Two Cats - Two Assassins von Stoechbiene ================================================================================ Kapitel 2: Unfeines Leben ------------------------- 2. Robin Unfeines Leben „Wo…?“ „Na zu Hause, wo denn sonst?“ Ich lächle beruhigt als ich Nami erkenne, die vor dem Sofa steht und mich angrinst. „Was ist denn überhaupt passiert?“ „Ich bin überfallen worden.“ „Von einer Gruppe Sanitäter?“ „Was? Nein. Zwei Typen, sie wollten mein Geld. Nami, es tut mir leid, sie haben alles gestohlen…“ Tränen sammeln sich in meinen Augen, weiß ich doch, daß es nun noch schwerer für uns beide wird diesen Monat zu überstehen. „Sag mal, bist du betrunken? Es waren fünfzig Pipen in deinem Portemonnaie, davon habe ich mir zehn genommen, um einzukaufen.“ „Fünfzig?“ „Ja. Wo hast du die ganze Kohle her, es ist fast Monatsende? Außerdem hast du eine schicke Lederjacke getragen, als ich dich vor der Wohnungstür gefunden habe. Wohl einen heimlichen Liebhaber, wie?“ feixt sie. „Nein! Ich bin wirklich überfallen worden. Mein Bein tut jetzt noch weh.“ Ich schlage die Decke zurück und starre auf den Verband, der straff um meine Wade gewickelt ist. Was ist hier nur los? „Ist ja auch egal, Hauptsache du wurdest nicht ernsthaft verletzt. Unser Boß hat heute von seiner Dienstreise angerufen, wollte dich sprechen, aber ich habe ihm erklärt, du wärst im Archiv beschäftigt und er wisse ja selbst, wie schlecht dort der Empfang vom Funktelephon sei. Daraufhin war er zufrieden.“ „Gott sei Dank!“ „Wohl wahr. Aber morgen ist er wieder zurück. Meinst du, du kannst arbeiten?“ „Kein Problem, das kriege ich hin. Wir können ja behaupten, ich sei von der alten Leiter gefallen, weil eine Sprosse gebrochen ist. Vielleicht kauft er dann endlich eine neue.“ „Wollen wir es hoffen.“ Den Abend verbringe ich damit, über die Geschehnisse des Vorabends nachzugrübeln, aber ohne Erfolg. Als einziger Anhaltspunkt bleibt mir die schwarze Lederjacke, die mir mein anonymer Retter angezogen hat. Warum? Gut, es war naß und kalt draußen, meine eigene Jacke in Fetzen gerissen, aber mir deshalb ein so teures Kleidungsstück zu überlassen? Ich streife sie mir über, betrachte mich dabei im Spiegel meines Kleiderschranks. Das Bild ist ein wenig verzerrt, durchzieht das Glas doch zwei große Risse, aber es reicht für den Hausgebrauch. Wieder richte ich meine Aufmerksamkeit auf die Jacke, die mir doch ein Stückchen zu groß ist. Eindeutig eine Männerjacke. Der Typ muß schlank, aber muskulös sein, denn die Schulterpartie ist recht breit, aber zur Taille hin wird sie schmaler. Kein Bierbauch also. Vorsichtig ziehe ich den Kragen zu, um ein wenig daran zu schnuppern, schließlich verrät der Geruch viel über einen Menschen. „Hmm…“ Riecht nach teurem Parfum, aber dezent aufgetragen. Die Frage ist nur, was treibt einen offensichtlich reichen Mann dazu, sich in so einer Gegend aufzuhalten? Sicherlich nichts Gutes! Erschrocken über meine Erkenntnis werfe ich die Jacke von mir, starre sie an, als läge ein Fluch auf ihr. Nur, wenn er dort war, um ein krummes Ding zu drehen, wieso hat er mir dann geholfen? Es hätte ihm doch egal sein können, was die beiden Kerle mit mir vorhaben? Ich hebe das kostspielige Kleidungsstück wieder auf, hänge es über meinen Stuhl am Schreibtisch, ehe ich die kleine Wendeltreppe hinunter ins Wohnzimmer gehe. Zwar ist die Wohnung recht klein, aber stilvoll. Jede von uns hat ihr eigenes kleines Schlafzimmer mit Bad, wobei meines auch eine Badewanne vorzuweisen hat, dafür nimmt mir aber die Dachschräge Wohnraum weg. Neben Nami’s Zimmer befindet sich auch die Wohneßküche, oder wie man das nennen mag, denn die Küchenzeile liegt direkt in dem Raum, in dem sich Eingangstür, Nami’s Zimmertür und die Wendeltreppe zu meinem Zimmer befinden. Ein kleiner Tisch, vier verschiedene Stühle und ein ramponiertes Sofa, das ist alles. „Gut, daß du kommst, es gibt Hawaiitoast. Da konnte ich am wenigsten was falsch machen.“ Ich nicke grinsend, sind wir Zwei doch einfach keine guten Hausfrauen. Mein Blick fällt auf die Zeitung, die zerfledert auf dem Eßtisch liegt. Unser Nachbar schenkt sie uns immer, nachdem er sie zu Ende gelesen hat. Er hat ja sonst nichts, wie er sagt. Ich blättere die Seiten dieses Schandblattes durch, denn eine ordentliche Tageszeitung sieht meines Erachtens anders aus, weniger leichtbekleidete Mädels und mehr Text, aber besser als nichts. ‚Zwei Tote im Hafenviertel gefunden’ lautet die Überschrift des Artikels im Regionalteil. Eigentlich nichts besonderes, denn da die Nächte hier rauh sind und es viele Penner und Junkies gibt, kommt das häufiger vor, dennoch läßt mich das Bild der beiden Männer inne halten. „Das…“ „Was hast du?“ „Das sind die beiden, die mich überfallen haben!“ „Ehrlich? Na dann hat es ja die richtigen Typen erwischt.“ „Nami, ich finde das nicht witzig! Wenn die jemand kalt gemacht hat, dann hat derjenige mich vielleicht auch gesehen.“ „Na und? Du bist für so einen Killer doch total uninteressant. Sei lieber froh, daß du die Kerle los bist, denn wenn die deinen Ausweis geklaut hätten, wären sie früher oder später hier aufgetaucht.“ Zwar nicke ich, überfliege dabei aber bereits den Artikel mit meinen Augen. „Der Reporter muß auch total der Stümper sein, denn er hat irgend was von einem Schwert als Mordwaffe gefaselt. Bei diesen Käseblättern nehmen die heutzutage echt jeden. Vielleicht sollten wir einfach den Job wechseln. Robin? Hörst du mir überhaupt zu?“ „Ja…. Aber du hast recht, mit einem Schwert hat die garantiert keiner umgelegt, damit kann doch heutzutage keiner mehr umgehen.“ Aber ob mich das beruhigen sollte? In den darauffolgenden Tagen tauchen noch mehr Artikel über mysteriöse Todesfälle auf. Genickbruch, zertrümmerte Schädel und auch ein paar aufgeschlitzte Leichen sind darunter. Natürlich redet die Presse gleich von Amokläufern und Serientätern, obwohl ich diesmal dazu geneigt bin ihnen zu glauben. Nachts wache ich oft schweißgebadet auf, starre danach jedesmal auf die Lederjacke und frage mich dabei, ob ich einfach nur Glück hatte, oder mir jemand wirklich zu Hilfe kam. Ich weiß es nicht. Fest steht allerdings, daß mich der Schlafmangel bis an meine Grenzen treibt und ich mich bei meiner Arbeit weniger gut konzentrieren kann. Nami und ich arbeiten in einem Wettbüro auf der anderen Hafenseite, führen Buch und kümmern uns um die Gäste, wenn denn mal wieder ein großes Spiel ansteht. Egal ob Pferderennen, Football, Basketball, Boxen, Baseball und wie der ganze Kram heißt, es kann auf alles gewettet werden. Natürlich laufen bei uns immer mehrere Fernseher gleichzeitig, schließlich soll keiner zu kurz kommen, darauf legt unser Boß wert, nur nicht auf gute Bezahlung! Aber Big Ed wäre sicherlich nicht so fett geworden, wenn er nicht das meiste Geld für sich behalten würde. „Ich bin nur um eure schlanken Figuren besorgt, meine Hübschen!“ antwortet er immer auf die Frage nach einer Gehaltserhöhung. Dabei kann dieser Fettsack froh sein, daß er uns hat! Nami und ich sind zudem ziemlich gute Pokerspielerinnen und in einer Spielunterbrechung nehmen wir den dann meist schon betrunkenen Männern noch zusätzlich ein paar Mäuse ab. Und was ist der Dank? „Robin! Süße, wo steckst du denn?“ Wenn man vom Teufel spricht…. „Ich bin hier drüben, in ihrem Büro!“ Was er jetzt schon wieder will? Ich klettere von der Empore auf die Leiter, um nach unten zu steigen. Das Büro gleicht eher einer Bibliothek, vollgestopft mit dem Almanach eines jeden Jahres zu jeder Sportart, auf die man bei uns wetten kann. Dann noch ein paar Regelbücher der Sportarten, die alten Wettbücher vorangegangener Jahre, Kreditbücher und nicht zuletzt Big Ed’s Schmuddelheftchensammlung, die natürlich ganz unten steht, sonst kommt er mit seinem fetten Arsch ja nicht dran. Ich beeile mich nach unten zu kommen, denn er steht schon wieder mit diesem gierigen Grinsen unten und starrt zu mir hoch. Alter Spanner! Am liebsten würde ich ihm in seine häßliche Visage treten, aber wovon bezahle ich dann meine Miete? „Hallo, mein Täubchen. Du hast mir gefehlt!“ Verreck! „Ach wirklich?“ Wie so oft zieht er mich an sich, kaum daß ich die untersten Sprossen erreicht habe. Da fragt man sich doch, was schlimmer ist, wenn er mir unter den Rock sieht und dabei seinen schmutzigen Gedanken frönt, oder mich mit seinen schmierigen Händen betatscht? „Erzähl mal, was gibt es neues?“ „Ähm, nun ja, ich habe ihr Schuldenbuch wieder auf Vordermann gebracht und dabei festgestellt…“ Kann er nicht endlich aufhören mich mit seinen Blicken auszuziehen? Doch ich kann nur hilflos vor mich hinstammeln, während er mir vermutlich nicht zuhört, weil er ja lieber damit beschäftigt ist, mich auf seinen Schoß zu zerren und meine Beine zu befummeln. Warum hilft mir denn keiner?! Selbst ist die Frau! „Jedenfalls habe ich dabei festgestellt, daß…“ „Warum bist du eigentlich immer bis zum Hals zugeknöpft?“ Einfach ignorieren! „…daß ihnen ihre beiden Buchmacher noch jeweils um die fünfhundert Dollar schulden.“ „Was?!” Geht doch. „Ja. Im Verlauf des letzten Jahres hat sich das wohl angesammelt.“ „Bist du dir sicher?“ „Aber Ed, sie wissen doch, von Eishockey habe ich keine Ahnung, auch nicht von Football, aber im Rechnen macht mir keiner was vor.“ „Stimmt, darin bist du die Königin. Schick mir die Zwei sofort rein sobald sie da sind, damit ich ihnen die Köpfe waschen kann!“ „Seien sie nicht zu streng mit den Beiden, ja?“ „Aber Liebes, du müßtest mich besser kennen.“ Von wegen! Sicherlich bricht er ihnen sämtliche Knochen, oder sperrt sie eine Woche im Keller ein. Die Spielchen von Ed sind berüchtigt! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)