Enthüllungen und Geständnisse von goldenchie ================================================================================ Kapitel 8: Gefühlschaos ----------------------- „.........“ = wörtliche Rede >........< = Gedanken [..........] = persönliche Kommentare der Autorin unterstrichene Worte sind betont _____________________________________________________________________________________________________ ... Dr. Otori sieht nicht aus, als würde er ihm Glauben schenken, er enthält sich jedoch jeglichen Kommentars. Mit ein bisschen Smalltalk verabschieden sie sich und zum Schluss bedankt sich Ren bei dem Arzt noch einmal herzlich für sein rasches Kommen. Ein sehr nachdenklicher Dr. Otori verlässt kurz darauf die Wohnung... --------------------------------------------------------------------------------------- Die Abendsonne vergoldet mit ihren letzen Strahlen die Skyline von Tokyo, doch Ren Tsuruga hat keinen Sinn für die vergängliche Schönheit hinter der Fensterscheibe. Zum mindestens 20. Mal versucht er jetzt, den Text der vorliegenden Szene im Kopf zu behalten ... Ohne Ergebnis. Er sitzt allein auf seiner Couch, das Filmskript in den Händen und hat Schwierigkeiten, auch nur einzelne Sätze zu behalten. Immer wieder erhebt er sich, läuft ruhelos durch das Zimmer, nimmt wieder Platz und wiederholt murmelnd die Sätze, die er sich einprägen soll. Schließlich gibt er auf und wirft das Drehbuch entmutigt auf den Tisch. Seufzend greift er nach dem halbleeren Whiskeyglas und will es an die Lippen setzen, da klingelt das Telefon. „Guten Abend, Yashiro-kun.“, seufzt Ren müde. Auch Yashiro kann ein Seufzen kaum unterdrücken, als er seinen Schützling hört. „Guten Abend. – Ich hab dir einen Termin bei Takarada-san gemacht, morgen nach der Besprechung für die nächste Woche. Er weiß in etwa, worum es geht, ... damit du nicht bei Adam und Eva anfangen musst. Ich hoffe, das war in Ordnung.“ „Ja ja, schon gut.“, meint Ren resigniert. „Wie hat er reagiert?“ „Nicht sonderlich überrascht ... und durchaus aufgeschlossen. – Wie geht es Kyoko-chan?“ „Besser. – Sie hatte heute Morgen Fieber, aber das ist Gott sei Dank wieder runter. Der Arzt meinte, sie solle noch bis morgen im Bett bleiben.“ „Oh, dann hattet ihr wohl keine Gelegenheit für ein tiefer gehendes Gespräch, oder?“ „Nein, nicht wirklich.“ „Nun“, meint Yashiro und atmet einmal kurz durch, „das ist wohl erstmal nicht zu ändern. - Ist alles in Ordnung, Tsuruga-kun?“ „Mehr oder weniger...“, kommt die kraftlose Antwort. „Willst du darüber reden?“, fragt der Manager vorsichtig. „Eigentlich nicht.“, kommt es zurück. Yashiro seufzt leise. „Was heißt ‚eigentlich’?“ Ren überlegt eine Weile, dann seufzt er noch einmal tief und gibt sich geschlagen. „Also gut. – Ich halte das sowieso nicht mehr lange durch... Kyoko-chan, ... sie ist so ... ich ... ich finde überhaupt keine Worte dafür... – Oh, Mann... Du kannst dich doch an diesen albernen Pyjama erinnern, den du mir in Kyoto besorgt hattest, weil ich meinen vergessen hatte?“ Yashiros Lächeln kann man fast durch das Telefon sehen. „Der kurzärmelige, dunkelgrüne mit den Teddybären? Natürlich erinnere ich mich. Du hast dich noch 2 Monate danach darüber aufgeregt. – Aber ich hatte es dir schon gesagt, es war nur dieser eine in deiner Größe da ... und ich hatte nicht viel Zeit.“ Ren kichert plötzlich leise vor sich hin. „Das meine ich gar nicht. – Ich ... ich habe ihn gestern Kyoko-chan gegeben, sie hatte ja schließlich nichts Entsprechendes dabei.“ „Ach so.“, sagt Yashiro, doch seine Stimme spricht von absoluter Verständnislosigkeit. „Und worauf willst du hinaus?“ „Na ja“, fängt Ren an zu erklären, „ich dachte, es wäre gut, ihn ihr zu geben, weil ich das Ding geradezu scheußlich finde, damit ... na ja, damit mir nicht schon wieder die Hormone durchgehen. Du verstehst schon.“ Yashiro ahnt jetzt, worauf es hinausläuft und schmunzelt über das ganze Gesicht, ... was Ren glücklicherweise nicht sehen kann. Der Schauspieler lässt die Erinnerung an Kyokos Anblick vor sein inneres Auge ziehen ... und muss unwillkürlich lächeln, ... während die Röte unaufhaltsam in sein Gesicht schleicht. „Sie versinkt geradezu in diesem Oberteil, es reicht ihr fast bis zu den Knien. – Sie sieht einfach entzückend darin aus. So ... unschuldig ... und gleichzeitig so ... so sexy... Ich werd noch wahnsinnig...“ Er stützt den Kopf auf die freie Hand und versucht, sich wieder zu beruhigen, ... vergeblich. Leise stöhnt er auf. „Ich krieg diese verführerischern Bilder gar nicht mehr aus dem Kopf.“, klagt er verzweifelt. „Ich kann das Schlafzimmer überhaupt nicht betreten, ohne mich vorher bewusst und vollständig auf irgendwas gänzlich Unverfängliches zu konzentrieren... Darum hab ich mich heute kaum hinein gewagt und versucht, meinen Text zu lernen...“ „Lass mich raten! - Mit wenig Erfolg.“ „Bingo.“, stöhnt Ren. „Yashiro-kun, ... ich weiß nicht mehr weiter. Was soll ich nur tun?“ Zur selben Zeit sitzt Kyoko, die Arme um die angewinkelten Beine geschlungen, im Bett und findet keinen Schlaf. Ihre Gedanken stehen einfach nicht still. >Es war richtig schön, dass Tsuruga-san sich so nett um mich gekümmert hat. – Genau genommen hat das noch nie jemand für mich getan, jedenfalls nicht so ... so ... fürsorglich, - nicht mal Shotarou...<, überlegt sie. „Nein“, murmelt sie säuerlich, „der am allerwenigsten.“ Ein tiefer Seufzer entweicht ihrem Innern, während sie das Kinn auf den Knien ablegt. Vielleicht hätte sie sich damals in Koon verlieben sollen... >Halt, Moment! Was denke ich denn da?! – Das wäre doch genauso ... hoffnungslos gewesen... Dabei war er der erste Mensch, der mich richtig angesehen hat. Nicht als das Dienstmädchen, das notwendige Übel, den Abschaum, den Schmarotzer, das Mauerblümchen, .... sondern einfach nur ... mich . – Seltsam, ... wenn er mich ansieht, wird mir neuerdings so ... anders. - Er scheint so verzweifelt zu sein ... und ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie ich ihm helfen könnte. - Ich möchte ihm gern helfen.< Plötzliches Erkennen lässt sie erschrocken hochfahren. >Oh, mein Gott, ...ich bin dabei, mich in ihn zu verlieben! – Aber ... das kann ich doch nicht tun! Er ist so viel erwachsener, so viel ... reifer. – Eigentlich war er das immer... – Und er ist schließlich ein Star, und zwar keiner von diesen Möchtegern-Typen, die praktisch nur aus Fassade bestehen. Er ist ein wirklich großer Schauspieler. Was sollte er da mit mir ? – Aber das Schlimmste ist, dass meine bloße Anwesenheit schmerzvolle Erinnerungen bei ihm an die Oberfläche holt. - Ich mache ihn traurig! – Das will ich nicht! - Ich will nicht der Auslöser für diesen verzweifelten Blick sein. ... Ich will, dass er glücklich ist. Ich will sein Lächeln sehen, sein echtes Lächeln, ... und wenn es nur aus der Ferne ist... Wenn ich ihm wenigstens noch als Bou helfen könnte... Ob er doch ein bisschen sauer ist, weil ich es ihm nicht gesagt habe? – Oder deshalb, weil ich ihn nicht früher erkannt habe? ... Koon... Er muss wegen irgendetwas verstimmt sein, er hat heute den ganzen Tag kaum ein Wort mit mir geredet. – Oder ist es so, dass ihn die Erinnerungen noch weit mehr schmerzen, als er selbst wahrhaben will...?< Deprimiert vergräbt sie das Gesicht zwischen den Knien. Allmählich kommen ihr die Tränen. Langsam, aber unaufhaltsam quellen sie aus den inzwischen rot geränderten Augen ihre hübsche Nase entlang und tropfen schließlich heiß auf die Bettdecke, wo sie einen immer größer werdenden, feuchten Fleck hinterlassen. >Ich zerstöre sein Selbstbewusstsein...! - Ich mache ihn unglücklich...!< Die Tränen kennen kein Halten mehr... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)