ebenfalls zum Horizont. Miroku bemerkte tiefe Falten um Kagomes Mund. Sie war erschöpft und machte sich große Sorgen. InuYasha war jetzt schon mehrere Stunden unterwegs. Es wunderte Kagome nicht. Es war bestimmt kein leichtes Unterfangen Kikyou dazu zu bringen, ihr und ihren Freunden zu helfen. Sie glaubte nicht einmal, dass Kikyou dies für InuYasha tun würde. Die tote Miko war viel zu verbittert.
Kouga kam aus südlicher Richtung und stellte sich neben die Freunde.
„Shippou schläft. Ist der Köter immer noch nicht da?“ Ohne ihn anzublicken schüttelten der Mönch wie auch die Schwarzhaarige den Kopf. Kouga ging zu Kagome und nahm sie in den Arm. Miroku erschrak etwas, doch Kagome schmiegte sich and den Wolfsdämon und schloß die Augen.
Das würde InuYasha nicht gefallen, aber Kagome brauchte jemanden an den sie sich anlehnen konnte und Kouga würde immer für sie da sein. Der Mönch stieß einen leisen Seufzer aus. InuYasha war selber Schuld. Er hatte Kagome einmal zu viel alleine gelassen. Er war bei Weitem kein Frauenversteher, aber er wusste man musste zu einer Frau stehen. Man konnte nicht ewig Herzen brechen. Irgendwann blieb nichts von diesem Herzen übrig, selbst wenn dieses Herz Kagome gehörte. Kagome war ein starker, verständnisvoller Mensch. Sie hatte viel über sich ergehen lassen, doch man konnte einfach nicht immer stark sein.
Kagome fühlte die Wärme die von Kouga ausging und spürte seinen kräftigen Herzschlag. Wie gerne hätte sie sich in dieser Umarmung verloren, die ihr Ruhe und Frieden gab, doch zwischen ihr und Kouga würde nie etwas sein. Es gab sicherlich keine Zukunft für sie und InuYasha, aber auch nicht für Kouga. Kagome würde irgendwann einmal diese Welt verlassen und nie wieder zurückkehren. Als sie noch an InuYasha geglaubt hatte, war der Gedanke unerträglich gewesen, zu wissen, dass es möglicherweise ein Ende geben würde, sobald Naraku besiegt war. Doch sie war soweit. Sie konnte los lassen. Ihre Freunde würde sie nie vergessen. Auch InuYasha nicht. Doch sie glaubte nicht mehr an die Liebe.
„Da kommt er!“ Es grollte tief in Kougas Kehle, aber sein Ausspruch war eindeutig. Ohne sich von Kouga zu lösen, blickte Kagome auf. Sie sah zwei Schatten im Sonnenuntergang. Der eine flog, der andere sprang immer näher. °Endlich!° Eine Träne kullerte über Kagomes Wange. °Endlich können wir Sango helfen.°
Je näher InuYasha kam, desto leichter wurde es ihm ums Herz. Er hatte es geschafft. Er sah die erleichterten Blicke von Kagome und Miroku und wusste, dass er rechtzeitig zurückkam. Dann sah er Kagome in Kougas Armen. Es war hart und er musste schlucken, doch er wusste, dass er diesen Schmerz verdient hatte.
Kikyous Blick ruhte auf ihrer Wiedergeburt. So war das also. Hatte InuYasha nun endgültig verloren! Also hatte Kikyou nun letztendlich doch gesiegt, aber wieso freute sie sich nicht? So hatte sie es doch gewollt, oder nicht?
Als die Beiden vor ihr standen, löste sich Kagome von dem Wolf und schritt Kikyou entgegen. Das was sie jetzt tat, ließ alle erschrocken zusammenfahren.
Sie kniete vor Kikyou nieder.
„Bitte, helf Sango. Nur du kannst sie noch retten.“ InuYasha fühlte ein Brennen in der Kehle und sah beiseite. Was hatte er nur angerichtet.
Kikyou konnte selbst ihren Augen kaum trauen. Noch nie hatte sie jemand so angefleht. Kikyou hatte Kagome brechen wollen, aber Kagome war viel stärker als Kikyou selbst. Denn Kagome würde alles für ihre Freunde tun, selbst durch Feuer gehen.
Die Miko nickte und ließ sich von der erleichterten Kagome zu der Kranken führen.
Die Männer blieben draußen. Kouga funkelte InuYasha an, während dieser mit seinen Gedanken weit fort zu sein schien. Miroku gefiel das alles nicht und er stieß den Wolfsdämon hart in die Seite.
„Lass es ein, du hast was du willst!“ Kouga knurrte und ging. Er war müde und würde sich eine Weile hinlegen. Kagome würde ihn die nächste Zeit nicht brauchen, weshalb er sich die Ruhe gönnen konnte.
Miroku ließ sich vor der Hütte nieder und holte tief Luft. Das war alles wie einschrecklicher Alptraum.
Konzentriert ließ Kikyou ihre Hände über die Wunde in Sangos Brust wandern. Sie konnte das Loch in der Lunge erkennen und sah wie knapp das Herz verfehlt worden war. Das Sango überhaupt noch lebte, ohne an dem Blut in der Lunge zu ersticken, verdankte sie der Liebe ihrer Freunde. Jetzt lag es an ihr, der toten Miko, dieser jungen Frau das Leben zu retten.
„Sie ist sehr schwer verwundet. Ich kann ihr nur mit einer einzigen Methode das Leben rettten.“ Sie suchte die Augen von Kagome. Diese nickte ernst.
„Ich weiß nicht, ob euch das gefallen wird. Ich werde eine meiner verstorbenen Seelen in ihren Körper gleiten lassen. Diese lösche Seele wird die Lunge heilen. Der Rest wird dann dem Körper überlassen.“ Bei der Erwähnung der löschen Seele war Kagome weiß angelaufen, doch sie stimmte dieser Art der Heilung trotzdem zu. Sie sah das Blut, welches sich in Sangos Lunge sammelte und hörte das Rasseln im Atem der Dämonenjägerin.
„Bitte tu was du kannst.“ Kikyou nickte und Kagome verließ die Hütte. Sie wollte bei diesem seltsamen Akt nicht dabei sein.
Als Kagome die Hütte verließ sahen der Hanyou und der Mönch gleichzeitig auf. Die Schwarzhaarige war furchtbar blass und Miroku wollte schon auf sie zu eilen, aber sie schüttelte lächelnd den Kopf.
„Es geht mir gut. Sango wird wieder gesund.“
Fast gleichzeitig fielen InuYasha und Miroku ein Stein von Herzen.
Kagome ging an den beiden vorbei und steuerte den nah gelegenen Fluß an. Erst jetzt bemerkte InuYasha, dass Kagome voll mit Sangos Blut war. Miroku verfolgte die junge Frau mit den Augen. Er machte sich Sorgen. Das war sicherlich ein harter Tag für sie alle gewesen, doch während sie gewartet hatten, hatte Kagome um das Leben der Freundin gekämpft.
„Du solltest ihr folgen, InuYasha!“ Dieser sah den Mönch erschrocken an.
„Sie wird mich nicht sehen wollen, Miroku. Ich hole Kouga.“ Der Mönch schlug InuYasha mit seinem Stab auf den Kopf.
„Sie braucht einen Freund und das bist du doch, oder hat sich daran etwas geändert?“
Er roch die salzigen Tränen schon von Weitem. Kagome kniete an dem Fluß und schrubbte fast panisch das Blut von ihren Händen. Als sie bemerkte, dass auch ihre Kleidung besudelt war, lief sie kurzerhand in das Wasser. InuYasha setzte sich einfach nur ans Ufer und sah ihr zu.
Natürlich ließ sich das Blut nicht einfach abwaschen. Irgendwann hielt Kagome einfach inne, schlug die Hände vors Gesicht und weinte bitterlich. Hilflos erhob InuYasha sich. Langsam watete er in den Fluß. Doch als er sich Kagome näherte, schüttelte sie sich und wandte sich ab.
„Lass mich bitte in Ruhe. Geh zurück zu den anderen.“
Unsicher haderte der Hanyou mit sich selbst. Ihr Befehl war unmissverständlich und doch konnte er sie nicht alleine lassen. Er kämpfte sich weiter durch den starken Fluß und legte trotz der Versuche seitens Kagome, sich zu wehren, seine Arme um sie.
„Ich lass dich nicht alleine. Nicht jetzt.“