Wahre Liebe - falsches Spiel von Akki ================================================================================ Kapitel 3: Verführung --------------------- Hallo ^-^ Hier mal wieder ein "Häppchen" für zwischendurch und zum Kraft tanken, bevor es bald richtig zur Sache geht. Viel Spaß beim Lesen ^-^ ---------------------------------------------------------------------- Der Braunhaarige schaute nicht minder geschockt zurück. //Das hab ich jetzt nicht wirklich gesagt, oder? Bitte lass es nur eine böse Vision oder so gewesen sein!// 'Vergiss es, Taichi-boy. Die Kleine haste eben verloren.' Fast schon bedauernd strich der zwölfjährige Matt über das Haar des Mädchens, das den gleichen goldenen Schimmer aufwies wie sein eigenes. Und auch seine Augen, die ihn jetzt durchdringend anstarrten, ähnelten denen des Mädchens in Form und Farbe auf gespenstische Art und Weise. Fast hätten die beiden Geschwister sein können. //Ob ich mich deshalb in sie verloren habe?// sinnierte Tai, während die Zeit um ihn herum still stand. Matt kicherte. 'Weil sie mir so ähnlich sieht? Du bist lustig, Tai. Heisst das denn, dass du mich soooo sehr magst, dass deine Traumfrau mir ähnlich sein muss?' Obwohl der Chibi mit den Worten eines Kindes gesprochen und ihn damit nur verspotten wollte, wurde der Fußballer noch eine Spur nachdenklicher. Ja, hieß das, dass er Matt so mochte? //Er ist mein bester Freund.// Dieser Gedanke schien für Tai alles zu regeln, aber der Chibi schien sich damit nicht zufrieden zu geben. Ohne jedoch etwas zu erwidern, lächelte er nur wissend, beugte sich zu Marina und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen, bevor er dem Braunhaarigen frech die Zunge rausstreckte und verschwand. Tai... fiel wieder ein, was er gesagt hatte und er wandte seine Aufmerksamkeit wieder voll und ganz Marina zu. "Äh, tut mir Leid, ich... ich hab keine Ahnung, warum ich das jetzt gesagt hab. Hoffentlich nimmst du mir das jetzt nicht zu Übel, ich hab dich nämlich wirklich gern und will nicht, dass..." "Ok." "...genau, ich will nicht, dass - was?!" Tai starrte Marina an, als sei diese ein Außerirdischer vom Planeten Eros [*bestimmter Person zuzwinker*], aber diese schaute in Gedanken versunken an ihm vorbei. Mehrere Sekunden lang hatte Matt den anderen nur geschockt anstarren können. Seine Gedankenwelt hatte sich in einen Chaosstrudel verwandelt, ein Schwarzes Loch, das alles auch nur halbwegs vernünftige sofort verschlang. Tai, Protagonist seiner wildesten Träume, Grund zahlloser schlafloser Nächte, sein bester Freund, den er in dem Moment verloren hatte, in dem er zu mehr geworden war. Dieser kleine süße Junge mit den Wuschelhaaren und dem Herzen eines Helden hatte gerade seine zwei-Stunden-Bekanntschaft zum Sex eingeladen. Irgendetwas konnte hier doch nicht stimmen! Dennoch... was ihn fast mehr schockte als Tais Worte, war die Antwort, die ihm sofort auf der Zunge gelegen hatte 'Aber immer doch, Darling'. //Oh man, wo sind die Heckenschützen, wenn man sie mal brauchen könnte? Hey, ich bin ein extrem gefährlicher Perverser, warum knallt mich niemand ab?// Aber der Blonde wusste selbst nur zu gut, dass er kein Perverser war. Nein, er liebte Tai einfach nur und deshalb war es ganz natürlich, dass er dem Besitzer seines Herzens näher sein wollte. //Tai wird das allerdings etwas anders sehen, wenn Marina sich als Typ entpuppt...// Und wenn er es nie erfährt? Das kleine Stimmchen wurde vom Rest seines Gehirns sofort wieder an den Rand seiner Wahrnehmung geschoben. Für so einen Unsinn hatte man in Matts Logikzentrum keine Verwendung... oder doch? Der Sänger holte das kleine Stimmchen wieder nach vorne. //Und wie soll das gehen?// Und das Stimmchen erklärte und die restlichen Gedanken schwiegen in respektvollem Schweigen und Matts Augen fingen an zu leuchten. "Ok." Hatte er das jetzt laut gesagt? Na, auch egal... ob er das alles zu Hause hatte? Schließlich war er noch nie in der neuen Wohnung gewesen. Der Blonde hatte sich voll und ganz darauf verlassen, dass sein Manager alles regelte. Sein Manager... Matt grinste. Ohja, bestimmt würde er alles finden, das er für seinen Plan benötigte. Und wenn nicht hieß es eben improvisieren. Für ihn als Sänger doch ein Klacks, oder? "Äh, Marina? Ist das dein Ernst?" Zuversichtlich lächelte Matt "seinen" Tai an. "Klar." Denn diese Chance würde er sich nicht entgehen lassen. Geblendet schloss Tai die Augen, als er Marinas strahlendes Lächeln sah und seine Hände schlossen sich um den Pfeilschaft, der aus seiner Brust ragte, und die Wucht des Geschosses pinnte ihn an die nächste Wand. Eine dicke Frau kreischte pansich auf, als sie den angeschossenen Jungen sah... Aber da wir hier nicht im Film waren... Etwas unsicher erst, dann ebenso strahlend, erwiderte Tai das Lächeln. //Dann war die ganze Aktion vielleicht doch nicht so dumm...// Sein innerer Schweinehund wollte schon wieder triumphierend losheulen, als Tai ihn hart an die Leine nahm. Oh nein, diesmal war vielleicht nochmal alles gut gegangen, aber er würde dem Tier keine zweite Chance geben, sein Leben zu zerstören. Der Hund konnte noch so knurren und an seiner Kette zerren, Tai war fest entschlossen seine Hormone nicht wieder über seinen Kopf siegen zu lassen. Schließlich war er ein Mann, da schaffte er das! "Tai?" Die verführerisch-tiefe Stimme des Mädchens und ihr süßes Lächeln ließen ihn schon fast wieder in seinem Entschluss schwanken, aber zum Glück hatte ein Teil von ihm wirklich gute Arbeit geleistet, als er die Kette des Schweinehundes in einer tief-dunklen Stelle seines Bewusstseins festgeschweisst hatte. "Äh, ja?" Seltsam, dass seine Stimme so rauh klang, als hätte er Sandpapier verschluckt. Dabei war der letzte Schluck aus seinem schwer-alkoholischen Drink noch gar nicht so lange her. "Gehn wir zu mir? Ich müsste auch noch eine Kleinigkeit zu Essen rumstehen haben..." //ESSEN?!// Ein Schmunzeln schlich über Matts Züge, als er die Euphorie in Tais Augen sah, die von dem schlichten Wort "Essen" ausgelöst worden war. Ohja, sein Bällchen hatte sich überhaupt nicht geändert... Ok, vielleicht doch, aber zum Glück nicht in diesem Punkt. Es hätte dem Sänger schwer zugesetzt, wenn sein Freund sich zur Gattung "Low-Fat-Eater" entwickelt hätte. //Ok, Köder ausgeworfen, Junggott angebissen - jetzt muss nur noch alles andere klappen.// Entschlossen gab er der Serviererin ein Zeichen. "Wir möchten zahlen!" Das Mädchen schaute ihn etwas verwundert an, nickte dann aber. Der Blonde grümmelte innerlich vor sich hin. //Frauen.// "Ähm... Marina?" Mit den Gedanken noch bei der Ungleichstellung zwischen Mann und Frau in Kneipen und Co, wandte sich Matt wieder seinem Begleiter zu. "Mhm?" "Welche hast du lieber, die Grünen oder die Roten?" Zum wiederholten Male schaute er seinen Freund mehr als fassungslos an. "Weil, von den Roten hab ich nur noch eins, und falls wir mehr brauchen..." Mit größter Willensanstrengung schaltete Matt Tais Stimme in seinem Kopf aus. Das konnte ja noch was werden. Worauf hatte er sich da nur eingelassen? "Warte... kurz. Bin... gleich wieder... da." Mit einem leisen Poltern fiel die Tür hinter ihm ins Schloss und der Blonde lehnte sich erst einmal mit dem Rücken an die Wand, um wieder zu Atem zu kommen. //Himmel, kann der küssen!// Und wie der ran ging. Da konnte ein kleiner Sänger in Mädchenklamotten direkt Angst bekommen. Mooment - was hieß hier eigentlich 'Mädchenklamotten'? Sein normales Outfit hatte Matt immerhin anbehalten dürfen, also nichts da von wegen Transe oder so. Tai war wohl einfach geschlechtsblind. Genau. Alles ganz einfach und überhaupt nicht seine Schuld. Der Blondschopf dachte an den letzten, heissen Kuss zurück. //Ok, wenn das so weitergeht wird sein Tastsinn ihm bald eröffnen, was sein Auge nicht zu sehen vermochte. Das im Aufzug ging nur gerade nochmal so gut. Aber wenn mein Schatz seine Hände nicht bei sich behalten kann ist bald Mau.// Langsam rappelte er sich wieder auf. //Na dann wollen wir doch mal alles tun, damit das hier noch eine laaange Nacht wird.// Völlig unmädchenhaft [wie er meinte *g*] begann er zu grinsen und machte sich unverzüglich ans Werk. * * * Tai wartete derweil vor der Tür. Etwas schwer atmend lockerte er seinen Hemdkragen. Wie kam es nur, dass ihn diese Frau so heiss machte, dass er es nicht einmal auf offener Straße geschafft hätte seine Finger bei sich zu behalten, wenn Marina ihn nicht immer wieder ziemlich bestimmend zurückgeschubst hätte? Bis jetzt war sie doch kaum mehr als eine flüchtige Barbekanntschaft und der ganze Ablauf schien eher zu einem ONS zu passen, als zu etwas Langlebigerem. Dabei wollte er doch nicht, dass diese Nacht einmalig sein würde! Er fühlte sich in Gegenwart der Blonden so wohl, aufgehoben, geborgen, sicher, entspannt... Schon seit Jahren hatte er sich nicht mehr so gefühlt. Ja, er konnte nicht einmal sagen, wann er sich überhaupt so gefühlt hatte. Außer vielleicht bei Matt. Der Gedanke an seinen besten Freund versetzte ihm einen Stich im Herzen. Was war an diesem schicksalträchtigen Abend vor acht Jahren nur schief gelaufen? Er war so glücklich gewesen, überschäumend vor Glück, und war sofort zu Matt gefahren, um einzig seinen Freund an diesen Gefühlen teilhaben zu lassen. Übermütig hatte er so lange den Klingelknopf gedrückt, bis der Blondschopf die Tür genervt aufgerissen hatte. Tai hatte sich richtig erschrocken, beim Anblick des schlecht gelaunten Sängers. Er hatte schlucken müssen, aber bevor er noch eine klägliche Entschuldigung stammeln konnte, hatte sich der Ausdruck auf Matts Gesicht komplett gewandelt und war einem strahlenden Lächeln gewichen. Wenn es überhaupt möglich gewesen war, hatte sich sein Glücksgefühl in diesem Moment noch gesteigert. Das war Matts offenes, ehrliches Lächeln, das außer ihm, Tai, nur ganz wenige andere Leute hatten sehen dürfen. Und es machte Tai jedesmal unheimlich glücklich, wenn er sah, wie der Blonde ihn mit diesem besonderen Lächeln begrüßte. Als er seinem Freund den Grund seines Besuches erzählt hatte war dieses Lächeln allerdings komplett aus Matts Gesicht verschwunden. Der Blonde war fuchsteufelswild geworden und hatte Tais Verabredung mit Namen bedacht, die der Braunhaarige nie aus dem hübschen Mund seines Freundes erwartet hatte. Natürlich hatte sich der Fußballer sofort persönlich angegriffen gefühlt und seine wütenden Worte standen denen Matts in nichts nach. Er wusste nicht mehr genau, was er gesagt hatte, aber er erinnerte sich noch genau an den Augenblick, in dem er in Matts Augen einen so starken Schmerz gesehen hatte, dass seine Wut sich schlagartig in Luft aufgelöst hatte. Aber dann hatte sich wütendes Feuer die Augen seines Freundes zurück erobert und der Jüngere hatte sogar noch wüster geantwortet. Das war der Moment gewesen, in dem Tais brodelnder Vulkan ausgebrochen war und mit einem letzten schroffen Satz hatte er das Zimmer verlassen - um zu einem Date zu eilen, das nie stattfinden sollte... Durch heftiges Kopfschütteln versuchte der Fußballer diese trüben Gedanken abzuschütteln. Die Geschehnisse von damals gehörten der Vergangenheit an, Marina aber gehörte zur Gegenwart. Deswegen wollte er lange, lange mit diesem Mädchen zusammensein - und nicht alles durch einen schnellen ONS zerstören. Und dennoch - Tai konnte nicht anders, als seinen Hormonen zu gehorchen. Sein innerer Schweinehund hatte während seines Schwelgens in Erinnerungen alle Ketten gesprengt und die Macht über seinen Körper übernommen. Geifernd und sabbernd wartete er darauf der blonden Schönheit die Kleider vom Leib zu reissen, um... Mit einem strengen Blick verwies Chibi-Matt den Schweinehund in seine Schranken, bevor er sich lächelnd seinem großen Freund zuwandte. 'Keine Sorge, ich kümmere mich schon um das Kerlchen hier und passe auf, dass er euch beide nicht stört. Schließlich hast du endlich jemanden gefunden, der dich glücklich machen kann, oder?' Tai musste nicht lange überlegen, um bestätigend zu nicken und seine Halluzination sanft anzulächeln. Der Chibi kniff die Augen zusammen, legte den Kopf schief, lächelte noch einmal fröhlich und verschwand dann mitsamt dem geifernden Ungetüm. Tais Hinterkopf schlug mit einem dumpfen Pochen gegen die Wand, als der Fußballer sich erleichtert zurücklehnte. //Danke, Matt, alter Freund...// "Komm rein." Blinzelnd versuchte der Braunschopf seinen Blick auf die Gestalt vor sich zu konzentrieren. Unbewusst streckte er seine Hände aus, um die zierliche Gestalt an sich zu ziehen und damit zu verhindern, dass sie sich plötzlich wieder in Luft auflöste, aber das Mädchen entwand sich spielerisch seinem Griff. "Später," hauchte sich verführerisch, "jetzt komm erst mal rein..." Und wie an unsichtbaren Fäden gezogen folgte Tai dem Mädchen. Wie viel Zeit war eigentlich vergangen? * * * Erleichtert schloss Matt die Tür hinter ihnen beiden. Die Vorbereitungen zu seiner kleinen... Verführung... hatten doch länger gedauert als gedacht. Denn auch wenn sein Manager wie erwartet das meiste von dem, was er brauchen würde, in seine Wohnung geschafft hatte, würde er in manchen Dingen improvisieren müssen. Zum Beispiel in Punkto Bett. Momentan stand in seinem Schlafzimmer ein einfaches 1-Personen-Holzbett, statt seiner gemütlichen 'Kuschelecke'. Nun musste eben der Fußboden, weich gepolstert mit allerhand Kissen, Decken und Teppichen, als 'Liebesnest' herhalten. Die Improvisation bot allerdings auch einige neue Möglichkeiten, die unter anderem durch die weiträumige Fläche entstanden... Aber jetzt sollte er sich wohl erstmal um seinen geliebten Tai kümmern... Hach, wie oft hatte er schon von einer Situation wie dieser geträumt? Tai allein in seiner Wohnung, ihm ausgeliefert und die Luft prickelnd vor Erotik... Ok, momentan schien sich eher der schwere Schleier der Unsicherheit über sie beide zu senken, aber das würde er schon noch ändern. "Ähm, hier lang, bitte..." Mit einer einladenden Geste ließ Matt seinen Gast an sich vorbei ins Wohnzimmer treten und bedeutete ihm, auf dem Boden Platz zu nehmen. //Oh Tai, du bist ja so süß!// Mit einem sanften Lächeln auf dem Gesicht drückte er den ratlos im Zimmer Stehenden in die Kissen und verschloss seinen Mund mit einem süßen Kuss, bevor er sich wieder erhob und den Fußballer ernst ansah. * * * Dieser war gerade etwas verwirrt, da seine Sinne ihm einen Streich gespielt und das lang ersehnte, besondere Lächeln auf das Gesicht dieses Mädchens gezaubert hatten. Warum musste er heute so oft an seinen Jugendfreund denken? "Alsoo..." Die tiefe Stimme des Mädchens riss ihn wieder aus seinen Gedanken. War das etwa ein Schimmer von Rot auf Marinas Wangen? Bei dem difusen Licht der Teelichter konnte Tai es nicht genau erkennen... Und konnte es wirklich sein, dass ihm erst jetzt auffiel, dass der ganze Raum nur durch an strategisch wichtigen Stellen platzierte Teelichter erleuchtet war?! Vielleicht war er von seinem inneren Schweinehund abhängiger als er dachte... "... das klingt jetzt vielleicht etwas seltsam, Süßer..." Allein die besondere Betonung dieses einen Wortes jagte ihm kalte Schauer über den Rücken. "... aber da du jetzt in meiner Wohnung bist, musst du auch nach meinen Regeln 'spielen'." //Hö?// Tai erschloss sich die Bedeutung dieser Worte noch nicht so ganz. Was meinte das Mädchen mit Regeln... und was mit 'spielen'? Also damit hatte sie nicht nur seine Neugierde geweckt. Aufmerksam hörte er weiter zu. "Regel Nummer eins: ich bestimme das Spiel." Aufreizend langsam beugte sich das Mädchen zu ihm runter und hauchte ihm einen Kuss auf die bebenden Lippen. "Irgendwelche Einwände?" Ihre funkelnden Augen so dicht vor seinen und diese verführerischen Lippen nur durch ein schmales Band Luft von seinen eigenen getrennt ließen ihn unwillkürlich die Luft anhalten und er konnte nur stumm mit der Andeutung eines Kopfschüttelns antworten. //Nein, Ma'am.// 'Matts' strahlendes Lächeln erschien wieder auf ihrem Gesicht, als sie seine sich selbstständig machenden Hände festhielt und sich zu seinem Ohr runter beugte. "Regel Nummer zwei..." Ihre gehauchten Worte kitzelten ihn neckisch und überhaupt hatte dieses Lächeln es geschafft sein Herz endgültig ihr zu verschreiben. "... Berühren verboten." Tai lächelte noch eine Weile verliebt vor sich hin, bis ihre Worte ganz zu ihm durchgedrungen waren und mit einem lauten "Hä?" lehnte er sich nach hinten, um ihr ins Gesicht sehen zu können. Kichernd begegnete sie seinem verdutzten Gesichtsausdruck und ließ es sich nich nehmen ihm gleich mal ein Küsschen auf die Nasenspitze zu drücken. "Nun... küssen ist erlaubt, aber sobald du dich nicht mehr weit genug beherrschen kannst um deine Hände bei dir zu behalten, ist das Spiel aus. Game Over." Schokobraune Augen starrten das Mädchen fassungslos an. Konnte hinter dieser engelsgleichen Fassade wirklich so ein sadistisches Wesen stecken? Oder war das nur ein Test? Wollte Marina austesten, wie viel sie ihm bedeutete? Seiner Meinung nach müsste sie dazu nur in seine Augen schauen, denn dort müsste in gigantisch großen, rosa Buchstaben das Wort LOVE stehen. Aber nun gut... wenn sie lieber dieses 'Spiel' spielen wollte... dann würde er sich eben beherrschen müssen. Das konnte doch nicht - er schluckte schwer als sein Blick auf ihren durch die gebückte Haltung in die Höhe gestreckten Hintern fiel - so schwer sein, oder? //Ich bin schon so gut wie tot.// * * * "Akzeptierst du diese Regeln?" "Ja..." Matt lächelte. Nie hätte er gedacht, dass ein einfaches 'Ja' seines Jugendfreundes ihn so glücklich machen könnte. Ok, wäre dem 'Ja' eine gewisse andere Frage voraus gegangen, dann hätte das den Blondschopf klar in eine Zuckerwolkenlandschaft katapultiert, aber so... im Prinzip hatte Tai ihm mit seinem Einverständnis nur den Weg geebnet - aber das war eben auch überaus wichtig für den weiteren Verlauf des Abends bzw. der Nacht. Also lächelte Matt den Schoki-Typen unbewusst wieder mit eben jenem Lächeln an, das Tai so verwirrte, weil es ihn an eine gar nicht weibliche Person erinnerte. Ein warmes Glimmen antwortete ihm aus Tais Augen und der Sänger trat gedanklich - und gedankenschnell - eine Reise in vergangene Zeiten an. In eine Zeit, als noch alles in Ordnung gewesen war - oder zumindest fast. Denn der von allen Seiten geliebte und begehrte Blondschopf hatte einen Rivalen bekommen. Nicht, dass irgendjemand dieses süße, niedliche, adrette und tadellose Mädchen als seinen Rivalen angesehen hatte. Klar, das Girlie zeigte auf ziemlich penetrante Art und Weise, dass es an Tai interessiert war, aber er, Matt, war schließlich 'nur' der beste Freund. Von ihm erwartete man im Gegenteil sogar, dass er dem jungen Glück den Weg ebnete. Dabei sah Matt die schokobraunen Augen ganz klar als 'sein Eigentum' an. Er hatte für diesen Mann sogar in Kauf genommen die einzigartige Chance zu verlieren seinen Traum, Profisänger zu werden, zu verwirklichen. Diese dämliche Ziege mit dem aufgesetzten Zahnpastalächeln und der 3-Wetter-Taff-Frisur sollte gefälligst die Finger von anderer Leute Besitztümern lassen. Leider teilten seine Meinung zu dieser Zeit nur einige wenige Mädchen aus seiner Klasse, und so stand Matt praktisch auf verlorenem Posten im Kampf um seine einzig wahre Liebe - und verlor. Miss Super-Barbie konnte einfach mit längeren Haaren, ausgeprägteren Formen und dem riesen Vorteil als Mädchen ihre Gefühle für den Fußballer offen zur Schau stellen zu dürfen aufwarten. Tai flirtete also mit Miss Wonderbra. Dabei wusste Matt ganz genau, dass dieses gefährliche Biest seinem Freund nur Kummer bereiten würde. Aber wer hörte schon auf seinen besten Freund, wenn es um Liebe ging? Entsprechend gereizt verbrachte der Sänge den folgenschweren Abend in seiner Wohnung, nachdem er den verliebten Turteltäubchen gerade dabei geholfen hatte sich vom Rest ihrer kleinen Clique abzusetzen. Ihm war keine andere Wahl geblieben... aber wenn er daran dachte, was dieses widerliche Ding jetzt mit seinem Bällchen anstellte - er wollte es sich gar nicht genauer vorstellen. Und zu allem Überfluss meinte dann auch noch irgendein Scherzkeks, Matts Klingel sei ein besonders amüsantes Spielzeug. Mit scharfen Worten auf der Zunge riss der Junge die Wohnungstür auf - und starrte überrascht seinen davor wartenden Freund an. Tai. Er war hier. Hier, bei Matt. Das hieß, er hatte sich doch nicht mit diesem Luder abgesetzt. Sein toller Kumpel hatte die falsche Schlange doch noch durchschaut und hatte sich für ihn, Matt, entschieden. Ein strahlendes Lächeln brachte seine Gefühle für den Älteren zum Ausdruck und freudig zog er den Fußballer in die Wohnung. Rasch überlegte er: Sie waren allein. Sein Vater befand sich auf einer Dienstreise und war frühestens in zwei Tagen zurück zu erwarten... Hieß das... dies war die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte, seit er bemerkt hatte, dass er dem sympathischen Braunschopf weit mehr als freundschaftliche Gefühle entgegenbrachte? Würde Tai ihm endlich sagen, was er schon so lange ersehnte? Der Fußballer schaute ihn mit einem so warmen Ausdruck in den Augen an... und er wirkte so glücklich... In der überreizten Fantasie des Blonden begannen Hochzeitsglocken zu läuten - und stürzten mit einem scheppernden Dong ein. Unter ihren Trümmern begruben sie all seine Hoffnungen und Wünsche. Denn Tai begann zu erzählen. Von 'ihr' und dem bevorstehenden Date - und wie glücklich er darüber sei. Matt zerbrach es das Herz. Sein Bällchen hier so glücklich zu sehen, wegen diesem... diesem Weibsstück! Und dann überrollte ihn eine Welle des Zorns, als er sich vorstellte, wie tief Tai fallen würde, wenn diese Hexe ihm das Herz aus der Brust reissen und darauf herumtrampeln würde. Seine Lippen fingen an sich selbstständig zu bewegen, formten Worte der Wut, der Enttäuschung und des Hasses, zu denen sich Matt nie im Stande gesehen hätte. Ein verzweifelter Teil seines Selbst versuchte ihn am Weiterreden zu hindern, als er sah, wie Wut und Zorn auch Tais Wangen rot färbten, doch der Erdrutsch war nicht mehr zu stoppen. Und als ihm endlich die Worte ausgingen setzte Tai nahtlos ein und hielt die von Wut und Groll genährte Lawine am Laufen. Matt hörte Sachen aus Tais Mund, die er nie hatte hören wollen. Ein winziger Teil seines rationalen Denkens sagte ihm, dass er diese Reaktion selbst zu verschulden habe, so wie er Tai provoziert habe, aber... sie konnte den tiefen Schmerz, der sich in seiner Brust ausbreitete, nicht im Mindesten beeinflussen. Einen Moment war es still zwischen den beiden, als auch Tai die Worte ausgingen. Matts Gedanken drehten sich im Kreis und fanden schließlich einen Ausweg: 'sie' war Schuld und Tai ein Idiot, wenn er das nicht endlich einsah. Und das sagte er ihm auch. Danach zerschlugen Tais Worte auch noch die letzten Stückchen seines zersplitterten Herzens und mit dem Regen begannen auch seine Tränen zu fließen... Schon am nächsten Tag hatte er das Angebot aus den USA angenommen. Tai bewegte sich und der Zauber brach. Wehmütig hing Matt noch einen Moment der Erinnerung nach, dann wandte er sich entschlossen wieder der Gegenwart zu. Damals hatte der Abend mit seinem gebrochenen Herzen geendet, heute würde er seinen Ausgang bestimmen. "Dann schließ die Augen," flüsterte er sanft und beugte sich zu Tai hinunter... - - - So, und im nächsten Teil müsste es dann tatsächlich endlich zur Sache gehn^^' Wems gefallen hat, oder wer Kritik anzumelden hat, darf sich gerne in Form eines Kommentars ausdrücken^^' Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)