Little Sweet Love von Minouett (~KaRe~ (1. + 2. Kapitel wurden überarbeitet <3)) ================================================================================ Kapitel 1: Remember ------------------- Hallo Erdlinge XD Hier mal wieder eine FF von mir; dieses Mal allerdings über Beyblade und wohl oder übel über Kai und Rei. Es wird um die wohl größte Befreiungsaktion gehen; allerdings fragt sich wohl nach einiger Zeit wer wen befreit xDD Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an dem Anime oder dem Manga, geschweige denn an den Charaktern. Alle Rechte liegen bei Takao Aoki nur die Story gehört mir und darf nicht kopiert, geklaut oder sonstwie ohne meine Absprache verwendet werden; danke. Pairing: KaRe |3 Warning: Shounen-Ai, Es ist von mir, ich bin ein lahmes Huhn und Logikfehler sind in dieser FF nicht ausgeschlossen, da es meine erste dieser Art ist. Uu PS: Ja, ich habe Ray in Rei geändert, weil ich diese Schreibweise inzwischen lieber mag…also nicht wundern :D Much Fun! ^_______________^, Stille herrschte. Alle Augen waren auf Rei gerichtet, welcher gekrümmt auf dem Boden lag. Über ihn gebeugt standen drei Schlägertypen aus der Klasse. Wie eine bedrohliche Mauer hatten sie den am Boden Liegenden eingekreist und gewährten den Umstehenden nur einen spärlichen Blick auf ihren Triumph. Der Chinese atmete leise und schnell. Sonst rührte er sich kaum. Er wusste aus Erfahrung, dass diese Typen bis zum Stundengong nicht verschwinden würden. So blieb er einfach liegen, biss sich auf die blassen Lippen und versuchte die erneuten Schmerzen, die auf ihn einprasselten so gut es ging wegzustecken. Wieder einmal hatten sie ihn überrumpelt. Und er wehrte sich nicht. Die letzten Tage waren ähnlich verlaufen. Meistens fingen sie ihn noch vor dem Schultor ab, rempelten ihn an, beschimpften ihn und schlugen auf ihn ein. Sie hassten ihn. Wegen seines Verhaltens und wegen seiner Herkunft. Aber das war für Rei nicht schlimm. Es war ihm egal, was sie von ihm hielten. Er wusste, was er zu tun hatte und Anderes war nicht von Belang. Es durfte nicht von Belang sein. Eigentlich wartete er nur ab, bis sie kein Interesse mehr an ihm hatten. Doch das war nicht so einfach, wie es vielleicht unter normalen Umständen schien. Denn der Knackpunkt war, dass Rei weder schrie noch weinte. Als hätte er für Schmerzen keinen Ausdruck mehr übrig. Und genau das schien die Schläger zu erzürnen, oder mehr noch herauszufordern. Sie wollten, dass er winselnd vor ihnen lag, damit sie sahen, dass sie ihn genug erniedrigt hatten. Doch genau das blieb ihnen verwehrt. Es war nicht so, dass Rei keine Stimme hatte; nein er sprach, auch im Unterricht und ohne Umschweife. Zwar nicht viel, da es für den momentanen Verlauf seines Lebens keine Bedeutung hatte, aber er tat es. Früher war es vielleicht anders gewesen, doch es hatte sich vieles verändert und auch Rei selber hatte sich verändert. Er war fast ein Meister des Schauspiels geworden bezüglich seines Auftretens. Und dieses Schauspiel brauchte er manchmal tagelang fast ohne Unterbrechung, nur um nicht zeigen zu müssen, dass er Schmerzen hatte, dass er verzweifelt war, dass er lächeln wollte und dass er seine Freiheit brauchte wie die Luft zum Atmen. //Wann klingelt es bloß?//, erhoffte er sich eine Antwort auf seine Gedanken und kniff nun doch die Augen zusammen. Verletzende Worte drangen zu ihm, doch die galt es zu ignorieren. Getrappel hallte in seinen Ohren wieder und plötzlich war es ruhig. Fast beängstigend ruhig. Irgendetwas war heute anders. Es hatte nicht geklingelt und dennoch hatten sich die drei Typen, sowie alle Umstehenden verzogen. Rei harrte am Boden aus und lauschte noch einen Moment. Es war schmerzhaft sich zu erheben und deswegen musste er vorher alle Kräfte sammeln. Er vernahm langsame Schritte, welche auch noch ausgerechnet auf ihn zukamen. Ein seltsames Gefühl breitete sich in ihm aus und seine leicht spitzen Ohren zuckten. Sie waren empfindlich und er horchte erneut angestrengt. Ein seltsamer Schrittrhythmus. Der des Lehrers war eilig und etwas hastig, weil er kurze Beine hatte. Doch diesmal waren die Schritte ruhig, gezielt und irgendwie selbstsicher. Es war kein Lehrer, davon konnte er ausgehen, weil die Klasse auf Jene keinen Deut gab. Seine Alarmglocken schrillten, denn es schien eine autoritäre Person aus der Klasse zu sein, wenn die Schläger sich ohne Widerworte verzogen hatten. Rei traute sich nicht aufzusehen, geschweige denn zu Blinzeln. „Bist du der Neue?“, hörte er schließlich eine Stimme aus einiger Entfernung, jedoch klar und deutlich. Er versuchte die Stimme zuzuordnen, aber er konnte nicht sagen, zu wem sie gehörte. Sie war tief, ruhig, etwas schneidend und kühl. Und doch war er sich sicher, dass es kein Lehrer war. Denn schließlich hätte der Lehrer ihn auch nicht gefragt, ob er der 'Neue' war. So 'neu' war er an dieser Schule nach knapp 1 ½ Wochen auch nicht mehr. //Einfach ignorieren…//, dachte Rei und versuchte ein Stöhnen zu unterdrücken, als er sich langsam wortlos aufrichtete. Die Schmerzen waren fast unerträglich. Sie hatten dieses mal besonders fest zugeschlagen. Und auch wenn die Tränen in seinen Augen brannten, so unterdrückte er sie gekonnt. Leicht zitternd stand er nun auf den Beinen und hielt seinen Blick gesengt. Er hasste es, wenn die Anderen ihn mit einer Mischung aus Mitleid und Verachtung ansahen. Und er musste den Eindruck vermitteln, dass es ihn nicht kränkte oder belastete. Es war doch irgendwie erstaunlich, was die Information darüber, wer seine Vorgesetzten waren, für eine Wirkung auf die Klasse hatte. Das alleinige Wissen, wer ihm den Rücken deckte, machte ihm zum Sündenbock der ganzen Stufe. Abgesehen von Dimitri, der in seiner Parallelklasse war und denselben Status besaß. Sie beide teilten dasselbe Schicksal und mussten sich gleichermaßen schützen, soweit es zugelassen war. Rei wagte es nicht, seinen Blick zu heben, in der stillen Angst, der vor ihm stehende Junge könnte ihm mitten ins Gesicht schlagen. Hoffentlich war er nicht das Oberhaupt der Klasse. Sonst konnte er sich warm einpacken. Wieso kannte er ihn nicht? Er wüsste doch, wenn Jemand einen hohen Status besaß…schließlich hätte er diesen sehr früh zu spüren bekommen. Nicht einen Moment flammte Hoffnung in Rei auf. Er glaubte nicht mehr an Wunder, oder dass irgendjemand ihn aus der Hölle in das Paradies beförderte. // Einfach hinsetzen. Nicht an Schmerzen denken… Denk an Yuriy…oder an Dimitri…. An irgendetwas Anderes…//, redete er in Gedanken auf sich ein. Er machte es immer, wenn er sich ablenken musste. Dann versuchte er an Dimitri oder Yuriy zu denken, die beide etwas wie Freunde waren. Schicksalsgenossen vielleicht. Ähnlich wie Knastbrüder. Ein durchsichtiges Lächeln zuckte über Reis Lippen. Er beachtete die noch immer vor ihm stehende Person nicht und wankte etwas unsicher zu seinem Platz in der hintersten Reihe, ohne dem Jungen auch nur einen Blick zu schenken. "Man Kai…das ist der Chinese den… Sie… geschickt haben. Wo warst du überhaupt so lange?", raunte ein Mädchen dem Jungen etwas gedämpft zu. „Geht dich nichts an wo ich war. Und nenn diese Irrenanstalt bei ihrem Namen. Ich will nicht, dass sich hier irgendwer ehrfürchtig denen gegenüber verhält, klar?“ Das war nicht nur eine Anweisung, sondern schon mehr ein Befehl gewesen und die Stimme klang so eisig, wie wenn Schlittschuhkufen auf dem Eis kratzten. Rei jedoch regte sich nicht und ließ den Kopf hängen. Er hatte es gewusst. Einer mehr, der ihn hassen würde und der dazu auch noch stark zu sein schien, wenn jeder ihm so viel Respekt zollte. Kai. Kai. Warum ausgerechnet Jemand mit dem Namen Kai? Bilder der Vergangenheit rauschten vor seinem inneren Auge vorbei und ließen ihn noch kleiner werden. Er wollte dies nicht noch einmal durchleben. Seine mit blauen Flecken und Wunden übersäten Schultern bebten. Es war das erste Mal seit langem, dass er das Gefühl hatte, sein Schauspiel würde auffliegen. //Nicht an Kai denken…denk an Yuriy…//, ermahnte er sich etwas verzweifelt und es gelang. Yuriy war schon oft eine gedankliche Stütze gewesen. Wahrscheinlich weil er sich auch sonst immer für ihn eingesetzt hatte. Von Anfang an. Sie hatten sich verstanden und Yuriy war immer wie eine Rückenstärkung, wenn es Rei den Boden unter den Füßen wegzog und er drohte sein Gesicht zu verlieren. Allen Anzeichen nach hatten sie die erste Stunde frei, denn der erlösende Stundengong war schon längst überfällig. "…und das gilt für alle.", riss die Stimme des Jungen Rei aus seinen Gedanken. "Kaum ist er wieder auf den Beinen, motzt er wieder rum...", brummte ein anderer Junge leise eine Reihe unter Rei. "Was zu meckern?", knurrte Kai den Typen unwirsch an, welcher sofort eifrig den Kopf schüttelte und ihn voller Angst ansah. Rei bekam inzwischen kaum etwas mit. Diese Schmerzen in der Magengegend betäubten ihn fast. Und es half nichts. Bilderfetzen mit Kai und ihm kreuzten seine Gedankengänge, ohne dass er es steuern konnte. Nur für ihn hatte er sich geopfert. Nur für ihn hatte er alles was er besaß aufgegeben. Er hatte ihn aus den Fängen seines tyrannischen Großvaters befreit und damit sein eigenes Schicksal besiegelt. //Es ist gut so wie es ist... Er muss nun nicht mehr leiden...Voltaire hat ihn weit fort geschickt... Er ist frei. // Diesen Gedanken hatte er sich all die Jahre eingeredet. War es falsch gewesen? Hatte er einen Fehler begangen, als er sich Voltaire angeschlossen hatte? Anfänglich hatte er es sich oft gefragt. Doch inzwischen war auch das ihm egal geworden. Es war, wie es war. Damals war er gerade mal 13 Jahre alt gewesen. Nun war er schon 16. Er beherrschte perfekt außergewöhnliche chinesische Kampfkünste. Er war einer der besten Blader und bestritt so ziemlich jedes Match zu seinen Gunsten. Er konnte sich wehren, er hatte die Kraft und die Möglichkeiten dazu. Aber es war ihm verboten worden. Eine der vielen Lektionen, denen er sich unterziehen musste. ~+*+~ End of Chapter 1 ~+*+~ So. Es ist überarbeitet, weil mir einiges fehlte und naja...ich hoffe es gefällt euch. Sagt mir, was ihr davon haltet. >D lg Minou Kapitel 2: Rules ---------------- So. Noch einmal einige Änderungen, aber grundlegend bleibt es natürlich dasselbe. Ich hoffe es gefällt euch. Eigentlich wollte ich schon in diesem Kapitel näher Reis Beweggründe und Gefühle erläutern, aber es wird sonst zu langatmig und ich komme mit der Story nicht weiter XD Hoffe es stört nicht… °w°`*schwitz* Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an dem Anime oder dem Manga, geschweige denn an den Charakteren. Alle Rechte liegen bei Takao Aoki, nur die Story gehört mir und darf nicht kopiert, geklaut oder sonstwie ohne meine Absprache verwendet werden; danke. Warning: Achtung! Shounen-Ai + es ist von mir. Widmung: Much Fun ^______^ Der Junge namens Kai, stand nun direkt vor seinem Tisch. Das sah Rei daran, dass ihm logischerweise die vordere Sicht verdeckt blieb. "Sieh mich an!" Kais Stimme war kalt, doch etwas Verborgenes lag in ihr. Rei reagierte nicht. Er wollte sich nicht eingestehen, dass ihm die Stimme bekannt vorkam. "Ich sagte, sieh mich an!", wiederholte Kai. Er hatte die Hände vor der Brust verschränkt, was seine Ungeduld nur noch unterstrich. "Wie heißt du?", setzte er noch hinzu. Was bildete sich der Neue eigentlich ein? Rei schwieg. Kein Laut kam über seine trockenen Lippen. Seine Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an und schien verhindern zu wollen, dass seine Stimme auch nur ein Wort hergab. Alles in ihm sträubte sich. Er wusste inzwischen eigentlich genau wen er vor sich hatte. Wen er vor sich haben musste. Eigentlich. Er wollte es nicht sicher wissen. Er wollte ihn nicht sehen, er wollte nicht seine Stimme hören. Es würde ihm die Gewissheit geben, dass alles auffliegen konnte. Das nichts freiwillig war, was er tat, dass alles Show war. Und Kai würde Antworten verlangen. Rei starrte auf seinen Tisch, und hielt sich mit einer Hand seinen Bauch. Es tat so schrecklich weh... '"Rei, glaubst du, dass wir lange befreundet sein werden?" Der neunjährige Russe starrte nachdenklich vor sich hin und schenkte dem Jungen neben sich einen kurzen Blick. "Ja, ich denke schon. Wieso fragst du?", antwortete der schwarzhaarige Chinese und leichtes Erstaunen spiegelte sich in seinen goldenen Augen wieder. Stille folgte auf die Gegenfrage. "Kai?", versuchte er die Aufmerksamkeit des Älteren zurück zu erlangen. Ein abwesender Ausdruck hatte sich auf dessen Gesicht gelegt. Beide schwiegen erneut und Rei überfiel ein Gefühl der Kälte und der Vorahnung. Langsam hob Rei den Kopf. In ihm herrschte Leere. Leere und körperlicher Schmerz. Nicht einmal Aufregung verspürte er, obwohl es unter anderen Umständen sicherlich so gewesen wäre. "Mein Name ist Rei Kon...", murmelte er leise, während er sich überwand und dem Jungen namens Kai in die Augen sah. Rubinrot durchbohrte ihn. Reis Herzschlag schien einen Moment auszusetzen. Ihm war, als wäre plötzlich jeglicher Sauerstoff aus dem Raum gesaugt und ihm wurde etwas schwindlig. Ein Gefühl der Überforderung ergriff von ihm Besitz. Er war auf diese Situation nicht vorbereitet. Wusste nicht, ob er handeln, ignorieren oder sich verteidigen sollte. Kais Maske verrutschte leicht. Kurz sah man Fassungslosigkeit in seinem Gesicht lesen. Schließlich wurde sein Blick misstrauisch und ungläubig. "Rei.", kam es nach einiger Zeit tonlos über seine Lippen. Es war nicht wirklich eine Frage. Fast klang es wie eine Feststellung. In Reis Ohren wie ein einfach dahingesagtes Wort. Ohne Bedeutung. Die Klasse tuschelte leise. Der junge Chinese biss sich auf die spröde Unterlippe, und schaffte es nicht den Blickkontakt zu halten. Alles schien auf ihn einzustürzen. Sein Magen verkrampfte sich, wenn auch nicht nur wegen seinen Verletzungen. Er wollte nicht, dass Kai ihn so sah. Es machte ihn schwach, zerstörte sein Schauspiel, seine Selbstbeherrschung. Kais Ausdruck verhärtete sich schon nach wenigen Sekunden. "..." "Ich kenne dich nicht, ich...", setzte Rei mit schwacher Stimme an, doch Kai unterbrach ihn. "Versuch nicht mich zu verarschen Rei, du weißt genau wer ich bin. Und ich weiß auch wer du bist." "Wieso und woher solltest du mich kennen? Da muss eine Verwechslung vorliegen.", gab Rei etwas bissig und dennoch unruhig zurück, soweit es sein Zustand erlaubte. Es war nicht gut, wenn Kai in alles hineingeriet. Nervös huschten die bernsteinfarbenen Opale des Dunkelhaarigen umher. Ihm war nicht wohl dabei, dass die ganze Klasse das Szenario mit verfolgte. Auch Kai schien es zu stören, dass sie mit neugierigen Blicken belagert wurden. Seine Gesichtszüge wirkten angespannt und seine Augen verengten sich zu Schlitzen. "Verzieht euch nach draußen!", zischte er in einer Tonlage, nahe des Gefrierpunktes und einem Beiklang, der keinen Widerspruch duldete. Die Klasse drängte sich schweigend und wie Marionetten hinaus. Keiner widersprach. Sie wussten, dass keiner gegen Kai ankam. Er war stark, geachtet und hatte zu großen Einfluss auf Alles und Jeden. Das braunhaarige Mädchen, das Kai vorher angesprochen hatte, blieb als Letzte und fragte gespielt freundlich, was sie denn machen sollten, wenn der Lehrer kam. Kai schien mehr als gereizt. "Mir egal Elena, streng dein kleines Hirn an!" Die genannte Elena hob empört eine Augenbraue, erwiderte jedoch nichts und verließ auch den Raum. Die Tür viel ins Schloss und es war still. Nur gedämpftes Stimmengewirr drang durch die Klassenzimmertür. Und das war Rei nur recht. Es zerstörte die erdrückende, wissende Stille, die sich sicherlich zwischen Kai und ihm erneut ausgebreitet hätte. Gedanken flogen in Reis Kopf umher. Verwirrt, verängstigt, trotzig, unsicher. Er wusste nicht was kommen würde. Kai war älter geworden. Er auch. Sie waren zwar befreundet gewesen, doch schon damals hatte Kai sich nie wirklich in die Karten schauen lassen. Es war ihm nur langsam und mühsam gelungen, eine sehr wackelige, unsichere Freundschaft zu dem kühlen Russen aufzubauen. Es war nie leicht gewesen und oft hatte Kai ihm das Gefühl gegeben, dass es irgendwo unmöglich war mit ihm befreundet zu sein. Er vertraute nicht. Er war verletzend. Er war herrisch und rechthaberisch. Vor allem stolz. Doch Rei war geduldig. Es war eine seiner Stärken. Er konnte viel über sich ergehen lassen, ohne sofort an die Decke zu gehen. Anders als Kai, bei dem manchmal nur ein minimaler Störfaktor gereicht hatte, um ihn zu erzürnen oder gar zu einem Wutanfall zu bringen. Wenn es auch mit der Zeit seltener wurde. Und nun, wo er ihm gegenüberstand, schien die damalige Verbindung gekappt zu sein. Ohne jegliche Emotion und befremdet sah Kai ihn an. Als würde er ihm im Moment tatsächlich zum ersten Mal begegnen. Und Rei fühlte, wie ein Wall von Trauer ihn überfiel. Konnte nicht einmal etwas richtig laufen? Er sank leicht in seinem Stuhl zusammen und vermittelte unweigerlich den Eindruck, dass 'Kraft' ein Fremdwort für ihn war. Allein mit seiner bloßen Anwesenheit brachte Kai alles durcheinander. "Was soll der Unsinn, Rei?", fragte Kai schließlich und die Kälte in seiner Stimme ließ Rei erschauern. „Die Anderen sind draußen, du kannst es also zugeben. Du bist Rei Kon, ursprünglich aus China, richtig? Also waren wir...befreundet.“ Das letzte Wort schien Kai Überwindung zu kosten, den er stockte für eine Sekunde. Seine Stimme klang ruhig, doch dem Jüngeren war von Anfang an dessen Anspannung aufgefallen. Seine Kiefermuskulatur bewegte sich leicht und er knirschte leise mit den Zähnen. Er schien doch ziemlich verärgert zu sein. Rei schwieg. Kai gehörte nicht mehr zu ihm. Aber er wusste plötzlich, wie der Russe sich gefühlt haben musste. Dabei war das erst der Anfang. Was sollte er tun? Rei verzweifelte innerlich. Ihm schwirrten die Regeln im Kopf. Regeln. Regeln, die er zu befolgen hatte. // Nr. 53: Sollte jemand mit einer Feststellung Recht haben, quittiere es lediglich mit einem Nicken.// Rei nickte langsam. Es war ein krampfhaftes Nicken. Ein gezwungenes. Es war egal, ob er Kai Recht gab oder nicht. Es war sowieso offensichtlich. // Nr. 12: Wenn du das Gespräch für beendet erklären willst, oder es für beendet erklärst, setze eine abwehrende Haltung ein.// Ray verkrampfte sich etwas, als er langsam seine Arme vor seinem Oberkörper verschränkte. Sein ganzer Körper tat ihm weh. Kai’s Blick gefror. Das waren zwei Bestätigungen auf einmal. Ein verachtender Ausdruck setzt sich in seinen Augen fest. „Willst du mir etwa weiß machen, dass ausgerechnet du dich der menschenfeindlichen Psychiatrie angeschlossen hast? Das glaubst du doch selbst nicht.“ Er spuckte den letzten Satz förmlich aus. Auch wenn er es nicht offensichtlich zeigen wollte, so spiegelte sich Wut und Unglaube in seinen rubinartigen Augen wieder. Mehr noch loderte verhalten Hass und Enttäuschung in ihm. Rei schluckte. Ihm wurde erst jetzt bewusst, dass er Kai gerade augenscheinlich mehr als nur in den Rücken fallen musste. Kai hatte die Hälfte seines bisherigen Lebens in dieser ‚Anstalt‘ verbracht. Sie hatte ihn geprägt, ihm seine Freiheit genommen. Und nun schloss sich sein ehemals bester Freund, dem größten Feind an. Rei war im Zwiespalt. Er musste die Regeln befolgen. Er musste. Er musste für alles einstehen. Und doch wollte er Kai aufklären. „Das glaube ich nicht nur, das ist so.“, rang sich Rei zu einer Antwort durch. Er log nicht, aber er fühlte, wie ihn das schlechte Gewissen erdrückte. Kai fixierte ihn wortlos. Er schien zu wissen, dass Rei nicht log. Rei konnte noch nie besonders gut lügen. Doch er wusste auch, dass hier etwas nicht stimmte. Das war offensichtlich. Draußen vor der Tür wurde es langsam unruhig und wie es schien, war soeben der Lehrer eingetroffen. Rei hustete und hielt sich den Bauch. Erst jetzt nahm Kai dessen Zustand wirklich wahr. Der Chinese sah etwas blass aus. Ein bisschen, als würde er gleich ohnmächtig werden. Doch er hielt sich tapfer aufrecht und schien jegliche Schmerzen verdrängen zu wollen. Er wollte etwas sagen, doch in diesem Moment ging die Klassentür auf und der Lehrer kam verärgert herein. "HIWATARI!", bellte er und seine Wurstfinger deuteten auf den Graublauhaarigen, "Was hat das zu bedeuten? Ich wünsche eine Erklärung! Miss Jarischkov meinte, sie hätten aus bestimmten Gründen die Klasse beschlagnahmt...dürfte ich erfahren weshalb?" Die kleinen Schweinsäuglein des stämmigen Klassenlehrers huschten hastig zwischen Kai und Rei hin und her. Mit einem eisigen Blick auf den Lehrer knurrte Kai: "Kon wollte mit mir nicht vor versammelter Klasse reden, also habe ich sie gebeten sich solange draußen aufzuhalten. Ich hatte eine ernste Angelegenheit mit ihm zu besprechen und die Klasse war so zuvorkommend zu warten." Gelangweilt fuhr sich Kai durch die Haare. Er hasste es mit Lehrern zu diskutieren. Vor allem an dieser Schule waren sie voreingenommen und richteten immer situationsgemäß, wie es ihnen gerade passte. Meistens zum Nachteil der Schüler. "Soso...", der Lehrer beäugte beide Jungs weiterhin misstrauisch. Sein herablassender Blick verriet, dass es ihn eigentlich nicht sonderlich interessierte was dieser Aufstand sollte, doch dass er darüber nachsann, was er ihnen für eine Strafe auferlegen konnte. Kai schien dies zu merken und deutete auf Reis Wunden. "Ich bringe ihn ins H108…", sagte er und griff Rei unter die Arme um ihn zu stützen und ihn gewissermaßen zu zwingen mit ihm zu kommen. Dieser konnte seine Verblüffung und Verwirrtheit kaum verbergen, doch widersprach nicht. H108 schien so etwas wie ein Krankenzimmer zu sein. Er ahnte nicht was Kai mit dieser Aktion bezweckte, doch wohl war ihm nicht dabei. Kai half nie. Die Klasse bemerkte die etwas angespannte Stimmung und ging einfach still auf ihren Platz. Niemand sagte etwas, jedoch schienen alle Augen auf Rei und Kai zu ruhen. Kai störte sich nicht weiter daran und zog Rei etwas unsanft aus der Klasse, ehe der Lehrer anzweifeln konnte, dass es Rei wirklich schlecht ging. Der kahle Flur war wie ausgefegt. Niemand begegnete ihnen auf ihrem Weg. Etwas verunsichert schielte Rei zu Kai hinüber. Er stützte ihn nur noch leicht und wollte wohl näheren Kontakt vermeiden. Der Schwarzhaarige starrte wieder geradeaus. Ihm verschwamm etwas die Sicht. Er hatte Angst. Sie würden es sicher nicht gutheißen, wenn er schlapp machte. Er kaute weiter auf seiner Unterlippe. Sein Herzrhythmus war um einiges angestiegen und er spürte, wie sich sein Magen erneut verkrampfte, dass er vor Schmerz aufkeuchte. Doch anstatt, dass er anhielt, schleppte er sich neben Kai weiter. Dieser hatte zwar alles mitbekommen, schenkte ihm jedoch nicht weiter Beachtung, als er den Weg fortsetzte. Rei riss sich zusammen, doch die innere Panik blieb. Was sollte er Kai erklären? Vor allem wie sollte er es erklären? Was konnte er tun? Was sollte er tun? Er wollte alles erklären. Er wollte frei sein. Er wollte Kai zurück… Seine Atmung wurde unregelmäßiger und auch wenn er versuchte sich zu beruhigen, so zitterte er ohne Unterlass. Erneut krampfte sich sein Magen zusammen und leichte Übelkeit machte sich in ihm breit. „Kai, ich…“ Sie verlangsamten ihr Tempo, als Rei leicht taumelte. Sofort packte Kai ihn etwas unsanft am Arm und versuchte ihm sein Gleichgewicht wiederzugeben. Rei keuchte und hielt sich den Bauch. Er zeigte nie, was in ihm vorging, doch nun konnte er nur schwer ein Wimmern zurückhalten. Die Schmerzen, die ihm zu schaffen machten, brachten ihn fast um. Und die momentane psychische Belastung war nicht minder groß. Kai’s Nähe tat ein Übriges. Er löste den Knoten. Machte ihn verletzbar, angreifbar. Doch nun stützte er ihn etwas mehr und verharrte. „Beruhige dich. “, kam es knapp von ihm, als Rei ihn schwach fragend ansah und tief durchatmete. Der Chinese befolgte Kais Anweisung und atmete noch einmal tief ein und aus. Langsam ließ seine Aufregung nach und seine Beine gewannen wieder etwas an Kraft. Kai beobachtete ihn aufmerksam. Da blickte Rei plötzlich auf. „Lass mich.“ „Mh?“ So widersprüchlich wie Rei sich verhielt, so sah er ihn auch an. Er wollte ihn auf etwas aufmerksam machen und Kai schaltete schnell. Wenn er für Boris arbeitete, wurde er sicher überwacht. Er wollte reagieren, wie die Abtei es vorschrieb, allerdings den Eindruck vermitteln, das Gegenteil zu meinen. „Du findest dich hier nicht zurecht. Also halt gefälligst die Fresse.“ Rei nickte ergeben, wenn auch innerlich noch immer aufgewühlt. Er mochte es noch nie, wenn Kai mit ihm so redete, aber wenn sie Sie täuschen wollten, durfte er nicht plötzlich nett sein. Kai schien verstanden zu haben; das sah er ihm an. Er wusste, dass er überwacht wurde. ~* End of Chapter 2*~ Hoffe es hat euch gefallen :3 Wenn Fragen oder Anmerkungen aufgekommen sind. Immer her damit. XD Lg Minou Kapitel 3: Word of Honour ------------------------- Little Sweet Love Kapitel 3: Word of Honour Und hier also dann mal das 3. Kapitel… Ich weiß; es hat mal wieder Ewigkeiten gedauert, aber dafü+r hab ich diesmal viiiel mehr geschrieben und mir Mühe gegeben es etwas auszuweiten XD Thx for the Kommis °~°V Disclaimer: Rechte liegen bei Takao Aoki, nur die Story gehört mir ganz allein. (Nicht klaun!) Warning: Shounen-Ai + es ist von MIR… Widmung: …ehm ja. XD“ Ich hoffe es gefällt euch :3 Much Fun ^____________^ Kai hatte mit einem inneren Konflikt zu kämpfen. Es war gegen seine Vorsätze und sein Image sich für Irgendwen besonders einzusetzen. Das war schon immer so, seit er sich der Abtei und seines Großvaters wegen vor der Außenwelt verschlossen und Niemanden an sich ran gelassen hatte. Doch hier ging es nicht um Irgendjemanden. Es ging um Rei. Rei war nie nur ‚Irgendwer’. Sie waren Freunde gewesen und der kleine Chinese hatte ihm insgeheim schon immer viel bedeutet, bis er verschwand. Allein, weil er der Einzige war, der mit ihm befreundet sein wollte. Dabei war er schon damals ein Kotzbrocken gewesen. Und sie hatten sich Beide verändert. Es war ist viel passiert in den Jahren, in denen sie sich nicht gesehen hatten. Sie waren wie zwei Fremde, die doch nicht Fremde waren, weil sie sich mal kannten. Wie sollte er sich ihm gegenüber also verhalten? Vertraut? Oder…fremd...? Im Zweifelsfall wohl eher fremd. Das war für ihn am einfachsten. Er blickte neben sich zu dem Jüngeren, der so gut es ging versuchte sich aufrecht zu halten. Er musterte ihn widerholt leicht misstrauisch. Eigentlich hätte er ihn aus nächstbestem Grund von sich gestoßen. Sein geschimpfter ‚Freund‘ hatte sich Boris und Voltaire angeschlossen! War er noch zu retten? Was für eine Gehirnwäsche mussten sie ihm unterzogen haben, damit so etwas zustande kam? Und vor allem Warum? Er verstand es nicht. Und diese Tatsache machte ihn rasend. Er hatte sonst auch immer den Überblick über alles. Immer die Kontrolle. Und kaum trat Rei in sein Leben geschahen Dinge, die nicht vorhersehbar oder geplant waren und warfen ihn aus seiner sicheren Bahn. Aber wenn er mehr wissen wollte, musste er ihn zur Rede stellen und dazu war ein Ort wie das Zimmer H108 gut geeignet, wie er gehört hatte. Die Krankenschwestern im Dienst vertrieben sich die meiste Zeit sowieso lieber mit Kaffepausen, Rauchen und Kartenspielen. (Vorzugsweise Skart) Deswegen meldeten sich die Meisten gerne mal krank, um dort einfach eine Freistunde zu verbringen. Kai sah sich im Korridor um und entdeckte das Schild mit der Zimmernummer neben der Tür. Rei währenddessen schien immer noch ziemliche Schmerzen zu haben, doch gab keinen Ton von sich. Wortlos öffnete Kai die Tür zum Krankenzimmer. Er war hier noch nie gewesen. Wieso auch. Die Krankenschwestern schienen, wie erwartet, kurzzeitig abwesend zu sein. Was für ein schlechter Service. // Er ist leicht…//, kam es dem Russen kurz in den Sinn, als er Rei hochhob und auf das nächstbeste Krankenbett platzierte. Dieser hustete verhalten und schwieg. Der Gedanke, dass Kai ihn gerade hochgehoben hatte, wirkte seltsam auf ihn. Er war dankbar und hätte sich insgeheim gefreut, wenn nicht die Schmerzen seine Sinne weitgehend betäubt hätten. Kurz sahen sich Beide an und versuchten sich dann mit der Einrichtung des Krankenzimmers abzulenken. Schlicht und weiß. Ziemlich einfallslos, wie man feststellen konnte. Wenige Krankenliegen, ein Schreibtisch und ein etwas größerer Arzneischrank. Alles in einem eher dreckigen Weiß-Ton gehalten. Rei dachte nach. Wie sollte er nur anfangen? Und was, wenn es Kai nicht interessierte und er nicht die Absicht hatte ihm zu helfen? … Außerdem konnte ihn das auch in große Schwierigkeiten bringen… Vielleicht sollte er es doch lassen-… Aber…Andererseits würde er wahrscheinlich nie wieder eine Möglichkeit finden, die Abtei zu verlassen. Was sollte er tun? Was nur?? Wenn nur wenigstens diese Schmerzen nicht wären… Nervös zwirbelte er an einer Haarsträhne herum und verriet sich. Kai hatte scharfsichtig diese Bewegung verfolgt und wusste, was in Rei vorging. Er traute sich nicht ihn um etwas zu bitten… Immer wenn er an einer Strähne gezwirbelt hatte, war er nervös und fand keine Worte. Das war schon immer so... Doch kaum ging Kai dem Gedanken nach, wie er Rei am besten zwang ihm Rede und Antwort zu stehen, da fing dieser plötzlich an, ohne Unterlass zu husten. Der Kleinere hielt sich mit der einen Hand den Bauch und der anderen den Mund und schien erneut einen Magenkrampf zu haben, was Kai etwas hilflos wirken ließ. Er hatte keine Ahnung von Erster Hilfe. Aber er musste irgendetwas unternehmen. Irgendwie musste er ihn beruhigen. “ Rei! Atme ruhiger!”, befahl er ihm eindringlich, doch dieser hatte die Augen zusammengekniffen und rang nach Luft. Er schien sich nicht konzentrieren zu können. Kai reagierte dieses mal sofort, drehte Reis Gesicht zu sich, hob sein Kinn an und starrte ihn an. Er zwang ihn quasi zu Blickkontakt und hoffte, dass es wirkte. Rei öffnete sofort erschrocken und verstört seine Augen und sah seinem Gegenüber direkt ins Gesicht. Sie saßen immer noch dicht nebeneinander. Die goldgelben Opale des Jüngeren schimmerten leicht fiebrig, aber er wurde ruhiger. Sein Atem ging noch immer stoßweise und er zitterte leicht. Sein Kopf war leer. Er konnte nichts denken. Konnte nur Kais Augen sehen, die ausnahmsweise eine gewisse Wärme ausstrahlten. “Es funktioniert also immer noch.”, stellte Kai monoton fest und ließ das Kinn des Anderen wieder sinken. Schon früher war es so gewesen, dass wenn man das Kinn des jungen Chinesen anhob, dieser plötzlich fast wie hypnotisiert wirkte. Kai wusste nicht wieso, genau wie Rei. Es war ähnlich wie, als wenn man Jemanden so in die Enge trieb, dass ihn eine Art Schock erfasste. Und Kai erwischte sich erneut dabei, wie er etwas zufrieden feststellte, dass Rei ‚der Alte‘ zu sein schien. Die Art, wie er handelte, oder seine Gestik, war dieselbe. Auch die Sache mit dem Kinn… Davon wusste Kai allein. Es machte ihn stolz und selbstzufrieden. Rei jedoch schien alles andere als glücklich. Er lächelte schief und lenkte erneut Kais Aufmerksamkeit auf sich. Es war kein Lächeln, das Fröhlichkeit vortäuschen sollte. Es war ein verzweifeltes Lächeln, ein panisches, ein schmerzerfülltes. Er fing an zu schluchzen. Tränen bildeten sich in seinen hübschen Augen, doch er unterbrach nicht den Blickkontakt zu Kai, so wie er es früher getan hatte. Und Kai merkte sofort, dass hier etwas gewaltig schief lief. Das war nicht normal. Hatte er ihn etwa mit seiner Bemerkung so sehr verletzt? Aber das war doch kein Grund zum heulen. Ganz und gar nicht. Und Rei war nicht der Typ, der bei solch einer kleinen Bemerkung gleich anfing seinen Tränen freien Lauf zu lassen. Natürlich war er sensibler und nahm sich auch einfache Dinge zu Herzen, aber etwas Anderes stimmte hier nicht. “Es tut weh…“, flüsterte Rei auf einmal und hob seine geballte Faust hoch. Kai erstarrte. “Es tut so schrecklich weh, Kai.”, wiederholte er noch leiser und öffnete zitternd seine Hand. Kais Augen weiteten sich geschockt und er konnte Rei gerade noch daran hindern von der Krankenliege herunter zu stürzen. Er war ohnmächtig. //Scheiße!// Er hielt ihn fest, legte ihn so gut es ging auf die Liege und wollte gerade aus der Tür rennen, um die Krankenschwester zu holen, als diese auch schon die Tür öffnete und erstaunt war, zwei Personen vorzufinden. “Rufen sie schnell einen Krankenwagen!“, brüllte er der Schwester entgegen, die ihn überaus verblüfft ansah. Doch das störte ihn nicht. “Los, nun machen sie schon!!“, drängte er verärgert und die Schwester gehorchte sofort. Währenddessen war eine weitere Schwester aufgetaucht. Sie begriff schnell und fing an, Rei zu untersuchen. Kai spürte, wie Kälte und Unruhe von ihm Besitz ergriff. Und Hass. Hass auf die Leute, die dem Schwarzhaarigen so etwas angetan hatten, dass dieser so mit Schmerzen zu kämpfen hatte. “Grundgütiger!!“, entfuhr es der Schwester, die Rei auf Wunden untersuchte, plötzlich, “ Seine Hand! Seine Hand ist ja voller Blut!!!“ Erschüttert sah sie Kai an. “Woher kommt das? Hat er sich verletzt?“ “Nein, nicht direkt. Er wurde verletzt und hat wahrscheinlich innere Verletzungen…Das Blut kam durch Husten.“, antwortete Kai wahrheitsgemäß und ließ Rei nicht aus den Augen. Er war blass. Die Krankenschwester wirkte leicht aufgelöst. “Majenna! Kommt der Notarzt bald? Ich glaub die Lage des Jungen ist nicht zu unterschätzen…!“ Kai fühlte sich unwohl in seiner Haut. Rei musste durchhalten! Er musste einfach! Es verstrich nur wenig Zeit, da hörte man eiliges Getrappel und die Notärzte trafen ein. Sie beförderten den blassen Chinesen auf eine Trage und befragten Kai, wegen der Ursache. Dieser antwortete knapp, aber ausreichend. Als die Männer Rei schließlich raus transportierten, wandte sich einer der Ärzte an Kai und fragte: “Wollen sie mitkommen, junger Mann? Ich nehme an, sie sind mit Rei Kon befreundet?“ Der Gefragte zögerte zuerst, überwand sich jedoch und nickte kurz. //Sobald er wieder ansprechbar ist, werde ich ihn zur Rede stellen.//, dachte Kai bei sich und folgte den Sanitätern in den Krankenwagen. Als sie nach einiger Zeit im Krankenhaus ankamen ließ Kai sich im Wartezimmer nieder. Er wartete auf die Ergebnisse. Es bestand kein Grund zur Sorge. Das hatten die Ärzte ihm versichert. Wieso sollte er sich also unnötig aufregen? Wenn es Rei schon bald wieder besser gehen würde, bestand kein Grund für unnötige Besorgnis. Doch je länger Kai darüber nachdachte, dass es ja keinen Sinn habe, sich Sorgen zu machen, desto unruhiger wurde er innerlich. Vielleicht wollte er sich selbst nur beruhigen... Es würde Rei besser gehen. Die Wunden würden verheilen. Warum also ein Drama um das Nichts gestalten? Der junge Russe wartete. Und wartete. Doch nach zwei Stunden untätigen Herumsitzens, stand er auf und ging im Wartesaal umher. In ihm kroch leichte Nervosität auf. War es denn normal, dass eine Untersuchung so lange dauerte? Ging es Rei vielleicht doch schlechter als erwartet? Sollte er nachfragen? Er sah sich nach einem Krankenpfleger oder etwas Ähnlichem um, doch der Flur wirkte seltsam leer. Gerade, als er um die Ecke gehen wollte, um an der Rezeption zu fragen, wie lange er noch zu warten hatte, wich er zurück. Hastig sah er sich um und versteckte sich am Eingang des Wartezimmers, gerade so, dass er beobachten konnte, wer den Flur entlang ging. Kaum hatte er sich dort positioniert, da kam auch schon ein kräftiger Mann mittleren Alters, violetten Haaren und mit zwei Leuten in Begleitung, um die Ecke gebogen. //Verflucht, ich hätte früher nach ihm sehen sollen… //, schoss es Kai durch den Kopf und beobachtete weiter, wie Boris Balkov, Abteilungsleiter der Abtei, seinen Weg ungehindert fortsetzte und die Zimmerschilder, die an den Flurtüren angebracht waren, genau musterte. Kai zögerte kurz, schlich sich jedoch aus seinem Versteck hervor und folgte Boris und seinem Gefolge in relativ großem Abstand. Er konnte es sich nicht genau erklären, weshalb ihm plötzlich so flau im Magen wurde und in ihm dieses schreckliche Gefühl hinaufkroch, dass er seit seinen Jahren in der Abtei nicht mehr zugelassen hatte. Das Gefühl, dass ihn des Nachts immer wieder wach gehalten hatte und dass sein stetiger Begleiter gewesen war, auch wenn man es ihm nie angesehen hatte. Angst. Jetzt, wo er Boris in leibhaftiger Gestalt keine 50 m von sich entfernt stehen sah, fühlte er, wie schrecklich es sein konnte sie zu verspüren. Doch es war nicht dasselbe Gefühl. Das Gefühl das er damals gehabt hatte, war vor allem mit Hass verbunden. Einem gewaltigen Hass auf sein vollkommenes Umfeld, das ihn gequält hatte und ihm seine Freiheit nahm. Und nur durch diesen Hass, hatte er es in der Abtei ausgehalten. Aber sein jetziges Gefühl war noch mit etwas Anderem vermischt. Mit Sorge. Er hatte Angst um Rei. Es war klar, dass Boris wegen des Chinesen und im Auftrage Voltaires kam. Und wie er es sich denken konnte, war für sie Reis Gesundheit zweitrangig. Doch was konnte er schon groß ausrichten? Er, der immer noch die Angst in seinen Gliedern spürte, wenn er nur an Boris Balkov dachte und sich zwingen musste nicht einfach die Flucht zu ergreifen? Vielleicht sollte er gehen… Er hatte die Abtei hinter sich gelassen und das war gut so. Wenn er sich jetzt weiter mit Rei befasste und sich einmischte, würde ihm das nur Ärger einbringen. Zögernd sah der Russe wieder in die Richtung, in der der Abteileiter verschwunden war. Er senkte etwas den Blick. Konnte er das wirklich mit sich ausmachen? Der Graublauhaarige wollte es sich nicht eingestehen, aber er vermisste heimlich das Lächeln des Chinesen. Nicht ein einziges Mal hatte Rei seit ihrem Treffen ehrlich gelächelt, oder aus Freude. Und auch seine goldenen Augen zeugten nur von Trauer, Schmerz und tiefen Wunden, wie er selbst sie einst hatte. Es war, als würde er dem schmerzhaften Ebenbild seiner Seele gegenüberstehen. Rei hatte es nicht verdient genau wie er zu leiden. Und Kai wurde klar, dass wenn er wollte, dass Rei genau das tat und wieder wie früher wurde, musste er ihm helfen. Er musste ihm aus der Abtei helfen, egal aus welchen Gründen auch immer er da war. Egal aus welchem Blickwinkel; die Abtei war grauenvoll und nicht das Richtige für Rei, selbst wenn er es anders sehen sollte. Doch so heldenhaft dieser Gedanke ihm auch vorkam, so unmöglich erschien es ihm auch ihn umzusetzen. Er kannte die Abtei gut genug, um zu wissen, dass es fast unmöglich war ihr zu entkommen. Kai erinnerte sich nur zu gut, wie er selber sich jede Nacht in der Abtei Jemanden gewünscht hatte, der ihn aus diesem Loch holte. Er war zu stolz um nach Hilfe zu schreien, aber seine ganze Seele und sein ganzer Verstand hatten sich nur noch an Hoffnung geklammert. Und auch wenn er sich nie in Menschen hineinversetzte, weil er es nicht für nötig hielt und genug mit sich selber beschäftigt war, so konnte er sich denken, dass es Rei genauso gehen musste; wenn nicht sogar schlimmer. Rei war anders als er. Ganz anders. Er passte charakterlich überhaupt nicht in dieses Grundschema der Abtei hinein. Die Abtei kreierte herzlose Maschinen, die nur den Sieg im Sinn hatten. Wer Mitleid hatte wurde verachtet und wer Anderen half, wurde zum Verräter gegenüber seines Lehrmeisters. Kai war von Grund auf nicht der Emotionalste. Das hatte einerseits die Abtei geprägt, da er quasi mit ihr aufgewachsen war, doch andererseits, war er eben so, wie er war. Doch Rei… Er war das genaue Gegenteil. Kais Augen flammten auf. Niemand würde Rei ausnutzen. Niemand sollte ihm wehtun, ihn anschreien, oder auch nur anfassen. Allein der Gedanke daran, dass Rei denselben Prüfungen unterzogen wurde, die er selbst einst zu absolvieren hatte, riefen Übelkeit in ihm hervor. Es war grausam und machte einen seelisch kaputt. Er selber war schon fast ein psychisches Wrack, was das anbelangte, doch das war im Moment nicht von Belang. Wie von selbst bewegten sich seine Beine. Schnellen Schrittes näherte er sich der Tür, in der auch Boris verschwunden war. Vorsichtig lugte er durch das schlitzartige Fenster in der oberen Hälfte der Tür. Er konnte erkennen, dass Boris, sowie die beiden kräftigen Handlanger um ein Krankenbett herumstanden. Sie verhinderten die Sicht auf die Person, die in dem Bett lag, doch Kais Instinkt nach, handelte es sich sicher um den jungen Chinesen. Als er kurzzeitig lange, schwarzviolette Haare schimmern sah, hatte er auch den Beweis. Kai atmete tief ein und aus. Er durfte nicht überstürzt handeln. Denn auch, wenn in ihm das Blut pochte und seine Gedanken und Gefühle unruhig und voller Impulse in seinem Körper umher hasteten, so durfte er nicht unüberlegt handeln und seinen Verstand ausschalten, nur weil Hass und Wut überhand gewannen. Wie konnte er Rei da am Effektivsten heraushelfen? Sollte er Boris ablenken, damit der Chinese türmen konnte? Aber das würde dieser wohl in seinem derzeitigen Zustand kaum zustande bringen. Was konnte er also tun? Was? Er sah sich fieberhaft suchend um und hatte Glück. Die Krankenschwester kam gerade in den Flur hinein gebogen. Kai sah kurz noch einmal durch das Türfenster, doch Boris schien sich nur mit seinen Leuten zu unterhalten. Dann drehte er sich zur Krankenschwester und winkte sie ungeduldig zu sich her. „Kann ich ihnen hel…“, wollte die Schwester wissen, als sie bei Kai ankam, aber dieser hielt ihr schnell den Mund zu und sah sie mörderisch an. Die Schwester blickte ihn verwirrt an, doch der Graublauhaarige hatte sich blitzschnell dem Fenster zugewandt, um sich zu versichern, dass Boris noch immer am diskutieren war. Er wandte sich wieder der Schwester zu und raunte ihr zu: „Das ist das Zimmer von einem Patienten der vor ca. 1 ½ Stunden eingeliefert wurde, auf Grund von schlimmen, inneren Verletzungen… Besucher sind nicht erwünscht, oder?“ Die Schwester schien irritiert, aber nickte kurz. Kai grinste bösartig. „Dann werden sie wohl die Personen, die sich in diesem Zimmer aufhalten sofort hinausschmeißen, richtig?“ ~°~°~ Rei blinzelte, als das grelle Licht seine Augen blendete. Es war seltsam weiß um ihn herum. Was war hier los? Wo war er? Er wollte sich aufrichten, aber ein starker Schmerz in seiner Magengegend ließ ihn wieder zurücksinken. Ein leises Stöhnen verließ seine Kehle. Verdammt, tat das weh… „Bleib liegen.“, ertönte ein bekannte Stimme neben ihm. Sie war tief und warm. Und trotzdem ließ die Tonlage keinen Wiederspruch gelten. Rei drehte langsam seinen Kopf nach rechts, von wo er die Stimme vernommen hatte und erschauerte unwillkürlich leicht. Kai saß mit etwas Abstand auf einem Stuhl neben seinem Bett und musterte ihn mit seinen rubinartigen Augen. „Kai…“, flüsterte der kleine Chinese heiser und spürte, wie sein Herz einen Sprung machte. Wieso war er denn hier? Wo waren sie überhaupt? Allen Anschein nach in einem Krankenhaus… Aber was war passiert? Lauter unbeantwortete Fragen turnten durch seinen Kopf und er sah Kai fragend an. „Boris war hier.“, kam es nach einiger Zeit von dem Russen und Ray zuckte zusammen. Boris? Etwas in ihm begann zu rotieren und nervös sah er Kai an. „Was wollte er?“, fragte er leise und fühlte, wie in ihm die Angst aufstieg. Sie drückte ihm leicht die Kehle zu und ihm wurde erneut leicht Übel. „Ich denke mal, das liegt auf der Hand.“ „Und wieso bin ich dann noch hier?“ „…“ Ein seltsamer Ausdruck schlich sich auf das Gesicht des Russen, doch er schwieg. Rei musterte ihn noch immer unsicher, aber etwas ruhiger. Wenn Kai hier war, war alles gut. Er fühlte sich sicher. Zwar konnte er sich nicht wirklich erklären, was er hier machte, aber er wusste, dass wenn er fragte, er nur Kais heiligen Zorn heraufbeschwören würde. Und in seinem jetzigen Zustand wollte er nicht streiten. Denn wenn er mit Kai stritt, wurde es oft sehr laut und es blieben ein wutschnaubender Kai und ein meist ebenso wütender und verletzter Rei zurück. „Danke.“, unterbrach er schließlich sanft das Schweigen und zog den Blick des Graublauhaarigen erneut auf sich. Dieser nickte nur. Als Rei jedoch Anstalten machte aufzustehen, handelte der Graublauhaarige schnell und drückte den Kleineren in sein weißes Bett zurück. „Hier geblieben.“ „Ja, aber….“ „Kein aber. Du bist hier fürs erste sicher. Wenn du jetzt kopflos raus rennst, fangen dich Voltaires Leute ab. Willst du das?“, er zog eine Augenbraue hoch und sah sich vielsagend im Raum um. Doch Rei übersah das. „Nein!“, entfuhr es ihm sofort und Kai’s Mundwinkel zuckten leicht sarkastisch. Wieder herrschte Schweigen und wiederholt zwirbelte der junge Chinese an seiner violetten Haarsträhne. Erneut traute er sich nicht zu fragen. Ein drückendes Gefühl hatte sich auf seinen Körper gelegt. Es gab ihm das Gefühl, dass die Frage mehr als 50 Tonnen wog und er sie Kai nicht aufbürden wollte, aber unbedingt loswerden musste. „Würdest du…“, setzte er leise an und sah ihm verlegen in die Augen. Kai sah gleichgültig zurück. „…würdest du mir…vielleicht…aus der Abtei helfen?“, presste er hervor und seine bernsteinfarbenen Seelenspiegel suchten die seines älteren Gegenübers. All seine Hoffnung war in seinen Augen zu lesen und er krallte sich unbewusst in seine weiße Krankenbettdecke. Rei wusste, dass Kai guten Grund hatte ihn links liegen zu lassen und ihm ‚Hilfe‘ zu verweigern. Er hatte ihn in seinen Augen schließlich hintergangen. Kai sah ihn an und in seinem Blick lag ein ungewöhnlich finsterer Ausdruck. Als wollte er ihn abweisen, oder dazu bringen nicht weiter zu sprechen. Erneut hob er warnend eine Augenbraue und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Wieso bemerkte Rei es nicht? Dieser griff Kais Reaktion falsch auf und bekam plötzlich Zweifel. Er biss sich auf die Unterlippe. Eigentlich war es nicht fair von ihm, um Hilfe zu bitten. Er wühlte Kais Vergangenheit auf, die er selber extra sorgsam zugedeckt hatte, indem er ihn aus der Abtei geholt hatte. Und seiner Ansicht nach, schuldete Kai ihm rein gar nichts, da er ihn nicht darum gebeten hatte, ihm in irgendeiner Weise zu helfen. Natürlich; Ray hatte zu dem Zeitpunkt über Kais Befinden, seine Wünsche und Ängste Bescheid gewusst. Und auch wenn sein damaliger bester Freund es nie ausgesprochen hatte, so war ihm klar gewesen, dass Kai sich nichts sehnlicher als seine Freiheit wünschte. Trotzdem, war nie eine Bitte über die Lippen des Russen gekommen. Sein Stolz verbot ihm vieles und diese Art von ‚um Hilfe bitten‘ gehörte ganz oben auf die Liste. Aus diesem Grund hatte Ray es auch vorgezogen seinem Freund nicht zu offenbaren, wem der Verdienst galt, dass er von einen auf den anderen Tag einfach so entlassen worden war. Vielleicht hatte Kai geahnt, wer dahinter steckte, als mit seiner Entlassung auch sein bester Freund wie vom Erdboden verschluckt wurde. Aber nie mit Sicherheit gewusst. Und er wäre gekränkt gewesen…todsicher. Er wäre in seiner Ehre verletzt gewesen und hätte ihn schließlich wie Luft behandelt. Und wenn er erfahren hätte, dass der jüngere Chinese sich dadurch auch noch selbst ‚verkauft‘ hatte… Er wäre ausgerastet…bestimmt. Rei kannte den großen Stolz seines Freundes. Den großen Ego und das große Vertrauen in sich selbst, das er heimlich immer bewundert hatte, waren Kai schon öfters ein Hindernis gewesen, aber auch eine große Hilfe. Vertieft in seine Gedankengänge, die verkettet mit der Vergangenheit ihn für einen Moment abwesend erscheinen ließen, holte er sich selbst schnell wieder in die Realität zurück, als er bemerkte, wie Kai sich ungeduldig räusperte. „Ich…uhm…“, fing Ray leise an und schaute unbehaglich zu dem Älteren hin. „…Ich meinte…ob du vielleicht eine Möglichkeit weißt, wie man aus ihr fliehen kann…denn ehrlich gesagt, behagt es mir nicht wirklich dort…Es…es sollte keine Bitte, oder so etwas sein…“ Er lächelte nervös und etwas aufgesetzt und sah Kai abwartend an. Dieser zog die Stirn kraus. „Jetzt Halt’s Maul. Kein Ton mehr.“, zischte er leise und funkelte Ray warnend an, was diesen schlucken ließ. Er begriff noch immer nicht. Er fühlte sich unter Kais Blicken auf einmal schwach und irgendwie entblößt. Doch er konnte nicht genau mit sich ausmachen, was ihn so aus der Bahn warf. Kais schroffer Umgangston? Den kannte er doch nur zu gut. Seine mehr oder weniger harsche Ausdrucksweise? Nein, auch die war ihm bekannt, obwohl sie eigentlich nie auf ihn angewandt worden war. Was hatte er denn falsch gemacht? Er hatte doch nur… Rays Gedanken wirbelten durcheinander und türmten sich aufeinander auf. Musste er sich entschuldigen? Jetzt sofort? Dafür, dass er Kai auf etwas angesprochen hatte, was dieser vielleicht grundlegend hatte vermeiden wollen? „Entschuldige bitte…ich hatte nicht vor…“, stammelte er und war über sich selbst erschrocken, als seine Stimme einen seltsam hohen Klang annahm. „Also ich wollte dich nicht irgendwie mit einspannen…ich wollte ja nur wissen…“ Kai glich einem Vulkan, der kurz davor war zu explodieren. Und Rei einem Häufchen Elend, das die Welt nicht mehr verstand, als er auch schon Kais Hand auf den Mund gepresst bekam, was ihn am weitersprechen hinderte. „Bist du denn lebensmüde??“, zischte Kai gefährlich nahe an Reis Ohr und jagte dem Kleineren einen Schauer über den Rücken, der sich gewaschen hatte. Alles was Rei erwidern konnte, war einen fragenden Laut unter Kais Hand hervorzubringen. „Wenn du dich etwas genauer umschaust, dürfte dir auffallen, dass in der linken Ecke uns gegenüber ein kleiner schwarzer Punkt ist. Was glaubst du was das ist? Richtig!- Eine Überwachungskamera! Rate mal, wer sie da angebracht hat?! Richtig!- Boris!“ Kais Stimme war sehr gedämpft, aber dennoch laut genug, dass Rei jedes Wort verstehen konnte. Und ihm ging auf einmal ein Licht auf, weswegen Kai sich so seltsam verhalten hatte. „Wenn du also in Gegenwart dieser Minikamera, wie du am besten fliehen kannst, ist das klug? Richtig! – Nein, ist es nicht! Und wenn du nicht aufhörst mich so falsch anzulächeln, werde ich wahnsinnig und schüttel dich so lange, bis es dir vergeht. Alles klar?“ Vollkommen irritiert nickte Rei langsam und starrte Kai völlig überrumpelt an, als dieser sich etwas von seinem Ohr entfernte. Seine Gedanken überhäuften sich und ließen sich nicht klar zu Ende führen. Er hatte diese Kameras tatsächlich nicht gesehen. Natürlich war es da nicht gerade klug nach möglichen Fluchtversuchen zu fragen. Und wenn er weiter darüber nachdachte, hätte er sich sogar dafür ohrfeigen könne. Kai hatte doch gesagt, dass Boris hier gewesen war; es war zu erwarten gewesen, dass er nicht unbewacht blieb. Außerdem hatte er mit seinen Blicken ihn schon die ganze Zeit darauf aufmerksam machen wollen, wie es ihm in den Sinn kam. Rei stieg die Hitze ins Gesicht. Er war so ein Idiot…! Er hätte das doch sofort merken müssen, so offensichtlich wie das war. Und der zweite genannte Punkt von Kai tat ein Übriges und vertiefte die Röte des Chinesen. Er lächelte falsch?! So etwas fiel Kai auf und erzürnte ihn? Er musste sich ein glückliches Schmunzeln verkneifen. Das erste seit langer Zeit. Es war fast überwältigend, was diese Tatsache in Rei auslöste. Am liebsten hätte er Kai das ehrlichste Lächeln geschenkt, das er zu bieten hatte. Doch seine Miene blieb fast unverändert. Zu ernst war die Lage. Und seine Schmerzen hatten sich noch lange nicht gelegt. Unmerklich seufzte Ray auf und sah verunsichert zu Kai, der sich wieder normal positioniert hatte und den Blick fest erwiderte. Schließlich beugte sich Kai wieder zu ihm und musterte Ray ausgiebig, was diesem eine feine Röte ins Gesicht trieb. Er mochte es überhaupt nicht leiden so direkt angestarrt zu werden, wenn kein erdenklicher Grund vorhanden war. Und ohne es beeinflussen zu können, erschienen Bilder vor seinem inneren Auge. Was, wenn Kai jetzt doch etwas näher kommen würde? So nah…dass sie sich fast… Der Russe schenkte ihm einen leicht spöttischen bis amüsierten Blick, als die Röte in dem femininen Gesicht seines Gegenübers zunahm. Er näherte sich erneut Rays Ohr und hauchte: „Ich werde dich da rausholen, du hast mein Ehrenwort.“ °~°~ °~°~ Jaja, ich weiß… kai hat seine Tage XD *behauptet* *nodd* Ich hoffe, das Kapitel hat euch einigermaßen zugesagt,…schreibt mir n Kommi! :D Minou Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)