Enthüllungen und Geständnisse von goldenchie ================================================================================ Kapitel 21: Teezeremonie ------------------------ So, das ist es, das letzte Kapitel mit Koji (jedenfalls in dieser FF ^^). Mann, wie lange ich für die Recherche zur Teezeremonie gebraucht habe... *seufz*, ... wenn jetzt jemand kommt und sagt, es sei was falsch... *Horrorvorstellung* *Aaaaargh!* Ich habe ganz bewusst nur eine stark verkürzte Teezeremonie dargestellt, eine vollständige wäre nicht nur zu lang geworden, sondern (für mich) auch gar nicht machbar – schließlich hab ich mein Wissen ausschließlich aus Büchern. Schade eigentlich... „.........“ = wörtliche Rede >........< = Gedanken [..........] = persönliche Kommentare der Autorin unterstrichene Worte sind betont _____________________________________________________________________________________________________ ... Kyoko überlegt einen Moment. >Eigentlich wollte ich das ja nie wieder... Dieser vermaledeite Sho...! – Aber es ist für Aya-san...< „Gut, einverstanden.“, sagt sie dann. „Reicht es nachmittags? Ich müsste ein paar Dinge vorbereiten.“ „Ja, natürlich, nimm dir soviel Zeit, wie du brauchst. Es müsste auch gar keine vollständige Teezeremonie sein.“ --------------------------------------------------------------------------------------- „Ihr kennt euch also schon, seit ihr Kinder wart. – Und seither verkörpert sie sozusagen dein Idealbild einer japanischen Frau.“, wiederholt Koji nachdenklich. Ren nickt nur. „Hm, ... auch wenn ich mit Frauen normalerweise nicht viel anfangen kann, jedenfalls in Beziehungsdingen, ... ich kann dich schon verstehen. Sie ist so ganz anders als die Tussis, mit denen du diese Affären hattest... Mann, das ist so lange her, es kommt mir vor, wie ein anderes Leben; Du warst noch nicht mal bekannt hier in Japan... – Und ich hatte mich noch nicht mal geoutet...“ „Kommt mir genauso vor... Aber in Einem muss ich Dir widersprechen, Koji“, erklärt Ren ruhig, „sie ist nicht anders. Sie ist die optimale Zusammenstellung von allen zusammen. In jedem dieser Mädchen hab ich ein bisschen von ihr gefunden, ... aber niemals alles zusammen.“ Ren seufzt unwillkürlich auf. „Meistens waren es eher nur Bruchteile ihrer Eigenschaften...“ „Ich verstehe. – Wann willst du es ihr sagen?“ „Ich weiß es nicht.“ Der Schauspieler schüttelt langsam den Kopf. „Ich weiß, ich sollte es nicht zu lange hinauszögern. – Die Konkurrenz schläft schließlich nicht.“, meint er mit einem gequälten Grinsen. „Und es wird für mich auch schwieriger, je länger ich damit warte. – Aber ich will es frühestens nach der Premiere von ‚Dark Moon’ tun. Die nächsten Wochen werden stressiger für sie als sie das erwartet; ich will sie nicht noch zusätzlich in ein Gefühlschaos stürzen.“ Koji nickt stumm und für eine ganze Weile ist es still zwischen ihnen, nur die Vögel zwitschern seltsam fröhlich durch den Garten, den die beiden von der Veranda aus überblicken, auf der sie sich niedergelassen haben. „Wo ist Kyoko-chan eigentlich?“, fragt Koji schließlich. „Hat sie sich noch mal hingelegt? – War schon eine ziemliche Tortur gestern, ...das an einem Tag durchzuziehen...“ „Da kennst du sie schlecht. Ich habe sie noch niemals jammern hören über zuviel Arbeit. – Sie macht gerade den Pavillon sauber.“, seufzt Ren. „Wie bitte? Aber das sollte doch Aya-san übernehmen, ... auch wenn sie nicht genau weiß, warum.“ Ren muss unwillkürlich lächeln. „Kyoko-chan ist der Meinung, wenn sie es nicht selbst tut, wäre es nicht einmal eine kleine Teezeremonie, jedenfalls keine, die diesen Namen auch nur annähernd verdienen würde.“ Koji runzelt die Stirn. „So war das gar nicht gedacht, ... ich meine, dass sie das so ernst nimmt.“ „Ist mir vollkommen klar“, grinst Ren, „ du wolltest mich in erster Linie mal wieder im Kimono sehen, stimmt’s?“ „Na ja, ... schon, ... irgendwie...“, gibt der Designer verlegen zu. „Aber was du nicht wissen konntest, ist, dass Kyoko-chan alles, was sie tut, mit einem solchen Feuereifer verrichtet, dass es einem manchmal geradezu Angst machen kann.“ Er lacht, als er Kojis verblüfften Gesichtsausdruck bemerkt. „Das ist nun mal ihre hervorstechendste Eigenschaft.“ „Hat sie die Anproben gestern deshalb in einem Rutsch durchgezogen, ohne auch nur einmal nach einer Pause zu fragen?“ Koji kaut betreten auf der Unterlippe herum. „Ja.“, bestätigt Ren. „Und dann drückst du ihr noch eine Teezeremonie auf.“ Koji hält verschämt eine Hand an die Stirn. „Tut mir Leid, ... du hast wahrscheinlich Recht. Bist du sehr sauer?“ Ren kann sich das Grinsen nicht ganz verkneifen. „Nein, ... obwohl ich es vielleicht besser wäre... Um ehrlich zu sein, freue ich mich darauf. Die letzte Teezeremonie, an der ich teilnehmen durfte, ist Jahre her. – Mal abgesehen von einigen Filmszenen... Und außerdem... ach, du wirst schon sehen.“ Aus einiger Entfernung hört man eilige Schritte die Veranda entlang trippeln und kurz darauf erscheint eine ziemlich aufgeregte Aya auf der Bildfläche. „ Hier seid ihr beiden! – Da kann ich ja lange suchen. Kyoko-san hat mir gerade gesagt, dass sie heute eine kleine Teezeremonie abhalten wird. Sie sagt, sie wäre etwa in einer Dreiviertelstunde so weit. Ich suche gerade die Kimonos raus... Warum hast du nichts gesagt, Koji-san?!“ Aya ist so aus dem Häuschen, dass sie ganz rote Wangen bekommen hat. Der junge Designer ist aufgestanden und auf sie zugegangen. Zärtlich streicht er ihr über die gerötete Wange. „Weil es eine Überraschung sein sollte, Aya-san.“, antwortet er lächelnd. „Ja, ... aber...“, gibt sie zu bedenken, „so hat doch Kyoko-san die ganzen Vorbereitungen alleine machen müssen, ... wo doch gestern so ein anstrengender Tag für sie war...“ „Das geht schon in Ordnung.“, bemerkt Ren ruhig. „Eine andere Möglichkeit hätte es ohnehin nicht gegeben, Kyoko-chan hätte sich nämlich sowieso nicht helfen lassen.“ Er lacht leise vor sich hin. Ayas Gesicht hellt sich ein wenig auf, auch sie lacht jetzt leise. „Ja“, meint sie, „das habe ich auch schon gemerkt.“ „Gut“, sagt Ren daraufhin zu Koji, „dann sollten wir beide uns jetzt auch umziehen, ... damit die Damen nicht noch auf uns warten müssen.“ Das Gesicht des Jungdesigners strahlt mit einem Mal vor Vorfreude. „Das ist deine beste Idee heute.“, lacht er und hilft dem Freund auf die Füße. [Er hat es auf einmal ziemlich eilig... ^^] Eine halbe Stunde später sitzen die beiden jungen Männer einträchtig im Kimono nebeneinander im Garten auf einer Bank in der Nähe des Pavillons. Koji trägt einen dunkelblauen Seidenkimono mit einem grafischen Muster in Rot und Weiß, dazu einen schmalen, roten Männerobi, auf den Yin-Yang-Symbole in Schwarz und Weiß aufgestickt sind. Rens Seidenkimono ist in gedeckten Grüntönen gehalten und mit einem dezenten Bambusblattmuster überzogen. Dazu trägt er einen schmalen, schwarzen Obi mit kupferfarbenen Streifen. Still ist es zwischen den beiden, sie genießen es einfach, im Schatten der Bäume die Aussicht auf den kleinen Pavillon auszukosten, der rundum von den verschiedensten, prächtigen Rosenstöcken umsäumt ist. „Dein Großvater hat diese Rosen sehr geliebt, nicht?“, fragt Ren schließlich leise. „Ja“, lächelt Koji wehmütig, „fast so sehr, wie er Großmutter geliebt hat... Sie haben sich im Sommer oft dorthin zurückgezogen und sich gegenseitig den Tee bereitet. Für mich ist dies der Ort, an dem sich ihre Liebe am greifbarsten manifestiert hat.“ „Du vermisst sie immer noch, nicht?“ „Ja, ... schon.“, Koji lächelt müde. „Aber auf der anderen Seite bin ich froh, dass sie so kurz hintereinander gestorben sind. Selbst die drei Wochen, die er alleine war, waren für Großvater eine schreckliche Quälerei. – Sie konnten halt nicht ohne einander...“ Aya kommt auf den Steinen des Gartenweges auf die beiden zu und zerstreut so die düsteren Gedankengänge. „Du siehst wunderbar aus, Aya-san.“, staunt Koji und Ren nickt bekräftigend mit einem anerkennenden Lächeln. Die Haushälterin ist mit einem hellblauen Seidenkimono bekleidet, auf dem große Rosen in Weiß und Rosa prangen und der mit einem prachtvollen, dunkelblauen Obi mit Brokatstickerei gebunden ist. „Danke, Koji-san.“, sagt sie mit einem verlegenen Lächeln ... und noch immer geröteten Wangen. „Kyoko-san müsste auch gleich kommen. Sie sieht fantastisch aus; ich habe schon lange niemanden mehr erlebt, der sich im Kimono so elegant bewegen kann...“ Fast wie aufs Stichwort betritt Kyoko den Gartenweg und bringt es selbst auf den leicht unebenen Steinen noch fertig, den schwebenden Gang zu meistern. Koji, der auf diesen Anblick nicht gefasst ist, fällt beinahe der Unterkiefer aus seiner Verankerung. Da das jedoch bei dieser Gelegenheit eine höchst unpassende, wenig würdevolle Reaktion wäre, beherrscht er sich mühsam und wirft einen kurzen Seitenblick auf Ren. Dieser ist – zumindest annähernd – auf ihren Anblick vorbereitet ... und hat sich innerlich entsprechend gewappnet. Worauf er nicht gefasst ist, ist, dass sie einen Kimono aus Kojis Sammlung [eigentlich ist es ja die Sammlung seiner Großeltern...] gewählt hat, der sich nicht nur ausgezeichnet in die Umgebung des Pavillons einpasst, sondern ihre Augen auch noch außergewöhnlich vorteilhaft zum Strahlen bringt. – In ihm breitet sich mit einem Mal eine lächelnde Wärme aus, die ihn zunächst ein wenig verunsichert, ... die er jedoch bei näherer Betrachtung als höchst angenehm empfindet. Kyoko trägt einen grünen Seidenkimono mit einem Farbverlauf von Hell nach Dunkel und einem schlichten, stilisierten Blattmuster auf der rechten Seite, dazu einen hellrosa Obi mit zarter Rosenstickerei. Still und mit einem dezenten Lächeln begrüßt sie ihre Teegäste mit einer eleganten, förmlichen Verbeugung, was die Gäste höflich erwidern. Dann macht sie sich daran, frisches Wasser in das Handwaschbecken zu füllen; das Einzige, was dabei zu hören ist, ist das leise Rascheln der Seide und das flüsternde Plätschern des einlaufenden Wassers. Selbst die Vögel scheinen einen Moment inne zu halten... Nicht ein einziges Tröpfchen geht daneben... Dann zieht sie sich in den Pavillon zurück, um letzte Vorbereitungen zu treffen und den Gästen Gelegenheit zu geben, sich Hände und Mund zu reinigen, bevor die eigentliche Zeremonie beginnt. Als die Gäste schließlich einige Minuten später auf ihren Plätzen sitzen (Aya-san hat natürlich den Ehrenplatz bekommen) und Teegerät und Kalligraphie bereits gebührend gewürdigt haben, öffnet das Mädchen nacheinander alle vier Seiten des Pavillons, so dass sie nun scheinbar inmitten der Rosen sitzen und der betörende Duft und der bezaubernde Anblick der Blumen die Sinne der Anwesenden für einen Augenblick vollständig gefangen nehmen. Nach einer angemessenen Pause beginnt sie dann schließlich mit der Teebereitung. Inzwischen scheint es, als befinde sie sich in einer Art Halbtrance, in der jede ihrer Bewegungen ebenso meditativ wie anmutig wirkt, ohne dass sie ihre Gäste in irgendeiner Form vernachlässigen würde... [Es bleibt ihr, ehrlich gesagt, auch nichts anderes übrig, als sich voll und ganz auf ihr Tun zu konzentrieren und vollkommen darin aufzugehen, ... ansonsten hätte sie die Gedanken an Shotarou und die Zeit im Ryokan kaum aus ihrem Kopf bekommen und wäre wohl schwerlich in der Lage gewesen, ihren Gästen – und natürlich besonders Aya-san – eine angenehme, ruhige Atmosphäre zu vermitteln... ^^ Man stelle sich vor, wie sich kleine, schwarze Dämonenwölkchen ins Geschehen mischen... ^^’] Es wird wenig geredet während der Zeremonie und fast scheint es, als stünde die Zeit still. Als sie schließlich beendet ist, entschuldigt sich Kyoko noch einmal für die bescheidene Art der Durchführung und verabschiedet die Gäste, um den Pavillon zu säubern, das Teegerät zusammenzuräumen und es schließlich wieder zurück ins Haus zu bringen. „Eigentlich sind Teezeremonien doch bei aller Ästhetik auch immer ein bisschen anstrengend“, bemerkt Koji verwundert, als sie draußen im Garten noch einen Moment innehalten, „aber ich fühle mich jetzt total erfrischt.“ „Ja“, bestätigt die Haushälterin strahlend. „Es war wie eine Oase in der Alltagshektik, wie ein kleiner Kurzurlaub. – Kyoko-san meinte zwar ganz bescheiden, sie sei keine Teemeisterin, ... aber ich denke, jeder Teemeister wäre froh und stolz, eine solche Schülerin zu haben.“ Ren Tsuruga sagt nichts dazu; er geht leise seufzend noch einmal jeden einzelnen Augenblick des Nachmittags in Gedanken durch, um soviel wie möglich davon in sein Gedächtnis einzubrennen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)