Chi-Chis Angel von abgemeldet (Goku verdient eine Abreibung) ================================================================================ Kapitel 7: Leinenzwang ---------------------- Vorsichtig spähte ich durch den kleinen Türspalt ins Wohnzimmer, um zu sehen, ob sich Kenji irgendwo in diesem Haus aufhielt, doch bis jetzt war meine Suche, zu meiner Erleichterung, erfolglos geblieben. Mir stand nun wirklich nicht der Sinn nach Fragen über den Abend, denn das würde unweigerlich dazu führen, dass ich alles noch mal durchleben musste. Mir jedes einzelne Wort, jede Geste und jede Berührung nochmals mit all den Gefühlen, die er in mir hervorgerufen hatte, nochmals in mein Gedächtnis zu rufen, dazu war ich nun wirklich nicht in der Lage. Ich war froh, dass ich durch meine überstürzte Flucht für einen kurzen Moment auch all das hinter mir lassen konnte. Ich seufzte und versuchte jeden Gedanken an ihn, der in mir aufzukeimen drohte mit einer unwirschen Handbewegung zu verscheuchen. Mit hängenden Schultern stieg ich die Treppen nach oben in Richtung Badezimmer. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass eine heiße Dusche meine Lebensgeister wieder wecken würde. Wie in Trance drehte ich an dem Wasserhahn und spürte kurze Zeit drauf das vertraute Prasseln auf meiner Haut, welches dazu beitrug, dass sich meine verspannten Muskeln etwas lockerten. Ich lies den Kopf hängen und drückte meine Stirn gegen die Wand, lies das Wasser auf meinen Nacken treffen und stellte dabei fest, dass die Fliesen im Vergleich zu dem Wasser unglaublich kalt waren. Einige Zeit beschäftigte ich mich damit, mich abwechselnd auf die Kälte und die Wärme zu konzentrieren, bis mir ganz schwindelig wurde. Ich glaube ich befand mich zum ersten Mal in meinem Leben in einem Zustand, in dem ich wirklich nichts dachte und nun verstand ich auch, warum die ganzen Deppen, die auf der Erde herumstolzierten immer zu überaus gute Laune hatten. Das laute Knallen der Haustür lies mich zusammenfahren. Plötzlich wusste ich wieder wo ich mich befand und wer ich war. Fluchend drehte ich den Wasserhahn wieder zu und stiefelte missmutig aus der Dusche. Vor dem großen Spiegel blieb ich stehen und versuchte mich darin zu betrachten, doch der Wasserdampf hatte sich wie ein Schleier darüber gelegt, so dass ich nur noch die schemenhaften Umrisse meines Körpers wahrnehmen konnte, die sich fast unmerklich von der Wand abhoben. So griff ich nur nach einem Handtuch und wickelte es mir fest um den Körper, als ich sicher war, dass es hielt, trat ich auf den Flur hinaus und erschauderte bei der kühlen Luft, die mir entgegen schlug. Kurz beugte ich mich über das Treppengeländer und rief Kenji, der mich vorhin durch das zuknallen der Haustür darauf aufmerksam gemacht hatte, dass er zu Hause war, zu, dass ich müde sei und ins Bett gehen würde. Ich schaute auf die Uhr. Es war schon viertel nach neun und so würde er wahrscheinlich nicht dahinter kommen, dass ich mich einfach nur unter meiner Bettdecke verkriechen und niemanden sehen wollte. Einige Momente verharrte ich am Geländer und wartete auf eine Antwort, doch als diese ausblieb, ging ich schulterzuckend in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Ich ließ mich von der anderen Seite gegen das Holz fallen und sank mit dem Rücken an der Tür herab. Obwohl mir die Dusche gut getan hatte, fühlte ich mich immer noch ziemlich ausgelaugt und so blieb ich einfach sitzen, bis ich mich wieder kräftig genug fühlte, um mich erst zu meinem Schrank und dann in mein Bett zu bewegen. Die nächsten Tage verbrachte ich in meinem Bett mit einer riesigen Packung Taschentücher auf dem Nachttisch der auf der Fensterseite stand. Kenji kam hin und wieder in mein Zimmer und stellte mir etwas zu essen auf den anderen Nachttisch, wovon ich allerdings kaum etwas anrührte. Er tat es schweigend. Stellte keine Fragen, machte mir keine Vorwürfe und versuchte mich auch nicht auf zu heitern. Dafür war ich ihm sehr dankbar, auch wenn ich es etwas verwunderlich fand, denn es war doch auch sonst nicht seine Art, aber darüber machte ich mir wenig Gedanken, den ich wollte nur allein sein und mich in meinem Unglück suhlen. Nachdem ich auch den dritten Tag nach meiner, wie ich hoffte, letzten Begegnung mit Son-Goku im Bett verbracht hatte und meine Gedanken von einem ewigen Kreislauf aus Warums, Wiesos und hin und wieder einem Ihr könnt mich alle mal eingenommen waren, beschloss die Leere in mir mit einer neuer Mission zu füllen. Ich war mir darüber im Klaren, dass ich meine Ziele nicht zu hoch stecken durfte und machte es mir zur Aufgabe erstmal aufzustehen und ein langes Bad zu nehmen und den ganzen Selbstmittleidsschleim vorerst von mir zu spülen. Danach würde ich mein Bett neu beziehen und mich wieder meinen unfreiwilligen Hobbys widmen, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass Kenji das Haus sonderlich sauber gehalten hatte, um ehrlich zu sein graute es mir auch schon ein wenig vor der Vorstellung, wie meine Küche jetzt wohl aussehen mag, denn ich hatte seine gesehen. Nachdem ich aus dem mittlerweile kalten Badewasser ausstieg und mich zitternd in meinen Bademantel wickelte, hörte ich laute und eilige Schritte, die die Treppe hinuntereilten und wunderte mich etwas darüber, dass ich selbst ganz nervös und hektisch wurde. Schnell riss ich die Tür zum Badezimmer auf und rannte ebenso wie vorher Kenji die Treppe hinunter. Als erstes lief ich in die Küche, konnte Kenji jedoch dort nicht finden. Einige Momente blieb ich stehen und sah mich um. Die Küche war blitz sauber, fast so als hätte ich sie geputzt. Anerkennend zog ich meine linke Augenbraue nach oben. Das hätte ich nun wirklich nicht erwartet. Dann fiel mein Blick auf einen kleine weißen Zettel, der auf dem Küchentisch lag und wieder beschlich mich ein ungutes Gefühl. Vorsichtig näherte ich mich dem offensichtlich harmlosen Papier, so als ob es mich beißen könnte und las die in schöner Schrift verfasste Nachricht: „Hey Süße, Ich muss leider für ein paar Tage verreisen. Aus privaten Gründen. Tut mir leid, dass ich dir nichts davon gesagt habe, aber es kam alles so plötzlich und ich war selbst ganz überrumpelt. Erzähl dir alles, wenn ich wieder zurück bin. Liebe Grüße Kenji P.S: Ruf mich an, wenn du wieder zu Hause bist und erzähl Mir, wie der Abend war!“ Darunter war, nicht sehr kunstvoll, ein kleiner Smily gemalt, der verschwörerisch zwinkerte, mich aber keinesfalls aufheitern konnte. Mir war sofort klar, dass Kenji den Abend vor drei Tagen meinte. Ich schluckte. Wenn er verreist war, wer um Himmels willen, hatte mir dann mein Essen gekocht und das Haus sauber gehalten? Ich spürte, wie die Panik in mir hochstieg, dann hörte ich das laute Knallen der Haustür und nahm es als Signalschuss, wie von Sinnen loszurennen. Erst als ich in meinem Zimmer war und die Tür hinter mir abgeschlossen hatte, traute ich mich wieder zu atmen. In diesem Moment merkte ich auch, dass ich am ganzen Körper zitterte und schlang wie aus Reflex die Arme um meinen Körper, doch das trug keinesfalls dazu bei mich zu beruhigen. Die Anspannung wuchs immer weiter in mir, bis ich schließlich laut aufschluchzte und alles in Form eines nicht enden vollenden Tränenflusses aus mir heraus brach. Wie konnte man nur so dämlich sein und nicht merken, dass sich ein Fremder, womöglich ein Psychopath drei Tage lang im eigenen Haus aufhielt und sich um einen kümmerte. Irgendwie drängte sich mir die Frage auf, warum er sich überhaupt so um mich gesorgt hatte. Aber vielleicht lag ich auch völlig falsch und es war kein ER sondern eine SIE, was allerdings noch mehr Fragen aufwarf. Völlig sicher konnte ich mir da nicht sein. Am besten ich sagte einfach ES, das war am sichersten. Ich schüttelte den Kopf, um diese sinnlosen Gedanken zu vertreiben. Ich bewegte mich auf mein Bett zu und wollte gerade zum Telefonhörer greifen, als mir ein kleiner Umschlag auffiel, der vorher noch nicht da gewesen war, mir aber dennoch schmerzlich bekannt vorkam. Langsam hob ich ihn auf und wiegte ihn in meiner Hand, so als ob ich dadurch herausfinden könnte, was in dem Brief geschrieben stand, obwohl mir klar war, dass es nur einen Weg gab dieses Geheimnis zu lüften. Langsam drehte ich den Umschlag in meiner Hand und öffnete ich schließlich in genauer derselben Geschwindigkeit. Ich hatte Angst. Angst davor, zu lesen was in dem Brief stand und was es in mir auslösen würde. Doch ich nahm all meinen Mut zusammen und zog schließlich die zwei beschriebenen Bögen Briefpapier aus dem Umschlag und faltete sie auseinander. Zuerst fielen mir die ausgestrichenen Passagen und Wörter auf, dann bemerkte ich die Tintenkleckse, die sich über den ganzen Brief hinzogen. Ich lächelte unwillkürlich. Das krakelige Schriftbild, die Rechtschriebfehler, die mir ins Auge sprangen und das zerknitterte Papier, all das war eindeutig Son-Goku. Es wurde mir klar, dass er seine ganze Seele in diesen Brief gelegt hatte und ich wusste, egal was ich nun lesen würde, es wäre die Wahrheit. Ein wenig zitterten meine Hände und ich musste ein paar Mal tief durchatmen, bevor ich anfangen konnte das Gekritzel zu entziffern. „Liebe Chi-Chi, Ich weiß, dass ist kein guter Anfang, aber du weißt wahrscheinlich auch, dass ich solche Sachen nicht so gut kann…“ /Und ob ich das wusste/ „…aber ich wollte dir unbedingt einen Brief schreiben, denn mir ist klar, sobald ich vor dir stehe, rede ich nur noch dummes Zeug und kann dir nicht mehr sagen was wirklich in mir vorgeht. Irgendwie liegt das an deinen Augen, die sind so komisch und fesseln mich immer wieder…“ /Ein sehr romantischer Aspekt, wäre er nicht so stumpf und fast schon beleidigend ausgedrückt/ „…Was ich dir aber eigentlich sagen will ist, dass du wahrscheinlich die einzige Person in meinem Leben bist, mit der ich so viel Zeit verbracht habe. Du hast mir soviel schöne Sachen gezeigt und mich so oft angeschrieen…“ /Aber durchaus begründet! / „…selbst jetzt gehen mir so viele Momente durch den Kopf, die wir zusammen erlebt haben und ich muss jedes Mal lächeln, wenn ich daran denke, aber irgendwie werde ich dann auch sehr traurig, weil sie alle vor dieser Zeit waren…“ /Was für eine Zeit? Schreib Klartext! / „…es verwirrt, dich vielleicht, wenn ich jetzt versuche dir die Sache zu erklären…“ /Verwirrt bin ich schon wegen dieser Zeit Sache mehr als genug. Mach dir da mal keine Sorgen/ „…aber ich werde es trotzdem machen, denn ich finde du hast an Recht darauf die Dinge auch mal aus meiner Sicht zu sehen, da ich bemerkt habe, dass du den Versuch dich in meine Lage zu versetzten schon vor langer Zeit aufgegeben hast…“ / Vor verdammt langer Zeit…/ „…Ich kann nicht mehr genau sagen, wann es war, aber irgendwann hast du dich verändert. Du warst nicht mehr die Person, die mit ihrer Energie jede noch so hoffnungslose Situation retten konnte. Auf einmal warst du so unglaublich zynisch…“ /Wer hatte ihm dieses Wort beigebracht?/ „…Du hast das Leben nicht mehr richtig ernst genommen und hast dich in deiner Hausarbeit vergraben. Ich weiß nicht, ob du es mitbekommen hast, aber ich habe oft versucht an dich ranzukommen, aber immer hast du so abweisend reagiert, dass es mir wehgetan hat… /Nein, das habe ich nie mitbekommen/ „…ich hab mir lange Gedanken darüber gemacht, warum du dich so verändert hast und irgendwann ist mir eingefallen, dass der Grund für deinen Wandel vielleicht ICH war. Ich gebe zu, ich habe dir die Erziehung unserer Kinder und den Haushalt überlassen. Ich habe dich damit allein gelassen…“ /Oh nein, nein, nein! Hast du nicht! Ich hab das doch alles gerne gemacht, damit du so unbeschwert leben konntest, wie du es wolltest. Ich habe alles auf mich genommen, damit du frei sein konntest/ „…schließlich konnte ich mich mit dem Gedanken, dass ich Schuld daran war, dass du dich so verändert hast nicht mehr fertig werden und ich wollte nach meinem Tod nicht mehr zurück, damit du wieder die werden konntest die du früher warst. Ohne mich als Störfaktor in deinem Leben…“ /oh Son-Goku „…Ich hatte auch Angst davor wieder zurückzukommen. Dich wieder anzusehen und in deinem Gesicht den Vorwurf lesen zu müssen, dass ich mich so feige aus dem Staub gemacht habe, doch du warst mir gar nicht böse und ich war so glücklich endlich wieder meinen Sonnenschein zurückzuhaben. Irgendwann fingst du dann wieder an dich zu verändern und ich ergriff wieder die Flucht. Ich weiß, dass es nicht richtig war, spätestens in dem Moment, als ich den neuen Mann in deinem Leben gesehen habe…“ /Neuer Mann?...Kenji!!! Das hast du völlig falsch verstanden!/ „…Ich möchte mich an dieser Stelle auch bei euch beiden für meinen Auftritt entschuldigen. Es war nicht richtig von mir euch so anzufahren, vor allem da ich weiß, dass ich eigentlich keinen Anspruch mehr auf dich habe, aber irgendwie dachte ich, dass ich dich irgendwie wieder zurückgewinnen kann, wenn ich nur mit aller Kraft um dich kämpfe. Jetzt weiß ich es allerdings besser und ich hoffe du wirst glücklich. Ich wollte nur, dass du das weißt, denn ich liebe dich. Immer noch!“ Die letzten Zeilen verschwammen. Ich konnte meine Tränen nicht mehr länger zurückhalten und ließ ihnen nun freien Lauf. Wie konnte es sein, dass wir all die Jahre so aneinander vorbei gelebt hatten? Wieso hatten wir nur nie miteinander geredet? Hätte ich nur gewusst, dass er sich genau so viele Gedanken gemacht hatte, wie ich mir, dann wäre doch alles anders gekommen. Ich schluchzte laut auf und richtete meinen Blick noch einmal auf das Papier in meinen Händen. Ich las den Brief noch einige Male, doch sein Inhalt blieb der gleiche. Es waren immer noch Abschiedsworte, die je öfter ich sie durchging, immer mehr in mein Herz stachen. Mittlerweile war der Brief von meinen Tränen ganz durchweicht und labberte zwischen meinen Fingern hin und her, doch ich konnte ihn einfach nicht loslassen. Mittlerweile war ich mir auch ziemlich sicher, dass er sich die letzten Tage um mich gekümmert hatte. Ich vergrub das Gesicht in meinen Händen. Goku war die ganze Zeit über in meiner Nähe gewesen und ich war viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt, um ihn zu bemerken, wo ich doch sonst seine Nähe so deutlich spüren konnte. Wie von Sinne griff ich zu dem Telefonhörer und wählte die Nummer, die mir als erstes einfiel. Tuut Ich war mir nicht einmal im Klaren darüber, was ich sagen sollte. Tuut Ob meine Stimme eigentlich noch funktionierte? Ich hatte soviel geweint. Gut möglich, dass sie mir den Dienst versagte. Tu…“Bei Briefs, Bulma am Apparat?“ „Bulma, ist dieser verdammte Stalker bei euch?“ “Ähm…wer ist den da?“ Ich räusperte mich. „Ich bin’s Chi-Chi. Ist Son-Goku da?“ “Chi-Chi? Ja er ist da, möchtest du ihn sprechen?“ Ich verkniff mir eine passende Antwort. „Ja bitte.“ “Warte mal!“ Ich hörte, wie sie irgendjemanden dazu beauftragte Son-Goku zu holen und schon wandte sie sich wieder mir zu. “Ist bei dir auch alles in Ordnung?“ „Ja, alles bestens, danke.“ “Na du hörst dich aber irgendwie komisch an!“ Ich konnte den Unterton in ihrer Stimme hören und er bereitete mir Unbehagen. „Nein, nein. Es ist wirklich alles in Ordnung. Ich bin nur etwas verschnupft.“ “Ach so, verschnupft also? Gibt es einen bestimmten Grund, warum du Goku sprechen willst?“ Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich wünschte mir, dass Son-Goku endlich an den Hörer kommen würde, damit ich mich nicht länger diesem Kreuzverhör stellen musste und in diesem Moment quiekte Bulma auch schon laut auf. “Oh, da kommt er gerade. Ich reiche dich mal weiter. Tschau!“ Und bevor ich auch nur noch einen Ton zu Bulma sagen konnte, hörte ich wie Goku ein leises „Hallo“ in den Hörer hauchte. Anscheinend hatte er Angst, davor, dass ich ihn wegen den vergangenen drei Tagen zur Rede stellen würde, aber im Moment war ich unfähig irgendetwas zu sagen. “Hey, Chi? Bist du noch dran?“ Jetzt klang er schon etwas mutiger. „Ja, ich bin noch dran.“ “Schön…wie geht es dir?“ Ich persönlich hatte weder die Lust noch die Fassung für Smalltalk und so kam ich direkt zum Punkt. „Ich habe deinen Brief gelesen.“ Ich hörte, wie er am anderen Ende der Leitung laut einatmete. Einige Zeit sagte keiner von uns Beiden etwas. Wir lauschten gegenseitig nur auf die Atmung des anderen und ich erinnerte mich an die vielen Nächte, in denen ich neben ihm gelegen hatte und einfach nur glücklich war seinen Atem zu hören und auf meiner Haut zu spüren. Wieder liefen Tränen über meine Wangen. „Kannst du herkommen?“ Meine Stimme war von den Tränen erstickt, so dass ich nicht wusste, ob er mich überhaupt gehört hatte, doch nach einem lauten Seufzer antwortete er mir. “Ich weiß nicht, ob es jetzt so gut wäre, wenn wir uns…“ Ich schluchzte und hauchte mit meiner letzten Kraft ein „Bitte“ in den Hörer, machte mich darauf gefasst ihn mit allem was ich noch an Mut besaß umzustimmen, doch ließ er mir dazu keine Gelegenheit. Eine computererstellte Frauenstimme erklärte mir, dass der andere Teilnehmer das Gespräch beendet hatte. In einer Endlosschleife machte sie mir klar, dass ich ihn nun für immer verloren hatte. Unachtsam lies ich den Hörer aus meiner Hand gleiten und vergrub mein Gesicht erneut in den Händen. Was hatte ich eigentlich erwartet? Erst vor kurzem hatte ich ihm unmissverständlich klar gemacht, dass ich für uns beide keine Zukunft mehr sah und jetzt rief ich ihn an und bettelte darum, dass er zu mir kommen sollte? Ich wusste, dass es mehr als nur unfair von mir war ihn unter dem ständigen Auf und Ab meiner Gefühle leiden zu lassen, doch im Moment war alles so verdammt kompliziert und ich sehnte mich nach einem klärenden Gespräch. Vorzugsweise während ich in seinen Armen lag. Ich sackte weiter in mich zusammen und versuchte nicht mehr zu hyperventilieren. Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, beschloss ich einen lagen Spaziergang zu machen, um verarbeiten zu können, dass es nun wirklich vorbei war. Hastig zog ich mich an und marschierte wenige Minuten später aus dem Haus. Fest entschlossen erst wieder dieses Haus zu betreten, wenn ich meine Gedanken geordnet hatte, doch schon nach wenigen Schritten fiel mir auf, dass ich einfach nicht in der Lage war einen klaren Gedanken lange fest zuhalten. Jeder logische Ansatz entglitt mir binnen von Sekunden wieder. Nachdem auch ein etwas längerer Spaziergang nichts brachte beschloss ich schließlich aufzugeben und schlug den Heimweg ein. Fünfzig Meter vor der Haustür blieb ich plötzlich stehen. Wie erstarrt blickte ich auf die Eingangstür und sackte schließlich auf die Knie. „Das darf doch nicht wahr sein!“ Ich hatte tatsächlich meinen Schlüssel vergessen. Immer noch vollkommen fassungslos auf mein Haus starrend merkte ich nicht, wie jemand von hinten an mich herantrat. Erst als sich eine Hand auf meine Schulter legte und diese sanft drückte, zuckte ich zusammen. Bei dem Versuch mich umzudrehen, damit ich in das Gesicht des Fremden gucken konnte und vor lauter Panik fiel ich über meine eigenen Beine und landete unsanft auf dem Hintern. „Chi? Alles in Ordnung?“ Zu sehr auf die Schmerzen konzentriert und immer noch davon geschockt, dass ich meinen Schlüssel vergessen hatte, gab ich Son-Goku einfach die erste passende Antwort die mir einfiel. „Ja klar! Alles In Ordnung! Mein Hintern tut höllisch weh, weil du mich so erschrecken musstest, aber sonst ist alles in Ordnung!“ Ich wollte aufstehen, doch bevor ich mich auch nur rühren konnte, hatte er mich sanft am Arm gepackt und zog mich nach oben. Jetzt, da ich vor ihm stand und ihm in die traurigen Augen blicken konnte, wurde mir meine Situation wieder schlagartig bewusst. Verlegen blickte ich zu Boden und murmelte noch ein ,Danke’, bevor meine Stimme unter den wieder aufsteigenden Tränen komplett versagte. Lange Zeit standen wir uns Gegenüber und keiner von uns sagte ein Wort. Es war Herbst. Mir war kalt und ich hatte keinen Schlüssel, also konnte ich ihn auch nicht ins Haus bitten, damit wir das Schwiegen drinnen vorsetzten konnten. Ich hätte mich wirklich nirgendwo beschwert, wenn ich auf der Stelle tot umgefallen wäre. Ein Windstoß fegte über die Wiese, auf der wir uns befanden, hinweg und ich schlang zittert die Arme um meinen Körper. Diese erste Bewegung nach schier unendlichen Minuten schien auch Son-Goku wieder zum Leben zu erwecken. Vorsichtig legte er seine Hand um meinen Oberarm und strich energisch darüber. „Ist der kalt?“ Ich wollte ihm in diesem Moment aus irgendeinem Grund keine Schwäche zeigen, also öffnete ich den Mund, um die Frage zu verneinen, doch meine Zähne klapperten so laut, dass ich ihn wieder schloss und nur mit dem Kopf schüttelte. Ich sah ihn an und stellte empört fest, dass er mich nur angrinste. Dann zog er mich mit einer raschen Bewegung zu sich und schlang seine Arme um meinen Körper. Ich zitterte zwar immer noch, doch spürte ich seine Wärme die sich augenblicklich in meinem Körper auszubreiten begann. Er flüsterte nur, doch ich verstand jedes Wort, da sich sein Mund sehr nahe an meinem Ohr befand. „Warum lügst du?“ Ich sagte nichts, sondern kuschelte mich nur noch mehr an ihn, in der Hoffnung, dass dieser Moment nie enden würde, wenn ich einfach fest daran glaubte. Einige Zeit standen wir nur so da, dann legte er mir die Hände auf die Schultern und schob mich mit sanfter Gewalt von sich fort. „Wollen wir nicht lieber rein gehen?“ Erst nickte ich, dann fiel mir der fehlende Schlüssel ein und ich schüttelte energisch den Kopf. Son-Goku lächelte nur und strich mir vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Und warum willst du nicht rein?“ Ich blickte zu Boden, wieder zu ihm und schließlich zur Tür, doch mir fiel einfach keine gute Ausrede ein, also probierte ich es mit der Wahrheit. „Also ich…ich hab meinen Schlüssel drinnen vergessen!“ Schoß es aus mir heraus und ich fühlte mich wie ein kleines Mädchen, das ihrer Mutter erklärte, dass es all die Kekse gegessen hatte. Ich traute mich nicht ihn direkt anzusehen also beobachtete ich einen einzelnen Grashalm auf dem Boden, der vom Wind hin und her geweht wurde, als er mein Kinn zwischen Daumen- und Zeigefinger seiner rechten Hand nahm und mich mit sanftem Druck zwang ihn anzusehen. Ich blickte in eine fies grinsende Grimasse. „DU hast was vergessen?“ Ich sagte nichts und funkelte ihn nur böse an, doch er gab mir nur einen Kuss auf die Nasenspitze und hielt triumphierend einen Schlüssel in die Höhe. „Dann ist es ja ein Glück, dass ich meinen immer noch hab.“ Und ohne ein weiteres Wort ging er an mir vorbei und strebte in einem komischen Gang, der eher an Gehopse erinnerte die Haustür an. Ich legte den Kopf schief und wusste seine gute Laune erst nicht einzuordnen, als mir dann schlagartig etwas bewusst wurde. Er war seiner Sache einfach sicher. Für ihn war es klar, dass wir beide wieder zusammen leben und eine halbwegs normale Ehe führen würden. Das war zwar auch genau das was ich wollte, aber ich wollte Alles, was zwischen uns vorgefallen war nicht einfach so unausgesprochen zwischen uns stehen lassen. „Goku?“ Er blieb stehen und drehte sich zu mir um, wobei seine Augen mich fragend anblickten. „Mir müssen reden! Über alles!“ Sein Blick wurde weich und erneut lächelte er mich an. „Ja das machen wir auch, aber lass uns erst reingehen.“ Schon als er sich wieder umdrehen wollte, hielt ich ihn noch ein letztes Mal zurück. „Und woher weiß ich, dass du mich nicht wieder verlässt?“ Meine Stimme klang erstickt und ohne, dass ich es bemerkt hatte, liefen erneut Tränen mein Gesicht hinab. Er war in wenigen Schritten bei mir und kramte in seine Hosentasche. Nach kurzer Zeit förderte er etwas zu Tage, dass blau schimmerte, dann hielt er mir die Hand hin. „Da.“ Ich blickte fragend auf den Gegenstand in seiner Hand und als ich immer noch nichts tat, oder sagte, wurde er ungeduldig. „Nun, nimm sie schon!“ „Ja aber, was ist das?“ Nun blickte ich ihn fragend an und erkannte, wie sein Gesicht rot wurde und er sich zur Seite drehte. „Das ist eine Leine! Du hast gesagt, dass du mich an die Leine nehmen müsstest, um die sicher zu sein. Da hast du eine!“ Ich starrte ihn fassungs- und Sprachlos an. Hatte er sich das ganz alleine ausgedacht? „Willst du sie jetzt oder nicht? Mir ist das ganze nämlich verdammt peinlich!“ „Aber dir ist doch nie etwas peinlich!“ „Das ist mir aber peinlich, weil…“ Weiter kam er nicht, denn ich war ihm um den Hals gefallen und drückte ihm einen verspielten Kuss auf die Lippen. Leicht nahm er mich mit einer Hand hoch und trug mich zum Haus. Während er die Tür aufschloss, hing ich meinen Gedanken nach. Vielleicht war es uns ja tatsächlich möglich wieder in einer voll funktionierenden Ehe zusammen zu leben. Eigentlich war ich mir ziemlich sicher, dass wir in einem langen Gespräch alles klären konnten, was uns all die Jahre belastete. Vor allem, da mir jetzt klar war, dass ich mit ihm – entgegen meines jahrelangen Glaubens – alles erzählen konnte. Son-Goku lies mich vorsichtig zu Boden und ich zog mir meine Jacke aus. Ich lächelte in mich hinein. Ab jetzt würde wieder alles so laufen, wie es früher war. Er der liebevolle Ehemann und Chaot und ich die tüchtige Hausfrau, die mit dem Auge fürs Detail. „Chi? Ich glaub du hast dein T-Shirt auf links an.“ Nun vielleicht brauchte ich noch ein paar Tage, um mich an die alte Rollenverteilung zu gewöhnen. ------------------------------------------------------------- Ich möchte mich bei allen Aufrichtig dafür Entschuldigen, dass ich so lange mit dem letzten Teil gebraucht habe. Ich habe auch tausende Entschuldigungen, aber ich finde keine wird mir, der Story und vor allem euch gerecht, deswegen stell ich einfach nur das Kapi rein und hoffe, dass ihr mir vergebt. Nunja, wir haben hier den letzten Teil. Chi-Chis Angel ist damit offiziell beendet und ich hoffe ihr hattet genau soviel Spaß beim lesen, wie ich beim schreiben. Danke an alle, die so fleißig gelesen und Kommentiert haben und auch vielen dank an meine Kommilitonin und Gelegenheits-Betaleserin bebi^^ So das wars auch schon von mir. cya...eventuell^^ Hosted by Animexx e.V. 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