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Schatten des Zweifels

Kapitel 16 ist on
von

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In den Händen des Feindes

„Er ist schon viel zu lange fort“ Serenity ging hin und her, weil sie ihre innere Unruhe nicht mehr zu unterdrücken vermochte.

Die Augen halb geschlossen, lehne Jedite an einem Baumstamm.

„Ich würde alles darum geben, wenn ich auch nur halb so viel Kraft hätte wie Ihr.“ Serenity fuhr zu ihm herum.

„Wie könnt Ihr nur so träge daliegen, während das Leben von Endymion möglicherweise in Gefahr ist?“ Jedite zuckte die Schultern. Wie hätte er auch die Schwäche erklären können, die ihm während jener vergangen Monate in diesen dunklen Kerker heimgesucht hatte? Als er ohne Hoffnung war, jemals wieder frei zu sein. Am schlimmsten aber war die Folter. Das alles hatte Tribut an seine Gesundheit gefordert.

„Er sagte uns, wir sollten hier warten. Also müssen wir das auch tun.“

Der Fluch, der Serenity über die Lippen kam, hätte wohl sogar die Gefängniswärter erschüttert.

„Von mir aus mögt Ihr ja warten.“ Sie ging zu den angebunden Pferden und holte Säbel sowie Dolch hervor. Jedite setzte sich auf.

„Was wollt Ihr tun?“ Sie betrachtete ihn mit einem Blick, der ihn an Endymion erinnerte.

„Ich beabsichtige nachzusehen, weshalb Euer Freund noch nicht zurückgekommen ist.“

„Er hat uns doch etwas anderes befohlen.“ Einen Moment lang war Jedite hin und her gerissen. In all den vielen Jahren wäre es ihm nie in den Sinn gekommen, sich Endymion zu wiedersetzen.

Er beobachtete, wie Serenity sich den Waffengürtel umschnallte und den Säbel in die Scheide steckte. Den Dolch verbarg sie unter ihren Gewand. Als sie danach im Wald verschwand, wartete er noch einen Augenblick und holte dann ebenfalls Waffen hervor. Danach ritt er los, um Serenity einzuholen.

Als die beiden sich der Lichtung näherten, hörten sie zornig erhobene Stimmen. In der nähe eines Baumes sah Serenity Endymion auf dem Boden liegen. Die Hände hatte man ihm auf dem Rücken gefesselt. Sein Hemd war blutdurchtränkt.

Serenity bemerkte Jedites schmerzerfüllten Blick. Tröstend und warnend zuglich legte sie ihm die Hand auf den Arm.

„Ich weiß, wie Ihr leidet“ flüsterte sie.

„Obgleich Endymion vermutlich noch weitere Qualen zugefügt werden, wäre es sinnlos, jetzt schon auf die Lichtung zu stürmen. Dort befinden sich zu viele Gegner. Wir müssen abwarten.“

Jedite nickte zustimmend, doch sie merkte, welche Überwindung es ihm kostete.

Sie beobachteten, wie mehrere Soldaten aufsaßen und dann in den Wald ritten. Bald verklangen ihre Hufschläge. Nun waren nur noch zwei Männer übrig, die ihren Gefangen bewachten.
 

Serenity huschte von Baum zu Baum und kroch gelegentlich durch das Unterholz, um nicht gesehen zu werden. Als sie endlich die gegenüberliegende Seite der Lichtung erreicht hatte, hockte sie sich auf den Boden und betrachtete die Szene. Der eine Wächter aß, der andere hatte sich auf einen Felsbrocken gesetzt und quälte Endymion.

Serenity sammelte eine Hand voll Steine und wartete den richtigen Moment ab, um Unruhe zu stiften. Sie konnte nur hoffen, das ihr Plan funktionierte.
 

„Die Wächter berichteten uns, wie ihr den armen Simmons ermordetet. Ihr bracht ihm einfach das Genick, nicht?“ Der Mann lachte so hoch und schrill, dass es wie der Schrei eines Seevogels klang.

„Seht Ihr das hier?“ Der Wächter deutete auf die unter seinem Gürtel steckende Peitsche.

„So bin ich zu meinen Namen gekommen – Whip, die Peitsche – ich habe sie selber gemacht“ erläuterte er stolz und strich mit der Hand über die dünnen Lederstreifen, die das Fleisch eines Menschen zerfetzen konnten.

„Schön nicht?“

Endymion antwortete darauf nicht, sondern arbeitete angestrengt an den Seilen, mit denen er gefesselt war. Ein Blick auf die Baumwipfel zeigte ihm, dass die Sonne noch nicht untergegangen war. Nicht weit von hier würden Sera und Jedite noch pflichtschuldig auf ihn warten. Die Suchmannschaft würde keine große Mühe haben, die beiden aufzuspüren. Man würde ihn und Jedite wieder in den Kerker schaffen, wo ihnen diesmal der sichere Tot bevorstand. Bei dem Gedanken an das Schicksal, welches Sera erwartete, erschauderte er. Wenn diese Tiere mit ihr fertig wären, würde sie sich ebenfalls den Tod wünschen.

„Simmons war ein Freund von mir“ redete der Wächter weiter.

„Wenn ihr uns im Kerker nicht eine so gute Unterhaltung bieten würdet, brächte ich Euch sicherlich schon jetzt um.“ Whip stand auf, spuckte aus und versetzte Endymion einen besonders heftigen Tritt.

„Ich darf jedoch die Anderen nicht ihres Vergnügens berauben.“

Grade wollte Whip erneut zustoßen, als er zwischen den Bäumen auf der anderen Seite der Lichtung etwas rascheln hörte. Er und der zweite Wächter blickten wachsam in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.

„Kümmere dich darum“ befahl Whip.

Der Angesprochene legte das Stück Fleisch aus der Hand, zog seinen Säbel aus der Scheide und ging, um die Angelegenheit zu untersuchen.

Grade als er in den Wald trat, raschelte es von der anderen Seite. Dort zielte Serenity sorgfältig, warf die Steine in das trockene Buschwerk und wusste, dass sie für die notwendige Ablenkung sorgen würde.

„Wer da?“ Whip schaute sich auf der Lichtung um und sah grade noch seinen Kameraden verschwinden. Abermals blickte er um sich und hörte ein neuerliches Geräusch.

Als das Rascheln gar kein Ende mehr nahm, stürmte Whip über die Lichtung und spähte in den dichten Wald.

„Sprecht! Wer wagt es, mir zu trotzen?“

Ganz in seiner Nähe, jedoch außerhalb seiner Reichweite raschelte es erneut. Verärgert hieb er mit der scharfen Klinge seines Säbels in die Dornenbüsche, die an seinem Hosenbein zerrten, während er sich durch das Unterholz kämpfte.

Endymion der grade aufschaute, sah einen Säbel aufblitzen, und Serenity trat auf die Lichtung. Er fühlte, dass an seinen Fesseln gezogen wurde, und erblickte zu seinem Erstaunen Jedite, der sich über ihn beugte, um ihm die Seile zu zerschneiden.

„Ich befahl dir doch, dich zu verstecken! Wer gab dir das Recht...?“

„Beeilt Euch!“ forderte Serenity Jedite auf, denn ihr fiel auf, dass die erste Wache aus dem Wald zurückkehrte. Sofort eilte sie zu ihm, stellte sich dem Mann in den Weg und hob sogleich ihren Säbel.

Endymion, der noch immer gefesselt war, konnte Serenity nicht zu Hilfe eilen. Mit unfreiwilliger Bewunderung beobachtete er, wie sie einem Gegner gegenübertrat, der sie hoch überragte.
 

Der Mann war vorübergehend dermaßen überrascht, dass er sie nur anstarren konnte. Träumte er, oder war dieses schöne Geschöpf gradewegs vom Himmel gefallen? Dann sah er die Klinge im Sonnenlicht aufblitzen. Jetzt verzog er die Lippen zu einem Lächeln.

„Willst du mich verspotten, Weib?“

„Nein, Sir. Herausfordern will ich Euch.“

Sein Lächeln erstarb, als sie ihm mit einem Ausfallschritt unvorbereitet erwischte. Ihre Klinge fuhr ihm in die Schulter und schlug ihm eine heftig blutende Wunde.

Wütend wollte er sie zurücktreiben, doch das gelang ihm nicht. Stattdessen sprang sie wieder vorwärts, so dass er zur Seite ausweichen musste. Obwohl er recht annehmbar focht, war er Serenitys Geschick nicht gewachsen. Seine Wut verwandelte sich in Furcht, als ihm klar wurde, das seine Gefährten viel zu weit entfernt waren, um ihm zu Hilfe zu kommen.

Als er das metallische Schlagen von Klinge gegen Klinge hörte, kam Whip aus dem Wald gelaufen, doch beim Betreten der Lichtung blieb er wie angewurzelt stehen. Der Gefangene lag nicht mehr am Boden, sondern sprang grade auf die Füße.

„Wirf mir deinen Säbel her!“ brüllte Endymion dem Blonden zu, und einen Moment später stand er dem Mann gegenüber, der ihn noch vor Minuten so gnadenlos verhöhnt hatte.

„Ich glaube, du hattest eine Feier geplant“ sagte Endymion leise, und die Klinge seines Säbels blitzte.

Whip sprang vorwärts, weil er dem Ganzen ein Ende machen wollte, doch Endymion wich dem Stoß mühelos aus und konterte selbst mit einem Hieb. Seine Klinge schnitt durch den Ärmel des Wächters, ohne den Arm darunter zu treffen.

„Ich habe Euch schon einmal gefangen. Das gelingt mir auch wieder!“

„Beim letzten Mal halfen dir vier Männer. Diesmal bist du allein.“ Mit einem eleganten Seitenschritt wich Endymion dem Vorstoß des Wächters aus und trieb seine Klinge in den weichen, fleischigen teil von dessen Oberarm.

„Ich glaube nicht, dass dein Geschick für diese Aufgabe ausreicht!“

Die Lippen zusammengepresst, konzentrierte Whip sich darauf, sich der meisterhaften Säbelführung seines Gegners anzupassen.

Obwohl er ein recht kräftiger Mann war, musste er jedoch feststellen, dass er bereits stark ermüdete.

Auf der anderen Seite der Lichtung focht Serenity ebenso geschickt gegen einen Mann, den die Wendigkeit der jungen Frau verblüffte. Jedes Mal wenn er eine Öffnung für seine Klinge entdeckte, gelang es ihr, zur Seite zu tänzeln, ihr Säbel dagegen schien bei jedem Stoß das Ziel zu treffen. Obwohl sie dem Wächter keine tödlichen Verletzungen beibrachte, blutete er bald aus vielen Wunden, und die Anstrengung, seiner Gegnerin immer wieder auszuweichen, erschöpfte ihn schnell. Er wusste, dass er nicht mehr viel länger würde durchhalten können.

Da hörte Jedite die Hufschläge herannahender Pferde.

„Endymion, Sera, wir müssen fliehen! Die anderen kehren zurück!“

Endymion hörte zwar, was sein Freund rief, weigerte sich indes, von dem Mann abzulassen, der ihn verhöhnt und geschlagen hatte. Der Rachedurst erhitzte sein Blut.

„So, du willst mich also an der Decke meiner Zelle aufhängen, ja?“ Endymion trieb den Wächter mit dem Säbel zurück, bis er mit dem Rücken gegen einen Baumstamm stieß.

„Und du willst Jedite auspeitschen, bis an seinen Knochen kein Fetzen Fleisch mehr hängt?“ Er spürte so etwas wie Erleichterung, als seine Klinge durch die Schulter des Mannes fuhr und dort den Knochen traf.

„Endymion!“ Er spürte Jedites Hand auf seinem Arm und hörte dessen sanfte Stimme.

„Lass den Mann. Er kann nicht mehr fechten.“

„Ja.“ Endymion vernahm zwar die Worte deines Freundes, doch sein Hass war stärker als die Vernunft.

„Bitte, Endymion“ Jedites Stimme klang jetzt verzweifelt.

„Für dergleichen haben wir jetzt keine Zeit mehr. Wir müssen unbedingt fliehen!“

Endymion spürte die Schmerz. Er wusste, dass seine Rippen gebrochen waren, als ihn die Angreifer überwältigt hatten. Er fasste seinen Säbel fester und blickte dem Mann ins Gesicht, der ihm diese Scherzen zugefügt hatte. Seine Augen waren dunkel vor Wut.

„Wäre ich nur halb das Tier, das du bist“ knurrte er „würde ich dich auf der Stelle töten!“

Der Mann erstarrte und erwartete sein Schicksal.

„Doch damit du den Anderen berichten kannst, Endymion sei ein Mann von Ehre, werde ich dein armseliges Leben verschonen“

Mit einem letzten Hieb entwaffnete er den Wächter und warf dann Jedite den Säbel zu. Whip sank auf die Knie.

Endymion schaute zu Serenity hinüber, welche mit der Spitze ihres Säbels auf das Herz ihres Gegners zielte.

„Wir müssen gehen, Sera. Sein Leben und sein Tod liegt in Euren Händen.“ Und kurz darauf fügte er hinzu.

„Ihr alleine habt die Wahl.“

Serenity starrte den Mann an, der sie mit aufgerissenen Augen stumm anfleht, ihn zu verschonen.

„Belästigt uns nie wieder!“ drohte sie ihm mit scharfer Stimme.

„Und blast diese Vergeltungsaktion ab.“ Sie trat einen Schritt zurück und sah dem Wächter die Erleichterung an.

„Andernfalls werden wir euch beim nächsten Aufeinandertreffen gnadenlos töten.“
 

Erleichtert und von Endymion gefolgt, ging Jedite voraus in den dunklen Wald. Serenity warf noch einen letzten Blick auf die beiden besiegten Wachen, drehte sich dann um und folgte Endymion und Jedite.

Als die beiden im Unterholz verschwanden, hörte sie eine Männerstimme.

„Nun schaut doch nur einmal, was wir hier haben. Die freundlichen Götter schicken uns zu unseren Vergnügen eine Frau!“

Eine Horde Soldaten erschien auf der Lichtung, und kräftige Hände legten sich um Serenity Hals. Vergeblich versuchte sie, sich aus dem Griff zu befreien.

„Weiter so, Mädchen! Versuche nur, dich mir zu wiedersetzen“ hörte sie eine Männerstimmer knurren.

„Damit gibst du mir den besten Grund, dir die Kehle durchzuschneiden.“
 

byby Blacklady
 

p.s: Ich wünsche euch allen, ein guten Rutsch ins neue Jahr^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  mieze-katze
2008-01-01T12:41:18+00:00 01.01.2008 13:41
erstmal wünsch ich dir ein frohes neues jahr
das Kapitel war spitzen klasse aber wie kannst du uns an so einer Stelle nur so auf die Folter spannen??????
Also ich hoffe du weißt was das jetzt heißt ..... ^,-

Ganz liebe grüße Miezie
Von:  Carinchen1982
2007-12-31T11:32:39+00:00 31.12.2007 12:32
Wie kannst du jetzt nur wieder aufhören. :D
Hoffentlich gehts bald wieder weiter.
Bis dann und einen guten Rutsch.
Von:  sunshinekate1987
2007-12-31T10:27:07+00:00 31.12.2007 11:27
oh wie kannst du bloß, an so einer Stelle aufhören?
oje... die arme Serenity
bitte mach bald weiter.
Einen guten Rutsch ins neue Jahr
wünscht dir
SunshineKate


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