The Saga of Myst von Midknight ================================================================================ Kapitel 2: Rote und Blaue Seiten -------------------------------- Später, viel später wachte Anna auf und wusste erst nicht, wo sie war. Erst nach einer Minute oder so fiel ihr alles wieder ein. Das Buch Myst, der Homunculus Fliegebein, ihr Flug durch die Finsternis, bei welchem sie wohl eingeschlafen war. Sie rappelte sich auf und sah sich um. Sie befand sich auf jenem Steg, den sie auf dem sich bewegenden Bild gesehen hatte und ihr wurde klar....Sie war nicht mehr in Oppenheim, auch nicht in Deutschland. Sie war auf im Buch! Etwas, was sie sich schon immer gewünscht hatte, in eine Geschichte einzutauchen, durch ihre Länder zu streifen und all ihre Bewohner und Wesen kennen zu lernen, geschah nun tatsächlich. Staunend sah sie sich um. Von ihrem Standpunkt aus konnte sie bereits jenes tempelartige Gebäude sehen, welches sie bereits durch das Bild bestaunt hatte. Auch das auf dem kleinen Hügel befand sich in ihrem Blickwinkel, ebenso wie ein zahnradartiges Gebilde, zu dem eine kleine Treppe direkt vor ihr führte. Es war ihr zuvor noch gar nicht aufgefallen. Zu ihrer Rechten dümpelte auch das kleine Boot, allerdings war es halb im Wasser versunken, so ,dass nur noch Krähennest und Segel heraus ragten. Der restliche Teil der Insel war für sie durch den Laubwald, welcher sich vor dem Tempel ausbreitete nicht sichtbar. Anna beschloss, die Insel ein wenig zu erkunden und wollte gerade einen Schritt in Richtung des Zahnrad-Gebildes machen. "Vorsicht! Ihr zertretet mich noch, junge Herrin!", fiebte da eine helle Stimme vom Boden her. Erschrocken sah sie zu sich herunter. Zu ihren Füßen hockte Fliegenbein und sah mit großen Augen zu ihr hoch. Fast hätte sie auf ihn drauf getreten. "Verzeih!", entschuldigte sie sich, "Ich habe dich nicht bemerkt." Anna hob den kleinen Kerl vorsichtig hoch und setzte ihn sich auf die Schulter. Dann begann sie, die Insel zu erkunden und folgte einem kleinen Pfad. "Was ist das hier für ein Ort?", fragte Fliegenbein und sah sich neigierig um. "In einer anderen Welt. Sie heißt Myst. Genau wie das Buch!", sagte Anna bestimmt. Der Pfad schlängelte sich durch einen schenkelhohen, saftig grünen Rasen. Noch nie hatte Anna ein solch saftiges Grün gesehn. Es übertraf selbst das eines britischen Rasens. Die Luft war rein und frisch und einige fremde Gerüche stiegen Anna in die Nase. Wohl von einigen Blüten und Früchten entstammend, welche auf der Wiese wuchsen, welche sich über die halbe Insel zog und an den vereinzelten Büschen und Bäumen am Wegesrand, die den Anfang des Waldes darstellten. Anna war so sehr darin vertieft, dies alles zu bewundern, dass sie doch beinahe den kleinen Zettel am Boden übersehn hätte. Ohne Fliegenbein wäre sie doch glatt daran vorbei gegangen. Sie hob ihn hoch. Er war reichlich zerknittert und durch Alter vergilbt. Die Schrift jedoch, welche sich leicht und geschwungen über das Papier zog war noch klar und deutlich gelesen. Eines stand fest: Wer auch immer dies geschrieben hatte, er hatte es der Schrift nach zu urteilen in aller Eile getan. Intressiert überflog Anna die Nachricht, auch Fliegenbein las mit. Katherina Ich habe in unserem Vorzimmer neben dem Pier eine äußerst wichtige Nachricht für dich hinterlegt. Gib´ die Anzahl der Hebel auf dieser In den Bildgenerator ein, um die Nachricht lesen zu können. In Liebe Atrus "Atrus...", murmelte Anna nachdenklich während sie den Zettel in ihre Jackentasche steckte. "Mein ihr, wir sind nicht allein?", fragte Fliegenbein leicht ängstlich. "Keine Ahnung...aber wir werden es sicher schon bald herausfinden", meinte Anna. Vor ihr gabelte sich nun der Weg. Die eine Richtung führte zum Tempel, die andere zu dem Gebäude auf dem Hügel. "Und was nun?" Fliegenbein sah fragend zu Anna. Diese sah kurz abwechselnd zu den beiden Gebäuden, unschlüssig, welches sie zuerst erkunden sollte. Dann zuckte sie die Achseln. "Ich werfe ne Münze.", meinte sie schließlich und zog ein Geldstück hervor. Sie beschloss, bei Zahl zum Tempel und bei Kopf zum Hügel zu gehen. Nun warf sie die Münze in die Luft, um sie dann wieder aufzufangen. "Kopf!", rief sie aus und grinste, "In Ordnung! Dann gucken wir uns zuerst das Hügel-Gebäude an." Nach einem kleinen Fußmarsch stand Anna dann auch schon vor den weißen Mauern des Gebäudes. Das schwarze Dach hiervon war rund und erinnerte an eine Kuppel. Neben dem Gebäude stand ein Podest auf welchem ein kleiner, blauer Hebel trohnte.. Anna legte ihn um, allerdings war keinerlei Wirkung sichtbar. Von ihrem Standpunkt aus jedenfalls. Anscheinend war es einer der Hebel, von denen auf dem Zettel von Atrus die Rede war. Achselzuckend betrat Anna das Gebäude. Um die Hebel und die Nachricht an diese Katharina wollte sie sich erst später kümmern. Stattdessen mussterte sie nun den einzigen Raum, den das Bauwerk besaß. Er war nicht sonderlich groß, von einer runden Form mit weißen Wänden. An Möbiliar gab es jediglichen einen schwarzen Ledersessel in der Mitte des Raumes mit einer seltsamen Maschiene darüber, die an dem Sesse befestigt war. Allgemein erinnerte es Anna fast schon ein bisschen an den Behandlungsraum eines Zahnarztes. Die Decke schien auf den ersten Blick von einem einfachen, langweiligen Grau zu sein. Beim näheren Hinsehen wurde es Anna jedoch schon einigermaßen bewusst, wozu dieser Raum eigentlich gut war. "Sieh dir das an, Fliegenbein!", sagte sie und deutete an die Decke, "Es sind Sterne. Solche habe ich auch in meinem Zimmer, weißt du? Bei Licht schwer zu sehen, aber wenn sie von diesem diesem nur lange genug beleuchtet wurden, leuchten sie in der Dunkelheit." "Intressant", meinte Fliegenbein mit hochgezogenen Braunen, "Aber wozu soll das gut sein?" Anna schritt im Raum umher. "Vielleicht....so eine Art Planetarium.", vermutete sie dann, "Vielleicht sind die Sterne ka so wie die Sternbilder in Wirklichkeit aufgehängt worden....und auf dem Stuhl kann man sie besser betrachten. Fragt sich nur noch wo...." Sie sah sich suchend um, bis ihr Blick schließlich an einem kleinen Knopf unmittelbar neben der Tür hängen blieb, welchen sie zuvor übersehen hatte. "Das müsste es sein.....", murmelte sie und betätigte den Schalter. Jäh erlosch das Lich und Dunkelheit umhüllte die beiden. Die Sterne hingegen leuchteten nun, wie Anna es zuvor prophezeit hatte. "Bingo!", grinste Anna. Nun tastete sie sich vorsichtig bis zu dem Lederstuhl vor und setzte sich auf diesen. Jenes Gerät, dass über dem Sessel hang wurde nun direkt vor ihr Gesicht gefahren und gab durch eine Art Fernglöas einen vergrößerten Blick auf die Sterne frei. Allerdings nur eine bestimmte Stele des nachgestellten Himmels und das Ding ließ sich dummerweise auch nicht drehen. Anna musterte den Kasten genauer. Unter dem "Guckquader" waren noch ein paar Schieberegler und ein Anzeigefeld vorhanden. Auf der Anzeige stand: "1986.Feb.1 0:06" "Hmmm, sieht mir wie ein Datum aus. Datum und Uhrzeit um genau zu sein. Ich wette mit den Reglern lassen sie sich verstellen.", murmelte Anna und probierte eds auch prompt aus. Sie gab das momentane Datum als Probe ein und drückte dann auf einen kleinen Knopf etwas abseits von den Reglern. Das Gerät wurde nun in eine andere Position geschwenkt und stellte einen anderen Teil des Himmels zur Show. "Interessant. So sind die Sterne wohl zu diesem Zeitpunkt hier sichtbar. Oder besser gesagt das Sternbild....vielleicht ist uns das irgendwann noch mal von Nutzen.", schloss Anna, "Jedenfalls können wir nun 100%tig davon ausgehen, dass wir nicht mehr auf der Erde sind....ich kenne kein einziges dieser Sternbilder." Noch eine ganze Weile experimentierte sie mit den Daten herum. Doch dann wurde es ihr allmählich langweilig und sie setzte ihre Erkundungsreise fort. Sie hatte sich dazu entschlossen, als nächstes den Tempel zu untersuchen. Nach einem weiteren kleinen Fußmarsch stand sie auch schon vor diesem. Als sie den Raum betrat dessen Wände mit einer hüpschen Holzverkleidung und einigen merkwürdig wirkenden Bildern ausstraffiert war, stieg ihr prompt der Geruch von verbranntem Papier in die Nase. Sie schluckte schwer, denn direkt vor ihr stand ein riesiges Regal, vollgestopft mit Büchern. Der Geruch schien von dort zu kommen. Langsam schritt sie auf es zu und zog vorsichtig eines der Bücher heraus. Ein Bild des Grauens bot sich Anna nun, für die Bücher nun einmal ein Heiligtum waren. Der Deckel sowie sämtliche Seiten waren völlig verbrannt. Ein schrecklicher und betrübender Anblick. "Mein Gott!", stieß Fliegenbein hervor, ebenso entsetzt über die Schändung. Anna zog noch ein paar weitere Bücher hervor, doch auch in ihnen fand sich das gleiche Nichts. "Aber.....wer tut denn nur so etwas?", stammelte Anna, "Entsetzlich...." Sie zog noch eines hervor... ....und als sie dies tat, fiel aus ihm ein kleiner Stoffetzen. Etwas überrascht hob sie ihn auf und mussterte ihn. Er wirkte sehr alt und war doch weich und zart. Auf ihn war das Portrait eines Mannes kunstvoll gestickt - eines sehr hüpschen Mannes. Anna brauchte einen Moment, um es zu realisieren, doch dann wurde ihr klar, dass diese jadeblauen, ernsten Augen, die ihr da entgegen starrten - mit diesem fragenden seltsamen Blick - ihre eigenen waren. Diese Erkenntnis erschreckte sie, denn nie zuvor hatte sie ein fremdes Augenpaar gesehen, welches diesen Ausdruck besaß. Sie musterte ihn eingehend. Es war ein sehr junges Gesicht in welches Strähnen seiner hellbraunen, halblangen Haare fielen, welche den kleinen, silbernen Ohrring an seinem rechten Ohr zum Teil verbargen. Um seinen hübschen, schlanken Hals trug er eine Kette mit einem einem runden rötlichen Stein als Anhänger. Es verging eine ganze Weile in welchem Anna ihren Blick nicht von dem Bildnis abwenden konnte. Obwohl sie nur dieses Bild von ihm sah, wünschte sie sich, dass sie diesen jungen Mann kennen würde. Ihn an ihrer Seite hätte. Sie stellte sich hinter diesem feinen, fast schon femininen Gesicht ein sanftes und freundliches Gemüt vor; einen verständnisvollen, intelligenten Mann, der nicht wie so viele nach dem Äußeren ging und keine dümmlichen, voreiligen Schlüsse zog. Kurzum: Annas Idealbild einer Person, der Person die sie sich an ihrer Seite wünschen würde. Dieser Gedankengang entlockte ihr ein sanftes, wenn auch etwas schmerzliches Lächeln. Welch schöne Traumgestalt, welcher sie in der Realität wohl nie begegnen würde. "Kennt Ihr ihn?", fragte Fliegenbein und riss Anna dadurch aus ihren Gedanken. "Wie? Äh....nein, ich wüsste auch gern, wer er ist." Sie seuftzte, sah noch einmal leicht verträumt das Bildnis an und verstaute es dann sorgfältig in ihrer Jackentasche, nachdem sie es fein säuberlich aufgefalten hatte. Dann nahm sie das Buch, aus welchem das Bild gegallen war genauer unter die Lupe. Deckel und viele der Seiten waren ebenso verkohlt, wie bei den anderen Büchern, die sie gesehen hatte, doch auf dem Deckel war noch deutlich der Buchtitel lesbar, welcher in hüpschen, geschwungenen Lettern eingraviert war. Narayan Anna schlug das Buch auf und sah zu ihrer Freude, dass die ersten Seiten zwar recht verkokelt, aber noch lesbar. Intressiert begann sie, die Zeilen zu überfliegen. 81.2.16 Ich bin endlich mit der letzten Übungswelt fertig geworden. Dem Schöpfer sei dank, denn die Jungs waren schon ganz ungeduldig. "Narayan" habe ich sie getauft. Die Welt des Gleichgewichtes. Sie ist wirklich wunderschön geworden. Es ist doch wahrlich immer wieder faszinierend was die Kunst alles vollbringen kann. Ich bin mit einer Artschwebendem Schiff quer über den purpurnen Himmel gefahren, welcher mit Wolken in einem sanften rosa durchzogen ist - Ein Wolkenmeer, im warsten Sinne des Wortes. Schließlich hielt mein Gefährt auf einer der schwebenden Inseln, die es hier gibt. Sie scheint bewohnt zu sein, denn zwischen den vielen eigenartigen Bäumen die hier wachsen (Sie alle besitzen kugelförmige, große Blätter und versprühen kleine, seidige Pollen) standen einige in die Bäume eingearbeitete Hütten. Teilweise auch hoch oben in den Baumkronen. Ich muss ihre Baustruktur unbedingt näher untersuchen. Viele scheinen weder aus Holz noch aus Stein gebaut zu sein. Mehr aus einer Art seidegen und doch robusten Stoffes. ~ Soeben bin ich endlich auf einen ersten Eingeborenen gestoßen! Ich fand ihn auf einer Waldlichtung. Hätte ihn beinahe übersehen, obgleich sein hellblaues Gewand sich doch stark mit dem rötlichen Gras biss, das hier überall wächst. Der junge Mann lag dort in der Mitte der Lichtung und döste sorglos vor sich hin mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Anfangs bemerkte er mich überhaubt nicht. Erst nach einem vorsichtigen Räuspern meinerseits fuhr er aus seinen Tagträumen. Nach dem ersten Schreck stellte der Junge sich mir freundlich als Saavedro vor. "Saavedro.....", murmelte Anna, nachdem sie das lesen abgebrochen hatte und verzog die Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln, "So heißt Du also....Saavedro...." "Junge Herrin?", meldete sich Fliegenbein zu Wort, der erneut über ihre Schultern mitgelesen hatte, "Meint Ihr, Dieser....Atrus hat das geschrieben?" "Hmm, kann gut sein.", erwiderte Anna, "Jedenfalls ähnelt die Schrift der auf dem Brief. Nur ein wenig ordentlicher." Behutsam steckte sie nun auch das Buch zu dem Bildnis in die Tasche. Fliegenbein mussterte unterdessen den Raum etwas eingehender. "Oh, Junge Herrin!", rief er auf einmal, "Seht doch! Da sind noch zwei unversehrte Bücher!" Er wies auf zwei kleine, gegenüberliegende Nieschen. Und tatsächlich! In jeder Niesche stand eine alte Komode mit jeweils einem Buch bestückt. Das eine hatte einen purpurnen Einband, das andere einen blauen. Interessiert ging Anna auf das blaue Buch zu. "Die beiden sehen irgendwie verlassen aus.", meinte sie, während sie das gute Stück behutsam aufnahm. "Vielleicht sind sie ja etwas besonderes, wenn sie hier so abgesondert liegen.", vermutete Fliegenbein. Anna sah kurz zu dem Kleinen und schmunzelte über die Ironie. "Gut möglich. Etwas besonderes hat man bekanntlich nicht gern in der Masse." Sie schlug das Buch auf - und prompt flatterte ihr eine lose, blaue entgegen. "Hoppla!" Anna hob die seite auf und musterte sie nachdenklich. Das Papier mit einer seltsamen Schrift beschrieben, an einigen Stellen etwas schnuddelig, als wären hier und da noch Dinge eingefügt. Es musste eine andere Sprache sein. Unmöglich, sie zu entziffern. Anna runzelte die Stirn und sah zum dem alten Buch. "So heile bist Du wohl auch nicht mehr, was?", meinte sie an Besagtes gerichtet. Vorsorglich legte sie Seite zurück an ihren Platz - und zu ihrem Erstaunen fügte sich diese mit einem kleinen blauen Lichtblitz in das Buch ein. Mit verdutztem Blick strich das Mädchen über die Seite, welche aussah, als wäre sie nie ausgerissen worden. "Das gibt´s doch nicht! Was zum - ?" Mit nachdenklichem Gesicht blätterte sie auf die erste Seite um. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)