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Schatten des Zweifels

Kapitel 16 ist on
von

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Endlich daheim

„Mylady.“

Serenity erwachte aus ihrem Traum, in dem sie ein junges Mädchen gewesen war und mit vier Gleichaltriegen unter einem großen Himmelbett gelegen hatten. Die Mädchen hatten über irgendetwas gekichert, doch nachdem Serenity nun wach war, erinnerte sie sich nicht mehr, weshalb. In diesem Traum hatten die vier Mädchen ihr sehr viel bedeutet.

Jetzt öffnete sie die Augen, erblickte eine Dienerin und überlegte, wer diese wohl sein mochte und was sie mit ihr zu tun hatte.

„Königin Gaia befahl uns, Euch das Bad zu richten und Euch beim Ankleiden behilflich zu sein, Mylady.“

Serenity setzte sich auf. Vor dem Ofen stand auf einem Schafsfell ein Badezuber mit dampfendem Wasser. Eine Anzahl Dienstboten kam mit Gewändern, Unterkleidern sowie Pantöffelchen ins Zimmer. Alles wurde auf das Fußende des Betts gelegt.

„Möchtet Ihr zunächst mit dem Bad beginnen, Mylady?“

„Gern.“ Erfreut schlüpfte Serenity aus dem Bett und eilte zum Zuber. Eine Dienerin entkleidete sie und half ihr, sich in das duftende Wasser zu setzen. Eine zweite Dienerin begann sofort damit, ihr das Haar zu waschen.

Serenity lehnte den Kopf zurück und seufzte wohlig. Wann hatte sie das letzte Mal einen solchen Luxus genießen können? Nachdem ihr Haar gewaschen war, kämmte eine andere Dienerin ihr die wirren Locken, bis das feuchte Haar in Wellen herabfiel.

Eine weiter Zofe trat ein, schöpfte mit Eimern mehrmals Wasser aus dem Zuber, bevor sie warmes Wasser aus dem Kessel nachgoss. Neue Dampfwolken stiegen auf.

Serenity schloss die Augen und merkte, dass sich ihre Anspannung löste.

„Würdet Ihr jetzt bitte Euer Gewand auswählen, Mylady?“

„Nein.“ Mit zurückgelegtem Kopf und geschlossenen Augen deutete Serenity zur Tür.

„Lasst mich noch eine Weile allein. Aus dieser Behaglichkeit kann ich mich noch nicht lösen.“

Die Zofe lächelte verständnisvoll und bedeutete den anderen Dienerinnen zu gehen.

„Sehr wohl, Mylady. Ihr braucht nur zu rufen oder den Klingelzug zu betätigen, wenn Ihr etwas benötigt.“

„Vielen Dank.“

Nachdem alle gegangen waren, glitt Serenity tiefer in das warme Wasser und lauschte auf das Knistern der Flammen. So musste es eines Tages im Himmel sein. Wenn alle Schlachten geschlagen und gewonnen waren, würde das der Lohn für die Getreuen sein...

Jemand klopfte an der Tür.

„Jetzt noch nicht. Ich will noch einen Moment das Bad genießen.“

Die Tür wurde geöffnet.

Ungehalten über die Störung, wollte sie schon die Dienerin fortschicken.

„Nehmt Euch so viel Zeit, wie Ihr wollt, Mylady“. Endymions Stimme klang warm und liebevoll. „Ich möchte sogar noch sehr viele Momente einen solchen Anblick genießen.“

„Endymion!“ Erschrocken wollte Serenity unverzüglich aufstehen, merkte dann indes ihren Fehler und glitt tiefer ins Wasser. Erst jetzt blickte sie zu ihm auf und betrachtete ihn fasziniert. „Hatte ich Euch Stimme nicht erkannt, würde ich Euch für einen Fremden halten.“

Für einen ungemein gut aussehenden Fremden mit äußerst schlechten Manieren, fügte sie im Stillen hinzu. Schließlich drang ein Gentleman nicht einfach unaufgefordert in die Gemächer einer Dame ein.

Fort war der schwarze Bart. Endymions jetzt glatt rasiertes Gesicht zeigte männliche Züge. Die strähnigen langen Haare gab es ebenfalls nicht mehr, es war nun so kurz geschnitten, dass es eben über den Kragen endete. Endymions Augen wirkten jetzt noch bezwingender als zuvor. Sein Aussehen ängstigte und erregte Serenity gleichermaßen. Er war in der Tat ein überaus schöner Mann – und ein gefährlicher dazu.

„Ihr müsst wieder hinausgehen. Ich bin nicht bekleidet.“

„Das habe ich bereits bemerkt, Sera.“ Er trat noch näher. „Doch wenn Euer Schöpfer gewollt hätte, das Euer wundervoller Körper verhüllt ist, wäret Ihr in Kleidern geboren worden.“

Serenity fühlte sich jetzt unbehaglich. Sie merkte, dass ihre Wangen vor Scham, brannten. „Ihr dürft nicht im Gemach einer Lady sein, während sie badet. Das ist unschicklich.“

„Stimmt. Und ich bin ein Mann, der Regeln bricht.“ Er kniete sich neben den Zuber und strich ihr eine Locke aus dem Gesicht. Serenity schlug seine Hand fort.

„Wie könnt Ihr es wagen, mich zu berühren, wenn ich...“ Sie schluckte und veränderte ihre Tonlage. „Verlasst mein Gemach auf der Stelle“, befahl sie, „oder ich wäre gezwungen...“

„Wozu, Sera?“ Er lächelte.

Ihr wurde siedend heiß. Sie kannte nicht mehr klar denken.

Mit den Lippen strich er über ihr Gesicht und zeichnete eine nasse Augenbraue nach.

Serenitys Kehle war wie zugeschnürt. Sie wollte ihn unmissverständlich in seine Schranken weisen, doch sie vermochte nur zu flüstern: „Ihr müsst gehen, königliche Hoheit. Die Dienstboten...“

„Die werden erst kommen, wenn Ihr sie ruft.“ Er nahm ein Tuch und rieb damit über ihre Schultern.

Die Berührung lähmte Serenity. Reglos blieb sie sitzen, während er mit dem Lippen langsam und verführerisch über ihren Arm strich.

Ihr Anblick raubte Endymion den Atem. Das Haar fiel in schimmernden Wellen herab. Feuchtigkeit perlte auf ihrem wunderschönen Gesicht. Ihr hübscher schlanker Hals forderte geradezu zum Küssen auf, und Endymion vermochte die unmittelbar unter der Wasseroberfläche schimmernde Form ihrer Brüste auszumachen.

„O Sera.“ Er merkte deutlich, wie sein Mund trocken wurde. „Es tut mir so leid, das ich mein Geheimnis vor Euch verschwiegen habe. Bitte sagt das Ihr mir vergebt.“

Serenity versuchte sich auf seine Worte zu konzentrieren, doch das einzigste was sie war nahm, waren seine Hände und Lippen die ihren Körper verwöhnten.

„Bitte, Sera vergebt mir“, wisperte Endymion erneut. „Ich könnte es nicht ertragen, mit dem Wissen, auch nur einen Tag weiter zuleben, das Ihr wütend auf mich sein.“ Er nahm ihren Kopf zwischen die Hände und verlocht seine Finger mit ihrem feuchten Haar. Er sah, wie sie die Wimpern senkte und errötete. Dann hob sie den Blick, und Endymion hatte das Gefühl, sich in diesen Augen zu verlieren, die so unschuldig und dennoch so verlockend wirkten.

„Ich vergebe Euch, Endymion“, flüsterte sie leise.

Er neigte den Kopf, bis seine Lippen ihre berührten. Beide zuckten zusammen.

Sereniy meinte, ihr Herz würde stehen bleiben, dann schlug es so heftig, dass sie glaubte, Endymion müsste es hören.

„Ihr seid ja so wunderschön, Sera.“ Endymion zog sie an sich.

Diesmal war der Kuss alles andere als zart. Ihre Gegenwehr hörte auf, als Endymion diesen Kuss noch vertiefte. Das Feuer seiner Leidenschaft ging auf sie über und versengte sie schier.

Als Serenity sich an ihn schmiegte, war er sich ihres weichen Körpers sehr bewusst. Nachdem ihr anfänglicher Wiederstand geschwunden war, wurde auch ihre einladenden Lippen weicher.

Das Wasser schwappte über den Zuberrand und durchnässte sein Hemd, doch für Endymion gab es jetzt nur die Frau in seinen Armen, die seinen Kuss leidenschaftlich erwiderte.

Eine Welle der Erregung durchflutete Serenity. Gern hätte sie sich Endymion hingegeben, aber sie fürchtete sich davor. Es gab so vieles, was sie über Männer und Frauen nicht wusste.

Der Kuss dauerte an, und sie merkte, dass sie langsam seinem Zauber erlag. Doch grade als Endymion sie noch dichter heranzog, klopfte es an der Tür.

„Mylady, soll ich Euch jetzt beim Ankleiden helfen?“ hörte man die Stimme einer Dienerin.

Endymion hob den Kopf und fluchte leise. Serenity fühlte sich so merkwürdig. Ihr Herz pochte, und sie seufzte tief.

Ist es Bedauern, fragte sich Endymion. Oder Erleichterung?

„Um Gottes willen.“ Sereniy kam wieder zu sich. Sie hielt sich die Hand vor dem Mund. Was hatte sie sich nur gedacht? Wieso war sie so leicht zu erobern gewesen?

„Man darf Euch hier nicht finden.“

„Und weshalb nicht? Ich bin hier Hausherr und darf gehen, wohin es mir beliebt.“

„Endymion, man wird tuscheln und Gerüchte ausstreuen. Das könnte ich nicht ertragen.“

Er sah ihre feuerroten Wangen. „Nur keine Angst.“ Noch ein letztes Mal ließ er seine Lippen über ihre gleiten und ging dann zu der Tür auf der anderen Seite des Raumes.

„Hinter dieser Tür befinden sich meine Gemächer.“

„Ihr schlaft neben meinem Zimmer?“

„Jawohl, Mylady. Deshalb verlangte ich ja diese Räume für Euch. Falls Ihr einmal erwacht und Gesellschaft benötigt, bracht Ihr nur zu klopfen.“ Er bedachte sie mit einem so begehrlichen Blick, dass sie sofort aufbrauste und nach dem Seifentuch griff.

Endymion bemerkte es, erkannte ihre Absicht und warf lachend den Kopf zurück. Den Bruchteil einer Sekunde, bevor er seine Tür hinter sich schloss, flog der Lappen durch die Luft und verspritzte Wasser sowie Seifenschaum in alle Richtungen.

Serenity betrachtete erbost das durchnässte Schafsfell, auf dem der Zuber stand, und die Pfütze auf dem Fußboden. Dafür würde Endymion büßen!

Sie unterdrückte ihre Wut, als die Dienerinnen eintraten, um ihr aus dem Zuber zu helfen. O ja, das würde ihn teuer zu stehen kommen, schwor sie sich.
 

„Ist das etwa dieselbe junge Dame, die wir vorhin kennen lernten?“ rief König Meres aus, als Serenity hereingeleitet wurde.

Zu ihrer Bestürzung fiel ihr auf, dass der ganze Raum voller Männer war, die zwar feine Kniehosen und Umhänge trugen, aber in den Scheiden der Gürtel steckten Säbel und Dolche. Als Serenity die Blicke der Anwesenden spürte, errötete sie. Befänden sie sich auf einem Schlachtfeld, hätte sie gewusst, wie sie sich zu verhalten hatte, doch hier in diesem Raum fühlte sie sich unbeholfen und eingeschüchtert.

Endymion, der neben dem Kamin stand, betrachte sie, während sie heranschritt. Dass er angesichts der bewundernden Blicke der Männer den Stiel seines Kelches sichtlich fester hielt, merkte er nicht.

Nie hätte er sich vorgestellt, dass sie so königlich aussehen konnte. Ihr rotes, an Saum und Minder mit Silber- und Goldfäden durchwirktes Gewand war hochgeschlossen, und nach der neusten Mode lag eine Spitzenkrause um ihren Hals. Der Rock über der weit ausladenden Krinoline fiel in weichen Falten bis auf die Spitzen ihrer roten Pantoffeln hinab. Und obgleich sie so sittsam gekleidet war, erinnerte sich Endymion nur allzu gut an den makellosen Körper, den sie vor allen Blicken verbarg.

„Ihr seht wundervoll aus“, stellte Alfrdo fest und ergriff ihre Hand.

Serenity lächelte ihm scheu zu und entzog ihm ihre Hand, nachdem er sie viel zu lange festgehalten hatte. „Das verdanke ich Königin Gaias Großmut.“

„Wie könnte ich mich auch andres einer Frau gegenüber verhalten, die meinem Sohn bei der Flucht geholfen hat? Ich stehe für immer in Euer Schuld, meine Liebe.“

Es entging Gaia nicht, wie ihr Sohn die junge Frau anschaute. Er hielt zwar absichtlich Abstand zu ihr, doch der Ausdruck seiner Augen verriet ihn.

„Meine Liebe“, fuhr Königin Gaia fort, „diese Herren sind sämtlich loyale, gute Freund, die herbeieilten, um meinen Sohn bei seiner Heimkehr in das geliebte Land willkommen zu heißen.“

„So ist es. Sobald wir die Nachricht vernahmen, mussten wir es mit eigenen Augen sehen“, meinte ein hoch gewachsener schwarzhaariger Mann und verneigte sich tief vor Serenity. Sein Haar war an den Schläfen silbergrau, was ihm ein vornehmes Aussehen verlieh. Es besaß ebenmäßige Züge in einem Gesicht, dessen Bräune von jahrelanger Landarbeit zeugte. In seinen Augen lag eine Güte, die in Serenity etwas anrührte.

„Dies ist Hugh Cleary“, stellte Königin Gaia vor. „Er war ein Freund meines Gatten Sean, und mir war er ein Freund, seit ich in dies Land kam.“

„Ich hielt Sean für Verrückt, als er blasse Schönheit als Braut mitbrachte“, erzählte Hugh mit seiner tiefen, melodischen Stimme. „Doch Königin Gaia zeigte mir und uns allen bald, dass sie Seans Liebe und sein Vertrauen verdiente. Sie ist eine Frau, die man mit hoher Achtung begegnen muss.“

„Sehr richtig“, pflichteten die Anderen bei.

„Es ist schon sehr lange her, dass ich in diesen Mauern ein unbeschwertes Lachen gehört habe“ sagte Gaia leise. Doch sogleich schüttelte sie ihre düstere Stimmung wieder ab. „Doch nun, Sera, will ich Euch noch mit dem Rest unserer Freunde bekannt machen.“

Serenity schaute Königin Gaia an und sah die unterschiedlichsten Gefühle, die sich in ihrem Gesicht wiederspiegelten, während sie sich zwischen den Freunden ihres verstorbenen Gatten bewegte.

Obgleich Namen und Gesichter dieser Männer rasch an Serenity vorüberzogen, empfand sie deren Lächeln als ehrlich und echt. Sie erwiderte die freundlichen Begrüßungen der Männer, deren unbekümmerte Art sie an Endymon und Jedite erinnerte.
 

Endymion beobachte, wie gelöst Serenity sich bei den alten Freunden und Kampfgefährten gab. Ganz offensichtlich fühlte sie sich wohl in dieser Männerwelt – ein weiter Beweis, dass sie wahrscheinlich einst ein Reich geführt hatte. Und er konnte sich denken, dass sie darin sehr gut gewesen war...
 

Nachdem der formelle Teil beendet war, schritt Jedite durch die Halle und nahm Serenitys Hände in seine.

In einer Geste der Zuneigung berührte sie seine kurz geschnittenen Locken und seine glatt rasierte Wange.

„Ohne den ganzen Bartwuchs seid Ihr ja kaum mehr als ein Jüngling.“

„Ein Jüngling?“ Er guckte sie gespielt ärgerlich an. „Ich bin zweiundzwanzig Jahre alt, Mylady, und damit eine Respektsperson. Also achtet auf das, was Ihr äußert!“

Beide mussten lachen.

Nun ließ er den Blick über ihre schlanke Gestalt gleiten. „Dieses Gewand kleidet Euch entschieden besser als die Kniehose und der Uniformrock des rebellischen Soldaten, Sera.“

„Eines rebellischen Soldaten?“ Königi Meres horchte beunruhigt auf.

Endymion warf Jedite einen warnenden Blick zu, und dieser bedauerte sofort seine unüberlegten Worte. Da er nun die Aufmerksamkeit aller Anwesenden erregt hatte, begann er verlegen zu stammeln.

„Seras Gewand war zerrissen... Und wir fanden eine Kniehose... Und einen Rock...“

„Wo?“ fragte Alfredo finster.

„In der Satteltasche eines Pferdes. Also tauschte Sera ihr zerrissenes Gewand gegen die saubere Kleidung des Soldaten aus.“

„Woher wusstet Ihr, dass es sich bei diesem Soldaten um einen Rebellen handelte?“ wollte König Meres wissen.

„Weil sie wussten wer ich bin“, erklärte Endymion leise, was sich umso gefährlicher anhörte. „Und trotzdem versuchten uns Umzubringen. Wie würdet Ihr sie also an unserer Stelle nennen?“

König Meres schien noch etwas äußern zu wollen, überlegte es sich jedoch anders und wechselte das Thema.

„Ich nehme an, Ihr wart derjenige, dem es im Fleet-Gefängnis gelang, jenen Wärter zu überwältigen, Endymion?

„Angesichts Euerer Beziehungen zum Hofe kennt Ihr sicherlich die Einzelheiten unserer Flucht, König Meres.“

Im ersten Moment schien sich der ältere Mann über Endymions Ton zu ärgern, doch schließlich nickte er.

„Ja, ich habe die Version gehört, wie man sie Königin Perilia zutrug, doch die will ich vor Eurer Mutter nicht wiederholen.“ Seine Stimme klang jetzt irgendwie geheimnisvoll.

Als er merkte, dass er die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich gelenkt hatte, schwieg er, während ein Diener seinen Kelch erneut füllte.

„Ihr sollt wissen, Endymion, dass ich aus Freundschaft zu Eurer Mutter alles Mögliche getan habe, damit man Euch freilässt, und ich denke, ich hätte auch Erfolg gehabt, wärt Ihr nicht geflohen, ehe ich der Königin meine Bittschrift vorzulegen vermochte.“

„Wir befanden uns drei Monate in diesem Kerker, König Meres – das war genug Zeit, um unsere Freilassung zu erwirken.“

„Das meinte Eurer Mutter auch, doch bis zu ihrem ersten Schreiben wusste ich ja nichts von Eurer Inhaftierung. Und Königin Perilia leider auch nicht. Ich jedenfalls tat alles, was ich nur tun konnte.“

„Falls Jedite und ich auf die Freilassung gewartet hätten, wären wir bereits tot. Durch die Hand des Wärters hätten wir ermordet werden sollen, und zwar auf Befehl eines Verräters.“

Das er den verstörten Gesichtsausdruck seiner Mutter sah, ging Endymion zu ihr und zog sie nahe an sich.

„Wir wollen nicht mehr über dieses unerfreuliche Thema reden, König Meres. Erzählt uns doch lieber von den Neuigkeiten in der Welt. Wie ich gehört habe, soll es Friedensverhandlungen auf dem Jupiter gegeben haben?“

„In der Tat, doch sie sind nicht sehr gut verlaufen, es gab bedauerlicher Weise einen sehr unerfreulichen Zwischenfall.“

„Der Tod der Mondprinzessin.“ Endymion nickte. “Ich habe davon gehört, konnte es aber nicht wirklich glauben. Also ist es wirklich war?“

„Ja, es ist war“, erklärte Königin Gaia leise. „Ich war dabei, als Königin Sereniti die schrecklich Botschaft überbracht wurde. Die Arme, sie tut mir so Leid. Serenity war ihr einziges Kind, wenn ich mir nur Vorstelle, das du...“ sie stockte und ließ ihren Satz schließlich unvollendet. Sie konnte es einfach nicht aussprechen, allein der Gedanke, war zu schmerzhaft.

„Aber ich bin hier und es geht mir gut!“ sagte Endymion sanft, während er seiner Mutter tröstend über den Arm strich. Königin Gaia nickte und zwang sich zu einem Lächeln.

„Ja du Lebst und ich danke Gott so sehr dafür.“

König Meres räusperte sich unbehaglich. „Verzeiht, Hoheit, wenn euch meine Worte vielleicht Gefühllos erscheinen mögen, aber ich glaube nicht das Euer Mitgefühl, für die Mondkönigin angebracht ist. Oder habt Ihr schon vergessen, welche ungeheuere Anschuldigung man gegen Euch geäußert hat?“

„Was für eine Anschuldigung?“, fragte Endymion und jedermann im Saal spürte die Spannung, die nun in der Luft lag.

„Man beschuldigt eure Mutter, die Mondprinzessin ermordet zu haben“, erklärte König Meres mit ruhiger, fast emotionsloser Stimme und obwohl es selten vorkam, war Endymion im ersten Moment sprachlos. Er konnte hören, wie Jedite neben ihm scharf die Luft zwischen den Zähnen einsog.

„Das ist eine Lüge“, stieß der Blonde wütend hervor. „Königin Gaia, würde so etwas niemals tun!...“

„Davon bin ich überzeugt“, unterbrach ihn König Meeres scharf. „Aber leider gibt es eindeutige Beweise, die etwas anderes behaupten.“

„Was für Beweise?“ wollte Endymion wissen, und Serenity konnte spüren, wie viel es ihm kostete, sich zurückzuhalten.

„Genug jetzt“, befahl Königin Gaia streng, bevor König Meres noch irgendetwas sagen konnte. „Ich möchte nichts mehr davon hören. Wir sind schließlich nicht hier um über solche Unerfreulichen Themen zusprechen.“

„Eure Mutter hat vollkommen Recht, Endymion“, stimmte Alfredo Königin Gaia zu und wandte sich Lächelnd zu Serenity um. „Wir wollen, dieser bezaubernden jungen Dame keine Angst einjagen.“

Endymion bedachte ihn mit einem grimmigen Blick, worauf der junge Mann sofort schwieg. Die vielen gemeinsam Jahre im Dienste des Throns hatten ihn gelehrt, Endymion lieber nicht zu reizen.

Die Tür wurde geöffnet, und Mistress Peake kam herein.

„Das Abendmahl ist fertig, Königliche Hoheit.“

Endymion nickte. Er stellte seinen Kelch auf das Auftragebrett, bot seiner Mutter den Arm, und den anderen voraus gingen sie aus der Halle.

„Ich möchte auch mit“, quietschte ein kleines rothaariges Mädchen. Sie war etwa sechs Jahre alt und trug ein blaues Satinkleidchen, welches ihr bis auf die Spitzen ihrer zarten Pantöffelchen hinabreichte. Das wirre rote Haar hatte man mittels Schleifen gebändigt, die zu ihren blauen Augen passten.

„Das ist Endymions Nichte Bridget“, erläuterte Jedite Serenity. Er nahm die Kleine bei der Hand und lächelte, als das Kind neben ihm hertanzte.

„Kommt, meine Liebe.“ König Meeres fasste Serenity am Ellbogen und geleite sie hinaus. Sein Sohn Alfredo folgte ihnen mit den übrigen Männer in das Speisezimmer.
 

Der große Raum erstrahlte im Licht vieler Kerzen, die in Wandhalter steckten. Holzscheite brannten in gewaltigen Kaminen zu beiden Seiten des Saals. Auf dem mit feinsten Leinen gedeckten Tisch funkelte das Kristall und das Silber. Mindestens ein Dutzend Diener und Dienerinnen huschten umher und kümmerten sich um die Speisen.

Endymion nahm den Platz am Kopf der Tafel ein. Zu seiner Rechten saß seine Mutter, neben ihr König Meeres und sein Sohn Alfredo. Links von Endymion saß Serenity, neben Jedite und neben diesem die kleine Bridget. Die übrigen Heeren suchten sich ihre Plätze ohne viele Umstände, woraus Serenity schloss, dass man bereits oft zusammen auf dem Kastell gespeist hatte.

Mistress Peake lief geschäftig umher und dirigierte das Dienstpersonal mit dem Geschick eines Gardehauptmannes in der Schlacht.

Es gab Austern, frische Muscheln sowie Lachs, und danach folgten gebratene Wachteln und Fasane. Zu jedem Gang gossen die Diener die Kelche mit angewärmten Wein oder die Krüge mit Bier voll.

Als draußen Unruhe aufkam, schaute jeder am Tisch auf. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, und ein drei Krieger erschien, gefolgt von einem verängstigten Diener, der sie offenbar hatte zurückhalten wollen.

„Wo ist er?“ dröhnte die Stimme, des ersten Kriegers, in der auf einmal eingetretenen Stille.

Endymion schob seinen Stuhl zurück und erhob sich.

„Sucht Ihr möglicherweise den Hausherrn?“

„Ja, Bursche. Wir wollten uns mit eigen Augen davon überzeigen, ob er tatsächlich von den Toten auferstanden ist, wie die Dörfler behaupteten.“

„Dann schaut her!“ Endymion schritt durch den Raum. „Die Dörfler sagten die Wahrheit.“

„Bei den Göttern!“ In dem folgenden Schweigen betrachtete jeder an der Tafel interessiert die beiden Männer. „Endymion – du bist so hässlich wie eh und je.“

Die beiden umarmten einander herzlich.

Endymions Mutter bemerkte Serenitys entsetzte Miene. „Kunzite“, rief sie scharf. „Ihr habt unseren Gast erschreckt. Kommt und lernt die Lady kennen, die Endymion und Jedite bei der Flucht half. Lady Sera focht an seiner wie Jedites Seite und riskierte ihr Leben für deren Sicherheit.“

Die drei Krieger waren inzwischen herangekommen.

„Dies sind Kunzite, Neflite und Zoisite“, stellte Königin Gaia liebvoll vor. „Genauso wie Jedite, gehören sie alle drei zu Endymions Persönlicher Leibgarde und sie sind Freunde seit frühster Kindheit.“

Serenitys Hand verschwand fast in Kunzites Pranke. Der Mann war so groß, dass sie den Kopf zurücklegen musste, um ihn ins Gesicht sehen zu können. Seine grauen Augen blickten sie freundlich an. Sein Harr war fast silbern und so lang, das es ihm weit über den Rücken fiel.

„Dieses schmächtige Mädchen focht an deiner Seite?“

Endymion nickte.

Kunzite musterte sie eingehend und genoss es ungemein, dass sie unter seinem Blick errötete. „Ich bedaure zutiefst, dass Ihr für Schwächlinge wie diese kämpftet. Endymion ertrug ich in all diesen Jahren nur, weil er sich in einem Turnier immer so leicht besiegen ließ.“ Er zog sich einen Stuhl neben Endymion heran, legte seinem Freund einen Arm um die Schultern und guckte zu, wie die Dienerschaft eilig sein Mahl herbeischafften. Auch die beiden anderen Krieger warteten nicht erst umständlich darauf, das ihnen ein freier Platz angeboten wurde, sondern zogen einfach Stühle in Jedites Nähe heran.

„Mistress Peak, Ihr habt Euch wieder einmal selbst übertroffen“ erklärte Kunzite, während er das Essen hinunterschlang und dann mit einem Humpen Bier nachspülte.

„Ich nahm mir nicht einmal die Zeit, mein Pferd zu satteln“, raunte er Endymion zu. „Als wir die Nachricht erhielten, machten wir uns umgehend auf dem Weg, um uns davon zu überzeugen, dass du tatsächlich lebendig und wohlauf bist.“

„Und die Zeit zum Baden hast du dir ebenfalls nicht genommen.“ Endymion klopfte ihm auf den Rücken und sah zu, wie sein alter Freund den Rest der Mahlzeit verzehrte. Er leerte seinen Kelch, zufrieden. Er war wieder von seiner Familie und seinen liebsten Freunden umgeben, und falls ihm der Sinn nach einem Gefecht stünde, wäre die Frau an seiner Seite eine höchst würdige Gegnerin für ihn.
 

byby Blacklady



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Blaue_Rosse
2009-01-27T13:47:19+00:00 27.01.2009 14:47
hey deine ff ist sooo Super Schreib Bitte Weiter das ist Sooo Gut
(Bitttttttte)
LG tief = Blaue Rosse ^^
Von: abgemeldet
2008-08-30T12:32:18+00:00 30.08.2008 14:32
Deine Fanfic ist echt super toll...;)
Bin gespannt, wie es weiter geht!!!
Lg schoki
Von:  Nadi
2008-08-25T15:28:15+00:00 25.08.2008 17:28
Ich habe mich sehr über die Fortsetzung gefreut, bin wirklich super gespannt wie es in den nächsten Kapiteln weitergeht.

Ich mag deinen Schreibstil sehr, findet man hier nicht wie Sand am Meer.

Viel Spaß beim Schreiben des nächsten Kapitels.

Glück Auf! Die Nadi
Von:  mitsuki11
2008-08-25T07:43:12+00:00 25.08.2008 09:43
Super Kapitel!!

Freue mich das es endlich weiter geht!!
Man die beiden sind wirklich süß zusammen, hoffe die beiden kommen auch zusammen!

Und ich hoffe Bunny kann sich bald wieder erinnern!!

LG
Mina
Von: abgemeldet
2008-08-24T20:10:34+00:00 24.08.2008 22:10
hurra, ein neues kapi ist da! oh wie ich schon gelauert hab *g*
ist echt wieder super geworden.
ich dachte, ich lese nicht richtig, ... ganz schön frech der endymion! ^^ hätt ich jetz nicht erwartet! *g*

grr, dieser Meres... so ein lügner und verräter! ich bin schon auf das kapi gespannt, wenn er auffliegt.

freu mich schon suuuuper doll aufs nächste kapi! venus müsste ja auch bald kommen ne? :) oh, ich freu mich! hoffentlich kommt schneeeeell das nächste kapi! ^^

Liebe Grüße
Von:  Serenity-x3
2008-08-24T17:23:20+00:00 24.08.2008 19:23
Das war mal wieder ein tolle Kapitel :)
Ich bin gespannt wie es weiter geht mit Serenity & Endymion ...
Die zwei sind einfach zu süß zusammen, aber ich hoffe das Endymion noch n bisschen um Serenitys Gefühle kämpfen muss... :)
Einfach zu toll, wenn Endymion eifersüchtig wird..^^

Die Beweise,dass Königin Gaia die Mörderin ist, würden mich auch interessieren...

Ich bin gespannt wie es weiter geht..
Wann Serenity sich wohl wieder erinnern kann?

Bitte schreib so schnell wie es geht weiter... :)
*gespannt bin*

Lg Serenity-x3
Von:  sunshinekate1987
2008-08-24T16:16:06+00:00 24.08.2008 18:16
echt toll das ein neues Kapitel da ist :-)
ich liebe diese ff und bin jedesmal auf das neue Kapitel gespannt.
Und dieses war echt herlich, voll mit Gefühl und witz und auch etwas spannung.
Mach bald weiter grüssle Kate
Von: abgemeldet
2008-08-23T21:31:18+00:00 23.08.2008 23:31
wow deine ff ist einfach suuuper geil, ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen^^
normalerweise bin ich so ein bunny seiya fan, doch in deiner ff finde ich mamoru einfach nur super toll und hoffe auch, das er und bunny auch richtig zusammen kommern werden

schreib bitte gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz schnell weiter

freu mich schon lg

sunshinerose
Von:  mondsternchen_c
2008-08-23T12:11:18+00:00 23.08.2008 14:11
Hach wie toll, endlich ein neues Kap und wie immer fabelhaft.
Diese Badeszene, .. aber holla, der erlaubt sich ja wirklich so einiges, aber hey, er ist der Prinz x3

Na das ist aber mal die HÖhe, Queen Gaia als angebliche Mörderin hinzustellen, diese Beweise würden mich ja auch mal interessieren!

Deine Story ist einfach superspannend und bin jetzt schon total neugierig wies weitergeht! ~*

lg ^^v


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