Summer in Konoha von abgemeldet (NejiTen, ShikaIno, NaruHina) ================================================================================ Kapitel 6: Picknicktime ----------------------- "Was ist mit euch passiert?" Erschrocken betrachtete Hinata ihren Cousin und sein ehemalige Teamkameradin – auf die Haut durchnässt, sie wie üblich mit Kratzern, er ohne sein Stirnband und Oberteil. Reichlich merkwürdiges Bild, wenn sie sich in den vergangenen Monaten nur noch gestritten hatten... Auch Ino blieb die Ankunft nicht verborgen. Grinsend stolzierte sie über die Wiese zu ihnen. "Na, Spaß gehabt?" fragte sie mit einem zweideutigen Unterton. Tenten funkelte sie gereizt an. "Nein. Und ihr?" Neji hätte fast die Augen verdreht – da war ihr zickiges Benehmen wieder. Wollte sie den anderen unbedingt beweisen, dass sie nichts von ihm wollte?! Ino ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. Sie überging Tentens eher rhetorische Frage und deutete auf die erkaltete Feuerstelle. "Zieht euch um, es gibt gleich Frühstück. Keine Angst, diesmal müsst ihr nichts dafür vorbereiten." Sie wartete ab, bis die beiden verschwunden waren, und fügte hinzu: "... Jedenfalls nicht das, was ihr erwartet." "Uhm... Ino-chan, hast du einen Moment Zeit?" Überrascht blickte die Blonde von ihren Sandwiches auf. Sie war beinahe fertig mit der Vorbereitung der Picknickboxen – als letzter kam der von Shikamaru und ihr dran. Die anderen waren wesentlich... aufwendiger gewesen. Ino lächelte offenherzig und klopfte neben sich auf den Boden. "Setz dich, Hinata. Was gibt's?" Die Hyuga ließ sich auf den Knien nieder und drückte nervös die Fingerspitzen gegeneinander. "Ich... ich will dich nicht belästigen, aber... könntest du vielleicht etwas... mit meinen Haaren machen?" Verlegen wandte sie den Blick ab. Ino hob eine Augenbraue, doch Hinata fuhr fort, bevor sie Fragen stellen konnte: "Ich weiß, sie sind ziemlich kurz und nicht besonders schön. Geht da trotzdem... irgendwas?" "Sicher... Nur warum willst du das plötzlich? Deine Frisur passt absolut zu dir!" Hinata biss sich auf die Unterlippe und hob den Kopf. "Das ist es ja eben... Gestern hat Naruto ständig auf deine Haare gestarrt, und du bist viel mutiger als ich, deswegen..." "Du meinst, wenn du deine Frisur änderst, ändert sich auch dein Charakter?" Hinatas Wangen röteten sich und murmelte schüchtern: "Es würde zumindest interessanter aussehen..." Ino legte ihr Brotmesser auf ein Holzbrett und wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab. "Und was schwebt dir vor?" "Weiß nicht... Einfach irgendwas Auffälliges... Du fällst auch viel mehr auf mit deinem langen Haar... Und... Tenten-chan bindet sich das Haar hoch, weil sie unauffällig sein will, deswegen..." Hinata atmete tief durch und grub die Fingernägel in den Stoff ihrer Dreiviertelhose. "Ich glaube, wenn ich anders wäre, fände Naruto-kun mich viel interessanter..." Ino schwieg einen Moment, dann nickte sie. "Weißt du, so wie du hab ich auch mal gedacht. Als kleines Mädchen mochte ich kurzes Haar viel lieber, und deswegen hat mich keiner ignoriert... Nur weil dieses dämliche Gerücht umging, Sasuke würde lange Haare lieber mögen als Kurze, hab ich sie mir die ganze Zeit wachsen lassen. Gut, inzwischen finde ich's schick, aber das hat mit Sasuke nichts zu tun. Du brauchst dich für Naruto nicht verändern, und Mut hast du auch so." Hinata sah sie überrascht an. "Hab ich?" "Hast du. Du hast dich deinen Ängsten früher oder später immer gestellt... Du bist nicht wie ich einer Illusion hinterhergerannt. Und du hast nach vorne gesehen, obwohl Neji dich so vernichtend besiegt hat. Ich hätte das nicht geschafft." Hinata wirkte irgendwie erleichtert. Sie lächelte scheu. "Ich muss also nichts ändern, damit er mich beachtet?" "Nope. Das heißt... Diese Hose ist totaler Tenten-Style. Zieh einfach ein hübsches Kleid an, wie du es gestern gemacht hast, und der Rest kommt von ganz allein!" Nun ja... Das kam darauf an, was man als 'Rest' bezeichnete. Als Ino verkündete, sie würden einen Spaziergang mit Picknick machen und den beiden Mädchen jeweils einen Korb in die Hand drückte, baute sich Misstrauen auf. Wie zum Beispiel... "Ino-chan, da... da ist nur ein Paar Essstäbchen." stotterte Hinata verwirrt. Daraufhin inspizierte Tenten ihren noch genauer, fand jedoch nichts wirklich Aufsehen Erregendes. Keine Spagetti, zwei ordinäre Lunchboxen mit Zubehör... Wo war der Haken?! "Ach... das andere ist da irgendwo drin. Wo ist Shikamaru?!" Naruto sah sich überrascht um. "Stimmt, beim Frühstück war er auch nicht... Kommt er nicht mit?" Tenten funkelte Ino bedrohlich an und formte ihre Hände zu einem Trichter. "SHIKAMARU! BEEIL' DICH, WIR WOLLEN LOS!" Keine Antwort. Sie tauschten einen ratlosen Blick und fixierten Ino, die abwehrend den Kopf schüttelte. "Keine Ahnung, wo er ist-" "Am Weiher." unterbrach Neji sie ungerührt. Hinata nickte. Tenten zuckte mit den Schultern und packte Ino am Arm. "Gut, wir sehen nach ihm. Komm mit, Ino." "Ähm... Meinetwegen..." Als die Mädchen Shikamaru fanden, hatte er gerade den Kopf unter Wasser getaucht. Tenten zupfte ihn hinten am T-Shirt. Als er nicht reagierte, zog sie stärker. Immer noch nichts. Die Braunhaarige schnaubte ärgerlich und zog mit aller Kraft. "Himmelherrgott, Shikamaru Nara! Was machst-" Sie verstummte, sobald Shikamarus Haar zum Vorschein kam. Geistesabwesend ließ sie ihn los und betrachtete den ehemals unauffälligen Schwarz-Ton. Bis auf den Haaransatz war jede Strähne kreischrosa und glitzerte. Im Wasser schwammen Wolken von pinken Partikelchen. Tenten schlug sich die Hand vor den Mund. "Was... was ist mit deinem Haar...?" Shikamaru wischte sich über die Augen und zog eine vor Ironie triefende Grimasse. "Was... Sag bloß, das ist nicht meine Farbe." Naruto war der Erste, der auf Shikamarus neue Haarfarbe reagierte. Und er tat es, wie man es von ihm erwartete: er schmiss sich weg vor Lachen. Hinata zuckte erschrocken zusammen, als er sich auf den Boden warf und mit den Fäusten aufs Gras trommelte. "Ich fass'es nicht! Dass ich das noch erleben darf! Shikamaru und..." "Ich glaube kaum, dass er das selbst getan hat." bemerkte Neji trocken und beäugte Tenten so verächtlich, als sei dieser Kindkram nur ihr Verdienst. War ihm nicht ganz zu verdenken, schließlich hatte sie Ino erst gezwungen, sich mit Shikamaru ein Zelt zu teilen. Vielleicht wollte er aber auch nur vorbeugen, damit sie nicht auf die Idee kam, seine wohlgepflegte Haarpracht, auf der sie sowieso ständig herumhackte, derart zu verunstalten. Ino verdrehte die Augen und murmelte unschuldig: "Ich war das nicht..." "Ach ja, und die Erde ist eine Scheibe und wird von hellgrünen Elefanten getragen." erwiderte Neji in unverändertem Tonfall. Tenten zuckte wieder mit den Schultern. "Halt den Rand, Neji. Das ist Mädchensache." Bitte... Wer hatte dieses Weib und ihren schrägen Charakter nur geschaffen?! Egal, es wurde nicht debattiert. Drei Mädchen, drei Lunchboxen, und die Jungen hatten sich zu fügen. Shikamaru wäre Hinatas mitfühlende Anwesenheit jetzt wohl am liebsten gewesen, doch Ino machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Und als Dritter wollte Shikamaru da nicht mit – Naruto kicherte immer noch wie blöd, wenn er ihn sah. Shikamaru seufzte. Wenn seine Mutter diesen Farbton zu Gesicht bekam, würde ihr vor Schreck die Stimme wegbleiben. Das erste Mal im Leben und nicht gerade unangenehm, allerdings war sein Vater da wohl anderer Meinung. Keine Chance, er konnte nicht abhauen. Außerdem würde ganz Konoha ihm hinterher starren. So blieb er noch vom Schlimmsten verschont. Er hatte schon genügend Luft, um sich zu beschweren, als Ino ihn am Arm packte und ihm ins Ohr flüsterte: "Ich erklär's dir... später, okay?" Dann schenkte sie ihm dieses Lächeln, das jedes Mädchen irgendwie beherrscht, wenn auch immer etwas anders. Der Effekt jedoch ist gleich – ein Junge kann ihr nichts mehr abschlagen. Erneut seufzend fügte er sich. Himmel, was waren Frauen schwierig. Sehr zu Inos Leidwesen hatte Tenten übrigens noch einen größeren Vorrat an knabenhafter Kleidung und dachte auch gar nicht daran, ihr Haar offen zu lassen, damit es besser trocknete. Ganz zu Schweigen davon, dass sie einen ziemlichen Sicherheitsabstand von Neji hielt, nachdem sie schon gezwungen war, sich in seiner Nähe aufzuhalten. Mit Naruto und Hinata war sie dagegen schon zufriedener. Die beiden wirkten exakt wie ein junges Paar, das sich auf einen schönen Picknicknachmittag freute. Und nichts Anderes sollte es werden – wenn auch weit komplizierter. "Okay! Stop!" Ino drehte sich so unvermittelt um, dass Naruto in sie hineinrannte. Ärgerlich machte sie einen Schritt weg und lugte an ihm vorbei. Der Sicherheitsabstand zwischen Tenten und Neji war, wenn sie sich nicht irrte, seit dem Morgen schon geschrumpft. Er fiel zwar immer noch auf, allerdings konnte man auch nicht erwarten, dass die beiden sich spontan in die Arme sprangen (was ich manchen Lesern begreiflich machen will). "Jetzt trennen wir uns und suchen den schönsten Picknickplatz. Hinata und Naruto, ihr geht nach links, Neji und Tenten, ihr nach rechts. Shikamaru und ich gehen... geradeaus. Verstanden?" Mehr oder weniger enthusiastisches Nicken. "Und jetzt nehmt ihr euch an die Hände, damit ihr euch nicht verliert." "Ino, es ist helllichter Tag, und wir sind hier zu Hause. Außerdem sind wir Ninja und keine Kindergartengruppe. Was, glaubst du, soll uns hier passieren?!" fuhr Tenten dazwischen. Ganz offensichtlich wollte sie Neji nicht an die Hand nehmen. Ino lächelte süßlich. "Man weiß ja nie, oder? Die Verbundenheit der Hände ist tiefe Harmonie im Herzen!... Genau, Uzumaki. Nimm ihre Hand, du brauchst nicht um Erlaubnis fragen." Zögerlich tasteten Narutos Finger nach Hinatas. Die Hyuga errötete und starrte verlegen zu Boden. Moment... Wenn ihre Hand feucht war? Nein, wie peinlich! Hastig wischte sie die Innenfläche an ihrem Kleid ab – was zur Folge hatte, dass sie die Hand wegzog, bevor er sie zu fassen bekam. Ino wiegte ungeduldig den Kopf und riss Shikamarus Arm hoch, bevor er reagieren konnte. "Ganz einfach, du Schreihals. Du legst eure Handinnenflächen gegeneinander... Und verflechtest die Finger ineinander... Atmest tief durch und genießt die Ruhe, die sich in deinem Kopf ausbreitet... Die Wärme auf deiner eigenen Haut... Die... Verbundenheit von dir und dem Mädchen, das du l... das neben dir steht..." Ihre Stimme versagte. Shikamaru sah demonstrativ weg. Herrgott, das war eine Mädchenhand wie jede andere, und es war auch nicht so, als hätte Ino aus irgendwelchen Gründen noch nie seine Hand gehalten... Einmal, als sie versuchte, sein Schicksal aus den Lebenslinien zu erfahren. Damals hatte er sich genauso dämlich gefühlt wie jetzt: seine Ohren waren heiß, in seiner Magengrube schwebten unzählige Seifenblasen, wo ihre Haut zusammentraf, prickelte sie... Was war das alles mühsam zu verstehen. "So? Zufrieden?" Tenten riss ihn aus seiner rosaroten Tagträumerei. Leidenschaftslos wie immer. Ino seufzte resigniert. "Ja, ungefähr so. Sei so lieb und brich Neji nicht die Finger... Oder was du sonst tun würdest." Tenten zuckte mit den Schultern und zog Neji nach rechts, der gerade um seine unbeteiligte Fassade rang. Dieses... dieses Mädchen! Er war doch nicht ihr Hausfreund, der beliebig herumdirigiert wurde! Und außerdem... sie hatte wirklich einen kräftigen Druck. Seine Finger waren sowohl sensibel als auch unerlässlich für seinen Kampfstil, also hatte sie gefälligst vorsichtig damit umzugehen! "Wie auch immer. Wir woll'n nicht weiter stören. Mal nach einem Picknickplatz suchen." Soso... Mindestens Tenten hatte ihre Absichten schon durchschaut. Sobald die anderen außer Sichtweite waren, schob Ino Shikamaru vorwärts. Seine Hand ließ sie dazu wieder los. "So, und jetzt werden wir die anderen sich selbst überlassen." "Ah ja... Und warum?" Sie verdrehte die blauen Augen und pustete sich ihre lose Haarsträhne aus der Stirn. Ihre grazilen Lippen verzogen sich zu einem beleidigten Schmollmund. So sah sie eigentlich ganz niedlich aus... Der Eindruck würde zerstört, sobald sie diesen Mund aufmachte. "Du hast einfach keine romantische Fantasie..." "Das könnte dadurch beeinflusst worden sein, dass mir heute Nacht jemand die Haare gefärbt hat..." Shikamaru gähnte und rieb sich den Nacken. "Es war mir zu lächerlich, dir deswegen eine Szene zu machen... Aber falls du mich zum Gespött von ganz Konoha machen wolltest, hast du das geschafft." Ino schob grummelnd die Unterlippe vor. "Ich wollte nur verhindern, dass du dich mit irgendwem gegen mich verbündest." "Ah ja. Indem du mir die Haar pink färbst. Sie riechen drei Meilen gegen den Wind." "Mag ja sein, dass ich nicht so strategisch bin wie du... Trotzdem, ich habe meine Gründe, die dein männlicher Verstand einfach nicht erfassen kann, okay? Egal. Komm mit, ich hab Sandwichs gemacht." Shikamaru seufzte. Von allen mühsamen Frauen auf der Welt war dieses Mädchen die Königin. Wahrscheinlich wünschte seine Mutter sie sich deswegen als Schwiegertochter. Wenn das hier vorbei war, würde er sich nie wieder zu einem Camping zwingen lassen. "Wir sind weit genug gegangen." Tenten sah sich prüfend um und ließ Neji los. "Ich glaube, auch du hast inzwischen kapiert, was Ino bezweckt. Wir müssen ja nicht mitspielen... Allerdings heißt das nicht, dass wir jetzt umkehren und du deinen verkorksten Beschützerinstinkt einschaltest. Hinata und Naruto gehören zusammen, so blöd das für dich klingen mag." In Nejis Gesicht rührte sich kein Muskel. Er verschränkte die Arme und musterte Tenten kalt. "Als Stammhalterin des Clans kann sie diesen Nichtsnutz unmöglich heiraten." "Der Clan, immer der Clan! Ich fand's nicht gerade schön, als du die Gründerfamilie und insbesondere Hinata noch gehasst hast... Trotzdem, seit du dich mit deinem Onkel versöhnt hast, bist du fast so schlimm wie dein Großvater (als 'Großvater' ist hier derjenige definiert, der Hizashi befohlen hat zu sterben, um den Frieden zu sichern... Der mit dem breiten Mund). Warum fragst du dich nicht mal, was Hinata glücklich machen würde?!" zischte sie aufgebracht und baute sich vor ihm auf. Neji bewegte sich kein Stück. Ihn schien das überhaupt nicht einzuschüchtern. "Es ist ihr Schicksal, an dem sie nichts ändern kann. Und ich weiß nicht, warum ich darüber Rechenschaft vor dir ablegen soll." "Weil es nicht richtig ist und du das nicht kapierst!" Endlich zuckte etwas unter seinem Auge. "Ich? Naruto kapiert nicht, dass diese Zeit vorbei ist, in der sie so etwas wie gleichgestellt waren." Tenten schnaubte verächtlich. "Ach ja, ich vergaß... Gleichgestellt, das bin ich ja auch nicht! Ich bin nur dein Sandsack, und das ist schon zu viel für mich! Das denkst du doch, oder?! Für dich ist alles so vorbestimmt und du bist von Natur aus der Tollste von allen, aus welchem Grund auch immer!" "Von mir ist nicht die Rede." sagte Neji einfach und schloss einen Moment die Augen. Als sie sich öffneten, waren sie unmerklich schmaler geworden. "Ganz was Neues, der Meinung bist du sonst immer! Sonst noch was?" "Ich muss das nicht mit dir diskutieren, Tenten." Die Braunhaarige verzog spöttisch den Mund und wischte sich die nassen Ponyfransen aus der Stirn. "Stimmt, und sein Wort sei Gesetz." "Tenten..." "Was?! Du musst immer der Boss sein, und wenn du's nicht bist, zickst du rum. Wenn du mal eins aufs Maul kriegst, bist du sofort beleidigt und machst einen auf Obercool. Und wenn du mal auf wem rumtrampeln kannst, muss das natürlich gemacht werden. Weißt du was? Das steht mir echt bis hier!" Neji atmete tief aus. So, gleich reichte es. Niemand konnte ihn zwingen, mit dieser Furie irgendwohin zu gehen. Und er würde seine Pflicht sicher nicht wegen ihr vernachlässigen. "Wenn dir das so wichtig ist... Lass uns darum kämpfen. Wenn ich gewinne, hörst du mit deinen lächerlichen Störmanövern auf." Tenten grinste sarkastisch und ließ ihre Finger knacken. Neji hatte nicht erwartet, dass sie einen Rückzieher machte, obwohl sie ihm unterlegen war – so rational konnte sie nicht denken. "Und wenn ich gewinne, machst du Hinata eine Freude und lässt sie ihr eigenes Leben leben." "Hier... Ist das, äh... in Ordnung?" fragte Hinata zaghaft und deutete auf eine kleine Lichtung, die mit langem Gras und unscheinbaren, zartblauen Blumen übersät war. Ino hatte anscheinend alles geplant. Wie genau die Floristin sich alles gedacht hatte, wurde deutlich, als Naruto das karierte Picknicktuch samt zwei Kissen entdeckte. Er runzelte die Stirn. "Wieso ist da nur Platz für zwei? Kommen die anderen nicht?" Hinata räusperte sich und scharrte mit den Sandalen im Boden. "Ich... ich glaube, Ino-chan wollte, dass wir... ähm..." Sie suchte nach den richtigen Worten und drückte ihre Zeigefingerspitzen gegeneinander. Naruto legte den Kopf schief. "Du meinst, Ino hat uns absichtlich hierher geschickt?" "Vielleicht... damit du und Neji-san euch nicht-" "Das ist doch mal ein guter Gedanke! Sie lässt Neji von Tenten bearbeiten, und so lange separiert sie ihn!" Der Blonde feixte schadenfroh und nahm Hinatas Hand. "Lass uns gehen, ich hab Hunger!" Gut, wann hatte er das nicht? Als Hinata in den Picknickkorb lugte, wurde sie von einem rosa Zettel begrüßt, der noch nicht da gewesen war, als Tenten ihn inspiziert hatte: Wenn du ihn nach eurer Hochzeit jeden Tag bekochen musst, kann ich nur sagen... Viel Glück. Hinata errötete und steckte ihn in ihre Rocktasche. Naruto sah überrascht auf. "Ist was, Hinata?" "Was? Nein... Alles in Ordnung. Aber... es gibt wirklich nur ein Paar Essstäbchen." Ino und Shikamaru hatten sich für die gewöhnlichere Variante entschieden – auf einen Ast setzen und in Ruhe essen. Für Shikamaru wesentlich angenehmer – Ino konnte zwar nicht kochen, dafür Sandwichs zusammenstellen. Außerdem hatten sie von hier aus einen guten Blick auf den Himmel und die vorbeiziehenden Wolken. Er wandte den Kopf zu ihr. Die Yamanaka ließ ihre Beine pendeln und starrte abwesend geradeaus, während sie kleine Bissen von ihrem dreieckigen Sandwich nahm und lange darauf herumkaute. Auf diese Weise aß sie viel langsamer als er. Wenn er nicht gewusst hätte, dass sie das immer tat, hätte er es für eine Diätmaßnahme gehalten. Wenn er sich konzentrierte, konnte er die Wolken erkennen, wie sie sich in ihrem Ohrring spiegelten. Winzige, in Gold getauchte Wattebäusche, die über die glatte Oberfläche glitten. Worin konnte sich sonst noch etwas spiegeln? Besser in etwas, das nicht gerade das Markenzeichen ihres Teams war - in ihren Augen. Blaue Wolken waren noch schöner als Goldene. Dinge, die sich in Augen spiegelten, hatten Shikamaru schon immer fasziniert. In seinem Clan dominierte ausschließlich schwarzes Haar und schwarze bis dunkelbraune Augenfarbe. Nicht mal Choji, dessen Augen er wirklich oft gesehen hatte, hatten dasselbe intensive Enzianblau wie Inos. Für Shikamaru war das eine perfekte Farbe. Er war absolut kein Perfektionist – viel zu mühsam, deshalb fiel für ihn umso stärker ins Gewicht, was die Natur geschaffen hatte. Und Inos Augen waren kurz und knapp sehr schön. Auf ihr ganzes Gesicht bezogen... "Ich mach' mir Sorgen um Neji und Tenten. Die beiden kriegen sich bestimmt wieder in die Haare." Ach ja, sie musste immer reden. Shikamaru seufzte unmerklich. "Dann sind sie eben nicht füreinander geschaffen." Damit hoffte er, die Stilleunterbrechung zu beenden, allerdings war das bei Ino immer nahezu unmöglich. Vom Reden ließ sie sich nicht abhalten. "Nein. Tenten war und ist in Neji verliebt, da bin ich sicher. Sie hat nur aufgehört, sich um ihn zu bemühen, weil er ihren Stolz gekränkt hat." Sie seufzte ebenfalls und pendelte stärker mit den Beinen. "Wenn man Neji bloß begreiflich machen könnte, dass sie sein Schicksal ist..." "Und wenn sie es nicht ist?" fragte er resigniert und rechnete fest mit einem bösen Blick. Zu seinem Erstaunen lächelte Ino lediglich vergnügt. "Dann war es einen Versuch wert. Hilfst du mir, Shikamaru? Bitte..." Mendokuse, da war wieder dieser Hundeblick... Und er konnte sie ja schwer allein losgehen lassen. Der Anblick, der sich ihnen bot, war nicht gerade freudeerweckend – und auch ziemlich deprimierend. Tentens Arme waren noch zerschrammter als am Morgen, und ihre Bewegungen waren nicht mehr kontrolliert genug, um Erfolg zu haben. Denn eins wusste sogar Ino über Kämpfe mit Neji: dreh ihm bloß nie den Rücken zu, wenn du nicht willst, dass er deine Nerven angreift. Über Nejis Wange zog sich eine lange, blutige Kratzspur, wo Tenten ihn mit einer Waffe oder ihren Fingernägeln erwischt hatte. Ansonsten schien er wenig abbekommen zu haben. Der Boden war voll von Tentens beschworenen Waffen. "Diese Idioten! Man passt einen Moment nicht auf, und schon schlagen sie sich die Köpfe ein!" zischte Ino aufgebracht. Shikamaru erwiderte nichts, denn ein sarkastischer Kommentar war nicht angebracht. Die Situation war alles Andere als entspannt. Tenten brach in die Knie und atmete stoßweise. Glücklicherweise schien Neji weder ihre Tenketsu angegriffen noch das Byakugan benutzt zu haben. Das einzig Positive – er wollte sie zumindest nicht umbringen. Inos Glaube an die Liebe war nicht so leicht zu erschüttern. "Du hast verloren." sagte Neji einfach und verschränkte die Arme. Tentens Brauen senkten sich wütend. "Jetzt... verschon' mich bloß... mit deinem Gerede... vom Schicksal!" Ino drehte sich zu Shikamaru um. "Sorry, die beiden schaffen das nicht... Halt bitte meinen Körper!" Für einen Moment wusste Shikamaru nicht mal, was sie von ihm wollte. Als ihre Lider herunterklappten und sie in sich zusammensackte, kehrte seine Erinnerung wieder. Wie in den guten alten Zeiten... Nur dass er diesmal keine Grimassen mit einem Oto-nin schnitt. Ein Zucken durchfuhr Nejis Körper. Tenten bemerkte es nicht, sie war vollauf damit beschäftigt, genug Luft zu bekommen. Aha... So fühlte sich also ein Hyuga. Ino musste sich beherrschen, um das Gefühl nicht auszukosten – mal ehrlich, wie oft kam man schon in den Körper eines der insgeheim beliebtesten Jungen in ganz Konoha – und konzentrierte sich stattdessen auf die möglichst schnelle Entschärfung der Situation. Was Romantik anging, war Ino in ihrem Element. Sie hatte unzählige Dialoge im Kopf, die mit Sasuke so hätten ablaufen können, und eins davon musste sie abspielen. Das einzige Problem: Tenten reagierte nicht im mindesten wie sie. Ino alias Neji räusperte sich. "Tenten..." Wow, diese Stimme war fast so cool wie Sasukes, dachte sie unwillkürlich. Warum war sie als einzige von langweiligen Kerlen umgeben?! Choji und Shikamaru waren nicht das, was sie sich unter interessanten Teamkameraden vorstellte... Zurück zum Thema... Es wurde schon jetzt eng. Normalerweise begriffen die Opfer der Ninpo-Shintenshin-no-Jutsu gar nicht, dass sie nicht mehr Herr ihres Körpers waren, sondern in ihrem eigenen Unterbewusstsein eingesperrt waren. Neji dagegen war darauf trainiert, 100% der Zeit Herr seines Körpers zu sein. Entsprechend verbissen kämpfte er darum, wieder die Kontrolle zu haben. Lange konnte sie sich auf keinen Fall halten. Hoffentlich ging Tenten nicht auf sie los. "Stimmt, jetzt musst du ja erst auf mir herumtrampeln, um dich wieder toll zu fühlen..." knurrte Tenten. Ino sah deutlich den Schmerz in ihren dunkelbraunen Augen. Wie schaffte es Neji nur, den permanent zu übersehen?! "Das ist nicht-" "Völlig egal! Ich sag dir mal was: Du kannst mir nicht noch mehr wehtun!" Das wäre die Situation, in der Neji die Augenbrauen heben würde, weil sie soeben zugegeben hatte, dass sein kühles Verhalten nicht so spurlos an ihr vorbeigegangen war, wie sie behauptete. Ino hatte da allerdings andere Pläne. "Es... ist nicht, wie du denkst." Dieser Satz passte überall. Ino beglückwünschte sich zu ihrer Improvisation. "Verarsch' mich nicht..." Tentens Stimme war unsicher geworden. Je seltener sie Worte in dieser Richtung zu hören bekam, desto stärker wirkten sie. Dementsprechend schnell bröckelte ihre Wut dahin. "Nein, ich..." Ino blieb die Stimme weg. Verdammt, sie konnte tatsächlich nicht mehr lange... Nejis Widerstand gegen ihre Übernahme war noch erbitterter geworden. Sie war nicht sicher, ob er sich selbst hören konnte, und so genau wollte sie das auch nicht erfahren. Neji würde sie umbringen, wenn er sie in die Finger bekam. "Was soll das Gestammel?!" Es klang eher wie eine ehrliche Frage als wie ein Vorwurf. Tenten musterte den Hyuga, oder was sie dafür hielt, argwöhnisch. Entweder sie hatte Verdacht geschöpft, oder... sie kaufte ihm die ganze Geschichte ab. "Tenten..." Also gut... Seit wann beherrschte Neji diesen Namen so gut, dass er mühelos bei jedem Erotikfilm hätte mitmachen können?! Seine Stimme durchdrang mühelos jede Barrikade. Und erstrecht Tentens. Ino sah den hin- und hergerissenen Ausdruck in ihrem Gesicht und fühlte sich an sich selbst erinnert. Mit dem Unterschied, dass für sie das Märchen mit der großen Liebe nicht wahr geworden war. "Es tut mir leid, Tenten..." Im gleichen Herzschlag fühlte sich Ino gewaltsam aus dem fremden Körper gerissen und blickte in Shikamarus... besorgte Miene?! Seit wann machte der sich Sorgen um sie? "Hey. Alles in Ordnung?" Ino nickte benommen und wischte sich über die Stirn. Ihre Hand war schweißverklebt. Ungefragt reichte Shikamaru ihr ein Taschentuch, um sich den Schweiß abzuwischen. Immer noch geistesabwesend nahm sie es an und ließ Tenten und Neji keinen Moment aus den Augen. Tenten drehte sich um, sagte leise etwas zu ihm und marschierte weiter. Neji folgte ihr auf Abstand, ohne sich umzudrehen. Ino starrte ihnen nach und schüttelte den Kopf. "Shikamaru... Was hab' ich gesagt?" "Dass es dir leid tut... Oder ihm, wie man es nimmt." Auf Shikamarus Gesicht erschien ein prüfender Ausdruck. "Wieso? Du hast doch während der Kunst Kontrolle über die Stimmbänder..." Ino zuckte hilflos mit den Schultern. "Ich hab' in dem Moment losgelassen, als er sich entschuldigt hat..." Sie drehte sich zu ihm um und drehte eine Haarsträhne um den Finger. "Das heißt... ich weiß nicht, ob ich das gesagt habe... oder ob Neji die Gelegenheit genutzt hat, um über seinen Schatten zu springen..." Nächstes Kapitel: Mehr NaruHina. Außerdem: zan-satsu hat es ausgesprochen. Das sind doch keine Karnickel hier, die außer dem Einen nichts im Sinn haben und deshalb bei der nächstbesten Gelegenheit übern'ander herfallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)