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Dakishimete da yo - onegai

抱きしめて だ よ - おねがい
von

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Hospital of insanity II

Danke an meine treusten Leser. Ich mag diesen Teil, sehr sogar. Es wäre also lieb, wenn ihr Kritik dalassen würdet :D

Ich habe etwas total Verwegenes in diesem Teil, der fast nur aus einer gewissen Sache besteht ^^ Hatte ich bisher noch nie, es war etwas total Neues für mich, dass es erstaunlicherweise so gut geworden ist, wundert mich selbst.

Ich bin stolz auf diesen Teil, aber bitte, kritisiert ihn!!!!


 


 

Just in diesem Moment konnte Shiori aus den Augenwinkeln Ryochis Körper hinter einer Mauer ausmachen. Sie fürchtete, dass er ebenfalls eingriff, erschrak jedoch durch Heijis Anfall so sehr, dass sie kurz zusammenzuckte und Ryochi aus den Augen verlor. Teran, der gerade mit dem Jungen aus Osaka beschäftigt war, bekam die Anwesenheit seines Cousins Gott sei Dank nicht mit. Sie befürchtete, dass er ihn töten würde. Leider war er nicht nur Takahashis Cousin, sondern auch ihrer – mit dem Unterschied, dass sie ihn nicht sterben sehen wollte…

Kazuha sah den tobenden Heiji und wollte schon schreien, doch zu spät.

Einmal… und noch mal… Sie hörte die Kugeln, welche den Wind schnitten und in Klamotten eindrungen. In seine Kleidung. Die Schüsse wollten einfach nicht mehr aufhören…

Nach zwei Schüssen wuchs die Unruhe animalisch an und sie wehrte sich vehement gegen ihre Gefangenschaft, welche von Terans Armen und den Fesseln ausging. Sie versuchte sich ihm zu entziehen, auch auf die Gefahr hin, ins Kreuzfeuer zu geraten. Der Rauch neben ihr trat eindeutig aus des Killers Waffe und diese zeigte nun einmal auf ihren Freund. Die Tränen versperrten ihr die Sicht. Es war ein Albtraum, das alles durfte nicht wahr sein. Die ermordeten nicht gerade die liebste und teuerste Person, welche sie hatte…

Und dann entfuhr ihr doch ein Schrei: „HEIIIIIIIJIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!“ Der langgezogene Name ging den Anwesenden durch Mark und Bein. Schon lange hatte niemand mehr eine so kratzbürstige und laute Stimme in völliger Angst erklingen hören.

Shiori hatte sich ebenfalls wieder diesem widerspenstigen Kind zugewandt und richtete die Waffe auf ihn, drückte mehrmals ab. Einmal traf sie ihn am Bein und einmal streifte sie seine Schulter. Dass der es wagte, so frech zu werden, musste bestraft werden. Doch zum dritten Schuss kam sie nicht, denn in diesem Moment kam Ryochi richtig zum Vorschein. Er sprang auf sie zu und wirbelte einmal herum, woraufhin er wieder hinter der Mauer verschwand, da Teran ihn nun auch gesichtet hatte und auf ihn geschossen hatte.

‚Ich hasse das, wenn so was passiert! Was macht der hier?!’ Er griff fester nach Kazuha und zerrte sie mit sich nach hinten, ein bisschen benutzte er sie auch als lebendiges Schild. „Halt dich da raus, Akaja! Du bereust es sonst!“

„Einen Teufel werde ich tun! Lass das Mädchen gehen, SOFORT!“

„Teran, kümmer dich um Ryochi Akaja! Wir haben, was wir wollen!“ Jami gesellte sich neben den Angesprochenen, doch dieser hatte wenig Lust, Kazuha gehen zu lassen, da sie ihm als gut funktionierendes Schild diente. Ryo-chan würde schon nicht schießen, solange er das Mädchen hatte…

„Dann schnapp dir Hattori und hau ab, Jami! Er dürfte eine leichte Beute sein!“

„Lass das Mädchen nicht entwischen, ER nutzt uns gar nichts ohne sie“, meinte Jami und entlockte Teran ein Grinsen – endlich hatte der Unterbelichtete es mal geschnallt.

Jami begab sich unter Feuerschutz von der jungen Frau zu dem am Boden gelandeten Heiji, welcher ihm mit einem rebellischen Blick in die Augen sah. Er sah etwas in diesen, was ihm missfiel, etwas wie es auch Hiroya im Blick hatte. Alleine deswegen versenkte er den Griff seiner Waffe auf Heijis Kopf und schlug ihn damit nieder. Verletzt und ohnmächtig war immer noch besser, als nur verletzt…

„Na komm, Teran, sei ein Mann“, stichelte Ryochi seinen Cousin, der sich noch immer feige hinter Kazuha versteckte. Er warf nur ganz kurz einen Blick zu Heiji. Argh, den musste er ja auch noch irgendwie raushauen. Jetzt hatte dieser feige Mistkerl ihn zusätzlich noch niedergeschlagen. Na, musste der Panik vor Versagen haben…

Was Ryochi dem Killer sagen wollte, war klar. Er sollte sich ihm zum Kampf stellen – ohne eine schützende Kazuha vor sich. Für wie blöd hielt der Kerl ihn? Am Ende lauerte die Polizei und schnappte ihnen das Mädel vor der Nase weg. Oder noch schlimmer: Der kleine Hattori könnte sie sich krallen. Ne, das Risiko konnte er nicht eingehen, auch wenn ihn die Worte seines schwächlichen Cousins schon fuchsten…

„Frag Shina, wie sehr ich ein Mann bin!“

Die Worte verwirrten Ryochi. Wie kam er dazu, so etwas auszusprechen? Shina war ziemlich egal, wie sehr der gute Takahashi ein Mann war, trotzdem konnte er ihn damit ein wenig verunsichern.

„Was willst du damit sagen?“ Die Verunsicherung bemerkte man natürlich, was für Teran wie gefundes Fressen war, um ihn so richtig zu schocken.

„Was denkst du denn, du superschlauer Detektiv? Was glaubst du, weshalb sie verschwunden ist und sich wieder nicht bei dir meldet? Du bist kein Mann für sie, du bist eine Memme! Ein Weichling!“

Ryochi umklammerte seine Waffe fester, da er das Gefühl hatte, sein Cousin wollte ihn bloß ablenken, indem er ihm diesen Müll sagte. Shina sah die Sache nun einmal anders, da konnte Teran reden so viel er will. Trotzdem war es schrecklich verletzend für ihn, da er sie so sehr vermisste. „Du hast keine Ahnung von Shina, also rede nicht so! Du hast sie noch nie verstanden! Fakt ist, dass sie mich heiraten will und nicht dich, lerne endlich damit zu leben!“

„Oh ja, und wie sie dich heiraten will! Sie will dich so sehr heiraten, dass sie bei mir aufgetaucht ist, weil du so ein Weichling bist! Die gute Shina ist jetzt mit mir zusammen, lern du lieber, damit zu leben!“

Ryochi gab ein amüsiertes Lachen von sich. „Netter Versuch, Teran! Sie würde lieber sterben, als sich auf so einen verdorbenen Mistkerl, wie dich, einzulassen!“ Nein, das konnte er ihm nicht weismachen. Shina würde sich niemals auf ihn einlassen. Da war sie ja lieber tot.

Jedoch kam dem 23-jährigen Detektiv ein schrecklicher Gedanke… was wenn Teran sie tatsächlich gezwungen hatte und sie deswegen wirklich verschwunden war? Sie das Ganze nicht verkraftet hatte und…? Nein, er durfte nicht daran denken, das würde er kaum aushalten.

„Aber sollte ich rausbekommen, dass du ihr irgendetwas getan hast, gnade dir Gott! Dann kann dich keiner retten!“ Er würde ihn womöglich nicht umbringen, aber ihn dafür für immer einsperren lassen.

„Ich habe ihr nichts getan, im Gegenteil, ich habe ihr das schönste Geschenk gemacht, das ein Mann einer Frau machen kann…“ Nun fühlte sich Teran als Sieger und grinste auf seine gewohnt kranke und boshafte Art und Weise, auch ein wenig überheblich. Seine Worte hatte er mit Absicht so gewählt, um Ryochi ein wenig zum Nachdenken zu bringen, er wusste dass er eine blühende Fantasie hatte und bestimmt darauf kommen würde.

Also irgendwie, bei Terans Worten war ihm unwohl, er spürte wie ein Brechreiz in ihm aufkam, aber im Moment wollte er es noch nicht glauben, dass der Kerl ihm DAS sagen wollte. „Was hast du mit meiner Verlobten gemacht, Teran? Hör gefälligst auf, in Rätseln zu sprechen, verstanden?!“ Man spürte ganz deutlich, wie der Detektiv jetzt unruhig wurde, seine Stimme hatte auch an Intensität gewonnen.

„Ich habe sie geliebt…“, antwortete Teran mit dem gehässigsten Blick, den er ihm schenken konnte und fügte beinahe sanft noch etwas hinzu, „jede Faser ihres Körpers…“ Im Bezug auf Frauen war er stets ordinär, daher war es ein Wunder, dass er sich so ausdrückte. Jedes Wort sprach er so genüsslich aus, dass die Gedanken im Kopf automatisch kamen. Die Vorstellungen, wie er sie angefasst hatte – stundenlang. Der Körper des 23-jährigen begann mit einem mal zu zittern. „Duuu…“ Auch seine Stimme, selbst wenn es nur dieses eine Wort war, bebte nur so vor Zorn. „DRECKSKERL!“ Noch während des gebrüllten Wortes hatte Teran Ryochis Faust mitten ins Gesicht getroffen und er taumelte zurück. Der nächste Fausthieb ließ nicht lange auf sich warten. Gerade brauchte der Detektiv nicht einmal die Waffe, er hatte Teran seine schon durch die beiden Schläge entrissen und prügelte auf ihn ein. Seit er 13 gewesen war, hatte er sich nicht mehr so mit jemandem geschlagen…

Dass Ryochi so ausrasten konnte, hatte er nicht für möglich gehalten, obwohl er ihn so sehr gereizt hatte. Bei den ersten Schlägen lachte Teran immer wieder gehässig auf. Er hatte es geschafft und ihn zur Weisglut getrieben. Das hatte er schon immer mal sagen wollen. Dass er seine Shina endlich bekommen, sie ihm weggenommen hatte. In dem Fall musste es sich für Ryochi so anfühlen. Der Gedanke, dass ein anderer sie angefasst hatte, machte ihn total fertig, deswegen teilte er ja diese Schläge aus. Teran lachte einfach wegen des Triumpfes – in seinen Augen machte ihn das zum Gewinner und Ryochi war in dem Fall der Verlierer.

Jedoch verlor das Ganze seinen Reiz, als der Detektiv es auch noch wagte von oben herab seine Waffe auf den Kopf des Killers zu richten. Das Lachen verstummte, denn der entschlossene Blick des gekränkten, verletzten Detektivs jagte sogar einem Teran Angst ein. Seine Waffe war weg und der Mann, den er gerade zutiefst gedemütigt hatte, bedrohte ihn mit seiner eigenen. Natürlich traute er seinem Cousin auch zu, dass er sie gegen ihn verwenden würde.
 

Während die beiden Kontrahenten sich miteinander beschäftigten, lag Kazuha am Boden. Ihre Augen suchten nach Heiji, welchem gänzlich die Sinne abhanden gekommen waren. Fieberhaft versuchte sie herauszufinden, wie es ihm ging. Und sie schaffte es nicht einmal mehr aufzustehen. Es war staubig, sie hatte sich wahrscheinlich bei ihrem Sturz komplett die Beine aufgerissen, zumindest brannte etwas ganz gewaltig. Den Kopf hatte sie sich auch angeschlagen. Er lag einfach da, neben ihm dieser Kerl mit Waffe. Ein wirklich gut aussehender Mann und doch so böse. Man sollte ja nie nach dem Aussehen gehen.

Dieser hatte nur ein Auge auf Teran, der dabei war, gegen Ryochi einzugehen. Sie versuchte sich am Boden entlang zu hangeln, was sich als schwer bis unmöglich erwies, da ihre Knie so schmerzten und sie nichts andere hatte, um vorwärts zu kommen, immerhin waren ihre Handgelenke auf dem Rücken gefesselt, was ihren Sturz umso härter hatte sein lassen.

Noch nie war die 19-jährige so sehr am Ende ihrer Kräfte gewesen, wie gerade, aber sie dachte gar nicht daran aufzugeben. Das wäre ja, als würde sie ihn aufgeben. Sie konnte ihn ja nicht einfach so da liegen lassen, wenn sie ihm vielleicht doch noch helfen konnte. Alles hatte er bloß für sie gemacht. Der Idiot – war noch nie sonderlich gut darin gewesen, auf sich aufzupassen, deswegen hatte sie auch so auf den Talisman bestanden.

Zu ihrem Entsetzen hatte Jami ihr Näherkommen bemerkt und sie sah ihn zutiefst geschockt an. Für einige Sekunden konnte sie ihm tief in die Augen blicken. In diese klaren türkisfarben wirkenden Augen. Kaum zu glauben, dass der Kerl ein Mörder war. Es war geradezu, als wolle sie sein Mitleid erregen. Und da sie eine Frau war, rührte sich zumindest etwas in ihm…

„Da fragt der Kerl, ob ich weiß, was Liebe ist“, meinte er mit einem Lächeln, das auf dem Mädchen ruhte. Ja, und ob er das wusste. Er spürte es immer wieder, wenn sie in seiner Nähe war und er die Wärme ihres Körpers spürte…

Dass ausgerechnet sie beide das bei dem Mann auslösten, ließ die Schülerin ein wenig rot werden. Sie verstand, was er meinte – auf eine groteske Art und Weise hatte er ihr bewiesen, dass sie ihm doch wichtiger war, als sie je gedacht hätte.

„Keine Sorge, er lebt noch – wir wollten ihn nicht umbringen, keinen von euch“, man konnte sagen, dass Jami seine nette Seite zeigte, auch wenn man es ihm verboten hatte. Er solle kalt und herzlos sein, damit niemand ihm dumm kam. Aber gerade war ihm nicht so zumute, sich dem Mädchen gegenüber wie ein Mistkerl zu verhalten. Es fiel ihm generell schwer, bei Frauen so zu sein.

„Ich habe mich am Bein verletzt… und kann nicht aufstehen“, meinte Kazuha, was schrecklich unschuldig klang. „Hilfst du mir?“

Jami wusste nicht, ob es so klug war, dem Mädchen jetzt zu helfen, aber eine Frau hatte nichts auf dem Boden verloren und da sie gefesselt worden war, hatte sie sich bei dem Sturz sicher etwas getan. Jedoch glaubte sie nicht daran, dass der Kerl darauf hereinfallen würde…

„Hach, wer kann einem hübschen Mädchen so etwas abschlagen?“ seufzte Jami und versetzte die Angesprochene in Erstaunen. „Ich kann dich ja nicht verletzt da so liegen lassen.“

Nicht zu glauben, dass er darauf ansprang. Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln, wenn auch ein erzwungenes. Es tat ihm auch Leid, dass Teran sie so erschreckt hatte. Er schielte kurz zur Seite und sah die ausweglose Situation. Der Detektiv würde ihn umbringen, konnte ihm nur Recht sein. Irgendwie war er ihr ohnehin noch etwas schuldig, dass er solange dabei zugesehen hatte. „Du willst ihm helfen, oder? Ich habe Mittel und Wege…“

Was das für ein seltendämlicher Spruch sein sollte, wusste sie zwar nicht, aber sie fürchtete, er würde es ihr noch erklären.

„Erst einmal wäre es nicht schlecht, wenn du mir diese Fesseln abnimmst, damit ich hochkomme“, Kazuha legte noch einmal einen hilfsbedürftigen Blick nach und kochte damit den Kerl endgültig weich, so dass er sich über sie beugte und die Fesseln löste. Es tat unendlich gut, endlich ihre eigenen Arme wieder zu spüren. Sie rieb sie sich ein wenig und erhob sich dann langsam. Jamis Blick ruhte auf ihren mit Schrammen übersähten Knien, das Mitleid befiel ihn. „Teran ist ein ungehobelter Klotz“, meinte er, „man wirft keine weiblichen Wesen einfach so in den Dreck, der hat sie ja nicht alle. Ich glaube, wir verarzten das erst einmal.“

Sie blickte auf die Waffe, die der Mann immer noch hatte und überlegte, wie sie wohl rankommen würde, ohne dass er sie dann doch gleich erschoss…
 

Währenddessen raste Ryochis Atem, er hatte Teran da, wo er ihn haben wollte – eigentlich. Irgendwie schien ihm dieser Sieg allerdings zu läppisch, er war in seiner Wut gefangen und konnte immer noch nicht fassen, was dieser Kerl mit seiner Shina gemacht hatte. „Du gehörst gefoltert dafür, dass du sie angerührt hast, du elender Mistkerl!“
 

„Jetzt wach schon auf, du Ahō“, kam in einem verzweifelten Ton von der Tochter des Hauptkommisars aus Osaka. Sie war bereits wieder den Tränen nahe, denn er wollte einfach nicht seine Augen öffnen. Sie klammerte sich im Stoff seines Hemdes fest und schluchzte dermaßen heftig, dass es nicht spurlos an Jami vorüberging.

„Keine Sorge, er kommt schon wieder zu sich, wir haben sehr gute Ärzte bei uns!“

In dem Augenblick wurde ihr klar, dass der Schwarzhaarige zwar nett zu sein schien, er sie jedoch nie im Leben würde gehen lassen. Nicht einfach so, er wollte sie mitnehmen, was in Kazuha ziemliches Unbehagen auslöste. Sie hatten sie entführt, um Heiji zu irgendwelchen Dingen zu zwingen – mit solchen Leuten wollte sie nirgendwohin gehen… Schon gar nicht mit einem wehrlosen Heiji. Wer wusste schon, was die mit ihnen dann anstellten?

„Hey, Jami, brauchst du Hilfe?“ hörte sie Shiori sagen, was das Mädchen kurz zucken ließ. Dieses hinterhältige Weibsstück hatte alles in die Wege geleitet und dabei so unschuldig und nett getan. Sie hasste solche Menschen. Und dann wollte sie sich jetzt noch einmischen. Sie war schuld, dass Heiji jetzt verletzt war. Die Wut loderte wie das Feuer in einem Vulkan in dem Mädchen auf, als sie sich zu ihr herumdrehte und sie anfunkelte. „Miststück! Halt dich da raus! Weißt du eigentlich, was du getan hast, na?“ Ihre geballten Fäuste zitterten vor alles vernichtender Wut.

„Ich weiß gar nicht, was du hast, Schätzchen“, wunderte sich Shiori, „dein Held ist gekommen, um dich zu retten und war sogar bereit für dich zu sterben, was willst du mehr? Wäre es dir lieber, er wäre nicht gekommen?!“

„So ein Weib wie du kann so etwas überhaupt nicht verstehen!“ Nein, das konnte sie nicht. Leute wie diese Frau waren überhaupt nicht im Stande jemanden so sehr zu lieben, dass man bereit war für denjenigen zu sterben.

„Mädchen, ich bin ein ganzes Stück älter als du! Lehn dich nicht so weit aus dem Fenster! Ich habe Dinge erlebt, von denen du nur träumst!“

Kazuha war das Gerede dieser Dame herzlich egal, sie wollte ihr nur noch in ihre verdammte Visage schlagen.
 

Unterdessen hatte Ryochi den Blick seines Cousins gefangen. Schon lange hatte er niemandem mehr so intensiv und Furcht einflößend in die Augen gesehen.

„Na, doch zu feige, Akaja? Ich wusste, du kannst es ni-!“ Doch das hätte Teran nicht sagen sollen, damit riss er den Detektiv nur dazu hin, doch abzudrücken. Seine Miene war kalt, aber man entdeckte auch so etwas wie Genugtuung darin. Er hoffte, dass es ihm richtig wehtat. Am liebsten wäre es ihm, er schrie vor Schmerz. Und so kam es auch. Als seine Kugeln sich zunächst in die eine Schulter und dann in die nächste bohrten, tat es selbstverständlich weh. Blutrünstig war er ja nie gewesen, deshalb widerte ihn der Anblick auch ziemlich schnell an. Trotzdem schoss er weiter. Eine Kugel in jeden Oberschenkel und für einen Moment visierte er sogar noch ganz andere, für Männer schmerzhafte Stellen an.
 

Jami seufzte aufgrund des Zickenkrieges, der dabei war auszubrechen, doch er entschloss, Shiori nicht gegen Kazuha zu helfen. Sie war eine erfahrene Killerin, sie musste selbst mit ihr klarkommen, ansonsten war sie entbehrlich…

Und man konnte meinen, dass das Mädchen auf die Killerin losging. Zuerst bekam sie mädchenhaft eine Ohrfeige, doch dann setzte die Schülerin gleich mit einigen Fausthieben nach. Sie schleuderte die Rothaarige gegen die Mauer, woraufhin diese Schmerzen in Rücken und Gesicht verspürte. Sie war entsetzt von so viel Brutalität, wenn sie von einer Frau kam. Am besten saß wohl der Kick in ihre Magengegend, der sie fast umwarf. Sie war ohnehin viel zu dünn und bekam somit den Tritt ordentlich zu spüren. Als Kazuha jedoch nach ihrer Waffe griff, begann sie sich zu wehren. „Spinnst du? Lass die Waffe los! Du hast sie jawohl nicht alle! Anscheinend willst du sterben! Jami?? Jami, hilf mir!“

„Fällt mir gar nicht ein, du hast Teran angeboten, dass er ihr wehtun darf, nein, da spiele ich nicht mit. Lebe mit den Konsequenzen!“ Er war kalt genug, sich das alles anzusehen, immerhin war sie ihm auch schon dumm gekommen. Dann kam er ihr eben extrem dumm. Ignoranz wurde einem in der Organisation sehr früh beigebracht, er hatte sie zur Genüge.

„Du hast ihn fast umgebracht!“ Kaum hatte sie das von sich gegeben, packte sie das Miststück am Hals und rastete komplett aus. Jami hatte ein schiefes Lächeln auf dem Gesicht. Ja, sie hatten beide das Format eines Killers, eines wirklich guten Killers. Wenn das Mädchen jetzt noch gut im Umgang mit Waffen war, dann war sie einfach perfekt. Na ja, Hattori war ziemlich gewalttätig, aber hatte dafür keinen Umgang mit Waffen gelernt, aber so etwas konnte man ja nachholen, er war begeistert von den beiden Schülern und verstand, was der Boss an solchen Leuten fand. Nicht nur, dass der Detektiv eine gute Allgemeinbildung und einen scharfen Verstand besaß, noch dazu besaß er genügend Aggressionen. Die Beiden wären ein gutes Killerpärchen… Er hatte schon Vorstellungen, wie das auszusehen hätte…

Jami wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sich ein Schuss löste. Er dachte schon, dass Shiori auf Kazuha geschossen hätte, doch war die Waffe nun abhanden gekommen – durch Ryochi, welchen er erst sehr viel später fast neben sich bemerkte.

„So, jetzt reicht’s, Shiori Sawatari! Mach, dass du Land gewinnst, sonst geht’s dir wie Teran, verstanden?!“

Geschockt von Ryochi blickte sie diesen an, wobei sie noch dankbar sein müsste, wenn er sie laufen ließ.

Jami visierte Ryochi an, doch dieser schien schnell genug zu sein, um auch ihn zu entwaffnen.

‚Irgendwas ist seltsam… ich hab ihn schon mal gesehen… nur wo…?’ Verwirrt über sich selbst und seine Unfähigkeit auf den Detektiven zu schießen, was er sowieso nicht verstand, ging er einen Schritt rückwärts, ein Blick auf Heiji ließ Ryochi wütend werden.

„Komm ja nicht auf dumme Ideen, Heiji bleibt hier! Du kannst von Glück reden, dass ich mich schon abreagiert habe!“

„Ach, denkst du, ich hab Angst? Das jawohl kaum!“

„Nein, ich denke, dass du klug genug bist, aufzugeben, wenn es aussichtslos ist! Ihr nehmt niemanden mit, schon gar nicht zwei Schüler, weil ich das nicht zulassen werde!“

Die Drohungen klangen nicht so, als seien sie heiße Luft. Irgendetwas faszinierte Jami auch an diesem Kerl. Er hatte Teran bewegungsunfähig gemacht und das aus einem ganz bestimmten Grund. Er war ja nicht dumm und hatte die Konversation genau mitgehört. „Du hast eine Frau beschützt, daher lass ich dich zufrieden, seh’s als Geschenk an! Los Mistelle!“

Ungläubig folgte sie Jamis Befehl und schlich sich von Kazuha weg, die war doch total krank im Kopf, sie so anzufallen…

„Vielleicht kann der Kerl dich etwas zähmen, wäre wünschenswert!“ warf sie ihr noch zu und machte einen förmlichen Sprung um die Ecke, um ihr zu entkommen. Jami fand es weiterhin amüssant, dass jemand wie Mistelle Angst vor dem Mädchen bekommen hatte.

Kazuha seufzte angesichts dessen, dass die Beiden wohl endlich in die Flucht geschlagen waren. Sie waren auch kaum um die Ecke, da klappte sie in sich zusammen, fiel einfach auf die Knie, was sie auch kurz das Gesicht verziehen ließ. Erst jetzt bemerkte sie, wie groß die Schmerzen doch geworden waren.

Ryo ließ einen Blick nach hinten wandern, Teran lag noch immer am Boden, entwaffnet und verletzt. Er entschloss sich erst einmal zu einem Telefonat. Im Nu hatte er auch Wataru am Telefon und teilte ihm die Neuigkeiten mit. „Ich bin in ein Verbrechen verwickelt worden. Kazuha ist bei mir in Sicherheit und Heiji braucht einen Krankenwagen… Und ich hab ein Geschenk für dich, Wataru! Ein verletzter, entwaffneter Takahashi Shiturō! Soll ich ihn dir noch verpacken, oder schaffst du das dann auch alleine?“ Ein bisschen Gehässigkeit musste nun doch noch mal sein. Auch Wataru würde erfreut sein, Takahashi verhaften zu können. Das war ja fast genauso ein großer Segen, als würde er seinen Vater erwischen und dem Inspektor bringen dürfen…

Wataru war genau so schockiert, wie Ryochi gedacht hatte. „Bist du des Wahnsinns, ihn auch noch frei herumlaufen zu lassen??!“

Der Detektiv musste einmal kurz auflachen. „Also von Herumlaufen kann nicht die Rede sein!“ Er machte sich ja doch ein bisschen über die Lage des Mannes lustig, immerhin war er so sehr verwundet, dass er kaum noch hier wegkommen konnte.

„Wenn er nicht plötzlich Flügel bekommt und wegfliegt, stehen seine Chancen zu einer Flucht gleich Null, da seine Kollegen es lieber vorziehen, zu türmen.“

Der Polizist seufzte besorgt auf und seine Stimmlage ließ auch auf seine Besorgnis um Ryochi schließen. „Was hast du getan, Ryo?“ wollte er von ihm mit reichlich Skepsis wissen.

„Ihm Schmerzen zugefügt, aber er hat es förmlich herausgefordert! Beeil dich trotzdem! Wir befinden uns ganz in der Nähe des Haido-Chō-Krankenhauses, irgendwie zieht es diese Verbrecher immer wieder zu diesem Krankenhaus zurück.“ Wahrscheinlich hatten sie hier ihr Nest. Wie hatte Jami noch so schön gesagt? Sie hatten gute Ärzte – wahrscheinlich auch noch direkt im Haido-Krankenhaus, wen würde es wundern?

‚Ich muss mit Sêiichî reden, ob Jamie immer noch dort ist… Das ist unvorteilhaft, wenn die sich da eingenistet haben… Aber Shannen müsste das doch wissen…’ Entweder ging gerade keine Gefahr von denen aus, oder Shannen sorgte irgendwie dafür. Dass sie es nicht wusste, glaubte er kaum.

„Gut, ich kümmere mich dann mal um alles Weitere“, sagte Wataru zu Ryochi in einem ruhigen Ton. Dass Takahashi sich wohl nicht mehr so gut bewegen konnte, beruhigte ihn sehr und veranlasste, dass als erstes ein Krankenwagen Heiji abholte, dann begab er sich ins Büro von Megure und Matsumoto.
 

„Gute Neuigkeiten“, er schloss die Tür hinter sich, „sagen wir ½ gute Neuigkeiten“, korrigierte sich der Wachtmeister und erblickte auch Hayato, der mit ziemlich gesenktem Blick dastand und deshalb auch nun von Wataru angesprochen wurde. „Kazuha scheint es einigermaßen gut zu gehen, aber Heiji ist verletzt worden. Ich habe sofort einen Krankenwagen dorthin geschickt, wir sollten allerdings auch dahinfahren, einer der Verbrecher wurde bewegungsunfähig gemacht und will nur noch eingesammelt werden“, obwohl er sich nicht wie ein Jäger und Sammler benehmen wollte, rutschte ihm dieser bedauerliche Satz heraus. Es klang total nach Hiroya und mit dem wollte er eigentlich nicht verglichen werden.

„Ein alter Feind von Ryochi und mir ist aufgetaucht und hatte wohl offensichtlich auch mit Kazuhas Entführung zu tun, ich nehme ganz stark an, dass er wohl auf Heiji geschossen hat.“

Man bemerkte den zuerst erleichterten und dann panischen Blick des Interpol-Agenten. Er wusste, dass Heizō ihm Beine machen würde, wenn er von Heijis Verwundung erfuhr, da verstand er wenig Spaß. Auch Tōyama würde begeistert sein, zu wissen, dass er seine Tochter in eine solche Gefahr hatte laufen lassen.

„Und das nur, weil Kei Tamura unachtsam war, sonst wäre Heiji nie in die Lage gekommen“, er schob die Schuld zumindest bei Heiji weit von sich, das war schließlich nie seine Aufgabe gewesen, aber dass er sich besser fühlte, konnte man nicht sagen.

„Ich habe auch Iwamoto angerufen, er ist bereits auf dem Weg! Da die Polizeipsychologin nicht erreichbar ist, würde ich vorschlagen, dass er mit Kazuha gemeinsam ins Krankenhaus geht, ihre Nerven dürften blank liegen. Er kann gut mit Frauen umgehen und schafft es bestimmt, dass sie sich wieder beruhigt.“ Hayato fand Watarus Denkweise zwar naiv, aber vielleicht war es die beste Lösung.

„Er wird wahrscheinlich auch wissen, wie man einem kleinen Hattori den Kopf wäscht! Das hätte er mal wieder verdient.“

„Da kann er ja froh sein, wenn niemand seinen Vater alarmiert und er herkommen muss, das gäbe ein Theater“, äußerte sich Hayato und stellte sich das vor. Am Ende ging es Heiji körperlich noch schlechter, als vorher. Das Verhalten des guten Mannes fand er schon so manches Mal überzogen, aber anscheinend brauchte der Junge Dresche. Und doch hatte er mal wieder bewiesen, dass er nicht hören konnte, wie Sêiichî eben.

„Wo ist Satō, Takagi?“ erkundigte sich Megure bei seinem treusten Mitarbeiter und Assistenten, was diesen keinesfalls verwunderte, da er stets ein Auge auf Miwako hatte. Was ihn eher wunderte, war, dass er diese Frage explizit an ihn richtete.

„Gott sei Dank schon zu Hause, so dass sie von all dem nichts mitbekommen hat“, antwortete der Wachtmeister.

„Was soll das denn heißen? Sie ist Polizistin, ich glaube das Schonprogramm ist unangebracht“, damit hatte er jedoch die falschen Worte gewählt.

„Nein, das ist schon gut so, sie hat etwas allergisch auf Takahashi Shiturō reagiert, da er uns vor einiger Zeit im Wald fast das Leben genommen hatte. Er kann mich nicht ausstehen und hatte Freude daran, sowohl mich, als auch Miwako anzuschießen. Wenn sie ihm begegnen würde, nicht auszudenken, wozu die Frau fähig wäre.“

„Allerdings“, meinte Megure und zog sich den Hut tiefer, er kannte schließlich Miwako – und seit sie eine enge Bindung zu ihrem Kollegen pflegte, würde sie so ein Vorfall noch mehr belasten, als zuvor.

‚Der Inspektor weiß schon längst, dass du Miwako nicht nur während der Arbeit triffst, sondern ihr auf dem besten Wege in eine eigene Wohnung seid, wurde ja auch Zeit, oder?’ Hayato fand das lustig, Wataru dachte wohl wirklich, dass der Inspektor blind war und nicht checkte, was um ihn herum geschah.

„Anschießen, Takagi? Das kann man kaum so ausdrücken, wenn es einem fast das Leben gekostet hätte, verstanden?!“ Megure war leicht außer sich und der Jüngere zuckte merkbar zusammen, als er ihn so anschauzte. Natürlich, Miwako war wie eine Tochter für ihn und Wataru wie ein Sohn, weshalb er sie oft auch mal etwas härter anpacken musste. Solche Patzer konnten sie irgendwann wirklich das Leben kosten. Es war ja geradezu ein Wunder, dass er diese Beziehung hier duldete, nicht jeder Chef hätte sich so verhalten. Matsumoto zum Beispiel hatte Wataru vor nicht allzu langer Zeit versetzen wollen, um Miwako und ihn voneinander zu trennen, wogegen sich Megure jedoch eingesetzt hatte. Nur ihm hatten sie es zu verdanken, nicht in verschiedenen Präfekturen tätig sein zu müssen und sich sehr wenig zu sehen.

„Tut mir Leid, Inspektor, ich werde das nächste Mal nicht so voreilig mein Mundwerk benutzen“, er seufzte schwer, auch wenn es ihm peinlich war, vor den anderen so angemacht zu werden.

„Na, dann sollten wir mal hoffen, dass Iwamoto etwas schneller mit dem Gaspedal als mit dem Mundwerk ist.“

Den Spruch fände Kei wohl ziemlich lustig, hätte er mit Anwesenheit geglänzt, aber er verzog sich wohl lieber in sein Büro, kein Wunder bei so einem Tag und so einer Nacht. Er war ja schließlich mit Schuld und würde früh genug von Matsumoto aufgesucht werden.

„Wahnsinnig witzig“, die Ironie in Watarus Worten war deutlich, er ließ nichts auf Sêiichî kommen, er hatte oft bewiesen, dass er ein Polizist mit Leib und Seele war und seinen Job sehr ernst nahm, was Wataru imponierte. Auch wenn er die Frauen nicht in Ruhe lassen konnte und es zumindest bei jeder schon mal probiert hatte, außer bei Miwako.

„Iwamoto ist einer von Hattoris besten Leuten, es ist unangebracht, solch einen Spruch an den Tag zu legen, wenn man selbst gerade Mist gebaut hat.“

„Entschuldigung“, meinte Hayato, es war ja nur ein Spruch gewesen, um die Situation zu entschärfen, das war jawohl ein Satz mit X.
 

Sêiichî war ohne Zweifel einer der Schnellsten, wenn es darum ging, irgendwo aufzutauchen, wo man ihn brauchte. So war er quasi noch vor irgendwem sonst im Krankenhaus bei Kazuha, die man noch nie so still erlebt hatte, wie am heutigen Tag, schließlich war sie eher ein aufgekratztes Mädchen.

„Magst du darüber reden?“ Er saß neben ihr und sie schwieg ihn die ganze Zeit mit einer Leidensmiene an.

„Ich war so blöd und habe den falschen Leuten vertraut, Sêiichî“, sie ließ sich unweigerlich gegen seine Seite fallen, was ihm vermittelte, dass sie Schutz und Trost suchte.

„Du machst dir Vorwürfe? Wie ist es denn genau zu so etwas gekommen?“ Es gehörte auch zu seiner Arbeit, sie all dies zu fragen, immerhin war sie auch eine Zeugin. Nur stellte er es geschickt an, so dass Frauen ihm bereitwillig alles erzählten, solange sie nicht selbst Dreck am Stecken hatten. Er war eben freundlich und hilfsbereit, außerdem hatte er eine angenehme, sanfte Stimme.

„Alles fing damit an, dass ich bei Rans Freundin Sonoko vorbeiging, weil ich dachte, Ran-chan sei auch dort. Dort waren allerdings zwei andere Frauen: Shiori Sawatari und Aiko Misae. Außerdem diese blöde Katsumi Kudō, mit der Heiji irgendwie ein Verhältnis hat. Ich habe mich total über sie aufgeregt, weil sie so schlecht von meinem Freund geredet hat… Dabei habe ich übersehen, dass Shiori eine ganz falsche Schlange ist. Sie hat sich um mich gekümmert, mich hübsch angezogen, während Aiko mich geschminkt hat. Sag nicht, dir ist das nicht aufgefallen“, Kazuha glaubte das nicht.

„Ähm, doch, ich fand es nicht angebracht, danach zu fragen, deswegen“, erwiderte der 24-jährige, aber es war schon auffällig, sie so zu sehen. „Wahrscheinlich hat der Chaot noch nicht einmal mitbekommen, dass du höchstwahrscheinlich seinetwegen so aussiehst.“

Sêiichî entlockte der Schülerin eine peinliche Schamesröte, als er das so aussprach. „Du guckst den Leuten mitten ins Herz, oder? Bitte sag ihm nichts davon, er würde mich nur auslachen.“

„Oh man… Kinder“, seufzte der Polizist und schenkte ihr ein nettes Lächeln. „Ich glaube, etwas Ähnliches geht auch in seinem verrückten Kopf rum. Ich glaube kaum, dass er das zum Lachen fände. Er mag dich auch, er kann es nur nicht so intensiv zeigen. Sehr wahrscheinlich aus dem gleichen Grund.“ Eigentlich passte alles zusammen, wie der Faustschlag aufs Auge. Sein heutiges gesamtes Verhalten sprach eine andere Sprache als sein Umgang, den er sonst so mit ihr pflegte.

„Ich fürchte, die wussten sehr viel besser, als ich, dass ich ihn erpressbar mache. Und doch hab ich so sehr gehofft, er würde mich im Stich lassen“, sie kniff die Augen zu, als diese Bilder wieder vor ihrem inneren Auge auftauchten und sie vehement versuchte, diese zu verdrängen, doch da sie in ihrem Inneren waren, konnte sie die Augen nicht davor verschließen.

„Dass er das tun würde, hast du nicht wirklich wahrhaft angenommen, oder Kazu-chan?“ Sêiichî legte den Arm um ihren Körper und drückte sie an sich.

Für einen kurzen Moment schweigend, bemerkte er, dass genau das der Fall gewesen war. ‚Wie vorbei benimmst du dich eigentlich, dass sie so etwas Schreckliches von dir denkt? Du hast noch viel über weibliche Wesen zu lernen, Baka’, dachte er und überlegte, was wohl in dieser Situation der richtige Satz wäre. Doch sie kam ihm zuvor.

„Shiori hat mir schön verraten, was sie mit Heiji planen und ständig hat sie mich damit aufgezogen, so als wären wir ein Pärchen. Und dass er ja auf mich fliegen würde, wenn er mich so sieht…“ Am Ende war sie nicht mehr so begeistert gewesen, dass er sie so gesehen hatte, weil es nämlich nicht ihrem Wesen entsprach, sondern dem von Shiori und Katsumi. Was fand er bloß an der?

Wenn er ja so auf sie flog, wieso war er dann mit so einer Schnalle wie Katsumi zusammen? Konnte ihr das bitte mal jemand erklären?

„Manchmal kommt’s auch auf die inneren Werte an, was bei Katsumi wohl eher nicht der Fall war, da dachte er mehr mit ganz weit unten. Das kommt zuweilen vor. Männer sind wie Schweine, Kazuha, manchmal versuchen sie auf den Hinterbeinen zu laufen, gelegentlich fallen sie jedoch um.“ Sêiichî kannte sich da ja schließlich aus, denn er war schon so manches Mal umgefallen und hatte an anderen Frauen genascht, als an der, die er wirklich liebte. „So gesehen sind Männer ganz schön dämlich, was? Ich bin davon überzeugt, dass Heiji diese Katsumi nicht liebt, sondern einfach mal ausprobiert hat, wie es ist… Weil er sich an dich nicht rangetraut hat. Du solltest fast froh sein, dass du nicht als sein Versuchskaninchen herhalten musstest, das sagt mir, dass du ihm keineswegs egal bist, sondern du ihm mehr bedeutest, als für ein bisschen Rumprobieren. Keine Ahnung, was er sich wirklich dabei dachte, wahrscheinlich nicht sonderlich viel. In dem Alter sind Jungs manchmal ganz schön durchgeknallt…“ Sêiichî wusste ja, wie er in dem Alter gewesen war. Alles, was bei drei nicht auf den Bäumen war, hatte ihm mal gehört…

„Aber muss er sich deswegen in Gefahr bringen?“ Sie schlug sich die Hände vor das Gesicht, die Bilder würde sie wohl nie mehr loswerden.

„Das ist mitunter der einzige Liebesbeweis, der auch wirklich als solcher angesehen werden kann, weil er rein gar nichts mit körperlichen Gefühlen zu tun hat, sondern rein emotional gültig ist“, er fand sein geschwollenes Gerede ja auch albern, aber es passte. Ihm bedeutete Sex mit einer Frau nicht so viel, auch wenn es den Anschein hatte, dass er nur dafür lebte. Wahrscheinlich wusste Chris auch nicht, dass er anderen Aspekten mehr Beachtung schenkte, als bloß Sex, weil er immer darauf aus war. ‚Sex ist im Grunde nur ein Spiel, das unser Ego aufpoliert, nicht mehr und nicht weniger. Und noch dazu macht es wahnsinnigen Spaß, dieses Spiel zu spielen. Ja, wir Männer sind wirklich wie Kinder und wollen nur spielen.’

Sêiichîs Worte klangen richtig erwachsen, seit wann denn das? Gab es da neuerdings vielleicht auch eine Frau, die er sehr mochte? Sie fragte ihn jedoch nicht danach.

„Was ist eigentlich noch passiert? Heiji ist gekommen, um dich zu retten… ja und dann?“

Kazuha sah nicht aus, als würde sie gerne darüber reden. „Ich bin knapp einer Vergewaltigung entgangen, fürchte ich. Wenn er nicht so schrecklich ausgerastet wäre, hätte der Kerl, den sie verhaftet haben, garantiert so etwas getan. Er war ja schon drauf und dran…“

Sêiichî fand das mal wieder typisch Takahashi, er hatte sich wieder einmal einen kleinen Spaß nebenher gönnen wollen und damit auch Heiji zur Weisglut getrieben, er konnte das gut verstehen. Würden die so etwas vor seinen Augen machen, wäre er wahrscheinlich auch komplett ausgerastet.

„Du hattest Glück, er macht so etwas öfter mal. Schon in unserer Schulzeit hat er es darauf angelegt, ein Mistkerl zu werden, der Frauen wehtut. Wahrscheinlich war auch er es, der auf Heiji geschossen hat?“

„Wer denn sonst? Der andere war eher harmlos“, sie erinnerte sich an diese sanften Augen und seine ruhige Stimme, seine Hilfsbereitschaft. Im Gegensatz zu dem Schützen war er ein wahres Goldkind gewesen.

„Der andere? Kannst du den beschreiben?“

„Etwas längere, schwarze Haare, türkis farbene Augen, etwa 1.85 groß, aber dafür ein sehr jungenhaftes Gesicht.“

‚Jami… Das schließt zumindest aus, dass Teran es geschafft hätte, dich wirklich zu vergewaltigen, weil Jami ihn dann erledigt hätte.’ Sêiichî hätte seinen Kopf dafür verwettet, so sicher war er sich in dem Punkt.

„Entschuldigst du mich bitte, Sêiichî? Ich muss eine Freundin anrufen, ok?“

Verwirrt über diesen plötzlichen Einfall sah er Kazuha dabei zu, wie sie mit ihrem Handy die Treppe hinab verschwand. Es gab so viele Menschen, die sich nicht daran hielten, hier ihr Telefon nicht zu benutzen, wenn es ihnen verboten war.

„Es ist echt furchtbar, dass die nun auch ihr Augenmerk auf euch Teenager gerichtet haben, aber es wäre verwunderlich, wenn nicht. Das sähe dem Scheußsal nicht ähnlich.“ Sêiichî sagte es laut, da Kazuha ihn ohnehin nicht mehr hören konnte.

Diese hatte nichts anderes im Sinn, als Ran anrufen, wenn sie schon in Tōkyō war, das hätte sie viel eher tun sollen…

Obwohl es schon wahnsinnig spät war – nach Mitternacht – schaffte es die Oberschülerin ihre beste Freundin ans Telefon zu bekommen. Sie klang noch nicht einmal müde oder gar verpennt, anscheinend war sie noch wach gewesen.

„Hallo Ran, hier is’ Kazuha. Ich weiß, dass es sehr spät is’, aber meinst du, du kannst ins Haido-Krankenhaus kommen? Ich brauch’ dich hier“, Kazuha entfleuchte ein Schluchzen, wie es ihr ging, konnte sie gerade nicht verbergen.

„Hey, Kazu-chan, was ist denn los?“ Natürlich wollte Ran sofort wissen, weshalb das Mädchen am Telefon fast zu weinen begann.

„Heiji liegt im Krankenhaus…“, ihre Stimme war leise geworden, ganz untypisch für das ruppige Mädchen.

„Oh je, was hat er wieder angestellt?“

„Das mag ich nicht am Telefon erzählen… Kannst du herkommen…? Bitte…“ Es war selten, dass Kazuha jemanden um Hilfe bat, aber Ran wäre auch so gekommen.

„Ja, ich mache mich sofort auf den Weg! Ich bin in knapp fünfzehn Minuten bei dir!“ Entschlossen wie ihre Stimme klang, würde Ran eher in zehn Minuten aufkreuzen, das war sicher.

„Danke“, das Mädchen schniefte, was Shinichis Freundin noch viel mehr aufwühlte, so dass sie hastig in ihre Schuhe sprang und sich eine dünne, blaue Jacke überzog.

„Kein Problem“, es wurde aufgelegt. Obwohl das Gespräch kurz gewesen war, beruhigte Kazuha das Versprechen ihrer Freundin, so schnell wie möglich zu kommen…

Hin und wieder gehörten dem Kerl die Ohren lang gezogen, dafür dass er sich ständig verletzen ließ. Es war ja nicht das erste Mal, dass Kazuha wegen ihm weinte, nur weil er sich dämlich anstellte. Ran verstand ihn nicht, er rannte blindlinks in die Gefahr, ohne nachzudenken. Das Mädchen nahm sich ein Taxi, da die nächste U-Bahn erst in zehn Minuten gefahren wäre. Dadurch hätte sie nur Zeit verloren, Geld war ihr hingegen nicht so wichtig. Sicher war das Taxi teuer, aber einmal konnte man sich das leisten – es war eben dringend. Sie schaffte es in genau neun Minuten vor dem Krankenhaus aufzutauchen und sah dort Kazuha auf einer Bank sitzen.

„Hey, da bin ich… Also, schieß los! Was ist passiert?“ Das Mädchen setzte sich neben Kazuha, die sich anhand ihres Gesichtsausdrucks mehr als nur freute, Ran zu sehen.

„Ach, weißt du… Ich war naiv und hab’ Idiotinnen vertraut, die mir mehr schadeten, als sonstwas!“ Man vernahm an Kazuhas Stimme, dass sie wütend auf sich selbst war, wahrscheinlich mehr als auf Heiji, der verletzt worden war.

„Was machst du eigentlich in Tōkyō?“ fiel Ran ein, da sich das Mädchen ansonsten immer sofort bei ihr meldete.

„Weil Heiji mal wieder hierher ausgebüxt ist, ich wollte wissen, was vor sich geht… Er hat sich mit Katsumi getroffen, hinter meinem Rücken. Er hat mir nichts davon erzählt… Der Idiot! Ich war ganz schön sauer…“ Sie senkte den Blick, dem Augenschein nach war sie nicht nur wütend, sondern eher verletzt von seinem Verhalten.

„Er ist ein Blödmann… Aber vielleicht wäre es mal an der Zeit, ihm bestimmte Dinge klarzumachen, damit er nicht immer wieder in Fettnäpfchen tritt. Sei mir nicht böse… Aber du kannst es ihm nicht zum Vorwurf machen, wenn er sich mit anderen Mädchen trifft, solange du ihm nicht klipp und klar etwas von deinen Gefühlen gesagt hast. Aber ist ganz egal… Was ist denn jetzt überhaupt passiert? Wie ist es dazu gekommen, dass er im Krankenhaus gelandet ist?“ Kazuha schien nicht ganz damit rausrücken zu wollen – wie schlimm stand es um ihn, dass sie sich davor drückte?

„Ich bin entführt worden, Ran, von jemandem, dem ich vertraute…“ Sie blickte starr auf den Boden, das war sonst gar nicht ihre Art. „Das Ganze diente nur dem Zweck, Heiji anzulocken. Hat leider viel zu gut funktioniert. Beim Versuch, mich zu retten, ist er mehrmals angeschossen worden…“

Nur knapp konnte Ran verhindern, die Hand vor ihren Mund zu schlagen, als Kazuha ihr erzählte, was vorgefallen war, stattdessen drückte sie ihre Freundin leicht an sich. „Ich weiß, es klingt komisch, aber würde es dir besser gehen, wenn er es nicht einmal versucht hätte?“

Die 18-jährige hatte Kazuha leider noch nicht in Aktion erlebt, wenn es um so etwas ging. Deswegen dachte sie auch nicht, dass Kazuha diese Frage mit einem eindeutigen JA beantworten würde. „Lieber sterbe ich, als dass ihm etwas passiert!“

Geschockt war kein Ausdruck, aber im nächsten Moment stellte Ran sich schlichtweg vor, wie sie sich verhalten würde, wenn es darum ginge, dass Shinichi etwas zustieß, nur damit sie überlebte. „Ich versteh dich.“ Natürlich tat Ran das, sie hatte ähnlich viel für Shinichi übrig, wie Kazuha für Heiji, daher konnte sie gut nachvollziehen, was sie zu diesen Worten bewog. „Wahrscheinlich denkt er genauso, wie du, das musst du doch verstehen, Kazu-chan. Wie lange kennt ihr euch? Seit ihr Kinder seid… Was wäre er für ein Mistkerl, wenn er nicht jederzeit dazu bereit wäre, dir zu helfen?“

„Ja, ich weiß! Aber er ist immer so tollkühn und denkt nicht darüber nach, was es für Folgen haben könnte. Meint er, ich könnte damit leben, ihn ins Grab gebracht zu haben? Das kann der Kerl mir doch nicht antun! Der kann was erleben, wenn er wieder bei Bewusstsein ist!“ Ein gefährlicher Gesichtsausdruck in ihrem Gesicht und eine geballte Faust sagten, dass das Mädchen ihre Drohung wahrmachen würde…

Obwohl sie so Furcht einflößend aussah, fand Ran Kazuha gerade total süß und musste lächeln.

Die beiden Mädchen begaben sich durch den Krankenhauseingang, wo gerade Sêiichî ihnen entgegen kam.

„Ich hab’ mir schon Sorgen gemacht…“, meinte er mit traurigem Gesichtsausdruck. Ran wunderte sich zwar, weil sie seinen Namen nicht kannte, aber sie glaubte, dass er Polizist war.

„Kennt ihr euch eigentlich?“ wollte Kazuha wissen und wandte sich dabei Ran zu.

„Schon mal gesehen…“

Der junge Mann legte den Kopf schief und besah das Mädchen genau, als er feststellte, dass es sich zweifellos um Ran Mōri und somit Angel handelte. Er legte das schönste Lächeln auf, um sie anzusehen und meinte dann: „Ich bin Sêiichî Iwamoto! Kriminalist im Metropolitan! Ich wurde vor kurzem aus Ōsaka hierher versetzt! Ich nehme an, du bist diejenige, die Kazu-chan so dringend anrufen musste…“

„Ja, die bin ich wohl“, gab sie etwas schüchtern zurück, aber auch nur, weil er sie so sehr anlächelte, dass es ihr fast unangenehm war.

‚Endlich lernen wir uns mal kennen, darauf habe ich spekuliert. Du bist also das Mädchen, das sie verweichlicht hat…’ Er musste ihr, wenn auch nicht mit Sätzen, zumindest tief in sich danken, dass sie so ein herzensguter Engel war und sie gerettet hatte.

‚Warum schaut er mich so an…?’ Ran wurde nun endgültig rot. Sie war es nicht gewohnt, dass ein Mann sie so anlächelte.

„Sêi-chan hat eng mit meinem Vater gearbeitet, er war einer seiner besten Leute und er hat ihn nur widerwillig gehen lassen! Heijis Vater hat sich deswegen fast mit ihm gestritten! Er ist ein durch und durch cooler Typ!“

Eigentlich war Sêiichî so etwas ja gewohnt, von Mädchen angeschwärmt zu werden, aber noch keine hatte es so offensiv getan, wie Kazuha.

„Jetzt übertreib mal nicht, es gibt sicher noch bessere Beamte, als mich.“

„Sei doch nicht so bescheiden.“

„Hähähm“, räusperte er sich, er fand sich eigentlich nicht bescheiden, aber gut. Wie sah es denn aus, wenn er sich mit seiner Arbeit brüstete? Es war doch schlussendlich auch nur ein Job. Er fand sich dadurch jetzt nicht besser, als andere, normale, hart arbeitende Menschen.

„Um zu den wichtigen Dingen zu kommen. Heiji hat nach dir gefragt. Er is’ wohl scharf drauf, dassde ihm den Kopf wäschst!“

Diesen kleinen Witz musste Sêiichî einfach machen, und um das Mädchen zu beruhigen, meinte er auch noch etwas anderes. „Ihm geht’s einigermaßen, jedenfalls schwebt’r nich’ in Lebensgefahr. Du kannst also aufatmen. Heizō wird ’nen Anfall kriegen, wenn er von der Sache erfährt, also sei nett zu ihm. Ärger kriegt er spätestens, wenn er wieder nach Ōsaka zurückkehrt.“

Dass Heizō seinem Sohn wieder eine Tracht Prügel verpassen würde, wussten alle Beteiligen, oder zumindest dachte Ran sich so etwas, sie hatte ihn ja schon einmal live und in Farbe erlebt, als er wegen Heiji ausgerastet war.

„Mal sehen… Wenn er mir blöd kommt, kriegt’r sie extra dick“, daraufhin gingen sie gemeinsam wieder nach oben, wo sich alle Anwesenden wunderten, dass der Dummkopf aus dem Zimmer marschiert kam, als wäre nie etwas passiert.

„Das ist doch echt die Höhe!“ Kazuha stampfte auf Heiji zu und knallte ihm deftig eine, ohne ihn auch nur zu Wort kommen zu lassen. „Haste sie noch alle?!“ schnauzte sie ihn an und er wusste nicht, wie ihm geschah. Der Schülerdetektiv wusste nicht einmal, was sie auf einmal hatte…

Dass sie eine Zicke war, wusste Sêiichî ja, aber die Aktion eben hatte doch etwas für sich, wie sie ihm einfach eine reinhaute, der arme Kerl war ja so perplex, dass sie ihm wahrscheinlich jeden Gedanken, den er hätte haben können, gerade geraubt hatte.

Ran zuckte für einen Moment. Sie war manchmal zwar auch gewalttätig gegenüber Shinichi, aber sie dachte nicht, dass sie in einer solchen Situation auch so reagiert hätte, oder nicht eher ihm um den Hals fallen würde.

Der stechende Schmerz auf seiner Wange wandelte seine Augen zu Halbmonden. „Geht’s noch? Kein Danke für die Rettung??“

„Du hast doch ’nen Sockenschuss!“ geiferte das Mädchen lautstark und fauchte sogleich wie eine Wildkatze weiter. „Für versuchten Selbstmord gibt’s keinen Orden!“

„Was’n? Wer hat sich denn entführen lassen? Wer war so dumm? Meinste, ich hab Bock, wegen dir ins Gras zu beißen, dumme Kuh?!“ Er ließ sich doch nicht so von ihr runtermachen, nachdem er sein Leben für sie riskiert hatte. Die hatte ja selber einen Sockenschuss.

„Warum machst’s dann? Hättest dich ja auch raushalten können! Wenn’s dir so zuwider war, wieso biste gekommen, du… du… KLUGSCHEIßER?“

Anscheinend waren beide nur glücklich, wenn sie sich lautstark zoffen konnten und sich anbrüllten. Beide machten sich so viele Sorgen umeinander und hatten Angst, vom Anderen nicht geliebt zu werden und das völlig unbegründet. Es gab keinen Tag, an dem sie sich nicht verkrachten und wieder versöhnten. Ihre Streits dauerten meistens einige Sekunden und wiederholten sich am laufenden Band. Der Spruch – was sich liebt, das neckt sich – hätte jetzt gut in die Situation gepasst, wär sie nicht so verdammt traurig. Sêiichî wollte keinem in den Rücken fallen. Er hätte sie gut gegeneinander ausspielen können, er wusste sowohl von ihm, als auch von ihr, dass sie beide etwas füreinander übrig hatten. Doch so war er nicht. Dabei hatte er ihm doch geraten, mal netter zu ihr zu sein, aber er verstand auch, dass es nicht einfach war, wenn man zur Begrüßung erstmal eine gescheuert bekam.

„Kazu-chan hat sich um dich gesorgt, Hei-chan“, mischte er sich nun jedoch ein, „verzeih ihr bitte“, daraufhin ging er zu Beiden hin und legte jeweils einem eine Hand auf die Schulter. „Seid lieber beide froh, dass euch nichts weiter passiert ist, es hätte wirklich schlimmer kommen können. Diese Leute sind äußerst gefährlich, sie fackeln normalerweise nicht lange, wenn ihr versteht! Der Kerl, der verhaftet wurde, hätte Heiji auch tödlich verletzen können, außerdem hat er ein Problem mit Frauen… Ihr seid lebend aus der Situation entkommen. Schätzt euch glücklich, statt euch schon wieder zu streiten.“

„Dem geb’ ich Probleme, wenn er’s noch mal wagt, sie so anzufassen!“ Noch immer brodelte alles in ihm, er hatte das Bild vor Augen. Ihre ängstlichen Augen, als er es wagte, Hand an sie zu legen. Zum Glück hatte er keine Schlagwaffe gehabt, dann wäre der Kerl wahrscheinlich tot. Er hätte ihn damit so sehr vermöbelt, dass er das Krankenhaus so schnell nicht mehr verlassen hätte.

„Das wird er so schnell nicht, da er verhaftet wurde, Heiji, also keine Sorge. Der kriegt, was er verdient!“ Sêiichî wollte sich nichts davon bildlich vorstellen, sie musste wirklich große Angst gehabt haben, bei Teran ja kein Wunder.

„Das klingt ja alles furchtbar“, meinte Ran, auch sie stellte sich das Ganze ungern bildlich vor. Sie konnte gut nachvollziehen, dass er das nicht gerne angeguckt hatte und einschreiten musste. Was waren das nur für Menschen? Leute, die anderen so etwas antaten, gehörten für immer hinter Schloss und Riegel.

„Warum haste dich auch so provozieren lassen?! Es war doch so offensichtlich, was die wollen!“

„Du denkst, ich wusst nich’, dasses eine Falle war? Für wie blöd hältste mich?“ Unglaublich, dass die Zicke dachte, er wäre in eine Falle getappt. Natürlich wusste er, was sie bezweckten.

„Ich kann nich’ glauben, dass du wissentlich so was machst!“ Ihr Gesicht wich blankem Entsetzen und ihr kamen schon wieder die Tränen, die sie versuchte, zu unterdrücken.

‚Genau das ist der Grund gewesen… Ich konnte deine Tränen nicht mit ansehen…’ Obwohl es ihm furchtbar schwer ums Herz wurde, musste ein machohafter Spruch her. „Jetzt flenn nicht rum, is’ ja nix weiter passiert!“ Der Schülerdetektiv drehte sich herum und seufzte einmal lautlos.

Ran näherte sich Heiji und gab ihm einen festen Schlag gegen den Hinterkopf. „Die hast du verdient für den Spruch!“

Dass er nun auch schon von Shinichis Freundin Dresche bekam, ließ ihn schmollen. Wieso tat sie das jetzt? Und wieso strafte sie ihn mit einem solchen Blick? Man hätte meinen können, sie hasse ihn. Er bekam es von allen Seiten.

„Nie kann man’s ihr Recht machen! Wär ich nich’ gekommen, hätt’ sie geschmollt! Und will ich ihr mal helfen, krieg ich trotzdem ’nen Arschtritt! Kann ja keiner aushalten! Ich verzieh mich!“ Im Grunde war er ja froh, dass sie sich verhielt wie immer und jetzt nicht gefühlsduselig etwas davon schwallte, dass sie jetzt wusste, was er für sie empfand, das hätte ihm jetzt noch gefehlt. Er lief lieber ein weiteres Mal weg. Wenigstens machte sie sich keine Hoffnungen. Es war so eindeutig und trotzdem dachte sie keine Sekunde daran…

Sêiichî schüttelte den Kopf. Anscheinend war es tatsächlich für Männer so furchtbar schwer, ihm ging es in dem Punkt genauso, auch wenn er ihm all diese Ratschläge gegeben hatte, hielt er sich selbst auch nicht daran. Er hatte noch nie zu irgendwem gesagt, er würde ihn lieben, auch nicht zu der Frau, für die er wirklich tiefgründige Gefühle entwickelt hatte.

„Wo willst du hin? Du kannst nicht einfach wieder abhauen!“ Sêiichî wollte ihm schon hinterher.

„Ich geh zu Katsumi! Von ihr kriege ich nicht ständig ’nen Arschtritt!“

‚Argh! Nein! Sag doch nicht so’n Scheiß! Falscher Text! Gaaaanz falscher Text! Du bist so doof! Du hast keine Ahnung von Frauen! Lass sie doch nicht einfach so stehen, wenn sie deinetwegen weint! Und dann noch wegen so einer wie Katsumi!’ Nicht einmal Sêiichî, der sich gerne ins Aus schoss, indem er fremdging, hätte so etwas zu Kazuha gesagt, nicht jetzt. Ja gut, er hatte Chris mit solchen Sprüchen auch schon gereizt, aber auch nur, weil es ihr egal zu sein schien.

Kazuha zeigte keine Schwäche, sondern gab albernes Gelächter von sich. „Oh, du weißt es noch nicht! Katsumi ist wieder auf der Suche nach einem anderen…“ Wenn er es ihr mit seiner Faust gab, dann gab sie es ihm mit einem Baseballschläger zurück. Ja, sie wollte es ihm richtig schön fies reindrücken. „Dieses Mädchen hat keinen Anstand! Sie ist sicher erfreut, wenn du einfach so auftauchst und sie störst!“ Die Ironie war kaum zu überhören.

Sêiichî fand, dass das Katsumi ähnlich sah, es hätte ihn auch gewundert, wenn die beiden lange zusammen gewesen wären, weil sie beide einander doch eindeutig nicht liebten.

„Ach?“ Natürlich glaubte ihr Heiji nicht. „Du bist ja bloß neidisch!“

„Ich bin neidisch? Ganz bestimmt nich’! Die hat zu mir gesagt, dass ich dich haben kann, wenn ich will, weil sie keinen Wert drauf legt, weiterhin mit dir zusammen zu sein!“

Das einzige, was ihn an ihren Worten störte, war, dass er anscheinend nicht so gut bei Katsumi ankam, wie er es gerne gewollt hätte. Es war einfach sein männlicher Stolz, in dem er sich angegriffen fühlte. „Kannst ja Sonoko fragen! Die war auch dabei, nur falls du wieder denkst, ich lüg dich an!“ War ja eigentlich klar gewesen, dass er ihr nicht glaubte. „Frag mich eh, was du an der findest, aber jedem das seine!“

‚Langsam frag’ ich mich das auch… zumindest wenn’s stimmt…’ Den genauen Grund, weshalb er mit Katsumi zusammen gekommen war, kannte er selbst nicht wirklich. Sie war eben ganz nett gewesen, und hübsch. Er war neugierig. Und er hatte keine Lust mehr, Kazuha nachzulaufen. Wie sah das auch aus, wenn man einem Mädchen nachlief?

‚Ich traue es Katsumi zu, dass sie ihn einfach so in die Wüste schickt… Sie ist die Frau, die ich für Geld… Nein, besser nicht dran denken, viel Niveau hat sie jedenfalls noch nie gehabt.’

‚Dumm, dass Katsumi denkt, wir würden zusammenpassen. Wir würden von morgens bis spät abends nur streiten. Das is’ nich’ das, was man Beziehung nennen kann. Selbst meine Mutter is’ netter zu meinem Vater und die kann auch austeilen…’ Warum waren Mädchen bloß so schwierig?

Er stand einfach nur da, nichts sagend. Ein bisschen machte Kazuha das Sorgen. Wollte er ihr nicht wenigstens wie immer kontra geben?

„Heiji?“ sprach sie ihn leise an. Wenn sie ihn verletzt hatte, tat es ihr bereits wieder Leid. Sie wusste, dass es gemein gewesen war, aber sie konnte ihn ja unmöglich einem Trugschluss erliegen lassen…

Ran glaubte einfach nicht, dass er mit einer anderen zusammen war, das konnte er seiner Freundin jawohl nicht antun? Aber irgendwas an seinem Verhalten sagte ihr, dass es ihm weniger etwas ausmachte, wenn Katsumi sich von ihm trennte. ‚Vielleicht gibt’s doch noch Hoffnung?’

Mit einem Seufzen drehte er sich wieder zu den anwesenden Personen herum. „Wollt ihr da Wurzeln schlagen? Haste nicht ’nen Job zu machen, Iwamoto? Eine kleine Verhör-Runde zum Beispiel? Wir waren in’n Verbrechen verwickelt, also sollteste uns mal befragen…“

Anscheinend wollte er von den anderen Sachen ablenken und würde sogar lieber Sêiichîs Fragen beantworten.

„Bist du dazu in der Lage?“

So ganz sicher war sich der Kriminalist nicht. Vorhin sah es noch ganz anders aus. Dass er wieder hier herumlief, hatte nichts zu heißen. Heiji Hattori war derjenige, der auch mit Schusswunde gerne mal dem Anschein nach so wirken konnte, als sei er in Ordnung.

„Oh, mir geht’s wunderbar, die Wunde kribbelt nur ein bissl“, meinte er, aber Sêiichî konnte sich das nicht vorstellen. „Spiel nicht den Starken, sonst klappst du uns am Ende zusammen“, meinte der Polizist und drückte ihn erst einmal auf einen Stuhl nieder. Der Schweiß auf der Stirn des Jungen sagte ihm zumindest, dass er Schmerzen haben musste. Und als er den Kopf gegen die Wand legte und die Augen schloss, war er sich sogar sicher, dass ihm schwindelig sein musste.

Shinichi wäre sicherlich total begeistert, wenn er in Rans Beisein von der Organisation sprach, außerdem hatte Kazuha keine Ahnung, um was es genau ging.

„Die wollten, dass Heiji irgendwelche Verbrechen begeht“, meinte diese jedoch wenig später, was Heiji keinesfalls schmeckte. „Der Kerl, der mich festhielt, hat mir gesagt, er wird mich bearbeiten, bis er tut, wie sie woll’n… Und darüber hinaus.“

„Atemberaubend…“

Heiji öffnete die Augen und starrte ins Leere. „Er war quasi schon dabei… Vor meinen Augen hat’r sie ziemlich unsittlich angefasst. Mir wird schlecht beim Gedanken dran.“

Ran schlug nun endgültig die Hände vor’s Gesicht. Jetzt verstand sie auch irgendwo, dass er total außer sich gewesen war. Welcher normale Kerl würde dabei zugucken?

„Hatteste schon mal Mordgedanken, Iwamoto?“ wollte Heiji von dem Kriminalisten wissen und sah ihn fragend an. „Hattest du mal richtig Bock, jemanden umzubringen? Aus schlichtem Zorn? Ich hätte den Kerl am liebsten mit bloßen Händen erwürgt!“

Ein wenig weiteten sich Sêiichîs Augen und er war weniger gefasst, als ihm lieb war. „In deiner Situation verständlich…“ Er wich Heijis Blick aus. Nicht nur den Gedanken gehabt hatte er, sondern ihn auch noch erfolgreich ausgeführt. Nicht nur einmal. Und dabei war es nicht wirklich um jemanden gegangen, für den er Gefühle gehabt hatte. Aber es zuzugeben, kam ihm nicht in den Sinn, außerdem würde das Heiji bekräftigen, vielleicht mal so etwas zu tun, wenn er es als normal hinstellte. „Ich bin aber froh, dass du keine Waffe hattest, mit der du hättest was anrichten können. Ist schlimm genug, wenn andere diese Taten verüben.“

„Wenn ich nur gekonnt hätte“, mischte sich das Mädchen aus Ōsaka ein, „dann hätte ich ihn auch ermordet, als er es gewagt hat, seine Waffe gegen Heiji zu verwenden.“

„Jetzt sag nicht so was…“ Schlimm genug, wenn er solche Gedanken hatte, nicht auch noch sie, das passte ja überhaupt nicht zu ihr. Sie war jähzornig, aber doch kein schlechter Mensch, der so etwas tat.

„Als Kriminalist kommt man so manches Mal in Versuchung, aber ich habe mich immer beherrscht! Mir ist noch nie der Finger am Abzug abgerutscht… Und ich bin froh darum!“ Natürlich belog er sich damit selbst, aber es war zum Besten aller. „Wer seinen Täter vor der Strafe bewahrt, ist nicht viel besser, als der Täter.“

Heiji, als auch Ran wunderten sich über die Worte des 24-jährigen, da er verdächtig wie Shinichi geklungen hatte. Wer seinen Täter Selbstmord begehen ließ, sei selbst nicht besser als sein Täter – das hatte er mal zu ihm gesagt.

„Mein Vater hat mal jemanden erschossen…“, äußerte sich das 19-jährige Mädchen. „Es ging nicht anders, er musste es tun, um einen anderen Menschen zu retten. Der Täter ließ ihm kaum die Wahl! Es hätte Unschuldige getroffen… Wenn es jemanden retten könnte, würde ich es tun. Ich bleib dabei, wenn ich’s gekonnt hätte, dann wäre es so gekommen…“

„Kein Mensch sollte einen anderen töten, aber wenn es nicht anders ginge, würde ich es ebenfalls machen“, stimmte Sêiichî zu. Ja, das war eigentlich sein Lebensmotto. Er konnte kaum leugnen, dass er es richtig fand.

„Meinste, die versuchen es wieder?“ Allein beim Gedanken, dass diese Verbrecher noch einmal etwas mit ihnen anstellen könnten, schlug das Herz der Tochter von Tōyama heftig.

„Unter Garantie… Bevor ich für die jemanden umbringe, bring ich mich eher selbst um.“

Kaum zu glauben, dass das aus dem Mund ihres Freundes kam.

„Das ist womöglich der Grund, weshalb sie Kazuha als Druckmittel benutzt haben. Damit du dir nicht selbst das Licht ausknipst und tust, was sie verlangen“, erklärte Sêiichî, was wohl niemandem besonders gut gefiel.

‚Ob die mich schon länger beobachten? Woher sonst wissen die, wie ich reagieren würde? Na toll, die haben es auf mich abgesehen. Welche Ehre…’ Eine Bande hochqualifizierter Verbrecher wollte ihn in ihre Kreise aufnehmen, er verzichete gerne dankend.

„Aber warum Heiji? Gibt es nicht genug andere Menschen, die williger sind?“ Ran wunderte sich sehr darüber und musste sich unweigerlich diese Fragen stellen. Auf Sêiichîs Stirn trat Schweiß, er wollte diese Antwort ungern ehrlich beantworten. Er wollte nicht mal über diese Verbrecherorganisation reden. Schon gar nicht mit Kindern…

Heiji war auch nicht scharf darauf, seine Gedanken mitzuteilen. ‚Laut Ryochi reicht’s, dass wir Kinder der Polizei sind…’

„Tja, das sind Fragen, wie sie nur diese Verbrecher wirklich beantworten könnten“, antwortete Sêiichî auf Rans Frage und glaubte so aus dem Schneider zu sein.

„Versprecht mir, einander nicht die Köpfe einzuschlagen, aber ich bin mal eben mit Ran Kaffee holen, ihr seht aus, als wenn ihr es nötig hättet“, er ergriff Rans Hand, welche ganz erstaunt darüber war, dass er so frei ihre Hand nahm, sich dann aber mitziehen ließ, auch wenn sie einen besorgten Blick nach hinten zu ihren beiden Freunden warf. „Lass den Beiden mal ’nen Moment für sich allein“, flüsterte er dem Mädchen zu und dieses verstand, was er damit sagen wollte.

„Huch, die waren aber schnell weg“, bemerkte Kazuha und warf einen Blick runter auf ihren Freund. Nun waren sie alleine und trotzdem wollte keiner auch nur ansatzweise über die Probleme sprechen, die sie nun einmal hatten. Stattdessen schwiegen beide und blickten traurig darüber drein, dass sie anscheinend nicht über ihren Schatten springen konnten…
 

Wahrscheinlich ist es etwas Persönliches, woher soll ich das denn wissen, Jami? Seufzend hatte sich Trebbiano herum gedreht – wenige Zeit später war er von Ouzo und Chasselas vom Dach befördert worden. Asti wollte ihre Leute kennen und hatte ihren Sohn Jami vorgeschickt, um herauszubekommen, weshalb sich manche Organisationsmitglieder nicht mochten, obwohl sie sich ähnlich zu sein schienen. Mezcal zum Beispiel verstand sich wunderbar mit Saperavi, sie waren vom gleichen Schlag. Dieser Arrak hingegen vertrug sich absolut nicht mit Mezcal und fing an zu bocken, wenn er auch nur in seiner Nähe sein musste. So etwas war lästig und unpassend. Sonst schien er brav das zu erledigen, was man ihm auftrug, nur bei Mezcal regte er sich künstlich auf. Es gab nur zwei Möglichkeiten – eine davon schmeckte ihr weniger – und zwar, dass einer von ihnen ein Verräter war, oder sie eine persönliche Auseinandersetzung pflegten; außerhalb ihrer Organisationszeit schon…

Darüber hinaus war ihr wenig über diese Personen bekannt, viel zu wenig. Solange sie ihre Arbeit ordnungsgemäß machten, war es auch nicht so schlimm, aber kaum taten sie etwas, was dem Boss missfiel, wollte man plötzlich alles über sie wissen…

Und besonders interessierte den Boss gerade alles über Sazerac. Dabei schien er alles zu wissen. In den Augen von Asti vielleicht, in Vermouths Augen, wussten sie wenig über seinen wahren Charakter, seine wahren Gefühle. Natürlich hatte ihre Affäre mit Sazerac die Runde gemacht, weshalb sogleich eine Einladung zum Essen eingetrudelt war. Nun wollte Asti sie ausquetschen, was sich bei einer solchen Frau als fast unmöglich herausgestellt hatte.

In Vermouths Kopf herrschte nur ein einziger Gedanke: Der Kerl wird sich zur Plage entwickeln… Wenn die auf dumme Gedanken kommen, mache ich ihn platt und vernichte die Gründe, weshalb sie zu diesen Mitteln greifen… Am meisten kümmerte sie seine Verwandtschaft. Insbesondere seine Cousine… Eigentlich ja nur seine Cousine… Ein bisschen noch Onkel und Tante.

Kein Wunder, dass sich Vermouth nun allzugerne für Asti in die Arbeit stürzen wollte. Sie bot sich förmlich an, diese wichtige Aufgabe zu übernehmen…

Bei dieser Frau herumzuschleimen, konnte sehr von Vorteil sein. Und bloß keine Ungereimtheiten ihr gegenüber, sie neigte dazu, alles ihrem Boss zu erzählen. Und sollte etwas nicht passen, wurde es nur wieder anstrengend, diesem Mann seine Zweifel zu nehmen. Also lieber gleich richtig. Noch schien Asti Vermouth großes Vertrauen entgegen zu bringen – sie waren Freunde, glaubte das Miststück jedenfalls. Ein falscher Schachzug und auch diese Dame war Geschichte.

Als sie sich in der Dunkelheit mit Sazerac traf, lehnte dieser an der Wand – noch nicht einmal sah er die Schönheit, sie schlich sich aber auch wie ein kleiner Schatten an.

Doch dann erschien sie neben ihm, sein Gesicht verdeckte ein Schatten zur Hälfte, doch konnte die Blondine erkennen, dass der Mann mit den Nerven am Ende war.

„Es war doch überhaupt keine Absicht, sondern ein Unfall“, hörte sie ihn sagen, was aber gar kein guter Zug von ihm war, das so leichtfertig zu sagen.

„Bist du total irre, Sazerac, das auch noch laut zu denken?“

Erschrocken über Vermouths Anwesenheit wandte er den Kopf ganz von ihr ab. „Lass mich in Ruhe! Lass mich einfach in Ruhe, das geht dich gar nichts an! Meinst du, ich weiß nicht, welch perfides Spiel in deinem Kopf vorgeht? Meinst du, ich weiß nicht, dass du mich nur benutzen willst?“

Die Worte gefielen ihr natürlich nicht, aber mit offenen Karten spielen? Nein, Toichi Kuroba hatte ihr damals beigebracht, ein Pokerface zu benutzen. In diesem Fall jedoch…

„Nein, nicht nur das! Ich nutze nur deine Vorzüge für mich. Du würdest niemals zulassen, dass ihr etwas geschieht, lieber würdest du sterben! Das allein macht uns zu Freunden, Sazerac, findest du nicht auch? Eine Hand wäscht die andere!“

Was das andere Thema anging, verschränkte sie buchstäblich die Arme vor der Brust, als wolle sie davon nichts wissen. Dass Sazerac es als Unfall bezeichnete, wenn man eine Frau fast vergiftete und dann leider die Organe versagten, war seine eigene Sichtweise. Nun hatte der Kerl auch noch Schuldgefühle gegenüber diesem Weib, sie hätte ihm dafür ins Gesicht spucken können.

„Was bewegt so ein Miststück dazu, eine Oberschülerin zu mögen?“ Sie hatte es ihm natürlich nie verraten und er spekulierte darauf, dass es auch diesmal dasselbe sein würde. Seine Augen sahen zu ihr hinüber, wie sie auf den Boden starrte und sich eine Zigarette anzündete. „Du denkst so schlecht von mir, dass du einen speziellen Grund vermutest?“ Vielleicht war sie ja einfach so nett und mochte das Mädchen? Zog er es nicht in Betracht? Komischer Kerl. Die meisten fielen gänzlich auf ihr Getue hinein. Wahrscheinlich war genau das bei ihm der Fall.

„Ja, es muss etwas sehr Persönliches sein, denn dich interessiert nur deine eigene Haut und dein persönlicher Vorteil! Es passt einfach nicht zu dir, in ein Mädchen und ihren besten Freund vernarrt zu sein! Nicht grundlos! Was haben Kudō und Ran mit dir gemacht?!“ Dass die Frau wahrlich ein Herz haben konnte, bezweifelte er – ihr Verhalten gegenüber Cognac zeigte ihm, dass sie selbst die Leute, die sie mochte, gerne quälte, ohne Rücksicht.

„Ich mag das Mädchen ohne einen wirklichen Grund…“ Angel war so, wie sie sehr gerne gewesen wäre. Aber wahrscheinlich wäre Sêiichî dann vor ihr geflüchtet.

„Dann liebst du Kudō!“ Wie verhasst er den Namen aussprach, schockierte ihn selbst beinahe. War er nun schon so weit, ihn zu hassen? Ihretwegen?

Fast hätte Vermouth angefangen zu lachen. Hielt er sie für so einfach? Aber ein Stückchen Wahrheit war schon daran. Er überzog es natürlich, aber sie wünschte ihm alles Glück auf Erden. Mehr als sonst irgendjemand hatte er es verdient, glücklich zu sein. Und ihr schien es, als wäre die perfekte Person für Cool Guy ihr Engel.

„Du bist ulkig, Sazerac! Er ist 18! Er ist fast noch ein Kind“, amüsierte sie sich über seine Aussage, doch er schenkte ihr einen gehässigen Blick.

„Als wenn dich so ein Verbot schert! Du bist die Frau, die ihre eigenen Regeln macht“, konterte der Hellbraunhaarige der Schauspielerin.

„Ach Verbote“, winkte sie ab, „es geht mehr darum, dass du mir zutraust, etwas von halben Kindern zu wollen.“

„Bei dir weiß man nie, ich traue dir jede Schandtat zu.“

Anscheinend hatte er großes Interesse daran, von sich abzulenken und wollte lieber sie ausquetschen.

Erst nach etwas genauerem Hinsehen entdeckte Vermouth den roten Streifen in Sazeracs Gesicht, also schaute sie genauer hin. Irgendwie erinnerte es sie böse an Sêiichîs Blessuren, wenn er Auseinandersetzungen mit Saperavi hatte. „Wer hat dir das zugefügt?“ Das war auch der Grund für ihre Frage.

„Mezcal weiß aus irgendeinem Grund wohl, wer seine Verlobte ums Leben gebracht hat“, nun bröckelte jegliche Fassade, die er sich bewahrt hatte und sank kraftlos an der Wand hinab. Sie machte sich nicht die Mühe, sich auf seine Höhe zu begeben, sondern sah zu ihm herunter. Es fehlte nur noch, dass der Kerl anfing zu heulen, weil er es nicht mehr ertrug.

„Mezcal, dieser Mistkerl!“ entfuhr es ihr und sie strich entlang ihrer Wange, wo er auch ihr schon einmal eine Wunde beigebracht hatte – das würde er ihr eines Tages büßen.

„Eigentlich habe ich sie verdient, die Schramme“, entgegnete Sazerac der 30-jährigen, was sie doch etwas schockte. „Und noch Schlimmeres!“ In seinen Augen war er das Allerletzte. Dass Mörder den Tod verdienten, diese Meinung trennte ihn Meilenweit von Shinichi.

„Kein Wunder, dass Kudō der bessere Detektiv ist… Er hilft auch Mördern. Um ein Menschenleben zu retten, würde er sehr weit gehen. Auch wenn er befürchtet, dass Killer ihn dafür bestrafen, dass er ihnen geholfen hat… Er würde es wieder tun, doch du würdest zusehen.“ Sazerac hatte eine sehr schlechte Meinung von Mördern, also auch von sich selbst.

„Klingt, als hätte er es bei dir bereits getan, oder woher willst du das wissen?“

„Weil es viele Gründe dafür gibt, dass Menschen andere Menschen töten, aber man keinen einzigen braucht, um jemanden zu retten… Das waren seine Worte. Angel würde ihm uneingeschränkt recht geben, oder sagen wir… das hat sie mit Taten getan.“ Nun hatte sie die Augen geschlossen und seine gesamte Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Das war es also. Ja, das sah dem Mädchen ähnlich. Aber Shinichi, dieser arrogante Kerl, hatte wirklich etwas mit so viel Charakter gesagt? Dabei dachte er doch meistens nur an sich selbst.

„Ich fürchte, Kudō ist weniger ein Kind, als du annimmst… Als ich verschwunden bin, war er ziemlich kindisch. Es überrascht mich, dass er so etwas sagen kann. Trotzdem kann ich den Kerl nicht leiden, weil er sich so aufspielen muss!“

„Es zwingt dich ja auch keiner, uneingeschränkt meine Meinung anzunehmen, solange du ihm nicht schadest, kriegen wir keine Probleme.“ Vermouth drehte sich herum, nichtsdestotrotz hatte sie noch einen bescheuerten Auftrag zu erledigen.

„Es gibt Leute, die sich fragen, weshalb du dich mit Mezcal nicht verträgst. Eigentlich bin ich nur deswegen hergekommen…“ Ein genervtes Seufzen entkam ihr.

„Als wenn das so schwer zu erraten wäre… Ich habe kein Problem mit ihm, er hat eines mit mir. Sind die besagten Leute zu dumm, ihn zu durchschauen? Ich hab seine Verlobte ermordet, was wird wohl sein Problem mit mir sein, was?“ Sazerac machte sich lustig, denn es war nun wirklich so was von offensichtlich. „Mich wundert mehr, dass Jami den Unfall einfach hinnimmt, statt mir ordentlich eine zu zimmern.“ Jami befriedigte es doch, wenn er andere Männer demütigen konnte. Er war gerne überlegen, weil er so ein verdammter Schwächling war.

„Sie hat Jami ans Bein gepinkelt, daher mangelt es ihm an Trauer, ganz einfach.“ In Jamis winziger Welt gab es nichts Schlimmeres, als wenn die Frau ihn als erstes verließ, oder ihn betrog. Dieses Privileg beanspruchte er gerne für sich ganz alleine. Nur bei Kir schien es anders zu sein. Ihm war zuzutrauen, dass diese Frau ihn zum Verräter machen konnte. Sie war nicht sicher, ob er diesmal in der Lage wäre, ihr etwas anzutun. Dafür ging es bei ihm schon viel zu tief.

Ihre Unterhaltung war ungehört, da sie nicht sonderlich laut sprachen. Anders der andere Typ in der Nähe, der herumschrie, so dass man ihn kaum überhören konnte.

„DU SAGST MIR JETZT SOFORT WAS DAS SOLLTE! UND KEINE AUSREDEN!“

Vermouth zuckte für einen Moment. Nicht, weil schreiende Männer sie verängstigten, sondern weil sie es an diesem Mann schlichtweg nicht gewohnt war. Was zum Teufel war nun schon wieder kaputt?

„Gar nichts, es war ein Befehl!“

„DAS, SCHÄTZCHEN, KAUFE ICH DIR NICHT AB! REDE ENDLICH!“

„Hyaaaa, du tust mir weh, Cognac!“ Er hatte sie am Arm gepackt und gegen die Wand gedrückt. „Rede…“ Er zischte die Worte beängstigend in ihr Gesicht, während seine strahlend blauen Augen bis in die tiefsten Abgründe ihrer Seele zu schauen schienen.

‚Cognac tut Mistelle weh? Ist nicht wahr… Und seit wann ist sie so wehleidig? Wegen Ryochi?...’ Vermouth vermutete es stark. Ihr lag der Detektiv am Herzen, weshalb sie sich wohl etwas mehr gefallen ließ, als sonst.

„Bitte lass mich los“, versuchte sie auf wehrloses Mädchen zu machen, was ihn jedoch noch viel wütender machte.

„Wer gibt dir das Recht, andere so zu piesacken? Was fällt dir ein, Teran zu erlauben, irgendwelche Mädchen anzufallen!? Hast du jetzt endgültig dein letztes bisschen Verstand verloren?!“ Noch immer war der Schwarzhaarige außer sich. Sein heißes Blut hatte nichts anderes im Sinn, als Befriedigung in Form von Manieren beibringen zu erlangen. Nicht nur, dass er bei Mistelle abgeblitzt war, sie hatte es nicht anders verdient, als dass man sie mal etwas fester anpackte. Aber was am meisten saß, waren die nächsten Worte. „Du liebst Ryo, ja? Dann solltest du dich schnell von Teran lösen! Wie kann man nur so tief sinken, mit dem…?“ Sêiichî wurde bei dem Gedanken so schlecht, dass er es nicht aussprechen konnte.

Dass er anscheinend von ihrer dreckigen Affäre mit Teran wusste, löste Unbehagen in ihr aus. Er durfte es auf keinen Fall Syrah erzählen, diese wäre weniger begeistert, so etwas von ihrer besten Freundin zu erfahren.

„Ich mach’s nie wieder, ehrlich!“

„Das will ich hoffen, sonst kannst du was erleben!“ Er ging einen Schritt rückwärts und ließ sie dadurch los. Allzu sehr anfassen wollte er sie dann doch nicht mehr – nicht nachdem er wusste, dass sie etwas mit Teran gehabt hatte – ekelhaft.

Mittlerweile – nach fast vier Jahren – hätte Mistelle Sêiichî garantiert nicht mehr abgewiesen – er war mittlerweile ein sehr leckerer Mann. Schade eigentlich, dass er sie so wenig mochte. Vielleicht konnte man ihn benutzen, wenn man sich mal zum Guten wandelte… Womöglich würde er ein gutes Wort für sie bei Ryo-chan einlegen??

„Es ist nur… Ich… Ich fühle mich so einsam“, meinte Mistelle und ließ wie auf Knopfdruck Tränen fließen. „Ich wollte nur etwas Spaß… Und es ist immer noch… angenehmer, Teran zu lassen… Er ist immer so brutal, verstehst du?“

Ungern ließ er sich von diesem Frauenzimmer erweichen, aber er wusste, wie sie sich in etwa fühlte. Er hatte sich damals, als sie ihn andauernd abgewiesen hatte, ähnlich gefühlt. Und er hatte nichts anbrennen lassen. Er war eben nicht gern allein. Aber wer war das schon? Natürlich erregte sie sein Mitgefühl. Er kannte sie nicht erst seit gestern und wusste von ihren psychischen Problemen. Es war manchmal nicht leicht, bei solchen Leuten hart zu bleiben.

„Mit Kullertränen machst du es nicht wieder gut. Du hast ein 19-jähriges Mädchen in die Falle gelockt und dem Kerl dann noch angeboten, dass er sie vergewaltigen darf… DAS ist nicht zu entschuldigen…“ Sêiichî drehte sich von ihr weg, auch wenn das unklug sein konnte. Er wollte sie einfach nicht mehr sehen. Wahrscheinlich würde sie ihn doch noch weichklopfen.

„Du bist ein guter Kerl – es tut mir Leid, dass ich so kalt zu dir war“, mit diesen Worten schlang sie die Arme um ihn und sein Körper zuckte einmal, als er ihre weichen Brüste spürte. Nein, nicht schon wieder, schon gar nicht bei ihr… Er würde sich vor sich selbst ekeln, wenn er das täte…

„Ist okay, ich weiß, auch du bist manchmal einsam. Chris ist ein Miststück, bestimmt geht’s dir nicht gut bei ihr…“

„Argh, was soll das?“ Sêiichî fand es nicht witzig, dass sie so etwas sagte, während sie ihn anzufassen versuchte. Er wollte nicht schon wieder aus Kummergefühlen bei einer anderen landen, schon gar nicht bei so einer, deshalb löste er auch schnell ihre Arme von sich.

„Lächerlich, Mistelle… Der Zug ist abgefahren…“ Er ließ sich doch nicht von ihr so behandeln…
 

Nachdem man der jungen Frau erzählt hatte, dass Mezcal wohl Hiroyas Spion war, erlitt sie einen chronischen Lachanfall. „Gott is’ das komisch… Nicht zu fassen… Wie amüsant!“ Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, die ihr gekommen waren. „Darauf müssen wir trinken! Jami und Tokorozawa sind so amüsant!“ Ihr Gegenüber verstand nicht wirklich, weshalb sich sie sich so wenig beherrschen konnte – und das in einem Lokal, wo die Leute schon alle gucken.

„Würdest du mir jetzt bitte verraten, was daran komisch sein soll?“ Verwirrt und neugierig besah die blonde Frau die brünette.

„Ganz einfach – Kenichi hatte den selben Einfall und hat Hiroya Raki geschickt. Dachtest du, dass das Ganze ein Zufall ist? Leider hat sie sich eine ganze Weile nicht gemeldet, ich frage mich, was los ist… Neuigkeiten aus dem Hause Tokorozawa interessieren mich immer brennend.“

Bei solch einem Gelächter empfand Vespolina ihren Entschluss als nicht mehr so ratsam. „Raki, mhm?“ Aber man konnte das ja zu seinem Vorteil ausnutzen. „Wer zum Teufel ist Raki?“

Allmählich beruhigte sich die Brünette wieder und grinste teuflisch. „Eine Polizistin – augenscheinlich – die Hiroya Tokorozawa erfolgreich den Verstand raubt.“

Vespolina konnte noch nie verstehen, wie man derart gehässig und gemein sein konnte, aber sie hatte damit leben gelernt. Trotzdem wollte sie wirklich gerne wissen, wer diese Polizistin war. Augenscheinlich auch noch – böse. Das sollte bestimmt heißen sie war ein Vollblutmitglied der Organisation. Und demnach auf der Seite ebendieser.

„Du kannst Tokorozawa kein Stück leiden, oder? Jami genauso wenig!“

„Jami hat keine Eier in der Hose und Tokorozawa hat bis heute noch nicht bemerkt, weshalb er noch lebt. Die beiden Streithähne sind lustig.“ Sie hielt Hiroya nicht für besonders schlau, wenn er nicht dahinterstieg und Jami war eben kein Mann, sondern ein Weichei. Kein Wunder, dass Frauen ihn gerne ausnutzten – so wie Kir.

Die 28-jährige Japanerin schüttelte den Kopf. Die beiden Kerle waren doch Kinder, dabei waren sie im selben Alter wie sie selbst.

„Ist dir denn ihr richtiger Name bekannt?“

„Wieso möchtest du das unbedingt wissen, Vespolina? Du möchtest dich doch nicht etwa an Jami rächen und deswegen einen Verrat an ihm begehen, indem du ihn auffliegen lässt? Ich meine, du möchtest doch noch nicht sterben, Süße, oder?“ Die Brünette war nun etwas ernster geworden. Eigentlich fand sie Vespolina nett, auch wenn sie so einfältig gewesen war, Jami tatsächlich zu heiraten. Wenigstens war Kir nicht so dumm.

Ein bisschen fühlte sich die Blondine ertappt, was sie schlecht verbergen konnte. Aber bevor sie Jami helfen würde, half sie Kimikos Bruder. Er war im Grunde kein schlechter Mensch. ‚Ich kenne Hiroya lang… sehr lang… Ich weiß, was er durchmacht. Es gefällt mir nicht, dass Jami ihn nun auch schon ausspioniert, dann erfährt er vielleicht Dinge, die ihm einen Vorteil verschaffen! Er hat wegen Jami doch schon genug durchgemacht… Ob Katori das weiß? Vielleicht kann sie etwas herausfinden. Das hier ist pure Zeitverschwendung… Sie will es mir nicht sagen…’

Die Blauäugige seufzte. „Für einen Moment habe ich daran gedacht. Ich kann einfach nicht vergessen, was er getan hat. Dass er mein Vertrauen so schamlos ausnutzen konnte, um Kir nachzustellen, obwohl sie meine Freundin ist. Ganz zu schweigen von Carmina, Kimiko, Yakko Kajiwara, Osiris und was da noch so lief. Ich möchte es eigentlich gar nicht mehr wissen, mit wem er noch…“ Einige von den Frauen hatten ihn zwar abgewiesen, aber allein der Versuch es zu tun, zählte. Wenn sie daran dachte, dass sie so blöd gewesen war, Kimiko zu unterstellen, sie habe noch Interesse an dem Kerl und würde deswegen versuchen ihn ihr auszureden. Sie hätte ihn viel eher verlassen sollen…
 

Obwohl es bereits sehr spät war, befanden sie sich nun hier. In einer dunklen stickigen Bar. Yakuza wahrscheinlich nicht weit, doch Angst schien sie nicht zu haben. Die 35-jährige war viel zu interessiert daran, was ihn nun doch hierher verschlagen hatte…

Er hatte sich seinen Eltern stets widersetzt und nun fand sie ihn in diesen Kreisen wieder. „Nun erzähl mir schon, wie es dir ergangen ist, Toya!“ forderte sie von ihm, die Grünblauäugige war schon immer so gewesen. Sie ließ keine Ausreden gelten und war stets auf dem Pfad der Gerechtigkeit unterwegs.

„Wie soll es mir schon ergangen sein, nachdem du einfach verschwunden bist…? Du hast mich in der Teitan-Oberschule allein gelassen, ohne ein Wort, ohne Abschied…“ Sein Arm lag auf der Bank in der Bar, welche bald schließen würde, und er blickte sie nicht an, sondern aus dem Fenster. Er würde seine ehemalige Lehrerin nicht schonen und ihr die grausame Wahrheit erzählen…

„Was denkst du dir, du frecher Kerl? Ich bin eine verheiratete Frau, die ihrem Mann zurück in die USA folgen musste! Es ging alles sehr schnell! Du bist krank geworden, für fast eine Woche. In einer Woche passiert viel.“

Mitleidslos – zumindest empfand er es so. „Meinst du, du kommst mir so davon? Du grausames Biest!“ Er beugte sich über den Tisch und zog eine Menge Aufmerksamkeit auf sich, als er lauter wurde. „Ich dachte eigentlich, ich bedeutete dir genauso viel, wie du mir! Deshalb habe ich auch immer gehofft, dass du noch einmal ein Lebenszeichen von dir gibst! Es ist ungeheuerlich! Nachdem wir so sehr kämpfen mussten und ich sogar enterbt worden bin, gehst du ohne ein Wort und meldest dich nie wieder bei mir! Weißt du, dass es mir das Herz gebrochen hat?!“

„Es war besser so“, die Dunkelhaarige mit dem kurzen Haar gab ein trauriges Seufzen von sich. „Die Geschichte zwischen Schüler und Lehrerin hätte niemals gut gehen können… Du bist doch kein Kind mehr Toshiya, oder? Du müsstest es endlich verstanden haben!“

Nein, nein, er wollte es nicht verstehen. Wieso verstand sie denn nicht?

„Verstehen, ich? Die Liebe versteht keiner… Du warst die erste und einzige Frau in meinem Leben, das hat sich in 6 Jahren nicht geändert. Na, überrascht, oder eher geschockt?“ Er schockierte sie ungemein gerne, immerhin hatte sie sein Herz gestohlen, schon vor schier einer Ewigkeit.

„Bitte nicht, Toshiya, tu das nicht! Schenke dein Herz der richtigen Frau und nicht mir!“ Ihr Gemüt schien verstimmt, jedenfalls sah sie ihn mit einem grimmigen Blick an.

„Warum hast du WIEDER heiraten müssen? Ich weiß genau, dass wir füreinander bestimmt waren und trotzdem…“ Es machte ihn unendlich fertig, dass die Frau, die er liebte, nun wieder verheiratet war – mit einem Mann, den er nicht als ihren Mann akzeptierte.

„Hör endlich auf!“ Nun sprang sie auf. „Vergiss endlich diese sinnlose Sache, streich sie aus deinem Leben! So wie früher wird es nie wieder sein!“ Es war Zeit zu gehen, weshalb sie sich ihre Tasche schnappte und dann schleunigst die Bar verließ.

„Oi… warte… Jetzt renn nicht vor mir weg, Feigling!“ Toshiya war ebenfalls aus der Bar gestürzt, ohne die Rechnung zu begleichen, aber da er oft hierher kam, würde man es ihm geradeso verzeihen.

Sie rannte wie der Teufel und er verfolgte sie – nein, Aufgeben war nicht das, was er gelernt hatte. Nicht das, was ihm seine Lehrerin damals beigebracht hatte. Wie sie stets zu sagen pflegte: Gebt eurer Bestes – ihr dürft niemals aufgeben. Und das würde er auch nicht – nie.

Trotzdem hängte die Sportlehrerin ihren ehemaligen Schüler erfolgreich ab. Ihr Herz schlug noch immer wie wild – und sie war so froh, dass sie ihn losgeworden war. So etwas konnte sie im Moment wirklich nicht brauchen. Nicht doch diesen verrückten Schüler. Für sie war er noch immer ein kleiner Junge…
 

Der Grund, weshalb der 23-jährige seine Lehrerin aus den Augen verlor, war der Arm, der ihn daran hinderte, ihr weiter hinterher zu rennen. Er war aus dem Nichts aufgetaucht und hatte ihn nun im Griff. Sein starker Griff, der schon so manchem Mann Angst eingejagt hatte.

„Was zum Teufel läufst du der Frau schon wieder hinterher?! Man nennt das auch stalken! Lass sie endlich in Ruhe! Sie ist glücklich und kann nichts dafür, dass du so bekloppt bist, sie noch immer zu lieben! Du bleibst jetzt hier!“

Sein um drei Jahre älterer Cousin hielt ihn von weiteren Dummheiten ab. Es war jawohl schlimm genug, was damals alles vorgefallen war. Von dieser Frau ging nichts Gutes aus, zumindest nichts, was gut für seinen Cousin gewesen wäre. Seine Eltern und Großeltern hatten diese Beziehung doch ohnehin boykottiert, wo es nur ging. Sie hatten nicht gewinnen können, nur dass die Frau die Einzige gewesen war, die das wirklich einsehen konnte. Er war stur und scheute keine Gefahr, deswegen war er ja auch fast umgebracht worden – von der eigenen Familie.

„Hayato, halt dich da raus, das geht dich überhaupt nichts an! Ich bin nicht deine Schwester, mit mir kannst du das nicht machen!“
 

Sie atmete heftig. Obwohl sie sich in einer Gegend befand, wo sich Frauen alleine nicht hintrauen sollten, war sie nicht so aufgeregt, da dies der Fall war. Sondern das Zusammentreffen mit ihm war der Grund. Er konnte nicht ernsthaft wieder in ihr Leben treten und alles zerstören, was sie sich aufgebaut hatten. Nicht schon wieder.
 

Kurz nach halb eins kehrte sie nach Hause – obwohl sie für gewöhnlich nicht sagte, es sei eines. Denn sie wohnten ja gar nicht dort. Sie waren nur vorübergehend hier eingezogen. Eine kleine Pension, die nun wirklich nicht für ewig reichen würde. Es war jetzt an der Zeit, sich endlich nach einer richtigen Bleibe umzusehen. Er hatte ja unbedingt hierher gewollt – wegen Jamie. Jennifer schlich sich in die Wohnung, da sie dachte, er sei schon lange ins Traumland entschwunden. In der absoluten Dunkelheit rechnete sie nicht damit, dass er sie bereits erwartete, doch dann blitzte das Licht einmal auf und die Lampe traf direkt ihr Augenlicht, weshalb sie zwinkern musste. Dann erblickte sie ihren Mann, mit verschränkten Armen.

„Spinnst du?!“ warf er ihr zu, entsetzt davon, dass sie sich nachts irgendwo rumtrieb.

Larry ließ ihr ja einiges durchgehen, aber genug war genug. Sie überspannte den Bogen – eindeutig. „Du weißt doch, dass ich unbedingt zu Jamie wollte! Wieso kommst du erst jetzt? Ich bin natürlich hiergeblieben, um auf die Kinder aufzupassen! Was zum Teufel denkst du dir dabei?!“

Erschrocken blickte sie ihn an, schuldbewusst und doch ein klein wenig deprimiert. „Tut mir Leid, dass ich nicht da war. Es war etwas Dringendes zu erledigen und…“ Ach, es brachte nichts, es vor ihm zu verbergen, er war Detektiv und würde es ohnehin herausbekommen. „Ich war besorgt um einen meiner Schüler… deswegen.“
 

Sie hatte schon immer eine viel zu enge Bindung zu ihren Schülern gehabt, jedoch nicht nur zu den Jungs – ja ein wenig war er eifersüchtig darauf. Doch das hatte auch Gründe und passierte ihm nicht einfach so. Er war noch nie ein eifersüchtiger Mensch gewesen, aber seit damals fand er ihre Beziehungen zu Schülern nicht gerade amüsant. Eifersucht - sie wusste um diesen Umstand. Ein Seufzen entging ihr, bevor sie frech das Licht ausknipste, um ihn alleine in der Küche sitzen zu lassen. Ein leises Fluchen war von ihm zu hören. Sie war manchmal unmöglich. Ihr Weg führte sie in drei kleinere Zimmer, sie schaute hinein und bemerkte, dass sie friedlich schliefen. Einzig und allein ihre 14-jährige Tochter öffnete die Augen, nachdem ihre Mutter die Tür geöffnet hatte, allerdings sah die 35-jährige es nicht.

Sie wartete ab, bis es still im Haus geworden war und schlich sich dann still und heimlich die Treppe hinab.

Bewaffnet einzig und allein mit einem Handy und einer kleinen Tasche begab sie sich in die dunkle Nacht. Ihre Eltern wären wahrscheinlich ausgeflippt, hätten sie es nur mitbekommen.

Ihr Weg führte sie gerade geradewegs ins Haido-City-Hotel. Sie überraschte dort nicht nur eine Person mit ihrem Auftauchen, sondern gleich mehrere. Eine davon war Jodie, die Cousine ihres Vaters, welche sich gerade im Hotel befand. Da sie nicht alleine war, schockte sie gleich noch ihre Tante Melissa. Beide waren fast gleich alt und zu später Stunde noch wach.

„What the hell are you doing here?!“ Ihre Stimme war lauter geworden und sie zog die 14-jährige entsetzt ins Hotelzimmer, woraufhin sie die Tür viel zu fest zuschmiss, weshalb nebenan ein Mann in seinen Überlegungen gestört wurde und sich vom Bett erhob. Diese Frauen… Nicht einmal nachts ließen sie einem die wohlverdiente Ruhe. Nicht, dass der Schwarzhaarige geschlafen hätte, aber er wollte über bestimmte Dinge sinnieren. Das ging kaum mit den Beiden um sich herum.

Die braunhaarige Schülerin zog einen Schmollmund. „I took a breeze“, war daraufhin keine gute Ausrede für ihr plötzliches Auftauchen.

„Ja, sicher – wir befinden uns auf japanischem Boden, also sprich auch so!“

„Nur nicht ausflippen, weil meine Mutter Japanisch-Lehrerin ist und darauf besteht…“ Dieses Land ödete sie an, sie wollte wieder zurück. Der Job ihres Vaters – es war in ihren Augen nicht mal einer – hatte ihn hierher verschlagen – sie hasste es. Sie alle waren hier, in diesem hinterwälderischen Land. Alles Spießer.

Überrascht blickte die Blondine das Mädchen an. „Willst du damit etwa sagen, du hasst es, hier zu sein?“

Dass Jodie das heute erst bemerkte, war wirklich lachhaft. „Sie haben mich gezwungen, sozusagen wollte ich gar nicht. Und das alles nur wegen Jamie.“ Sie ließ sich erschöpft auf einen Stuhl sinken. „Mein Vater konnte ihn nicht alleine gehen lassen… Ich frage mich, wieso denn nicht! Ist er ein Baby, das nicht alleine auf sich aufpassen kann?“ Der Detektiv machte auf sie nicht den Eindruck, ein Kind zu sein, auf das man aufpassen musste.

Jodie dachte darüber nach und schüttelte dann den Kopf, bevor sie ihr über die Haare strich. „Nein, Jamie ist ganz bestimmt in der Lage auf sich selbst aufzupassen, aber es gibt Situationen, da verlassen wir uns auch auf andere, beziehungsweise wir müssen es.“ Auf der anderen Seite wollte Jamie nichts, absolut gar nichts mit dem FBI zu tun haben. Kein Wunder, dass Larry dachte, er müsse auf ihn Acht geben.

„Shut up, Jodie!“ Es war etwas rabiat, ihr den Mund zu verbieten, aber es kam so über die junge, 26-jährige Frau, welche sich nicht nur übergangen fühlte, sondern es auch unangebracht fand, mit ihr über diese Dinge zu sprechen, sie war noch viel zu jung, um überhaupt zu verstehen, was sie damit meinte, auch wenn Jodie wahrscheinlich eher weniger auf die Organisation zu sprechen kommen wollte.

„Was ist denn in dich gefahren, Shizuka-chan?“ Ein wenig beleidigt wirkte die Ältere ja schon, immerhin hatte sie von ihrem Beschützer Shūichi gesprochen.

Gerade passte es nicht hinein, aber über ihr Shizuka-chan war die Angesprochene sehr empört. Es würde nur etwas merkwürdig klingen, wenn sie ihr nun sagte, Shizuka sei tot und sie sei nun Asaki.

„Warum mussten wir dann mit ihm gehen, Jodie-san? Wenn er doch so gut auf sich selbst aufpassen kann?! Warum sind wir dann nicht einfach in Amerika geblieben?!“

„Jamie ist…“, Asaki überlegte noch über die richtigen Worte, wie sie ihr am passendsten erschienen, „…ein Chaot! Larry leitet mit ihm gemeinsam die Detektei! Ich würde sagen, sie ergänzen sich sehr gut. Jeder passt auf jeden auf.“ Die junge Frau kannte Jamie aus der Zeit, in der er noch oft in ein Flugzeug gestiegen war, nur um nach Sêiichî zu sehen. Den konnte man genauso wenig alleine lassen, dann baute der Kerl nur Mist.

„Ja, die Detektei, das war so eine Schnapsidee, typisch Jamie! Obwohl er eine polizeiliche Ausbildung hat, hat er sich geweigert, zum FBI zu kommen. James hat es ihm angeboten, aber er fühlte sich beleidigt!“ Jodie verstand Jamie einfach nicht. Was hatte er bitte an diesem Angebot auszusetzen? War es ihm zu einfach gewesen, oder was sollte die Empörung darüber, dass man ihm etwas quasi in den Schoß legte?

„Als wir am Flughafen ankamen, wurden sie von der Presse belagert! Selbst hier sind sie bekannt, wie ein bunter Hund! Zwei amerikanische Superdetektive auf japanischem Boden! Das war für die Presse wie eine Schlagzeile… und dann ist auch noch dieser bedauerliche Unfall passiert… Kaum zu fassen, dass der Reporter, der sie interviewt hat, dabei zu Tode gekommen ist.“ Die 14-jährige hatte sich das Schauspiel mitangesehen und hatte noch immer ein Trauma davon, obwohl die beiden Männer sie rechtzeitig hatten wegbringen lassen, damit sie das Schlimmste nicht miterlebte.

„Wie grausam, dass du das auch noch hast mitbekommen müssen“, Jodie senkte den Blick und griff sich an die Stirn. Es passierten andauernd solch schreckliche Dinge. Asaki schenkte ihr einen Gesichtsausdruck, bei dem man als Involvierter eigentlich Bescheid wissen müsste, doch sagte sie ihre Worte nicht laut – aus Rücksichtsnahme auf Jennifers Tochter.

‚Es werden doch immer Kinder in diese Sache mit hineingezogen. Verwunderlich, dass sie die Detektivstochter nicht gleich versucht haben, zu sich zu holen.’

Das Mädchen grinste amüsiert. „Ihr braucht euch nicht zu verstellen… Ich weiß, dass diese Verbrecherorganisation existiert. Ich bin also eingeweiht. Kein Grund auf Geheimsprache zurückzugreifen!“

Man konnte sagen, dass sie beide sprachlos waren und zunächst nicht einen Ton zustande bekamen, der auch nur ansatzweise einen gescheiten Satz ergeben hätte. „Oh mein Gott, was? Wie kommst du denn zu dem Wissen?“

Der Blick des Mädchens verfinsterte sich augenblicklich. „Alans Freundin sitzt mitten drin. Ihre Mutter hat uns versucht zu entführen… Das war wenig witzig, kann ich sagen.“ Diese Teufelsfrau war die Grausamkeit schlechthin. Sie und ihr komischer Kerl, der ihr half, wann immer sie es wünschte, der war ihr doch hörig.

„Ich fasse es nicht!“ Jodie war mehr als nur entsetzt, sie schüttelte mehrmals ungläubig den Kopf.

„Wir waren auch wirklich geschockt, als sie uns vor ihrer Mutter gewarnt hat. Dass diese Frau nicht ganz normal war, hatten wir bereits bemerkt… Aber als mir Eisuke davon erzählt hat, wie sie sich im Krankenhaus als Ärztin ausgegeben und ihrer Tochter offenbart hat, ihr Freund sei tot, wussten wir, dass sie zu jedem Mittel greift, um sie möglichst seelisch am Boden zu haben. Es fällt denen leichter, wenn sie ihren Kindern seelische Grausamkeiten antun…“

Asaki gab ein resignierendes Seufzen von sich. „Oh man, und ich war damals schon achtzehn, was hatte ich doch Glück.“ Sie hatte sich abgewandt, um aus dem Fenster zu sehen. Was sie sah, waren dunkle Wolken, die sich am Firmament breitmachten, bereit für den nächsten Anschlag, der es krachen lassen würde. An solchen Tagen passierte normalerweise immer irgendetwas… Etwas, was mit denen zu tun hatte…



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ConanKudo1984
2020-04-12T17:42:19+00:00 12.04.2020 19:42
Hi. Wollte noch mal nachfragen ob du die Geschichte noch beedendest. Liebe grüße ConanKudo
Von:  Melora
2011-09-09T16:51:39+00:00 09.09.2011 18:51
doch, ich schreib noch dran, aber derweil bin ich gesundheitlich nicht so gut drauf... sry u.u
Von:  ConanKudo
2011-04-20T08:06:41+00:00 20.04.2011 10:06
Hallo du. Sag mal. Schreibst du die geschichte denn auch zu ende oder nicht mehr. Wäre schade,wenn nicht LG ConanKudo


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