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Dakishimete da yo - onegai

抱きしめて だ よ - おねがい
von

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A stiff price

Die allgemeine Hektik vom Morgen hatte sich auf den Mittag verschoben. Als sie den Eingang passierte, wurde sie fast über den Haufen gerannt.

Die Kollegschaft hatte es eilig ihre Abteilungsleiter zufrieden zu stellen – nur eine Person wagte es mit Abwesenheit zu glänzen.

Bei der Dienstbesprechung fehlte er, noch nicht einmal abgemeldet hatte sich der 29-jährige. Er nahm sich viel raus, fanden auch einige Kollegen, noch dazu war er weniger beliebt im Präsidium, seit er hierher versetzt worden war.

Sein Kollege Ryochi Akaja hingegen erfreute sich äußerster Beliebtheit. Nicht nur die Frauen liebten ihn, sondern auch die Männer. Es gab niemanden, der ihn nicht grüßte, wenn er an ihnen vorbei ging. Er war ja auch immer freundlich zu den Leuten… wenigstens zu denen, die es verdient zu haben schienen.

„Hey, Mitsuki!“ Sie drehte sich herum, als Miwako sie ansprach und bemühte sich um ein Lächeln.

„Hallo… Da bin ich also wieder! Frisch verpackt und servierfertig“, sie verbeugte sich kurz und grinste dann frech vor sich hin. „Und wo steckt er wieder? Glänzt er wieder mit Abwesenheit?!“

Miwako rollte mit den Augen, als Mitsuki ihn ansprach – der Typ war noch unmöglicher als ihr damaliger Kollege Matsuda. Er nahm sich viel zu viel raus, kommandierte die Jüngeren herum und war einfach nur ein widerliches Ekel.

„Der soll sich bloß nicht blicken lassen, der Polizeipräsident hat heute schon 3 Beschwerden wegen ihm bekommen und ist außer sich! Matsumoto weiß Bescheid und wird ihm den Kopf waschen, wenn er aufkreuzt!“ Es war nun wirklich nicht so, dass sie sich freute, wenn Kollegen einen Anschiss erhielten, aber bei ihm war es überfällig. „Keine Ahnung, was er sich denkt, aber irgendwann musste es ja mal so kommen! Akaja ist total entsetzt und hat drei Leute beauftragt, ihn herzuschaffen! Herzuschaffen! Bestimmt hat er sich wieder vorbei benommen!“ Der Kerl hatte doch kein Benehmen gelernt.

„Ach komm, geh nicht so hart mit ihm ins Gericht, er hat’s nicht leicht!“ Sie lächelte, aber es war zwecklos mit ihr über Hiroya zu sprechen und sich aufzuregen, sie würde doch immer eine Entschuldigung finden.

„Da muss man sich trotzdem nicht so haben“, erwiderte Miwako, sie kannte ihn auch nicht so gut und er hatte sich wohl mit Wataru gestritten, dabei war der jawohl total friedlich.

„Darfst du eigentlich schon das Krankenhaus verlassen? Er hat erzählt, dass du schwer verletzt bist und mindestens 3 Wochen weg wärst“, es kam ihr schon seltsam vor, dass sie nun so quietschfidel hier herumlief.

„Glaub den Quatsch bloß nicht – ich bin ok – ok sein heißt auch arbeiten können. Außerdem kann ich ihn doch nicht allein lassen, er braucht jemanden, der nun auf ihn aufpasst… es ist ja noch nicht lange her.“ Sie seufzte schwer, es musste ihn ziemlich quälen.

„… Was soll diese übertriebene Fürsorglichkeit? Das versteh ich nicht!“ Er war ihr einfach suspekt. „Lass ihn das bloß nicht hören, er würde dich töten.“

„Irgendwie erweckt er meinen Beschützerinstinkt, weiß auch nicht“, sie kicherte, mehr wie ein kleines Mädchen, als wie eine 22-jährige Frau.

Die Tür ging auf und ein verwunderter Naoya kam zum Vorschein. „So wurd’ ich noch nie angeschnauzt“, er rieb sich den Kopf und beide Frauen mussten einfach lachen. „Matsumoto hat mich richtig angefahren, also an Hiroyas Stelle würde ich ihm die nächsten Tage aus dem Weg gehen…“

„Warum du denn? Du hast doch gar nichts getan.“

„Hätte ihn aufhalten sollen… Ich muss mich mehr durchsetzen und überhaupt… Warum muss man denn immer alles selber machen?? Und dann hat er auf den Tisch gehauen, dass ich gezuckt hab.“

„Oh je – mein aufopferndes Mitleid!“

„Tut mir Leid“, meinte auch Mitsuki und Naoya sah sie an, als hätte er einen Geist vor sich. „Was machst du eigentlich hier? Ich dachte, du hast eine Gehirnerschütterung und sollst noch im Bett bleiben?“

„Ach was, so schlimm ist es gar nicht, ich habe nur Kopfschmerzen, aber dagegen kann man ja was tun – wieso soll ich deswegen denn im Krankenhaus bleiben, wenn ich hier gebraucht werde?“

„Mit einer Gehirnerschütterung ist nicht zu scherzen, so was kann auch gefährlich sein“, tadelte sie die Ältere und sah sie mit ernstem Blick an.

„Ach ich hasse Krankenhäuser, ich will lieber meinem Bruder helfen, er hat ja nun nur noch mich, ich geh dann mal“, sie stürmte davon und beide sahen ihr nach.

Naoya schwieg und ging an Miwako vorbei, während diese sich an die Stirn fasste wegen des Satzes. „Der kriegt noch mal ’nen Anfall, wenn er das erfährt! Seine kleine Schwester will ihm helfen, das lässt er doch niemals zu.“
 

„Es reicht, Chris Vineyard, du gehst zu weit!“ Nun war alles zu klein, der Schwarzhaarige kam aus seinem Versteck und packte ihren Arm, den er nach hinten zog, dabei flüsterte er ihr etwas sehr bedrohlich zu. „Hat dir jemand die Gehirnwindungen verdreht, oder was genau ist dein Problem?! Es gefällt mir nicht, dass du ihn erst ausnutzt, um ihn dann umzubringen, sobald er was tut, was dir nicht in den Kram passt!“

Sie war etwas erschrocken, ja, das konnte sein. Sêiichî gefiel das nicht, natürlich, er war dagegen so etwas zu tun, aber sie hatte das böse Gefühl, dass er wegen ganz anderen Dingen so aufgebracht war. Wie lange hatte er ihr nun aufgelauert? Hatte er etwa ihr gesamtes Gespräch belauscht?

„Beruhig dich, Cognac, ich wollte ihm doch bloß einen Schrecken einjagen…”

„Was du nicht sagst...“ Aus irgendeinem Grund glaubte er ihr das nicht. Sie hatte sich viel zu sehr einen Spaß daraus gemacht, ihn so zu ärgern.

„Willst du sagen, dass ich ihn wirklich töten wollte?“

Sêiichî drückte vorsichtshalber ihre Waffe runter, was keine besänftigende Wirkung auf sie hatte. Er glaubte ihr nicht, wahrscheinlich kannte er sie zu gut, um zu durchschauen, dass es kein Spiel sondern blutiger Ernst gewesen war.

„Du.. eiskalte… Hexe!“

Man hörte die Stimme des Sängers, er sah sie voller Verachtung an und wäre ihr wohl am liebsten an die Gurgel gegangen. „…hast sie einfach… sterben lassen…“

Sêiichî beobachtete ihn einen Moment, der junge Mann war so blass, dass er schon in diesem Moment wusste, was gleich geschehen würde… Wie in Zeitlupe sah er ihn fallen, mit dem Kopf nach vorne, er konnte nichts dagegen tun, dass dieser den Asphalt grüßte. Er lag da – Chris versuchte sich das Grinsen zu verkneifen. Vielleicht musste sie ihm nichts tun – er war erst operiert worden, vielleicht würde er von selber sterben… Das hätte sie wenig gejuckt.

„Du hast eine Vollmeise, geh mir aus den Augen!“ Sêiichî war eindeutig stinksauer, aber jawohl nicht wegen diesem Sänger, er war so wütend auf sie, weil er wusste, dass sie bei dem Fall anwesend gewesen war. So war er noch nie gewesen…

„Ach, du meinst, dass ich ihr hätte helfen sollen? Jemanden, der mich total verachtet hat, ja?“

„Sei ruhig, über dieses Thema rede ich nicht mit dir! Ich bin Polizist… Krieg deine Eifersucht in den Griff… und deine gestörte Rachsucht auch!“

Ihre gestörte Rachsucht also – er wollte Streit – ihretwegen könnte er auch Krieg bekommen – wie behandelte er sie eigentlich? Und das wegen diesem Püppchen!

„Ich bin gestört?“

„Manchmal schon…“ Sêiichî kümmerte sich lieber darum, herauszufinden, wie schlimm es um den jungen Mann stand. Die Wunde war nicht aufgegangen, das war nicht der Grund, weshalb er zusammen gebrochen war – er war bloß ohnmächtig.

„Wenn du es wagst, ihm noch mal zu nahe zu kommen, mit dem Versuch ihn in diese Sache hineinzuziehen, um deinen Nutzen daraus zu ziehen, dann gnade dir Gott! Dann lass ich dich selbst einbuchten!“

Sêiichî hatte ihr noch nie gedroht, das hieß doch unweigerlich, ihm lag etwas an Hiroyas Schwester. Sie war voller Zorn und wollte ihm am liebsten das Gesicht zerkratzen. Sie waren so verschieden – mochte er sie denn so sehr, dass er nun mit ihr streiten musste? Sie wollte ihren Fehler nicht erkennen und malte sich den Grund so aus, wie sie ihn haben wollte.

Er war traurig und verletzt, kümmerte es sie denn überhaupt nicht, dass er seine Freunde beschützen wollte? Und SIE hatte zu diesen Personen gehört. Einfach so ihn zu hintergehen, er konnte seine eigene Freundin gerade nicht mehr ansehen. Es war ihre ganze Art momentan. Gut, sie wollte raus aus der Organisation, sie hatte das Leben satt, aber dafür eine Frau zu opfern, die ihr jawohl nie gefährlich geworden wäre, das ging dem Polizist nicht in den Kopf. Ein absurder Mord; was hätte sie schon der Organisation entgegen setzen können? Sie war in den Mist doch nur wegen ihres Bruders hineingeraten, auf den sie sich nicht hatte verlassen können. ‚Vielleicht solltest du dich mit Hiroya zusammen tun, das passt wahrscheinlich besser, als wenn du mit mir arbeitest! Gott, warum tut sie so was bloß? Ich kapier’s nicht! Es ist jawohl ausgeschlossen, dass ich noch mal was mit ihr gehabt hätte, eher hätte sie mir einen Arschtritt gegeben für die Sache früher! Und dann noch sich darüber freuen…’ Sêiichî war traurig darüber, dass sie nun schon so weit waren.
 

Aus sicheren Quellen hatte er erfahren, dass Rena gerade bei Saki war, weshalb er sich dorthin begab – Chris wollte er bis auf weiteres nicht mehr sehen. Er war so wütend, dass er dann nur ausfallend werden und es sich mit ihr verscherzen würde. Nur weil er glaubte, dass Rena nicht gleich zu Yuichi rannte, um ihr Wissen kundzutun, tat er es. Tunlichst war zu vermeiden, dass dieser darin bestätigt wurde, wie Chris wirklich war, Sêiichî hatte doch so ungern Unrecht.

„Boah bin ich wütend!“ sagte er vor sich hin, als Saki die Tür öffnete und sich schon über den Besucher wunderte, der total rot im Gesicht war.

„Worüber?“ fragte sie ihn, da sie seinen Anfall noch gehört hatte, was dem Schwarzhaarigen dann doch unangenehm war, er ließ sich nicht gerne gehen. „Möchte ich nicht an der Tür erzählen – ist Rena noch bei dir?“

„Ja, sicher – komm doch rein“, sie öffnete die Tür und schloss sie gleich hinter Sêiichî wieder, führte ihn zum Wohnzimmer und bat ihm einen Tee mit Rum an, den er wirklich gut gebrauchen konnte.

„Hallo Rena, ich habe dich gesucht“, meinte er gleich und lief zum Fenster. Die Angesprochene sah ihn argwöhnisch an, da er sich nicht neben sie setzte. „Es ist genug Platz für 3.“

„Ich steh lieber, sonst haue ich noch auf den Glastisch – das wäre schade um das edle Stück“, er seufzte einmal schwer und hatte das Bedürfnis sich die Gesundheit in Form von Zigaretten und Alkohol zu ruinieren, jedoch eins von beidem fand er absolut widerlich.

„Was ist los mit dir? Ist etwas passiert?“

„Ich kenne meine eigene Freundin nicht mehr!“ Der 24-jährige kniff die Augen fest zusammen und ballte seine Hände zu Fäusten. „Sie ist total übergeschnappt! Ich weiß gar nicht mehr, ob ich ihr wirklich vertrauen kann… boah nein, das gibt es nicht… So was hat noch keine mit mir gemacht, scheiße!“ Er lief hin und her und war total außer sich. Sie machte sich wirklich Sorgen um ihn, er wirkte so verzweifelt auf sie.

„Bitte beruhig dich doch, Sêi-chan.“

„Man, das ist doch so unfair! Wie kann man nur so bescheuert sein, wie ich?? Und das nur, weil sie so perfekt aussieht und… wir das Bett teilen… ich bin so DUMM!“

Allmählich machte er ihr echt Angst, so kannte sie ihn nicht, er zweifelte an ihr, das war nicht gut für ihre Beziehung.

„Gut – sie hat dich enttäuscht, aber so was kommt eben vor.“

Sêiichî schwieg jetzt erst, er wusste gar nicht, wie er es ihr beibringen sollte. „Sie denkt nur an sich, sie ist eine Egoistin – bitte mach nicht denselben Fehler und seh sie als deine Freundin an, du wärst am Ende nur enttäuscht.“ Es war eine ernst gemeinte Warnung, er hatte noch nie jemanden vor Chris gewarnt, so weit war er jetzt also schon vorangeschritten.

Saki hatte sich entschlossen vor der Tür mit dem Tee stehen zu bleiben und zu lauschen.

Die CIA-Agentin erhob sich nun von ihrem Platz und ging zu ihm hin, legte eine Hand auf seine Schulter, um ihn zu beruhigen und umarmte ihn dann. „Na komm, was hat sie Schlimmes getan, dass du mich warnst?“

„Ich und Ryochi haben uns vorgenommen, den Fall rund um Kimiko aufzuklären… und weißt du was? Chris wusste die ganze Zeit darüber Bescheid, was vorgefallen ist, sie hat es nicht für nötig befunden, UNS zu informieren! Nicht nur mich hat sie damit hintergangen, sondern auch dich, Saki und Katori! Sie hat uns allen vorgespielt, dass sie nichts wüsste! Und ich dachte, dass ich ihr vertrauen kann, sie weiß doch, dass ich Kimiko immer geholfen hätte, egal was in der Vergangenheit vorgefallen ist… Meine Gefühle sind ihr total scheißegal… Wie es mir geht, interessiert sie gar nicht! Dass man jemanden umgebracht hat, den ich mochte, juckt sie nicht!“

Entsetzen machte sich in Renas Gesicht breit – das Gesagte musste sie erst einmal verdauen. Dieses fiese und gemeine Verhalten von Chris hatte sie bisher immer für Tarnung gehalten, aber was Sêiichî sagte, klang gar nicht danach. „Du meine Güte! Was sagst du da?“

Man hörte wie es draußen schepperte und beide drehten sich erschrocken zur Tür herum, die um einen Spalt offen stand. Saki hatte alles mit angehört, Mist! Sie würde sofort zu Katori gehen und auch sie warnen, da war er sicher – obwohl es ihn nun nicht so sehr störte, er hätte es ihr nur gerne selber gesagt.

Sie war gerade daran die Tasse aufzusammeln, die zu Boden gegangen war und sah Sêiichî dann vor sich. „Deine Freundin war mir noch nie geheuer, ich wusste, man kann ihr nicht vertrauen! Ich habe mich immer gefragt, wie du ihr vertrauen kannst! Und ich weiß auch, warum sie so was Hinterhältiges und Gemeines tut!“ Sie blickte an Sêiichî hoch, brachte den Tee weg und kam dann mit frischem wieder. Er stand noch an derselben Stelle und betrachtete sie. „Ach… bist du schlauer als wir…? Klär uns auf!“

„Sie hat nicht verkraftet, dass ihr eine Göre die Meinung gegeigt hat! Es gab da nämlich so eine Situation in einem Café… da sind sie aneinander geraten!“ Sie stellte das Tablett ab, trotzdem zitterten ihre Hände ungemein. Man musste echt höllisch aufpassen, dass man nicht hinterrücks ermordet wurde.

„Sie hat dich noch immer gemocht! Das ist sicher, Sêi-chan! Sie war besorgt um dich, weil sie bemerkt hat, dass du Chris liebst! Und dein Miststück saß dann mit ’nem anderen Typen flirtend in diesem Café, da is’ ihr der Kragen geplatzt und sie hat sich mit ihr angelegt.“

„Dummes Ding! Was hat sie gesagt?“

„Sie hat… also…“
 

„Findest du es nicht beschämend, was du hier in aller Öffentlichkeit treibst?“

Nicht nur Chris hatte es als Angriff gesehen, so von der Seite angemacht zu werden. Das Publikum wurde Zeuge davon, wie die Schwarzhaarige und die Amerikanerin sich miteinander anlegten. Die Stimmlage der Japanerin war sehr anmaßend geworden.

Die blonde Frau blickte auf in das Gesicht der Dunkelblauäugigen. Unbeeindruckt lächelte sie ihr entgegen. Ihr Dekolleté ließ tief blicken, jede Amerikanerin hätte sie um diese Oberweite beneidet und die Japanerinnen es ziemlich gewagt gefunden und sich geschämt, so rumzulaufen.

„Oh, meintest du mich?“

„Wen denn sonst? Wer läuft sonst noch vor jungen Männern in einem derartigen Dekolleté rum, dass man ihr von gegenüber direkt reingucken kann? Wer flirtet in einem Café ganz heftig mit einem jüngeren Mann, obwohl sie bereits vergeben ist?! Du hast doch schon einen! Was fällt dir ein, in aller Öffentlichkeit dich über ihn lustig zu machen?? Wie geschmacklos ist das bitte?!“ Die Stimme der Japanerin war lauter geworden, sie hatte bestimmte Prinzipien, die sie nicht brechen würde, was man von der Amerikanerin nicht hoffen konnte. Sie war ein Biest und manchmal war sie so kalt, dass die Männer Angst vor ihr hatten.

„Schau nur, dein Dekolleté hängt ja fast auf dem Boden!“

„Tja! Dazu muss man erstmal die entsprechende Oberweite haben, um so etwas bieten zu können! Dein Freund tut mir Leid mit seinem kleinen Mädchen, das bloß eine große Klappe hat! Pass nur auf, dass du nicht wieder betrogen wirst… Vielleicht stehst du drauf, oder wie darf ich das verstehen, dass du dich um Sêiichî sorgst??“ Was fiel der eigentlich ein, nach all den Jahren hier Moralapostel zu spielen, er hatte es bei ihr doch schließlich auch nicht anders gemacht.

„Halt ihn da raus!“

„Wieso? Es würde ihn sicher interessieren, dass seine Freundin mit der neuen ihres Exfreundes in Streit gerät, weil sie ihren Exfreund ja sooo sehr hasst!“ Die Blondine amüsierte sich ganz offensichtlich darüber, dass man ihr so dumm kam, sie nahm es nicht erst – bis dahin jedenfalls.

„Er muss sich wenigstens keine Gedanken machen, dass seine Freundin sich auch von anderen Kerlen durchnehmen lässt, weil sie eine kleine, eingebildete Hure ist!“

Saki hätte sich niemals getraut, Chris als Hure zu bezeichnen, aber Worte konnte man schlecht zurücknehmen und auf den Mund gefallen war ihre Freundin leider auch nicht. „Eine Hure, die die Gefühle von Männern schamlos ausnutzt! Wenn dir Sêiichî so wenig bedeutet, dann verlass ihn und spiel nicht mit seinen Gefühlen! Bei euch in Amerika ist es vielleicht an der Tagesordnung, aber du befindest dich hier auf japanischem Boden, also lerne dich auch dementsprechend zu benehmen! Fremdgehen ist mit das schlimmste, was man als Frau tun kann, selbst wenn der Freund einen andauernd betrügt! Das gehört sich einfach nicht! Hast du nie Benehmen gelernt??“ Gott, solche Sachen machten sie immer wieder total sauer und da war sie nicht die einzige, die sie nicht verstand, wie man so etwas auch nur ansatzweise denken konnte, aber das lag daran, dass man sie so streng erzogen hatte.

„Das prüde kleine Mädchen hat gesprochen – frag mal die Männer, wie die so etwas finden! Deiner guckt doch jedem Rock nach – den würde ich auch rumkriegen, wenn ich wollte! Bei mir hätte er was zum Anfassen!“

Ihr Gegenüber fand den Streit zwischen den beiden Frauen mehr als lachhaft, aber auch amüsant, er steckte sich eine Zigarette an und beobachtete das Ganze interessiert. Es war nur sehr ungesund, eine Frau wie Chris so zu reizen, dabei fiel man schnell auf die Schnauze.

„Er weiß, was sich gehört!“

„Mhm – ja doch – das sagen viele, bevor sie betrogen werden, selbst dann, wenn es ihnen gut genug geht… Ich habe schon viele Männer getroffen, die gesagt haben, sie würden so etwas niemals tun, du kannst mir vertrauen und dann doch mit der nächst besten im Bett lagen und das waren meistens so zurückhaltende Männer...“

Dass sie sie als Hure bezeichnete, fand Chris nicht wirklich lustig, sie tat hier schließlich nichts Verbotenes, nur weil sie mit einem Mann öffentlich flirtete – was konnte sie denn dafür, wenn ihrer es nicht gebacken bekam in der Öffentlichkeit mal seine Liebe kundzutun, sie war doch nur neidisch.

„Komm, Kimi! Lass sie einfach… Die ist eben so, das geht uns nichts an!“ Saki wollte schließlich nicht, dass sie sich zerfleischten, mit Chris wollte sie keinen Ärger haben.

„Vielleicht solltest du die Standpauke deiner Freundin Katori mal halten! Wie man fremdgeht weiß sie! Und ausgerechnet mit Sêiichî! Das Recht habe ich auch – gleiches Recht für alle, es lebe die Emanzipation!“ Sie nahm einen Schluck von ihrem Cognac und war dabei so offen damit, dass sie vorhatte fremdzugehen, dass man schon von Arroganz sprechen konnte, wenn man sie auch nur hören konnte. Und dass sie überhaupt nicht interessierte, was so eine kleine Göre ihr über Moral erzählte. Sie kannte die Spielregeln – er kannte die Regeln, mit ihren Regelbrüchen, die sie schließlich nur seinetwegen beging, damit er wusste, wie es war, musste er dann leben.

Die Leute fanden die kleine Auseinandersetzung anscheinend noch immer recht interessant – und morgen stand dann in der Pressezeitung, dass die beiden Frauen sich an die Gurgel gegangen waren.

„Oh Gott – hör bitte auf schmutzige Wäsche in aller Öffentlichkeit zu waschen!“ Saki war entsetzt, Katori war leider nicht unbekannt hier und konnte sicher auf solcherlei Geschichten rund um sie verzichten. „Oh, ich vergaß unser kleines Popsternchen möchte ein reines Image…“ Sie lachte darüber, brave Mädchen vs. Emanzen – es war einfach zu lustig. Wer von beiden Sorten wohl glücklicher waren? Als braves Mädchen konnte man nicht glücklich sein. Sêiichî hatte überhaupt kein Interesse an solchen Frauen, er stand darauf dominiert zu werden, er war eben kein reiner Japaner und hatte lange in Amerika residiert, das färbte eben ab, er stand nicht umsonst auf füllige Oberweiten. „Mhm wenn es dich glücklich macht, der Norm zu entsprechen, dann tu das, aber lass andere damit in Ruhe!“ Sie fand die Frauen hier in der Regel ziemlich öde, und dann dieses ganze Klischee – eine Frau, die schwanger war, zu heiraten. Männer gingen arbeiten und die Frauen blieben zuhause, nein, das war nicht ihrs. Aber so lief es im Alltag. Ausnahmen betätigten aber die Regel ja.


 

Sêiichî hatte sich längst auf die Couch gesetzt und war stiller als still. „Sie glaubt, dass mich das verletzt hat??“

„So ganz Unrecht hatte sie da ja nicht, oder?!“

Der Polizist hatte nun das Bedürfnis den Kopf auf den Tisch sinken zu lassen, so empfindlich wie er in dieser Hinsicht eigentlich war, er fühlte sich doch schuldig. „Sieht man mir das an?“

„Nicht dein Ernst, Sêiichî?!“ Saki fasste die Frage nicht, er wusste das wirklich nicht??

Rena schwieg nach Sakis Erzählung, sie glaubte einfach nicht, dass es sich so abgespielt hatte, auch wenn Chris nie einen Hehl daraus gemacht hatte, dass sie Kimiko nicht wirklich ausstehen konnte, dass sie sich so sehr in der Wolle gehabt hatten…

War er denn die ganze Zeit blind gewesen? Hatte er denn nie gespürt, dass sie es ihm heimzahlen würde? Dass es ihr Spaß machte, ihn zu quälen, wusste er doch. Und sie in erster Linie wohl nur an sich selbst dachte und daran wie sie ihn möglichst behalten konnte? Mit ihm befreundet zu sein, hieß nicht gleich mit ihr befreundet zu sein. Aber dass sie so etwas tun würde, nur weil sie eine von seinen Freundinnen nicht leiden konnte – starkes Stück.

„Ich… ich kann nicht mehr, das war einfach zu viel… Und sie hat’s echt mit dem Typen getrieben?“ Es schüttelte ihn ganz entsetzlich bei dem Gedanken. „Wegen Katori??!!“ Er mochte sie wirklich, da musste er sich ja fragen, ob sie gegen sie nun auch einen Groll hegte…
 

Saki verriet Sêiichî jedoch nicht die gesamte Geschichte. Dass Kimiko Katori darum gebeten hatte, Chris ihren Freund auszuspannen, damit er nicht mehr so viel leiden musste. Sie sollte sich ein wenig um ihn kümmern und versuchen das Beste aus ihrem Seitensprung zu machen. Yuichi hatte sich von ihr getrennt und sie hatte Sêiichî gemocht – die beste Voraussetzung eigentlich, wären die Gefühle gegenseitig gewesen… Der junge Mann musste ja nicht wissen, dass beide ziemlich besorgt um ihn gewesen waren und Katori ihn darum so oft besucht hatte.
 

„Denkt ihr wirklich, dass sie wegen dieses albernen Streits kein Interesse daran gehabt haben soll, dass ihr jemand hilft?“ Renas Frage kam naiv daher, als wolle sie Chris’ Verhalten entschuldigen. Sie suchte nach einem triftigen Grund, ohne triftigen Grund würde sie doch nie so was Abscheuliches tun…

„Ich war nicht dabei, aber ich habe sie reden gehört!“ Er begrub den Kopf in den Händen, er hatte doch viel zu viel gehört. „Sie hat furchtbar gehässig und gemein gesagt, dass sie dabei war und zugesehen hat. Und sie schien es zu genießen, es tut ihr kein Stück Leid. Nicht mal um meines Willen – wahrscheinlich deswegen erstrecht nicht – ich fürchte sie ist zum ersten Mal eifersüchtig – ich hab’s mir gewünscht, nun will ich, dass sie wieder damit aufhört! Wer weiß, was mit der nächsten Frau passiert, die mir nahe steht!?“

Saki machte sich mehr Gedanken darum, was für eine Freundschaft das zwischen Kir und Vermouth war, wenn sie sich gegenseitig in die Quere kamen. Sie wusste aus sicherer Quelle, dass Kir auf Kimiko aufgepasst hatte – und Vermouth hingegen… Es war ein Verrat an ihrer Freundschaft und Kir suchte immer noch Gründe. Katori würde die Sache ganz anders sehen und Kir wieder kritisieren… Sie war ebenfalls krank vor Eifersucht.

Katori fand sowieso, dass Rena viel zu naiv war und den falschen Leuten vertraute. Sie bezeichnete es sogar als gefährlich, eindrucksvoll hatte sich doch erst neulich erwiesen, dass sie niemanden wirklich beschützen konnte.

„…“ Kir schwieg, sie musste bitter daran denken, dass Syrah selbst es gewesen war, die sie weggelockt hatte und leider konnte sie nicht jeden beschützen, zumindest nicht gleichzeitig.

„So etwas kann nur einem Amateur passieren – Katori wäre doch niemals darauf hereingefallen, so etwas passiert immer nur mir!“ Sie kniff die Augen zu – weil sie zu dumm war, auf sich selbst aufzupassen, hatten andere immer wieder Ärger.

„Ich bin ja nicht einmal in der Lage auf ein 19-jähriges Mädchen aufzupassen… Genauso wie ich meinen Vater nicht retten konnte! Und auch nicht Yuichi.“

Wer um alles in der Welt hatte ihr das eingeredet? Yuichi passte doch gerne auf sie auf – hatte Katori ihr vielleicht mal Derartiges erzählt? Oder ihr Vorwürfe gemacht?

„Ach! Die supertolle Katori kann sich aber auch nicht zweiteilen! Die soll mal hübsch aufpassen, dass sie es nicht mal ist, die bei so einer todesmutigen Aktion draufgeht! So wie ich das sehe, ist sie auch nicht unfehlbar, also lass dir nichts einreden!“ meinte Saki jetzt, sie konnte die traurigen Augen dieser Frau nicht mehr ertragen, die sich schließlich schon oft Vorwürfe gemacht hatte.

„Eigentlich weiß ich nichts über sie, außer, dass sie Yuichis Freundin war…“ So etwas wurde einem immer erst viel zu spät bewusst.

„Katori hatte was mit Hiroya zu tun, den man nun jagt – oh toll! Ich freu mich richtig, ihn wieder zu treffen und bitte ohne Ryochi… Carpano dreht dann durch und ich mit“, er hielt sich den Kopf, immerhin war Ryo ebenfalls Detektiv und es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn er nicht bereits Wind davon bekommen hatte – er hatte Augen und Ohren überall, besonders wenn es um Aufträge von Cognac ging – leider. Und Shina war auch noch nicht wieder aufgetaucht, er wusste doch sicher selbst, dass Teran sich ihrer angenommen hatte.

„Schon wieder…“ Weder Vespolina, noch Kir konnten sich das erklären, ebenso wenig Cognac, der schon viel länger in der Organisation war, als die Blondine.

„Er hat sie mal laufen lassen“, hörte man eine helle Stimme aus dem Hintergrund und alle drei zuckten auf, als sie ihn sahen. Erschrocken blickte Kir in die grünen Augen ihres Freundes, er hatte doch hoffentlich nicht die ganze Zeit an der Tür gelauscht.

Kir hielt sich die Brust, sie ging auf Yuichi zu und umarmte ihn, was er erstaunlich kühl erwiderte. „Außerdem ist Kimikos Verlobter, der sich Mezcal schellt, wohl so etwas wie Hiroyas Informationsquelle – ihr solltet das vertuschen, bevor Vermouth davon Wind bekommt, sie würde sich genauso freuen wie Hochwohlgeboren.“

Ein bisschen schonte er Rena, indem er ihren Namen nicht aussprach, aber leicht fiel es ihm nicht. „Katori scheint drauf zu stehen – sie ist zu ihm gerannt wie eine Irre… Und unser lieber Mezcal hat nichts Besseres zu tun, als sich mit Caprino zu streiten! Deine Freundin Naru hat’s echt gut getroffen – ihr Freund wird von der Organisation bald gejagt und ihr Neuer ist ein angehender Anwalt, der sich unter uns befindet, sie tut mir echt Leid.“

„Woher weißt du das schon?“

„Ich erhielt vorhin einen Anruf von Chardonel, der mir alles erzählt hat! Und dann ist er noch Gin in die Finger geraten… Er ist zu Tatsuji gefahren, nachdem er Katori die Sache gesteckt hat… Den Jungen bringt man irgendwann um, besonders wenn Katori nicht aufhört so zu tun, als wäre sie erwachsen – sie ist’s nicht! Sie ist noch genauso wagemutig wie früher, als Hochwohlgeboren ihr meinetwegen die Hölle heiß machte…“

„Manchmal glaube ich, dass du sie noch liebst“, Saki hatte sich den dummen Spruch nicht verkneifen können, er sprach immer so komisch von ihr, als sei sie eine Heldin, dabei war sie nur etwas mutiger als zum Beispiel Rena…

„Blödsinn, sie ist eine gute Freundin! Dein Exmann Jami würde es wohl auch nicht sonderlich prickelnd finden, wenn man ihn an der Nase herumführt – das gilt übrigens für dich genauso wie für Rena, verstanden?? Ihr wollt doch noch nicht so früh sterben, ne? Katori sollte dem netten Kerl mal sagen, dass der Letzte, der Jami veräppelt hat, nicht mehr lebt, vielleicht kühlt das sein Gemüt etwas ab, nachdem er zu dumm war, zu erkennen, dass seine eigene Verlobte in Schwierigkeiten steckte? Und ich brenne darauf zu erfahren, wann Hiroya ihn dann fallen lässt…“ Er schüttelte den Kopf, leider war der Kerl nicht so nett wie sein Bruder Ryochi.

„Hat dir das auch Tatsuji erzählt?“ Rena schmollte etwas, er wusste schon viel zu gut Bescheid, während alle anderen noch im Dunkeln tappten.

„Mezcal & Caprino – nie gehört! Sind die zwei neu bei uns?“ Cognac wunderte sich ein wenig darüber, ihm entging doch sonst auch nicht die wichtigsten News, Vermouth hatte ihm da immer sehr geholfen, sie wusste das meiste als erstes, weil sie dem Boss nahe stand – ihm war schlecht.

„Na was soll ich sagen? Mehr oder weniger bist du beiden noch nicht über den Weg gelaufen, wobei Mezcal keinen Wert auf dich legt, er kennt dich gut, nimm dich besser in Acht!“ Jemanden, den er also kannte - aus Kyoto? Da hatte er nur Feinde… er leitete es von Yuichis Worten ab.

„Oh ja – er ist älter als du! Dass du dich nicht erinnerst wundert mich nun. Er hatte mit deinem Bruder sehr engen Kontakt.“

„Ohjeee“, erwiderte Sêiichî mit einem Riesenseufzen, das waren wirklich nicht die schönsten Erinnerungen. „Und so einer ist in Kontakt mit Hiroya? Das glaub ich nicht!“

Vespolina erinnerte sich leider noch an ihn, sie hatte nie gewusst, was sie von ihm halten sollte. Einerseits schien er ein guter Typ zu sein, andererseits auch nicht – er war so zwiegespalten wie ein Fisch. „Jag dem armen Cognac doch nicht solch einen Schrecken ein – er würde doch niemals mit Pinot gemeinsame Sachen machen, so’n Unsinn! Und Katori ist nicht dumm!“

„Dumm genug sich auf ihn einzulassen und dem armen Caprino den Kopf zu verdrehen – der hat auch nur Pech bei Frauen.“

„Oh, eine Runde Mitleid – ich vergaß, dass das normal ist bei uns.“

„Ist irgendwas zwischen dir und Vermouth vorgefallen?“

„Nee, wie kommst du denn darauf? Wir sind ein Herz und eine Seele“, wurde Sêiichî ironisch, weshalb beide Frauen lautstark seufzten, wieso musste er bei Yuichi immer so komisch reagieren, wenn es um Vermouth ging? Wollte er einfach Recht haben oder hatte er noch andere Wehwehchen…?

„Du willst mir gerade sagen, Cinzano und Mezcal haben…??“

„Gefällt mir genauso gut wie Vermouth auf Cognac!“

„Also bitte!“ Sêiichî verdrehte die Augen. „Katori ist hinter mir her!“

„Das glaubste ja selber nicht, du kleiner Träumer – sie weiß längst, dass du dich nur um eine gewisse Schauspielerin scherst, sonst wäre vielleicht mehr aus euch geworden…“

Wie er plötzlich die Luft anhielt, sollte das heißen, dass er schon wieder irgendwelche Frauen unglücklich machte? ‚Dann würde sie vielleicht weniger an mir und anderen Kerlen hängen…’

„Stimmt! Sie war diejenige, die ziemlich intensiv mit Männern flirtete, wenn wir zusammen ausgingen...“ Dabei hatte sie nur vergeblich versucht, ihren Exfreund zu vergessen, der sie wegen ihres Seitensprungs mit Sêiichî verlassen hatte. ‚Ob er das nicht auch weiß? Er tut ja gerade so, als würde sie Sêiichî vielleicht mehr mögen… Ich weiß nicht, was ich glauben soll… Was ist da zwischen euch gelaufen, Cognac?’

„Cognac ist halt ein hübsches Kerlchen, nicht mehr und nicht weniger, da wird schon mal ne Frau schwach!“

„Lass gut sein, Yuichi, auf das Thema lass ich mich nicht ein! Ich war mit Katori im Bett – das tut mir Leid… wir hatten eine heiße, leidenschaftliche Nacht zusammen, aber mehr ist nicht passiert!“ wollte Sêiichî nun doch mal klarstellen.

„Ach, denkst du einmal an die Gefühle von Frauen?! Hast du je daran gedacht, dass sie nicht einfach so mit dir ins Bett gestiegen ist??“ Er fasste Sêiichî am Kragen, es sah ganz so aus, als wollten sie streiten.

Rena versetzte es einen Stich im Herzen, ihn so zu sehen und das wegen Katori. An ihre Gefühle dachte wohl auch nur Sêiichî momentan, oder? Wie konnte er ihn so angreifen? Er war doch so ein netter und lieber Kerl, der nun einmal bei Vermouth rumhing, das hieß doch nicht, dass er ein schlechter Mann war, oder?

„Eine Frau wie Katori es ist, tut so etwas nicht einfach mal so! Sie ist nicht wie deine Freundin, die eiskalt, wie sie ist, einfach mal sagt, dass du heute keine Zärtlichkeiten kriegst…!“

Sêiichî war rot im Gesicht, er fand es unfair von Yuichi so etwas breit zu treten vor zwei Frauen. Er sagte ihnen, dass auch er sich um die Gunst seiner Schönen buhlte. Dass er sensibel war und auch schon mal sanfter angefasst werden wollte. Er war echt froh, dass nicht auch Katori hier war, er wäre gestorben vor Scham.
 

Zu dritt lungerten sie vor dem städtischen Krankenhaus herum und hielten Ausschau nach Hiroya Tokorozawa, den man von ihnen suchen ließ. Der Auftrag, anders konnte man es nicht nennen, war eine Strafe und noch dazu musste er mit dem öden Wataru Takagi und dessen inkompetenten Kollegen Chiba Vorlieb nehmen.

„Wieso müssen wir eigentlich ’nen Spitzbuben wie Tokorozawa suchen, könnt ihr mir das mal erklären? Schafft er es nicht alleine ins Präsidium oder was?“ Wie es ihn ankotzte, dass er diese Strafarbeit machen musste, hörte man sofort.

„Ryochi ist schuld, er hat ihn bei seinem Vater angeschwärzt – er verscherzt es sich eben gerne!“ Er verstand nicht, wie man seine Kollegen anschwärzen konnte – so etwas war für Wataru ein Fremdwort und noch dazu musste Ryochi ihn jawohl verstehen. Er hatte kürzlich seine Schwester verloren und schlug sich mit einem Fall herum, der ihm eben sehr zusetzte, wer würde da nicht mal ausfallend werden? Wenn er sich vorstellte, dass das seiner Schwester Riina passieren würde – er würde durchdrehen, ausflippen, den Verstand sofort gänzlich verlieren.

„Und wer ist schuld, dass WIR hier rumhängen und keinen blassen Schimmer haben, wo unser lieber Freund steckt? Hättest du dir mal mehr Gedanken gemacht, statt Miwako andauernd anzustarren, wären wir längst im Büro und würden unsere Arbeit machen! Aber du musstest ja die Strafe freiwillig annehmen! Wie kann man nur so verdammt blöd sein?“ Shiratori lehnte sich auf das Dach des Autos, mit welchem sie hierher gefahren waren.

„Müsst ihr denn immer streiten? Ich glaube, Tokorozawa ist nicht hier, wir sollten es woanders versuchen – und redet nicht immer so über Satô, ich glaube, sie wäre weniger angetan, wenn sie euch beiden Streithähne erleben würde!“ Chiba war ein bisschen verstimmt und schlug die Autotür zu, er fuhr heute Watarus Auto, da dieser sich vor kurzem bei einem Gefecht verletzt hatte und deswegen leichte Aufgaben bewältigen durfte, Megure war eben ein wahres Herzchen.

„Ich mache mir momentan eher Gedanken darum, was mit meiner Schwester los ist… Sie verhält sich total seltsam!“ Wataru schien sich wirklich damit zu beschäftigen, weshalb Shiratori ihn am Arm ins Auto zerrte. „Bitte außerhalb der Arbeitszeiten!“

Man sollte seine jüngeren Kollegen ja schätzen und er war wirklich noch nett zu Wataru im Gegensatz zu anderen Leuten, die es ebenfalls auf Miwako abgesehen hatten.

„Aber ist es nicht seltsam?“

Wataru nervte und eins schien er besonders gut zu können – REDEN.

„Was ist weswegen seltsam?“

Man gab ja jedem mal seine Chance sich zu offenbaren, vielleicht schaffte Wataru es ja sich zu erklären. In den meisten Fällen waren seine Einwände ja nicht klar durchleuchtbar um nicht zu sagen er redete Unsinn.

„Sie kommt in letzter Zeit immer total spät nach Hause und hat überhaupt keine Angst mehr alleine wegzugehen, früher war sie nie so! Früher ging sie auch nicht in Clubs und hat gefeiert, irgendetwas stimmt doch nicht mit ihr! Und vor allem: Sie war NIE geschminkt, neuerdings fängt sie damit an und es wird immer schlimmer, sie trinkt sogar Alkohol!“

„Klingt nach sehr guten Freunden, die sie verleitet haben, nun solltest du dir echt Gedanken darum machen, dass sie nicht in die falsche Gesellschaft gerät“, Shiratori konnte Wataru mit solchen Worten sehr schnell verrückt machen, er war sowieso meistens zu ängstlich, wenn es um Riina ging.

„Das ist es ja gerade; mit wem um alles in der Welt treibt sie sich in der Weltgeschichte herum??“ Dass Naru so etwas machte, konnte er nicht glauben.

„Hattest du noch nie Freunde, die dich zu etwas verleitet haben? Nehmen wir zum Beispiel die Packung Zigaretten in deiner Schublade, zu denen du heimlich greifst, wenn niemand schaut! Ein Mensch wie du würde doch nicht von sich aus damit anfangen…“

„Arg Kôji – du meinst, sie hängt mit Kôji rum??!“ Da hatte Shiratori ja einen Stein ins Rollen gebracht. „Wahrscheinlich auch noch Iwamoto, der hatte noch nie einen guten Einfluss auf meine arme kleine Schwester!“

„Ja, wahrscheinlich ist es ein Mann, für den sie sich schön macht, das ist aber doch ganz normal, Wataru – deine Schwester ist schon über 20, da wird es Zeit, dass sie sich einen Gatten aussucht!“ Shiratori empfand das eben so, es gab nur wenige Frauen ihres Alters, die noch nicht verlobt waren. „Nimm dir zum Beispiel Hiroyas kleine Schwester, die ist auch in einem Alter, wo man sich einen Mann sucht!“

„Reden wir von Mitsuki oder von Kimiko? Wenn’s um Kimiko gehen sollte, die braucht sich keinen mehr suchen… denn die ist…“ Schweigen trat in das Auto, Chiba glaubte nicht, was Shiratori da mit Wataru machte, er würde ihn noch mal in den Wahnsinn treiben.

„Deswegen bin ich so beunruhigt! Ich will nicht, dass meine hilflose Schwester nachts alleine irgendwohin geht!“ Er war eben ein besorgter Bruder, der wirklich Angst um seine Schwester hatte, er wusste doch aus Erfahrung, dass sie immer an die Falschen geriet. „Du weißt ja nicht, was in der Gegend, wo wir wohnen, los ist! Da treiben sich lauter alte, besoffene Kerle rum, die nur darauf geiern meiner unschuldigen Schwester etwas anzutun!“

„Übertreibst du da nicht ein wenig, Takagi?“ Selbst Chiba fand, dass er ganz schön überfürsorglich war.

„Nein, tue ich nicht! Angetrunkene Mädchen ihres Alters sind doch genau die Zielgruppe für ältere Männer, die leichtes Spiel haben wollen! Und vielleicht hat sie ja auch mal einen Unfall…“

Shiratori verstand es ja irgendwo, er hatte auch eine Schwester, die war aber schon verheiratet, auf die passte man bereits auf. Er wusste nicht, was er davon halten sollte, Watarus Verhalten fand er nicht ganz normal, er benahm sich genau andersherum wie Hiroya. Ihm war es egal gewesen, was seine Schwester so trieb, er tat so als wäre sie Luft und Wataru war das krasse Gegenteil, als wenn er mehr wüsste…

„Jetzt redet mal nicht so einen Unsinn, es passiert ihr schon nichts! Du passt schon auf sie auf, sie wird nicht betrunken Autofahren, so dumm ist deine Schwester nicht und sie wird auch nicht Selbstmord begehen, nichts dergleichen wird ihr passieren! Du bist natürlicherweise um sie besorgt, aber ich weiß aus sicherer Quelle, dass man auf sie aufpasst! Sie ist nicht alleine… Shinas Cousin Tatsuji ist nämlich in Japan musst du wissen!“

Wataru entfuhr nur ein „Wahas? Tatsuji Fujimine ist hier in TOKYO?!“ Wieso zum Henker wusste er nichts davon? Weder Ryochi noch Miwako hatten ein Wort davon verloren – wieso eigentlich?

„Ja…“ War das eine Sensation, dass er gleich so schreien musste? Tatsuji hatte öfter hier zu tun und Riina wusste das, sicher war die Kleine nun mit ihm beschäftigt…

„Guck mal, da ist ja unser Ausreißer“, grinste Shiratori, so dass Chiba anhielt. Er war der Fahrer und würde definitiv kein Wort zu dem Typen sagen, auch wenn er sich sträuben sollte, nicht.

Wataru sprang aus dem Auto raus und stellte sich gleich Tokorozawa in den Weg. „Man sucht dich überall, wo zum Teufel treibst du dich denn rum?“

„Zu Hause!“ kam als kurze Antwort, er fand das vollkommen ausreichend.

„Im Präsidium ist deinetwegen schon die Hölle los! Der Polizeipräsident hat angeordnet, dass wir dich sofort HERSCHAFFEN!“

„Du sollst sofort zu Matsumoto, HEUTE NOCH!“ wurde er von Shiratori nun doch etwas härter rangenommen, so dass er sich erst einmal ganz gemütlich eine Zigarette anzündete und die Ruhe selbst war, das brachte den am meisten zur Weisglut. Und dann pustete er ihm den Qualm ins Gesicht und Shiratori begann zu husten. ‚Ekel…’

„Warum schickt er euch, statt mich mal auf dem Handy anzurufen? Ich dachte, ich hätte klar gemacht, dass ich auf dem Handy erreichbar bin!“ Er steckte die Hände in die Hosentaschen und lief los zu seinem Auto. Gott, dieser Shiratori ging ihm auf die Nerven, er schien ihm zu misstrauen, woran das wohl lag? Hatte dieser Akaja die Klappe aufgerissen, oder was war hier nun los, dass sie so zu ihm waren? Wieso war in Tokyo alles anders? In seiner alten Dienststelle war es anders zugegangen, da hatte keiner dumme Fragen gestellt wie „wo hast du gesteckt?“.
 

Gleich als er den Eingang des Metropolitan passierte, traf ihn der Blick von Kommissarin Satô und er grüßte sie – netter als er sonst war, was diese eh nur als Spott abtat, er tat so etwas sonst nie. Auf dem Gang begegnete er noch Naoya, der noch immer total am Boden zerstört war, dass man ihn so runtergeputzt hatte.

„Du sollst nen Bericht schreiben, jetzt gleich und mit dem sollst du sofort zu Matsumoto! Ich hoffe, du weißt, was du tust, sonst bist du recht bald deinen Job los…“

„Einen Bericht? Wovon?“

„Unseren Ermittlungen im Krankenhaus.“

„Großartig – und wem hab ich so was zu verdanken?“ Er drehte sich herum und sah einen gut gelaunten Ryochi Akaja, ja er wusste wem er das zu verdanken hatte.

Es konnte nur Ryochi gewesen sein, ihm fiel da auf die Schnelle keiner ein – außer vielleicht der tolle Freund von Takarai, dem traute er so eine Schweinerei auch zu, aber was konnte er ihm schon tun? Ryochi hatte direkt mit dem Fall zu tun gehabt, er hatte mehr Beweise und wollte ihn auflaufen lassen. „Na warte, Akaja, das kriegste wieder, das schwör ich!“

„Nicht nur Akaja hat sich beschwert, es waren heute schon drei Leute hier, die sich über dich beschwert haben! Du würdest deine Arbeit mit Füßen treten, hat man gesagt, der Polizeipräsident hat lediglich mit seinem Sohn über dich gesprochen, sie haben dich Problemkind genannt und wollen dir ans Leder, sei also vorsichtig!“

„Drei?“ Er überlegte, zwei hatte er ja im Sinn, aber wer sollte der dritte im Bunde sein – ihm gingen die Ideen aus.

„Ist ja fein, der eine ist ein Yakuza-Sohn und der andere der Sohn vom Polizeichef, da kommt sicher einiges auf mich zu, wer weiß, womit er ihnen gedroht hat, damit ich IHN in Ruhe lasse, ha! Was denkt er, wer er ist??“ Er hatte selbst einen guten Kontakt, vielleicht sollte er ihm mal sagen, dass er sich mit ihm anlegen sollte, mal sehen, wer hier mehr Sagen hatte, wäre doch gelacht.

„Was murmelst du da vor dich her von Yakuza, Hiroya?“ Naoya blieb zurück und Hiroya betrat den Raum direkt zu Matsumoto, nahm ein leeres Papier und legte es ihm hin.

„Hier – mein Bericht, geht hoffentlich so!“

Man sah ihn mit wütenden Augen an und fasste nicht, dass er so dreist, frech und überheblich war.

„Verbrenn dich nicht, Tokorozawa, so was hat noch keiner gewagt! Was soll das für ein Bericht sein? Bist du nun unter die Leute gegangen, die keinen Wortschatz pflegen??“

Er verschränkte die Arme vor dem Hauptkommissar und machte dadurch einen widerspenstigen Eindruck.

„Ich hörte, man hat sich über mich beschwert – ich höre gerne bei den Beschwerden zu und werde mich selbstverständlich auch dazu äußern!“

Matsumoto haute auf den Tisch und kam um diesen herum, am liebsten hätte er ihn wohl am Kragen gepackt, doch das unbeeindruckte Gesicht des jungen Mannes, sagte alles.

„Es wird nichts bringen, wenn Sie mich nun anbrüllen!“ Er würde dastehen, als wäre der Hauptkommissar Luft für ihn, er konnte Leute ganz gut ignorieren. „Was haben die netten Menschen denn über mich geäußert?“

„Du bist ohne Beweislage gestern im Krankenhaus bei einem Patienten aufgetaucht und hast ihn beschuldigt, bis er mit den Nerven total runter war und das VÖLLIG ohne Grund! Äußere dich dazu!“

„Ach die Geschichte – tut mir Leid, ich kann den Affen nicht ausstehen und dann ist er auch immer so frech zu mir, da bin ich ausgerastet! Er lacht mich hinter meinem Rücken aus und ist unkooperativ, das gilt auch für den, der sich über mich beschwert hat, er ist mit der Schlimmste von ihnen – er hat es auf mich abgesehen. Ich kann nun mal auch nichts dran ändern, dass die bekloppten Affären meiner Schwester ihr das Genick gebrochen haben und ich deswegen ins Krankenhaus stürmen musste, weil einer ihrer Lover dort nun Zeit verbringt! Ich kann auch nichts dran ändern, dass das Opfer von gestern und er sich hassten! Noch kann ich es ändern, dass er auf mich herabschaut, wann auch immer wir uns begegnen. Ich lass mir nicht alles gefallen, das kann keiner von mir verlangen!“

„Du sollst ihn geschlagen haben“, erwiderte Matsumoto nun, was Hiroya jetzt doch schockte. „Ich werde hier keine Art von Gewalt dulden, damit das klar ist! Wir sind nett und freundlich zu allen, egal ob wir sie ausstehen können oder nicht! Wir sind auch zu Verdächtigen nett, auch wenn ihre Schuld bewiesen wurde! Wir achten die Menschenrechte und dazu gehört auch, Vermeidung von Gewalt!“

„Was hab ich?“

Gut, manchmal war er gewalttätig, aber dieses Mal war er vollkommen unschuldig. „Das kommt doch öfter bei dir vor, habe ich von deinem ehemaligen Vorgesetzten gehört!“

„Mag sein… aber ihn hab ich niemals geschlagen, ich war nur mal etwas grob zu ihm, mehr nicht!“ Jetzt musste er sich hier noch dazu äußern.

„Der Arzt hat uns gesagt, dass jemand mit einem harten Gegenstand auf ihn losgegangen ist, würden Sie mir das echt zutrauen, dass ich so etwas tue??“ Er sah doch nun wirklich nicht wie ein übler Schläger aus.

„Ist mir ehrlich gesagt scheißegal, Hiroya Tokorozawa! Ryochi übernimmt den Fall und die Betreuung der Involvierten! Alles, was mit Musikern und deiner Schwester zu tun hat, ist ab jetzt nicht mehr dein Job – und ich möchte dich doch bitten, zu unserer Polizeipsychologin mit deinem Problem zu gehen, du scheinst selbst nicht zu wissen, was du da tust!“

„Jetzt will ich aber schon gerne noch erfahren, wer die dritte Person war, die sich über mich beschwert hat? Bei zweien ist es mir klar!“

„Es war deine eigene Freundin, Hiroya! Naru kam ganz aufgelöst hier an und hat uns alles erzählt. Du hast ein Problem und damit gehst du zur Psychologin, sie wird sich mit dir über deine seelischen Probleme unterhalten.“

Wie er ihn runterputzte, passte Hiroya gar nicht – er war kein Fall für den Seelenklempner, das konnten die doch nicht ernsthaft von ihm verlangen. „Was hat Naru Ihnen genau erzählt? Doch nicht etwa die Sache von damals?“

„Sie macht sich Sorgen um dich, sei ihr nicht böse.“ Oh nein, nie, wie konnte er ihr denn böse sein, wenn sie ihn bei seinen Vorgesetzten als kompletten Vollidioten darstellte, der nicht mehr wusste, was er tat? Vielleicht war er damit zu weit gegangen, aber deswegen gleich beim Chef zu petzen, er war fassungslos und er wusste auch, dass es keinen Weg am Besuch bei der Psychologin vorbei gab.
 

Inzwischen hatte Ryochi das Präsidium längst verlassen, weshalb Hiroya das Glück hatte, ihm nicht über den Weg zu laufen und umgekehrt. Er wusste zwar nicht, wo Sêiichî gerade war, aber als er vor dem Haus parkte, sah er das Auto – unverkennbar, so ein Auto fuhren hier zwar viele, aber selten stand er in solchen Gegenden, jenseits von gut und böse. Es war doch eigentlich eine hübsche Gegend mit sehr viel Bäumen, die schön verzierten. Und doch zog es die BÖSEN stets hierher.

Vor dem Anwesen kurz verweilend, auf seine Armbanduhr blickend, dauerte es einen Moment, bis er die Klingel am riesigen Tor drückte.
 

Saki zog den Vorhang ganz leicht zur Seite, um zu kontrollieren, wer nun noch ihr Haus füllen wollte. Sie hatte erst nicht vor, sich zu erkennen zu geben, doch dann erblickte sie ihn.

„Oh, es ist Ryo-chan“, warf sie in den Raum, so dass Sêiichî aufsprang, da es ihn wunderte, dass er Saki besuchen wollte. „Muss der denn nicht arbeiten?“

Rena schloss die Augen, aus irgendeinem Grund hielt sie sein Auftauchen für einen Ermittlungsbesuch.

Saki lief wie in Trance nach draußen, öffnete ihm und geleitete ihn bereitwillig ins Haus, sie war nett und freundlich zu ihm und bat auch ihm einen Tee an, den er aber mit einer Gestik seiner linken Hand ablehnte. „Ich will nicht lang bleiben, ehrlich! Mach dir nicht die Mühe!“

„Warum konnte ich mir das denken??“

„Weil du eine intelligente Frau bist“, erwiderte Ryochi, woraufhin Saki ihn skeptisch ansah, als würde sie nicht glauben, dass er das ernst meinte.

Sêiichî warf Ryochi einen Blick zu, als hätte er etwas an seinem einfach so Vorbeikommen auszusetzen.

„Du brauchst gar nicht so zu gucken, nur weil du als erstes mit den Damen alleine warst!“

„Hast du aber schlechte Laune…“ Sêiichî schien gleich zu schmollen. „Was ist wieder passiert?“

„Oh, ich habe keine schlechte Laune, jedenfalls nicht schlechter als sonst“, er ging an Sêiichî vorbei und schien ihn ignorieren zu wollen. „Mit dir hatte ich auch nicht gerechnet, Rena“, er betonte ihren Namen ganz seltsam.

Sie hatte ihn schon längere Zeit nicht gesehen und war nicht darauf gefasst, dass sie es ausgerechnet in einer solchen Zeit tun würde, weshalb sie nur ein leises „Hallo Ryochi“ von sich gab, was man aber auch als Indiz dafür sehen konnte, dass sie sich besser kannten.

„Wie geht’s meinem Bruder?“ zögerte er keinen Moment nachzuhaken und vergaß fast, weshalb er hergekommen war.

„……. Na-ja……“ In brüchigen Silben kam die Antwort, sie war sofort sichtlich nervös und wollte ihm wohl nicht recht die Wahrheit sagen.

„GEHT’S IHM SCHLECHT??“ Seine Stimme war panisch geworden, obwohl er nicht schnell die Beherrschung zu verlieren drohte. Hier waren keine Leute, denen er seine Gefühle verbergen sollte – er kannte sie alle – bis auf Rena – aus Kyoto. Aber diese war die Gefährtin seines Bruders und er hielt sie nicht für so durchgeknallt wie zum Beispiel Chris, welcher er ihre Gefühle niemals zeigen würde.

„Na, gut wäre was anderes, aber schlecht würde ich nicht unbedingt sagen“, seufzte sie, wie konnte es einem halbwegs normalen Menschen denn in diesem Laden gut gehen?

„Er ist nicht schwer verletzt“, mischte sich Sêiichî ein.

„Dich hat doch überhaupt keiner gefragt!“ Er wurde ziemlich scharf angefahren – und da wollte sein bester Freund ihm weismachen, er hätte keine schlechte Laune…

„Man, tschuldigung, was für eine Laus ist dir über die Leben gelaufen??“

„Misch dich nicht immer überall ein; das sagt Yu-chan dir doch auch immer…“

Sêiichî senkte den Kopf. Wahrscheinlich nervte das nicht nur Ryochi, dabei wollte er bloß nett sein. Es war aber vielleicht auch nicht ganz so clever gewesen, ihm so zu kommen, dass es seinem Bruder zwar körperlich gut ging, aber innerlich… Warum hatte er nur so eine vorlaute Klappe?

„Also geht es ihm nicht gut?“

Rena druckste rum. „Na jaaaaaa~“, sie wollte wirklich ungern darüber reden, was geschehen war. „Keinem normalen Menschen geht es wirklich gut bei Ihnen.“

„Das ist für mich nichts Neues, aber ansonsten ist nichts Schlimmes passiert?“

Sie wich den Blicken des Detektivs dermaßen aus, dass er wusste, sie verschwieg ihm etwas.

„Rena, bitte! Sag mir, was los ist?“

Sêiichî wollte ihr nun nicht in den Rücken fallen, aber Ryochi würde keinesfalls klein beigeben. „Es hat keinen Sinn; sag es ihm! Er kriegt es ohnehin raus, immerhin ist er Detektiv.“

„Es ist nichts Gravierendes, Ryochi, bitte, glaub mir!“

Damit gab sich dieser aber nicht zufrieden, er legte die Hände auf ihre Schultern.

„Rena-chan! Bitte sag es mir! Du kannst seinem Bruder doch nicht wirklich verheimlichen, was ihm fehlt.“

„Es ist……………………………………………………….“ Es kam eine lange Pause, so dass man schon dachte, dass die junge Frau nun nichts mehr sagen wollte. „Val-po-li-cella.“ Bruchstückhaft ließ sie den Namen nur sehr schwerfällig über die Lippen gleiten und begann nun schneller zu atmen. Eindeutig: Sie hatte Angst!

„Was ist das für eine? Schlimmer als Vermouth?“

Sêiichî empörte sich bei diesem Vergleich und schnaubte verächtlich. „Dass du sie nicht leiden kannst, ist ja schön, aber behalt das gefälligst für dich!“

Saki fand es sehr gefährlich nach allem, was er erzählt hatte, nun Partei für sie zu ergreifen. „Sêiichî – du weißt doch, dass sie ein Miststück ist… Wieso lässt du ihm nicht seine Meinung?“

„Ich bin weg!“

„Fahr bitte vorsichtig in deinem Zorn“, bat Ryochi ihn und warf ihm einen besorgten Blick zu, weshalb der 24-jährige aber auch gleich wieder besänftigt schien.

„Nein! Keine Sorge! Ich fahr vorsichtig”, versicherte er ihm und machte sich auf den Weg zum Ausgang. „Du musst nicht mitkommen“, meinte er zu Saki, die ihm nachgehen wollte und dann stehen blieb, „ich kenne den Weg.“

Ihr mitleidiger Blick fiel nicht nur Rena, sondern auch Sêiichî auf; es tat ihm Leid, dass er so etwas gefragt hatte, er wusste doch, wie sehr sein Freund sie liebte.

„Er ist unbelehrbar; leider…“

Es war besser, wenn Ryochi sich nicht äußerte, aber es lag ihm schon auf der Zunge, die Worte mussten raus. „Ist eben stur… Er lässt sich nicht gerne reinreden, dabei versucht er es bei anderen auch immer!“ Ein schweres Seufzen glitt über Ryochis Lippen.

„Aber mal ein anderes Thema“, er fand es gerade passend, was nicht hieß, dass er die Sache rund um diese Valpolicella nicht noch einmal hinterfragen würde.

„Ich habe den Verdacht, dass Vermouth auch Cognac betrügt, wenn es ihr in den Kram passt und ich muss sagen, dass mir das überhaupt nicht gefällt, da macht mir diese Frau nicht sympatischer. Dummerweise liebt dieser Baka sie wirklich!“

„Er hört auf keinen, auch nicht auf Yuichi, in dem Fall hört er nur auf sich selbst! Und das obwohl er gerade so enttäuscht von ihr ist.“ Saki machte sich auch große Sorgen um einen ihrer alten Freunde, sie hatte die Befürchtung, dass er mal den Falschen half, wenn auch ohne es selbst zu bemerken.

„Ach – er ist enttäuscht von ihr? Was war los? Sexverbot?“ Er veralberte Sêiichî ja nicht gerne und riss ungern Witze auf seine Kosten; schon gar nicht bei einem solchen Thema, aber er konnte auch sarkastisch sein. Seine Worte fand er selbst total bescheuert, aber Sêiichî war eben so.

„Wegen mehren Dingen, Ryochi! Auch auf die Gefahr hin, dass du sie dann hasst, aber“, sie konnte es ihm nicht verschweigen, er war doch der einzige, auf den Sêiichî vielleicht doch hören würde. „Kimiko hat es nicht geschafft, ihm das klar zu machen, deswegen bitte ich dich, das was ich dir sage, verwende es, um auf ihn einzureden, dass er endlich von ihr ablässt! Sei für ihn da in dieser schrecklichen Zeit; er ist so sensibel und sie nimmt darauf überhaupt keine Rücksicht...“

Darum musste man ihn nicht bitten. Wenn es ihm in dieser Beziehung nicht mehr gut ging, würde er etwas dagegen tun und wenn es hieß, sie ins Gefängnis zu bringen, um sie voneinander zu trennen. Aber da gehörte sie seiner Meinung nach ohnehin hin. Sêiichî würde es ihm übel nehmen, aber er konnte nicht ernsthaft erwarten, dass man darauf Rücksicht nahm.

„Ich habe eine Zeit lang gedacht, dass sie es genau weiß und auch Rücksicht darauf nimmt! Ich habe wirklich versucht, sie zu akzeptieren und das Gute in dieser Beziehung zu sehen… es fällt mir schwer, wenn du das sagst. Ich kenne wenige Menschen, die so wenig nachtragend sind, wie du! Du würdest ihr nicht schaden wollen, auch wenn sie oft gehässig zu dir war und teils Schuld daran hat, dass auch du in dieser Organisation nun gefangen bist.“

„Es gibt schlimmere als sie…. Ich bin ihr auch nicht böse, dass sie meinen einzigen Bruder getötet hat, er hatte es verdient.“

Oft hatte er das Bedürfnis, Frauen wie sie einfach nur zu umarmen. Von wenigen Menschen hatte sie es einfach nicht verdient, so zu enden. Alleine… Es war wohl auch der Grund dafür, dass sie sich mit Rena angefreundet hatte.

„Um genau zu sein, ja – aber sie hat nur getan, was getan werden musste.“

„Oh ja, nachdem sie Yoshio erschossen hat, musste sie gleich zu Jami gehen und ihm sagen, dass du etwas weißt!“ Es war doch klar, was Jami tun würde. Hätte sie einfach darüber hinweggesehen, dass man sie beobachtet hatte, wäre Saki bestimmt nicht hinein geraten. „Sie hatte die Wahl! Zu der Zeit wurde sie noch nicht einmal beobachtet; das hat sie vor Sêiichî schön zugegeben! Sie konnte ja nicht wissen, dass er mir sagen würde, wie sehr es ihn freut, dass sie mehr Freiraum bekommen hat.“ Ryochi schüttelte den Kopf, es war einfach dumm gewesen, musste er zugeben. Sie hielt ihn wohl für unterbelichtet oder doch eher unwissend. Vielleicht dachte sie auch, dass er immer noch nicht wusste, was mit Yuichi geschehen war.

„Dass du mich überhaupt noch leiden kannst, immerhin war ich mit Toshizo Katō zusammen. Wir beide wissen ja, dass er Sêiichî über alle Maßen hasst.“ Sie bereute es immer, dass sie ihn mal geliebt hatte – Liebe machte bekanntermaßen ja blind, sie schien sich immer auf die Falschen einzulassen, sie war noch mehr verflucht als Kimiko, die nun wirklich einige Mistkerle hinter sich gehabt hatte. Wenigstens hatte sie Jami nicht geheiratet, so etwas Dummes konnte nur ihr wieder einfallen. Wie konnte sie einem Mann wie ihm ihr Herz schenken? Er betrog sie vor ihren eigenen Augen, flirtete mit jeder Frau, aber sie hatte ihm dennoch vertraut. Auch als Kimiko sie davor warnte, dass er es nicht gut mit ihr meinte. Dass Frauen für ihn nur Sexobjekte waren… Dass er keine liebte und auch keiner treu war. Am Ende hatte sie es geklaut, als auch Rena ihr davon erzählte, dass er ihr Angebote machte. Und da waren sie bereits Mann und Frau gewesen. In der Vergangenheit war Sêiichî mit ihr fremdgegangen und Kimikos Freund Sojuro hatte es aufgedeckt. Saki hatte angenommen, dass sie die Sache mit Jami nur erfunden hatte, um ihr die Sache von damals heimzuzahlen. Sie war kein Engelchen, das hatte sie so oft bewiesen – deswegen hatte sie sich wohl auch mit Katori gut verstanden, die war genauso wenig eines.

„Ich kann kaum einem Menschen vertrauen; immer wenn ich es tue, werde ich enttäuscht.“

„Da geht’s vielen so! Aber ohne Vertrauen kann ein Mensch nicht glücklich werden.“

„Nicht einmal Katori…“

Ryochi sah sie fragend an. Die Aussage fand er nun seltsam. „Wieso nicht einmal?“

„Weil sie es immer gut mit uns zu meinen scheint! Sie hat so manches Mal Kimiko davor bewahren können, dass man sie wegen ihrer Frechheit umbringt. Das ist doch ein eindeutiger Beweis, oder? Auch ich verdanke ihr viel. Als Kenichi und ich uns scheiden ließen, war sie es, die mich mitgenommen hat. Sie hat mich bei sich aufgenommen, war eine so gute Freundin und ich misstraue ihr.“

„Das wird seine Gründe haben.“

Saki schwieg, immerhin war Rena noch hier, auch wenn sie total schweigsam aus dem Fenster schaute und so aussah, als würde sie ihr Gespräch nicht mitbekommen. Sie machte sich wohl Gedanken um Yuichi. Hoffentlich endeten sie nicht auch als getrenntes Paar; sie hatte so schlimme Vorahnungen, dass noch lange nicht der Gipfel erreicht war. Was Jami wohl als nächstes tat, um sie zu kriegen?

„Katori hat dir noch nie was getan, stimmt’s?“

„Nein, aber aus irgendeinem Grund…“ Wenn nur Rena nicht da wäre, hätte sie ganz anders mit ihm gesprochen. Sie wusste nicht, wie sie ihr das beibringen sollte, dass sie Katori besser nicht alles erzählte und sie nicht als zu enge Freundin ansehen sollte…

„Aus irgendeinem Grund“, ihre Stimme wurde auffallend leiser, „hat sie an Rena etwas auszusetzen und diese hält sie für ihre Freundin… Dass sie ihr wirklich vertrauen kann, glaube ich nicht. Und das liegt an ihm…“

Es war kein Wunder, dass er den Mund öffnete und immens nach einem Happen Luft schnappte. Er wusste natürlich, dass sein Bruder gemeint war.

„Die soll sie in Ruhe lassen! Und ihn auch! Sie ist die schreckliche Frau, die mit meinem besten Freund fremdgegangen ist, als sie mit meinem Bruder zusammen war!“ Dass er ihr das nicht vergab, hörte man in seiner Stimmlage, denn es klang verärgert tief in den Raum.

Zum Glück wusste keiner der Beteiligten, dass Yuichi auf dem Weg zu dieser ach so schlechten Frau war…
 

Die beiden Freundinnen hatten sich getrennt, so dass Sonoko und Ran nun jeweils alleine unterwegs waren. Ihre Freundin wollte sich wieder mit Aiko Misae treffen; Ran hätte sie ansonsten begleitet. Aber sie konnte mit dieser Person eben nichts anfangen, egal wer sie auch war.

Ran versuchte zwar damit klarzukommen, dass Sonoko auch andere Freunde; so wie Aiko hatte, aber es war nicht so einfach für sie, obwohl sie ein sehr toleranter Mensch war. Es war, als wenn diese Person das Boshafte ausstrahlte. Ihre Augen, die so heimtückisch waren, war ein Grund für ihre Abneigung. Sie hatte Bilder gesehen, was kein Wunder war, da sie ja mit den Kudōs verwandt war. Das letzte Mal, als sie mit Yukiko telefoniert und nach Aiko gefragt hatte, meinte sie gehört zu haben, dass diese Frau kein Thema war.
 

Sonoko wollte noch unbedingt mit ihren Freundinnen in Shibuya einkaufen gehen. Es war alles so groß und man bekam viel Designerkleidung. Sie kam eben aus einer reichen Familie und hatte ein Taschengeld, wie es sonst kaum jemand in ihrer Schule vorzuweisen hatte; vielleicht noch Shinichi Kudō. Seine Mutter schickte ihm bestimmt viel Geld zum Leben und übertrieb dann, so kannte man sie schließlich, doch sprach der Junge nie über sein Vermögen. Im Gegensatz zu ihnen beiden war Ran ein armer Schlucker.

Die 18-jährige konnte sich gut vorstellen, wie Yukiko mit besorgter Stimme alle 2 Wochen anrief und ihren Sohn fragte, ob er auch wirklich noch genug Geld hatte. Und es war bestimmt viel zu viel. Trotzdem merkte man es ihm niemals an, dass er so stinkreich war. Sonoko war da ein anderer Fall; sie nutzte es schamlos aus, dass sie reiche Eltern hatte, um sich tolle Klamotten zu kaufen; Sparen kannte sie nicht.

Sie nahm wie immer die Abkürzung zur U-Bahn: eine ganz kleine Gasse mit einer Treppe.

Es war dunkler als in den meisten anderen Straßen, gerade weil sie so winzig war und gerade mal ein Mensch durch passte, nicht gar ein Fahrzeug. Sie rechnete nicht damit, dass ihr jemand entgegenkommen würde. Er lief direkt auf sie zu, gerade so würde er an ihr vorbei können, er war nämlich recht breit. Als er bei ihr angekommen war, hatte sie nicht einmal die Hälfte des Weges beschritten und dann packte er sie und hielt ihr den Mund zu. Sie gab erstickte Schreie von sich, die jedoch bis zur Straße drangen. Man konnte jemanden nicht einfach komplett zum Schweigen bringen.

„Jetzt mach hier keinen Aufstand; du kommst jetzt mit! Ich tu dir nur ungern weh, bedank dich bei deinem Vater, der zu geizig ist!“

Natürlich machte Sonoko den so genannten Aufstand trotzdem; sie fürchtete sich, es war ja schließlich bereits das zweite Mal, dass man sie überfiel. Mit dem kleinen feinen Unterschied, dass es diesmal am helligsten Tag passierte, nicht so wie das letzte Mal.
 

Zwei Männer stiegen gerade aus einem Silber farbenen Porsche, wobei der Jüngere die Autotür ziemlich zuwarf. „Gott ist mir langweilig; krank sein gehört verboten!“

„Sag mal spinnst du? Würdest du aufhören, mein Auto so zu misshandeln?“

Er war ja eigentlich ein friedliebender Mensch, aber wer seinem Auto wehtat, tat es indirekt auch ihm selbst. Ihm wurde sogleich ein Schmollmund geschenkt; wahrscheinlich hielt er ihn für empfindlich. „Guck nicht so! Ich haue deine Autotür demnächst auch so zu; mach das doch bei deiner Kar-“

Man bemerkte wie er mitten im Wort abbrach und zu lauschen schien.

„Was ist?“

„Still!“ Er hatte ganz eindeutig etwas gehört, trotz stets lauter Musik war er nun wirklich nicht taub. „Da war was…“

„….“ Nun lauschte auch der andere, doch was er da hörte, gefiel ihm gar nicht.

„Ich hab’s Handy im Auto liegen lassen…“ Er warf seinem Kumpel den Schlüssel zu, so dass dieser das Auto aufschließen konnte. Doch als der Dunkelbraunhaarige mit dem Handy hinter dem Auto hervor kam, war er nicht mehr da…

Nur ein totaler Idiot würde so etwas tun. Wer wusste, was da gerade geschah? Es war ein Fall für die Polizei und nichts für Zivilisten, aber das schien seinen Kindheitsfreund nicht zu interessieren.

„Arg, nein, was hast du vor?? Komm zurück!“ Nichts als Ärger hatte man mit ihm; und es hatte bestimmt nichts damit zu tun, dass es eine Frauenstimme war, welche sie gehört hatten. Bei Frauen war er eben etwas komisch, aber trotzdem musste er nicht gleich jeder Frau in Not helfen gehen. Was in dieser Stadt manchmal so alles passierte. Vielleicht dramatisierte er das Ganze und es war ein stinknormaler Überfall, aber was wenn nicht?
 

Der 26-jährige hatte sich in die kleine Gasse begeben und dann sah er es: Das Mädchen, welches ihm nicht gerade unbekannt war – sie waren sich schon vermehrt begegnet – wurde gegen die Wand gedrückt, dabei machte sich der Mistkerl auch noch zunutzen, dass die Gasse zu eng war. Es fiel ihm leicht das schwache Mädchen wehrlos zu machen, sie hatte keine Chance gegen den starken Mann. Im ersten Moment fragte er sich selbst, was am besten war. Ihn aufmerksam auf sich selbst zu machen, oder einfach hinzugehen und ihn zu überraschen, doch die Zeit zum überlegen, hatte er nicht.

Fünf Schritte reichten bereits, da hatte er die kurze Strecke rennend überquert und griff nach dem Arm des Typen, um ihn von dem Mädchen zu trennen, was ihm der Überraschung wegen auch vorerst gelang.

Der Mann, welcher noch größer als der Eingreifer war, war nicht darauf gefasst, gestört zu werden, während Sonoko weinend zu Boden sank und sich dort ganz klein machte. Der Gangster flog in die entgegen gesetzte Richtung, da man ihn dorthin zerrte.

Sie wusste noch nicht, wer es war, aber sie war ihm überaus dankbar, dass er ihr helfen wollte. „Vo-Vorsicht Waffe!“ warnte sie ihn, doch zu spät; die so genannte Waffe kam bereits zum Einsatz.

Es gefiel dem Kerl natürlich gar nicht, dass sich da irgendein Idiot einmischte. Bei Aufträgen verstand er keinen Spaß; den legte er um, da konnte ihn keiner dran hindern.
 

Sein Freund hörte die Stimmen, noch während er mit der Polizei telefonierte. „Bitte, bitte… schnell… Ich hab was von Waffe gehört; mein Freund ist hingerannt…“ Man hörte ihm an, dass er wohl jeden Moment anfing zu heulen, er hatte selbst viel zu viel Angst, ihm jetzt nachzugehen… Aber er konnte seinen Freund doch nicht alleine lassen in einer solch gefährlichen Situation.

Doch kurz darauf hörte man exakt zwei Schüsse; nachkommend herrschte Stille. Tetsuya fiel das Handy aus der Hand, welches scheppernd zu Boden fiel und sein Atem beschleunigte sich. Als er das Ganze mehr oder weniger realisiert hatte, rannte auch er zu der kleinen Seitengasse, wo er blass wie ein Toter wurde, als er die Schweinerei sah. Beinahe hätte er aufgeschrieen. Blut klebte an den Wänden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2009-03-30T19:24:50+00:00 30.03.2009 21:24
PFUITEUFEL!!!!
Wie kannst du denn an der Stelle einfach aufhören?! Du weißt genau dass mich das trifft ja XD
Willst du mich oder doch eher Sonoko quälen? Ich meine zu wissen, dass nicht Sakura da hin gerannt ist!! Ich weiß genau dass das Ken ist; wer sonst ist Tetsus Kindheitsfreund??
Das arme Mädchen das kannst du doch nicht machen >>""" Das ist ungeil
nichts desto trotz gefällt es mir dass du ihn nicht als Mistkerl geschrieben hast wir wissen doch dass er ein Sonnyboy ist und auf sein Image scheißen wir xD Und überhaupt bisher war er als einziger Vernünftig! Gut bis eben
Pfui Melo aus!

Aber an sich der Teil ist total geil!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Ich muss sagen, dass es sich gut gelesen hat ich finde es gut das jetzt rauskam das Kimiko Seiichi garnicht hasst!! Im Gegenteil *glücklich war*

Und Hiroya hat ja fast zu unrecht Ärger gekriegt solangsam mag ich Sakura nicht mehr XD Du hast ihn zu einem Yakuza gemacht?? *lol* geraten er und Sojuro mal aneinander? xD
Ich würde es gut finden wenn Hiroya jetzt auftaucht un IHN rettet meinetwegen kann er auch den KERL abknallen TT"
NICHT Ken-chan ;_;
Nimm lieber Hyde dem gehts eh so beschissen auch wenn er nicht froh drum wäre *drop* Warum eigentlich nicht? >>""

Dass Seiichi jetzt mit Chris so heftig streitet ist was neues das hatten wir noch nie sonst war er mehr ihr Schoßhündchen sie hat es aber total verdient wenn er sie nun etwas meidet.......
Und Rena entschuldigt das alles noch!!! ><

Bei Mitsuki weiß ich noch nicht ob ich sie lieben oder hassen soll lassen wir uns ßüberraschen jedenfalls macht sie den Eindruck Kimiko ersetzen zu wollen und das stört mcih etwas!! Aber Hiroya weckt bei ihr Beschützerinstinkte? Ihr Stiefbruder ist meiner Meinung nach Hiroya auch ähnlich ich denke sie kommt gut mit ihm aus!!
Eines ist mir aber noch aufgefallen: Sie ist bei der Polizei? DAS....weiß nicht......
Hiroya mag sie wohl wirklich sehr sie ist das was Kimiko nicht war! Du bist so fies!! ;_; Vielleicht bin ich deswegen skeptisch ihr gegenüber!! Warum ist die eigentlich woanders aufgewachsen? 2 Mal adoptiert boar OO°°
War sie ein schwieriges Kind? XD
Manchmal glaubt man dass Kimiko in der falschen Familie groß wurde......... unud das widerum ist saufies von dir ;_;
Wehe alle mögen Mitsuki und Kimiko ist die böse dann schickst du klein Hyde mal los und lässt ihn Dampf machen und das richtig stellen >>;

Ich fand dieses Vermi-Kimi-Ding aber ganz schön evil! Von beiden Seiten wobei ich da Chris irgendwie als noch schlimmer angesehen hab!! Wie sie zurückschlagen musste!! Was bezieht die sich auf kimikos Oberweite woher weiß sie dass sie da empfindlich ist?? >>"
Und Saki hat total Schiss vor Chris!! Wahrscheinlich wegen ihres Bruders hm? TT

Ach und wegen Hiroyas Kaltstellung machen gewisse Jungens bestimmt Luftsprünge und Hyde singt Halleluja dass er ihm endlich nicht mehr auf die Pelle rücken und ihn beledigen darf während Sakura sich ins Fäustchen lacht ja sehr schön endlich kriegt er mal sein Fett weg auch wenn er ihn NICHT verprügelt hat xD Das ist das Problem damit wenn man früher schon mal so üble Dinge getan hat ihm wird keiner glauben *lol*

Trotz des schlimmen Teils mussteich stellenweise sowas von grinsen und sogar lachen XD Es war doch echt komisch zuweilen!!

Ich glaube, jetzt fällt mir nichts mehr ein, außer:
Dass ich dich noch mal bitte, dass du Ken-chan nicht umbringst XD
Sonst schreibe ich mal eine FF in der ich ganz groß verkünde wie furchtbar brutal man Hyde ermordet hat >] Erst Kehle durch damit er nicht mehr singen kann *lol* Erst ein paar Finger ab, Beine ab, Kopf und Gliedmaßen ab >D Zerstückelt XD man kann ihn dann vom Boden auflesen und ihn versteigern xD Original Teilchen von Hyde *gg*

Kommt ja aufs selbe raus!!!!

Kein Ken, kein Laruku! Kein Hyde auch kein Laruku!! Tetsu wird arbeitslos!

So long and goodbye!!
Trotzdem geiles Teil!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

P.S.:
achja: A stiff price heißt ein hoher Preis oder?


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