Der kalte Wind einer Sommernacht von Tetsu (Kao x Die) ================================================================================ Kapitel 15: Atari ga myô ni shizuka ni narimashita -------------------------------------------------- Kommentar: Schonmal ein Buch von Banana Yoshimoto gelesen? Ich lese ihre Bücher gern. Sie inspirieren mich, bringen mich immer wieder auf neue Ideen- auch wenn meine Fanfics dann stellenweise anders verlaufen, als ich es möchte. Die Vorbereitung für mein Tokyo Decadance- Outfit braucht mehr Zeit als erwartet, deswegen hat es diesmal länger gedauert, gomen. Dafür ist es ein schönes Kapitel... finde ich *nicku* Hab auch 7 3/4 Stunden gebraucht @.@ Echt Wahnsinn... 7 3/4 Stunden am Stück hab ich geschrieben, verändert, geschrieben, gelöscht, geschrieben usw. Musik: X-JAPAN- DAHLIA TOUR [DVD] Atari ga myô ni shizuka ni narimashita- Ringsherum wurde es merkwürdig still. Widmung: Shinya-Haru, Namida_desu Kapitel 15: Atari ga myô ni shizuka ni narimashita Mit einem Lächeln auf den Lippen betrachtete ich meinen 'Traumprinzen'. Der zufriedene Ausdruck auf seinem Gesicht, während er in meinen Armen lag. ... und aus irgendeinem Grund fing ich an zu zweifeln... Ich bekam das Gefühl, dass der ganze Plan mit der Flucht nichts als Idiotie war. Ein hoffnungsloser Wunsch von einem Jungen, der nicht wusste, wie das wirkliche Leben war... der nicht einmal mit Menschen umgehen konnte... und einem zweiten Jungen, der so tief in seiner eigenen Naivität vergraben war, dass nichts und niemand ihn dazu bringen könnte seine Gedanken zu ändern... Das erste Mal, seitdem ich überlegt hatte mit Kaoru zu fliehen waren diese Zweifel derart stark, dass ich sie nicht verdängen konnte... Was würden wir nur tun, wenn man uns erwischt? Niemals würde Yomi mir erlauben meinen 'Traumprinzen' je wieder zusehen... Ich spielte mit dem Gedanken umzudrehen... noch würde Yomi vielleicht schlafen... Kaoru würde zurück in den Keller der Villa gehen... und ich in mein Zimmer... als wäre das alles nie passiert. ... als hätten wir uns nie getroffen? Ich strich mit der freien Hand durch Kaorus Haar. Küsste seine Stirn. Nein... es gab kein Zurück mehr... der Moment, an dem man noch umdrehen konnte war verstrichen. Einfach vorbeigezogen, ohne das wir es wirklich bemerkt hatten... und es war okay. Wenn es schief ging, würde es eben schief gehen... wir würden schon eine Möglichkeit finden uns wieder zusehen... erneut zu fliehen... immer weiter weg, bis man uns nicht mehr findet. Die Zweifel hatten wieder Abstand genommen. Verschwanden so schnell, wie sie kamen. Das zufriedene Lächeln legte sich wieder auf mein Gesicht während ich aus dem Fenster sah. Still die Landschaft betrachtete und immer wieder kurz einen Blick auf meinen 'Traumprinzen' warf, bis er sich nach fest 2 ½ Stunden wieder rührte. Mit der freien Hand strich er sich über die Augen. Öffnete sie kurz, um sie sofort wieder zu schließen. Scheinbar unschlüssig, was er tun sollte. Das Gesicht in mein Oberteil vergrabend verharrte er noch etwas. Auch, als er sich nach einigem Hin und Her schließlich dazu entschlossen hatte die Augen zu öffnen und sich etwas verwirrt umzusehen, blieb seine andere Hand um meine geklammert. Nachdem er sich scheinbar erinnerte, wo wir waren hob Kaoru den Kopf richtig und blinzelte mich von unten her an. Ein wahnsinnig niedlicher Anblick. Ich musste mal sehen, ob er im allgemeinen länger schläft als ich... wenn Ja könnte ich ihn jeden Morgen beim Aufwachen beobachten... wenn nicht musste ich mir etwas überlegen, damit ich früher wach werden würde als er. Denn der niedliche Anblick war früher Aufstehen in jedem Fall wert. „Wie lange hab ich geschlafen?“ „2 Stunden und etwa 25 Minuten...“, lächelte ich- selbst wenn ich nicht gewollt hätte, das Lächeln weigerte sich von meinem Gesicht zu weichen. „Ah...“, unzufrieden stöhnend sank sein Kopf zurück gegen meinen Oberkörper, „Ich fühl mich, als wären es nur 10 Minuten gewesen...“ Lachend strich ich durch sein weiches Haar. „Wir suchen am Meer eine Unterkunft und dann kannst du noch mehr schlafen...“ Ich vernahm ein schwaches Nicken an meinem Oberkörper. Eine Weile schwiegen wir beide. Hingen einfach unseren Gedanken nach. „Daisuke?“ „Hai?“ „Es ist ein seltsames Gefühl sich immer weiter von Zuhause zu entfernen... und dabei nicht zu wissen wann... und ob man zurückkehrt...“ Zu mehr als einem Nicken war ich nicht fähig. Er hatte Recht. Je weiter wir fuhren, desto größer wurde dieses seltsame Gefühl. Wenn man in den Urlaub fuhr... oder einen Tag an den Strand... machte man sich über solch eine Entfernung keine Gedanken... selbst wenn man auf unbestimmte Zeit wegfuhr... aber mit dem Wissen, dass man vielleicht nie wieder zurückkehren würde... Es war, als würde sich ein seltsamer Druck auf einen legen. Nicht nur gedanklich. Auch auf die Lungen, das Herz und alles andere... das Luft holen fühlte sich anders an... es schien, als müsste sich das Herz mehr anstrengen, um seinen Dienst vernünftig zu erfüllen... Als wolle einem der ganze Körper sagen: Dreh um. Kehr zurück, noch ist es nicht zu spät. Wahrscheinlich waren all diese Gefühle nur Einbildung, aber in diesem Moment fühlte es sich so real an, dass ich kein Wort herausbrachte. Völlig davon eingenommen konnte ich nicht aufhören an meine Eltern zu denken. Wie sie sich sorgten. Nicht wussten, wo ich war. An Kyo, bei dem ich mich nicht vernünftig für mein Verhalten entschuldigt hatte. An Shinya und Toshiya... die viele Zeit, die ich mit ihnen verbracht hatte... Kaoru erhob sich etwas. Löste die eine Hand von der meinen und legte beide an meine Wangen. Seine Lippen wanderten zu meiner Stirn. Ruhten dort still... und als hätte mein Körper darauf gewartet ließ der Druck nach. Er verschwand nicht... sank aber auf ein Maß, dass mich wieder klar denken ließ. Woher er wusste, dass mich das beruhigen würde konnte ich nicht sagen. Die ganze Situation wirkte eher wie ein Traum. Mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen löste sich Kaoru wieder etwas von mir. Behielt seine Hände an meinen Wangen, während er mir in die Augen sah. Er schien zu verstehen, was in mir vorging... und gerade das war es, was mich beruhigte. Ich beugte mich vor. Legte meine Lippen auf Kaorus und bewegte sie sanft dagegen. Was auch immer das Gefühl zwischen uns war... es fühlte sich einfach nur fantastisch an. Die Arme um seinen schmalen Körper legend zog ich ihn näher. Legte meinen Kopf etwas schief und leckte über seine weichen Lippen. Teilte sie dann mit der Zunge, um die seine zu umspielen. Ich konnte nicht genug von meinem 'Traumprinzen' bekommen. Nicht Wiederstehen ihn immer wieder zu küssen. Zwischen jedem Kuss blickten wir uns lächelnd in die Augen. Mussten Grinsen, weil wir beide atemlos waren, aber kaum hatten wir wieder genug Luft geschnappt fanden unsere Lippen wie von selbst wieder zueinander. Erst die Ansage, die unsere Zielhaltestelle ankündigte ließ uns unsere kleinen Kämpfe wirklich unterbrechen. Etwas unschlüssig blieb Kaoru sitzen, während ich die beiden Taschen aus der Gepäckablage holte. Mit den beiden sperrigen Teilen in der Hand verließ ich den Zug. Mein 'Traumprinz' blieb dicht bei mir. Im Gegensatz zu unserem kleinen Bahnhof wimmelte es hier regelrecht vor Menschen. Wen wunderte das schon? Es waren Ferien und einige Familien fuhren ans Meer. Verbrachten einen oder mehrere Tage dort. Eine Unterkunft zu finden könnte doch schwieriger werden, als erhofft. Eigentlich hatte ich vorgehabt im Bahnhof nach einer Karte zu suchen, auf der man die Hotels und Unterkünfte dieser Gegend vorfand, aber Kaoru schien sich zwischen all den Menschen derart unwohl zu fühlen, dass ich entschied, dass es im Ort selbst sicher auch ein paar Karten geben würde. Sonst mussten wir halt jemanden fragen. So verließen wir das Gebäude und machten uns auf den Weg, den ein Schild uns wies. Unser Weg führte durch die scheinbar größte Straße der Stadt. Links und rechts waren kleinere Läden mit Souvenirs und jede Menge Eisdielen. Eine Weile führte die Straße bergauf, bis wir schließlich den höchsten Punkt erreichten und, wie die meisten anderen auch, stehen blieben. Vor uns verlief die Straße noch ein ganzes Stück weiter, direkt bis ans Meer, dass sich strahlend blau und gigantisch vor uns befand. Erst jetzt registrierte ich den Geruch des Meeres wirklich, atmete bewusst tiefer ein. Die oben am Himmel stehende Sonne brachte all die kleinen Wellen, die sich dem Strand näherten zum glitzern. Ein toller Anblick. Ich blickte zur Seite und wie erwartet strahlte mein 'Traumprinz' übers ganze Gesicht. Schien für einen Moment sogar die Menschen um sich herum zu vergessen. Völlig konzentriert und verzaubert versuchte er all die neuen Eindrücke auf einmal in sich aufzunehmen. Ich stellte die Taschen auf den Boden, trat hinter Kaoru und schlang die Arme um seinen schmalen Körper. Um die Blicke der umstehenden Menschen machte ich mir keinerlei Gedanken. Warum sollten mich auch die Vorurteile fremder Leute interessieren? Meinen Kopf an seinen lehnend genoss ich den Ausblick. „Wir suchen uns eine Unterkunft, schlafen etwas und heute Abend gehen wir ans Meer, okay? Dann sind weniger Menschen da...“ Nicht in der Lage wirklich zu antworten nickte Kaoru. Wandt den Blick nach links und rechts. Es dauerte etwas, bis er die Worte herausbekam, die ihm im Kopf umherschwirrten. „Das Meer ist gigantisch.“ Ich musste lachen. „Hai, ist es.“ „Das es groß ist, wusste ich... aber so groß...? Und so schön blau...“ Nickend gab ich Kaoru einen Kuss auf die Wange. Löste mich von ihm und schnappte wieder die beiden Reisetaschen. „Können wir nicht sofort hin?“ Mir begegnete sein flehender Blick- als hätte ich da je 'Nein' sagen können... So tapsten wir also weiter die Straße entlang. Die ganze Zeit heftete Kaorus Blick am Meer und nur, wenn es wirklich sein musste wand er den Blick kurz ab. Je näher wir kamen, desto größer wurde auch das Glitzern in seinen Augen. Wie ein ungeduldiges, kleines Kind beschleunigte er seine Schritte, sodass ich ihn von Zeit zu Zeit zurückrufen musste, da er sich zu weit vom mir entfernte. Denn so sehr ihn das Meer jetzt auch ablenkte, das würde nicht ewig anhalten und wenn er sich dann alleine in der Menschenmenge vorfand würde er sich sicher alles andere als wohl fühlen. Die Straße endete, der Sand begann. Nur noch wenige Meter trennten uns vom Meer. Als Kaoru erneut seine Schritte beschleunigte hielt ich ihn nicht auf. Betrachtete lächelnd, wie er nahe beim Wasser hockte. Mit den Händen in der gerade ankommenden Welle planschte. Mit einem strahlenden Ausdruck drehte er sich zu mir. „Daisuke! Das Wasser ist ganz warm!“ Es war wirklich eindeutig, dass er das erste Mal am Meer war. „Pass auf, gleich kommt wieder eine Welle und dann wirst du nass~“, versuchte ich ihn noch zu warnen, aber es war bereits zu spät. Lachend betrachtete ich, wie das Wasser über seine Schuhe schwappte. Sein überraschter Gesichtsausdruck war überwältigend niedlich. Dem Meer einen beleidigten Blick zuwerfend tapste er zu mir. Sichtlich unzufrieden. Da ich mir das Lachen noch immer nicht verkneifen konnte bekam ich ebenfalls einen beleidigten Blick. „Du kannst die Schuhe und Socken ruhig ausziehen. Wir können ja am Strand weitergehen, dann kannst du durch den Sand gehen. Die Schuhe stellen wir später in die Sonne, dann sind sie bald wieder trocken.“ Mit einem Nicken ließ sich mein 'Traumprinz' in den Sand sinken und zog Schuhe, sowie Socken aus, die er dann in den Händen mit sich trug, während wir den Strand entlang liefen. Langsam erreichten wir das Ende des kleinen Küstenortes. Die Menschen wurden etwas weniger. Vom Strand aus konnte man ein etwas größeres Haus sehen, an dem ein kleines Hotelschild angebracht war. „Versuchen wir unser Glück.“ Wir liefen ein kleines Stück die Straße hinauf und traten dann in das Gebäude. Erfolg hatten wir nicht, da alle Zimmer bereits belegt waren. Der nette Herr an der Rezeption teilte uns aber mit, dass etwas weiter oben in der Straße noch ein kleines Hotel war, indem wir unser Glück versuchen konnten. Wir bedankten uns höflich und gingen dann weiter. Fanden das Hotel, von dem er sprach tatsächlich. Drinnen an der Rezeption stand eine ältere Dame, bei der man nicht drum herum kam „Oma“ zu denken. Sie machte den Eindruck einer Oma, wie aus dem Bilderbuch. Tatsächlich war noch ein Zimmer frei, dass wir uns nahmen. Die ältere Dame forderte uns auf ihr zu folgen. Sie brachte uns nach oben zu einem ihrer 6 Zimmer. Erzählte stolz, dass sie dieses kleine Hotel schon seit Jahren führte. Oben überreichte sie uns zwei Schlüssel. Einen für das Zimmer, der andere für die Haustür unten. Wir bedankten uns und betraten das kleine, gemütlich eingerichtete Zimmer. In der Mitte befand sich ein einladendes, großes Doppelbett, ein paar kleine Schränke, ein Tisch mit Stühlen und ein kleiner Fernseher. Die zweite Tür im Zimmer führte zum kleinen Bad. Ich stellte die beiden Taschen ab, während sich Kaoru aufs Bett fallen ließ. „Meinst du das hat n Grund?“ „Was?“, ich blinzelte etwas irritiert. „Na, das sie uns ein Zimmer mit Doppelbett gegeben hat... oder meinst du all ihre Zimmer sind mit Doppelbetten?“ Ich legte den Kopf leicht schief. Stimmt... wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass all ihre Zimmer ein Doppelbett hatten? „Vielleicht sind alle anderen belegt?“ Mein 'Traumprinz' nickte nachdenklich. Rollte sich auf den Rücken. Ich öffnete das Fenster, das zum Meer gerichtet war und blickte nach draußen. „Man hat hier eine tolle Aussicht... direkt auf den Strand und das Meer...“ Genießend schloss ich die Augen. Ließ mir den leichten, warmen Wind ins Gesicht wehen. Wundervoll. Ein wirklich schöner Ort. Mit einem Lächeln auf den Lippen schnappte ich mir Kaorus Schuhe und Socken. Legte sie zum trocknen auf die Fensterbank. Als ich mich wieder zu meinem 'Traumprinzen' drehte lag er noch immer auf dem Rücken. Sein Atem ging ruhig und sein Gesichtsausdruck war so zufrieden, wie ich es noch nie bei ihm gesehen hatte. „Bist du noch wach?“, fragte ich leise. Bekam ein gewispertes „Hai“ als Antwort. Ich näherte mich dem Bett, krabbelte zu ihm, um mein Gesicht über seins zu beugen und meine Lippen auf die seinen zu legen. Nur eine kurze, sanfte Berührung, ehe ich mich neben ihn legte. „Bist du glücklich?“ Er öffnete die Augen. Drehte sich zu mir gerichtet auf die Seite. „Hai...“ Ein ehrliches Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Gesellte sich zu dem zufriedenen Ausdruck. „Schlafen und dann ans Meer?“ Ich nickte. Legte einen Arm um Kaoru, während er sich an mich kuschelte. Meine eine Hand ergriff. Eine Decke brauchten wir nicht. Es war warm und in der Nacht würde es mit Sicherheit nicht sonderlich abkühlen. Vielleicht würden wir später sogar noch ins Wasser können, wobei ich mir nicht vorstellen konnte, dass Kaoru wusste wie man schwamm... aber ich würde ihm schon helfen... „Ich kann gar nicht glauben, dass ich wirklich von Zuhause weg bin...“, flüsterte er leise und obwohl ich die Augen geschlossen hatte konnte ich sein Lächeln deutlich vor mir sehen. „Hai... und ich werde aufpassen, damit sie dich nie wieder dorthin bringen...“ Still liegend wanderten wir beide langsam in Richtung Land der Träume... Sein ruhiger Atem und das entfernte Rauschen des Meeres war zu hören. Vorerst waren wir in Sicherheit... so schnell würden sie uns hier nicht finden... nachher würde ich Kyo anrufen... fragen, ob er Yomi oder meinen Eltern etwas erzählt hatte... selbst wenn sie am Bahnhof fragen würden... das Zugticket, dass ich gekauft hatte war für einen anderen Ort... etwa 2 Stunden entfernt... dort würden sie suchen... nicht hier... „Daisuke?“ „Hai?“ „Danke...“ Mit eine Lächeln auf den Lippen wanderten wir beide endgültig ins Land der Träume. Einen Wecker mussten wir nicht stellen. Ob wir nun wirklich Abends aufwachen würden, um ans Meer zu gehen, oder ob wir bis morgen schliefen und dann erst gingen- es spielte keine Rolle. Eine Berührung auf meiner Wange weckte mich. Murrend drehte ich mich zur anderen Seite. Erntete dafür ein leises Lachen- allein das stimmte mich schon bereit zum Aufstehen. Ich blieb dennoch etwas liegen. Wartete, bis Kaoru über mich rüber gekrabbelt war, um erneut meine Wange zu küssen. Erst als er seine Lippen auf meine legte kam Bewegung in meinen Körper. Erwiderte den Kuss. „Wir wollten noch ans Meer...“ Ich öffnete die Augen. Musste aufgrund des kindlichen Klangs von Kaorus Stimme grinsen. „Ja...“ Da seine Schuhe inzwischen getrocknet waren zog er die über, während ich meine anzog. Weitere Kleidung brauchte man nicht. Die Nacht war richtig warm, so wie ich es bereits erwartet hatte. Falls das Wasser noch eine angenehme Temperatur hatte - und das nahm ich an – konnten wir ja einfach in Shorts reingehen. Ich holte zwei Handtücher aus dem angrenzenden Bad, schnappte mir die beiden Schlüssel und Geld, ehe ich mit Kaoru das Zimmer und dann das Hotel verließ. Wir tapsten die Straße hinunter und erneut konnte mein 'Traumprinz' gar nicht schnell genug am Wasser sein. Ich ließ ihn vorauslaufen, während mein Blick nach oben gerichtet war. Unzählige Sterne funkelten neben dem Mond am Himmel und nur einzelne Wolken verdeckten das hübsche Bild. Der leichte Wind hatte nachgelassen, sodass das Meer ungewohnt still vor uns lag. Das Mondlicht brachte die Oberfläche zum glitzern. „Daisuke, sieh nur... jetzt sieht das Meer fast schwarz aus!“, rief Kaoru von etwas weiter vorne. Drehte sich dabei zu mir um und wartete, bis ich ihn wieder aufgeholt hatte. Gemeinsam liefen wir über den Sand immer näher ans Wasser. Ein Stückchen davon entfernt legte ich die Handtücher ab. Blickte mich dabei am Strand um. Nur vereinzelt waren noch Leute unterwegs. „Ich gehe eben telefonieren, wartest du hier?“ Kaorus Blick machte deutlich, dass er definitiv nicht allein hier bleiben wollte, aber als ich auf die Telefonzelle deutete, die noch in Sichtweite war nickte er. Mit dem Kleingeld machte ich mich auf den Weg. Drehte mich immer wieder kurz um, um nach meinem 'Traumprinzen' zu sehen. Es war, wie ich erwartet hatte- er ließ mich keine einzige Sekunde aus den Augen. Hatte sich in den Sand gesetzt und blickte mir jetzt hinterher, wie ein kleiner ausgesetzter Hund. Dachte er, ich würde ihn wirklich einfach irgendwo allein lassen? Nicht zu ihm zurückkommen? Letztendlich blieb ich stehen, drehte mich ganz zu ihm. „Komm her!“ Die Sachen einfach im Sand liegen lassend kam er mit schnellen Schritten auf mich zu. Nahm meine Hand und lief mit mir bis zur Telefonzelle. Ich warf das Geld in den kleinen Kasten und wählte dann Kyos Nummer, während Kaoru dicht hinter mir stand. Den Kopf an meinen Rücken gelehnt. „Nishimura.“, nahm seine Mutter ab. „Ah, Frau Nishimura. Hier ist Daisuke, können sie mir Kyo ans Telefon holen?“ „Daisuke! Es geht dir also gut? Hier war vorhin ein ganz aufgebrachter junger Mann, der nach dir gesucht hat!“ Yomi... „Ja, es geht mir gut. Machen sie sich keine Sorgen, es ist wirklich alles in Ordnung.“ „Gut, mein Junge. Ich hab mir schon Sorgen gemacht... der junge Mann war wirklich ziemlich wütend. Ich hol Kyo eben, einen Moment.“ Ich musste Lächeln, während ich darauf wartete, dass Kyo das Telefon erreichte. Seine Mutter war wirklich eine herzliche, liebe Frau und ich meinte selbst durchs Telefon ihren mütterlichen Blick auf mir zu spüren. „Daisuke? Wo bist du?“, war das erste, was Kyo fragte. „Eins nach dem anderen... wir sind jetzt am Meer, wie ich dir gesagt hatte... wir haben ein schönes, kleines Hotel gefunden, in dem wir wohl die nächsten Tage bleiben...“ Ich spürte, wie sich Kaoru von mir löste. Ein kleines bisschen in Richtung Meer ging, weil dort ein paar Muscheln lagen. „Kyo... hast du Yomi oder meinen Eltern irgendetwas gesagt?“ Am liebsten hätte ich diese Frage gar nicht gestellt... es klang, als würde ich ihm überhaupt nicht vertrauen... „Nein... natürlich nicht. Nur weil ich deinen Plan scheiße finde verrat ich dich noch lange nicht.“ Kyos Stimme klang gereizt. Wer konnte es ihm verübeln... „Es tut mir leid... ich wusste nur nicht, weil... ich dachte, du bist sauer...“ „Bin ich auch! Wenn du hier wärst würde ich dir sowas von in den Arsch treten!“ Ich musste lachen. „Wenn du mit deinen kurzen Beinchen an meinen Arsch rankommen würdest.“ Ein Grummeln war vom anderen Ende der Leitung zu hören, ehe er schließlich auch lachte. „Dann nehme ich mir eben n Hocker.“ Erneut konnte ich nicht anders, als zu lachen. „Da brauchst du schon ne Leiter~“ Es war schön, wieder so mit Kyo zu albern. Die ganze Sache mit Kaoru hatte uns mehr auseinander gedrängt, als ich es für möglich gehalten hätte. Aber in Momenten wie diesen war er wieder wie früher- und das machte mich glücklich. „Wie geht es deinem 'Traumprinzen'?“ Ich blickte mich kurz um. Entdeckte Kaoru, wie er immer noch bei den Muscheln hockte und nach einer schönen suchte. „Sehr gut... alleine hat er hier scheinbar ziemlich Angst, aber ich bin ja bei ihm... das mit ihm und dem Meer war Liebe auf den ersten Blick... man merkt, dass er es noch nie gesehen hat. Kaoru freut sich wirklich wie ein kleines Kind. Ich werd gleich mal sehen, wie warm das Wasser noch ist... vielleicht gehen wir noch ein wenig rein...“ „Ai, dann viel Spaß... weißt du schon, wo ihr danach hinwollt?“ Ich schüttelte den Kopf. „Das ist schlecht.“ Moment- woher wusste er denn bitte, dass ich den Kopf geschüttelt habe? ... Kyo. „Ja... entscheiden wir wohl spontan... es sei denn uns fällt was ein... vielleicht will Kaoru irgendetwas sehen... dann gehts dahin.“ „Ja... okay... es beruhigt mich, dass ihr vorerst eine Unterkunft habt... ich muss jetzt Schluss machen, wollte noch zu Toshiya und Shinya rüber, wir gehen aus. Pass gut auf den 'Traumprinzen' auf und melde dich bald wieder!“ „Werd ich, versprochen!“ Ich legte auf und der kleine Kasten spuckte mir mein Restgeld entgegen. Lächelnd tapste ich zu Kaoru. Es war ein schönes Gefühl zu wissen, dass Kyo auf unserer Seite war. Das er das alles vielleicht nicht nachvollziehen konnte, aber akzeptierte und trotzdem unterstützte. „Und? Hast du eine schöne Muschel gefunden?“ Mein 'Traumprinz' sah zu mir hoch und hielt mir wortlos eine Muschel entgegen. Ich nahm das schneeweiße Ding entgegen. „Ja, die ist wirklich hübsch...“, lächelnd reichte sie ich ihm zurück und während wir zu unseren Sachen gingen hatte er nur noch Augen für dieses kleine weiße Muschel-Ding. Niedlich, wie schnell er sich für etwas begeisterte. Es gab so unzählig viele Dinge, die er gar nicht kennen konnte... Ich legte das Kleingeld zurück und ging dann zum Wasser, wo ich meine Hand reinhielt um die Temperatur zu testen. „Das Wasser ist noch ganz angenehm... wollen wir ein bisschen reingehen?“ Mein 'Traumprinz' hatte sich inzwischen wieder in den Sand gesetzt und blinzelte mich nun etwas unentschlossen an. „Aber... hm... ich kann ja nicht schwimmen.“ Ich näherte mich ihm wieder. Hockte mich vor ihm in den Sand. „Wir müssen ja nicht weit rein gehen. Nur hier vorne ein wenig...“ Kaoru blinzelte mich weiter an, ehe er zum Wasser blickte und schließlich wieder zu mir. „Ohne Badesachen?“ Ich tippte ihm an die Stirn. „Das geht auch in Shorts...“ Erneut sah er eine Weile hin und her, ehe er nickte. Ich zog mein T-Shirt, Schuhe, Socken und die Hose aus, ehe ich das Geld in die Handtücher einwickelte. Kaoru tat es mir gleich und tapste schon zum Wasser. Wenig später folgte ich ihm. Kam nicht umhin, meinen 'Traumprinzen' eingehend zu mustern. In den dunklen, engen Shorts sah er einfach nur lecker aus. Dann das schwarze Haar, welches ihm glatt über den Rücken hing. Seine weiche Haut, die im Mondlicht wie Porzellan wirkte. Mit ein paar schnellen Schritten war ich bei ihm. Nahm seine Hand und ging langsam etwas weiter ins Wasser. „Je weiter man geht, desto kälter wird es...“, stellte Kaoru fest. Betrachtete seine Hände, mit denen er etwas Wasser schöpfte. Als ihm das Wasser bis zum Bauch reichte blieb er stehen. Ich hielt ebenfalls inne. Betrachtete lächelnd, wie er immer wieder etwas Wasser mit den Händen schöpfte und dann zurückfallen ließ. Als ich einen Augenblick nicht mehr auf ihn achtete, sondern zum Meer blickte, schüttete er das geschöpfte Wasser über meinen Kopf. Betrachtete mich dann mit einem zufriedenen Grinsen. „Dir ist klar, dass das Rache fordert?“ Ein paar Schritte zurückweichend nickte mein 'Traumprinz'. Lachend stürzte ich mich auf ihn, spritze ihn komplett nass, während er versuchte zu fliehen. Hin und wieder blieb er kurz stehen, spritze etwas Wasser zurück. Wir machten eine ganze Weile so weiter, bis wir beide lachend inne hielten. Nass von Kopf bis Fuß. „Pause...“, grinste ich. Kaoru nickte. Ich näherte mich dem Strand. Setzte mich ins seichte Gewässer, während Kaoru blieb, wo er war. Wieder mit den Händen im Wasser planschte. Nach einer Weile hielt er inne. Blickte hoch und betrachtete die unzähligen Sterne. Ich konnte nicht anders als den Atem anzuhalten. Mein 'Traumprinz' bot erneut ein Bild, das einfach nicht real sein konnte. Wie er dort bis zur Hüfte im Wasser stand. Die porzellanweiße Haut und all die Wassertropfen, die auf ihr im Mondlicht glitzerten. Dazu das lange schwarze Haar, dass an seinem Oberkörper klebte. Die Gesichtszüge, die ihn in dieser Position an eine Puppe erinnern ließen. Der Mond und die Sterne, die sich leicht im schwarzen Meer spiegelten... Das alles gab ein Bild ab, wie es niemals der Realität entsprungen sein konnte... Einfach bezaubernd und wunderschön. Während er so dastand. Den Blick noch immer zu den Sternen gerichtet, schien die Welt einfach still zustehen. Ich vernahm das Geräusch des Wassers nicht mehr, hörte die Geräusche der Bar am Strand nicht mehr. Keine einzige Stimme, kein Wind. Nichts. Als würde jedes Wesen und jedes Element aufgrund dieses fantastischen Anblicks einen Moment stoppen. Einfach innehalten um sich jede Kleinigkeit dieses Bildes einzuprägen, so wie ich es in diesem Moment tat. Eine Stimmung nahm von mir Besitz, die ich so noch nie gehabt hatte... es war mir nicht möglich dieses Gefühl einzuordnen... ob sich schon einmal jemand so gefühlt hatte? Und mit einem Schlag war alles vorbei. Das Meer rauschte wieder, die Stimmen der vorbeigehenden Menschen waren zu hören, die leise Musik aus der Bar und selbst das leise Pfeifen des Windes. Alles war zurück, als wäre nie etwas geschehen. Mit all diesen Dingen, war auch meine seltsame Stimmung von einer Sekunde auf die andere verraucht. Kaoru näherte sich mir. Ließ sich Lächelnd neben mir im Wasser nieder, als wäre nie etwas gewesen. Die Bezeichnung 'Traumprinz' passte wirklich zu ihm. „Das Meer ist toll...“, murmelte er. Lehnte seinen Kopf gegen meine Schulter. Ich legte die Arme um ihn. „Hai... das ist es wirklich..." Wir blieben eine ganze Weile still so sitzen, ehe wie wieder zurück an den Strand gingen und uns dort auf die beiden Handtücher legten, nachdem wir sie ausgebreitet hatten. Hand in Hand lagen wir dort. Betrachteten die Sterne, während das Meer leise rauschte. „Daisuke, sieh nur, eine Sternschnuppe!“ Ich blickte leicht zur Seite und tatsächlich raste eine Sternschnuppe über den Himmel. „Jetzt müssen wir uns was wünschen...“, flüsterte mein 'Traumprinz' leise. „Hai...“ Ich wünschte mir, dass uns niemand finden würde... nicht Yomi, nicht die Polizei, nicht meine Eltern. Niemand. „Soll ich dir sagen, was ich mir gewünscht habe?“ Ich drehte den Kopf zur Seite. „Das darf man doch gar nicht, sonst geht es nicht in Erfüllung...“ Kaoru lachte leise. „Ich bin mir sicher, dass wir uns das gleiche gewünscht haben... also ist es doch egal, wenn ich es sage...“ Das klang einleuchtend. Mein 'Traumprinz' rutschte zu mir rüber. Legte den Kopf auf meinen Oberkörper und ich einen Arm um ihn. „Ich hab mir gewünscht, dass man uns nicht findet... das wir auf ewig so weiterleben wie jetzt... und wir nie wieder zurück müssen...“, flüsterte Kaoru leise, „Denn jetzt bin ich glücklich...“ ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)