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Schatten des Zweifels

Kapitel 16 ist on
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Schicksalhafte Begegnung

Als Serenity aus ihrer Bewusstlosigkeit erwachte, fror sie und fühlte sich müde und niedergeschlagen. Ihr war, als sei alle Lebenskraft aus ihr gewichen. Sie mochte dieses Gefühl ganz und gar nicht.

Benommen setzte sie sich auf und hielt ihren Kopf. Sie erinnerte sich, solche Kopfschmerzen schon einmal gehabt zu haben. Unwillkürlich sah sie sich um, bis die Erinnerungen des Vortages zu ihr zurück kehrten. Sie befand sich noch immer im Wagen des Händlers und sie hatte schrecklichen Hunger. Wie lange war es jetzt schon her, das sie etwas vernünftiges gegessen hatte? Zu lange, wie ihr knurrender Magen es mitteilte.

Als sie vorsichtig die Holzverkleidung zurück schob, musste sie die Augen schließen. Die Sonne stand hoch oben am Himmel und brannte in ihren Augen, die sich schon zu sehr an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Als Serenity endlich wieder klar sehen konnte, stieß sie einen leisen Laut der Überraschung aus. Das war nicht mehr das kleine Fischerdorf, an dem sie gestern gestrandet war. Um sie herum tobte das blühend Leben.
 

Mit staunenden Augen, schlenderte Serenity zwischen den Ständen des Markplatzes umher. Sie hatte keine Ahnung wo sie sich befand und wie sie hierher gekommen war, doch es war einfach Atemberaubend.

Sie kam an einer Garküche vorbei, an der weiche Haferpfannkuchen auf einem runden Blech flink gewendet und an Vorübergehende verkauft wurden. Eine Frau hatte grade ein paar davon erstanden und verteilte sie unter ihren aufgeregten Sprösslingen. Ärgerlich wies sie eines der Kinder zurecht, doch schon im nächsten Moment zerzauste sie liebvoll sein Haar. Als sie Serenity sehnsüchtigen Blick bemerkte, wandte diese sich schnell ab und eilte weiter. Es war nicht das Essen gewesen, dem ihr Blick gegolten hatte.

„Krüge und Kannen!“ rief ihr ein Händler entgegen. Der Mann schwenkte eine grün glasierte Kanne in der Luft, deren Ausguss wie ein grinsendes Gesicht geformt war. Verbissen und mit geröteten Wangen feilschte eine Hausfrau mit dem Gehilfen des Händlers, um den Preis eines Kochgefäßes.

Schnell wurde Serenity klar das sie Geld brauchte, um sich etwas zu Essen kaufen zu können. Doch woher sollte sie es nehmen? In ihrem Palast hatte sie so etwas niemals gebraucht, also trug sie auch keines bei sich.

Um die Tuch und Schmuckstände hatten sich ganze Horden von Frauen versammelt. Die beäugten und befingerten, diskutierten, begehrliche Blicke warfen und gelegentlich auch etwas kauften.

Serenity berührte leicht ihre silberne Kette, die trotz aller Strapazen noch immer um ihren Hals ruhte. Der Mondstein, der in dem runden Anhänger eingearbeitet war, war einzigartig auf dieser Welt und würde sicher ein vermögen einbringen, wenn man ihn verkaufte. Doch es wiederstrebte ihr. Es war das einzigste Erinnerungsstück, das sie noch von ihrem Vater hatte. Niemals würde sie es freiwillig hergeben.

Ihr Weg führte Serenity durch die breite Gasse, an der die Waffenschmiede ihre Stände aufgebaut hatten. Die funkelnden Schwertklingen, die Äxte, Dolche, Schilde, Kettenhemden, Helme und andere Stücke, die zur Ausrüstung eines Kriegers gehörten, fesselten ihren Blick.

Natürlich zog sie immer einen friedlicheren Weg vor, doch das hieß nicht das sie sich nicht Verteidigen konnte, wenn sie es musste. Schon sehr früh hatte man ihr eingeschärft, das ihr Leben zu kostbar sei und sie sich nicht immer auf die Hilfe von anderen verlassen konnte. Deshalb gehörte es zu ihrer Ausbildung als Prinzessin, mit all dieses Waffen auch umzugehen. Und tief in ihrem Herzen, war sie nun einmal die Tochter eines Kriegers.

Plötzlich spürte sie einen kräftigen Stoß in ihrem Rücken. Sie stolperte, und als sie sich überrascht umdrehte, sah sie sich einem Rothaarigen Soldaten und seinen Gefährten gegenüber.

„Welch angenehme Überraschung, Mylady“ er zückte seine Messer.

„Man sagte mir zwar das Ihr hier seid, aber das wir Euch so schnell finden würden. Das hätte selbst ich nicht erwartet“ Serenity schluckte, ließ aber das Messer keinen einzigen Augenblick aus den Augen.

„Was wollt Ihr von mir? Ich habe nichts getan“ trotzig hob sie ihr Kinn und versuchte sich ihre Furcht nicht anmerken zulassen.

„Was Ihr getan habt und was nicht, ist nicht von belang. Ihr werdet jetzt mit uns kommen und macht uns ja keine Schwierigkeiten, Prinzessin“ sie zuckte zurück, als er grob ihren Arm packte.

Schreckliche Angst durchzuckte Serenity wie ein greller Blitz. Sie zog ihren Fuß zurück, trat dem Soldaten, der sie gefangen hielt, gegen das Schienbein, wand sich und biss in die Hand, die ihren Ellbogen umklammerte. Der Soldat schrie auf und ließ sie los. Serenity machte das sie wegkam.

Flink und wendig wie ein Aal zwischen den Steinen, huschte sie zwischen den Markständen hindurch, aber auch ihre Verfolger waren schnell.
 

Endymion kniete halb verborgen hinter einem Baum und beobachtete das Hirschrudel, das in der Nähe äste. Aus einem Zweig hatte er sich eine Art Messer geschnitzt, mehr brachte er im Moment nicht. Reglos spähte er zu der Lichtung. Er beabsichtigte, die Hirschkuh mit ihrem Kitzen unbehelligt vorbeiziehen zulassen und dann Bock zu erlegen, der die Nachhut bildet. Dessen Fleisch würde ihn und Jedite auf ihrer bevorstehenden langen Reise ernähren. Der Gedanke an seinen geschwächten Freund gab ihm neue Kraft. Jedite vertraute ihm, das er sie sicher heimbrachte. Endymion wollte ihn nicht enttäuschen.

Plötzlich hob das Hirschrudel aufgeschreckt die Köpfe. Durch die Sträucher sah Endymion, was die Tiere alarmiert hatte. Eine Junge Frau rannte über eine Weide auf den Wald zu. Enttäuschung durch fuhr ihn. Er war so nahe dran gewesen, Nahrung zu beschaffen.

Etwas blitzte im Licht der Sonne auf ein mal auf und Endymion kniff die Augen zusammen, um die Frau besser erkennen zukönnen. Selbst aus dieser Entfernung sah er, das ihr Gesicht von Schmutz vollkommen verunreinigt war und ihr Kleid an mehreren Stellen nur noch aus Fetzten bestand. Um besser laufen zukönnen, hatte sie ihr Gewand gerafft und enthüllte sonnengebräunte, wohlgeformte Beine. Es schimmerte in einem Bernsteinton, der die Sonnenstrahlen einfing. Das geschürte Mieder schmiegte sich an hohe Brüste und die schmale Taille. Das volle goldblonde Haar wippte um ihre Schultern.

Einen kurzen Moment erhaschte Endymion einen Blick in ihre leuchtend blauen Augen und etwas in seinem Herzen regte sich, das schon längst gestorben zu seinen schien. Er hatte schon befürchtet, die drei Monate im Fleet-Gefängnis hätten alles Menschliche in ihm ausgelöscht.

Dann wandte sie hektisch den Kopf nach hinten und Endymion folgte ihren Blick. Was er sah ließ ihn erschrocken den Atem anhalten, während er die hölzerne Waffe fester umklammerte.

Ein Dutzend bewaffneter Reiter, waren ihr dich auf den Fersen. Es war offensichtlich, das sie auf ihren Pferden das Mädchen schon sehr bald eingeholt haben würden.

„Bleibt stehen Mylady. Ihr könnt uns ja doch nicht entkommen“

Als Endymion das hörte war er vollends verblüfft. Er hätte dieses Mädchen, in ihren zerrissenen Kleidern eher für eine Diebin gehalten, nicht als eine Frau von edler Geburt.

Er beobachtet den Burschen, dessen Stimme der Wind zu ihm herübertrug. Obwohl der junge Mann hoch gewachsen und muskulös war, bezweifelte Endymion nicht, dass er ihn im Kampf besiegen würde. Dessen jugendlicher Eifer wäre gewiss ein Vorteil gewesen, würde Endymion nicht von etwas weit Bezwingenderem angetrieben - von seiner Verzweiflung. Denn genau diesen Männern, hatten er und Jedite überhaupt erst die Einkerkerung ins Fleet-Gefängnis zu verdanken gehabt.

Ein Schrei zerriss plötzlich die Stille, die nur von den nährenden Hufschlägen unterbrochen wurde und zähneknirschend erkannte Endymion, das die junge Frau über einen am Boden liegenden Stock gestürzt war. Jetzt würde sie ihren Verfolgern sicherlich nicht mehr entkommen können.

Zu seinem erstaunen, rappelte sich das Mädchen schnell wieder vom Boden hoch, doch anstatt weiter vor ihren Feinden zu fliehen, griff sie nach dem Stock und erwartete die erste Attacke.
 

Närrin, dachte Endymion. Welche Chance hatte schon ein Mädchen gegen ein Dutzend Männer?

Der Schwarzhaarige ermahnte sich, dass ihn diese Sache nichts anging, und selbst wenn er ihr zu Hilfe kommen mochte, so besaß er doch für den Kampf keine brauchbare Waffe.

Schon wollte er sich weiter in den Wald zurückziehen, bevor man ihn etwa entdeckte, doch irgendetwas hinderte ihn daran. Er beobachte die Vorgänge weithin aus seinem Versteck, und seine Neugierde wandelte sich langsam in Verblüffung.

Dieses Mädchen war ja eine erprobte Kriegerin!

Sie tänzelte, parierte und stieß immer wieder zu, bis der erste Angreifer aus dem Sattel gegen einen Baum stürzte. Ein zweiter Mann glitt von seinem Pferd, doch die junge Frau überwältigte auch diesen. Sie focht mit ihrem Stock, wie mit einem Säbel, und obwohl die Gegner wesendlich größer waren als sie, gab sie nicht auf.

Endymion musste an Jedite denken, den er alleine und verwundet zurückgelassen hatte. Falls er ihn nicht bald versorgte, wäre dies das Ende des Jungen. Jedite zuliebe wäre er gerne umgekehrt, doch es ging ihm gegen die Natur, vor einem Gefecht davonzulaufen, besonders da ihm klar war, dass diese unschuldige Frau seinetwegen überfallen worden war.

Obwohl sie mit großem Geschick focht, wurde schnell offensichtlich, das sie angesichts der Überzahl der Angreifer bald unterliegen würde.

Ohne an seine eigene Sicherheit zu denken, trat Endymion aus dem Wald. Er bückte sich und zog einem gefallenden Soldaten den Säbel aus der Hand.
 

Aus dem Augenwinkel bemerkte Serenity den Fremden, der sich jetzt in den Kampf einmischte. Als sie erkannte, das er auf ihrer Seite war, wandte sie sich wieder ihrem Gegner zu.

Das Gefecht war unterdessen zu einer blutigen Schlacht geworden.

„Hinter dir, Mädchen!“

Serenity fuhr herum und sah sich einem weiteren Krieger gegenüber. Mit flinken Bewegungen trieb sie ihn zurück, wich dann seinem Ausfall geschickt aus und entledigte sich seiner, doch schon bedrängten zwei andere Angreifer sie. Als sie zurückspringen wollte, landete sie versehentlich an der Brust des Fremden, der sich grade zwei weitere Säbelfechter vom Leib hielt.

„Gut gemacht, Mädchen“ rief Endymion ihr zu und kämpfte ihren Gegner zu Boden.

Zeit, darauf etwas zu erwidern, blieb Serenity nicht. Um sie herum waren zahlreiche Bewaffnete. Manche saßen noch zu Pferd, andere schwangen sich aus dem Sattel, um ihren verwundeten Kameraden zu helfen.

Da sah Endymion einen Mann hinter einem Baum hervorspringen und auf Serenity zulaufen. Augenblicklich erkannte er, das dieser Krieger nicht zu den Soldaten gehörte. Rasch brüllte er ihr noch einen Warnung zu und nahm dann seinen eigenen Kampf wieder auf.

„Niell, du Verräter!“ Serenity fühlte den scharfen Schmerz, als der Säbel ihres Gegners sie an der Schulter traf, wodurch sie jedoch ihre Anstrengungen noch erhöhte. Sie hörte ihr eigenes heftiges Atmen, während sie ihren Angreifern mit schnellen Paraden zurücktrieb. Die Schmerzen ihrer neu blutenden Wunde, spürte sie indes nicht mehr.

„Ihr wisst gar nicht wie lange ich auf diesen Tag gewartet hab, um euch endlich ins Jenseits zu befördern. Nur schade das mein erster Versuch nicht geklappt hat“ er lächelte höhnisch und ungeachtet ihrer Tränen der Wut, die ihr fast die Sicht raubten, sprang Serenity mit erhoben Stock ihren Angreifer an.

„Dafür wirst du bezahlen“
 

Wie gelähmt beobachtet Endymion den verzweifelten Kampf der jungen Frau. Konnte er es vielleicht weniger gut als dieses Mädchen? Und wenn es sie alle das Leben kostete – sie mussten bis zum letzten Atemzug fechten.

Er sah wie der Fremde einen Ausfallschritt zur Seite tat und das Mädchen für einen kurzen Moment ins schwanken geriet. Doch sie fing sich wieder, bevor sie stürzen konnte und drehte sich genau in den Moment wieder um, als ihr Gegner mit seinem Schwert ausholte. Sie riss den Stock nach oben, in der Hoffnung so ihren Körper vor dem scharfen Metal zu schützen. Doch die Wucht des Aufpralls war zu groß, als das sie es in ihrem geschwächten Zustand auszuhalten vermochte.

Sie spürte den Schlag, der ihr Schädel zum explodieren brachte, bevor eine gnädige Dunkelheit sie einhüllte. Ihr Körper sackte leblos zu Boden und ein feiner Blutstrom floss ihre Schläfe hinunter und sammelte sich schließlich zwischen den Feldblumen auf dem Erdboden.

Endymion hatte dem allen mit immer größer werdenden Entsetzen zugesehen, doch ehe er ihr zu Hilfe eilen konnte, war er schon selbst umzingelt. Mit dem Mut der Verzweifelung schlug er seine Angreifer zurück. Jedite war schließlich von ihm abhängig. Endymion focht nicht nur um sein Leben, sondern auch um das seines Freundes. Jetzt musste er die Sache auch zu Ende führen. Dabei entging ihm aber, das goldene Funkeln, dass Serenitys Stirn bedeckte und samt den Halbmond der unter dem Schutz verborgen war verschwand.
 

Nun waren nur noch drei Gegner übrig, und da diese das Schicksal ihrer Kameraden nicht teilen wollten, zogen sie sich zurück und verschwanden im Wald. Die Schlachtrufe waren verklungen, und eine unheimliche Stille senkte sich herab.

Endymion schaute sich nach der jungen Frau um, die am Boden lag. Er kniete sich neben sie und sah nach ihren Verletzungen. Sie blutete an mehren Stellen. Was jedoch viel schlimmer war, sie hatte einen schrecklichen Schlag auf den Kopf abbekommen.

Behutsam betastete er die Beule, doch sie blieb reglos liegen. Er suchte nach dem Puls an ihrem Hals und fühlte ihn nur schwach.

Leise vor sich hin fluchend, nahm Endymion die Waffen und Umhänge der gefallenden Krieger an sich. Jetzt gehörten sie ihm. Rasch befestigte er sie am Sattel eines Pferdes, das einem der Toten gehörte und nun friedlich graste. Dann kümmerte er sich um die junge Frau. Nur das schwache Heben und Senken ihrer Brust zeigte das sie noch Lebte. Er hob sie auf seine Arme, schwang sich mit ihr auf eines der Pferde, ergriff die Zügel des zweiten und befestigte sie an seinem Sattel. Es galt keine Zeit zu verlieren. Jedite war schon viel zu lange alleine.

Während die Pferde durch den Wald trabten, haderte er mit seiner misslichen Situation. Welch grausames Spiel treib das Schicksal mit ihm? Er hatte Jedite versprochen, ihn sicher heimzubringen, und nun hatte er sich auch noch dieses hilflose Mädchen aufgebürdet, ein Geschöpf, das ihm völlig rätselhaft war.
 


 

byby Blacklady



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  mel-ben
2007-12-08T16:52:37+00:00 08.12.2007 17:52
echt klasse.
freu mich auf´s nächste kap.
schreib bald weiter.

lg mel
Von:  mondsternchen_c
2007-12-03T00:51:11+00:00 03.12.2007 01:51
KÖnnte mir denken, dass die gute jetzt ne feine Amnesie hat, o.ä.
Bin schon sehr gespannt, wies weitergeht!
lg
Von:  mieze-katze
2007-12-02T17:28:08+00:00 02.12.2007 18:28
total genial
bin gespannt was als nächstes passiert
mach weiter so und schreib bitte schnell weiter

lg miezie
Von:  sunshinekate1987
2007-12-02T16:42:19+00:00 02.12.2007 17:42
das war wieder grandios. Was passiert jetzt?
Bitte mach bald weiter.
Grüsse Kate



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