Mazohyst of Decadence von abgemeldet (bloody love DieXKyo) ================================================================================ Kapitel 2: arrival ------------------ Kapitel 2 arrivel Ohne wirklich auf seine Bewegungen zu achten warf Kyo seine Klamotten in eine Sporttasche. Die Klamotten schwellten schon lange wieder heraus, obwohl der kleine nicht sehr viele Klamotten besaß, sie aber alle achtlos hineingeworfen hatte. Er begann in dem Nachtschränkchen zu kramen und sah nicht einmal auf, als die Aufseherin sein Zimmer betrat. „Nishimura-kun?“ begann sie lächelnd, doch er tat nichts, was seine Aufmerksamkeit zeigen könnte. Er kramte einfach nach seinen Schminkutensilien, die er schon lange nicht mehr angefasst hatte. „Der Bus zum Bahnhof kommt gleich. Du solltest dich mit dem packen etwas beeilen. Soll dir jemand helfen?“ ER stand auf und warf die Dosen und Stifte in die Tasche. Klirrend trafen die Dosen aufeinander und verschwanden zwischen den Klamotten. Dann warf Kyo noch seine Mappe mit den Notizen oben drauf und zog die Tasche zu. Ohne auf die Aufseherin zu achten drängte er sich an ihr vorbei auf den Flur, stellte sich vor die Haustür und suchte in seiner Hosentasche nach seinen Zigaretten. Fluchend warf er die leere Packung auf den Boden und hockte sich auf die Stufen. Wütend krallte er sich die nachlässig lackierten Nägel in die Haare und zog daran. S ziepte leicht und Kyo zog noch mehr daran. Der schmerz erstarb. Mehr spürte Kyo nicht mehr. Schon lange ging das so. Er zog noch etwas härter und dann hatte er die Blondgefärbten haare in den Händen. Er warf sie weg, langsam segelten die Strähnen zu Boden. Ein Aufseher kam aus dem Gebäude, sah von den am Boden liegenden Haaren zu Kyo und zurück auf die Haare. Er hockte sich neben den kleinen Blonden und legte ihm den Arm um die Schultern. Wütend stieß Kyo seine Hand weg. „Nishimura-kun“, sagte der Aufseher dann, bemüht um ein Lächeln. „Dein Bus ist da. Ich begleite dich nach Tokio, bis dann deine Familie kommt. Na los, aufstehen.“ Kyo ließ sich hochziehen, spürte aber keine Bewegung. Familie. Seine Familie. Hatte er nicht. Er hatte gar nichts. Warum sollte er zu diesem Mann und seiner Familie, obwohl er ihn schon vor elf Jahren nicht gesehen hatte. Damals war Kyo gerade mal vier gewesen, er hatte überhaupt keine Erinnerungen mehr von dieser Zeit. Nicht einmal Fotos gab es davon. Es war, als hätte es diese Zeit niemals gegeben. Kyo warf sich auf einen Sitz, ganz hinten im Bus und starrte aus dem Fenster, ohne etwas von der Landschaft mitzukriegen. Ein paar Mal bemühte sich der Aufseher um ein Gespräch, doch Kyo hörte ihn gar nicht. Sein Kopf war leer. Auch im Zug nach Tokio dachte er an nichts. Und als er dann in Tokio eintraf und mit dem Aufseher auf dem Bahnsteig rumgammelte, verschwendete Kyo immer noch an nichts einen Gedanken. In dem Moment spürte er einen Ellenbogen in seiner Seite. Erschrocken zuckte Kyo zusammen und sah seinen Aufseher wütend an. Der ignorierte den Blick und zeigte auf die Treppe, die auf eine Aussichtsplattform führte. „Sieh mal, Nishimura-kun. Da oben ist dein Vater und deine Familie.“ Kyo folgte seinem Blick. Gelangweilt lehnte Die an dem Geländer der Aussichtsplattform im Bahnhof und rauchte. Missbilligend sah seine Mutter ihn an, sagte aber nichts und sah wieder zu ihrem Mann. Unablässig wanderte sein Blick über den Bahnsteig, um die beiden Gestalten zu finden, die heute aus Kioto ankommen sollten. Dies Bruder. Oder besser: Sein Halbbruder. An jenem Abend hatte Andou-sama seinem Sohn endlich die Wahrheit über Kioto erzählt. Dass er dort noch einen Sohn hatte, den er in den letzten elf Jahren sehr vernachlässigt hatte. Genauer gesagt hatte er ihn und seine Mutter vollkommen vergessen. Bis der Brief aus Kioto angekommen war. Nishimura-san, Andou-samas damalige Frau, hatte sich vor zwei Wochen selbst das Leben genommen, aus ungeklärten Gründen. Zurückgeblieben war ihr durchgeknallter, ewig mürrischer Sohn, Tooru Nishimura, der seit geraumer Zeit in einem Heim untergekommen war. Als letztes Familienmitglied und Vater hatte Andou-sama die Pflicht, seinen vernachlässigten Sohn bei sich und seiner neuenalten Familie aufzunehmen. Dies Blick wanderte über die Leute unten auf dem Bahnsteig. Was war dieser Tooru wohl für einer? Ein Nesthäkchen? Wahrscheinlich, er hatte die ganze Zeit bei seiner Mutter ohne Vater gelebt. Aber wenn diese Frau so drauf gewesen war, dass sie sich umgebracht hatte, war er wohl eher ziemlich labil, oder ein Draufgänger. Jemand, der ziemlich am durchknallen war oder so. Ein Psychopath? Die musste über sich selbst lachen, als er diese Gedanken dachte. Grinsend zog er das Nikotin ein und achte auf den Fliesenboden zu seinen Füßen. Die Zigarette war schon ziemlich heruntergebrannt, also drückte Die sie am Geländer aus und warf sie hinunter. Seine Mutter warf ihm einen strafenden Blick zu und sah der Zigarette nach. „Daisuke!“, schimpfte sie. „Pass doch auf. Du hast die Zigarette jemandem direkt auf den Kopf geworfen!“ Gelangweilt zuckte Die mit den Schultern und sah hinunter. War ihm doch egal, wer da nicht auf seinen Kopf aufpassen konnte. Von unten hörte er leise Flüche. Dort stand ein kleines, blondes Etwas, vornübergebeugt und wischte sch die Asche aus den Haaren. Die grinste wieder. Ah, noch ein Visual Key. Gut, dann würde er sich auch entschuldigen. „He, Sorry!“, rief er hinunter und drehte sich dann wieder um. „Andou-sama!“ hörte er plötzlich und fuhr herum. Die Begleitung des kleinen blonden Visus winkte seinem Vater zu. „Ich bin’s, Honda-san. Wir haben telefoniert.“ Dies Vater nickte und Die spürte, wie ihm schlecht wurde. Nein! „Wir kommen zu Ihnen hoch.“ Dies Vater nickte wieder und wandte sich zur Treppe. Zögernd folgte ihm seine Familie. Schnell zündete Die sich eine weitere Zigarette an und begann aufgeregt zu rauchen. Er hatte keine Ahnung, wie er sich dem Fremden gegenüber verhalten sollte. Sie waren Brüder, aber er wusste gar nichts über ihn. Honda-san und Tooru kamen zu ihnen hoch. Honda-san und Dies Vater unterhielten sich kurz, dann sprach er kurz mit dem Blonden. Die schätzte, dass er ihm nicht bis zu den Schultern reichen würde. Sein Vater schob Tooru zu ihm rüber. „Wir haben noch einiges zu besprechen. Kümmer dich doch bitte etwas um deinen Bruder. Geht etwas essen, wir kommen gleich nach.“ Gelangweilt nickte Die, legte deinem „Bruder“ den Arm um die Schultern und zog den sich sträubenden Kleinen mit sich. „Lass mich los!“ fauchte Tooru und riss sich los. Es fiel ihm erstaunlicherweise leicht, er wusste nicht, dass Die ihn schon vorher losgelassen hatte. „Hey, beruhig dich“, murmelte Die und kramte nach seinen Zigaretten. „Hier, willst du?“ Sofort riss der Blonde ihm die Schachtel aus der Hand und schob sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Er suchte nach seinem Feuerzeug, fand aber keins. Grinsend beugte Die sich zu ihm und zündete die Zigarette mit seinem Feuerzeug an. „Da“, sagte er und nahm seine Zigaretten wieder an sich. Sofort atmete Tooru den Rauch tief ein und schloss entspannt die Augen. Anscheinend war er ziemlich abhängig von Zigaretten. Fragend legte Die den Kopf schief. „Okay, hast doch bestimmt Hunger, oder? Worauf hast du Bock?“ „Hab keinen Hunger. Hab im Zug gegessen.“ Die zuckte mit den Schultern. Okay, dann halt nicht. „Gut, Tooru“, begann er doch der Blonde funkelte ihn an, dass Die erschrocken zurückweichen wollte bemühte sich aber, dem Blick stand zu halten. „Ich bin nicht Tooru“, Sagte der kleine böse. „Ich heiße Kyo. Keiner soll mich Tooru nennen.“ Wieder zuckte Die mit den Schultern. Von ihm aus konnte ihm das recht sein. „Okay. Ich heiße Die. Nur unsere Familie nennt mich Daisuke. Komm, damit wir uns gleich nicht streiten: Du bist Kyo, ich überzeuge alle, dich so zu nennen und du sagst niemals Daisuke zu mir, okay? Ich hasse diesen Namen.“ „Ich hasse meinen Namen auch“, erklärte Kyo emotionslos. Die bemühte sich, nett zu lächeln. „Gut. Dann hätten wir das ja geklärt. Aber hey, irgendwie glaube ich dir nicht, dass du keinen Hunger hast.“ Wieder funkelte ihn Too… nein Kyo an. „Woher willst du das wissen?“ Die schüttelte den Kopf und zog an seiner Zigarette. „Eingebung. Hab nen sechsten Sinn dafür. Also, du darfst aussuchen, weil du heute erst angekommen bist. Was willst du? Hier gibt es alles. Japanisch, Chinesin, Deutsch, amerikanisch, Pizza, Thailändisch, alles. Was möchtest du essen?“ Kyo sah sich um und triumphierend grinste Die in sich hinein. Er hatte also doch Hunger! „Ich hätte Bock auf Pizza.“ „Sollst du haben“, meinte Die und ging sofort los. Er kannte den Bahnhof in und aus wendig. Kyo blieb stehen, verwundert kam Die zu ihm zurück und legte ihm die Hände auf die Schultern du kam ganz nah an ihn heran. „He, wenn du Pizza willst, musst du auch mitkommen. Oder hast du Angst, dich zu verlaufen, dass du hier wie angewurzelt stehen bleibst?“ Kyo antwortete nicht und sah einfach nur auf den Boden. Komischer Junge, dachte Die, legte seinem neuen Bruder den Arm um die Hüften und zog ihn mit sich. Wieder wehrte Kyo sich, aber dieses Mal ließ Die nicht los. Dieser Kyo war wirklich seltsam, durchfuhr es ihm immer wieder, als sie sich auf einen der Barhocker setzten und sich die Auswahl ansahen. Kyo schien aber gar nicht richtig zu lesen, ersaß einfach nur da und starrte auf das Blatt Papier vor ihm. Seufzend zündete Die sich noch eine Zigarette hin und hielt Kyo ebenfalls die Schachtel hin. Der nahm sich wortlos eine und wartete auf Dies Feuerzeug. Auf einmal legte jemand Die von hinten eine Hand auf die Schulter. Verwundert fuhr der herum und sah zu den drei Jungen die hinter ihm standen und grinsten. Der, der Die die Hand auf die Schulter gelegt hatte, hatte violette, schulterlange Haare und setzte sich sofort neben Die auf einen Barhocker. Grinsend zeigte er mit dem Daumen auf Kyo, der auf die Tischplatte starrte. „He, was hast du dir denn da wieder Hübsches geangelt? Ist der nicht etwas zu jung für dich?“ Bei diesen Worten zuckte Kyos Blick hoch und strafte den verwunderten Violetthaarigen mit einem so bösem Blick, dass der beinahe von seinem Hocker gefallen wäre. Die lachte los. „Vorsicht, kao! Kyo hat den Todesblick echt gut drauf!“ Hinter fielen die beiden anderen Jungen i sein Lachen ein. Die drehte sich zu ihnen um und sie klatschten ab. „Shinya, Toshiya. Hey.“ Er sah zuerst zu dem kleinen mit langen braunen Haaren und femininem Gesicht. Der lächelte zögernd. „Hey, Die.“ Der größere, schwarzhaarige grinste und sah wieder zu Kyo. „Und wie heißt du, mein Kleiner?“ „Nenn ihn lieber nicht Kleiner, Toshiya, ich glaube, das mag er nicht wirklich.“ „ihr könnt gerne mit mir reden, als wäre ich mehr als nur ein Möbelstück“, hörten sie Kyo mürrisch murmeln. Der violetthaarige nickte. „stimmt, er hat Recht. Am besten wir stellen uns erst einmal vor. Also: ich bin Kaoru. Der Große da ist Toshiya und dieser hier ist Shinya“, grinste er und zog Shinya zu sich auf dem Schoß und begann, an seinem Ohr zu knabbern. „Und der gehört mir, nur schon mal vorweggesagt.“ Die lachte, als Shinya rot anlief und versuchte, Kaoru von seinem Ohr wegzuhalten. „Okay“, machte er dann weiter. „Das sind die drei besten Freunde, die man haben kann. Außer, wenn sie über einen herfallen. Aber egal. Stellst du dich selber vor? Ich bestell schon mal Pizza. Welche willst du eigentlich?“ „Eigentlich gar…“ „okay, bestell ich.“ Verwundert sah Kyo Die an, der aufstand und zu dem Barkeeper ging, der etwas abseits stand, seitdem er gesehen hatte, wie Kaoru an Shinya zu knabbern begann. Toshiya tippte dem kleinen auf die Schulter, um seine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. „Hey“, sagte er und lächelte. „Wie heißt du? Du kennst unsere Namen, jetzt wollen wir auch alles über dich und Die wissen.“ „Ähm… Ich bin Kyo“, begann Kyo zögernd, doch bevor er überlegen konnte, was er weiter sagen konnte, legte Die ihm von hinten den Arm den Hals. „Das ist mein neuer, Bruder. Hab euch doch von der Geschichte erzählt. Hätte ich mir ja eigentlich denken können, dass ihr es wieder vergessen habt. Also, noch einmal: Er heißt Kyo Andou. Eigentlich Nishimura, aber da er ja ab heute bei uns wohnt, heißt er Andou.“ Nervös zupfte Kyo an seinem Ärmel. Die Schnitte an seinem Arm begannen schmerzhaft zu brennen, er zuckte kaum merklich zusammen, ignorierte aber den weiteren Schmerz. Sein Arm zitterte und er hoffte, dass die anderen es nicht sahen. Er wollte, er musste!, sich schneiden, er verspürte einen unheimlichen Drang dazu die Klinge in seine blasse Haut zu schlagen und das heraus fließende Blut zu sehen. Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter und sah erschrocken auf. Er sah genau in Dies besorgtes Gesicht. Und es war Kyo eindeutig zu nah. „Hey, alles okay?“ fragte der Größere und verfestigte besorgt den Handdruck auf Kyos Schulter. Hoffentlich spürt er die Narben nicht, durchfuhr es den kleinen Blonden. Er hasste es, wenn andere ihn über die Narben ausfragten. Er schämte sich zwar nicht dafür, aber es machte ihn wütend, wenn andere sich in sein Leben einmischen wollten. Die zeigte auf die Pizza, die inzwischen vor Kyo lag. Die war schon lange am essen, hatte schon die Hälfte verschlungen, doch Kyo hatte noch nichts angerührt. „hey, du wolltest doch Pizza essen. Sorry, wenn du diese nicht magst, kannst du eine andere bestellen, aber du musst was essen, darauf besteh ich. Dein erster Abend in Tokio!“ Die lachte, aber Kyo zuckte nur mit den Schultern, nahm ein Pizzastück und biss hinein. Augenblicklich wurde ihm speiübel. Mal wieder. Er hatte eh nie Hunger, und wenn er dann doch was aß, dann ging das nicht, ohne dass ihm kurze Zeit später schlecht wurde und er meistens alles wieder auskotzte. Er nickte Toshiya zu, um sich von der Übelkeit abzulenken, dass er sich auch etwas nehmen sollte. Der blauhaarige nahm sich auch gleich eines und bis ein großes Stück ab. „Lecker“, mampfte er, „hey, Kyo, auf welche Schule gehst du eigentlich? Doch bestimmt auf unsere, oder?“ Wieder zuckte Kyo mit den Schultern. „Keine Ahnung.“ „Mensch, Toshiya! Er ist vor einer halben Stund ein Tokio angekommen, wir wissen erst seit ein paar Tage voneinander, da wird er wohl kaum den Namen unserer Schule wissen! Aber er kommt auf jeden Fall zu uns.“ antwortete Die für seinen neuen Bruder und reichte Kaoru ein Stück seiner Pizza. Der lilahaarige begann mit der Pizza Shinya zu füttern, der immer noch bei ihm auf dem Schoß hockte. „Super!“, rief Kaoru und legte seinem Shinya einen Arm um den Hals. „Bei uns ist es auch am lustigsten! Und du hast dich auch gleich mit den besten Leuten angelegt!“ „Wohl eher die Unbeliebtesten“, erwiderte Shinya und verdrehte ergiebig die Augen, als Kaoru begann seinen Nacken zu liebkosen. Kyo konnte nicht anders, er starrte die beiden an. Die lachte wieder und legte Kyo eine Hand auf die Schulter. „Daran wirst du dich gewöhnen müssen. Als Visus haben wir natürlich keinen guten Ruf an der Schule, kennst du bestimmt von deiner alten Schule. Und Kao und Shinya… Na ja, ich glaube dazu muss ich nichts ehr sagen.“ „Hilf mir lieber!“, schrie Shinya und wollte aufspringen, als Kao versuchte ihm den Pullover hoch zu ziehen, doch der Größere hatte schon seinen Arm um ihn geschlungen und lachte laut. „He! Nicht abhauen! Ich bin noch nicht fertig mit dir!“ „Kao, lass Shinya in Ruhe“, meinte Toshiya lachend. „Und verschon uns vor allem damit! Wir haben keinen Bock, euch dabei zuzusehen! Geht nach Hause!“ „Geht nicht“, murrte Kao und sah auf einmal nicht mehr so fröhlich aus. „Mein Vater ist da. In einer Stunde kann ich es versuchen, aber ich fürchte, heute bleibt er Zuhause, weil er mich gestern schon nicht erwischt hat. Und sonst übernachte ich halt wieder bei Shinya.“ „Ma merkt sowieso nichts“, meinte Shinya und strich seinem Freund tröstend über das Gesicht. „Seit der Scheidung merkt sie kaum noch, dass ich da bin. Da fällt Kao gar nicht auf.“ „Hey, Kao“, schlug Die vor, „dann geh doch ganz von Zuhause weg. Ich meine, die erste Zeit kannst du bei einem von uns verbringen, mal sehen, wir werden schon was finden, aber wenn es jett so schlimm wird, dass er schon auf dich wartet um dich zu verprügeln, solltest du echt was machen.“ Traurig schüttelte Kaoru den Kopf und lehnte sich an Shinyas Schulter. „Nein. Mutter ist doch auch noch da. Nein, ich muss immer mal wieder nach Hause kommen, um nach ihr zu sehen.“ Toshiya schüttelte den Kopf. „Dann geh zur Polizei.“ Kaoru stöhnte leidend auf und vergrub das Gesicht nur noch tiefer an Shinyas Schulter. Schweigend saß Kyo da und sah ihnen bei der Diskussion zu. Irgendwie war ihm das alles so fremd er kannte so etwas nicht. Dass man seine Probleme mit seinen Freunden bespricht. Dass man sich gegenseitig half. Diese Liebe zwischen Shinya und diesem Kaoru. Mit Tokio war er in eine ganz neue Welt eingetaucht. Und er spürte, dass er hier nicht hingehörte. Alles war so fremd, dass es ihm Angst machte. Seine Welt war zerbrochen, er konnte nirgendwo mehr hin. Warum sollte er also in Tokio, bei diesen Leuten, willkommen sein, als Fremder? Sie saßen bestimmt nur hier mit ihm, weil Dies Eltern ihn mit geschickt hatten. Ja, sonst würden sie es wahrscheinlich nie mit ihm aushalten, geschweige denn sich mit ihm abgeben. Dies Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Hey, Kyo, hast du was? Du bist so still. Und deine Zigarette hast du auch nicht angerührt.“ Erschrocken fuhr Kyo hoch und starrte in Dies besorgtes Gesicht. Der legte leicht lächelnd eine Hand auf die des anderen und drückte vorsichtig die schon sehr weit abgebrannte Zigarette aus. „Du verbrennst dich noch.“ Kyo spürte, wie er errötete und das machte ihn wütend. Warum wurde er jetzt rot? Die hatte ihm doch nur… Geholfen. Tatsächlich, dieser Kerl hatte ihm geholfen! Und das war auch nicht alles. Schin vorher, als Die ihm den Arm um die Taile gelegt hatte, der die Hand auf seine Schulter legte, fühlte es sich einfach zu angenehm an. Was sollte das nur? Was sollte das bedeuten? Die lächelte ihn an. „Und auf deine Pizza solltest du das nächste Mal auch besser aufpassen. Siehst du? Toshiya ist ein ziemliches Fressmaul.“ „Bin ich gar nicht!“, rief der große Schwarzhaarige empört und verschlang dabei noch schnell das letzte Stück der Pizza. „Wenn er anscheinend keinen Hunger hat, kann ich doch nicht einfach die Pizza verkommen lassen! Außerdem müsst ihr jetzt los, Daidai, ich sehe deine Eltern kommen.“ Schnell rutschte Shinya runter von Kaorus Schoß und setzte sich auf Toshiyas andere Seite, so weit weg wie möglich von Kaoru. Verwundert sah Kyo ihn an, entschuldigend lächelte der schmale braunhaarige. „Dies Eltern sind ziemlich konservativ. Wenn sie etwas über uns wüssten… wir wissen nicht, was sie machen würden. Verrat uns nicht, ja?“ Kyo nickte und Shinya lächelte erleichtert. Kaoru beugte sich über den Tresen zu ihm und drückte ihm kurz die Hand zum Dank wohl, dann strich er kurz aber unendlich sanft über Shinyas Finger und lehnte sich zurück auf seinen Platz. Wieder errötete Shinya leicht, aber er lächelte wieder. Die stand auf, verabschiedete sich kurz von seinen Freunden und zog dann Kyo mit sich in die Richtung ihrer Eltern. Die begrüßten die beiden mit einer Umarmung. Kyo bekam eine Gänsehaut. Eine Umarmung! Selbst seine richtige Mutter hatte ihn schon seit Jahren nicht mehr umarmt gehabt und nun umarmten ihn diese beiden, für ihn doch vollkommen Fremden, und behandelten ihn wie ihren eigenen Sohn. Die. Sein Halbbruder. Vorsichtig sah Kyo zu ihm rüber, als sie sich auf den Weg zum Auto machten. Die bemerkte diesen Seitenblick und grinste. „Na, Kleiner?“ fragte er scherzend und strich Kyo durch die eh schon struppeligen Haare. Dieser straffte ihn mit einem bösen Blick. Wieder lachte Die. „He, der war für das Kleiner, oder? Okay, ich lass es. Gut, dann nenn ich dich… Warumono. Genau. Und sei froh, dass ich den Namen aussuche, ich möchte gar nicht darüber nachdenken, auf was für Ideen Toshiya kommen könnte. Nur seinetwegen werde ich Daidai gerufen.“ „Klingt doch süß“, witzelte Kyo etwas genervt und wandte den Blick ab. Verwundert sah Die ihn an. „Hey, war das gerade ein Witz? Ich glaub’s nicht! Kyo, das erste Mal heute, dass du auch witzig sein kannst! Darauf stoßen wir nachher an! Vorerst musst du sowieso bei mir pennen, bis dein Zimmer fertig ist, ein zwei Nächte vielleicht. Hoffe, das macht dir nichts aus. Hatte einfach zuviel zutun gehabt.“ „Als wäre Musik das wichtigste“, murrte Andou-sama und schloss das Auto auf. „Für mich schon!“, erklärte Die gereizt und warf sich auf die Rückbank. Zögernd rutschte Kyo neben ihn und verstaute seine Tasche vor seinen Füßen. „Ist das eigentlich dein einziges Gepäck?“ ragte Die ihn und zeigte auf die verbeulte Sporttasche. Kyo nickte. „Ja. Mehr hab ich nicht.“ „Das müssen wir ändern und zwar schnell! Was meinst du, wir könnten morgen bestimmt mal ne Bandprobe ausfallen lassen, damit wir erst mal shoppen gehen können. Die anderen kommen natürlich mit!“ Fragend sah Kyo ihn an, fast schon erstaunt, dass man ihn einfach so zu einer Shoppintour einladen wollte. Eine Shoppingtour für ihn! Hat dieser Junge überhaupt irgendwann Spaß gehabt, fragte Die sich nun schon zum zichsten Mal heute. Anscheinend war Kyos Leben wirklich nicht gut verlaufen. „Welche anderen?“ fragte der kleine und zwirbelte eine Haarsträhne um den Finger. Die betrachtete die Piercings in Kyos Gesicht. Wie viele waren es wohl? Eines an den Lippen, eines am Auge und eines an der Nase. Sie wirkten überhaupt nicht auffällig oder hässlich, es war eher so, als würden sie eh in sein Gesicht gehören und es sah echt nicht schlecht aus. Überhaupt, Kyo selber sah gar nicht schlecht aus. Zwar etwas klein, aber dünn und gut gebaut. Schnell wandte Die den Blick von Kyo ab, bevor er diese Spinnereien noch weiter denken konnte. „Na, Kaoru, Toshiya und Shinya, ist doch klar! Es sind die besten Freunde der Welt und wahrscheinlich wird dir eh nichts anderes übrig bleiben, als mit uns abzuhängen, außer du verschanzt dich in irgendeiner Ecke und das werde ich nicht zulassen!“ Wirkte er vielleicht zu besitzergreifend, überlegte sich Die, und sah wieder zu Kyo, der nickend aus dem Fenster schaute, ohne wirklich etwas von Tokio zu sehen. Die seufzte stumm und sah schnell weg. Seine Eltern bemühten sich noch ein paar Mal um ein Gespräch mit ihrem neuen Sohn, doch Kyo antwortete immer einsilbiger, bis sie es irgendwann einfach aufgaben. Irgendwann werden sie ihn ganz aufgeben, wenn es so mit ihm weitergeht, dachte Die als sie bei ihrem Haus ankamen und ausstiegen. Kyo nahm seine Tasche und Die gab ihm ein Zeichen, ihm in sein Zimmer zu folgen. Auf dem Weg dorthin zeigte er immer wieder auf eine Tür und erklärte welcher Raum dort hinter lag. Schließlich kamen sie in Dies Zimmer an und der Größere öffnete schwungvoll die Tür. Kyos Blicke wanderten aufmerksam durch den Raum. Eigentlich nichts Besonderes. Ein großes Bett, ein Spiegel ein Schrank, Schreibtisch… alles ziemlich normal für ein immer. Dann fiel sein Blick auf die Gitarre in der Ecke. Sie war dunkelrot und schimmerte in dem Licht der Deckenlampe. „Du spielst Gitarre?“ fragte Kyo verwundert und stellte seine Tasche auf den Schreibtischstuhl. Die nickte verlegen. „Ja. Wir haben ne Band, weißt du? Ich und Kao sind Gitarristen, Shinya ist Drummer und Toshiya ist der Bassist. Was uns fehlt, ist ein Sänger. Aber das hat auch erstmal Zeit, zuerst müssen wir auch eigene Songs komponieren. Ist echt nichts besonderes, aber Musik ist halt so ziemlich alles für mich, weißt du? Aber hey, genug von mir, es ist schon spät und ich würde vorschlagen, wir gehen schlafen, okay? Morgen werden wir so gegen sechs geweckt, ist das okay?“ Kyo nicke. Stimmte ja, morgen war Schule. Er war schon ewig nicht mehr in der Schule gewesen. Hoffentlich würde das nicht so auffallen. Okay, wo soll ich schlafen?“ fragte Kyo. Verwundert sah Die ihn an. „Na, in dem Bett natürlich. Sorry, aber für die ersten Tage wirst du mit mir und meinem Bett vorlieb nehmen müssen. Macht dir das wa saus? Ich kann auch auf dem Boden oder auf der Couch im Wohnzimmer pennen, kein Problem.“ Schnell winkte Kyo ab. „Nein, ist schon okay. Ich…“ „Du bist so etwas nur nicht so gewohnt, oder?“ fragte Die und legte den Kopf schief. Erschrocken starrte der kleine Blonde ihn an, sagte aber nichts. Die bereute sofort das gesagt zu haben. Schnell winkte er ab. „Sorry, vergiss einfach, was ich gesagt habe. Weißt du noch, wo das Bad ist, oder soll ich’s dir noch mal zeigen?“ „Ich finds schon. Danke“, sagte Kyo und verließ den Raum. Er fand das Bad schnell und zog sich dort um. Hoffentlich würde Die die Narben und die frischeren Schnitte nicht bemerken, er hatte keinen Bock auf ein weiteres FrageAntworteSpiel, aber das war nicht der einzige Grund. Irgendwie war es ihm peinlich, wenn Die die Narben gefundne hätte. Bei jedem anderen wäre es ihm ziemlich egal gewesen, aber nicht bei Die- Wütend über sich selbst betrat Kyo wieder Dies Zimmer und legte seine Sachen ab. Die lag schon im Bett. Er grinste, als Kyo kam. „Gute Nacht“, sagte er, drehte sich um und schloss die Augen. Kyo löschte das Licht, stieg in das Bett und drehte Die ebenfalls den Rücke zu. Ohne ein weiteres Wort schlief er ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)