Die Yamashida-Morde von Hotepneith (Der sechste Dämonenkrimi) ================================================================================ Kapitel 1: Vier Tote -------------------- Mein zweiter Jahrestag auf animexx nähert sich. Ich hätte nicht gedacht, dass ich soviele Leser und Kommentatoren haben würde. Vielen Dank! Die Personen und ihr Status sind in der Chara-Beschreibung angegeben. Viel Spass beim Mitraten. Dankeschön an lizard und schalmali, die sich als beta dieser verwickelten Geschichte angenommen haben, und so einigen logischen Fehlern auf die Spur kamen. 1. Vier Tote Der menschliche Fürst sah sich ein wenig besorgt um, auch, wenn fünf seiner Samurai ihn begleiteten. Das würde hier nichts helfen. Das war ein Dämonenschloss, das Schloss des Herrn der westlichen Länder, und auch, wenn er den Inu no Taishou als durchaus freundlich kennen gelernt hatte, so war ihm doch ein wenig unwohl. Mit gewisser Überraschung bemerkte er einen älteren Dämon in Heilerkleidung, der trotz der einsetzenden Dämmerung im Kräutergarten arbeitete. Dämonen wurden auch Heiler? Aber das junge Mädchen neben ihm war eindeutig menschlich. Irgendwie beruhigte ihn das. „Yamashida-sama?“ Die höfliche Anrede ließ ihn sich umdrehen. Ein menschlicher Diener verneigte sich vor ihm. So meinte er: „Ja?“ „Würdet Ihr mir bitte folgen? Der Herr erwartet Euch. - Eure Samurai können gern hier warten.“ Das war eine deutliche Aufforderung, sie nicht mit in das Arbeitszimmer des Hundefürsten zu bringen. Aber das wäre auch äußerst unhöflich gewesen. So winkte Fürst Yamashida seinen Männern: „Wartet hier. Führe mich zu deinem Herrn.“ Kurz darauf ließ er sich im Kniesitz höflich vor dem Hausherrn nieder. Er hatte den Inu no Taishou schon einige Male gesehen, aber jedes Mal spürte er eine Macht, die die seine weit übertraf. Der Dämon vor ihm war der wahre Herr der westlichen Länder. Und aus diesem Grund war er auch hierher gereist, so rasch er es vermochte. Neben dem Hundefürsten saß ein junger Mann, dessen Ähnlichkeit verriet, dass er der Sohn des Schlossherrn war. Er wirkte wie vielleicht fünfzehn, aber Fürst Yamashida wusste, dass das sicher anders war. Das musste der Erbprinz sein, Lord Sesshoumaru. „Fürst Yamashida, welch unerwartetes Vergnügen.“ Die tiefe Stimme des Herrn der Hunde klang nicht unfreundlich. „Ich danke Euch, dass Ihr mich so schnell empfangt, Inu no Taishou.“ „Ich nehme an, dass Ihr einen Grund hattet, zu kommen.“ Immerhin lag das Schloss der Yamashidas eine gute Tagesreise von hier. „Ja. Ich möchte Euch um Hilfe bitten.“ Dem menschlichen Fürsten entging der verächtliche Ausdruck nicht, der über das Gesicht des Erbprinzen huschte. So fügte er erklärend hinzu: „Ich...ich hörte, dass es schon einige Mordfälle in den westlichen Ländern gab, die in Eurem Namen bereinigt wurden.“ „Mord, also.“ „Ja. Um genau zu sein, sind es nun schon vier. Wenn ich es Euch erklären dürfte...?“ Das klang zumindest nicht nach einer Ablehnung: „Ich…meine Männer und ich wissen nicht mehr weiter. Und es scheint ein Mörder zu sein, der wahllos zuschlägt.“ „Vier Morde?“ „Ja, Inu no Taishou. Und alle in den letzten drei Tagen.“ Der Fürst zog einen Zettel aus seinem Ärmel: „Das erste Opfer, Kinosuke Kyoji, wurde vor drei Tagen gegen Mitternacht im Wirtschaftshof gefunden. Er war Schreiber in meiner Kanzlei. Er wurde von einem Schwert oder so etwas zweimal in den Rücken gestochen. Nur wenige Stunden später wurde die Leiche eines Samurai gefunden, Hiromichi Tanashiro. Er war ein starker, kampferprobter Mann und so ist es uns allen ein Rätsel, wie sein Mörder so nahe an ihn herankommen konnte. Er wurde mit einem schmalen Messer von der Seite her erdolcht.“ „Hatte er keine Rüstung an?“ kam ein Einwurf des Erbprinzen. „Doch, Lord Sesshoumaru.“ Yamashida war etwas überrascht: „Aber er wurde unter der Achsel getroffen, eine ungeschützte Stelle. Er wurde hinter einem Schuppen gefunden. – Am nächsten Morgen, nun, eher gegen Mittag, wurde die Leiche von Kamui Iwago entdeckt. Also, das war gestern. Ein Rechtsgelehrter in meiner Kanzlei. Er lag ebenfalls an einer unauffälligen Stelle im Wirtschaftshof. Er…ihm hatte man ein Schwert in den Bauch gestoßen. Kein sehr schöner Anblick.“ Er räusperte sich etwas: „Er war schon über fünfzig und sehr wohl beleibt...nun ja. Der nächste Tote war dann Kazutaka Nakamura. Er war ebenfalls ein Samurai. Er starb am Abend des gestrigen Tages. Man fand ihn im Burggraben. Er hatte zwei Stichwunden im Rücken, eine im Hals und eine in der Wirbelsäule.“ „Dann hatte er keine Rüstung an?“ „Das ist wahr, Lord Sesshoumaru. Er hatte sich eine Verletzung ein oder zwei Tage zuvor zugezogen und hatte um etwas Erholung gebeten, sagte sein Hauptmann.“ Der Fürst war ein wenig überrascht, dass dieser so jugendlich wirkende Prinz anscheinend mitdachte. Aber dann fiel ihm ein, dass er gehört hatte, Lord Sesshoumaru habe die Ermittlungen für seinen Vater geführt. Und das wohl äußerst erfolgreich. „Bitte, fahrt fort, Fürst Yamashida“, äußerte der Inu no Taishou. „Takeshi…Takeshi Matano, mein Burgvogt, führt gewöhnlich solche Ermittlungen, aber nun ist es….wie soll ich es sagen. Ich habe eine gewisse Schutzpflicht gegenüber meinen Leuten. Und dass in meinem Schloss ein Verrückter herumläuft, der solche wahllosen Morde begeht, das kann ich nicht dulden. Takeshi ist gewiss ein guter Burgvogt, aber ich fürchte, mit einem solchen Problem doch leicht….überfordert.“ „Ich verstehe, Fürst Yamashida.“ Der Inu no Taishou sah seitwärts: „Du wirst das übernehmen, Sesshoumaru.“ „Wie Ihr befehlt.“ Der Unwillen des Erbprinzen war gut verborgen. Er würde seinen Vater und sich selbst nie vor einem Menschen beschämen. „Nimm Sakura mit.“ Erklärend fügte der Hundefürst hinzu: „Sakura ist ein Menschenmädchen, das zur Heilerin ausgebildet wird, Fürst Yamashida. Sie könnte nützlich sein.“ „Wie immer Ihr wünscht.“ Yamashida war froh, Hilfe zu bekommen. Er hatte heute Morgen, alles stehen und liegen gelassen, um hier her zu reisen. Vielleicht würde allein die Anwesenheit von Lord Sesshoumaru weitere Bluttaten verhindern: „Darf ich fragen, wie Ihr Euer Zimmer wünscht, Lord Sesshoumaru?“ „Ihr habt Gästezimmer.“ Sesshoumaru war alles andere als begeistert, in ein Menschenschloss zu müssen, aber der Befehl war eindeutig gewesen. Und es war natürlich schmeichelhaft, dass sein Vater annahm, er würde auch eine solche rätselhafte Mordserie aufklären können. „Sakura bleibt bei mir. Ein Diener vor der Tür.“ „Ja, Lord Sesshoumaru. Ich danke Euch. - Dann…dann werde ich sofort zurückreisen“ „Bleibt diese Nacht“, sagte der Hundefürst sofort: „Es wird dunkel.“ „Ich danke Euch, Inu no Taishou.“ Sakura war in ihr Zimmer zurückgekehrt. Der kleine Raum befand sich auf der Außenseite des Anbaus, in dem ihr Lehrer Neigi sein Zimmer und sein Labor hatte. Die Tür, oder eher der Vorhang, der ihr als diese diente, ging zum Kräutergarten. Nur die Türen der hohen Herren waren aus Holz und Papier. Sie setzte sich müde. Der Tag war lang gewesen und sie hatte heute viel Neues gehört. Als der Türvorhang beiseite geschoben wurde, sah sie überrascht auf. Wollte ihr Lehrer noch etwas von ihr? Fast entsetzt bemerkte sie, wer hereinkam. Nur der langgeübte Reflex einer Dienerin ließ sie sich ordnungsgemäß hinknien, den Kopf senken. Aber ihr Herz raste. Wenn ein Prinz nach Einbruch der Dämmerung das Zimmer eines Mädchens betrat, konnte es dafür eigentlich nur einen Grund geben. Sesshoumaru konnte ihren Schreck wittern, aber er nahm an, dass sie Tadel, Strafe fürchtete. So sagte er: „Du wirst morgen früh mit mir zum Yamashida-Schloß reisen.“ Sie war erleichtert. Gab es wieder Ermittlungen? „Wie Ihr befehlt, Lord Sesshoumaru.“ Er war verschwunden und sie atmete auf, schalt sich selbst aber eine Närrin. Er hatte doch schon zu ihr gesagt, dass er nichts von ihr wolle. Warum also reagierte sie, wie ein aufgescheuchtes Huhn? Aber eigentlich kannte sie die Antwort. In ihrem früheren Leben, in einem Menschenschloss, hatten sowohl der Prinz als auch der Haushofmeister ihr entsprechende Avancen gemacht. Und das, obwohl sie noch fast ein Kind gewesen war. Sie sollte wirklich aufhören, Lord Sesshoumaru mit Menschen zu vergleichen. Er war ein Dämon - und als Gebieter eben mit allen Vor- und Nachteilen, die das für ein Menschenmädchen hatte. Sie erhob sich, packte rasch andere Kleidung ein, Kamm, was sie für einige Tage benötigte. Soweit sie das wusste, würde der Hundeprinz ihrem Lehrer selbst sagen, dass er sie mitnehmen wolle. Und Neigi konnte kaum anders als zustimmen. „Du weißt es schon?“ Die Stimme des dämonischen Heilers ließ sie sich umdrehen, hastig den Kopf neigen: „Ja, sensei. Lord Sesshoumaru sagte, ich solle morgen früh mit ihm zum Schloss der Yamashida reisen.“ „Fürst Yamashida höchstselbst kam heute, ich sah ihn. Das scheint etwas zu sein, das Menschen so beunruhigt, dass sie sich an den Herrn wenden.“ Neigi zögerte ein wenig. Aber er mochte Sakura gern. Sie war höflich, fleißig, eine äußerst intelligente Schülerin: „Bitte, sei vorsichtig.“ Sie sah überrascht auf: „Verzeiht, sensei, ich verstehe nicht.“ „Morde, und es scheinen mehrere gewesen zu sein, die Menschen dazu bringen, sich an Dämonen um Hilfe zu wenden, sind gewiss gefährlich. Wer auch immer der Mörder ist, könnte sich durch die Ermittlungen des Prinzen aufgeschreckt fühlen. Natürlich wird Lord Sesshoumaru mit so etwas fertig, aber du bist eben ein Mensch.“ „Ich verstehe, sensei. Ihr befürchtet, der Mörder könne sich an mir rächen. Oder durch meine Fragen aufgeschreckt werden. Aber Ihr wisst, dass ich Befehle des Prinzen befolgen muss. Gleich, was dabei für mich herauskommt.“ Sie erinnerte sich allerdings nur zu gut daran, dass Lord Sesshoumaru einmal gesagt hatte, niemand würde dafür bezahlen müssen, wenn er seine Befehle befolge. Sie hoffte, dass er noch immer dieser Meinung war. Denn Neigi hatte Recht. Eine Mordserie - das klang bedrohlich. „Ich weiß, meine Schülerin. Und ich möchte dich auch nicht in Versuchung führen, Lord Sesshoumaru zu widersprechen. Das hätte gewiss üble Folgen. Doch sei im Yamashida-Schloss so vorsichtig, als würdest du einen zugefrorenen Fluss überqueren.“ „Das verspreche ich Euch, sensei. Danke, dass Ihr Euch Sorgen um mich macht.“ Neigi lächelte ein wenig: „Ich würde ungern den besten Schüler verlieren, den ich je hatte. Gute Nacht, Sakura.“ Er ließ sie sprachlos zurück. Bei Sonnenaufgang war Sakura reisefertig. Ein wenig überrascht entdeckte sie Fürst Yamashida, der auf einem Pferd saß, fünf seiner Samurai um sich. Einen Fürst zu Pferd hatte sie noch nie gesehen. Aber sie fiel hastig auf die Knie, als der Inu no Taishou und Lord Sesshoumaru den Hof betraten. Fürst Yamashida war für einen Augenblick versucht, abzusteigen, verneigte sich dann aber nur tief. „Sakura.“ Der Hundeprinz drehte sich nicht um. Sie stand sofort auf, eilte zu ihm, um sich erneut niederzuknien, eine Aufmerksamkeit, die den menschlichen Fürsten leicht schlucken ließ. Die Gerüchte um den Erbprinzen schienen zu stimmen, dass er äußerste Höflichkeit verlangte, andernfalls bräuchte man sich keine Gedanken um die eigene Zukunft mehr zu machen. „Wir treffen uns an Eurem Schloss, Fürst Yamashida“, ergänzte Sesshoumaru, der um nichts auf der Welt neben einem reitenden Menschen den Tag verbracht hätte. „Äh ja….“ brachte der hervor, ehe er fortfuhr: „Ich danke Euch, Inu no Taishou, Lord Sesshoumaru diesen Auftrag gegeben zu haben.“ „Dann reitet.“ Da das ein Befehl war, gehorchten der Fürst und seine Männer. „Es ist ein Menschenschloss….“ Sesshoumaru klang nachdenklich. „Du weißt, dass du dich zurückhalten solltest.“ „Sollte ich.“ Was meinte sein Vater? „Falls der Mörder dir zu lästig fällt, kannst du dich natürlich gegen ihn wehren.“ „Ich verstehe, mein Herr und Vater.“ Er war dankbar, dass der Inu no Taishou das so neutral formuliert hatte. Das bedeutete, falls es der Mörder wagen sollte, ihn selbst oder auch Sakura anzugreifen, dürfte er entsprechend reagieren. „Ich werde in Eurem Sinn handeln.“ „Davon bin ich überzeugt, mein Sohn.“ Fürst Yamashida erreichte sein Schloss, ohne dass von dem Dämonenprinzen etwas zu sehen war. War das nun unhöflich? Oder hatte der etwas vor? In jedem Fall bot ihm diese Verspätung Gelegenheit, seine Leute entsprechend zu informieren, dass ein Ermittler käme, was und wer der sei, und dass sie äußerste Höflichkeit bewahren sollten. Allen voran natürlich sein Burgvogt, Takeshi Matano, der für gewöhnlich selbst der ermittelnde Beamte war. „Ich verstehe, mein Fürst, “ sagte dieser. „Es tut mir leid, Takeshi, falls du dich zurückgesetzt fühlen solltest. Aber..“ „Ihr braucht Euch sicher nicht zu entschuldigen. Ich ermittle für gewöhnlich bei Viehdiebstählen und ähnlichem. Schon ein Mord war bizarr, aber nun vier... Ihr habt eine Verpflichtung gegenüber dem Clan.“ Der Burgvogt verneigte sich etwas. „Ich bin froh, dass du das so siehst.“ „Gewiss, mein Fürst.“ Aber Takeshi Matano war sicher, dass es ihm lieber gewesen wäre, der hinzugezogene Ermittler wäre zum einen ein Mensch und zum zweiten…nun, nicht gerade der Erbprinz, über den so manche Gerüchte umliefen. Andererseits verstand er den Fürsten nur zu gut. Vier Morde in drei Tagen würden genügen, jeden Schlossherrn in Panik zu versetzen. Und der Burgvogt gab zu, dass er nichts anderes getan hatte, als seinem Herrn zu versichern, dass es keine weiteren Morde mehr geben würde. „Ich bin sicher, Lord Sesshoumaru wird auch mit unserer Heilerin reden wollen. Ich werde die miko Hitomi informieren.“ „Danke. Ja, das stimmt. Er wird sicher die Toten sehen wollen. Ich...“ Fürst Yamashida brach ab, als seine Samurai das Tor in ungewohnter Eile aufrissen, sich hastig hinknieten. Er war sicher, wer da kam und beeilte sich, seinem Gast entgegenzugehen. ************************************************ Das nächste Kapitel heisst: Medizinische Erkenntnisse. Wer so nett ist, mitzuraten, schicke ich, wie gewohnt eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)