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Dunkelheit

von

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Aufruhr in der Bibliothek

Herzlich Willkommen zu meinem neuen Kapitel ^^ (klingt doch toll, oder? XDDD)

Es tut mir leid, dass das letzte Kapitel an einer so fiesen Stelle aufgehört hat, aber ich konnte es mir einfach nicht verkneifen *fg* Ich hoffe, der neue Teil entschädigt das einigermaßen ^^

So, dann wünsch ich viel Spaß beim Lesen
 

Eure Nochnoi
 

________________________________________________________
 

Er lachte nur. Dieser Fremde lachte, während er sich an Claires Angst sichtbar gütlich tat. Er schien ihr Leid richtiggehend zu genießen.

Wo er plötzlich hergekommen war, das konnte Claire nicht mit Bestimmtheit sagen. Eben noch hatte sie nach diesem verdammten Buch gesucht, welches den Zauberspruch enthielt, mit dem man mit anderen Magiern über eine größere Entfernung Verbindung aufnehmen konnte, und dann hatte er unvermittelt hinter ihr gestanden. Ihr war vor Schreck ein Schrei entschlüpft und sie hoffte bloß, dass irgendwer ihn gehört hatte. Laut genug war sie immerhin gewesen.
 

„Was für eine hübsche, kleine Prinzessin du bist“, säuselte er, während er immer näher trat. Claire wich vor ihm zurück, stieß aber schon bald gegen das mit Bücher überfüllte Regal hinter ihr. „So wunderschön und unschuldig. Mit dir würde ich gerne ein bisschen spielen.“
 

Claire schluckte, während sie ihre übermächtige Angst zu überwinden versuchte. Wer war der Kerl nur und was wollte er von ihr? Was suchte er bloß, dass er mitten in der Nacht in das Haus eines überaus hochgeschätzten Magiers einbrach? Ihm musste doch eigentlich klar sein, dass dies vollkommen aberwitzig war. Das kam glatt einem Selbstmord gleich.

Doch Claire erkannte schnell, dass mit dem Typ irgendwas nicht stimmte. Seine Augen funkelten übernatürlich und die Dunkelheit schien sein Verbündeter zu sein. Offenbar war er mit Magie vertraut, zumindest war das die einzige Erklärung, die ihr einfiel.

Aber wieso, bei allen Mächten von Himmel und Erde, fürchtete sie sich dann so dermaßen? Ihre empfindlichen Sinne waren über alle Maßen alarmiert, sowohl Verstand als auch Gefühl rieten ihr dringend, zu verschwinden. Es war selten, dass diese beiden Parteien sich so einig waren.
 

„Weißt du, Liebchen, ich habe schon immer Frauen mit goldenem Haar bevorzugt.“ Inzwischen war er dermaßen nah, dass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührt hätten. „Ich würd dich wirklich gerne mitnehmen.“

Fast schon gedankenverloren strich er durch ihr Haar, während Claire sich verkrampfte. Sie konnte ihre Füße nicht bewegen, war wie versteinert. Er war viel zu nah, als dass sie einen Fluchtversuch hätte wagen können. Aus diesem Grund presste sie sich noch mehr ans Regal und betete zu allen Göttern, die ihr bekannt waren.

Er strömte keinerlei Geruch aus, das fiel Claire trotz ihrer großen Unsicherheit gleich auf. Er roch weder nach Gosse noch nach irgendeinem überteuerten Duftöl, welches die Oberschicht so gerne verwendete. Er schien völlig geruchsneutral zu sein, selbst seine Kleidung, die eigentlich recht ramponiert aussah. Irgendwie fand Claire diesen Umstand mehr als nur merkwürdig.
 

„Also, meine schöne Prinzessin, sagst du mir freiwillig, wo ihr das Buch versteckt habt oder muss ich Gewalt anwenden?“ Er lachte höhnisch auf. „Ich persönlich hoffe ja sehr, dass du dich widersetzt, aber ich wollte der Höflichkeit wegen einfach mal fragen. Ich bin nicht so respektlos wie dieser junge Knabe, dem ich auf dem Weg hierher begegnet bin.“

Claire benötigte einen Augenblick, um seine Worte richtig realisieren zu können. „Neyo?“, flüsterte sie. Ein Schock durchfuhr sie. Die beiden waren sich begegnet ...
 

„Genau“, stimmte der Fremde amüsiert zu. „Ein nettes Bürschchen, wirklich. Dein Geliebter? Immerhin würde das erklären, warum ihr zwei zu solch später Stunde noch wach seid.“

Claires Atem beschleunigte sich. Neyo ... „Was ... was hast du mit ihm gemacht?“, stieß sie mit zittriger Stimme hervor.

„Oh, sieh an, mein kleiner Engel kann ja doch sprechen.“ Der Fremde lachte auf. „Wirklich entzückend. Obwohl ich persönlich Frauen bevorzuge, die ihr hübsches Mündchen halten ...“
 

Neben all der Furcht, die ihr jeglichen Handlungsspielraum verweigerte, stieg plötzlich noch ein weiteres Gefühl in ihr hoch: Zorn! Brodelnder, kochender Zorn!

Was erlaubte sich dieser verschmutzte Einbrecher eigentlich, sich an eine Dame aus gutem Hause ranzumachen? Wie konnte er sich nur erdreisten, ihr aufzulauern?

Ihr ... einer Magierin!
 

Claire nahm ihre Wut in sich auf und nutzte sie, soweit sie das vermochte. Dieses starke Gefühl war das einzige, was sie antrieb und diese lästige Angst zumindest zeitweilig verdrängen konnte. Jyliere hatte sie zwar stets davor gewarnt, im Zorn zu handeln, da man dabei leicht seine Kontrolle verlieren konnte, doch ihr blieb kaum eine andere Wahl.

Sie aktivierte ihre Kräfte, ohne es wirklich zu merken. Sie wurde sich der Kerze auf dem Boden bewusst, die sie bei Auftauchen des Fremden vor Schreck hatte fallen gelassen. Diese keine Flamme war im Moment die einzige Lichtquelle ...
 

Claire lenkte ihre Konzentration auf das Feuer, beschwor es. Sie murmelte Worte der Erweckung, die ihr bereits im frühen Kindesalter von ihrem Vater beigebracht worden waren. Die Elemente zu kontrollieren gehörte zur Grundausbildung eines Magiers.

Sie spürte die Hitze des Feuers tief in ihrem Inneren, sie war auf eine gewisse Weise mit ihm verbunden. Nun sollte es endlich erwachen und diesen Eindringling für immer verjagen.

Als die Glut hochschlug, war Claire für einen kurzen Augenblick wie geblendet. Die Flammen streiften ihre Haut, verbrannten sie aber nicht. Sie hörte dieses unheilvolle, todbringende Knistern ...
 

... und das spöttische Lachen des Fremden!
 

Claire schlug vor Überraschung die Augen auf. Der Mann war keinen Schritt zurückgewichen, das tobende Feuer um ihn herum schien ihn nicht im geringsten zu kümmern. Claire konnte sehen, wie die Flammen nach seiner Kleidung, seinen Haaren, seinem ganzen Körper schnappten, aber keinerlei Wirkung erzielten. Er brannte einfach nicht ... obwohl er eigentlich bereits vor Schmerzen hätte aufschreien müssen.

Was war nur los?

Claire war dermaßen perplex, dass ihre Konzentration verebbte. Das Feuer verschwand so schnell, wie es gekommen war. Der Raum wurde mit einemmal stockdunkel, nur das winzige Kerzenlicht sorgte für etwas Beleuchtung.
 

„Wirklich beeindruckend, Liebchen.“ Der Unbekannte grinste breit. „Aber dein magischer Schnickschnack macht mir nichts aus. Das funktioniert bei mir nicht.“

Claire schluckte schwer. „Wer ... wer bist du?“

Seine Augen leuchteten gierig, während er sie fixierte. „Dein Verderben, Schätzchen. Dein Tod.“ Er rückte noch ein Stück näher, sodass sie seinen heißen Atem auf ihrer Haut spürte. „Aber du kannst mich ruhig Gorsco nennen.“
 

Claire spürte, wie ihre Angst sie wieder zu übermannen drohte. Ihr kurzer Gefühsausbruch erschien ihr bloß noch wie ein Traum. „Und was ... was willst du hier?“

„Ach, ich wollte mir nur ein Buch ausleihen“, sagte er amüsiert.

„Und welches?“

Gorsco schnalzte mit der Zunge. „Ich glaube, das weißt du sehr genau, Liebes. Euer größter Schatz, euer Vermächtnis ... sofern ihr überhaupt herausbekommen habt, was es damit auf sich hat. Ich persönlich habe ja immer bezweifelt, dass ihr die Schrift übersetzen könnt, doch Sharif meinte, dass es euch gelungen wäre.“ Er schüttelte seufzend den Kopf. „Wie auch immer, ich bin hier, um es zurückzuholen. Es gehört nämlich rechtmäßig uns.“
 

In Claires Kopf wirbelte es wild durcheinander. Wovon redete der Kerl eigentlich? „Ich ... ich verstehe nicht“, stotterte sie unsicher.

Gorsco musterte sie ausgiebig, schließlich stöhnte er auf. „Du weißt es offenbar wirklich nicht. Hat dir dein lieber Vater dieses Buch etwa nicht gezeigt? Das ist ziemlich unpraktisch. Jetzt muss ich die ganze Bibliothek durchwühlen.“

Mit leidlicher Miene schaute er sich um. Überall nur Regale, vollgestellt mit Büchern und Schriftrollen. Sicher an die tausend Stück.

„Hat diese Bibliothek wenigstens irgendein System?“, fragte er hoffnungsvoll nach. „Habt ihr zum Beispiel irgendwo die fremdsprachigen Bücher aufgestellt?“
 

Was sollte sie antworten? Dass sie es nicht wusste? Wenn sie Glück hatte, würde er so lange mit der Suche beschäftigt sein, bis Jyliere wieder nach Hause kam. Falls er sie dann nicht schon längst getötet hätte.

Aber wenn sie ihn anlog, würde er es sicherlich merken. Irgendwie hatte er vorhin erkannt, dass sie die Wahrheit sprach, sodass er bestimmt auch eine dreiste Lüge durchschaut hätte. Und über Schwindeleien würde er bestimmt nicht sehr erfreut sein.

Was sollte sie also tun? Dieses Buch schien ihm offenbar ziemlich wichtig. Wenn er es erstmal in seinen Händen hielt, würde er vielleicht verschwinden. Aber wenn es wirklich so bedeutend war, wie Gorsco behauptete, würde der Verlust Jyliere nicht schmerzen?

Plötzlich jedoch fiel es ihr wieder ein ... das, was Neyo vor gar nicht allzu langer Zeit zu ihr gesagt hatte.
 

„Die Bibliothek ... sie wurde umgeräumt“, erklärte Claire. „Nichts steht mehr da, wo es vorher war. Ich ... ich weiß nicht, wo dein Buch sein könnte.“

„Du weißt also nicht, wo es steht?“, seufzte Gorsco. „Tja, da kann man auch nichts dran ändern. Dann muss ich halt suchen.“ Er umfasste plötzlich blitzschnell ihre Handgelenke. „Und danach amüsieren wir uns ein bisschen, meine Schöne, was meinst du? Wird bestimmt lustig.“

Claire lief eine einzelne Träne über die Wange. Was sollte sie nur machen? Sie war diesem Kerl, dem Magie anscheinend nicht das geringste ausmachte, hilflos ausgeliefert. Ihre übernatürliche Kräfte waren ihre einzige Verteidigung. Ohne sie war sie nur eine schwache, gewöhnliche Frau.
 

„Es ist wirklich beeindruckend, wie du mit Frauen umgehst. Allerdings hättest du sie davor wenigstens zum Essen einladen können, das verlangt der Anstand.“
 

Claires Herz pochte wie wild. Sie hätte nie gedacht, sich einmal darüber freuen zu können, diese Stimme zu hören. Neyo ...

Gorsco wirbelte herum. Er knurrte wütend, wobei er wie ein hungriger Wolf klang. „Wie hast du dich anschleichen können, räudiger Mensch?“ Er schien ehrlich verwirrt zu sein. „Wie hast du das nur geschafft?“
 

Neyo stand auf der Türschwelle, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und funkelte den Fremden herausfordernd entgegen. Er mochte auf den ersten Blick hart und unerschütterlich wirken, doch Claire merkte schnell, dass dies nur eine Fassade war. Neyo hatte ziemliche Schmerzen, er konnte sich nur mit Mühe überhaupt auf den Beinen halten. An einen Kampf war wohl nicht zu denken, an Rettung schon gar nicht.

Dennoch war er gekommen. Claire gab es zwar ungern zu, aber irgendwie rührte es sie. Sie hätte niemals erwartet, dass sich dieser respektlose Straßenjunge für sie in Gefahr begeben würde. Sie hätte eigentlich eher damit gerechnet, dass er sie ihrem Schicksal überließ, schließlich hatte er immer wieder betont, dass eine kleine Lektion ihr sicherlich nicht schaden würde.
 

„Du bist dumm, Neyo“, zischelte Gorsco. Claire bemerkte, dass er immer noch etwas irritiert war, weil Neyo sich geräuschos hatte anschleichen können. Er versuchte zwar, sein Erstaunen zu vertuschen, doch eine geübte Magierin konnte er damit nicht täuschen.

„Ich weiß“, meinte Neyo schulterzuckend. „Das haben mir schon viele gesagt. Aber zu deinem Pech habe ich nie viel auf das gegeben, was andere über mich denken.“
 

Gorsco brüllte auf. Seine kühle und grausame Gelassenheit fiel von ihm ab, er ähnelte nun vielmehr einem aufgebrachten Tier, welches in die Enge getrieben worden war und deswegen zurückschlagen musste. Claire versuchte zwar noch, den Stoff seiner Kleidung zu fassen zu bekommen, um ihn etwas aus dem Gleichgewicht zu bringen, doch Gorsco war viel zu schnell für sie. Von einer Sekunde auf die andere schien seine Konturen plötzlich zu verschwimmen, als wäre er ein übermenschlicher Blitz.

Claire keuchte erschrocken auf. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Was war dieser Kerl bloß?
 

Neyo hingegen wirkte angesichts dieser Geschwindigkeit nicht sonderlich erstaunt, zumindest war auf seinem Gesicht keinerlei Anzeichen von Überraschung auszumachen. Ganz im Gegenteil – er schien trotz dieses hohen Tempos, welches Gorscos Körper praktisch unsichtbar werden ließ, jede seiner Bewegungen verfolgen zu können. Claire verstand die Welt nicht mehr.

Und plötzlich holte Neyo etwas hinter seinem Rücken hervor. Die junge Magierin musste die Augen zusammenkneifen, aber schließlich glaubte sie zu erkennen, dass es sich bei dem länglichen Gegenstand um irgendeine Art Schlagstock oder etwas ähnliches handelte.

Und diesen zog er Gorsco mit all seiner Kraft über den Kopf!
 

Der übernatürlich schnelle Mann schrie auf – eher vor Zorn als vor Schmerz – und geriet ins Taumeln. Claire bemerkte nach einem kurzen Blick, dass der Schlag Gorsco nicht sonderlich geschadet hatte – zumindest würde er in nächster Zeit nicht in Ohnmacht fallen –, dennoch war er verblüfft. Verblüfft darüber, dass Neyo ihn nun zum zweiten Mal ausgetrickst hatte.

„Komm, wir müssen hier weg!“ Neyo stand plötzlich neben Claire und packte sie etwas unsanft am Arm. Er wollte sie Richtung Ausgang zerren, doch schon im nächsten Augenblick stand bereits Gorsco wieder vor ihnen, seine Miene ein finsteres Abbild abgrundtiefer Wut. Er machte den Anschein, als wollte er Neyo im nächsten Augenblick anfallen und ihn in tausend Stück zerfetzen.
 

„Du warst ... wieder äußerst unhöflich“, presste Gorsco hervor, offenbar sehr mit sich ringend, nicht die Beherrschung zu verlieren. „Ich hab dir doch gesagt, dass ich das nicht leiden kann.“

„Es ist mir egal, was irgend so einem dreisten Dieb gefällt und was nicht“, erwiderte Neyo fast schon gelassen. Er bugsierte Claire schützend hinter seinen Rücken, während er den Mann vor sich eingehend fixierte. „Verschwinde von hier. Das ist das Haus des hohen Magiers Jyliere. Ihm wird es nicht sonderlich zusagen, dass du sein Fenster zertrümmert und dich an seine Tochter rangemacht hast.“

Gorscos Lippen verzogen sich zu einem höhnischen Grinsen. „Dein blöder Magier macht mir keine Angst, Dummkopf. Der kann mir nichts anhaben.“

„Ach tatsächlich?“, fragte Neyo. „Und warum hast du dir ausgerechnet die Nacht ausgesucht, in der er nicht zu Hause ist?“
 

Gorscos Augenbraue zuckte kurz. „Purer Zufall.“

„Wer's glaubt ...“, meinte Neyo abfällig.

Claire seufzte schwer. Konnte er nicht endlich aufhören, diesen Kerl zu reizen? Offenbar hatte Gorsco nur eine kurze Geduldsspanne. Nicht mehr lange und er würde explodieren. Das konnte die junge Magierin ganz genau spüren.
 

„Was ist denn hier los? Hat nicht jemand geschrien?“

Claire zuckte erschrocken zusammen und auch Neyo erschien nicht weniger überrascht. Einzig Gorscos Gesichtsausdruck veränderte sich kein bisschen, er hatte das Näherkommen dieser vierten Person offenbar bereits vorhergesehen.

Calvio stand, mit einer hellen Kerze in der Hand, an der Türschwelle und starrte verblüfft auf die Szene, die sich ihm bot. Sein überhebliches Grinsen, welches Claire schon immer gehasst hatte, war verschwunden.

„Sieh an, ein neuer Mitspieler.“ Gorsco gab ein merkwürdiges Geräusch von sich, das wohl so eine Art Lachen darstellen sollte. „Ihr dürft dabei zusehen, wie ich ihn töte.“
 

Und schon wirbelte der Mann herum und wollte sich auf den total perplexen Calvio stürzen. Dieser hatte seine Augen weit aufgerissen und murmelte irgendwas vor sich her, was Claire beim besten Willen nicht verstehen konnte.

„Tu das nicht!“, schrie Neyo. Er griff nach Gorscos Mantel, offenbar in einem Anfall von geistiger Umnachtung dazu getrieben. Der Fremde brüllte zornig auf und versetzte Neyo einen harten Schlag gegen die Schläfe. Dieser flog daraufhin mit einem lauten Knall gegen das nächste Regal und sackte zusammen, begraben unter den herabfallenden Büchern.
 

Claire wich einen Schritt zurück, vollkommen von Panik ergriffen. Was sollten sie nur tun? Wie konnten sie diesen Kerl aufhalten?

Gorsco lachte triumphierend auf, als er Neyos qualvolles Stöhnen hörte. „Das hast du verdient, Jüngchen. Aber das war nur der Vorgeschmack, du wirst schon sehen. Erst werde ich deinen Freund hier ausschalten und mich dann ein wenig mit deiner Liebsten vergnügen, ehe ich mich wieder dir zuwende.“
 

Neyo versuchte, sich aufzurappeln und zu einer passenden Antwort anzusetzen, doch ihm fehlte augenscheinlich die Kraft dazu. Der Stoß, der Gorsco ihm versetzt hatte, war offenbar dermaßen kräftig gewesen, dass Neyo alle seine Anstrengungen mobiliseren musste, um nicht das Bewusstsein zu verlieren.

Gorsco grinste siegessicher, ehe er sich mit wehendem Umhang Calvio zuwandte. Dieser stand immer noch an Ort und Stelle, hatte aber von irgendwoher einen Dolch gezückt und musterte sein Gegenüber mit festem Blick. Er war zwar immer noch verwirrt, dies nahm Claire deutlich wahr, aber er tat alles, um diesen Umstand zu überspielen.
 

„Dein kleines Messer kann mir nichts anhaben“, meinte Gorsco amüsiert.

Claire biss sich auf die Unterlippe. Vermutlich stimmte das sogar, selbst ihr sonst so wirkungsvoller Flammenzauber hatte keinerlei Erfolg gehabt. Dabei war Feuer das Element, das sie eigentlich am besten beherrschte.

Gorsco stürzte sich ohne Vorwarnung auf Calvio, seine Bewegungen waren erneut übermenschlich schnell. Doch während Neyo diese Tatsache wenig beeindruckt hatte, verlor Calvio für einen kurzen Moment die Fassung. Erschrocken taumelte er zurück und stieß einen überraschten Schrei aus.

Unter anderen Gegebenheiten hätte Claire es sehr genossen, Calvio dermaßen entsetzt zu erleben, aber nun war wahrlich nicht der Zeitpunkt dafür. Wenn sie nicht bald etwas unternähmen, dann würde er sogar sterben. Dessen war sich Claire absolut sicher.
 

Gorscos verschwommene Gestalt machte kurz vor Calvio halt. Erst hatte es den Anschein, als wollte er den ehemaligen Straßenräuber an der Gurgel packen, doch dann erkannte Claire, dass dem nicht so war. Etwas anderes hatte die Aufmerksamkeit des Eindringlings erregt.

Gorsco beachtete Calvio gar nicht mehr. Stattdessen schien er zu horchen.

Zu horchen? Aber auf was? Auch Claire strengte sich an und versuchte, etwas zu hören, aber außer dieser bedrückenden Stille und Neyos schmerzerfülltem Ächzen war rein gar nichts zu vernehmen. Das ganze Haus schien noch zu schlafen, niemand hatte offenbar das Spektakel in der Bibliothek mitbekommen.

Aber was hörte Gorsco dann?
 

Als dieser wieder seine Stimme erhob, fuhr Claire unwillkürlich zusammen. Sie hatte sich dermaßen konzentriert, dass dieser unvermittelte Bruch der Ruhe sie ziemlich erschreckte.

„Tja, meine Freunde, es war wirklich schön mit euch“, meinte Gorsco. Er ließ von Calvio ab, als wäre dieser plötzliche so uninteressant wie eine Fliege. „Aber ich muss wieder nach Hause. Man ruft mich.“

Man rief ihn? Claire verstand gar nichts mehr. Sie hatte von nirgendwoher eine Stimme oder etwas dergleichen gehört. Auch von außen drang nichts zu ihnen herein.
 

„Tut mir leid, Zuckerpüppchen“, seufzte er. „Ich hätte noch gerne ein bisschen mit dir gespielt, aber das geht heute Abend leider nicht mehr. Doch ich komm auf jeden Fall wieder vorbei. So eine hübsche Braut wie dich lass ich mir nicht durch die Lappen gehen.“

Er zwinkerte Claire schelmisch zu, ehe er plötzlich wie vom Erdboden verschwand. Sein Körper schien sich buchstäblich in Luft aufzulösen, mit der Finsternis eins zu werden. Nichts erinnerte mehr daran, dass er überhaupt da gewesen war. Wie ein schrecklicher Albtraum.
 

Claire war wie versteinert. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ins Leere, während sie versuchte, ihre durcheinanderwirbelnden Gedanken zu ordnen.

„Alles in Ordnung?“ Calvio war an sie herangetreten und musterte sie sorgenvoll. Unter Mühen brachte Claire ein halbherziges Nicken zustande.

Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass sie keine lebensgefährlichen Verletzungen davongetragen hatte, eilte Calvio sofort zu Neyo. Dieser war bei weitem nicht so glimpflich davongekommen wie die anderen beiden. Calvio benötigte eine Weile, ehe er all die Bücher zur Seite geschoben hatten, die sich erbarmungslos auf Neyo gestürzt hatten.
 

„Ihm geht's nicht sonderlich gut.“ Calvio hatte sich wieder an Claire gewandt. „Denkst du, du kannst ihn heilen?“

Claire holte tief Luft und zwang die düsteren Erinnerungen aus ihrem Gedächtnis. Sie musste sich jetzt zusammenreißen.

Sie trat zu den beiden Männern und untersuchte Neyo oberflächlich. Dieser war zwar noch einigermaßen wach, aber seine Augen wirkten ein wenig glasig. Er schien praktisch durch Claire hindurchzusehen, als nähme er sie gar nicht wahr.

„Ich kann ihn sicher nicht komplett heilen, dafür reichen meine Kräfte noch nicht aus“, erklärte Claire. „Aber wenigstens ein bisschen, sodass er nur noch geringe Schmerzen hat.“

Calvio nickte. „Und wenn du damit fertig bist, erklärst du mir dann, was das für ein komischer Typ war?“
 

Claires Magen zog sich zusammen. „Ich ... ich weiß es nicht. Er war plötzlich da und ...“ Sie brach ab, fand keine richtigen Worte, um die Situation zu beschreiben. Alles erschien vollkommen irreal.

„Verstehe“, meinte Calvio. „Aber wer auch immer dieser Kerl war ... ein Mensch war er nicht. Und ich sehne nicht unbedingt den Tag herbei, an dem er zurückkommt.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  blacksun2
2008-05-21T11:56:43+00:00 21.05.2008 13:56
ein klasse Kapitel
also wenn ich die Geschichte lese, komm ich mir nicht vor, als würde ich auf animexx ne Story lesen, sondern in nen Buch von nen richtig guten Autor
ich will am liebsten gar nicht mehr weg vom Computer und den ganzen Tag weiterlesen, und es gibt nur 3 Gründe, die mich davon abhalten
1. die Zeit (argh, ich wünschte ich könnte sie anhalten)
2. dann wäre der Spaß zu schnell vorbei
3. meine Zwillingsschwester (die wäre alles andere als erfreut)
- oh ich labere ganz schön rum, hat ja gar nichts mehr mit der Geschichte zu tun, also zurück zum Thema
also wie Neyo autaucht um Claire, seine "Geliebte" zu retten, mit diesem absolut coolen Kommentar, das ist traumhaft, so richtig wie ein waschechter Held (und witzig war es auch)
mmh, sie hat die Kerze FALLEN GELASSEN - da hat sie ja wahnsinniges Schwein, dass nicht die ganze Bibliothek abgefackelt ist
der Eindringling war ein richtiges Arschloch, oh ich sollt nicht fluchen, dass sehen die Bösen ja nicht gerne ^______^

wenn Feuer und natürliche Waffen ihn nichts anhaben können, was hilft dann? (mir kommt grad ne gute Idee, sie sollten es mal mit Steinsalz probieren oder noch besser, ich kenn da zwei schnucklige Dämonenjäger, die sich auf solche Wesen spezialisiert haben, leider wohnen die auf der anderen Seite vom Schwarzgebirge :) )
Neyo ist auch sweet, ich mag seinen Charakter sehr und langsam wird mir Claire auch symphatischer (besser als dieser Dämon oder was auch immer ist sie allemal)

glg
blacksun

Von:  Chrolo
2006-12-27T20:41:33+00:00 27.12.2006 21:41
Hmm... hmm, hmm, hmm... das war ja sonderbar... weißt du, ich frage es mich die ganze zeit... es ist vollkommen seltsam, ich verstehe es einfach nicht! ...wieso..? *tief luft hol* WIESO HAT DER TYP DENN DAS SCHÖNE SCHLOSSFENSTER ZERBROCHEN, WENN ER SICH DOCH AUCH IN LUFT AUFLÖSEN KANN?? SOWAS VON SCHEIßE, DER KERL!
*abreg*
xDDD

>Es tut mir leid, dass das letzte Kapitel an einer so fiesen Stelle aufgehört hat, aber ich konnte es mir einfach nicht verkneifen<
Deshalb habe ich dich ja auch vroschreiben lassen, so betrifft mich das nicht!^^

>sowohl Verstand als auch Gefühl rieten ihr dringend, zu verschwinden. Es war selten, dass diese beiden Parteien sich so einig waren.<
Ja geht Vielen so... mir zum Glück nicht!^^ Und im Zweifelsfall entscheide ich mit Instinkt, der ist supi bei mir!^^

>„Weißt du, Liebchen, ich habe schon immer Frauen mit goldenem Haar bevorzugt.“<
Hey, war das so helle da? Im kerzenschein kann man goldenes Haar eigentlich nicht ausmachen!^^
Scheint auch noch gute Augen zu haben, der Kerl...!

>Er schien völlig geruchsneutral zu sein, selbst seine Kleidung, die eigentlich recht ramponiert aussah. Irgendwie fand Claire diesen Umstand mehr als nur merkwürdig.<
Ich auch, das hat mich vorher schon verwirrt! So ein französischer Mannequin-Gangster, bestimmt auch noch tollpatschig und aufsäßig... so haben wir's doch gerne!^^
Ich hatte die ganze zeit ein Bild im Kopf... xD!

>Was erlaubte sich dieser verschmutzte Einbrecher eigentlich, sich an eine Dame aus gutem Hause ranzumachen?
Weia...!

>wie geblendet .Die Flammen<
EInziger fehler... Punkt zu weit hinten!^^

>Du weißt es offenbar wirklich nicht. Hat dir dein lieber Vater dieses Buch etwa nicht gezeigt?
Er wusste also, dass sie Jylieres Tochter ist? Scharfsinnig... Instinkt?

>„Tja, meine Freunde, es war wirklich schön mit euch“, meinte Gorsco. Er ließ von Calvio ab, als wäre dieser plötzliche so uninterssant wie eine Fliege. „Aber ich muss wieder nach Hause. Man ruft mich.“<
Ja und wäre das nicht passiert, wäre das wohl das Ende gewesen... sowas habe ich erwartet, anders hättest du diese Situation auch kaum lösen können! Aber zuviel der Kritik, ich fand's wieder gut, lese noch weiter, bin grad in fahrt!^^

Wahahaha, zu jedem Kap trotzdem ein Einzelkommi, freue mich ja selbst über solche!^^

Greetz Danchou of ryodan
Von:  Hepho
2006-11-24T15:06:40+00:00 24.11.2006 16:06
Weißt du, was du mit deinem genialen Schreibstil angerichtet hast?
W E I S S T
D U ,
W A S
D U
A N G E R I C H T E T
H A S T ?
Bei uns bohren sie gerade, und ich lese dein Kapitel. Dann ging der Bohrer ganz in meiner Nähe los, und ich krieg natürlich einen halben Herzinfarkt ... -.-
Also, da hast du’s! XDD

Was schreibe ich da eigentlich!? Mein Gott, ich bin heute nicht normal ... *an den Kopf fass und nach Fieber fühl*

Also:

Neyo schleicht sich an ........ Aaaaaaaaaaaaah, er ist kein Mensch XDDD
Glaub ich zumindest ^^°

Gorsco ... *knurr*
Die – ser – Typ – ist – wi – der – lich!
Wie überlegen der sich vorkommt (okay, er ist es auch, aber dass er keine Gelegenheit auslässt, sich damit zu brüsten <.< ) und wie er Claire behandelt ...
Jedenfalls kommt es tatsächlich wie gerufen, dass jemand nach Gorsco verlangt ...
*stutz* *nach oben deut* Ui, Wortspiel ... ?? ^.^°

War auf jeden Fall sehr spannend! ^________^

Liebe Grüße
Etsch
Von:  DoctorMcCoy
2006-10-01T10:27:04+00:00 01.10.2006 12:27
Ich kann berner-ib nur zustimmen. Einfach ein super Kapitel. Und auch das Ende ist um einiges besser, als das letzte.
Du hast das alles so super beschrieben. Man konnte überhaupt nicht mehr aufhören zu lesen. Einfach viel zu spannend.
Fands total süß, als Claire so wütend wurde, als sie hörte, dass Gorsco Neyo begegnet war. Vielleicht mag sie ihn ja doch, wer weiß.
Auch Neyo hat sich einfach toll verhalten. Wie ein richtiger Held...
Wie er im Türrahmen stand. Dieses Bild...*seufz*
Fand es auch toll, dass sich Gorsco so über Neyo aufgeregt hat, weil er sich anschleichen konnte.
Und das wirft ja eine ganz große Frage auf. Warum kann er das?
Also, warte gespannt auf das nächste Kappie.
HDGDL
Kaguyashi
Von: SamAzo
2006-09-30T22:59:58+00:00 01.10.2006 00:59
AAHH..
Hammer..
das war jetzt ein schöneres Kapitelende wie beim letztenmal...
und ja, ich denke ich werde besser schlafen können jetzt wo der Kerl weg ist ^^

Neyo is einfach.. *seufz*.. (du weißt was ich meine?)

ABER.. ich bin natürlich auf das nächste Kapitel gespannt ..
*wart und dabei kekse ess*


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