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Less than 24 days.

...ich sitz im Bunker und kann nicht raus.
von

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Prolog

Jeder tötet, was er liebt.
 

Amélie Nothomb - Kosmetik des Bösen

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Um mich herum ist alles schwarz.

Tief und trüb, wie ein Nebel, der mich umschlungen hält.

Solche Situationen sind mir neu, und noch ehe ich begreifen kann, worum es sich bei diesen merkwürdigen, schwarzen Gasen handelt, durchbricht Licht das Dunkel.

Erschrocken kneife ich die Augen zusammen und lausche. Klimpern, hoch und fein. Kaum zu glauben, dass ich solche Geräusche je wieder vernehmen sollte. Niemand wird je nachvollziehen können, wie gut es mir gerade geht, wie warm mein Herz wird, wie leuchtend warm der Himmel ist. Ist es so? Fühlt es sich so an, wenn man stirbt?

Dann war es all die Strapazen der letzten Wochen wert.

Neugierig folge ich Engelsglocken, die mir mit ihrem himmelsgleichen Klimpern den Weg deuteten, doch sie stellen sich lediglich als das jämmerliche und kalte Piepen des EKGs heraus. Wie ernüchternd das doch ist, denn es ist das Einzige, was mir zeigt, dass ich noch am Leben bin. Ich lebe – das ist mir neu. Aber warum?

Schweigend blicke ich mich in dem Raum, in dem ich mich befinde, um und das Gefühl der Vollkommenheit verschwindet. Es entfleucht mir und ich bin nicht fähig, es zu halten. So kalt ist dieser weiß gekachelte, sterile Raum. Aber das Bett hier… das Bett ist weich. So weich, dass ich nie erwartet hätte, jemals wieder in einem zu liegen. Ich fühle wieder. Endlich.
 

Und mit dem körperlichen Empfinden kehrt auch das Gefühl der Verwirrung in meinen Körper zurück.

Warum zum Teufel bin ich hier? Ich kann mich nicht erinnern, an diesen Ort gebracht worden zu sein. Das Letzte, an das ich mich erinnere, ist das stumpf gewordene Haar meiner kleinen Schwester zwischen meinen Fingern. Sie… wirkte wie eine Puppe, mit ihren Augen aus Glas, doch ich behütete sie die letzte Zeit im Panic Room. Wo ist sie?

Hat man mir sie weggenommen? Nein. Das kann – darf – nicht sein.

Noch ehe ich mich vollends in diesem Raum orientieren kann, dringt das nächste Übel an mein Ohr.

„Oh, du bist wach.“

Ich zucke zusammen. Meine Augen haben sich nun endlich an das grelle Licht der Lampe gewöhnt und ich öffne sie vollkommen, doch ich erblicke etwas anderes, als ich erwartet hätte. Es ist keine Krankenschwester, die dort mit ihrer angenehmen Sopranstimme vor mir steht und mich umsorgt.

Es ist ein Junge. Wohl eher ein Teenager, aber viel älter als dreizehn scheint er mir nicht zu sein. Hier ist also ein Teenager… vielleicht wird er mir weiterhelfen können? Vielleicht wird er mir sagen können, wo meine Schwester ist. Meine Schwestern… Und meine Cousine.

Der Gedanke an das, was aus ihnen geworden sein könnte, macht mich ganz unruhig, also setze ich mich auf, unsicher und wackelig, doch ich schaffe es. An meinem rechten Arm hängt ein Tropf und farblose Flüssigkeit fließt durch den Schlauch in meine Venen.

Er mustert mich unsicher und zu meiner allgemeinen Verwirrung gesellt sich nun noch die Frage, was dieser Junge hier zu suchen hat, mein Lieber. Frag ihn einfach. So schwach, wie er wirkt, gehört er garantiert nicht hierhin.

Schweigend starre ich ihn an, ganz in Gedanken versunken und er weicht zurück. Mit seinen hellblonden Haaren und den rotgräulichen Augen wirkt er… engelsgleich. Vielleicht erschrecke ich ihn aber auch einfach nur mit meinen klaren, kalten Augen und dem gräulichen Haaransatz in der schwarzen Mähne. Mein klarer Blick – am Schluss war ich der Letzte, der ihn hatte, doch ich habe ihn bewahrt. Ich war stark.

„Wer bist du?“, fragte ich und der kleine zuckt zusammen. Habe ich etwas verbrochen und weiß nichts mehr davon? Irgendeinen Anlass zum Fürchten muss ich ihm doch geben.

Doch er antwortet nicht. So konzentriere ich mich vorerst besser auf meinen Körper. Wer weiß, was sie hier alles mit ihm angestellt haben?

Es tut nichts weh, also ist scheinbar auch nichts kaputt, denke ich mir, nachdem ich Probeweise ein paar Muskeln angespannt habe.

Aber wenn doch alles mit mir stimmt, was mache ich hier? Ich möchte zu meiner Familie. Jetzt, sofort. Ich will wissen, wo sie sind.

Von dem Jungen jedenfalls fällt jegliche Anspannung hinab. Er hat wirklich Angst vor mir. Der Gedanke entlockt mir ein leises Lachen.

Es drängt mir, meine Arme zu betrachten, doch ich kann meine Augen nicht von dem Knaben abwenden. So etwas wie ihn habe ich noch nie gesehen. So hübsch in seiner Erscheinung, wohl proportioniert. Zierlich und zerbrechlich wie eine Porzellanpuppe.

Auch ihm geht es nicht anders, sein Blick fixiert mich und lässt mich nicht los.

„Soll ich einen Arzt rufen?“, fragt er leise und legt die Mappe, welche er in der Hand hält, auf mein Bett. Joshua Miller steht darauf.

Joshua. Miller. Das ist mein Name.

Was soll ich mit einem Arzt? zischt es in meinem Kopf, aber ich spreche es nicht aus. Mir geht es gut. Es gibt wichtigeres zu erledigen.

„Wer bist du?“, frage ich erneut und kralle meine Finger in das gräuliche Bettlaken. Der Kleine schweigt. Darf er es mir nicht sagen?

„Wer bist du, verdammt noch mal?!“, fauche ich nun doch und merke sofort, dass mir dieser Gemütsausbruch nicht gut getan hat.

Ein gleißender Blitz blitzt in meinem Kopf auf und ich drehe den Blick nach unten. Meine Arme sind blass, blasser als sonst. Dünn. Sie sehen kränklich aus und an einem hat man eine Kanüle befestigt, von der ich eben erzählt habe. So dünn bin ich? Ein Schatten meiner selbst.

„Mein Name ist Shoji Watanabe“, antwortet er nun endlich und seine Stimme ist noch immer so sanft wie zuvor. „Bitte verzeih, wenn ich unhöflich war – ich war noch nie dabei, wenn jemand aufwachte, ich sollte lediglich eine Akte holen. Kann ich dir helfen?“

Shoji Watanabe… ein Japaner also?

Okay, in anbetracht dessen, in welchem Land ich mich befinde, eigentlich kein Wunder, aber seine Züge sind europäisch. Eindeutig… Dummheit war noch nie ein Charakterzug, der mich besonders prägte. Die Augen sind groß und rund, das Gesicht schmal. Vielleicht mag er in Japan geboren sein, doch seine Wurzeln liegen woanders.

„Du bist kein Japaner“, meine ich kalt und mustere ihn kritisch von oben bis unten. Er fühlt sich unter meinem Blick nicht wohl, windet sich unmerklich und seufzt dann.

„Doch bin ich.“

„Ah. Und warum hast du dann so einen hellen… Teint? Gott“, lache ich und fahre mir mit der einen Hand durch das Haar.

„Was interessiert mich das eigentlich… wo sind wir hier?“

„Ich leide an Albinismus“, antwortet der Kleine mit einem lautlosen Knurren und deutet auf die Akte. „Da sind die Haare so hell. Du bist im Krankenhaus, mach dir keine Sorgen. Vor einer knappen Woche hat man dich aus dem Raum in eurer Wohnung herausgeholt. Der Tropf ernährt dich künstlich und-“

„Halt die Klappe.“

Er ist ruhig, aber mich wühlt es auf. Bruchstückchenartig dringen die Erinnerungen zurück zu mir und entlocken ein leises Stöhnen aus den Untiefen meiner Lungen.

Lucy… die Frage nach ihrem Aufenthaltsort erübrigt sich.

„Mary! Wo ist Mary? Und Emily! Meine Cousine und meine Schwester, sie haben noch gelebt! Ich bin mir sicher, also, wo sind sie? Wann kann ich zu ihnen?“, frage ich ihn und meine Stimme überschlägt sich, der Schmerz in meinem Kopf zuckt erneut und fängt an zu pulsieren. Ich schwanke. Oder ist es der Raum, der sich so dreht? Erneut frage ich Shoji, doch seine Antwort dringt nicht mehr zu mir durch. Antwortet er überhaupt? Ich meine, sein Mund bewegt sich, aber ehrlich gesagt hat es keine Relevanz. Alles bewegt sich und auch wenn ich in meiner Verzweiflung ankämpfe, nicht wieder in dieses schwarze Loch zu fallen, aus dem ich eben aufgewacht bin, habe ich keine Chance. Es greift nach mir und wenige Sekunden später dämmere ich wieder vor mich hin, ohne Kontrolle über meinen Körper oder über meinen Verstand.

Ich werde ihn erneut durchleben, den Tod meiner Geschwister.

Immer wieder, denn im Schlaf träumt man.

Und ein Träumer war ich schon immer.
 

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Und nochmal überarbeitet. Jetzt Inhaltlich - Qualitativ dem Rest angeglichen.

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So das wäre nun also die bearbeitete Version des Prologs(Luftiger ;))

Hm... ein paar von euch mögen die Geschichte eventuell noch in ihrer ursprünglichen Fassung kennen, denn anfangs handelte es sich hierbei um eine Yugioh-FF. Da ich die Copyright an den Charakteren allerdings für mich haben wollte, wurde einiges umgekrempelt, unter anderem die Namen der Charaktere und deren familiäre Bindung zueinander.

Achja... ich hab es nochmal komplett neu geschrieben, das kommt noch hinzu.
 

LG - Johnny



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Dragonohzora
2009-07-07T17:17:02+00:00 07.07.2009 19:17
so also nun bin ich wirklich SprachlosoO So einen tollen Prolog habe ich wirklich selten gelesen.

Dein Schreibstil ist wirklich hervorragend. Du schriebst wie kann manes anders ausdrücken? fesselnd udn zwar so, das man unbedingt wieter lesen will. von der Tragik an sich, ist mein Üuls eindeutig jetzt schon höher, vor alem als du den Tod siener Geschwister erwähnt hast.

Dein Ausdruck ist ebsno hervorragen, ebau so ein Stil gefällt mir ausserordentlich gut.

Fachlich, gibt es ein paar Anmerkungen, aber die fallen ja kaum aufXD Aber mirs sind sie jetzt nur aufgefallen, weil ich indem fachgebier gerade ne Ausbildung absolviere^^ ich wills ie dennoch mal erwähnen.
1. Im krankenhaus wird man durch eine gelegte Magensonde ernährt, üder den Tropf dne du beschreibst bekommt man eher die fehlende Flüssigkeit^^, ist nur eine KleinigkeitXD

2. Es ist nicht direkt eine kanüle, auch wenn es mundpropaganda so gesagt wird, der richtige Ausdruck ist eher Branüle.

Also ncihst wletbewegndes, aber ich adhcte vielelicht möchetst du das einafch mal wissen^^

Also, ich bin begeistert vom Prolog und sobald ich mehr zeit habe werd ich mich am ertsen kapitel gütlich tunXD Du ahst mich sehr neugierug gemacht und ahst auf jedenfall meine weiter AufmerksamkeitXD

Lg^^
Von: abgemeldet
2007-05-15T15:55:44+00:00 15.05.2007 17:55
huhu,

mir gefällt die Story sehr, ebenso der Schreibstil.
Hoffe auf Fortsetzung.

Mfg Nami *ab in die Favo-List damit*
Von:  Diaryan
2007-01-22T23:34:51+00:00 23.01.2007 00:34
Also ich bin wirklich sprachlos...
So einen Schreibstiel habe ich hier erst einmal gesehen,du hast wirklich Talent,und die Idee für diese FF ist auch sehr gut!
Man will sofort weiter lesen!

Hab keine Zeit zum schreiben,muss weiter lesen!
Von:  dismembered_corpse
2006-11-18T16:36:05+00:00 18.11.2006 17:36
du weißt ich bin ein fan von deinen ff's
dein schribstil ist der hammer. du bringst das geschehen so realistisch rüber, dass man sich direkt in die geschichte einfinden fühlt.
außerdem finde ich es toll, wie du es in der ich-form schreibst. dadurch kann man sich direkt in den hauptcharakter hineinversetzen. Viele können es nicht, so zu schreiben, aber bei dir habe ich nichts zu bemängeln.
dazu is der inhalt der geschichte einfach nur super. er zeiht einen in seinem bann. man muss es einfach weiterlesen, man kann nichts anderes tun. so geht es mir zumindest, wegen dir hab ich ne versteigerung bei ebay verpasst XD aber es ist und bleibt berauschend wie du schreibst! ich werde auch weiterhin deine geschichten mit freuden lesen
und ich wünsche dir viel glück bei deiner zukünftlichen arbeit und das deine storys auch weiterhin so mitreisend sind!!!
nun gehe ich die fortsetzung lesen ^^
Von: abgemeldet
2006-11-15T06:32:29+00:00 15.11.2006 07:32
Wow... jenki hat mir diese FF empfohlen, und zuerst war ich ein bisschen skeptisch, was den Plot angeht, aber sie meinte, der Stil sei sehr gut - und da hat sich nicht übertrieben.

Ich habe leider nicht viel Zeit, mehr zu schreiben bzw. weiterzulesen (das hebe ich mir für heute Nachmittag auf), aber was ich bis jetzt kenne, gefällt mir wirklich sehr gut. Du kannst - endlich mal jemand - wirklich mit Worten umgehen. Du beschreibst die Situation, wie sie ist, und knallst sie nicht mit übertrieben kitschigen Metaphern und Vergleichen voll, wie etwa 80% der Mädels hier das so gern machen. Das erhöht nicht nur den Realitätswert der Sache, es macht sie auch um einiges flüssiger. Die Charaktere gefallen mir. Du kannst sie sehr gut reden lassen.

Gomen, ich würde gern mehr schreiben, aber jetzt muss ich wirklich los. Das gibt's dann alles zu den anderen Kapiteln!

LG Hisietari
Von:  Votani
2006-10-19T22:33:04+00:00 20.10.2006 00:33
Soa~
*auch hier bin auf jenkis Empfehlung* XDD
Wahrscheinlich dauert es noch eine Weile, bis ich auf dem Laufenden bin, weil ich grad mit lesen und Kommi schreiben hinterher hinke, aber ich lass schonmal eins für den Prolog hier ;)

Denn ich finde der ist schon hammermässig geschrieben, bin beeindruckt ^^
Noch ist nichts passiert, aber es klingt jetzt schon spannend, auch durch die Kurzbeschreibung.

Bin gespannnt wie es weitergeht und les das dann auch so schnell wie möglich ^.-
Hab etwas Geduld *lol*

+Ninja+
Von: abgemeldet
2006-10-18T18:20:40+00:00 18.10.2006 20:20
Hey du^^
Ich war grad auf der Suche nach was zu lesen und hab endlich was tolles gefunden.
So schade, dass du noch keine Kommies hast.
Ich finde den Prolog schon mal richtig klasse~
Der macht eindeutig Hunger auf mehr.

Mich interessiert das Thema sehr, weil ich mir vorstellen kann, dass es doch ganz schön grausam wird, vor allem, weil sich der Erzähler/Joshua? ja nicht wirklich an etwas erinnern kann.
Könnt mir vorstellen, dass es ihn alles eiholen wird, wenn er sich wieder erinnert.

Also ich bin sehr sehr gespannt auf das erste Kapitel. Freu mich schon richtig drauf~

Hätte nur nen kleinen Tipp für dich^^
Du hast echt nen schönen Stil und lässt sich wirklich gut lesen das Kap, aber es wäre hilfreicher für den leser, wenn du ein wenig mehr Absätze reinmachen würdest~
Das Kap hier ist zwar relativ kurz, aber dennoch kommt man an manchen Stellen ein wenig durcheinander~

Wär cool, wenn du es dir mal überlegst~
Wie gesagt. ist nur ein Tipp^^
Der rest gefällt mir wirklich gut und der Inhalt steht sowieso im Vordergrund. Und der gefällt mir hier schon gut~
*schnell weiterlesen geht*

gruß jenki


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