Darf ich das behalten von Roter_Panda (SetoxYami Songfic : Wir sind Helden) ================================================================================ Kapitel 1: "Bist du nicht müde" ------------------------------- Bist du nicht müde nach so vielen Stunden Du wankst und taumelst, deine Füße zerschunden Drehst dich im Kreis, bis der Tag verschwimmt Und hoffst am Ende, dass die Nacht dich noch nimmt Der Regen prasselte gegen die Windschutzscheibe und machte die Weiterfahrt fast unmöglich. Auf den Straßen fuhr kaum noch ein Auto. Niemand traute sich bei diesem Unwetter aus dem Haus. Hagel begann auf das Autodach zu hämmern. Unermüdlich. Kraftvoll und ohrenbetäubend. Die Geschwindigkeitsskala zeigte schon längst eine dreistellige Zahl an. In den Gedanken des Fahrers hallte immer wieder nur ein Name wieder: Yami. Er musste ihn finden. Nach dem Streit, den sie am gleichen Abend geführt hatten, war der kleinere einfach abgehauen. Seto stellte die Scheibenwischer stärker ein. Er musste ihn finden. Er musste ihn finden!! Verzweifelt schaute er auf den Beifahrersitz, auf dem noch ein dicker Ordner mit Verträgen und Unterlagen lag. Wegen diesen paar Dokumenten hatte er sich mit Yami gestritten. Nur wegen diesen paar Blättern!! Er blickte auf die Straße. Ich find dich am Boden, den Rücken zur Wand Den Blick zur Tür, zwei Steine in jeder Hand Die Reifen quietschten, als die Autoreifen versuchten auf dem nassen Asphalt zu bremsen um der Person auszuweichen, die plötzlich auf der Fahrbahn stand. Die Reifen fanden keinen Halt. Schlitterten weiter. Rutschten weiter, ohne den Wagen auch nur ein bisschen zu stoppen. Ein Schlittern des Wagens. Das Lenkrad wurde rumgerissen. Setos Blick fiel auf ein Bild von Yami und ihm, das Mokuba vor einem halben Jahr gemacht hatte. Damals hatten sie beide gelacht... Ein Rumpeln. Metall, das zerschellte. Ein Ruck mit dem der Fahrer gegen die Frontscheibe geworfen wurde. Mokuba... Yami... Yami wie er lachte. Wie er Eis aß. Wie er Mokuba durch die Haare wuschelte. Wie er lächelnd näher kam. Wie er die Augen schloss... Szenen, die vor Setos innerem Auge vorbeizischten. Wie ein Blitz und doch erlebte er diese Momente alle ein weiteres Mal... Gib mir das, ich kann es halten Gib mir das, ich kann es halten Wenn du es später noch willst Kriegst du es wieder Dann ist alles beim Alten Müde findet Seto endlich mit dem Schlüssel das Schlüsselloch für die Wohnung. Nach dem Lichtschalter suchend, lässt er einfach seinen Mantel auf den Boden fallen. Nachdem die Suchaktion missglückt, geht er im Dunkeln Richtung Küche. Nebenbei schaut er auf die Leuchtanzeige seines Handys. 4:28 Uhr morgens. 'Scheiße...', fährt es ihm durch den Kopf. So lange wollte er doch eigentlich gar nicht arbeiten. Bist du nicht müde, nach so vielen Tagen Dich noch im Dunkeln mit den Schatten zu schlagen Verwundert stellt er fest, dass in der Küche noch Licht brennt. Etwas schwankend betritt er den kleinen Raum und sieht ihn. Ihn, den er über alles liebt. Ohne den er nicht mehr leben könnte. "Yami? Du bist noch wach?", fragt er und geht auf seinen Lebensgefährten zu. Spuckst heißes Blut aus, tobst unter Schmerzen Drehst dich im Kreis, bis die Wände sich schwärzen Ich find dich am Boden, deine Finger verbrannt Die heißen Kohlen immer noch in der Hand "Ich habe auf dich gewartet. Kann es sein, dass du etwas vergessen hast?" Langsam dreht sich Yami um und funkelt Seto in die Augen. Der Braunhaarige überlegt. War heute irgendwas Besonderes? Geburtstag? Valentinstag? Weihnachten? Nein,... nichts scheint zuzutreffen. "Ich helf' dir auf die Sprünge. Wir wollten heute Abend zusammen ausgehen! Vergessen? Oder war dein ach-so-toller Vertrag wichtiger als ich?", zischt Yami. 1,...2,...3,... Pling!! Seto schlägt sich gegen die Stirn. "Stimmt ja..." "Ach, der große Firmenchef erinnert sich also an etwas!! Wow, bin erstaunt. Hätte das wirklich nicht von dir erwartet." "Yami, ich..." Gib mir das, ich kann es halten Gib mir das, ich kann es halten Wenn du es später noch willst Kriegst du es wieder Dann ist alles beim Alten "Ach, sei ruhig! Ich hab genug, Seto! Seit Monaten. Seit Monaten kommst du erst Morgens wieder nach Hause und ich? Ich warte und warte. Warte, dass du anrufst, warte, dass du mal früher kommst, damit ich wenigstens ETWAS von dir habe! Und denk mal an Mokuba!" "Mokuba ist 16. Er ist alt genug, dass er-" "Wusstest du, dass er eine Freundin hat?", unterbricht Yami den Größeren. Seto schüttelt den Kopf. Hat er da richtig gehört? "Was?" Yami nickt und verschränkt die Arme. "Du hast richtig gehört. Seit drei Wochen übrigens ist das so. Und du bekommst es nicht einmal mit. Ach ja. Er hat ne Fünf in Mathe. Was sagst du dazu?" "Eine Fünf? Was ist mit der Nachhilfe?" "Die schwänzt er. Wenn sein großer Bruder es nicht für nötig hält, Termine, wie Mokubas Karateprüfung, einzuhalten, dann muss er das auch nicht, meint er. Na, was sagst du jetzt dazu?" "Das habe ich nicht gewusst..." Bist du nicht müde nach so vielen Jahren Weißt deine Fragen nicht mehr, kriegst keinen klaren Satz zusammen, Eine Faust knallt auf den Küchentisch. "Natürlich hast du das nicht gewusst. Wie auch? Wenn du von 6 Uhr morgens bis was weiß ich wann immer weg bist? Seto! Dein Leben spielt sich HIER ab!! Aber du hast nur deine Arbeit und deinen dämlichen Vertrag im Kopf!" "Dieser Vertrag ist NICHT DÄMLICH!", schreit Seto zurück. So langsam wird es ihm wirklich zu bunt. "Durch diesen Vertrag wird es mir möglich sein, Mokuba eine sichere Zukunft zu bieten." Yami senkt den Kopf. Er hat nicht mehr die Kraft, laut zu sprechen. "Und was ist mit mir? Willst du mich gar nicht mehr? Du bist nie da. Meldest dich nicht. Du hast nur den Vertrag im Kopf... Seto, ich halte es nicht mehr aus..." redest wirres Zeug, erstickst an den Worten Setzt deine Träume aus an trostlosen Orten "Wie- wie meinst du das, Yami?" Entsetzt schaut Seto von Yamis Tränen zu dessen Füße, wo ein kleiner schwarzer Koffer steht. "Es ist aus, Seto. Ich kann nicht mehr..." Mit schnellen Schritten rennt Yami mit dem Koffer aus der Wohnung. Noch immer starrt Seto an die eine Stelle. "Yami... ich... nein..." Ein Blitz zuckt am Himmel durch die Wolkendecke, woraufhin das Licht in der kleinen Küche ausgeht. "Was habe ich getan?..." Und ich find dich am Boden, du lässt Tontauben fliegen Allein dein Gewehr muss doch zehn Tonnen wiegen Bist du nicht müde... Kapitel 2: "Halt dich an deiner Liebe fest" ------------------------------------------- Unermüdlich fiel der Regen immer noch vom Himmel. Fiel so dicht, dass Yami es schon als dichten Vorhang wahrnahm. Frierend kauerte er sich noch ein wenig zusammen. Es war kalt. So kalt, wie es unter einer Brücke im Herbst eben sein konnte. Eine Ratte huschte vor seinen Füßen vorbei - auf der Suche nach einem trockenem Unterschlupf. Was hatte er hier zu suchen? Wo sollte er schon hingehen? Zu seinen alten Freunden? Nein... das waren nicht seine Freunde. Das waren Yugis Freunde. Die hatten sich ganz plötzlich von ihm distanziert, als Seto und seine Beziehung erst angefangen hatte. Er sollte es einsehen. Er war allein. Ganz allein... "Seto..." Er wunderte sich nicht, dass dieser Name ihm einfach plötzlich rausgerutscht war. Was sollte er machen? Er liebte ihn eben immer noch. Er zweifelte daran, dass Seto ihn suchen könnte. Der war doch viel zu sehr mit seinem bescheuerten Vertrag beschäftigt. Yami schielte auf den leeren Koffer, den er immer noch mit sich herumschleppte. Er schüttelte den Kopf. Wie konnte man es schaffen, vergessen zu packen? Ein irrer Gedanke kam ihm in den Sinn. Selbstmord schien plötzlich ziemlich verlockend... Aber nein, nicht einmal das würde er wahrscheinlich schaffen. Er war doch so schon ein Versager. Wie konnte er nur Seto verlieren? Er hätte ihn nicht einfach aufgeben sollen. Wenn niemand bei dir ist. Du denkst, dass keiner dich sucht. Du hast die Reise ins Jenseits vielleicht schon gebucht. Und all die Lügen geben dir den Rest. Halt dich an deiner Liebe fest. Halt dich an deiner Liebe fest. Yami erinnerte sich daran, wie er vor einem halben Jahr nachts aufgewacht war. Er hatte ein Albtraum gehabt. Er hatte geträumt, dass Seto etwas zugestoßen sei. Er hatte zur Seite geschaut und... wie erwartet, war Seto nicht da gewesen. Er hätte es wissen müssen... Trotzdem flossen die Tränen. Trotzdem tat es ihm weh, zu sehen, dass der, den er liebte, um vier Uhr morgens immer noch nicht da war. Trotzdem stach es ihn im Herzen, den, den er liebte, am Valentinstag nicht zu sehen... Wenn der Frühling kommt und deine Seele brennt. Du wachst Nachts auf aus deinen Träumen. War's keiner, der bei dir pennt. Wenn der auf den du wartest, dich sitzen lässt. Halt dich an deiner Liebe fest. Halt dich an deiner Liebe fest. Kurz darauf fand sich Yami im Regen wieder. Ein Penner hatte ihn aus seinem Unterschlupf gescheucht und eine Prügelei mit einem Betrunkenem wollte er lieber vermeiden. Seine Kleidung war bereits nach wenigen Minuten vollkommen durchnässt und die Kälte fraß noch stärker als vorher an ihm. Orientierungslos stapfte er weiter vor sich hin. In der Ferne hörte er eine Kirchturm fünf Uhr morgens schlagen. Ein verregneter Sonntagmorgen... Was wünschte man sich mehr? Er hatte gewusst, dass Seto ihn nicht suchen würde... Sonst hätte er ihn schon längst gefunden. Immerhin hatte er immer noch sein Handy in der Jackentasche... Er dachte nach. Dachte über die schöne Zeit mit Seto nach. Dachte an Mokuba. Und plötzlich, plötzlich sah er nur noch Setos Lächeln vor sich. Die blauen Augen, den schmalen Mund... Er konnte nicht anders. Er liebte ihn immer noch... Und das wollte er ihm sagen, bevor es zu spät sein könnte... Wenn der Novemberwind deine Hoffnung verweht. Du bist so müde, so müde. Du weißt nicht, wie's weiter geht. Wenn dein kaltes Bett dich nicht schlafen lässt. Halt dich an deiner Liebe fest. Halt dich an deiner Liebe fest. Ein Reifenquietschen riss ihn aus seinen Gedanken. Verwundert schaute er nach Rechts und sah nur noch, wie zwei Autoscheinwerfer bedrohlich schnell näher kamen. Bevor er realisieren konnte, dass er mitten auf der Fahrbahn stand, spürte er schon einen plötzlichen Schmerz im ganzen Körper. Der Himmel schien sich über ihn zu schlagen. Er hörte, wie Metall zerschmetterte. Spürte, wie er auf den Boden aufkam... Spürte, wie der Regen auf sein Gesicht peitschte und sich mit Hagel vermischte. Dachte noch, dass er Seto so gerne gesagt hätte, dass er ihn liebte... Dann spürte er gar nichts mehr... Halt dich an deiner Liebe fest. Halt dich an deiner Liebe fest... Kapitel 3: "Geht auseinander" ----------------------------- Mokuba wachte durch das Zufallen der Haustür auf. Schnell sprang er aus seinem Bett und rannte an seine Zimmertür. Seto war wieder da! Gerade als er raus auf den Gang wollte, hörte er wie sein Bruder mit Yami sprach. "Yami? Du bist noch wach?" "Ich habe auf dich gewartet. Kann es sein, dass du etwas vergessen hast?", fragte Yami kühl. Er war ganz anders als am frühen Abend. Yami hatte in der Küche gesessen und geweint. Mokuba hatte ihn gefragt was los sei, aber er hatte es ihm nicht sagen wollen. Nach einer Pause durchbrach Yami wieder die Stille. "Ich helf' dir auf die Sprünge. Wir wollten heute Abend zusammen ausgehen! Vergessen? Oder war dein ach-so-toller Vertrag wichtiger als ich?" So wie er es zischte schien er sehr wütend zu sein. Mokuba seufzte. Es war schon wieder passiert. Seto hatte Yami vergessen. Das war nicht das erste Mal. Seit einem dreiviertel Jahr geschah das ständig. Mokuba ließ seine Tür einen Spalt offen und setzte sich traurig auf sein Bett. Er fühlte mit Yami. Er wusste wie es war, ständig allein zu sein. Schon früher hatte Seto immer etwas zu tun und daher nie Zeit für seinen kleinen Bruder gehabt. Mokuba zuckte zusammen, als Seto Yami anschrie. „Dieser Vertrag ist NICHT DÄMLICH!“ Ungewollt stiegen dem 16-jährigen die Tränen in die Augen. Wie er es hasste, wenn sie sich stritten. So konnte es einfach nicht weitergehen. Schon seit langem wartete Mokuba darauf, dass Yami es aufgab, auf Seto jeden Abend zu warten. Er fürchtete es jeden Tag... Und nun schien es soweit zu sein. "Es ist aus, Seto. Ich kann nicht mehr...", drang es zu Mokuba. Kurz darauf hörte er eilige Schritte im Gang. Die Wohnungstür wurde zugeschlagen. Mokuba hörte, wie Seto sich in der Küche auf einen Stuhl fallen ließ. Nur ein Schritt zurück Nur einer Siehst du es geht. Geht auseinander! Mokuba ging in die Küche. Traurig betrachtete er seinen Bruder, der fassungslos über dem Tisch hing. „Mokuba... Was habe ich getan?“ Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. „Seto. Ich habe dich gewarnt. Schon vor einigen Monaten. Ich habe dir gesagt, dass du aufpassen musst. Dass du mit Yami nicht einfach so umspringen kannst.“ Nur ein Schritt zurück Nur einer Siehst du es geht. Geht auseinander! „Was ist passiert, Seto? Hast du alles vergessen? Hast du vergessen wie sehr du Yami liebst?“ Sein großer Bruder starrte ins Leere. „Seto! Du hast mir gesagt, dass du noch nie so glücklich gewesen wärst! Was ist damit passiert?“ Soll das die heiße Liebe sein die euch verbrennt zwei Hände auf dem heißen Herd bis einer flennt. Geht auseinander! „Aber... ich habe doch nur für uns gearbeitet. Die ganze Arbeit – das war nur für uns.“, brachte Seto hervor. „Du hast zuviel für uns getan! Du darfst es nicht übertreiben, Seto. Hast du nicht gemerkt, dass es zu viel, zu arg wurde? Schau dich doch nur selber an! Du bist übermüdet und bist kurz davor krank von dem ganzen Stress zu werden. Und du setzt damit nicht nur dir zu, Seto. Du machst auch Yami und mich damit krank. Es war einfach zu viel. Aber du wolltest nicht auf uns hören.“ „Ich... wollte mich doch ändern.“ „Du wolltest? Dann hast du das auch vergessen.“ Aber ihr hängt so aneinander ihr hängt euch aneinander hängt dran, euch zu ändern hängt euch auf, erhängt den andern Auseinander! Mokuba legte Seto eine Hand auf die Schulter. „Vielleicht... vielleicht ist es das Richtige so. Vielleicht... braucht ihr einfach eine Pause.“ Zeit nicht zu zweit zu sein... Müde von allem ging Mokuba zurück in sein Zimmer. Als er im Bett lag hörte er, wie Seto den Gang entlang rannte und die Wohnung verließ. Vielleicht hat er es jetzt endlich kapiert... In letzter Zeit wurde es wirklich extrem. Die Liebe die sie anfangs füreinander verspürt hatten, entwickelte sich zu Stoff zum Streiten. Und nach jedem Streit suchten sie wieder die Nähe zueinander. So als wäre überhaupt nichts passiert. Und kurz darauf ging das Streiten grad wieder weiter. Es war eine Katastrophen. Es gab genug Gründe zum Streiten. Aber es war doch Liebe auf den ersten Blick, sagst du Schon der zweite Blick war schon nicht mehr ganz so schick, sagst du. Aber wo ein Wille ist, ist immer auch ein Trick Und darum haut ihr euch jetzt jeden Morgen eure Augen dick. Geht auseinander! Wollt ihr euch wieder verfluchen. Um euch doch wieder zu suchen. Wieder Kaffee trinken, Kuchen werfend Traumreisen zu buchen. Wieder reißt ihr euch zusammen Wieder reißt ihr euch zusammen Wieder reißt ihr euch zusammen Alle Haare einzeln raus Geht auseinander! Meistens war Setos Arbeit der Grund. Jedoch war es nicht so, dass nur Seto an allem Schuld war. Auch Yami gab seinen Senf dazu. Er hängte sich an Seto, so viel er konnte. Er war eine richtige Klette und wollte dorthin, wo auch Seto hinging. Ob das nur davon kam, dass Seto nie da war oder ob das auch ohne die Arbeit so wäre, wusste Mokuba nicht. Er wusste nur eins: So konnte es nicht weitergehen. Die beiden liebten sich, das war eindeutig, aber irgendwie konnten sie es nicht richtig zeigen und das führte unwillkürlich zu Streit und Zoff. Aber ihr denkt so aneinander ihr drängt euch aneinander Ihr drängt drauf, euch zu ändern, drängt euch auf, verdrängt den andern Auseinander! Mokuba spürte wie seine Augen langsam zu fielen. Hoffentlich ging alles gut... Im nächsten Moment wurde er vom Telefon geweckt. Irritiert schaute er auf seinen Wecker: 5.26 Uhr. Verschlafen verließ er sein Zimmer und ging zu dem klingelnden Ruhestörer. „Mokuba Kaiba?“ „Guten Morgen Herr Kaiba. Hier ist Doktor Oshiba vom Domino Krankenhaus. Es geht um ihren Bruder.“ Mokuba war blitzschnell wach. „Was ist mit Seto?“ In dem kleinen Krankenhauszimmer war es außer dem Piepsen des Oszilloskops still. Mokuba saß vor den zwei Betten und dachte nach. Der Arzt hatte gesagt, dass es ein Autounfall gewesen war. Seto sei mit dem Auto in Yami gerast. Auf der Straße hat es Bremsspuren über eine längere Strecke gegeben. Anscheinend ist das Auto einfach nicht stehen geblieben – wahrscheinlich durch den Regen - und ist dann, nachdem es Yami gerammt hat, von der Straße abgekommen und schließlich gegen eine Mauer geknallt. Da Yami keine Personalien bei sich gehabt hatte, hatte Mokuba ein Formular für Yami ausfüllen müssen. Seto hatte ein Schleudertrauma und war immer noch bewusstlos. Doch Yami... Yami hatte mehrere Knochenbrüche und eine schwere Kopfverletzung - wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung. Durch ein Nasenbeinbruch hat er eine Menge Blut eingeatmet. Nachdem das Blut aus der Lunge gepumpt worden war, musste Yami künstlich beatmet werden, da die Lungenflügel verklebt waren. Yami lag im Koma. Hätte ein Passant den Unfall nicht sofort gemeldet, wäre für Yami jede Rettung zu spät gekommen. Zeit nicht zu zwei zu sein... Nur ein Schritt zurück Nur einer Mokuba seufzte. Er hatte gemeint, dass zwischen den beiden eine Pause nötig wäre. Traurig betrachtete er die zwei Schlafenden in den Krankenbetten. Aber so hatte er es doch gar nicht gemeint. Nur ein Schritt zurück Nur einer Du sagst dein blaues Auge mache dich so sentimental Kaum zu glauben was ihr beide fühlt ist nicht mehr normal. Kapitel 4: "Darf ich das behalten" ---------------------------------- Seto erwachte aus einem unruhigen Schlaf und fand sich in der Dunkelheit wieder. Nur ein Gedanke raste durch seinen Kopf: Yami. Er irrte umher. „Yami! Yami!“ Er konnte nichts Anderes rufen. Er wusste, dass der Kleinere dort irgendwo sein musste. „Yami! Yami!!“ Die Wärme wich aus seinem Körper. Er musste ihn finden. Er musste... Er fand Yami – es schien, als würde er schlafen. Die Arme und Beine von sich gestreckt, lag er leblos in der Dunkelheit. Seto rannte auf ihn zu. Seine Hände zitterten, als er den leichten Körper in seine Arme schloss. „Bitte... Wach auf. Wach auf, Yami!“ Aus der Dunkelheit trat eine Gestalt auf sie zu und blieb vor ihnen stehen. Ein langer schwarzer Umhang umhüllte ihren Körper und die Kapuze warf Schatten in das unerkennbare Gesicht. In einer der Händen hielt sie eine große Sense. Seto wurde kalt. „Bist du gekommen, um mich zu holen?“ Tod schüttelte den Kopf und zeigte mit einer knöchernen Hand auf Yami, welchen Seto immer noch in den Armen hielt. „Nein!!“ Bitte darf ich das behalten. Behalt meine alten Träume, kannst sie verwalten, wie du willst. Halt die Welt in deiner Gewalt, aber nimm deine kalten Hände von meiner Hand. „Nein, das kannst du nicht von mir verlangen! Bitte! Nimm dir, was du willst, aber lasse mir Yami. Nimm ihn nicht mit dir.“ Seto spürte, wie aus ihm lauter Verzweiflung Tränen übers Gesicht flossen. Ich geb dir mein Verstand dafür, ich geb dir mein Wort, ich will für immer stumm sein, aber nimm das nicht fort von mir. Ich weiß, du nimmst alles, was du willst zu dir, aber das hier bleibt hier. Darf ich das behalten? Ich brauche nichts mehr. Darf ich das behalten? Ich geb alles her. Darf ich das behalten? Ich brauche nichts mehr. Ich brauche nichts mehr als das. Ich brauche nichts mehr. Seto umklammerte Yami wie ein Ertrinkender einen Rettungsring. Er schaffte es nicht, gegen die Schluchzer anzukämpfen, die aus seinem Körper drangen. „Ohne Yami kann ich nicht zurück. Wenn du ihn nimmst, dann nimm auch mich!“ Tod schüttelte den Kopf und zeigte wieder auf Yamis leblosen Körper. Darf ich das behalten? Ich hab’s gefunden. Zerknittert und scheu saß es zwischen zwei Stunden, bevor alles neu war und zwischen zwei Blicken, zwei Schritten im Sand, fand ich’s in meiner Hand. Ich geb dir mein Verstand dafür, ich geb dir mein Wort, ich will für immer stumm sein, aber nimm das nicht fort von mir. Ich weiß, du nimmst alles, was du willst zu dir, aber das hier bleibt hier. Darf ich das behalten? Ich brauche nichts mehr. Darf ich das behalten? Ich geb alles her. Darf ich das behalten? Ich brauche nichts mehr. Ich brauche nichts mehr als das. Ich brauche nichts mehr. „Ich gebe dir alles. Alles, was du willst – nimm es dir, aber bitte... Bitte lass Yami bei mir.“ Tod zögerte. Er schien zu überlegen, bis er schließlich sprach: „LIEBE“ Es klang eher wie ein Röcheln. Ein Knurren eines wilden Tieres. Wie der Klang des Donners. Es hörte sich an wie... nichts. „Du... willst Liebe?“ Verwirrt blickte Seto zu der großen Gestalt auf, die den ganzen Raum zu füllen schien. Einen unendlichen Raum. Tod zeigte auf Seto, welcher ein Ziehen an seinem Herzen spürte. „Du willst... MEINE Liebe? Meine Liebe zu ... Yami?“ Tod nickte und zeigte wieder auf Yami. Entweder Yami oder Setos Liebe zu Yami. Darf ich das behalten? Ich hab’s gefunden. Zerschunden und lahm. Hab seine Wunden verbunden und jetzt ist es zahm. Siehst du es findet den Weg nicht mehr. Ich kann seine Sprache, ich lauf hinter ihm her. Und dann läuft es mir nach und ich halt es geborgen in meiner Hand. Ich schlaf bis zum Morgen mit dem Rücken zur Wand. Darf ich das behalten? Seto rannen heiße Tränen über die Wangen. Er streichelte Yami das Gesicht und das Haar und küsste ihn zitternd ein letztes Mal. „Nimm dir, was du anstatt Yami verlangst.“ Darf ich das behalten? Ich brauche nichts mehr. Darf ich das behalten? Ich geb alles her. Darf ich das behalten? Ich brauche nichts mehr. Ich brauche nichts mehr als das. Ich brauche nichts mehr. Seto wurde hoch gerissen. Noch gerade im letzten Moment konnte er Yamis Hand festhalten, sodass der schlaffe Körper halb in der Luft hing. Tod schwebte auf Seto zu. Streckte seine Hand aus und wollte diese auf Setos Herz legen. Darf ich das behalten? Ich brauche nichts mehr. Darf ich das behalten? Ich geb alles her. Darf ich das behalten? Ich brauche nichts mehr. Ich brauche nichts mehr als das. Ich brauche nichts mehr. Seto wurde kalt – noch kälter als zuvor. Tod kam näher, wodurch Seto mit einer ungeheuren Kraft überflutet wurde. Ihm selbst wurde jegliche Kraft entzogen. Darf ich das behalten? Behalt meine alten Träume, kannst sie verwalten, wie du willst. Halt die Welt in deiner Gewalt, aber nimm deine kalten Hände von meiner Hand. Als Seto das Bewusstsein verlor, zögerte Tod und hielt inne. Er horchte, zog die Hand zurück und verschwand im Schatten. Seto glitt zurück auf den Boden neben Yami. Ihre Hände waren noch immer ineinander verschlungen. Darf ich das behalten? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)