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Hyliar

Und morgen geht die Sonne wieder auf
von

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Verräter?

Lee wusste nicht so recht warum er sich das antat. Sein Team hatte ihn in Schimpf und Schande vertrieben, sie hatten ihn das genommen wofür er gekämpft hatte. Der Sieg war ihm so wichtig gewesen, er wollte seiner Familie ein besseres Leben bieten und seinem Bruder beweisen, dass sein Weg der Falsche war. Die Hoffnung darauf hatte Miako ihn einfach entrissen. Wie einen Verräter hatte sie ihn bloß gestellt. Mit dem Sieg hatten sie auch seine Ehre genommen. Wie sollte er Vater und Mutter so nur unter die Augen sehen? Sie hatten ihr Erspartes ausgegeben um das alles finanzieren zu können. Seine ehemalige Trainerin wusste es, sie kannte ihn schon so lange, genau wie Phung. Auch sie hatte nichts getan um diesen Entschluss zu verhindern.

Es kam den Chinesen so vor, als wüsste jeder der Zuschauer um seine Schande, als würden ihre Blicke nur ihm gelten. Verachtend, angewidert, enttäuscht und verstoßend. Nein, es war alles nur Einbildung. Noch vor wenigen Stunden hatten sie ihn als Held gefeiert als einer von ihren Idolen. Ihn, einen Jungen aus den ärmlichsten Teil Chinas. Sie konnten unmöglich so schnell ihre Meinung ändern und sich seinem ehemaligen Team dabei anschließen. Er hatte doch nichts getan außer Lansons Rat zu folgen. Der Wächter schien der Einzige zu sein, der ihn wirklich helfen wollte.
 

Waren er und Maiko Gegner, hatte sie davon Wind bekommen und ihn aus diesem Grund verstoßen?
 

Lee lauschte den Gesprächen der Zuschauer rings herum. Ein Gewirr aus Stimmen, schwer vereinzelte Dialoge heraus zu hören und doch gelang es ihm solch eine Konzentration aufzubringen. Es war ihm unheimlich und doch verfluchte er seine Gabe zum ersten Mal nicht. Diese Organisation hatte ihn so angenommen wie er ist. Als ein lebendes, denkendes und fühlendes Wesen.
 

Mit einen mal überfielen ihn die Bilder der toten Katze in seinen Gedanken.
 

Der Junge biss die Zähne zusammen und versuchte ruhig zu bleiben. Schweiß bildete sich auf seiner Haut. Verdammte Angst! Er hätte sich innerlich selbst eine Ohrfeige schallen können. Was machte er noch hier? Er wollte das Spiel von WV China sehen, dabei hatte er doch heute Morgen Miakos Wegbegleiterin getötet!
 

Alles war so verwirrend.
 

Am Anfang des Jahres hätte er sich nicht Mal träumen lassen an den WWM teilzunehmen und nun? Mitten im Jahr? Wenige Monate danach?
 

Was war geschehen?

Er hatte es in die Mannschaft geschafft, er hatte die Magie in sich entdeckt, war einen alt ehrwürdigen Wächter begegnet, von seinen Freunden – die er über alles geliebt und denen er vertraut hatte – verraten worden und war nun Mitglied einer Organisation für nicht menschliche Wesen – sofern er der Erklärung des Mädchens Glauben schenken konnte.

Wie und warum war das alles geschehen, was steckte dahinter?
 

’Um was geht es hier wirklich?’.
 

„Dem Himmel sei Dank, ich dachte schon ich sehe dich nie wieder. Was ist geschehen, wieso gehörst du nicht mehr zum Team? Man sagt du hast dich von ihnen abgewendet und bist freiwillig gegangen. Aber das kann doch nicht oder? Wieso hast du das getan?“.

Lee drehte überrascht seinen Kopf zur Seite und blickte in das fassungslose Gesicht des jungen Amerikaners aus seinen Nationalteam.

Unsicher sah sich der Schwarzhaarige um. Es waren so viele Menschen hier, der Platz zu seiner Rechten war bereits besetzt und links von ihm stand Aven. Konnte er den Jungen an diesem Ort die ganze Geschichte erzählen? Jeder schien mit sich oder Freunden beschäftigt zu sein, vielleicht war gerade solch ein Ort am besten um Dinge auszutauschen, die sonst kein anderer mitbekommen sollte.

„Ich wurde rausgeworfen. Als du mit diesem Kai im Restaurant warst. Ich habe euch beobachtet, irgendwie ist Miako völlig ausgerastet, sie hat überreagiert und mich bedroht, dass ich bis abends die Sachen gepackt haben soll“.

„Was?“, rief Aven aus und ließ sich schockiert auf den Plastikstuhl neben ihn fallen. „Das ist nicht wahr oder? Hat keiner aus deinen Team was gesagt?“.

Lee herrschte ihn mit einer leisen zischenden Geste an ruhiger zu sprechen. Man musste das Glück doch nicht herausfordern.

„Nein, niemand hat etwas gesagt. Selbst Phung nicht und wir waren jahrelang beste Freunde. Zumindest dachte ich das immer, selbst Miako war mir so vertraut und wie eine große Schwester für mich. Aber ihr Wegbegleiter…“. Lee stockte. Dies war genug, mehr musste der Amerikaner nicht erfahren. Er wirkte so unbeschwert, so freundlich und naiv. Würde er sich noch genauso verhalten wie jetzt, wenn er wüsste, dass der Chinese ein Mörder war?
 

Schweigen herrschte zwischen ihnen.
 

Auch wenn Lee den Jungen noch nicht gut kannte, war ihm trotzdem klar, dass Ruhe nicht zu seinen üblichen Reaktionen zählte.
 

Ihm wurde unbehaglich.

Hatte er etwa doch mehr mitbekommen als Lee erzählt hatte?
 

„Das tut mir Leid“. Endlich eine Reaktion! Der Chinese war so dankbar, dass er für einen Moment seine Sorgen vergaß. Aven wusste doch nicht von dem Mord!

„Weißt du noch was Lanson sagte?“.

Natürlich, wie könnte er dies je vergessen? Welcher Mensch vergaß die Warnung einen Übernatürlichen, wenn es quasi um das eigene Leben ging. Um die Wichtigkeit dieser Botschaft wusste der Junge nicht, aber so etwas sprach man ganz sicherlich nicht umsonst aus.

„Ja, ich weiß es noch. Ich sollte mich vor der Sonne in acht nehmen. Du warst es, der sofort auf den Ring an Liaens Finger kam. Wieso fragst du eigentlich, weißt du etwas Neues dazu?“.

Der Blondschopf schüttelte seinen Kopf. Die langen Strähnen wirbelten federleicht um seinen Kopf herum.

„Nein, über unseren Trainer weiß ich nichts Neues, aber was, wenn die Warnung nicht auf ihn, sondern auf dein Team bezogen war? Ist dir dort irgendwas mit einer Sonne aufgefallen?“.

Nachdenklich sah der Chinese nach vorne und betrachtete die breite Masse an feiernden Menschen. Sie jubelten bereits ausgelassen. Hin und wieder erklang der Fanruf für eines der beiden Teams, die heute kämpfen würden. Viele der Zuschauer hatten sich in den Nationalfarben ihres Favoriten gekleidet. Die Beliebtheit für das russische Team war deutlich zu erkennen.

„Mir ist niemals irgendeine Sonne, oder so etwas Ähnliches bei ihnen aufgefallen. Es kann nichts mit meinem früheren Team zu tun haben“. Lee stieß einen gequälten Seufzer aus und fuhr sich mit der Hand durch seine Haare. Die Strähnen waren bereits ein wenig fettig, bestimmt gab er einen jämmerlichen Eindruck.

Aven schien seine Gedankengänge bemerkt zu haben. Der Junge schien heute wie ausgewechselt, überaus einfühlsam und auch erwachsen. Was hatte er alles seit ihrer letzten Begegnung durchlebt? Etwas beschäftigte ihm sehr, der sechste Sinn des Chinesen sagte es ihm.

„Was machst du jetzt? Ohne dein Team und einen Wohnort hier? Du bist doch so weit weg von deiner Heimat und wo ist dein Wegbegleiter?“.

„Er hat mich verlassen“. Aus Scham wandte Lee seinen Blick ab. Ob er wohl der erste Mensch in der Geschichte war, dessen Wegbegleiter ihn in Stich gelassen hatte? Wobei, nein er war es nicht.
 

Denn schließlich war er kein Mensch!
 

„Gleich nach dem Rauswurf hat er gesagt wie sehr er sich für mich schämt und ist gegangen. Es kam nicht unerwartete, auf so was war ich gefasst. Seit Jahren schon redete Ying immer nur davon wie gerne er doch der Wegbegleiter von Kentau wäre“.

„Dieser Verräter von dein Bruder?“.

„Ja. Ich habe ihn nicht aufgehalten. Ich weiß nicht wo Ying ist, aber ich weiß, dass er auch nicht mehr zurück kommen wird. Und was mein zu Hause angeht. Nun, sagen wir so, ich habe als Buddhist ausgerechnet eine neue Heimat in der katholischen Kirche gefunden“.
 

Aven belächelte seinen letzten Satz. Wenn er doch nur wüsste wie wörtlich er dies zu nehmen hatte.
 

„Aber nun genug von mir, was ist los Aven? So kenne ich dich nicht, du bist sonst immer so fröhlich und ein wenig nervig. Positiv natürlich. Aber heute bist du so still. Ist etwas passiert?“.
 

Das Lächeln verschwand von dem Antlitz des Blondschopfs. Nachdenklich richtete er seinen Blick in die Arena und betrachtete den neuen Kampfplatz. Aus dieser Entfernung sah der Ort der Austragung aus wie eine Miniaturlandschaft. Ein Ebenbild des gleichen Schrottplatzes, auf den vor einigen Monaten sein erstes Zusammentreffen mit Kai stattfand. Noch immer schämte sich der Junge dafür, dass er auf den Schwarzhaarigen schießen sollte. Mit einer Waffe in der Hand hatte er tatsächlich den Anführer der Dark Phoenix bedroht. Hatte Kai Angst gezeigt? Nein, niemals gegenüber einen Gegner oder einer Waffe. Nur einen Moment flackerte der sichere Blick in seinen Augen. Das einzige wovor der Schwarzhaarige Angst hatte war er selbst.

„Kai ist weg. Seit gestern. Nachdem er aus dem Restaurant geflohen ist, hab ich ihn nicht wieder gesehen“. Es war schwer dies zu beichten, denn Aven glaubte Schuld daran zu tragen. Er war der letzte, der ihn gesehen hatte. Ganz bestimmt werden sie ihm die Schuld in die Schuhe schieben, wer bekam sich denn immer mit ihrem Trainer in die Köpfe?
 

Lee wollte etwas gesagt haben, sein Mund stand bereits offen, doch der Kommentator der Spiele kam ihn zuvor, indem er nämlich das chinesische Team ankündigte. Hastig wanderten seine Augen zu der Arena.
 

Hoch erhoben waren die Häupter der jungen Kämpfer. Doch ihre Schultern hingen schlaff durch, der Rücken war nicht gerade. Ihre Mienen wirkten verhärtet, beinahe wie in Stein gemeißelt. Tiefe Ränder unter den Augen zeugten von einer kurzen und schlaflosen Nacht.
 

Er selbst hatte in den letzten Stunden überhaupt keine Ruhe gefunden.
 

Aber warum nicht sein früheres Team, warum nicht seine ehemaligen Freunde? Hatte sie Miako wach gehalten um mit ihnen noch eine Strategie zu besprechen, oder was war passiert? Ihn hatten sie nicht gesucht, dass hätte er mitbekommen. Schließlich war er lange genug in der Nähe des Metropoliten Hotels gewesen.

Auch Mikao trat durch den schweren roten Vorhang und stellte sich hinter den jungen Kämpfern. Die geröteten Augen waren stumme Zeugen von der letzten Nacht. Sie kam allein, keine lilane Katze begleitete sie und würde ihre Wege auch in Zukunft nicht mehr gemeinsam bestreiten. Lee war daran schuld und die Japanerin war sich dies durchaus bewusst. Sie hatte Minusch geschickt, in der Hoffnung, er würde den jungen Chinesen besiegen, doch es kam anders. Anstatt den Schwarzhaarigen zu vernichten, wurde es immer besser mit seiner Magie. Es musste so sein, sonst hätte Minusch sich niemals besiegen lassen.

Die schlanke Hand der Trainerin schloss sich fest um den tropfenförmigen Edelstein um ihren Hals. Die glatte Oberfläche dieses Schmuckstückes glänzte in verschiedenen Blautönen, wenn das Licht der Sonne darauf fiel. Ein mal, so kam es Lee vor, rauschten Wellen in den Stein. Aber das konnte nicht sein, schließlich war dieser kleine Tropfen nur ein Schmuckstück.
 

Doch hatte er nicht gerade seit diesem einem Turnier gelernt, dass die Dinge manchmal anders sind, als sie zuerst scheinen?
 

„Es tut mir leid für dich, dass sie dich rausgeworfen haben“, erklang die Stimme des Amerikaners direkt neben ihn. Hastig wandte der Angesprochene seinen Blick ab und versuchte die Traurigkeit und Sehnsucht aus seinen Augen zu verbannen. Ganz bestimmt hatte Aven mitbekommen wie traurig es ihn stimmte.

„Ach was“, begann er und räusperte sich mit seiner brüchigen Stimme. „Früher oder später wäre es eh dazu gekommen. Es ist einfach so, es ging nicht mehr, wir passten nicht mehr zusammen“. Über wem sprach er eigentlich? Lee wusste nicht genau ob er über die Zugehörigkeit zu WV China sprach, oder zu seiner einseitigen Liebe zu Phung. Er sollte sie vergessen, es hatte keinen Sinn. Sie verstand ihn einfach nicht und ganz bestimmt würde sie den Deutschen viel lieber nehmen. Er war fröhlicher, hatte wenigstens eine gute Zukunft und konnte ihr das bieten, was sie verdient hatte.

„Außerdem ist es sowieso vorbei“, fuhr der Schwarzhaarige mit sicherer Stimme fort. „Ich bin raus, daran kann man nichts mehr ändern und hinterher trauern wäre das Falsche. Aber euer Teamleader ist nicht raus, aber er fehlt. Du solltest dich wirklich mehr darum beschäftigen, als um meinen Rauswurf. Wenn ich dir helfen kann, dann sag es. Ich bin gerne dazu bereit“.

„Stimmt, denn wir sind ja jetzt Freunde, ne?“.

Überrascht, über diese Frage, hob der Chinese seine Augenbrauen und sah den Blondschopf an. Freundlich lächelte dieser und sah mit großen Augen zu ihm. Er meinte es tatsächlich ernst, es war nicht einfach nur so daher gesagt, oder gar ein Witz.
 

Lee erwiderte das Lächeln.

„Stimmt, das sind wir“.
 

Ein Knistern schnitt durch die Geräuschkulisse aus Jubeln, Fanrufen und Pfeifen.

„Meine lieben Zuschauer und Zuschauerinnen, ich muss eine Änderung bekannt geben. Ich habe soeben eine Nachricht von dem russischen Team bekommen und sie… äh… ich weiß nicht ob ich es tatsächlich richtig lese, ich kann es nämlich selbst kaum glauben, aber dieses Team will tatsächlich nur mit einen einzigen Spieler in dieser Runde antreten“, drang die Stimme des Kommentators durch die Lautsprecher, die in der Arena verteilt waren.
 

Schlagartig wurde es still, man hörte nur noch das leise Gemurmel des Ansagers mit einem anderen Mann. Die zweite Stimme kannten viele nur zu gut, es war der Veranstalter der WWM. Seine Stimme klang besorgt und beinahe flüsternd, als hätte er Angst vor diesen Kampf.
 

„Nun denn“, tönte es wieder deutlich aus den Lautsprechern. „Es ist tatsächlich nicht verboten, wenn man nach den Regeln des Turniers geht. Ich denke wir dürfen uns alle auf eine einzigartige Runde freuen, denn noch nie in der Geschichte der WWM ist es einen einzigen Kämpfer gelungen, ein ganzes Team zu schlagen“.
 

Der blutrote Vorhang raschelte schwer, als ein jugendlicher Mann hinter diesem hervortrat. Sein schwarzes Haar war mit Gel benetzt und stand hinten zu allen Seiten ab. Nur die vorderen Strähnen waren trocken und glänzten schwarz im Licht der Scheinwerfer. Sein athletischer Körper war in einen feuerroten Overall gehüllt, feine Akzente in weiß waren auf den Anzug eingearbeitet worden, genauso wie die metallischen Plättchen an seinen Unterarmen, die Federn darstellten. Eine kurze Weste umschmeichelte seine groß gewachsene Gestallt ungemein. Erhobenen Hauptes ging er auf die Arena zu und streckte seine Hand zu seinen Gegnern aus.

„Ich verlange dass ihr gleichzeitig gegen mich kämpft. Wollt ihr den Hauch einer Chance auf den Sieg, so greift mich gemeinsam an, oder es wird eine vernichtende Niederlage“, hallte seine tiefe Stimme durch die Arena.
 

Aven konnte es einfach nicht fassen. Ungläubig stand sein Mund offen, seine weit aufgerissen Augen sahen zu Kai. Von allen Seiten erstarb die Stille, vereinzelte Fetzen von Gesprächen in denen das Wort „Verräter“ fiel, waren deutlich heraus zu hören. Aber es konnte einfach nicht sein, sie mussten sich irren, er würde niemals ein Verräter sein. Gut, er hatte ihr Team nicht gerade gemocht und war auch nur bei ihnen geblieben, weil sie ihn dazu gezwungen hatten – alleine konnte er nicht siegen – aber deswegen würde er niemals so etwas machen. Es musste dafür eine logische Erklärung geben, Aven wusste nur noch nicht welche.

Wut und Enttäuschung breiteten sich in den Amerikaner aus. Wie konnte er nur, wieso?

Gepackt von seinen starken Gefühlen sprang der Junge auf und hechtete über die anderen Zuschauer auf den Mittelgang. Die vielen Stufen übersprang er, gleichzeitig nahm er immer mehrere und wäre beinahe über einen Securitymann gestolpert. Doch auch die Sicherheitskräfte waren verblüfft und reagierten zu spät. Aven ignorierte die Rufe des Mannes, die in dem missgelaunten Rufen der Zuschauer sowieso unterging.

„Kai!“

Der Angesprochene reagierte nicht auf seinen Namen, seine blasse Hand ruhte auf den kunstvoll verzierten Knauf eines Schwertes. In seiner Eile konnte der Amerikaner nur einen flüchtigen Blick darauf werfen. Ihm war vorher noch nie aufgefallen, dass Kai einen solchen Gegenstand bei sich trug. Mit goldenen Applikationen war die Scheide verziert, die deutlich hervorgehobenen Flügel einen Vogels schlangen sich um den Griff.

„KAI!“.

Er schrie beinahe aus vollem Halse, während die drei Kämpfer des gegnerischen Teams an die Arena traten. Es durfte nicht passieren, eine innerliche Stimme warnte ihn davor diesen Kampf zu zulassen. Er hatte geglaubt Kai zu kennen und der Junge, der nun an seiner Stelle stand, hatte nichts menschliches mehr an sich. Die Faszination für den Schwarzhaarigen war passe, sie war einer unglaublichen Furcht gewichen, die Aven noch nie zuvor gespürt hatte. Selbst sein kleiner Freund, der Marder, hatte sich unter seinem T-shirt versteckt. Trotz der Hitze und der stickigen Luft zitterte der kleine Körper des Geschöpfes stark.
 

Der Blondschopf sprang über die Abtrennung der Arena zu den Zuschauern und landete hart auf seine Knie. Ein sengender Schmerz durchzog seine Glieder, heiße Tränen stiegen in seinen Augen auf. Keiner nahm Notiz von ihm, viel zu sehr waren sie damit beschäftigt zu zusehen, wie WV China Stellung bezog und ihre Wegbegleiter in die Arena schickte. Hass und Zorn stand in ihren Augen.

„Wir kennen dich nicht und trotzdem muss ich dir sagen, dass du eine Schande für jeden ehrenhaften Kämpfer bist. Sein Team zu verraten, ein anderes beizutreten und auf solch eine Art und Weise seine Gegner zu verspotten ist einfach nur niveaulos. Du bist eine Schande und schon allein aus diesem Grund werden wir dich besiegen, du erhältst eine Niederlage, die du so schnell nicht vergessen wirst“, sprach die junge Chinesin mit den kurzen schwarzen Haaren. Doch Kai hatte für diese Bemerkung nur ein spöttisches Grinsen übrig, seine Mundwinkel zogen sich ein wenig hinauf, während die Schultern beim stummen lachen zuckten.

„Es wird mir eine Freude sein dich auf ewig zum Schweigen zu bringen, damit du endlich deine Klappe hältst. Also, was ist. Willst du endlich kämpfen, oder ein Plauderstündchen halten?“.
 

„Nein Kai, bitte tu das nicht, was soll das eigentlich?“, rief Aven seinen ehemaligen Teamleader zu und bestieg dabei die Treppe zur Arena. Fest klammerten sich seine Arme um Kais Oberarm, ihm war durchaus bewusst wie sehr der Schwarzhaarige Berührungen verabscheute. „Ich bitte dich, das im Restaurant… ich weiß nicht was passiert ist, aber egal was, wir können doch darüber reden, deswegen musst du doch nicht weg, wir – “.

Eine Faust traf den jungen Amerikaner direkt ins Gesicht. Von der Kraft wurde sein Kopf zur Seite gerissen, er verlor sein Gleichgewicht und landete auf den kalten Boden. Schwarz flimmerte die Umgebung vor seinen Augen, deutlich hörte er das Rauschen seines eigenen Blutes wie ein Meer in seinen Ohren. Ein metallischer Geschmack bildete sich in seinen Mund, Aven hatte sich beim sprechen auf die Zunge gebissen, als Kais Faust ihn traf.

„Fass mich noch einmal an und beim nächsten Mal passiert dir mehr als dies“, zischte er durch zusammengepresste Zähne hindurch.

Der Geist des Amerikaners war weit weg, seine Ohren waren wie in Watte gepackt. Die angenehme Stille umhüllte ihn, gaukelte ihn vor einen Geist hinter dem Vorhang zu sehen. Der schwere Stoff bewegte sich leicht, streckte Blutrote Hände nach dem Geist aus und strich über dessen blasses Gesicht.
 

Der Blondschopf blinzelte.
 

Es war kein Geist, es stand tatsächlich jemand neben dem Vorhang!
 

Alexander Ivanow, Leader des russischen Teams, stand halb verborgen hinter dem Stoff. Seine eisblauen Augen ruhten auf Kai. Aber nicht so wie im Restaurant, sein Blick war nicht stechend und herausfordernd, sondern viel mehr sehnsuchtsvoll und verliebt. Aven verstand nicht was dies alles sollte, aber dieser Russe musste etwas damit zu tun haben, er musste!
 

Der hohe Schrei eines gepeinigten Mädchens zerriss beinahe sein Trommelfell, der Gestank von verbrannten Federn und Fleisch stieg ihn in die Nase. Ihm wurde übel und aus einem natürlichen Reflex heraus krampfte sich sein Magen zusammen, ließ den Jungen würgen. Er hatte Angst sich umzudrehen, das Grauen zu sehen, welches Kai angerichtet hatte.
 

„Aven!“.

Die bekannte Stimme des Chinesen erklang direkt neben seinem Ohr. Noch immer ruhten die Augen auf den Rothaarigen. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, wie Kai auf den jungen Mann zuging.

Vorsichtig hob Lee seinen Freund auf und bettete seinen Kopf auf etwas Weichem.

Der Blondschopf schielte um die zwei beobachten zu können. Seine Augen weiteten sich, als er sah, wie sich die blasse Hand des Russen auf Kais Wange legte. Der Schwarzhaarige wandte seinen Blick ab. War er da etwa tatsächlich verlegen?

„Aven? Bitte sag was, geht es dir gut, bist du bei Bewusstsein?“. Lees drängelnde Stimme quoll vor Besorgnis über. Es schmerzte den Jungen nicht antworten zu können, aber sein Mund war so staubtrocken, dass er Angst hatte zu sprechen.

Alexander schien zu lächeln, es war schwer dies aus der Entfernung zu erkennen. Er näherte sich Kai, seine schlanken Finger hoben sein Kinn an. Es war der Schwarzhaarige, der die letzten Millimeter an Distanz durchbrach, zärtlich legten sich die Lippen des Schwarzhaarigen auf die des Russen.

„Aven? Oh Gott, Sanitäter! Sanitäter Hilfe! Er verliert das Bewusstsein“.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  SUCy
2008-12-21T11:29:13+00:00 21.12.2008 12:29
Oo
Also erstma XD wie bei jedem Kapitel SUPER GESCHRIEBEN!
Das muss für Aven wirklich ein Schock gewesen sein Kai beim gegnerischen Team zu sehen. Aber ich find es toll von ihm das er gleich annimmt das da irgendwas dahinter stecken muss.
Und wie Alex und Kai sich liebkost haben war auch schööööön X3
Schreib schnell weiter X3


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